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INHALT

BETRÄGE

Köhl, Harald: Praktische otwendigkeit und moralisches Verpflichtetsein. Mit Bernard Williams gegen die kantianische Moral . 1

Wiltwer, Hector: Über einige Voraussetzungen und Ergebnisse der Ethik Kants . 23 Bernecker, Sven: Skeptizismus, Naturalismus und Quine . . . . . . . . .. . . 46 Newen, Albert: Erkenntnis und Skepsis: Die Rolle des radikalen Zweifels an der Existenz einer Außenwelt 59 Koch, Anne: Spirituelles Subjekt und unendliche Schuldigkeit. Religionsphilosophische Kritik an Levi­

nas' Anthropologie . 74 Grotz, Stephan: Erläuterungen zu Heideggers Dichtung . 92

BERICHTE UND DISKUSSIONEN

Bosch, NikolauslSayer, Rowal1l1e: Personal Identity and Social Responsibility in the Process Thought of A. N. Whitehead 112

Seubold, GünterlKolI, Matthias: Die ,wirkliche' Welt. Physikalische Weltkonstitution in Antike und Neu­zeit 121

Margreiter, Reinhard: Mythos versus Religion? Über eine Denkfigur bei Cohen und Cassirer ..... 131

BUCHBESPRECHUNGEN

Thomas Gutschker, Aristotelische Diskurse. Aristoteles in der politischen Philosophie des 20. Jahr­hunderts (Jörn Müller, Bonn) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 140

Markus Enders, Wahrheit und otwendigkeit. Die Theorie der Wahrheit bei Anselm von Canterbury im Gesamtzusammenhang seines Denkens und unter besonderer Berücksichtigung seiner antiken Quellen (Aristoteles, Cicero, Augustinus, Boethiusl (Klaus Kienzier, Augsburg) 143

Engelbert Recktenwald, Die ethische Struktur des Denkens von Anselm von Canterbury (Bemd Goebe/, Notre Dame). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 146

Tobias Hoffmann, Creatura intellecta. Die Ideen und Possibilien bei Duns Scotus mit Ausblick aufFranz von Mayronis, Poncius und Mastrius (Matthias Perkams, Jena) 152

Nicolai de Cusa, Opera omnia I iussu et auctoritate Academiae Litterarum Heidelbergensis ad codicum fidem edita, Vol. X, Opuscula 11, Fasciculus 1: De aequalitate (Vita erat lux hominum); et appendicem Responsio de intellectu Evangelii Ioannis (Quomodo ratio divina sit vita), ed. Iohannes Gerhardus Senger (Martin Thurner, München) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 155

Friedrich Heinrich Jacobi, Briefwechsel. Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (begründet von Michael Brüggen und Siegfried Sudhoft), hg. von Michael Brüggen, Heinz Gockel und Peter Paul Schneider; Reihe II Band 2: Briefwechsel 1775-1781, Reihe 11 Band 3: Briefwechsel 1782-1784 (Wi/he/m G. .Jacobs, München) .

Ludwig Wittgenstein, Philosophische Untersuchungen. Kritisch-genetische Edition, hg. von Joachim Schulte, in Zusammenarbeit mit Heikki yman, Eike von Savigny und Georg Hendrik von Wright (Wolfgang Kienzier, Jena) .

Franz Rosenzweig, Die "Gritli" -Briefe. Briefe an Margrit Rosenstock-Huessy, hrsg. v. Inken Rühle und Reinhold Mayer (Markus Kartheininger, Jerusa/em I Ber/in) .

Paul Tillich, Berliner Vorlesungen 1(1919-1920) (= Ergänzungs- und Nachlassbände zu den Gesammel­ten Werken von Paul Tillich, Bd. XlI), hg. und mit einer historischen Einleitung versehen von Erdmann Sturm (Christian Danz, .Jena) .

Handbuch der Wirtschaftsethik in vier Bänden, hg. im Auftrag der Görres-Gesellschaft von Wilhelm Korff u. a. (Arno Baruzzi, Augsburg) .

Markus Knapp und Theo Kobusch (Hg.), Religion - Metaphysik(kritik) - Theologie im Kontext der Moderne I Postmoderne (Karlheinz Ruhstorfer, Freiburg) .

Oswald Hanfling: Philosophy and OrdinalY Language. The Bent and Genius of our Tongue (Ger/um/ Ernst, München) .

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158 :. v. Inken Rühle und

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167

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Erkenntnis und Skepsis: Die Rolle des radikalen Zweifels an der Existenz

einer Außenwelt

Albert NEWEN (Bonn / Delmenhorst)

Was kann ich wissen, lautet gemäß Kant eine der Grundfragen der Philosophie. Die knappe Antwort des Skeptikers lautet: Nichts! Weiß ich, dass ich zwei Hände habe? Weiß ich, dass ich jetzt wach bin und nicht träume? Weiß ich, dass ich nicht die ganze Zeit von einem bösen Dämon getäuscht oder von einem Computer mani­puliert werde? Handelt es sich dabei tatsächlich um Wissen oder immer nur um eine rationale Vermutung? Kann ich überhaupt irgendein Wissen über die Außenwelt haben? Diese Fragen stehen im Vordergrund meiner Auseinandersetzung mit dem Skeptizismus.

Dabei möchte ich wie folgt vorgehen: Ich werde die These des Erkenntnisskepti­kers vorstellen und vier mögliche Strategien im Umgang mit dieser Skepsis kurz skizzieren. Dann werde ich ausführlich begründen, dass ein Kompatibilismus die einzige akzeptable Strategie ist. Kompatibilismus ist die These, dass die philosophi­sche Skepsis mit unseren gewöhnlichen Wissensansprüchen verträglich ist. Um die­se These zu begründen, wird gezeigt, dass Wissen ein kontextabhängiger Begriff ist, so dass scWießlich eine kontextuelle Variante des Kompatibilismus entwickelt wird.

1. Die These des Erkenntnisskeptikers

Im folgenden betrachte ich Wissen nur als eine bestimmte Form einer propositio­nalen Einstellung, ohne damit in Abrede stellen zu wollen, dass es nichtpropositio­nales und sogar vorbegriffliches Wissen gibt. I Propositionales Wissen wird gemäß der (unvollständigen) Standardanalyse als gerechtfertigte, wahre Meinung aus­gewiesen: 2

I Peacocke 1989, 1992. 2 Die Vorschläge für eine Verfeinerung der Analyse des Wissensbegriffs gehen von Gettiers Gegenbeispie­len aus. Gettier 1963; Goldman 1967. Gettier setzt bei seinen bekannten Beispielen voraus, dass die Person, die eine Überzeugung hat, in bezug auf diese gerechtfertigt ist, so dass die Beispiele eine Modifikation der Standarddefinition des Wissens erforderlich machen. Da der Skeptiker jedoch die Voraussetzung nicht teilt, liegt nach Einschätzung des Skeptikers mit den Gettier-Beispielen kein Fall von Wissen vor. Die Diskussion der Gettier-Beispiele kann daher ausgeklammert werden.

Phi!. Jahrbuch 110. Jahrgang I [ (2003)

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3

Albert Newen

A weiß, dass p, genau dann, wenn: 1.) A glaubt, dass p 2.) A gerechtfertigt ist zu glauben, dass p, und 3.) es der Fall ist, dass p.

Die These des Skeptikers lautet wie folgt: Auch wenn eine Person eine gerecht­fertigte Meinung hat, ist es trotzdem immer möglich, dass diese falsch ist.

Dieser Fall kann eintreten, wenn die Ursache der Überzeugung ,unpassend' ist bzw. wenn die verfügbare Evidenz eine Möglichkeit, in der p falsch ist, nicht aus­schließen kann, z. B. - aufgrund von Sinnestäuschung bei Wachheit, - aufgrund des Verwechselns von Traum und Wachheit, - aufgrund von radikalen Manipulationen der Ursachen der eigenen Überzeugun­

gen. Formulieren wir zur Verdeutlichung die skeptische These in Bezug auf eine wis­

senschaftliche Theorie: Selbst wenn wir eine ideale Theorie zur Verfügung hätten, die explanatorisch injeder Hinsicht zufriedenstellend wäre, dann hält der Skeptiker es für möglich, dass diese ideale Theorie falsch ist.

Der Erkenntnisskeptiker setzt somit einen realistischen Wahrheitsbegriff voraus. Für ihn ist Wahrheit kein epistemischer Begriff, der mit Rechtfertigung zusammen­fallen würde, denn ansonsten wären (hinreichend) gerechtfertigte Überzeugungen per definitionem wahr. Doch der Erkenntnisskeptiker macht gerade von der Voraus­setzung Gebrauch, dass selbst die ideale Rechtfertigung einer Behauptung nicht ausschließen kann, dass die Behauptung falsch ist. 3 Diese Voraussetzung des Er­kenntnisskeptikers kann jedoch selbst wieder thematisiert werden und zum Gegen­stand von skeptischem Zweifel werden. Dann haben wir es mit einem Wahrheits­skeptiker zu tun, der eine Skepsis in Bezug auf einen realistischen Wahrheitsbegriff vorträgt. Wir sehen somit erstens, dass der Skeptiker nicht voraussetzungslos arbei­tet: Ein Erkenntnisskeptiker kann nicht zur selben Zeit ein Wahrheitsskeptiker sein. Zweitens wird deutlich, dass der Skeptiker prinzipiell die Möglichkeit hat, seine eigenen Voraussetzungen in einem anderen Kontext in Frage zu stellen.

Eine Rechtfertigung einer Behauptung nenne ich ideal, wenn sie sich auf das Erfassen der relevanten Tatsache in Verbindung mit einer idealen (explanatorisch vollständigen) Theorie stützt. Da das Erfassen von Tatsachen über die Außenwelt bei Menschen stets medial (letztlich über Wahrnehmungen) vermittelt ist, besteht auch die Möglichkeit des Irrtums beim Erfassen von Tatsachen. Eine Rechtfertigung, die sich auf das Erfassen von Tatsachen ohne eine mediale Vermittlung (aus der Perspektive Gottes) stützen kann, nenne ich absolut. Eine absolute Rechtfertigung ist irrtumsfrei. Die Frage, ob eine ideale Rechtfertigung falsch sein kann, bietet eine Möglichkeit, den Streit zwischen einem Skeptiker und seinem Gegner zu charakterisieren.

Phil. Jahrbuch 110. Jahrgang I I (2003)

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• Bei der Aufteilung

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Erkenntnis und Skepsis

2. Strategien in Bezug aufErkenntnisskepsis

Wenden wir uns nun dem Erkenntnisskeptiker zu, der bezweifelt, dass wir irgend­ein Wissen über die Außenwelt haben. Es sind vier Strategien unterscheidbar, wie man mit dieser Erkenntnisskepsis umgehen kann: 4

1. Strategie - Die Anerkennung: Man kann die Erkenntnisskepsis anerkennen und auf alle Wissensansprüche in Bezug auf die Außenwelt verzichten. Diese Strategie können wir z. B. David Hume zuschreiben. Ich plädiere dafür, sie nicht zu akzeptie­ren, weil wir nicht ohne zwingende Gründe auf alle Wissensanprüche in Bezug auf die Außenwelt verzichten sollten.

2. Strategie - Die direkte Widerlegung: Man kann versuchen, die Skepsis direkt zu widerlegen, indem man dafür argumentiert, dass wir Wissen über die Außenwelt haben, wie es beispielsweise Descartes in den "Meditationes" versuchte. Doch es lässt sich zeigen, dass eine wesentliche Grundlage seiner Überlegungen, nämlich das Cogito-Argument nur mit Hilfe von metaphysischen Annahmen schlüssig ist, die keineswegs selbstverständlich sind. Dazu gehört die metaphysische Annahme, dass jeder Bewusstseinsakt einen Träger hat. Nur mit dieser Annahme gelingt Des­cartes der Schluß vom Denken auf das Sein (Newen, 1996, Perler 1998). Hume dagegen nimmt an, dass Perzeptionen (d.h. Sinneseindrücke) selbständige Entitäten sind, die keinen Träger benötigen (Newen, 2003). Da metaphysische Annahmen stets auch bezweifelt werden können und ohne solche Annahmen kein Wissen über die Außenwelt aufgezeigt werden kann, ist ein unbezweifelbares Wissen über die Außenwelt nicht direkt ausweisbar.

3. Strategie - Der Nachweis der Unsinnigkeit: Eine Reaktion besteht darin auf­zuzeigen, dass die skeptische Infragestellung unsinnig ist, weil die skeptische These selbstwidersprüchlich ist oder damit die Grenzen sinnvollen Denkens überschritten werden. Ein typischer Vertreter dieser Richtung ist Rudolf Carnap. Wenn man eine Verifikationstheorie der Bedeutung vertritt, der gemäß eine These nur dann sinnvoll ist, wenn diese prinzipiell verifizierbar ist, so ist die These des Erkenntnisskeptikers unsinnig, denn sie ist prinzipiell nicht verifizierbar. Allerdings ist die Verifikations­theorie mit schlagenden Argumenten zurückgewiesen worden und spielt in der ge­genwärtigen Bedeutungstheorie keine Rolle mehr. Der Skeptiker kann sich auf diese Kritik an der Verifikationstheorie stützen und sich so auf den Standpunkt stellen, dass diese Entgegnungsstrategie kein Fundament hat.

4. Strategie - Der Kompatibilismus: Die Erkenntnisskepsis wird als sinnvoll aner­kannt, ohne dass wir unsere üblichen Wissensansprüche in allen Fällen aufgeben müssen. Ziel der nachfolgenden Darlegung ist es, eine kontextuelle Form des Kom­patibilistismus zu entwickeln.

Dabei werde ich wie folgt argumentieren: Unter der Voraussetzung, dass eine Anerkennung der skeptischen These in Verbindung mit dem Aufgeben aller Wis­sensansprüche nicht in Frage kommt, werde ich im ersten Schritt den stärksten Widerlegungsversuch in der neueren Literatur besprechen, nämlich Putnams Argu­ment vom Gehirn im Tank. Es wird dargelegt, dass und warum dieser Widerle­

4 Bei der Aufteilung geht es mir nur um eine grobe Klassifizierung. Vgl. Grundmann, Stüber, 1996,30.

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gungsversuch scheitert. Im zweiten Schritt soll gezeigt werden, dass eine philoso­phische Skepsis, wie z. B. die Erkenntnisskepsis, stets kognitiv sinnvoll ist. Wenn die skeptischen Zweifel sich nicht als unsinnig ausweisen lassen, scheidet diese Strate­gie aus. In einem dritten Schritt soll dann für eine kontextuelle Form des Kompati­bilismus argumentiert werden.

3. Putnams Argument vom Gehirn im Tank

Hilary Putnam hat ein Argument entwickelt, um eine bestimmte Variante von Erkenntnisskepsis zu widerlegen. Er spekuliert:

"Man stelle sich vor, ein Mensch [...] sei von einem bösen Wissenschaftler operiert worden. Das Gehirn dieser Person ist aus dem Körper entfernt worden und in einen Tank mit einer Nährlösung gesteckt worden, die das Gehirn am Leben erhält. Die Nervenenden sind mit einem superwissenschaftlichen Computer verbunden worden, der bewirkt, dass die Person, deren Gehirn es ist, der Täuschung unterliegt, alles verhalte sich völlig normal. Da scheinen Leute, Gegenstände, der Himmel, usw. zu sein, doch in Wirklichkeit ist alles, was diese Person erlebt, das Resultat elektronischer Impulse, die vom Computer in die Nervenenden überge­hen" (Putnam 1981, übersetzt in Grundmann, Stüber 1996,232).

Kann es nicht so sein, dass ich ein Gehirn im Tank bin? Putnam hat ein Argument entwickelt, um diese Variante der Erkenntnisskepsis zu widerlegen. Er möchte zei­gen, dass wir wissen, dass wir keine Gehirne im Tank sind.

Putnam stützt sein Argument wesentlich auf eine externalistische Bedeutungs­theorie, der gemäß man nur dann einen Gedanken über Wasser fassen kann, wenn man in einer geeigneten kausalen Relation zu Wasser steht. Außerdem gilt aufgrund der Konstellation des Gedank~nexperiments, dass ein Gehirn im Tank nicht in der geeigneten kausalen Relation zu Wasser steht, denn alle sprachlichen Ausdrücke beziehen sich im Gedankenexperiment nur auf irgendwelche Zustände des Super­computers. Wir erhalten somit die konditionale Prämisse des antiskeptischen Argu­ments:

(EB) Wenn ich denke, dass Wasser naß ist, dann weiß ich, dass ich kein Gehirn im Tank bin.

Putnams antiskeptisches Argument hat die folgende Form: Prämisse 1: Ich denke, dass Wasser naß ist, (d. h. insbesondere, dass ich in einer

geeigneten kausalen Relation zu Wasser stehe). Prämisse (EB) Wenn ich denke, dass Wasser naß ist, dann weiß ich, dass ich kein

Gehirn im Tank bin. Konklusion Kl: Ich weiß dass ich kein Gehirn im Tank bin.

Der Skeptiker bezweifelt die Konklusion. Das Gedankenexperiment vom Gehirn im Tank ist so angelegt, dass durch meine Evidenzen und Überzeugungen nicht ausgeschlossen werden kann, dass ich ein Gehirn im Tank bin. Der Skeptiker be­zweifelt nicht das Konditional (EB), wohl aber zusammen mit der Konklusion auch

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Putnams Ausgar Tank bin, dann \ zu Wasser stehe, angepassten Fon ausholen:

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eigenen Überzeugun! charakterisiert, so das Wasser naß ist. 8 Wenn ich mich in einen einfachen alltä! so habe ich überhauI Variation des Beispiel bin. (BE-) Wenn ich r habe. Konklusion K3:

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lass eine philoso­lvoll ist. Wenn die ~idet diese Strate­Jrm des Kompati­

mte Variante von

ler operiert worden. nen Tank mit einer -venenden sind mit kt, dass die Person, lormal. Da scheinen es, was diese Person ~rvenenden überge­

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eh kein Gehirn im

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ich, dass ich kein

ment vom Gehirn rzeugungen nicht Der Skeptiker be­Konklusion auch

Erkenntnis und Skepsis

Putnams Ausgangsprämisse. Denn wenn ich nicht weiß, dass ich kein Gehirn im Tank bin, dann weiß ich auch nicht, ob ich in einer geeigneten kausalen Relation zu Wasser stehe, ob ich denke, dass Wasser naß ist. 5 Der Skeptiker kann mit einer angepassten Form der externalistischen Bedeutungstheorie (EB*) zum Gegenschlag ausholen:

Das skeptische Gegenargument Prämisse 1': Ich weiß nicht, dass ich kein Gehirn im Tank bin. Prämisse (EB*) Wenn ich nicht weiß, dass ich kein Gehirn im Tank bin, dann weiß

ich nicht, ob ich in der geeigneten Kausalrelation zu Wasser stehe, d. h. ob ich (in der aktualen Welt) denke, dass Wasser naß ist. 6

Konklusion K2: Ich weiß nicht, ob ich (in der aktualen Welt) denke, dass Wasser naß ist.

Der Skeptiker bezweifelt die Prämisse, dass wir in der aktualen Welt in einer geeigneten kausalen Relation zu Wasser stehen. 7 Wenn ich beispielsweise ein Ge­hirn im Tank wäre, so wäre diese Möglichkeit nicht gegeben. Um die Schlußfolge­rung zu gewinnen, dass ich weiß, dass ich kein Gehirn im Tank bin, muß Putnam voraussetzen, dass ich in einer geeigneten Kausalrelation zu Wasser stehe. Um über das Wissen zu verfügen, dass dies der Fall ist und damit Putnams Ausgangsprämis­se wahr ist, muß ich jedoch wissen, dass ich kein Gehirn im Tank bin. Um die Aus­gangsprämisse als wahr ausweisen zu können, muß Putnam implizit voraussetzen, was er zu beweisen beabsichtigt. Das Argument ist eine petitio principii. 8

Können wir nicht trotzdem die Erkenntnisskepsis zurückweisen, weil sie zu einer Selbstwiderlegung führt? Damit kommen wir zur Prüfung der zweiten Abwehrstra­tegie, die besagt, dass skeptische Thesen unsinnig sind.

5 Es geht Putnam nicht um das kognitive Vermögen, in irgendeiner möglichen Welt in einer geeigneten kausale)! Relation zu Wasser stehen zu können, sondern darum, ob diese Möglichkeit in der aktualen Welt besteht. 6 Dabei ist eine Situation vorauszusetzen, in der ich den Gedanken, dass Wasser naß ist, fassen möchte. 7 Putnam kann seine Ausgangsprämisse nur für wahr halten, wenn er voraussetzt, dass wir ein Selbst­wissen in bezug auf unsere eigenen Überzeugungen besitzen. Da er jedoch zugleich eine externalistische Bedeutungstheorie vertritt, liefert er zugleich einen guten Grund dafür zu bestreiten, dass wir unsere eigenen Überzeugungen kennen: Überzeugungen über die Außenwelt werden wesentlich externalistisch charakterisiert, so dass es zweifelhaft ist, ob ich weiß, dass ich eine Überzeugung mit dem Inhalt habe, dass Wasser naß ist. 8 Wenn ich mich in einer Situation befinde, in der ich nicht einmal weiß, ob ich die Möglichkeit habe, einen einfachen alltäglichen Gedanken in bezug auf die Außenwelt wie z. B. dass Wasser naß ist, zu fassen, so habe ich überhaupt kein Wissen in bezug auf die Außenwelt. Dies können wir durch eine skeptische Variation des Beispiels von G. E. Moore verdeutlichen: [l ") Ich weiß nicht, dass ich kein Gehirn im Tank bin. (BE-) Wenn ich nicht weiß, dass ich kein Gehirn im Tank bin, dann weiß ich nicht, dass ich zwei Hände habe. Konklusion K3: Ich weiß nicht, dass ich zwei Hände habe.

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64 Albert Newen

4. Warum eine philosophische Skepsis widerspruchsJrei und kognitiv sinnvoll ist

4.1 Skepsis ohne Selbstwiderlegung

Der Erkenntnisskeptiker kann natürlich als Prämisse für die Verteidigung seiner skeptischen These nichts heranziehen, das den Status einer Erkenntnis in dem rele­vanten Sinne hat. Aber damit ist der Skeptizismus nicht erledigt, denn es könnte eine wahre, wenn auch nicht beweisbare Position sein. Es ist keine hinreichende Begründung, Erkenntnis für möglich zu halten, nur weil eine skeptische Position nicht beweisbar ist.9

Wir können den Skeptiker auch nicht durch Verweis auf eine Selbstanwendung widerlegen, wie es vielleicht den Anschein hat. Eine Widerlegung scheint vorzulie­gen, denn - mit der Formulierung von Stegmüller - können wir festhalten:

"wenn es keine Erkenntnis gibt, dann ist auch der Satz ,es gibt keine Erkenntnis' selbst keine Erkenntnis" (Stegmüller 1969,381).

Doch dies würde nur dann zu einem Problem, wenn der Skeptiker für sich in Anspruch nehmen würde, eine Erkenntnis bzw. ein Wissen zu haben. Er beschränkt sich jedoch darauf, in Zweifel zu ziehen, dass die Behauptung des Gegners ein Fall von Wissen ist. Wenn der Skeptiker allgemein behauptet, dass es kein Wissen gibt, so entwirft er keine alternative Beschreibung der Welt, an die wir glauben können, sondern er möchte nur bezweifeln, dass wir irgendeine Beschreibung zur Verfügung haben, die ein Fall von Wissen ist und nimmt seine eigenen Überlegungen dabei nicht aus. 10

Die skeptische These, dass es kein Wissen gibt, wird oftmals transformiert in die These, dass (in der akiualen Welt) alle Meinungen falsch sein können. 11 Liegt hier nicht eine widersprüchliche These vor, denn der Skeptiker akzeptiert, dass auch seine These eine Meinung ist? Wäre die Meinung des Skeptikers wahr, so ist die Bedingung nicht erfüllt, dass alle Meinungen zugleich falsch sind. Wäre die Mei­nung des Skeptikers falsch, so würde daraus folgen, dass es mindestens eine Mei­nung der Form "Ich weiß, dass p" gäbe, die wahr wäre. Es gibt somit keine mögliche Welt, in der zugleich alle Meinungen falsch sein können, wenn die Meinung des Skeptiker eingeschlossen wird. Haben wir damit nicht eine Widersprüchlichkeit der skeptischen These aufgezeigt?

Diese Widersprüchlichkeit ist ein Nachweis dafür, dass die skeptische These nicht so verstanden werden darf, wie es oftmals geschieht. Der Skeptiker behauptet gera­de nicht, dass es eine mögliche Welt gibt, in der alle Meinungen - seine einge­

9 "Erkenntnis deswegen als möglich anzusehen, weil sich das Gegenteil nicht beweisen lässt, wäre jeden­falls ein höchst unbefriedigender Standpunkt. Der Skeptizismus kann also nicht bereits dann als über­wunden angesehen werden, wenn eingesehen wird, dass ein Nachweis für ihn unmöglich ist, sondern erst, wenn man eine Widerlegung für ihn kennt." Stegmüller ]969,380. 10 "Die Absicht skeptischer Hypothesen ist nicht Iwie wir gesehen haben), eine neue Beschreibung der Welt zu geben, sondern zu zeigen, dass wir über keine Beschreibung der Welt verfügen, die den Status des Wissens hat." (Bieri, 1992,299) 11 Vgl. z. B. Bieri 1992, 297. "I .. ,) zu seiner Hypothese, dass unsere - und also auch seine - Meinungen insgesamt falsch sein können."

Phil. Jahrbuch 110. Jahrgang I I [2003)

schlossen - falsch "dass alle Meinun~

behauptet wird, da: lich ist, dass sie fal~

fertigung einen W dass keine widersp grund von Evidem geschlossen werde] tieren, so wird deut

4.2 Skepsis ohne Pi

Führt die Behauj diesen nicht doch i

Ein Beispiel soll, mit der Äußerung ,_ ich diesen Satz äuß Sprechakt zum Au zugleich macht der gehen darf, dass de Behauptung, die zu hauptung. Wäre dil sie damit als nicht dem Skeptiker kein darauf, Möglichkeit p nicht der Fall ist, Fall ist. Er möchte s falsch ist, sondern tung jemand wisse unserer Welt) alle spruch, wenn sie in se, dass alle widersj möglich sind, dass fertigungen als um somit widerspruch~

12 Bieri meint, dass der dann dafür zu argumenl sches Symptom für den meidliche pragmatische A. N.] uns aufmerksam z system eingeschlossen b wie es mit seiner Wahr! außen, betrachten. Der 5

spruch ist, ein wandelnd

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ognitiv sinnvoll ist

Verteidigung seiner mntnis in dem rele­igt, denn es könnte keine hinreichende skeptische Position

le Selbstanwendung ng scheint vorzulie­r festhalten:

~ine Erkenntnis' selbst

:keptiker für sich in laben. Er beschränkt des Gegners ein Fall es kein Wissen gibt, /fir glauben können, bung zur Verfügung Überlegungen dabei

transformiert in die können. II Liegt hier kzeptiert, dass auch ~ers wahr, so ist die sind. Wäre die Mei­lindestens eine Mei­omit keine mögliche nn die Meinung des lersprüchlichkeit der

~eptische These nicht iker behauptet gera­ngen - seine einge­

eweisen lässt, wäre jeden­:ht bereits dann als über­nmöglich ist, sondern erst,

eue Beschreibung der Welt 'fügen, die den Status des

) auch seine - Meinungen

Erkenntnis und Skepsis

schlossen - falsch sein können, sondern die umgangssprachliche Formulierung "dass alle Meinungen falsch sein können" muß so verstanden werden, dass damit behauptet wird, dass für alle Meinungen - seine eingeschlossen - gilt, dass es mög­lich ist, dass sie falsch sind, weil wir für keine Behauptung mit hinreichender Recht­fertigung einen Wahrheitswert angeben können. Der Skeptiker behauptet somit, dass keine widerspruchsfreie Zuordnung von Wahrheitswerten zu Meinungen auf­grund von Evidenzen bzw. allgemeiner von Rechtfertigungen als unmöglich aus­geschlossen werden kann. Wenn wir die skeptische These auf diese Weise interpre­tieren, so wird deutlich, dass damit keine widersprücWiche Position vertreten wird.

4.2 Skepsis ohne performativen Widerspruch

Führt die Behauptung des Skeptikers, dass es (in unserer Welt) kein Wissen gibt, diesen nicht doch in einen peiformativen Widerspruch?

Ein Beispiel soll erläutern, wann ein performativer Widerspruch vorliegt. Dies ist mit der Äußerung "Ich spreche jetzt nicht" der Fall. Es ist offensichtlich, dass wenn ich diesen Satz äußere, dann der Inhalt der Äußerung falsch ist. Ich bringe mit dem Sprechakt zum Ausdruck, dass ich den Inhalt der Äußerung für wahr halte und zugleich macht der Sprechakt den Inhalt der Äußerung falsch. Da man davon aus­gehen darf, dass der Sprecher den performativen Widerspruch durchschaut, ist eine Behauptung, die zu einem performativen Widerspruch führt, eine inakzeptable Be­hauptung. Wäre die skeptische Hypothese ein performativer Widerspruch, so wäre sie damit als nicht akzeptabel ausweisbar. 12 Ich möchte nun verdeutlichen, dass dem Skeptiker kein derartiger Widerspruch zuzuschreiben ist. Er beschränkt sich darauf, Möglichkeiten aufzuzeigen. Er möchte nicht beweisen, dass ein Sachverhalt p nicht der Fall ist, sondern lediglich aufzeigen, dass es möglich ist, dass p nicht der Fall ist. Er möchte somit nicht beweisen, dass die Behauptung, jemand wisse, dass p, falsch ist, sondern er möchte nur aufzeigen, dass es möglich ist, dass die Behaup­tung jemand wisse, dass p, falsch ist. Auch die universelle Behauptung, dass (in unserer Welt) alle Meinungen falsch sein können, ist kein performativer Wider­spruch, wenn sie in der angemessenen Weise verstanden wird, nämlich als die The­se, dass alle widerspruchsfreien Zuordnungen von Wahrheitswerten zu Meinungen möglich sind, dass keine dieser Zuordnungen aufgrund von hinreichenden Recht­fertigungen als unmöglich ausgeschlossen werden kann. Die skeptische These ist somit widerspruchsfrei. Auf dieser Basis möchte ich nun kurz die Möglichkeiten

12 Bieri meint, dass der Skeptiker ohne einen performativen Widerspruch nicht auskommt. Er versucht dann dafür zu argumentieren, dass der unvermeidliche performative Widerspruch nur ein charakteristi­sches Symptom für den Skeptiker ist, das nicht direkt gegen ihn verwendet werden kann: "Der unver­meidliche pragmatische Widerspruch ist ein Symptom für exakt die Situation, auf die er [der Skeptiker, A. N.] uns aufmerksam zu machen versucht: dass wir auch dann noch in unser gewöhnliches Meinungs­system eingeschlossen bleiben, wenn wir - in Form einer skeptischen Hypothese - die Frage aufwerfen, wie es mit seiner Wahrheit aussehen würde, könnten wir es vollständig objektiv, gewissermaßen von außen, betrachten. Der sich pragmatisch widerlegende Skeptiker ist, insofern er ein wandelnder Wider­spruch ist, ein wandelnder Beweis für seine Botschaft." Bieri 1992, 297.

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66 Albert Newen

sinnvoller Skepsis aufzeigen, um zu verdeutlichen, dass dem Skeptiker hier keine bzw. kaum Grenzen gesetzt sind.

4.3 Die Möglichkeiten des Skeptikers

Philosophische Skepsis hat viele Ausprägungen gefunden und soll in ihren Di­mensionen kurz beleuchtet werden:

(1) Sinnvolle Skepsis ist auch in Bezug auftranszendentalphilosophische Voraus­setzungen möglich, wie sie Kant eingeführt hat. Dabei ist es eine Grundannahme, dass Erkenntnis das Ergebnis des Zusammenspiels von Sinnlichkeit und Verstand ist.

Ein Skeptiker kann bezweifeln, dass die transzendentalphilosophische These wahr ist. Eine radikale Skepsis in Bezug auf Bedingungen der Möglichkeit der Er­kenntnis ließe sich wie folgt ausdrücken: Woher weiß ich, dass die Wirklichkeit überhaupt erkennbar ist? Die Behauptung, dass die Wirklichkeit nicht erkennbar ist, ist sogar bei Kant nicht auf völlige Zurückweisung gestoßen. Bekanntlich sah er sich gezwungen, in seinem System ein Ding an sich anzunehmen, das prinzipiell unerkennbar ist.

(2) Eine sinnvolle Skepsis kann auch in Bezug auf sprachanalytische Vorausset­zungen der Interpretation angebracht werden. Gemäß Davidson ist eine Interpreta­tion nur möglich, wenn der Sprecher als rational betrachtet wird und der Interpret wohlwollend ist. Ein Skeptiker kann diese spezifischen Interpretationsbedingungen widerspruchsfrei bezweifeln. Diese Zweifel lassen sich wie folgt zu einer radikalen Skepsis in Bezug auf Bedingungen der Möglichkeit der Interpretation ausweiten: Woher weiß ich, dass die Wirklichkeit überhaupt interpretierbar ist? Sind nicht alle Versuche, die Wirklichkeit mit Hilfe der von uns konstruierten Begriffe zu interpre­tieren, von vornherein zum Scheitern verurteilt?

(3) Sogar Definitionen, logische Sätze und analytische Sätze lassen sich sinnvoll bezweifeln, auch wenn es sich dabei dann nur um eine Begriffsskepsis handelt, also um Zweifel daran, ob tatsächlich eine Definition vorliegt, ob die logischen Zeichen eine angemessene Semantik bekommen haben, ob der Begriff in adäquater Weise gebraucht wird, ob Definitionen so funktionieren, wie es vorausgesetzt wird usw.

Die Möglichkeiten sinnvollen Zweifelns scheinen unbegrenzt. Ich habe jedoch auch deutlich gemacht, dass der Skeptiker nicht voraussetzungslos arbeitet: Ein Erkenntnisskeptiker setzt beispielsweise einen Wahrheitsrealismus voraus. Trotz­dem ist eine Wahrheitsskepsis sinnvoll möglich, allerdings in einem anderen Kon­text als die Erkenntnisskepsis, weil letzterer sonst der Boden entzogen würde.

Ich möchte nun kurz erläutern, warum eine philosophische Skepsis stets kognitiv sinnvoll, also verstehbar ist. 13 Wenn wir Behauptungen aufstellen, so sind uns be­

13 Diese Argumentation richtet sich u. a. gegen den frühen Wittgenstein, der im Tractatus logico-philoso­phicus (TL?) behauptet, dass die skeptische These unsinnig ist. TLP 6.51: "Skeptizismus ist nicht unwider­leglich, sondern offenbar unsinnig, wenn er bezweifeln will, wo nicht gefragt werden kann." Während der frühe Wittgenstein behauptet, dass skeptische Zweifel kognitiv sinnlos sind, möchte ich zeigen, dass sie stets kognitiv sinnvoll sind. Dann stellt sich die weitergehende Frage, ob die sinnvollen Zweifel stets angemessen und wirksam sind, also ob sie WissensansplÜche zerstören. Diese Frage wird im nächsten Abschnitt besprochen.

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Erkenntnis und Skepsis

züglich des Inhalts der Behauptungen keine Grenzen gesetzt, auch wenn jeder Akt des Behauptens implizite Voraussetzungen macht. Analog sind uns auch beim Zweifeln keine Grenzen gesetzt, auch wenn jeder Akt des Zweifelns implizite Vo­raussetzungen macht. Der ausschlaggebende Grund dafür, dass dem Skeptiker ge­nauso wenig Grenzen gesetzt sind wie jemandem, der eine Behauptung aufstellt, ist die Tatsache, dass Behauptungen und Zweifel an Behauptungen stets sinnvolle Zü­ge im Sprachspiel der Argumentation sind; denn der Skeptiker macht nichts ande­res als zu behaupten, dass es möglich ist, dass die Behauptung des Gegners falsch ist. Durch diese Transformation wird eine sinnvolle Behauptung nicht zu einer sinnlosen, d.h. zu einem Satz ohne sprachliche Bedeutung.

Ein Ergebnis dieser Überlegungen können wir festhalten: So wie bei dem Sprach­spiel des Behauptens keine Grenze in Bezug auf den Inhalt der Behauptung vorliegt, so liegt auch beim Sprachspiel des Bezweifelns keine Begrenzung in Bezug auf den Inhalt des Zweifels vor. Skepsis, auch radikale Skepsis, ist somit stets ein sinnvoller Zug im Sprachspiel der Argumentation.

5. Ein kontextueller Kompatibilismus: Wissen ist ein kontextabhängiger Begriff

Wenn eine radikale Skepsis wie die Erkenntnisskepsis stets sinnvoll ist, so stellt sich die weitergehende Frage, ob die skeptische These stets in der Lage ist, unsere Wissensansprüche zu zerstören. Allgemeiner formuliert: Ist jede sinnvolle skepti­sche Infragestellung auch zugleich für unsere Wissensansprüche relevant? Diese Frage können wir noch konkretisieren, wenn wir berücksichtigen, dass mit einer skeptischen These wie z. B., dass wir möglicherweise ein Gehirn im Tank sind, vor allem nichtbeachtete Möglichkeiten aufgezeigt werden: Ist jede durch eine skepti­sche Infragestellung aufgezeigte Möglichkeit für unsere Wissensansprüche relevant und somit in der Lage, diese zu zerstören?

Ich möchte im folgenden für eine kontextuelle Form des Kompatibilismus argu­mentieren. Kompatibilismus ist zunächst die These, dass unsere gewöhnlichen Wis­sensansprüche nicht durch eine sinnvolle Skepsis zerstört werden. Ohne weitere Einschränkungen ist diese These offensichtlich falsch. Dies kann durch den folgen­den Alltagsdialog verdeutlicht werden: 14

Dialog: A fragt: "Weißt Du, wieviel Uhr es ist?" B antwortet mit Blick auf die Uhr: "Es ist elf Uhr." A fragt: "Bist Du sicher?" B: "Nein. Es ist möglich, dass die Uhr falsch geht. Ich wollte sie schon lange repa­

rieren lassen. Aber meistens geht sie richtig." A: "Also weißt Du nicht genau, wieviel Uhr es ist." B: "Nein genau weiß ich es nicht. Wenn Du sicher sein willst, mußt Du jemand

anderen fragen."

14 Dies ist ein modifiziertes Beispiel im Vergleich zu Willaschek 2000, 159.

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Die vorgetragene Skepsis wird von B als relevant anerkannt. Das Beispiel zeigt, dass eine skeptische Infragestellung dazu führen kann, dass ein uneingeschränkter Wissensanspruch aufgegeben wird. Manche Autoren sehen dies sogar als Beispiel dafür an, dass die Wissensansprüche vollständig aufgegeben werden (vgl. Willa­schek 2000, 159). Dies scheint jedoch eine zu weitgehende Schlußfolgerung zu sein. B verzichtet nicht aufjeden Wissensanspruch. Wir machen einen Unterschied zwi­schen hinreichend gerechtfertigtem Wissen und wahrscheinlichem Wissen. B bean­sprucht durchaus ein Wissen zu haben, wenn dieses Wissen auch nicht mit hinrei­chender Rechtfertigung, sondern nur mit großer Wahrscheinlichkeit vorliegt. Es ist ein Charakteristikum - zumindest - des Alltagswissens, dass Wissen fallibel ist. Wissensansprüche, dass p der Fall ist, werden in unserer Praxis jedenfalls nicht nur dann erhoben, wenn man gewiss ist, dass alle relevanten Möglichkeiten, bei denen p nicht der Fall ist, ausgescWossen sind, sondern auch dann, wenn man diese Möglichkeiten nur mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit ausscWießen kann.

Kann der Skeptiker sich nicht darauf zurückziehen, dass der skizzierte Umgang mit Wissenszuschreibungen im Alltag für den philosophischen Begriff des Wissens zweitrangig bzw. irrelevant sei? X verfügt gemäß dem Skeptiker nur dann in einem philosophischen Sinne über Wissen, wenn X hinreichend gerechtfertigt ist bzw. Zweifel ausgeschlossen werden können: Dabei können Zweifel nur dann aus­geschlossen werden, wenn X gerechtfertigterweise glaubt, dass p der Fall ist, und wenn X gerechtfertigterweise ausscWießen kann, dass nicht-p.ls In Bezug auf das Dialogbeispiel sehen wir sofort, dass B nicht ausscWießen kann, dass seine Uhr stehen geblieben ist. Daher verfügt B nicht über ein Wissen im philosophischen Sinne. 16

Wir gestehen dem Skeptiker den philosophischen Begriff des Wissens zu, demge­mäß Wissen nur dann vorliegt, wenn Zweifel ausgeschlossen werden können, d. h. wenn jemand gerechtfertigterweise glaubt, dass p, und gerechtfertigterweise aus­schließen kann, dass nicht-po Das entscheidende Merkmal dieses Wissensbegriffs besteht darin, dass er kontextabhängig ist. Wenn jemand ausscWießen möchte, dass nicht-p, so muß er dies hinsichtlich einer vorgegebenen Menge von Möglichkeiten tun: Im Dialog sind sich A und B darüber einig, dass die Möglichkeit, dass die Uhr stehen geblieben ist, zu berücksichtigen ist. Hätte B seine Uhr gerade von der Re­paratur abgeholt, so wäre B nicht bereit gewesen, die Möglichkeit des Stehenblei­bens zuzulassen. Er hätte darauf bestanden, dass sein Wissen hinreichend gerecht­fertigt ist, weil er gerechtfertigerweise ausscWießen kann, dass nicht-po

Wissen ist daher kein absoluter, sondern ein kontextabhängiger Begriff. Jemand

15 Die Grundidee für eine solche Definition geht auf David Lewis zurück: Lewis 1996. Willaschek nennt dies das Prinzip des ausgeschlossenen Zweifels: Willaschek 2000, 154. '6 Ist diese Differenz zwischen Wissen im Alltagssinne und Wissen im philosophischen Sinne zuzulassen? Wenn ein Philosoph mit einem Begriffz.B. dem des Wissens ein Phänomen bezeichnen möchte, das auch im Alltag etabliert ist, so kann er die Alltagsverwendungen nicht vollständig ignorieren. Ansonsten könn­ten wir behaupten, dass es in New York keinen Arzt gibt, weil ein Arzt jemand ist, der einen AbscWuß in Medizin hat und der jede Krankheit innerhalb von zwei Minuten zu heilen vermag. Das Beispiel geht zurück auf B. Strout 1984, 40. Andererseits ist eine philosophische Begriffsbildung auch nicht sklavisch an den Alltagsgebrauch gebunden.

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Erkenntnis und Skepsis

weiß, dass p der Fall ist, relativ zu einer Menge von relevanten Möglichkeiten. Wel­che Menge von Möglichkeiten relevant ist, wird durch einen Gesprächs- bzw. Hand­lungskontext, allgemeiner in Bezug auf einen epistemischen Kontext, festgelegt.

Wenn Wissen ein kontextabhängiger Begriff ist, dann schließt ein Fall von Wis­sen nicht jeden Zweifel aus, sondern nur den Zweifel hinsichtlich aller als relevant anerkannter Möglichkeiten: 17 Wenn B behauptet, er wisse im philosophischen Sin­ne, dass es 11 Uhr sei, weil seine Uhr dies anzeige und er sie erst vor kurzem von der Reparatur abgeholt habe, dann wird damit nicht behauptet, dass keine Zweifel mehr sinnvoll sind. Wie oben herausgearbeitet wurde, sind skeptische Zweifel stets sinn­voll, aber sie werden von B als unbegründet zurückgewiesen, weil bei allen von B anerkannten Möglichkeiten, wozu auch die Möglichkeit gehört, dass die Uhr ste­hengeblieben ist, ein Zweifel gerechtfertigterweise ausgeschlossen werden kann. 18

Es scheint so zu sein, dass Zweifel nur dann in der Lage sind, Wissensansprüche zu zerstören, wenn sie begründet sind. Dies ist jedenfalls Wittgensteins Position (in seiner Spätphilosophie) : Nicht nur ein Wissen, sondern auch ein Zweifel bedarf einer Begründung (Wittgenstein 1969, Über Gewißheit). 19 Ich möchte im folgenden darlegen, dass eine skeptische Infragestellung, die eine Denkmöglichkeit aufzeigt, auch dann Wissensansprüche zerstören kann, wenn es keine Begründung für sie gibt. Es genügt, wenn die Denkmöglichkeit als relevant zugelassen wird. Das Zu­lassen von skeptischen Möglichkeiten ist schlicht eine methodische Entscheidung, die Wahl eines Diskussionsrahmens. Dies soll nun verdeutlicht werden.

Wann sind Zweifel begründet? Können wir mit einem kontextabhängigen Begriff des Wissens eine radikale Skepsis ein für allemal als unbegründet zurückweisen?

Eine radikale Erkenntnisskepsis mit Verweis auf die Möglichkeit, dass wir Gehir­ne im Tank sind, wird in einem Alltagsdialog, in dem es uns meist um eine prakti­sche Angelegenheit geht, eindeutig nicht zugelassen: Wenn ich die Uhrzeit wissen möchte, um den nächsten Zug zu erreichen und jemand teilt mir mit Blick auf seine Uhr mit, dass seine neue Uhr 11 Uhr anzeige, aber er wisse nicht sicher, ob es 11 Uhr sei, weil er nicht ausschließen könne, dass er ein Gehirn im Tank sei, so werden wir djese skeptische Möglichkeit als abwegig ignorieren. Unsere etablierte Alltagspraxis im Umgang mit Uhrzeiten und Zügen berechtigt uns dazu. Können wir genauso vorgehen, wenn wir uns in einem philosophischen Seminar befinden und erkennt­nistheorische Grundlagen diskutieren? Dies hängt davon ab, wann eine Möglichkeit als irrelevant aus der Menge der zu betrachtenden Möglichkeiten ausgeschlossen werden kann.

17 Die Einschränkung auf relevante Möglichkeiten ist erstmals von Austin vorgescWagen worden. Austin 1946. In neueren Arbeiten ist sie aufgegriffen worden von Lewis 1996, Schiffer 1996 und Willaschek 2000. Im folgenden wird eine neue Variante einer kontextualistischen Theorie vorgescWagen. 18 Dabei wird vorausgesetzt, dass die Evidenzen die B hat, als hinreichend für den AusscWuß der aner­kannten Möglichkeiten akzeptiert wird. Bezüglich der Frage, ob und wann eine Evidenz eine Überzeugung rechtfertigt, kann selbstverständlich auch eine skeptische Haltung bezogen werden. Dann wird analog deutlich, dass das Gerechtfertigtsein in bezug auf eine Überzeugung kontextabhängig und nicht absolut ist. I' Die Wittgensteinsche Position lässt sich auch wie folgt charakterisieren: So wie wahre Meinungen nur dann zu Wissen werden, wenn sie begründet sind, so werden Zweifel an Behauptungen nur dann zu Zurückweisungen von Wissensansprüchen, wenn die Zweifel begründet sind. Wittgenstein 1969.

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Gibt es hier einen begründbaren Standard, wann eine Möglichkeit relevant und wann sie irrelevant ist? Wir haben einerseits einen Standard für Alltagsäußerungen und können auch für jede empirische Wissenschaft einen Standard angeben, der letztlich darauf basiert, dass jede empirische Einzelwissenschaft ein bestimmtes Pa­radigma voraussetzt, welches sich z. B. durch Fruchtbarkeit und empirische Adä­quatheit bewährt.

Diese Kriterien sindjedoch mit Blick auf eine radikale philosophische Skepsis, ob es überhaupt Wissen gibt, ob ich vielleicht nur ein Gehirn im Tank bin, unbrauch­bar. Die philosophische Skepsis steht prinzipiell nicht in Konflikt mit irgendwelchen Evidenzen, die mir zur Verfügung stehen oder prinzipiell zur Verfügung stehen können. Die skeptische Infragestellung weist eine Möglichkeit auf, die der Fall sein könnte, auch wenn ich ein ideal informierter Wissenschaftler bin. In einem übli­chen Sinne kann es für eine radikale Skepsis keine Begründung geben. Kann man somit behaupten, dass die Erkenntnisskepsis auch im Kontext einer erkenntnistheo­retischen Diskussion als irrelevant ausgeschlossen werden kann?

So einfach geht es nicht: Zwar kann die bloße Denkmöglichkeit eines Irrtums allein einen Anspruch auf Wissen nicht in Frage stellen. Doch bedarf es dazu nicht zusätzlich einer Begründung der aufgezeigten MöglichkeiFo, sondern nur ihrer An­erkennung als relevant. 21 Wenn man eine vom Skeptiker aufgezeigte Möglichkeit als relevant anerkennt, dann muß man gerechtfertigterweise ausschließen können, dass die Behauptung in Bezug auf diese Möglichkeit falsch ist. Ist dies nicht mög­

20 Die These, dass eine Denkmöglichkeit nur dann relevant ist, wenn zusätzlich eine Begründung vor­gelegt wird, ist in Anlehnung an den späten Wittgenstein die Kernthese von Willascheks Betrachtung zum Skeptizismus, 2000, 160-161 und 171. 21 Der Akt des als relevant Anerkennens ist ein kognitiver Akt des Entscheidens. Er ist immer dann ange­messerweise möglich, wenn eine neu zu betrachtende Möglichkeit explanatorisch äquivalent zu einer vorliegenden ist. In einfacher Form, die nichts mit Skeptizismus zu tun hat, liegt explanatorische Äquiva­lenz vor, wenn wir neben einer etablierten naturwissenschaftlichen Theorie eine explanatorisch äquiva­lente naturwissenschaftliche Theorie mit unterschiedlicher Ontologie einführen. Wenn man beide Theo­rien als Kandidaten anerkennt, muß man den Diskussionsrahmen der Naturwissenschaften verlassen. wenn man sich aufgrund von Überlegungen in einem weiteren Rahmen für die eine oder andere Alterna­tive entscheidet. Bei der Einführung einer Möglichkeit, die durch einen radikalen Skeptizismus beschrie­ben wird, können wir nun zwei Fälle unterscheiden: Wenn wir eine naturwissenschaftliche These mit einem radikalen Skeptizismus konfrontieren, so kann letzterer in der Regel in bezug auf im Kontext im­plizit gesetzte und normalerweise geltende Standards als irrelevant ausgeschlossen werden. Konfrontiert man dagegen eine erkenntnistheoretische These, z. B. einen erkenntnistheoretischen Realismus. mit einer radikalen Erkenntnisskepsis. so sind diese Überlegungen nicht als irrelevant auszugrenzen. Sie aus­zuschließen heißt, den Diskussionsrahmen für die Epistemologie durch einen kognitiven Akt der Entschei­dung zu begrenzen, was sich durchaus als sinnvoller Schritt herausstellen kann. Aber dieser Schritt lässt sich nicht mehr durch eine epistemologische Begründung rechtfertigen. Eine Analogie soll den Punkt verdeutlichen: Wenn ein Mensch mit Verfolgungswahn und ein gesunder Mensch dieselben Ereignisse erfassen, so haben sie unterschiedliche Interpretationen: Dabei kann es sein, dass die erste Interpretation so intelligent gewählt ist, dass sie in Bezug auf eine Erklärung der Ereignisse kognitiv gleichwertig ist. Wir haben dann jedoch die Möglichkeiten aufgrund des Einbeziehens von Emotionen (der Mensch mit Ver­folgungswahn leidet unter seiner Sicht der Welt) und/oder Konventionen (bzw. Normalitätsbedingungen) eine Auswahl zu rechtfertigen. Dies scheint jedoch bei einer erkenntnistheoretischen Debatte mit dem Erwägen eines Skeptizismus nicht der Fall zu sein. Ein intelligenter radikaler Skeptizismus ist kognitiv gleichwertig mit einer alternativen Erkenntnistheorie und es werden für die Entscheidung zwischen den Alternativen nur kognitive Differenzen zugelassen.

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Erkenntnis und Skepsis

lieh, muß man akzeptieren, dass man nicht über Wissen verfügt. Der Akt der An­erkennung einer skeptischen Möglichkeit als relevant kann nicht mit Hilfe von Be­gründungen erfolgen, denn Begründungen stehen hier nicht zur Verfügung. Es handelt sich um eine intellektuelle Entscheidung über den Diskussionsrahmen, den eine Person bereit ist zuzulassen. Für einen Erkenntnistheoretiker ist das Be­rücksichtigen skeptischer Möglichkeiten unverzichtbar, weil er sich nur so über die Grundlagen und Grenzen seiner Theoriebildung Klarheit verschaffen kann. 22

Ich fasse zusammen: Eine Erkenntnisskepsis der Form, dass es möglich ist, dass ich ein Gehirn im Tank bin, ist kognitiv sinnvoll und widerspruchsfrei. Mit der Erkenntnisskepsis wird eine Möglichkeit aufgezeigt, die mit allen verfügbaren Evi­denzen in Einklang steht. Sie ist somit prinzipiell nicht falsifizierbar. Mit einer Er­kenntnisskepsis wird keine Gegenthese aufgestellt, sondern lediglich eine These in Frage gestellt. Die skeptische These bzw. die damit einhergehende skeptische Infra­gestellung sind ein sinnvoller Zug im Sprachspiel der Argumentation: Erkenntnis und Skepsis sind zwei Seiten einer Medaille. Eine Erkenntnis bzw. ein Wissen, dass p, zu haben, heißt wesentlich, die Zweifel, ob p tatsächlich der Fall ist, in Bezug auf eine Menge relevanter Möglichkeiten ausscWießen zu können. Skepsis anzumelden, ob p tatsäcWich der Fall ist, heißt wesentlich, die Behauptung, dass p, in einen Kontext von Möglichkeiten zu stellen, so dass eine Möglichkeit dazu gehört, bei der der Sachverhalt, dass p, nicht der Fall ist.

Wissen ist kein absoluter, sondern ein kontextabhängiger Begriff. Jemand weiß, dass p der Fall ist, relativ zu einer Menge von relevanten Möglichkeiten. Wenn die erkenntnistheoretischen Grundannahmen diskutiert werden, dann liegt es nahe, die Erkenntnisskepsis als relevant zu berücksichtigen. Die Berücksichtigung ist jedoch letztlich eine Frage der waW eines Diskussionsrahmens, denn es steht keine Be­gründung zur Verfügung, auf die man als rationaler Philosoph verweisen kann, um aufzuzeigen, warum man diese Möglichkeit ernst nimmt. Es bleibt eine Ent­scheidung. Allerdings ist es für einen Erkenntnistheoretiker erforderlich, diese Möglichkeit hin und wieder in Betracht zu ziehen. Wenn wir die Erkenntnisskepsis zulassen, wird uns mit einer Denkfigur vor Augen geführt, dass wir das Ziel eines "objektiven, externen Verständnisses unserer Erkenntnissituation niemals erreichen können" (Bieri 1992, 296). Radikale Skepsis ist für die Philosophie eine unverzicht­bare Denkfigur zur reflexiven Vergewisserung ihrer eigenen Grundlagen.

21 Wie bei einem Paradigma einer empirischen Einzelwissenschaft kann es sinnvoll sein, die Erkenntnis­skepsis im Rahmen einer Epistemologie nicht zuzulassen, um Fortschritte innerhalb des Paradigmas zu erzielen. Die Erkenntnisskepsis wird - analog zur Infragestellung eines Paradigmas einer Einzelwissen­schaft - jedoch immer wieder dann relevant, wenn der gesamte epistemologische Ansatz zur Disposition steht.

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Phil. Jahrbuch 110. Jahrgang / I (2003)

Wissen ist kein absoluter, son relativ zu einer Menge von releval diskutiert werden, dann ist es piau Berücksichtigung ist jedoch letzt! Begründung zur Verfügung, auf di man diese Möglichkeit ernst neh jedoch für die Philosophie eine l

Grundlagen.

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. 1984, 113-257. lekweisung des Skeptizismus,

Erkenntnis und Skepsis

ABSTRACT

Wissen ist kein absoluter, sondern ein kontextabhängiger Begriff. Jemand weiß, dass p der Fall ist, relativ zu einer Menge von relrvanten Möglichkeiten. Wenn die erkenntnistheoretischen Grundannahmen diskutiert werden, dann ist es plausibel, die skeptischen Möglichkeiten als relevant zu berücksichtigen. Die Berücksichtigung ist jedoch letztlich eine Frage der Wahl eines Diskussionsrahmens, denn es steht keine Begründung zur Verfügung, auf die man als rationaler Philosoph verweisen kann, um aufzuzeigen, warum man diese Möglichkeit ernst nehmen muss. Es bleibt letztlich eine Entscheidung. Radikale Skepsis ist jedoch für die Philosophie eine unverziehtbare Denkfigur zur reflexiven Vergewisserung ihrer eigenen Grundlagen.

Knowledge is not an absolute but rather a context-dependent concept. Someone knows that p relative ro a class of relrvant possibilities. When discussing fundamental epistemological claims it is plausible to consider sceptical possibilities as being relevant. By considering these possibilities one is simply choosing a framework for the discussion since there is no line of argument according to which it could be deemed necessary to take sceptical possibilities into account. It remains a pragmatic decision. Nevertheless, radical scepticism is an indispensible thinking strategy for the reflexive analysis of philosophy's own foundations.

Phil. Jahrbuch lIO. Jahrgang /1 (2003)

73

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8. Orthographie: Maßgeblich für Beiträge in deutscher Sprache sind die neuen Regeln der deutschen Rechtschrei­bung nach dem Duden, Rechtschreibung der deutschen Sprache, 21., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Auf der Grundlage der neuen amtlichen Rechtschreibregeln, Mannheim ­Leipzig - Wien - Zürich 1996 ff.

9. Name und Adresse: Auf der Rückseite des letzten Typoskriptblattes ist die aktuelle (lnstituts-)Anschrift der/des Vf. anzugeben. Das Manuskript selbst soll, um eine anonyme Begutachtung zu gewährleisten, keinen Autorennamen enthalten.

IlT. Spezielle Richtlinien für Rezensionen: 1. Erster Absatz:

Vor dem Rezensionstext werden die Titelangaben des besprochenen Werkes angeführt - und zwar diesen Vorlagen entsprechend:

Günter Bien, Die Grundlegung der praktischen Philosophie bei Aristote/es (~ Problemata, Bd. 18), Freiburg - München: Verlag Karl Alber 1973, 402 S., ISBN 3-518-28709-5.

- Ernesto Garzon Valdes / Ruth Zimmerling (Hgg.), Facetten der Wahrheit. Festschrift für Meinolf Wewel, Freiburg - München: Verlag Karl Alber 1995, 543 S., ISBN 3-495-47820-5.

Falls das rezensierte Buch eine Einleitung mit anderer, z. B. lateinischer Nummerierung besitzt, ist diese gesondert zu nennen. Beispiel: XXV + 345 S.

2. Haupttext: Seitenangaben des rezensierten Buches werden im laufen Text in runde Klammern gesetzt, ohne S. oder p.

3. Rezension von Sammelbänden: Die behandelten Autoren werden nur an der Stelle, an der die Besprechung ihres Beitrags beginnt, durch Kursivierung ihres Namens hervorgehoben.

'I. Rezensent: m Ende jeder Besprechung steht rechtsbündig und kursiviert der Name des Rezensenten sowie

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Das Philosophische Jahrbuch wird herausgegeben im Auftrag der Görres-Gesellschaft von Professor Dr. Thomas Buchheim, München, Professor Dr. Volker Gerhardt, Berlin, Professor Dr. Christoph Horn, Bonn, Professor Dr. KJaus Jacobi, Freiburg i. Br., Professor Dr. Henning Ottmann, München, Professor Dr. Pirmin Stekeler-Weithofer, Leipzig, Professor Dr. Wilhelm

ossenkuhl, München. - Anschrift: Redaktion Philosophisches Jahrbuch, Universität Bonn, Philosophisches Seminar LFB 1, Am Hof 1, D-53113 Bonn.

Eingereichte Manuskripte werden zwei Gutachtern in anonymisierter Form zur Prüfung vor­gelegt. Die Auswahl erfolgt auf der Grundlage der Begutachtung in den halbjährlich statt­findenden Sitzungen des Herausgeber-Gremiums.

Bitte senden Sie weder Manuskripte noch Rezensionsexemplare an den Verlag, sondern stets an die Redaktion. Der Jahrgang des Philosophischen Jahrbuchs erscheint in 2 Halbbänden im Frühjahr und Herbst jedes Jahres. Vertriebsanfragen bitten wir, an den Verlag Karl Alber, Hermanll-Herder-Straße 4,79104 Freiburg i. Br. zu richten.

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© Verlag Karl Alber GmbH Freiburg/München 2003 ISSN 0031-8183