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Industrielle Wertschöpfungsketten Wie wichtig ist die Industrie?

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Industrielle Wertschöpfungsketten

Wie wichtig ist die Industrie?

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Deutschland lebt von seinem industriellen Geschäftsmodell

Industrieland Deutschland stärken

Die Industrie in Deutschland erlebt derzeit eine Renais-sance. Seit über 15 Jahren ist ihr Beitrag zur gesamtwirt-schaftlichen Wertschöpfung stabil. Die Krise der Jahre 2008 und 2009 wurde überraschend schnell überwunden. Auch die Europäische Kommission entdeckt die Industrie neu und will ihren Wertschöpfungsanteil in der EU von derzeit 16 auf 20 Prozent ausbauen. Auch im Ausland wird zunehmend erkannt, dass die Industrie eine wichtige Drehscheibenfunktion für Wertschöpfungsketten hat. Die Industrie ist deshalb viel mehr als es ihr eigener Beitrag zur Wertschöpfung ausdrückt, gerade auch im Industrie-land Deutschland.

Ein starker industrieller Kern und die Fähigkeit zur Be-herrschung komplexer industrieller Wertschöpfungsketten

werden immer mehr zum Schlüssel für internationale Wettbewerbsfähigkeit. Die vorliegende Broschüre stellt Fakten, Argumente und Zusammenhänge zur Definition, Bedeutung und Entwicklung der Industrie in Deutschland und anderen wichtigen Volkswirtschaften vor. Dabei wer-den auch Chancen und Bedrohungen in den Blick genom-men. Die Leitfragen sind:

• Warum ist Industrie wichtig?

• Wie bedeutend ist die industrielle Wertschöpfungskette und wie wird sie sich verändern?

• Wo steht die deutsche Industrie im internationalen Vergleich?

Industrie ist mehr als der eigene Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung.

Ulrich Grillo Präsident Bundesverband der Deutschen Industrie e.V.

Dr. Markus Kerber Hauptgeschäftsführer und Mitglied des Präsidiums Bundesverband der Deutschen Industrie e.V.

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Industriebegriff ........................................................................................................................................................................ 8

Bedeutung der Industrie ....................................................................................................................................................... 10

Industrieller Mittelstand ....................................................................................................................................................... 16

Industrieller Strukturwandel ................................................................................................................................................ 18

Industrielle Wertschöpfungsketten ..................................................................................................................................... 23

Geschäftsmodell D ................................................................................................................................................................ 29

Standortqualität ..................................................................................................................................................................... 32

Chancen und Bedrohungen der Industrie ........................................................................................................................... 35

Impressum .............................................................................................................................................................................. 36

Inhaltsverzeichnis

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Industrie ist viel mehr als nur das Verarbeitende Gewerbe.

Vier Konzepte

BranchensichtIndustrie ist ein Wirtschaftszweig.• Eng: Verarbeitendes Gewerbe• Weit: Produzierendes GewerbeZuordnung nach dem Schwerpunktprinzip

Kernfakten für Deutschland:• BWS-Anteil des Verarbeitenden Gewerbes:

22,6 Prozent (2011)• 73 Prozent aller Exporte (2011) und 87 Prozent der FuE-

Ausgaben (2010)

ProduktsichtIndustrie ist, wer überwiegend Industrieprodukte herstellt und verkauft.

Kernfakten für Deutschland:• Kein Industrieunternehmen verkauft nur Industriepro-

dukte• Ein Drittel des Umsatzes der Industrieunternehmen sind

laut Befragungen keine reinen Industrieprodukte • 23 Prozent der Umsätze der anderen Branchen bestehen

aus Industriewaren

VerbundsichtIndustrie ist »eigene Wertschöpfung plus Vorleistungs-verbund« mit anderen Branchen.• Verbund: Vorleistungskäufe anderer Branchen minus

Einkäufe der Industrie bei anderen Branchen• Gesamtwirtschaftlich ist dieser Saldo Wertschöpfung

Kernfakten für Deutschland• Beitrag des Verbundes zur BWS: 10,2 Prozent (2008)• Bedeutung der Industrie mit Verbund: 30,2 Prozent

(2008)

ProzesssichtIndustrie ist, wer identisch reproduzierbare Güter her-stellt.• Erweitert klassische Industrie um Dienstleister mit in-

dustriellen Produktionsverfahren

Kernfakten für Deutschland:• Auf zwei klassische Industrieunternehmen kommt

ein Dienstleistungsunternehmen mit industriellen Ferti-gungsprozessen

BranchensichtDie bekannteste Definition von Industrie baut auf der internationalen amtlichen Nomenklatura der Wirtschafts-zweige auf. Zur Industrie gehören in einer weiten Abgren-zung das Produzierende Gewerbe oder in einer engeren Sicht das Verarbeitende Gewerbe. Dieses Konzept ist in-ternational abgestimmt und verbreitet.

VerbundsichtDie Verbundsicht ermittelt den Wertschöpfungsbeitrag, den die Industrie allein und mit anderen Branchen über Vorleistungsverflechtungen gemeinsam erwirtschaftet. Das betrifft in Deutschland rund ein Drittel der gesamten

Bruttowertschöpfung. Anders als beim Branchenkonzept wird die wichtige Drehscheibenfunktion der Industrie für die Organisation branchenübergreifender Wertschöp-fungsketten betont.

ProduktsichtBei der Produktsicht wird – wie bei der Verbund- und Pro-zesssicht – ein Blick auf die konkreten Tätigkeiten der Unternehmen gerichtet. Keines der Industrieunternehmen verkauft nur Industrieprodukte. Viele haben bereits ein hybrides Geschäftsmodell, bei dem über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg auch Dienstleistungen ange-boten werden.

Industriebegriff

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ProzesssichtEin völlig neues Konzept für die Definition von Industrie ist die Prozesssicht. Das wesentliche Merkmal ist die iden-tische Reproduzierbarkeit der Produkte, da ihre Herstel-lung auf Stücklisten, Konstruktionen, Rezepturen oder klaren technischen Spezifikationen beruht. Damit ist im Regelfall ein Material- und Ressourcenverbrauch verbun-den. Als zusätzliches Merkmal kommt die Lagerbarkeit hinzu – also die Trennung von Produktion und Verwen-dung. Beide Kriterien erfüllen auch viele Dienstleistungen, wie die Herstellung von Software oder technische Dienste. Auf zwei Industrieunternehmen kommt rund ein Dienst-leister, der industriell fertigt.

Unternehmen, die identisch reproduzierbare Produkte herstellen, haben sehr ähnliche Anforderungen an den Standort. Sie produzieren kapitalintensiv, betreiben Ma-schinen und Anlagen, benötigen größere Flächen, sind überdurchschnittlich energieintensiv, arbeiten nicht emis-sionsfrei, brauchen technologieintensives Wissen und ihre Mitarbeiter haben ähnliche Kompetenzen. All das macht sie zu natürlichen Verbündeten im Bemühen um indust-riefreundliche Rahmenbedingungen. Dieser neue Indust-riebegriff ist deshalb insbesondere im Rahmen der politischen Interessensvertretung und der Öffentlichkeits-arbeit relevant.

Konzept Pro Contra

Branchen-

konzept

+ Daten international abgestimmt verfügbar

+ Branchenschlüssel weit verbreitet

– Unternehmen ist eine Blackbox

– Bildet Wertschöpfungsketten nicht ab

Verbund-

konzept

+ Zeigt Vorleistungsverflechtungen

+ Betont Drehscheibenfunktion der Industrie

– Keine amtlichen Daten

– Nur branchenübergreifende Verflechtungen

Produkt-

konzept

+ Zeigt tatsächliche Umsatztätigkeit

+ Verdeutlicht Bedeutung von Dienstleistungen

– Kaum amtlichen Daten

– Keine Betrachtung über Produktlebenszyklen

Prozess-

konzept

+ Identische Reproduzierbarkeit erweitert den Kreis der

Industrieunternehmen

+ Neue Interessenskoalitionen möglich

– Keine amtlichen Daten

– Gewisse Willkürlichkeit durch Eigenschätzungen

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Seit 15 Jahren erlebt die Industrie eine Renaissance. Ihr Anteil an der Wertschöpfung in Deutschland ist stabil auf einem hohen Niveau.

In den meisten anderen Ländern ist dies nicht der Fall. Deutschland ist gemessen an der Bruttowertschöpfung weltweit das viertgrößte Industrieland. Unter 51 relevan-ten Industrieländern liegt Deutschland bei der Industrie-dichte auf Rang neun.

Unabhängig von einem weltweiten Trend zur Tertiarisie-rung ist die Industrie, vor allem auch vor dem Hintergrund der weltweiten Finanzkrise, weiterhin ein bedeutender Faktor.

Beitrag zu Wertschöpfung, Beschäftigung und EinkommenIndustrie ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor mit über-durchschnittlicher Produktivität und Verdienstmöglich-keiten.

Partizipation am Wachstum und Wohlstand der WeltIndustrieprodukte sind weltweit handelbar. Die Produzen-ten können so am Aufschwung in den Wachstumsregionen direkt partizipieren.

Motor für die Generierung von WissenWissen ist der wichtigste Produktionsfaktor der deutschen Wirtschaft. Die Industrie ist hier überdurchschnittlich stark engagiert.

DrehscheibenfunktionDie Industrie ist stark mit Dienstleistungsunternehmen verflochten. Sie ist eine zentrale Drehscheibe für Wert-schöpfungsketten.

Beitrag zum MittelstandAuch die Industrie ist mittelständisch geprägt. 10 Prozent der KMU zählen zum Verarbeitenden Gewerbe, in ihnen arbeiten 20 Prozent der in KMU Beschäftigten.

Lösung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher ProblemeOhne die Produkte der Industrie sind viele gesellschaftli-che Probleme wie etwa die Staatsverschuldung oder die soziale Sicherheit nicht lösbar.

Arbeitsplätze im ländlichen RaumDie Produktionsstandorte verlagern sich von den Bal-lungsräumen hin zum ländlichen Raum. Die Industrie stellt dort einen noch bedeutenderen Wirtschaftsfaktor dar.

Beitrag zu Wertschöpfung, Beschäftigung und EinkommenDie Industrie trägt wesentlich zur gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung bei. 2011 war das Verarbeitende Gewerbe für 22,6 Prozent der Wertschöpfung in Deutschland direkt verantwortlich.

Ein weiterer prägender Faktor der Industrie ist ihre hohe Produktivität. So wurden die 22,6 Prozent der Bruttowert-schöpfung mit 18 Prozent des gesamtwirtschaftlichen Arbeitsvolumens erwirtschaftet.

Der durchschnittliche Mitarbeiter erwirtschaftete 2011 im Verarbeitenden Gewerbe eine Bruttowertschöpfung von über 50 Euro je Stunde. Gesamtwirtschaftlich waren es nur rund 40 Euro.

Gleichzeitig sind die Einkommen in der Industrie über-durchschnittlich hoch. So vereinten die Arbeitnehmer des Verarbeitenden Gewerbes im Jahr 2011 25,1 Prozent des Arbeitnehmereinkommens auf sich.

Fakten und Argumente.

Bedeutung der Industrie

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Daraus ergibt sich in der Industrie ein Arbeitnehmerent-gelt je Arbeitsstunde von 33,82 Euro. In der Gesamtwirt-schaft sind es lediglich 27,30 Euro.

Internationale SichtWeltweit ist der Beitrag der Industrie zur Bruttowert-schöpfung geringer als in Deutschland. Gleichwohl ist sie mit 17,5 Prozent der weltweiten Wertschöpfung nach wie vor ein Wirtschaftsbereich mit hohem Gewicht.

Deutschland ist hinter China, den USA und Japan weltweit die viertgrößte Industrienation. Unter 51 betrachteten Industrieländern gibt es nur acht, die einen größeren Industrieanteil als Deutschland haben.

Der höchste Anteil des Verarbeitenden Gewerbes findet sich heute nicht in den klassischen Industrienationen, sondern vor allem in den Schwellenländern. So liegt der Anteil in den Industrieländern innerhalb und außerhalb Europas durchschnittlich bei 15 Prozent. In Mittel- und Osteuropa beträgt dieser 19 Prozent, in den BRICS-Staa-ten sogar 23 Prozent.

Vor allem in Südostasien ist das Verarbeitende Gewerbe mit durchschnittlich 25 Prozent der Bruttowertschöpfung ein starker Faktor.

Deutschland besitzt jedoch von allen klassischen Industrie-ländern noch den höchsten Anteil des Verarbeitenden Ge-werbes an der Bruttowertschöpfung.

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Globalisierung als Wachstumsmotor • Exporte und Direktinvestitionen entwickeln sich dyna-

mischer als Wertschöpfung und Produktionswert• Verarbeitendes Gewerbe ist Träger des Außenhandels• Exportquoten im Verarbeitenden Gewerbe steigen welt-

weit an

Die deutsche Industrie ist sehr exportorientiert. Die Ex-portquote des Verarbeitenden Gewerbes hat sich von 32,7 Prozent (1995) auf 51,9 Prozent (2011) erhöht. Gleich-zeitig wuchs die Außenhandelsüberschussquote (Exporte minus Importe zu Produktionswert) von 8,7 auf 15,7 Pro-zent.

Deutschland profitiert durch seine Exporte vom Auf-schwung in allen Wachstumsregionen weltweit. Besonders die BRICS- und MOE-Staaten importieren einen signifi-kanten Anteil ihrer Güter aus der Bundesrepublik.

Die Industrie spielt dabei eine zentrale Rolle. 72,6 Prozent der gesamten Exporte entfallen auf das Verarbeitende Gewerbe. Sie ist die treibende Kraft hinter dem deutschen Status als Exportnation Nummer zwei, knapp hinter China.

Zwar ist auch in anderen Ländern das Verarbeitende Ge-werbe ein bedeutender Exportfaktor, weltweit wird jedoch nur in fünf anderen Ländern ein höherer Anteil des Ex-ports vom Verarbeitenden Gewerbe erbracht. Der durch-schnittliche Anteil weltweit liegt bei gut 57 Prozent.

Der deutsche Außenhandel ist stark auf höherwertige Produkte konzentriert. Hoch produktive Vorleistungsgü-ter und innovative Investitionsgüter spielen dabei eine herausragende Rolle.

Die Industrie als Motor der Außenwirtschaft.

Exporte und Direktinvestitionen

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Die deutsche Wirtschaft lebt von klugen Köpfen.

Produktionsfaktor Wissen

Forschung und EntwicklungFuE ist eine Domäne der Industrie• Anteil des Verarbeitenden Gewerbes an allen FuE Aus-

gaben 2010: 86,7 Prozent• FuE-Quote 25 mal so hoch wie in anderen Branchen

FuE in Unternehmen• 70 Prozent der Unternehmen betreiben FuE• Forschungsintensive Industrie sogar 90 Prozent

MINT-BeschäftigteStarke Ausrichtung auf Technik und Technologien ist ein wesentlicher Beitrag zum Erfolg• MINT-Beschäftigte als gute Messziffer für Technologie-

orientierung der Unternehmen• 533 MINT-Kräfte je 1.000 Mitarbeiter im Vergleich zu

294 in der Gesamtwirtschaft• Mit 9,4 Prozent hoher Anteil an MINT-Akademikern im

Verarbeitenden Gewerbe (Gesamtwirtschaft: 5,9 Pro-zent)

InnovationsfähigkeitIndustrie auch bei Innovationen vorne• Innovationen entscheidend für Wettbewerbsfähigkeit• Innovationsaufwand und -ertrag überdurchschnittlich

Industrie Andere

Innovationsaktivität 65 Prozent 60 Prozent

Marktneuheiten 18 Prozent 14 Prozent

Qualitätsverbesserung 17 Prozent 17 Prozent

Internationaler Vergleich• Deutsche Industrie setzt auf FuE • Anteil der Industrie mit FuE überdurchschnittlich stark• Auch in anderen Ländern ist die Industrie stark in FuE• Deutschland international auf Rang 8 in FuE

FuE in Prozent BWS Ver. Gew.in Prozent FuE

Deutschland 7,7 89,2

Industrieländer 6,7 58,0

Ø 2005-2009

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VorleistungsverbundDer eigene Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Wertschöp-fung durch das Verarbeitende Gewerbe betrug im Jahr 2008 rund 444 Milliarden Euro. Dies entspricht 20 Pro-zent der Wertschöpfung Deutschlands nach dem Produkt-konzept der Input-Output-Rechnung. Gleichzeitig wurden 227 Milliarden Euro mehr an Vorleistungen bei anderen Branchen eingekauft als dorthin verkauft. Dies entspricht noch einmal 10,2 Prozent der Wertschöpfung in Deutsch-land. Ohne das Verarbeitende Gewerbe würde diese Wert-schöpfung nicht entstehen. Direkt oder indirekt liefert das Verarbeitende Gewerbe somit einen Beitrag von 30,2 Pro-zent zur Wertschöpfung innerhalb Deutschlands.

Ein solch positiver Vorleistungsverbund ist auch in ande-ren Ländern nicht unüblich. Von 45 repräsentativ unter-suchten Ländern war bei 42 ein Überschuss beim Saldo aus eingekauften und verkauften Leistungen des Verarbei-tenden Gewerbes zu verzeichnen.

Besonders stark ausgeprägt ist die Drehscheibenfunktion der Industrie in Tschechien, Schweden und Deutschland. Hier liegt der durchschnittliche Anteil der Bruttowert-schöpfung durch den Vorleistungsverbund Mitte der 2000er Jahre bei über acht Prozent.

Durch Einkauf von Vorleistungen bei anderen Branchen ist die Bedeu-tung der Industrie größer als es ihr eigentlicher Wertschöpfungsanteil ausdrückt.

Drehscheibenfunktion der Industrie

Vorleistungsverflechtung mit In- und Ausland

Quellen: Statistisches Bundesamt (2012), IW Consult (2012)

Importe / Exporte

Verkäufe

Sonstige Dienste

Agrarwirtschaft

Bergbau

Energie / Wasser

Bauwirtschaft

Logistik

Kommunikation

Finanzdienste

Unternehmensdienste

VerarbeitendesGewerbe

553,0

38,3

23,6

7,1

39,1

5,2

104,7

11,9

36,4

96,9

Einkäufe

23,6

39,1

6,4

2,5

5,9

43,7

20,0

12,3

2,1

5,0

748,0

Inland 364,0 136,9

Saldo227,1

Verbundwertschöpfung

Inla

ndA

usla

nd

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Durchschnittlich 27,7 Prozent aller Arbeitnehmer in länd-lichen Gebieten sind im Verarbeitenden Gewerbe beschäf-tigt. Dies sind zwölf Prozent mehr als in den urbanen Ballungszentren. Unter den 50 Standorten mit den höchs-ten Industrieanteilen befinden sich nur sechs städtische Regionen mit großer industrieller Tradition wie etwa Wolfsburg oder Ingolstadt.

Die große Bedeutung der Industrie für den ländlichen Raum in Deutschland hat sich dabei in den 70er und 80er Jahren herausgebildet.

Betrachtet man die Verteilung der Industrie innerhalb Deutschlands ist außerdem ein Ost-West- und ein Nord-Süd-Gefälle sichtbar.

Die Industrie ist ein wichtiger stabilisierender Faktor für die Wirtschafts-kraft und Perspektive der ländlichen Räume.

Industriedichte

Industriedichte der Regionen Deutschlands 2010

Quellen: Bundesagentur für Arbeit (2012), IW Consult (2012)

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Der Mittelstand im europäischen Vergleich

Land Unternehmen Beschäftigte

Deutschland 98,1 Prozent 48,3 Prozent

Frankreich 99,3 Prozent 56,2 Prozent

UK 98,9 Prozent 57,8 Prozent

Spanien 99,6 Prozent 72,3 Prozent

Quelle: Eurostat (2012)

Die Industrie im Mittelstand98,1 Prozent der Unternehmen in Deutschland haben 250 oder weniger Beschäftigte und zählen nach dieser engeren Definition zum Mittelstand.

Jedes zehnte mittelständische Unternehmen gehört dabei zum Verarbeitenden Gewerbe. Gleichzeitig erwirtschaften diese Unternehmen 26,5 Prozent des Umsatzes aller mit-telständischen Unternehmen.

Jedoch besitzen auch andere Länder ähnliche Werte bei den Anteilen des Mittelstandes an den Beschäftigten und Unternehmen des jeweiligen Landes.

Bedeutung von FamilienunternehmenFamilienunternehmen dominieren maßgeblich die deut-sche Unternehmenslandschaft. 84 Prozent der deutschen Industrieunternehmen sind laut Schätzungen Familienun-ternehmen.

Typische Merkmale von Familienunternehmen sind:• Einheit von Eigentum und Leitung• Hohe Standortverbundenheit• Persönlicher Bezug zu Kunden und Mitarbeitern

Sie zeichnen sich so durch schnelle Entscheidungsabläufe und flexibles Reagieren auf Marktveränderungen sowie eine starke Bindung zu ihren Kunden aus. Sie sind für rund 30 Prozent des Umsatzes der Industrie verantwort-lich.

Die deutsche Industrie ist mittelständisch geprägt. Gleichzeitig ist die Industrie ein wichtiger Beschäftigungs- und Umsatzmotor für den deutschen Mittelstand.

Industrieller Mittelstand

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Spezialisierung als ErfolgsmodellDer industrielle Mittelstand in Deutschland ist besonders deshalb so erfolgreich, weil er sich auf die Fertigung indivi-dueller und hochwertiger Nischenprodukte spezialisiert hat. Häufig werden dabei regional eingegrenzte oder sehr spezialisierte Märkte bedient.

Wichtige Erfolgsfaktoren des Mittelstands sind die Quali-tät der Leistungen sowie Eigenschaften wie Zuverlässig-keit, Flexibilität, Schnelligkeit, Termintreue und Vertrauen, die sich unter der Überschrift »deutsche Tugen-den« zusammenfassen lassen.

Der Grad der Industrialisierung hängt dabei weitestge-hend von der Unternehmensgröße ab.• Große Mittelständler und Großunternehmen sind wei-

testgehend internationalisiert.• Industrieunternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern

haben noch Aufholpotenzial in der Globalisierung.• Forschung und experimentelle Entwicklung werden

vornehmlich in Großunternehmen durchgeführt.• Auf Industrieunternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern

entfallen nur knapp 13 Prozent der FuE-Aufwendungen.• Der Anstieg der Innovationsausgaben in den letzten 15

Jahren ist im Wesentlichen von Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten bestimmt.

Spezialisierung auf hochwertige, individuell gefertigte Nischenprodukte ist das Erfolgsmodell des deutschen Mittelstandes.

Geschäftsmodell Mittelstand

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Der Trend zur TertiarisierungDienstleistungen sind auch in der Industrie auf dem Vor-marsch. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts gewinnen Dienst-leistungen immer weiter an Bedeutung. Auch die Industrie bildet hier keine Ausnahme. Eine stärkere Kundenorien-tierung sowie die wachsende Nachfrage nach Komplettlö-sungen und maßgeschneiderten Produkten begründen diesen Trend. Solche Lösungen und Produkte enthalten immer häufiger einen umfangreichen Anteil an Dienstleis-tungen. Die von den Industrieunternehmen angebotenen Dienstleistungen ersetzen somit keine Industrieprodukte, sondern werden um die einzelnen Produkte herum entwi-ckelt und komplettieren das Angebot des Unternehmens.

Der Trend zu mehr Dienstleistungen lässt sich dabei aus verschiedenen Faktoren ableiten:• Der Wertschöpfungsanteil der Dienstleistungsbranche

hat sich seit 1995 noch einmal von 66,6 Prozent auf 68,3 Prozent erhöht.

• Dienstleistungsberufe machten im Jahr 2011 mit 68 Pro-zent sechs Prozentpunkte mehr aus als dies 15 Jahre früher der Fall war.

• Auch im Verarbeitenden Gewerbe geht der Trend zu mehr Dienstleistungstätigkeiten. Schon 2002 waren laut einer OECD Studie 40 Prozent der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe mit Dienstleistungstätigkeiten beschäftigt.

• Die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes erwirt-schaften nach Umfragewerten entsprechend nur noch 67,4 Prozent ihrer Umsätze mit reinen Industrieproduk-ten.

Ein Vormarsch von Dienstleistungen und forschungsintensiven Branchen findet auch in der Industrie statt.

Industrieller Strukturwandel

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Strukturwandel – in Deutschland und international

Hoher Wertschöpfungsbeitrag, steigende Produktivität und Einkommen kennzeichnen die deutsche Industrie.

DeutschlandTrend zur Deindustrialisierung gestoppt

Verarbeitendes Gewerbe liefert weiter einen signifikanten Beitrag zur BWS (22,6 Prozent)

Seit 1995: Produktivität: +69 Prozent; Stundenlöhne +45 Prozent

Einkommen und Produktivität sind höher als in der Gesamtwirtschaft

Arbeitsvolumen jedoch überdurchschnittlich stark gefal-len

InternationalEin Wirtschaftsbereich mit hohem Gewicht

Anteil Wertschöpfung weltweit: 17,5 Prozent

Produktivität wächst auch international überdurch-schnittlich

Deutschland im Vergleich

Es gibt nur acht Länder mit überdurchschnittlichem und wachsendem Industrieanteil:• Dazu gehören neben Deutschland Thailand, Korea,

Vietnam und Tschechien• Überdurchschnittliche und fallende Anteile in vielen

klassischen Industrieländern, z. B. USA, Großbritannien und Frankreich.

Anteil an der Bruttowertschöpfung

Quelle: Eurostat

21,4

22,3

23,1

19,5

22,6

19,0

20,0

21,0

22,0

23,0

24,0

1995 2000 2005 2010

Industrieanteile und deren Veränderung

Quelle: OECD (2012), Eurostat (2012), Weltbank (2012), IW Consult (2012)

Veränderung des Anteils 1995-2011

Anteil 2011

DE

KR

THA

VNM

0

5

10

15

20

25

30

35

40

-14 -12 -10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8

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Internationale Verbundsicht

LandGröße Verbund

Verbundwachstum*

Deutschland 31,1 Prozent +3,0 Prozentpunkte

Tschechien 35,9 Prozent +5,5 Prozentpunkte

China 38,3 Prozent +0,3 Prozentpunkte

USA 14,8 Prozent -3,9 Prozentpunkte

Quellen: OECD (2012), IW Consult (2012 ) * Mitte 2000er zu Mitte 1990er Jahre

Bei der Verbundsicht stehen die branchenübergreifenden Wertschöpfungsketten im Mittelpunkt. Industrieunter-nehmen kaufen in fast allen Ländern weltweit mehr Leis-tungen bei anderen Branchen ein als sie dorthin liefern. Die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Industrie ist um diesen Leistungssaldo höher als es der eigene Beitrag ei-gentlich ausdrückt.

Der Wertschöpfungsanteil dieses Verbundes ist in Deutschland besonders stark ausgeprägt. Mit 31 Prozent der Wertschöpfung liefert der Verbund international gese-hen einen hohen Anteil. Nur wenige Länder haben einen noch größeren Verbundanteil. In Tschechien und Deutsch-land hat sich dieser Anteil deutlich positiv entwickelt. In anderen klassischen Industrieländern, wie etwa den USA, ist er gefallen. Das zeigt die nachhaltig enge Verknüpfung zwischen Industrie und Dienstleistung in Deutschland.

Entwicklung der BeschäftigungsanteileDie Anzahl der Beschäftigten in der Verarbeitenden In-dustrie ist international rückläufig. Besonders die Wirt-schaftskrise hat zwischen 2008 und 2010 in der Industrie deutliche Spuren hinterlassen. Weltweit gingen zwischen 1995 und 2010 rund zehn Prozent der Stellen im Verarbei-tenden Gewerbe verloren.

Intersektoraler StrukturwandelInnerhalb der deutschen Industrie hat ebenfalls ein Struk-turwandel stattgefunden. Die wissensintensive Industrie hat gegenüber der sonstigen Industrie deutlich an Gewicht hinzugewonnen. Ihre Wertschöpfung wuchs zwischen den Jahren 1995 und 2010 um über 50 Prozent. Auch wis-sensintensive Dienstleistungen wurden verstärkt nachge-fragt.

Zwar sank das Arbeitsvolumen im betrachteten Zeitraum in der wissensintensiven Industrie um 14,2 Prozent, im Vergleich zu anderen Bereichen ist dieser Rückgang jedoch noch relativ gering. Angesichts der gestiegenen Brutto-wertschöpfung, insbesondere in der forschenden Industrie, konnten hier deutliche Produktivitätssteigerungen reali-siert werden.

Ähnlich dem Arbeitsvolumen sank der Anteil der Erwerbs-tätigen im sonstigen Produzierenden Gewerbe um 18,1 Prozent, während der Rückgang bei der wissensinten-siven Industrie mit 8,5 Prozent eher moderat ausfiel.

Bei den Dienstleistungen wurden sowohl im Bereich wis-sensintensive Dienstleistungen (+31,8 Prozent) und sons-tige Dienstleistungen (+17,7 Prozent) deutlich mehr Mitarbeiter benötigt.

Im Bereich der wissensintensiven Dienstleistungen wur-den außerdem vermehrt externe selbstständige Mitarbeiter angefragt, wie der Unterschied zwischen Erwerbstätigen und Arbeitnehmern impliziert.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die wissensintensive Industrie im Rahmen des intersektoralen Strukturwandels deutlich an Bedeutung gewonnen hat.

Der Industrie-Dienstleistungsverbund trägt in Deutschland deutlich zur Stabilisierung des Verarbeitenden Gewerbes bei.

Erweiterung der internationalen Branchensicht: Die Verbundsicht

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MINT-IntensitätDie wachsende Bedeutung der wissensintensiven Industrie wirkt sich positiv auf die Nachfrage nach MINT-Akademi-kern aus. Hier besteht seit einiger Zeit ein Engpass, der die Wachstumschancen der MINT-intensiven Industrie nach-haltig gefährden könnte. Genau diese Industriebranchen sind es jedoch, die den größten Beitrag zum BWS-Wachs-tum leisten.

Die »Top 3« der MINT-Akademiker-intensivsten Branchen verzeichneten zwischen 1995 und 2010 ein Wachstum von 52 Prozent. Ihr Anteil am Verarbeitenden Gewerbe stieg dabei gleichzeitig von 39,1 auf 45,3 Prozent.

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Regionalstruktur der deutschen Exporte

Jahr Industrieländer MOE + BRICS

1995 74,3 Prozent 14,9 Prozent

2000 75,9 Prozent 15,3 Prozent

2005 71,3 Prozent 19,2 Prozent

2011 64,6 Prozent 26,7 Prozent

Quelle: WTO (2012)

Der Globalisierung zugewandtDie Regionalstruktur des deutschen Außenhandels hat sich im Zuge seiner Ausweitung stark verschoben. Gingen 1995 noch 74 Prozent aller Exporte an andere Industrie-länder, waren es 2011 nur noch 65 Prozent.

Gewinner sind die Staaten Mittel- und Osteuropas sowie die BRICS-Länder. Auf sie entfielen 2011 rund 26,7 Pro-zent aller Exporte. Allein China war Empfänger von 6,2 Prozent aller Ausfuhren und damit drittwichtigster Handelspartner nach den USA und Frankreich.

Zwar dominieren Waren des Verarbeitenden Gewerbes in allen Ländern den Außenhandel, jedoch ist der Anteil in Deutschland mit 72 Prozent um 21 Prozentpunkte höher als der weltweite Durchschnitt. Deutschland ist damit der weltweit zweitgrößte Exporteur von Industriegütern und konnte seine Position in den letzten Jahren besser behaup-ten als viele der anderen Wettbewerber. Ein wichtiger Grund für die gute Entwicklung der deutschen Industrie in den letzten Jahren ist die starke Ausrichtung der Exporte auf besonders wachstumsstarke Länder. Besonders in Mittel- und Osteuropa sowie den BRICS-Staaten besitzt Deutschland eine starke Position.

Die Ausrichtung der Exporte auf die großen Wachstumsmärkte ist ein wichtiger Grund für die positive Entwicklung der deutschen Industrie.

Strukturwandel im Außenhandel

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Eine Wertschöpfungskette definiert alle Stufen des Produktionsprozesses einschließlich aller vor-und nachgelagerten Tätigkeiten. Sie bildet damit das operative Komplementärstück zu Netzwerken und Kooperationen, in denen die Zusammenarbeit über reine Lieferbeziehungen hinaus organi-siert wird.

Industrielle Wertschöpfungsketten

Beschäftigungsanteile des Verarbeitenden Gewerbes und Unternehmensnaher Dienstleistungen

Rohstoff- und werkstoffnahe

Tätigkeiten

Vorgelagerte Dienstleistungen

bzw. Zulieferung von

Komponenten

Produktion bzw. Erstellung

des Endproduktes bzw. der

Dienstleistungen

Nachgelagerte

Dienstleistungen

5,8% 19,1% 53,8% 21,3%

Beschäftigtenanteile an der Wertschöpfungskette

Die Wertschöpfungskette kann in vier idealtypische Stufen zerlegt werden:

1. Primär rohstoff- und werkstoffnahe Tätigkeiten2. Vorgelagerte Dienstleistungen und Zulieferung der

Komponenten3. Produktionstätigkeit oder Erstellung von Dienstleis-

tungen4. Nachgelagerte Dienstleistungen

Die meisten Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes in Deutschland sind auf Stufe drei tätig. Dabei bestehen zwischen einzelnen Branchen große Unterschiede. So stehen metallerzeugende Unternehmen vermehrt am Anfang und Maschinenbauer meist in der dritten Stufe der Wertschöpfungskette.

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Anstieg der VorleistungsintensitätDie Entwicklung des Verarbeitenden Gewerbes geht hin zu einer intensiveren Arbeitsteilung mit stabilem inländi-schem und wachsendem ausländischem Vorleistungsan-teil. Treiber dieser Entwicklung sind die Drehscheiben, also Industrien mit hohem Vorleistungsverbund. Gerade die industriellen Vorleister sind besonders von diesen Drehscheiben abhängig.

Der Anstieg in der Vorleistungsintensität lässt sich mit einer Tendenz zur zunehmenden Vernetzung hin erklären. So werden die Fertigungstiefen der einzelnen Unterneh-men etwas geringer und die Unternehmen auf den Vorleis-tungsstufen bedeutender.

Folgende Fakten belegen dies:

• Die Vorleistungsquote des Verarbeitenden Gewerbes ist 2011 mit 69,8 Prozent überdurchschnittlich hoch (Ge-samtwirtschaft 53,7 Prozent).

• Die Vorleistungsquote steigt seit 1995 mit Ausnahme der Krisenjahre 2008/2009 stetig an.

• Je ein Euro Produktion werden 29 Cent Vorleistungen aus dem eigenen Bereich bezogen. Knapp 18 Cent stam-men aus Käufen aus anderen Branchen.

Die Tiefe der Wertschöpfungskette in der Industrie ist dadurch höher als in anderen Teilen der Wirtschaft.

Sowohl der Anteil an brancheneigenen und branchenfremden Vorleistungen als auch die internationalen Verflechtungen haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen.

Verflechtung der Industrie

Vorleistungsverflechtung nach Branchen

Quelle: Statistisches Bundesamt (2012)

Ausland

Industrielle Vorleister

Dreh-scheiben

AndereVorleister

10,2

99,8

7,0

4,3

3,5

0,3

193,1

221,0 13,7

41,2216,3

50,024,8

122,8

50,8

Andere Branchen im InlandAusland

Ausland

Ausland

VerarbeitendesGewerbe

166,7

134,361,9

150,1

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WachstumsimpulseDie gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Industrie wird besonders deutlich, wenn man die Wachstumsimpulse durch eine Erhöhung der Endnachfrage nach ihren Pro-dukten berechnet.

• Eine Erhöhung der Endnachfrage nach Waren des Verarbeitenden Gewerbes um ein Prozent (10,4 Milliar-den Euro) generiert gesamtwirtschaftliche Produktions-zuwächse von 20,8 Milliarden Euro. Der Multiplikator beträgt 1,99.

• Im Dienstleistungsbereich sind die Effekte geringer. Der Multiplikator beträgt hier nur 1,54.

• Im Vergleich zur Dienstleistungsbranche bestehen rela-tiv tiefe Wertschöpfungsketten über die eigenen Bran-chengrenzen hinaus.

LieferantenabhängigkeitDer Großteil der Unternehmen des Verarbeitenden Ge-werbes besitzt eine Abhängigkeit von mindestens einem ihrer Lieferanten. Die Unternehmen besitzen laut einer Befragung im Rahmen des IW-Zukunftspanels im Jahr 2012 deshalb genauere Informationen über die Glieder ihrer Wertschöpfungskette.

• 62 Prozent erwarten einen negativen Einfluss auf ihre Wertschöpfungskette bei Ausfall eines direkten Liefe-ranten.

• 59 Prozent kennen die Abhängigkeiten ihrer Zulieferer.• 83 Prozent kennen die Anzahl der Glieder ihrer Wert-

schöpfungskette.

Bedeutung nationaler WertschöpfungskettenRäumliche Nähe kann einen positiven Einfluss auf den Erfolg von Unternehmen ausüben. Den Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes ist räumliche Nähe – und die damit verbundene Existenz von nationalen Wertschöp-fungsketten – sehr wichtig. Ergebnisse aus dem IW-Zu-kunftspanel zeigen:

• Die deutliche Mehrheit der Unternehmen gibt – unab-hängig von den Chancen auf dem internationalen Markt – Deutschland als Fokus des Kunden- und Lieferanten-verbundes an.

• Sitz des größten Kunden, Lieferanten oder Wettbewer-bers ist bei über 90 Prozent in Deutschland.

• Für rund 80 Prozent bleibt die nationale Verflechtung ein wesentlicher Parameter.

• 37 Prozent bevorzugen nationale Lieferanten trotz höhe-rem Preis.

• Weitere 48 Prozent bevorzugen nationale Lieferanten bei identischem Preis-Leistungs-Verhältnis.

• Im Maschinenbau besteht bei 89 Prozent eine Präferenz für deutsche Lieferanten.

• Trotzdem hat das Ausland als Beschaffungs- und Ab-satzmarkt eine steigende Bedeutung.

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VerbreitungHybride Geschäftsmodelle sind noch nicht besonders weit verbreitet.

• 16 Prozent der Unternehmen aus Industrie und industrie-nahen Dienstleistungen können als hybrid bezeichnet werden.

• Davon entsprechen zwei Prozent dem Typ Hybrid-Plus.

• Hybride Geschäftsmodelle werden meist in Netzwerken organisiert – nur sieben Prozent der Unternehmen bieten alle Tätigkeiten selbst an.

Unternehmen, die Industrieprodukte herstellen und eine Mindestanzahl von Tätigkeiten entlang einer lebenszyklusorientierten Wertschöpfungs-kette anbieten, werden als hybrid bezeichnet. Hybrid-Plus-Unternehmen bieten darüber hinaus noch überdurchschnittliche Performancegarantien an.

Hybride Wertschöpfung

Tätigkeitsprofil einer lebenszyklusorientierten WertschöpfungsketteAnteil der Unternehmen, die Tätigkeiten alleine oder im Verbund anbieten

Quelle: IW-Zukunftspanel (2012)

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

Mar

kt- u

nd B

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Finan

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Konze

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Der Produktionvorgelagerte Tätigkeiten

Der Produktionnachgelagerte Tätigkeiten

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MerkmaleHybride Unternehmen zeichnen sich durch besondere Stärken aus.

• Sie verfügen über eine bessere Ausstattung mit den Er-folgsfaktoren Internationalisierung, Innovation, For-schung und Entwicklung.

• Sie sind besonders stark vernetzt mit ihren Kunden.

• Sie zeigen eine überdurchschnittliche Kundenorientie-rung bei Innovationen und sind treibende Kraft bei In-novationsprozessen.

ErfolgHybride Unternehmen sind erfolgreicher als andere nicht-hybride Unternehmen.

• Umsatz- und Beschäftigungsentwicklung sind besser.

• Der Erfolg steigt mit der Anzahl angebotener Tätigkeiten in der Wertschöpfungskette.

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Veränderung der Kunden- und Lieferantenstruktur Die deutschen Unternehmen gehen davon aus, in Zukunft in noch dynamischere Wertschöpfungsketten eingebunden zu sein. So gaben bei einer Befragung im Rahmen des IW-Zukunftspanels (2012) nur rund 40 Prozent der Unterneh-men an, seit 2008 keine Veränderungen in der Kundenstruktur zu haben. Auch in der Lieferantenstruk-tur hatten nur 60 Prozent der Unternehmen keine Verän-derung zu verzeichnen. Bei den Erwartungen für die

nächsten drei bis fünf Jahre waren die Anteile mit 23 und 43 Prozent noch geringer.

Gerade bei den Lieferanten wurde ein Großteil der Verän-derungen freiwillig durchgeführt. Der am häufigsten ge-nannte Grund war hierbei ein Kostenvorteil durch den neuen Lieferanten.

Bis 2016 erwarten die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes deutliche Verschiebungen in den Wertschöpfungsketten. So wird der asiatische Raum – insbesondere China – in den nächsten Jahren eine zunehmend bedeutende Rolle spielen.

Globale Verschiebungen

Veränderungen seit 2008

Veränderungen bis 2015

Ver

lust

vo

n B

esta

nd

sku

nd

en

JaN

ein

Zugewinn neuer Kunden

Nein

39,7 %

23,3 %

5,6 %

3,1 %

27,3 %

31,3 %

27,5 %

42,3 %

Ja

Weg

fall

bis

her

iger

Lie

fera

nte

n

JaN

ein

Zugewinn neuer Lieferanten

Nein

60,5 %

42,5 %

3,5 %

4,3 %

9,3 %

19,2 %

26,6 %

34,0 %

Ja

Quelle: IW Zukunftspanel (2012)

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Merkmale und RahmenbedingungenUnternehmen müssen, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen, sowohl einen Innovations- als auch einen Kostenwettlauf meistern. Diese Aufgabenstellung passt sehr gut zu den spezifischen Stärken deutscher Industrie-unternehmen.

So sind deutsche Unternehmen zwar selten an der Spitze der technologischen Entwicklung, kombinieren aber sehr erfolgreich verschiedene Spitzentechnologien. Sie produ-zieren individuell angepasste und qualitativ hochwertige Produkte für einen starken nationalen Markt bei einer gleichzeitig traditionell hohen Weltmarktorientierung. Dies erlaubt die Herstellung von Spezialprodukten in ver-nünftigen Losgrößen.

Die deutsche Netzwerkökonomie mit ihren Clustern aus Zulieferern, Wissenschaft, Bildung und Infrastruktur kann so gerade komplexe Aufgaben besonders gut bewälti-gen. Als deutsche Kernkompetenz kann man insbesondere die Fähigkeit zur Differenzierung betrachten, mit der ein »Vorsprung auf Zeit« erarbeitet werden kann.

Das Geschäftsmodell D ist dabei als theoretisches Konst-rukt zu verstehen. In diesem Begriff wird zusammenge-fasst, dass deutsche Unternehmen sich durch spezifische Merkmale von Wettbewerbern aus anderen Ländern ab-setzen.

Die Stärken der deutschen Industrie liegen in der Fähigkeit der Differenzierung, in der Schaffung maßgeschneiderter Lösungen und in der Beherrschung von Komplexität.

Das Geschäftsmodell D

Industrie

Internationa-lisierung

FuEund Innovationen

Fachkräfte

Vernetzung

Mittelstand

Staat

Infrastruktur

Wissen

Ressourcen

Kosten

Markt undKunden

Technologie

Geschäfts-modell

D

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Unternehmen, die alle 3 Merkmale aufweisen, stehen in besonderem Maße für das Geschäftsmodell D. Sie werden im Folgenden als Typ-D-Unternehmen bezeichnet.

Die drei Merkmale lassen sich im Kern unter »Vorsprung durch Technik« zusammenfassen. Gut ein Drittel der deut-schen Unternehmen lassen sich so charakterisieren.

Knapp die Hälfte der deutschen Unternehmen setzt dage-gen auf »Vorsprung durch Kundenspezifität«, also vor allem auf kundenspezifische Problemlösungen und Kom-plettangebote. Die restlichen 20 Prozent der Unternehmen verfolgen eine Nischenstrategie.

Bei den Geschäftsmodellen geht es letztendlich immer um die Ausrichtung der Geschäftspolitik auf die Bereiche, bei denen die Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil haben oder sich diesen versprechen.

Für nahezu alle Unternehmen besteht das Fundament hierfür aus klassischen Tugenden – Verlässlichkeit, Schnelligkeit, Flexibilität, Qualität – und aus einem güns-tigen Preis-Leistungs-Verhältnis.

Die Nutzung des Internets als Kernelement des Geschäfts-modells spielt dabei schon heute für zehn Prozent der Un-ternehmen bei ihren Planungen eine zentrale Rolle.

Internationalisierung, Forschung und Entwicklung sowie Innovationen sind Merkmale besonders erfolgreicher Unternehmen. Für einen über-durchschnittlichen Erfolg sind jedoch mindestens 2 der 3 Merkmale nötig.

Analysen auf Unternehmensebene

Erfolgsfaktoren des deutschen Geschäftsmodells

Quelle: IW-Zukunftspanel (2010)

Die Differenzierung

Das Fundament – TugendenVerlässlichkeit – Flexibilität – Schnelligkeit – Qualität – gutes Preis-Leistung-Verhältnis

(fast alle Unternehmen)

Vorsprungdurch Nischenstrategie

(20 Prozent)

Vorsprungdurch Kundenspezifität

(45 Prozent)

Vorsprungdurch Technik

(35 Prozent)

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IndustrieorientierungDie deutsche Wirtschaft ist überdurchschnittlich indust-riegeprägt. Der industrielle Beitrag zur Bruttowertschöp-fung ist mit 22,6 Prozent überdurchschnittlich hoch.

Da jedoch auch andere Länder, wie China, Tschechien oder Südkorea, ähnlich positioniert sind, bildet die Indust-rieorientierung alleine noch kein Kriterium für eine Be-sonderheit des Geschäftsmodells D.

WissensorientierungDie Wissensorientierung bildet einen weiteren wesentli-chen Pfeiler des Geschäftsmodells D.

So gehört Deutschland international zu den innovations- und forschungsstärksten Standorten. Deutsche Unterneh-men sind überdurchschnittlich MINT-orientiert und besitzen eine starke Ausrichtung auf Mitarbeiter mit sekundärer (beruflicher) Bildung. Das duale Ausbildungs-system stellt ebenfalls eine Besonderheit des Industrie-standorts Deutschland dar. Neben Deutschland bieten nur Österreich und die Schweiz ein solches System an.

ExportorientierungDie deutsche Industrie ist in überdurchschnittlichem Aus-maß internationalisiert. Der Anteil des Verarbeitenden Gewerbes am Gesamtexport ist mit 73 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich hoch. Insgesamt konnte Deutsch-land seinen Weltmarktanteil im Vergleich zu anderen eu-ropäischen Konkurrenzländern gut behaupten.

SpezialisierungDie deutsche Industrie ist auf forschungsintensive Waren spezialisiert. Ihre Vorteile besitzt sie jedoch nicht bei Spit-zentechnologien, sondern eher im mittleren Segment.

DrehscheibenfunktionDas deutsche Verarbeitende Gewerbe besitzt eine ausge-prägte Drehscheibenfunktion. Je ein Euro eigener Wert-schöpfung werden 50 Cent im Verbund erwirtschaftet. Ähnliche Verbundleistungen besitzen nur Tschechien und Schweden.

Tiefe der WertschöpfungsketteDie deutsche Industrie besitzt eine höhere Fertigungstiefe als die meisten anderen Länder. Durch die hohe Exporto-rientierung haben nationale Vorleistungsmärkte als Ab-satzmarkt eine deutlich geringere Bedeutung als international üblich.

Betrachtet man den IOT-Multiplikator, also die Wachs-tumsimpulse durch eine Erhöhung der Endnachfrage nach Industriegütern, so ist dieser international gesehen eher unterdurchschnittlich. Daraus lässt sich eine eher durch-schnittliche Tiefe der Wertschöpfungsketten herleiten. Die hohen Importe an Vorleistungen sind einer der Gründe hierfür.

DiversifizierungDeutschland ist durch eine breit aufgestellte und gut diver-sifizierte Branchenstruktur gekennzeichnet. Dennoch gehört das Land nicht zu den Ländern mit dem höchsten Diversifizierungsgrad bei der Branchenstruktur, sondern liegt nur im oberen Mittelfeld.

Ein Grund dafür ist die zunehmende Spezialisierung auf die Metall- und Elektroindustrie sowie die unternehmens-nahen Dienstleistungen.

Bei der Betrachtung der einzelnen Branchen lassen sich im internationa-len Vergleich spezifische Merkmale des Standorts Deutschland erkennen. Ähnliche Strukturen finden sich jedoch auch in Südkorea und Tschechien. Auch in China kann eine Entwicklung hin zu einem ähnlichen Geschäfts-modell beobachtet werden.

Analysen auf aggregierter Ebene

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StandortfaktorenIndustrieunternehmen haben spezifische Anforderungen an ihren Standort. Die Standortbedingungen sind ihnen generell noch wichtiger als dies bei Dienstleistungsunter-nehmen der Fall ist. Bei einer Befragung des IW-Zukunfts-panels (2012) gaben je über 90 Prozent der befragten Industrieunternehmen an, dass ihnen die Themen Energie und Rohstoffe sowie der staatliche Ordnungsrahmen wichtig oder sehr wichtig sind.

Im Vergleich zur Dienstleistungsbranche sind für Indust-rieunternehmen dabei bestimmte Themengebiete über-durchschnittlich wichtig und lassen sich damit als besonders industrierelevant identifizieren:

• Energie und Rohstoffe• Arbeitsbeziehungen• Humankapital• Innovationsumfeld• Kosten• Wertschöpfungsketten

Besonders hohe Anforderungen an die Standortqualität haben dabei Typ-D-Unternehmen: Themen wie Innovati-onsumfeld, Offenheit/Außenhandel, Wertschöpfungsket-ten, Infrastruktur sowie der Bereich Bahn, Luft- und Schifffahrt sind ihnen überdurchschnittlich wichtig.

Was braucht eine erfolgreiche Industrie?

Standortqualität

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Bestandsranking 2010Bei der aktuellen Standortqualität belegt Deutschland unter 45 Ländern den fünften Rang. Klassische Industrie-länder besitzen eine deutlich höhere aktuelle Standort-qualität als etwa Schwellenländer außerhalb Europas. Deutschland besitzt dabei im Vergleich zu anderen euro-päischen Industrieländern eine überdurchschnittlich gute Qualität.

Besonders mit seiner Infrastruktur kann Deutschland überzeugen. Hier nimmt das Land international eine Füh-rungsposition ein. In den Teilbereichen Logistik-Perfor-mance und Internetzugang ist Deutschland ebenfalls stark. Auch in den Bereichen Staat, Wissen, Ressourcen sowie Markt und Kunden ist es sehr gut aufgestellt.

Unterdurchschnittliche Werte belasten Deutschland im Bereich der Kosten. Hier haben andere Industrieländer und vor allem Schwellenländer deutliche Vorteile. Deut-lich wird der Unterschied vor allem im Bereich der Ar-beitskosten und der Energiekosten.

Wo steht Deutschland im internationalen Vergleich?

Index industrielle Standortqualität

Quellen: Weltbank (2012), IMF (2012), OECD (2012), IW Consult (2012), Fraser Institute (2012)

Infrastruktur Wissen

Industrieländer EU

China

USA

Deutschland

Markt und Kunden Ressourcen Kosten Gesamt

0

20

40

60

80

100

120

140

160

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34 BDI – Bundesverband der Deutschen Industrie e. V.Industrielle Wertschöpfungsketten

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Deutschland im LändervergleichIm Vergleich zu anderen etablierten Industriestaaten hat sich Deutschland als Industriestandort international gut behauptet. Zwar besitzen die USA weiterhin Vorteile bei Kosten und Humankapital, vor allem in der Infrastruktur ist Deutschland aber international führend. Andere klassi-sche europäische Industrieländer, wie etwa Großbritan-nien, haben sich im Vergleich zu Deutschland eher schlecht entwickelt.

Die großen Gewinner des Dynamikvergleichs, die baltischen Staaten, haben in fast allen Bereichen aufgeholt. Lediglich die Bereiche Humankapital und Infrastruktur haben sich in Deutschland besser entwickelt.

Das Dynamikranking bildet die Veränderung der industriellen Standort-qualität im Zeitraum von 15 Jahren bis 2010 ab. Deutschland hat sich hier international auf hohem Niveau behauptet.

Dynamiksicht

Niveauvergleich Deutschland – USA

Quelle: IW Köln (2012)

0

50

100

150

200

Ordnungsrahmen

Regulierung

Bürokratie

Infrastruktur

Luft/Bahn/Schiff

Humankapital

Innovationsumfeld

Arbeitsbeziehungen

Energie/Rohstoffe

Kapitalmarkt

Kosten

Markt undKunden

WS-Kette

Offenheit

D USA Welt

Niveau und Dynamik der Standortqualität

Quelle: IW Köln (2012)

60

70

80

90

100

110

120

130

140

60

ZA

NOBE

KR

IT

D

USA

CN

UK

F

CZ

Strong and Growing

Strong and Shrinking

Weak and Growing

Weak and Shrinking

EE

Dynamikranking

LUX ATAU

Niveauranking

70 80 90 100 110 120 130 140

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Die globalen Chancen und Risiken basieren auf zehn Megatrends. Diese sind nicht losgelöst voneinander zu betrachten, sondern oft eng miteinander verknüpft. Die zehn Aspekte sind dabei im Einzelnen:

• Globalisierung• Wohlstandsorientierung• Demografische Entwicklung• Urbanisierung• Ressourcenknappheit und -verbrauch• Klimawandel• Technologischer Fortschritt• Information, Wissen und Humankapital• Investition und Infrastruktur• Sicherheit

Aus diesen Trends lassen sich weitere Aspekte ableiten. So sind die Verankerung in den Zukunftsmärkten, Differen-zierung und hybride Wertschöpfung, die Energiewende, ein neuer Protektionismus, exogene Schocks und Ände-rung der politischen Rahmenbedingungen, der sich in Deutschland entwickelnde Postmaterialismus sowie die Standortvor- und -nachteile Deutschlands weitere wich-tige Punkte.

Der Erfolg der deutschen Industrie ist kein Selbstläufer. Chancen müssen erarbeitet sowie Bedrohungen erkannt und darauf reagiert werden. In diesem Zusammenhang sind zehn Megatrends zu beobachten.

Chancen und Bedrohungen

Verknüpfungen zwischen den Megatrends

Klimawandel Urbanisierung

GlobalisierungDemografie

SicherheitWohlstandsorientierung

Wissen undInformation

Ressourcenknappheit

Investitionen

Technischer Fortschritt

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36 BDI – Bundesverband der Deutschen Industrie e. V.Industrielle Wertschöpfungsketten

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Stand:März 2013

Herausgeber:Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI)Breite Straße 2910178 BerlinTel.: 030 2028-0­www.­bdi.eu

Redaktion:IW Consult GmbHDr. Sebastian van BaalManuel FritschDr. Thorsten LangDr. Karl LichtblauDr. Adriana NeliganKonrad-Adenauer-Ufer 2150668 KölnTel. 0221 49 81 758­www.­iwconsult.de

Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI)Dr. Hans-Joachim Haß Tel.: 030 2028-1591

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