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Inhaltsübersicht 

Einleitung der Herausgeber..............................................................................13

I. Mittelalter Wolfgang Lippmann Friedrich II. von Hohenstaufen – der Kaiser als Künstler oder Kunst als imperiales Herrschergebaren?.................................................21 Gisela Muschiol und Regina Illemann Elisabeth von Ungarn..........................................................................................49 Udo Arnold Von Venedig nach Marienburg..........................................................................75

II. Rheinland Pater Marcel Albert OSB Petrus Herster, Mönch von Brauweiler und Abt des Wiener Schottenstiftes ..................................................................93 Michael Klöcker Das ›katholische Milieu‹ als historische Forschungsperspektive – mit besonderer Berücksichtigung der Rheinlande...............................................145 Helmut Rönz Kultursminister und Dorfpfarrer.....................................................................169 Andreas Klaes Pfarrer Albert Bernardi (1887-1964) – Widerstand und Zeugnis im Dritten Reich....................................................197

III. Westfalen Ernst Dassmann Anna Katharina Emmerick...............................................................................255

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Inhaltsübersicht 10 

Reimund Haas Von Georg Schreiber († 1963) zu Alois Schröer († 2002) ..............................279 Hermann-Josef Scheidgen Die nachn'apoleonischen westfälischen Erzbischöfe von Köln und der rheinische Karneval...........................................................347

IV. Deutschland Martin Schlemmer Gustav Adolf zu Hohenlohe-Schillingsfürst..................................................373 Christopher Beckmann Wir wollen doch menschenwürdiger leben ... ...............................................417 Bernhard Stasiewski Adolf Kardinal Bertram – Bischof Graf von Preysing – Bischof Clemens von Galen..............................................................................437 Michael F. Feldkamp ›Luxus der Stille‹ – Sakraler Raum im Parlament .........................................459

V. Europa Heinrich Walle Die portugiesischen Entdeckungsreisen als Beispiel für den Übergang vom kosmozentrischen zum anthropozentrischen Weltbild.................................................................471 Rudolph B. Trabold ›Salvator mundi‹ und der Vertrag von Tordesillas.......................................489 Anna Sobczak Der Großpolnische Aufstand im Spiegel der Posener Zeitungen ›Kurier Poznánski‹ und ›Dziennik Poznánanski‹ (27.12. 1918-16.02.1919) ..................................497

VI. Rezeption des Zweiten Vatikanums Franz Norbert Otterbeck Bergson, seine Schüler und ›das Konzil‹ ........................................................515

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Inhaltsübersicht 11 

Heino Sonnemans Tantum aurora est..............................................................................................539 Christoph Weber ›Meine Überzeugungen sind die des alten Weibes, das im Winkel der Kirche seine Gebete murmelt‹ ........................................569

VII. Theologiegeschichte Karl Josef Rivinius Die Enzyklika ›Pascendi dominici gregis‹ vom 8. September 1907 und Adolf von Harnacks Stellungnahme.......................................................585 Michael Schulz Der herunter-kommende Gott .........................................................................621

VIII. Sozialethik Lothar Roos Aufbrüche, Krisen, neue Hoffnungen – 60 Jahre Glaube, Kirche und Geselschaft........................................................653 Rudolf Uertz Die Sozialethik der orthodoxen Kirche...........................................................671 Martin Lohmann Exklusivität für alle! ..........................................................................................693 Manfred Lütz Die Kirche und die Kinder................................................................................701 Elmar Nass Normativer Humanismus und/oder normativer Individualimus.............707

IX. Gesellschaftspolitik Jürgen Aretz Von der ›Bonner Republik‹ zur ›Berliner Republik?‹ ...................................725 Winfried Holzapfel Was ist eine Universität?...................................................................................741

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Inhaltsübersicht 12 

Lothar Theodor Lemper Die demografische Revolution.........................................................................767

Bibliographie von Gabriel Adriányi.............................................................785

Herausgeber, Autorinnen und Autoren .......................................................825  

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Einleitung der Herausgeber Gabriel Adriányi, dessen Großeltern aus vier verschiedenen europäischen Ländern  stammten,  wurde  am  31. März  1931  in  Naykaniza/Ungarn  als Sohn der Eheleute Dr. Ferenc Vit und Ilona Migliorini geboren. Sein Vater übte den Beruf eines Rechtsanwaltes aus. Als Schüler führte ihn sein Weg von der Grundschule seines Heimatortes 

zu Gymnasien  nach Veszprém, Esztergom  und Budapest.  In der  ungari‐schen Hauptstadt legte er am 19. Juni 1954 sein Abitur ab. Schon als Jugendlicher fühlte er sich zum Priester berufen und studierte 

von  1954  bis  1959 Katholische  Theologie  an  der Katholischen Akademie und im Zentralpriesterseminar in Budapest. Da sich Adriányi weigerte, die Versammlungen der regimetreuen so genannten Friedenspriester zu besu‐chen, wurde er vom Priesterseminar und den Studien auf Verfügung des Staatskirchenamtes ausgeschlossen. Am 02. April 1960 erfolgte seine Pries‐terweihe im Geheimen. Noch vor dem Bau der Berliner Mauer gelang ihm 1961  die  Flucht  über  Leipzig  und  Berlin  in  den Westen. Nachdem  er  in Berlin vom dortigen Bischof Julius Döpfner empfangen wurde, entschied er sich, zu weiteren theologischen Studien nach Rom zu gehen. Er wohnte im Päpstlich‐Ungarischen  Institut  in Rom  und  studierte  am Angelicum,  der Päpstlichen Thomas von Aquin Universität der Dominikaner, und arbeitete an  seiner  kirchenhistorischen Dissertation  über  die  Stellung  der  ungari‐schen Kirche zum Österreichischen Konkordat von 1855. Am 18. Juni 1963 wurde  er  am  Angelicum  zum  Dr.  theol.  promoviert.  Er  ging  nun  nach Deutschland zurück, wo er zunächst bis 1966 Kaplan  in Ransbach  in der Diözese Limburg war. Als Volksdeutscher bekam er am 15. Dezember 1966 aufgrund  des Volkszugehörigkeitsgesetzes  die  deutsche  Staatsangehörig‐keit zuerkannt. Der Bonner Ordinarius für Osteuropäische Kirchengeschichte und kirch‐

liche  Zeitgeschichte,  Professor  Dr.  Dr.  Bernhard  Stasiewski,  ermunterte Adriányi  dazu,  sich  im  Fach Kirchengeschichte  zu  habilitieren.  Für  sein Habilitationsprojekt ›Ungarn und das Erste Vatikanum‹ gewährte ihm die 

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Deutsche Forschungsgemeinschaft  ein zweijähriges Stipendium. Adriányi hatte  hierdurch  die Möglichkeit,  in  Rom, Wien  und  Paris  zu  forschen. Während der Ausarbeitung seiner Habilitationsschrift war er als Religions‐lehrer an einer Kölner Realschule tätig. Mit dem Abschluss seines Habilita‐tionsverfahrens verlieh ihm die Katholisch‐Theologische Fakultät der Uni‐versität Bonn  am  27. Oktober  1971 die venia  legendi  für Osteuropäische Kirchengeschichte. Diese wurde 1975 auf Mittlere und Neuere Kirchenge‐schichte ausgeweitet.  Im Anschluss an seine Habilitation wurde Adriányi an der Universität Bonn angestellt; zuerst als Assistent (1972) und dann als Dozent  (1973). Daraufhin erfolgte die Ernennung zum außerplanmäßigen Professor (1974). Am 12. Mai 1976 wurde Adriányi zum ordentlichen Pro‐fessor auf den Lehrstuhl  für  ›Mittlere und Neuere Kirchengeschichte‹ mit dem Zusatz ›mit Einschluss der osteuropäischen Kirchengeschichte‹ beru‐fen,  womit  er  einer  der  beiden  Direktoren  des  Instituts  für  Kirchenge‐schichte war. Im  Laufe  seiner  aktiven  Professorenzeit  war  Adriányi  in  zahlreichen 

Gremien  der  akademischen  Selbstverwaltung  tätig.  Seit  seiner  Berufung zum Professor war  er Mitglied der Auslandskommission der Universität Bonn. Das Amt  des Dekans  seiner  Fakultät  bekleidete  er  von  1977‐1978. Von 1986 an war er Mitglied des Konvents der Universität Bonn. Seine  rege  Forschungstätigkeit  auf  dem  Gebiet  der  Kirchengeschichte 

Osteuropas führte zu Berufungen in zahlreiche wissenschaftliche Gremien. Bereits  seit  1975 war  er Mitglied der Senatskommission  für das Studium der deutschen Kultur und Geschichte  in Osteuropa, deren Vorsitz er von 1993 bis 1999 inne hatte. Von 1975 bis 1992 war er im Vorstand der Samm‐lung  Wissenschaft  und  Gegenwart  (Regensburg),  deren  Historischer Kommission  er  bis  1985  vorstand.  Im  Jahre  1976 wurde  er Vorstandmit‐glied des Ungarn‐Instituts, München, wobei er bereits seit 1971 Mitheraus‐geber  des Ungarn‐Jahrbuches  gewesen war.  1978 wurde Andriányi Mit‐glied des Herder‐Forschungsrates, Marburg. 1983 erfolgte seine Wahl zum Vorstandmitglied  des  Instituts  für  ostdeutsche  Kultur‐  und  Kirchenge‐schichte.  Im  Jahr  des  politischen Umbruchs  1989  schloss  sich Adriányis Ernennung zum Ehren‐Domkapitular seiner Heimatdiözese Veszprém an. Adriányi  betreute  als Vertreter  seiner  Fakultät  die  Partnerschaften mit 

der Universytet Kardynala Stefana Wyszynskiego, Warschau, und mit dem Institut Catholique de Toulouse. In diesem Rahmen organisierte er zahlrei‐

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che Dozentenaustausche, Symposien und  leitete zahlreiche wissenschaftli‐che Exkursionen, die sich bei den Studierenden großer Beliebtheit erfreu‐ten.  Insgesamt  wurden  39  wissenschaftliche  Exkursionen  von  Adriányi betreut. Von diesen führten 16 ins Ausland. Sein großes Engagement für die Kontakte zu ausländischen Hochschulen 

brachten  ihm  zahlreiche Ehrungen  ein;  so die Ernennung zum Ritter des Ordens ›Palmes academiqués‹ (1991), die Ernennung zum Ehrendoktor der Katholischen Akademie der Warschauer Kardinal Wyszynski Universität (1996)  und  die  Ernennung  zum Universitäts‐Privatdozenten  der  Loránd‐Eötvös‐Universität Budaptest (1999), wo er seitdem regelmäßig im Winter‐semester Vorlesungen und Seminare an der Philosophischen Fakultät an‐bietet. Seine  lectio ultima hielt Adriányi  am  2. Februar  2000  zum Thema  ›Die 

Ostpolitik des Vatikans 1958‐1978 aus Sicht  eines Zeitzeugen‹. Anlässlich seines  65. Geburtstages überreichten  ihm Kollegen,  Schüler und Freunde eine  Festschrift mit  dem  Titel  ›Im Gedächtnis  der Kirche  neu  erwachen. Studien zur Geschichte des Christentums in Mittel‐ und Osteuropa‹ mit 40 Beiträgen, die von den Professoren Reimund Haas, Karl Josef Rivinius und seinem langjährigen Mitarbeiter Dr. Hermann‐Josef Scheidgen herausgege‐ben wurde. Auch nach seiner Emeritierung wurde Adriányi mit weiteren Ehrungen 

ausgezeichnet. Am 20. November 2006 erhielt er vom ungarischen Minister für das nationale kulturelle Erbe den  ›Vilmos Fraknöi‐Preis‹, der nach ei‐nem der bedeutendsten Historiker Ungarns benannt  ist.  Im gleichen  Jahr wurde  Adriányi  vom  Ungarischen  Staatspräsidenten  in  der  Frankfurter Paulskirche  für seine aktive Teilnahme am Ungarnaufstand von 1956 mit der Plakette ›Held der Freiheit‹ ausgezeichnet. Während Adriányis Bücher in der Zeit des Kommunismus  in der ungarischen Nationalbibliothek  im ›Giftschrank‹  aufbewahrt  waren,  erfuhr  er  direkt  nach  der  politischen Wende  seine  Rehabilitation  als Wissenschaftler, was  sich  auch  dadurch dokumentieren lässt, dass er heute ›auswärtiges Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften‹ ist. Nach der Emeritierung widmete  sich Adriányi  insbesondere der Erfor‐

schung der ungarischen Kirchengeschichte, wobei  ihm zu Gute kam, dass er nunmehr Zugriff auf die Akten der staatlichen Archive hat, die ihm vor‐her verschlossen blieben. Erträge dieser Quellenstudien sind die Monogra‐

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phien  ›Kleine Kirchengeschichte Ungarns‹  (2003),  ›Die Geschichte der ka‐tholischen Kirche Ungarns‹ (2003) und ›Die Ostpolitik des Vatikans‹ 1958‐1978 gegenüber Ungarn. Der Fall Kardinal Mindszenty (2004). Bei der letz‐ten  Studie  konnte  Adriányi  Quellen  heranziehen,  die  er  von  Kardinal Mindszenty  selbst  in Wien vor dessen Tod erhalten hatte. Adriányi kriti‐siert  in dieser Monographie die vatikanische Außenpolitik unter Casaroli. Mit Wissen des Heiligen Stuhls seien in Ungarn regimetreue Friedenspries‐ter zu Bischöfen geweiht worden. Am Ostermontag 2010  feierte Adriányi  sein Goldenes Priesterjubiläum, 

indem  er  in  der Ungarnskapelle  des Aachener Doms  eine  heilige Messe zelebrierte. Dies sollte eine Feier in aller Stille sein. Da einiger seiner besten Freunde  jedoch  davon  erfahren  hatten,  überraschten  sie  ihn  und  kamen nach Aachen, um mit ihm dieses Jubiläum gemeinsam zu begehen. Seit dem  01. Mai  2011  leitet und betreut Adriányi  ein vierjähriges For‐

schungsprogramm  der  Ungarischen  Akademie  der Wissenschaften  über die Synoden und die Katholikentage der ungarischen katholischen Kirche seit 1790, verbunden mit Forschungsreisen im In‐ und Ausland. Die Ergeb‐nisse sollen in verschiedenen Publikationen veröffentlicht werden. Gabriel Adriányi hat  immer betont, dass er  in erster Linie Priester und 

darüber hinaus Wissenschaftler sei, was seinem Ruf als renommierter For‐scher nie  abträglich war.  In der Seelsorge  setzt  er  sich besonders  für die Kölner sowie für die Bonner Katholische Ungarische Gemeinde ein. In ver‐schiedenen Pfarreien half er auch als Subsidiar aus. In  seiner Freizeit  gilt Adriányis Hauptinteresse der Klassischen Musik, 

insbesondere  der Oper,  aber  auch  der  konzertanten  –,  der Klaviermusik und  dem  Liedgesang.  Zu  seinen  Lieblingskomponisten  zählen  Mozart, Beethoven, Wagner,  Verdi  und  Puccini.  Sein  Cousin,  Zoltan  Pésko,  ein Schüler Pierre Boulez´ und Lorin Maazels,  ist  einer der  renommiertesten ungarischen Dirigenten und war Ende der neunziger Jahre vier Jahre lang Generalmusikdirektor  von  Düsseldorf,  ein  Amt,  das  so  herausragende Musiker wie Felix Mendelssohn‐Bartholdy, Robert Schumann und Carlos Kleiber  inne hatten. Über Spezialfragen zur Klassischen Musik und deren Interpreten kann man sich mit Adriányi ebenso auf einem hohen reflektier‐ten Niveau unterhalten wie über die unterschiedlichsten Themen zur Kir‐chengeschichte und zur Geschichte Osteuropas. 

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Sein  besonderes  Interesse  gilt  auch  den  außereuropäischen  Kulturen, weshalb er zahlreiche Studienreisen zu den verschiedensten Ländern un‐ternahm. Dass Adriányi ein vorzüglicher Koch ist, wissen diejenigen Studierenden 

zu schätzen, die er  im Anschluss an seine beliebten Auslandsexkursionen zu  sich  nach Hause  einlud. Neben  der  ungarischen Küche,  die  er  selbst vorzüglich beherrscht, schätzt er auch sehr die  französische, mehr  jedoch noch die belgische Küche. Zu seinem 75. Geburtstag planten Schüler, Kollegen und Freunde erneut 

eine Festschrift  für Adriányi. Dieses Mal wollte man bewusst ein anderes Thema  wählen.  Adriányi  zeigt  sich  stets  sehr  an  sozialen  und  gesell‐schaftspolitischen Fragestellungen  interessiert. Diese wurden  immer wie‐der auch  in seinen beliebten Postseminaren  im  ›Bonner Bären‹ diskutiert. So  kamen  die Herausgeber  auf  die  Idee,  die  potentiellen  Beiträger  dazu einzuladen, einen Artikel zum Thema ›Kirche und Gesellschaft im Wandel der Zeiten‹ aus ihrem Forschungsgebiet zu wählen. Neben Kirchenhistori‐kern, Theologen, Historikern und Kunsthistorikern wirken auch bekannte Katholiken  des  öffentlichen  Lebens mit.  Im April  2008 musste Otto  von Habsburg, der gerne einen Beitrag zu Ehren Adriányis verfasst hätte, aus gesundheitlichen Gründen seine Mitarbeit absagen.1 Er verstarb am 4. Juli 2011 in Pöcking. Insgesamt erhielten die Herausgeber dreißig Zusagen zu diesem Projekt, 

wobei  einzelne Themen  eine  genuine kirchenhistorische Ausrichtung ha‐ben,  andere  im  engeren  Sinne  gesellschaftspolitische  Fragen  abhandeln. Die Mehrzahl befasst sich mit Überschneidungen von kirchen‐ und gesell‐schaftspoltisichen Themenstellungen. Die beigesteuerten Aufsätze ließen sich in eine klare Gliederung einbrin‐

gen.  Die  ersten  fünf  Rubriken  sind  chronologisch  und  nach  Territorien geordnet. Sie behandeln das Mittelalter, das Rheinland und Westfalen so‐wie Deutschland und schließlich Europa. Die vier weiteren sind thematisch gebunden und befassen sich mit der Rezeption des Zweiten Vatikanums, der Theologiegeschichte, der Sozialethik und der Gesellschaftspolitik. Die Fertigstellung bzw. die Überreichung der Festschrift zog sich  insbe‐

sondere durch  einen Wechsel  im Herausgebergremium hinaus. Während 

1   Brief. Otto von Habsburg an die Herausgeber der Festschrift. 14. April 2008.  

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die allermeisten Autoren pünktlich ihre Beiträge lieferten, musste man auf einige  länger warten. Grundsätzlich wollten die Herausgeber keine Auto‐ren  ausschließen,  die  ihre  Festzusage  nicht  zurücknahmen. Da  die  Fest‐schrift aufgrund des großen Zuspruchs deutlich umfangreicher wurde als geplant, musste auch ein neuer Finanzierungsplan entworfen werden. Zu‐letzt galt es noch einen Termin zu finden, an dem der Jubilar, der sich häu‐fig in Ungarn und in anderen Ländern zu Forschungen aufhält, in Deutsch‐land ist. Da die Beiträger allesamt ausgewiesene Wissenschaftler sind, wurde auf 

eine zwangsverpflichtende Vorlage für das Zitieren verzichtet. Bei der Viel‐falt der Beiträge versteht es sich von selbst, dass die Herausgeber nicht  in jedem einzelnen Fall mit der Meinung eines Autors übereinstimmen müs‐sen. 

*** Der Dank der Herausgeber gilt Herrn Professor Dr. Dr. h.c. Reimund Haas, Köln, der in der fortgeschrittenen Phase der Erstellung dieser Festschrift an der Organisation des neuen Finanzierungsplanes mitgewirkt hat und uns ansonsten als erfahrener Editor kompetent beraten hat. Ebenso bedanken wir uns bei Hamid Reza Yousefi, Trier, der bereits mehrere Festschriften im Bautz Verlag herausgegeben hat, für seine Vorschläge zur formalen Gestal‐tung  und  zum  Aufbau  dieses  Sammelwerkes.  Dem  Verleger  Traugott Bautz, Nordhausen, danken wir für die Aufnahme dieser Festschrift in sein Verlagsprogramm und für die gute Zusammenarbeit. Den Sponsoren unse‐res Sammelwerkes, die namentlich  in der Titelei aufgeführt  sind, gilt ab‐schließend unser Dank. 

 Köln und Bonn, am Fest des heiligen Martin von Tours, dem 11. November 2011 

Hermann-Josef Scheidgen und Sabine Prorok

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I. Mittelalter

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Friedrich II. von Hohenstaufen – der Kaiser als Künstler oder Kunst als imperiales Herrschergebaren? 

Ein Beitrag zu seiner Fuktion als Bauherr und seine Rezeption in der Renaissance 

von Wolfgang Lippmann 

Der  folgende  Beitrag  gilt  der  Bewertung  der  künstlerischen  Neigungen Kaiser Friedrichs  II.  (1194‐1250),  insbesondere seinem mehrmals vermute‐ten  Architekturdilettantismus1.  In  diesem  Zusammenhang  soll  auch  auf sein Interesse an den Naturwissenschaften und der Mathematik eingegan‐gen werden. Es stellt sich die Frage, inwieweit die überlieferten Dokumen‐te zu seinem musisch‐wissenschaftlichen Wirken realistisch oder eventuell panegyrisch  übertrieben  sind;  außerdem  könnte  man  fragen,  ob  mögli‐cherweise  eine  schon  in der Antike verbreitete Herrscherdarstellung  eine Rolle gespielt hat2. Im Prinzip geht es darum, ob schon vor dem Aufkom‐men des Humanismus und der Renaissance bestimmte Erziehungskanons für Fürsten bekannt und verbreitet waren. 

1   Vgl.  vor  allem  Carl  Arnold Willemsen  in  seinen  zahlreichen  Beiträgen  (s.u. 

Fußnoten 35 und 41), aber auch schon G. Agnello  (insbesondere  in einem Bei‐trag von 1940: s.u. das Zitat in Fußnote 35) und nicht zuletzt Heinz Götze in sei‐nem  Buch  ›Castel  del Monte  – Gestalt  und  Symbol  der Architektur  Friedrichs  II.‹ (München  31991  [11984]), S.  87. Zu Friedrichs  angeblicher Planung von Castel del Monte auch schon bei Ernst Kantorowicz: Kaiser Friedrich der Zweite. Düssel‐dorf/München R1963 [Berlin 11927‐31], Hauptband, S. 296. 

2   Eine Vielzahl von Forschungen liegen hauptsächlich zu Kaiser Hadrian vor; vgl. Sylvia Fein: Die Beziehungen der Kaiser Trajan und Hadrian zu den Litterati (= Bei‐träge  zur  Altertumskunde,  6),  Stuttgart/Leipzig  1994;  zuletzt  verfaßte  Jörg Fündling einen zweibändigen ›Kommentar zur Vita Hadriani der Historia Augusta‹ (Bonn 2006 (= Antiquas, Reihe 4: Beiträge zur Historia‐Augusta‐Forschung, Se‐rie 3, Bd. IV/1‐2). 

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Kirche und Gesellschaft im Wandel der Zeiten 22 

Immer wieder wird in der Literatur betont, daß Friedrich II. eine univer‐sale  Bildung  gehabt  habe,  wie  man  sie  generell  erst  von  Renaissance‐Persönlichkeiten kennt3. Laut Ernst Kantorowicz soll sein »Wissen ungeheu‐erlich«  gewesen  sein;  »alle  Bildungskreise  der  damaligen  Welt  umgriff  sein Blick«, schreibt der Autor  in seiner Monographie von 19274. Zeitgenossen wie Matthäus von Paris, Mönch  in St. Alban bei London  (Hertfordshire), sprechen vom Kaiser als einem »stupor mundi et immutator mirabilis«5; ande‐re bezeichnen  ihn als einen »scientiarum amator«6. Gervasio Riccobaldi  (ca. 1230‐1312)  nennt  ihn  in  seiner  ›Historia  Imperatorum  Romanorum‐Germanorum‹  einen  »artifex  peritus«,  einen  »erfahrenen  Künstler  bzw. 

3   Nicht zufälligerweise bezeichnet Thomas Curtis van Cleve  in seiner Monogra‐

phie ›The Emperor Frederick II of Hohenstaufen – Immutator Mundi‹ (Oxford 1972) den Kaiser als »forerunner of the Renaissance« (auf S. 333); ebenso schreibt er auf S. 534: »one is tempted to see in Frederick II a man of the Renaissance«. Dieser Beitrag entstand  im  Zusammenhang  meiner  Studien  zum  Architekturdilettantismus der Reniassnce und des Barocks, weshalb  solche Fragestellungen  im Zentrum meiner Untersuchungen liegen.  

4   Vgl. E. Kantorowicz R1963 [wie Anm. 1], Hauptbd., S. 328. 5   Matthäus von Paris: Chronica maiora; vgl. Monumenta Germaniae historica, Scripto‐

res rerum germanicorum, Bd. 28. Hannover 1888, S. 74 ff (›Ex Cronicis Maioribus‹), insbes. S. 319. Vgl. auch August Nitschke: Friedrich  II. – ein Ritter des hohen Mittelalters,  in:  Stupor  mundi  –  Zur  Geschichte  Friedrichs  II.  von  Hohenstaufen (hrsg. von Gunther Wolf). Darmstadt 1966  [=Wege der Forschung, Bd. 101], S. 685. 

6   Unbekannte Quelle zit. nach: Antoninio de Stefano: L’idea imperiale di Federico II. Bologna 21952 [Firenze 11927], S. 212. Der Kaiser selbst wird, in der von seinem Sohn Manfred ausgearbeiteten Fassung seines Traktats ›De arte venandi cum avi‐bus‹, als »vir inquisitor et sapientI[a]e amator« (Buch I/2, Zeile 28) bezeichnet; zit. nach Wolfgang Stürner: Friedrich II. 1194‐1250. Darmstadt 32009, S. 449. Es stellt sich hier allerdings die Frage, inwieweit die Wissenschaftspflege nicht auch als eine Rezeption Kaiser Karls des Großen anzusehen ist: Bekanntlich hat er eben‐falls versucht, das Wissen seiner Zeit zu bündeln, auch wenn es vorrangig ein Kompendium der Kosmologie wurde; vgl. Dieter Blume: Wissenschaft und Bil‐der am Hof Karls des Grossen zur Klosterreform, in: Bruno Reudenbach (Hrsg.): Karolingische und ottonische Kunst (= Geschichte der bildenden Kunst in Deutsch‐land, Bd. 1). München/Berlin/London/New York 2009, S. 522. 

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Festschrift für Gabriel Adriányi zum 75. Geburtstag 23 

Handwerker«7, womit  er  sicherlich  Friedrichs  spezielle Kunstfertigkeiten meint,  seine Zeichenkünste,  sein  Interesse an antiker Bildhauerkunst und eventuell auch seine architektonischen Kenntnisse. Moderne Autoren wiederum verweisen – oft nur  in einem Nebensatz – 

auf normannische, byzantinische und staufische Herrschertraditionen8 und deuten damit an, daß Friedrich  II.  in deren Tradition  stand und also auf eine höfische Erziehung zurückgreifen konnte. Immer wieder  liest man, daß Kaiser Friedrich  II.  einige  seiner  späteren 

Kenntnisse und Fähigkeiten  in der Jugend erlernt hat. Welche Rolle dabei dem Kanzler und Bischof von Troja Walther von Pagliara bzw. dem Kardi‐nal Gregor  von Galgano  zukam,  ist  allerdings  nicht  geklärt.  Elementare Kenntnisse scheint ihm sein Lateinlehrer Wilhelm Franziskus vermittelt zu haben9. Möglicherweise hatte er auch arabische Lehrer10. Nicht bekannt ist, 

7   Bemerkung von Gervasio Riccobaldi aus Ferrara in seiner ›Historia Imperatorum 

Romanorum‐Germanorum a Carolo Magno usque ad annum 1298‹ (verfaßt 1292‐98): »omnium artium mechanicarum quibus animum advertit, artifex peritus« vgl. die Edi‐tion  von  Ludovico Antonio Muratori:  Rerum  italicarum  scriptores  ab  anno  aere Christianae D ad MD, Bde. 1‐25. Milano 1723‐51, Bd. 9. Milano 1726, S. 132; für eine Übersetzung vgl. Kaiser Friedrich II. – Sein Leben in zeitgenössischen Berichten (hrsg. von Klaus  J. Heinisch). München  41994  [11977], S. 230. Eine ähnliche Be‐merkung auch in Pandolfo Collenuccios (1444‐1504) ›Compendio delle historie del regno  di Napoli‹,  die man  auch mit  »erfahrener  Fachmann  in  allen mechanischen Künsten« übersetzt hat; vgl. Kaiser Friedrich II. 41994 [s.o.], S. 263. 

8   So A. de Stefano, der darauf hinweist, daß der Antikenbezug bereits bei Kaiser Friedrich I. sehr ausgeprägt war, da er sich als Nachfolger von Kaiser Augustus und der Antoniner bezeichnete  (A. de Stefano  21952  [wie Anm. 6], S. 61); vgl. T.C. van Cleve 1972  [wie Anm. 3], S. 283  ff, 319,  insbes. die Bemerkung auf S. 333: »phrases such as «the first modern man» […] is patently misleading because of its exclusiveness; it fails to emphasize sufficiently the stimulus given to these activities by Frederick’s Norman  and Hohenstaufen  forebears«. Auf die Vorbildrolle normanni‐scher Herrscher, insbesondere von König Roger II. und Wilhelm II., bezieht sich auch W. Stürner  32009  [wie Anm. 6], S. 110 und 375; siehe auch weiter unten, u.a. Fußnoten 14 und 27. 

9   Vgl. Georgina Masson: Das  Staunen  der Welt  –  Friedrich  II.  von Hohenstaufen. Bergisch Gladbach 31977 [dt.: Tübingen 11958; engl.: London 1957], S. 26 ff, ins‐bes. S. 31; vgl. auch W. Stürner  32009  [wie Anm. 6], S. 110‐111. Laut E. Horst mag er »einige elementare Kenntnisse Friedrich Wilhelm Francisius  [und] vor allem 

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Kirche und Gesellschaft im Wandel der Zeiten 24 

wer seine künstlerischen Fähigkeiten  förderte. Erwiesen  ist, daß Friedrich II. dichtete und  seine Verse  im  Stil der Troubadoure mit  einer musikali‐schen Begleitung vortrug, die er gelegentlich selbst erfand11. Man  hat  vermutet,  daß  ihm  seine  erste  Frau,  Konstanze  von  Aragon 

(1182/83‐1222)12,  die  Kenntnis  der  provenzalischen  Dicht‐  und  Trouba‐dourkunst vermittelt habe13. Hierbei handelte es sich jedoch um eine Fami‐lientradition, d.h. sie wird eventuell bestehende Kenntnisse verbessert ha‐ben: Denn bereits sein Großvater, Kaiser Friedrich I., war Minnesänger und 

Gregor von Galgano, der wohl naturwissenschaftliche Kenntnisse besaß, verdankt ha‐ben« (Eberhard Horst: Friedrich der Staufer – Eine Biographie. Düsseldorf 1975, S. 28). Laut G. Magaletta lernte er zahlreiche Sprachen bei Wilhelm Francisius; vgl. Giuseppe Magaletta: Musica e poesia alla corte di Federico di Svevia. Foggia 1989, S. 87 ff. 

10   G. Masson 31977 [wie Anm. 9], S. 31. Vgl. auch E. Horst 1975 [wie Anm. 9], S. 26‐28. 

11   Der Franziskanermönch Salimbene von Parma (in seiner ›Cronica fratis Salimbene de Adam Ordinis Minorum‹) berichtet, daß er »Kantilenen und Gesänge  erfinden« konnte (»et cantare sciebat et cantilenas et cantiones invenire«), was man wohl mit der damaligen Troubadourdichtung, gleichsetzen muß; vgl. Monumenta Germa‐niae historica, Scriptores  rerum germanicorum, Bd. 32  (hrsg. von Oswald Holder‐Egger). Hannover/Leipzig  1905‐13,  S.  348.  Für die deutsche Übersetzung  vgl. Kaiser Friedrich II. 41994 [wie Anm. 7], S. 195. Laut E. Kantorowicz fand schon in seiner Jugend am Hofe in Palermo eine Dichterkrönung statt (ca. 1209), und er wäre damals von Troubadouren umgeben gewesen; vgl. E. Kantorowicz R1963 [wie Anm. 1], Hauptbd., S. 298. Vgl. auch Nino Pirrotta: Federico e la musica, in: Cosimo Damiano  Fonseca/Valentino Pace  (Hrsg.):  Federico  II  e  l’Italia  (Austel‐lungskatalog Rom Dezember 1995 – April 1996). Rom 1995, S. 145‐147. 

12   Die Heirat  fand  1209  in Messina  statt,  eine Heirat  per  procurationem  bereits 1208 in Saragossa. 

13   Vgl. E. Horst 1975 [wie Anm. 9], S. 202; vgl. auch Arthur Haseloff: Die Bauten der Hohenstaufen in Unteritalien, Bd. 1. Leipzig 1920, S. 5 (und insbes. Fußnote 3 mit dem Hinweis auf den Beitrag von Hans Niese: Zur Geschichte des geistigen Le‐bens am Hofe Kaiser Friedrichs  II.,  in: Historische Zeitschrift, Bd. 108, 1912, S. 473‐540). Für eine weiterreichende Untersuchung der Beziehungen zur proven‐zalischen Troubadourlyrik vgl. G. Magaletta  1989  [wie Anm.  9],  S.  73  ff; vgl. auch Alberto Varvaro: La cultura di Federico II, in: Federico II e l’Italia 1995 [wie Anm. 11], S. 134‐136. 

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Festschrift für Gabriel Adriányi zum 75. Geburtstag 25 

hatte einen bedeutenden Kreis von Minnesängern um sich versammelt14. Er hat die Errungenschaften der provenzalischen Dichtung  in den deutschen Minnesang eingeführt15. Auch der Vater Friedrichs II., Kaiser Heinrich VI., war Minnesänger und hat den Daktylus  in die deutsche Verskunst einge‐führt,  eine  Variante  des  in  der  provenzalischen  Sprache  verwendeten Zehnsilblers16. Die literarische Aktivität war demnach ein verbreitetes Phä‐nomen  am Hofe  seiner Vorfahren, weshalb  es verständlich  ist, daß  auch Friedrich II. auf dem Gebiet der Dichtkunst hervortrat: Er wird als der Be‐gründer der  sizilianischen Dichterschule  angesehen, der bedeutende Per‐sönlichkeiten wie der Notar Giacomo da Lentini (gest. vor 1250) oder sein engster  Vertrauter  und  »Logothet«  Piero  delle  Vigne  (1180/90‐1249  ca.) angehörten. Friedrich II. werden drei Canzonen zugeschrieben17, die er auf Italienisch verfaßt hat, womit er entscheidend zur Verbreitung des Volgare beitrug18. 

14   Zu  diesem Kreis  zählte  u.a.  Friedrich  von Hausen  (um  1150‐1190),  der  auch 

noch am Hofe von Kaiser Heinrich VI. tätig war und durch ihn nach Italien ge‐langte, wo  er  starb; vgl. Helmut de Boor: Die  höfische Literatur  – Vorbereitung, Blüte, Ausklang 1170‐1250 (= Geschichte der deutschen Literatur von den Anfän‐gen bis zur Gegenwart, Bd. 2). München 1953, S. 256 ff. 

15   Vgl. H. de Boor 1953 [wie Anm. 14], S. 250. 16   Vgl. H. de Boor 1953  [wie Anm. 14], S. 250‐251; vgl. auch Max  Ittenbach: Der 

frühe deutsche Minnesang – Strophenfügung und Dichtersprache. Halle/Saale 1939, S. 141 ff. 

17   Für eine Edition vgl. Bruno Panvini: Poeti italiani della corte di Federico II. Catania 1989  [1990],  S.  201‐210 und  292‐293;  vgl.  auch Carl Arnold Willemsen: Kaiser Friedrich II. und sein Dichterkreis – Staufisch‐sizilische Lyrik  in  freier Nachdichtung. Krefeld 1947, S. 45‐48; vgl. für eine Zusammenfassung T.C. van Cleve 1972 [wie Anm. 3], S. 328‐329. Zu einer inhaltlichen Abgrenzung zu der provenzialischen Lyrik vgl. August Nitschke: Friedrich II. – ein Ritter des hohen Mittelalters, in: Stupor mundi 1966 [wie Anm. 5], S. 649‐650. Dort auch ein Vergleich zu den Ge‐dichten von Giacomo da Lentini. 

18   Vgl. die Äußerungen Dantes in seiner Abhandlung ›De vulgari eloquentia‹ (I,12), wonach Friedrich II. als ein Begründer der italienischsprachigen Dichtung (Vol‐gare) angesehen werden kann (»nam videtur sicilianum vulgare sibi famam pre aliis asciscere,  eo  quid  quicquid poetantur Ytali  scilianum vocatur«);  für die Bedeutung des Zitates vgl. C:A. Willemsen 1947 [wie Anm. 17], S. 10‐13; vgl. auch T.C. van 

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Kirche und Gesellschaft im Wandel der Zeiten 26 

Mehr interessieren in diesem Kontext allerdings andere künstlerische Be‐tätigungen  und  u.a.  auch  seine  naturwissenschaftlichen  Interessen.  Be‐rühmt ist das sog. Falkenbuch Friedrichs, das den Titel ›De arte venandi cum avibus‹  trägt. Es handelt sich um einen mehrbändigen, wissenschaftlichen Traktat über Vögel, der den Zweck hatte, dem Jäger ein universelles Wis‐sen über diese Tiere zu vermitteln. Es beginnt mit einer allgemeinen Vo‐gelkunde,  d.h.  einer Klassifikation  der Vögel,  es  folgt  eine  Beschreibung ihrer Gewohnheiten, Nahrungssuche und Brutrituale sowie ihrer speziellen Nistgewohnheiten,  um  dann  auch  auf  die Wanderungen  der  Zugvögel einzugehen. Eingehend beschreibt  es den Knochenbau, das Gefieder und die Fluggewohnheiten der Vögel. Erst im zweiten Buch geht Friedrich spe‐ziell auf die Falken ein, denen die restlichen vier Bücher gewidmet sind19. Das  im Original  nicht mehr  erhaltene Werk  enthielt  zahlreiche Abbil‐

dungen, über deren Autor nichts bekannt ist20. Man kann aber annehmen, daß der Kopist und Miniaturmaler zumindest auf detaillierte Anweisungen 

Cleve 1972 [wie Anm. 3], S. 534. Zu den bedeutendsten schöpferischen Leistun‐gen des Dichterkreises gehörte die Erfindung des Sonetts. 

19   Vgl. Carl Arnold Willemsen: Über die Kunst mit Vögeln zu  jagen. Kommentar zur lateinischen und deutschen Ausgabe. Frankfurt am Main 1979; vom selben Autor die deutsche Übersetzung: Kaiser Friedrich der Zweite: Über die Kunst mit Vö‐geln zu jagen, Bde. 1‐2. Frankfurt am Main 1964. Für eine moderne Edition (und italienische Übersetzung) vgl. Anna Laura Trombetti Budriesi (Hrsg.): Federico II di Svevia – De arte venandi cum avibus  / L’arte di cacciare con gli uccelli. Edizione e traduzione italiana del ms. lat. 717 della Biblioteca Universitaria di Bologna collaziona‐to con il ms. Pal. lat. 1071 della Biblioteca Vaticana. Roma/Bari 2000. Inwieweit die Hs. ursprünglich  zwei Anhänge über die Krankheiten der Falken  sowie über die Haltung von  (Jagd‐)Hunden enthielt, vgl.  Johannes Fried: Kaiser Friedrich II. als Jäger oder Ein zweites Falkenbuch Kaiser Friedrichs II.?, in: Nachrichten der  Akademie  der  Wissenschaften  in  Göttingen,  1:  Philologisch‐historische Klasse aus dem  Jahre 1996  (Heft 4),  insbes. S. 129‐130, 134‐136. Laut C.A. Wil‐lemsen hatte  Friedrich  II.  zudem die Absicht,  »ein Werk über  die Habichte  und Sperber zu  schreiben«; vgl. Carl A. Willemsen: Handschriften aus dem Umkreis Friedrichs II.,  in: Die Zeit der Staufer – Ausstellungskatalog Stuttgart März‐Juni 1977 (hrsg. von Reiner Hausherr), Bde. 1‐5. Stuttgart 1977, Bd. 1, S. 646. 

20   Friedrich  II.  verlor  die Handschrift  im  Feldlager  von  Parma  (1248). Von  der Handschrift wurden anscheinend noch bis ins 15. Jh. Kopien angefertigt; vgl. J. Fried 1996 [wie Anm. 19], S. 136. 

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Festschrift für Gabriel Adriányi zum 75. Geburtstag 27 

des Kaisers, wenn nicht sogar auf Vorzeichnungen von ihm zurückgreifen konnte21. Wiederholt wird in der Literatur vermutet, daß Friedrichs zeich‐nen konnte22. Diese Vorarbeiten hat anscheinend später sein Sohn Manfred (1231‐1266) verwendet, als er eine reich illustrierte Kopie des Falkenbuches anfertigte,  die  sich  heute  in  der Vatikanischen  Bibliothek  befindet  (Cod. Palatinus lat. 107123). Inwieweit nun Friedrich  II. als ein Naturwissenschafter gefeiert werden 

kann, wie dies Gotfrid  [Gottfried] von Cosenza  (ermordet  1269)  tut24,  ist eine  andere  Frage.  Laut  Ernst  Kantorowicz  stellt  das  Falkenbuch  »einen Wendepunkt im abendländischen Denken« dar und kann als »Beginn der abend‐ländischen Erfahrungswissenschaft« bezeichnet werden25 –  eine vielleicht  et‐

21   Laut W. Stürner konnte Manfred auf ein sog. »Arbeitsexemplar« seines Vaters 

zurückgreifen, das »wenigstens die  ersten  beiden Bücher umfaßte«, über das aber sonst nichts Konkretes bekannt  ist; W. Stürner  32009  [wie Anm. 6], S. 438. Für eine kritische Sichtweise vgl. die Einführung von Carl Arnold Willemsen,  in: Das Falkenbuch Kaiser Friedrichs  II. – Nach einer Prachthandschrift  in der Vatikani‐schen Bibliothek (hrsg. von Carl Arnold Willemsen). Dortmund 1980 [= Die bibli‐ophilen Taschenbücher], S. 235. 

22   Vgl.  Carl  Arnold Willemsen:  Kaiser  Friedrichs  II.  Triumphtor  zu  Capua  –  Ein Denkmal  hohenstaufischer Kunst  in Süditalien. Wiesbaden  1953, S.  8; vgl. Walter Hotz: Pfalzen und Burgen der Stauferzeit – Geschichte und Gestalt. Darmstadt 31992 [11981], S. 330. 

23   Vgl. die Edition von C.A. Willemsen: Das Falkenbuch Kaiser Friedrichs des Zweiten – Cod. Pal. lat. 1071 der Biblioteca Apostolica Vaticana, Kommentar, Faksimileedition (= Glanzlichter der Buchkunst, 9). Darmstadt 2000. Da Friedrich  II.  sein Werk nicht vollenden konnte, hat König Manfred einiges ergänzt, was er sehr korrekt mit der Hinzufügung »Rex Manfred« und wohl »REX« versieht; vgl. J. Fried 1996 [wie Anm. 19], S. 126‐127, 141‐142. Vgl. auch E. Kantorowicz R1963  [wie Anm. 1], Hauptbd., S. 335. Auch diese zweite Fassung von Manfred blieb anscheinend unvollendet; vgl. J. Fried 1996 [wie Anm. 19], S. 151 (Fußnote 173). 

24   Gotfrid [Gottfried] von Cosenza: Geschichte der Taten Kaiser Friedrich II. und sei‐ner Söhne Konrad und Manfred (ursprüngl. Nicolaus de Jamsilla zugeschrieben): »Der Kaiser selbst verfaßte mit ungeheurem Scharfsinn, der besonders auf dem Gebiet der Naturwissenschaft hervortrat, ein Buch über die Natur und Pflege der Vögel«; zit. nach Kaiser Friedrich II. 41994 [wie Anm. 7], S. 32. 

25   E. Kantorowicz R1963 [wie Anm. 1], Hauptbd., S. 336. Vgl. auch dîe ältere Editi‐on des Kindler‐Literaturlexikons, Bd. 6 (R1974), S. 2371, das das Falkenbuch als 

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Kirche und Gesellschaft im Wandel der Zeiten 28 

was emphatische Bemerkung. Tatsache bleibt, daß sich der Kaiser mit na‐turwissenschaftlichen Fragestellungen beschäftigte und einzelne Lehrmei‐nungen mittels Versuchen, gelegentlich durchaus in brutaler Weise, unter‐suchen und überprüfen ließ26. Bereits Araber und vor allem die Normannen hatten vor ihm Werke über 

die Falkenjagd verfaßt27. Bewußt hat er – sehr standesgemäß – die Falken‐jagd ausgewählt, die eines Kaisers würdig gelten konnte28. Auf  anderen Gebieten wie der Mathematik  scheint  sein  Interesse nicht 

weniger gering gewesen zu sein, doch hat sich kein Dokument diesbezüg‐lich  erhalten. Allerdings hat  er die Studien des Mathematikers Leonardo Fibonacci mit  großem  Interesse  verfolgt, den  er wahrscheinlich während seines Aufenthaltes in Pisa 1226 getroffen hat29 und den er zu der Neubear‐

»das  erste  wissenschaftliche  Werk  der  Ornithologie«  feiert.  Vgl.  auch  August Nitschke: Friedrich II. – ein Ritter des hohen Mittelalters, in: Stupor mundi 1966 [wie Anm. 5], S. 664. Sehr viel kritischer Alberto Varvaro: La cultura di Federico II, in: Federico II e l’Italia 1995 [wie Anm. 11], S. 138, der weniger seine Wissen‐schaftlichkeit, als seine »nobilissima curiositas« hervorhebt. 

26   Darüber berichtet  in aller Ausführlichkeit und voller Kritik der Franziskaner‐mönch Salimbene von Parma in seiner ›Cronica fratis Salimbene de Adam Ordinis Minorum‹; für die deutsche Übersetzung vgl. Kaiser Friedrich II. 41994 [wie Anm. 8], S. 197 ff. Für die historische Bedeutung und Wertung kirchlicher Quellen aus dieser Zeit vgl. Hermann‐Josef Scheidgen: Friedrich II. von Staufen (1194‐1250) in der Auseinandersetzung mit den Päpsten seiner Zeit, in: Kirchengeschichte. Al‐te und neue Wege: Festschrift  für Christoph Weber (hrsg. von Gisela Fleckenstein), Frankfurt a.M. u.a. 2008, S. 25‐36. Vgl. auch G. Masson  31977  [wie Anm. 9], S. 233‐234. 

27   Vgl. J. Fried 1996 [wie Anm. 19], S. 138. Vgl. auch August Nitschke: Friedrich II. – ein Ritter des hohen Mittelalters,  in: Stupor mundi 1966 [wie Anm. 5], S. 662‐663; August Nitschke: Federico II e gli scienziati del suo tempo, in: Atti del Con‐vegno di studi su Federico  II –  Jesi, Mai 1966  (hrsg. von Edoardo Pierpaoli).  Jesi 1976, S. 107‐127, inbes. S. 108‐109. 

28   Die  Falkenjagd  galt  als  besonders  schwierig;  vgl. Dorothea Walz: Die Hand‐schrift und ihr Verfasser, in: Das Falkenbuch Friedrichs II. 2000 [wie Anm. 23], S. 4. 

29   Vgl. Kaiser Friedrich II. in Briefen und Berichten seiner Zeit (hrsg. von Klaus J. Hei‐nisch). Darmstadt 1968, S. 78‐79. 

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Festschrift für Gabriel Adriányi zum 75. Geburtstag 29 

beitung seines 1202 verfaßten ›Liber Abaci‹ veranlaßt hat, das Fibonacci 1228 abschloß30. Wenden wir uns nun dem komplexesten, durch Dokumente schwer be‐

legbaren Sachverhalt zu: der Bedeutung Kaiser Friedrichs  II. als Bauherrn und insbesondere der Frage, ob er selbst an der Planung seiner Bauwerke beteiligt war,  d.h.  als  Architekturdilettant  bezeichnet werden  kann.  Die Argumentation von Walter Hotz, nach der Friedrich II. das Brückenkastell in Capua  selbst  entworfen  haben  soll,  vermag  nicht  zu  überzeugen: Als zentrales Argument führt Hotz einen Satz bzw. ein Wort aus der Chronik des Mönches und kaiserlichen Notars Richard von San Germano (ca. 1165‐1243/44) an: »fieri  super pontem  castellum  iubet,  quod  ipse  [Imperator] manu propria  consignavit«31. Das mittellateinische Verb »consignare« übersetzt W. Hotz etwas zu frei mit »aufgezeichnet«32. Laut einschlägigen Lexika bedeutet es allerdings eher: »mit  einem Siegel  oder  einer Unterschrift versehen«33, d.h. offiziell bestätigen und gegenzeichnen; im speziellen Fall müßte die exakte Übersetzung wohl folgendermaßen  lauten: »das Projekt mit eigener Hand unterschreiben und für die Ausführung freigeben«. Carl Arnold Willemsen hat bereits  in seiner Monographie von 1953 die 

Übersetzung kritisiert34, aber angesichts der Planung des Tores hervorge‐ 30   Vgl. Kaiser Friedrich II. in Briefen und Berichten seiner Zeit (hrsg. von Klaus J. Hei‐

nisch). Darmstadt  1968, S.  80. Fibonacci widmete  1226 dem Kaiser  sein  ›Liber quadratorum‹; vgl. W. Stürner 32009 [wie Anm. 6], S. 386. 

31   Richard von San Germano: Chronica; publiziert in: Monumenta Germaniae histori‐ca, Scriptores rerum germanicorum, Bd. 19 (hrsg. von Georg Heinrich Pertz). Han‐nover 1866, S. 372; vgl. auch Ludovico Antonio Muratori: Raccolta degli  storici italiani dal cinquecento al millecinquecento, Scriptores de rerum italicarum, nuova se‐rie Bd. 7/2 (hrsg. von Carlo Alberto Garufi). Bologna 1937, S. 188. 

32   Vgl. Walter Hotz: Kaiser  Friedrich  II.  als Baumeister,  in: W. Hotz  31992  [wie Anm. 22], S. 329 ff. 

33   Egidio Forcellini: Lexicon totius latinitatis, Bd. 1. Patavii [= Padua] 1940, S. 806. 34   C.A. Willemsen 1953  [wie Anm. 22], S. 7  (er bezog  sich dabei auf A. Haseloff 

1920 [wie Anm. 13], S. 8); vgl. auch seinen Beitrag: Die Bauten Kaiser Friedrichs II. in Süditalien, in: Die Zeit der Staufer 1977 [wie Anm. 19], Bd. 3, S. 143 ff, insbe‐sondere  S.  162‐163.  Für  eine  andere,  sehr  kritische  Sichtweise  vgl. Alexander Knaak: Prolegomena zu einem Corpuswerk der Architektur Friedrich II. von Hohens‐taufen  im  Königreich  Sizilien  (1220‐1250)  (=  Studien  zur Kunst‐  und Kulturge‐schichte, Bd. 16). Marburg 2001 [= Diss. Univ. Tübingen 1998], S. 13‐14. 

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Kirche und Gesellschaft im Wandel der Zeiten 30 

hoben, daß Richard von San Germano, »indem er dies so nachdrücklich beton‐te,  [...]  doch  zweifellos  eine  besonders  starke  Einwirkung  [oder  eher: Mitwir‐kung?] des Kaisers auf dieses Bauvorhaben zum Ausdruck bringen« wollte 35. Im Falle des Tores von Capua verweist Willemsen zudem auf Dokumente, die das  Interesse Friedrichs am Baugeschehen dokumentieren. Wie aus erhal‐tenen Briefen hervorgeht, hat sich der Kaiser  in den  Jahren 1234‐1239  im‐mer wieder für den Bau und dessen Vollendung eingesetzt36. Ein ebenso bedeutendes Beispiel in diesem Zusammenhang stellt die kai‐

serliche Residenz in Foggia dar, von der – sieht man von einem Bogen und einer  Inschrift ab – kaum noch etwas erhalten  ist37. Aber gerade diese  In‐schrift könnte man – wie T. Curtis van Cleve aufgezeigt hat38 – als Hinweis auf den künstlerischen Anteil des Kaisers  an der Errichtung  seiner Resi‐

35   C.A. Willemsen 1953 [wie Anm. 22], S. 7: Der Autor hat insofern recht, auf die 

besondere Wortwahl zu verweisen, da Richard von San Germano  sonst meist die Formel »muniri iussit« in seiner Chronik benutzt bzw. schreibt: »castella iussu Imperatoris firmantur«. Schon zuvor war G. Agnello bei seiner Untersuchung der sizilianischen  Bauten Kaiser  Friedrichs  II.  zu  demselben  Ergebnis  gelangt;  er schreibt: »L’Imperatore che prende parte così attiva alla elaborazione dei progetti archi‐tettonici, che entra nella discussione di questioni tecniche generali e di questioni di det‐taglio, non può avere il ruolo di semplice committente [...], ma deve considerarsi, un po’ anche  lui,  l’autore  ideale dei progetti...«  (Giuseppe Agnello:  Il  castello di Catania nel quadro dell’architettura sveva; in: Bollettino storico catanese 5 (1940), S. 183‐201). 

36   U.a. hat er angemahnt, möglichst rasch die Türme mit einem Dach zu versehen, damit kein Regen eindringe; vgl. C.A. Willemsen 1953 [wie Anm. 22], S. 8. 

37   Von  der  1223  erbauten  Residenz,  die  1543  nach  dem  französisch‐spanischen Krieg noch durch ein Erdbeben 1731 zerstört wurde, sind einige Mauerreste im heutigen Stadtpalast sowie ein Bogen erhalten, der  in einen Neubau (dem Pal. Arpi) vermauert wurden; zum Areal gehörte einst auch ein Jagdrevier, genannt Bosco dell’Incoronata; vgl. Casimiro Perifano: Cenni storici su la origine della città di  Foggia.  Foggia  1831,  S.  64  ff,  bes.  S.  70;  für Literatur  aus  neuerer Zeit  vgl. Dankwart Leistikow: Bemerkungen zum Residenzpalast Friedrichs II. in Foggia, in: Kunst im Reich Kaiser Friedrichs II. von Hohenstaufen, Akten des 2. Internatio‐nalen Kolloquiums zu Kunst und Geschichte der Stauferzeit, Bonn Dezember 1995 (hrsg. von Alexander Knaak). München 1997, Bd. 2, S. 66‐80. Vgl. auch A. Haseloff 1920 [wie Anm. 13], S. 67 ff. 

38   T.C. van Cleve 1972 [wie Anm. 3], S. 337‐338. 

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Festschrift für Gabriel Adriányi zum 75. Geburtstag 31 

denz deuten. Laut der  Inschrift befahl der Kaiser diesen Bau  (»sic Caesar fieri jussit opus istud«) und »Protomagister Bartolomeo aus Foggia erbaute ihn in dieser Weise« (»Bartholomeus sic construxit  illud«39). Wie T. Curtis van Cleve bemerkt40,  scheint  die  Inschrift  suggerieren  zu wollen,  daß  Entwurf  und Aussehen des Bauwerkes auf den Kaiser  zurückgehen, während Bartolo‐meo aus Foggia eher die Funktion eines Werkmeisters zukommt, der die Aufgabe hatte, die  ihm vorgelegten Pläne  auszuführen bzw. die kaiserli‐chen Befehle umzusetzen41. Eine Anekdote, die der Mönch Salimbene von Parma  in seiner  ›Cronica‹ 

berichtet, macht  anschaulich, wie  es  eventuell  bei der Planung von Bau‐werken zuging. Laut Salimbene habe sich der Kaiser erlaubt, um die Wis‐senschaftlichkeit seines Astrologen Michael Scotus zu überprüfen, die Hö‐he des Bodens  in einem Raum zu verändern. Der Chronist berichtet, daß der Kaiser »seinen Architekten und Zimmerleuten befahl, den Saal des Palastes auf solche Weise zu senken, daß es niemand bemerken könne. Und so geschah es«42. Dieses Beispiel zeigt, wie Friedrich selbstherrlich Entscheidungen traf und sogar  architektonische  Detailfragen  bestimmte:  Seine  Architekten  und Zimmerleute hatten vor allem die Aufgabe, seine Vorstellungen möglichst genau  umzusetzen. Willemsen  faßt  den  Sachverhalt  folgendermaßen  zu‐sammen:  »Doch  selbst wo  in Bauakten Namen von Männern  genannt werden, erscheinen sie als Kontrollorgane in den zuständigen Justitiariaten oder als örtliche Bauleiter,  verantwortlich  für  die  Beschaffung  und  rechtzeitige  Anlieferung  des 

39   Zitiert nach T.C. van Cleve 1972 [wie Anm. 3], S. 338; vgl. auch W. Hotz 31992 

[wie Anm. 22], S. 295‐296. Die Inschrift wurde anscheinend  im 15. Jh. stark er‐neuert; vgl. Carl Arnold Willemsen: Federico II costruttore in Puglia, in: Studi di storia pugliese in onore di Giuseppe Chiarelli (hrsg. von Michele Paone), Bde. 1‐6. Galatina 1972‐77, Bd. 1 (1972), S. 487 ff, insbes. S. 505. 

40   T.C. van Cleve 1972 [wie Anm. 3], S. 338. 41   Vgl. die Äußerungen von C.A. Willemsen: Die Bauten Kaiser Friedrichs  II.  in 

Süditalien, in: Die Zeit der Staufer 1977 [wie Anm. 19], Bd. 3, S. 163. 42   Salimbene von Parma: Cronica fratis Salimbene de Adam Ordinis Minorum: »preci‐

piens architectis sive fabris lignaris, ut salam palatii ita deprimerent, quod nullus posset advertere«; publiziert in: Monumenta Germaniae historica, Scriptores rerum germani‐corum, Bd. 32  (hrsg. von Oswald Holder‐Egger). Hannover/Leipzig 1905‐13, S. 353; für die deutsche Übersetzung vgl. Kaiser Friedrich II. 41994 [wie Anm. 7], S. 199. 

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Kirche und Gesellschaft im Wandel der Zeiten 32 

notwendigen Baumaterials, für die Überwachung und termingerechte Ausführung aller Arbeiten  [...]. Aber nirgends  findet sich ein Hinweis, daß es sich bei diesen Männern zugleich um den eigentlichen Architekten handelte [...]. Unter denen, die möglicherweise Entwürfe zu machen verstanden, war wohl keiner – weshalb uns auch kein Name überliefert ist – der, wie Petrus de Vinea auf seinem Gebiete, die «Worte zu setzen» verstand, es sei denn der Kaiser selbst«43. Da Friedrich künstlerisch interessiert und in verschiedenen naturwissen‐

schaftlichen Disziplinen – u.a. der Mathematik – bewandert war, wird man ihn  ihn  auch  als Architekturdilettanten  beim  Bau  seiner  Festungen  und Burgen  bezeichnen  können  44. Nicht  zufällig  zeichnen  sich  seine Burgen, speziell  die  komplexe  Achteckkonstruktion  von  Castel  del Monte,  aber auch frühere Festungen, die einfacher gestaltet sind (Syrakus, Castel Mani‐ace;  Catania,  Castello  Ursino),  durch  eine  Vorliebe  für  geometrische Grundrißmodule aus45, die typisch sind für Architekturdilettanten (generell kann man  bei  adligen Architekturdilettanten  eine Vorliebe  und Verbrei‐tung geometrischer Grundrißformen feststellen46). Es ist daher nicht ausge‐

43   C.A. Willemsen: Die Bauten Kaiser Friedrichs  II.  in Süditalien,  in: Die Zeit der 

Staufer 1977 [wie Anm. 19], Bd. 3, S. 163. 44   Denn wer verschiedenen künstlerischen Tätigkeiten nachgeht, ist meistens noch 

in anderen Bereichen aktiv. Momentan kann ich nur auf meine Studie über den Architekturdilettantismus verweisen, die demnächst als Habilitationssschrift an der Universität Kiel eingereicht werden soll. 

45   C.A. Willemsen  spricht  von  einer  »geradezu  spielerischen  Freude  des  Variierens architektonischer Gedanken wie  auch des Kombinierens  sehr verschiedener Grundriß‐formen«  (C.A. Willemsen: Die Bauten der Hohenstaufen  in  Süditalien  – Neue Grabungs‐  und  Forschungsergebnisse,  in: Arbeitsgemeinschaft  für  Forschung des Landes Nordrhein‐Westfalen, Heft 149. Köln/Opladen 1968, S. 49. Vgl. auch C.A. Willemsen: Die Bauten Kaiser Friedrichs  II.  in Süditalien,  in: Die Zeit der Staufer 1977 [wie Anm. 19], Bd. 3, S. 143‐163, insbesondere S. 150; vgl. ferner A. Knaak  2001  [wie Anm.  34],  S.  23,  125‐126,  128‐130,  139‐143  (Abb.  28‐29). Die Bauwerke rufen gerade dazu, eine eingehende Untersuchung der Maßproporti‐onen vorzunehmen, was beim Castel del Monte schließlich geschah: Heinz Göt‐ze: Castel del Monte – Gestalt und Symbol der Architektur Friedrichs  II. München 31991 [11984]. 

46   Wie ebenfalls  in meiner Studie über den Architekturdilettantismus dargestellt wird, kann man bei vielen Architekturdilettanten die Vorliebe  für Geometrie, 

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Festschrift für Gabriel Adriányi zum 75. Geburtstag 33 

schlossen, daß der mathematikinteressierte Kaiser  an der Planung  seiner Festungen beteiligt war: »Da wird für Friedrich II. seine intellektuell begründete Vorliebe für regelmäßige stereometrische Formen, für die analysierbare Gestalt von Baukörpern  bezeichnend«,  schreibt W.  Hotz  in  seiner  Analyse  staufischer Baukunst47. In der Skulptur und im Münzwesen sind in der Regierungszeit Friedrichs 

II. ebenfalls Neuerungen festzustellen: man denke nur an seine Porträtbüs‐te, einst am Tor von Capua48, und an die  (Wieder‐)Einführung von Gold‐münzen, den sog. Augustalen49: Beides setzt eine spezifische Kenntnis anti‐ker Vorbilder voraus50. Dies spricht dafür, daß ein persönliches und politi‐

Festungsbau und Architektur nachweisen, wobei oftmals die einzelnen Gebiete nicht zu trennen sind. 

47   W. Hotz 31992 [wie Anm. 22], S. 333. 48   Vgl. C.A. Willemsen 1953  [wie Anm. 22], S. 37‐38, Abb. 36‐37. Vgl. Valentino 

Pace:  Il  «ritratto»  e  i  «ritratti» di Federico  II,  in: Federico  II  e  l’Italia  1995  [wie Anm. 11], S. 5 ff, vgl. auch dort die Kat.‐Nr. IV.3 und V.4 auf S. 232 bzw. 243‐244. 

49   Die Münzen, insbesondere seine goldenen »Augustalen«, die im Aussehen u.a. augusteischen Vorbildern nachempfunden waren,  im Goldgehalt und  im Ge‐wicht arabischen Münzen  (dem arabischen Dinar) bzw. dem konstantinischen Solidus entsprachen, sind das beste Beispiel dafür, daß seine Politik der Anti‐kenimitation oftmals aufging. Die Bedeutung seiner Goldmünzen wurde später allein vom  florentinischen Fiorino  (seit 1253) und vom venezianischen Ducato (seit 1284) übernommen. Den Anjou gelang es nicht, eine entsprechende Wäh‐rung in Umlauf zu setzen; vgl. Franco Panvini Rosati: Federico II «mutator mo‐netae», in: Federico II e l’Italia 1995 [wie Anm. 11], S. 75‐77. 

50   Wie  bereits  A.  Haseloff  herausstreicht,  war  Kaiser  Friedrich  II.  »ein  eifriger Sammler antiker Bildwerke«  (A. Haseloff 1920  [wie Anm. 13], S. 6) bzw., wie V. Pace, betont, ein Sammler von Codices, antiken Gemmen und anderen Kunst‐werken;  vgl. Valentino  Pace: Arte  federiciana  –  arte  per  l’imperatore,  in: Die Staufer im Süden – Sizilien und das Reich (hrsg. von Theo Kölzer). Sigmaringen, S. 222. Wie  Richard  von  San Germano  in  seiner  ›Chronica‹  vorsichtig  andeutet, scheint sich Friedrich II. hierbei Kaiser Augustus als Vorbild genommen zu ha‐ben. Zur  rhetorisch  übersteigerten Verwendung  des  Titels  »kaiserlich«  (seine Münzen waren die Augustales, die Stadtgründungen hießen Augusta und Cae‐sarea Augusta, die Gesetzestexte  ›Liber Augustalis‹) vgl.  insbes. H. Niese 1912 [vgl. Anm. 13], S. 537‐538. 

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Kirche und Gesellschaft im Wandel der Zeiten 34 

sches Interesse des Kaisers anzunehmen ist. Mit dem Bezug auf die Antike, besonders auf römische Kaiserdarstellungen, wollte er seine Bedeutung als Nachfolger  des  antiken  Kaisertums  unterstreichen  und  politisch  an  die ruhmreiche  Vergangenheit  anschließen.  Ein  ähnliches Konzept  dürfte  er auch bei seinen Bauvorhaben verfolgt haben51. Friedrich wird nicht entgangen  sein, daß bedeutende Bauwerke oft mit 

bedeutenden Herrschernamen  verbunden  sind  (und  selbst, wenn  es  sich um  nicht  ganz  korrekte Zuschreibungen  handelt, wie  bei dem  angeblich von Agrippa bzw. von Kaiser Augustus erbauten Pantheon).  In den anti‐ken Viten der römischen Kaiser wird unisono betont, daß sie bedeutende Bauten errichteten (vor allem Cassius Dio wiederholt stereotyp bei den sog. »guten« Kaisern Augustus, Trajan und Hadrian,  sie hätten Bauwerke ge‐stiftet bzw. erneuert52). Was lag also näher, als selbst auch Bauten zu errich‐ten, zumal sie die Herrschaft, insbesondere das Kaisertum stärkten. In der Tat  handelt  es  sich  bei  einzelnen  Bauten  Friedrichs  um Werke,  die  sich durch eine außerordentlich strategische Lage und ein besonderes Baukon‐zept auszeichnen: Das Tor in Capua liegt an der Via Appia, wo eine Brücke über den Volturno  führt;  es  ist  ein monumentales Tor  im Norden  seines Staates, des »Königreichs beider Sizilien«, gewesen53. Das Tor hat – wie in der Literatur betont54  –  schon  aufgrund  seiner Skulpturenausstattung die Bedeutung eines Triumphtores (es nimmt die Portalanlage des Castel Nuo‐

51   Wie  sehr die Architektur, Kulturpolitik und Rechtsprechung Friedrichs  II.  ei‐

nem politischen Zweck unterlag, betont Alberto Varvaro  in seinem Beitrag: La cultura di Federico II, in: Federico II e l’Italia 1995 [wie Anm. 11], insbes. S. 136‐137. 

52   Vgl. Cassius Dio: Römische Geschichte, LVI,30,3 und LVI,40,5 (für Kaiser Augus‐tus), LVIII,7,1 (für Kaiser Trajan) und LXIX,5,3 (für Kaiser Hadrian): Diese Ar‐gumentationsweise  findet  sich  auch  bei Vitruv  (›De  architectura‹, Vorrede),  F. Petrarca und auch später bei G. Vasari in seinen ›Viten‹. 

53   Vgl. C.A. Willemsen 1953  [wie Anm. 22], S. 64. Die Grenze zum Kirchenstaat verlief bei Fondi nördlich von Gaeta. Capua kam aber  insofern eine besondere Rolle zu, als die Stadt  lange Hauptstadt eines eigenen  (langobardischen) Fürs‐tentums gewesen war. 

54   Vgl. C.A. Willemsen 1953 [wie Anm. 22]; T.C. van Cleve 1972 [wie Anm. 3], S. 335. 

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vo von König Alfons II. in Neapel vorweg55). Castel del Monte, ebenfalls an der Via Appia gelegen56 bzw. oberhalb der Straße auf einer Bergkuppe und in Sichtweite der Häfen Trani und Barletta, hatte die Funktion eines Wahr‐zeichens  (»Tor des Westens«)  für die Reisenden  aus dem Heiligen Land, Konstantinopel  und  dem Orient. Castel  del Monte wird  – wegen  seiner Türme, die den Zacken  einer Krone  gleichen  – nicht  zu Unrecht  »Krone Apuliens« genannt. Beide Bauten  fallen durch  ihre außerordentliche Aus‐führung  auf: Das Tor  in Capua besaß  einen  eindrucksvollen Skulpturen‐schmuck, der – nur fragmentarisch im Museum in Capua aufbewahrt57 – in seinem Konzept und  seiner Antikenrezeption  in damaliger Zeit  einmalig war. Castel del Monte wirkt nicht nur durch seine eindrucksvolle, geomet‐rische Form, den durch vom Achteck beherrschten Grundriß und die acht‐eckigen Türme, sondern es fällt auch durch das ausgewählte Baumaterial, weißer  und  roter  (»purpurfarbener«) Marmor,  auf58. Antikisierende  Bau‐ bzw.  Ornamentformen,  insbesondere  die  das  Opus  reticulatum  vortäu‐schende Innenwandgestaltung  in den Räumen des Obergeschosses, ferner die Portalgestaltung, verbaute antike Reliefs und eine an antiken Beispielen sich orientierende Ornamentik (Eierstab)59, geben dem Bau ein monumen‐ 55   Vgl. C.A. Willemsen 1953  [wie Anm. 22], S. 61. Vgl. auch W. Hotz  31992  [wie 

Anm. 22], S. 326. Zum Castel Nuovo vgl. George L. Hersey: Alfonso II and the ar‐tistic renewal of Naples 1485‐1495. New Haven/London 1969. 

56   Genauer gesagt: an der Via Appia Traiana, d.h. der Verlängerung der Via Appia nach Brindisi, die von Kaiser Trajan erbaut wurde. 

57   In der Mitte befand sich eine Sitzstatue des Kaisers, seitlich davon zwei Büsten (wohl von hohen Hofbeamten), ferner ein Frauenkopf, der als eine Darstellung der Gerechtigkeit  (Justitia  imperialis)  interpretiert wurde; vgl. C.A. Willemsen 1953 [wie Anm. 22]. Die Statuen befinden sich heute im Museo Campano in Ca‐pua; vgl. Peter Cornelius Claussen: Scultura figurativa federiciana, in: Federico II e l’Italia 1995 [wie Anm. 11], S. 93 ff. Zu der Sitte der Staufer, sich als Gründer von einer Pfalz oder Burgen mittels einer figürlichen Darstellung zu verewigen, vgl. W. Hotz 31992 [wie Anm. 22], S. 335. 

58   Vor  allem  die  Portale  sind  in  einer  rötlichen  Breccie  ausgeführt worden,  die einen Kontrast  zu  dem  sonst weißen  Baumaterial  bildet;  vgl. A. Knaak  2001 [wie Anm. 34], S. 116, 119. 

59   Vertretend  für die  ausgiebige Literatur  sei  hier  nur  verwiesen  auf: Wolfgang Krönig: Castel del Monte. Der Bau Friedrichs II., in: William Tronzo (Hrsg.): In‐tellectual Life at Court of Frederick II Hohenstaufen (= Studies in the History of Art, 

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tales,  »klassisches«  Aussehen  und  wahrscheinlich  eine  gewollt  antik‐kaiserliche Prägung.  In der Gestaltung der Gewölbe, dem  auf Ecksäulen aufliegenden Kreuzrippengewölbe, in der Wahl der Fensterformen – Bifo‐ren – an den Außenfassaden und  in der Gliederung der Hofwand mittels Spitzbogenblenden weist  das Kastell  für  seine  Erbauungszeit  innovative Formen auf, die – wohl zu Unrecht60 – mit zu den frühesten gotischen For‐men gezählt worden sind. An  diesem  Punkt  sei  eine weiterführende  Frage  erlaubt: Die  Literatur 

tendiert  dazu,  von  zeitgenössischen  Chroniken  und  Lobeshymnen beeinflußt, den Kaisers  als Genie,  aber  auch  als  Sonderling darzustellen. Alles, was  in  seine Hände  gelangte,  habe  er  bravourös  erledigt  und  zur Vollendung gebracht, aber es werden auch – zumal von kirchlicher Seite – seine Gewohnheiten kritisiert und als merkwürdig bezeichnet61. Hier geht es nicht darum, der einen oder anderen Seite recht oder unrecht zu geben, an seiner Genialität zu zweifeln oder andere Aspekte genauer zu untersu‐chen. Vielmehr meine  ich, daß Friedrich als Kind  seiner Zeit bestimmten Vorstellungen und Erwartungen entsprechen mußte. Dazu gehörte meines Erachtens auch die Beherrschung verschiedener Künste. Mit anderen Wor‐

Bd. 44 / Symposium Papers, Bd. 24). Hanover/London 1990, S. 91‐107, insbes. S. 95‐96.  Speziell  zu  den  Antikenzitaten  vgl.  auch  Jill  Meredith:  The  Arch  at Capua: The Strategic Use of Spolia and References to the Antique, in: W. Tronzo 1990 [s.o.], S. 109‐126. Vgl. ferner W. Hotz 31992 [wie Anm. 22], S. 324. 

60   Vgl. A. Knaak  2001  [wie Anm.  34],  S.  12  ff,  22‐23. Möglicherweise  empfand Kaiser Friedrich die heute als gotisch bezeichnete Architektur als typische Bau‐weise  seiner normannischen Vorfahren  (vgl. die Spitzbögen an der Apsis der Kathedrale in Monreale, 1174 gegr.; Kuppeltrompen der Martorana in Palermo, 1143  gegr.), wobei  auch  Elemente  arabischer Herkunft  Verwendung  fanden. Vgl. A. Haseloff 1920  [wie Anm. 13], S. 4. Für eine Zusammenfassung vgl. G. Masson 31977 [wie Anm. 9], S. 370‐371. 

61   Zu seinen Auftritten mit exotischen Tieren vgl. E. Kantorowicz R1963 [wie Anm. 1], Hauptbd., S. 286 ff; zum Bild des Genies, das alles von Anfang an, kann und weiß (»sua virtute«), vgl. ebenso E. Kantorowicz, Hauptbd., S. 31 und insbes. W. Stürner 32009 [wie Anm. 6], S. 348; der Autor verweist auf eine angebliche »Got‐tesnähe« (W. Stürner 32009, S. 366), was ihm sicherlich etliche Kritik eingebracht haben wird. Viel Kritik wurde – gerade von kirchlicher Seite – an seinen zahl‐reichen Frauen geübt; vgl. die Chronik von Salimbene von Parma (›Cronica fratis Salimbene de Adam Ordinis Minorum‹): siehe hierzu Fußnote 26. 

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ten,  schon  im  13.  Jahrhundert muß  es  ein  klares Herrscherbild  gegeben haben, dem  er  in  seiner  Stellung  als Kaiser  genügen mußte62. Man  kann daher  seine künstlerische Betätigung  auf Vorbilder,  insbesondere  auf by‐zantinische und  römische Kaiserpersönlichkeiten, zurückführen. Von etli‐chen  römischen Kaisern wird berichtet, daß  sie künstlerisch aktiv waren, malten, dichteten oder sich mit Bildhauerei beschäftigten: Sueton und Pli‐nius  berichten, daß die Kaiser Tiberius, Nero, Hadrian,  ferner  auch Ale‐xander Severus und Valentinian, gemalt hätten63; ebenso heißt es, daß die byzantinischen  Kaiser  Theodosios  II.  (reg.  408–450)  und  Konstantin  VII. Porphyrogenitos (reg. 913–959) sich als Maler und Bildhauer betätigt hätten und vor allem letzterer die »Kunst der Malerei [...] so genau verstand, wie kei‐ner  vor  ihm«64  (kaum  jemand wird  sich  ernsthaft Gedanken  darüber  ge‐macht  haben,  inwieweit  die  Kaiser  wirklich  diese  Kunstfertigkeiten  be‐

62   In  diese  Richtung  geht  auch  der  Beitrag  von Alberto Varvaro:  La  cultura  di 

Federico II, in: Federico II e l’Italia 1995 [wie Anm. 11], S. 133‐138, insbes. S. 138: Der Autor kommt allerdings zum – aus meiner Sicht nur bedingt nachvollzieh‐baren – Schluß, daß als Vorbild der Sultan von Babylon gedient habe, wohl weil dieser ihm einen Elephanten zugesandt hatte, den er gerne mitführte (aber auch der Sultan dürfte antiken Vorbilder verpflichtet gewesen sein). Für einen weite‐ren Ansatz vgl. auch Ernst H. Kantorowicz: Kaiser Friedrich II. und das Königsbild des Hellenismus, in: Stupor mundi 1966 [wie Anm. 5], S. 296‐330. Vgl. auch A. de Stefano 21952 [wie Anm. 6]. 

63   Zu Kaiser Tiberius (Sueton: Vita Tiberii, 70,1‐2; Plinius: Hist. Nat., XXXV,28), zu Kaiser Nero  (Sueton: Vita Neronis,  53),  zu Kaiser Hadrian  (Aelius  Spartianus: Historia Augusta, Hadrianus 14,8‐9), zu Kaiser Alexander Severus (Lampridius: Historia  Augusta,  Alex.  Severus  Kap.  27),  zu  Kaiser  Valentinian  (Ammianus Marcellinus: Res gestae, XXX,9,4); vgl. W. Lippmann: Der Fürst als Architekt – Überlegungen zu Wertung und Bedeutung des Architekturdilettantismus wäh‐rend  des  16.  und  17.  Jahrhunderts  im deutschsprachigen Raum,  in: Georges‐Bloch‐Jahrbuch des Kunsthistorischen Instituts der Universität Zürich 8 (2001), S. 111‐135, insbesondere S. 113 (und Fußnoten 26‐27, 31 auf S. 130); vgl. Martin Warnke: Hofkünstler. Zur Vorgeschichte des modernen Künstlers. Köln 1985, S. 300. 

64   Gekürztes Zitat  nach  Friedrich Wilhelm Unger  (Hrsg.): Quellen  der  byzantini‐schen Kunstgeschichte, Bd. 1. Wien 1878, S. 54. Oftmals – so auch durch Philipp Hainhofer  (»Constantino magno  [war] ain guter mahler«) – wurde der byzantini‐sche Kaiser mit Kaiser Konstantin d. Gr. verwechselt: Dies könnte für Friedrich II., dessen Mutter ihn Constantin taufen wollte, eine Rolle gespielt haben.