Inhaltsübersicht · 1993 bis 1999 inne hatte. Von 1975 bis 1992 war er im Vorstand der Samm‐...
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Inhaltsübersicht
Einleitung der Herausgeber..............................................................................13
I. Mittelalter Wolfgang Lippmann Friedrich II. von Hohenstaufen – der Kaiser als Künstler oder Kunst als imperiales Herrschergebaren?.................................................21 Gisela Muschiol und Regina Illemann Elisabeth von Ungarn..........................................................................................49 Udo Arnold Von Venedig nach Marienburg..........................................................................75
II. Rheinland Pater Marcel Albert OSB Petrus Herster, Mönch von Brauweiler und Abt des Wiener Schottenstiftes ..................................................................93 Michael Klöcker Das ›katholische Milieu‹ als historische Forschungsperspektive – mit besonderer Berücksichtigung der Rheinlande...............................................145 Helmut Rönz Kultursminister und Dorfpfarrer.....................................................................169 Andreas Klaes Pfarrer Albert Bernardi (1887-1964) – Widerstand und Zeugnis im Dritten Reich....................................................197
III. Westfalen Ernst Dassmann Anna Katharina Emmerick...............................................................................255
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Reimund Haas Von Georg Schreiber († 1963) zu Alois Schröer († 2002) ..............................279 Hermann-Josef Scheidgen Die nachn'apoleonischen westfälischen Erzbischöfe von Köln und der rheinische Karneval...........................................................347
IV. Deutschland Martin Schlemmer Gustav Adolf zu Hohenlohe-Schillingsfürst..................................................373 Christopher Beckmann Wir wollen doch menschenwürdiger leben ... ...............................................417 Bernhard Stasiewski Adolf Kardinal Bertram – Bischof Graf von Preysing – Bischof Clemens von Galen..............................................................................437 Michael F. Feldkamp ›Luxus der Stille‹ – Sakraler Raum im Parlament .........................................459
V. Europa Heinrich Walle Die portugiesischen Entdeckungsreisen als Beispiel für den Übergang vom kosmozentrischen zum anthropozentrischen Weltbild.................................................................471 Rudolph B. Trabold ›Salvator mundi‹ und der Vertrag von Tordesillas.......................................489 Anna Sobczak Der Großpolnische Aufstand im Spiegel der Posener Zeitungen ›Kurier Poznánski‹ und ›Dziennik Poznánanski‹ (27.12. 1918-16.02.1919) ..................................497
VI. Rezeption des Zweiten Vatikanums Franz Norbert Otterbeck Bergson, seine Schüler und ›das Konzil‹ ........................................................515
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Heino Sonnemans Tantum aurora est..............................................................................................539 Christoph Weber ›Meine Überzeugungen sind die des alten Weibes, das im Winkel der Kirche seine Gebete murmelt‹ ........................................569
VII. Theologiegeschichte Karl Josef Rivinius Die Enzyklika ›Pascendi dominici gregis‹ vom 8. September 1907 und Adolf von Harnacks Stellungnahme.......................................................585 Michael Schulz Der herunter-kommende Gott .........................................................................621
VIII. Sozialethik Lothar Roos Aufbrüche, Krisen, neue Hoffnungen – 60 Jahre Glaube, Kirche und Geselschaft........................................................653 Rudolf Uertz Die Sozialethik der orthodoxen Kirche...........................................................671 Martin Lohmann Exklusivität für alle! ..........................................................................................693 Manfred Lütz Die Kirche und die Kinder................................................................................701 Elmar Nass Normativer Humanismus und/oder normativer Individualimus.............707
IX. Gesellschaftspolitik Jürgen Aretz Von der ›Bonner Republik‹ zur ›Berliner Republik?‹ ...................................725 Winfried Holzapfel Was ist eine Universität?...................................................................................741
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Lothar Theodor Lemper Die demografische Revolution.........................................................................767
Bibliographie von Gabriel Adriányi.............................................................785
Herausgeber, Autorinnen und Autoren .......................................................825
Einleitung der Herausgeber Gabriel Adriányi, dessen Großeltern aus vier verschiedenen europäischen Ländern stammten, wurde am 31. März 1931 in Naykaniza/Ungarn als Sohn der Eheleute Dr. Ferenc Vit und Ilona Migliorini geboren. Sein Vater übte den Beruf eines Rechtsanwaltes aus. Als Schüler führte ihn sein Weg von der Grundschule seines Heimatortes
zu Gymnasien nach Veszprém, Esztergom und Budapest. In der ungari‐schen Hauptstadt legte er am 19. Juni 1954 sein Abitur ab. Schon als Jugendlicher fühlte er sich zum Priester berufen und studierte
von 1954 bis 1959 Katholische Theologie an der Katholischen Akademie und im Zentralpriesterseminar in Budapest. Da sich Adriányi weigerte, die Versammlungen der regimetreuen so genannten Friedenspriester zu besu‐chen, wurde er vom Priesterseminar und den Studien auf Verfügung des Staatskirchenamtes ausgeschlossen. Am 02. April 1960 erfolgte seine Pries‐terweihe im Geheimen. Noch vor dem Bau der Berliner Mauer gelang ihm 1961 die Flucht über Leipzig und Berlin in den Westen. Nachdem er in Berlin vom dortigen Bischof Julius Döpfner empfangen wurde, entschied er sich, zu weiteren theologischen Studien nach Rom zu gehen. Er wohnte im Päpstlich‐Ungarischen Institut in Rom und studierte am Angelicum, der Päpstlichen Thomas von Aquin Universität der Dominikaner, und arbeitete an seiner kirchenhistorischen Dissertation über die Stellung der ungari‐schen Kirche zum Österreichischen Konkordat von 1855. Am 18. Juni 1963 wurde er am Angelicum zum Dr. theol. promoviert. Er ging nun nach Deutschland zurück, wo er zunächst bis 1966 Kaplan in Ransbach in der Diözese Limburg war. Als Volksdeutscher bekam er am 15. Dezember 1966 aufgrund des Volkszugehörigkeitsgesetzes die deutsche Staatsangehörig‐keit zuerkannt. Der Bonner Ordinarius für Osteuropäische Kirchengeschichte und kirch‐
liche Zeitgeschichte, Professor Dr. Dr. Bernhard Stasiewski, ermunterte Adriányi dazu, sich im Fach Kirchengeschichte zu habilitieren. Für sein Habilitationsprojekt ›Ungarn und das Erste Vatikanum‹ gewährte ihm die
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Deutsche Forschungsgemeinschaft ein zweijähriges Stipendium. Adriányi hatte hierdurch die Möglichkeit, in Rom, Wien und Paris zu forschen. Während der Ausarbeitung seiner Habilitationsschrift war er als Religions‐lehrer an einer Kölner Realschule tätig. Mit dem Abschluss seines Habilita‐tionsverfahrens verlieh ihm die Katholisch‐Theologische Fakultät der Uni‐versität Bonn am 27. Oktober 1971 die venia legendi für Osteuropäische Kirchengeschichte. Diese wurde 1975 auf Mittlere und Neuere Kirchenge‐schichte ausgeweitet. Im Anschluss an seine Habilitation wurde Adriányi an der Universität Bonn angestellt; zuerst als Assistent (1972) und dann als Dozent (1973). Daraufhin erfolgte die Ernennung zum außerplanmäßigen Professor (1974). Am 12. Mai 1976 wurde Adriányi zum ordentlichen Pro‐fessor auf den Lehrstuhl für ›Mittlere und Neuere Kirchengeschichte‹ mit dem Zusatz ›mit Einschluss der osteuropäischen Kirchengeschichte‹ beru‐fen, womit er einer der beiden Direktoren des Instituts für Kirchenge‐schichte war. Im Laufe seiner aktiven Professorenzeit war Adriányi in zahlreichen
Gremien der akademischen Selbstverwaltung tätig. Seit seiner Berufung zum Professor war er Mitglied der Auslandskommission der Universität Bonn. Das Amt des Dekans seiner Fakultät bekleidete er von 1977‐1978. Von 1986 an war er Mitglied des Konvents der Universität Bonn. Seine rege Forschungstätigkeit auf dem Gebiet der Kirchengeschichte
Osteuropas führte zu Berufungen in zahlreiche wissenschaftliche Gremien. Bereits seit 1975 war er Mitglied der Senatskommission für das Studium der deutschen Kultur und Geschichte in Osteuropa, deren Vorsitz er von 1993 bis 1999 inne hatte. Von 1975 bis 1992 war er im Vorstand der Samm‐lung Wissenschaft und Gegenwart (Regensburg), deren Historischer Kommission er bis 1985 vorstand. Im Jahre 1976 wurde er Vorstandmit‐glied des Ungarn‐Instituts, München, wobei er bereits seit 1971 Mitheraus‐geber des Ungarn‐Jahrbuches gewesen war. 1978 wurde Andriányi Mit‐glied des Herder‐Forschungsrates, Marburg. 1983 erfolgte seine Wahl zum Vorstandmitglied des Instituts für ostdeutsche Kultur‐ und Kirchenge‐schichte. Im Jahr des politischen Umbruchs 1989 schloss sich Adriányis Ernennung zum Ehren‐Domkapitular seiner Heimatdiözese Veszprém an. Adriányi betreute als Vertreter seiner Fakultät die Partnerschaften mit
der Universytet Kardynala Stefana Wyszynskiego, Warschau, und mit dem Institut Catholique de Toulouse. In diesem Rahmen organisierte er zahlrei‐
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che Dozentenaustausche, Symposien und leitete zahlreiche wissenschaftli‐che Exkursionen, die sich bei den Studierenden großer Beliebtheit erfreu‐ten. Insgesamt wurden 39 wissenschaftliche Exkursionen von Adriányi betreut. Von diesen führten 16 ins Ausland. Sein großes Engagement für die Kontakte zu ausländischen Hochschulen
brachten ihm zahlreiche Ehrungen ein; so die Ernennung zum Ritter des Ordens ›Palmes academiqués‹ (1991), die Ernennung zum Ehrendoktor der Katholischen Akademie der Warschauer Kardinal Wyszynski Universität (1996) und die Ernennung zum Universitäts‐Privatdozenten der Loránd‐Eötvös‐Universität Budaptest (1999), wo er seitdem regelmäßig im Winter‐semester Vorlesungen und Seminare an der Philosophischen Fakultät an‐bietet. Seine lectio ultima hielt Adriányi am 2. Februar 2000 zum Thema ›Die
Ostpolitik des Vatikans 1958‐1978 aus Sicht eines Zeitzeugen‹. Anlässlich seines 65. Geburtstages überreichten ihm Kollegen, Schüler und Freunde eine Festschrift mit dem Titel ›Im Gedächtnis der Kirche neu erwachen. Studien zur Geschichte des Christentums in Mittel‐ und Osteuropa‹ mit 40 Beiträgen, die von den Professoren Reimund Haas, Karl Josef Rivinius und seinem langjährigen Mitarbeiter Dr. Hermann‐Josef Scheidgen herausgege‐ben wurde. Auch nach seiner Emeritierung wurde Adriányi mit weiteren Ehrungen
ausgezeichnet. Am 20. November 2006 erhielt er vom ungarischen Minister für das nationale kulturelle Erbe den ›Vilmos Fraknöi‐Preis‹, der nach ei‐nem der bedeutendsten Historiker Ungarns benannt ist. Im gleichen Jahr wurde Adriányi vom Ungarischen Staatspräsidenten in der Frankfurter Paulskirche für seine aktive Teilnahme am Ungarnaufstand von 1956 mit der Plakette ›Held der Freiheit‹ ausgezeichnet. Während Adriányis Bücher in der Zeit des Kommunismus in der ungarischen Nationalbibliothek im ›Giftschrank‹ aufbewahrt waren, erfuhr er direkt nach der politischen Wende seine Rehabilitation als Wissenschaftler, was sich auch dadurch dokumentieren lässt, dass er heute ›auswärtiges Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften‹ ist. Nach der Emeritierung widmete sich Adriányi insbesondere der Erfor‐
schung der ungarischen Kirchengeschichte, wobei ihm zu Gute kam, dass er nunmehr Zugriff auf die Akten der staatlichen Archive hat, die ihm vor‐her verschlossen blieben. Erträge dieser Quellenstudien sind die Monogra‐
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phien ›Kleine Kirchengeschichte Ungarns‹ (2003), ›Die Geschichte der ka‐tholischen Kirche Ungarns‹ (2003) und ›Die Ostpolitik des Vatikans‹ 1958‐1978 gegenüber Ungarn. Der Fall Kardinal Mindszenty (2004). Bei der letz‐ten Studie konnte Adriányi Quellen heranziehen, die er von Kardinal Mindszenty selbst in Wien vor dessen Tod erhalten hatte. Adriányi kriti‐siert in dieser Monographie die vatikanische Außenpolitik unter Casaroli. Mit Wissen des Heiligen Stuhls seien in Ungarn regimetreue Friedenspries‐ter zu Bischöfen geweiht worden. Am Ostermontag 2010 feierte Adriányi sein Goldenes Priesterjubiläum,
indem er in der Ungarnskapelle des Aachener Doms eine heilige Messe zelebrierte. Dies sollte eine Feier in aller Stille sein. Da einiger seiner besten Freunde jedoch davon erfahren hatten, überraschten sie ihn und kamen nach Aachen, um mit ihm dieses Jubiläum gemeinsam zu begehen. Seit dem 01. Mai 2011 leitet und betreut Adriányi ein vierjähriges For‐
schungsprogramm der Ungarischen Akademie der Wissenschaften über die Synoden und die Katholikentage der ungarischen katholischen Kirche seit 1790, verbunden mit Forschungsreisen im In‐ und Ausland. Die Ergeb‐nisse sollen in verschiedenen Publikationen veröffentlicht werden. Gabriel Adriányi hat immer betont, dass er in erster Linie Priester und
darüber hinaus Wissenschaftler sei, was seinem Ruf als renommierter For‐scher nie abträglich war. In der Seelsorge setzt er sich besonders für die Kölner sowie für die Bonner Katholische Ungarische Gemeinde ein. In ver‐schiedenen Pfarreien half er auch als Subsidiar aus. In seiner Freizeit gilt Adriányis Hauptinteresse der Klassischen Musik,
insbesondere der Oper, aber auch der konzertanten –, der Klaviermusik und dem Liedgesang. Zu seinen Lieblingskomponisten zählen Mozart, Beethoven, Wagner, Verdi und Puccini. Sein Cousin, Zoltan Pésko, ein Schüler Pierre Boulez´ und Lorin Maazels, ist einer der renommiertesten ungarischen Dirigenten und war Ende der neunziger Jahre vier Jahre lang Generalmusikdirektor von Düsseldorf, ein Amt, das so herausragende Musiker wie Felix Mendelssohn‐Bartholdy, Robert Schumann und Carlos Kleiber inne hatten. Über Spezialfragen zur Klassischen Musik und deren Interpreten kann man sich mit Adriányi ebenso auf einem hohen reflektier‐ten Niveau unterhalten wie über die unterschiedlichsten Themen zur Kir‐chengeschichte und zur Geschichte Osteuropas.
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Sein besonderes Interesse gilt auch den außereuropäischen Kulturen, weshalb er zahlreiche Studienreisen zu den verschiedensten Ländern un‐ternahm. Dass Adriányi ein vorzüglicher Koch ist, wissen diejenigen Studierenden
zu schätzen, die er im Anschluss an seine beliebten Auslandsexkursionen zu sich nach Hause einlud. Neben der ungarischen Küche, die er selbst vorzüglich beherrscht, schätzt er auch sehr die französische, mehr jedoch noch die belgische Küche. Zu seinem 75. Geburtstag planten Schüler, Kollegen und Freunde erneut
eine Festschrift für Adriányi. Dieses Mal wollte man bewusst ein anderes Thema wählen. Adriányi zeigt sich stets sehr an sozialen und gesell‐schaftspolitischen Fragestellungen interessiert. Diese wurden immer wie‐der auch in seinen beliebten Postseminaren im ›Bonner Bären‹ diskutiert. So kamen die Herausgeber auf die Idee, die potentiellen Beiträger dazu einzuladen, einen Artikel zum Thema ›Kirche und Gesellschaft im Wandel der Zeiten‹ aus ihrem Forschungsgebiet zu wählen. Neben Kirchenhistori‐kern, Theologen, Historikern und Kunsthistorikern wirken auch bekannte Katholiken des öffentlichen Lebens mit. Im April 2008 musste Otto von Habsburg, der gerne einen Beitrag zu Ehren Adriányis verfasst hätte, aus gesundheitlichen Gründen seine Mitarbeit absagen.1 Er verstarb am 4. Juli 2011 in Pöcking. Insgesamt erhielten die Herausgeber dreißig Zusagen zu diesem Projekt,
wobei einzelne Themen eine genuine kirchenhistorische Ausrichtung ha‐ben, andere im engeren Sinne gesellschaftspolitische Fragen abhandeln. Die Mehrzahl befasst sich mit Überschneidungen von kirchen‐ und gesell‐schaftspoltisichen Themenstellungen. Die beigesteuerten Aufsätze ließen sich in eine klare Gliederung einbrin‐
gen. Die ersten fünf Rubriken sind chronologisch und nach Territorien geordnet. Sie behandeln das Mittelalter, das Rheinland und Westfalen so‐wie Deutschland und schließlich Europa. Die vier weiteren sind thematisch gebunden und befassen sich mit der Rezeption des Zweiten Vatikanums, der Theologiegeschichte, der Sozialethik und der Gesellschaftspolitik. Die Fertigstellung bzw. die Überreichung der Festschrift zog sich insbe‐
sondere durch einen Wechsel im Herausgebergremium hinaus. Während
1 Brief. Otto von Habsburg an die Herausgeber der Festschrift. 14. April 2008.
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die allermeisten Autoren pünktlich ihre Beiträge lieferten, musste man auf einige länger warten. Grundsätzlich wollten die Herausgeber keine Auto‐ren ausschließen, die ihre Festzusage nicht zurücknahmen. Da die Fest‐schrift aufgrund des großen Zuspruchs deutlich umfangreicher wurde als geplant, musste auch ein neuer Finanzierungsplan entworfen werden. Zu‐letzt galt es noch einen Termin zu finden, an dem der Jubilar, der sich häu‐fig in Ungarn und in anderen Ländern zu Forschungen aufhält, in Deutsch‐land ist. Da die Beiträger allesamt ausgewiesene Wissenschaftler sind, wurde auf
eine zwangsverpflichtende Vorlage für das Zitieren verzichtet. Bei der Viel‐falt der Beiträge versteht es sich von selbst, dass die Herausgeber nicht in jedem einzelnen Fall mit der Meinung eines Autors übereinstimmen müs‐sen.
*** Der Dank der Herausgeber gilt Herrn Professor Dr. Dr. h.c. Reimund Haas, Köln, der in der fortgeschrittenen Phase der Erstellung dieser Festschrift an der Organisation des neuen Finanzierungsplanes mitgewirkt hat und uns ansonsten als erfahrener Editor kompetent beraten hat. Ebenso bedanken wir uns bei Hamid Reza Yousefi, Trier, der bereits mehrere Festschriften im Bautz Verlag herausgegeben hat, für seine Vorschläge zur formalen Gestal‐tung und zum Aufbau dieses Sammelwerkes. Dem Verleger Traugott Bautz, Nordhausen, danken wir für die Aufnahme dieser Festschrift in sein Verlagsprogramm und für die gute Zusammenarbeit. Den Sponsoren unse‐res Sammelwerkes, die namentlich in der Titelei aufgeführt sind, gilt ab‐schließend unser Dank.
Köln und Bonn, am Fest des heiligen Martin von Tours, dem 11. November 2011
Hermann-Josef Scheidgen und Sabine Prorok
I. Mittelalter
Friedrich II. von Hohenstaufen – der Kaiser als Künstler oder Kunst als imperiales Herrschergebaren?
Ein Beitrag zu seiner Fuktion als Bauherr und seine Rezeption in der Renaissance
von Wolfgang Lippmann
Der folgende Beitrag gilt der Bewertung der künstlerischen Neigungen Kaiser Friedrichs II. (1194‐1250), insbesondere seinem mehrmals vermute‐ten Architekturdilettantismus1. In diesem Zusammenhang soll auch auf sein Interesse an den Naturwissenschaften und der Mathematik eingegan‐gen werden. Es stellt sich die Frage, inwieweit die überlieferten Dokumen‐te zu seinem musisch‐wissenschaftlichen Wirken realistisch oder eventuell panegyrisch übertrieben sind; außerdem könnte man fragen, ob mögli‐cherweise eine schon in der Antike verbreitete Herrscherdarstellung eine Rolle gespielt hat2. Im Prinzip geht es darum, ob schon vor dem Aufkom‐men des Humanismus und der Renaissance bestimmte Erziehungskanons für Fürsten bekannt und verbreitet waren.
1 Vgl. vor allem Carl Arnold Willemsen in seinen zahlreichen Beiträgen (s.u.
Fußnoten 35 und 41), aber auch schon G. Agnello (insbesondere in einem Bei‐trag von 1940: s.u. das Zitat in Fußnote 35) und nicht zuletzt Heinz Götze in sei‐nem Buch ›Castel del Monte – Gestalt und Symbol der Architektur Friedrichs II.‹ (München 31991 [11984]), S. 87. Zu Friedrichs angeblicher Planung von Castel del Monte auch schon bei Ernst Kantorowicz: Kaiser Friedrich der Zweite. Düssel‐dorf/München R1963 [Berlin 11927‐31], Hauptband, S. 296.
2 Eine Vielzahl von Forschungen liegen hauptsächlich zu Kaiser Hadrian vor; vgl. Sylvia Fein: Die Beziehungen der Kaiser Trajan und Hadrian zu den Litterati (= Bei‐träge zur Altertumskunde, 6), Stuttgart/Leipzig 1994; zuletzt verfaßte Jörg Fündling einen zweibändigen ›Kommentar zur Vita Hadriani der Historia Augusta‹ (Bonn 2006 (= Antiquas, Reihe 4: Beiträge zur Historia‐Augusta‐Forschung, Se‐rie 3, Bd. IV/1‐2).
Kirche und Gesellschaft im Wandel der Zeiten 22
Immer wieder wird in der Literatur betont, daß Friedrich II. eine univer‐sale Bildung gehabt habe, wie man sie generell erst von Renaissance‐Persönlichkeiten kennt3. Laut Ernst Kantorowicz soll sein »Wissen ungeheu‐erlich« gewesen sein; »alle Bildungskreise der damaligen Welt umgriff sein Blick«, schreibt der Autor in seiner Monographie von 19274. Zeitgenossen wie Matthäus von Paris, Mönch in St. Alban bei London (Hertfordshire), sprechen vom Kaiser als einem »stupor mundi et immutator mirabilis«5; ande‐re bezeichnen ihn als einen »scientiarum amator«6. Gervasio Riccobaldi (ca. 1230‐1312) nennt ihn in seiner ›Historia Imperatorum Romanorum‐Germanorum‹ einen »artifex peritus«, einen »erfahrenen Künstler bzw.
3 Nicht zufälligerweise bezeichnet Thomas Curtis van Cleve in seiner Monogra‐
phie ›The Emperor Frederick II of Hohenstaufen – Immutator Mundi‹ (Oxford 1972) den Kaiser als »forerunner of the Renaissance« (auf S. 333); ebenso schreibt er auf S. 534: »one is tempted to see in Frederick II a man of the Renaissance«. Dieser Beitrag entstand im Zusammenhang meiner Studien zum Architekturdilettantismus der Reniassnce und des Barocks, weshalb solche Fragestellungen im Zentrum meiner Untersuchungen liegen.
4 Vgl. E. Kantorowicz R1963 [wie Anm. 1], Hauptbd., S. 328. 5 Matthäus von Paris: Chronica maiora; vgl. Monumenta Germaniae historica, Scripto‐
res rerum germanicorum, Bd. 28. Hannover 1888, S. 74 ff (›Ex Cronicis Maioribus‹), insbes. S. 319. Vgl. auch August Nitschke: Friedrich II. – ein Ritter des hohen Mittelalters, in: Stupor mundi – Zur Geschichte Friedrichs II. von Hohenstaufen (hrsg. von Gunther Wolf). Darmstadt 1966 [=Wege der Forschung, Bd. 101], S. 685.
6 Unbekannte Quelle zit. nach: Antoninio de Stefano: L’idea imperiale di Federico II. Bologna 21952 [Firenze 11927], S. 212. Der Kaiser selbst wird, in der von seinem Sohn Manfred ausgearbeiteten Fassung seines Traktats ›De arte venandi cum avi‐bus‹, als »vir inquisitor et sapientI[a]e amator« (Buch I/2, Zeile 28) bezeichnet; zit. nach Wolfgang Stürner: Friedrich II. 1194‐1250. Darmstadt 32009, S. 449. Es stellt sich hier allerdings die Frage, inwieweit die Wissenschaftspflege nicht auch als eine Rezeption Kaiser Karls des Großen anzusehen ist: Bekanntlich hat er eben‐falls versucht, das Wissen seiner Zeit zu bündeln, auch wenn es vorrangig ein Kompendium der Kosmologie wurde; vgl. Dieter Blume: Wissenschaft und Bil‐der am Hof Karls des Grossen zur Klosterreform, in: Bruno Reudenbach (Hrsg.): Karolingische und ottonische Kunst (= Geschichte der bildenden Kunst in Deutsch‐land, Bd. 1). München/Berlin/London/New York 2009, S. 522.
Festschrift für Gabriel Adriányi zum 75. Geburtstag 23
Handwerker«7, womit er sicherlich Friedrichs spezielle Kunstfertigkeiten meint, seine Zeichenkünste, sein Interesse an antiker Bildhauerkunst und eventuell auch seine architektonischen Kenntnisse. Moderne Autoren wiederum verweisen – oft nur in einem Nebensatz –
auf normannische, byzantinische und staufische Herrschertraditionen8 und deuten damit an, daß Friedrich II. in deren Tradition stand und also auf eine höfische Erziehung zurückgreifen konnte. Immer wieder liest man, daß Kaiser Friedrich II. einige seiner späteren
Kenntnisse und Fähigkeiten in der Jugend erlernt hat. Welche Rolle dabei dem Kanzler und Bischof von Troja Walther von Pagliara bzw. dem Kardi‐nal Gregor von Galgano zukam, ist allerdings nicht geklärt. Elementare Kenntnisse scheint ihm sein Lateinlehrer Wilhelm Franziskus vermittelt zu haben9. Möglicherweise hatte er auch arabische Lehrer10. Nicht bekannt ist,
7 Bemerkung von Gervasio Riccobaldi aus Ferrara in seiner ›Historia Imperatorum
Romanorum‐Germanorum a Carolo Magno usque ad annum 1298‹ (verfaßt 1292‐98): »omnium artium mechanicarum quibus animum advertit, artifex peritus« vgl. die Edi‐tion von Ludovico Antonio Muratori: Rerum italicarum scriptores ab anno aere Christianae D ad MD, Bde. 1‐25. Milano 1723‐51, Bd. 9. Milano 1726, S. 132; für eine Übersetzung vgl. Kaiser Friedrich II. – Sein Leben in zeitgenössischen Berichten (hrsg. von Klaus J. Heinisch). München 41994 [11977], S. 230. Eine ähnliche Be‐merkung auch in Pandolfo Collenuccios (1444‐1504) ›Compendio delle historie del regno di Napoli‹, die man auch mit »erfahrener Fachmann in allen mechanischen Künsten« übersetzt hat; vgl. Kaiser Friedrich II. 41994 [s.o.], S. 263.
8 So A. de Stefano, der darauf hinweist, daß der Antikenbezug bereits bei Kaiser Friedrich I. sehr ausgeprägt war, da er sich als Nachfolger von Kaiser Augustus und der Antoniner bezeichnete (A. de Stefano 21952 [wie Anm. 6], S. 61); vgl. T.C. van Cleve 1972 [wie Anm. 3], S. 283 ff, 319, insbes. die Bemerkung auf S. 333: »phrases such as «the first modern man» […] is patently misleading because of its exclusiveness; it fails to emphasize sufficiently the stimulus given to these activities by Frederick’s Norman and Hohenstaufen forebears«. Auf die Vorbildrolle normanni‐scher Herrscher, insbesondere von König Roger II. und Wilhelm II., bezieht sich auch W. Stürner 32009 [wie Anm. 6], S. 110 und 375; siehe auch weiter unten, u.a. Fußnoten 14 und 27.
9 Vgl. Georgina Masson: Das Staunen der Welt – Friedrich II. von Hohenstaufen. Bergisch Gladbach 31977 [dt.: Tübingen 11958; engl.: London 1957], S. 26 ff, ins‐bes. S. 31; vgl. auch W. Stürner 32009 [wie Anm. 6], S. 110‐111. Laut E. Horst mag er »einige elementare Kenntnisse Friedrich Wilhelm Francisius [und] vor allem
Kirche und Gesellschaft im Wandel der Zeiten 24
wer seine künstlerischen Fähigkeiten förderte. Erwiesen ist, daß Friedrich II. dichtete und seine Verse im Stil der Troubadoure mit einer musikali‐schen Begleitung vortrug, die er gelegentlich selbst erfand11. Man hat vermutet, daß ihm seine erste Frau, Konstanze von Aragon
(1182/83‐1222)12, die Kenntnis der provenzalischen Dicht‐ und Trouba‐dourkunst vermittelt habe13. Hierbei handelte es sich jedoch um eine Fami‐lientradition, d.h. sie wird eventuell bestehende Kenntnisse verbessert ha‐ben: Denn bereits sein Großvater, Kaiser Friedrich I., war Minnesänger und
Gregor von Galgano, der wohl naturwissenschaftliche Kenntnisse besaß, verdankt ha‐ben« (Eberhard Horst: Friedrich der Staufer – Eine Biographie. Düsseldorf 1975, S. 28). Laut G. Magaletta lernte er zahlreiche Sprachen bei Wilhelm Francisius; vgl. Giuseppe Magaletta: Musica e poesia alla corte di Federico di Svevia. Foggia 1989, S. 87 ff.
10 G. Masson 31977 [wie Anm. 9], S. 31. Vgl. auch E. Horst 1975 [wie Anm. 9], S. 26‐28.
11 Der Franziskanermönch Salimbene von Parma (in seiner ›Cronica fratis Salimbene de Adam Ordinis Minorum‹) berichtet, daß er »Kantilenen und Gesänge erfinden« konnte (»et cantare sciebat et cantilenas et cantiones invenire«), was man wohl mit der damaligen Troubadourdichtung, gleichsetzen muß; vgl. Monumenta Germa‐niae historica, Scriptores rerum germanicorum, Bd. 32 (hrsg. von Oswald Holder‐Egger). Hannover/Leipzig 1905‐13, S. 348. Für die deutsche Übersetzung vgl. Kaiser Friedrich II. 41994 [wie Anm. 7], S. 195. Laut E. Kantorowicz fand schon in seiner Jugend am Hofe in Palermo eine Dichterkrönung statt (ca. 1209), und er wäre damals von Troubadouren umgeben gewesen; vgl. E. Kantorowicz R1963 [wie Anm. 1], Hauptbd., S. 298. Vgl. auch Nino Pirrotta: Federico e la musica, in: Cosimo Damiano Fonseca/Valentino Pace (Hrsg.): Federico II e l’Italia (Austel‐lungskatalog Rom Dezember 1995 – April 1996). Rom 1995, S. 145‐147.
12 Die Heirat fand 1209 in Messina statt, eine Heirat per procurationem bereits 1208 in Saragossa.
13 Vgl. E. Horst 1975 [wie Anm. 9], S. 202; vgl. auch Arthur Haseloff: Die Bauten der Hohenstaufen in Unteritalien, Bd. 1. Leipzig 1920, S. 5 (und insbes. Fußnote 3 mit dem Hinweis auf den Beitrag von Hans Niese: Zur Geschichte des geistigen Le‐bens am Hofe Kaiser Friedrichs II., in: Historische Zeitschrift, Bd. 108, 1912, S. 473‐540). Für eine weiterreichende Untersuchung der Beziehungen zur proven‐zalischen Troubadourlyrik vgl. G. Magaletta 1989 [wie Anm. 9], S. 73 ff; vgl. auch Alberto Varvaro: La cultura di Federico II, in: Federico II e l’Italia 1995 [wie Anm. 11], S. 134‐136.
Festschrift für Gabriel Adriányi zum 75. Geburtstag 25
hatte einen bedeutenden Kreis von Minnesängern um sich versammelt14. Er hat die Errungenschaften der provenzalischen Dichtung in den deutschen Minnesang eingeführt15. Auch der Vater Friedrichs II., Kaiser Heinrich VI., war Minnesänger und hat den Daktylus in die deutsche Verskunst einge‐führt, eine Variante des in der provenzalischen Sprache verwendeten Zehnsilblers16. Die literarische Aktivität war demnach ein verbreitetes Phä‐nomen am Hofe seiner Vorfahren, weshalb es verständlich ist, daß auch Friedrich II. auf dem Gebiet der Dichtkunst hervortrat: Er wird als der Be‐gründer der sizilianischen Dichterschule angesehen, der bedeutende Per‐sönlichkeiten wie der Notar Giacomo da Lentini (gest. vor 1250) oder sein engster Vertrauter und »Logothet« Piero delle Vigne (1180/90‐1249 ca.) angehörten. Friedrich II. werden drei Canzonen zugeschrieben17, die er auf Italienisch verfaßt hat, womit er entscheidend zur Verbreitung des Volgare beitrug18.
14 Zu diesem Kreis zählte u.a. Friedrich von Hausen (um 1150‐1190), der auch
noch am Hofe von Kaiser Heinrich VI. tätig war und durch ihn nach Italien ge‐langte, wo er starb; vgl. Helmut de Boor: Die höfische Literatur – Vorbereitung, Blüte, Ausklang 1170‐1250 (= Geschichte der deutschen Literatur von den Anfän‐gen bis zur Gegenwart, Bd. 2). München 1953, S. 256 ff.
15 Vgl. H. de Boor 1953 [wie Anm. 14], S. 250. 16 Vgl. H. de Boor 1953 [wie Anm. 14], S. 250‐251; vgl. auch Max Ittenbach: Der
frühe deutsche Minnesang – Strophenfügung und Dichtersprache. Halle/Saale 1939, S. 141 ff.
17 Für eine Edition vgl. Bruno Panvini: Poeti italiani della corte di Federico II. Catania 1989 [1990], S. 201‐210 und 292‐293; vgl. auch Carl Arnold Willemsen: Kaiser Friedrich II. und sein Dichterkreis – Staufisch‐sizilische Lyrik in freier Nachdichtung. Krefeld 1947, S. 45‐48; vgl. für eine Zusammenfassung T.C. van Cleve 1972 [wie Anm. 3], S. 328‐329. Zu einer inhaltlichen Abgrenzung zu der provenzialischen Lyrik vgl. August Nitschke: Friedrich II. – ein Ritter des hohen Mittelalters, in: Stupor mundi 1966 [wie Anm. 5], S. 649‐650. Dort auch ein Vergleich zu den Ge‐dichten von Giacomo da Lentini.
18 Vgl. die Äußerungen Dantes in seiner Abhandlung ›De vulgari eloquentia‹ (I,12), wonach Friedrich II. als ein Begründer der italienischsprachigen Dichtung (Vol‐gare) angesehen werden kann (»nam videtur sicilianum vulgare sibi famam pre aliis asciscere, eo quid quicquid poetantur Ytali scilianum vocatur«); für die Bedeutung des Zitates vgl. C:A. Willemsen 1947 [wie Anm. 17], S. 10‐13; vgl. auch T.C. van
Kirche und Gesellschaft im Wandel der Zeiten 26
Mehr interessieren in diesem Kontext allerdings andere künstlerische Be‐tätigungen und u.a. auch seine naturwissenschaftlichen Interessen. Be‐rühmt ist das sog. Falkenbuch Friedrichs, das den Titel ›De arte venandi cum avibus‹ trägt. Es handelt sich um einen mehrbändigen, wissenschaftlichen Traktat über Vögel, der den Zweck hatte, dem Jäger ein universelles Wis‐sen über diese Tiere zu vermitteln. Es beginnt mit einer allgemeinen Vo‐gelkunde, d.h. einer Klassifikation der Vögel, es folgt eine Beschreibung ihrer Gewohnheiten, Nahrungssuche und Brutrituale sowie ihrer speziellen Nistgewohnheiten, um dann auch auf die Wanderungen der Zugvögel einzugehen. Eingehend beschreibt es den Knochenbau, das Gefieder und die Fluggewohnheiten der Vögel. Erst im zweiten Buch geht Friedrich spe‐ziell auf die Falken ein, denen die restlichen vier Bücher gewidmet sind19. Das im Original nicht mehr erhaltene Werk enthielt zahlreiche Abbil‐
dungen, über deren Autor nichts bekannt ist20. Man kann aber annehmen, daß der Kopist und Miniaturmaler zumindest auf detaillierte Anweisungen
Cleve 1972 [wie Anm. 3], S. 534. Zu den bedeutendsten schöpferischen Leistun‐gen des Dichterkreises gehörte die Erfindung des Sonetts.
19 Vgl. Carl Arnold Willemsen: Über die Kunst mit Vögeln zu jagen. Kommentar zur lateinischen und deutschen Ausgabe. Frankfurt am Main 1979; vom selben Autor die deutsche Übersetzung: Kaiser Friedrich der Zweite: Über die Kunst mit Vö‐geln zu jagen, Bde. 1‐2. Frankfurt am Main 1964. Für eine moderne Edition (und italienische Übersetzung) vgl. Anna Laura Trombetti Budriesi (Hrsg.): Federico II di Svevia – De arte venandi cum avibus / L’arte di cacciare con gli uccelli. Edizione e traduzione italiana del ms. lat. 717 della Biblioteca Universitaria di Bologna collaziona‐to con il ms. Pal. lat. 1071 della Biblioteca Vaticana. Roma/Bari 2000. Inwieweit die Hs. ursprünglich zwei Anhänge über die Krankheiten der Falken sowie über die Haltung von (Jagd‐)Hunden enthielt, vgl. Johannes Fried: Kaiser Friedrich II. als Jäger oder Ein zweites Falkenbuch Kaiser Friedrichs II.?, in: Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, 1: Philologisch‐historische Klasse aus dem Jahre 1996 (Heft 4), insbes. S. 129‐130, 134‐136. Laut C.A. Wil‐lemsen hatte Friedrich II. zudem die Absicht, »ein Werk über die Habichte und Sperber zu schreiben«; vgl. Carl A. Willemsen: Handschriften aus dem Umkreis Friedrichs II., in: Die Zeit der Staufer – Ausstellungskatalog Stuttgart März‐Juni 1977 (hrsg. von Reiner Hausherr), Bde. 1‐5. Stuttgart 1977, Bd. 1, S. 646.
20 Friedrich II. verlor die Handschrift im Feldlager von Parma (1248). Von der Handschrift wurden anscheinend noch bis ins 15. Jh. Kopien angefertigt; vgl. J. Fried 1996 [wie Anm. 19], S. 136.
Festschrift für Gabriel Adriányi zum 75. Geburtstag 27
des Kaisers, wenn nicht sogar auf Vorzeichnungen von ihm zurückgreifen konnte21. Wiederholt wird in der Literatur vermutet, daß Friedrichs zeich‐nen konnte22. Diese Vorarbeiten hat anscheinend später sein Sohn Manfred (1231‐1266) verwendet, als er eine reich illustrierte Kopie des Falkenbuches anfertigte, die sich heute in der Vatikanischen Bibliothek befindet (Cod. Palatinus lat. 107123). Inwieweit nun Friedrich II. als ein Naturwissenschafter gefeiert werden
kann, wie dies Gotfrid [Gottfried] von Cosenza (ermordet 1269) tut24, ist eine andere Frage. Laut Ernst Kantorowicz stellt das Falkenbuch »einen Wendepunkt im abendländischen Denken« dar und kann als »Beginn der abend‐ländischen Erfahrungswissenschaft« bezeichnet werden25 – eine vielleicht et‐
21 Laut W. Stürner konnte Manfred auf ein sog. »Arbeitsexemplar« seines Vaters
zurückgreifen, das »wenigstens die ersten beiden Bücher umfaßte«, über das aber sonst nichts Konkretes bekannt ist; W. Stürner 32009 [wie Anm. 6], S. 438. Für eine kritische Sichtweise vgl. die Einführung von Carl Arnold Willemsen, in: Das Falkenbuch Kaiser Friedrichs II. – Nach einer Prachthandschrift in der Vatikani‐schen Bibliothek (hrsg. von Carl Arnold Willemsen). Dortmund 1980 [= Die bibli‐ophilen Taschenbücher], S. 235.
22 Vgl. Carl Arnold Willemsen: Kaiser Friedrichs II. Triumphtor zu Capua – Ein Denkmal hohenstaufischer Kunst in Süditalien. Wiesbaden 1953, S. 8; vgl. Walter Hotz: Pfalzen und Burgen der Stauferzeit – Geschichte und Gestalt. Darmstadt 31992 [11981], S. 330.
23 Vgl. die Edition von C.A. Willemsen: Das Falkenbuch Kaiser Friedrichs des Zweiten – Cod. Pal. lat. 1071 der Biblioteca Apostolica Vaticana, Kommentar, Faksimileedition (= Glanzlichter der Buchkunst, 9). Darmstadt 2000. Da Friedrich II. sein Werk nicht vollenden konnte, hat König Manfred einiges ergänzt, was er sehr korrekt mit der Hinzufügung »Rex Manfred« und wohl »REX« versieht; vgl. J. Fried 1996 [wie Anm. 19], S. 126‐127, 141‐142. Vgl. auch E. Kantorowicz R1963 [wie Anm. 1], Hauptbd., S. 335. Auch diese zweite Fassung von Manfred blieb anscheinend unvollendet; vgl. J. Fried 1996 [wie Anm. 19], S. 151 (Fußnote 173).
24 Gotfrid [Gottfried] von Cosenza: Geschichte der Taten Kaiser Friedrich II. und sei‐ner Söhne Konrad und Manfred (ursprüngl. Nicolaus de Jamsilla zugeschrieben): »Der Kaiser selbst verfaßte mit ungeheurem Scharfsinn, der besonders auf dem Gebiet der Naturwissenschaft hervortrat, ein Buch über die Natur und Pflege der Vögel«; zit. nach Kaiser Friedrich II. 41994 [wie Anm. 7], S. 32.
25 E. Kantorowicz R1963 [wie Anm. 1], Hauptbd., S. 336. Vgl. auch dîe ältere Editi‐on des Kindler‐Literaturlexikons, Bd. 6 (R1974), S. 2371, das das Falkenbuch als
Kirche und Gesellschaft im Wandel der Zeiten 28
was emphatische Bemerkung. Tatsache bleibt, daß sich der Kaiser mit na‐turwissenschaftlichen Fragestellungen beschäftigte und einzelne Lehrmei‐nungen mittels Versuchen, gelegentlich durchaus in brutaler Weise, unter‐suchen und überprüfen ließ26. Bereits Araber und vor allem die Normannen hatten vor ihm Werke über
die Falkenjagd verfaßt27. Bewußt hat er – sehr standesgemäß – die Falken‐jagd ausgewählt, die eines Kaisers würdig gelten konnte28. Auf anderen Gebieten wie der Mathematik scheint sein Interesse nicht
weniger gering gewesen zu sein, doch hat sich kein Dokument diesbezüg‐lich erhalten. Allerdings hat er die Studien des Mathematikers Leonardo Fibonacci mit großem Interesse verfolgt, den er wahrscheinlich während seines Aufenthaltes in Pisa 1226 getroffen hat29 und den er zu der Neubear‐
»das erste wissenschaftliche Werk der Ornithologie« feiert. Vgl. auch August Nitschke: Friedrich II. – ein Ritter des hohen Mittelalters, in: Stupor mundi 1966 [wie Anm. 5], S. 664. Sehr viel kritischer Alberto Varvaro: La cultura di Federico II, in: Federico II e l’Italia 1995 [wie Anm. 11], S. 138, der weniger seine Wissen‐schaftlichkeit, als seine »nobilissima curiositas« hervorhebt.
26 Darüber berichtet in aller Ausführlichkeit und voller Kritik der Franziskaner‐mönch Salimbene von Parma in seiner ›Cronica fratis Salimbene de Adam Ordinis Minorum‹; für die deutsche Übersetzung vgl. Kaiser Friedrich II. 41994 [wie Anm. 8], S. 197 ff. Für die historische Bedeutung und Wertung kirchlicher Quellen aus dieser Zeit vgl. Hermann‐Josef Scheidgen: Friedrich II. von Staufen (1194‐1250) in der Auseinandersetzung mit den Päpsten seiner Zeit, in: Kirchengeschichte. Al‐te und neue Wege: Festschrift für Christoph Weber (hrsg. von Gisela Fleckenstein), Frankfurt a.M. u.a. 2008, S. 25‐36. Vgl. auch G. Masson 31977 [wie Anm. 9], S. 233‐234.
27 Vgl. J. Fried 1996 [wie Anm. 19], S. 138. Vgl. auch August Nitschke: Friedrich II. – ein Ritter des hohen Mittelalters, in: Stupor mundi 1966 [wie Anm. 5], S. 662‐663; August Nitschke: Federico II e gli scienziati del suo tempo, in: Atti del Con‐vegno di studi su Federico II – Jesi, Mai 1966 (hrsg. von Edoardo Pierpaoli). Jesi 1976, S. 107‐127, inbes. S. 108‐109.
28 Die Falkenjagd galt als besonders schwierig; vgl. Dorothea Walz: Die Hand‐schrift und ihr Verfasser, in: Das Falkenbuch Friedrichs II. 2000 [wie Anm. 23], S. 4.
29 Vgl. Kaiser Friedrich II. in Briefen und Berichten seiner Zeit (hrsg. von Klaus J. Hei‐nisch). Darmstadt 1968, S. 78‐79.
Festschrift für Gabriel Adriányi zum 75. Geburtstag 29
beitung seines 1202 verfaßten ›Liber Abaci‹ veranlaßt hat, das Fibonacci 1228 abschloß30. Wenden wir uns nun dem komplexesten, durch Dokumente schwer be‐
legbaren Sachverhalt zu: der Bedeutung Kaiser Friedrichs II. als Bauherrn und insbesondere der Frage, ob er selbst an der Planung seiner Bauwerke beteiligt war, d.h. als Architekturdilettant bezeichnet werden kann. Die Argumentation von Walter Hotz, nach der Friedrich II. das Brückenkastell in Capua selbst entworfen haben soll, vermag nicht zu überzeugen: Als zentrales Argument führt Hotz einen Satz bzw. ein Wort aus der Chronik des Mönches und kaiserlichen Notars Richard von San Germano (ca. 1165‐1243/44) an: »fieri super pontem castellum iubet, quod ipse [Imperator] manu propria consignavit«31. Das mittellateinische Verb »consignare« übersetzt W. Hotz etwas zu frei mit »aufgezeichnet«32. Laut einschlägigen Lexika bedeutet es allerdings eher: »mit einem Siegel oder einer Unterschrift versehen«33, d.h. offiziell bestätigen und gegenzeichnen; im speziellen Fall müßte die exakte Übersetzung wohl folgendermaßen lauten: »das Projekt mit eigener Hand unterschreiben und für die Ausführung freigeben«. Carl Arnold Willemsen hat bereits in seiner Monographie von 1953 die
Übersetzung kritisiert34, aber angesichts der Planung des Tores hervorge‐ 30 Vgl. Kaiser Friedrich II. in Briefen und Berichten seiner Zeit (hrsg. von Klaus J. Hei‐
nisch). Darmstadt 1968, S. 80. Fibonacci widmete 1226 dem Kaiser sein ›Liber quadratorum‹; vgl. W. Stürner 32009 [wie Anm. 6], S. 386.
31 Richard von San Germano: Chronica; publiziert in: Monumenta Germaniae histori‐ca, Scriptores rerum germanicorum, Bd. 19 (hrsg. von Georg Heinrich Pertz). Han‐nover 1866, S. 372; vgl. auch Ludovico Antonio Muratori: Raccolta degli storici italiani dal cinquecento al millecinquecento, Scriptores de rerum italicarum, nuova se‐rie Bd. 7/2 (hrsg. von Carlo Alberto Garufi). Bologna 1937, S. 188.
32 Vgl. Walter Hotz: Kaiser Friedrich II. als Baumeister, in: W. Hotz 31992 [wie Anm. 22], S. 329 ff.
33 Egidio Forcellini: Lexicon totius latinitatis, Bd. 1. Patavii [= Padua] 1940, S. 806. 34 C.A. Willemsen 1953 [wie Anm. 22], S. 7 (er bezog sich dabei auf A. Haseloff
1920 [wie Anm. 13], S. 8); vgl. auch seinen Beitrag: Die Bauten Kaiser Friedrichs II. in Süditalien, in: Die Zeit der Staufer 1977 [wie Anm. 19], Bd. 3, S. 143 ff, insbe‐sondere S. 162‐163. Für eine andere, sehr kritische Sichtweise vgl. Alexander Knaak: Prolegomena zu einem Corpuswerk der Architektur Friedrich II. von Hohens‐taufen im Königreich Sizilien (1220‐1250) (= Studien zur Kunst‐ und Kulturge‐schichte, Bd. 16). Marburg 2001 [= Diss. Univ. Tübingen 1998], S. 13‐14.
Kirche und Gesellschaft im Wandel der Zeiten 30
hoben, daß Richard von San Germano, »indem er dies so nachdrücklich beton‐te, [...] doch zweifellos eine besonders starke Einwirkung [oder eher: Mitwir‐kung?] des Kaisers auf dieses Bauvorhaben zum Ausdruck bringen« wollte 35. Im Falle des Tores von Capua verweist Willemsen zudem auf Dokumente, die das Interesse Friedrichs am Baugeschehen dokumentieren. Wie aus erhal‐tenen Briefen hervorgeht, hat sich der Kaiser in den Jahren 1234‐1239 im‐mer wieder für den Bau und dessen Vollendung eingesetzt36. Ein ebenso bedeutendes Beispiel in diesem Zusammenhang stellt die kai‐
serliche Residenz in Foggia dar, von der – sieht man von einem Bogen und einer Inschrift ab – kaum noch etwas erhalten ist37. Aber gerade diese In‐schrift könnte man – wie T. Curtis van Cleve aufgezeigt hat38 – als Hinweis auf den künstlerischen Anteil des Kaisers an der Errichtung seiner Resi‐
35 C.A. Willemsen 1953 [wie Anm. 22], S. 7: Der Autor hat insofern recht, auf die
besondere Wortwahl zu verweisen, da Richard von San Germano sonst meist die Formel »muniri iussit« in seiner Chronik benutzt bzw. schreibt: »castella iussu Imperatoris firmantur«. Schon zuvor war G. Agnello bei seiner Untersuchung der sizilianischen Bauten Kaiser Friedrichs II. zu demselben Ergebnis gelangt; er schreibt: »L’Imperatore che prende parte così attiva alla elaborazione dei progetti archi‐tettonici, che entra nella discussione di questioni tecniche generali e di questioni di det‐taglio, non può avere il ruolo di semplice committente [...], ma deve considerarsi, un po’ anche lui, l’autore ideale dei progetti...« (Giuseppe Agnello: Il castello di Catania nel quadro dell’architettura sveva; in: Bollettino storico catanese 5 (1940), S. 183‐201).
36 U.a. hat er angemahnt, möglichst rasch die Türme mit einem Dach zu versehen, damit kein Regen eindringe; vgl. C.A. Willemsen 1953 [wie Anm. 22], S. 8.
37 Von der 1223 erbauten Residenz, die 1543 nach dem französisch‐spanischen Krieg noch durch ein Erdbeben 1731 zerstört wurde, sind einige Mauerreste im heutigen Stadtpalast sowie ein Bogen erhalten, der in einen Neubau (dem Pal. Arpi) vermauert wurden; zum Areal gehörte einst auch ein Jagdrevier, genannt Bosco dell’Incoronata; vgl. Casimiro Perifano: Cenni storici su la origine della città di Foggia. Foggia 1831, S. 64 ff, bes. S. 70; für Literatur aus neuerer Zeit vgl. Dankwart Leistikow: Bemerkungen zum Residenzpalast Friedrichs II. in Foggia, in: Kunst im Reich Kaiser Friedrichs II. von Hohenstaufen, Akten des 2. Internatio‐nalen Kolloquiums zu Kunst und Geschichte der Stauferzeit, Bonn Dezember 1995 (hrsg. von Alexander Knaak). München 1997, Bd. 2, S. 66‐80. Vgl. auch A. Haseloff 1920 [wie Anm. 13], S. 67 ff.
38 T.C. van Cleve 1972 [wie Anm. 3], S. 337‐338.
Festschrift für Gabriel Adriányi zum 75. Geburtstag 31
denz deuten. Laut der Inschrift befahl der Kaiser diesen Bau (»sic Caesar fieri jussit opus istud«) und »Protomagister Bartolomeo aus Foggia erbaute ihn in dieser Weise« (»Bartholomeus sic construxit illud«39). Wie T. Curtis van Cleve bemerkt40, scheint die Inschrift suggerieren zu wollen, daß Entwurf und Aussehen des Bauwerkes auf den Kaiser zurückgehen, während Bartolo‐meo aus Foggia eher die Funktion eines Werkmeisters zukommt, der die Aufgabe hatte, die ihm vorgelegten Pläne auszuführen bzw. die kaiserli‐chen Befehle umzusetzen41. Eine Anekdote, die der Mönch Salimbene von Parma in seiner ›Cronica‹
berichtet, macht anschaulich, wie es eventuell bei der Planung von Bau‐werken zuging. Laut Salimbene habe sich der Kaiser erlaubt, um die Wis‐senschaftlichkeit seines Astrologen Michael Scotus zu überprüfen, die Hö‐he des Bodens in einem Raum zu verändern. Der Chronist berichtet, daß der Kaiser »seinen Architekten und Zimmerleuten befahl, den Saal des Palastes auf solche Weise zu senken, daß es niemand bemerken könne. Und so geschah es«42. Dieses Beispiel zeigt, wie Friedrich selbstherrlich Entscheidungen traf und sogar architektonische Detailfragen bestimmte: Seine Architekten und Zimmerleute hatten vor allem die Aufgabe, seine Vorstellungen möglichst genau umzusetzen. Willemsen faßt den Sachverhalt folgendermaßen zu‐sammen: »Doch selbst wo in Bauakten Namen von Männern genannt werden, erscheinen sie als Kontrollorgane in den zuständigen Justitiariaten oder als örtliche Bauleiter, verantwortlich für die Beschaffung und rechtzeitige Anlieferung des
39 Zitiert nach T.C. van Cleve 1972 [wie Anm. 3], S. 338; vgl. auch W. Hotz 31992
[wie Anm. 22], S. 295‐296. Die Inschrift wurde anscheinend im 15. Jh. stark er‐neuert; vgl. Carl Arnold Willemsen: Federico II costruttore in Puglia, in: Studi di storia pugliese in onore di Giuseppe Chiarelli (hrsg. von Michele Paone), Bde. 1‐6. Galatina 1972‐77, Bd. 1 (1972), S. 487 ff, insbes. S. 505.
40 T.C. van Cleve 1972 [wie Anm. 3], S. 338. 41 Vgl. die Äußerungen von C.A. Willemsen: Die Bauten Kaiser Friedrichs II. in
Süditalien, in: Die Zeit der Staufer 1977 [wie Anm. 19], Bd. 3, S. 163. 42 Salimbene von Parma: Cronica fratis Salimbene de Adam Ordinis Minorum: »preci‐
piens architectis sive fabris lignaris, ut salam palatii ita deprimerent, quod nullus posset advertere«; publiziert in: Monumenta Germaniae historica, Scriptores rerum germani‐corum, Bd. 32 (hrsg. von Oswald Holder‐Egger). Hannover/Leipzig 1905‐13, S. 353; für die deutsche Übersetzung vgl. Kaiser Friedrich II. 41994 [wie Anm. 7], S. 199.
Kirche und Gesellschaft im Wandel der Zeiten 32
notwendigen Baumaterials, für die Überwachung und termingerechte Ausführung aller Arbeiten [...]. Aber nirgends findet sich ein Hinweis, daß es sich bei diesen Männern zugleich um den eigentlichen Architekten handelte [...]. Unter denen, die möglicherweise Entwürfe zu machen verstanden, war wohl keiner – weshalb uns auch kein Name überliefert ist – der, wie Petrus de Vinea auf seinem Gebiete, die «Worte zu setzen» verstand, es sei denn der Kaiser selbst«43. Da Friedrich künstlerisch interessiert und in verschiedenen naturwissen‐
schaftlichen Disziplinen – u.a. der Mathematik – bewandert war, wird man ihn ihn auch als Architekturdilettanten beim Bau seiner Festungen und Burgen bezeichnen können 44. Nicht zufällig zeichnen sich seine Burgen, speziell die komplexe Achteckkonstruktion von Castel del Monte, aber auch frühere Festungen, die einfacher gestaltet sind (Syrakus, Castel Mani‐ace; Catania, Castello Ursino), durch eine Vorliebe für geometrische Grundrißmodule aus45, die typisch sind für Architekturdilettanten (generell kann man bei adligen Architekturdilettanten eine Vorliebe und Verbrei‐tung geometrischer Grundrißformen feststellen46). Es ist daher nicht ausge‐
43 C.A. Willemsen: Die Bauten Kaiser Friedrichs II. in Süditalien, in: Die Zeit der
Staufer 1977 [wie Anm. 19], Bd. 3, S. 163. 44 Denn wer verschiedenen künstlerischen Tätigkeiten nachgeht, ist meistens noch
in anderen Bereichen aktiv. Momentan kann ich nur auf meine Studie über den Architekturdilettantismus verweisen, die demnächst als Habilitationssschrift an der Universität Kiel eingereicht werden soll.
45 C.A. Willemsen spricht von einer »geradezu spielerischen Freude des Variierens architektonischer Gedanken wie auch des Kombinierens sehr verschiedener Grundriß‐formen« (C.A. Willemsen: Die Bauten der Hohenstaufen in Süditalien – Neue Grabungs‐ und Forschungsergebnisse, in: Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein‐Westfalen, Heft 149. Köln/Opladen 1968, S. 49. Vgl. auch C.A. Willemsen: Die Bauten Kaiser Friedrichs II. in Süditalien, in: Die Zeit der Staufer 1977 [wie Anm. 19], Bd. 3, S. 143‐163, insbesondere S. 150; vgl. ferner A. Knaak 2001 [wie Anm. 34], S. 23, 125‐126, 128‐130, 139‐143 (Abb. 28‐29). Die Bauwerke rufen gerade dazu, eine eingehende Untersuchung der Maßproporti‐onen vorzunehmen, was beim Castel del Monte schließlich geschah: Heinz Göt‐ze: Castel del Monte – Gestalt und Symbol der Architektur Friedrichs II. München 31991 [11984].
46 Wie ebenfalls in meiner Studie über den Architekturdilettantismus dargestellt wird, kann man bei vielen Architekturdilettanten die Vorliebe für Geometrie,
Festschrift für Gabriel Adriányi zum 75. Geburtstag 33
schlossen, daß der mathematikinteressierte Kaiser an der Planung seiner Festungen beteiligt war: »Da wird für Friedrich II. seine intellektuell begründete Vorliebe für regelmäßige stereometrische Formen, für die analysierbare Gestalt von Baukörpern bezeichnend«, schreibt W. Hotz in seiner Analyse staufischer Baukunst47. In der Skulptur und im Münzwesen sind in der Regierungszeit Friedrichs
II. ebenfalls Neuerungen festzustellen: man denke nur an seine Porträtbüs‐te, einst am Tor von Capua48, und an die (Wieder‐)Einführung von Gold‐münzen, den sog. Augustalen49: Beides setzt eine spezifische Kenntnis anti‐ker Vorbilder voraus50. Dies spricht dafür, daß ein persönliches und politi‐
Festungsbau und Architektur nachweisen, wobei oftmals die einzelnen Gebiete nicht zu trennen sind.
47 W. Hotz 31992 [wie Anm. 22], S. 333. 48 Vgl. C.A. Willemsen 1953 [wie Anm. 22], S. 37‐38, Abb. 36‐37. Vgl. Valentino
Pace: Il «ritratto» e i «ritratti» di Federico II, in: Federico II e l’Italia 1995 [wie Anm. 11], S. 5 ff, vgl. auch dort die Kat.‐Nr. IV.3 und V.4 auf S. 232 bzw. 243‐244.
49 Die Münzen, insbesondere seine goldenen »Augustalen«, die im Aussehen u.a. augusteischen Vorbildern nachempfunden waren, im Goldgehalt und im Ge‐wicht arabischen Münzen (dem arabischen Dinar) bzw. dem konstantinischen Solidus entsprachen, sind das beste Beispiel dafür, daß seine Politik der Anti‐kenimitation oftmals aufging. Die Bedeutung seiner Goldmünzen wurde später allein vom florentinischen Fiorino (seit 1253) und vom venezianischen Ducato (seit 1284) übernommen. Den Anjou gelang es nicht, eine entsprechende Wäh‐rung in Umlauf zu setzen; vgl. Franco Panvini Rosati: Federico II «mutator mo‐netae», in: Federico II e l’Italia 1995 [wie Anm. 11], S. 75‐77.
50 Wie bereits A. Haseloff herausstreicht, war Kaiser Friedrich II. »ein eifriger Sammler antiker Bildwerke« (A. Haseloff 1920 [wie Anm. 13], S. 6) bzw., wie V. Pace, betont, ein Sammler von Codices, antiken Gemmen und anderen Kunst‐werken; vgl. Valentino Pace: Arte federiciana – arte per l’imperatore, in: Die Staufer im Süden – Sizilien und das Reich (hrsg. von Theo Kölzer). Sigmaringen, S. 222. Wie Richard von San Germano in seiner ›Chronica‹ vorsichtig andeutet, scheint sich Friedrich II. hierbei Kaiser Augustus als Vorbild genommen zu ha‐ben. Zur rhetorisch übersteigerten Verwendung des Titels »kaiserlich« (seine Münzen waren die Augustales, die Stadtgründungen hießen Augusta und Cae‐sarea Augusta, die Gesetzestexte ›Liber Augustalis‹) vgl. insbes. H. Niese 1912 [vgl. Anm. 13], S. 537‐538.
Kirche und Gesellschaft im Wandel der Zeiten 34
sches Interesse des Kaisers anzunehmen ist. Mit dem Bezug auf die Antike, besonders auf römische Kaiserdarstellungen, wollte er seine Bedeutung als Nachfolger des antiken Kaisertums unterstreichen und politisch an die ruhmreiche Vergangenheit anschließen. Ein ähnliches Konzept dürfte er auch bei seinen Bauvorhaben verfolgt haben51. Friedrich wird nicht entgangen sein, daß bedeutende Bauwerke oft mit
bedeutenden Herrschernamen verbunden sind (und selbst, wenn es sich um nicht ganz korrekte Zuschreibungen handelt, wie bei dem angeblich von Agrippa bzw. von Kaiser Augustus erbauten Pantheon). In den anti‐ken Viten der römischen Kaiser wird unisono betont, daß sie bedeutende Bauten errichteten (vor allem Cassius Dio wiederholt stereotyp bei den sog. »guten« Kaisern Augustus, Trajan und Hadrian, sie hätten Bauwerke ge‐stiftet bzw. erneuert52). Was lag also näher, als selbst auch Bauten zu errich‐ten, zumal sie die Herrschaft, insbesondere das Kaisertum stärkten. In der Tat handelt es sich bei einzelnen Bauten Friedrichs um Werke, die sich durch eine außerordentlich strategische Lage und ein besonderes Baukon‐zept auszeichnen: Das Tor in Capua liegt an der Via Appia, wo eine Brücke über den Volturno führt; es ist ein monumentales Tor im Norden seines Staates, des »Königreichs beider Sizilien«, gewesen53. Das Tor hat – wie in der Literatur betont54 – schon aufgrund seiner Skulpturenausstattung die Bedeutung eines Triumphtores (es nimmt die Portalanlage des Castel Nuo‐
51 Wie sehr die Architektur, Kulturpolitik und Rechtsprechung Friedrichs II. ei‐
nem politischen Zweck unterlag, betont Alberto Varvaro in seinem Beitrag: La cultura di Federico II, in: Federico II e l’Italia 1995 [wie Anm. 11], insbes. S. 136‐137.
52 Vgl. Cassius Dio: Römische Geschichte, LVI,30,3 und LVI,40,5 (für Kaiser Augus‐tus), LVIII,7,1 (für Kaiser Trajan) und LXIX,5,3 (für Kaiser Hadrian): Diese Ar‐gumentationsweise findet sich auch bei Vitruv (›De architectura‹, Vorrede), F. Petrarca und auch später bei G. Vasari in seinen ›Viten‹.
53 Vgl. C.A. Willemsen 1953 [wie Anm. 22], S. 64. Die Grenze zum Kirchenstaat verlief bei Fondi nördlich von Gaeta. Capua kam aber insofern eine besondere Rolle zu, als die Stadt lange Hauptstadt eines eigenen (langobardischen) Fürs‐tentums gewesen war.
54 Vgl. C.A. Willemsen 1953 [wie Anm. 22]; T.C. van Cleve 1972 [wie Anm. 3], S. 335.
Festschrift für Gabriel Adriányi zum 75. Geburtstag 35
vo von König Alfons II. in Neapel vorweg55). Castel del Monte, ebenfalls an der Via Appia gelegen56 bzw. oberhalb der Straße auf einer Bergkuppe und in Sichtweite der Häfen Trani und Barletta, hatte die Funktion eines Wahr‐zeichens (»Tor des Westens«) für die Reisenden aus dem Heiligen Land, Konstantinopel und dem Orient. Castel del Monte wird – wegen seiner Türme, die den Zacken einer Krone gleichen – nicht zu Unrecht »Krone Apuliens« genannt. Beide Bauten fallen durch ihre außerordentliche Aus‐führung auf: Das Tor in Capua besaß einen eindrucksvollen Skulpturen‐schmuck, der – nur fragmentarisch im Museum in Capua aufbewahrt57 – in seinem Konzept und seiner Antikenrezeption in damaliger Zeit einmalig war. Castel del Monte wirkt nicht nur durch seine eindrucksvolle, geomet‐rische Form, den durch vom Achteck beherrschten Grundriß und die acht‐eckigen Türme, sondern es fällt auch durch das ausgewählte Baumaterial, weißer und roter (»purpurfarbener«) Marmor, auf58. Antikisierende Bau‐ bzw. Ornamentformen, insbesondere die das Opus reticulatum vortäu‐schende Innenwandgestaltung in den Räumen des Obergeschosses, ferner die Portalgestaltung, verbaute antike Reliefs und eine an antiken Beispielen sich orientierende Ornamentik (Eierstab)59, geben dem Bau ein monumen‐ 55 Vgl. C.A. Willemsen 1953 [wie Anm. 22], S. 61. Vgl. auch W. Hotz 31992 [wie
Anm. 22], S. 326. Zum Castel Nuovo vgl. George L. Hersey: Alfonso II and the ar‐tistic renewal of Naples 1485‐1495. New Haven/London 1969.
56 Genauer gesagt: an der Via Appia Traiana, d.h. der Verlängerung der Via Appia nach Brindisi, die von Kaiser Trajan erbaut wurde.
57 In der Mitte befand sich eine Sitzstatue des Kaisers, seitlich davon zwei Büsten (wohl von hohen Hofbeamten), ferner ein Frauenkopf, der als eine Darstellung der Gerechtigkeit (Justitia imperialis) interpretiert wurde; vgl. C.A. Willemsen 1953 [wie Anm. 22]. Die Statuen befinden sich heute im Museo Campano in Ca‐pua; vgl. Peter Cornelius Claussen: Scultura figurativa federiciana, in: Federico II e l’Italia 1995 [wie Anm. 11], S. 93 ff. Zu der Sitte der Staufer, sich als Gründer von einer Pfalz oder Burgen mittels einer figürlichen Darstellung zu verewigen, vgl. W. Hotz 31992 [wie Anm. 22], S. 335.
58 Vor allem die Portale sind in einer rötlichen Breccie ausgeführt worden, die einen Kontrast zu dem sonst weißen Baumaterial bildet; vgl. A. Knaak 2001 [wie Anm. 34], S. 116, 119.
59 Vertretend für die ausgiebige Literatur sei hier nur verwiesen auf: Wolfgang Krönig: Castel del Monte. Der Bau Friedrichs II., in: William Tronzo (Hrsg.): In‐tellectual Life at Court of Frederick II Hohenstaufen (= Studies in the History of Art,
Kirche und Gesellschaft im Wandel der Zeiten 36
tales, »klassisches« Aussehen und wahrscheinlich eine gewollt antik‐kaiserliche Prägung. In der Gestaltung der Gewölbe, dem auf Ecksäulen aufliegenden Kreuzrippengewölbe, in der Wahl der Fensterformen – Bifo‐ren – an den Außenfassaden und in der Gliederung der Hofwand mittels Spitzbogenblenden weist das Kastell für seine Erbauungszeit innovative Formen auf, die – wohl zu Unrecht60 – mit zu den frühesten gotischen For‐men gezählt worden sind. An diesem Punkt sei eine weiterführende Frage erlaubt: Die Literatur
tendiert dazu, von zeitgenössischen Chroniken und Lobeshymnen beeinflußt, den Kaisers als Genie, aber auch als Sonderling darzustellen. Alles, was in seine Hände gelangte, habe er bravourös erledigt und zur Vollendung gebracht, aber es werden auch – zumal von kirchlicher Seite – seine Gewohnheiten kritisiert und als merkwürdig bezeichnet61. Hier geht es nicht darum, der einen oder anderen Seite recht oder unrecht zu geben, an seiner Genialität zu zweifeln oder andere Aspekte genauer zu untersu‐chen. Vielmehr meine ich, daß Friedrich als Kind seiner Zeit bestimmten Vorstellungen und Erwartungen entsprechen mußte. Dazu gehörte meines Erachtens auch die Beherrschung verschiedener Künste. Mit anderen Wor‐
Bd. 44 / Symposium Papers, Bd. 24). Hanover/London 1990, S. 91‐107, insbes. S. 95‐96. Speziell zu den Antikenzitaten vgl. auch Jill Meredith: The Arch at Capua: The Strategic Use of Spolia and References to the Antique, in: W. Tronzo 1990 [s.o.], S. 109‐126. Vgl. ferner W. Hotz 31992 [wie Anm. 22], S. 324.
60 Vgl. A. Knaak 2001 [wie Anm. 34], S. 12 ff, 22‐23. Möglicherweise empfand Kaiser Friedrich die heute als gotisch bezeichnete Architektur als typische Bau‐weise seiner normannischen Vorfahren (vgl. die Spitzbögen an der Apsis der Kathedrale in Monreale, 1174 gegr.; Kuppeltrompen der Martorana in Palermo, 1143 gegr.), wobei auch Elemente arabischer Herkunft Verwendung fanden. Vgl. A. Haseloff 1920 [wie Anm. 13], S. 4. Für eine Zusammenfassung vgl. G. Masson 31977 [wie Anm. 9], S. 370‐371.
61 Zu seinen Auftritten mit exotischen Tieren vgl. E. Kantorowicz R1963 [wie Anm. 1], Hauptbd., S. 286 ff; zum Bild des Genies, das alles von Anfang an, kann und weiß (»sua virtute«), vgl. ebenso E. Kantorowicz, Hauptbd., S. 31 und insbes. W. Stürner 32009 [wie Anm. 6], S. 348; der Autor verweist auf eine angebliche »Got‐tesnähe« (W. Stürner 32009, S. 366), was ihm sicherlich etliche Kritik eingebracht haben wird. Viel Kritik wurde – gerade von kirchlicher Seite – an seinen zahl‐reichen Frauen geübt; vgl. die Chronik von Salimbene von Parma (›Cronica fratis Salimbene de Adam Ordinis Minorum‹): siehe hierzu Fußnote 26.
Festschrift für Gabriel Adriányi zum 75. Geburtstag 37
ten, schon im 13. Jahrhundert muß es ein klares Herrscherbild gegeben haben, dem er in seiner Stellung als Kaiser genügen mußte62. Man kann daher seine künstlerische Betätigung auf Vorbilder, insbesondere auf by‐zantinische und römische Kaiserpersönlichkeiten, zurückführen. Von etli‐chen römischen Kaisern wird berichtet, daß sie künstlerisch aktiv waren, malten, dichteten oder sich mit Bildhauerei beschäftigten: Sueton und Pli‐nius berichten, daß die Kaiser Tiberius, Nero, Hadrian, ferner auch Ale‐xander Severus und Valentinian, gemalt hätten63; ebenso heißt es, daß die byzantinischen Kaiser Theodosios II. (reg. 408–450) und Konstantin VII. Porphyrogenitos (reg. 913–959) sich als Maler und Bildhauer betätigt hätten und vor allem letzterer die »Kunst der Malerei [...] so genau verstand, wie kei‐ner vor ihm«64 (kaum jemand wird sich ernsthaft Gedanken darüber ge‐macht haben, inwieweit die Kaiser wirklich diese Kunstfertigkeiten be‐
62 In diese Richtung geht auch der Beitrag von Alberto Varvaro: La cultura di
Federico II, in: Federico II e l’Italia 1995 [wie Anm. 11], S. 133‐138, insbes. S. 138: Der Autor kommt allerdings zum – aus meiner Sicht nur bedingt nachvollzieh‐baren – Schluß, daß als Vorbild der Sultan von Babylon gedient habe, wohl weil dieser ihm einen Elephanten zugesandt hatte, den er gerne mitführte (aber auch der Sultan dürfte antiken Vorbilder verpflichtet gewesen sein). Für einen weite‐ren Ansatz vgl. auch Ernst H. Kantorowicz: Kaiser Friedrich II. und das Königsbild des Hellenismus, in: Stupor mundi 1966 [wie Anm. 5], S. 296‐330. Vgl. auch A. de Stefano 21952 [wie Anm. 6].
63 Zu Kaiser Tiberius (Sueton: Vita Tiberii, 70,1‐2; Plinius: Hist. Nat., XXXV,28), zu Kaiser Nero (Sueton: Vita Neronis, 53), zu Kaiser Hadrian (Aelius Spartianus: Historia Augusta, Hadrianus 14,8‐9), zu Kaiser Alexander Severus (Lampridius: Historia Augusta, Alex. Severus Kap. 27), zu Kaiser Valentinian (Ammianus Marcellinus: Res gestae, XXX,9,4); vgl. W. Lippmann: Der Fürst als Architekt – Überlegungen zu Wertung und Bedeutung des Architekturdilettantismus wäh‐rend des 16. und 17. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum, in: Georges‐Bloch‐Jahrbuch des Kunsthistorischen Instituts der Universität Zürich 8 (2001), S. 111‐135, insbesondere S. 113 (und Fußnoten 26‐27, 31 auf S. 130); vgl. Martin Warnke: Hofkünstler. Zur Vorgeschichte des modernen Künstlers. Köln 1985, S. 300.
64 Gekürztes Zitat nach Friedrich Wilhelm Unger (Hrsg.): Quellen der byzantini‐schen Kunstgeschichte, Bd. 1. Wien 1878, S. 54. Oftmals – so auch durch Philipp Hainhofer (»Constantino magno [war] ain guter mahler«) – wurde der byzantini‐sche Kaiser mit Kaiser Konstantin d. Gr. verwechselt: Dies könnte für Friedrich II., dessen Mutter ihn Constantin taufen wollte, eine Rolle gespielt haben.