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193 Innovationssysteme, Arbeitsorganisation und regionale Wirtschaftsent- wicklung: Empirische Befunde zur Südtiroler Industrie Alexander Ebner 1. Einleitung Die regionale Einbettung von betrieblichen Innovationsprozessen hat sich angesichts ihrer Einkommens- und Beschäftigungseffekte zu einem zentralen Thema wirt- schaftspolitischer Analysen entwickelt. So folgt die nachstehende Diskussion regio- naler Innovationsstrategien dem neo-schumpeterianischen Ansatz, der Mög- lichkeiten einer innovationsorientierten Regionalentwicklung bei Nutzung endo- gener Entwicklungspotentiale aufzeigt. Ausgangspunkt ist die These, dass Innovati- onen auf neuem, kommerzialisierbaren Wissen beruhen, so dass Lernen zum ent- scheidenden strategischen Wettbewerbsfaktor wird – eingebettet in nationale oder regionale Innovationssysteme als Ausprägungen jener Institutionen des privaten und öffentlichen Sektors in einem Land oder einer Region, die an der Schaffung, Verän- derung und Verbreitung technologischer Neuerungen beteiligt sind. Die Struktur dieser Innovationssysteme wird für anhaltende Unterschiede in der betrieblichen In- novationstätigkeit und damit auch für unterschiedliche volkswirtschaftliche Ent- wicklungspfade verantwortlich gemacht. Hierbei können diverse Betriebsstrukturen unterschiedliche Typen von Innovationen begünstigen, wobei das vor allem für tra- ditionelle kleinbetriebliche Innovationsprozesse entscheidende, implizite Wissen hervorgehoben wird. In diesem Sinne ist es gerade hinsichtlich der institutionellen Analyse regionaler Entwicklungspfade notwendig, gängige neo-schumpeterianische Analysen von Innovationssystemen um den Aspekt der betrieblichen Arbeitsorgani- sation zu erweitern. Südtirol bietet als ethnisch heterogene Region mit dualer Wirtschaftsstruktur in einem außenwirtschaftlich offenen Wettbewerbskontext gute Ausgangsbedingungen für eine aussagekräftige empirische Prüfung der vorgestellten Überlegungen. Die im Folgenden präsentierte Studie zur Südtiroler Industrie zielt entsprechend auf eine Untersuchung des Zusammenspiels betrieblicher Arbeitsorganisation und Innova- tionsfähigkeit im Rahmen des regionalen Innovationssystems. Neben Innovations- prozessen in Großbetrieben werden ausdrücklich auch die kleineren Südtiroler Industriebetriebe systematisch in die Betrachtung einbezogen. Zwei Gruppen von innovativen Unternehmen werden hierbei unterschieden, analog zur Differenzierung von großbetrieblichem Produktionsmodell und handwerklich orientierten Kleinbe- trieben. Die mit dieser Typenbildung einhergehenden Organisations- und Innova- tionsmuster verweisen auf die Notwendigkeit einer differenzierten regionalen Inno-

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Innovationssysteme, Arbeitsorganisation und regionale Wirtschaftsent-wicklung: Empirische Befunde zur Südtiroler Industrie

Alexander Ebner

1. Einleitung

Die regionale Einbettung von betrieblichen Innovationsprozessen hat sich angesichts ihrer Einkommens- und Beschäftigungseffekte zu einem zentralen Thema wirt-schaftspolitischer Analysen entwickelt. So folgt die nachstehende Diskussion regio-naler Innovationsstrategien dem neo-schumpeterianischen Ansatz, der Mög-lichkeiten einer innovationsorientierten Regionalentwicklung bei Nutzung endo- gener Entwicklungspotentiale aufzeigt. Ausgangspunkt ist die These, dass Innovati-onen auf neuem, kommerzialisierbaren Wissen beruhen, so dass Lernen zum ent-scheidenden strategischen Wettbewerbsfaktor wird – eingebettet in nationale oder regionale Innovationssysteme als Ausprägungen jener Institutionen des privaten und öffentlichen Sektors in einem Land oder einer Region, die an der Schaffung, Verän-derung und Verbreitung technologischer Neuerungen beteiligt sind. Die Struktur dieser Innovationssysteme wird für anhaltende Unterschiede in der betrieblichen In-novationstätigkeit und damit auch für unterschiedliche volkswirtschaftliche Ent-wicklungspfade verantwortlich gemacht. Hierbei können diverse Betriebsstrukturen unterschiedliche Typen von Innovationen begünstigen, wobei das vor allem für tra-ditionelle kleinbetriebliche Innovationsprozesse entscheidende, implizite Wissen hervorgehoben wird. In diesem Sinne ist es gerade hinsichtlich der institutionellen Analyse regionaler Entwicklungspfade notwendig, gängige neo-schumpeterianische Analysen von Innovationssystemen um den Aspekt der betrieblichen Arbeitsorgani-sation zu erweitern.

Südtirol bietet als ethnisch heterogene Region mit dualer Wirtschaftsstruktur in einem außenwirtschaftlich offenen Wettbewerbskontext gute Ausgangsbedingungen für eine aussagekräftige empirische Prüfung der vorgestellten Überlegungen. Die im Folgenden präsentierte Studie zur Südtiroler Industrie zielt entsprechend auf eine Untersuchung des Zusammenspiels betrieblicher Arbeitsorganisation und Innova-tionsfähigkeit im Rahmen des regionalen Innovationssystems. Neben Innovations-prozessen in Großbetrieben werden ausdrücklich auch die kleineren Südtiroler Industriebetriebe systematisch in die Betrachtung einbezogen. Zwei Gruppen von innovativen Unternehmen werden hierbei unterschieden, analog zur Differenzierung von großbetrieblichem Produktionsmodell und handwerklich orientierten Kleinbe-trieben. Die mit dieser Typenbildung einhergehenden Organisations- und Innova-tionsmuster verweisen auf die Notwendigkeit einer differenzierten regionalen Inno-

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vationspolitik die sich um einen Ausbau der innovationsorientierten Kooperations-fähigkeit traditioneller Kleinunternehmen zu bemühen hat.

Die folgende Darstellung ist in vier Abschnitte gegliedert. Der erste Abschnitt be-fasst sich mit dem Konzept der regionalen Innovationssysteme und seiner Implika-tionen für die Analyse innovationsgetriebener regionaler Wirtschaftsentwicklung. Die territoriale Einbettung industrieller Innovationsprozesse wird dabei mit dem As-pekt impliziten Wissens in Beziehung gesetzt. Im zweiten Abschnitt werden kon-zeptionelle Erweiterungen des Innovationssysteme-Ansatzes hinsichtlich des be-trieblichen Zusammenhangs von Innovationstypen und Arbeitsorganisation vor- gestellt. Aus der Rolle organisationeller Lerneffekte und ihrer regionalen Ausprä-gung in kleinbetrieblichen Strukturen wird anschließend eine Typenbildung zur Spezifizierung betrieblicher Innovationsstrategien hergeleitet. Auf diesen konzep-tionellen Vorgaben aufbauend präsentiert der dritte Abschnitt empirische Befunde zum Südtiroler Innovationssystem. Anhand der Ergebnisse einer empirischen Studie zum Innovationsprofil der Südtiroler Industrie werden die Konturen des dualen Innovationsprofils der Südtiroler Industrie verdeutlicht. Im vierten Abschnitt wird diese Spezifizierung von Unternehmenstypen und Innovationsverhalten in der Süd-tiroler Industrie weiter vertieft. Im Ergebnis zeigt sich, dass das Innovationsverhal-ten der Südtiroler Industrie aus einem fragmentierten regionalen Innovationssystem resultiert. Hier bieten sich maßgebliche Gestaltungsmöglichkeiten für eine ent-sprechend differenzierte regionale Innovationspolitik.

2. Innovationssysteme und Regionalentwicklung

Der ökonomische Globalisierungsprozess fördert den Übergang von national-staatlich geprägten Volkswirtschaften hin zu einer institutionellen Formenvielfalt, die sowohl supranationale, als auch regionale und lokale Zusammenhänge aufwertet. So impliziert die Globalisierung eine räumliche Konzentration ökonomischer Akti-vitäten, die in der Regel den wertschöpfungsintensiven Operationen multinationaler Unternehmen zugerechnet werden (Dunning 2002, Dunning 1993). Viele dieser Un-ternehmen sind dazu übergegangen, sowohl ihre Produktionsprozesse, als auch ihre Produktpalette im internationalen Maßstab zu dezentralisieren und damit flexibler zu gestalten (Ruigrok / van Tulder 1995). Im Rahmen der damit einhergehenden Erhö-hung internationaler Faktormobilität hat die Dynamik betrieblicher Standort-verlagerung an Bedeutung gewonnen. Dies führt zu dem scheinbar wider-sprüchlichen Sachverhalt, dass in einer globalisierten Ökonomie die Standortqualitä-ten einzelner Orte immer wichtiger werden. Globalisierung, Regionalisierung und Lokalisierung bedingen sich wechselseitig (Swyngedouw 1992). Entsprechend geht territoriale Wettbewerbsfähigkeit mit institutionell eingebetteten wirtschaftlichen Spezialisierungsmustern einher (Camagni 2002).

Eine gängige wirtschaftspolitische Interpretation dieser Prozesse lautet, dass die institutionelle Sicherung von Beschäftigung und Einkommen in einzelnen Volks-wirtschaften nur durch lokale Anpassung an die verschärften globalen Wettbe-

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werbsbedingungen gelingen kann. Internationale Wettbewerbsfähigkeit wird so zum Paradigma wirtschaftspolitischer Gestaltungsbemühungen auf allen Ebenen politi-scher Steuerung (Ebner 2007). Vor diesem Hintergrund ist wiederholt behauptet worden, dass der nationalstaatliche Steuerungsrahmen im Standortwettbewerb um die Anwerbung von einkommens- und beschäftigungsträchtigen Investitionen immer weiter an Bedeutung verlieren werde. Stattdessen etabliere sich die subnationale Wirtschaftsregion als maßgebliches politisch-ökonomisches Interaktionsfeld. Aus liberaler Sicht wird so eine deregulierende und flexibilisierende Form der Regio-nalisierung postuliert (Ohmae 1995). Fraglich ist allerdings, inwiefern eine solcher-maßen auf statische Effizienzgewinne reduzierte Strategie eine dynamischen Nut-zung von Innovationspotentialen erlaubt. Aus Sicht einer an der Schumpeterschen Innovationstheorie orientierten evolutorischen Position ist nämlich davon auszuge-hen, dass Innovationsprozesse als Ausdruck systemischer Interaktionen in einem spezifischen institutionellen Kontext zu verstehen sind (Röpke 1977). An diesem Punkt kommt die neo-schumpeterianische Perspektive der Innovationssysteme zum Tragen, die dazu neigt, innovative Unternehmerfunktionen in räumlich spezifizier-baren institutionellen Netzwerken zu verorten (Ebner 2001).

Die folgende Diskussion regionaler Innovationsstrategien folgt diesem neo-schumpeterianischen Ansatz auch deshalb, weil er konzeptionelle Möglichkeiten einer innovationsorientierten Regionalentwicklung bei Nutzung endogener Ent-wicklungspotentiale aufzeigt. Ausgangspunkt ist die These, dass technologische und organisatorische Innovationsprozesse als entscheidende Träger von ökonomischen Wachstumsprozessen dienen (Freeman / Soete 1997). Wissen, Lernen und Inno-vation hängen dabei eng zusammenhängen. Da Innovation auf aktuellem Wissen be-ruht, wird Lernen zum entscheidenden strategischen Wettbewerbsfaktor – einge-bettet in die institutionellen Interaktionsmuster nationaler oder regionaler Innova-tionssysteme (Lundvall u.a. 2002). Solche Innovationssysteme bestehen aus der ver-netzten Interaktion jener Institutionen in einem Land oder einer Region, die an der Schaffung, Veränderung und Verbreitung technologischer Neuerungen beteiligt sind. Dabei stehen insbesondere die verschiedenen Informationsflüsse und Koope-rationsformen zwischen Unternehmen, Forschungs- und Bildungseinrichtungen sowie dem Finanzsektor im Mittelpunkt. Die Struktur dieser Innovationssysteme wird für Unterschiede in der betrieblichen Innovationstätigkeit und damit auch für unterschiedliche volkswirtschaftliche Entwicklungspfade verantwortlich gemacht (Edquist 1997, Freeman 1995).

Bedeutsam sind hierbei insbesondere zwischenbetriebliche vertikale Koopera-tionsmuster zwischen Produzenten und Anwendern eines Produktes, die im Sinne interaktiven Lernens dazu beitragen, Wissenskomponenten und Bedürfnisse zu ver-mitteln (Lundvall 1992). Diese Unterscheidung impliziert, dass unterschiedliche Un-ternehmensstrukturen jeweils unterschiedliche Typen der Innovation begünstigen und damit verschiedene institutionalisierte Innovationsregime innerhalb nationaler oder regionaler Entwicklungspfade etablieren (Lundvall 1998, Soskice 1997). In diesem Zusammenhang wäre auch die Absorption von Technologien als Neuerungs-prozess zu verstehen, in dem der institutionelle Kontext die Fähigkeit zur Imple-

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mentierung komplexen Wissens bedingt und somit Pfadabhängigkeiten prägt (Röpke 1992, S. 9f). Hierbei können vielfältige institutionelle Strukturen verhindern, dass einzelne Länder und Regionen in etablierte Entwicklungspfade eingeschlossen wer-den und somit in Phasen rapiden technologischen Wandels unter endogenen Ent-wicklungsblockaden zu leiden hätten (Carlsson / Jacobsson 1997, Dahlmann / Nel-son 1995).

Eine maßgebliche Dimension dieser institutionellen Vielfalt wird von der regio-nalen Ebene innovationsbezogener Interaktionen geformt. Angesichts des Zusam-menhangs von ökonomischer Globalisierung und Regionalisierung sind es somit re-gionale Innovationssysteme, welche die institutionelle Einbettung der Neuerungs-kapazität von Unternehmen prägen (Cooke 2004, Cooke / Morgan 1998). Allerdings bleiben funktionsfähige regionale Innovationssysteme mit adäquat ausgebildeten infrastrukturellen und institutionellen Bedingungen eine empirische Rarität. Vor die-sem Hintergrund wird eine systemische Potentialnutzung zur vorherrschenden Auf-gabe regionaler Innovationspolitik (Cooke 2001).

Als Ausgangspunkt dieser räumlichen Sichtweise industrieller Evolution dient primär die an Michael Porters Cluster-Konzept regionaler Wettbewerbsfähigkeit an-gelehnte These, dass Unternehmen in ein strukturelles Umfeld aus Faktorangeboten, Nachfragemustern, Wettbewerbs- und Kooperationsformen sowie institutionellen Infrastrukturen eingebunden sind, dessen Wirkung die jeweiligen betrieblichen Pro-duktivitäts- und Wettbewerbspositionen nachhaltig beeinflusst (Porter 1998, Porter 1993). Porter diskutiert Cluster als Agglomeration spezialisierter Industrien entlang einer Wertschöpfungskette. Der Begriff der vertikalen Zusammenarbeit bezieht sich auf zwischenbetriebliche Kontakte entlang der Wertschöpfungskette vom Rohstoff über die Halbfertigprodukte bis zum Endprodukt, womit Zulieferer und Abnehmer angesprochen sind. Unter horizontaler Zusammenarbeit versteht man Kontakte mit Firmen, die sich ebenfalls auf das jeweils gegebene Produktstadium spezialisiert haben, was Wettbewerber am Markt einschließt (Porter 1993, S. 172-182).

Diese Formen der Zusammenarbeit sind wiederum von der institutionell ver- ankerten Kooperationsneigung der Akteure abhängig. In diesem Sinne sind zwi-schenbetriebliche Koppelungs- und Kooperationsformen und deren Einbindung in ein angemessenes institutionelles Umfeld ausschlaggebende Faktoren bei der Etab-lierung eines dynamischen Wachstumspfades. Die regionale Bindung der Unterneh-men erhält dadurch eine eigenständige strategische Qualität. Dies bedeutet, dass Wettbewerbsvorteile auf räumlich eingebetteten Lerneffekten beruhen. Hierbei lässt sich mit Bezug zur Wissenstheorie Michael Polanyis ein Kontinuum aus Wissens- und Lernformen ausmachen, das sich zwischen den formalen Artikulationsformen expliziten, kodifizierten Wissens und impliziten, nicht-kodifizierbaren Wissens be-wegt (Howells 2002, S. 872f). So trägt vor allem das nicht-kodifizierbare implizite Wissen jene räumlichen Agglomerationen von firmenspezifischen Lerneffekten, die im sozialen und institutionellen Gefüge einer Region eingebettet sind und dessen Standortbezüge prägen (Maskell und Malmberg 1999).

Grundsätzlich können Firmen durch zwei spezifische Mechanismen an einen Standort angebunden sein: über formelle Zulieferer-Abnehmer-Beziehungen sowie

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über informelle institutionelle Beziehungen. Je nachdem, wie sehr Wissensvermitt-lung, materielle Produktion und Innovationsprozesse von territorial spezifischen Ressourcen abhängig sind, ist dabei von einer Territorialisierung von Produktion und Innovation zu sprechen. In welchem Maße Produktion und Innovation territo-rialisiert sind, hängt also nicht nur vom quantitativen Ausmaß der Zulieferer-Abneh-mer-Beziehungen ab, sondern auch von der Qualität der Beziehungen der Unter-nehmen mit anderen Unternehmen, respektive mit ihrem institutionellen Umfeld (Rutten / Boekma 2007, Storper 1997). Die endogene Dynamik der Regionalent-wicklung ist somit auf ein wechselseitiges Einpassen industrieller und institutionel-ler Muster angewiesen, jeweils in Abhängigkeit von den vorherrschenden Formen formalen und impliziten Wissens (Maskell 2001, S. 936f). Insgesamt drei institutio-nelle Aspekte des territorialen Kontexts sind hervorzuheben: Vertrauen, Netzwerke und Einbettung. Diese Aspekte sind interdependent; in ihrem konkreten Zu- sammenwirken schaffen sie ein regionalspezifisches institutionelles Muster mit nachhaltigen Auswirkungen für die Formierung regionaler Innovations- und Wettbe-werbsfähigkeit.

Zunächst ist festzustellen, dass Regionen eine institutionelle Atmosphäre sozialen Vertrauens fördern können, was insbesondere auf dem Vorherrschen langfristig an-gelegter Interaktionen beruht (Sabel 1992). Insgesamt ermöglicht eine solche Atmo-sphäre größere Flexibilität bei verlängerten Planungshorizonten und pragmatischen Kooperationsformen (Boyer / Hollingsworth 1997). Für die regionale Dimension ist es wichtig, dass räumliche Nähe bestimmte Vorteile mit sich bringen kann, die dar-auf basieren, dass produktives Wissen oftmals als implizites Wissen nur über prakti-sche Anwendungen artikuliert und vermittelt werden kann. Vertrauensbeziehungen spielen dabei als Basis wissensbasierter Kooperation unter den regionalwirtschaftli-chen Bedingungen räumlicher Nähe eine tragende Rolle (Morgan 1997). Räumliche Nähe wäre hierbei sowohl als höhere Wahrscheinlichkeit gleichzeitiger Anwesenheit im physischen Sinne wie auch als institutionell gefasste sozial-kulturelle Nähe anzu-sehen (Maskell / Malmberg 1999, S. 180f).

Der zweite Aspekt regionaler Produktionssysteme bezieht sich auf die Rolle von Netzwerken, die vielfach als eine institutionelle Grundlage für die Wettbewerbs- fähigkeit insbesondere von kleinbetrieblich geprägten Regionalwirtschaften angese-hen werden. Netzwerke sind Geflechte aus mittel- und langfristig angelegten Koope-rationsbeziehungen, die mit ihren Bezügen zu Reziprozität und Vertrauen jenseits der Logik anonymer Marktkontakte und organisationeller Hierarchien angesiedelt sind, und dabei über eine eigenständige Organisationslogik verfügen (Powell 1990). Netzwerke sind als Formen industrieller Kooperation insbesondere für Kleinbetriebe bedeutsam: zur Gestaltung von Marktstrukturen durch langfristig angelegte Ab-nehmerbeziehungen mit anderen Firmen, zur Verringerung von Unsicherheit und Ermöglichung langfristig angelegten Investitionsverhaltens sowie als Spielraum für Spezialisierungsvorteile im Erwerb von Wissen, das sowohl formale und kodifizierte wie auch implizite, nicht-kodifizierbare Elemente umfassen kann. Somit dienen Netzwerke als Kanäle für den Austausch von Wissen (Florida 1995).

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Ein dritter Aspekt regionaler Wettbewerbsfähigkeit ist die Einbettung ökono- mischer Aktivitäten in regionale Institutionen. Damit sind die staatlichen Organe, die Verbände und andere öffentliche sowie nicht-öffentliche Organisationen ge-meint. Diese institutionelle Einbettung der Unternehmen ist deshalb wichtig, weil industrielle Produktion bestimmte Voraussetzungen hat, die von einzelnen Betrieben teilweise nicht selbst erstellt werden können. Arbeitskräfte, Investitionskapital, Wis-sen und Technologie sind nur einige der Faktoren, die in regionalen Kontexten zu einem erheblichen Teil von außerhalb des Unternehmens bereitgestellt werden müs-sen (Storper 1995a, Storper 1995b). Gerade in kleinbetrieblich geprägten Regionen können angemessene institutionelle und organisatorische Zusammenhänge zur Ent-stehung spezifischer innovativer Milieus beitragen, die neben ökonomischen Ver-knüpfungen auch regionale Nomen und Konventionen reflektieren (Camagni 1995).

Diese Bezüge zur institutionellen und strukturellen Differenzierung von regiona-len Entwicklungsmustern weisen darauf hin, dass auf der Ebene regionaler Wirt-schaftstypen eine weit gefächerte Formenvielfalt mit teils kohärenten, teils fragmen-tierten Entwicklungsmodi vorherrscht (Storper 1997, Amin / Robins 1990). Als ko-härenter Typus gilt besonders das regionalökonomische Modell der industriellen Distrikte mit seinen Gruppen lokal konzentrierter Gruppen von kleinen und mittel-großen Unternehmen. Dieser Dominanz von KMU entsprechend sind industrielle Distrikte oft aus agrarisch geprägten Produktionsstrukturen hervorgegangen, in denen eine regionalspezifische handwerkliche Spezialisierung vorherrschte, welche in der Folge mit qualitätsorientierter Industrieproduktion gekoppelt wurde. Ein Vor-zug solcher Distrikte ist es, dass spezialisierte Unternehmen, die untereinander über Kunden- und Abnehmerbeziehungen vernetzt sind, eine größere Vielfalt von Pro-dukten herstellen, sowie rasch und kostengünstig auf Nachfrageveränderungen reagieren können. Darüber hinaus existieren in diesen Distrikten vielfältige Externa-litäten im Sinne positiver Effekte, die sich aus der Geschäftstätigkeit der einzelnen Unternehmen ergeben und die weitgehend kostenlos von anderen Unternehmen ge-nutzt werden können. Ein Beispiel dafür sind regionalspezifische Arbeitskräfte, die nach erfolgter Ausbildung in ein anderes lokales Unternehmen wechseln (Harrison 1992).

Hinsichtlich einer Modellierung solcher regionalwirtschaftlichen Arrangements lassen sich die traditionellen Produktionsstrukturen der beteiligten Kleinunterneh-men mit dem Begriff der flexiblen Spezialisierung charakterisieren. Die diesem Begriff zugrunde liegende Konzeption behauptet, dass die traditionell-handwerkli-che Ausprägung der Industrieproduktion in KMU angesichts des anhaltenden tech-nologisch bedingten industriellen Strukturwandels nach einer Periode des Nieder-gangs wieder an Bedeutung gewinne, wobei Produktqualität und qualifizierte Arbeit aufgewertet werden würden (Piore / Sabel 1984). Allerdings lässt sich dieses Erstar-ken kleinbetrieblicher Produktionsmodelle im regionalen Kontext nicht nur aus der Entwicklungsdynamik traditioneller Industrieregionen herleiten, vielmehr gelten ähnliche, auf positiven Externalitäten basierende Interaktionsmuster vielfach auch für neue Unternehmen, die mit modernen Schlüsseltechnologien der Informations- oder Biotechnologie aktiv sind. Ein Beispiel dafür ist die Software-Branche im kali-

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fornischen Silicon Valley, die als wissensintensive Regionalagglomeration einen eigenständigen Modellcharakter aufweist – und dabei als regionales Entwick-lungsmodell für Hochtechnologie-Sektoren gilt (Saxenian 1994).

Vor dem Hintergrund der ihm eigenen Beschäftigungs- und Wachstumsdynamik verweist das Silicon Valley-Modell jedoch auch darauf, dass wissensbasierte Ent-wicklungsmuster durchaus mit sozialer Fragmentierung einhergehen können. Für Silicon Valley selbst sind insbesondere die Zunahme prekärer Beschäftigungsver-hältnisse sowie die Ethnisierung flexibilisierter Produktionssegmente aufgezeigt worden (Lüthje 2001). Solche Tendenzen finden sich besonders stark ausgeprägt in regionalen Entwicklungstypen, die dem Muster einer diffusen Industrialisierung ent-sprechen. Hierbei geht eine fragmentierte Branchenstruktur, dominiert von traditio-nellen handwerklichen Sektoren, mit einem beträchtlichen Anteil lokaler Absatz-märkte und schwacher interner Vernetzung einher. Binnenorientierung und Frag-mentierung entsprechen sich an diesem Punkt (Krätke u.a. 1997). Daraus folgt im Umkehrschluss, dass strukturelle Außenorientierung, institutionell eingebettete in-terne Vernetzung und regionale Wettbewerbsfähigkeit einander in hohem Maß be-dingen – zugleich aber eine empirische Rarität darstellen.

Um diese Zusammenhänge adäquat nachvollziehen zu können, ist es notwendig, die Unternehmen selbst als organisatorisches Feld von Innovationsprozessen im regionalen Kontext zu betrachten – auch unter Berücksichtigung unterschiedlicher Typen regional eingebetteter Unternehmen (Bellandi / Sforzi 2003. S. 218f). Empi-rische Befunde zur industriellen Arbeitsorganisation deuten an, dass Produkti-vitätszuwächse in jenen Betrieben am nachhaltigsten ausgeprägt sind, die ihren Ar-beitskräften Raum zur Partizipation sowie zur informellen Kommunikation ein-räumten (Kersley / Martin 1997). Entsprechend fungieren das Ausbildungsniveau und die Lernfähigkeit der Arbeitskräfte als Determinanten internationaler Wettbe-werbsfähigkeit (Reich 1991). Anregungen zum innovativen Wandel entstehen also nicht nur in FuE-Abteilungen, sondern auch direkt aus der produktiven Betriebs- tätigkeit heraus, wobei den Arbeitskräften eine Vermittlungsrolle zukommt – womit sie zugleich zur anhaltenden industriellen Innovationsdynamik im Kontext der sek-toralen Tertiarisierung beitragen (Cohen / Zysman 1987). Dabei ist zu berück-sichtigen, dass der aktuelle techno-ökonomische Paradigmenwandel einen leitbild-haften Wandel der Arbeitsorganisation impliziert, der auf die Formierung einer kol-lektiv lernenden Organisation abzielt. Je nach sektoralen und einzelbetrieblichen Spezifika lassen sich dabei Tendenzen organisationeller Umbrüche feststellen, die auch Aspekte der Arbeitsbeziehungen umfassen (Arundel u.a. 2006, Nielsen / Lund-vall 2003). In diesem Sinne ist es notwendig, die Perspektive der Innovations-systeme um die institutionellen Komponenten des Bildungs- und Ausbildungswe-sens sowie der industriellen Beziehungen und der Arbeitsorganisation zu erweitern (Lundvall / Christensen 2003, S. 145f). Dies impliziert, dass unterschiedliche Inno-vationstypen als Grundlage regionaler Wirtschaftsentwicklung aus dem Zusammen-spiel von betrieblicher Arbeitsorganisation und institutionellem Kontext herzuleiten sind.

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3. Innovationstypen und Arbeitsorganisation

Unterschiedliche Formen der Innovation lassen sich zunächst nach der betrieblichen Ausrichtung sowie nach der Auswirkung auf Märkte, Branchen und schließlich auch auf das gesamte ökonomische System betrachten. In diesem Sinne werden in der neo-schumpeterianischen Innovationsforschung folgende Typen von Innovationen unterschieden (Freeman 1987, S. 60f):

• Inkrementale Innovationen, die graduelle Verbesserungen an Produkten beziehungsweise Produktionsprozessen bewirken.

• Radikale Innovationen, die den Entwicklungspfad einer ganzen Branche beeinflussen, indem sie deren technologische Grundlage umwälzen.

• Technologische Systeme, deren Durchsetzung über einzelne Branchen hinausreicht und einen weiterreichenden Strukturwandel einleitet.

• Techno-ökonomische Paradigmen, welche die sozio-ökonomischen Grundlagen einer ganzen Volkswirtschaft umwälzen.

Der Aspekt des Paradigmenwechsels ist für die Problematik regionalwirtschaft-licher Innovationsprozesse von zentraler Bedeutung, weil sich hierbei ein funda-mentaler technisch-organisatorischer Wandel über die Einführung neuer Leitbilder der Produktionsorganisation vollzieht. Aktuell wird die Diffusion eines wissens-intensiven, auf Informationstechnologien beruhenden Paradigmas behauptet, dessen Tendenz zur Stärkung flexibler Produktionssystemen mit vernetzten Wissensstruk-turen den Mustern regionaler Agglomerationen entgegenkommt (Freeman 1992, S. 179). Der entsprechende institutionelle Einfluss paradigmatischen Wandels ist für eine Bewertung des Zusammenhangs von Globalisierung und Regionalisierung maßgeblich.

Dies führt wiederum zur Frage einer entsprechenden Typisierung von Unterneh-men, wie sie etwa von Keith Pavitt im Rahmen eines markt- und brachenorientierten Ansatzes vorgelegt worden ist (Pavitt 1984, S. 259f). Ausgangspunkt ist die These, dass das technologische Wissen von Unternehmen firmenspezifisch ausgeprägt ist. Etwaige Suchroutinen nutzen nicht den kompletten Raum der Innovationsmöglich-keiten, sondern nur jene Entscheidungszonen, die ihnen auf der Grundlage be- stehender Kenntnisse und Fähigkeiten unmittelbar offen stehen. Somit werden drei Typen von arbeitsorganisatorisch differenzierbaren Betrieben unterschieden, die wiederum mit spezifischen technologischen Trajekten in Beziehung zu setzen sind: zuliefererdominierte Unternehmen, produktionsintensive Unternehmen sowie wis-senschaftsfundierte Unternehmen.

Für die zuliefererdominierten Unternehmen gilt, dass sie in erster Linie in den traditionellen Branchen des verarbeitenden Gewerbes, in der Landwirtschaft, sowie im Dienstleistungssektor anzutreffen sind. Es handelt sich im Allgemeinen um KMU, die meist nicht über innerbetriebliche FuE-Abteilungen oder verwandte Fachkräfte im Bereich des Ingenieurwesens verfügen. Das entsprechende technolo-gische Leitbild weist eine Neigung zur Kostenreduzierung auf. Folglich sind zulie-fererdominierte Unternehmen bezüglich ihrer Innovationen auf ihre Zuliefer-koppelungen angewiesen. Grundlage der Wettbewerbsvorteile produktionsintensiver

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Unternehmen mit großvolumiger Fabrikation sind Skalenerträge. Bezüglich der In-novationsimpulse dominieren innerbetriebliche technische Produktionsabteilungen sowie spezialisierte Zulieferer im langfristig angelegten Kooperationsverbund. Schließlich werden neue wissenschaftliche Erkenntnisse von wissenschaftsfundier-ten Unternehmen in Innovationen umgesetzt. Angewandt werden dabei verschiedene Kanäle, die von Patenten bis hin zu kumulierten unternehmensspezifischen Fertig-keiten reichen (Pavitt 1984, S. 262-268). In einer Differenzierung dieses Schemas lässt sich schließlich noch der ergänzende Typus des informationsintensiven Unter-nehmens einführen, das in der Lage ist, auf Kundenbedürfnisse flexibel und rasch eingehen zu können (Pavitt 1992, S. 216).

An diesem Punkt wird die Arbeitsorganisation zum entscheidenden Faktor. Sie betrifft die Weise, in welcher die Unternehmen die Arbeitsprozesse und damit auch die Wissensflüsse ihrer Beschäftigten koordinieren (Soskice 1997, S. 323). Ange-sichts veränderter Anforderungen der Märkte und neuer technologischer Möglich-keiten wird der Übergang zu flexibilisierten Koordinationsmechanismen von neuen Formen kontrollierter Autonomie der Beschäftigten auf individueller und kollektiver Ebene gekennzeichnet. Einige der wichtigsten Veränderungen betreffen dezentrale Verantwortungsdelegation, funktionsübergreifende Kooperation sowie kontinuier- liche Verbesserungsaktivitäten (Jügens / Naschold 1994, S. 256f). In diesem Zu-sammenhang wird sogar die Entstehung eines neuen Arbeitertyps festgestellt, dessen Aufgaben sich um die Funktionen der Systemregulierung automatisierter Produk-tionssysteme gruppieren, im Sinne einer wissensintensiven Produktionsfacharbeit jenseits der noch für die industrielle Massenproduktion typischen Entqualifizierung der Arbeitskraft. Die industriellen Beziehungen bleiben in der Form kooperativer Aushandlungsmechanismen für diese flexibilisierten Formen der Arbeitsorganisa-tion prägend – auch hinsichtlich der strategischen Rückkoppellungen aus Lohnbil-dung und betrieblichen Produktionsmodellen (Schumann u.a. 1995, S. 106f).

Im Hinblick auf die arbeitsorganisatorisch fundierte Innovationsdynamik können kleine Unternehmen ihre informellen Strukturen nutzen, die dazu geeignet sind, breitere Fähigkeiten und Initiativen fördern zu können. Partizipation und die Dele-gierung von Verantwortung sind hier bedeutsam, denn in Kleinunternehmen verlau-fen innovative Aktivitäten im Vergleich zu Großunternehmen in höherem Maße spontan. Die Anstöße für Innovationen kommen in der Regel von außerhalb, also etwa von Kunden, Zulieferern, und nicht aus eigenen FuE-Abteilungen. Möglich-keiten, diese spontanen Anstöße wirksam zu verarbeiten, ergeben sich auch in klei-neren Unternehmen durch kollektives Handeln in funktional spezifizierten Gruppen (Bellon / Whittington 1996). Tatsächlich bieten gerade diese Vielfalt innovativer Impulse und ihr ungeplanter Charakter im evolutorischen Wettbewerbsprozess insti-tutionelle Vorteile gegenüber der paradoxen Innovationsplanung von Großunter-nehmen. Kleinbetriebliche Innovation deckt damit maßgebliche Unternehmerfunk-tionen in komplexen Marktwirtschaften, in denen die regionale Einbettung als ent-scheidende Wettbewerbsvariable dient (Asheim / Isaksen 2003).

Diese Einschätzung gilt regionen- und länderübergreifend. Kleine Unternehmen tragen nicht nur zur Innovationsdynamik von Wachstumsbranchen bei, sondern wir-

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ken auch als Terrain zur Schaffung von neuen, wettbewerbsfähigen Arbeitsplätzen – ein Phänomen, das vor allem die US-amerikanische Situation prägt (Audretsch 2002, Acs / Audretsch 1992). Im Hinblick auf konkrete wirtschaftspolitische An-wendungen betont daher auch die Europäische Kommission in ihren gängigen In-dustrieanalysen die tragende Rolle von KMU für Wachstum und Beschäftigung in den europäischen Volkswirtschaften. Zur statistischen Definition von KMU wird dabei in der Regel folgende Einteilung bevorzugt (Europäische Kommission 1996):

• Sehr kleine Unternehmen: 1-9 Beschäftigte. • Kleinunternehmen: 10-49 Beschäftigte. • Mittelgroße Unternehmen: 50-249 Beschäftigte. • Großunternehmen: über 250 Beschäftigte.

Im EU-Ländervergleich ist die große Bedeutung von KMU ein typisches Kenn-zeichen mediterraner, vormals peripherer Volkswirtschaften, wie Griechenland, Por-tugal, Spanien und Italien. Die Kommission führt dieses Phänomen unter anderem auf eine familistische Unternehmenskultur zurück, welche die Entwicklungs-dynamik von Klein- und Kleinstunternehmen anhaltend begünstige (Europäische Kommission 1996, S. 104). Die damit einhergehenden Einschluss- und Ausschluss-muster wirken auch auf die Kooperationsneigung im Bereich der Innovation. So zeigt sich bezüglich der Innovationstätigkeit, dass nicht nur der länder- und bran-chenübergreifende Neuerungsvorsprung der Großunternehmen, diese kooperieren auch intensiver als die KMU im Rahmen technologischer Forschungs- und Ent-wicklungsprojekte (Europäische Kommission 1996, S. 72).

Eine regionalwirtschaftliche Konkretisierung dieser empirischen Profile hätte ent-sprechend zu untersuchen, welche Rolle FuE-Aktivitäten in den peripheren Regio-nen der EU mit ihrem Überhang an agrarisch-kleingewerblichen Strukturformen spielen (Europäische Kommission 1995, S. 8). Entsprechende länder- und sektoren-vergleichende Untersuchungen der Kommission identifizieren folgende Typen von Produktionsnetzen (Europäische Kommission 1995: 235f):

• Traditionelle Typen, die auf konventioneller Basis natürliche Ressourcen verwerten, um traditionelle Produkte zu erzeugen, wie etwa der korsi-sche Obst- und Gemüseanbau.

• Traditionell-moderne Typen, die eine Mischform darstellen, und das tra-ditionelle Umfeld zur Erzeugung innovativer Produkte nutzen, wie etwa dänische Naturheilprodukte.

• Moderne Typen, die mit radikal neuen Technologien, Produkten und Dienstleistungen agieren, wobei sich der Bezug auf das tradierte Umfeld weitgehend auflöst, wie etwa Telearbeit in Irland.

Dabei wird noch einmal betont, dass Innovationen nur dann als Domäne von kapital- und technologieintensiven Großunternehmen zu verstehen sind, wenn der Innovationsbegriff auf forschungsintensive technologische Neuerungen reduziert wird. Als Innovationen müssen aber auch erfahrungsbasierte informelle Neuerungen in den Anbaumethoden des Agrarsektors gelten. Ein zentrales Problemfeld ist dann die technologische Aufnahmekapazität dieser Unternehmen. In vielen Regionen sind dafür Technologietransfer-Agenturen tätig, die aber für den Wissens- und Technolo-

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gietransfer von KMU nur beschränkte Bedeutung haben, weil ihnen die ent-sprechende institutionelle Einbettung fehlt (Hassink 1996). Die Innovationsdynamik von KMU in peripheren Regionen entspricht also einer informellen Dynamik, deren Grenzen dort verlaufen, wo technologisches Wissen aufgrund seiner Kodifizie-rungseigenschaften formal verbreitet werden muss (Europäische Kommission 1995, S. 237). Innovationstheoretisch befinden sich diese Betriebe auf unterschiedlichen Entwicklungstrajekten – mit einer jeweils spezifischer Wissensbasis.

Entsprechend stellt sich die forschungsstrategische Frage, anhand welcher empiri-schen Indikatoren diese Trajekte nachgezeichnet werden können. Eine gängige Möglichkeit besteht darin, betriebliche Innovationsbereitschaft über Kriterien wie Produktinnovation, FuE-Ausgaben, Verfahrensinnovationen, und organisatorische Veränderungen zu ermitteln (IHK Berlin 1997, S. 64f). Allerdings läuft eine solche Klassifikation Gefahr, Innovation als eine Frage der Intensität zu betrachten und dabei die Frage der zugrundeliegenden Mechanismen außer acht zu lassen. Zu die-sen Aspekten gehören beispielsweise Fragen danach, welche Technologie in wel-chem Produktionskontext verwendet wird, wie Wissen erzeugt beziehungsweise er-worben wird, oder wie die betrieblichen Humanressourcen gepflegt und erweitert werden. Dem entsprechen typologische Differenzierungen zwischen handwerklicher Produktion, spezialisierter Produktion kleiner Stückzahlen und standardisierter Mas-senproduktion, begleitet von der Berücksichtigung der konkreten strukturellen Posi-tion eines Betriebes in der industriellen Wertschöpfungskette – etwa als Zulieferer, Kernbetrieb, oder Subunternehmer.

In Folgenden wird eine innovationstheoretisch fundierte Typenbildung vorge-stellt, welche die strukturellen und institutionellen Faktoren regional eingebetteter kleinbetrieblicher Innovationsprozesse empirisch abbilden soll. Dabei werden zwei Dimensionen der Innovation in den Mittelpunkt gerückt: die Produktinnovation und der organisatorische Wandel innerhalb der Unternehmen. Dahinter steht die Überle-gung, dass erfolgreiche Produktinnovation durchaus mit verschiedenen organisa-torischen Modellen einhergehen kann. Kleinere Unternehmen in traditionellen Bran-chen werden andere Mechanismen zur Durchsetzung neuer Produkte kennen als größere Unternehmen in hochtechnisierten Branchen. Bezeichnend ist dabei, dass über die begrifflichen Fassungen auch die Wissensbasis der Innovation ange-sprochen wird, im Sinne einer Differenzierung von expliziten, organisierten und im-pliziten, informellen Wissensformen. Wie in Tabelle 1 abgebildet, soll so eine Ein-schätzung von regionalen Innovationsprozessen im Sinne von Typen betrieblicher Innovationen erfolgen.

Diese Darstellung beruht auf der Überlegung, dass Unternehmen mit hoher Nei-gung zur Produktinnovation in organisatorischer Hinsicht unterschiedliche Muster aufzeigen. Bezugspunkt ist die in der Schumpeterschen Innovationstheorie gängige Differenzierung zwischen der innovativen Unternehmerfunktion des Durchsetzens technologischer oder organisatorischer Neuerungen auf Branchenebene und der adaptiven Routinefunktion des strategischen Anpassens an Branchenstandards (Eb-ner 2001). Bezieht man diese Spezifika der innovativen oder adaptiven Orientierung auf weiter gefasste Muster betrieblicher Organisation, dann können hinsichtlich der

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Neigung zu Produktinnovationen und organisatorischem Wandel zwei idealtypische Gruppen unterschieden werden. Zunächst lassen sich je nach Innovationsintensität Neuerer und Anpasser als betriebliche Typen stilisieren, in denen Produktinnova-tionen jeweils auf Branchenebene oder nur auf Betriebsebene selbst umgesetzt wer-den.

Tabelle 1: Typen betrieblicher Innovationen

Neigung zur organisatorischen Innovation

Neigung zur Produkt- innovation

Hoch

Niedrig

Hoch

• Produktverbesserung auf Branchenhenniveau

• Produktneuentwicklung min-destens auf Unternehmensni-veau

• Strategische Ausrichtung auf Produktentwicklung

• Stark ausgeprägter organisa-torischer Wandel

„organisierte Neuerer“

• Produktverbesserung auf Branchenniveau

• Produktneuentwicklung min-destens auf Unternehmensni-veau

• Schwach ausgeprägter orga-nisatorischer Wandel

„implizite Neuerer“

Niedrig

• Produktverbesserung oder Produktneuentwicklung auf Unternehmensniveau

• Stark ausgeprägter organisa-torischer Wandel

„organisierte Anpasser“

• Produktverbesserung oder Produktneuentwicklung auf Unternehmensniveau

• Schwach ausgeprägter orga-nisatorischer Wandel

„implizite Anpasser“

Als Neurer gelten Betriebe, wenn sie Innovationen durchsetzen, die nicht nur auf

der eigenen Organisationsebene als Neuerungen zu verstehen sind, sondern auch ei-nen branchenweiten Neuerungscharakter aufweisen und in diesem Sinne einen Strukturwandel von Branchen induzieren können. Der Typus der Anpasser vollzieht

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dagegen mit seinen betrieblichen Innovationen primär eine Anpassung an die etab-lierten Branchenstandards, so dass diese Unternehmen als Impulsgeber des Struk-turwandels keine maßgebliche Rolle spielen.

Eine weitergehende Differenzierung bezieht sich schließlich auf die Innovations-intensität im Bereich der organisationellen Prozessinnovationen sowie auf den Grad der Formalisierung von Innovationsprozessen. Es werden entsprechend „organi-sierte“ Neuerer und Anpasser, beziehungsweise „implizite“ Neuerer und Anpasser unterschieden, was die jeweilige Rolle formal ausdifferenzierter Organisationsfor-men mit Bezügen zu explizitem Wissen gegenüber geringfügig differenzierten Orga-nisationen mit Bezügen zu implizitem Wissen wiedergeben soll. Dabei liegt der Fo-kus der weiteren Darstellung auf den Typen der betrieblichen Neuerer.

„Organisierte Neuerer“ sind mittelgroße bis große Unternehmen, die ausdifferen-zierte Organisationsstrukturen aufweisen, welche durch expliziten organisatorischen Wandel den Wettbewerbsanforderungen angepasst werden müssen. Diese Unter-nehmen betreiben eine organisierte Form der Produktinnovation. Sie repräsentieren damit den Typus der Industrieunternehmung, der Innovationen als eigenes Opera-tionsfeld auffasst und insbesondere in internen Forschungs- und Entwicklungsab-teilungen koordiniert. Das dabei verwendete Wissen ist kodifizierbar – es prägt die institutionelle Organisierung von Innovationen. Dem steht der Typus der „impliziten Neuerer“ gegenüber, der primär auf solche Kleinbetriebe zielt, für die organisatori-scher Wandel nur eine geringe Rolle spielt, weil sie funktional kaum differenziert sind. Produktinnovation wird in diesen Unternehmen, die man dem handwerklichen Produktionsmodell zuordnen kann, eher ungeplant verlaufen. Innovation erfolgt über spontane Rekombinationen aus dem Produktionsprozess heraus, eine informell an-gelegte, implizite Wissensbasis reflektierend, die in hohem Maße auf personenge-bundene Erfahrungswerte rekurriert.

Die nachfolgenden Ausführungen werden die empirische Validität dieser Typen-bildung untersuchen. Hierbei ist zunächst davon auszugehen, dass regionale Wirt-schaftsentwicklung gerade angesichts der globalisierungsbedingten Differenzierung von Institutionen und Strukturen in höherem Masse von dualen Strukturen geprägt ist, als das in den eher homogenitätsbezogenen Konzeptionen regionaler Innova-tionssysteme deutlich wird. Der auf horizontale Kooperation abstellende Ansatz der industriellen Distrikte ist auf Bezüge zu einer dominanten Regionalkultur angewie-sen ist, um die institutionelle Vermittlung positiver Externalitäten zu begründen. Dies gilt ebenso für die theoretische Begründung von Netzwerkmustern und An-wender-Produzenten-Beziehungen in der Konzeption regionaler Innovationssys-teme. Auch hier wird Nähe zumeist mit kulturell bedingter Strukturähnlichkeit er-klärt. Bezieht man allerdings die regionale Einbettung ökonomischer Prozesse auf zunehmend komplexe, vielfältige und in sich widersprüchliche Governance-Mecha-nismen, dann lassen sich verallgemeinerungsfähige Folgerungen für die Gestaltung regionaler Innovationspolitik gewinnen. Südtirol bietet hierbei als ethnisch hetero-gene Region mit dualer Wirtschaftsstruktur in einem außenwirtschaftlich offenen Wettbewerbskontext gute Ausgangsbedingungen für eine aussagekräftige empiri-sche Prüfung der vorgestellten Konzepte.

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4. Das Südtiroler Innovationssystem: Determinanten regionaler Wettbewerbsfähig-keit

Südtirol gehört zu den wohlhabenden Regionen Italiens. Sein Bruttoinlandsprodukt pro Kopf liegt deutlich über dem italienischen Durchschnittswert, wie auch über den Durchschnittswerten der Europäischen Union (ASTAT 2005, S. 316). Vor diesem Hintergrund ist Südtirols Wirtschaftsstruktur von zwei auffälligen Erscheinungen geprägt. Erstens, im Vergleich zum Durchschnitt der OECD-Länder ist der zwar tendenziell sinkende, aber mit über 10% immer noch relativ hohe Beschäftig-tenanteil der Landwirtschaft hervorzuheben. Zweitens, der Dienstleistungssektor ist mit einem Anteil von knapp zwei Dritteln der Beschäftigten weit ausgedehnt, wo-hingegen die im produzierenden Gewerbe Beschäftigten einen relativ niedrigen An-teil von einem Viertel der Beschäftigten aufweisen. Dies kontrastiert mit einem Wertschöpfungsanteil von knapp 25% das produzierende Gewerbe gegenüber 6% für die Landwirtschaft und 68% für die Dienstleistungen. Die entsprechende Domi-nanz kleinbetrieblicher Muster in der Südtiroler Wirtschaft – insgesamt 87% der Un-ternehmen in Südtirol sind Kleinstbetriebe mit 1-5 Mitarbeitern – spiegelt sich in der kleinbetrieblich geprägten Industriestruktur Südtirols mit wenigen herausragenden Grossunternehmen (Ebner / Perkmann 1999, S. 33ff). Die duale Entwicklung der Südtiroler Industrie gründet auf den schwerindustriellen Ansiedlungen unter dem faschistischen italienischen Regime seit den späten 1920er Jahren, sowie auf den Zufluss ausländischen Kapitals seit den 1960er Jahren – insbesondere in Gestalt deutscher Direktinvestitionen im Bereich der Zuliefererindustrien, die Südtirols In-dustriestruktur nachhaltig geprägt haben (Ebner / Perkmann 1999, S. 26).

Betrachtet man die Wertschöpfungsanteile innerhalb der Industrie, so führen die Branchen Fahrzeug- und Maschinenbau inklusive Elektro/Elektronik mit 20%, Nahrungsmittel/Getränke mit 12%, und Metalle/Metallverarbeitung mit 11%. Es handelt sich also um traditionelle industrielle Branchen. Diese strukturellen Schwer-punkte spiegeln sich in entsprechenden Mustern der dominierenden Betriebsgrößen. Während die kleinbetrieblichen Strukturen überwiegen, sind doch knapp ein Viertel aller Beschäftigten in Großbetrieben mit mehr als 500 Beschäftigten tätig. Dabei findet man die höchsten Beschäftigtenanteile dieser Großbetriebe in den Branchen Metall/-verarbeitung mit 46%, Chemie/Kunststoffe mit 41% sowie Fahrzeug-/Maschinenbau zuzüglich Elektronik mit 34%. Dagegen ist insbesondere der Holz/Möbel-Bereich von kleinen Betrieben gekennzeichnet: dort haben 35% der Be-triebe zwischen zehn und 20 Mitarbeiter. In den Bereichen Papier/ Druck/Graphik sowie im Bauwesen dominieren Firmen mit 21 bis 50 Mitarbeitern. Diese Struktur geht mit einer geringen Einbindung der Südtiroler Industrie in die heimische Ar-beitsteilung einher, wie sich hinsichtlich der Dominanz auswärtiger Vorleistungs- und Absatzwege aufzeigen lässt (Ebner / Perkmann 1999, S. 36-38).

Dabei herrscht auf dem Südtiroler Arbeitsmarkt praktisch Vollbeschäftigung, vermittelt über die beschäftigungsbezogene Absorptionsfähigkeit des Dienstleis-tungssektors (Gatterer u.a. 1997). Zudem hat das Qualifikationsniveau der lokalen Arbeitskräfte von einem niedrigem Ausgangsniveau ausgehend kontinuierlich zu-

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genommen, was wiederum mit der relativ verlustfreien Vermittelbarkeit von Ar-beitskräften in unterschiedlichen Bildungs- und Ausbildungssegmenten in Einklang steht – eingebettet in einen regionalen Korporatismus mit politisch fragmentierten Verbändestrukturen (ASTAT 1997, S. 162).

Auf dieser Grundlage lässt sich nun das Innovationsprofil der Südtiroler Industrie nachzeichnen. Zunächst ist festzuhalten, dass die Technologieintensität der Südtiro-ler Exportgüter zwar langfristig gestiegen ist, dabei aber noch weit unter dem OECD-Durchschnitt verbleibt. Da FuE-Aktivitäten in Südtirol ohnehin institutionell äußerst schwach repräsentiert sind, entspricht dies den Spezifika des Südtiroler Innovationssystems. Branchen mit dem höchsten Umsatzanteil der Innova-tionsausgaben sind Maschinenbau, Nahrungsmittel und Elektronik, wobei Unter-nehmen mit über 500 Beschäftigten die höchsten Aufwendungen relativ zum Um-satz verzeichneten. Während organisierte FuE-Abteilung mit entsprechend ausge-wiesenen Vollzeitstellen weiterhin eine Rarität darstellen, ist der höchste Beschäftig-tenanteil von FuE-Personal in anders ausgewiesenen Abteilungen in Betrieben mit 301-500 Beschäftigten gegeben (Larch u.a. 1997, S. 12). Insgesamt verweist das Profil der Südtiroler Industrie auf ein Primat anwendungsorientierter produktions- und produktbezogener Neuerungen, denen keine wissenschaftlich-technische Grund-lagenorientierung zukommt, wie sie etwa für technologieintensive Sektoren mit ihren ausgiebigen Patentmeldungsaktivitäten typisch ist (Larch u.a. 1997, S. 16-18).

Dies hat nicht zuletzt mit dem Umstand zu tun, dass Zulieferer ein wichtiges Segment der Südtiroler Industrie ausmachen, dass vor allem in den Branchen Me-tall/-verarbeitung und Fahrzeug-/Maschinenbau anzutreffen ist, denn dort operieren maßgebliche Unternehmen als Systemzulieferer für die europäische Autoindustrie. Südtirols Industrie wird deshalb auch als Wissensimporteur beschrieben, dessen Un-ternehmen auf Wissenstransfers aus externen Quellen angewiesen seien (WIFO 2002, S. 73). Diese Interpretation trifft allerdings nur einen Teilaspekt des Südtiroler Innovationssystems: entscheidend bleibt der Einbezug von KMU in unterschiedli-chen Branchen mit ihren spezifischen Formen der Wissensverarbeitung und Innova-tionsdurchsetzung. Eine Einschätzung des Südtiroler Innovationsprofils muss dem-nach auch die Dualität der regionalen Innovationssystems berücksichtigen.

Im Folgenden werden die Ergebnisse einer entsprechend konzeptionierten Erhe-bung zum Innovationsprofil der Südtiroler Industrie vorgestellt, die der Autor zu-sammen mit lokalen Mitarbeitern in Form einer schriftlichen Unternehmensbefra-gung durchgeführt hat (Ebner / Perkmann 1999). Die Erhebung zielte darauf ab, das Innovationsprofil der Südtiroler Industrieunternehmen abzubilden, wobei sowohl die technologische, als auch die organisatorische Komponente von Innovationen erfasst sowie eine Einteilung nach Unternehmenstypen möglich sein sollte. Zudem ging es darum, die territoriale Einbettung und institutionelle Vernetzung der Unternehmen zu erfassen. Besonders wichtig war es in diesem Zusammenhang, neben organisa-tionalen Ausdifferenzierung von Innovationsprozessen in FuE-Aktivitäten auch de-ren informelle Dimension zu erfassen, wie sie für traditionelle KMU prägend geblieben ist.

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Die Primärerhebung erfolgte mittels eines deutsch-italienischen Fragebogens, der den Unternehmen per Post zugesandt wurde. Die angestrebte Grundgesamtheit um-fasste alle Südtiroler Unternehmen der verarbeitenden Industrie mit über neun Be-schäftigten sowie die Industrieunternehmen im Bausektor mit über 14 Beschäftigten. An die 185 Unternehmen der verarbeitenden Industrie mit über 19 Mitarbeitern so-wie an die 37 Unternehmen des Bausektors mit über 30 Mitarbeitern wurde ein vier-seitiger Standardfragebogen versandt; die Erhebungsgrundgesamtheit betrug hier 222 Unternehmen. An die zusammen 98 Unternehmen der verarbeitenden Industrie mit zwischen 10 und 20 Beschäftigten und des Bausektors mit zwischen 15 und 30 Beschäftigten wurde ein Kurzfragebogen zugesandt. So beinhaltete die Erhebungs-grundgesamtheit 320 Unternehmen. Von den Standardfragebögen kamen 97 zurück, was einer Rücklaufquote von 44% entspricht. Zusammen mit den Kurzfragebögen betrug die kombinierte Rücklaufquote 38% der Erhebungsgrundgesamtheit. Zur Verdichtung des Aussagehaltes wurden zudem 30 Interviews mit Führungskräften und Belegschaftsvertretern aus den Unternehmen, mit Vertretern der Landesver-waltung sowie mit Fachvertretern der Verbände und Gewerkschaften geführt (Ebner / Perkmann 1999, S. 139-141). Im Folgenden werden die Ergebnisse dieser Erhe-bung vorgestellt.

Um die strukturellen Vorgaben mit subjektiven Einschätzungen verbinden zu können, wurden die Unternehmen zunächst gefragt, welche Strategien zur Verbesse-rung der Wettbewerbsfähigkeit bisher hauptsächlich umgesetzt worden sind oder für die nahe Zukunft geplant werden. Bei den bereits umgesetzten Maßnahmen wurden kostensenkende Maßnahmen sowie die Entwicklung neuer Produkte jeweils von der Hälfte der Unternehmen genannt. Dass fast zwei Drittel der Unternehmen in nächs-ter Zukunft Kostendämpfung planen, weist auf den strategischen Stellenwert dieses Ziels hin. Arbeitsorganisatorische Veränderungen wurden von etwa der Hälfte der größeren Unternehmen durchgeführt. Die Zusammenarbeit mit anderen Unterneh-men hat allerdings eine eher geringe Bedeutung: bei Unternehmen mit bis 250 Be-schäftigten noch eher als bei den Größeren, von denen die meisten ohnehin inner-halb von Unternehmensgruppen koordiniert werden. Nur 11 der 59 Unternehmen, die Produktentwicklung als Zielgröße nennen, geben auch Zusammenarbeit mit an-deren Unternehmen an, beziehungsweise nur 20 auch eine Reform der Arbeitsor-ganisation. Andererseits wird Produktinnovation von den meisten befragten Unter-nehmen nicht unmittelbar mit organisatorischer Innovation assoziiert. Eine Verlage-rung der Produktion in andere Gebiete weist ebenfalls keine höhere Relevanz auf (Ebner / Perkmann 1999, S. 56ff).

Auf dieser Einschätzung aufbauend, wurde die Erhebung zur technologischen Innovation auf drei Faktoren fokussiert: erfolgte Produkt- und Verfahrensinnova-tionen und Patentanmeldungen, sowie geplante Produktinnovation. Dabei wurde die Intensität der Innovationen abgeschätzt, indem die Unternehmen bei der Antwort zwischen „Innovationen: neu für die Branche“ und „Innovationen: neu für das Un-ternehmen“ wählen konnten. So sollte beurteilt werden, ob die Unternehmen in ihrer Branche eher zu den technologischen Vorreitern gehören oder ob sie Innovationen als Anpassung an geltende Standards betreiben. Insgesamt gaben 43% der Betriebe

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an, im Jahre 1997 Innovationen auf Branchenebene umgesetzt zu haben, wobei das Gros dieser Betriebe zu 85% auf Produktinnovation setzte. Die Angaben verteilen sich wie folgt auf die beiden Typen von Produktinnovation und Prozeßinnovationen, wobei Mehrfachnennungen möglich waren: 24% der Betriebe gaben an, mit bran-chenspezifischer Reichweite mindestens bestehende Produkte verbessert zu haben, 21% mindestens neue Produkte eingeführt zu haben, während 12% beide Arten von Produktinnovation umsetzten. Ferner gaben 15% der Betriebe an, mindestens Pro-zessinnovation betrieben zu haben. Insgesamt signalisierten nur 6% der Betriebe neben Produktinnovation auch Prozessinnovation betrieben zu haben, während 28% der Betriebe ausschließlich Produktinnovationen und 9% ausschließlich Prozess-innovationen lancierten. Nach Betriebsgröße differenziert, ergibt sich also ein diffe-renziertes Muster, wie in Tabelle 2 abgebildet. So ist der kleinbetriebliche Schwer-punkt auf Produktinnovationen ebenso ersichtlich, wie die relativ ausgeprägte Kom-bination von branchenweiten Produkt- und Prozessinnovationen in Großbetrieben mit mehr als 250 Beschäftigten.

Tabelle 2: Innovation auf Branchenebene nach Betriebsgröße

Innovationsneigung

(in % der Betriebe pro Größenklasse)

Innovationstyp

10-20

21-50

51-100

101-250

>250

Ø

Produktinnovation 29 21 33 35 25 28 Prozessinnovation 8 14 0 6 17 9 Produkt- und Pro-zessinnovation

0 7 4 6 17 6

Summe 38 43 38 47 58 43 Quelle: Ebner / Perkmann 1999, S. 207, Tabelle 78. Nach Branchen gegliedert ist das Muster der Produktinnovation insbesondere im

Bereich Elektro/Optik und Nahrungsmittel/Getränke vorherrschend, während an-sonsten eher auf inkrementelle Produktverbesserung gesetzt wird. Prozessinnovatio-nen sind vor allem in den Bereichen Papier/Druck/Graphik, Chemie/Kunststoff, und Metall/-verarbeitung anzutreffen. Insgesamt 16 Unternehmen der Stichprobe haben im Erhebungsjahr mindestens ein Patent anmeldet, mit Branchenschwerpunkt im Fahrzeug- und Maschinenbau. Der Zusammenhang mit der Betriebsgröße ist auch hier relativ ausgeglichen. (Ebner / Perkmann 1999, S. 63ff).

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In Bezug auf das Kooperationsverhalten der Südtiroler Industrieunternehmen wurden zwei Dimensionen erhoben, und zwar der Typ und die Herkunft der Koope-rationspartner. Deshalb wurde bei der Befragung zwischen Kunden, Lieferanten, Forschungsinstituten, respektive Universitäten, und sonstigen Kooperationspartnern unterschieden. Die geographische Verteilung ist vor allem vor dem Hintergrund der Frage interessant, wie die Region Südtirol als einbettendes Terrain industrieller Ko-operation zu bewerten ist – auch hinsichtlich etwaiger Branchenschwerpunkte. So gaben 39 Unternehmen an, mit vertikal positionierten Kooperationspartnern aus Südtirol in Zulieferer-Kunden-Beziehungen zusammenzuarbeiten; nur sieben Unter-nehmen gaben für Südtirol horizontale Kooperationspartner an. Von allen angege-benen 170 Kooperationskontakten beziehen sich 39 auf Südtirol; dies entspricht ei-ner regionalen Konzentrationsrate von nur 23%. Entsprechend kann ein hohes Maß an Interaktionen und Verflechtungen mit auswärtigen Kooperationspartnern konsta-tiert werden.

Die niedrige Kooperationsdichte mit Südtiroler Partnern betätigt das Bild, das sich bereits anhand der Vorleistungen und Absatzmärkte abgezeichnet hat: die fast völlige Abwesenheit von horizontaler Zusammenarbeit mit Südtiroler Partnern weist auf die schwach ausgeprägte Struktur des regionalen Innovationssystems hin. Diese Schwäche trifft vor allem die kleineren Betriebe: weniger als 10% der Firmen mit bis zu 50 Beschäftigten arbeiten mit einem Partner wie Universitäten oder Bera-tungsunternehmen zusammen. Entsprechend sticht heraus, dass für die Hälfte der Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten kooperative Kontakte zu Forschungs-instituten und Universitäten relevant sind. Allerdings entfallen diese Kontakte fast vollständig auf auswärtige Partner. Gleicht man die Angaben für die Zusammenar-beit mit Zulieferern und Abnehmern schließlich nach Branchenprofilen ab, so trifft man eine regionale Vernetzung am ehesten in den traditionellen industriellen Berei-chen Chemie/Kunststoffe und Metall/Metallverarbeitung. Hier stellt sich allerdings die weiterführende Frage nach der Branchenspezifität dieser Interaktionen (Ebner / Perkmann 1999, S. 67ff).

Dem schließt sich die Frage nach der betriebsinternen Gestaltung von Innova-tionsprozessen an. Dass die Südtiroler Unternehmen den Fragen der Arbeitsorgani-sation eine wachsende Bedeutung zuschreiben, kann anhand der Tatsache gefolgert werden, dass eine überwältigende Mehrheit der befragten Unternehmen einen lau-fenden Umbau der Arbeitsorganisation vorgenommen hat. Knapp ein Drittel der Un-ternehmen gab an, Maßnahmen durchgeführt zu haben, die zu mehr Autonomie für die Beschäftigten beitragen sollen. Nach Branchen stechen hier die Bereiche Che-mie/Kunststoffe, Elektro/Optik und Metall/-verarbeitung hervor, die auch ansonsten in das innovative Industriesegment gehören. Nach Aussagen der Unternehmen sind dabei Qualitätserfordernisse direkt mit der Autonomie der Beschäftigten verknüpft (Ebner / Perkmann 1999, S. 76ff).

Diese organisatorischen Maßnahmen gehen mit neuen Qualifikationsbedarfen einher. Als besonders wichtige Kompetenz wurden von 63% der Unternehmen spe-zialisierte technische Kenntnisse gesehen. Bereits an zweiter Stelle liegt eine soziale Schlüsselkompetenz, nämlich Teamfähigkeit, die von insgesamt 57% der Unter-

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nehmen hervorgehoben wurde. Selbständigkeit und Lernfähigkeit sind weitere Schlüsselkompetenzen. Dabei setzen die Betriebe mehrheitlich auf informell-flexi-bel erwerbbare Qualifikationen, das heißt, auf allgemeine handwerkliche Erfahrung, im Betrieb angelernte Fähigkeiten und bedarfsgerechte Weiterbildung. Dies bestätigt die Relevanz des handwerklichen Produktionsmodells für weite Teile der Südtiroler Industrie (Ebner / Perkmann 1999, S. 90ff). Um den zugrundeliegenden industriellen Dualismus mit seinen Auswirkungen auf das Innovationsverhalten der Südtiroler Industriebetriebe adäquate fassen zu können, kommt an diesem Punkt die Differen-zierung zwischen organisierten und impliziten Neueren zum Tragen. Es gilt, diese Typen mit dem Südtiroler Innovationsprofil empirisch in Beziehung zu setzen.

5. Unternehmenstypen und Innovationsverhalten in der Südtiroler Industrie

Zur konzeptionellen Fundierung der Studie wurden zwei Gruppen von innovativen Unternehmen unterschieden, basierend auf dem Unterschied zwischen großbe-trieblichem Produktionsmodell und handwerklich orientierten Kleinbetrieben: orga-nisierte Neuerer und implizite Neuerer. Wendet man diese Typen auf die aus der Be-fragung stammende Stichprobe an, ergeben sich auffällige Unterschiede zwischen den betrieblichen Innovationsregimen in der Südtiroler Industrie. Unter den innova-tiven Betrieben herrschen demnach beträchtliche Unterschiede, die auch wirt-schaftspolitisch berücksichtigt werden müssen. So sind die organisierten Neuerer im Durchschnitt mit 229 Mitarbeitern sehr viel größer als die impliziten Neuerer mit 93 Mitarbeitern. Zudem sind sie zu über 70% als Aktiengesellschaften und Mehrbe-triebsunternehmen organisiert. Nach Größenklassen konzentrieren sich die organi-sierten Neuerer auf die Betriebe ab 100 Beschäftigten, während vor allem Betriebe mit zwischen 51 und 100 Beschäftigten als implizite Neuerer hervortreten, wie in Tabelle 3 angeführt (Ebner / Perkmann 1999, S. 105f).

Insgesamt sind unter den kleineren Betrieben verhältnismäßig mehr Anpasser und solche Betriebe, die keine Produktinnovation betreiben. Betrachtet man allerdings durchschnittliches Umsatzwachstum und Beschäftigtenwachstum in den Jahren zwi-schen 1992 und 1997, ergibt sich ein paradoxer Effekt. Weisen beim organisierten Unternehmenstyp die Neuerer ein überdurchschnittliches Umsatz- und Beschäf-tigtenwachstum auf, so sind es beim impliziten Typ die weniger innovativen Anpas-ser, die überdurchschnittlich Erfolg haben. Es scheint, dass die flexiblen Neuerer ihre Innovationen unternehmerisch weniger erfolgreich umsetzen können – mög-licherweise ein Indiz für mangelnde Marktinformationen. Branchenmäßig sind dabei vor allem die innovativen Betriebe aus den Bereichen Fahrzeug-/Maschinenbau mit einem Drittel aller Betriebe als organisierte Neuerer einzuordnen, während fast die Hälfte der impliziten Neuerer im Bereich Holz/Möbel zu finden sind (Ebner / Perk-mann 1999, S. 106).

Zu bemerken ist schließlich, dass die Innovationsneigung auch mit der vor-leistungs- bzw. absatzbezogenen Auslandsverflechtung der Unternehmen zusam-menhängt. Das heißt, dass die weniger innovativen Betriebe zumeist nur aus dem

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lokalen Markt heraus ihre strategischen Impulse empfangen. Tatsächlich weisen die organisierten Neuerer einen Exportanteil von knapp 80% sowie einen Importanteil von über 90% auf, während die Vergleichswerte in den übrigen Segmenten be-trächtlich niedriger liegen. Eine Staffelung nach Betriebgröße bringt keine Änderung dieses Musters, auch wenn die Innovationsneigung mit der Betriebsgröße zunimmt. Bezüglich der außenwirtschaftlichen Verflechtung zeigen die Daten außerdem, dass im Exportgeschäft mehr Innovationskapazität als im binnenwirtschaftlichen Seg-ment nötig ist, dass dies aber möglicherweise aufgrund internationaler Produktzyk-len keine eindeutig positiven Auswirkungen auf das Umsatzwachstum hat. Die Stel-lung der Holz/Möbel-Branche liefert hierbei Hinweise darauf, dass auch der heimi-sche Markt anhaltende Innovationsimpulse liefern kann, analog zur Wirkung einer spezialisierten lokalen Nachfrage im Sinne der Porterschen Wettbewerbstheorie (Ebner / Perkmann 1999, S. 106ff).

Tabelle 3: Innovationsneigung nach Betriebsgröße

Innovationsneigung

(in % der Betriebe pro Größenklasse)

Beschäftigte

Organisierte

Neuerer

Flexible

Neuerer

Organisierte

Anpasser

Flexible

Anpasser

Keine In-

novationen

10-20 4,8 19,0 4,8 42,9 28,6 21-50 12,1 21,2 6,1 33,3 27,3 51-100 15,0 25,0 10,0 40,0 10,0 101-250 26,7 13,3 k.A. 26,7 33,3 >250 33,3 8,3 16,7 25,0 16,7

Quelle: Ebner / Perkmann 1999, S. 106, Tabelle 26. Hinsichtlich der Frage der Patente wird erwartungsgemäß deutlich, dass auf orga-

nisierte Neuerer die meisten Patentmeldungen entfallen – wie aus Tabelle 4 ersicht-lich wird. Auch hier gilt wieder der Zusammenhang mit der Betriebsgröße, denn es sind vor allem traditionelle KMU, in denen sich Innovationsaktivitäten eher infor-mell vollziehen. Es kann sogar beobachtet werden, dass die Kooperationsneigung gegenüber Südtiroler Partnern mit zunehmender Innovationsneigung tendenziell ab-nimmt. Dies bestätigt den Befund, dass sich das Gros der innovativen Wissens-transfers nicht über die lokal geschlossenen Kooperationsverbindungen im Rahmen des regionalen Innovationssystems vollzieht, sondern durchweg auf Impulse von außen angewiesen ist. Allerdings schießt das nicht aus, dass lokale Kooperations-verbünde zwischen KMU, die oftmals informellen Charakter aufweisen, durchaus

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existieren können. Sie werden allerdings vermutlich primär im Bereich der indus-triellen Routineproduktion mit ihren handwerklichen Segmenten angesiedelt sein (Ebner und Perkmann 1999, S. 108f).

Tabelle 4: Patentmeldung nach Betriebsgröße

Patentmeldung‚

(in % der Betriebe pro Unternehmenstyp)

Unternehmenstyp

Erfolgt Nicht erfolgt

Organisierte Neuerer 40,0 60,0 Implizite Neuerer 23,5 76,5 Organisierte Anpasser 28,6 71,4 Implizite Anpasser 12,5 87,5 Keine Innovationen 5,9 94,1

Quelle: Ebner / Perkmann 1999, S. 108, Tabelle 30. Die Angaben zum betrieblichen Vorschlagswesen mögen die Rolle einer partizi-

pativ ausgestalteten Betriebsorganisation unterstreichen, die für die Arbeitskräfte nicht nur Leistungsanreize schafft, sondern auch Kanäle zur Freisetzung von Krea-tivitätspotentialen birgt. So fällt auf, dass das Maß der aktiven Beteiligung der Be-schäftigten an betrieblichen Innovationsprozessen mit der allgemeinen Innovations-neigung der Unternehmen zunimmt. Am deutlichsten ist dies bei den organisierten Neuerern, wie in Tabelle 5 abgebildet. Befragt nach der Qualifikation, auf die in Zu-kunft am meisten gesetzt werden sollte, nannten die organisierten Neuerer primär Akademiker und Oberschulabsolventen. Die impliziten Neuerer hingegen setzen vor allem auf informelle Qualifikationen, insbesondere auf allgemeine handwerkliche Erfahrung. Bei Schlüsselkenntnissen für die Zukunft werden von den organisierten Neuerern vor allem spezielle technische Kenntnisse nachgefragt, begleitet von sozia-len Kompetenzen wie Teamfähigkeit. Dagegen ergeben sich nur relativ niedrige Werte für den Aspekt der Selbständigkeit. Die impliziten Neuerer erwarteten hin- gegen in geringerem Maße spezielle technische Kenntnisse, dafür aber neben der Teamfähigkeit auch die Selbständigkeit ihrer Arbeitskräfte.

Die organisierten Neuerer verfügen demzufolge über einen höheren Anteil von Akademikern und Oberschülern, beschäftigen jedoch anteilsmäßig bedeutend weni-ger Facharbeiter als die impliziten Neuerer. Auch sind die Qualifikationen bei den organisierten Neuerern hinsichtlich des Verhältnisses zwischen hoch und niedrig qualifizierten Arbeitskräften stärker polarisiert, was für eine stärkere Teilung von intellektueller und manueller Arbeit in diesen Betrieben spricht (Ebner / Perkmann

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1999, S. 109f). In diesem Sinne sind die spezifischen Innovationsregime der einzel-nen Unternehmenstypen bereits im jeweiligen Profil der Arbeitsorganisation ange-legt – vermittelt über die Modalitäten individuellen und kollektiven Lernens.

Tabelle 5: Beschäftigtenpartizipation nach Betriebsgröße

Beschäftigtenvorschläge für Innovationen (in % der Betriebe pro Unternehmenstyp)

Unternehmenstyp

Erfolgt Nicht erfolgt

Organisierte Neuerer 100,0 -- Implizite Neuerer 83,3 16,7 Organisierte Anpasser 71,4 28,6 Implizite Anpasser 65,4 34,6 Keine Innovationen 58,8 41,2

Quelle: Ebner / Perkmann 1999, S. 109, Tabelle 31. Aus diesen Ausführungen lässt sich folgendes Fazit ziehen. Unter den innova-

tiven Südtiroler Unternehmen kann man die zwei Typen der organisierten und impli-ziten Neuerer unterscheiden. Organisierte Neuerer sind in der Regel größere Be-triebe mit ausdifferenzierten Organisationsstrukturen. Sie neigen zu formalisiertem Innovationsverhalten und beschäftigen einen relativ hohen Anteil von Akademikern. Arbeitsorganisatorisch impliziert ihr systematischer Ansatz zur Produktinnovation also die Beschäftigung entsprechend spezialisierter Arbeitskräfte. Insgesamt kann man nach dieser Typologie 16% aller Betriebe der verarbeitenden Industrie Südtirols als organisierte Neuerer bezeichnen. Für die Strukturierung des regionalen Innova-tionssystems Südtirols ist es besonders wichtig, dass die organisierten Neuerer den betrieblichen Wissens- und Technologietransfer oftmals über auswärtige Koppelun-gen vermitteln. Vertikale und horizontale Kontakte mit lokalen Unternehmen sind eher schwach ausgeprägt. Somit sind die organisierten Neuerer relativ schwach an den Standort Südtirol angebunden. Es folgt, dass in Südtirol offensichtlich ein inno-vatives Milieu fehlt, das insbesondere aus Netzwerke zwischen Firmen, technischen Dienstleistern und wissensintensiven Institutionen wie Forschungsinstituten beste-hen müsste. Diese problematische Konstellation kann historisch begründet werden: viele organisierte Neuerer kamen aufgrund politischer Ansiedlungsbestrebungen nach Südtirol und blieben im regionalwirtschaftlichen Kontext weitgehend isoliert (Ebner / Perkmann 1999, S. 110f).

Demgegenüber lassen sich 19% der Betriebe als implizite Neuerer identifizieren. Sie sind eher kleinbetrieblich strukturiert, organisatorisch weniger differenziert und

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zeigen ein informelles Innovationsverhalten. So verläuft der Innovationsprozess in diesen Betrieben relativ spontan und ist dabei stärker vom impliziten Wissen der Mitarbeiter bestimmt. Entsprechend beschäftigen sie einen relativ hohen Anteil von Facharbeitern. Dabei sind sie kaum mit außerregionalen Partnern verflochten: sie konzentrieren sich vor allem auf die Nutzung interner Kompetenzen. Maßgebliche Innovationshindernisse sind für diese Unternehmen in Bereichen verortet, die der eigentlichen Fertigung vor- und nachgelagert sind. Finanzierung und Marktübersicht sowie die kommerzielle Umsetzung von Produktinnovationen sind hier zu nennen. Zudem weisen die vorliegenden Befunde darauf hin, dass bei impliziten Neuerern die Fähigkeit, kodifiziertes Wissen zu erwerben und zu verarbeiten, geringer ausge-prägt ist als bei organisierten Neuerern, was wiederum zu erhöhter Unsicherheit bei der Umsetzung radikaler Innovationen führt (Ebner / Perkmann 1999, S. 111f).

Obwohl die Südtiroler Industrie von klein- und mittelgroßen Unternehmen ge-prägt ist, gibt es kaum Hinweise auf den Typ der regionalen Industriestruktur, wel-cher dem Modell industrieller Distrikte oder flexiblen Spezialisierung gleichkäme – als Vorlage eines kohärenten regionalen Innovationssystems mit ausdifferenzierter Wissensinfrastruktur. Branchenmuster, Wettbewerbspositionen und Interaktions-formen der Betriebe deuten vielmehr auf eine fragmentierte Regionalentwicklung hin. Der sektorale Schwerpunkt liegt dabei auf traditionellen industriellen Branchen mit schwacher interner Koppelung und Vernetzung. So gehören die in Südtirol do-minierenden Branchen Chemie/Kunststoffe, Metallverarbeitung, Fahrzeug- und Maschinenbau auf internationaler Ebene keinesfalls zu den rasch wachsenden Zu-kunftsbranchen. Dazu kommt die Existenz eines ausgedehnten Handwerkssektors, der ebenfalls zum verarbeitenden Gewerbe gehört, und das industrielle Gepräge Südtirols stark beeinflusst. Die außerregional verkoppelten Betriebe der Südtiroler Industrie sind demnach zum einen Zweig- und Tochterbetriebe auswärtiger Kon-zerne, zum anderen repräsentieren sie aus dem einheimischen Kontext herausge-wachsene international wettbewerbsfähige Unternehmen. Die Südtiroler Niederlas-sungen internationaler Unternehmen stimulieren denn auch primär die außerregional verkoppelte Modernisierung der Südtiroler Industrie, während lokale KMU eher als binnenorientierte Akteure innovativ sind (Ebner / Perkmann 1999, S. 115ff).

Hier liegt der strategische Anknüpfungspunkt an jene Leitbilder der regionalen Innovationspolitik, die Innovation als einen systemischen Prozess auffassen. Opera-tive Leitlinien einer regionalen Innovationspolitik hätten demnach latente Innova-tionsbedürfnisse der lokalen Betriebe zu identifizieren und Koppelungen dieser Nachfrage mit dem verfügbaren Ressourcenangebot nachzuvollziehen. Zentral ist die Unterstützung der Kooperation zwischen KMU, lokalen oder auswärtigen FuE-Institutionen sowie der öffentlichen Verwaltung. Diese Kooperationsformen wären dann in eine regionale Governance-Struktur einzubetten, die als institutioneller Rahmen zur Konfliktregulierung dienen würde (Landabaso 1997, S. 20f).

So müssen die Potentiale der regionalen Unternehmen auf mehreren Ebenen si-multan unterstützt werden:

• Zwischenbetriebliche Ebene: Förderung der Zusammenarbeit und des Austauschs von Informationen und Wissen.

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• Überbetriebliche Ebene: Vorleistungen und Dienstleistungen, wie FuE, Aus- und Weiterbildung, reale Dienstleistungen.

• Regionalwirtschaftliche Ebene: Kommunikationsforen für strategisches Entscheiden und Umsetzen, Aushandeln von Verteilungskonflikten.

Letztlich geht es darum, das regionale Innovationssystem so zu entwickeln, dass es den Besonderheiten der regionalen Wirtschaftsstruktur und ihrer institutionellen Ausprägung entspricht. Duale Entwicklungspfade müssen daher von weiterführen-den innovationspolitischen Überlegungen berücksichtigt werden (Ebner / Perkmann 1999, S. 119f).

Dies impliziert, den strategischen Schwerpunkt auf die betriebliche Fähigkeit zur Aufnahme von Wissen und Technologien legen. So kann die Nachfrage nach inno-vatorisch wirksamen Dienstleistungen und sonstigen Inputs gesteigert werden (Mor-gan 1997). Neben der Entwicklung von technologischer Kompetenz geht es dabei immer auch um die allgemeine Lernfähigkeit der Firmen als institutionell eingebet-tete Organisationen, die unter Nutzung verfügbarer Ressourcen aus dem regionalen Kontext heraus agieren (Storper 1997). Grundsätzlich lässt sich eine solche Bezug-nahme auf betriebliche Absorptionsfähigkeit mit einer horizontal angelegten Innova-tionspolitik kombinieren, die im integrativen Sinne jenseits vorgefasster branchen- oder technologiespezifischer Fokusstrategien agiert (Teubal 1997, S. 1163). Regio-nale Innovationssysteme dienen dann als sozio-ökonomische Laboratorien zum de-zentralen Experimentieren mit Innovationsstrategien, die dazu geeignet sind, öko-nomische Entwicklungsdynamik und soziale Kohäsion zu kombinieren (Totterdill 1998, S. 127ff).

Die Governance-Strukturen von Firmen und Branchen sind letztlich immer auch im territorialen Kontext ihrer institutionellen und strukturellen Bedingtheit betrach-tet werden, wodurch Möglichkeiten und Grenzen innovationspolitischer Gestal-tungsmöglichkeiten aufgezeigt werden (Dicken / Malmberg 2001, S. 346f). Auch hierbei steht die Problematik institutioneller Vernetzung zur Förderung interaktiven Lernens im Mittelpunkt – unter Berücksichtigung der Diversität von betrieblichen Trajekten in der organisationellen Vermittlung von Wissen und Innovationen. Inso-fern ist die von vielfältigen institutionellen Einflüssen getragene Architektur der Governance-Mechanismen eines regionalen Innovationssystems entscheidend für dessen Leistungsfähigkeit (Antonelli / Queré 2002). Allerdings bleibt der Gehalt regionaler Innovationspolitik immer vom konkreten Problembereich abhängig – und unterstreicht damit das kontextspezifische Verhältnis von Wettbewerb und Koope-ration in der Regionalentwicklung (Newlands 2003).

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6. Zusammenfassung

Als Grundlage der in diesem Kapitel präsentierten Ausführungen dient das Konzept der regionalen Innovationssysteme, das mit seiner Betonung industrieller Inno-vationen und interaktiven Lernens der neo-schumpeterianischen Perspektive auf die institutionellen Bedingungen wirtschaftlichen Wandels zuzuordnen ist. In regional-wirtschaftlicher Hinsicht lässt sich die territoriale Einbettung von Innovationspro-zessen mit der betrieblichen Artikulation impliziten Wissens in Beziehung gesetzt. Dies verweist auf den institutionell geformten Zusammenhang von Innovationsstra-tegien und Arbeitsorganisation im regionalen Kontext. Aus der Rolle organisatio-neller Lerneffekte und ihrer regionalen Ausprägung in kleinbetrieblichen Strukturen lässt sich entsprechend eine Typenbildung zur Spezifizierung betrieblicher Innova-tionsstrategien herleiten. So werden zwei Gruppen von innovativen Unternehmen unterschieden, deren technologische und organisatorische Differenzierung aus dem Unterschied zwischen großbetrieblichem Produktionsmodell und handwerklich ori-entierten Kleinbetrieben folgt.

Die im Anschluss an diese konzeptionellen Überlegungen präsentierte Studie zur Südtiroler Industrie zielt auf eine Untersuchung des systematischen Zusammenspiels von Wettbewerbsfähigkeit und Innovationsdynamik. Neben Innovationsprozessen in Großbetrieben werden auch die entsprechenden Aktivitäten der kleineren Südtiroler Industriebetriebe systematisch einbezogen. Die Ergebnisse der Studie bestätigen die Relevanz dieser Perspektive für ein Verständnis der Formenvielfalt regionaler Inno-vationsprozesse am Beispiel der Südtiroler Industrie. Zum vorgestellten Typus der organisierten Neuerer gehören meist größere, auswärtsorientierte Betriebe, die Inno-vationen durch organisatorisch formalisierte Wissensstrukturen unterstützen. Dem-gegenüber ist der Typus der impliziten Neuerer kleinbetrieblich strukturiert. Über ihre handwerklich orientierten Produktionsstrukturen realisieren solche Betriebe In-novationen zumeist informell über die Nutzung impliziten Wissens. Dabei unter-halten sie vergleichsweise geringe Außenkoppelungen.

Wettbewerbspositionen und Interaktionsformen der Betriebe deuten darauf hin, dass die Südtiroler Industriestruktur einer fragmentierten Regionalentwicklung ent-spricht. Der sektorale Schwerpunkt liegt auf traditionellen Branchen mit schwacher interner Koppelung und Vernetzung. Südtirols regionales Innovationssystem ist folglich nur bruchstückhaft ausgeprägt. Die regionale Wissensinfrastruktur weist keine maßgeblichen industrierelevanten Einrichtungen auf, während die zwischen-betriebliche Kooperationsdichte nur geringfügig ausgeprägt ist. Der betriebliche In-novationstyp der organisierten Neuerer kann dies durch außerregionale Verbin-dungen kompensieren. Für die binnenorientierten impliziten Neuerer mangelt es je-doch an regionalen Anlaufpunkten für den zwischenbetrieblichen Wissens- und Technologietransfer. All dies verweist auf die Notwendigkeit einer institutionell dif-ferenzierten regionalen Innovationspolitik.

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