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Seite: 1 Inhaltsverzeichnis 1. Maria Montessoris Lebenslauf und die Beschreibung Ihrer Persönlichkeit 2. Casa dei bambini 3. Die Bewegung 4. Das Diplom 5. Itard und Séguin und ihr Einfluß auf Montessori 6. Das Montessori Arbeitsmaterial 7. Kurzer Überblick über die Maria Montessori-Methode 8. Die Rechte des Kindes 9. Bedingung der Erziehung: Verständnis der Erwachsenen 10. Relevanz und Verbreitung des Modells Maria Montessoris in Kultur und Praxis 11. Quellennachweis 1. Maria Montessoris Lebenslauf und Beschreibung Ihrer Persönlichkeit Sie wird im Jahr der staatlichen Einigung Italiens, am 31. August 1870 in Chiaravalle in der Provinz Ancona in Italien geboren. 1.1 Die Eltern von Maria Montessori Ihr Vater, Alessandro Montessori (1832-1915), ist Finanzbeamter, die Mutter, Renilde Montessori, geborene Stoppani (1840-1912), stammt aus einer Gutsbesitzerfamilie und ist die Nichte des hervorragenden Naturwissenschaftlers Antonio Stoppani, der sich durch liberale Äußerungen zu Zeitfragen einen Namen gemacht hat. Der Vater, eher einer kleinbürgerlichen Schicht zuzuordnen, sein Vater ist Angestellter in einer Tabakhandlung in Bologna gewesen, entwickelt deutlich konservative Züge. Hingegen ist die Mutter hochgebildet und vertritt liberale Ansichten. Sie reagiert Zeitveränderungen gegenüber aufgeschlossen. Maria Montessoris Vater Alessandro hatte Arithmetik und Rhetorik studiert und wird 1850 Angestellter in der Finanzbürokratie des Vatikans. 1863 wird er Inspektor für die Abgaben der Salz- und Tabakindustrie in der Finanzverwaltung der Romagna. In dieser Funktion kontrolliert er 1865 in Chiaravalle die dortige Tabakindustrie und lernt dort Renilde kennen. Sie heiraten 1866. 1873 wird Alessandro nach Florenz versetzt. 1875 wird er nach Rom versetzt, wo dann das Ehepaar Montessori bis zu seinem Tod leben wird.

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Inhaltsverzeichnis

1. Maria Montessoris Lebenslauf und die BeschreibungIhrer Persönlichkeit

2. Casa dei bambini

3. Die Bewegung

4. Das Diplom

5. Itard und Séguin und ihr Einfluß auf Montessori

6. Das Montessori Arbeitsmaterial

7. Kurzer Überblick über die Maria Montessori-Methode

8. Die Rechte des Kindes

9. Bedingung der Erziehung: Verständnis derErwachsenen

10. Relevanz und Verbreitung des Modells MariaMontessoris in Kultur und Praxis

11. Quellennachweis

1. Maria Montessoris Lebenslauf und Beschreibung IhrerPersönlichkeit

Sie wird im Jahr der staatlichen Einigung Italiens, am 31. August 1870 in Chiaravalle in der Provinz Ancona inItalien geboren.

1.1 Die Eltern von Maria Montessori

Ihr Vater, Alessandro Montessori (1832-1915), ist Finanzbeamter, die Mutter, Renilde Montessori, geboreneStoppani (1840-1912), stammt aus einer Gutsbesitzerfamilie und ist die Nichte des hervorragendenNaturwissenschaftlers Antonio Stoppani, der sich durch liberale Äußerungen zu Zeitfragen einen Namengemacht hat.

Der Vater, eher einer kleinbürgerlichen Schicht zuzuordnen, sein Vater ist Angestellter in einerTabakhandlung in Bologna gewesen, entwickelt deutlich konservative Züge. Hingegen ist die Mutterhochgebildet und vertritt liberale Ansichten. Sie reagiert Zeitveränderungen gegenüber aufgeschlossen.

Maria Montessoris Vater Alessandro hatte Arithmetik und Rhetorik studiert und wird 1850 Angestellter in derFinanzbürokratie des Vatikans. 1863 wird er Inspektor für die Abgaben der Salz- und Tabakindustrie in derFinanzverwaltung der Romagna. In dieser Funktion kontrolliert er 1865 in Chiaravalle die dortigeTabakindustrie und lernt dort Renilde kennen. Sie heiraten 1866. 1873 wird Alessandro nach Florenzversetzt. 1875 wird er nach Rom versetzt, wo dann das Ehepaar Montessori bis zu seinem Tod leben wird.

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Die Biographin Maria Montessori´s, Rita Kramer, schildert das Ehepaar Montessori:

Abbildung 1Alessandro Montessori

"Sie waren ein anziehendes Paar: Er mit lockigem,dunklem Haar und einem dunklem Schnauzbart, sierundlich, wie es Mode war, rundäugig und mit sanftenZügen. Wenn sie in der Stadt spazieren gingen,Alessandro in einem Straßenanzug, geschmückt miteiner baumelnden Uhrkette, und Renilde inwohlanständigem Schwarz, den Spitzenkragen miteinem kleinen, goldenen Kreuz verziert und eine Rose,in den auf dem Kopf hoch aufgetürmten Locken,erschienen sie einem Bild der Achtbarkeit undProsperität" (Prosperität = Wohlstand, Blüte, Duden)

Abbildung 2Renilde Montessori

1.2 Beschreibung der kleinen Maria

Renilde erzieht ihr einziges Kind zur Selbstdisziplin. Auch soll Maria für arme Familien stricken und einbehindertes Kind in der Nachbarschaft bei Spaziergängen begleiten. Aussagen zur Kindheit MariaMontessoris bieten ihre beiden Mitarbeiter: Anna Maccheronis, die sie 1907 kennenlernte und Edward M.Standing, den sie 1921 kennenlernte. Maria besaß schon als Kind ein starkes Gefühl für persönliche Würdeund konnte andere Kinder durchaus verbal herabsetzen. Außerdem soll sie auch schon als Kind einefriedensstiftende Wirkung gehabt haben. Standing berichtet:"Frieden zu stiften - und allen Benachteiligten zu helfen - sollte ihr ganzes Leben lang ihr Hauptanliegensein."Als ihre Eltern sich stritten, soll Maria einen Stuhl zwischen beide geschoben haben, sich darauf gestellt unddie Hände der Eltern ineinander gelegt haben. Sie soll, allen Berichten nach, als Kind selbstbewußt,willensstark aber auch selbstgefällig und deutlich Ichbezogen gewesen sein. Sie hatte keine Geschwister undgenoß die völlige Zuwendung ihrer Eltern, was sicher auch zu der Entwicklung ihrer Charakterzüge beitrug.Mit fünf Jahren zieht Maria mit ihren Eltern nach Rom, eine Stadt, die durch anregende Atmosphärefasziniert und wesentlich bessere Bildungsmöglichkeiten bietet als die Provinz. Maria wächst dann in Romauf.

1.3 Montessoris Grundschulzeit

Sie scheint in der Grundschule zunächst keinerlei Ehrgeiz zu haben. Standing berichtet von einer ErinnerungMaria Montessoris aus der Schule:

"Eine unserer Lehrerinnen war von der fixen Idee besessen, das Auswendiglernen von Lebensläufenberühmter Frauen müsse uns zur Nachahmung anspornen. Jede ihrer Erzählungen schloß mit derMahnung: "Auch Ihr solltet nach Ruhm streben! Möchtet ihr denn nicht berühmt werden?" - "Oh nein" gabich ihr eines Tages trocken zur Antwort, "Ich will nicht berühmt werden. Ich habe viel zu viel Mitleid mit denKindern der Zukunft, als daß ich die Liste um eine Biographie verlängern möchte.""

Die Klassen waren damals überfüllt und die LehrerInnen schlecht ausgebildet. Die damaligen Schulenvermochten geistige Kräfte nicht zu entwickeln und vertraten die Stock- und Paukdidaktik. Es überraschtnicht, daß sich Maria trotz ihrer hohen Intelligenz nicht auszeichnet. Allmählich sucht sie dann doch denschulischen Erfolg. Sicher hat ihre Mutter hier eine Rolle gespielt. Sie wollte für ihre Tochter einehochqualifizierte Ausbildung und spätere Berufstätigkeit. Maria beginnt intensiv zu lesen und beschäftigt sichvor allem mit Mathematik. Gegen Ende der Grundschulzeit nimmt sie das Mathematikbuch sogar zuTheaterbesuchen mit, um es während der Vorstellung zu studieren.

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1.4 Maria geht zur Sekundarschule (1883)

Abbildung 3Maria Montessori, 1880

Nach der sechsjährigen Grundschule tritt sie mit dreizehn Jahren, imHerbst 1883, in die "Regia Scuola Tecnica Michelangelo Buonarotti"ein. Dies ist eine naturwissenschaftlich - technische Sekundarschulemit dreijähriger Unterstufe, der sich ein vierjähriger weiterführenderKurs anschließt. Der Abschluß berechtigt zum Hochschulstudium.Die Unterrichtspraxis ist lehrbuchorientiert. Selbständiges Erkundenund Erforschen von fachlichen Zusammenhängen gibt es nicht.

Möglicherweise haben sich hier erste Aspekte eines Konzeptsselbstaktiven Lernens bei Montessori herausgebildet. DennSelbständigkeit und eigenes Tun ist ja zentrales Element ihrerEntwicklungspädagogik.

Der Fächerplan ist modern: Dem dreijährigem Kurs mit Mathematik,Französisch, Buchhaltung, Geschichte, Erdkunde und eineEinführung in die Naturwissenschaften, folgt der vierjährige Kurs mitmodernen Sprachen (Englisch, Französisch, Deutsch) Mathematik,Physik und Chemie, dazu kommen noch "kommerzielle Fächer". Ausdem Lehrbuch wird vom Lehrer vorgetragen, der Lehrbuchtext mußauswendig gelernt und im Gedächtnis behalten werden. SchulischerUnterricht ist präzise Reproduktion gespeicherten Wissens. DieEntscheidung für diese Schule war damals höchst ungewöhnlich.Mädchen gingen äußerst selten in die Sekundarschule und wenndann auf das "Ginnasio", weil es gesellschaftlich brauchbarehumanistische Allgemeinbildung vermittelte.

Maria spielt mit dem Gedanken Ingenieur zu werden. Die Eltern bevorzugen den Lehrerberuf alsAusbildungsziel. Doch die Mutter stellt sich auf Marias Seite und unterstützt sie. Alessandro Montessori siehtin dem Wunsch der Tochter eine Neuerung, die mit seiner konservativen Weltanschauung nicht zuvereinbaren ist.

Kramer sieht in der Tatsache, daß Maria Montessori dieses Drillsystem mit vorzüglichen Leistungenabsolviert und trotzdem später in kreativer Weise eine neue und weltweit rezipierte Erziehungskonzeption zuschaffen vermag, zu Recht, einen eindeutigen Beleg für die "Genialität" Maria Montessoris.

1886 machte sie den Abschluß des dreijährigen Kurses mit guten Leistungen in allen Fächern und besuchtden weiterführenden vierjährigen Kurs. Auch hier ist sie erfolgreich. Insbesondere ihre Leistungen inMathematik sind hervorragend. Gegen Ende der Institutzeit ändert sich ihr Berufsziel. Sie will Ärztin werdenund Medizin studieren. Ihr Vater wird 1890 mit dem drängenden Wunsch seiner zwanzigjährigen Tochterkonfrontiert, Ärztin werden zu wollen, obwohl der Arztberuf eine absolute Domäne des Mannes war. Es gabin Italien keine einzige Ärztin. Sich ihm gegenüber durchzusetzen gelingt ihr soweit, daß er das Studium nichtverbietet, sich aber deutlich von ihr distanziert.

Sie führt mit dem Professor für klinische Medizin an der Universität in Rom ein Gespräch, um die Zulassungzur Aufnahme zu erreichen. Der Versuch endet negativ. Montessori soll nach dem Gespräch gesagt haben:"Ich weiß, daß ich Ärztin werde".

1.5 Die Studienzeit Montessoris beginnt (1890)

Das Medizinstudium bestand aus zwei vormedizinischen naturwissenschaftlichen Studienjahren (Botanik,Zoologie, Physik und Chemie) und aus vierjährigen Kursen in Pathologie, Anatomie und klinischer Medizin.1890 schreibt sich Montessori als Studentin der Mathematik, Physik und Naturwissenschaften an derUniversität Rom ein und konzentriert sich auf die vormedizinischen Fächer. 1892 legt sie die Prüfung auch inLatein und Italienisch mit sehr gutem Erfolg ab und bekommt damit das Berechtigungszertifikat (Diploma dilicenza) um das klinische Studium der Medizin studieren zu können. Sie stellt den Antrag und setzt sich fürdie Zulassung ein.

Kramer ist Zeitungsmeldungen nachgegangen, die behaupten, Papst Leo XIII habe sich für die Zulassungvon Maria Montessori ausgesprochen.

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1.6 Montessori beginnt das Medizinstudium (1892)

Sie beginnt im Herbst 1892 das Medizinstudium. Die Studienbedingungen gleichen der Unterrichtspraxis inden Schulen. Prüfungen beziehen sich auf Vorlesungen, deren Inhalt genauestens wiedergegeben werdenmüssen. Man kann sich Skripte ausleihen und den Lehrstoff am Semesterende aneignen.

Montessori lebt weiterhin bei Ihren Eltern, besucht die Vorlesungen und arbeitet zu Hause ihre Notizendurch. Sie ist nicht nur intelligent und fleißig, sondern auch dem Leben außerhalb des Studiums nichtabgeneigt. Sie ist hübsch, kleidet sich adrett, hat gepflegte Umgangsformen und ißt gerne.

Im Studium fällt sie in zweifacher Weise auf: Einmal als Frau und als fleißige und lernbegierige Studentin.

Standing bringt dazu ein Beispiel, daß ihren Lerneifer verdeutlicht: Einen Bericht über einen Professor derMedizin, der während der Studienzeit Montessoris Dozent war.

"An einem seiner Vorlesungstage tobte in Rom ein so gewaltiger Schneesturm, daß alle Hörer wegblieben,bis auf einen allerdings, und das war die "Hörerin". Als sie sich nun allein im Hörsaal fand schlug sie demDozenten bescheiden vor, die Vorlesung zu verschieben, wovon er aber nichts wissen wollte, denn solcherEifer mußte seiner Meinung nach belohnt werden. Also hielt er seine Vorlesung wie immer - nur diesmal voreiner einköpfigen Hörerschaft."

Ihre Mutter unterstützt Maria im häuslichen Studium. Ihr Vater distanziert sich von ihr. Die Distanz ihresVaters belastet sie stark, aber glücklicherweise löst sich dieser Konflikt gegen Ende des Studiums auf.

1.7 Die erste Vorlesung in Anatomie

Maria Montessori schreibt während ihrer Studienzeit einen Brief an Clara, den Rita Kramer erschlossen hat.Er berichtet von den persönlichen Problemen der jungen Medizinstudentin in der Anatomie und im Umgangmit dem Menschen als Leiche. Die erste Vorlesung fand im "Anatomischen Institut" statt. Montessori warabgestoßen von den Skeletten, Organen und Eingeweiden, die in Spiritus eingelegt waren. Die Leichen unddie Knochen, mit herabhängendem rosa Fleisch, machten ihr Angst und ihr wurde schlecht.

Der Weg, ihr Ziel zu verwirklichen erschien ihr fürchterlich und sie dachte daran, ihr Studium aufzugeben.Auch ihre Eltern rieten ihr dazu.

1.8 Ein Schlüsselerlebnis Maria Montessoris

Eine Szene aus ihrem Leben wurde berühmt dafür, daß sie das Studium fortgesetzt hat. Die Szene wirdauch als Schlüsselerlebnis zur Begründung des Studiums bezeichnet:

"Eines Tages war sie verzweifelt, daß sie sich dem ungleichen Kampf nicht mehr gewachsen fühlte. Als siean diesem Abend die Anatomie verließ, war sie entschlossen, die Waffen zu strecken und nach einemanderen, weniger steilen Pfad zu suchen. Ihr Heimweg führte damals durch den um diese Stunde fastmenschenleeren Pincio-Park. Während sie noch über ihren Entschluß nachgrübelte, kam sie an einerärmlich gekleideten Frau mit einem kleinen, etwa zehnjährigen Kinde vorüber. Die unordentliche,schmutzige Person, offenbar eine gewerbsmäßige Bettlerin, begann sogleich um Almosen zu flehen.Während die Mutter ihr Klagelied sang, saß das kleine Wesen völlig unbeteiligt am Boden und spielte miteinem bunten Papierfetzen. Der Ausdruck glücklicher Selbstvergessenheit auf dem Gesichtchen des mitganzer Seele seinem wertlosen Spielzeug hingegebenen Kindes, erregte in der zuschauenden Studentinein Gefühl, daß kaum besser als mit dem Vers Matthews Arnolds beschrieben werden kann: "Ein Riegelwurde in der Brust zurückgestoßen und ein verlorenes Gefühl ward neu."

Ohne sich deuten zu können, was sie empfand, machte sie kehrt und ging geradewegs in die Anatomiezurück. Von Stund an war ihr Widerwille gegen die unsympathische Stätte erloschen und erwachte niemalswieder. Als sie später einmal von diesem Vorfall erzählte, sagte sie: "Erklären kann ich es nicht. So ist esgewesen. Vermutlich kommt ihnen diese Geschichte ziemlich dumm vor, und wenn Sie sie jemanderzählen, würde er sie lächerlich finden.""

Die Szene gewinnt an Authentizität wenn man bedenkt, daß Maria Montessori sich in ihren beiden letztenJahren vor ihrer Promotion zur Expertin für Kinderkrankheiten ausbildet und mit kranken und geistigbehinderten Kindern im Krankenhaus und in der Psychiatrie Umgang hat.

Die spätere Theorie Montessoris lautet: "Auch das leiblich - organisch gesunde Kind, kann "krank" sein, dasheißt nicht "normal" sein und bedarf entsprechender Zuwendung und spezifischer Mittel, um sich durch dieeigenen Kräfte mit Hilfe der Mittel zu normalisieren."

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1.9 Zur Studienzeit von 1894 bis 1896

1894 gewinnt sie auf Grund ihrer Leistungen in Pathologie einen Preis der Rolli - Stiftung (Abteilung fürChirurgie) und 1895 einen Wettbewerb um eine vorzeitige Assistentenstelle in der Klinik. Sie sammelt frühpraktische, klinische Erfahrungen. 1895 / 1896 arbeitet sie am Frauenkrankenhaus "San Salvatore alLaterno" und am Männerkrankenhaus "Ospedale Santo Spirito in Sassia" als Hilfsassistenzärztin, außerdemin der Ambulanz des römischen Kinderkrankenhauses und assistiert bei Operationen auf der Unfallstation imNotdienst.

In den beiden Jahren vor dem Examen spezialisiert sich Maria Montessori auf Kinderheilkunde und wirdExpertin für Kleinkinderkrankheiten. In der psychiatrischen Klinik sammelt sie Material für die Doktorarbeit,die sich mit klinischen Problemen des Verfolgungswahns beschäftigt.

Jeder Medizinstudent war verpflichtet im letzten Studienjahr vor seinen Mitkommilitonen einen Vortrag zuhalten.

Viele Zuhörer kamen nicht aus Interesse am Vortrag Montessoris, sondern in der Hoffnung auf einenSkandal. Sie behandelte ihr Thema ausgezeichnet, trug es brillant vor und faszinierte die Zuhörer durch ihrePersönlichkeit.

Am Morgen des Vortrages trifft Allessandro Montessori in der Stadt einen Freund, der ihn fragt, ob er dennnicht zu dem Vortrag seiner Tochter geht. Der Vater, der das berufliche Interesse seiner Tochter vollständigignoriert, weiß nichts von dem Vortrag, geht aber, nachdem er überredet wird, mit. Nach der Vorlesung wirdA. Montessori von vielen Menschen umringt, die ihn zu seiner Tochter beglückwünschen.

Nach Standing hat sich die Entfremdung zwischen Vater und Tochter in dieser dramatischen Szene gelöst.

1.10 Montessori erhält das Promotionsdiplom

1896 legt Maria Montessori ihre Doktorarbeit zum Thema "Contributo clinico allo studio delle Allucinazioni acontinuto antagonistico" (Ein klinischer Beitrag zum Studium des Verfolgungswahns) vor, eine Arbeit von 96handschriftlichen Seiten. Sie erhält als erste Frau Italiens das Promotionsdiplom. Ihre Leistungen sindvorzüglich: Von maximal 110 Punkten erreicht sie 105. Ihre Doktorurkunde muß handschriftlich umgeändertwerden, denn der Vordruck sieht nur männliche Absolventen vor. Trotz der damaligen Ärzteschwemme sinddie beruflichen Aussichten für Montessori glänzend.

Ihr Abschluß wird groß gefeiert. Es ist eine Familienfeier, an der auch der Vater voller Stolz teilnimmt, sowieauch Professoren sie durch ihre Teilnahme am Fest ehren.

Die Presse Roms berichtet von der ersten "dottoressa" Italiens. Sie steht jetzt in der Öffentlichkeit. In einemBrief an Clara schreibt Montessori: "Ich bin nicht berühmt wegen meines Könnens oder meiner Klugheit,sondern wegen meines Mutes und meiner Kaltblütigkeit gegen alles."

1.11 Die Zeit von 1896 bis 1898 nach dem Studium

Sie eröffnet eine Privatpraxis und wird auf Grund ihrer hervorragenden Leistungen am Krankenhaus "SanGiovanni", das der Universität untersteht, als Assistenzärztin angestellt.

1896 nimmt sie am Internationalen Frauenkongreß in Berlin teil und erregt durch Vorträge zurFrauenemanzipation in Italien Aufsehen.

Im November wird sie Assistenzärztin in der Chirurgie am Männerkrankenhaus "Ospedale Santo Spirito inSassia".

Ende 1896 erscheint ihre erste medizinische Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift: "Sul significato deicristalli di Leyden nell´ asma bronchiale" (Die Bedeutung der Leydener Kristalle bei Bronchialasthma)

1897 übernimmt sie eine Assistentur an der psychiatrischen Klinik der Universität. Hier lernt sie Dr. GiuseppeMontesano kennen, mit dem sie zur Ausbildung von Lehrern für geistig behinderte Kinder engzusammenarbeitet.

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1.12 Montessori bekommt einen Sohn

Am 31. März 1898 wird ihr Sohn Mario geboren. Er ist das Kind der Beziehung zu Dr. Montesano. Sie ziehtdas Kind nicht selber auf, sondern gibt es zu Bekannten aufs Land, besucht ihren Sohn aber häufig.

1913 wird sie dann Mario zu sich nehmen und er wird ihr zuverlässiger, ständiger Begleiter und derOrganisator der "Bewegung".

Nach Aussagen des Sohnes Mario war Montesanos Familie und vor allem seine Mutter gegen die Heirat vonMontesano und Montessori. Montessori, die ihren Willen eigentlich immer durchgesetzt hat, wird ihre Gründegehabt haben, Dr. Montesano nicht zu heiraten. Dem Sohn hatten sie auch gesagt, sie hätten einanderversprochen, niemals zu heiraten. Montesano habe dieses Versprechen gebrochen und eine andere Fraugeheiratet.

Kramer: "Vor 75 Jahren hätte die Nachricht, daß sie ein uneheliches Kind zur Welt gebracht habe, dieKarriere jeder Frau zerstört, sie hätte Maria Montessori sämtliche Zukunftshoffnungen beendet, jedeMöglichkeit, den Beitrag zu leisten, den sie mittlerweile als den wahren Zweck ihres Lebens ansah."

Da sie die Erfahrung missen mußte, ihr Kind zu versorgen, wandte sie sich den Bedürfnissen anderer Kinderzu. Aus Liebe zu ihrem Kind, wurde die Liebe zu allen Kindern. Um 1897 bis 1901 hat sich möglicherweiseein traumatischer Zusammenhang entwickelt, bei der Abneigung gegen Montesano und dem Mannüberhaupt, gegenüber Sexualität und Leiblichkeit insgesamt. Es erfolgt eine Kompensation ins Allgemein -Pädagogische. Der Verzicht auf eine eigene Familie wird ausgeglichen durch die familienähnlichenBeziehungen innerhalb der "Bewegung" mit ihren engen Mitarbeitern, meist Frauen, die einen kindähnlichenStatus erhalten.

Maria Montessori gibt 1902 die Arbeit des Ausbildungsinstituts und der Modellschule auf, an denen sie mitMontesano zusammenarbeitete.

1.13 Der Übergang von der Medizin zur Pädagogik

Die Jahre von 1896 bis 1906 sind für Maria Montessori eine wohl entscheidende Zeitspanne gewesen. Indieser Phase vollzieht sich der Übergang von der Medizin zur Pädagogik. Sie sieht nicht nur das organischkranke Kind als hilfsbedürftig an, sondern gelangt zu einem breiteren Verständnis des devianten Kindes. Sieerkennt die Notwendigkeit diesen Kindern zu helfen. Als Brücke zwischen beiden Bereichen stand dasbehinderte Kind, dem sich sowohl die Medizin, als auch die Pädagogik zuwendet.

1.14 1896 bis 1909

Abbildung 4Maria Montessori 1898

Zwischen 1896 und 1909 studiert Montessori die Schriften von JeanMarc Caspard Itard und Eduard Séguin.

Sie setzt sich auch mit den Theorien von Achille de Giovanni(Medizinische Anthropologie) und Cesare Lambroso(Kriminalanthropologie) und ihres Lehrers Giuseppe Sergi(Pädagogische Anthropologie) auseinander. Von Sergi wird sie diequantitativen Methoden exakter Messung der körperlichenEntwicklung übernehmen.

Auf dem nationalen Ärztekongreß in Turin 1897 spricht MariaMontessori über die Ursachen von Kriminalität und über denZusammenhang von Verbrechen, sozialer Not und fehlenderSchulreform.

Auf dem nationalen Pädagogenkongreß 1898 fordert sie erneut dieBeseitigung der sozialen Mißstände durch Schulreformen,insbesondere die Reform der Erziehung geistig behinderter Kinder.Ende 1898 wird Montessori Mitglied der Liga für die Erziehungbehinderter Kinder.

Hier entwickelt sie aus der Lektüre Itards und Séguins dieKonsequenz einer Erziehung des Intellekts durch Schulung der Sinne.Im Kern ist damit schon die spezifische Methode Montessoris skizziert,die sie zu dieser Zeit mit behinderten Kindern praktiziert.

Im Sommer 1899 reist sie im Auftrag der Liga zu Vorträgen nachMailand, Padua, Venedig und Genua. Sie wird ins Kuratorium der Ligagewählt, ist deren Repräsentantin auf dem Frauenkongreß in Rom,hält Vorträge in London und wird von Königin Viktoria empfangen.

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Im Herbst 1899 erhält sie eine Dozentur am Lehrerinnenausbildungsinstitut in Rom und liest über Hygieneund Anthropologie. Sie macht sich mit der Geschichte der Pädagogik und mit Erziehungstheorien vertraut.

Nach dem Bruch mit Montesano verläßt sie 1902 ihr Amt als Leiterin des medizinisch - pädagogischenInstituts (mit Modellschule zur Ausbildung von Lehrern für behinderte Kinder), welches im Frühjahr 1900eröffnet wurde.

Neben den übrigen Tätigkeiten beginnt sie ein Studium der Pädagogik, Experimentalpsychologie undAnthropologie.

Auf dem zweiten nationalen Pädagogenkongreß in Neapel Ende 1902 stellt sie Séguins und ihre Methodeheilpädagogischer Betreuung vor. Seit 1904 hält sie Vorlesungen über Anthropologie und Biologie ampädagogischen Institut der Universität Rom. (1904 bekam sie den Lehrstuhl für Anthropologie).

Von 1897 bis 1906 erscheinen weitere medizinische Veröffentlichungen.

Noch vor der Eröffnung des ersten "Kinderhauses", durch welches sie weltweit berühmt wurde, hat siebestimmte Materialien und eine spezifische Umgebung konzipiert, die sich zum Großteil nicht mehr ändern,deren Grundgedanken sie später jedoch ausweiten wird. Vor allem die Anwendung der "Methode" imGrundschulbereich wurde außerordentlich erfolgreich.

Sie baut einen Theoriezusammenhang auf, den sie in Vorlesungen von 1904 bis 1908 entfaltet und in ihremzweiten Buch "L´ Antropologia pedagogica" (Pädagogische Anthropologie) von 1910 darstellt.

Grundlage ihrer Methode ist die Beschreibung von Meßverfahren und die Beachtung der Eigenaktivität desKindes, außerdem eine Konzeption der spezifischen Umgebung und spezifischer Materialien sowie dieMethode der Vermittlung dieser. Den Umgang mit der Umgebung, Kriterien und Instrumente zur Erfassungder Wirkung dieser Umgebung und schließlich eine anthropologische Konzeption vom Wesen des Kindes,liegen schon weitgehend ausgearbeitet vor der Eröffnung des Kinderhauses vor.

1.15 Eröffnung der ersten "casa dei bambini"

Am 6. Januar 1907 wird das erste "Kinderhaus" (casa dei bambini) im römischen Stadtteil San Lorenzoeröffnet.

1.16 Erster Ausbildungskurs und "Il metodo" (1909 bis 1912)

Im Sommer 1909 hält Montessori ihren ersten Ausbildungskurs über ihre Methode in "Città di Castello" ab.Im Anschluß daran verfaßt sie innerhalb eines Monats den Text zu "Il metodo". Das Erscheinen diesesBuches macht sie schlagartig berühmt. Es wird in den nächsten Jahren in mehr als zwanzig Sprachenübersetzt und erlebt 1912 in der englischen Fassung in den USA einen überwältigenden Erfolg.

Die englische Ausgabe wurde in Höhe von 5000 Exemplaren innerhalb weniger Tage vergriffen. In Englandwird die Montessori-Gesellschaft gegründet und in den USA ein Montessori-Komitee. In Rom hält sie denersten internationalen Ausbildungskurs ab.

1911 wird die Montessori Methode in englischen und argentinischen Schulen praktiziert und in italienischenund schweizerischen Volksschulen eingeführt. Modellschulen entstehen in Paris, New York und Boston.

1.17 Montessoris Mutter stirbt

Am 20.12. 1912 stirbt Renilde Montessori und seit dem kleidet sich Maria Montessori nur noch schwarz.

1.18 Erste Reise in die USA (1913)

Ihre erste Reise in die USA unternimmt sie 1913 und dort gelingt ihr der internationale Durchbruch. Sie wirdeine weltberühmte Frau, die erste Pädagogin von internationalem Rang.

Es wird die amerikanische Montessori-Education-Society gegründet.

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1.19 Zweiter Ausbildungskurs undErscheinen des zweiten Buches zurMethode

Nach der Rückkehr nach Italien findet in "Castell Sant´ Angelo" derzweite internationale Ausbildungskurs statt.

1914 erscheint ihr zweites Buch zur Methode "Dr. Montessoris ownhandbook" (Mein Handbuch).

1.20 Zweite Reise in die USA und Tod desVaters

1915 reist Montessori zum zweiten mal in die USA, zusammen mitMario und hält einen Ausbildungskurs. Im November stirbt ihr Vater,Mario bleibt in Kalifornien und Maria kehrt nach Italien zurück.

1916 geht sie nach Barcelona, auf die Einladung der Stadtverwaltunghin. Dort bleibt ihr Wohnsitz bis zur Machtübernahme Francos (1936)

Abbildung 5Maria Montessori 1914

1.21 1917 bis 1922 - Dritte Reise in die USA und Vorträgen

1917 hält sie Vorträge in den Niederlanden, wo die niederländische Montessori Gesellschaft gegründet wird.Sie fährt zum dritten Mal in die USA. 1919 bis 1922 hält sie Vorträge in Amsterdam, Paris, Mailand und Rom sowie in Neapel und Berlin.

1.22 Montessori - Pädagogik wird zur Erziehungsmethode Italiens

1924 wird dann nach der Begegnung mit Mussolini, dem Führer des italienischen Faschismus(Machtübernahme 1922), die Montessori Methode in den italienischen Schulen eingeführt und dieMontessori Pädagogik zur internationalen Erziehungstheorie Italiens. Die italienische Montessori Gesellschaft(Opera Montessori) wird von der faschistischen Regierung unterstützt. 1926 reist Montessori nach Südamerika und besucht Buernos Aires, La Plata und Córdoba. In Genf spricht sie über Erziehung und Frieden.

1.23 Gründung der AMI

1929 wird der Association Montessori Internationale (AMI) von Montessori und ihrem Sohn Mario mit Sitz inBerlin gegründet. (Ab 1935 ist der Sitz in Amsterdam). Darüber hinaus findet in diesem Jahr der ersteinternationale Montessori - Kongreß im dänischen Helsingør statt.

Der Zweite findet dann 1932 in Nizza statt und 1933 der Dritte in Amsterdam. Außerdem hält sie Kurse inLondon, Dublin und Barcelona ab.

1.24 1933 Zerstörung der Montessori - Bewegung in Deutschland

Es ist das Jahr der Machtübernahme Adolf Hitlers. 1933 zerstört der Nationalsozialismus dann die deutscheMontessori Bewegung.

1934 findet der vierte internationale Montessori - Kongreß in Rom statt. Nach dem Konflikt mit demitalienischen Faschismus werden die Montessori Schulen geschlossen, aber ihre Methode wird für diemathematischen Bereiche angewandt. Nachdem in Spanien 1936 der Bürgerkrieg ausbricht, verläßt sie Barcelona und kehrt zurück nach Italien.

1936 findet der fünfte internationale Montessori - Kongreß in Oxford und der Sechste in Kopenhagen statt.1938 findet dann der siebte Kongreß in Edinburgh statt

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1.25 Flucht vor dem Faschismus, neuer Wohnsitz bis 1946 in Indien

Montessori verläßt um 1936 an Bord eines englischen Kriegsschiffes Italien und läßt ihren gesamten Besitzzurück. Sie lebt bis 1939 in Amsterdam. Sie verläßt dann Europa um bis 1946 in Adjar (Indien) zu leben. DieMontessori - Bewegung bekommt auch in Indien großen Aufschwung und wird von Ghandi und Tagoreunterstützt.

1945 findet die allindische Montessori Konferenz in Jaipur statt.

1.26 Rückkehr nach Europa (1946)

Nach ihrer Rückkehr nach Europa um 1946, gibt sie in London einen Ausbildungskurs, reist dann nachSchottland und wird 1947 die "Opera Montessori" in Italien neu gründen. Es findet die Feier des erstenJahrestages der Gründung der ersten "casa die bambini" (Januar 1947) statt. Sie plant die Eröffnung einerMontessori - Universität in Madras und reist im Herbst 1947 nach Indien und 1948 nach Ceylon und machteinen Ausbildungskurs in Pakistan.

1949 findet der achte internationale Montessori - Kongreß in San Remo statt.

1950 unternimmt sie eine Vortragsreise nach Norwegen und Schweden. Danach reist sie zurück nach Italienund besucht Perugia, Chiaravalle und Mailand.

1951 findet der neunte internationale Montessori - Kongreß in London statt. Danach reist sie nach Tirol undgibt einen Ausbildungskurs in Innsbruck.

1.27 Tod Maria Montessoris (1952)

Maria Montessori stirbt am 6. Mai 1952 in Nordwijk aan Zee in den Niederlanden und wird auf dem dortigenkatholischen Friedhof beigesetzt.

Abbildung 6: Grabstein Maria Montessori in den Niederlanden

Auf ihrem Grabstein steht geschrieben:

"Io prego i cari bambini, che possono tutto die unirsi a meper la costruzione della pacé negli uomini e nel mondo"

"Ich bitte die lieben Kinder, die alles können, mit mir zusammenfür den Aufbau des Friedens zwischen den Menschen und in der Welt zu arbeiten"

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2. Casa dei bambini

Rom ist 1870 Hauptstadt des geeinigten Italiens und erlebt zu dieser Zeit einen Bauboom. GeplanteWohnbauten können auf Grund von Boden- und Mietspekulationen nicht zu Ende gebracht werden, in denRuinen machen sich Kriminalität und Prostitution breit. Im Stadtteil "San Lorenzo" macht sich dieseEntwicklung besonders bemerkbar. Bauten werden notdürftig saniert und Familien der unteren Schichtzugewiesen. Damit die Miete gesichert werden konnte, mußten auch die Frauen mitarbeiten, deren nochnicht schulpflichtigen Kinder somit keine Betreuung hatten.

Der Leiter der Sanierungsgesellschaft trat an Montessori heran, mit der Bitte, eine geeigneteBetreuungsperson zu finden. Da Montessori schon lange beabsichtigte, ihre Arbeitsmethode von"behinderten" auf "normale" Kinder zu übertragen, nimmt sie die Stelle selbst an. Sie übernimmt die Leitungder ersten "Casa dei bambini", die am 6. Januar 1907 eröffnet wurde. Die Ausstattung ist ärmlich.Montessori besorgt eine Aufsichtsperson für die 2 bis 6 jährigen ziemlich verwahrlosten Kinder. Sieorganisiert durch Spenden Tische und Stühle und Materialien und betreut die Kinder. Sie leitet zwei Jahrelang das Kinderhaus mit einer Gruppe von 50 Kindern und hat eine Mitarbeiterin. Durch den großen Erfolgdes Kinderhauses wurden weitere in Mailand und Anfang 1909 auch in der Schweiz gegründet.

Mit der Veröffentlichung des ersten Buches "Il metodo della pedagogia scientifica applicato all` educationeinfantile nelle case die bambini" (Die Methode der wissenschaftlichen Pädagogik angewandt in derErziehung der Kinder im Kinderhaus) von 1909 beginnt die internationale Ausbreitung von Kinderhäusernund Montessori - Schulen.

In der 4. Auflage von "Il metodo" 1948 (The discovery of the child/ Die Entdeckung des Kindes) beschreibtsie ausführlich die Eröffnung des ersten "Casa dei bambini". Das besondere an diesem Kinderhaus war,daß sich die Kinder, in kurzer Zeit, von verschüchterten, wilden, unbeholfenen und weinenden Kindern ingesellige und mitteilungsfreudige Kinder verwandelten. Es ergaben sich persönliche Beziehungenuntereinander. Sie zeigten außerordentliches Verständnis, Aktivität, Lebhaftigkeit und Selbstvertrauen undihre Persönlichkeit entwickelte sich.

Montessori paßte die Umgebung im Kinderhaus genau der Größe und den Bedürfnissen der Kinder an.Tische und Stühle wurden den Kindern angemessen in der Größe. Sie sind pflegeleicht, also von denKindern selbst abwaschbar, ebenso wie die Schränke für das Material und kleine Kommoden mitSchubladen und kleine Waschtische. Im Speisezimmer befindet sich kindgemäßes Geschirr und Besteck,Bilder und Pflanzen und Möbel aus Holz vermitteln eine warme, gemütliche und familiäre Atmosphäre.

Jedes Kind kann sich frei entfalten und gemäß seinen Impulsen aktiv werden. Die Betreuung der Kinder hatneben dem Material einen großen Einfluß auf die Kinder. Bei der Betreuung wird besonders auf die Würdedes Kindes geachtet, das Kind wird respektiert. Es wird weniger gelenkt, es werden nur Anregungengegeben. Die eigentliche Erziehung geschieht durch die Umgebung, die Materialien und die Tätigkeiten.Die Erziehung Montessoris beschränkt sich bei der Einwirkung Erwachsener auf das Kind, nur auf Hilfen ,die vom Kind gewünscht werden, außerdem auf Erläuterungen. Die freie Wahl der Gegenstände und diesich dann vollziehende Selbstaktivierung der kindlichen Kräfte sind entscheidend. Die Kräfte können nachMontessori nicht gesteuert werden. Das Sinnesmaterial ist so gestaltet, daß es dem Kind selbst dieMöglichkeit zur Überprüfung der eigenen Leistung gibt, die Erfolgskontrolle durch den Erwachsenen wirdüberflüssig.

"So wird die gesamte Umgebung zu einem strengen Erzieher, zu einem immer aufmerksamenWachtposten. Jedes Kind empfindet seine Warnungen, als stünde es ganz allein vor diesem unbeseeltenLehrer.

Der größte Teil der Materialien besitzt also eine "eingebaute Fehlerkontrolle". Dies trägt zurSelbstsicherheit der Kinder bei, da ihnen niemand sagen muß: "Das hast Du falsch gemacht, Du hasteinen Fehler gemacht". Wie freundlich auch immer man das einem Kind sagen mag, es vermittelt einGefühl des Versagens, der Schuld und den Vorwurf, den verantwortlichen Erwachsenen enttäuscht zuhaben: Ein demütigender Effekt. Unsere Materialien vermitteln kein solches Gefühl der Scham; sieappellieren einfach an das Kind, seine Bewegungen zu perfektionieren, seinen Blick zu schärfen,aufmerksamer hinzuhören. Fehler verlieren so den Beigeschmack des Versagens und werden positiveElemente der Entwicklung: Das Kind wird mit der Tatsache vertraut, daß jedem VervollkommnungsprozeßFehler innewohnen. Diese sachliche Fehlerkontrolle führt das Kind dazu, bei seinen Übungen überlegt,kritisch, mit einer an Genauigkeit immer stärker interessierten Aufmerksamkeit, mit einer verfeinertenFähigkeit, kleine Unterschiede zu erkennen zu verfahren. So wird das Bewußtsein des Kindes auf dieKontrolle der Fehler vorbereitet, auch wenn diese nicht mehr stofflich oder sinnlich wahrnehmbar sind."

Der/die LehrerInn ist geduldig und zeigt die Benutzung des Materials ausführlich. Auch den eigenenUmgang des Kindes mit dem Material beeinflußt sie nicht. Montessori nennt dies die Respektierung derEigenwürde und der Selbstkraft des Kindes.

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3. Die Bewegung

Wenn eine Idee weltweite Anerkennung gefunden hat, also eine Bewegung geworden ist, die ganze Länderbeeinflußt, ergibt sich das Problem der Übermittlung. Maria Montessori identifizierte sich vollständig mit derBewegung, mit ihrer pädagogischen Idee und ging in der Bewegung völlig auf. Mehr noch: Sie war dieentscheidende Persönlichkeit in der internationalen Montessori - Bewegung.

Durch zahlreiche Ausbildungskurse in vielen Ländern bildet sie Montessori - Lehrer aus, die selbst nichtausbildungsberechtigt sind. Positiv ist dabei, sich die Ausbildungsfunktion vorzubehalten und damit dieReinheit und Authentizität der Erziehungsmethode zu sichern. Die Einheit und Homogenität ihres Werkeswurde so überwiegend beibehalten. Kramer hingegen bewertet diese Dominanz eindeutig negativ und siehtdarin eine unproduktive Erstarrung.

Negativ dabei ist sicherlich, daß die Weiterentwicklung im Rahmen der Bewegung nicht möglich war. Einnegativer Nebeneffekt der weltweiten Arbeit ergab sich, neben ihrem Nomadendasein, durch dieunüberschaubar gewordenen, nicht vollständig veröffentlichten, literarischen Werke, wegen der Interessenspezifischer Länder und verschiedener Standorte der Ausbildungskurse. Die Bewegung Maria Montessorislebte von ihrem Wort, ihrer Persönlichkeit und ihrem persönlichen Vortrag.

4. Das Diplom

Von 1909 bis 1951 bildete sie in ihren Kursen ca. 4000 bis 5000 Menschen aus. Nach der bestandenenPrüfung erhielt man ein von ihr unterzeichnetes Diplom, daß den Inhaber berechtigt, eine Montessori -Schule zu eröffnen. Hat man dann zwei Jahre in dieser Schule gearbeitet, bekommt man dies im Diplombestätigt

5. Itard und Séguin und ihr Einfluß auf Montessori

Der französische Arzt Jean - Marc Gaspard Itard (1775 - 1838) führte alserster Erzieher die Beobachtung der Praxis durch. Er gilt als Begründer derHeilpädagogik. Insbesondere durch seine beiden Berichte über einen, in denWäldern von Aveyron aufgewachsenen, sprachlosen elf bis zwölfjährigenJungen, den er Victor nannte und den er zu erziehen und zu unterrichtenversuchte, veranschaulicht er die Ideale der Aufklärungsepoche.Charakteristisch für die Zeit der Aufklärung ist es, jeden Menschen zu einemnützlichen Mitglied der Gesellschaft zu erziehen.Während im Mittelalter nurArmen- und Waisenkinder in "Industrieschulen" beschäftigt wurden, damitdiese ihren Lebensunterhalt selbst verdienen und dem Staat nützlichwerden, nimmt sich die Aufklärung auch der sinnes- und geistesbehindertenKinder an. Sie werden hierdurch zur aktiven und produktiven Lebensführungbefähigt.

Der Schüler Itards, Eduard Séguin (1812 - 1880), der zuerst Lehrer unddann Arzt war, ging von Itards Versuchen aus. Unter Veränderung undErgänzung der Methode Itards, wandte er diese an Kindern an undsammelte über einen Zeitraum von zehn Jahren Erfahrung, die er in zweiBerichten festhielt.

Maria Montessori orientiert sich insbesondere am zweiten HauptwerkSéguins: "Traitement moral, hygiène et éducation des idiots" (1846).Ausgangspunkt der heilpädagogischen Überlegungen Montessoris ist eineBeobachtung bei Besuchen in den römischen "Irrenanstalten". Sie ist 1897Assistentin an der psychiatrischen Klinik und besucht Kinder in"Irrenanstalten", um sie zur Behandlung auszuwählen. Sie stellt fest, daß dieKinder in den Häusern in kerkerartigen Gewölben untergebracht werden.Auch haben sie keinerlei Spielzeug oder Gegenstände, mit denen sie sichhaben beschäftigen können.

Maria Montessori sagt dazu: "Ihnen zur Unabhängigkeit von der Hilfe anderer und zur Menschenwürde zuverhelfen, das war eine Aufgabe, die so an mein Herz apellierte, daß ich jahrelang nicht von ihr loskam."

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Der entscheidende Gedanke bei Itard und Séguin ist die "Physiologische Methode" (Séguin): Hierunter istdie Einheit von Intellekt und Sinnestätigkeit bzw. Motorik und die Aktivierung des Intellekts, die Einwirkungauf die Sinne und den Bewegungszusammenhang zu verstehen. Geistige Behindertheit äußert sich jazunächst als Sinnesschädigung. Die Aktivierung des Geistes geschieht daher über die Übung der Sinne.Maria Montessori experimentiert an der Modellschule mit sinnesaktivierenden Materialien. Sie orientiertsich stark an Séguins Buch und beherzigt Itards großartige Erfahrungen. Sie ließ ein besondersreichhaltiges Lehrmaterial erstellen, wobei sie sich auf die Texte stützte.

Itard erfand für seinen Zögling eine eigene Methode des Lesenlernens.

Er klebte einen roten Kreis, ein blauesDreieck und ein schwarzes Viereck auf einBrett und gab den Jungen drei Stück Pappeder gleichen Größe, Form und Farbe, die erauf die Figuren legen sollte. Von dieserÜbung ging er zu komplizierteren über undschließlich zu einem Satz vonPappbuchstaben Das Sortieren und Ordnenzu gleichen Paaren führte schließlich dazu,daß der Junge die Buchstaben LAIT (franz.Milch) heraussuchte, wenn er Milch wollte.Der Versuch des Lesens wird also mitmanueller Tätigkeit gekoppelt.

Dieser Zusammenhang spielt auch bei Montessori eine Rolle.

Montessori übernimmt Theorie und Praxis ihrer "Lehrmeister" und führt zugleich über sie hinaus. Sieverfeinert und systematisiert das Ganze der Materialien.

Es entsteht das "Didaktische Material".

Sie überträgt die Funktion der Materialien auf die Normalerziehung. Denn sie entdeckt, daß der Umgangnicht - behinderter Kinder mit diesen Materialien bei den Kindern eine Veränderung herbeiführt: Eine"Explosion" sowie "Konzentration" "die Normalisierung des Verhaltens". Es gelang ihr, geistigzurückgebliebenen Kindern, das Lesen und Schreiben in Schönschrift beizubringen. Diese Kinder konntendann in einer öffentlichen Schule zusammen mit "normalen" Kindern eine Prüfung ablegen, die sie auchbestanden. Sie stellte fest, daß glückliche und gesunde Kinder in gewöhnlichen Schulen auf sehr niedrigemNiveau gehalten wurden, da sie bei Prüfungen der Intelligenz von den behinderten Kindern, die MariaMontessori gefördert hat, eingeholt wurden. Montessori sieht das Problem der geringen geistigenLernfähigkeit "normaler" Schüler in der ungenügend aktivierenden Umgebung der Schule selbst. DurchMontessori erreichte man eine grundlegende Verbesserung schulischer, aber auch vorschulischerErziehungspraxis.

6. Das Montessori Arbeitsmaterial

Itard entwickelte vor allem zwei Prinzipien, die dann bei Séguin und vor allem bei Montessori eine zentrale Rollespielen.

6.1 Die Isolierung des einzelnen Sinnes beim Training

(siehe bei Montessori unterschiedlich große Einsatzzylinder, die der Schulung der Augen dienen, dasUnterschiede in der Ausdehnung erkennen muß.)

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Itard: "Da von allen Sinnen der Gehörsinn derjenige ist,welcher hauptsächlich zur Entwicklung unserer intellektuellenFähigkeiten beiträgt, ....(). Ich kam zu dem Schluß, daß mandieses Organ, um es zu wecken, gleichsam isolieren müsse..(). Demzufolge verband ich Victors Augen mit einer dichtenBinde und ließ an sein Ohr die stärksten und einanderunähnlichsten Töne schallen. Meine Absicht war, sie ihn nichtnur zu Gehör zu bringen, sondern sie auch von ihmunterscheiden zu lassen.".

1. Aus Metall, Holz und Filz bestehen jeweils zweiPlättchen, die gemischt, mit geschlossenen Augenertastet und einander zugeordnet werden.Unterschiedliche Flächenbeschaffenheit des Materialsund verschiedene Temperaturempfindungen werdenwahrgenommen.

2. Sandpapierplättchen unterschiedlicher Körnung werdengemischt, mit verbundenen Augen ihrer haptischenQualität entsprechend erfaßt und als Paarenebeneinander gelegt.

Einzelne Buchstaben in Schreibschrift sollenmit verbundenen Augen über dieFingerspitzen erkannt werden. Diesgeschieht nur über den angerauhten Weg,den die Finger ertasten, hier mit derErschwernis, daß die Buchstaben auf demKopf stehen.

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6.2 Das Prinzip von grob unterschiedlichen Sinneseindrücken zuimmer feineren Unterschieden zu gelangen.

(siehe Montessoris Farbtäfelchen, aber auch wieder Einsatzzylinder und Sinnesmaterial des Gehörsinnes)

Farbtäfelchen mit acht Grundfarben und jeweils acht Abtönungen sollen paarweise zugeordnet werden. Dieserfordert Konzentration.

Zur Unterscheidung verschiedener Dimensionen sind die Einsatzzylinder, (Abbildung 10 Einsatz- zylinderMontessoris), gedacht. Der Gesichtssinn wird angesprochen, gleichzeitig gilt diese Übung als eine wichtigefeinmotorische Vorbereitung zum Schreiben. Das Kind faßt die "Knöpfe" der Zylinder mit den drei Fingern an, diees später zum Halten des Stiftes benutzt. Zehn Zylinder befinden sich in jedem der vier Holzblöcke, was beiläufigauf das Zehnersystem hinweist.

6.3 Anwendung des Materials

Der/die LehrerIn zeigt dem Kind die Übung, während es zuschaut. Dann probieren sie die Übung gemeinsam.Weil die Kinder nicht nur von Lehrern, sondern auch durch Nachahmung von älteren Kindern lernen, werden inMontessori Schulen altersheterogene Gruppen bevorzugt. So finden sich häufig zwei bis drei Klassenstufen ineinem Raum.

"In einer Montessori - Umgebung werden die Kinder in gemischten Altersgruppen, die etwa drei Lebensjahreumfassen, zusammengefaßt, also etwa die drei- bis sechsjährigen, die sechs- bis neunjährigen und die neun-bis zwölfjährigen; wo immer möglich, wird den Gruppen eine leichte Zugangsmöglichkeit untereinander gewährt.Eine der zweckmäßigsten Neuerungen, die unsere Schule eingeführt hat, besteht meiner Ansicht nach darin,daß wir Kinder verschiedenen Alters in Gruppen zusammenfassen, in denen sie miteinander leben und lernen.

Da gibt es nicht nur auf der materiellen Ebene Hilfe, irgendwie findet auch auf der Ebene der Handlungen undGefühle wirklich etwas statt. Ich glaube, eines Tages wird man verstehen, daß es der Natur zuwider läuft, wennman Kinder nach Jahrgängen voneinander trennt - es schafft Langeweile und erschwert den geistigenAustausch. Auch die intellektuelle Entwicklung wird behindert, wenn Personen gleichen Alters separiert werden,denn dies führt zu intellektuellem Wettbewerb, weil Erwachsene häufig, um Unterschiede zwischen den Kindernauszumachen, dazu Zuflucht nehmen, solche über und unter einem künstlichen Durchschnitt herauszufinden.

Die gemischten Altersgruppen ermöglichen es, daß nicht nur Wettbewerb verhindert, sondern auch Neid,Disziplinprobleme und exzessive Abhängigkeit von Erwachsenen abgebaut werden. Die sozialen Beziehungender Kinder untereinander werden verstärkt."

Bei den Materialien handelt es sich nicht um "Spielzeug", mit dem Kinder gemeinsam spielen können (Montessorinennt es Arbeitsmaterial). Sie stellen vielmehr Hilfsmittel dar, die das Kind zu einer gegebenen Zeit benutzt, umbestimmte Funktionen zu entwickeln. Der Unterricht in einer Montessori Schule besteht zu einem großen Teil aussogenannter "freier Arbeitszeit" bzw. "Freiarbeit"

6.4 Montessori stellt folgende Anforderungen an das Material

Das Material muß der individuellen Entwicklungsstufe des Kindes Rechnung tragen Es soll die Aufmerksamkeit fesseln Das Material muß ein hierarchisches Ordnungsprinzip enthalten Die Anzahl des Materials ist begrenzt, es gibt von jedem Spielzeug nur eines, weil ein Überangebot dieAufmerksamkeit beeinträchtigt, außerdem hat dies auch eine soziale Bedeutung: die Kinder lernen zuwarten, üben Geduld und es verleiht auch eine gewisse Qualität des Einzigartigen Die Isolation einer einzigen Eigenschaft initiiert eine geistige Ordnung und fördert das Wachstum anInteresse und Konzentration Das Material soll eine Fehlerkontrolle enthalten, zur Selbsterziehung, Unabhängigkeit der Erwachsenenund wegen der unmittelbaren Erkenntnis des Tuns, ob es richtig oder falsch ist Das Material zeichnet sich durch Einfachheit aus Es soll einen Ganzheitscharakter haben, das konkrete Einzelmaterial muß sich als Detail zugleich immerals Teil des Ganzen darstellen

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Es gibt außer dem Sinnesmaterial und dem Sprachmaterial auchmathematisches Material: Das Multiplikationsbrett, dasHunderterbrett, das Divisionsbrett und das Streifenbrett zur Additionsowie die geometrischen Kreise. Darüber hinaus gibt es einen"Binomischen Würfel", für blinde Kinder mit Rillen gekennzeichnet,die anderen Kinder orientieren sich an den Farben derWürfelseiten. Die Vorbereitung zur Algebra wird hierdurch schon imKinderhaus spielerisch angedeutet

Die geometrischen Kreise sind beweglich und austauschbar. Sie dienen dem anschaulichen Lernen derBruchrechnung. Dazu gibt es Aufgabenkarten, mit denen die Kinder Aufgaben gestellt bekommen.

6.5 Montessori Material: Übungen des täglichen Lebens

Séguin kannte auch bereits die Übung, eine Jacke zuzuknöpfen und einen Schuh zuschnüren zu müssen. Er ließseinen Zögling Klötze in bestimmten Dimensionen miteinander kombinieren und legen um dem Griff Festigkeit zugeben.

Ein Nagelbrett, das mit Löchern durchbrochen ist, in die einige Nägel genau passen, die das Kind hineinstecktund herauszieht, ist dafür gedacht, die Hand in Präzision zu üben.

Unähnliche Dinge werden durch Gegenüberstellung gelehrt. Übungen, die üblicherweise mit den Augen gemachtwerden, werden mit den Fingern ausgeführt. Sitzen wird durch Stehen abgelöst. Aufmerksames Schweigen wirddurch das Ausstoßen von Lauten ersetzt.

Zusätzlich gibt es auch Material zu den "Übungen des täglichen Lebens". Die "Übungen des täglichen Lebens"bestehen bei Montessori aus Schnürriemen binden, Gürtelschnallen öffnen und schließen sowie aus kochen,putzen, waschen, bügeln, u.s.w.. Die Kinder lernen dies schon im frühen Alter, mit geeignetem kindgerechtenMaterial, in der Größe an das Kind angepaßt, um sie so zur Selbständigkeit zu erziehen.

Illustration from the 1916 cataloque ofthe "House of children" in New YorkCity, one of the first manufacturers ofMontessori education material

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7. Kurzer Überblick über die Maria Montessori - Methode

Leitsätze:1. Hilf` mir es selbst zu tun2. Nicht das Kind soll sich der Umgebung anpassen, sondern wirsollten die Umgebung dem Kind anpassen.3. Selbsttätigkeit führt zur SelbständigkeitKinderhaus: reichhaltiges Angebot an "Arbeitsmaterial", Möglichkeit zur Selbständigkeit, freieArbeitsauswahl, individuelles Lerntempo Erziehung und Entwicklung des Geistes durch Sinnesmaterial und Übungen des täglichen Lebens Übergang von Kinderhaus zur Grundschule ist fließend und ohne Bruch, das Kind wird schon vordem 6. Lebensjahr gefördert, ohne es zu überfordern Konzept der Maria Montessori - Schule: geschlechts- und altersgemischte Gruppen kein 45-MinutenTakt, sachgebundene Arbeit am Entwicklungsmaterial, Lehrer ist Beobachter und Helfer, bzw.Begleiter sachlich und räumlich vorbereitete Umgebung, Wahl- und Bewegungsfreiheit (Arbeit am Tisch oderauf dem Boden), Kontakt mit der Umgebung sammeln: natürliche, sensorische und kulturelleErfahrungen Kinder haben Zeit zur Entwicklung einer unschätzbaren Konzentrationsfähigkeit Jahrgangsübergreifende Lerngruppen: Ältere Kinder helfen den jüngeren und haben dabei dieMöglichkeit der Wiederholung, die anderen sehen im älteren Schüler den Helfer (Soziales Lernen) Zeitpunkt zur Erreichung des Ziels bleibt dem Kind selbst überlassen Zusammenarbeit mit den Eltern wird wichtig genommen: die Eltern hospitieren und dürfen Kritikanbringen "Erziehung zum Frieden", sie muß im frühen Kindesalter anfangen, der Erwachsene trägt dieVerantwortung für die Entwicklung Kind muß körperliche Aktivitäten frei entfalten können, Bewegung wird in Zusammenhang mit derIntelligenz gesehen: motorische Koordination, räumliches Wahrnehmungsvermögen, Lernen denKörper funktional zu gebrauchen, optimale Entwicklung der Psyche und des Intellekts hängt vonphysischer Bewegung ab, Umgebung (die bei Montessori eine wichtige Rolle spielt), wird durchBewegung erforscht, Erlangung der Unabhängigkeit durch Bewegung, Unterricht besteht zum größten Teil aus "Freier Arbeitszeit" Respekt vor dem menschlichen Lebewesen in allen Stufen seiner Entwicklung Erziehung als Lebenshilfe ,Hilfe für die menschliche Person, ihre Unabhängigkeit zu erobern vorbereitete Umgebung wird zum Erzieher, der Erwachsene nimmt sich immer mehr zurück(Entwicklung heißt: immer mehr Unabhängigkeit zu erlangen) Erziehung zur Ordnung und Disziplin: Material hat einen ganz bestimmten Platz, zu dem es nachBenutzung zurückgebracht werden soll Behinderte Kinder werden in Gruppen integriert (mehr Toleranz, soziales Lernen) Ziele der Erziehung: Selbständigkeit zur Lebensbewältigung, Disziplin, soziale Umgangsformen undFriedfertigkeit Historischer Hintergrund des Modells: Reformpädagogik, Frauenbewegung - Kinderarbeit

7.1 Freie Arbeit

Die Freiarbeit nimmt in der Schule einen hohen Stellenwert ein. Die Räume müssen entsprechende Weitehaben (Bewegungsfreiheit/psychisch wohltätige Wirkung). Das Kind kann sich im Klassenzimmer freibewegen und sich beschäftigen (Beschäftigungsfreiheit). Der Raum muß auch die Möglichkeit derIsolierung bieten (Absonderungsmöglichkeit einzelner oder einer Gruppe) Die Umgebung ist ansprechend,wohnlich mit Pflanzen und Tieren gestaltet.

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Die Einrichtungsgegenstände lassen sich nach Belieben verschieben, solange die anderen Kinder nichtdabei gestört werden (Gestaltungsfreiheit). Tische stehen in Tischgruppen unterschiedlicher Größe, in dersich der Tisch des Lehrers eingliedert, die Kinder dürfen entscheiden, mit wem sie arbeiten wollen (Alleine,Partner- oder Gruppenarbeit).

An den Wänden stehen offene Regale , in denen Material zur Selbstbildung steht. Das Kind darf dasThema selbst wählen, das Material selbst wählen und darf auch von einem Klassenraum in den anderengehen. Die Klassen- bzw. Gruppenräume sind nicht streng voneinander getrennt. ("Jede Gruppe hat ihreUmgebung, ist aber nicht voneinander isoliert").

Damit es nicht zu Mißverständnissen führt: die Montessori - Schule gibt den Schülern nur eine begrenzteAuswahl an Material, die Kinder können nicht lernen, was sie wollen. Es gibt ein vorgeschriebenesProgramm. Es wird den Kindern so viel Freiheit wie möglich, innerhalb des Rahmens, gegeben.

7.2 Sensible Phasen

(Den Begriff "sensible Phasen" hat Montessori 1917 von de Vries übernommen)"Der holländische Gelehrte de Vries entdeckte die Empfänglickeitsperioden bei den Tieren, und unsgelang es in unseren Schulen, dieselben "Sensiblen Perioden" auch in der Entwicklung der Kinderfestzustellen und den Zwecken der Erziehung nutzbar zu machen.

Es handelt sich um besondere Empfänglichkeiten, die in der Entwicklung, daß heißt im Kindesalter derLebewesen auftreten. Sie sind von vorübergehender Dauer und dienen nur dazu, dem Wesen dieErwerbung einer bestimmten Fähigkeit zu ermöglichen. So bald dies geschehen ist, klingt dieentsprechende Empfänglichkeit wieder ab." 10

"Im Bezug auf das Menschenkind, ist von besonderer Wichtigkeit: auf der einen Seite haben wir es miteinem inneren Anstoß zu tun, der zu den bewunderungswürdigsten Leistungen führt, auf der anderen mitPerioden einer Gleichgültigkeit, die blind und leistungsunfähig macht. Auf diese grundsätzlichenEntwicklungsstadien vermag der Erwachsene in keiner Weise von außen her einzuwirken. Hat das Kindaber nicht die Möglichkeit gehabt, gemäß den inneren Direktiven seiner Empfänglichkeitsperioden zuhandeln, so hat es die Gelegenheit versäumt, sich auf natürliche Weise eine bestimmte Fähigkeitanzueignen; und diese Gelegenheit ist für immer vorbei." 10

"Das Erlernen einer neuen Sprache nötigt den Erwachsenen zu harter Arbeit, und dennoch erreicht erniemals die Vollendung, mit der er seine in der Kindheit erworbene Muttersprache beherrscht.Das Kind macht seine Erwerbungen in seinen Empfänglichkeitsperioden. Diese sind einem Scheinwerfervergleichbar, der einen bestimmten Bezirk des Inneren taghell erleuchtet, vielleicht auch einem Zustandelektrischer Aufladung." 10

"Ist die Phase vorbei, so können weitere Errungenschaften nur mit reflektierender Tätigkeit, mit Aufwandvon Willenskraft, mit Mühe und Anstrengung gemacht werden.""Stößt das Kind jedoch während einer Empfänglichkeitsperiode auf ein Hindernis für seine Arbeit, soerfolgt in der Seele des Kindes eine Art Zusammenbruch, eine Verbildung." 10

Montessori beschreibt in ihrem Buch "Kinder sind anders" ganz genau die "Sensiblen Phasen". Sie erklärt,in welchem Alter Kinder für bestimmte Dinge empfänglich sind.

Die erläutert sie anhand von Beispielen aus der Praxis. Sie geht auch auf Anzeichen ein, die das Einsetztender "Sensiblen Phasen" erkennen lassen. Unter anderem hebt sie auch die "Sensible Periode" desOrdnungssinns hervor. Sie stellt mit einigen Beispielen die quälenden Konflikte, die in der kindlichen Seelehervorgerufen werden, wenn das Kind im Umfeld eine Unordnung der Dinge und der Personen wahrnimmt,vor

7.3 Die kosmische Entfaltung des Kindes

Damit ist gemeint, daß alle Lebewesen mit ihrer Umgebung, in einem wechselseitigenAbhängigkeitsverhältnis stehen. Alle Lebewesen habe eine "kosmische Mission auf der Erde". Wir sind alleTeil einer "kosmischen Ordnung" und haben den Auftrag, unsere Aufgabe zu erfüllen. Die Grundlage derMontessori - Erziehung ist, daß wir Teil dieser "kosmischen Ordnung" sind und die "kosmische Entfaltung"des Kindes berücksichtigen sollten. Die Bedürfnisse eines jeden lebenden Wesens sollen befriedigt werden.Wichtig ist ihr dabei der Respekt vor dem menschlichen Wesen in allen Stufen seiner Entwicklung

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7.4 Polarisierung der Aufmerksamkeit zur Normalisierung desindividuellen - schöpferischen Lebens

Damit ist gemeint: Die Aufmerksamkeit des Kindes ist auf eine einzige Sache gerichtet, zum Beispiel auf dieHandhabung eines bestimmten Materials. Diese Konzentration bewirkt bei dem Kind eine sogenannte"Normalisierung". Läßt man das Kind in Ruhe mit der bestimmten vorbereiteten Umgebung, dannentwickelt es sich "normal". Dazu gibt es ein berühmtes Beispiel, das sich als Montessori - Phänomenbezeichnen läßt und in die Geschichte der Pädagogik eingegangen ist.

Montessori erzählt eine Begebenheit von einem dreijährigen Mädchen, das tiefversunken mit einemEinsatzzylinderblock beschäftigt war:

"Zu Anfang beobachtete ich die Kleine, ohne sie zu stören, und begannzu zählen, wie oft sie die Übung wiederholte, aber dann, als ich sah, daßsie sehr lange damit fortfuhr, nahm ich das Stühlchen, auf dem sie saß,und stellte Stühlchen und Mädchen auf den Tisch; die Kleine sammelteschnell ihr Steckspiel auf, stellte den Holzblock auf die Armlehnen deskleinen Sessels, legte sich die Zylinder in den Schoß und fuhr mit ihrerArbeit fort. Da forderte ich alle Kinder auf zu singen; sie sangen, aberdas Mädchen fuhr unbeirrt fort, seine Übung zu wiederholen, auchnachdem das kurze Lied beendet war. Ich hatte 44 Übungen gezählt;und als es endlich aufhörte, tat es dies unabhängig von den Anreizender Umgebung, die es hätte stören können; und das Mädchen schautezufrieden um sich, als erwachte es aus einem erholsamen Schlaf - Meinunvergeßlichen Eindruck glich, glaube ich dem, den man bei einerEntdeckung verspürt."

8. Die Rechte des Kindes

Der Text über die "Rechte des Kindes" aus der Zeitschrift für Montessori - Pädagogik "Das Kind" enthältzehn Grundsätze. Er wurde mit der Genehmigung der deutschen UNESCO - Kommission abgedruckt. Ingroben Stichworten behindert er die Grundsätze,

die das Kind schützen ihm Fürsorge Anspruch auf Unterricht Hilfe Erziehung körperliche und seelische Gesundheitsförderung (ärztliche Betreuung) staatliche und anderweitige finanzielle Unterstützung soziale Sicherheit keine Benachteiligung wegen Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer odersonstiger Überzeugung, nationaler oder sozialer Herkunft, Geburt oder sonstiger Umstände ausreichende Ernährung Wohnung und Erholung zusichern.

9. Bedingung der Erziehung: Verständnis der Erwachsenen

Der Anspruch Montessoris ist der, die Erwachsenen im Hinblick auf ihr Verhalten zu den Kindern zusensibilisieren und zu verändern. Sie kritisiert die Erwachsenen vor allem in "Kind sind anders".

Sie beschreibt, wie schon direkt nach der Geburt das Baby unsanft berührt, gewaschen, in Decken undenge Kleidung gehüllt, grellem Licht und Kälte ausgeliefert und der Mutter fortgenommen wird. Montessorihat hierzu ein Gedicht geschrieben (siehe "Kinder sind anders", Seite 33 ff).

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Das Verhalten der Erwachsenen beschreibt sie wie folgt:"Der Erwachsene ist in seinem Verhalten zum Kind egozentrisch - nicht egoistisch, aber egozentrisch.Alles was die Seele des Kindes angeht, beurteilt er nach seinen eigenen Maßstäben, und dies muß zueinem immer größeren Unverständnis führen. Von diesem Blickpunkt aus erscheint ihm das Kind als einleeres als ein träges und unfähiges Wesen, dem er jegliche Verrichtung abnehmen muß, als ein Wesenohne innere Führung, das der Führung durch den Erwachsenen bedarf. Schließlich führt sich derErwachsene als Schöpfer des Kindes und beurteilt Gut und Böse der Handlungen des Kindes nachdessen Beziehungen zu ihnen selbst. So wird der Erwachsene zum Maßstab von Gut und Böse. Er istunfehlbar, nach seinem Vorbild hat sich das Kind zu richten, und alles im Kinde, was vom Charakter desErwachsenen abweicht, gilt als ein Fehler, den der Erwachsenen eilends zu korrigieren sucht.

Mit einem solchen Verhalten glaubt der Erwachsene um das Wohl des Kindes eifrig, voll Liebe undOpferbereitschaft besorgt zu sein. In Wirklichkeit aber löscht er damit die Persönlichkeit des Kindes aus."

10. Relevanz und Verbreitung des Modells Maria Montessoris inKultur und Praxis

Die Montessori - Methode ist auf der ganzen Welt heute noch sehr verbreitet und es entstehen immer mehrMontessori - Kinderhäuser und Montessori - Schulen. Viele Straßen wurden nach ihr benannt. Um nur einige zu nennen:

Montessori - Allee in Bonn Maria Montessori - Straße in Wallenhorst Montessori - Straße in der Ortsgemeinde Niederolm

Darüber hinaus gibt es viele Schulen, Organisationen und Privatleute, die ihre Konzepte, Satzungen undReferate weltweit im Internet anbieten. Allein die Internetsuchmaschine ALTAVISTA bietet zu demSchlüsselwort "Montessori" genau 17.926 Verweise an. Ein kleine Auswahl der "links":

Montessori Network http://www.montessori.org Montessori World Ltd. http://www.montessori.co.uk Montessori Foundation centre (Virginia) American Montessori Society (New York) Association Montessori International (AMI, Cansas City) Miami Montessori Teacher Training Institute at Alexander - Montessori - School Über 30 Schulen in Amerika, die sich online im Internet präsentieren

(Diese Quellen habe ich unter anderem bei der Recherche zum meinem Referat genutzt.)

Die Elemente der Montessori - Pädagogik und das Material sind auch in "Nicht - Montessori - Schulen" weitverbreitet. Das Kultusministerium führte in allen Schulen Material ein, das Montessori benutzte. Die Umgebung nach Montessori ist eine gute Alternative zur allgemeinen Reizüberflutung. Das Materialüberzeugt durch Einfachheit, es ist übersichtlich geordnet und in nicht zu großer Anzahl vorhanden.Zusätzlich ist das Montessori - Material sehr gut für behinderte Kinder geeignet. Auch heute noch sollten sich Eltern, ErzieherInnen, PädogInnen und LehrerInnen mit den Grundsätzenihrer Methode befassen. Immer noch werden die Bedürfnisse des Kindes zu wenig beachtet. Außerdembesteht zu wenig Wissen und Sensibilität über die Auswirkung des Verhaltens durch den Erwachsenen aufdas Kind und sein späteres Leben.

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11 Quellennachweis

Literatur:

Helmut Heiland: Maria Montessori,Rororo (1996)

Renilde Montessori: Uns drückt keine Schulbank,Karin Schneider-Henn: Erziehung im Bild,Klett-Cotta, Stuttgart 1983

Maria Montessori: Kinder sind anders,Klett-Cotter, Stuttgart 1952

Maria Montessori, Schule des Kindes - Montessori Erziehung in der Grundschule, Hrsg.: Paul Oswald &Günter Schulz-Benesch. Freiburg i. Br.(Herder 1976, 2. Aufl. 1987)

Rita Kramer: Maria Montessori. Leben und Werk einer großen Frau.München (Kindler) 1977

Edward M. Standing: Maria Montessori. Leben und Werk.Stuttgart (Klett) 1959

Krenberger (Hg.): Edward Séguin

Internet:

Montessori Network http://www.montessori.org

Montessori World Ltd. http://www.montessori.co.uk

London Montessori Centre Online http://www.montessori.ac.uk

http://www.stepnet.de/privat/seigel/

Vorlesung:

Seminar Theorien und Modell der Sozialpädagogik, Klaus Tophofen

Falls euch das Referat gefallen hat oder ihr einige Verbesserungsvorschläge bieten könnt oder einfach nurmir so eine "Feedback" geben möchtet:

[email protected]

von Claudia Onida mit freundlicher Genehmigung