Innovation durch prozessorientiertes …...teure und damit vom Wissenstransfer und den Kooperationen...

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Bovenau Research © Bovenau Research 1 Innovation durch prozessorientiertes Wissensmanagement in einem e-Cluster Dr. Ute Hansen Bovenau Research Publications No. 2, Juli 2004 Durch die Digitalisierung von Prozessketten wird die Vernetzung der Partner innerhalb eines regionalen e-Clusters als auch zwischen e-Clustern möglich. Die Innovationspo- tenziale des räumlichen Clustering werden damit durch das des e-Clustering verstärkt. Unabhängig von Ort und Zeit können die Clusterakteure Informations-, Kommunikati- ons- und Transaktionsprozesse mit internen und externen Partnern des Clusters abwi- ckeln. Die Wissensprozesse sind als kritische Prozesse für die Innovationsfähigkeit Kernprozesse eines e-Clusters. Der strategische Rahmen für das Wissensmanagement in einem e-Cluster ist die Balanced Scorecard. Aus verschiedenen Perspektiven werden Ziele, Aktionen und Messkriterien entwickelt, um die Vision zu erreichen, dass in ei- nem e-Cluster Wissen als wertschöpfende Ressource effektiv in den Clusterprozessen eingesetzt wird. Dies führt zu der strategischen Grundsatzentscheidung, dass die Wis- sensprozesse organisatorisch und technisch mit den Clusterprozessen verzahnt werden, um das Wissen des e-Clusters just in time in den Clusterprozessen zu identifizieren, zu erwerben, zu nutzen, zu entwickeln, zu verteilen und schließlich zu bewahren. Dr. Ute Hansen, Bovenau Research, Email: [email protected] Web: www.eclustering.de , Fon: +491606323138 Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil des Papers darf ohne schriftliche Genehmigung von Bovenau Research in irgendeiner Form (schriftlich, elektronisch etc.) reproduziert werden.

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Innovation durch prozessorientiertes Wissensmanagement

in einem e-Cluster

Dr. Ute Hansen

Bovenau Research Publications No. 2, Juli 2004

Durch die Digitalisierung von Prozessketten wird die Vernetzung der Partner innerhalb

eines regionalen e-Clusters als auch zwischen e-Clustern möglich. Die Innovationspo-

tenziale des räumlichen Clustering werden damit durch das des e-Clustering verstärkt.

Unabhängig von Ort und Zeit können die Clusterakteure Informations-, Kommunikati-

ons- und Transaktionsprozesse mit internen und externen Partnern des Clusters abwi-

ckeln. Die Wissensprozesse sind als kritische Prozesse für die Innovationsfähigkeit

Kernprozesse eines e-Clusters. Der strategische Rahmen für das Wissensmanagement in

einem e-Cluster ist die Balanced Scorecard. Aus verschiedenen Perspektiven werden

Ziele, Aktionen und Messkriterien entwickelt, um die Vision zu erreichen, dass in ei-

nem e-Cluster Wissen als wertschöpfende Ressource effektiv in den Clusterprozessen

eingesetzt wird. Dies führt zu der strategischen Grundsatzentscheidung, dass die Wis-

sensprozesse organisatorisch und technisch mit den Clusterprozessen verzahnt werden,

um das Wissen des e-Clusters just in time in den Clusterprozessen zu identifizieren, zu

erwerben, zu nutzen, zu entwickeln, zu verteilen und schließlich zu bewahren.

Dr. Ute Hansen, Bovenau Research, Email: [email protected]

Web: www.eclustering.de, Fon: +491606323138

Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil des Papers darf ohne

schriftliche Genehmigung von Bovenau Research in irgendeiner Form (schriftlich, elektronisch etc.) reproduziert

werden.

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Inhaltsverzeichnis

1 Innovationsprozesse in einem e-Cluster .................................................................... 3

2 Die e-Clustering-Strategie ......................................................................................... 6

3 Prozessmanagement in einem e-Cluster .................................................................. 10

4 Innovation durch Wissensmanagement ................................................................... 11

5 Wissensmanagement in einem e-Cluster: Vision, Mission und Strategie ............... 15

6 Balanced Scorecard für das Wissensmanagement in einem e-Cluster .................... 17

7 Ausblick................................................................................................................... 22

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1 Innovationsprozesse in einem e-Cluster

Ein Cluster strebt nach Innovation. So lautet die Clusterdefinition nach Preissl und

Solimene: „A cluster is a set of interdependent organisations that contribute to the

realisation of innovations in an economic sector or industry (Preissl und Solimene 2003:

61).” Im Fokus einer auf Innovation ausgerichteten Clusterstrategie ist die Interaktion

aller Partner in einer Wertschöpfungskette. Das sind die Unternehmen, die Hochschul-

und Forschungseinrichtungen, die Interessenvertretungen, der öffentliche Sektor und

auch externe Clusterakteure. Das Ziel ist, die Innovationsprozesse eines Clusters zu

beschleunigen, um Wachstums- und Beschäftigungseffekte zu bewirken. Die Innovati-

onsfähigkeit ist insbesondere abhängig von der Intensität der Interaktion der Clusterak-

teure und damit vom Wissenstransfer und den Kooperationen sowohl innerhalb eines e-

Clusters als auch zwischen e-Clustern.

Nach der Clusterdefinition von Porter ist die räumliche Konzentration des Clusters eine

entscheidende Voraussetzung für diese Vernetzung und das interaktive Zusammenspiel

der Clusterakteure (Porter 1998). Preissl und Solimene begründen, warum das

traditionelle Clusterkonzept weiterentwickelt werden muss: „In the analysis of

innovation, the traditional concept of clusters as spatial agglomerations that enhance

productivity and growth in a certain region has to be reconsidered taking into account

the essential features of knowledge management in an information economy. This

implies that the specific technological options offered by advanced communication

networks have to be analysed with respect to their role in supporting innovation (Preissl

und Solimene 2003: 5).”

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Die kollaborativen Prozesse eines Clusters als Erfolgsfaktor für die Innovations- und

Wettbewerbsfähigkeit stehen damit im Mittelpunkt der folgenden Analyse.1

Abbildung 1: Clusterinterne und clusterübergreifende Prozesse

Als wissensintensive Prozesse werden Innovationsprozesse mit Wissensprozessen in

einem e-Cluster verzahnt. Die Wissensprozesse sind wie die Innovationsprozesse kolla-

borativ. Diese Komplexität erfordert ein effektives Prozessmanagement entlang der ge-

samten Wertschöpfungskette.

1 In der Literatur existieren unterschiedliche Definitionen und Konzepte für Cluster und Networks, die

sich insgesamt nicht eindeutig voneinander abgrenzen lassen (Forsman M und Solitander N: 2003). Es

gilt für die folgende Untersuchung, dass sich aus einem regionalen und auf räumliche Nähe ausgerichte-

ten Cluster heraus kollaborative Prozesse und damit ein Networking der Clusterakteure entwickelt.

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Abbildung 2: Innovationsprozess verzahnt mit Wissens- und Kooperationsprozessen

Der Innovationsprozess startet bei der Idee und endet bei der erfolgreichen Produkt-

oder Prozesseinführung. Der Innovationsprozess umfasst somit sämtliche Aktivitäten,

die zeitlich und logisch zusammenwirken und zur Vermarktung eines neuen Produktes

oder Nutzung eines neuen Prozesses durch ein Unternehmen oder eine Kooperation

führen. Der Ausgangspunkt des Innovationsprozesses sind daher eine Idee oder Initiati-

ve. Es folgen eine Beobachtung oder auch eine Entdeckung. Es sind die sich anschlies-

senden Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten, die im Ergebnis einen Produkt- bzw.

Prozessprototyp oder auch eine Erfindung hervorbringen sollen. Es folgen dann Aktivi-

täten zur Vorbereitung der Produkteinführung auf dem Absatzmarkt bzw. der Prozess-

einführung im Unternehmen. Der Innovationsprozess war schließlich erfolgreich, wenn

das Produkt erfolgreich am Markt ist, oder die Prozessinnovation sich dauerhaft im Un-

ternehmen durchgesetzt hat. An den einzelnen Prozessschritten können unterschiedli-

che Organisationen innerhalb des Clusters oder auch externer Cluster beteiligt sein: Die

Ideenprozess kann im Clusterunternehmen oder in einer Universität stattfinden. Eine

Hochschule kann in Kooperation mit diesem Unternehmen die Idee fortentwickeln und

in einen Produkt- oder Prozessprototyp umsetzen. Der Prototyp wird schließlich im

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Clusterunternehmen pilotiert, wo nach der Pilotphase die Produkt- oder Prozesseinfüh-

rung erfolgen kann.

Die Ressource Wissen stellt für die Innovationsprozesse einen bedeutenden Wertschöp-

fungsfaktor dar. Die e-Clustering-Strategie integriert die eng miteinander verknüpften

Strategien für das Innovations- und Wissensmanagement. Bürgel und Zeller stellen den

Forschungs- und Entwicklungsprozess als Wissensprozess dar: „Stellt man den F&E-

Prozeß ausführlicher in den üblichen Phasen dar, kann der Wissensprozeß als Summe

von Ausschöpfung und Nutzung von Wissen in Form der Wissenskompression über alle

Phasen hinweg wie auch in jeder Phase allein dargestellt werden (Bürgel und Zeller

1998: 59).“

2 Die e-Clustering-Strategie

Die e-Clustering-Strategie steht für die Interaktion und Vernetzung durch organisati-

onsübergreifende interne und externe Clusterprozesse. Durch die Entwicklung der TI-

MES-Technologien2 und damit die Digitalisierung von Prozessketten wird die Vernet-

zung der Partner innerhalb eines e-Clusters als auch zwischen e-Clustern möglich. Die

Innovationspotenziale des räumlichen Clustering werden damit durch das des e-

Clustering verstärkt. Durch die Entwicklung der TIMES-Technologien erfährt das Clu-

sterkonzept eine neue Dimension. Unabhängig von Ort und Zeit können die Partner in

einem Cluster Informations-, Kommunikations- und Transaktionsprozesse mit internen

und externen Partnern des Clusters abwickeln. Die Wettbewerbsposition des Clusters

wird davon abhängen, inwieweit die clusterinternen und clusterübergreifenden Stan-

dardprozesse digitalisiert sind und somit der Cluster im globalen Wettbewerb seine Po-

sition ausbauen kann.

2 TIMES=Telekommunikation, Informationstechnik, Multimedia, Entertainment, Security

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Die Entwicklung einer e-Clustering-Strategie ist erforderlich, um aus verschiedenen

Perspektiven strategische Ziele und Handlungsfelder für die Clusterentwicklung zu pla-

nen, umzusetzen und schließlich zu kontrollieren.

Abbildung 3: Perspektiven der e-Clustering-Strategie

Von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung und erfolgreiche Umsetzung der e-

Clustering-Strategie ist die Prozessorientierung sowie die Unterstützung der Clusterpro-

zesse mit den TIMES-Technologien. Solimene und Preissl unterstreichen diesen

strategischen Ansatz: “The introduction of a strongly functional and service oriented

perspective of innovation leads to the identification of a cluster sapproach which

acknowledges the role of information technology and network connections in enabling

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clusters to respond to specific requirements of modern processes of innovation. This

leads to the abandonment of strictly geograhically oriented clusters and to the

introduction of clusters that combine physical proximity with virtual links (Preissl und

Solimene 2003: 6).”

In einem auf Innovation, Wachstum und Beschäftigung ausgerichteten regionalen

Cluster kooperieren und konkurrieren die Clusterpartner in organisationsübergreifen-

den, durch TIMES-Technologien unterstützten und produktorientierten Geschäftspro-

zessen. Hierbei werden die Stärken und Kompetenzen der Clusterpartner effizient und

effektiv in den Clusterprozessen eingesetzt und weiterentwickelt, so dass die Prozess-

dynamik zu mehr Wachstum und Beschäftigung führt.

Positive Wachstums- und Beschäftigungseffekte im Cluster zu erreichen, sind Ziele aus

Sicht der wirtschaftlichen Cluster-Perspektive. Die strategischen Ziele der übrigen

Cluster-Perspektiven sind auf diese finalen wirtschaftlichen Ziele des Clusters ausge-

richtet.

Die kollaborativen Prozesse eines Clusters können clusterspezifische sein, wie zum Bei-

spiel die integrierten Versorgungsprozesse des Gesundheitsclusters. Sie können aber

auch nicht clusterspezifische Prozesse sein, wie die eng verzahnten Innovations-, Wis-

sens- und Lernprozesse. Passiante und Secundo beschreiben das Potenzial der

Lernprozesse in einem virtuellen Cluster: „The true power of e-learning lies not in the

anyone, anyplace, anytime model, but rather in its potential to provide the right

information to the right people at the right times and places (Passiante und Secundo

2002: 13).“

Es sind die organisationsübergreifenden Clusterprozesse zu identifizieren, die einerseits

kritisch für den wirtschaftlichen Clustererfolg und andererseits durch ein großes Opti-

mierungspotenzial gekennzeichnet sind. Für diese Kernprozesse eines Clusters werden

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strategische Ziele, insbesondere hinsichtlich der Prozessqualität und der Prozesshäufig-

keiten, festgelegt.

Die Clusterakteure agieren in organisationsübergreifenden Clusterprozessen, so dass ein

Management der Kooperationen in einem e-Cluster erforderlich ist. Für die Kooperatio-

nen der Clusterakteure, z.B. zwischen den Unternehmen oder auch zwischen den For-

schungseinrichtungen und den Unternehmen, sind strategische Ziele und Maßnahmen

festzulegen. Ein strategische Ziel ist, die Kooperationsbereitschaft der Clusterakteure

und damit die Bereitschaft, sich in organisationsübergreifeden Clusterprozessen zu or-

ganisieren, zu erhöhen. Die Unterstützung der kooperativen Prozesse durch ein effekti-

ves Kooperationsmanagement trägt zur Zielerreichung bei.

Aus der Entwicklungsperspektive werden Ziele formuliert, die auf die Unterstützung

der Clusterprozesse mit den TIMES-Technologien und auf die Verbesserung der Clu-

sterkompetenzen ausgerichtet sind.

Aus der Perspektive Organisation werden zielorientierte Maßnahmen zum Aufbau eines

effektiven Clustermanagements festgelegt. Diese Maßnahmen umfassen insbesondere

den Aufbau und Betrieb des Clusterportals sowie der technischen Infrastruktur, des Pro-

zessmanagements sowie des Kooperationsmanagements.

Die Clusterentwicklung ist aus politischer Sicht mit geeigneten Maßnahmen, wie z.B.

Förderprogrammen, zu unterstützen. Aufgrund der externen Effekte der Clusterprozesse

ist der Aufbau und Betrieb des e-Clusters eine Public-Private-Partnership, an welcher

der öffentliche Sektor damit beteiligt ist.

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Abbildung 4: Architektur des e-Clusters

3 Prozessmanagement in einem e-Cluster

Um die positiven Effekte eines Clusters, wie die Verringerung der Transaktionskosten,

Beschleunigung der Wissensdiffusion oder auch die Skaleneffekte, erreichen zu können,

ist der Aufbau und Betrieb eines Prozessmanagements erforderlich. Die Ziele des Pro-

zessmanagements sind sowohl die Zufriedenheit der Clusterpartner zu erhöhen, als auch

die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit des Clusters zu verbessern.

Der Prozesskreislauf beginnt mit der Prozessgestaltung und führt über die Prozessimp-

lementierung zum Prozesscontrolling. Dieser Kreislauf erfordert ein effektives Mana-

gement, das Prozessmanagement, sowie eine softwaretechnische Unterstützung. Hierbei

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ist von besonderer Bedeutung, dass das Prozessmanagement selber als Prozess in einem

e-Cluster zu organisieren ist.

Zur Umsetzung des Prozessmanagements in einem e-Cluster kann der ARIS Value En-

gineering-Ansatz zur Anwendung kommen (Jost und Kruppke 2004: 19). Die ARIS

Process Plattform ermöglicht die softwaretechnische Umsetzung des Prozessmanage-

ments.

4 Innovation durch Wissensmanagement

Wissensmanagement ist ein bedeutender Erfolgsfaktor für die Beschleunigung der In-

novationsprozesse. Zu diesem Ergebnis kommen auch Preissl und Solimene:

„Innovation clusters, finally, rely on excellence in the generation, diffusion and use of

knowledge followed by successful implementation of new processes of production or

marketing of new products (Preisssl und Solimene 2003: 5).“ Im Folgenden wird Wis-

sensmanagement als ein kollaborativer Kernprozess der e-Clustering-Strategie unter-

sucht. Welche Anforderungen an das Wissensmanagement müssen umgesetzt werden,

um Innovationsprozesse in einem e-Cluster zu beschleunigen? Ausgangspunkt für die

Analyse ist das folgende e-Knows-Szenario:

Ein Mitarbeiter eines mittelständischen Unternehmens befindet sich im Arbeits-

prozess, der das Ziel hat, eine e-Marketing-Strategie für das Clusterunternehmen

zu entwickeln. Er muss seinen Arbeitsprozess unterbrechen, weil er seine Strate-

gie auf die neuesten wissenschaftlichen und praktischen Erkenntnisse und Me-

thoden aufbauen möchte. Aus seinem Arbeitsprozess heraus verbindet er sich

über das Internet mit dem Wissensmanagement des Clusters „e-Knows“, und es

wird ihm schrittweise Hilfe angeboten. Er stellt mit e-Knows eine online-

Anfrage zu seinem Problem. In einem ersten Schritt bietet e-Knows dem Mitar-

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beiter eine Definition an, die ihm vielleicht bereits bei der Lösung seines Prob-

lems hilft. Falls ihm diese Definition nicht ausreicht, kann er eine weitergehende

Erklärung des Begriffsumfeldes online anfordern oder Beispiele aus dem be-

trachteten Problemfeld heranziehen. Falls seine Anfrage immer noch nicht be-

friedigend geklärt ist, hat er die Gelegenheit, diese Anfrage an einen Experten

der virtuellen Expertenorganisation des Clusters zu senden, der dann dafür ver-

antwortlich ist, eine Lösung für diese Anfrage zu finden und dabei neues Wissen

für e-Knows zu entwickeln. Der Mitarbeiter kann nun auf der Basis der erhalte-

nen Informationen in seinem Arbeitsprozess fortfahren. Das neue Wissen wird

schließlich in e-Knows allen Anfragenden zur Verfügung gestellt. Entsteht in ei-

nem anderen Unternehmen eine ähnliche Anfrage, so kann diese dann von e-

Knows ohne Einbindung eines Experten dem Unternehmen zur Verfügung ge-

stellt werden. Es besteht zudem die Möglichkeit, bezogen auf die Anfrage eine

e-Learning-Anwendung zu starten.

Dieses Szenario soll die Entwicklung einer Strategie für das prozessorientierte Wissens-

und Lernmanagement in einem e-Cluster als Leitbild unterstützen. Um die Innovations-

und damit Wettbewerbsfähigkeit eines Clusters auszubauen, ist es erforderlich, dass

sich ein Cluster als eine lernende Organisation versteht. Es zeichnet sich eine Konver-

genz der Wissensprozesse und Lernprozesse ab, die zu einer optimierten Verzahnung

der Geschäftsprozesse mit den Lern- und Wissensprozessen in einer lernenden Cluste-

rorganisation führen wird. Während das Ziel des Wissensmanagements ist, Informatio-

nen und Wissen in dem Cluster zu strukturieren, zu speichern und zu verteilen, sind die

Lernprozesse darauf ausgerichtet, in den komplexen und verteilten Strukturen des Clu-

sters die interne Qualifizierung zu unterstützen. Die Integration von Wissens- und

Lernmanagement bildet die Voraussetzung dafür, dass in einem Cluster einerseits die

flexible und individuelle Nutzung von Lerninhalten und andererseits die Verbindung

von Lern- und Lehrmaßnahmen mit einem effektiven Skillmanagement umgesetzt wer-

den kann. „Life long learning“, „training on the job“ , „organisational learning“ sowie

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„training on demand“ sind die zielorientierten Szenarios, um die Wissens- und Lernpro-

zesse unternehmensübergreifend in einem Cluster zu organisieren.

Dieses Szenario impliziert damit die folgenden Anforderungen an das Wissensmana-

gement in einem e-Cluster:

• Wissensmanagement ist ein ganzheitlicher Ansatz, der implizites und explizites

Wissen in einem e-Cluster als strategische und wertschöpfende Ressource ver-

steht und daher darauf abzielt, Wissensprozesse in Verzahnung mit den Innova-

tionsprozessen zu optimieren.

• Durch ein prozessorientiertes Wissensmanagement können Innovationsprozesse

beschleunigt und in ihrer Qualität verbessert werden. Eine Verringerung der

Prozesskosten bei einer Steigerung der Prozessqualität ist die Folge.

• Wissensmanagement zielt darauf ab, Wissen so anzuwenden, dass die Cluster-

ziele optimal erreicht werden können. Ein prozessorientiertes Wissensmanage-

ment berührt in seiner Querschnittsfunktion alle Clusterbereiche und -prozesse.

Wissen just in time in den Prozessen der Unternehmen bzw. in den kollaborati-

ven Prozessen des Clusters zur Verfügung zu stellen, erfordert eine Verzahnung

dieser Prozesse mit den Wissensprozessen sowie eine Prozessunterstützung mit

TIMES-Technologien.

• Wissensprozesse sind kollaborative Prozesse und erfordern ein effektives Mana-

gement.

Die Kernprozesse des Wissensmanagements sind die Wissensidentifikation, der Wis-

senserwerb, die Wissensentwicklung, die Wissensvereilung, die Wissensnutzung sowie

die Wissensbewahrung (Probst et al. 1999: 53-56).

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Der Prozess „Wissensidentifikation“ umfaßt die Analyse und die Beschreibung der vor-

handenen Wissensbasis eines Clusters. Das Ziel des Prozesses ist, die Transparenz be-

züglich von vorhandenen und verfügbaren Daten, Informationen und Fähigkeiten eines

Clusters zu erhalten und zu verbessern. Die Hochschulkompetenzen, die Forschungs-

schwerpunkte, die Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebote, die Netzwerke und Ver-

bände, die Kompetenzen der Unternehmen des Clusters, die öffentlichen Förderpro-

gramme oder auch die Ergebnisse regionaler Gutachten und Studien sind Beispiele für

die Wissensbasis eines Clusters, die zu erfassen und zu analysieren sind.

Der Prozess „Wissenserwerb“ hat das Ziel, Wissensquellen, die außerhalb des Clusters

liegen, zu erschließen. Durch die Einbindung von Experten, durch Unternehmensan-

siedlungen oder auch durch Kooperationen mit anderen Clustern bzw. Clusterakteuren

besteht für einen Cluster die Möglichkeit, Wissenspotenziale auszuschöpfen, über die

der Cluster selber nicht verfügt. Der Prozess „Wissenserwerb“ spielt damit eine wichti-

ge Rolle in den Prozessen, die zwischen Clustern ablaufen.

Der Prozess „Wissensentwicklung“ ist ein bedeutender Teilprozess des Wissensmana-

gements, weil er darauf ausgerichtet ist, neue Fähigkeiten, neue Produkte, bessere Ideen

und leistungsfähigere Produkte zu entwickeln. Der Prozess der Wissensentwicklung

steht in einem direkten Zusammenhang mit den Innovationsprozessen eines e-Clusters.

Der Prozess „Wissensverteilung“ unterstützt die Verteilung bzw. die Verbreitung des

Wissens in einem e-Cluster und erhöht somit die just in time Verfügbarkeit der Res-

source. Die TIMES-Unterstützung des Wissensmanagement ist insbesondere für diesen

Teilprozess wichtig. TIMES-Anwendungen, wie z.B. Groupware-Anwendungen,

Kommunikationsanwendungen oder auch Anwendungen für das Experten- und Koope-

rationsmanagement fördern den Wissensaustausch in der Clusterorganisation und den

Aufbau virtueller Netzwerke. Insbesondere für klein- und mittelständische Unterneh-

men hat der Prozess Wissensverteilung einen besonderen Nutzen. Die Sicherstellung

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der just in time Verfügbarkeit der Ressource Wissen in den Geschäftsprozessen eines

klein- oder mittelständischen Unternehmens ist regelmäßig mit zu hohen Kosten ver-

bunden. Durch das zentrale Wissensmanagement im e-Cluster können auch diese Un-

ternehmen die Ressource Wissen effektiv und effizient in ihren Geschäftsprozessen ein-

setzen.

Mit dem Prozess „Wissensnutzung“ wird sichergestellt, dass das verfügbare Wissen

produktiv in den Cluster-Prozessen eingesetzt wird.

Die Aufgabe des Prozesses „Wissensbewahrung“ ist, dass das Cluster-Wissen erhalten

bleibt und nicht verloren geht. Im Fokus des Prozesses Wissensbewahrung stehen die

Speicherung und Aktualisierung der vorhandenen und verfügbaren Wissensbasis in den

Geschäftsprozessen.

5 Wissensmanagement in einem e-Cluster: Vision, Mission und Strategie

Das Konzept der Balanced Scorecard geht davon aus, dass die strategischen Entschei-

dungsträger in einem Cluster visionäre Zielvorstellungen haben, eine Mission erarbeiten

und daraus eine Clusterstrategie ableiten. Diese Strategie wird in Ziele übersetzt und in

Aktionen umgesetzt: „Die Balanced Scorecard schafft einen neuartigen Rahmen zur

Integration von strategischen Maßnahmen. Sie enthält die finanziellen Kennzahlen ver-

gangener Leistungen und führt gleichzeitig zukünftige finanzielle Leistungstreiber ein.

Diese Kenngrößen, welche die Perspektiven Kunde, interne Geschäftsprozesse sowie

Lernen und Wachstum umfassen, werden aus einer expliziten und kompromißlosen Ü-

bersetzung der Unternehmensstrategie in konkrete Leistungsziele und Maßnahmen ab-

geleitet“ (Kaplan und Norton 1997: 18).

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Die Strategie für das Wissensmanagement leitet sich aus der e-Clustering-Strategie ab

und ist daher analog aufgebaut.

Der Startpunkt des Prozesses zur Entwicklung einer Strategie für das Wissensmanage-

ment in einem e-Cluster ist die Erarbeitung einer Vision, Mission und einer strategi-

schen Grundsatzentscheidung. Die Strategie zeigt den Weg zur Zielerreichung auf.

Die Vision ist die Wunschvorstellung, die erst im Laufe der Zeit konkrete Formen an-

nehmen kann. Visionen sind oft ein Antrieb zum Handeln. Die Vision für das Wissens-

management in einem e-Clusters hat die Aufgabe den Clusterakteuren die langfristigen

Ziele verständlich zu machen. Es gilt der Grundsatz: je kürzer eine Vision verbal gefasst

wird, umso einprägsamer ist sie und umso leichter lässt sie sich in Ziele und Strategien

übertragen. Die Vision für das Wissensmanagement könnte sein: Im e-Cluster wird die

Ressource Wissen effektiv in den Clusterprozessen eingesetzt!

Die Mission hat die Aufgabe, für das Wissensmanagement des e-Clusters eine Außen-

wirkung zu erreichen, wie z.B. die Mission „Innovation durch Wissen“.

Strategien zu entwickeln, bedeutet Grundsatzentscheidungen zu treffen, die sämtliche

Bereiche des e-Clusters berühren. Durch Strategien werden wesentliche Absichten in

die Realität umgesetzt. Strategien bringen zum Ausdruck, wie ein e-Cluster seine vor-

handenen und potentiellen Stärken einsetzt, um Veränderungen der Umweltbedingun-

gen zielgerecht zu begegnen.

Es könnte die folgende strategische Grundsatzentscheidung für das Wissensmanage-

ment in einem e-Cluster getroffen werden: Die Wissensprozesse werden organisatorisch

und technisch mit den Clusterprozessen verzahnt, um das Wissen des e-Clusters just in

time in den Clusterprozessen zu identifizieren, zu erwerben, zu nutzen, zu entwickeln,

zu verteilen und schließlich zu bewahren.

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6 Balanced Scorecard für das Wissensmanagement in einem e-Cluster

Für das Wissensmanagement in einem e-Cluster wurden die folgenden Anforderungen

entwickelt:

• Prozessorientierung des Wissensmanagements

• Verzahnung der Wissensprozesse mit den Clusterprozessen

• Unterstützung der Wissens- und Clusterprozesse mit den TIMES-Technologien

In den folgenden Tabellen werden für die einzelnen Perspektiven der Balanced Score-

card Ziele, Maßnahmen und Messkriterien für das Wissensmanagement in einem e-

Cluster beispielhaft festgelegt, um einen möglichen Rahmen für die Balanced Sorecard

des Wissensmanagements in einem e-Cluster aufzuzeigen.

Analog zur e-Clustering-Strategie wird die Balanced Scorecard mit den folgenden Per-

spektiven aufgebaut: Wirtschaftliche Perspektive, Prozessperspektive, Perspektive Ko-

operationen und Partner, interne Entwicklungsperspektive, Perspektive Organisation

sowie die politische Perspektive.

Tabelle 1: Wirtschaftliche Perspektive

Ziele Maßnahmen Messkriterien Verringerung der Pro-zesskosten des Wissens-managements in einem e-Cluster

Einführung eines TIMES-unterstützten Prozesscon-trolling

Prozesskosten

Erhöhung der Kosten-transparenz der Wissens-prozesse in einem e-

Einführung einer Prozess-kostenrechnung

Prozesskosten

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Ziele Maßnahmen Messkriterien Cluster

Tabelle 2: Prozessperspektive

Ziele Maßnahmen Messkriterien Optimierung der Wis-sensprozesse in Verzah-nung mit den Clusterpro-zessen durch Zentralisie-rung, Standardisierung und Integration

Einführung eines TIMES-unterstützten Prozessma-nagements Implementierung der TI-MES-unterstützten Wis-sensprozesse

Medien- und Organisati-onsbrüche Prozesshäufigkeiten, Pro-zessqualität und Prozess-durchlaufzeiten Grad der Systemnutzung

Steigerung der Qualität und Quantität der Wis-sensbasis des e-Clusters

Durchführung eines Wis-senscontrolling

Zufriedenheit der Cluste-rakteure, die die Wissenba-sis in den Prozessen einset-zen Nutzungsgrad der Wis-sensbasis

Tabelle 3: Perspektive Kooperationen

Ziele Maßnahmen Messkriterien Verbesserung der Koope-rationen zwischen den Clusterakteuren

Einführung eines TIMES-unterstützten Kooperati-onsmanagements

Anzahl von Kooperationen Anzahl von Clusterakteu-ren, die an Kooperationen teilnehmen

Aufbau einer virtuellen Expertenorganisation

Einführung eines TIMES-unterstützten Expertenma-nagements

Anzahl der am Wissens-management beteiligten Experten Kompetenzprofile der Ex-perten

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Tabelle 4: Interne Entwicklungsperspektive

Ziele Maßnahmen Messkriterien Verbesserung der TIMES-Unterstützung der Wis-sensprozesse

Einführung eines Wis-sensmanagementsystems

Grad der TIMES-Unterstützung (Anzahl der TIMES-unterstützten Wis-sensprozesse an den ge-samten Wissensprozessen) Grad der Nutzung des Wis-sensmanagementsystems

Verbesserung des Kompe-tenzprofils des e-Clusters

Teilnahme der Clusterak-teuere an Aus-, Fort- und Weiterbildungen

Anzahl der Teilnehmer Anzahl der Lern- und Lehrstunden Anzahl der Abschlüs-se/Zertifikate Kompetenzprofile des e-Clusters

Tabelle 5: Perspetive Organisation

Ziele Maßnahmen Messkriterien Schaffung der organisato-rischen Rahmenbedin-gungen für die Einführung und Umsetzung von Wis-sensmanagement in einem e-Cluster

Aufbau einer Organisation für das Wissensmanage-ment in einem e-Cluster

Anzahl und Kompetenzen der Beschäftigten im Wis-sensmanagement

Einführung und Umset-zung des Prozessmanage-ments

Anzahl und Kompetenzen der Beschäftigten im Pro-zessmanagement

Aufbau einer virtuellen Expertenorganisation

Anzahl und Kompetenzen der Experten

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Tabelle 6: Politische Perspektive

Ziele Maßnahmen Messkriterien Unterstützung des Wis-sensmanagements durch clusterpolitische Maß-nahmen

Förderprogramme zur fi-nanziellen Unterstützung von organisatorischen, technischen und inhaltlich-nen Projekten

Fördersumme Anzahl der geförderten Projekte

Durchführung von Veran-staltungen und Workshops zum Thema Wissensmana-gement

Anzahl der Veranstaltun-gen und Workshops Teilnehmerzahl

Ausbau der Hochschul-kompetenzen

Anzahl und Qualität der Studienschwerpunkte Anzahl und Kompetenzen der Hochschullehrer Forschungsschwerpunkte Anzahl der Hochschulab-gänger mit Abschluss

Verbesserung der Aus-, Fort- und Weiterbildungs-angebote

Anzahl und Qualität der Aus-, Fort- und Weiterbil-dungsangebote Anzahl der Teilnehmer mit Abschluss

Die Entwicklung einer Ursache-Wirkungs-Kette ist erforderlich, um die Annahmen be-

züglich der Wirkungszusammenhänge über die Perspektiven hinweg darzustellen und

im Rahmen des Controlling evaluieren zu können.

Es geht um die Frage nach den Einflussgrößen. Welchen Einfluss haben die Förderakti-

vitäten des öffentlichen Sektors auf die Bildung von Kooperationen? Wie signifikant ist

der Einfluss der clusterinternen und clusterübergreifenden Kooperationen auf die Wis-

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sensprozesse eines e-Clusters? Und schließlich, welche Auswirkungen sind auf die Pro-

zesskosten zu erwarten? Es lassen sich zahlreiche Ursache-Wirkungs-Ketten aufstellen,

die alle auf Hypothesen und Annahmen bezüglich der Zielbeziehungen und der Mess-

kriterien beruhen. Ein Controlling und damit gegebenenfalls eine Anpassung der Balan-

ced Scorecard sind erforderlich, wenn die angenommenen Wirkungszusammenhänge

nicht nachweisbar sind. Um verlässliche Aussagen durch das Instrument der Ursache-

Wirkungs-Kette gewinnen zu können, ist der Einsatz statistischer Schätz- bzw. Analy-

semethoden erforderlich.

Im Folgenden soll beispielhaft eine Ursache-Wirkungs-Kette für das Wissensmanage-

ment in einem e-Cluster auf der Basis des entwickelten Rahmens für die Balanced Sco-

recard entwickelt werden. Ausgangpunkt hierfür ist die politische Perspektive.

Um ein prozessorientiertes und TIMES-unterstütztes Wissensmanagement in einem e-

Cluster einzuführen und zu betreiben, werden durch öffentliche Fördermaßnahmen Pro-

jekte, die auf dieses Ziel ausgerichtet sind, eine Anschubfinanzierung erhalten (politi-

sche Perspektive). Das Ziel ist, dass diese Förderprojekte aus technischer, organisatori-

scher und inhaltlicher Sicht die Einführung von Wissensmanagement unterstützen (Per-

spektive Organisation und Perspektive Prozesse). Durch die technischen Förderprojekte

wird ein positiver Effekt auf die TIMES-Unterstützung der Wissensprozesse erwartet

(Interne Entwicklungsperspektive). So könnte ein öffentlich gefördertes Kompetenz-

zentrum (politische Perspektive) die organisatorischen Rahmenbedingungen für die Ein-

führung eines TIMES-unterstützten Wissensmanagements schaffen (Prozessperspekti-

ve).

Durch die Verbesserung der Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebote sowie der Hoch-

schulkompetenzen im Bereich des Wissensmanagements wird erwartet (politische Per-

spektive), dass sich die Kompetenzprofile der Clusterakteure deutlich verbessern (Inter-

ne Entwicklungsperspektive). Durch den Ausbau der Kompetenzen der Clusterakteure

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erhöht sich die Qualität des Wissensmanagementsystems und des virtuellen Experten-

pools (Perspektive Organisation, Perspektive Kooperationen, Prozessperspektive). Der

e-Cluster kann dementsprechend in den Clusterprozessen eine Wissensbasis einsetzen,

die hohe Anforderungen an Qualität und Quantität erfüllt (Prozessperspektive).

Zudem sind die öffentlichen Förderstrategien darauf ausgerichtet, Kooperationsprojekte

zu unterstützten, um damit die Kooperationsbereitschaft in dem e-Cluster zu erhöhen

(Perspektive Kooperationen). Durch eine Erhöhung der Kooperationsbereitschaft stei-

gert sich das Engagement der Clusterakteure in einem virtuellen Expertenpool oder

auch an den Wissensprozessen des e-Clusters teilzunehmen (Perspektive Organisation

und Prozessperspektive).

Durch die Einführung eines TIMES-unterstützten Wissensmanagements (Prozessper-

spektive) und eines Wissenscontrolling werden die Prozesskosten gesenkt (wirtschaftli-

che Perspektive.

Die Ursache-Wirkungskette baut auf Hypothesen auf, die auf der Basis von empirischen

Erhebungen des e-Clusters zu testen sind. Das heißt, dass bezogen auf die Strategie für

das Wissensmanagement die Messkriterien und ihre gegenseitigen Abhängigkeiten Auf-

schluss darüber geben, ob die angenommen Wirkungszusammenhänge aufrechterhalten

werden können oder ein Gegensteuern erforderlich ist.

7 Ausblick

Das Ziel sollte sein, in einem weiteren Schritt auf der Basis von empirischen Fallstudien

Referenzsysteme für das Wissensmanagement in einem e-Cluster zu entwickeln. Diese

Referenzsysteme sollten insbesondere Zielsysteme, strategische Szenarien, Messkrite-

rien und Handlungsempfehlungen sowie Prozessmodelle und technische Lösungen

beinhalten. Diese Referenzsysteme bilden eine Architektur für das Wissensmanagement

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in einem e-Cluster. Die e- Cluster, die insbesondere durch eine klein- und mittelständi-

schen Unternehmsstruktur gekennzeichnet sind, können diese standardisierten Refe-

renzsysteme nutzen und damit den Prozess der Clusterbildung beschleunigen.

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Clusterinterne und clusterübergreifende Prozesse .................................................. 4

Abbildung 2: Innovationsprozess verzahnt mit Wissens- und Kooperationsprozessen................ 5

Abbildung 3: Perspektiven der e-Clustering-Strategie.................................................................. 7

Abbildung 4: Architektur des e-Clusters..................................................................................... 10

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Wirtschaftliche Perspektive ....................................................................................... 17

Tabelle 2: Prozessperspektive ..................................................................................................... 18

Tabelle 3: Perspektive Kooperationen ........................................................................................ 18

Tabelle 4: Interne Entwicklungsperspektive ............................................................................... 19

Tabelle 5: Perspetive Organisation ............................................................................................. 19

Tabelle 6: Politische Perspektive ................................................................................................ 20