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arbeitsmarkt UMWELTSCHUTZ | NATURWISSENSCHAFTEN_06|2010 IV lernen N ach den Sozialerhebungen des Deutschen Studentenwerks betragen die Lebenshaltungs- kosten von Studierenden in Deutschland ca. 740 Euro im Monat. Darin ist eine Miete von 266 Euro enthalten und die Kosten für Ernährung, Kleidung, Fahrt- kosten, Lernmittel, Krankenversicherung sowie die Gebühren für Telefon, Internet, Rundfunk und Fernsehen. Extras für die Freizeit sind darin nicht berechnet und auch keine Studiengebühren. Mit der Einführung der Studiengebüh- ren im Jahre 2005 ist eine Hochschulaus- bildung in einigen Bundesländern noch kostspieliger geworden. Bis zu diesem Zeitpunkt mussten nur Gasthörer, Lang- zeitstudierende und Teilnehmer von Aufbaustudiengängen für das Studium zahlen. Jetzt werden Studierende in Baden-Württemberg, Bayern, Bremen, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Nie- dersachsen mit ca. 500 Euro pro Semes- ter zur Kasse gebeten. Oft reichen die finanziellen Mittel ei- ner Familie nicht aus, ein oder mehrere Kinder zur Uni zu schicken. So verdienen sich die Studentinnen und Studenten mit Nebenjobs einen Teil hinzu und stocken damit die Zahlungen der Eltern auf, um sich z. B. Fachbücher oder ein Praktikum im Ausland leisten zu können. 63 % der Studierenden jobben während des Se- mesters, 62 % während der vorlesungs- freien Zeit und 33 % sind durchgehend erwerbstätig. Eine sinnvolle Ergänzung sind diese Nebenjobs vor allem dann, wenn sie mit dem eigenen Studium zu tun haben. Den passenden Nebenjob muss es allerdings erst einmal geben, und dann muss man ihn schließlich auch noch bekommen. Viele Studierwillige sind daher auf öffentliche Fördermittel angewiesen. Das BAföG oder ein BAföG- Bankdarlehen sind für sie der finanzielle Rettungsanker. Wer darüber nicht geför- dert werden kann und wer keine Zeit für einen Nebenjob hat, muss sich nach weiteren Finanzquellen umschauen. Dies ist sehr aufwändig und oft auch frustrie- rend. Da erscheint es manchen Schülern und Studenten naheliegender, sich von seinen ursprünglichen Berufswünschen zu entfernen und die beruflichen Ziele tiefer anzusetzen. Doch wer wirklich studieren möchte und die dazu nötigen Voraussetzungen mitbringt, sollte sich trotz Studiengebühren und knapper Kas- sen nicht gleich resigniert umorientieren, denn es gibt auch andere Möglichkeiten, sein Studium zu finanzieren. Neben Studentenjobs, BAföG, einem BAföG- Bankdarlehen, einem Bildungskredit und weiteren Kreditmöglichkeiten kann man sich für ein Stipendium bewerben bzw. vorschlagen lassen. Auf jedem Fall sollten sich Studienin- teressenten vor Studienbeginn intensiv mit dem Thema Finanzierung auseinan- dersetzen und exakt durchrechnen, mit welchen Fördermitteln und Finanzierun- gen sie die Studienzeit meistern können. Stipendien sind insofern eine besonders attraktive Form der Studienfinanzierung, da sie im Gegensatz zu BAföG, Fonds und Bildungskrediten nicht zurückgezahlt werden müssen. Bislang ist der Anteil der Stipendien an der Studienfinanzierung in Deutschland mit 2-5 % (etwa 40.000) gering (siehe Tabelle). Deshalb wollen Staat und Wirt- schaft sich verstärkt für die Begabten- Ein Studium ist schon recht kostspielig. Neben dem Le- bensunterhalt müssen auch Studiengebühren, Bücher und weitere Materialien finanziert werden. Reichen die eige- nen Mittel hierfür nicht aus, kann ein Stipendium die Lücke schließen. | Cornelia Voß Stipendium gesucht! STUDIENFINANZIERUNG Finanzierungsquelle Relevanz Unterhalt von den Eltern 90 % Jobben 60 % BAföG 28,9 % Studienkredite 2-5 % Stipendien 2-5 % Quelle: 18. Sozialerhebung des DSW, 2006

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Nach den Sozialerhebungen des Deutschen Studentenwerks betragen die Lebenshaltungs-

kosten von Studierenden in Deutschland ca. 740 Euro im Monat. Darin ist eine Miete von 266 Euro enthalten und die Kosten für Ernährung, Kleidung, Fahrt-kosten, Lernmittel, Krankenversicherung sowie die Gebühren für Telefon, Internet, Rundfunk und Fernsehen. Extras für die Freizeit sind darin nicht berechnet und auch keine Studiengebühren.

Mit der Einführung der Studiengebüh-ren im Jahre 2005 ist eine Hochschulaus-bildung in einigen Bundesländern noch kostspieliger geworden. Bis zu diesem Zeitpunkt mussten nur Gasthörer, Lang-zeitstudierende und Teilnehmer von Aufbaustudiengängen für das Studium zahlen. Jetzt werden Studierende in

Baden-Württemberg, Bayern, Bremen, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Nie-dersachsen mit ca. 500 Euro pro Semes-ter zur Kasse gebeten.

Oft reichen die finanziellen Mittel ei-ner Familie nicht aus, ein oder mehrere Kinder zur Uni zu schicken. So verdienen sich die Studentinnen und Studenten mit Nebenjobs einen Teil hinzu und stocken damit die Zahlungen der Eltern auf, um sich z. B. Fachbücher oder ein Praktikum im Ausland leisten zu können. 63 % der Studierenden jobben während des Se-mesters, 62 % während der vorlesungs-freien Zeit und 33 % sind durchgehend erwerbstätig. Eine sinnvolle Ergänzung sind diese Nebenjobs vor allem dann, wenn sie mit dem eigenen Studium zu tun haben. Den passenden Nebenjob muss es allerdings erst einmal geben,

und dann muss man ihn schließlich auch noch bekommen. Viele Studierwillige sind daher auf öffentliche Fördermittel angewiesen. Das BAföG oder ein BAföG-Bankdarlehen sind für sie der finanzielle Rettungsanker. Wer darüber nicht geför-dert werden kann und wer keine Zeit für einen Nebenjob hat, muss sich nach weiteren Finanzquellen umschauen. Dies ist sehr aufwändig und oft auch frustrie-rend. Da erscheint es manchen Schülern und Studenten naheliegender, sich von seinen ursprünglichen Berufswünschen zu entfernen und die beruflichen Ziele tiefer anzusetzen. Doch wer wirklich studieren möchte und die dazu nötigen Voraussetzungen mitbringt, sollte sich trotz Studiengebühren und knapper Kas-sen nicht gleich resigniert umorientieren, denn es gibt auch andere Möglichkeiten, sein Studium zu finanzieren. Neben Studentenjobs, BAföG, einem BAföG-Bankdarlehen, einem Bildungskredit und weiteren Kreditmöglichkeiten kann man sich für ein Stipendium bewerben bzw. vorschlagen lassen.

Auf jedem Fall sollten sich Studienin-teressenten vor Studienbeginn intensiv mit dem Thema Finanzierung auseinan-dersetzen und exakt durchrechnen, mit welchen Fördermitteln und Finanzierun-gen sie die Studienzeit meistern können. Stipendien sind insofern eine besonders attraktive Form der Studienfinanzierung, da sie im Gegensatz zu BAföG, Fonds und Bildungskrediten nicht zurückgezahlt werden müssen.

Bislang ist der Anteil der Stipendien an der Studienfinanzierung in Deutschland mit 2-5 % (etwa 40.000) gering (siehe Tabelle). Deshalb wollen Staat und Wirt-schaft sich verstärkt für die Begabten-

Ein Studium ist schon recht kostspielig. Neben dem Le-bensunterhalt müssen auch Studiengebühren, Bücher und weitere Materialien finanziert werden. Reichen die eige-nen Mittel hierfür nicht aus, kann ein Stipendium die Lücke schließen. | Cornelia Voß

Stipendium gesucht!STUDIENFINANZIERUNG

Finanzierungsquelle Relevanz

Unterhalt von den Eltern 90 %

Jobben 60 %

BAföG 28,9 %

Studienkredite 2-5 %

Stipendien 2-5 %

Quelle: 18. Sozialerhebung des DSW, 2006

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förderung einsetzen, denn sie sehen in der absehbaren Akademiker-Lücke eine Bedrohung für die deutsche Wirtschaft im internationalen Wettbewerb.

Prädikat Stipendium

Allein die Tatsache, ein Stipendium be-kommen zu haben, ist für sich schon ein Prädikat und für die weitere Karriere von Vorteil. Damit kann man in der Bewer-bung glänzen. Das Aushängeschild für fachliche Leistungen hat schon so man-ches Karrieretürchen geöffnet. Als Sti-pendiat kann man zudem über Netzwer-ke und Veranstaltungen der Stiftung leichter berufliche Kontakte knüpfen als Nicht-Stipendiaten, die zusätzlich Geld für Netzwerke und Jobmessen ausgeben müssen.

Der Weg zum Stipendium

Stipendien können unter anderem Schü-ler, Studierende, Promovenden und jun-ge Wissenschaftler bekommen. Mit ei-nem „Aufstiegsstipendium“ können spe-ziell Berufserfahrene, die zuvor nicht stu-diert haben, noch ein Studium begin-nen.

Doch ein Stipendium bekommt man nicht so leicht. Für einen großen Teil der Stiftungen, z. B. auch bei der Studienstif-tung des deutschen Volkes muss man vorgeschlagen werden, bevor man für ein Auswahlgespräch eingeladen wird. Dies ist häufig mit einem schriftlichen Gutach-ten der Dozenten verbunden, d. h. man braucht schon im Vorfeld gute Noten oder muss herausragende Leistungen ge-zeigt haben. Der nächste Schritt ist, sich im Auswahlverfahren zu bewähren. Hier stehen Einzelpräsentationen, Klausuren, Gruppendiskussionen und persönliche Auswahlgespräche an – praktisch eine Mischung aus Assessment-Center und Bewerbungsgespräch.

Je nach Ausrichtung der Stiftung will man sehen, ob der Bewerber mit den Idealen der Stiftung übereinstimmt. Das gilt besonders für parteinahe und kirch-

liche Stiftungen. Insbesondere kirchliche Stiftungen vergeben ein Stipendium meist an engagierte Kirchenmitglieder. Die evangelischen Stiftungen räumen prinzipiell in begründeten Fällen auch Nicht-Mitgliedern eine Bewerbung ein.

Bei parteinahen Stiftungen wird natürlich das Engagement in einer ent-sprechenden Jugendorganisation als Pluspunkt gewertet. Das heißt wieder-um aber nicht, dass man keine Kritik äußern dürfte. Im Grundsatz wollen die Stiftungen aber schon sehen, dass man für ihre Prinzipien aufgeschlossen ist. Die Stiftungen möchten auch wissen, welche charakterlichen und sozialen Eigenschaften man mitbringt. Sie wollen verantwortungsvolle Wissenschaftler för-dern, die zielstrebig Welt und Wirtschaft weiterbringen können.

In der Regel kann man sich bei der Stiftung direkt bewerben. Wenn Lehrer, Hochschullehrer und weitere Personen jemanden für ein Stipendium vorschla-gen, ist diese Empfehlung schon ein gutes Zeugnis der Qualifikation des As-piranten. Neben den großen partei- und kirchennahen Stiftungen kann man sich bei weniger bekannten Stiftungen bewer-ben, die man u. a. in Datenbanken (siehe Linksammlung S. VIII) findet.

Nur für Hochbegabte?

Bewerber für ein Stipendium der Studien-stiftung des deutschen Volkes müssen fachlich exzellent sein, sich aber auch durch breit gefächerte Interessensgebie-te und soziale Verantwortung auszeich-nen. Bei den meisten Stiftungen werden mit einem Stipendium besonders gute Leistungen honoriert. Leistungen hängen aber nicht nur von Begabung und Intelli-genz ab, sondern auch von der Motivati-on und Unterstützung im Elternhaus. In-sofern haben Kinder aus bildungsfreund-lichen Familien eine bessere Startpositi-on. Nach einer Sozialerhebung der Studi-enstiftung des deutschen Volkes haben nur 21 % der Stipendiaten ein nichtaka-demisches Elternhaus, verglichen mit

49 % bei allen Studierenden. Seit der Entstehung der Studienstiftung im Jahre 1925 gab es nur die Möglichkeit, ein Sti-pendium auf Vorschlag der Schule oder Hochschule zu bekommen. Ab Februar 2010 können sich nun alle Studierenden im ersten und zweiten Semester selbst für ein Stipendium bewerben. Allerdings ist dies mit einem Auswahltest verbun-den. Dafür wurde ein Studierfähigkeits-test – im Grunde genommen ein Intelli-genztest – von der ITB Consulting GmbH entwickelt, mit dem die Stiftung „Bega-bungsreserven“ bei den Bewerbern ent-decken will. Die Anmeldung zum Test ist vom 5. Februar bis 5. März 2010 möglich.

Informationen und eine Broschüre zu diesem Test inklusive Beispielaufgaben gibt es auf den Internetseiten der Studi-enstiftung www.studienstiftung.de/selbstbewerbung.html.

Nicht die herkömmliche Eliteför-derung verfolgt der Absolventa e.V. – ein Projekt der Jobbörse Absolventa GmbH mit seinem „demokratischen Stipendium“, für das sich Studierende und Absolventen nach Registrierung auf www.absolventa.de/stipendium mit ihrem Lebenslauf und einem „Motivati-onsschreiben“ bewerben können. Nach

Viel Lernen: Ein Stipendium bekommt man nicht so leicht – meist muss man sehr gute Leistungen vorweisen können.

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Büchergeld von 80 Euro im Monat. Pro-movenden können bis zu 1050 Euro im Monat erhalten plus einer Forschungs-kostenpauschale von 100 Euro. Neben der finanziellen Förderung unterstützen alle Begabtenförderungswerke ihre Sti-pendiaten zudem ideell. Sie werden von deren Mitarbeitern und von Vertrauens-dozenten am Hochschulort begleitet und beraten. Sie können sich zudem fächer-unabhängig durch Seminare, Tagungen oder Workshops weiterbilden. Studien-aufenthalte an ausländischen Universitä-ten sind ausdrücklich erwünscht und werden finanziell bezuschusst, z. B. Prak-tika, Sprachkurse und Studiengebühren an ausländischen Hochschulen. Nach Abschluss des Studiums bleiben die Sti-pendiaten ihrem Förderungswerk meist verbunden und engagieren sich oft in Alumni-Netzwerken. Weitere Informationen enthält die Websi-te der Begabtenförderungswerke unter www.stipendiumplus.de.

Der Großteil der Stipendien wird schon für Grips und gute Noten und auch für politisches, gesellschaftliches oder kirchliches Engagement vergeben. In der Regel kann man sich direkt bei der Stiftung bewerben. Neben den großen partei- und kirchennahen Stiftungen gibt es noch eine ganze Menge weniger bekannte Stiftungen, die man über Da-tenbanken (siehe Linksammlung S. VIII) finden kann.

Stipendium gesucht?

Geldgeber für ein Stipendium sind meis-tens nationale und internationale Organi-sationen, Institutionen, Unternehmen. Auch Universitäten vergeben an ihre bes-ten Studenten ein Stipendium oder Teil-stipendium. Darüber hinaus haben viele Unternehmen erkannt, dass es in ihrem Sinne ist, ihre Mitarbeiter durch ein Sti-pendium gut auszubilden und zudem an sich zu binden. Wer eine Bachelorausbil-dung im Rahmen eines dualen Studiums absolviert, kann von seinem Arbeitgeber mit einem Stipendium unterstützt wer-

den, wenn er sich diesem im Gegenzug für einige Jahre verpflichtet.

Während man das Unternehmen und die Universität, an der man arbeitet bzw. studiert, direkt wegen einer Förderung ansprechen kann, ist die Suche und Kontaktaufnahme bei den vielen Förder-institutionen und Stiftungen schon kom-plexer. Wie soll man hier die für sich pas-sende Förderung finden? Zunächst sollte klar sein, für was man eine Förderung sucht. Will man in Deutschland oder im

Ausland studieren? Wann braucht man eine Förderung? Manche Stiftungen und Programme fördern bereits Studierende in den ersten Semestern, Bachelor- und Masterstudenten, manche nur Dokto-randen, Postdoktoranden und junge Wissenschaftler. Die Polchau-Stiftung und der Zonta Club Offenburg nennen als besondere Zielgruppe Studentinnen und Frauen. Die Vodafone Stiftung macht sich besonders für Personen mit Migrati-onshintergrund stark. Einige Fördertöpfe sind für Studierende einer oder mehre-rer Fachrichtungen, manche gelten nur ortsgebunden für die Studierenden einer Universität. Auch in der Art der Förderung unterscheiden sich die Institutionen. Manche helfen den Lebensunterhalt zu bestreiten und fördern allgemein, andere geben Zuschüsse für Sach- und Reisekos-ten oder für ein Studium im Ausland.

Das Online-Magazin der ZEIT hat einen komfortablen Studienführer mit Unterstüt-zung des Bundesverbandes Deutscher Stif-tungen ins Internet gestellt. Mit den Such-funktionen Status, Fach, Vergabeland und zusätzlichen Stichwörtern kann man schon

Prüfung der Unterlagen durch den Verein werden die Bewerber mit ihrem Motivati-onsschreiben auf der Website vorgestellt. Dann können alle Studenten und Absol-venten darüber abstimmen, wer ein Sti-pendium bekommen soll. Am 1.3.2010 startet eine neue Bewerbungsphase.

Ein Großteil der privaten, konfessi-onsgebundenen oder einer Partei nahe stehenden Studienstiftungen haben eine Altersgrenze von 30 Jahren für die Be-werber festgesetzt. Wer herausragende Noten hat, sollte sich nach den Fördervor-aussetzungen bei den elf großen Begab-tenförderungswerken erkundigen.

Die großen Elf

Die meisten Stipendien werden von den elf Begabtenförderungswerken vergeben, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt werden und die sich in der Arbeitsgemeinschaft der Begabtenförderungswerke zusam-mengeschlossen haben. Hierzu zählen:• neben der Studienstiftung des deut-

schen Volkes• die Friedrich-Ebert-Stiftung, Friedrich-

Naumann – Stiftung für die Freiheit, Hanns-Seidel-Stiftung, Heinrich-Böll-Stiftung, Konrad-Adenauer-Stiftung und Rosa-Luxemburg-Stiftung als par-teinahe Stiftungen

• Hans-Böckler-Stiftung des Deutschen Gewerkschaftsbundes und die Stiftung der Deutschen Wirtschaft, die Stiftung der Unternehmensverbände

• Das Evangelische Studienwerk Haus Villigst und das Bischöfliche Studienför-derung Cusanuswerk, die konfessionell geprägten Begabtenförderungswerke

Gemeinsamer Anspruch der elf Stiftun-gen ist, „einen akademischen Nachwuchs zu prägen, der in der Lage ist, die demo-kratische Gesellschaft zu pflegen und abzusichern“. Abhängig vom Einkommen der Eltern, eigenen Einkünften und dem Einkommen des Ehepartners gewähren sie Studierenden ein Grundstipendium von maximal 585 Euro im Monat. Darü-ber hinaus bekommen Stipendiaten ein

Die Stipendiumsuche wird durch einige Datenbanken im Internet erleichtert

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stiftung.de) Stipendien. Für ökologische Forschungen außerhalb Europas setzt sich die A.W.F. Schimper Stiftung ein (http://schimper-stiftung.uni-hohenheim.de).

Stipendium fürs Ausland

Abgesehen von einigen Stiftungen, die nur ortsgebunden fördern, unterstützen die meisten anderen Stiftungen auch Auslandaufenthalte. Je nachdem, ob man ein Auslandsstipendium fürs ganze Studium sucht, ein Semester im Ausland verbringen will oder nur ein Ausland-spraktikum plant, gibt es verschiedene Programme. Manche Fördertöpfe sind für die Finanzierung einer Kongress-, Vor-tragsreise oder für ein Forschungsprojekt bestimmt. Eine der bekanntesten Förder-stellen für ein Stipendium im Ausland ist der Deutsche Akademische Austausch-dienst (DAAD). Auch die Fulbright Kom-mission, der Rotary-Club, die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die Hanielstiftung zählen dazu. Die Carl Duis-berg-Gesellschaft fördert nicht finanziell, steht Interessierten jedoch bei Fragen, Vorbereitungen und der Organisation des anstehenden Auslandsaufenthaltes zur Seite.

Deutscher Akademischer Austausch-dienst (DAAD)Der Deutsche Akademische Austausch-dienst (DAAD) ist die weltweit größte Förderorganisation für den internationa-len Austausch von Studierenden und Wissenschaftlern. Seit seiner Gründung im Jahr 1925 hat der DAAD fast 1,5 Milli-onen Akademiker im In- und Ausland unterstützt. Das Budget stammt überwie-gend aus Bundesmitteln verschiedener Ministerien, vor allem des Auswärtigen Amtes, von der Europäischen Union so-wie von Unternehmen, Organisationen und ausländischen Regierungen.

Der DAAD informiert auf seinen Inter-netseiten (www.daad.de) über spezielle Förderprogramme. In der Stipendienda-tenbank kann man gezielt unter Einga-be der Fachrichtung, Zielland und des

eigenen Status nach Stipendien suchen. Gemeinsam mit dem BMBF betreibt der DAAD die Kampagne „go out! studieren weltweit’’, die für den Blick und den Sprung über den Tellerrand motivieren soll. Über die EU-Bildungsprogramme im Hochschulbereich, z. B. Erasmus infor-miert speziell die Seite www.eu.daad.de.

Alexander von Humboldt-StiftungDie Alexander von Humboldt Stiftung för-dert Wissenschaftskooperationen zwischen ausländischen und deutschen Forscherin-nen und Forschern. Junge Postdoktoran-den am Anfang ihrer wissenschaftlichen Karriere und erfahrene promovierte Wis-senschaftler können als „Humboldtianer“ Forschungsstipendien und Forschungsprei-se erhalten und ein Forschungsprojekt als Gast bei einem von weltweit rund 23.000 Humboldtianern, den Alumni der Hum-boldt-Stiftung, verwirklichen.

Für die Mitgliedschaft in der „Hum-boldt-Familie“ zählt nur eines: Exzellente Leistung. Gefördert werden Personen und keine Projekte. Die Stiftung wird ih-rerseits gefördert vom Auswärtigen Amt und dem Bundesministerium für Bildung (www.humboldt-foundation.de).

InwentDie Organisation Inwent (Internationale Weiterbildung und Entwicklung gGmbH) bereitet Fachkräfte der internationalen Zusammenarbeit auf ihren Aufenthalt im Ausland vor. Über Austauschprogramme und Stipendien können junge Menschen weltweit Berufserfahrung sammeln. Die Programme werden für unterschiedliche Regionen angeboten und richten sich an verschiedene Fachrichtungen und Ziel-gruppen (www.inwent.org).

Aufstiegsstipendium

Das Förderprogramm „Aufstiegsstipendi-um“ richtet sich speziell an Berufserfahre-ne, die in Ausbildung und beruflicher Praxis besondere Leistungen und beson-deres Engagement gezeigt haben. Mit dem Aufstiegsstipendium wird ein Erst-

sehr spezifisch auf die Suche gehen (http://marktplatz.zeit.de/stipendienfuehrer/).

Weitere Datenbanken gibt es vom BMBF, dem Deutschen Akademische Aus-tauschdienst (DAAD), der RWTH-Aachen und weiteren Institutionen und Unterneh-men (siehe auch Infokasten S. VIII).

Spezielle Ausrichtungen

Für eine nachhaltige Verbesserung des Wissenschafts- und Auslandsjournalis-mus setzt sich seit 1994 die Dr. Alexander und Rita Besser-Stiftung im Stifterver-band für die deutsche Wissenschaft durch Förderung der praktischen Aus- und Fortbildung von Nachwuchskräften ein. Bewerben können sich Absolventen aller Fachrichtungen, die eine journalisti-sche Tätigkeit in der Wissenschafts- oder Auslandsberichterstattung anstreben.

Die geplanten Projekte der Bewerber sollen der Vermittlung journalistischer Fä-higkeiten in der Praxis dienen und keine theoretische Arbeit über Journalismus sein. Bewerbungstermin ist der 31. März jeden Jahres. Weitere Infos gibt es unter: www.studienstiftung.de/journalismus

Das Deutsche Studienzentrum in Ve-nedig vergibt Stipendien an jüngere Wis-senschaftler, deren Forschungsprojekte sich auf Venedig und ehemalige venezia-nische Gebiete beziehen. Angesprochen sind nicht nur Künstler, Kunstwissen-schaftler, Sprach- und Kulturwissen-schaftler, sondern auch Ingenieurwissen-schaftler sowie Rechts- Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler (www.dszv.it).

Im Bereich Ökologie und Gesundheit vergibt die Eden-Stiftung (www. eden-

Im Auswahlgespräch Engagement und Verantwortungsbewusstsein zeigen

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studium in Vollzeit oder berufsbegleitend an einer staatlichen oder staatlich aner-kannten Hochschule gefördert. Zum Zeit-punkt der Teilnahme am Bewerbungsver-fahren sollten die Anwärter noch keinen Hochschulabschluss besitzen. Bereits Studierende können sich noch vor Ende des zweiten Fachsemesters bewerben.

Als Teil der Qualifizierungsinitiative der Bundesregierung („Aufstieg durch Bil-dung“) können Studienbewerber geför-dert werden, die als beruflich Qualifizierte mindestens zwei Jahre Berufserfahrung mitbringen und Kriterien für besondere Leistungsfähigkeit vorweisen können, wie gute Berufsabschlussprüfungen, Auf-stiegsfortbildungsprüfungen, Gewinner von Bundeswettbewerben im Handwerk. Arbeitgeber können Beschäftigte für ein Aufstiegsstipendium vorschlagen. Das Programm sieht keine Altersgrenze vor.

Die Stipendiaten können im Vollzeit-studium 730 Euro monatlich (650 Euro plus 80 Euro Büchergeld) bekommen. Hinzu kommt unter Umständen eine Kin-derbetreuungspauschale. Stipendiaten in einem berufsbegleitenden Studiengang erhalten jährlich 1.700 Euro für Maßnah-mekosten. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hatte bis Mitte des Jahres 2009 knapp 1.000 Aufstiegs-stipendien vergeben. Weitere Informatio-nen unter www.begabtenfoerderung.de.

Die Rolle der Wirtschaft

Deutsche Unternehmen engagieren sich für Hochschulen und in der Begabtenför-derung. Im Jahr 2008 hat sich jeder fünf-te Industriebetrieb finanziell an einer Hochschule engagiert, etwa in Form von Spenden, Sponsoring, Stiftungslehrstüh-len oder Stipendien. Dies ergab eine re-präsentative Befragung von 1.250 Indus-trieunternehmen durch das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) und den Stifterverband für die Deutsche Wissen-schaft im März 2009. Danach wollen 82 Prozent der Firmen trotz Wirtschaftskrise an ihrer Unterstützung festhalten. Insge-samt steuerten die Unternehmen im Jahr

2006 gut eine Milliarde Euro zum Etat der hiesigen Universitäten und Fach-hochschulen bei. Einschließlich des Bei-trags von Stiftungen, deren Kapital meist aus unternehmerischer Tätigkeit stammt, beliefen sich die privaten Drittmittel auf 1,356 Milliarden Euro – 65 Prozent mehr als 1998.

Geldspenden, Forschungsaufträge und Stiftungsprofessuren – was Universi-täten und Fachhochschulen als Drittmittel ausweisen, ist nur ein Teil der Unterstüt-zung. Sachausstattungen, die Mitwirkung an der Lehre und die Förderung von Studierenden mittels Praktika tauchen dort nicht auf. Über Praktika und die für Unternehmen angefertigten Abschluss-arbeiten entstehen nützliche Praxiskon-takte. Jede dritte Firma in den Branchen Chemie, Elektrotechnik sowie Maschi-nen- und Fahrzeugbau ermöglicht solche Abschlussarbeiten. Besonders begabte Praktikanten erhalten unter Umständen auch Darlehen, Stipendien oder studi-enbegleitende Weiterbildungen. Einige Unternehmen beteiligen sich inzwischen sogar an Fonds zur Studienfinanzierung.

Gemeinsam mit dem Industrieau-tomationsunternehmen Festo aus Ess-lingen hat die CareerConcept Services GmbH aus München den Festo Bil-dungsfonds als Angebot speziell für die Studienrichtungen Ingenieurwesen und Technik initiiert (www.bildungsfonds.de).

Unternehmen, Stiftungen und Einzel-personen spendeten 2006 für den von fünf Hochschulen der Region Ost-Westfa-len Lippe gegründeten Studienfonds OWL. Gefördert werden Studenten, die an einer der beteiligten Einrichtungen studieren.

Im Bereich der IHK Rhein-Neckar haben sich kleine und mittelständische Firmen mit der Hochschule Mannheim zusammengeschlossen, um Stipendien zu finanzieren, die sie gemeinsam ver-geben. Ziel ist ein frühzeitiger Kontakt zu potenziellen Fachkräften und eine besse-re Vernetzung mit der Hochschule.Detaillierte Informationen: iwd – Informa-tionsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, Nr. 19 vom 7. Mai 2009

Stipendien und spezielle Förderprogram-me der Stiftungen und Bildungsinstitutio-nen sind gute Angebote, sein Studium ganz oder teilweise finanzieren zu können. Es bedarf allerdings einiger Recherche, um unter den 2.200 Stiftungen, die wis-senschaftlichen Nachwuchs fördern, die richtige zu finden. Die inhaltliche Ausrich-tung und Kritierien der Stipendiengeber müssen vor allem zu den persönlichen Voraussetzungen des Bewerbers passen.

INFORMATIONEN

www.bmbf.de Bundesministerium für Bildung und Forschungwww.stipendienlotse.de Datenbank des BMBFwww.studienstiftung.de Studienstif-tung des deutschen Volkeswww.begabtenfoerderung.de Stif-tung Begabtenförderungswerk berufli-che Bildungwww.stiftungen.org Bundesverband Deutscher Stiftungenwww.e-fellows.net Online-Stipendi-um & Karrierenetzwerkhttp://marktplatz.zeit.de/stipendienfuehrer/ Stipendienführer mit Suchfunktionwww.kisswin.de Kommunikations- und Informationssystem Wissen-schaftlicher Nachwuchs der RWTH-Aachenwww.stipendiensuche.de Stipendi-umsuchdienst von KanguMediawww.studentenwerke.de Deutsches Studentenwerk

Clever studieren – mit der richtigen Finanzierung, Verbraucherzentrale NRW, Düsseldorf 2007 Geld fürs Studium und die Doktor-arbeit – Wer fördert was?, Herrmann, Eichborn Verlag, Frankfurt 2006 Ein Studium finanzieren, Flyer April 2009 vom Studentenwerk unter:http://www.studentenwerke.de/pdf/Flyer_Studienfinanzierung.pdf