Inhalt Wirtschaft DHF Gr 7A-0 17 - hep-verlag.ch · Der einfache Wirtschaftskreislauf und der Markt...

45
Walter Eggen, Micha Ruflin, Stefan Willi, Hugo Zimmermann Detailhandel – Wirtschaft DHF Grundlagen – verstehen Wirtschaft DHF 7. Auflage

Transcript of Inhalt Wirtschaft DHF Gr 7A-0 17 - hep-verlag.ch · Der einfache Wirtschaftskreislauf und der Markt...

Walter Eggen, Micha Ruflin, Stefan Willi, Hugo Zimmermann

Detailhandel – Wirtschaft DHFGrundlagen – verstehen

Wir

tsch

aft

DH

F

Das Lehr- und Lernmittel «Wirtschaft DHF» vermittelt den Lernenden im Detail handel Grundlagen- und Aufbauwissen über wirtschaftliche Zu-sammenhänge. Die verschiedenen Themenbereiche sind übersichtlich, verständlich und leicht lesbar dargelegt. Dabei werden die Leistungs-ziele nach der Bildungsverordnung Detailhandelsfachfrau / Detailhandels-fachmann befolgt.«Wirtschaft DHF» ist praxisorientiert und verbindet das wirtschaftliche Basiswissen mit dem anspruchsvollen Berufsalltag der Detailhandels-fachleute. Zusätzlich werden die Lernenden an aktuelle Geschehnisse in Wirtschaft und Politik herangeführt.Das Buch ist schüler zentriert aufgebaut und unterstützt das eigenaktive und selbstständige Lernen. Die Schülerinnen und Schüler können die wirt-schaftlichen Grundlagen eigenständig erarbeiten und mithilfe des zusätz-lich erhältlichen Anwendungsbuchs vertiefen und vernetzen.

www.hep-verlag.ch/wirtschaft-dhf

De

tail

ha

nd

el

– W

irts

cha

ft D

HF G

run

dla

ge

n

7. Auflage

Lernen, trainieren, nachschlagen:die kostenlose App zum Buch

UG_Wirtschaft_DHF_Gr_7A_17.indd 1 24.05.17 12:17

3V O R W O R T

Vorwort

Das vorliegende Lehr- und Lernmittel vermittelt Lernenden im Detail handel Grundlagen- und Aufbauwissen über wirtschaftliche Zusammenhänge. Die verschiedenen Themenbereiche sind übersichtlich, verständlich und leicht lesbar dargelegt. Dabei werden die Lernziele nach der Bildungsverordnung Detailhandelsfachfrau / Detailhandelsfachmann befolgt. Das Grundlagen-buch ist praxisorientiert und vernetzt das wirtschaftliche Basiswissen mit dem anspruchsvollen Berufsalltag der Detailhandelsfachleute. Zusätzlich werden die Lernenden an aktuelle Geschehnisse in Wirtschaft und Poli-tik herangeführt. Ergänzt wird das Grundlagenbuch zudem durch zwölf Werkzeuge, in denen praxisrelevante Berechnungen verständlich dargelegt werden. Diese Werkzeuge stellen einerseits eine Repetition zum Rechnen im Detailhandel dar und dienen andererseits als Nachschlagemöglichkeit beim Lösen von Aufgaben.

«Detailhandel – Wirtschaft DHF» ist schülerzentriert aufgebaut und unter-stützt moderne Lernformen. Die Lernenden können sich die wirtschaftli-chen Grundlagen selbstständig erarbeiten und das Gelernte jeweils am Ende jedes Kapitels anhand von Kontrollfragen überprüfen. Im zusätzlich her-ausgegebenen Anwendungsbuch können die Lernenden den Stoff aus dem Grundlagenbuch sowie den Werkzeugen umfassend vertiefen und praktisch anwenden. Durch die anschliessende Kontrolle dieser Aufgabe mittels des Lösungsbuchs wird zudem die Selbstkompetenz entscheidend gefördert.

Für die vorliegende 7. Auflage wurde der Inhalt des Buches überarbeitet und aktualisiert. Zudem konnte das Autorenteam erweitert werden. Neu arbeiten Micha Ruflin und Stefan Willi an der Weiterentwicklung dieses Lehr- und Lernmittels mit.

Das Autorenteam sowie der Verlag danken für Ihr entgegengebrachtes Ver-trauen und wünschen viel Spass beim Lernen und Unterrichten.

April 2017 – Autoren und Verlag

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 3 29.05.17 15:56

4 I N H A L T S V E R Z E I C H N I S

Inhalt

A Grundelemente der Wirtschaft 11

Einleitung 12

1. Arbeit, Freizeit, Wirtschaft 14

2. Private Haushalte und ihre Bedürfnisse 162.1 Individualbedürfnisse 172.2 Kollektivbedürfnisse (Gruppenbedürfnisse) 192.3 Nichtwirtschaftliche Bedürfnisse 20

3. Unternehmen und die von ihnen produzierten Güter 213.1 Einteilung der Güter nach ihrer Verfügbarkeit 213.2 Einteilung der Güter nach ihrer Beschaffenheit 223.3 Einteilung der Güter nach der Art der Verwendung 233.4 Einteilung der Güter nach der Nutzungsdauer 23

4. Wirtschaftliches Handeln 244.1 Ökonomisches Prinzip (Wirtschaftliches Prinzip) 244.2 Produktionsfaktoren 264.3 Effektivität und Effizienz 33

5. Arbeitsteilung (= Spezialisierung) 385.1 Die innerbetriebliche Arbeitsteilung 385.2 Die volkswirtschaftliche Arbeitsteilung 395.3 Die internationale Arbeitsteilung 40

6. Der einfache Wirtschaftskreislauf und der Markt 41

7. Die drei Wirtschaftssektoren 447.1 Gütergewinnung (primärer Wirtschaftssektor) 447.2 Güterverarbeitung (sekundärer Wirtschaftssektor) 457.3 Güterverteilung und Dienstleistungen (tertiärer Wirtschaftssektor) 457.4 Strukturwandel in den Wirtschaftssektoren 46

B Der Handel 47

1. Der Handel im tertiären Sektor 481.1 Absatzweg – Handelskette 501.2 Funktioneller Handel 511.3 Institutioneller Handel 521.4 Kombinierter Handel 52

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 4 29.05.17 15:56

5I N H A L T S V E R Z E I C H N I S

2. Die Handelsbetriebe 532.1 Aufgaben des Grosshandels 542.2 Betriebsformen des Grosshandels 552.3 Aufgaben des Detailhandels 57

C Entwicklungen und Betriebs formen im Detailhandel 59

1. Strukturwandel und Entwicklung im Detailhandel 60

2. Typische Unterscheidungsmerkmale des Detailhandels 652.1 Sortiment 662.2 Dienstleistungen 672.3 Ladeneinrichtung 682.4 Standort 682.5 Preisniveau 692.6 Verkaufsform / Bedienungsform 702.7 Personal 712.8 Betriebsgrösse 71

3. Unterscheidung der Betriebsformen im Detailhandel 723.1 Ladenhandel 733.2 Versandhandel 793.3 Wanderhandel 813.4 Filialprinzip 823.5 Discountprinzip 82

D Unternehmensführung, Organisation und Unternehmensverbindungen 83

1. Unternehmensführung und Organisation 841.1 St. Galler Management-Modell 841.2 Elemente der Unternehmensführung 861.3 Unternehmensstrategie und Leitbild 871.4 Führung 881.5 Organisation 95

2. Unternehmensverbindungen 1032.1 Kooperation 1042.2 Konzentration 1082.3 Die Wettbewerbskommission (Weko) 109

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 5 29.05.17 15:56

6 I N H A L T S V E R Z E I C H N I S

E Merkmale der Schweizer Wirtschaft 111

1. Volkswirtschaft als Kreislauf 1121.1 Einfacher Wirtschaftskreislauf 1121.2 Erweiterter Wirtschaftskreislauf 1131.3 Messung der Wirtschaftsaktivität 116

2. Verteilung von Einkommen und Vermögen 1182.1 Ungleiche Verteilung 1182.2 Armut in der Schweiz: Working Poor 1202.3 Wirtschaftsethik 121

3. Wirtschaftsformen 1233.1 System der Marktwirtschaft – liberale Staatstheorie 1233.2 System der Planwirtschaft – marxistische Staatsauffassung 1243.3 Soziale Marktwirtschaft – Wirtschaftsordnung der Schweiz 125

F Der Kaufvertrag 127

1. Die rechtlichen Bestimmungen des Kaufvertrags 1281.1 Vertragsfähigkeit 1291.2 Abtretung einer Vollmacht 1291.3 Das Angebot (Antrag) 1301.4 Form der Verträge 1311.5 Unterscheidung von Kaufverträgen: Art des Kaufgegenstands 1331.6 Unterscheidung von Kaufverträgen: Zahlungsart 1341.7 Der Fahrniskauf 1351.8 Besondere Arten des Fahrniskaufs 1371.9 Rücktrittsmöglichkeiten (Widerrufsrecht) 1381.10 Verjährungsfristen 139

2. Probleme mit Kaufverträgen (Vertragsverletzungen) 1402.1 Annahmeverzug 1402.2 Zahlungsverzug 1402.3 Lieferungsverzug 1412.4 Mangelhafte Lieferung 142

3. Zahlungsverkehr 1443.1 Zahlungsmittel 1443.2 Zahlungsarten 1443.3 Bargeldloser Zahlungsverkehr 1453.4 Quittungsarten 149

4. Die Rolle der Finanzdienstleister beim Zahlungsverkehr 1514.1 Konten 1514.2 Bargeldloser Zahlungsverkehr 151

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 6 29.05.17 15:56

7I N H A L T S V E R Z E I C H N I S

5. Kreditgeschäfte 1535.1 Konsumkredite 1535.2 Dem Konsumkreditgesetz unterstellte Verträge 156

G Preisbildung, Geld, Kaufkraft, Konjunktur 161

1. Marktmechanismus und Preisbildung 1621.1 Die Funktion des Marktes 1621.2 Die Bildung des Marktpreises 1621.3 Marktversagen 164

2. Geld 1662.1 Entwicklung des Geldes 1662.2 Funktionen des Geldes 1682.3 Geldmenge 169

3. Geldwert 1713.1 Kaufkraft des Geldes im Inland 1713.2 Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) 1723.3 Nominallohn – Reallohn 174

4. Störungen im Wirtschaftskreislauf 1764.1 Inflation 1764.2 Deflation 1774.3 Stagflation 178

5. Konjunktur 1795.1 Konjunkturzyklus 1795.2 Konjunkturpolitik 180

6. Gesamtwirtschaftliche Ziele 1826.1 Wirtschafts- und Konjunkturpolitik der Schweiz 1826.2 Wettbewerbsfähigkeit 187

H Aussenwirtschaft und Globalisierung 189

1. Aussenwirtschaft 1901.1 Bedeutung des internationalen Handels für die Schweiz 1901.2 Import und Export der Schweiz 1911.3 Zahlungsbilanz 1921.4 Wechselkurssystem 1931.5 Die Schweiz und die Europäische Union 1961.6 Ausländische Arbeitskräfte in der Schweiz 197

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 7 29.05.17 15:56

8 I N H A L T S V E R Z E I C H N I S

2. Globalisierung 1992.1 Abschaffen von Handelshindernissen 1992.2 Was ist Globalisierung? 2002.3 Globalisierung der Güter- und Finanzmärkte 2012.4 Weltwirtschaftsräume 2042.5 Wirtschaftliche Integrationsmodelle 2052.6 Die WTO 206

I Marketing 209

1. Grundlagen des Marketings 2101.1 Verkäufermarkt 2101.2 Käufermarkt 2101.3 Vom Marktpotenzial zum Marktanteil 2111.4 Aufgaben des Marketings 212

2. Marktforschung 2132.1 Arbeitsbereiche der Marktforschung 2132.2 Gegenstand der Marktforschung 2142.3 Methoden der Marktforschung 2152.4 Auswertung der Daten 217

3. Marketing und Unternehmensziele 219

4. Marketing-Instrumente 2214.1 Produkt: Sortimentspolitik 2234.2 Preis: Preispolitik 2234.3 Promotion: Kommunikationspolitik 2244.4 Platz: Distributionspolitik 236

J Rechnungswesen und Preis bestimmung im Detailhandel 237

1. Bilanz und Erfolgsrechnung 2381.1 Bilanz 2381.2 Erfolgsrechnung 2451.3 Budget 247

2. Preisbestimmung im Detailhandel 2502.1 Kalkulierter Verkaufspreis 2502.2 Nachfrageorientierter Verkaufspreis 2572.3 Konkurrenzorientierter Verkaufspreis 2602.4 Warenauszeichnung 261

3. Mehrwertsteuer 264

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 8 29.05.17 15:56

9I N H A L T S V E R Z E I C H N I S

K Gesetzliche Bestimmungen 267

1. Gesetze und Verordnungen 2681.1 Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) 2691.2 Verordnung über die Bekanntgabe von Preisen

(Preisbekanntgabeverordnung, PBV) 2721.3 Ladenschlussverordnung 2751.4 Bundesgesetz über den Schutz der Fabrik-

und Handelsmarken (Markenschutzgesetz, MSchG) 2761.5 Bundesgesetz über die Information der Konsumentinnen

und Konsumenten (Konsumenteninformationsgesetz, KIG) 2771.6 Chemikaliengesetz 278

2. Unternehmensformen (Rechtsformen) 2792.1 Die Wahl der Rechtsform 2812.2 Handelsregister (HR) 2832.3 Firmenrecht 2852.4 Die verschiedenen Rechtsformen 285

3. Betreibung 2933.1 Betreibungsarten 2933.2 Konkursverfahren 2953.3 Kollokationsplan und Konkurs 2953.4 Nachlassvertrag 2953.5 Betreibungsferien, Rechtsstillstand, Betreibungsfristen 296

Werkzeuge 297

Einleitung: Darstellungsmöglichkeiten bei Proportionalitätsaufgaben 2981 Runden 3012 Prozentrechnen 3023 Provision 3034 Rabatt 3045 Skonto 3056 Zugabe (Naturalrabatt) 3067 Preisänderungen 3078 Verpackung: Bruttogewicht, Tara, Nettogewicht 3099 Verteilungs-, Durchschnitts - und Mischungsrechnungen 310 Statistik 312 Währungsrechnen 314 Zinsrechnen 317 Kassenbuch 322

Stichwortverzeichnis 325

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 9 29.05.17 15:56

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 10 29.05.17 15:56

A Grundelemente der WirtschaftEinleitung 121. Arbeit, Freizeit, Wirtschaft 142. Private Haushalte und ihre Bedürfnisse 163. Unternehmen und die von ihnen produzierten Güter 214. Wirtschaftliches Handeln 245. Arbeitsteilung (= Spezialisierung) 386. Der einfache Wirtschaftskreislauf und der Markt 417. Die drei Wirtschaftssektoren 44

Lernziele

• Sie können die Grundelemente der wirtschaftlichen Tätigkeit erklären.• Sie kennen den Zusammenhang zwischen Bedürfnis, Bedarf, Nachfrage

und Angebot.• Sie wissen, wie ein Markt entsteht.• Sie kennen die verschiedenen Kategorien von Bedürfnissen und Gütern. • Sie haben das ökonomische Prinzip verstanden und können es auf

verschiedene Situationen übertragen.• Sie können die Bedeutung von Produktionsfaktoren darlegen.• Sie können die Auswirkung effizienter und effektiver Arbeit auf den

Betrieb und den Menschen beschreiben.

Werkzeuge

1 Runden2 Prozentrechnen3 Provision

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 11 29.05.17 15:56

12 A G r u n d e l e m e n t e d e r W i r t s c h A f t

Einleitung

Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral, von Heinrich Böll

In einem Hafen an einer westlichen Küste Europas liegt ein ärmlich geklei-deter Mann in seinem Fischerboot und döst. Ein schick angezogener Tourist legt eben einen neuen Farbfilm in seinen Fotoapparat, um das idyllische Bild zu fotografieren: blauer Himmel, grüne See mit friedlichen schneeweissen Wellenkämmen, schwarzes Boot, rote Fischermütze. Klick. Noch einmal: Klick, und da aller guten Dinge drei sind und sicher sicher ist, ein drittes Mal: Klick. Das spröde, fast feindselige Geräusch weckt den dösenden Fi-scher, der sich schläfrig aufrichtet, schläfrig nach seiner Zigarettenschachtel angelt; aber bevor er das Gesuchte gefunden, hat ihm der eifrige Tourist schon eine Schachtel vor die Nase gehalten, ihm die Zigarette nicht gerade in den Mund gesteckt, aber in die Hand gelegt, und ein viertes Klick, das des Feuerzeuges, schliesst die eilfertige Höflichkeit ab. Durch jenes kaum messbare, nie nachweisbare Zuviel an flinker Höflichkeit ist eine gereizte Verlegenheit entstanden, die der Tourist – der Landessprache mächtig – durch ein Gespräch zu überbrücken versucht.

«Sie werden heute einen guten Fang machen.» Kopfschütteln des Fischers. «Aber man hat mir gesagt, dass das Wetter günstig ist.» Kopfnicken des Fischers. «Sie werden also nicht ausfahren?» Kopfschütteln des Fischers, steigende Nervosität des Touristen. Gewiss liegt ihm das Wohl des ärm-lich gekleideten Menschen am Herzen, nagt an ihm die Trauer über die verpasste Gelegenheit. «Oh, Sie fühlen sich nicht wohl?» Endlich geht der Fischer von der Zeichensprache zum wahrhaft gesprochenen Wort über.

«Ich fühle mich grossartig», sagt er. «Ich habe mich nie besser gefühlt.» Er steht auf, reckt sich, als wolle er demonstrieren, wie athletisch er gebaut ist. «Ich fühle mich phantastisch.» Der Gesichtsausdruck des Touristen wird immer unglücklicher, er kann die Frage nicht mehr unterdrücken, die ihm sozusagen das Herz zu sprengen droht: «Aber warum fahren Sie denn nicht aus?» Die Antwort kommt prompt und knapp. «Weil ich heute morgen schon ausgefahren bin.» «War der Fang gut?» «Er war so gut, dass ich nicht noch einmal auszufahren brauche, ich habe vier Hummer in meinen Körben gehabt, fast zwei Dutzend Makrelen gefangen …»

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 12 29.05.17 15:56

13 e i n l e i t u n G

Der Fischer, endlich erwacht, taut jetzt auf und klopft dem Touristen beru-higend auf die Schultern. Dessen besorgter Gesichtsausdruck erscheint ihm als ein Ausdruck zwar unangebrachter, doch rührender Kümmernis. «Ich habe sogar für morgen und übermorgen genug», sagt er, um des Fremden Seele zu erleichtern. «Rauchen Sie eine von meinen?»

«Ja, danke.»

Zigaretten werden in Münder gesteckt, ein fünftes Klick, der Fremde setzt sich kopfschüttelnd auf den Bootsrand, legt die Kamera aus der Hand, denn er braucht jetzt beide Hände, um seiner Rede Nachdruck zu verleihen.

«Ich will mich ja nicht in Ihre persönlichen Angelegenheiten mischen», sagt er, «aber stellen Sie sich mal vor, Sie führen heute ein zweites, ein drittes, vielleicht sogar ein viertes Mal aus und Sie würden drei, vier, fünf, vielleicht gar zehn Dutzend Makrelen fangen … stellen Sie sich das mal vor.»

Der Fischer nickt.

«Sie würden sich in spätestens einem Jahr einen Motor kaufen können, in zwei Jahren ein zweites Boot, in drei oder vier Jahren könnten Sie vielleicht einen kleinen Kutter haben; mit zwei Booten oder dem Kutter würden Sie natürlich viel mehr fangen – eines Tages würden Sie zwei Kutter haben, Sie würden …», die Begeisterung verschlägt ihm für ein paar Augenblicke die Stimme, «Sie würden ein kleines Kühlhaus bauen, vielleicht eine Räucherei, später eine Marinadenfabrik, mit einem eigenen Hubschrauber rundfliegen, die Fischschwärme ausmachen und Ihren Kuttern per Funk Anweisung ge-ben. Sie könnten die Lachsrechte erwerben, ein Fischrestaurant eröffnen, den Hummer ohne Zwischenhändler direkt nach Paris exportieren – und dann …», wieder verschlägt die Begeisterung dem Fremden die Sprache. Kopfschüttelnd, im tiefsten Herzen betrübt, seiner Urlaubsfreude schon fast verlustig, blickt er auf die friedlich hereinrollende Flut, in der die ungefan-genen Fische munter springen. «Und dann», sagt er, aber wieder verschlägt ihm die Erregung die Sprache.

Der Fischer klopft ihm auf den Rücken, wie einem Kind, das sich ver-schluckt hat. «Was dann?», fragt er leise.

«Dann», sagt der Fremde mit stiller Begeisterung, «dann könnten Sie beru-higt hier im Hafen sitzen, in der Sonne dösen – und auf das herrliche Meer blicken.»

«Aber das tu ich ja schon jetzt», sagt der Fischer, «ich sitze beruhigt am Hafen und döse, nur Ihr Klicken hat mich dabei gestört.»

Tatsächlich zog der solcherlei belehrte Tourist nachdenklich von dannen, denn früher hatte er auch einmal geglaubt, er arbeite, um eines Tages ein-mal nicht mehr arbeiten zu müssen, und es blieb keine Spur von Mitleid mit dem ärmlich gekleideten Fischer in ihm zurück, nur ein wenig Neid.

aus: «heinrich Böll. Werke. Kölner Ausgabe. Band 12. 1959−1963». herausgegeben von robet c. conard. © 2008, Verlag Kiepenheuer &

Witsch Gmbh & co. KG, Köln/Germany

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 13 29.05.17 15:56

14 A G r u n d e l e m e n t e d e r W i r t s c h A f t

1. Arbeit, Freizeit, Wirtschaft

Die einleitende «Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral» schrieb Heinrich Böll im Jahr 1963. Sie ist allerdings aktueller denn je, handelt sie doch vom Problem, wie der Mensch sein Leben in Arbeitszeit und Freizeit einteilt.

Beruf und Arbeit sind die Einkommensgrundlage der meisten Menschen. Ohne Geld ist ein Leben in unserer Gesellschaft nicht möglich. Die Ausbil-dung und spätere Berufstätigkeit sind zentrale Elemente im Leben. Damit Ihnen die Arbeit im Detailhandel Freude macht, sollten Sie kommunikativ, weltoffen und spontan sein. Kommunikation steht im Zentrum aller Akti-vitäten im Detailhandel. Detailhändlerinnen und Detailhändler gehen auf Menschen zu, sind aufmerksam, einfühlsam und erkennen rasch die Wün-sche des Gesprächspartners und gehen auf diese ein.

Neben der Arbeit gehören aber auch Lust und Spass zum Leben. Immer mehr Menschen sehen Sinn und Zweck des Lebens sogar ausschliesslich da-rin, immer und überall Lust zu erleben und Spass zu haben: in den mensch-lichen Beziehungen, bei der Arbeit, in der Freizeit. Die Unterhaltungs- und Freizeitindustrie bietet unzählige Erlebnismöglichkeiten an, die raschen Lustgewinn versprechen: Abenteuerreisen, Trendsportarten, Action filme und vieles mehr. In unserer Erlebnis- und Freizeitgesellschaft ist die Ver-lockung gross, zu viel und alles sofort haben zu wollen. Aber: Freude und innere Zufriedenheit kann nur erleben, wer sich auch den weniger ange-nehmen Seiten des Lebens stellt und Anstrengungen auf sich nimmt. Um ein zufriedenes und ausgewogenes Leben zu führen, ist es wichtig, einen Ausgleich zwischen folgenden Zuständen zu finden:

Z U S T Ä N D E D E S L E B E N S

Anspannung Entspannung

Arbeit Freizeit

Konzentriertes Nachdenken Träumen

Körperliche Betätigung Beschaulichkeit

Stilles Alleinsein Ausgelassene Fröhlichkeit in der Gemeinschaft

Arbeit

freizeit

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 14 29.05.17 15:56

151 . A r B e i t , f r e i z e i t , W i r t s c h A f t

Die Geschichte von Heinrich Böll handelt von zwei unterschiedlichen Men-schen mit unterschiedlichen Lebenszielen. Sie stehen stellvertretend für alle Menschen. Denn alle Menschen haben Wünsche und Träume, die sie verwirklichen möchten – womit wir uns mitten im Gebiet der Wirtschaft befinden. Die Wirtschaftswissenschaft beschäftigt sich nämlich mit den Anstrengungen, welche die Menschen unternehmen, um ihre Wünsche zu erfüllen.

Allerdings, so ganz einfach und von alleine erfüllen sich die Wünsche nur im Schlaraffenland. Bei uns auf der Erde müssen die Menschen arbeiten, um etwas zu erhalten. Mann und Frau müssen selbst aktiv werden und wirtschaftlich handeln. Was heisst das?

In der Wirtschaft geht es um die Herstellung und Weiterverarbeitung von Gütern. In der Kurzgeschichte vom Fischer entsprechen die Güter den Fischen. Die Fische stehen symbolisch für alle anderen begehrenswerten Dinge im Leben. Die meisten Dinge auf der Erde sind allerdings knapp. Um sie zu erhalten, muss man etwas dafür tun.

Fast alle Menschen gehen irgendeiner Arbeit nach und sind wirtschaftlich tätig: Güter herstellen – Güter verkaufen – Geld verdienen – Geld ausgeben. Die Hauptaufgabe der Wirtschaft ist es, Güter herzustellen und zu verteilen.

Betrachtungsweisen der Wirtschaft

PrivathaushaltWie wirtschaftet man im privaten haushalt?

BetriebswirtschaftWie führt man ein unternehmen?

VolkswirtschaftWie wird in einem einzel-nen land gewirtschaftet?

WeltwirtschaftWie wirtschaften ganze länder untereinander?

Wünsche

Wirtschaft

G E L E S E N – V E R S T A N D E N ?

1. Was verstehen sie unter der erlebnis- und freizeitgesellschaft?

2. Wie sollten die detailhändlerin und der detail-händler mit der Kundschaft umgehen?

3. Womit beschäftigt sich die Wirtschafts-wissenschaft?

4. Welches ist die hauptaufgabe der Wirtschaft?

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 15 29.05.17 15:56

16 A G r u n d e l e m e n t e d e r W i r t s c h A f t

2. Private Haushalte und ihre Bedürfnisse

Personen, die in einer Wohnung oder einem Haus leben, bezeichnet man als private Haushalte. Sie konsumieren Waren, nehmen Dienstleistungen in Anspruch und sparen einen Teil ihres Einkommens. Die unter dem Begriff «Haushalte» zusammengefassten Menschen nennt man deshalb auch Kon-sumenten.

Konsumentinnen und Konsumenten treten als Käufer auf. Sie haben Wün-sche, und das macht sie wirtschaftlich aktiv. So gesehen sind die Wünsche der Menschen Ausgangspunkt allen wirtschaftlichen Handelns. Es gibt unendlich viele Wünsche: Jede und jeder hat den Eindruck, es fehle noch etwas. Dieses Gefühl bezeichnen wir als Bedürfnis. Ein Bedürfnis ist ein Mangelgefühl, das man beseitigen möchte.

Bedürfnisse können nach verschiedenen Merkmalen unterteilt werden:

Bedürfnisse

KollektivbedürfnisseIndividualbedürfnisse

existenzbedürfnisse(Grundbedürfnisse)

luxusbedürfnisse(Wahlbedürfnisse)

Kulturbedürfnisse(Wahlbedürfnisse)

Nichtwirtschaftliche Bedürfnisse

Auch die sinnvolle Gestaltung der Freizeit gehört zu den menschlichen Bedürfnissen.

haushalte

Bedürfnisse

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 16 29.05.17 15:56

172 . P r i V A t e h A u s h A l t e u n d i h r e B e d ü r f n i s s e

2.1 Individualbedürfnisse

Individualbedürfnisse sind Mangelgefühle, die der einzelne Mensch hat und die er mit seiner alleinigen Entscheidung und seinen persönlichen Möglich-keiten befriedigen kann.

Beispiel: Wunsch nach Essen, einem Konzertbesuch oder einer luxuriösen Uhr.

Die Individualbedürfnisse kann man in Existenz-, Kultur- und Luxusbe-dürfnisse unterteilen:

I N D I V I D U A L B E D Ü R F N I S S E

• Existenzbedürfnisse

Ihre Befriedigung ist lebens­notwendig und dient der Selbsterhaltung. Existenz­bedürfnisse müssen vor allen anderen Bedürfnissen befriedigt werden.

• Kulturbedürfnisse

Erst durch die Befriedigung von Kulturbedürfnissen empfinden wir unser Leben als erfüllt. Die Erfüllung von Kulturbedürfnissen setzt allerdings voraus, dass nach der Befriedigung der Existenz­bedürfnisse noch ein Teil unseres Einkommens übrig bleibt und wir ausserdem über Freizeit verfügen.

• Luxusbedürfnisse

Sie umfassen den Wunsch nach luxuriösem Leben und setzen entsprechende wirtschaftliche Verhältnisse voraus.

Beispiele: Bedürfnis nach Grundnahrungs mitteln, Kleidung oder einer einfachen Wohnung.

Beispiele: Bedürfnis nach Musik, Zeitungen, Reisen oder einer geschmackvoll eingerichteten Wohnung.

Beispiele: Bedürfnis nach Luxus­gütern (Sport wagen, Schmuck), nach luxuriösen Dienst leistungen (Privatchauffeur, Schönheits­operation) oder einer luxuriösen Villa.

Die Grenze zwischen Kultur- und Luxusbedürfnissen ist fliessend. Deshalb lässt sich nicht immer klar bestimmen, ob ein bestimmtes Bedürfnis noch ein Kultur- oder bereits ein Luxusbedürfnis ist. Während z. B. eine Welt-reise für manche Personen ein Kulturbedürfnis darstellt, können sich Men-schen mit bescheidenen Einkommen dieses (Luxus-)Bedürfnis kaum leisten.

In welchem Umfang ein Mensch seine wirtschaftlichen Bedürfnisse befrie-digen kann, hängt von zwei Dingen ab:

• Erstens davon, wie viele Bedürfnisse und Wünsche er hat, und• zweitens von der Höhe seines Einkommens und Vermögens.

Jemand, der viele Bedürfnisse und teure Wünsche hat, wird eher das Gefühl haben, es fehle ihm etwas, als jemand, der bescheiden und genügsam ist. Und wer über ein hohes Einkommen und Vermögen verfügt, kann mehr wirtschaftliche Bedürfnisse befriedigen und sich auch teurere Wünsche er-füllen, als jemand mit geringen finanziellen Mitteln. Die finanziellen Mittel, über die ein Mensch verfügt, nennt man seine Kaufkraft.

Kaufkraft

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 17 29.05.17 15:56

18 A G r u n d e l e m e n t e d e r W i r t s c h A f t

«Die Bedürfnisse sind der Motor (Antrieb) der Wirtschaft!» Mit anderen Worten: Ziel jeder wirtschaftlichen Aktivität ist bei allen Personen das Be-friedigen ihrer Bedürfnisse. Diese Aussage soll durch folgende Darstellung erläutert werden:

Bedürfnisse

Bedarf

Produktion

Nachfrage nach GüternMarkt Angebot von Gütern Markt

Jemand empfindet ein bestimmtes Bedürfnis, ein Mangelgefühl, das er be-seitigen möchte.

Sie verspüren z. B. das Bedürfnis, sich neu einkleiden zu wollen, ein Bedürfnis nach

neuer Kleidung.

Der Bedarf nennt konkret, womit das Bedürfnis befriedigt werden soll.

Wenn Sie beispielsweise Fr. 40.– von Ihrem Einkommen sparen, um einen Wollpullo­

ver zu kaufen, dann haben Sie nicht mehr nur ein Bedürfnis nach Kleidung, sondern

den Bedarf nach einem Wollpullover.

Wird für ein bestimmtes Gut tatsächlich Geld ausgegeben, wird der Bedarf zur Nachfrage nach diesem Gut.

Wenn Sie nun Ihre ersparten Fr. 40.– für den roten Wollpullover ausgeben, ist aus

dem Bedarf nach einem Wollpullover die Nachfrage nach dem roten Pullover ent­

standen.

Der Nachfrage nach Gütern steht ein umfassendes Angebot von Gütern ge-genüber. Durch das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage entsteht ein Markt. Der entstandene Preis ist der Regulator zwischen Angebot und Nachfrage.

Da Sie mit dem Ihnen zur Verfügung stehenden Geld möglichst viel anfangen möch­

ten, sind Sie nicht bereit, für den roten Pullover Fr. 80.– zu bezahlen, wenn Sie wo­

anders dasselbe Produkt zum halben Preis erhalten. Und weil dies nicht nur auf Sie,

sondern auch auf Ihre Kolleginnen und Kollegen und überhaupt auf die meisten Men­

schen zutrifft, kaufen alle, die einen bestimmten Bedarf haben, dort ein, wo das ent­

sprechende Produkt am günstigsten zu haben ist. Das Geschäft, welches den roten

Pullover teurer als die Konkurrenz anbietet, ist gezwungen, den Preis zu senken.

«motor der Wirtschaft»

Bedürfnisse

Bedarf

nachfrage

markt

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 18 29.05.17 15:56

192 . P r i V A t e h A u s h A l t e u n d i h r e B e d ü r f n i s s e

Durch die Nachfrage auf dem Markt nach Gütern sehen sich die Produ-zenten (Fabrikanten) veranlasst, die gewünschten Güter zu produzieren (herzustellen).

Erst Ihre Nachfrage (und die von vielen anderen) nach einem roten Pullover veran­

lasst die Produzenten, auch tatsächlich solche rote Pullover zu produzieren. Sollte im

nächsten Jahr die Nachfrage ändern und mehr Konsumentinnen einen blauen Pullo­

ver nachfragen, so werden die Produzenten blaue Pullover herstellen.

Der Handel, als verlängerter Arm der Produktion, verkauft die Güter im direkten Kundenkontakt an die Konsumentinnen und Konsumenten weiter.

Das Ziel jeder Detailhändlerin und jedes Detailhändlers ist es, möglichst viel zu verkaufen. Die Erreichung dieses Ziels setzt voraus, dass die Detail-handelsangestellten die Bedürfnisse ihrer möglichen Kunden genau kennen und ihre Sortimente entsprechend zusammenstellen.

Ihre bevorzugte Kleiderboutique kennt die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden

sowie die Angebote der Konkurrenz und führt daher rote Pullover für Fr. 40.–. In

einer persönlichen Kundenberatung suchen Sie sich den passenden Wollpullover aus.

2.2 Kollektivbedürfnisse (Gruppenbedürfnisse)

Kollektivbedürfnisse ergeben sich aus dem Zusammenleben der Menschen. Es sind Bedürfnisse, die von vielen Menschen in der Gesellschaft gleichzei-tig und gemeinsam empfunden werden. In der Schweiz entscheidet die po-litische Mehrheit (durch Stimmrecht in Gemeinde, Kanton, Bund), welche Gruppenbedürfnisse wie abgedeckt werden (meist mittels öffentlich-staatli-cher Einrichtungen).

Beispiele: Das Bedürfnis nach Ausbildung wird in Schulen abgedeckt; das Bedürfnis

nach Gesundheit durch Spitäler; das Bedürfnis nach Sicherheit durch Polizei und Armee.

Aus dem Individualbedürfnis Mobilität aller entsteht das Kollektivbedürfnis nach Schienen und Strassen.

Produktion

handel

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 19 29.05.17 15:56

20 A G r u n d e l e m e n t e d e r W i r t s c h A f t

Meist handelt es sich bei der Erfüllung von Kollektivbedürfnissen also um Dienstleistungen für ganze Teile der Gesellschaft. Hier gilt in der Regel: Je grösser der Wohlstand in einem Land ist, mit anderen Worten, je mehr In-dividualbedürfnisse befriedigt werden, desto grösser wird der Ruf nach der Abdeckung von Kollektivbedürfnissen.

Beispiele: Je mehr Autos die einzelnen Bürger besitzen (Individualbedürfnis), desto

mehr Strassen werden verlangt (Kollektivbedürfnis); je mehr Abfall die Menschen

produzieren (Individualbedürfnis), desto dringender wird dadurch das Problem der

Kehrichtbeseitigung (Kollektivbedürfnis).

2.3 Nichtwirtschaftliche Bedürfnisse

Neben den verschiedenen wirtschaftlichen Bedürfnissen haben Menschen auch nichtwirtschaftliche Bedürfnisse. Es handelt sich hier weniger um ma-terielle, dafür vielmehr um menschlich-persönliche Bedürfnisse.

Beispiele: Menschen verspüren das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, Zuwendung,

Geborgenheit, Zugehörigkeit, Liebe, Vertrautheit, Ansehen, Selbstverwirklichung.

Diese Bedürfnisse kann man nicht mit Geld abdecken, sie sind nicht käuf-lich. Trotzdem kommt ihnen im Wirtschaftsleben eine grosse Bedeutung zu.

Beispiele: Ein Lächeln kostet nichts, dennoch oder gerade deswegen machen Sie da­

mit einen Kunden glücklich; Sie schenken einer Kundin Aufmerksamkeit und nehmen

sich Zeit für eine eingehende Beratung, was die Kundin zur Stammkundin macht.

dienste an der Gesellschaft

Bedeutung im handel

G E L E S E N – V E R S T A N D E N ?

5. Was ist ein haushalt?

6. Was ist das ziel jeder wirtschaftlichen Aktivität?

7. Weshalb können sie nie alle ihre Bedürfnisse befriedigen?

8. Welche Arten von Bedürfnissen kennen sie?

9. Welche Bedürfnisse kann die Wirtschaft nicht befriedigen?

10. Wie entsteht die nachfrage nach einem Gut?

11. Was ergibt sich durch das zusammen-treffen von Angebot und nachfrage?

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 20 29.05.17 15:56

213 . u n t e r n e h m e n u n d d i e V o n i h n e n P r o d u z i e r t e n G ü t e r

3. Unternehmen und die von ihnen produzierten Güter

Unternehmen sind gewinnorientierte Wirtschaftsteilnehmer und produzie-ren die von den Haushalten nachgefragten Güter. Deshalb nennt man die Unternehmen auch Produzenten.

Alle Mittel, die zur Befriedigung von Bedürfnissen dienen, nennt man im wirtschaftlichen Sinne Güter. Ein Gut ist für uns insofern von Nutzen, als es ein Mangelgefühl beseitigt.

E I N T E I L U N G D E R G Ü T E R N A C H E I G E N S C H A F T E N

Wirtschaftliche Güter(mit Preis, da knapp)

Materielle Güter(kann man anfassen)

Immaterielle Güter(kann man nicht anfassen)

Dienstleistungen(nicht lagerbar, nicht handelbar)

Rechte(lagerbar, handelbar)

Sachgüter

Konsumgüter(Privatgut)

Investitionsgüter(Betriebsgut)

Gebrauchsgüter(mehrmals verwendbar)

Verbrauchsgüter(einmal verwendbar)

Freie Güter(ohne Preis, da unbeschränkt)

Verfügbarkeit (wie sie erhältlich sind) Beschaffenheit Art der Verwendung nutzungsdauer

Güter

3.1 Einteilung der Güter nach ihrer Verfügbarkeit

Es gibt Güter, die für alle Menschen einer Gesellschaft in genügend grossen Mengen vorhanden sind: freie Güter. Die meisten Güter jedoch sind knapp und begehrt. Für diese können die Unternehmen einen Preis verlangen und sie verkaufen. Man nennt solche Güter wirtschaftliche Güter. Im Detail-handel werden wirtschaftliche Güter angeboten.

Freie Güter sind Güter, die begrenzt, aber nicht knapp sind. Da freie Güter von der Natur in einem ausreichenden Masse zur Verfügung stehen, haben sie keinen Preis – sie sind gratis.

Güter

freie Güter

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 21 29.05.17 15:56

22 A G r u n d e l e m e n t e d e r W i r t s c h A f t

Freie Güter werden nicht bewirtschaftet, aber trotzdem intensiv genutzt. Die Menschen sind deshalb gezwun-gen, Massnahmen zur Erhaltung von sauberer Luft, Erde und sauberem Wasser zu ergreifen. Folge: Immer weniger Güter sind wirklich freie Güter.

Beispiele: Luft, Wasser, Sand am Meer oder Sonnenstrahlen.

Wirtschaftliche Güter sind in der Regel nur in begrenzten Mengen vorhan-den. Deren Produktion verursacht Kosten, und sie sind im Verhältnis zu den unbegrenzten Bedürfnissen der Menschen nicht in genügender Menge vorhanden. Sie sind knapp.

Wirtschaftliche Güter müssen von der Wirtschaft her-gestellt werden, sind knapp und haben deshalb am Markt einen Preis.

Beispiele: Autos, Handys, Bücher, Medikamente oder Fernseh­

geräte.

3.2 Einteilung der Güter nach ihrer Beschaffenheit

Sachgüter sind materielle Güter. Sie sind physischer Natur, d.h., man kann sie anfassen.

Beispiele: Werkzeuge, Kleider oder Lebensmittel.

Rechte sind Güter, die man nicht anfassen kann. Sie sind aber genauso handelbar (z.B. in Form von Lizenzen oder Copyrights) und lagerfähig (z.B. auf Datenträgern) wie Sachgüter. Gerade das Internet bietet für Filme und Musik enorme Absatzmöglichkeiten. Das illegale Herunterladen ist jedoch weit verbreitet, worunter die Film- und Musikbranche leidet. Es eröffnen sich allerdings auch ganz neue Einnahmequellen (z.B. iTunes, Netflix).

Beispiele: Filmrechte, Musik oder Software.

Dienstleistungen sind wie Rechte ebenfalls immateriell, können zusätzlich aber nicht separat vom Produktionsprozess gehandelt und auch nicht gela-gert werden. Die Erbringung von Dienstleistungen durch den Anbieter und der Verbrauch durch die Nachfragerin geschehen immer gleichzeitig.

Beispiele: Fahrlehrer, Anlageberaterin oder Vor­Ort­Bereitstellung von Gütern durch

den Detaillisten.

Wirtschaftliche Güter

sachgüter

rechte

dienstleistungen

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 22 29.05.17 15:56

233 . u n t e r n e h m e n u n d d i e V o n i h n e n P r o d u z i e r t e n G ü t e r

3.3 Einteilung der Güter nach der Art der Verwendung

Bei dieser Einteilung wird nicht nach der Art des Gutes unterschieden, son-dern nach dessen Verwendung. Dasselbe Gut kann ein Investitionsgut oder ein Konsumgut sein.

Beispiel: Ein Auto, das in Ihrem Lehrgeschäft zum Ausliefern von Ware angeschafft

wurde, ist ein Investitionsgut. Wird dasselbe Auto von Ihnen zum privaten Gebrauch

gekauft, handelt es sich um ein Konsumgut.

Investitionsgüter werden am Arbeitsplatz eingesetzt. Mit ihrer Hilfe werden andere, neue Güter hergestellt und verteilt oder es werden Dienstleistungen erbracht. Sie befriedigen also nur indirekt ein menschliches Bedürfnis. Diese

Güter werden auch Produktionsgüter genannt. Sie wer-den im Produk tionsprozess abgenützt (z. B. ein Traktor oder eine Stanzmaschine) bzw. verbraucht (z. B. der Die-sel beim Betrieb des Traktors).

Beispiele: Fabrikanlagen, Werkzeuge, Lastautos oder die

Innen einrichtung eines Detailhandelsbetriebs.

Konsumgüter werden im Privatleben konsumiert und befriedigen direkt ein menschliches Bedürfnis. Sie wer-den durch den Konsum abgenützt (z. B. ein Fahrrad oder ein Snowboard) bzw. verbraucht (z. B. ein Sand-wich oder ein Getränk).

Beispiele: Nahrungsmittel, Bekleidung, Möbel, Medikamente.

3.4 Einteilung der Güter nach der Nutzungsdauer

Gebrauchsgüter können mehrmals oder dauernd verwendet werden, sie werden durch den Gebrauch nur unwesentlich verändert.

Beispiele: Investitionsgüter: Maschinen, Lastwagen, Automaten oder Verkaufsein­

richtung; Konsumgüter: Haushaltgeräte, Möbel oder Kleider.

Verbrauchsgüter werden konsumiert, also verbraucht.

Beispiele: Investitionsgüter: Rohstoffe oder Büromaterial; Konsumgüter: Lebensmit­

tel oder Medikamente.

investitionsgüter/ Produktionsgüter

Konsumgüter

Gebrauchsgüter

Verbrauchsgüter

G E L E S E N – V E R S T A N D E N ?

12. nach welchen merkmalen kann man Güter unterscheiden?

13. Was ist der unterschied zwischen einem freien und einem wirtschaftlichen Gut?

14. ist die luft ein freies oder ein wirtschaftliches Gut? Warum?

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 23 29.05.17 15:56

24 A G r u n d e l e m e n t e d e r W i r t s c h A f t

4. Wirtschaftliches Handeln

4.1 Ökonomisches Prinzip (Wirtschaftliches Prinzip)

Im Privatleben ist jede Person in unserer modernen Gesellschaft ein Kon-sument oder eine Konsumentin. Das trifft auch auf junge Berufsleute in der Ausbildung wie Sie zu, denn in der Freizeit konsumieren Sie Güter und Dienstleistungen. Sie befriedigen ihre wirtschaftlichen Bedürfnisse mit wirtschaftlichen Gütern. Zu diesem Zweck geben Sie Geld aus.

Können Sie sich immer alle Wünsche erfüllen, sprich alle Bedürfnisse be-friedigen? Wohl kaum. Geht es Ihnen nicht auch so, dass Sie zwischen-durch sparen und warten müssen, bis das nötige Kleingeld zum angepeilten Konsum ausreicht? Wenn Sie sparen, verzichten Sie einerseits auf die ver-zichtbaren Konsumgüter, andererseits vermindern Sie Ihre Ausgaben auch, indem Sie möglichst preisgünstige Güter und Dienstleistungen kaufen.

_ Wenn ein Konsument sein Geld einteilt, um anschliessend möglichst viel damit herauszuholen, geht er wirtschaftlich vor.

Vorsicht im Umgang mit dem Geld gilt selbstverständlich auch für die De-tailhändler. Wie Sie wissen, haben die wirtschaftlichen Güter einen be-stimmten Preis. Dieser entspricht dem Verkaufserlös des Detaillisten. Da die Beschaffung der Güter mit Kosten verbunden ist, bleibt dem Händler nur die Differenz zwischen Verkaufspreis und Einkaufskosten. Diese Diffe-renz entspricht dem Gewinn des Detailhändlers. Weil der Detailhändler

Wirtschaftlichkeit bei Konsumenten

Wirtschaftlichkeit des detailhändlers

Sparen und preisgünstiges Einkaufen zeugen von einer ausgeprägten Wirtschaftlichkeit.

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 24 29.05.17 15:56

254 . W i r t s c h A f t l i c h e s h A n d e l n

einen möglichst hohen Gewinn erwirtschaften möchte, ist er bestrebt, die Einkaufskosten so tief als möglich zu halten, aber die Produkte zu mög-lichst hohen Preisen abzusetzen.

_ Einen hohen Gewinn zu erzielen, bedeutet wirtschaftliches Verhalten seitens des Detailhändlers.

Das Prinzip des sparsamen Verhaltens nennt man in den Wirtschaftswis-senschaften das ökonomische (wirtschaftliche) Prinzip. Privatleute müssen sich nicht immer daran halten, manchmal sind sie sogar recht verschwende-risch. Aber von Berufsleuten wird erwartet, dass sie sich immer nach dem ökonomischen Prinzip ausrichten.

Das ökonomische Prinzip kann auf drei Arten umschrieben werden, näm-lich als Minimal-, Maximal- und Optimalprinzip.

D A S Ö K O N O M I S C H E P R I N Z I P

Minimalprinzip: ein vorgegebenes ziel soll mit möglichst wenigen (minimalen) mitteln erreicht werden.

Minimale Mittel Vorgegebenes Zielmöglichst wenig Gummi 2000 reifen

Maximalprinzip: mit vorgegebenen mitteln soll der grösstmögliche (maximale) erfolg erreicht werden.

Vorgegebene Mittel Maximaler Erfolg2 tonnen Gummi möglichst viele reifen

Optimalprinzip: es soll der Punkt gefunden werden, wo der unterschied zwischen Aufwand und ertrag möglichst gross ausfällt.

Geringer Aufwand Grosser Ertragoptimale mengen zu besten optimale Anzahl reifeneinkaufskonditionen zu bestem Verkaufspreis

das ökonomische Prinzip

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 25 29.05.17 15:56

26 A G r u n d e l e m e n t e d e r W i r t s c h A f t

4.2 Produktionsfaktoren

Zählen Sie sich auch zu den wirtschaftlich denkenden Konsumenten? Dann kaufen Sie preisbewusst ein und wenden das ökonomische Prinzip an. Sie schauen auf das Preis-Leistungs-Verhältnis, d. h., Sie verlangen eine ge-rechte Gegenleistung für Ihr Geld. Sie fragen mitunter auch preisgünstige Produkte nach. Aber preisgünstige Güter können Sie nur finden, wenn diese auch kostengünstig hergestellt und gehandelt werden.

Um der Nachfrage nach preisgünstigen Gütern nachkommen zu können, müssen die Anbieter kostengünstige Produkte bereitstellen. Bei der Güter-produktion stehen die Hersteller an erster Stelle. Dann schliessen sich die Händler an, um die Produkte an die Kundschaft zu bringen. In der Sprache der Volkswirtschaft sind alle Hersteller und Anbieter zusammen Produzen-ten, d. h., auch ein Detailhandelsbetrieb ist ein Produzent. Sie alle müssen möglichst kostengünstig nach dem ökonomischen Prinzip wirtschaften.

Um dem ökonomischen Prinzip gerecht zu werden, muss ein wirtschaft-lich geführter Betrieb die zur Produktion nötigen Mittel sparsam einsetzen. Diese Mittel nennt man Produktionsfaktoren oder Ressourcen. In jedem einzelnen Betrieb werden die Produktionsfaktoren Boden, Arbeit, Kapital und Wissen kombiniert, um eine wirtschaftliche Leistung zu erbringen.

Die nachstehende Darstellung bietet einen Überblick über die vier Produk-tionsfaktoren und erläutert kurz ihren wirtschaftlichen Einsatz am Beispiel der Brotherstellung:

P R O D U K T I O N S F A K T O R E N

Boden

• Rohstoffträger • Energieträger • Nährstoffträger • Betriebs standort • Tourismus landschaft

Arbeit

• körperliche Arbeit • geistige Arbeit • maschinelle Arbeit

Kapital

• Geldkapital (Bargeld, Buchgeld)

• Sachkapital (Gebäude, Fahrzeuge)

Wissen

• Aus­ und Weiter­bildung

• Qualifikation • Fähigkeiten • Erfahrung

Aus dem Boden werden Stoffe (Wasser, Salz, Getrei­de usw.) zur Verarbeitung von Brot gewonnen. Für die Herstellung von Brot braucht es weiter einen Standort (Backstube).

Der Bäcker setzt seine Arbeitskraft (körperliche Arbeit) zum Beispiel zum Brotbacken ein. In der heutigen Zeit werden viele Arbeitsschritte von Maschi­nen ausgeführt (maschinel­le Arbeit), zum Beispiel das Kneten von Teig durch eine Teigmaschine.

Zum Kapital gehören das Sachkapital, also die vom Bäcker verwendeten Maschinen (Teigmaschine, Backofen, usw.), sowie das Geldkapital (z. B. das Bargeld in der Kasse).

Der Bäcker benötigt das Wissen (Erfahrung, Know­how, Ausbildung, usw.), wie man Brot bäckt, wie die eingesetzten Maschinen bedient werden müssen usw.

Kostengünstige Produktion

Produktions-faktoren

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 26 29.05.17 15:56

274 . W i r t s c h A f t l i c h e s h A n d e l n

Boden

Der Boden dient der Wirtschaft zum Abbau von Rohstoffen, zum Anbau von Landwirtschaftsprodukten und als Standort für Betriebe. Er erfüllt also drei verschiedene Funktionen:

Boden

Abbaufunktionnutzung von rohstoff- und energie-vorkommen (z. B. erdöl, erdgas, Wasser, sonne, Kohle). Jagd und fischerei.

Standortfunktionnutzung durch unternehmen (z. B. für die industrie hohe rohstoff-vorkommen, für den detailhandel verkehrsgünstige lage).

Anbaufunktionnutzung durch die land- und forstwirtschaft (z. B. Ackerbau, Viehzucht, obst, Wein, holz).

Abbaufunktion

Unseren Vorfahren diente der Boden vorerst einmal zum Einsammeln der Nahrung in Form von Kräutern, Beeren, Nüssen usw. Der Boden war für sie ein Nährstoffträger und natürlicher Nahrungslieferant.

Als man begann, das Feuer zu nutzen, geschah dies mithilfe des Feuersteins und Holzes. Den Feuerstein gewann man aus dem Boden als Rohstoffträger, und das Brennholz sammelte man vom Boden als Energieträger. Im Laufe der wirtschaftlichen Entwicklung entdeckte man im Boden noch andere Rohstoffe, z. B. Metalle, Edelsteine, Sand, Quarz. Später fand die Mensch-heit im Boden weitere Energieträger wie Kohle, Erdöl, Erdgas, Uran, welche in Minen und durch Bohrungen abgebaut werden und in Maschinen zur Massenproduktion von Gütern und Dienstleistungen zum Einsatz kommen (sprich: meist verbrannt werden).

Die Schweiz als Abbauland: Unser Boden ist im Vergleich zu anderen Ländern ein

kleiner Rohstoffträger, weil fast nur Wasser, Steine und Holz zur Verarbeitung ge­

wonnen werden. Als Energieträger liefert unser Boden Wasser und Erdwärme, d. h,.

es gibt Energievorkommen, die erst in jüngster Zeit mit modernen Techniken wirt­

schaftlich genutzt werden können.

Anbaufunktion

Mit der Zeit begnügten sich die Menschen nicht mehr mit dem Jagen, Fi-schen und Sammeln von Nahrungsmitteln, also mit dem blossen Abbau der Bestände der Natur. Sie erfanden den Ackerbau und die Pflanzenzucht. Sie pflanzten Samen in den Boden und produzierten mehr, als die Natur bisher für sie bereitstellte. Es entstand ein vielfältiger Anbau von Kultur-pflanzen auf präpariertem Ackerland (Getreide, Mais, Kartoffeln usw.), in Obst- und Gemüsegärten sowie auf allerlei Plantagen. Durch den Anbau von Futtermitteln dient der Boden auch der Viehzucht. Mit der Verbesse-

nährstoffträger

rohstoffträger energieträger

Ackerbau Pflanzenzucht Viehzucht

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 27 29.05.17 15:56

28 A G r u n d e l e m e n t e d e r W i r t s c h A f t

rung der Düngemittel und der modernen Gentechnologie erhofft man sich, die Produktionsmenge im künstlichen Anbau weiterhin zu steigern.

Die Schweiz als Anbauland: Der Schweizer Boden ist als Nährstoffträger nur im

Mittelland fruchtbar, und die Berggebiete eignen sich weniger für Landwirtschaft.

Darum ist die Schweiz im internationalen Vergleich ein unbedeutendes Anbauland.

Standortfunktion

Gleichzeitig mit dem Aufkommen des Ackerbaus wurde die Menschheit endgültig sesshaft und ging dazu über, an gewissen Orten Produktions-stätten einzurichten. Es wurden erste Unternehmen gegründet, um wirt-schaftlich Güter zu produzieren, zu reparieren, zu handeln. Je nach Art des Unternehmens fielen und fallen bei der Wahl des Standorts unterschiedliche Merkmale des Bodens ins Gewicht:

B E S T I M M E N D E E I G E N S C H A F T E N F Ü R D I E S T A N D O R T W A H L ( S T A N D O R T F A K T O R E N )

• Natürliche Eigenschaften

Bodenschätze, Klima usw.

• Rechtliche Eigenschaften

Steuerverhältnisse, politische und soziale Verhältnisse usw.

• Wirtschaftliche Eigenschaften

Verkehrsgünstige Lage, verkaufsgünstige Lage usw.

Bei der heutigen Wahl des optimalen Betriebsstandorts nicht zu vergessen ist die sogenannte Infrastruktur: Darunter fallen alle Bauten und Einrich-tungen, die der Allgemeinheit zugutekommen wie beispielsweise Schulen oder Spitäler sowie Strassen, das Eisenbahnnetz, elektrische Leitungen oder Zu- und Abwasseranlagen. Ein Gebiet mit einer gut erschlossenen Infra-struktur ist selbstverständlich ein begehrter Standort.

Die Schweiz als Standort: Die Schweiz ist aufgrund der gut ausgebauten Infrastruktur

ein beliebter Standort für die Hauptsitze von zahlreichen weltweit tätigen Unterneh­

men. Zusätzlich ist sie wegen ihren schönen Bergen und Seen ein bedeutender Tou­

rismusstandort.

Umweltschutz

Die Menschheit hat es bis ins 21. Jahrhundert weit gebracht mit der Nut-zung des Bodens und der Natur. Nun läuft sie Gefahr, durch eine Über-nutzung aller Ressourcen das natürliche Gleichgewicht unseres Planeten zu zerstören. Dies nützt niemandem, weder dem Tourismus noch allen Bewoh-nern einer Region, welche in einer möglichst intakten Natur Erholung und ein gesundes Leben für ihre Kinder und Kindeskinder suchen.

G R Ü N D E F Ü R D I E U M W E L T Z E R S T Ö R U N G

• Der Natur wird mehr entnommen, als wieder nachwächst.

• Es werden mehr Schadstoffe in die Natur abgegeben, als die Natur abbauen kann.

Produktionsstätten standortwahl

infrastruktur

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 28 29.05.17 15:56

294 . W i r t s c h A f t l i c h e s h A n d e l n

Diese Überlastung der Natur ist heute in vielen Regionen der Welt eine Tatsache und verursacht hohe Kosten. Mit Umweltschutzmassnahmen (z. B. Gewässerschutz, Luftreinhaltung oder Abfallverwertung) versucht man, die negativen Folgen des wirtschaftlichen Prozesses zu verringern.

Arbeit

Arbeit im wirtschaftlichen Sinn ist der geistige und körperliche Einsatz des Menschen zur Herstellung von Gütern und Dienstleistungen.

Beispiel: Wenn eine Detailhandelsfachfrau Kunden bedient, ist dies Arbeit im wirt­

schaftlichen Sinn. Besucht dieselbe Detailhandelsfachfrau am Abend einen Tanzkurs,

erfüllt sie zwar eine körperliche Arbeitsleistung, weil diese aber nicht der Schaffung

von Gütern und Dienstleistungen dient, sind die zwei Stunden Bauchtanz keine Ar­

beit im wirtschaftlichen Sinn.

Wir sehen: Nicht jede menschliche Arbeitsleistung ist wirtschaftlicher Art, aber ohne

den tätigen, arbeitenden Menschen gäbe es keine wirtschaftliche Produktion.

Es lassen sich drei Arten von wirtschaftlicher Arbeit unterscheiden:

Arbeit

Körperliche Arbeit Maschinelle ArbeitGeistige Arbeit

Körperliche Arbeit

Die ersten Menschen waren nach unserem heutigen Wissensstand von harter körperlicher Arbeit geplagt. Der Mensch musste unter grosser körperlicher Anstrengung und oft in Lebensgefahr sein Tagewerk ver-richten (z. B. einen wilden Bären er-

legen). Die Lebenserwartung war denn auch viel tiefer als heute. Nach und nach gelang es unseren Vorfahren, Tiere zu zähmen und vor ihren Karren zu spannen, um die Lasten nicht alle selbst tragen zu müssen.

Beispiele für körperliche Arbeit: Gärtnerin, Förster, Bauarbeiterin.

Anstrengung

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 29 29.05.17 15:56

30 A G r u n d e l e m e n t e d e r W i r t s c h A f t

Geistige Arbeit

Rein körperliche Arbeit gibt es heut-zutage immer weniger. Die Arbeit entwickelte sich zu einem raffi-nierten und zusehends komplizier-ten Vorgang, und sie wäre ohne Be-teiligung des Geistes gar nie fortgeschritten. Gab es im Mittelal-

ter nur relativ wenig gebildete Leute, können heute praktisch alle Bürger eines entwickelten Landes wie der Schweiz lesen, schreiben und rechnen. Alle anerkannten Berufe erfordern heute zu ihrer Ausübung ein gewisses Mass an geistiger Bildung. Und wenn die Arbeit dann fast ausschliesslich am Schreibtisch verrichtet wird, spricht man von geistiger Arbeit.

Beispiele für geistige Arbeit: Pfarrer, Lehrerin, Anwalt.

Maschinelle Arbeit

Dank dem Erfindergeist der Men-schen ist es in der Neuzeit gelungen, viele körperliche Tätigkeiten durch Maschinen zu ersetzen. Diesen Pro-zess nennt man Automatisierung: Die Arbeit wird durch Automaten ausgeführt. Im Zuge der Automati-

sierung sind jedoch viele Arbeitsstellen überflüssig geworden und ver-schwunden. Wenn durch den Einsatz von Maschinen Arbeitsprozesse ver-einfacht und beschleunigt werden und die menschliche Arbeitskraft ersetzt wird, spricht man von Rationalisierung.

Beispiel einer Rationalisierung: Ein Schweissroboter in einer Fabrik, der 1 Mio. Fran­

ken kostet und 10 Jahre hält, übernimmt die Arbeit von 20 Arbeitskräften, die pro

Jahr Fr. 600 000.– an Löhnen erhalten.

Der Einsatz von Maschinen erhöht überdies die Arbeitskraft oder die pro-duzierte Menge. Folgende Faktoren beeinflussen die Arbeitsproduktivität:

V I E R F A K T O R E N B E E I N F L U S S E N D I E A R B E I T S P R O D U K T I V I T Ä T

• Qualifikation und Motivation der Mitarbeiter

Je fähiger, motivierter und einsatzfreudiger die Arbeitskraft ist, und je flexibler und mobiler ein arbeitstätiger Mensch ist, desto höher ist die Ar­beitsproduktivität.

• Technischer Fortschritt

Der Einsatz von immer moderneren Verfahren, z. B. von kürzeren Produktionswegen, EDV oder einfacheren Arbeitsabläufen, führen zu einer Stei­gerung der Arbeitsproduktivität.

• Arbeitsteilung

Eine weitere Steigerung der Produktivität erzielt man, indem sich die Arbeitstätigen spezialisieren und die Arbeit in verschiedene Arbeitsschritte und Berufe aufteilen.

• Höhe des eingesetzten Kapitals

Indem ein Unternehmen die – oft teure – mensch­liche Arbeitskraft durch Maschinen ersetzt, kann es seine Produktivität und damit seinen Gewinn erhöhen. Dies nennt man auch die Substituierung der Arbeit durch Kapital.

(Aus-)Bildung

Automatisierung

rationalisierung

Arbeits produktivität

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 30 29.05.17 15:56

314 . W i r t s c h A f t l i c h e s h A n d e l n

Kapital

Das Kapital besteht aus den finanziellen Mitteln und den Einrichtungen, die zur Produktion von Gütern aller Art erforderlich sind.

Bevor ein neuer Betrieb seine Tore öffnen kann, muss er Kapital auftreiben, d. h. sich finanzieren. Diese Beschaffung von Kapital (Finanzen) nennt man Finanzierung. Sie erfolgt in den meisten Fällen unter Mithilfe der Banken.

Zur Kapitalbeschaffung (Finanzierung) für die Gründung oder Vergrösse-rung eines Unternehmens kommen grundsätzlich fünf verschiedene Kapit-algeber in Frage:

D I E F Ü N F M Ö G L I C H E N K A P I T A L G E B E R

1. Privatpersonen: Wenn die privaten Leute – die Haushalte – nicht ihr ganzes Einkommen ausge­ben, sondern ein Teil davon sparen, können Sie dieses Geld einem Unternehmen zur Verfügung stellen. Dies kann entweder direkt geschehen oder über die Banken in Form von Krediten, Dar­lehen oder Beteiligungen (z. B. Aktien).

2. Banken: Die Banken vergeben den Unterneh­men Kredite anhand eines gesicherten Vertrags. Als Sicherheit kommen in Frage: Hypothek, hin­terlegte Wertschriften, Bürgschaft oder Pfand.

3. Eigener Betrieb: Werden die erzielten Gewinne im Betrieb gelassen, kann sich das Unternehmen selbst finanzieren.

4. Andere Betriebe: Erhält ein Detailhandelsbetrieb von einem Lieferanten Ware gegen Rechnung, so erhält er von diesem bis zum Ablauf der Zah­lungsfrist einen Kredit. Denn das Kapital bleibt solange im Unternehmen, bis die Ware bezahlt werden muss.

5. Staat: Der Staat kann selber Unternehmen grün­den oder sich an bestehenden Privatunterneh­men beteiligen (z. B. durch Aktienkäufe). Zudem kann er den Unternehmen Kredite oder Unter­stützungsgelder (sogenannte Subventionen) zu­kommen lassen.

Stammt das Kapital von den Eigentümern selbst, nennt man es Eigenkapi-tal. Leihen aussenstehende Personen dem Unternehmen Geld, nennt man das Fremdkapital. «Fremd» bedeutet in diesem Fall nicht «unbekannt», sondern «ausserhalb der Unternehmung stehend».

Das Kapital kommt in zwei Formen vor: Geldkapital und Sachkapital. Mit dem Geldkapital, dem eigentlichen Geld bzw. den flüssigen Mitteln, kauft sich der Betrieb das Sachkapital. Das sind alle notwendigen Einrichtungen und Sachen, die zur Erfüllung des Unternehmungszwecks notwendig sind. In einem Detailhandelsbetrieb zählen die Investitionsgüter und die Han-delsware zum Sachkapital.

Die Umwandlung von Geldkapital in Sachkapital nennt man Investition. Der umgekehrte Vorgang heisst Desinvestition.

Kapital

Geldkapital Sachkapital

investition

desinvestition

finanzierung

Kapitalgeber

eigenkapital fremdkapital

Geldkapital sachkapital

investition desinvestition

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 31 29.05.17 15:56

32 A G r u n d e l e m e n t e d e r W i r t s c h A f t

Beispiel Investition: Wenn Ihr Geschäft bei einem Lieferanten neue Ware einkauft,

verwendet es zur Bezahlung der Ware Geldkapital und erhält dafür Kaufgegenstände

(Sachkapital).

Beispiel Desinvestition: Mit jedem Verkauf wird für die Kaufsache wieder Geld einge­

nommen, d. h., es entsteht rückwirkend aus Sachkapital wieder Geldkapital.

Das Kapital wird im Betrieb unterschiedlich genutzt. Es lassen sich grund-sätzlich drei verschiedene Verwendungszwecke unterscheiden:

V E R W E N D U N G S Z W E C K V O N K A P I T A L

• Betriebskapital

Für laufend anfallende Kosten (z. B. Miete, Löhne)

= Geldkapital

• Betriebseigenes Sparkapital

Zu Sparzwecken angelegt bei Banken, Versicherungen oder in Form von Sammelobjekten

= Geldkapital und Sachkapital

• Anlagekapital

für Anschaffungen, Investitions güter

= Sachkapital

Betriebskapital

Das Betriebskapital stellt die reibungslose Abwicklung der alltäglichen Geldgeschäfte sicher. Zuerst wird mit dem Betriebskapital die Geschäfts-kasse gespiesen. Dann werden damit auch Konten bei Post und Bank eröff-net.

Beispiele Betriebskapital: Bank­ oder Postkonto für die Bezahlung der Betriebskosten

(Gemeinkosten) wie Löhne, Miete, Werbung, Energiekosten, Putzmaterial usw.

Anlagekapital

Zum Anlagekapital gehören alle festen und für längere Zeit genutzten Ein-richtungen und Arbeitsgeräte eines Betriebs. Das Anlagekapital entspricht den eigentlichen Investitionen, dazu zählen sämtliche Investitionsgüter, manchmal auch das Geschäftslokal.

Beispiele Anlagekapital: Geschäftsmobiliar, Maschinen, Geschäftsauto usw.

Betriebseigenes Sparkapital

Geschäftsleitungen, die sorgfältig mit ihren Anlage- und Betriebsgeldern umgehen, kaufen dauerhafte und robuste Einrichtungen, die kaum Repa-raturkosten verursachen und zu möglichst viel Geschäftsgewinn beitragen. Wem es gelingt, unnötige Kosten zu vermeiden, kann für neue Projekte oder für schlechte Zeiten Geld auf die Seite legen. Mit anderen Worten: Es können Kapitalreserven gebildet werden.

Beispiele betriebseigenes Sparkapital: Ein Unternehmen legt für zukünftige Einkäufe

aus dem Ausland Geld auf ein separates Dollarkonto an; für schlechtere Geschäfts­

zeiten wird eine Gemäldesammlung angelegt; um den Standort zu sichern, kauft ein

Betrieb sein Geschäftslokal usw.

Verwendung des Kapitals

Geldkapital

investitionen

reserven

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 32 29.05.17 15:56

334 . W i r t s c h A f t l i c h e s h A n d e l n

Wissen

Das Wissen (Know-how oder Bildung) ist die Aus- und Weiterbildung eines Menschen.

Die Schweiz verfügt zwar über keine bedeutenden Bodenschätze wie Erdöl, Gold, Kohle. Die Abbaufunktion des Bodens ist also in der Schweiz nicht von Bedeutung. Wirtschaftlich nutzbare natürliche Ressourcen sind dage-gen die Bodenfruchtbarkeit (Anbaufunktion, Landwirtschaft), die Was-serkraft (Energiegewinnung) und die schöne Natur- und Kulturlandschaft (Tourismus). Die wichtigste wirtschaftliche Ressource der Schweiz besteht aber in den motivierten und fähigen, das heisst gut ausgebildeten, Arbeits-kräften.

Auf der Grundlage dieser wertvollen Ressource war es der Schweiz und ih-ren Bewohnern möglich, innerhalb der letzten 150 Jahre von einem armen, hauptsächlich bäuerlichen Land zu einem der reichsten Industrieländer der Welt zu werden. Vor 1930 sind viele Schweizerinnen und Schweizer als Wirtschaftsflüchtlinge zum Beispiel nach Norditalien, Nordamerika oder Argentinien ausgewandert. Kinderreiche Familien waren gezwungen, eines oder mehrere Kinder zum Teil bereits im Alter von acht Jahren an wohl-habende Bauern zu verdingen, das heisst gegen Kost und Logis als Arbeits-kraft abzugeben. Heimarbeit von Frauen und Kindern sowie kaum bezahlte Taglohnarbeit waren keine Seltenheit. Dank der guten Arbeitsleistung so-wie der ständigen Weiterbildung der Bevölkerung gehören solche Zustände heute in der Schweiz der Vergangenheit an. Damit das so bleibt, ist ein gutes Bildungssystem von zentraler Bedeutung.

4.3 Effektivität und Effizienz

Mit den im vorherigen Kapitel vorgestellten Produktionsfaktoren müssen die Unternehmungen möglichst sorgfältig umgehen. Diese sollen wirt-schaftlich eingesetzt werden – nach dem ökonomischen Prinzip.

Doch im Zusammenhang mit der Erfüllung der Arbeit machen noch zwei weitere Begriffe die Runde: Effektivität und Effizienz.

Mit der Effektivität stellen wir fest, ob ein Ziel effektiv (tatsächlich) erreicht wird oder nicht. «Die richtigen Dinge tun.»

Beispiel: Sie wollen Ihre Waren schön im Schaufenster präsentieren. Wenn Sie nun

verschiedene Dekorationsgegenstände einkaufen, ist dies ein wirksames Mittel, um

Ihr Ziel (ein schönes Schaufenster) zu erreichen. Sie haben also effektiv gehandelt.

Für die Überprüfung der Arbeit und für eine Qualitätskontrolle wird zu-sätzlich der Begriff der Effizienz verwendet:

Mit der Effizienz beschreiben wir, ob das Ziel bestmöglich erreicht worden ist. «Die Dinge richtig tun.»

Wissen als ressource

Bildung schafft Wohlstand

effektivität

effizienz

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 33 29.05.17 15:56

34 A G r u n d e l e m e n t e d e r W i r t s c h A f t

Um das Beispiel von oben fortzusetzen: Wenn Sie nun nicht nur effektiv, sondern

auch effizient handeln, kaufen Sie nicht einfach wahllos Dekorationsgegenstände ein,

sondern Sie kaufen gerade so viel, damit Sie ein schönes Schaufenster herrichten kön­

nen. Ihr Ziel ist also nicht nur das schöne Schaufenster, Sie wollen dieses Ziel gleich­

zeitig mit dem geringsten Aufwand (mit den geringsten Kosten) erreichen.

B E I S P I E L Z U E F F I Z I E N Z U N D E F F E K T I V I T Ä T

der chauffeur des hauslieferdienstes hat 4 möglichkeiten, seine route von A nach B zurückzulegen:

1 effektivität ja: kommt an. effizienz ja: kommt schnell an.2 effektivität ja: findet den zielort. effizienz nein: verliert zeit durch umwege.3 effektivität nein: kommt nicht an. effizienz nein: fährt zügig, aber verfehlt das ziel.4 effektivität nein: kommt nicht an. effizienz nein: fährt kompliziert und falsch.

A

B

1

2

3

4

Die Frage nach effektivem und effizientem Arbeiten kann natürlich für alle anfallenden Arbeiten in einem Betrieb gestellt werden. Nochmals: Wer eine Arbeit tatsächlich bewerkstelligt, ist effektiv. Wer die Arbeit überdies ge-radlinig, unkompliziert und ohne Umwege beendet, ist effizient.

Wirtschaftlichkeit

Erinnern wir uns an das ökonomische Prinzip. Dabei geht es um ein vorteil-haftes Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag. Dieses Prinzip kann auch in Zahlen ausgedrückt werden, nämlich mit der Formel zur Wirtschaftlich-keit. Bei dieser wird der Ertrag ins Verhältnis zum Aufwand gesetzt.

Mit der Wirtschaftlichkeit W messen wir die Effizienz anhand vom Geld-wert:

Wirtschaftlichkeit (W) =Ertrag (E) Einnahmen in Fr.

Ausgaben in Fr.Aufwand (A)=

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 34 29.05.17 15:56

354 . W i r t s c h A f t l i c h e s h A n d e l n

Man wirtschaftet umso effizienter, je höher der Ertrag im Verhältnis zum Aufwand zu stehen kommt, je grösser die aus der Division resultierende Zahl ist. Von effizientem Wachstum kann also nur die Rede sein, wenn der Ertrag in Franken grösser ist als der Aufwand in Franken (z. B. Einnahmen grösser Ausgaben).

W I R T S C H A F T L I C H K E I T

1. Positive WirtschaftlichkeitProfit (ertrag > Aufwand)

sie kaufen ein Produkt für fr. 1.– und verkaufen es für fr. 2.–.

2.–W = = 2 (W > 1) 1.–

2. Neutrale Wirtschaftlichkeit nullrunde (ertrag = Aufwand)

sie kaufen ein Produkt für fr. 1.– und verkaufen es für fr. 1.–.

1.–W = = 1 (W = 1) 1.–

3. Negative Wirtschaftlichkeitdefizit (ertrag < Aufwand)

sie kaufen ein Produkt für fr. 1.– und können es nur noch für fr. –.50 weiter verkaufen

–.50W = = 0,5 (W < 1) 1.–

Produktivität

Die Formel der Wirtschaftlichkeit gebrauchen wir auch zum Ausrechnen der Produktivität (P), mit dem Unterschied, dass wir nicht Franken, son-dern speziell arbeitsspezifische Grössen einsetzen.

Bei der Produktivität (P) messen wir die Effizienz anhand der Arbeitsleis-tung:

Produktivität (P) =Ertrag Arbeitsertrag

ArbeitsaufwandAufwand=

Der Begriff der Arbeitsproduktivität begegnete uns schon im Abschnitt «Ar-beit» auf der Seite 30. Zur besseren Erklärung der Produktivität schauen wir uns folgendes Beispiel an:

DHF X verkauft in 5 Stunden 10 Pullover:

seine Arbeitsproduktivität P =10 Pullover

2 Pullover / Std.5 Stunden

=

Nun werden die Pullover besser präsentiert und neu an der Sammelkasse bezahlt.

DHF X verkauft nun in 8 Stunden 80 Pullover:

neue Arbeitsproduktivität P =80 Pullover

10 Pullover / Std.8 Stunden

=

Resultat: Die Rationalisierungsmassnahmen haben eine Effizienzsteigerung ergeben,

die Produktivität ist im Pulloverrayon um das Fünffache gesteigert worden.

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 35 29.05.17 15:56

36 A G r u n d e l e m e n t e d e r W i r t s c h A f t

Das Resultat einer ausgerechneten Produktivität ist immer eine Durch-schnittszahl oder eine sogenannte Kennzahl. Anhand von Kennzahlen er-kennt man den Erfolg auf vielen Gebieten.

Umsatz- und Absatzkennzahlen

Die wichtigsten Kennzahlen für die Produktivität im Detailhandel sind die Umsatz- und Absatzkennzahlen.

Absatz

Der Absatz ist die Anzahl (Menge) an verkauften Artikeln in einem be-stimmten Zeitabschnitt (Periode).

Umsatz

Der Umsatz erfasst den Absatz wertmässig. Er entspricht dem Wert der verkauften Ware, also der eingenommenen Geldsumme.

W I C H T I G E U M S A T Z - U N D A B S A T Z K E N N Z A H L E N

• Umsatz pro Filiale pro Jahr

• Umsatz pro Angestellte pro Monat

• Umsatz je Kunde pro Einkauf (Kunden franken)

• Umsatz pro Kassenstation pro Tag

• Umsatz pro Abteilung pro Monat

• Anzahl Kunden pro Kassen­station pro Stunde

• Anzahl Kunden pro Ange­stellte pro Jahr

• Anzahl verkaufte Stück pro Angestellte im Monat

• Anzahl Kunden pro Filiale pro Jahr

Bilanzkennzahlen

Eine weitere Kategorie von Kennzahlen zur Beurteilung eines wirtschaftli-chen Betriebs bilden die Bilanzkennzahlen (siehe Kapitel 1 in Teil J).

Lagerkennzahlen

Ausserdem gilt es, die Lagerkennzahlen (Lagerleis tungen) der einzelnen De-tailhandelsbetriebe zu analysieren. Diese Statistiken sind wichtig für die Analyse, Zielsetzung, Planung, Entscheidung, Realisation und Kontrolle der Warenbewirtschaftung.

Da die Lagerkennzahlen eingehend im Fach Detailhandelskenntnisse be-handelt werden, gehen wir an dieser Stelle nur kurz auf sie ein.

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 36 29.05.17 15:56

374 . W i r t s c h A f t l i c h e s h A n d e l n

W I C H T I G E L A G E R B E S T A N D S G R Ö S S E N

Bezeichnung Beschreibung Berechnungsformel

höchstbestand (lagergrösse)

zeigt an, wie viele Waren in stück oder franken im lager höchstens Platz haben.

der Bestand wird von der Betriebsführung festgelegt.

mindestbestand(eiserne reserve)

zeigt an, wie viele Waren in stück oder franken mindestens immer an lager sein müssen, um allfällige lieferverzögerungen zu überbrücken.

der Bestand wird von der Betriebsführung festgelegt.

meldebestand zeigt an, bei wie vielen stück nachbestellt werden muss.

meldebestand = mindestbestand + verkaufte menge während der lieferfrist

durchschnittlicher lagerbestand

zeigt an, wie viele Waren in stück oder franken im durchschnitt während eines Jahres gelagert sind.

durchschnittlicher lagerbestand = summe Bestände : Anzahl Bestände

lagerumschlags-häufigkeit

zeigt an, wie oft der durchschnittliche lagerbe-stand im Jahr erneuert wird.

lagerumschlag = Absatz : durchschnittlicher Bestand in stückzahlenoderlagerumschlag = umsatz : durchschnittlicher Bestand in Geldwert

durchschnittliche lagerdauer

zeigt an, wie lange die Ware im durchschnitt gelagert wird.

durchschnittliche lagerdauer =360 : lagerumschlagshäufigkeit

höchstbestand

meldebestand

mindestbestand

1000

300

stüc

k

zeitBeschaffungszeit sicherheits zeit

G E L E S E N – V E R S T A N D E N ?

15. Was verstehen sie unter dem ökonomischen Prinzip?

16. Wann handeln sie im täglichen leben nach dem ökonomischen Prinzip?

17. Wie heissen die Produktionsfaktoren?

18. Welche drei funktionen erfüllt der Boden für die Wirtschaft?

19. Welche faktoren beeinflussen die Arbeitspro-duktivität?

20. Was versteht man unter einer investition?

21. Warum ist der Produktionsfaktor Wissen für die schweiz besonders wichtig?

22. Wodurch veränderte sich der Produktionsfaktor Arbeit in den letzten 200 Jahren?

23. Warum ist das sparen für eine Wirtschaft wichtig?

24. Was wird als rationalisierung bezeichnet?

25. Was versteht man unter effizienz?

26. Wozu dienen Kennzahlen in detailhandels-betrieben?

27. Was zeigen umsatz- oder Absatzkennzahlen auf?

28. Welche Ausprägungen von lagerkenn-zahlen kennen sie?

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 37 29.05.17 15:56

38 A G r u n d e l e m e n t e d e r W i r t s c h A f t

5. Arbeitsteilung (= Spezialisierung)

Ein einzelner Mensch stellt nicht alles her, was er braucht. Als Detailhan-delsfachfrau oder -fachmann sind Sie im Handel tätig. Sie machen das, was Sie am besten können: Sie verkaufen und kaufen Waren, beraten und bedienen Kunden, präsentieren Waren und überwachen das Lager. Mög-licherweise arbeiten Sie in Ihrer Freizeit gerne mit Holz. Das Sägen und Hämmern mag Ihr Hobby sein, aber ein gelernter Schreiner hat vermutlich schneller einen Tisch zusammengebaut als Sie – er ist also produktiver im Holzbau als Sie. Damit wird ersichtlich, dass mit der Arbeitsteilung bzw. Spezialisierung die Menschen besser mit Gütern versorgt sind, denn die Arbeitsteilung steigert die Produktivität.

Durch die Arbeitsteilung sind die Menschen aber auch abhängiger vonein-ander. Wenn in der Brotproduktion das Mehl fehlt, kann der Bäcker oder die Bäckerin kein Brot herstellen, und die Konsumenten können kein Brot kaufen und essen. Die Arbeitsteilung steigert also die Abhängigkeit der Wirtschaftsteilnehmer.

InnerbetrieblicheArbeitsteilung

Arbeitsteilung zwischenMitarbeitern eines

Betriebs

Arbeitsteilung

Arbeitsteilung zwischenBetrieben

Arbeitsteilung zwischenLändern

VolkswirtschaftlicheArbeitsteilung

InternationaleArbeitsteilung

5.1 Die innerbetriebliche Arbeitsteilung

Die innerbetriebliche Arbeitsteilung zeigt sich daran, dass Menschen, die im selben Unternehmen arbeiten, verschiedene Tätigkeiten ausüben. Die Verkäuferin verkauft, die Kassiererin nimmt Geld ein, die Lagermitarbei-terin ordnet das Lager. Bei der innerbetrieblichen Arbeitsteilung wird also ein Arbeitsvorgang aufgeteilt. Verschiedene Menschen übernehmen eine Teilaufgabe.

Gesteigerte Produktivität

Gesteigerte Abhängigkeit

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 38 29.05.17 15:56

395 . A r B e i t s t e i l u n G ( = s P e z i A l i s i e r u n G )

Durch die innerbetriebliche Arbeitsteilung ist eine Produktivitätssteigerung möglich, in derselben Zeit können also mehr Produkte gefertigt werden. Dadurch ist die Massenproduktion überhaupt erst entstanden und hat den Industrieländern Wohlstand gebracht. Aber die Arbeitsteilung führt auch dazu, dass Menschen nur eine Teiltätigkeit ausführen. Am Laufband den ganzen Tag, die ganze Woche oder gar das ganze Jahr nur eine einzige Schraube in ein bestimmtes Teil einzuarbeiten, führt zu Monotonie und Abgestumpftheit und schliesslich zu einer schlechteren Qualität des fertigen Produkts.

Die oftmals unmenschlichen Arbeitsbedingungen in der Massenproduktion haben auch zu der Erkenntnis geführt, dass die Arbeitsteilung nicht zu weit getrieben werden sollte.

Als Detailhandelsfachleute werden Sie natürlich ganzheitlich ausgebildet und können sehr vielseitig eingesetzt werden.

5.2 Die volkswirtschaftliche Arbeitsteilung

Ein wirtschaftliches Gut durchläuft von der Gewinnung des Rohstoffes bis zu seiner Fertigstellung mehrere Wirtschaftsstufen. Die Arbeitsteilung zwischen Betrieben, die auf die Produktion eines bestimmten Gutes spezia-lisiert sind, nennen wir die volkswirtschaftliche Arbeitsteilung. Wir unter-scheiden dabei die vertikale und die horizontale Arbeitsteilung.

Die vertikale volkswirtschaftliche Arbeitsteilung ist die Arbeitsteilung zwi-schen Betrieben verschiedener Wirtschaftsstufen.

Beispiel: Der Bauer pflanzt Bäume, pflegt und fällt sie. Das Sägewerk verarbeitet die

Bäume zu Brettern. Der Schreiner kauft die Bretter und fertigt daraus Tische. Der

Möbelhändler, ein Detaillist, kauft die Tische, präsentiert sie in seinem Geschäft den

Kunden und verkauft sie. Damit durchläuft der Tisch die drei Wirtschaftssektoren,

die Sie in Kapitel 7 in diesem Teil kennenlernen werden.

massenproduktion

Arbeits bedingungen

Vertikale Arbeitsteilung

Arbeitsteilung: die meisten Firmen stellen heute eines oder wenige Produkte her.

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 39 29.05.17 15:56

40 A G r u n d e l e m e n t e d e r W i r t s c h A f t

Die horizontale volkswirtschaftliche Arbeitsteilung ist die Arbeitsteilung zwischen Betrieben derselben Wirtschaftsstufe.

Beispiel: Auf der Stufe Fabrikation stellt eine Unternehmung den Stoff und eine an­

dere Reissverschlüsse her. Eine dritte Firma stellt aus Stoff und Reissverschlüssen

Hosen her.

5.3 Die internationale Arbeitsteilung

Es wurde bereits erwähnt, dass die Schweiz ein rohstoffarmes Land ist. Wir sind daher auf den Handel mit dem Ausland angewiesen. Die Schweiz kauft Rohstoffe wie Erdöl, Eisen, Erz, Gold, Kakao und vieles mehr im Ausland ein und importiert sie. Aber auch vorfabrizierte Teile werden im Ausland eingekauft und zu qualitativ sehr hochstehenden Fertigprodukten oder Halbfertigprodukten weiterverarbeitet. Diese Ware kann aber nicht nur in der Schweiz konsumiert werden. Sie wird auch wieder ins Ausland expor-tiert. Dieser internationale Handel, der seit circa 1990 stark zugenommen hat, führt zu einer starken Verflechtung mit dem Ausland.

horizontale Arbeitsteilung

rohstoffarme schweiz

G E L E S E N – V E R S T A N D E N ?

29. Welche folgen hat die Arbeitsteilung für unsere Gesellschaft?

30. Welche Arten der Arbeitsteilung kennen sie?

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 40 29.05.17 15:56

416 . d e r e i n f A c h e W i r t s c h A f t s K r e i s l A u f u n d d e r m A r K t

6. Der einfache Wirtschaftskreislauf und der Markt

Kommen wir nochmals auf die volkswirtschaftliche bzw. landesweite Ar-beitsteilung zurück: Die wirtschaftlichen Abläufe innerhalb eines Landes sind ausserordentlich vielfältig und kompliziert. Es gibt Millionen von Haushalten und Tausende von Unternehmen, die miteinander in Beziehung stehen.

Unter einem Wirtschaftsteilnehmer oder Wirtschaftssubjekt versteht man eine wirtschaftlich aktiv auftretende Person. Auf der Seite der Haushalte übernimmt ein Wirtschaftsteilnehmer die Rolle des Konsumenten, auf der Seite der Unternehmer trägt womöglich dieselbe Person in irgendeiner Form zur Produktion oder zur Bereitstellung von Gütern bei.

Beim einfachen Kreislauf handelt es sich um ein vereinfachtes Modell, in welchem das wirtschaftliche Zusammenspiel von Haushalten und Unter-nehmen betrachtet wird. Der einfache Kreislauf stellt also in stark verein-fachter Form die Beziehungen der Wirtschaftsteilnehmer dar.

E I N F A C H E R W I R T S C H A F T S K R E I S L A U F Z W I S C H E N H A U S H A L T E N U N D U N T E R N E H M E N

Unter-

nehmenHaushalte

Güterstrom

Geldstrom

Bodenrente, lohn, zins

Güterpreis

Produktionsfaktoren Boden, Arbeit, Kapital, Wissen

sachgüter, dienstleistungen

Güterstrom

Die Haushalte bzw. die in ihnen lebenden Menschen arbeiten bei den Unter-nehmen. Damit stellen die Haushalte den Unternehmen ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten, ihr Know-how und ihre Erfahrung, sprich die Produktionsfaktoren Arbeit und Wissen zur Verfügung.

Wirtschaftsteilnehmer

der einfache Kreislauf

Arbeit und Wissen

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 41 29.05.17 15:56

42 A G r u n d e l e m e n t e d e r W i r t s c h A f t

Die Haushalte sind zudem Eigentümer von Grundstücken und Häusern. Diese vermieten sie den Unternehmen. Damit stellen sie den Unternehmen auch den Produktionsfaktor Boden zur Verfügung.

Indem die Haushalte sparen, fliesst schliesslich auch das benötigte Kapital als Geldkapital und Sachkapital in die Unternehmen. In diesem Fall wird das Geld als Gut, als Ressource (= Hilfsmittel zur Produktion) betrach-tet und zählt deshalb zum Güterstrom. Letztlich wird das Kapital ohnehin hauptsächlich in Sachkapital, also in zu verarbeitende Rohstoffe, Arbeits-geräte und Maschinen gesteckt. Es sind die Investitionsgüter, die im Unter-nehmen zum Einsatz kommen.

Die fertig gestellten Güter und Dienstleistungen fliessen dann per Verkauf den Haushalten zum Konsum zu (die unterste Pfeilverbindung im Schema).

Geldstrom

Im Gegenzug werden die Haushalte für das Ausleihen der diversen Produk-tionsfaktoren entschädigt (Pfeil oben von links nach rechts). Zudem müssen die Haushalte als Konsumenten für die gekauften Güter und Dienstleis-tungen bezahlen (Pfeil unten von rechts nach links). Der Geldstrom fliesst deshalb immer in der Gegenrichtung zum Güterstrom.

Im Wirtschaftsleben gibt es nichts gratis. Dies verdeutlichen auch die diver-sen Arten von Entschädigungen, welche die Unternehmen für die Nutzung der Produktionsfaktoren bezahlen müssen:

Das Fachwort für die Miete des Bodens heisst Grundrente oder Bodenrente.

Für die geleistete Arbeit wird bekanntlich ein Lohn bezahlt. Bei höheren Monatslöhnen spricht man von Gehalt.

Für das ausgeliehene Kapital wird ein Zins berechnet. Im Zins miteingerech-net ist ein Spesenanteil, welcher der Bank als Kapitalvermittler zukommt.

Der einfache Wirtschaftskreislauf ist ein in sich abgeschlossener Kreislauf und gibt die Ströme innerhalb eines Landes ohne Störfaktoren wieder. Aus diesem Grund ist der totale Wert des Güterstroms theoretisch gleich gross wie der totale Wert des Geldstroms. Dies bedeutet, dass man von der An-nahme ausgeht, dass alle produzierten Güter verkauft und bezahlt werden. Es werden also z. B. keine unverkauften Waren oder unbezahlten Mietzinse berücksichtigt.

Obwohl das Modell des einfachen Wirtschaftskreislaufs sehr vereinfachend ist, macht es Sinn: Es hilft uns, die in der Realität sehr komplexen Beziehun-gen zwischen den Haushalten und den Unternehmen übersichtlich darzu-stellen. In Teil E werden Sie sich noch genauer mit dem Wirtschaftskreislauf auseinandersetzen.

Boden

Kapital

Konsum

Bodenrente

lohn

zins

Geschlossener Wirtschaftskreislauf

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 42 29.05.17 15:56

436 . d e r e i n f A c h e W i r t s c h A f t s K r e i s l A u f u n d d e r m A r K t

Wie eben im einfachen Wirtschaftskreislauf dargestellt, gehen sowohl von den Haushalten als auch von den Unternehmen Angebot und Nachfrage aus.

A N G E B O T U N D N A C H F R A G E V O N H A U S H A L T E N U N D U N T E R N E H M E N

Unternehmen Haushalte

Nachfrage Arbeit, Boden, Kapital und WissenBeispiel: ein detailhandelsbetrieb benötigt ein Verkaufslokal

Sachgüter und Dienstleistungen(wirtschaftliche Güter)Beispiel: sie kaufen schuhe, oder sie essen in einem restaurant.

Angebot Sachgüter und Dienstleistungen(wirtschaftliche Güter)Beispiel: ein metzger verkauft fleisch, oder ein taxi bietet eine sichere heimfahrt.

Arbeit, Boden, Kapital und WissenBeispiel: männer und frauen bieten ihre Arbeit und Wissen als Arbeitende den unternehmen.

Überall dort, wo Angebot und Nachfrage zusammentreffen, entsteht ein Markt.

Beispiele wichtiger Märkte:

• Markt für Sachgüter ➝ z. B. Markt für Schlittschuhe

• Markt für Dienstleistungen ➝ z. B. Markt für Schlittschuhreparaturen

• Arbeitsmarkt ➝ z. B. Markt für Sportartikelverkäuferinnen und­ verkäufer

• Boden­ und Immobilienmarkt ➝ z. B. Markt für Wohnungen, Geschäfts­ und

Büro räumlichkeiten

Der Markt gleicht Angebot und Nachfrage aus, indem der Preis die Nach-frage und das Angebot reguliert. Dieser Preismechanismus ist ein fortwäh-render Prozess.

Beispiel: Ist die Nachfrage nach Computern grösser als das Angebot, steigt der Preis

der Computer. Je höher der Preis ansteigt, desto weniger Konsumenten wollen Com­

puter kaufen. Die Nachfrage sinkt also. Gleichzeitig werden die Computerprodu­

zenten mehr PCs herstellen, weil die Computer nun einen besseren Preis erzielen.

Dadurch wird das Angebot an Computern grösser. Weil nun die Nachfrage nach

Computern sinkt und gleichzeitig das Angebot zunimmt, steigt der Preis nicht mehr

weiter an. Die Nachfrage ist nun gleich gross wie das Angebot, der Markt somit im

Gleichgewicht.

In Teil G werden Sie sich eingehender mit der Preisbildung beschäftigen.

Angebot und nachfrage

markt

Preismechanismus

G E L E S E N – V E R S T A N D E N ?

31. Welche ströme hat der einfache Wirtschafts-kreislauf?

32. Wie verhält sich der Preis eines Gutes, wenn die nachfrage nach diesem Gut kleiner ist als das Angebot?

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 43 29.05.17 15:56

44 A G r u n d e l e m e n t e d e r W i r t s c h A f t

7. Die drei Wirtschaftssektoren

Wir leben in einer Zeit mit ganz ausgeprägter Arbeitsteilung und Spezia-lisierung. Jeder produziert, was er gelernt hat. Die meisten Güter, welche die Wirtschaft herstellt und zum Verkauf anbietet, müssen als Rohstoffe aus dem Boden gewonnen (Gütergewinnung, Urproduktion), zur fertigen Ware verarbeitet (Güterverarbeitung) und schliesslich an Verbraucher ver-teilt (Güterverteilung) werden. Deshalb spricht man von drei Sektoren oder Wirtschaftsgruppen. Aufgrund ihrer Produktion ordnet man die verschie-denen Unternehmen einem dieser drei Wirtschaftssektoren zu.

D I E D R E I W I R T S C H A F T S S E K T O R E N

• Primärsektor

Rohstoffgewinnung / Urproduk­tion (z. B. Landwirtschaft, Jagd, Fischerei, Baumwollproduk­tion).

• Sekundärsektor

Verarbeitung und Fertigung (z. B. Industrie, Gewerbe, Bauwirtschaft).

• Tertiärsektor

Verteilung und andere Dienst­leistungen (z. B. Handel, Ban­ken, Versicherungen, Verkehr, Kommu nikation).

7.1 Gütergewinnung (primärer Wirtschaftssektor)

Zur Gütergewinnung zählen Land- und Forstwirtschaft, Weinbau, Fische-rei, Bergbau und Energiewirtschaft (Elektrizität), also alle Urproduktions- und Landwirtschaftsbetriebe.

Im primären Sektor sind heute noch 3 Prozent der Erwerbstätigen der Schweiz beschäftigt. Zum Vergleich: Bei der Gründung des Schweizerischen Bundesstaates 1848 waren noch 57 von 100 Personen in der Schweiz in der Urproduktion tätig. Die Mechanisierung und die Automatisierung ermög-lichten eine enorme Steigerung der Produktion im primären Sektor. Um gleich viel oder gar mehr zu produzieren, waren nun weniger Arbeitskräfte notwendig. Dies führte zu einer starken Verminderung der Anzahl der Be-schäftigten in der Gütergewinnung.

1. sektor rückläufig

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 44 29.05.17 15:56

457 . d i e d r e i W i r t s c h A f t s s e K t o r e n

7.2 Güterverarbeitung (sekundärer Wirtschaftssektor)

Zum Sekundärsektor gehören Industriebetriebe, verarbeitende Betriebe so-wie Gewerbebetriebe, z. B. Elektriker oder Sanitäre.

1850 waren noch 33 Prozent der Erwerbstätigen im Industrie- und Gewerbe-bereich tätig, vor allem im Handwerk, in den vor- und nachgelagerten Stufen der Landwirtschaft (z. B. Wagner, Schreiner, Zimmermann, Maurer, Metz-ger) sowie in der Textilindustrie und Textilmaschinenherstellung. Der Se-kundärsektor (oder Industriesektor) stieg bis in die 1960er-Jahre auf nahezu 50 Prozent der Beschäftigten an. In den letzten Jahrzehnten sank er aber stark und liegt heute auf einem Beschäftigtenanteil von etwa 21 Prozent.

Dieser Industrieabbau wird weitergehen. Insbesondere neue Technologien, welche die menschliche Arbeitskraft durch Maschinen und Computer er-setzten und die starke Konkurrenz aus Billiglohnländern sind für diese Ent-wicklung in der Schweiz und allen anderen entwickelten Industriestaaten verantwortlich. Auch innerhalb des sekundären Sektors finden grosse Ver-änderungen und Verschiebungen von Bereichen zu anderen statt, wie aus der folgenden Abbildung hervorgeht. So hat die Textil- und Bekleidungs-industrie stark an Bedeutung verloren, während demgegenüber die Metall- und Maschinenindustrie, die Bauwirtschaft, die chemische Industrie sowie Papier- und Druckbetriebe stark zugelegt haben.

7.3 Güterverteilung und Dienstleistungen (tertiärer Wirtschaftssektor)

Zu den Dienstleistungen zählen die Tätigkeiten des Handels, der Banken, der Versicherungen, der Transportwirtschaft (SBB, Post, Luftverkehr), des Tourismus, des Gastgewerbes, des Gesundheitswesens, der Anwälte, der Massenmedien (Zeitungen, Radio, TV) sowie der öffentlichen Verwaltung.

1850 waren die Dienstleistungen mit einem Beschäftigtenanteil von 10 Pro-zent noch wenig verbreitet. Namentlich waren es die Post, das Verkehrswe-sen, das Handels- und Transportwesen. Innerhalb von 150 Jahren ist der Dienstleistungssektor (Tertiärsektor) auf fast 76 Prozent der Erwerbstätigen gestiegen. Verantwortlich dafür ist der steigende Wohlstand und die damit verbundenen Veränderungen der Bedürfnisse der Bevölkerung.

Heute finden auch innerhalb des tertiären Sektors, verursacht durch die weltweite Kommunikation (Internet) und Automation (Computerisierung), grosse Verschiebungen der Arbeitsplätze statt.

In jüngster Zeit diskutiert man über einen 4. Wirtschaftssektor: den Infor-mationssektor. Die Leistungen der IT-Technologie, so beispielsweise die Ent-wicklung von Software, können oft nicht vollständig den Dienstleistungen zugerechnet werden, gehören aber auch nicht in den sekundären Sektor.

2. sektor rückläufig

3. sektor zunehmend

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 45 29.05.17 15:56

46 A G r u n d e l e m e n t e d e r W i r t s c h A f t

7.4 Strukturwandel in den Wirtschaftssektoren

Die relative Bedeutung der drei Wirtschaftssektoren und der einzelnen Branchen bzw. Wirtschaftszweige verändert sich laufend. Diese Verände-rungen nennt man Strukturwandel. Verantwortlich dafür ist die stete Um-verteilung der Produktionsfaktoren zwischen Unternehmen, Sektoren und Regionen. Der Strukturwandel führt über die Jahre zu einer grundlegenden Veränderung der volkswirtschaftlichen Struktur eines Landes. So hat sich die Schweiz in den letzten 170 Jahren von einer Agrargesellschaft zuerst zu einer Industriegesellschaft und schliesslich zu einer modernen Dienstleis-tungsgesellschaft entwickelt. Die folgende Grafik gibt Auskunft darüber, wie sich die Verteilung der Erwerbstätigen nach Sektoren geändert hat.

E R W E R B S T Ä T I G E N A C H S E K T O R E N , S E I T 1 8 5 0

� 1. Sektor: Landwirtschaft � 2. Sektor: Industrie � 3. Sektor: Dienstleistungen

0 %

10 %

20 %

30 %

40 %

50 %

60 %

70 %

80 %

3,1 %21,2%

75,7 %

in % des Erwerbstätigentotals

1. Sektor

3. Sektor

2. Sektor

1850 1860 1870 1880 1890 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020

Die Zahlen bestätigen: Die Wirtschaft ändert sich ständig. Traditionelle In-dustrien und Berufe gehen zurück und verschwinden. Gleichzeitig entstehen neue innovative Technologien und Berufsarten.

Die Schweiz ist mit einem grossen Tertiärsektor heute eine typische Dienst-leistungsgesellschaft. Zwar arbeiten immer noch mehr als 20 Prozent der Erwerbstätigen im Industriesektor, doch dürfte diese Zahl in Zukunft noch weiter abnehmen. Allgemein gilt: Je höher der Lebensstandard eines Volkes, desto grösser ist der Anteil der Dienstleis tungsbetriebe.

Quelle: Bundesamt für statistk (Bfs), erwerbstätigenstatistik

dienstleistungs-gesellschaft

G E L E S E N – V E R S T A N D E N ?

33. Welche drei Wirtschaftssektoren werden unterschieden?

34. Weshalb verschiebt sich die Anzahl der Be-schäftigten weg von den ersten beiden sektoren hin zum dritten sektor?

Inhalt_Wirtschaft_DHF_Gr_7A-0_17.indb 46 29.05.17 15:56