Information FV - fachverband-steinzeug.de · Faszination Keramik:Der Erfolg neuer keramischer...

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STEINZEUG Information FV ST Fachverband Steinzeugindustrie e.V. 2007 Kohäsionspolitik für 2007–2013 25 Jahre Mikrotunnelbau Neubaugebiet Köln-Widdersdorf www.fachverband-steinzeug.de

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STEINZEUG

Info

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nFV ST

FachverbandSteinzeugindustrie e.V.

2007

Kohäsionspolitikfür 2007–2013

25 JahreMikrotunnelbau

NeubaugebietKöln-Widdersdorf

www.fach

verband-st

einzeug.de

Impressum

Herausgeber:FVST Fachverband Steinzeugindustrie e.V.Alfred-Nobel-Straße 1750226 FrechenTel.: 02234/507-271Fax: 02234/507-204E-Mail: [email protected]: www.fachverband-steinzeug.de

Redaktion:Bau-Ass. Dipl.-Ing. Karl-Heinz FlickHeiko Daun

Dr. Gabriele HahnRedaktionsbüro Dr. HahnEttighofferstraße 2353123 BonnTel.: 0228/464189Fax: 0228/4339261E-Mail: [email protected]

Satz:Satz+Layout Werkstatt Kluth GmbHErftstadt

Druck:Das DruckhausBeineke Dickmanns GmbH, Kaarst-Büttgen

Zum Abdruck angenommene Beiträge und Abbildungen gehen im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen in das Veröffentlichungs- und Verbreitungsrecht des Herausgebers über. Redaktionelle Überarbeitungen und Kürzungen liegen im Ermessen des Herausgebers.

1STEINZEUG-Information 2007

Editorial

Werkstoff? Steinzeug! – Farbe? Grün!

Die sichere, kostengünstige und nicht zuletzt auch umweltverträgliche Ver-sorgung mit Rohstoffen ist für das produzierende Gewerbe von besonderemInteresse. Unsere Rohstoffe für Steinzeug sind Ton, Schamotte und Wasser.Die Verfügbarkeit von allen dreien ist gesichert, ihre Preise sind sehr mode-rat und stets kalkulierbar, und ihre Umweltverträglichkeit steht außer Frage.Der Abhängigkeit von schwankenden, politisch beeinflussten Weltmarkt-preisen für Rohstoffe, respektive steigenden und/oder ständig variierendenRohölpreisen, wie sie etwa für die Produktion von Kunststoffrohren gelten,können wir uns entziehen. Und genau diese Unabhängigkeit und in zuneh-mendem Maße die Umweltverträglichkeit sind uns sehr, sehr wichtig. DerEinsatz von Primärenergie für den Brennvorgang konnte in der Vergangen-heit immer weiter optimiert und durch angepasste Fertigungstechnikenreduziert werden. Unsere CO2-Bilanz kann sich sehen lassen – und das nichterst, seit Politiker das Abschmelzen von Gletschern für Ihre eigenen Zieleentdeckt haben.

Von Umweltaspekten und -verträglichkeiten zu reden, heißt auch, dieseumzusetzen, beziehungsweise danach zu handeln. Ökologische Entschei-dungskriterien können die technischen und wirtschaftlichen sicher nichtdominieren, aber sie können sie sinnvoll ergänzen und die verschiedenstenEntscheidungen stärken. Steinzeug hat hierfür eine Menge zu bieten!

Über umweltgerechte Werkstoffe und Produkte zu sprechen, bedeutet auch,sich über die spätere „saubere“ Entsorgung Gedanken zu machen. Dazumuss die Devise heißen: jetzt handeln, anstatt verschieben! Ein leider kosten-trächtiges, unrühmliches Beispiel, ist die Entsorgung von Asbestzement-produkten, an deren Auswirkungen und Spätfolgen wohl kaum jemandeinen Gedanken verschwendet hat.

Weiteres zu Steinzeug-Themen und viel Interessantes zur Kanalisation findenSie in dieser Ausgabe und unter www.fachverband-steinzeug.de, die Inter-netadresse für den Auftritt des FVST.

Ihr

Dipl.-Ing. Karl-Heinz FlickGeschäftsführer Fachverband Steinzeugindustrie e.V.

31 Beim Ausbau desMittleren Ringes Ost inMünchen werden aufeinem 2,5 km langen Ab-schnitt rund 2 km Straßen-tunnel errichtet. SeineEntwässerung übernehmenSteinzeugrohre.

2STEINZEUG-Information 2006

Inhalt

10 Mehr Wachstum undBeschäftigung für alleRegionen und Städte derEuropäischen Union – dasist die Kernbotschaft derKohäsionspolitik und ihrerInstrumente zwischen 2007 und 2013

17 Faszination Keramik: Der Erfolg neuerkeramischer Komponenten hängt sehr stark vonder Integration in das jeweilige technische Systemab. Ob im Auto, in der Kanalisation, in der Pro-duktionsanlage oder im Haushaltsgerät: Keramikpunktet meist durch mehrere zusammenhängendeVorteile.

34 Dipl.-Ing. Otto Schaafumriss in einem Gespräch,wie er die komplexen Aufgabendes DWA-Präsidenten, der er seitJanuar 2007 ist, wahrnimmt.

7 Hochschule meets Industrie:Unter dem Motto „Abwasserentsor-gung im urbanen Raum, Rohrwerk-stoffe – eine Wahl mit Folgen“ fandMitte Oktober 2007 in Dresden dieinzwischen 17. Steinzeug-Tagung derHochschullehrer im Bauwesen statt.

3STEINZEUG-Information 2006

Inhalt

■ EditorialWerkstoff? Steinzeug! – Farbe? Grün! 1

■ VerbandsnachrichtenDer FVST ist online 4Kompetenz macht stark 5„Rohrleitungen – Unternehmen im Umbruch“ 6Hochschule meets Industrie: Voneinander profitieren 7DWA-Seminare/-Tagung: Der FVST war wieder mit dabei 8

■ Blickpunkt EUKohäsionspolitik I: Verordnungen, Leitlinien, Arbeitsdokumente 10Kohäsionspolitik II: Grünes Licht für einzelstaatliche strategische Rahmenpläne (2007–2013) 13

■ RegelwerknewsKeine Themen für zwischendurch 15

■ Forschung + TechnikFaszination Keramik 1725 Jahre Mikrotunnelbau – Im Gespräch mit Knut Möhring 22

■ Baustellenbericht/-reportageNeubaugebiet Köln-Widdersdorf – Lebensart op Kölsch 28Mittlerer Ring Ost München – Dauerhaftigkeit, die überzeugt 31

■ Portrait/InterviewIm Gespräch mit Dipl.-Ing. Otto Schaaf 34Zu Gast bei Harsch Steinzeug 38

■ Wirtschaft + RechtZur Wertung von Angeboten bei PPP-Projekten 41

■ Messen + Kongresse1. Kongress der Steinzeug|Keramo 43Vorschau auf die IFAT 2008 44Branchentermine im Überblick 45

■ Last MinuteAuftaktveranstaltung IKT Süd 46Strategien Lissabon und Nachhaltigkeit greifen 47

22 25 JahreMikrotunnelbau:Im Gespräch mit Knut Möhring, dem Mann derersten Stunde.

4STEINZEUG-Information 2007

Verbandsnachrichten

Unter www.fachverband-steinzeug.de ist ab sofortder Fachverband Steinzeug-

industrie e.V. im world wide web er-reichbar. Mit einer übersichtlichenund benutzerfreundlichen Navigati-on, die nach Aufruf der website mitallen Punkten sofort erscheint, sinddie vielfältigen Informationenschnell und mühelos abrufbar. Umdas „Verlieren“ auf der website zuvermeiden, sind die Buttons jeweilsmit einem Viereck versehen, dessenFarbe sich in der Unterstreichungder dazugehörigen Rubrikenüber-schrift wiederholt.Unter dem Button „ÜBER UNS“ wirdder user über die Aufgaben und Zie-le des Verbandes aufgeklärt, wessenInteressen er vertritt und in welchenGremien er aktiv tätig ist. Unter demBereich „MITGLIEDER“ verbergensich ausschließlich Informationen,die allein den Mitgliedsunterneh-men vorbehalten sind. Allerdingsbieten deren Adressenangabe undFirmenlogos die Möglichkeit, überdie Verlinkung direkt auf deren web-site zu gelangen.

Von besonderem Interesse ist der Button „NORMUNG“. Hier liegt eine ge-straffte Definition vor, die den Sinn und die Notwendigkeit von Normung be-schreibt. Das größere Interesse für den Besucher liegt jedoch sicher unterdem ergänzenden Punkt „Gremien“. Hier sind detailgenau sämtliche Arbeits-kreise und -gruppen (inklusive der Normungsthemen) von DWA, DIN, CENund GAEB aufgelistet, in denen der FVST mitarbeitet, respektive seinen Ein-fluss geltend machen kann.Unter „NEWS“ werden künftig Informationen des Verbandes eingestellt, diesowohl im STEINZEUG Update als auch in der STEINZEUG Informationen ih-re Aktualität nicht gerecht würden. Der FVST wird bemüht sein, hier regel-mäßig relevante Fachinformationen zur Verfügung zu stellen.Die „Publikationen“ des Verbandes, die derzeit in digitaler Form vorliegen,sind unter diesem Punkt zum Download verfügbar. Erklärtes Ziel ist, auch diePublikationen älteren Datums zu digitalisieren, sie somit auch online anzu-bieten und ein Nutzen bringendes Archiv anzulegen. Dazu zählen nicht nurdie STEINZEUG Informationen, sondern auch diverse Veröffentlichungen desFVST in der Fachpresse, ggf. Vortragsmanuskripte sowie Fremdveröffentli-chungen zu relevanten Themen. Das Downloaden ist auch außerhalb diesesButtons an jeder Stelle des Auftritts, gleich unterhalb der Erdkugel möglich.Dem FVST war es bei der Konzeption der website wichtig, das Thema

Angeklickt

Der FVST ist online

5STEINZEUG-Information 2007

Verbandsnachrichten

Was die neuen Verbandsmitgliederzu ihrem Schritt bewogen hat, wieihre Erwartungshaltung aussiehtund worauf sie besonderen Wert inder Verbandsarbeit legen, ist in ei-nem Interview festgehalten, das imAnschluss an die Mitgliederver-sammlung geführt wurde, und dasin der Fachpresse, im STEINZEUGupdate 1-2007 und auf der neuenFVST-website nachzulesen ist.

Der FVST Fachverband Stein-zeugindustrie e.V. vereint dieKompetenz in Steinzeug mit

der Kompetenz in Kanalisationsnetze.Seine Mitglieder stärken mit ihren her-vorragenden Produkten für die Abwas-sertechnik diese geballte Kompetenz. Mit dieser Maxime eng verbunden istder Wiedereintritt der Hersteller vonSteinzeugrohren und -systemenHarsch Steinzeug GmbH & Co. KG(Bretten) und TEGI Steinzeug, PaulTeeuwen GmbH & Co. KG (Geilenkir-chen). Der FVST ist damit wieder einStück weit breiter aufgestellt und ver-stärkt so die Position der Steinzeug-Rohrhersteller im deutschen Abwas-sermarkt. Zusammen mit kompeten-ten Herstellern für Dichtungssystemekommt dem FVST innerhalb der Fachverbände eine besondere Stellung zu. Die Mitgliederversammlung, die sich am 22. März 2007 traf, bestätigte dieAusrichtung des FVST als wichtige Säule der Marktaktivitäten, insbesonderein der Positionierung des Werkstoffs Steinzeug in der Abwassertechnik. Be-sonderes Augenmerk gilt dabei einer ausgewogenen und kontinuierlichenÖffentlichkeitsarbeit, der Nachwuchsförderung an Hochschulen sowie derDurchführung von Fachseminaren.

FVST-Mitgliederversammlung

Kompetenz macht stark

Nach der Mitgliederversammlung des FVST am 22. März 2007: Geballte Kompe-tenz macht stark.

„NACHHALTIGKEIT“ im Sinne des Werkstoffs und der daraus gefertigten Pro-dukte sozusagen „schwarz auf weiß“ festzuhalten. Denn: Kein anderes Argu-ment als das der Nachhaltigkeit fasst alle die herausragenden Eigenschaftenvon Steinzeug und den daraus gefertigten Produkten besser zusammen. Indieser Definition und Zusammenstellung sind alle die Anforderungen aufge-führt, die Steinzeug aufgrund seiner chemischen und physikalischen Eigen-schaften erfüllt.Mit dem letzten Button „KONTAKT“ kann der Besucher über das vorgege-bene Formular direkten Kontakt per E-Mail mit dem FVST aufnehmen, odereine Verbindung per Telefon oder Fax wählen.

6STEINZEUG-Information 2007

Verbandsnachrichten

Am 7. und 8. Februar 2008heißt es zum 22. Mal am Ins-titut für Rohrleitungsbau an

der Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven: „DasOldenburger Rohrleitungsforum isteröffnet.“Mit dem gewählten Leitmotiv„Rohrleitungen – Unternehmen imUmbruch“ haben die Verantwortli-chen ein Thema aufgegriffen, das inden vergangenen Monaten auf allenEtagen der Versorgungswirtschaftheftig diskutiert und zum Teil arg-wöhnisch und mit vielen Fragezei-chen versehen, beäugt wird. Be-währte Strukturen wurden durch die Liberalisierung der Märkte auf-gebrochen und erneuert, Anforde-rungen neu definiert, Aufgaben um-verteilt. Techniker und Ingenieuresind gezwungen, ihren Job und ih-ren Arbeitsbereich neu zu organisie-ren.Aber nicht nur die Versorgungs-betriebe, sondern auch die Dienst-leister, Serviceunternehmen, Interes-senverbände und Bauunternehmensind gefordert, sich ihren neuenPlatz zu suchen, sich den neu ge-stellten Rahmenbedingungen zustellen und sich für die Zukunft neuzu formieren.

Die ersten Erfahrungen und Ergebnisse liegen vor, und können auf dem Ol-denburger Rohrleitungsforum weitergegeben und diskutiert werden. So-wohl die verschiedenen Vortragsreihen als der Besuch der Fachausstellungbieten dafür und darüber hinaus ausreichend Gelegenheit. Der Fachverband Steinzeugindustrie e.V. wird wie gewohnt auch in 2008 miteinem Vortragsblock zum Oldenburger Rohrleitungsforum vertreten sein.Das Leitmotiv des iro wird zwar nicht direkt aufgegriffen, aber mit Vorträgenzum „Steinzeugsystem“, das mit nachhaltigem Bauen, dauerhaftem Werk-stoff und wirtschaftlichen Lösungen eng verknüpft ist, wird die mittelbareNähe zum zukunftsorientierten Handeln hergestellt. Bauass. Dipl.-Ing. Karl-Heinz Flick nimmt die „Dimensionierung von Steinzeugrohren“ unter die Lu-pe, Dipl.-Ing. Dietmar T. Böhme (STEINZEUG Abwassersysteme GmbH) be-richtet über Steinzeugrohre als „Biegesteife Rohrsysteme – Vom Grundstückzum Hauptkanal“ und Dipl.-Ing. Hans-Peter Hecker, Kanaltechnik Geiger &Kunz GmbH, stellt „Paxiserfahrungen in Deutschland“ vor, die mit dem EDS-Verfahren (Erneuerung der Dichtung an Steinzeugrohrverbindungen) ge-macht wurden.Unter der Moderation von Bauass. Dipl.-Ing. Karl-Heinz Flick wird dieser so-genannte „Steinzeugblock“ sicherlich wertvolle Informationen und Diskus-sionen bieten.

Vortragsblock Steinzeug 7. Februar 2008, 11:00–12:30 Uhr

Das Steinzeugsystem„Dimensionierung von Steinzeugrohren“Referent: Dipl.-Ing. Karl-Heinz Flick

Fachverband Steinzeugindustrie e.V., Frechen

„Biegesteife Rohrsysteme – Vom Grundstück zum Hauptkanal“Referent: Dipl.-Ing. Dietmar Böhme

STEINZEUG Abwassersysteme GmbH, Frechen

„EDS – Praxiserfahrungen in Deutschland“Referent: Dipl.-Ing. Hans-Peter Hecker

Kanaltechnik Geiger & Kunz GmbH, Oberstdorf

Moderation: Dipl.-Ing. Karl-Heinz FlickFachverband Steinzeugindustrie e.V.

Weitere Informationen zum 22. Oldenburger Rohrleitungsforum erhal-ten Sie unter den angegebenen Kontaktmöglichkeiten.

FVST beim IRO 2008

„Rohrleitungen – Unternehmen im Umbruch“

Institut für Rohrleitungsbau an derFachhochschule Oldenburg e.V.Ofener Straße 1826121 OldenburgTel.: 0441/361039-0Fax: 0441/361039-10E-Mail: [email protected]

Kontakt

7STEINZEUG-Information 2007

Verbandsnachrichten

Unter dem Motto „Abwasser-entsorgung im urbanenRaum, Rohrwerkstoffe – eine

Wahl mit Folgen“ fand vom 15. bis16. Oktober 2007 in Dresden die in-zwischen 17. Steinzeug-Tagungder Hochschullehrer im Bauwesenstatt.Von Anbeginn an unterstützen derFachverband Steinzeugindustriee.V. und die STEINZEUG Abwasser-systeme GmbH die FIHB Förderge-meinschaft zur Information derHochschullehrer des Bauwesense.V. mit Tagungen und Seminar-

veranstaltungen. Die FIHB, mit Sitz in Bonn, ist seit mehr als 40 Jahren be-müht, zur Unterstützung der Lehrtätigkeit den Kontakt zur Industrie aufrechtzu erhalten und nicht abreißen zu lassen. 23 Hochschullehrer der Fachbereiche Bauingenieurwesen und Siedlungswas-serwirtschaft aus ganz Deutschland nutzten intensiv bei der Tagung die Ge-

legenheit zum Erfahrungsaustausch;den Schwerpunkt bildeten dabeiPraxis und Nachhaltigkeit.Mit freundlicher Unterstützungdurch die Stadtentwässerungsbe-triebe Dresden konnte die Tagungam 15. Oktober 2007 in der histori-schen Siebscheibenhalle der SEdurchgeführt werden. Am 16. Okto-ber 2007, dem Baustellentag, be-gleitete Frau Dipl.-Ing. Ingrid Hof-mann, Gebietesleiterin Investitionender StadtentwässerungsbetriebeDresden, die Tagungsteilnehmer zurBesichtigung einer anspruchsvollenGroßbaustelle, Vortrieb DN 1400, inder Tharandter Straße. In seinem Vortrag Dimensionierungmit Steinzeug in der Abwasserent-sorgung stellte Dipl.-Ing. Karl-Heinz

Hochschule meets Industrie

Voneinander profitierenSTEINZEUG- Tagung, 15. und 16. Oktober 2007, DresdenAbwasserentsorgung im urbanen Raum Rohrwerkstoffe - eine Wahl mit Folgen

DTB/1007

Dienstag, 16. Oktober 2007 Baustellentag bei der SE Dresden

08:45 Uhr Treffpunkt: Lobby Hotel – Bustransfer zur Baustelle

10:00 Uhr Baustelle Tharanter Straße

� Großprofile und Bauwerke in der StadtentwässerungDipl.-Ing. I. Hofmann, SE Dresden

11:30 Uhr Mittagsimbiss im art´otel Dresden

Ende und Abreise gegen 12:30STEINZEUG- Tagung, 15. und 16. Oktober 2007, DresdenAbwasserentsorgung im urbanen Raum Rohrwerkstoffe - eine Wahl mit Folgen

DTB/1007

Montag, 15. Oktober 2007 Tagung in der SiebscheibenhalleStadtentwässerung Dresden,Scharfenberger Straße 152

09:15 Uhr Treffpunkt: Lobby Hotel – Bustransfer zu SE Dresden

10:00 Uhr Begrüßung Einführung ins Thema

10:15 Uhr Dimensionieren mit Steinzeug in der Abwasserentsorgung

� Neuerungen bei statischen Aspekten

� Neuerungen bei hydraulischen AspektenDipl.-Ing. Bau-Ass. K._H. Flick, FV Steinzeug

11: 00 Grabenlose Bauweisen

� Neue Technologien, Umweltrelevanz/Kostenrelevanz geschlossener BauweisenProf. J. Hölterhoff, GSTT/FH Wismar

12:00 Mittagspause

12:45 Uhr Faszination Keramik - Keramische Technologien

� Möglichkeiten und EntwicklungenDr.-Ing. M. Zins Fraunhofer Institut

13:45 Uhr Stadtentwässerung Dresden

� Entwässerungskonzept

� Kläranlage Dresden KaditzDipl.-Ing. Johannes Pohl, SE Dresden

15:00 Uhr Kaffeepause

15:30 Uhr Dimensionieren mit Steinzeug in der Abwasserentsorgung

� Nutzungsdauer und Umwelt

� Innovative Lösungen / ProduktentwicklungenDipl.-Ing. D.T. Böhme STEINZEUG

16:30 Uhr Steinzeug Hochschulinitiative – Professorentag zur IFAT 2008

Abschlussdiskussion

Ende gegen 17:15 Uhr Anschließend Rahmenprogramm

Bereits zum 17. Mal trafen sich Vertreter von Hochschulen, Forschungseinrichtungen und der Steinzeugindustrie. In diesemJahr stand als Tagungsort Dresden auf dem Programm.

Ing. Dietmar T. Böhme (STEINZEUGAbwassersysteme) im abschließen-den Referat anschaulich dar.Höchste Aufmerksamkeit, rege Teil-nahme und zahlreiche Wortmeldun-gen waren Zeichen dafür, dass mitden gewählten Themen und Refe-renten wieder aktuelle und interes-sierende Probleme der Abwasserab-leitung aufgegriffen wurden.Mit dem traditionell mit viel Sorgfaltgeplanten Begleitprogramm wurdeder Tagung in Dresden ein entspre-chender Rahmen geboten. Für dieTeilnehmer stand schon fest, bei dernächsten Steinzeug-Tagung wiederdabei zu sein.

Flick (FVST) Berechnungsgrundlagen und Dimensionierungsmethoden imZusammenhang mit den Produktentwicklungen sehr praxisorientiert vor.Professor Jens Hölterhoff (GSTT) betonte in seinem Vortrag zu GrabenlosenBauweisen, neben der Vorstellung von neuen Grabenlosen Technologien,vor allem die Umweltaspekte der Vortriebverfahren. Mit dem Vortrag von Dr.Michael Zins (Fraunhofer Institut, Dresden) wurden zukünftige Möglichkei-ten der Technischen Keramik aber auch Innovationen, Märkte und Phanta-sien bei der Faszination Technische Keramik mit praktischen Vorführungensehr anschaulich dargestellt.Mit seinem lebendig vorgetragenen Referat zum Entwässerungskonzeptder SE Dresden stellte der technische Geschäftsführer der SE Dresden, Dipl.-Ing. Johannes Pohl Entwicklung, Konzepte und Ziele der SE vor, stellte aberauch den umfassenden Umwelt- und Naturschutz anschaulich dar. Die Um-setzung eines Teils dieser Ziele konnte bei der Besichtigung der modernenKläranlage bestätigt werden.Wie das Material Steinzeug die gestiegenen Anforderungen an den Um-weltschutz mit nachhaltigen Eigenschaften vorbildlich erfüllt, stellte Dipl.-

8STEINZEUG-Information 2007

Verbandsnachrichten

Schon seit vielen Jahren ist der FVST Fachverband Steinzeugindustrie e.V.in die verschiedensten Seminare der DWA eingebunden. Im Herbst die-sen Jahres standen zwei Seminare auf dem Programm, im kommenden

Februar steht ein weiteres auf dem Programm, an denen der FVST entweder

mit Fachvorträgen, mit Moderatio-nen oder mit der fachlichen Leitungbeteiligt war.

Seminar HydraulischePlanung

Das auch in diesem Jahr wieder an-gebotene Seminar „HydraulischePlanung von Abwasseranlagen“fand im September 2007 in Groß-Gerau statt. Im Mittelpunkt standendie Themen aus den aktuellen Er-gebnissen der DWA-Arbeitskreise zurhydraulischen Berechnung und da-bei insbesondere zu den Grundla-gen und den Inhalten der DWA-Ar-beitsblätter A 110, A 111 und A 112.Besondere Beachtung galt der Di-mensionierung und dem Leistungs-nachweis von Abwasserkanälen mitdem Pauschal- oder Individualkon-zept, dem ablagerungsfreien Ab-

DWA-Seminare/-Tagung

Der FVST war wieder mit dabei

9STEINZEUG-Information 2007

Verbandsnachrichten

fluss, der Berechnung von Bauwerken nach dem in 2007 erschienenen undvollständig überarbeiteten Arbeitsblatt A 112, sowie den Grundlagen zu denBemessungsabflüssen. Mit Bezug auf das Arbeitsblatt A 111 wurden die hy-draulischen Grundlagen zur Regelung und Steuerung von Abflüssen in Re-genbecken erläutert.Das im kommenden Jahr am 20. und 21. Februar in Lehrte stattfindende Se-minar wird um praktische Übungen und Beispiele zum Individualkonzept, zurErmittlung der betrieblichen Rauheit von Abwasserkanälen und Schächten,zur Bemessung von Bauwerken nach Arbeitsblatt A 112, sowie zu den Steu-er- und Regeleinrichtungen in Regenbecken ergänzt. Die Leitung beider Seminare liegt in den Händen von Bauass. Dipl.-Ing. K.-H. Flick, Köln. Weiterführende Informationen und Anmeldemöglichkeitengibt es unter www.dwa.de

5. DWA-Kanalbautage 2008

Die jährlich platzierten „DWA-Kanal-bautage“ haben sich nach dem nun-mehr 4. Angebot in der Branche festetabliert. Die Themen, und das zeigendie vergangenen Veranstaltungen, fin-den in der Fachwelt Anerkennung undwerden von den Verantwortlichenstets aktualisiert und diskutiert.Für die folgenden Jahre – und selbst-verständlich auch schon für 2008 – er-arbeitete man ein Konzept, das die-sem Anspruch noch mehr gerechtwird und noch intensiver auf die Be-dürfnisse der Branche zugeschnittenist: So bilden Regelwerke, deren Inhaltund die Kommentierung von Ergeb-nissen, aktuelle Querschnittsthemenzur Kanalisation, Fachthemen zum Ka-

nalbau und innovative Themen rundum die Abwassertechnik das Gerüstder kommenden DWA-Kanalbauta-ge. Im Sommer 2008 wird diese Veran-staltung erstmals im Süden Deutsch-lands, in Augsburg, stattfinden.Die Kanalbautage werden von derDWA und dem Deutschen Städtetaggemeinsam organisiert und von denRohrherstellerverbänden FVST, FGR,FBS, KRV und der GütegemeinschaftGüteschutz Kanalbau unterstützt.Nähere Informationen stehen unterwww.dwa.de zur Verfügung.

Inzwischen sind die DWA-Kanalbautage eine etablierte Fachveranstaltung. Anden 4. DWA-Kanalbautagen in Bochum konnten rund 100 Fachbesucher registriertwerden.

10STEINZEUG-Information 2007

Blickpunkt EU

Mehr Wachstum und Be-schäftigung für alle Regio-nen und Städte der Euro-

päischen Union – das ist die Kern-botschaft der Kohäsionspolitik undihrer Instrumente zwischen 2007und 2013. In diesem Zeitraum wirdsich die bis dato größte Investitionder EU durch kohäsionspolitischeInstrumente auf 308 Mrd. Euro (zuPreisen des Jahres 2004) belaufen.Mit den Finanzmitteln sollen regio-nale Wachstumsprogramme geför-dert und Anreize zur Schaffung von Arbeitsplätzen gegeben wer-den. 82 % des Gesamtbetrags wer-den auf das Konvergenzziel konzen-triert, im Rahmen dessen die ärms-ten Mitgliedstaaten und Regionen in

den Genuss der Förderung kommen. In denübrigen Regionen werden etwa 16 % derMittel aus den Strukturfonds dazu verwen-det, Innovation, nachhaltige Entwicklung,eine bessere Zugänglichkeit und Aus-bildungsprojekte im Rahmen des Ziels „Re-gionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäf-tigung“ zu fördern. Weitere 2,5 % werdenfür die grenzüberschreitende, transnationale und interregionale Zusammen-arbeit im Rahmen des Ziels „Europäische territoriale Zusammenarbeit“ be-reitgestellt.

Kohäsionspolitik I

Verordnungen, Leitlinien, Arbeitsdokumente

Verordnungen zu den EU-Strukturfonds 2007–2013

Verordnung (EG) Nr. 1080/2006 des Europäischen Parlaments unddes Rates vom 5. Juli 2006 über den Europäischen Fonds für regiona-le Entwicklung und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr.1783/1999

Verordnung (EG) Nr. 1081/2006 des Europäischen Parlaments unddes Rates vom 5. Juli 2006 über den Europäischen Sozialfonds und zurAufhebung der Verordnung (EG) Nr. 1784/1999

Verordnung (EG) Nr. 1082/2006 des Europäischen Parlaments unddes Rates vom 5. Juli 2006 über den Europäischen Verbund für territo-riale Zusammenarbeit (EVTZ)

Verordnung (EG) Nr. 1083/2006 des Rates vom 11. Juli 2006 mit all-gemeinen Bestimmungen über den Europäischen Fonds für regionaleEntwicklung, den Europäischen Sozialfonds und den Kohäsionsfondsund zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr. 1260/1999

Verordnung (EG) Nr. 1084/2006 des Rates vom 11. Juli 2006 zur Er-richtung des Kohäsionsfonds und zur Aufhebung der Verordnung (EG)Nr. 1164/94

Verordnung (EG) Nr. 1085/2006 des Rates vom 17. Juli 2006 zurSchaffung eines Instruments für Heranführungshilfe (IPA)

11STEINZEUG-Information 2007

Blickpunkt EU

tionsprogrammen beteiligen, an-statt von der Kommission einzeln zugenehmigende Vorhaben zu unter-stützen.Mit der fünften Verordnung wird einEuropäischer Verbund für territo-riale Zusammenarbeit (EVTZ) ein-gerichtet. Das Ziel, das mit diesemneuen Rechtsinstrument verfolgtwird, besteht in der Erleichterungder grenzüberschreitenden, transna-tionalen und/oder interregionalenZusammenarbeit zwischen regiona-len und lokalen Behörden. Diese Be-hörden wären mit einer eigenen, fürdie Durchführung von grenzüber-schreitenden Kooperationsprogram-men erforderlichen Rechtspersön-lichkeit ausgestattet und würdensich auf eine Vereinbarung zwischenden beteiligten nationalen, regiona-len, lokalen und sonstigen öffentli-chen Behörden stützen.Die von der Europäischen Kommissi-on beschlossene Durchführungs-verordnung für die Strukturfondsund den Kohäsionsfonds im Zeit-raum 2007–2013 fasst die Regeln fürdie Verwaltung der Finanzinstru-mente der Kohäsionspolitik in einerUnterlage zusammen.

Gemeinschaftliche Leitlinien zur Kohäsion 2007–2013

In den gemeinschaftlichen strategi-schen Leitlinien sind die Grundsätzeund Prioritäten der Kohäsionspolitikaufgeführt; sie enthalten Anregun-gen, auf welche Weise die europä-ischen Regionen die 308 Mrd. Euroin vollem Umfang nutzen können,die für nationale und regionale Hilfs-programme für die nächsten siebenJahre zur Verfügung gestellt wurden.Die nationalen Behörden werdensich bei der Festlegung ihrer natio-nalen strategischen Prioritäten und

In den Artikeln 158–162 des Vertrags zur Gründung der Europäischen Ge-meinschaft ist das Ziel verankert, eine harmonische Entwicklung der Gemein-schaft als Ganzes zu fördern und eine Politik zur Stärkung des wirtschaftli-chen und sozialen Zusammenhalts zu entwickeln, indem Entwicklungsunter-schiede zwischen den Regionen verringert werden. Für den Zeitraum von2007 bis 2013 besteht die rechtliche Grundlage der zur Verwirklichung die-ser Ziele erforderlichen Instrumente aus einem Paket von fünf Verordnungen(s. Kasten links), die vom Rat und dem Europäischen Parlament im Juli 2006angenommen wurden.

Die fünf „Gebote“

In einer Allgemeinen Verordnung sind gemeinsame Grundsätze, Regelnund Standards für die Anwendung der drei Kohäsionsinstrumente, d.h. desEuropäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), des EuropäischenSozialfonds (ESF) und des Kohäsionsfonds festgelegt. Ausgehend vomGrundsatz der geteilten Verwaltung zwischen der Union und den Mitglied-staaten und Regionen werden in der Verordnung ein neues Programm-planungsverfahren auf der Grundlage der strategischen Leitlinien der Ge-meinschaft für die Kohäsionspolitik und deren Begleitung (Follow-up) sowiegemeinsame Standards für die finanzielle Abwicklung, die Kontrolle und dieEvaluierung aufgestellt. Das reformierte Durchführungssystem wird eine ein-fachere, dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit entsprechende und dezen-tralere Verwaltung der Strukturfonds und des Kohäsionsfonds ermöglichen.In der Verordnung über den Europäischen Fonds für regionale Entwick-lung (EFRE) werden dessen Aufgaben und Interventionsbereiche festgelegt,beispielsweise die Förderung öffentlicher und privater Investitionen, um zumAbbau der regionalen Ungleichgewichte in der Union beizutragen. Mit dem EFRE werden EU-weit Programme in den Bereichen regionale Entwick-lung, wirtschaftlicher Wandel, verbesserte Wettbewerbsfähigkeit und terri-toriale Zusammenarbeit gefördert. Finanzierungsschwerpunkte sind u.a. For-schung, Innovation, Umweltschutz und Risikoverhütung, wobei auch denInfrastrukturinvestitionen vor allem in den am wenigsten entwickelten Regio-nen weiterhin eine wichtige Rolle zukommt.Der Europäische Sozialfonds (ESF) wird im Einklang mit der EuropäischenBeschäftigungsstrategie durchgeführt und hat vier Schwerpunkte: Verbesse-rung der Anpassungsfähigkeit von Beschäftigten und Unternehmen, Verbes-serung des Zugangs zu Beschäftigung und der Beteiligung am Arbeitsmarkt,Förderung der sozialen Eingliederung durch die Bekämpfung von Diskrimi-nierung und durch die Erleichterung des Zugangs zum Arbeitsmarkt für be-nachteiligte Personengruppen sowie Förderung von Partnerschaften für Re-formvorhaben in den Bereichen Beschäftigung und Eingliederung.Der Kohäsionsfonds beteiligt sich an Interventionen in den BereichenUmwelt und transeuropäische Verkehrsnetze. Er betrifft Mitgliedstaaten miteinem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von weniger als 90 % des Gemeinschafts-durchschnitts. Er deckt die zehn neuen Mitgliedstaaten sowie Griechenlandund Portugal ab. Spanien gelangt übergangsweise in den Genuss von För-dermitteln aus dem Kohäsionsfonds. Künftig wird sich der Kohäsionsfondszusammen mit dem EFRE an mehrjährigen, dezentral verwalteten Investi-

12STEINZEUG-Information 2007

Blickpunkt EU

Planungen für den Zeitraum 2007–2013, der sogenannten einzelstaat-lichen strategischen Rahmenpläne,an den Leitlinien ausrichten. Gemäßden Leitlinien und in Übereinstim-mung mit der überarbeiteten Lissa-bon-Strategie sollten die Ressourcenvon Programmen, die im Rahmender Kohäsionspolitik kofinanziertwerden, gezielt auf die folgendendrei Prioritäten ausgerichtet werden:● Erhöhung der Attraktivität vonMitgliedstaaten, Regionen undStädten durch Verbesserung der Zu-gänglichkeit, Sicherstellung einerangemessenen Qualität und einesentsprechenden Niveaus der Dienst-leistungen und Erhaltung des ökolo-gischen Potenzials;● Ermutigung von Innovationen,Unternehmertum und Wachstumder wissensbasierten Wirtschaftdurch Forschungs- und Innovations-kapazitäten, einschließlich von Infor-mations- und Kommunikationstech-nologien, und● Schaffung von mehr und bes-seren Arbeitsplätzen, indem mehrMenschen in ein Beschäftigungsver-hältnis oder eine unternehmerischeTätigkeit geführt, die Anpassungs-fähigkeit der Arbeitskräfte und der

Unternehmen verbessert und die Investitionen in dasHumankapital gesteigert werden.

Mit den Leitlinien wird der Versuch unternommen, einGleichgewicht bei den doppelten Zielsetzungen der Wachs-

tums- und Beschäftigungsagenda und der territorialen Kohä-sion zu erreichen. Damit wird klar, dass die neuen Program-

me keinen Lösungsansatz bieten können, der für alle gut ist.

Kosten-Nutzen-Analyse (KNA)

Das im August 2006 erschienene Arbeitsdokument „Der neueProgrammplanungszeitraum 2007–2013: METHODOLOGISCHE

LEITLINIEN DER KOMMISSION ZUR DURCHFÜHRUNG DER KOS-TEN-NUTZEN-ANALYSE FÜR GROSSPROJEKTE UND ZU EINNAHMEN

SCHAFFENDEN PROJEKTEN“ enthält einige praktische Hinweise, diezu einer einheitlicheren und klareren Kosten-Nutzen-Analyse (KNA) der

Anträge auf EFRE- und Kohäsionsfondsmittel führen und damit besser fun-dierte Entscheidungen ermöglichen sollen. Diese richten sich an Verwal-tungsbehörden, die Kosten-Nutzen-Analysen in Auftrag geben oder selbstdurchführen.

What's to do?

In diesem Arbeitspapier werden einige allgemeine Grundsätze der KNA fürGroßvorhaben und das Verfahren zur Bestimmung der Höhe des EU-Zu-schusses für Investitionsprojekte beschrieben. Das Papier basiert auf den beider Projektprüfung in den vorangegangenen Programmplanungszeiträu-men gewonnenen Erfahrungen und berücksichtigt gleichzeitig den neuenRechtsrahmen für den Zeitraum 2007–2013. Die KNA dient dabei als zentra-les Instrument zur Abschätzung des ökonomischen Nutzens von Projekten. Für Großprojekte (Gesamtkosten mehr als 25 Mio. Euro im Fall von Um-weltprojekten, mehr als 50 Mio. Euro im Fall anderer Projekte) müssen dieMitgliedstaaten respektive die Verwaltungsbehörden eine KNA vorlegen, daerstens ermittelt wird, ob das Projekt eine Kofinanzierung verdient undzweitens, ob eine Kofinanzierung erforderlich ist.Erforderliche Bestandteile der KNA sind die● Zieldefinition, Projektidentifikation und Ergebnisse von Durchführbar-keitsstudien● Finanzanalyse● ökonomische Analyse● Sensitivitäts- und RisikoanalyseDie Berechnung des EU-Zuschusses erfolgt nach der Finanzierungsdefizit-Methode (Artikel 55 Absatz 2).

Quelle: Europäische Kommission, Regionalpolitik

Weitergehende Informationen:www.ec.europa.eu/regional_policy/index_de.htm

13STEINZEUG-Information 2007

Blickpunkt EU

Am 22. Oktober diesen Jahres hat die EU das MEMO/07/419 mit fol-gendem Inhalt veröffentlicht: Die Europäische Kommission hat am 8. Oktober 2007 die einzelstaatlichen strategischen Rahmenpläne für

alle 27 Mitgliedstaaten angenommen. Die erste Bewertung ist positiv ausge-fallen und bestätigt, dass die Kohäsionspolitik im Zeitraum 2007 bis 2013 ei-nen entscheidenden Beitrag zum Erfolg der Strategie für Wachstum und Be-schäftigung leisten wird.Dies zeigt, dass dieses politische Instrument die wichtigste Quelle für Inves-titionen aus dem europäischen Haushalt darstellt, die direkt das Wirtschafts-wachstum ankurbeln, als Beschäftigungsmotor wirken, indem sie die wirt-schaftlichen Strukturen modernisieren und diversifizieren sowie die Wettbe-werbsfähigkeit der Regionen stärken, und ebenso die gesamtwirtschaftlicheStabilität erhalten helfen.Im Zeitraum 2007 bis 2013 werden 35,7 % des Gesamthaushalts der EU(347,41 Mrd. Euro zu laufenden Preisen) in die Kohäsionspolitik fließen.Nachstehend sind einige Schwerpunkte der Bewertung aufgeführt:

Für die wichtigsten Investitionen im Rahmen der Lissabon-Strategiedurchschnittlich vorgesehene MittelEtwa 62 % für das Konvergenzziel und 77 % für das Ziel regionale Wettbe-werbsfähigkeit und Beschäftigung. Gebundene Mittel insgesamt: Über 215Mrd. Euro, was einem Anstieg von mehr als 50 Mrd. Euro gegenüber demvorausgegangenen Programmplanungszeitraum entspricht.

Schwerpunkt auf Forschung/Entwicklung und Innovation Rund 60 Mrd. Euro. Etwa zwei Drittel werden dafür eingesetzt, die Innova-tionskapazität von KMU auszubauen, indem Technologietransfer und Koope-rationsnetze unterstützt, FuE im Mittelstand intensiviert und der Einsatz vonIKT in Unternehmen gefördert werden. In den neuen Mitgliedstaaten wirdder Anteil der Ausgaben für FuE und Innovation am Gesamthaushalt viermal

so hoch sein wie in den Jahren 2004bis 2006.

EnergieeffizienzVerpflichtung zu Verbesserung derEnergieeffizienz und zu Entwicklungund Einsatz von erneuerbaren Ener-gieträgern und alternativen Techno-logien. Die Investitionen in erneuer-bare Energieträger und Energieeffi-zienz werden für diesen Programm-planungszeitraum im Rahmen desKonvergenzziels fünf Mal so hochund im Rahmen des Ziels Wettbe-werbsfähigkeit und Beschäftigungsieben Mal so hoch ausfallen.

Förderung der unternehmeri-schen InitiativeIhr kommt in allen Rahmenplänenein hoher Stellenwert zu. Im Mittel-punkt steht dabei die Bereitstellungvon Unterstützungsdiensten für Un-ternehmen, insbesondere für KMU,um ihre Wettbewerbsfähigkeit zustärken und sie für internationaleMärkte vorzubereiten. Das Haupt-augenmerk liegt auf zuschussfreienFinanzinstrumenten wie Darlehenund Risikokapital sowie auf einemleichteren Zugang zu Kapital fürFuE-Vorhaben ebenso wie für Start-ups. JEREMIE1) und JESSICA2) , zweineue Finanzierungsinstrumente, sol-len in größerem Umfang eingesetztwerden.

Kohäsionspolitik II

Grünes Licht für einzelstaatliche strategischeRahmenpläne (2007–2013)

1) JEREMIE ist der Name der neuen Partnerschaft mit der EIB-Gruppe, die darauf ab-stellt, alternative Formen der Unternehmensförderung einzuführen (Risikokapital, Dar-lehen, Bürgschaften, Beteiligungskapital, Startkapital usw.).2) Das Instrument JESSICA ermöglicht es den Mitgliedstaaten und Regionen, einenTeil ihrer Kohäsionsmittel in Stadtentwicklungsfonds zu investieren und Gelder umzu-widmen, um Investitionen im städtischen Bereich zu verstärken und zu beschleunigen.

14STEINZEUG-Information 2007

Blickpunkt EU

schen Gebieten. Es soll zwischen den Regionen eine ausgewogenere Entwick-lung erzielt werden. Je nach nationalen, regionalen oder lokalen Gegeben-heiten liegt der Schwerpunkt auf Städten, ländlichen Gebieten, Inseln, tou-ristischen Anziehungspunkten oder Weltkulturerbe.

Ausbau der institutionellen Kapazitäten von BehördenErscheint in beinahe allen Rahmenplänen von Ländern mit Regionen, die imRahmen des Konvergenzziels förderfähig sind. Förderschwerpunkte sind dieQualitätssteigerung bei der Rechtsetzung, indem die Kapazitäten für Ausar-beitung und Durchsetzung von Gesetzen ausgebaut, bei GesetzesvorhabenFolgenabschätzungen durchgeführt, für die Bürger zentrale Anlaufstellen ge-schaffen werden oder die Regulierungsdichte für die Wirtschaft verringertwird. In den Rahmenplänen wird auch der Verbesserungsbedarf von Quali-tät und Verfügbarkeit des öffentlichen Dienstes auf nationaler und regiona-ler Ebene aufgegriffen. Gesamtzuweisung: 3,6 Mrd. Euro.

Einbindung von PartnernEs ist deutlich erkennbar, dass nationale, regionale und lokale Behördenebenso an der Ausarbeitung der Strategien aktiv beteiligt waren wie Wirt-schaftsverbände, Sozialpartner und nichtstaatliche Organisationen. Auch diestärker dezentralisierte Verwaltung der Kohäsionsprogramme im Zeitraum2007 bis 2013 wird Raum dafür bieten, die Interessengruppen an der Durch-führung zu beteiligen. Das Ergebnis dürften breitere, transparentere Partner-schaftsvereinbarungen sein; dies zeigt klar und deutlich, wie wichtig die Ko-häsionspolitik für die Akzeptanz der Ziele der Lissabon-Strategie vor Ort ist.

Abstimmung mit den nationalen Reformprogrammen im Rahmen der Lissabon-StrategieBei der Ausarbeitung ihrer strategischen Rahmenpläne haben die Mitglied-staaten eine besonders enge Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen fürdie Umsetzung der nationalen Reformprogramme gewährleistet und die ent-sprechenden Modalitäten dokumentiert. Dies ist deshalb so wichtig, weil nurin wenigen Ländern ein und dasselbe Ministerium für beide Politikfelder zu-ständig ist.

Koordinierung mit anderen Bereichen der GemeinschaftspolitikAlle strategischen Rahmenpläne enthalten präzise Informationen über dieMechanismen zur Koordinierung zwischen Kohäsions- und Strukturfonds ei-nerseits und dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung desländlichen Raums und dem Europäischen Fischereifonds andererseits. Die Ko-ordinierung der Kohäsionsmaßnahmen mit anderen politischen Maßnah-men der Gemeinschaft ist ganz besonders wichtig, damit sie vor Ort echteWirkung entfalten können. Die Verhandlungen über die operationellen Programme mit ihren detaillier-ten Bestimmungen über kohäsionspolitische Fördermaßnahmen auf regio-naler und sektoraler Ebene sind gut vorangekommen. Die Kommission er-hält im Frühjahr 2008 eine gründliche Analyse der Ergebnisse.

Quelle: Internetseiten der EU

HumanressourcenPraktisch alle Mitgliedstaaten wollenihre Erwerbsbevölkerung vergrö-ßern und flexibler machen. Prioritä-ten sind: Fördermaßnahmen für so-ziale Integration und für Jugendli-che. Überall, besonders aber in denweniger wohlhabenden Konver-genzregionen, werden umfangrei-che Mittel für die Modernisierungund Reformierung der Schul- undBerufsbildungssysteme bereitge-stellt. Über die Investitionen in Hu-manressourcen hinaus werden akti-ve arbeitsmarktpolitische Maßnah-men, die die Beschäftigungsfähig-keit erhöhen und die Flexibilität vonUnternehmen unterstützen sollen,besonders gefördert.

Umweltschutz und Risiko-verhütungDies stellt in allen Mitgliedstaaten ei-ne Priorität dar. Neue Programmesollen die potenziellen Synergienzwischen Umweltschutz und Wachs-tum stärken. Projektbeispiele: Trink-wasserversorgung, Abfall- und Ab-wasseraufbereitungsanlagen, Be-wirtschaftung natürlicher Ressour-cen, Sanierung von Böden, um sieals neue Gewerbeflächen zu erschlie-ßen, und Schutz vor Umweltrisiken(Ausbreitung von Wüsten, Dürre,Brände und Hochwasser). Dafürwerden 51 Mrd. Euro aufgewandtwerden.

VerkehrDie vorgesehene Gesamtsumme be-trägt 76 Mrd. Euro. Etwa die Hälftedavon fließt in die Förderung derTranseuropäischen Netze (TEN-T).Weitere Prioritäten sind: Investitio-nen in Nebenstrecken für eine besse-re Erreichbarkeit, Förderung um-weltverträglicher nachhaltiger Ver-kehrsnetze hauptsächlich in städti-

15STEINZEUG-Information 2007

Regelwerknews

Der Fachverband Steinzeugindustrie e.V. nimmt die vielfältigen Aufga-ben der Normung sowohl in nationalen als auch in internationalenGremien wahr, um Erfahrungen und Fachwissen einzubringen und

um national etablierte Regelungen in europäischen Regelwerken einzuglie-dern. Seit der letzten STEINZEUG Information und dem STEINZEUG Updatehat es im Regelwerk einiges Neues gegeben:

DIN rr DIN 19 523Der DIN-Arbeitsausschuss NA 119-05-09 AA hat den Entwurf Anforderun-gen und Prüfverfahren zur Ermittlung der Hochdruckstrahlbeständig-keit und -spülfestigkeit von Rohrleitungsteilen für Abwasserleitungenund -kanäle erarbeitet und mit der Veröffentlichung im August 2007 derFachwelt zur Prüfung zur Verfügung gestellt.

Prüfparameter Werkstoff-prüfung

Praxisprüfung

Einzelstrahl X

Spüldüse X

Spülstrahlleistungsdichte in W/mm2 450 330

Durchfluss Q in l/min 35,7 280 – 285

Düsendurchmesser in mm 2,50 2,60

Winkel in Grad 30 30

Normung – Überprüfung|Überarbeitung|Neuerscheinung

Keine Themen für zwischendurch

16STEINZEUG-Information 2007

Regelwerknews

DWA rr ATV-DVWK-Arbeitsblatt A 139 Die Überarbeitung des Arbeitsblattes A 139 Einbau und Prüfung von Ab-wasserleitungen und -kanälen durch die DWA-Arbeitsgruppe ES 5.1 läuftauf vollen Touren. Nachfolger von Dieter Sternagel, Kassel, ist Henning Wer-ker, Köln. Die an die DIN EN 1610 angepasste Gliederung wird hier beibe-halten. Wesentliche Themen sind u.a Böden, ihr Wiedereinbau und ihreKennwerte, die Dichtheitsprüfung und die Überprüfung der Kriterien.

DWA rr ATV-Arbeitsblatt A 111Nach der Veröffentlichung der Vorhabensbeschreibung 2006 in der KA Kor-respondenz Abwasser und der Endbearbeitung von DWA-Arbeitsblatt A 112konnten nun die Arbeiten am Arbeitsblatt A 111 Richtlinien für die hydrau-lische Dimensionierung und den Leistungsnachweis von Regenwasser-Entlastungsanlagen in Abwasserkanälen und -leitungen aufgenommenwerden. Die Arbeitsgruppe ES 2.2 wurde zudem um weitere Mitarbeiterergänzt.

DWA rr ATV-DVWK-Arbeitsblatt A 125Nach der Veröffentlichung des Entwurfs von Arbeitsblatt A 125 Rohrvortriebkonnte die Beratung der eingegangenen Einsprüche noch nicht vollständigerfolgen. Es zeichnet sich aber deutlich ab, dass mit diesem Arbeitsblatt einhöchst kompetentes und seines Gleichen suchendes technisches Regelwerkzum Rohrvortrieb und diesem verwandte Verfahren zur Verfügung stehenwird. Die Veröffentlichung des Weißdrucks ist für 2008 zu erwarten.

DWA rr ATV-DVWK-Arbeitsblatt A 161Es hat sich gezeigt, dass das Thema Rohrstatik kein Thema für „eben zwi-schendurch“ ist. Die Arbeiten am Arbeitsblatt A 161 Statische Berechnungvon Vortriebsrohren dauern weiterhin an, obwohl in 2007 bereits siebenSitzungstage zu verzeichnen waren. Kernpunkt der Fachdiskussion ist nachwie vor die Druckübertragung im Rohrstoß und ihre Berechnung.

DWA rr ATV-DVWK-Arbeitsblatt A 127 Die Unterarbeitsgruppe UA 1 zu ES 5.4 hat sich intensiv mit den Werkstoff-kennwerten auseinandergesetzt und diese für die ATV-DVWK-ArbeitsblätterA 125 und A 161 identisch in einer Tabelle zusammengestellt. Diese Tabellesoll nun auch für das Arbeitsblatt A 127 Statische Berechnung von Abwas-serleitungen und -kanälen übernommen werden.

Der Normentwurf sieht zwei Nach-weise vor: die Werkstoffprüfung mitdem Einzelstrahl und den Praxistestmit einer Spüldüse.Der Druck selbst stellt keinen Prüfpa-rameter dar, die Beanspruchungwird durch den Wasserstrahl be-stimmt. Die Anforderungen undNachweise gelten für neue Rohreund können auch für renovierte Ka-näle angewendet werden.

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Forschung + Technik

Synthetic meets classic

Die Anwender lernen, dass aus denklassischen natürlichen Rohstoffeneine Vielzahl von synthetisch herge-stellten Oxid- und Nichtoxidkerami-ken abgeleitet wurden, die sichdurch ihre Reinheit und ihre Ferti-gungsverfahren erheblich von denklassischen Keramiken unterschei-den. So liegen die Bruch auslösen-den Fehler bei den hochfesten Kera-miken in Bereichen von 20 µm bis 80µm, womit es zwingend notwendigist, dass der Fertigungsablauf be-herrscht wird. Und genau das ist denKeramikherstellern heute möglich.So werden die Qualitätskriterien derAutomobilindustrie ebenso erfüllt,wie die der Medizintechnik. Mittler-weile kommen Kleinserientechnolo-gien wie Isostatpressen und Grün-bearbeiten ebenso erfolgreich zum

Der Erfolg neuer keramischer Komponenten hängt sehr stark von derIntegration in das jeweilige technische System ab. Ob im Auto, in derKanalisation, in der Produktionsanlage oder im Haushaltsgerät: Ke-

ramik punktet meist durch mehrere zusammenhängende Vorteile. Sie profi-tiert zunehmend vom höheren Bekanntheitsgrad und von verbesserten In-formationsstrukturen. Die Möglichkeiten moderner Prüftechniken und dieVerbindung mit modernen Designtools ermöglichen neue Fertigungsverfah-ren und komplexe Systemlösungen von der Brennstoffzelle bis zum Multi-funktionssensor und vom beheizten Zerspanungswerkzeug bis zur Einspritz-düse.

Die „Bindung“ macht’s

Trotz der intensiven Öffentlichkeitsarbeit für die Technische Keramik ist dieSprödigkeit immer noch eine der stärksten Assoziationen zum Werkstoffver-halten. Die Anwender kennen die Problematik der geringen Bruchdehnun-gen, die sich mit unter einem halben Prozent deutlich von den Metallen oderPolymeren mit zehn bis x-hundert Prozent unterscheidet. Dabei ist geradediese Eigenschaft eine der positivsten, man muss sie nur zu nutzen wissen.Ein Konstrukteur, der keramikgerecht arbeitet, erhält eine Lösung, in der dieFunktionsflächen genau so bleiben, wie er sie definiert hat. Trotz extremerDruckspannungen, die bei Siliziumnitrid durchaus 3.000 MPa und mehrerreichen dürfen, treten keine plastischen Verformungen auf. Auch gegenAbrasionsverschleiß ist das Material aufgrund seiner Härte hervorragend für Extrembelastungen prädestiniert. Die starken kovalenten und ionischenBindungen zwischen den Atomen bilden die Grundlage für die extreme Härte zwischen 1.000 HV und 3.000 HV, die thermische Belastbarkeit vonüber mehreren 1.000 °C und die hohe chemische Beständigkeit gegenüberSäuren und Laugen. In der Kombination von Werkstoffwissenschaften undMaschinenbau sind dann sogar technische Federn möglich, die dauerfestunter extremsten Bedingungen eine hervorragende Elastizität aufweisen(Abb. 1).

Faszination Keramik

System-Know-how als Schlüssel für den industriellen Erfolg neuer Werkstoffe

Abb. 1: Feder aus Zirkonoxid für denEinsatz unter extremen Temperaturenvon bis zu 1.000 °C.

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Forschung + Technik

Einsatz wie Spritzgießen oderStrangpressen. Das wirtschaftlichsteVerfahren wird in der Vergleichsma-trix von Stückzahlen und Komplexi-zität bestimmt.

Keramische Lager imVerborgenen

Die Technische Keramik wächst der-zeit in Deutschland mit mehr alszehn Prozent. Durch die konsequen-te Integration von Vorlesungen überkeramische Werkstoffe an verschie-denen Universitäten und die Öffent-lichkeitsarbeit der Unternehmenwurde die Basis für dieses Wachstumgeschaffen. Die jungen Ingenieurehaben einen guten Zugang zu denverschiedenen Keramiken und sindbereit, neue Konstruktionsrichtlinienzu beachten. Wer nicht eine metalli-sche Lösung in der Hoffnung aufwirtschaftliche Vorteile nachbaut,sondern die Keramiken unter Beach-tung der spezifischen Eigenschaftenverwendet, schafft innovative undwirtschaftlich erfolgreiche Lösun-gen.Die Funktion erfüllt die Keramik abermeist im Verborgenen. Seit Jahr-zehnten werden in modernen Che-miepumpen keramische Gleitlagerverwendet. Durch die extrem gerin-gen Reibwerte bei gleichzeitig hoherVerschleißfestigkeit trotz schlechterSchmierbedingungen in Verbindungmit der chemischen Beständigkeit,erlaubt die Keramische Komponen-te die Produktion von Milliarden

Euro teuren Produkten und kostet selbst in Relation hierzunahezu nichts. In der Lebensmittelindustrie werden Maschi-nen einfacher, weil die Lagerungen durch das Produkt ge-schmiert werden. So sind z.B. Anlagen zur Erzeugung undVerpackung von Obstsäften ein wesentlicher Markt für voll-keramische Lager. Noch aggressiver geht es in MetallischenSchmelzen zu: In modernsten Beschichtungsbädern zum

Verzinken von Stahlblechen kann die gesamte Lagerkonstruktion in dieSchmelze verlagert werden. Kein anderer Werkstoff könnte die Funktionali-tät unter diesen Bedingungen wahren. Für den Konstrukteur der Anlage ent-fällt die aufwendige Dichtungstechnik. Die Maschinen werden wesentlicheinfacher und die Wartungskosten sinken enorm. Hierdurch werden die teil-weise sehr hohen Anschaffungskosten für keramische Lager sehr schnell aus-geglichen.

Von Fördertechniken und Skischanzen

In klassischen Maschinenbaubereichen, wie z.B. der Fördertechnik, boomenRohrauskleidungen und Verschleißschutzplatten. Seit Jahrzehnten werdenRutschen, Rinnen oder Mahlwerke mit verschleißfesten Mosaiken gepanzert.Die Verbindungstechnik spielt hier die entscheidende Rolle. Angepasste Kle-ber sind bis in hohe Temperaturbereiche etabliert. In kleineren Anlagen wer-den die Keramikelemente direkt in die Kunststoffe eingearbeitet. KompletteSichter mit keramischen Segmenten an den kritischen Stellen werden alsKunststoff-Keramik-Verbundbauteile hergestellt. Durch das Verständnis derOberflächeneffekte ist es möglich, verschiedene Keramiken in Gummi einzu-vulkanisieren. Bei Antriebsrollenfür Förderbänder dienen dieverschleißfesten Keramikspitzendazu, den Schlupf zwischen derRolle und dem Band zu verrin-gern und dadurch die Lebens-dauer zu erhöhen. Wer die kilo-meterlangen Förderbänder desTagebaus kennt, kann die Ein-sparpotenziale für die War-tungskosten erahnen (Abb. 2).Durch Variation der Geometrieentsteht aus dem Keramikele-ment, das Reibung erhöht, einSystem, das eben diese Reibungreduziert. Über ballig geschliffe-ne Noppen gleiten heute För-derkörbe, Halbzeuge oder Ski-springer. In der Tat werden zu-nehmend Anlaufspuren von Ski-schanzen mit keramischen Lauf-spuren versehen. Neben denoptimalen Bedingungen für die

Abb. 2: Antriebsrolle fürFörderbänder mit einvulkani-sierten Aluminiumoxidele-menten.

Abb. 3: Keramikanlaufspur auf derSommerskischanze in Bischofshofen.

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Forschung + Technik

lieferanten die notwendige Voraus-setzung zum Erfolg. Maßgeblich fürden Erfolg sind die gesicherten Fer-tigungsverfahren vom Pulver biszum Bauteil. Ohne diese wäre der er-folgreiche Einsatz in der Automobil-technik, wie z.B. für den Dieselrußfil-ter, nicht möglich (Abb. 6). Hier sinddie Erfolgsaussichten aber zusätzlichstark von der Gesetzgebung undden festgeschriebenen Umweltnor-men abhängig.Komplex geformte Bauteile undKomponenten aus Hochleistungske-ramik lassen sich in großen Stück-zahlen durch thermoplastischeFormgebungsverfahren kosten-günstig fertigen. Der Pulverspritz-guss auf Schneckenspritzgießma-schinen bietet alle Vorteile einer au-tomatisierten Fertigung und Hand-habung, wie sie aus der Kunststoff-verarbeitung bekannt sind. Unter-schiedliche Binder- und Entbinde-rungskonzepte vom thermischenAusheizen über katalytische Zerset-zung bis hin zu Extraktionsverfahrensind etabliert. Die Verfügbarkeit vonspritzgießfertigen Mischungen(Feedstocks) hat die Anwendungdieser speziellen keramischen Tech-nologie auch für Quereinsteiger ausdem Bereich der Kunststoffverarbei-tung vereinfacht.

Sportler reduziert man gleichzeitig in erheblichem Maße die Lärmbelästi-gung, die bei vielen metallischen Lösungen entsteht (Abb. 3). Der Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt. Durch geschicktes Design entste-hen aus dem unflexiblen Material sogar flexible Rohrkrümmer, die im Inne-ren komplett durch massive Elemente aus Aluminiumoxid geschützt werden.Die Segmente werden verwendet, um Anlagen flexibel und doch sicher übereine lange Zeit betreiben zu können. Die teilweise sehr abrasiven Fördergü-ter werden mit Geschwindigkeiten von mehr als 50 m/s gefördert und zer-stören Kunststoffschläuche und metallische Manschettenrohre sehr schnell.Bei der Förderung von Erzen entstehen kilometerlange Rohrleitungen mitvollkeramischem Herz aus Aluminiumoxidkeramik (Abb. 4).

Beständigkeit + Beanspruchbarkeit…

Ebenfalls aus Aluminiumoxid, aber dennoch mit einem gänzlich anderenWerkstoffprofil, erobern zunehmend Filterelemente den Markt (Abb. 5). Diekeramischen Membranen werden zur Reduktion von Entsorgungskosten fürSchmier- und Kühlmittel ebenso eingesetzt wie fürdie Rückgewinnung von wertvollen Rohstoffen in derverarbeitenden Industrie. Der Schlüssel zum wirt-schaftlichen Erfolg liegt in der Beständigkeit der Ke-ramik gegenüber den Medien sowie in der mechani-schen Beanspruchbarkeit. Außerdem gibt es wirt-schaftliche Methoden die Membranen zu reinigen.

… = wirtschaftlicher Erfolg

Die thermische Beständigkeit über mehrere hundertGrad Celsius bringt weitere Alleinstellungsmerkmaleund erklärt die hohen Wachstumsquoten von mehrals 15 Prozent pro Jahr. Für die Keramikhersteller istauch in diesem Bereich die Kooperation mit System-

Abb. 4: Rohrleitungssystem in Neukaledonien.

Abb. 5: Keramische Membranen.

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Forschung + Technik

Verfahrens-Know-how ist gefragt

Ohne einen konsequenten Aufbauvon keramikspezifischem Know-howist der Erfolg allerdings Glückssacheund nicht planbar. Die führendenUnternehmen haben in fachspezifi-sches Personal und angepasste Aus-rüstung investiert. Aus Kunststoff-spritzgießern sind Experten für diehochpräzise Sinterung, Qualitätssi-cherung oder Verbindungstechnikfür keramische Komponenten ge-worden. In aktuellen Entwicklungs-vorhaben werden sowohl das Fügenvon gesinterten Keramikbauteilendurch Umspritzen mit Kunststoffoder Metall, als auch die Herstellungvon Keramik-Metallbauteilen, die

gemeinsam gesintert werden, untersucht. SpeziellLetzteres beflügelt die Phantasie der Konstrukteu-re, die beispielsweise magnetisch angetriebeneVentile oder Schieber andenken, deren Funktions-flächen aus Keramik bestehen, die aber ohne wei-tere, teure Fügetechnik gefertigt werden. Auch dieKombination von elektrisch leitfähigen Keramikenmit isolierenden Keramiken in einem Herstellvor-gang scheint möglich.Komplexe Bauteile, wie z.B. beheizte Schneidwerk-zeuge oder Umformwerkzeuge, können ganze Sys-teme verändern. Mit dieser Zielsetzung wird auchzunehmend das Siebdrucken spezieller Pasten aufkeramischen Bauteilen angewendet. Das Know-how liegt in der Anpassung der Ausdehnungskoef-

fizienten der unterschiedlichen Werkstoffe, um Risse in den leitfähigen Berei-chen zu vermeiden. Viele Lösungen von der extrem schnellen Kochplatte biszum temperaturgeregelten Sensor sind bereits heute technisch erprobt. Neben dem Pulverspritzguss stehen mit Heißgießen und drucklosem Heiß-gießen unter Vakuum weitere Verfahrensvarianten zur Verfügung, die ther-moplastische Formgebung auch in geringen Stückzahlen interessant gestal-ten. So ist beispielsweise die Herstellbarkeit keramischer Gewinde in einemindustriell akzeptablen Kostenrahmen ein erheblicher Vorteil. Auch die Mög-lichkeiten der modernen Schleiftechnik werden hier zunehmend genutzt, umSysteme für Hochtemperaturtechniken oder extrem korrosive Medien mitlösbaren Verbindungen zu gestalten. So entstehen Gewindespindeln (Abb.7) für Stellantriebe im Abgasstrang von Verbrennungsanlagen oder Haltevor-richtungen für die Halbleiterindustrie. Generell steigen natürlich mit der Produktionsmenge auch die internen An-forderungen an den Fertigungsprozess für die Keramik selbst. Die Verarbei-tung der hoch abrasiven Massen stellt hohe Anforderungen an die Maschi-nentechnik. Auch hier sind keramische Entwicklungen in erfolgreichen Pro-totypenanlagen integriert. Mühlenteile, Extruderschnecken oder Strang-pressmundstücke sind Innovationen auch für die keramische Industrie. Vieledieser Bauteile werden bisher nur in kleinen Stückzahlen hergestellt. Durch

die Nutzung moderner Berechnungs- und Simula-tionstechniken werden teure Fehlentwicklungenvermieden, und der Kostenvergleich fällt immerhäufiger zu Gunsten der Keramik aus, insbesonde-re, wenn als Vergleichsgröße die Betriebskosten mitbetrachtet werden.

Richtig kombiniert…

Die Integration mehrfacher Funktionalitäten in Pro-dukte gewinnt zunehmend an Bedeutung, da hier-durch ein erheblicher Mehrwert für den Endan-wender geschaffen werden kann. Funktionskerami-sche Materialien werden aufgrund ihres weiten Ei-

Abb. 6: Dieselrußfilter aus Siliziumkarbid.

Abb. 7: Gewindespindeln

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Forschung + Technik

aushalten, ist eine Herausforderung.Zusammen mit den Industriepart-nern H.C. Starck GmbH und der We-basto AG werden am FraunhoferIKTS Verbundstoffe aus Metall, Kera-mik und Glas für diese Systemanfor-derung entwickelt. Diese Materialiensind für den Bau kostengünstigerund robuster Stacks geeignet. Durch die Zusammenfassung desKnow-hows der Struktur- und derFunktionskeramik sowie der Ent-wicklung von Verbundkomponen-ten, wird die Technische Keramikauch weiterhin als Innovations-motor für andere Industriebereichewirken.

Alle Abbildungen: Dr. M. Zins

genschaftsspektrums mit besonders hohem Poten-zial für Produktinnovationen bewertet. So erlaubenkeramische und funktionskeramische Technologiendie Kombination einzigartiger elektronischer, mag-netischer, elektrochemischer und mechanischer Ei-genschaften, die auch unter extremen Umge-bungsbedingungen wie hoher Temperatur oderchemisch aggressiven Milieus eingesetzt werdenkönnen. Solche Eigenschaftsprofile sind beispiels-weise für Schlüsselmärkte wie die Automobilindus-trie und die Energietechnologie von essentieller Be-deutung.Piezokeramiken wandeln elektrische Energie in Be-wegungsenergie um. Nach diesem Prinzip erzeu-gen sogenannte Stacks die Steuerimpulse für mo-derne Einspritzanlagen. Die Elemente können aber auch aus vorhandenenSchwingungen elektrische Signale erzeugen und dadurch als Sensor fungie-ren. Modernste Entwicklungen mit piezokeramischen Fasern in einer Poly-mermatrix werden bereits erprobt, um ganze Autodächer schwingungstech-nisch zu überwachen und durch gezielte Ansteuerung aktiv Lärm zu reduzie-ren. Die extrem flachen, aufklebbaren Elemente lassen sich bei geschickterAnsteuerung als Kraftsensoren, zur Wegmessung und als Aktoren nutzen(Abb. 8). Unter dem Schlagwort Energie Harvesting nutzt man die bei derSchwingung entstehende elektrische Leistung als Spannungsquelle und da-mit beispielsweise, um Sendeeinrichtungen ohne externe Energiequelle inAlarmanlagen von KFZ zu betreiben oder, um batterielose Fernbedienungenzu bauen.

Stacks sind die Zukunft

Ein Bereich, in dem strukturkeramische und funktionskeramische Eigenschaf-ten zusammenfließen, ist die Energietechnik. Als ein bedeutender Zukunfts-markt wird die Hochtemperaturbrennstoffzelle angesehen. Eine wesentlicheSchlüsselkomponente sind hier die keramischen Stacks. Stacks sind Stapel ausdünnen keramischen Platten, an deren Oberfläche die Brennstoffe durch ei-nen elektrochemischen Prozess direkt in elektrische Leistung umgewandeltwerden. Verglichen mit Polymeren, die in Niedertemperaturbrennstoffzelleneingesetzt werden, haben diese keramischen Zellen einen großen Vorteil: Siekönnen nicht nur reinen Wasserstoff, der schwer zu bekommen ist, sondernauch Methan, Benzin, Diesel, Erd- oder Biogas verstromen. Dieser Prozess isttechnisch relativ einfach und daher kostengünstig. In Kombination mitStrom, Wärme- beziehungsweise Kältekopplung lassen sich Wirkungsgradevon mehr als 90 Prozent erreichen – mehr als mit jeder anderen Techno-logie. Die Stacks im Inneren der Brennstoffzelle müssen dabei allerdings einigesaushalten: Die Betriebstemperatur kann bis zu 1.000 Grad Celsius betragen.Dabei herrschen auf der Brenngasseite der keramischen Zellen extrem redu-zierende und auf der Luftseite extrem oxidierende Bedingungen. Die Ent-wicklung von Materialien, die solche aggressiven Bedingungen dauerhaft

Abb. 8: Faseraktor auf einem Blech.

Dr.-Ing. Michael ZinsFraunhofer Institut fürKeramische Technologienund SystemeWinterbergstraße 2801277 DresdenTel.: 0351/2553-522Fax: 0351/2554-171E-Mail: [email protected]: www.ikts.fraunhofer.de

Kontakt

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Forschung + Technik

Dipl.-Ing. Knut Möhring, ehe-maliger Leiter des Unterneh-mensbereichs Netze der BWB

Berliner Wasserbetriebe, feiert baldseinen 79. Geburtstag. Aber wederdas Alter noch der Ruhestand haltenihn davon ab, ein ausführliches Ge-spräch zum fast gleichzeitigen 25.Geburtstag des Mikrotunnelbaus inDeutschland zu führen. Im Gegenteil:Wir treffen in Berlin einen Knut Möh-ring, der wie eh und je bestens vorbe-reitet ist und mit Schwung und Elanunsere Fragen zu 25 Jahren vollauto-matischer Rohrvortrieb druckreif be-antwortet. Wie zu seiner aktiven Zeitist er mit Leib und Seele bei seinemThema und berichtet uns von denersten Gehversuchen bis zur ausge-reiften Technik.

?Herr Möhring, wir freuen uns, Sieso wohlauf hier in Berlin anzutref-

fen. Der Rohrvortrieb „feiert“ in die-sem Jahr (ganz streng genommen)seinen 25. Geburtstag. Sie sind derMann der ersten Stunde des Rohrvor-triebs in Deutschland. Verraten Sieuns, wann Sie zum ersten Mal von die-ser Technik gehört und was Sie darü-ber gedacht haben?

K. Möhring: Dieses „erste Hören“oder die ersten Erlebnisse mit demVortrieb sind natürlich sehr viel älterals 25 Jahre. Wir haben uns hier inBerlin schon in den sechziger Jahren

dem Rohrvortrieb verschrieben, weil wir ihn gebraucht haben. Die topogra-fischen Gegebenheiten in Berlin führen dazu, dass die Gefällskanäle schnellgrößere Tiefenlagen, oft auch im Grundwasser, erreichen, was zu hohen Bau-kosten führt, wenn man die Kanäle in offener Bauweise verlegt. Zudem ha-ben wir im Süden bis zu 40 m mächtigen Mergel und im Westen und Nor-den recht unterschiedliche Böden, auch den Märkischen Sand mit entspre-chend hohen Grundwasserständen. Aufgrund der großen Tiefenlagen wirddas konventionelle Bauen in Berlin also sehr teuer. Schon vor der Entwicklung der „unbemannten“, der sogenannten Mikrotun-nelbauweise in den achtziger Jahren, haben wir hier in Berlin viele Kilometergroßer Kanäle seit den sechziger Jahren unterirdisch vorgetrieben, weil dasfür uns wirtschaftlicher war, als die offene Bauweise. Damit haben wir vielGeld gespart. Für kleine Nennweiten gab es den Vortrieb damals noch nicht.Insofern haben wir die Hersteller von Vortriebsmaschinen immer wieder ge-drängt, Entwicklungen für den Minibereich voranzutreiben. Denn: rd. 80 %der deutschen Abwassernetze bestehen aus Nennweiten kleiner/gleich DN

Knut Möhring und Karl-Heinz Flick im Gespräch in Berlin.

25 Jahre Mikrotunnelbau

Im Gespräch mit Knut Möhring1)

1) Das Gespräch haben Bau-Ass. Dipl.-Ing. K.-H. Flick und Dr. G. Hahn geführt

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Forschung + Technik

K. Möhring: Zunächst kamen natür-lich die japanischen Einrichtungenvon ISEKI nach Europa, die, wie o.g.für den größeren Nennweitenbereichentwickelt und für uns weniger inte-ressant waren. Sie bevorzugten langeRohre, die auch relativ lange Start-und Zielgruben erforderten.Unsere Vorstellungen mit zylindri-schen Schächten und kurzen Rohrenließen sich mit Entwicklungen vonWitte, Soltau, Herrenknecht undBohrtec realisieren. Auch heute nochsind die drei letztgenannten in Berlinaktiv und dominant. Unsere Vorstel-lungen an die Maschinenherstellerwaren: robuste Maschinen für kurzeRohre für möglichst kleine zylindri-sche Start- und Zielgruben. Die Fol-gen: Weniger Straßenaufbruch, keineBrücken, geringere Verkehrsbehinde-rungen und geringerer Bodenaushub.Und alles das ist hier in Deutschlandkonzipiert worden.Wir haben indessen niemals einenMaschinentyp vorgeschrieben; es warimmer das Ergebnis des Wettbewerbsmaßgebend. Das gilt übrigens auchfür die Entscheidung zwischen offenerund geschlossener Bauweise: Wir ha-ben in den ersten Jahren, da wir nicht

800, in Berlin sogar rd. 90 % und rd. 80 % aus Nennweiten kleiner/gleichDN 400. Solange Vortriebsmaschinen dafür nicht verfügbar waren, kamenbei uns aus wirtschaftlichen Gründen sogar auch zweischalige unterirdischeBauweisen zur Anwendung. In großen Tiefen wurde zunächst ein begehba-res Rohr vorgetrieben – auch im Schildvortrieb unter Druckluft – und an-schließend wurde das kleinere Medienrohr für die Abwasserableitung einge-zogen.Also wir haben hier in Berlin schon vor der Mikrotunnelbauweise den be-mannten Rohrvortrieb eingesetzt; wie gesagt, schon in den sechziger Jahren!Beide Verfahren – bemannte wie unbemannte Vortriebe – stellen hohe An-forderungen an Vortriebsrohre und ihre Verbindungen, an die Press- und För-dereinrichtungen sowie an die Mess- und Steuerungselemente. Das hat Zeitfür die Entwicklung erfordert.

?Die Japaner waren uns mit der Vortriebstechnik für die kleinen Nennweiten,also für den unbemannten Vortrieb um einiges voraus. Erst Anfang der acht-

ziger Jahre wurde sie für Deutschland entdeckt. Wie haben Sie es geschafft, denRohrvortrieb nach Berlin zu holen?

K. Möhring: Es ist richtig, dass die Japaner uns mit der Entwicklung dieserTechnik zunächst voraus waren. Sie hatten allerdings eine andere „Philoso-phie“ und entwickelten zunächst manuell steuerbare Vortriebssysteme ins-besondere für Nennweiten zwischen 400 und 800 mm mit möglichst lan-gen Rohren. Wir waren interessiert an der Technik für die noch kleinerenNennweiten zwischen DN 200 und DN 400. ISEKI brachte – und da stim-men jetzt die 25 Jahre – die erste Mikrotunneling-Maschine auf den Markt.Übrigens: Den Begriff Mikrotunneling gab es damals noch nicht, den habensie später geprägt. Die ISEKI-Maschine wurde natürlich auch in Deutschlandbekannt und die Stadt Hamburg ergriff eine Initiative: Mit finanzieller Unterstützung der Bundesregierung hat Hamburg Anfang derachtziger Jahre diese Vortriebsweise mit verschiedenen Rohrwerkstoffen er-probt. Dies war eine Initialzündung – auch für die Maschinenhersteller – , dieden technischen Fortschritt in Deutschland und natürlich speziell bei uns inGang gesetzt hat, wobei wir uns – wie gesagt – auf die noch kleineren Nenn-weiten konzentrierten. Bereits zwei Jahre später gab es auf dem deutschenMarkt die gewünschten Maschineneinrichtungen.Um mehr Druck bei der Maschinenentwicklung zu erzeugen, hatte ich ein-mal in einer kleinen Marktstudie ermittelt, dass beim konventionellen Kanal-bau im Nennweitenbereich DN 200 und 250● 31 % der Kosten auf Straßenaufbruch und Straßenwiederherstellung so-wie● 39 % auf Verbau, Bodenaushub, Baugrubenbrücken, Bodenaustauschund Wiederverfüllung entfallen. Mithin entstehen rund 70 % der Kosten bei Positionen, die mit dereigentlichen Kanalverlegung gar nichts zu tun haben! Unser Ansatz war derSchlüssel zum Erfolg.

?Welche Verfahren gab es Anfang der achtziger Jahre, welche Maschinenwurden entwickelt?

Mit viel Begeisterung erzählt Knut Möhringüber sein Thema Mikrotunneling.

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Forschung + Technik

immer sicher waren hinsichtlich derWirtschaftlichkeit, grundsätzlich alter-nativ ausgeschrieben. Grundsätzlichist es sinnvoll, wenn Unsicherheitenbestehen, immer alternativ auszu-schreiben!

? Sie haben seinerzeit die erstenBaustellen in Berlin „begleitet“.

Wissen Sie noch, wo die waren undwas dort gebaut wurde?

K. Möhring: Unsere erste Baustelleim Mikrotunnelbauverfahren ist ineiner Pressekonferenz vor Ort am 16.Juli 1984 im Berliner Ortsteil Tegelortder Öffentlichkeit vorgestellt wor-den. Solch ein Ergebnis prägt sichnatürlich ein. Ganz bewusst hattenwir in unserer Einladung fünf Beson-derheiten herausgestellt:1. Kein Aufreißen der Straße beimKanalbau wegen der umwelt- undverkehrsfreundlichen Rohrdurch-pressung2. Vollautomatischer Vortrieb vonnicht begehbaren Rohren aus einemSteuercontainer heraus, der über derStartgrube sitzt

3. Berliner Innovation durch spezielle Rohrentwicklung (es wurden Asbest-zementrohre DN 250 der Eternit AG Berlin verwendet)4. Wirtschaftlicher Einsatz ohne jegliche Subvention5. Bauausführung durch eine Berliner FirmaDas Interesse war groß und hat zu einer umfangreichen Berichterstattung inPresse, Funk und Fernsehen geführt. Es ist in Berlin und anderswo sehr vieldarüber diskutiert worden, auch in der Folgezeit.Zum Einsatz kam das RVS 100 A für automatischen Rohrvortrieb der Nenn-weiten 250 bis 400 der Firma Soltau. Es sind 477 m Rohrvortrieb DN 250 inHaltungslängen zwischen 45 und 73 m in Tiefen zwischen 1,7 und 3,7 m un-ter Fahrbahnen von Wohnstraßen erfolgreich durchgeführt worden.Nochmal zurück zur Baufirma: Ausführendes Unternehmen war die HermannHein KG in Berlin, die als erste Berliner Firma diese Vortriebseinrichtung ge-kauft hatte. Dieses Pilotprojekt war von uns in konventioneller Bauweise aus-geschrieben worden, für den Mikrotunnelbau hatten wir ja keine Erfahrung.Die Firma Hein war günstigster Bieter und bot an, das Projekt als Pilotprojektim Rohrvortrieb zum Angebotspreis der konventionellen Ausführung durch-zuführen und auch das Risiko zu tragen.Es gab keine gravierenden Probleme, wir waren erfolgreich, der Grundsteingelegt und das Tor war geöffnet! Wir haben fortan vergleichbare Vorhabenalternativ ausgeschrieben, um den Wettbewerb herauszufordern und den Fir-men zu signalisieren, dass wir die Entwicklung weiterführen wollen.

? Berlin wurde dann 1989 größer. Was hat die Wende für Sie in Bezug auf denRohrvortrieb bedeutet?

K. Möhring: In meinem Beitrag „Das Berliner Abwassernetz und die Wie-dervereinigung der Stadt“ (STEINZEUG Information 1991) habe ich hierü-ber ausführlich berichtet.Gesamt-Berlin hatte mit der Wiedervereinigung, genau genommen am 31.Dezember 1990, 8.259 km Abwasserkanäle (Schmutz-, Misch- und Regen-

1984: Baustellenschild der damali-gen Berliner Entwässerungswerke zum1. vollautomatischen Rohrvortrieb inder Berliner Marlenestraße.

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Forschung + Technik

?Welche technischen Fortschritteim Rohrvortrieb wurden während

Ihrer aktiven Zeit bei den BWB erzielt?

K. Möhring: Mit der Erstausstat-tung der Straßen mit Abwasserkanä-len sollten auch die Anschlüsse derGrundstücke erfolgen. Das bedeute-te: Es mussten auch Vortriebsma-schinen für die Hausanschlüsse DN150 entwickelt werden, was durchdie Firmen Soltau, Celler Maschinen-bau, Herrenknecht und Bohrtecauch erfolgte. Beim Vortrieb des Ka-nals wird die Straßenbefestigungweitgehend geschont. Und würdeman anschließend oder später dieHausanschlüsse in offener Bauweiseherstellen, perforierte man nach-träglich die Befestigung über derVortriebsstrecke. Der Vortrieb wäreentwertet.Die sogenannte „Berliner Bauweise“führte zur Lösung dieses Problems.Von einem zylindrischen Start-schacht aus werden in beide Rich-tungen die üblichen Haltungslängenbis zu zylindrischen Zielschächtenvorgetrieben. Danach werden dieHausanschlüsse sternförmig von denSchächten aus zu den Grundstückenunter Einsatz kleiner Vortriebsma-schinen vorgetrieben. In die Start-und Zielschächte werden die übli-chen Einsteigeschächte eingebaut.Hausanschlüsse, die gegen die Fließ-richtung des Kanals ankommen,werden durch integrierte Absturzlei-tungen im Schacht hydraulisch ein-wandfrei angeschlossen. „BerlinerBauweise“ und Vortriebseinrichtun-gen für Hausanschlüsse waren uner-lässliche Beiträge für den Erfolg.Ein weiterer Meilenstein war die Ent-wicklung des „PIPE-EATING“. Daszunehmende hohe Alter unserer Ent-wässerungsnetze führte kontinuier-lich zu notwendigen Erneuerungen.Für neue Kanaltrassen ist in den Stra-

wasserkanäle), heute sind es 9.332 km. Damit waren aber nicht alle Einwoh-ner an die zentrale Abwasserbeseitigung angeschlossen. Es fehlten zu diesemZeitpunkt noch rd. 500 km Schmutzwasserkanäle in den Außenbezirken bei-der Stadthälften, zum großen Teil auch in der Nähe von Wasserschutzgebie-ten! Es gab überhaupt keine Probleme, die inzwischen erfolgreiche Anwen-dung des Mikrotunnelbaus auch auf den Ostteil der Stadt auszudehnen.Schon am 1. Oktober 1990 wurde die Organisation des östlichen Schwes-terbetriebes WAB an unsere Strukturen angepasst und die Verantwortungden Unternehmensbereichen, als Ebene unter der Geschäftsleitung, übertra-gen. Das klappte ausgezeichnet – auf beiden Seiten. Damit war die Ausdeh-nung der neuen Bauweise auch in den Ostteil der Stadt gewährleistet. Baldarbeiteten mehr als 30 Vortriebsmaschinen in unserer Stadt. Auch in den neu-en Bundesländern setzte sich diese Technik durch, schneller als in Teilen deralten Länder. Bis 1997 waren bereits 320.000 m öffentliche Kanäle (ohne Hausanschlüs-se) in Berlin durch Vortrieb eingebaut worden. Bis Ende 2006 waren es knapp586.000 m. Davon entfallen rd. 96 % auf Nennweiten zwischen DN 200 undDN 800 und über 69 % auf die Nennweiten DN 200 und DN 250. Hinzukommen noch Hausanschlusskanäle DN 150 in etwa gleicher Größenord-nung. Sage und schreibe 40 Rohrvortriebsmaschinen und mehr liefen teil-weise gleichzeitig in der Stadt, und bezogen auf die eingebauten Kanallän-gen erreichte der Mikrotunnelbau einen Anteil von rd. 50 %.Über diese Ergebnisse habe ich dann europaweit und darüber hinaus in Se-minaren und Vorträgen und in zahlreichen Veröffentlichungen berichtet.Umgekehrt hatten wir viele Interessenten aus dem Ausland, auch aus Über-see, hier, die sich die Technik und den Einsatz vor Ort ansehen wollten.Wir haben seinerzeit viel Öffentlichkeitsarbeit geleistet, weil die ungeheuerwichtig ist. Dazu gehörte u.a. auch die Integration des Schwerpunktes Ab-wasser in die WASSER BERLIN und den dort etablierten Baustellentag. Ichfreue mich ganz besonders, dass sich diese Dinge so erfolgreich weiterent-wickelt haben. Vergleichbares gibt es auch von der BAUMA in München zuberichten. Der offene Umgang mit der Technik in der Öffentlichkeit war sehr,sehr wichtig und unser Vorstand hat das damals intensivst gefördert.

Nennweiten der Vortriebsrohre anteilig an der Gesamtleistung seit 1984.

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Forschung + Technik

ßen der Städte oft kein Raum mehr.Mit dem Pipe-Eating werden schad-hafte Kanäle überfahren, durchBrechwerkzeuge quasi aufgezehrtund die Scherben durch das demBohrkopf nachfolgende Vortriebs-rohr abtransportiert. Auf diese Wei-se können mittlerweile alle relevan-ten Nennweiten unserer ältestenNetzteile des Mischsystems überfah-ren und in gleicher Trasse ersetztwerden.Außerordentlich wichtig war für unsauch die Entwicklung von Vortriebs-rohren aller Nennweiten aus Stein-zeug, denn ca. 62 % der Berliner Ka-näle bestehen aus diesem Werkstoffmit der hohen Lebensdauer. Daraufkonnten wir nicht verzichten. In en-ger Zusammenarbeit aller Beteilig-ten konnten alle unsere Anforderun-gen erfüllt und bei gleichzeitigerNormung zuverlässige Qualitätspro-dukte zur Verfügung gestellt wer-den.Besonders wichtig war auch ein Pro-tokoll über den Nachweis der er-brachten Bauleistung mit allen rele-vanten Daten der Bauausführung.Dazu gehören u.a. die Einhaltungdes vorgegebenen Gefälles, die Ab-weichungen von der Sollachse und

die Pressdrücke. In der Anfangsphase sind diese Daten manuell vom Displayder Vortriebsmaschine in vorgesehene Protokolle übertragen worden. Dieswar unbefriedigend, weil manipulierbar. Daher wurde die von uns geforder-te automatische Übertragung aller Vortriebsdaten in ein Protokoll sehr schnellumgesetzt.Aufgrund der Erfolge hat sich der Mikrotunnelbau alsbald auch im sogenann-ten begehbaren Bereich durchgesetzt, sodass bemannte Vortriebe im Kanal-bau kaum noch Bedeutung haben.In diesem Zusammenhang möchte ich als letzten technischen Fortschrittmeiner aktiven Zeit noch die Einführung des Mikrotunnelings bis DN 1.600nennen.

?Mit welchen Personen/Institutionen waren diese technischen Entwicklungs-schritte verbunden?

K. Möhring: Technische Neuentwicklungen unterliegen ständigen Verbes-serungen und Ergänzungen, die sich aus den Erfahrungen und Erfordernis-sen der täglichen Praxis ergeben. Voraussetzung dafür ist natürlich eine en-ge Zusammenarbeit und der Gedankenaustausch aller Beteiligten. Gemeintsind die Maschinenhersteller, die Rohr- und Schachthersteller, die ausführen-den Firmen mit ihren Verantwortlichen vor Ort, unsere Bauleiter und Ent-wurfsingenieure, die Ausschreibenden und unser Kanalbetrieb, der mit demProdukt des neuen Zeitalters umgehen muss. Einzelne Personen kann maneigentlich nicht nennen. Alle Beteiligten haben die Gemeinschaftsarbeit ge-sucht – und gefunden. Sie hat sich bewährt.

?Die heute gültigen Regelwerke zur Vortriebstechnik stammen zum größtenTeil aus Ihrer Feder. Diese auf den Weg zu bringen bzw. überhaupt zu etab-

lieren hat – neben der Facharbeit – sicher eine Menge Überzeugungsarbeit ge-kostet. Können Sie uns darüber das ein oder andere berichten?

K. Möhring: Es war wichtig, nach den ersten Erfolgen möglichst schnell ge-wisse Standards und Regelwerke zu verfassen, um die Entwicklung zu verste-tigen und hinsichtlich der Qualität zu sichern. Der Betreiber dieser nach derneuen Bauweise geschaffenen Abwasserkanäle muss die Gewähr haben, dasser dieser neuen Technik und ihren Produkten in allen ihren Teilen vertrauenkann. So waren die wichtigsten Arbeiten:● die Schaffung nationaler und europäischer Normen für Vortriebsrohre● die Überarbeitung und Fortschreibung des weltweit anerkannten ATV-Ar-beitsblattes A 125 Rohrvortrieb● die Schaffung der europäischen Norm „Grabenlose Verlegung und Prü-fung von Abwasserleitungen und -kanälenParallel dazu mussten die neuen technischen Entwicklungen, die den Kanal-bau revolutioniert hatten, mit entsprechenden Gütezeichen für die Bauaus-führung versehen werden. Die dafür zuständige Gütegemeinschaft Güte-schutz Kanalbau hat die notwendigen Arbeiten sehr schnell angepackt undsichere Standards eingeführt. Güteschutz Kanalbau und Rohrvortrieb gehö-ren zusammen.

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Forschung + Technik

● die Beschränkung von Verkehrs-beeinträchtigungen● die Verringerung von Lärm● die Reduzierung von Unfallge-fahren; immer wieder hat es in Ber-lin Todesfälle im konventionellen Ka-nalbau gegeben. Bei Vortriebsver-fahren gab es in Berlin keinen tödli-chen Unfall.● die Vermeidung von Schäden anbenachbarten Baulichkeiten● die Schonung von Bäumen undGrünanlagen● der Wegfall witterungsbedingterAusfallzeitenHinzu kommt das aktuelle Themader Verringerung von Emissionsbe-lastungen durch CO2. Bei offenenBauweisen fallen riesige Mengenvon Bodenaushub an, die in Berlinmeist an anderer Stelle zwischenge-lagert werden müssen. Dies ge-schieht per Lkw. Wir haben schon inder zurückliegenden Zeit durch denWegfall dieser in zigtausende gehen-den Transporte signifikante Mengenan CO2-Emissionen verhindern kön-nen.Alle diese Vorteile können durch die-se neue Technik gesteigert werden.Es lohnt sich also, sich für deren wei-tere Entwicklung und Verbreitung zuengagieren.

? Sind Sie im Rückblick zufriedenmit dem, was Sie in Bezug auf die

Vortriebstechnik geleistet haben?

K. Möhring: Ich bin zufrieden unddankbar gegenüber allen Mitstrei-tern und denen, die heute und zu-künftig solche Entwicklungen voran-treiben.

Ganz herzlichen Dank für diesesGespräch.

?Hätten Sie je gedacht, dass diese Technik in Deutschland so erfolgreich seinwürde?

K. Möhring: Gehofft habe ich das, der Glaube ist allerdings erst gewach-sen. Natürlich musste fast überall Überzeugungsarbeit geleistet werden.Man muss bedenken, dass es im Kanalbau über 100 Jahre nur minimale tech-nische Fortschritte gab. Sie beschränkten sich auf die Mechanisierung desBaustellenbetriebes, den Bodenaushub und alternative Verbaumethoden.Baustellenbilder früherer Zeiten zeigen, dass die Handarbeit überwog; derKanalbau war lohnintensiv. Deutliche wirtschaftliche Fortschritte gab es erstdurch die Tunnelbauweisen bei begehbaren Kanälen. Das war in der Regeldas Domizil der größeren Bauunternehmen, die kleineren Familienunterneh-men waren die häufigsten Kanalbauer. Für sie sind kostspielige Investitionenin technische Neuerungen allemal schwierig und nur dann sinnvoll, wenn dieGewähr gegeben werden kann, dass die Anschaffung sich durch regelmäßi-gen Einsatz auch lohnt. Ihre Skepsis war groß.Die Überwindung dieses Beharrungszustandes war schwierig, Hindernisseboten sich an allen Fronten. Ich sagte es vorhin schon: Wir leisteten viel Auf-klärungs- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Unterrichtung in Teamarbeit. InBerlin haben unsere alternativen Ausschreibungen das nötige Vertrauen ge-fördert.

?Warum hat der Erfolg so lange auf sich warten lassen? Waren die höherenKosten entscheidend, war es die neue Technik, der man nicht traute, war es

Unwissenheit?

K. Möhring: „Das haben wir immer so gemacht, das hat sich bewährt.“ Die-ser Satz war regelmäßig in Diskussionen zu hören. Oft kam auch die Frage„Wie schreibe ich das aus?“ Natürlich gab es zunächst kein Standardleis-tungsbuch mit entsprechenden Texten. Wir hatten für unsere Mitarbeiter so-fort nach dem gelungenen Auftakt ein Musterleistungsverzeichnis entwickelt,das natürlich fortlaufend ergänzt, notfalls auch korrigiert wurde. Ich habedies jahrelang in meinen Seminaren und Referaten verteilt und auf Bittenauch innerhalb Deutschlands und in andere Länder verschickt. Damit war im-mer die Hoffnung verbunden, ein Saatkorn geliefert zu haben, das aufgehenmöge. Heute sehen wir, dass die Entwicklung überall fortgeschritten und an-gekommen ist.

?Würden Sie sich heute noch einmal so sehr für eine neue Technik „ins Zeuglegen“?

K. Möhring: Uneingeschränkt: ja! Wir können durch Anwendung der neu-en Vortriebstechnik viel Geld sparen. Wir bauen umweltfreundlich und brin-gen viele Verbesserungen für die Volkswirtschaft gegenüber den konventio-nellen Bauweisen. Es gibt dabei aber auch eine Reihe von Vorzügen, für diewir als investierendes Unternehmen keine finanziellen Vorteile erzielen. Dassind die sogenannten „indirekten und sozialen Kosten“, die in konventionel-ler Bauweise entstehen, wir mit der modernen Bauweise jedoch vermeiden.Dazu zählen u.a.

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Baustellenbericht/-reportage

Wie schnell sich das Gesichteines Gebietes verändernkann, erleben derzeit die

Einwohner des Kölner Stadtteils Widdersdorf. Wo vor kurzem nochFelder und Wiesen die Landschaftbestimmten, beherrschen heuteBaufahrzeuge und Erdhügel das Ge-schehen. Dabei hat das bauausfüh-rende Unternehmen, die AMANDGmbH & Co. KG aus Düsseldorf, diegleichzeitig auch Großinvestor ist,seit Jahresanfang einiges auf die Bei-

ne gestellt. Mittlerweile ist die Erschließung von Widdersdorf-Süd abge-schlossen. Unter dem Namen „Prima Colonia“ entsteht hier das momentangrößte privat initiierte Neubaugebiet bundesweit.

Herausforderung für die Abwasserentsorgung

Auf einer Siedlungsfläche von 80 ha werden 1.300 neue Wohneinheiten ge-baut. Hinzu kommen eine Schule, Kindergärten, ein Sportpark mit Vereins-heim sowie zwei Einkaufszentren. Das Gesamtprojekt umfasst zusätzlich nocheine Lärmschutzlandschaft in der Größe von 32 ha sowie Ausgleichs- undlandwirtschaftliche Nutzflächen von 36 ha.Die Stadtentwässerungsbetriebe Köln AöR (StEB), Auftraggeber und spätereBetreiber der Kanalisation, rechnen damit, dass die Einwohnerzahl von Wid-

dersdorf nach Abschluss des Bauvorhabensvon derzeit rund 6.500 Menschen auf 10.000anwachsen wird – wahrlich eine Herausforde-rung für die Abwasserentsorgung.Doch mit der Wahl des Rohrmaterials hat dieStEB dafür gesorgt, dass der neue Stadtteilauf sicheren „Füßen“ steht: Die Kanalisationwird im Trennsystem betrieben, wobei dieRegenwasserleitungen aus Stahlbeton (DN300 bis DN 1600), die Schmutzwasserleitun-gen aus Steinzeug (DN 300) gefertigt sind.Insbesondere für die Schmutzwasserablei-tung war es den Verantwortlichen wichtig,Steinzeug als Rohrwerkstoff zu wählen, dadieser langlebig, wartungsarm und dauerhaftdicht ist und damit für Jahrzehnte ein siche-rer Abwassertransport gewährleistet wird.

Reibungsloser Ablauf

Insgesamt hat AMAND in Widdersdorf-Südein Kanalnetz mit einer Länge von 24 km ge-baut, davon rund 11,5 km Steinzeugrohrefür das Schmutz- sowie ca. 12 km Stahlbeton-

Neubaugebiet Köln-Widdersdorf

Lebensart op Kölsch

Übersichtsplan im Internet unter www.prima-colonia.de/News_Presse.21.0.htmlp

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Baustellenbericht/-reportage

Baustelle konnte das neue Stein-zeug-Produkt den Bauherrn ebensowie das Unternehmen vor Ort über-zeugen. Oberbauleiter Mirko Niedostatekzeigte sich zufrieden mit dem Ablaufder Maßnahmen. Die Arbeiten ander Kanalisation konnten Ende Sep-tember fertig gestellt werden – ge-nau nach Plan, und dass soll bei ei-nem solchen Mammutprojekt schonetwas heißen.

Tief im Erdreich…

Die Einbautiefe des Kanalnetzes imStadtteil Widdersdorf-Süd lag zwi-schen 3 und 8 m, bei einem Grund-wasserspiegel in 13 m Tiefe. Da derbestehende Hauptsammler, in dender Stadtteil entwässert, in 8 m Tie-fe liegt, musste auch die neue Stein-zeugleitung auf diesem Niveau an-geschlossen werden. Trotz des an-spruchsvollen Baugrundes aus Sand,Kies und einer 1 bis 1,5 m mächti-gen Deckschicht aus Lehm konntedas Bauunternehmen zügig Meterum Meter die Rohre einbauen.

„Prima Colonia“ alsQualitätssiegel

Die unterirdische Infrastruktur ist inWiddersdorf-Süd nun fertiggestellt.Damit ist wortwörtlich der Bodenbereitet für das Entstehen von „Pri-ma Colonia“, der ersten Kolonie, wieder Name aus dem Lateinischenübersetzt heißt. „Prima“ zusätzlichnoch als Werturteil zu verstehen,liegt aber ebenfalls ganz im Sinnedes Investors: „Widdersdorf-Süd istein sehr ungewöhnliches und sehrgroßes Neubaugebiet. Für uns be-deutet ‚Prima Colonia‘ ein Qualitäts-siegel, eine Marke als Ausdruck einesLebensgefühls“, erzählt AMAND-Geschäftsführer Jörg Wieck.

rohre für das Regenwasser. An letztere Hauptkanalleitungen wurden rund500 der neuen keramischen Anschlusselemente C in der Nennweite DN 150(C70 und C100) gebaut. Ihre besonderen Eigenschaften sind neben der ein-fachen Montage u.a. die vollflächige Elastomerdichtung mit Dichtlippe so-wie der angepasste Abschluss von Schaft und Dichtung. Hierdurch halten dieVerbindungen sowohl dem Innen- als auch dem Außendruck sicher stand.Premiere feierte auf der Widdersdorfer Baustelle das keramische Anschluss-element C DN 150 mit einer Einbaulänge von 200 mm zum Anschluss andickwandige (Stahl-)Betonrohre, das ganz frisch auf dem Markt ist. Auf der

Einbau des Schmutzwasserkanals mit Steinzeugrohren DN 300; links der Regen-wasserkanal mit Betonrohren.

Hier wird ein Abzweig der Steinzeugleitung in den Graben abgelassen.

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Baustellenbericht/-reportage

Der Projektträger hat sein besonde-res Augenmerk darauf gelegt, dassaus „Prima Colonia“ keine monoto-ne Hochhaussiedlung wird. Stattdes-sen soll Widdersdorf-Süd aus ver-schiedenen Veedeln mit jeweils eige-nem Charakter bestehen. „Das Ge-

biet ist strukturiert in unterschiedliche Wohnwelten, so dass jeder das für ihnPassende findet, ob er es nun sportiv, mediterran, urban, dörflich oder geho-ben mag“, erklärt Wieck weiter.Im Jahr 2010 soll der gesamte neue Stadtteil mit allen Infrastrukturmaßnah-men fertig sein. Dann kann auch die neue Schmutzwasserableitung ausSteinzeug ihren Dienst in Gänze aufnehmen. So wie sie es vermutlich für dienächsten Jahrzehnte tun wird: zuverlässig, stabil, wartungsarm und sicher.

Schrittweiser Einbau deskeramischen Anschlusselements an ein Betonrohr.

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Baustellenbericht/-reportage

weise weniger Platz als eine offeneBauweise, minimiert Schmutz undLärm.Notwendig für die Deckelbauweiseist ein mehr als hundert Tonnenschweres Spezialgerät. Mit Hilfe ei-nes stählernen Bohrrohres dreht esvon der Erdoberfläche aus Bohrpfahlum Bohrpfahl in das Erdreich, sechsbis acht am Tag. Eine Bohrschneckesorgt dabei für den Aushub des Erd-

Es ist ein gigantisches Projekt – auch wenn man die Baukosten von ins-gesamt voraussichtlich 321 Mio. Euro außer Acht lässt. Bei dem Ausbaudes Mittleren Ringes Ost in München werden auf einem 2,5 km langen

Abschnitt rund 2 km Straßentunnel errichtet. Wenn das Vorhaben nach Planim Jahr 2010 abgeschlossen sein wird, wurden über 6.000 Bohrpfähle im Bo-den versenkt, 615.000 m3 Erdreich bewegt und täglich rund 66.000 Fahr-zeuge auf provisorischen Fahrbahnen mit je zwei Spuren pro Richtung an derBaustelle vorbeigeführt.Ein wichtiges Etappenziel ist bereits erreicht: Im Dezember 2006 konnte nachdreieinhalbjähriger Bauzeit der 102 m lange Tunnel unter dem Effnerplatzdem Verkehr übergeben werden. Auch die Arbeiten am 1,5 km langenHaupttunnel unter der Richard-Strauss-Straße zwischen Denninger Straßeund Einsteinstraße kommen zügig voran. Komplettiert wird die Baumaßnah-me durch einen 465 m langen Seitentunnel unter der Einsteinstraße, der füreine kreuzungsfreie Anbindung der Autobahn A 94 an den Mittleren Ring inRichtung Norden sorgt.

Dank Deckelbauweise rollt der Verkehr

Bei einem derartigen Großprojekt lassen sich Beeinträchtigungen für Anwoh-ner und Verkehrsteilnehmer nicht gänzlich vermeiden. Der Bauherr, das Bau-

referat der Landes-hauptstadt München,hat sich jedoch für dasvergleichsweise scho-nendste Vorgehen ent-schieden: die Deckel-bauweise. Dipl.-Ing. Ni-na Lindinger erklärt dieVorteile: „Während dergesamten Bauphasekann bei dieser Metho-de der innerstädtischeVerkehr aufrechterhal-ten werden. Das ist unssehr wichtig. Außerdembenötigt die Deckelbau-

Mittlerer Ring Ost in München

Dauerhaftigkeit, die überzeugt

Die überschnittene Bohrpfahlwand.

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Baustellenbericht/-reportage

reichs. „Die einzelnen Pfähle, die zu-sammen die Außenwände des Tun-nels bilden, haben einen Durchmes-ser von 88 cm und eine Länge von12 bis 20 m. Damit eine dichte, ge-schlossene Außenwand entsteht,überlappen sich die Bohrpfähle. Wirnennen das überschnittene Bohr-pfahlwand“, erzählt Lindinger.Jeder zweite Pfahl ist bewehrt. In derMitte wird die Tunneldecke durchStahlstützen getragen, die in einBohrpfahlfundament einbetoniertsind. Erst beim Innenausbau wirddann die durchgehende Mittelwandaus Stahl ergänzt. Wenn die seitlicheSchalung fertiggestellt und dieStahleinlage der Decke mit der Bohr-pfahlbewehrung kraftschlüssig ver-bunden ist, kann das Betonieren derTunneldecke erfolgen. Ist dieser Ar-beitsschritt abgeschlossen, kannüber dieser Tunnelhälfte bereits wie-der der Verkehr rollen, der vorher so-lange auf die andere Seite ausgewi-chen war. Während oben der Ver-kehr fließt, gehen unterirdisch dieArbeiten weiter: Aus statischenGründen kann erst jetzt, wenn grö-ßere Abschnitte der Außenwändeund Decken der Tunnelröhre beto-

niert ist, mit dem eigentlichen Erdaushub für den Tunnel von den künftigenPortalen aus begonnen werden.Dank der Deckelbauweise rollt so der Verkehr während der gesamten sechs-jährigen Bauzeit auf dem Mittleren Ring in der Richard-Strauss-Straße.

Tunnelentwässerung mit Steinzeug

Da der Tunnel zu einem Teil auf Grundwasserniveau liegt, müssen in man-chen Streckenabschnitten Grundwasserwannen eingesetzt werden. Aufla-gernischen in denjenigen Bohrpfählen, die keine Stahleinlage besitzen, si-chern die Wannen gegen Auftrieb. Gleichzeitig haben die Verantwortlichennatürlich auch an das Auffangen von Flüssigkeiten gedacht, die z.B. bei Nie-derschlägen durch die Fahrzeuge in den Tunnel eingebracht werden: Auf der

gesamten Tunnellänge werden Rohrleitungeneingebaut, obligatorische Schlitzrinnen (Beton-fertigteile) und Schächte für die spätere Entwäs-serung des Tunnels gesetzt.Der Bauherr hat sich bei den Rohrleitungen fürSteinzeugrohre der Nennweite DN 500 entschie-den. Wie der Projektleiter der Tunnelbaumaß-nahmen am Mittleren Ring, Dipl.-Ing. JohannWittmann, betont, kam aufgrund von Erfahrungkein anderer Werkstoff in Frage: „Die Dauerhaf-tigkeit und die Sicherheit von Rohrleitungen ausSteinzeug überzeugen uns immer wieder.“ Weit-sicht bewies das Baureferat auch bei der Ausfüh-rung: Auch wenn es keine Vorschrift ist, entschiedes sich für einen bewehrten Betonmantel rundum die Rohre. Bei möglichen Explosionen in derRohrleitung, z. B. durch bei einem Unfall ausge-laufene brennbare Flüssigkeiten, wird so eine

Insgesamt werden ca. 2,5 km Steinzeugrohre DN 500 zur Entwäs-serung des Tunnels eingebaut.

Hier entsteht die Einfahrt in den Tunnel am Leuchtenbergring.

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Baustellenbericht/-reportage

starke Beschädigung der Tunnelfahrbahn verhindert. Insgesamt weisen dieeingebauten Steinzeugrohre eine Überdeckung von über 1 m auf.

Ein langer Weg zum Tunnelbau

Wenn das Projekt Mittlerer Ring Ost voraussichtlich 2010 abgeschlossen seinwird, hat eine bereits lange schwelende Diskussion ihren erfolgreichen Ab-schluss gefunden. Schon 1987 waren erste Planungen zum Tunnelbau un-ternommen worden, die dann aber 1990 nach einer Änderung der Stadtrats-mehrheit wieder gestoppt wurden.1996 votierten dann die Münchner Bürger bei ihrem ersten Entscheid über-haupt für den Tunnelbau. Nur zehn Tage später sicherte die Stadtratsmehr-heit die Finanzierung der drei weiteren Tunnels am Mittleren Ring mit einerGewerbesteuererhöhung – immerhin trägt die bayerische Landeshauptstadtallein beim Tunnel Mittlerer Ring Ost 193 Mio. Euro der Gesamtkosten. Nacheiner europaweiten Ausschreibung wurde Mitte 2003 mit dem Tunnelbaubegonnen.

Dipl.-Ing. Nina LindingerDipl.-Ing. Johann WittmannBaureferat-IngenieurbauAbt. Ingenieurbauwerke undGewässerFriedenstraße 4081660 MünchenTel.: 089/233-61421Fax: 089/233-61405Internet: www.muenchen.de

Dipl.-Ing. Robert MaierTechnischer Key AccountSTEINZEUG Abwassersysteme GmbH

Kontakt

Wegen Explosionsgefahr werden die Steinzeugrohrleitungen mit einer Eisenbewehrung ausgestattet.

Wissen und die Erkenntnisse, die an verschiedenen Stellen gewonnen wer-den, bündeln und für alle verfügbar machen. Gleichzeitig ist die DWA auchein großer runder Tisch, an dem es gelingt, auch fachlich unterschiedlichePositionen auszudiskutieren und auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen.Dazu tragen hunderte von ehrenamtlich Tätigen in Gremien, Nachbarschaf-ten und Fortbildungsveranstaltungen mit großem persönlichem Engage-ment bei. Dies gilt es zu erhalten und weiter zu entwickeln, und dazu möch-te ich auch gerne einen persönlichen Beitrag leisten.

?Haben Sie andere Schwerpunkte als Ihr Vorgänger gelegt und wenn ja, wiesehen diese aus?

O. Schaaf: Sicherlich hat jeder Präsident eine andere berufliche und persön-liche Prägung, die seine Sichtweisen und Handlungen beeinflussen. MeinVorgänger, Herr Prof. Hermann Hahn, konnte hier auf seine Erfahrungen alsWissenschaftler zurückgreifen, während sich meine Erfahrungen in starkemMaße aus meiner Tätigkeit als Betreiber ergeben, der für Aufgaben der Ab-wasserbeseitigung, der Gewässerunterhaltung und des Gewässerausbaus so-wie des Hochwasserschutzes zuständig ist. Dennoch darf man dies nicht überbewerten. Jeder Präsident hat die Aufga-be, die Vereinigung gemeinsam mit dem Vorstand und dem Präsidium nachbesten Kräften weiter zu entwickeln. Die wichtigsten Schwerpunkte der letz-ten Jahre lagen in der Fusion von ATV und DVWK sowie in der verbandsin-ternen Neuausrichtung. Gerade die Fusion von ATV und DVWK empfinde ichaus heutiger Sicht als Glücksfall, da diese Verbindung die Voraussetzung ge-schaffen hat, die aktuellen wasserwirtschaftlichen Themen als DWA ganzheit-lich angehen zu können. Eine wie ich meine fantastische Ausgangsposition,um beispielsweise im Sinne der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) belastbareund zukunftsfähige Vorschläge einzubringen.Die Arbeiten zur Fusion und internen Neuausrichtung sind zunächst einmalabgeschlossen. Darauf müssen wir nun aufbauen. Für mich bedeutet dies,dass ich den Zusammenhalt der in der Wasserwirtschaft Tätigen weiter ent-wickeln und stärken möchte. Wenngleich wir die mitgliederstärkste wasser-wirtschaftliche Vereinigung in Europa sind, binden wir noch zu wenige in un-serem Fachbereich tätige Personen und Institutionen in unsere Arbeit ein.Deshalb ist eine verstärkte Mitgliederwerbung notwendig, die nicht nur aufFlyer und andere Informationen aufbauen sollte. Wir müssen vielmehr unse-

34STEINZEUG-Information 2007

Portrait/Interview

Im Januar diesen Jahres hat Dipl.-Ing. Otto Schaaf, Vorstand derStadtentwässerungsbetriebe Köln,

das Amt des DWA-Präsidenten ange-treten. Mit ihm steht dem mitglie-derstärksten wasserwirtschaftlichenVerband Europas ein erfahrenerPraktiker zur Verfügung, der durchsein ungeheures Fachwissen, seinevielfältigen Kontakte und nicht zu-letzt durch sein sehr angenehmesund freundliches Auftreten in dieFußstapfen seines Vorgängers, Prof.Hermann Hahn, passt. Mit Sicher-heit verkörpert er das Bild eines Prä-sidenten, der die an ihn gestelltenAnforderungen sehr ernst nimmtund einen sehr guten Job machenwird. Wie, das verriet er uns in fol-gendem Gespräch.

?Herr Schaaf, Sie bekleiden seitnunmehr zehn Monaten das Amt

des Präsidenten der DWA DeutscheVereinigung für Wasserwirtschaft, Ab-wasser und Abfall e.V. Worin bestandund besteht für Sie der Reiz, diesekomplexe Aufgabe wahrzunehmen?

O. Schaaf: Die DWA ist als tech-nisch-wissenschaftliche Vereinigungein absolut notwendiges Bindegliedfür alle in der Wasserwirtschaft Täti-gen. Die Anforderungen aus einerganzheitlichen Betrachtung derWasserwirtschaft werden immerkomplexer. Deshalb müssen wir das

Im Gespräch ...

... mit Dipl.-Ing. Otto Schaaf

35STEINZEUG-Information 2007

Portrait/Interview

gleichzusetzen. Vielmehr kommt esdarauf an, frühzeitig die Situation zubewerten, Lösungsmöglichkeiten zuentwickeln bzw. ihre Entwicklung zuunterstützen und einen wenig ziel-gerichteten Aktionismus zu vermei-den.

?Was bedeutet Europa für die DWAund wie tragen Sie als Präsident

dem Rechnung?

O. Schaaf: Die deutsche Wasser-wirtschaft wird ganz entscheidendvon Europa geprägt. Alle wesentli-chen Anforderungen basieren aufeuropäischen Richtlinien, die natür-lich national umzusetzen sind. Des-halb spielt die europäische Zusam-menarbeit auch für die DWA einewichtige Rolle. Es liegt nahe, dass wir zunächst im deutschsprachi-gen Raum die Zusammenarbeit mitSchwesterorganisationen vertiefen.Das tun wir sehr intensiv mit unserenösterreichischen und schweizeri-schen Kollegen unter der Bezeich-nung „DACH“. Wir engagieren unsin der EWA, dem europaweiten Zu-sammenschluss von technisch-wis-senschaftlichen Vereinigungen, des-sen Sekretariat bei der Bundesge-schäftstelle geführt wird. Wir unter-stützen zudem den europäischenAngleichungsprozess, indem wirunser Regelwerk in viele euro-päische Sprachen übersetzen, uminsbesondere in den Erweiterungs-ländern beim strukturellen Aufbauzu helfen. Natürlich kooperieren wirauch mit dem DIN bei der Er-stellung europäischer Normen, wo-bei wir auf die Arbeit unserer Haupt-ausschüsse und auf unser Regel-werk zurückgreifen können. Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt ausunseren vielfältigen internationalenAktivitäten. Ich persönlich messediesem Teil unserer Arbeit eine

re Attraktivität stärken. Das können wir beispielsweise durch verbesserte An-gebote an unsere Mitglieder, eine verstärkte Einbindung auch jüngerer Mit-glieder in unsere Gremienarbeit und durch Positionierung und Informations-angebote zu aktuellen Themen erreichen. Hierzu zähle ich auch den Ausbauunserer Politikberatung, die dazu beitragen soll, dass für Entscheidungen aus-reichende Fachinformationen zur Verfügung stehen.

? Sie sind aber ja nun nicht erst seit Ihrer Präsidentschaft mit den Aufgabender DWA vertraut, sondern schon sehr lange. Haben sich Ihrer Meinung nach

in den vergangenen zehn Jahren die Anforderungen der Mitglieder an den Ver-band geändert oder haben sich die Aufgaben des Verbandes verschoben?

O. Schaaf: Ich nehme schon wahr, das viele Mitglieder großen Wert auf zeit-nahe Informationen zu aktuellen Themen legen. Dem sind wir bereits durcheinen benutzerfreundlichen Internetauftritt und durch weitere elektronischeDienstleistungen wie z.B. unseren Newsletter nachgekommen. Außerdembieten wir Foren zu aktuellen Fragen an, zu denen noch keine oder nur we-nige praktische Erfahrungen vorliegen, sodass wir sie noch nicht über dasRegelwerk verfügbar machen können. Beispielhaft kann ich hier sehr weit-reichende Themen wie Klimawandel, demografische Entwicklung und denBeitrag der Wasserwirtschaft zum verstärkten Einsatz erneuerbarer Energiennennen, aber auch Einzelthemen wie PFT, was sich in die Gesamtthematikder gefährlichen Stoffe eingliedert.Gerade zu dem großen Themenblock des Umgangs mit gefährlichen Stof-fen erwarten viele Mitglieder von der DWA Informationen und Positionie-rung. Deshalb dürfen wir auch einer Diskussion über die Notwendigkeit ei-ner 4. Reinigungsstufe nicht ausweichen. Eine intensive Befassung mit die-ser Fragestellung ist ja keineswegs mit einer flächendeckenden Einführung

Prof. Hermann Hahn gratuliert seinem Nachfolger Dipl.-Ing. Otto Schaaf zur Prä-sidentschaft.

36STEINZEUG-Information 2007

Portrait/Interview

besondere Bedeutung zu und en-gagiere mich auch persönlich stark,weil die europäische Wasserwirt-schaft allein durch die Flussgebieteeng verzahnt ist und es auch heuteschon kaum möglich ist, fachlichePositionen im Alleingang durchzu-setzen.

? In der Branche wird Europa auchimmer mit der Wasserrahmen-

richtlinie (WRRL) assoziiert; Sie spra-chen die WRRL eben auch schon an.Die DWA hat eine ProjektgruppeWRRL, die dem Vorstand und demPräsidium über ihre Arbeiten berich-tet. Was waren die Inhalte des letztenBerichts? Der DWA-Geschäftsführer Johannes Lohaus erklärte mir in einemGespräch vor zwei Jahren, dass diePolitikberatung intensiviert werden sollund zukünftige Handlungsoptionenvorliegen. Was hat sich getan?

O. Schaaf: Nachdem die Bestands-aufnahme im Rahmen der Umset-zung der WRRL abgeschlossen ist,kommen wir nun in die spannendePhase der Aufstellung der Bewirt-schaftungspläne und der Maßnah-menprogramme. Dabei müssen Effi-zienzkriterien beachtet werden, undall das muss sich unter starker Betei-ligung der Öffentlichkeit vollziehen.Unsere Projektgruppe begleitet die-se Schritte intensiv und erarbeitetVorschläge für eine sinnvolle Umset-zung, wobei eine enge Rückkopp-lung mit den Hauptausschüssen unddem Präsidium stattfindet. Wir arbei-ten darauf hin, dass die nächstenSchritte mit Augenmaß vollzogenwerden und primär dort gehandeltwird, wo dies sinnvoll möglich istund wo mit dem geringsten Auf-wand ein größtmöglicher Nutzenfür das Gewässer erreicht wird. AlleAnforderungen und auch die finan-zielle Lastenverteilung müssen sich

an diesen Kriterien orientieren. Wir entfernen uns damit vom reinen Emissi-onprinzip.Beim Thema WRRL zeigt es sich wie wichtig es ist, fachliche Erkenntnisse nichtnur innerhalb der DWA und in Fortbildungsveranstaltungen weiterzugeben,sondern auch in Richtung Öffentlichkeit und Politik zu kommunizieren. Diestun wir seit einiger Zeit bereits in Form unserer Politikmemoranden. Das al-lein reicht allerdings nach den bisherigen Erfahrungen noch nicht aus, son-dern muss durch persönliche Gespräche mit der Politik vertieft werden. Des-halb hat der Vorstand die Intensivierung der Politikberatung beschlossen. InHerrn Dr. Schendel haben wir inzwischen einen erfahrenen Mann gefunden,um diese Aktivitäten zu organisieren. Im Juni konnten wir unser Büro in Ber-lin unter Anwesenheit von Frau Staatssekretärin Klug aus dem Bundesum-weltministerium einweihen. Die räumliche Nähe zum Parlament wird es unsermöglichen, kurzfristig und gezielt Beratungen anzubieten und für Gesprä-che zur Verfügung zu stehen. In einem nächsten Schritt geht es dann um ei-ne mögliche Politikberatung in Brüssel.

? Stichwort: demografischer Wandel. Auf dem Seminar in Weimar im Mai die-sen Jahres haben Sie zu diesem Thema ein kurzes Statement bzw. Fazit ab-

gegeben. Ich fand es seinerzeit beachtlich und vor allem förderlich, dass Sie nichtim Strom der allgemeinen Panikmache mitschwimmen, sondern hier deutlich dif-ferenzieren und bedacht und sachlich an das sensible Thema gehen. Würden Siebitte dazu noch einmal Ihre Sichtweise skizzieren?

Dipl.-Ing. Otto Schaaf gibt auf dem DWA-Seminar in Weimar sein Statement hin-sichtlich der notwendigen Reaktionen auf die demografische Entwicklung inDeutschland.

37STEINZEUG-Information 2007

Portrait/Interview

für solche Gespräche mehr Zeit zurVerfügung steht.

? Sie sind ja nicht nur Präsident derDWA, sondern hauptberuflich

Vorstand der Stadtentwässerungsbe-triebe Köln, von dem auch nicht gera-de wenig abverlangt wird, und beklei-den noch das ein oder andere Ehren-amt. Wie schaffen Sie das, so diszipli-niert, respektive auch sehr gut organi-siert zu sein und wie sieht ein Tag aus,an dem Sie auch als Präsident oderEhrenamts-Schaffender gebrauchtwerden?

O. Schaaf: Sie fragen mich da nachBetriebsgeheimnissen. Natürlich istmit der Übernahme eines Ehrenam-tes ein nicht unerheblicher Zeitauf-wand und viel Arbeit verbunden.Zum Glück habe ich bei den Stadt-entwässerungsbetrieben Köln aberauch in der Bundesgeschäftsstelleder DWA tolle Mannschaften, auf die ich mich auch in schwierigenSituationen verlassen kann. Dankmoderner Kommunikationstechnikstehe ich auch während meiner Rei-sen in ständigem Kontakt mit mei-nen Mitarbeitern. Allerdings mussich auch gestehen, dass weniger Zeitfür die Familie zur Verfügung steht,was ich versuche nach besten Mög-lichkeiten zu kompensieren.

Ich danke Ihnen ganz herzlich für IhreZeit und Muße, die Sie für dieses Ge-spräch aufgebracht haben.

O. Schaaf: Der demografische Wandel ist von erheblicher Bedeutung für dieWeiterentwicklung der gesamten Infrastruktur. Dies schließt natürlich auchdie Siedlungsentwässerung ein. In einer gemeinsamen Veranstaltung mitdem Deutschen Städtetag in Weimar konnten wir feststellen, dass der Bevöl-kerungsrückgang in Deutschland sehr unterschiedlich verläuft: Während imOsten teils dramatische Veränderungen eingetreten sind, gibt es im Westenund hier beispielsweise im Saarland und im Ruhrgebiet zwar auch einen Be-völkerungsrückgang, der aber deutlich langsamer als im Osten verläuft. Diesbedeutet, dass unterschiedliche Anpassungsstrategien notwendig sind. Beiextremen Entwicklungen bedarf es konzertierter Aktionen mit allen Infra-strukturträgern wie beispielsweise eines systematischen Rückbaus von Syste-men bzw. des Ersatzes vorhandener Systeme durch dezentrale Einrichtungen.Dies kann auch erhebliche Auswirkungen auf die Kostenstrukturen haben.Anders sieht es bei moderaten Veränderungen aus. Hier ist es vielfach mög-lich, einfache Anpassungen im Betrieb der Anlagen und bei Ersatzinvestitio-nen vorzunehmen, die weitgehend unabhängig von den anderen Infrastruk-turträgern durchgeführt werden können. Bei einem generellen rückläufigenTrend müssen wir aber auch sehen, dass die hohen Fixkostenanteile auf im-mer weniger Nutzer umgelegt werden müssen, was langfristig die Fragenach einer Veränderung der Entgeltstrukturen aufwirft. Ich meine damit dieEinführung eines Grundbeitrages.

?Welche Probleme in der Wasser-/Abwasserwirtschaft müssten Ihrer Meinungnach in den nächsten zehn Jahren vordringlich angepackt werden?

O. Schaaf: Einige dieser Themen habe ich schon kurz angesprochen. Wirhaben Klimaveränderungen zu erwarten, von denen die Niederschlagsmen-ge und -verteilung beeinflusst wird. Hochwasser- und Niedrigwasserauswir-kungen sowie Veränderungen der Wassertemperatur müssen bewertet undwo nötig Handlungsstrategien entwickelt werden. Auch die demografische Entwicklung wird kontinuierliche Anpassungen er-fordern. Wir werden uns entscheiden müssen, wie wir mit den gefährlichenStoffen verfahren wollen. Nicht vernachlässigt werden darf auch die Sanie-rung unserer Entwässerungssysteme, wobei in sinnvoller Weise örtlich ange-passte Lösungen nötig sein werden. Diese kurze Aufzählung zeigt, dass in dennächsten Jahren vielfältige Herausforderungen zu bewältigen sein werden,wobei die DWA einen wertvollen Beitrag leisten kann.

? Stehen Sie als Präsident auch mit Einzelunternehmen in Kontakt, sprich ha-ben Sie noch den Kontakt zur Basis?

O. Schaaf: Der Kontakt zur Basis ist mir sehr wichtig. Wenn es irgendwiemöglich ist, besuche ich deshalb unsere Landesverbandstagungen, weil ichdort in das direkte Gespräch mit vielen Mitgliedern komme. Natürlich gibtes auch viele Kontakte, die mit meiner Haupttätigkeit in unmittelbarer Ver-bindung stehen. Ich denke dabei z.B. an den Erfahrungsaustausch der Groß-städte und an viele andere Kontakte zu Firmen, Behörden, aber auch zu deneigenen Mitarbeitern, die mir oft am besten sagen können, was sie zur Un-terstützung ihrer täglichen Arbeit benötigen. Natürlich wünsche ich mir, dass

geht das mit einem Interview, für das Rudolf Harsch trotz engen Terminplanszur Verfügung stand.

?Herr Harsch, Sie sind der Geschäftsführende Gesellschafter der Firmengrup-pe Harsch, die genau Harsch Bau GmbH & Co. KG Bauen und Steinzeug

heißt. Die Namen lassen vermuten, dass es sich um ein gutes altes Familienun-ternehmen mit Tradition handelt. Ist das so? Skizzieren Sie doch bitte grob dieUnternehmensgeschichte.

R. Harsch: Die Firma Harsch geht in der Tat auf das Jahr 1919 zurück, in demmein Großvater Rudolf Harsch ein Baugeschäft im Brettener Gewerberegis-ter angemeldet hat. Bis heute, also 88 Jahre nach der Firmengründung, be-finden sich die Anteile in Familienbesitz.

? Sie, respektive die Unternehmensgruppe, haben eine Menge zu bieten. Wiesieht der gesamte Leistungsumfang aus? Wer sind die Zielgruppen?

R. Harsch: Der Leistungsumfang unserer Firmen, in denen insgesamt 370Mitarbeiter beschäftigt sind, lässt sich am besten mit den Tätigkeiten desBauhauptgewerbes umschreiben. Besondere Stärken haben wir im Industrie-und Gewerbebau, bei dem wir alle Leistungen, auch die Planungsarchitek-tur und Planungsleistungen, aus einer Hand anbieten. Unsere Kunden sindüberwiegend hier aus der Region, aber wir sind auch überregional tätig. Sosind Baustellen beispielsweise in Köln, Magdeburg oder Dresden keine Aus-nahme. Aber auch der traditionelle Hoch- und Tiefbau, speziell der Ingenieur-bau (Brückenbau), hat bei uns Tradition. Beteiligungen an einem Recycling-und Deponiebetrieb sowie an einer Transportbeton-Gesellschaft vervollstän-digen unser Portfolio.

?Wir möchten uns natürlich auf den Bereich Keramik und hier speziell auf die Abwassertechnik konzentrieren. In Ihrem Internet-Auftritt heißt es, „die

Herstellung von hochwertigem Steinzeug hat bei „Harsch Steinzeug“ Tradition.Seit 1938 produzieren wir Kanalrohre, Formstücke, Gebrauchskeramik und seitkurzer Zeit auch Kaminrohre.“ Ihr Produktionswerk steht im sächsischen Belgern.An anderer Stelle heißt es seit 1960… Klären Sie uns bitte auf? Stichwort Wende!

38STEINZEUG-Information 2007

Portrait/Interview

Seit über achtzig Jahren ist dieHarsch-Firmengruppe auf demBausektor tätig.

Die Entwicklung vom Kleinbetriebzu einem modernen, auf vielen Fel-dern tätigen Unternehmen warnicht leicht und hat viel Einsatz,Energie und Erfindungsgeist gefor-dert. Zum 80-jährigen Jubiläumerschien die Geschichte der FirmaHarsch als Buch. Darin ist die ge-schäftliche Entwicklung ebenso wiedie der Familie dargestellt, einge-bunden in den geschichtlichen Hin-tergrund Deutschlands und der Re-gion. Als Mitglied des Fachverban-des Steinzeugindustrie e.V. lag es fürdie Redaktion nahe, das Unterneh-men zu portraitieren. Am besten

Zu Gast bei Harsch Steinzeug

Der Fortschritt hat Tradition

Mit Rudolf Harsch als Geschäftsfüh-rendem Gesellschafter leitet die 3. Ge-neration die Geschicke des Familienun-ternehmens.

39STEINZEUG-Information 2007

Portrait/Interview

Nischenprodukten: ich denke hier-bei vor allem an Lochrohre, Schalen,verschiedene Einläufe, Sinkkästenetc.

?Wo, wie und welche Märkte be-dienen Sie?

R. Harsch: Überwiegend bedienenwir den Markt in den neuen Bundes-ländern, sozusagen um den Kirch-turm herum. Hier haben wir ein gu-tes standing und können schnell undflexibel auf die Wünsche unsererKunden reagieren. Für unsere Ka-minrohrprodukte erwähnte ich ge-rade den polnischen Markt.

? Ist Osteuropa für Sie also ein inte-ressanter Markt?

R. Harsch: Osteuropa ist selbstver-ständlich für uns ein Markt. Ich habe

R. Harsch: Tatsächlich produzieren wir seit 1938 in unserem SteinzeugwerkBretten Steinzeugrohre und Formstücke. Nachdem 1997 das Brettener Werkgeschlossen wurde, konnten wir die Produktion vollends nach Belgern ver-lagern. Dieses Steinzeugwerk gehört seit 1993 zu unserer Firmengruppe.Dort wurde auch schon seit 1960, als das Werk auf der grünen Wiese gebautund dann eröffnet wurde, Steinzeug hergestellt.

? Sie bieten heute drei verschiedene Produkte aus dem Rohstoff Ton an: Stein-zeugrohre, Kaminrohre und Gebrauchskeramik. Welches Standbein ist das

stabilere? Ändert sich das im Lauf der Jahre?

R. Harsch: Selbstverständlich ist das stabilste Standbein die Produktion vonSteinzeugrohren. Dies liegt allein schon an der Mengenverteilung. Hinzu ge-wonnen hat in der Tat im Belgeraner Werk in den letzten Jahren der Anteilan Kaminrohren – nicht zuletzt ist hierfür auch der interessante polnischeMarkt veranwortlich.

? Fokussieren wir das Gespräch auf die Kanalrohre und die Formstücke. Wiesieht die komplette Produktpalette Ihres Hauses für die Kanalisation aus?

R. Harsch: Die Produktpalette beginnt bei „normalen“ Rohren mit DN 100und endet in Spezialprodukten bei DN 600. Die Rohrproduktion in 2-m-Bau-länge endet bei der Dimension 300. Wir verstehen uns auch als Anbieter von

Das Steinzeug-Werk im sächsischen Belgern liegt direkt an der Elbe.

40STEINZEUG-Information 2007

Portrait/Interview

gerade eben über Polen gespro-chen. Über weitere Aktivitäten in an-deren Ländern denken wir nach;man benötigt jedoch Kenntnisse desLandes bzw. einen guten verlässli-chen Kontakt. Hier sind wir eben inPolen gut aufgestellt, für andere Län-der muss dies erst noch erarbeitetwerden.

? Spielt die EU in Ihrem Geschäfts-alltag eine wichtige Rolle?

R. Harsch: Die EU spielt für uns vorallen Dingen in gesetzgeberischerSicht eine Rolle. Denken Sie nur andie Sicherheitsbestimmungen, dieseit 1. April 2007 für das Baugewer-be gelten.

? Sind Fachmessen für Ihr Unter-nehmen eine Plattform, neue

Märkte zu erschließen?

R. Harsch: Generell sind wir nichtgroß genug, um auf Fachmessenauszustellen. Allerdings haben wirgerade die Kontakte nach Polen auf-grund eines Messeauftritts vor Jah-ren in Leipzig knüpfen können. Inso-fern sind kleine Fachmessen geradezum Erschließen neuer Märktedurchaus ein probates Mittel.

?Wie lauten Ihre Verkaufsargu-mente für Steinzeugrohre, was ist

für Sie am Werkstoff Steinzeug soüberzeugend?

R. Harsch: Ich glaube diese Frage ist schon hinlänglich und ausgiebig be-handelt und auch beantwortet. Nach wie vor ist das schlagende Argumentfür den Werkstoff die Langlebigkeit, die Widerstandsfähigkeit gegen aggres-sive Abwässer und die absolut verlässliche Funktion der Leitung. Steinzeugist und bleibt das beste Rohrmaterial.

?Haben Sie ein ganz bestimmtes Erfolgskonzept oder ein Motto, nach demSie die Geschicke des Unternehmens leiten?

R. Harsch: Ja, eine schwierige Frage: Nicht nach dem schnellen Erfolg han-deln, sondern die nachhaltige Unternehmensentwicklung im Vordergrundsehen. Dazu ist es notwendig, Führungskräfte mit großen Kompetenzen aus-zustatten. Entscheidungsfreiheit bringt Verantwortungsbewusstsein und diesoll sich in der Hierarchie fortsetzen. Wir sprechen beispielsweise vom Bau-leiter als Unternehmer seiner Baustelle.

?Was bedeutet für Sie die Mitgliedschaft im Fachverband Steinzeugindustriee.V.?

R. Harsch: Selbstverständlich erhoffen wir uns von der Mitgliedschaft intechnischen Fragen schnelle Hilfe, außerdem können wir das umfassendeWissen direkt beispielsweise für unsere Kunden und Anwender in Form vonSeminaren nutzen.Nachdem wir selbstständiger Partner am Steinzeugmarkt geworden sind,möchten wir das Know-how des Verbandes nutzen. Dies kommt natürlichauch unseren Kunden zugute. Die Kommunikationsplattform Fachverbandbeschleunigt auch die technische Entwicklung in den Werken. Auch einGrund für den Beitritt ist die schlanker gewordene Struktur des Fachverban-des und die damit verbundenen kurzen Entscheidungswege.

?Gibt es von Ihrer Seite Wünsche an den Verband?

R. Harsch: Der Fachverband muss das Produkt Steinzeug in den Vorder-grund stellen und sozusagen ein übergreifendes Marketing betreiben. Dabeiist es wichtig, unser herausragendes Produkt gegen die anderen Materialienklar abzugrenzen. Hierbei spielt oft die Überzeugungsarbeit bei den entschei-denden Gremien eine wichtige Rolle.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

41STEINZEUG-Information 2007

Wirtschaft + Recht

wertung und Bepunktung selbstauch vergaberechtswidrig, da siesich nicht an die bekannt gemach-ten Zuschlagskriterien gehalten hat.Vielmehr wurden nachträglich zu-sätzliche Punkte mit Begründungenvergeben, die sich nicht mit den be-kannt gemachten Zuschlagskriterienvereinbaren lassen.Der Auftraggeber wurde durch dieVergabekammer zu einer erneutenund ordnungsgemäßen Wertungder Angebote verpflichtet, bei dernur die in den Verdingungsunterla-gen bekannt gemachten Kriterienberücksichtigt werden durften.

Bindung der ausschreiben-den Stelle an die veröffent-lichten Zuschlagskriterien

Der Bewerberkreis soll vorhersehenkönnen, worauf es dem Auftragge-ber in besonderem Maße ankommtund dies bei der Angebotserstellungberücksichtigen können. Der Auf-traggeber soll einerseits auf seinenBedarf besonders ausgerichtete An-gebote erhalten, andererseits bei derAuswahl nicht manipulieren können.Die Manipulationsmöglichkeit lägejedoch auf der Hand, wenn der Auf-traggeber die Auswahl nach Gut-dünken treffen könnte und sich ent-weder an seine Wertungskriteriennicht halten müsste oder sie nachÖffnen der Angebote und Kenntnis-

Ein Öffentlicher Auftraggeber, der ein komplexes PPP-Verfahren (Public-Private-Partnership) im Rahmen eines Vergabeverfahrens ausschreibtund hinsichtlich der Wertung der Angebote neben dem Kriterium

„Preis“ noch andere „weiche“ Faktoren berücksichtigen möchte, muss sichdann bei der Wertung der Angebote an die von ihm bekannt gemachten Zu-schlagskriterien halten.Abweichungen von den selbst vorgegebenen Zuschlagskriterien bzw. dieHinzunahme weiterer Kriterien bei der Bewertung der Angebote führen da-zu, dass die Wertung an sich fehlerhaft ist, und wiederholt werden muss.Ein aktueller Beschluss der Vergabekammer Baden-Württemberg (Beschlussvom 26. Januar 2007 – Az.: 1 VK 78/06) macht dies deutlich: Der dortigeÖffentliche Auftraggeber (eine rechtlich selbstständige GmbH) beabsichtig-te die Planung, Sanierung, den teilweisen Neubau, die Finanzierung bzw.Teilfinanzierung und den Betrieb eines Sport- und Freizeitbades auf dem Ge-lände des bestehenden Freibades zu vergeben. Die Antragsgegnerin führtezur Verwirklichung dieses PPP-Projekts ein Verhandlungsverfahren mit vorge-schaltetem Teilnahmewettbewerb durch.Als Zuschlagskriterien waren innerhalb der Ausschreibungsunterlagen ge-nannt:● Wirtschaftlichkeit: 30%● Planungs- und Betriebskonzept: 25%● Qualität der baulichen Maßnahmen: 20%● Risikostruktur: 10%● Sozialverträgliche Eintrittspreise für den Bereich Schwimmen: 10%● Begrenzung der Nutzungseinschränkungen für den bestehenden Be-trieb: 5%Der Vergaberechtsverstoß, den die Vergabekammer im dortigen Fall bezüg-lich der vorgenommenen Angebotswertung festgestellt hat, gründet sich aufzwei Umstände: Zunächst war es vergaberechtswidrig, dass der Aufsichtsratdes Auftraggebers die Vorgaben und Begründungen zur Angebotswertungbzw. zur abweichenden Bepunktung der Angebote des Gemeinderates über-nommen hat, ohne sich damit selbst kritisch auseinanderzusetzen.Darüber hinaus war die vom Gemeinderat vorgenommene abweichende Be-

Die aktuelle Entscheidung

Zur Wertung von Angeboten bei PPP-Projekten1)

1) Die Vergabekammer Karlsruhe zur Wertung von Angeboten bei PPP-Projekten

(VK Karlsruhe, Beschluss vom 26. Januar 2007 – Az.: 1 VK 78/06)

Der Auftraggeber ist auch verpflich-tet, alle bekannt gemachten Krite-rien zu werten (vgl. OLG Düsseldorf,B. v. 7. Juli 2003 – Az.: Verg 34/03;OLG Frankfurt am Main, B. v. 20.Dezember 2000 – Az.: 11 Verg1/00).Gerade bei komplexen PPP-Verfah-ren, bei denen nicht ausschließlichder Preis als alleiniges Wertungskrite-rium verwendet werden soll, son-dern eben auch noch „weiche“ Kri-terien bei der Wertung der Angebo-te berücksichtigt werden sollen,muss der Auftraggeber peinlichstdarauf achten, dass die eigene Be-gründung für die jeweiligen Wer-tungsentscheidungen nicht den imVorfeld bekannt gemachten Wer-tungskriterien widerspricht. Ansons-ten läuft er Gefahr, dass er ein von ei-nem Bieter angestrengtes Vergaben-achprüfungsverfahren – kosten-pflichtig – verliert und von der Ver-gabekammer verpflichtet wird, eineneue – fehlerfreie – Wertung durch-zuführen.

nahme von deren Inhalt ändern dürfte (vgl. OLG Frankfurt am Main, B. v.20. Dezember 2000 – Az.: 11 Verg 1/00; 1. VK Sachsen, B. v. 8. Februar 2005– Az.: 1/SVK/003–05; VK Düsseldorf, B. v. 9. April 2003 – Az.: VK-8/2003-B).Eine Vergabestelle ist also aus Gründen der Rechtsstaatlichkeit, Vorhersehbar-keit und Transparenz des Wertungsverfahrens an die Wertungskriterien ge-bunden, d.h., es dürfen dann nur Zuschlagskriterien bei der Wertung zur An-wendung gelangen, die zuvor in der Vergabebekanntmachung oder in denVerdingungsunterlagen genannt sind. Mit Angabe der Auftragskriterien in der Vergabebekanntmachung tritt danneine Selbstbindung des Auftraggebers ein. Es ist daher vergaberechtswidrig,ein als Auftragskriterium angekündigtes Merkmal wieder fallenzulassen, oderaber im Nachhinein neue Kriterien einzuführen. Die damit bezweckte Vor-hersehbarkeit des Wertungsmaßstabs und der Schutz der Bieter vor Willkürschließen es aus, dass der Auftraggeber nachträglich von den bekannt gege-benen Zuschlagskriterien abweicht, was bedeutet, dass die angegebenen Kri-terien berücksichtigt werden müssen.Der Auftraggeber ist daher gehalten, sämtliche der bekannt gegebenen Wer-tungskriterien auch tatsächlich zu berücksichtigen. Nur dann ist dem Geboteines transparenten Vergabeverfahrens (§ 97 Abs. 1 GWB) und der Gleich-behandlung aller Bieter (§ 97 Abs. 2 GWB) Genüge getan. Mit der Bekannt-machung der Wertungskriterien reduziert die Vergabestelle ihren eigenen Be-urteilungs- und Ermessensspielraum. Der Bieter wäre der Willkür ausgesetzt,wenn die Vergabestelle nach Abgabe der Angebote im Wertungsverfahrendie Zuschlagskriterien beliebig ändern oder anders gewichten könnte (vgl.OLG Frankfurt, B. v. 28. Februar 2006 – Az.: 11 Verg 15/05 und 16/05; 2. VKBund, B. v. 29. März 2006 – Az.: VK 2-11/06; VK Schleswig-Holstein, B. v. 11.Januar 2006 – Az.: VK-SH 28/05; 1. VK Sachsen, B. v. 5. September 2005 –Az.: 1/SVK/104-05).

Anmerkung und Konsequenzen für den Auftraggeber

Ein Öffentlicher Auftraggeber darf also weder ursprünglich bekannt gemach-te Kriterien bei der Wertung nicht mehr berücksichtigen, noch darf er dieseverändern bzw. verschärfen. Könnte der Auftraggeber den Kriterienkatalognachträglich verändern oder neu gewichten, wäre eine Überprüfung der Ver-gabeentscheidung nach objektiven Kriterien nicht mehr gewährleistet. DerBieter wäre der Willkür des Auftraggebers ausgeliefert. Es widerspricht demGrundsatz der Transparenz, wenn der Auftraggeber andere Bewertungskri-terien seiner Wertungsentscheidung zugrunde legt, als er veröffentlicht hatoder nicht ausgeschriebene Bewertungskriterien der Wertungsentscheidungzugrunde legt.

Ax/Schneider & KollegenDr. jur. Thomas Ax und Guido TelianBüro Rhein-Neckar69141 NeckargemündTel.: 06223/8658-20Internet: www.ax-schneider-kollegen.de

Kontakt

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Wirtschaft + Recht

STEINZEUG-Information 2007

43STEINZEUG-Information 2007

Messen + Kongresse

Über den Stand der Abwassertech-nik, über Regelwerke und Investi-tionsprogramme und deren Realisie-rung sowie über die zukünftigen Zie-le des neuen Ungarn berichteten

Ein „herzliches Willkommen, Isten hozott, Onthaal, Welcome und Bien-venue“ richteten die Geschäftsführer Elk Eckert und Franc Franco am24./25. August 2007 an rund 200 Fachleute aus dem Bereich der Ab-

wassertechnik. Das Unternehmen Steinzeug | Keramo hatte zu seiner 1. in-ternationalen Konferenz in die ungarische Hauptstadt eingeladen. Auf demProgramm standen aktuell diskutierte ökologische Themen, der hohe Stel-lenwert von Steinzeugrohrsystemen in Saudi Arabien, die EU-Investitions-politik im Hinblick auf Abwasserprojekte in osteuropäischen Ländern sowieKeramische Technologien und Systeme.Die Internationalität bezog sich nicht nur allein auf die Themen, sondernauch auf die Referenten; Mit höchster Kompetenz und Professionalität bo-ten sie länderspezifische Informationen aus erster Hand. Prof. Franz Rader-macher, Präsident des Bundesverbandes für Wirtschaftsförderung und Au-ßenwirtschaft (BWA), Berlin, begeisterte die Konferenzteilnehmer mit seinemhochinteressanten Vortrag „Ökologie als Schicksalsfrage“.Nach Saudi Arabien führte der Vortrag von Mahmoud Abu Jebara, SalesManager of Saudi Vitrified Clay Pipe Co. Ltd., „Entscheidungskriterien imMittleren Osten“. Über die „EU-Investitionspolitik am Beispiel Rumänien“ be-richtete Johan E. Schaapman, International Consultant Water and SewerageProjects; Dana Cracinescu von der Europäischen Bank für Wiederaufbau undEntwicklung (EBWE), Rumänien, ergänzte mit ihrem Referat „Die Kofinanzie-rung der EBWE für EU-Kohäsionsfonds und Strukturfondsprojekte“ dessenAusführungen.

Dr.-Ing. Michael Zins „entführte“ dieZuhörer mit seinem Vortrag „Faszinati-on Keramik“ in die hochmoderne Weltder Technik.

1. Kongress der Steinzeug|Keramo

Themen mit nachhaltiger Wirkung

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Messen + Kongresse

Die IFAT 2008, 15. Internatio-nale Fachmesse für Wasser,Abwasser, Abfall und Recyc-

ling, die vom 5. bis 9. Mai in Mün-chen stattfindet, baut ihre Stellungals Weltmesse im Umweltsektor wei-ter aus. Zu dem umfassenden Ange-bot kommt das Thema Küsten- undHochwasserschutz hinzu und demBereich Energie aus Abfallstoffenwird mehr Bedeutung beigemes-sen. Diese Zukunftsausrichtung indem Gebiet Umwelttechnologieumfasst Technik von High- bis Low-Tech und ganzheitliche Lösungsan-sätze.

Damit präsentiert sich die IFAT 2008 mit einem noch größeren Angebot imVergleich zu 2005. Der Themenbereich Küsten- und Hochwasserschutz wirddas erste Mal auf der IFAT vertreten sein, auf Grund der veränderten Klima-bedingungen und der daraus resultierenden Problematiken. Darüber hinauswidmet sich die IFAT 2008, wie gewohnt, der gesamten Wasser-Thematik,der in der „Waterdecade“ der Vereinten Nationen eine große Bedeutung zu-kommt. Die IFAT ist die wichtigste Messe weltweit für Umwelt und Entsorgung. Mitdem Ausbau des Themas der Energiegewinnung aus Abfallstoffen wird derBereich Biogas stärker in den Fokus gerückt. Damit geht die Messe auf aktu-elle Entwicklungen in dem Markt ein und stellt ihre Vorreiterrolle als interna-tionale Leitmesse erneut unter Beweis. Wegweisende Fachtagungen, Symposien und Foren sowie Veranstaltungenzum Hochwasser- und Katastrophenschutz runden das Angebot der IFAT2008 ab. Diese Foren sollen neue Anregungen und aktuelles Wissen vermit-teln, aber auch die Möglichkeit bieten, Geschäftskontakte zu knüpfen. Nach den Rekordergebnissen der IFAT 2005 mit 2.223 Ausstellern aus 36Ländern und 109.000 Fachbesuchern aus 166 Ländern, was jeweils einenAnstieg um ca. 30 % bedeutet, haben sich die Organisatoren für 2008 vor-genommen, die Internationalität weiter zu steigern und neues Potenzial inden wachsenden Märkten zu finden. Zu den Schwerpunktregionen gehö-ren Rumänien, Bulgarien, Kroatien und die Ukraine (Ost- und Mitteleuropa)sowie die Regionen Türkei, USA, Kanada und Indien. Um den internationa-len Markt und diese Key-Länder anzusprechen, werden neben einem infor-mativen und serviceorientierten Web-Auftritt unter www.ifat.de auch welt-weit umfassende Marketing- und Presseaktivitäten den Weg zur IFAT 2008weisen.

IFAT 2008

„Umwelt“ wird noch größer geschrieben

Messe MünchenMessegelände81823 MünchenTel.: (+49) 899 49/20720Fax: (+49) 899 49/20729E-Mail: [email protected] Internet: www.messe-muenchen.de

Kontakt

Karoly Kovacs, Ungarischer Reprä-sentant von EWA (European WaterAssociation), Julia Szücs, Mitar-beiterin im Ministerium für Wirt-schaft und Transport, und ZsanettLakos, Mitarbeiterin im Ministeriumfür Umwelt- und Wasserentwick-lung.Das Vortragsprogramm schloss miteiner im wahrsten Sinne des WortesFaszination ab: Dr. Michael Zins,stellv. Institutsleiter am Fraunhofer

Institut Keramische Technologien und Systeme, Dresden, tauchte mit denTeilnehmern in die Welt der Technik ab und begeisterte sie mit der „Faszina-tion Keramik“.Zins hat seinen Vortrag als Fachbeitrag aufbereitet und zur Veröffentlichungin dieser Ausgabe (Seite 17 ff.) zur Verfügung gestellt.Die Begleitung der Vorträge – abwechslungsreich gestaltet durch die rotie-rende Moderation der STEINZEUG-Mitarbeiter und durch die Einspielungvon Videosequenzen – sorgte zusätzlich für höchste Aufmerksamkeit im Pub-likum.Mit einem ansprechenden Rahmenprogramm hatten die Teilnehmer im An-schluss ausreichend Gelegenheit zu Diskussionen, Erfahrungsaustausch undnachhaltig wirkenden und anregenden Gesprächen.

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Messen + Kongresse

Die STEINZEUG Abwassersysteme GmbH hatte mit ihrer SeminarreiheRohrwerkstoffe – eine Wahl mit Folgen im September diesenJahres einen ganz besonderen Auftritt: Mit Prof. Mehdi Farshad, ETH

Zürich, und Autor des Buches „Plastic Pipe Systems“, konnte ein ausge-wiesener Fachmann als Referent für das Thema Kunststoffe in der Abwasser-technik gewonnen werden.Werkstoffentscheidungen spielen gerade beim Bau von Kanalrohrsystemeneine ungemein wichtige Rolle und müssen sehr wohl überlegt, geplant unddurch Berechnungen begründet sein. Für Bauwerke, deren Funktionstüch-tigkeit möglichst langfristig angelegt werden muss, ist dieses Thema unum-gänglich. Im Mittelpunkt der Ausführungen Farshads zur Dimensionierung mit poly-meren Werkstoffen standen der Werkstoff selbst, die mechanischen und che-mischen Beanspruchungen am Bauteil sowie deren Auswirkungen auf dieNutzungsdauer. Dabei arbeitete Farshad mit seinen vielfältigen und lang-

jährigen Erfahrungen zu den Gren-zen und dem Versagen von Kunst-stoffen in der Praxis.Weitere Themen innerhalb der Semi-narreihe galten der Dimensionie-rung von Abwasserkanälen mitSteinzeug, die Bedeutung des Kanal-netzes in der Infrastruktur, sowietechnische, ökonomische und öko-logische Themen rund um denWerkstoff Steinzeug.Die Veranstaltungsreihe wird voraus-sichtlich im nächsten Jahr fortge-setzt.

Rohrwerkstoffe

Klartext für Entscheidungen

2008

Branchentermine im ÜberblickVormerken

22. Oldenburger Rohrleitungsforum 07.02.–08.02.2008 Oldenburg

TRENCHLESS ASIA 2008 16.04.–18.04.2008 Shanghai

IFAT 2008 05.05.–09.05.2008 München

26th. NO-DIG 03.06.–06.06.2008 Moskau

ECWATECH 2008 03.06.–06.06.2008 Moskau

IWA-Kongress 09.09.–13.09.2008 Wien

IFAT CHINA 2008 23.09.–25.09.2008 Shanghai

46STEINZEUG-Information 2007

Last Minute

Im Rahmen der Auftaktveranstal-tung am 17. September stellte dasIKT-Süd unter dem Motto „Neutralund unabhängig für süddeutscheKommunen“ sich und sein Leis-tungsspektrum vor. Die Präsidentinder Universität der BundeswehrMünchen, Prof. Merith Niehuss,lobte die Neugründung: „Es freutmich sehr, dass mit dem IKT-SüdKommunen, Firmen und Universi-tät zusammen kommen und zu-sammen arbeiten.“Roland W. Waniek, IKT-Geschäftsführer, stellte die Aufgabengebiete des IKTvor: Bau, Betrieb und Sanierung von Rohrleitungen sind das Kerngeschäft.In diesem Bereich führt das Institut praxisnahe Forschung für Ministerien,Kommunen und andere durch. Daneben bietet es auch Materialprüfungen,Warentests und Beratungen an.

Am 17. September 2007 prä-sentierte sich das neue IKT-Süd erstmals der Fachöffent-

lichkeit. Mehr als 80 Interessentenaus Politik, Verwaltung und Wirt-schaft folgten den Vorträgen undpraktischen Vorführungen auf demCampus der Universität der Bundes-wehr München.

Neutral und unabhängigfür süddeutsche Kommu-nen

Welche Rolle unterirdische Infra-struktur gerade für die Länder undKommunen spielt, verdeutlichteProf. Günthert von der Fakultät fürBauingenieur- und Vermessungswe-sen. Jeder Bürger beanspruchedurchschnittlich rund 6,8 m alleinan öffentlichen Kanälen, hinzu kom-men noch die privaten Leitungenund Kanäle. „Bei 80 Mio. Bundes-bürgern ein enormes Volumen. Esgibt also viel zu tun.“Solche Notwendigkeit motivierte dieneuen Partner, die Ärmel hochzu-krempeln. Zum 1. September 2007haben das IKT und die Universitätder Bundeswehr München einegemeinsame Außenstelle gegrün-det: das IKT-Süd; ihr Sitz ist derCampus der Universität. Die Außen-stelle ist der Fakultät für Bauinge-nieur- und Vermessungswesen an-gegliedert.

Auftaktveranstaltung IKT

Der Süden zieht nach

Dipl.-Ing. René Puhl leitet seit dem 1. September 2007 das IKT-Süd.

Prof. Dr.-Ing. F. Wolfgang Günthert (Mitte; Universität der Bundeswehr Mün-chen), Roland W. Waniek, rechts, und Dr.-Ing. Bert Bosseler, links (beide IKT), freuensich auf die Zusammenarbeit.

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Last Minute

Bedarf in Süddeutschland groß

Ulrich Fitzthum, Bayerisches Umweltministerium, und Hans Neifer, Umwelt-ministerium Baden-Württemberg, stellten im Rahmen der Auftaktveranstal-tung vor, welchen Handlungsbedarf die Politik in punkto unterirdische Infra-struktur in den kommenden Jahren sieht. In Bayern umfasst das öffentlicheKanalnetz rund 86.000 km. Die Instandsetzung schadhafter und überlaste-ter Kanäle sowie die Sanierung von Regenüberläufen nannte Fitzthum alsSchwerpunkte. Auch in Baden-Württemberg ist die Kanalsanierung in Arbeit.Besonders bei den 26 bis 50 Jahre alten Kanälen gebe es einen hohen Sanie-rungsbedarf, erklärte Neifer. Insgesamt schätzt das Umweltministerium denfinanziellen Aufwand für die Sanierungsmaßnahmen im öffentlichen Kanal-netz Baden-Württembergs auf 5 Mrd. Euro. „Mit dem IKT-Süd möchten wir die neutralen und praxisorientierten For-schungs-, Prüf- und Beratungsleistungen des IKT verstärkt auch süddeut-schen Kommunen und Kanalnetzbetreibern anbieten“, betont René Puhl.„Vor Ort für Netzbetreiber da zu sein, das ist unsere Zielsetzung“, unterstrichder Leiter des IKT-Süd. In seinem Vortrag verdeutlichte er die Möglichkeiten,die sich für süddeutsche Netzbetreiber durch das neue IKT-Süd ergeben:● Strenge Bauüberwachung durch unabhängige Materialprüfungen

Dipl.-Ing. René PuhlLeiter IKT-SüdWerner-Heisenberg-Weg 3985577 Neubiberg beiMünchenTel.: 089/6004-4730Fax: 089/6004-3858E-Mail: [email protected]: www.ikt

Kontakt

● Verlässliche Planung durch staat-lich anerkannte Durchfluss-Messun-gen● Investieren in die besten Produk-te durch Vergleichende Warentests● Wissen durch Mitgestalten beiForschungsprojekten aufbauenAnsprechpartner im IKT-Süd ist:

Unter dem Kennzeichen IP/07/1576 hat die EU-Kommission am 24.Oktober 2007 ihren ersten Bericht zur nachhaltigen Entwicklung he-rausgegeben. Die EU und ihre Mitgliedstaaten sind dabei, ihre Poli-

tik mehr und mehr am Ziel der langfristigen Nachhaltigkeit auszurichten. Dielängerfristig angelegte EU-Strategie für nachhaltige Entwicklung und dieStrategie von Lissabon für Wachstum und Beschäftigung verzahnen sich zu-nehmend stärker. Damit sich dies auch in praktischen Ergebnissen nieder-schlägt, muss allerdings mehr getan werden, um anhaltende negative Trendsin Bezug auf die Nachhaltigkeit umzukehren.Dies ist mehr oder weniger das Fazit des ersten Fortschrittsberichts der Kom-mission über die im Juni 2006 angenommene erneuerte EU-Strategie zurnachhaltigen Entwicklung. Es handelt sich dabei um eine langfristige Strate-gie, die den mittelfristigen Ansatz der Lissabonner Wachstums- und Beschäf-tigungsstrategie ergänzen soll. Der Bericht lässt keinen Zweifel daran, dassdie EU ihre Politik zur Eindämmung des Klimawandels umsetzen und stärkerauf alternative Energieträger setzen muss, dass sie beherzter für eine umwelt-verträgliche Verkehrspolitik eintreten und mehr unternehmen muss, um demArtenschwund Einhalt zu gebieten, und dass sie ihren Kampf gegen Armutin Europa und in der Welt an vorderster Front fortsetzen muss.

„Wir haben mit den MitgliedstaatenHand in Hand gearbeitet und kön-nen deshalb auf deutliche Fortschrit-te verweisen“, so Kommissionspräsi-dent José Manuel Barroso. „Der Be-richt zeigt aber auch, dass nochmehr getan werden muss, um dennachfolgenden Generationen einenintakten Planeten und eine intakteGesellschaft zu hinterlassen. EU, Mit-gliedstaaten, Zivilgesellschaft undWirtschaft können im Interesse derNachhaltigkeit ihre Partnerschaftnoch weiter verstärken. Wir müssenanhaltende nicht nachhaltige Trendsbeim Energieverbrauch, im Ver-kehrswesen, beim Erhalt der Arten-vielfalt und im Gesundheitswesenumkehren und den Nachhaltigkeits-aspekt in der Lissabonner Wachs-

Kommissionsbericht

Strategien Lissabon und Nachhaltigkeit greifen

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Last Minute

Komponenten miteinbezogen werden, und die Bemühungen um Verbesse-rungen in der Rechtsetzung quer durch alle Politikbereiche hindurch, die inder systematischen Abschätzung der wirtschaftlichen, sozialen und umwelt-bezogenen Folgen eines Rechtsaktes ihren Ausdruck finden.Bei der Umkehrung nicht nachhaltiger Trends müssen sehr viel schneller kon-krete Ergebnisse erzielt werden. Der Bericht bestätigt, dass die Union die imJuni 2006 ermittelten zentralen Herausforderungen in den Mittelpunkt ihrerTätigkeiten rücken muss, wobei dem Klimawandel und den umweltverträg-lichen Energien eine herausgehobene Stellung zukommt. Die Union könneder Verwirklichung der strategischen Nachhaltigkeitsziele nur näherkom-men, wenn sie durchschlagendere Maßnahmen ergreife. Der Bericht drängtdie EU und die Mitgliedstaaten dazu, sich auf die wirksame Umsetzung derpolitischen Maßnahmen zu konzentrieren; nur so ließen sich messbare Er-gebnisse erzielen.Die Einschätzung der Kommission beruht auf einem Eurostat-Bericht von2007, der sich auf bestimmte Indikatoren für nachhaltige Entwicklung stützt,den Fortschrittsberichten der 27 Mitgliedstaaten über die Umsetzung der EU-Nachhaltigkeitsstrategie und einer unabhängigen Sachverständigenstudie.Der Mitteilung beigefügt ist ein Arbeitspapier der Kommissionsdienststellenmit den technischen Details der Bewertung.Der Bericht liefert dem Europäischen Rat einen Überblick über die erzieltenFortschritte und Prioritäten, auf die er sich stützen kann, wenn er auf seinerDezembertagung neue Richtlinien ausgibt.Die betreffenden Dokumente sind abrufbar im Internet unter: http://ec.europa.eu/sustainable/welcome/index_de.htm

Quelle: Internetseiten der EU

tums- und Beschäftigungsstrategieweiterhin mit Nachdruck verfolgen.Wir werden beim Kampf gegen denKlimawandel auch künftig an vor-derster Front stehen und unsere Ver-sprechen gegenüber den Entwick-lungsländern halten.“Die neue Strategie für nachhaltigeEntwicklung wurde im Juni 2006vom Europäischen Rat angenom-men. Sie beschäftigt sich mit siebenzentralen Themen: Klimawandelund umweltverträgliche Energien,Nachhaltigkeit im Verkehr, beim Ver-brauch und in der Produktion, subs-tanzerhaltende Bewirtschaftung na-türlicher Ressourcen, öffentliche Ge-sundheit, soziale Integration, Bevöl-kerungsentwicklung, Migration undArmut in der Welt.Der Bericht kommt zu dem Schluss,dass es der EU und den Mitgliedstaa-ten in vielen Fällen gelungen ist, denrichtigen politischen Rahmen vorzu-geben. Das übergeordnete langfris-tige Ziel der nachhaltigen Entwick-lung, das die Lebensqualität, die Ge-nerationengerechtigkeit und dielangfristige Überlebensfähigkeit dereuropäischen Gesellschaft in denMittelpunkt rückt, und das mittel-fristige Ziel der Sicherung vonWachstum und Beschäftigung imRahmen der Strategie von Lissabongreifen mehr und mehr ineinander.Der Bericht liefert dafür drei Beispie-le auf europäischer Ebene: die vonder Kommission seit den Vereinba-rungen des Europäischen Rates vomMärz 2007 mit Nachdruck verfolg-ten Maßnahmen im Energie- undKlimabereich, der Binnenmarkt, derbeweist, wie die Öffnung von Märk-ten für den Wettbewerb die Lebens-qualität verbessern kann, wenn da-bei soziale und umweltbezogene