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2015 GESCHÄFTSBERICHT INNOVATIV INVESTIEREN

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2015

G E S C H Ä F T S B E R I C H T

INNOVATIVINVESTIEREN

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Ä R Z T E V E R S O RG U N G W E ST FA L E N - L I P P E G E S C H Ä F TS B E R I C H T 2 015

Die ÄVWL auf einen Blick

2015 2014 VERÄNDERUNG(in %)

Mitglieder zum 31.12. 41.123 40.446 + 1,7

Mitgliederneuzugang 2.230 2.255 - 1,1

Altersrenten zum 31.12. 10.712 10.260 + 4,4

Berufsunfähigkeitsrenten zum 31.12. 495 495 +/- 0

Hinterbliebenenrenten zum 31.12. 3.568 3.541 + 0,8

Beitragseinnahmen (in Millionen Euro) 500,0 483,3 + 3,5

Versorgungsleistungen (in Millionen Euro) 426,0 411,0 + 3,6

Kosten für den Versicherungsbetrieb in Prozent der Beitragseinnahmen

1,49 1,25

Kapitalanlagen (in Millionen Euro) 10.648,3 10.155,3 + 4,9

Vermögenserträge (in Millionen Euro) 479,2 493,8 - 3,0

Nettovermögensrendite (in %) 4,2 4,5

Gesamtüberschuss vor Dotierung der sonstigen Rücklage (in Millionen Euro)

257,0 1 370,4 - 30,6

Bilanzsumme (in Millionen Euro) 10.778,6 10.307,7 + 4,6

1 Der in dieser Darstellung für das Jahr 2015 ausgewiesene Überschuss wurde um den Ertrag aus der Aufl ösung der „sonstigen versicherungstechni-schen Rückstellung“ bereinigt, da es sich hierbei um einen einmaligen buchungstechnischen Vorgang infolge der beschlossenen Satzungsänderung (Umwidmung der „sonstigen versicherungstechnischen Rückstellung“ in eine „satzungsmäßige sonstige Rücklage“) handelt.

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Das zeichnet uns aus

Unser Geschäftsmodell erlaubt lange Anlagehorizonte,

die Investitionen in langfristig besonders ertragreiche Assets

ermöglichen.

Investitionen in einmalige und nachhaltige Anlagen

lassen Wertstabilität, Sicherheit und hohe Renditen erwarten.

Unsere flachen Hierarchien und schnellen Entscheidungswege

machen die ÄVWL national und international als Kapitalanlage-

partner besonders attraktiv.

Unser breitgefächertes Netzwerk, unsere Finanzstärke sowie

das Know-how unserer Mitarbeiter ermöglichen die Teilnahme

an ertragreichen Finanzierungskonsortien.

Als Körperschaft des öffentlichen Rechts verfolgen wir keine

eigenen Gewinnerzielungsabsichten.

Eine schlanke Verwaltung ohne Vertrieb sorgt für hohe

Kosteneffizienz.

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INHALT

»Innovativ investieren« Vorwort 02Verwaltungsorgane 04Off-Shore-Windpark Baltic 2 10DP World London Gateway 22Patriots Plaza 26

1. Lagebericht Versicherungsbetrieb 32Vermögensanlage 42Verwaltungskosten 53Risiko- und Chancenbericht 54Prognose- und Nachtragsbericht 61

2. Jahresabschluss Bilanz 66Gewinn- und Verlustrechnung 68Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers 69

1010

2222

2626

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Ä R Z T E V E R S O RG U N G W E ST FA L E N - L I P P E G E S C H Ä F TS B E R I C H T 2 015

Innovative Kapitalanlagen zum Wohle

unserer Mitglieder SOLIDES GESCHÄFT SJAHR 2015

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Liebe Leserin, lieber Leser,

seien wir realistisch: Die Kapitalmärkte sind volatil, intransparent und unüberschaubar. Wie ist es in die-sem Umfeld überhaupt noch möglich, Kapitalanlagen zu tätigen, die Renditen in Höhe des Rechnungszin-ses von 4 Prozent erwarten lassen? Die Antwort der ÄVWL darauf lautet: nur durch den erfolgreichen Re-servenaufbau der vergangenen Jahre und das dadurch geschaffene Risikokapital.

Denn nur ein entsprechendes Risikokapital ermög-licht es der Ärzteversorgung, sich zunehmend auf Anlagen mit verändertem Rendite-/Risiko-Profil sowie auf komplexere Investitionen aus den Bereichen Infra-struktur und Erneuerbare Energien sowie gewerbliche Finanzierungen zu fokussieren. Diese Anlagen gibt es aber nicht „von der Stange“ zu kaufen. Vielmehr müssen sie zunächst identifiziert, zumeist individuell verhandelt, detailliert geprüft und strukturiert wer-den, um den Anlagekriterien der ÄVWL zu entspre-chen. Mit unserem Geschäftsbericht für das Jahr 2015 möchten wir Ihnen auf anschauliche Weise vor Augen führen, wie solche Anlageprozesse bei der ÄVWL Schritt für Schritt realisiert werden. Dazu stellen wir Ihnen beispielhaft drei der im Jahr 2015 umgesetzten Investitionen vor.

Selbstverständlich präsentieren wir Ihnen auch die Ergebnisse und Entwicklungen der Vermögensanlage sowie des Versicherungsbetriebes. Dass die Ärztever-sorgung Westfalen-Lippe mit der soeben beschriebe-nen Anlagestrategie den richtigen Weg eingeschlagen hat, belegt die im Geschäftsjahr 2015 erzielte Netto-kapitalrendite von 4,2 Prozent. Außerdem möchte ich an dieser Stelle betonen, dass alle Assetklassen Netto-renditen oberhalb des Rechnungszinses erwirtschafte-ten. Auf der Versicherungsseite können wir mit einem Mitgliederneuzugang in Höhe von 2.230 Mitgliedern sowie einer Steigerung der gesamten Beitragseinnah-men in Höhe von 3,5 Prozent sehr zufrieden sein.

Niemand vermag aus heutiger Perspektive abzu-schätzen, welche Auswirkungen das Auslaufen der ultraexpansiven Geldpolitik der Notenbanken auf die weltweiten Kapitalmärkte haben wird. Noch, wie Schwellenländer und Industrienationen ihre struktu-rellen Probleme angesichts hoher Verschuldung und mangelnder Wachstumsdynamik in den Griff bekom-men wollen. Vor dem Hintergrund dieser Unwägbar-keiten wird das Augenmerk unserer Geschäftspolitik weiterhin auf der Stärkung der Eigenkapitalbasis des Versorgungswerkes liegen. So konnte die Summe der bilanziellen Reserven von circa 15,2 Prozent der Deckungsrückstellung im Vorjahr auf circa 15,6 Pro-zent zum 31. Dezember 2015 gesteigert werden. Ange-sichts der soliden Beitragsproduktivität in Höhe von 1,35 Prozent und des erfreulichen Geschäftsergebnis-ses im Jahr 2015 sehen sich die Gremien der Ärzte-versorgung darüber hinaus in der Lage, eine jeweils einprozentige Dynamisierung der Anwartschaften und der laufenden Renten in der Grundversorgung für das Jahr 2017 rechtfertigen zu können.

Die Ärzteversorgung Westfalen-Lippe wird auch in Zukunft alles daran setzen, mit einer durchdachten Anlagestrategie den volatilen Finanzmärkten standzu-halten, um die Versorgung ihrer Mitglieder und Rent-ner auf einem hohen Niveau zu sichern.

In diesem Sinne bedanke ich mich für Ihr Vertrauen und wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre!

Herzlichst, Ihr

PROF. DR. MED. INGO FLENKER

V O R S I T Z E N D E R D E S V E R W A L T U N G S A U S S C H U S S E S

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Ä R Z T E V E R S O RG U N G W E ST FA L E N - L I P P E G E S C H Ä F TS B E R I C H T 2 015

Unruhig, volatil, unberechenbar – mit diesen drei Schlagworten lässt sich das Kapitalmarktumfeld im Jahr 2015 wohl angemessen beschreiben. Selten war die Unsicherheit über die weitere Entwicklung an den Märkten so hoch wie im Jahr 2015. Dazu haben zahl-reiche (geo-)politische und volkswirtschaftliche Fakto-ren beigetragen: angefangen beim Rohstoffpreisverfall über das potenzielle Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone bis hin zu Sorgen um die chinesische Wirtschaft.

In solchen Zeiten bestehen die größten Herausforde-rungen darin, eine adäquate Anlagestrategie zu verfol-gen sowie verantwortungsvoll mit Risiken umzugehen. Stillstand sollte als Fremdwort definiert werden, Wei-terentwicklung der Kapitalanlagestrategie hingegen als Maxime. Denn nur so lassen sich auskömmliche Renditen generieren, um den Rechnungszins von 4 Prozent Jahr für Jahr erwirtschaften zu können.

Der Aufsichtsausschuss unterstützt diese Weiterent-wicklung auf ganzer Linie. Bestes Beispiel dafür: Die bisher geltende interne Beschränkung von Fremd-währungsengagements wurde aufgehoben, sodass künftig die aufsichtsrechtliche Maximalquote in Höhe von 20 Prozent greift. Fremdwährungsengagements nutzt die ÄVWL gezielt als Diversifikation gegenüber dem gefährdeten Euro. Hinzu kommt, dass grund-pfandrechtlich besicherte internationale Flugzeug- und sonstige Mobilienfinanzierungen, die einen we-sentlichen Bestandteil unserer Kapitalanlagestrategie darstellen, vorwiegend in US-Dollar denominiert sind, sodass hier zusätzlicher Spielraum für weitere Enga-gements geschaffen wurde.

Da sich die Identifikation von grundpfandrechtlich be-sicherten Finanzierungen mit einem guten Ertrags-/Risiko-Profil zunehmend schwierig gestaltet, befür-wortete der Aufsichtsausschuss ebenfalls eine Anpas-sung hinsichtlich der Transportmittelinvestitionen. Um die Zielrendite des Portfolios weiterhin realisieren zu können, wurde für Einzelfälle die Beleihungs-grenze von bisher maximal 70 Prozent auf gegebenen-falls bis zu 100 Prozent erweitert. Auch in Bezug auf ihre nachhaltige Anlagestrategie hat sich die ÄVWL weiterentwickelt. In intensiven Dis-kussionen stellte sich heraus, dass die Formulierung harter Ausschlusskriterien problematisch ist, da im-mer ein gewisser Interpretationsspielraum verbleibt. Ethischen, sozialen und ökologischen Fragestellungen bei der Kapitalanlage trägt die ÄVWL (weiterhin) da-durch Rechnung, dass sich der Verwaltungsausschuss der ÄVWL in jedem Einzelfall mit nachhaltigen Aspek-ten der Anlage auseinandersetzt. Dabei sollen künftig verstärkt, falls nötig, die Einschätzungen und Prinzipien von auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit renommierten Institutionen, wie zum Beispiel dem Norwegischen Staatsfonds oder der United Nations Principles for Responsible Investment (UN PRI) Association, im Ent-scheidungsprozess berücksichtigt werden. Um dies im Leitbild des Unternehmens zu verankern, wurde der Kodex hinsichtlich ethischer, sozialer und umweltbe-zogener Grundsätze bei der Kapitalanlage ergänzt.

Wie zu Beginn erwähnt, ist der Umgang mit Risiken eine Herausforderung, der sich heutzutage jeder An-leger zwangsläufig stellen muss. Geht es um Risiken, geht es automatisch immer auch um die Ausstattung des Versorgungswerkes mit bilanziellen Rücklagen. Deshalb möchte ich an dieser Stelle nur kurz darauf verweisen, dass die ÄVWL großen Wert auf die Re-serven- und Rücklagenbildung legt. Die „Solvabili-tätsspanne“, eine gängige Kennziffer zur Beurteilung der dauernden Erfüllbarkeit der Verpflichtungen bei Versicherungsunternehmen, betrug für die ÄVWL per Ende 2015 selbst ohne Berücksichtigung von stillen Bewertungsreserven circa 15,6 Prozent.

DER AUFSICHTSAUSSCHUSSDER AUFSICHTSAUSSCHUSSKARL ­HEINZ MÜLLERV O R S I T Z E N D E R D E S A U F S I C H T S A U S S C H U S S E S

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MITGLIEDER DES AUFSICHTSAUSSCHUSSESSEIT DEM 14. APRIL 2015

KARL-HEINZ MÜLLER Lage, Vorsitzender

DR. MED. FRANK BERLAGE Paderborn, Stellvertretender Vorsitzender

DR. MED. THOMAS DORSEL Warendorf

ROLF GRANSEYER Unna

GÖNÜL ÖZCAN Gelsenkirchen

DR. MED. HANS-PETER PETERS Bochum

DR. MED. KARL-HEINZ PFETSCH Salzkotten

DR. MED. BERNHARD SCHIEPE Minden

PROF. DR. MED. RÜDIGER SMEKTALA Herdecke

DR. MED. BARBARA STEFFENS Bielefeld

DR. MED. KARL-DIETER STOTZ Sprockhövel

DR. MED. ANDREAS WEBER Bochum

Nicht zu vernachlässigen sind auch die Ergebnisse der internen Revision. Neben dem Bereich „Mitglieder und Renten“ wurde das strukturierte Projektgeschäft revisioniert. In der anhaltenden Niedrigzinsphase, in der mit herkömmlichen Anlagen keine ausreichenden Renditen mehr erzielt werden können, erhält dieses einen besonders hohen Stellenwert. Außerdem wurde eine Aktualisierung des Risikohandbuches und des Risikobudgetierungsprozesses auf den Weg gebracht. Die interne Revision hat zu keinen Hinweisen für das Vorliegen von Mängeln geführt.

Worüber wir uns sehr freuen und worauf wir sehr stolz sind: Das neue Mitgliederportal der ÄVWL ist online. Um den Anforderungen an eine zeitgemäße Kommu-nikation gerecht zu werden, möchten wir unseren Mitgliedern und Rentnern mit diesem zusätzlichen Service die Möglichkeit bieten, noch schneller und leichter mit uns in Kontakt zu treten. Ob die Änderung der Privat- oder Dienstanschrift, die Mitteilung einer neuen Bankverbindung oder das Hochladen etwaiger Dokumente – all das können unsere Mitglieder und Rentner nun über das Portal erledigen. Nicht zu ver-gessen der sogenannte Rentenrechner, der näherungs-weise simuliert, welche Altersrente bei Renteneintritt zur Verfügung steht. Diese Portallösung symbolisiert einen weiteren Schritt in Richtung einer modernen und effizienten Verwaltung.

Im Geschäftsjahr 2015 kam der Aufsichtsausschuss zu insgesamt sieben Sitzungen zusammen, wovon eine gemeinsam mit dem Verwaltungsausschuss der ÄVWL und eine gemeinsam mit dem Vorstand der Ärztekammer Westfalen-Lippe zur Vorbereitung der Kammerversammlung stattfand. Eine Sitzung hielt das Gremium als zweitägige Klausurtagung ab, die dazu diente, sich intensiv über die aktuellen Themen der berufsständischen Versorgung auszutauschen. Zentrales Thema war unter anderem ein Leistungsver-gleich zwischen der gesetzlichen Rente und der Rente aus der Grundversorgung der Ärzteversorgung West-falen-Lippe. Die Unterschiede möchten wir gerne noch einmal aufzeigen, weshalb Sie auf Seite 6 ein entspre-chendes Rechenbeispiel dazu finden.

Das Audit Committee, das als sogenanntes „Beiboot des Aufsichtsausschusses“ fungiert, tagte insgesamt dreimal. In diesen Sitzungen wurde über die Kapital-anlage- und Risikosituation informiert, darüber hinaus wurden zum Beispiel die Fondsstrukturen der ÄVWL genau unter die Lupe genommen.

Im April 2015 stand für den Aufsichtsausschuss eben-so wie für den Verwaltungsausschuss die Neukonsti-tuierung auf der Agenda. Mit acht neu gewählten und vier wiedergewählten Mitgliedern freue ich mich auf die Arbeit in der aktuellen Legislaturperiode. Um bes-tens vorbereitet zu sein und um über die zur Wahr-nehmung der Aufgaben entsprechende Sachkunde zu verfügen, nahm das Gremium noch im vergangenen Jahr an der Schulung der Arbeitsgemeinschaft berufs-ständischer Versorgungseinrichtungen e.V. (ABV) teil. Insgesamt haben wir so optimale Voraussetzungen geschaffen, um die bewährt konstruktive Arbeit fort-zusetzen und zugleich von neuen Ideen zu profitieren. Als alter und neuer Vorsitzender möchte ich mich bei der hauptamtlichen Geschäftsführung und dem Ver-waltungsausschuss für die erneut stets vertrauensvol-le Zusammenarbeit bedanken. Ich bin zuversichtlich, dass wir dank unserer durchdachten Anlagestrategie auch in unruhigen, volatilen und unberechenbaren Zeiten solide Renditen erwirtschaften werden – und das für unsere Mitglieder und Rentner.

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Ä R Z T E V E R S O RG U N G W E ST FA L E N - L I P P E G E S C H Ä F TS B E R I C H T 2 015

RECHENBEISPIEL

Folgendes Rechenbeispiel verdeutlicht die Unterschiede der beiden Versorgungssysteme: Bei einer Einzahlung von jeweils 10.000 Euro pro Jahr in die gesetzliche Rentenversicherung (GRV) beziehungsweise in die Ärzteversorgung Westfalen-Lippe (Grundversorgung) während der vergangenen zehn Jahre (2005 bis 2014) wären:

+ in der GRV: 16,2755 Entgeltpunkte (EP) und

+ in der Grundversorgung der ÄVWL: 16,5354 Steigerungszahlen (StZ) erworben worden.

Bei einem Übergang in die Altersrente im Jahr 2015 ergäbe sich damit in der GRV eine Monatsrente von:+ 16,2755 EP * Rentenwert von 29,21 Euro/EP = 475,41 Euro

Rechnet man zusätzlich den gewährten Zuschuss der GRV zu den Aufwendungen zur Krankenversicherung in Höhe von 7,3 Prozent dazu, ergibt sich ein Wert in Höhe von: 510,11 Euro

In der Grundversorgung der ÄVWL ergäbe sich, selbst ohne die Gewährung von Kranken- kassenzuschüssen, auf Grundlage der aktuellen Rentenbemessungsgrundlage (RB) eine Monatsrente von:+ 16,5354 StZ * RB von 46.919 ÷ 1.200 Euro/StZ = 646,52 Euro

Die Rente aus der Grundversorgung der ÄVWL liegt in diesem Fall bei Rentenbeginn rund 27 Prozent über der Rente aus der gesetzlichen Rentenversicherung. Darüber hinaus wurde ermittelt, dass eine seit 2002 bestehende ÄVWL-Rente mit einer Anfangsdifferenz von circa 27 Prozent im Jahr 2015 noch einen „Vorsprung“ in Höhe von circa 15,9 Prozent gegenüber der GRV-Rente aufweist, selbst wenn der von der gesetzlichen Rentenversicherung gezahlte Zuschuss von 7,3 Prozent zu den Beiträgen zur Krankenversicherung berücksichtigt wird.

IM VERGLEICH: GRUNDVERSORGUNG

DER ÄRZTEVERSORGUNG WESTFALEN-LIPPE

UND GESETZLICHE RENTE

Die Ärzteversorgung Westfalen-Lippe setzt zur Finan-zierung ihrer Leistungen das sogenannte offene Deckungsplanverfahren ein. Wesentliche Teile der Beitragszahlungen werden verzinslich angelegt, um dadurch die künftigen Leistungen an die eigene Generation finanzieren zu können. Die gesetzliche Rentenversicherung hingegen beruht auf dem Umla-geverfahren, das heißt, die innerhalb eines vorbe-stimmten Zeitraumes zu erbringenden Leistungen werden durch die Beitragszahlungen desselben Zeit-raumes aufgebracht. Es erfolgt nahezu keine langfris-tige Kapitalbildung.

Da die Ärzteversorgung in ihrer Grundversorgung für die gesamte Dauer der Mitgliedschaft (inklusive der Zeit des Rentenbezuges) bereits eine implizite

Verzinsung von 4 Prozent jährlich unterstellt, kann sie auf diese Weise zu Rentenbeginn ein hohes Renten-ausgangsniveau sicherstellen. Dies setzt voraus, dass regelmäßig mindestens eine Nettokapitalrendite in Höhe von 4 Prozent durch die Kapitalanlage der ÄVWL erwirtschaftet wird. Ob darüber hinaus Potenzial für eine Rentendynamik besteht, wird wesentlich durch das aktuelle Kapitalmarktumfeld bestimmt.

Die gesetzliche Rentenversicherung unterstellt hinge-gen keine jährliche Verzinsung und orientiert sich bei der Dynamisierung ihrer Leistungen im Wesentlichen an der Lohn- und Demografieentwicklung. Auch wenn die Systeme einer (weitgehend) kapitalgedeckten und einer vollständig umlagefinanzierten Altersversorgung damit grundlegend verschieden sind, braucht die ÄVWL einen Vergleich des Leistungsniveaus nicht zu scheuen. Dies wird durch das folgende Zahlenbeispiel verdeutlicht:

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Eine Nettokapitalrendite in Höhe von 4,2 Prozent kann sich sehen lassen. Als Vorsitzender des Verwaltungs-ausschusses freue ich mich, dieses Ergebnis der ÄVWL für das Geschäftsjahr 2015 präsentieren zu dürfen. Uns ist durchaus bewusst, dass solch positive Rendi-ten keinen Automatismus für die Zukunft darstellen. Insbesondere vor dem Hintergrund des nach wie vor unruhigen ökonomischen Umfeldes ist es unabdingbar, ein (Reserven-)Polster vorzuhalten, um für schwache Anlagejahre gerüstet zu sein. Die Kapitalmärkte sind weiterhin abhängig von der geldpolitischen Lockerung durch die weltweiten Zentralbanken, die langsam aus-zulaufen droht. Marktwirtschaftliche Mechanismen wurden zunehmend durch staatliche Steuerung und Regulierung verdrängt. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass im Verlauf des Jahres 2015 Investoren mit einem starken Anstieg der Volatilität zu kämpfen hatten.

Trotz alledem ist es den handelnden Akteuren der ÄVWL gelungen, eine erfreuliche Nettorendite zu erzielen und damit den in allen Anwartschaften und Renten implizit enthaltenen Renditeanspruch von 4 Prozent in der Grundversorgung nicht nur zu erfül-len, sondern sogar zu übertreffen. Das Ziel wird auch weiterhin sein, den Rechnungszins von 4 Prozent in der Grundversorgung für unsere Mitglieder und Rent-ner aufrechtzuerhalten.

Einen großen Vertrauensbeweis unserer Mitglieder und Rentner sehen wir in der Beitragsproduktivität, welche die Steigerung der durchschnittlichen Versor-gungsabgabe abbildet. Für das vergangene Jahr liegt diese bei 1,35 Prozent. Darüber hinaus konnten wir deutliche Zuwächse in der freiwilligen Zusatzversor-

DER VERWALTUNGSAUSSCHUSSDER VERWALTUNGSAUSSCHUSSPROF. DR . MED . INGO FLENKERV O R S I T Z E N D E R D E S V E R W A L T U N G S A U S S C H U S S E S

gung verzeichnen, was uns zeigt, dass die Möglich-keiten einer über die Grundversorgung hinausgehen-den Altersversorgung bei der ÄVWL gut und gerne genutzt werden.

MITGLIEDER DES VERWALTUNGSAUSSCHUSSESSEIT DEM 14. APRIL 2015

PROF. DR. MED. INGO FLENKERSprockhövel, Vorsitzender

DR. MED. GÜNTER KLOOSGelsenkirchen, Stellvertretender Vorsitzender

DR. MED. BERNHARD BEDORFGladbeck

DR. MED. PETER CZESCHINSKITelgte-Westbevern

BÄRBEL WIEDERMANNDortmund

DIPL.-MATH. PETER BREDEBUSCHKamen

PROF. DR. THOMAS LANGER Nottuln, Lehrstuhl für Finanzierung, Universität Münster

FRANK STIEWEFröndenberg, Rechtsanwalt

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EINFÜHRUNG DER HÖHERVERSICHERUNG ZUM 1. JANUAR 2016Im März 2011 wartete der Europäische Gerichtshof in Den Haag mit einem besonderen Urteil auf, das unterschiedliche Versicherungstarife für Männer und Frauen für rechtswidrig erklärt. Im Gegensatz zur Grundversorgung gab es bei der freiwilligen Zusatzversorgung für Ärztinnen und Ärzte diffe-renzierende Rentenfaktoren, die unter anderem die unterschiedliche Lebenserwartung von Frauen und Männern sowie deren Hinterbliebenen berück-sichtigen. Diese Rentenfaktoren mussten an die aktuellen Rechnungsgrundlagen angepasst und auf sogenannte Unisex-Tarife umgestellt werden.

Seit dem 1. Januar 2016 ersetzt somit die Höher-versicherung die freiwillige Zusatzversorgung. Ein-zahlungen seit Beginn des Jahres 2016 erfolgen ausschließlich zugunsten der Höherversicherung.

Bestehende Anwartschaften und Renten aus der frei-willigen Zusatzversorgung bleiben uneingeschränkt bestehen.

Da auch die Höherversicherung vom Charakter her eine Versicherung gegen Einmalbeitrag nach dem individuellen Äquivalenzprinzip ist, die zudem nicht mit einem ewigen Neuzugang wie in der Grundversorgung kalkulieren kann, forderte die Aufsicht bei dieser Neu-gestaltung allerdings eine Flexibilisierung der Ren-ditezusagen. Mit einem garantierten Rechnungszins in Höhe von 2 Prozent ermöglicht dies wiederum den Spielraum für angemessene Überschussbeteiligungen in der Zukunft. Denn die für alle Rechnungsverbünde einheitliche Kapitalanlagepolitik wird sich weiterhin am Rechnungszins von 4 Prozent in der Grundversorgung orientieren.

ALLGEMEINE VERSORGUNGSABGABE„Hätte ich doch schon früher angefangen, die Einzah-lungsmöglichkeiten bei der Ärzteversorgung voll aus-zuschöpfen.“ Diese oder ähnliche Aussagen wurden von den Mitgliedern und Rentnern in der Vergangenheit verstärkt an die Ärzteversorgung herangetragen. Um diese Anregung aufzugreifen, beträgt der Pflichtbeitrag für niedergelassene Mitglieder seit dem 1. Januar 2016

DIE SATZUNGSÄNDERUN-GEN DER ÄRZTEVERSOR-GUNG WESTFALEN-LIPPE IM ÜBERBLICK:

Ein zentrales Thema, mit dem sich der Verwaltungs-ausschuss im Geschäftsjahr 2015 auseinandergesetzt hat, war die Vorbereitung der in der Kammerversamm-lung beschlossenen Satzungsänderungen. Sie beziehen sich unter anderem auf die Einführung der Höher- versicherung, die allgemeine Versorgungsabgabe für niedergelassene Mitglieder sowie die Möglichkeiten ei-ner flexibleren Stärkung der Rücklagen und Reserven. Für eine bessere Übersicht finden Sie die Satzungsän-derungen unten stehend gesondert dargestellt.

Dass die ÄVWL mit ihrer auf Langfristigkeit ausge-richteten Kapitalanlagestrategie den richtigen Kurs eingeschlagen hat, zeigt auch unser Erfolg bei zwei Award-Verleihungen. Bei den „IP Real Estate Global Awards 2015“ gewann die Ärzteversorgung Westfa-len-Lippe den Preis als bester Immobilieninvestor in der Region Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Die ÄVWL setzte sich gegen viele hochkarätige Mit-bewerber durch und überzeugte die Fachjury insbe-sondere durch die Identifikation von Opportunitäten und Trends über das gesamte Rendite-/Risiko-Spek-trum hinweg. Bei den internationalen „Investment & Pensions Europe“ Awards 2015 wurde die ÄVWL mit dem Country Award als Gewinnerin in der Kategorie „Versorgungswerke“ ausgezeichnet. Hervorgehoben wurden insbesondere die klar definierte Investment-strategie, die Antizipation von langfristigen Trends sowie das gezielt antizyklische Handeln der ÄVWL.

Im Zusammenhang mit dem Versorgungswerk der Tierärztekammer Westfalen-Lippe können wir eben-falls von einer erfreulichen Entwicklung berichten. Die Ärzteversorgung Westfalen-Lippe wird künftig mit dem Versorgungswerk der Tierärztekammer in der Kapitalanlage und im Controlling kooperieren. Mit

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standardmäßig das 1,3-Fache (bisher: 1,1-Fache) der durchschnittlichen Versorgungsabgabe des vorletzten Geschäftsjahres. Auf formlosen Antrag durch das Mit-glied kann die Versorgungsabgabe jederzeit auf das 1,2- oder 1,1-Fache reduziert werden. Die allgemeine Versorgungsabgabe in Höhe von 14 Prozent aller Ein-künfte aus ärztlicher Tätigkeit bleibt (grundsätzlich) bestehen.

Da Einzahlungen in die Höherversicherung erst nach Ausschöpfung der Einzahlungsmöglichkeiten in der Grundversorgung möglich sind, gewährleistet die ÄVWL mit dieser Änderung von Anfang an einen „nahtlosen“ Übergang zwischen der Grundversorgung und der Höherversicherung. Gleichzeitig wird auf diese Weise dem weiteren Absinken des Versorgungsgrades, also dem Verhältnis von Rente zum zuletzt erzielten Ein-kommen, entgegengewirkt.

STÄRKUNG DER RÜCKLAGEN UND RESERVENIm anhaltenden Niedrigzinsumfeld kommt der zusätz-lichen Stärkung der bilanziellen Rücklagen und Reser-ven zur langfristigen Stabilität des Versorgungswerkes eine große Bedeutung zu. Auch die ÄVWL hat in den vergangenen Jahren ihre Rücklagen kontinuierlich aus-gebaut. In Abstimmung mit der Aufsicht soll nun künf-

tig die pflichtmäßige Zuweisung der Überschüsse in die Sicherheitsrücklage bis zu einer Höhe von 4 Prozent anstatt bisher 2 Prozent der Deckungs-rückstellung erfolgen. Der Verwaltungsausschuss kann der Sicherheitsrücklage darüber hinaus Überschüsse bis zu einer Zielgröße in Höhe von 8 Prozent anstelle von 5 Prozent der Deckungs-rückstellung zuweisen. Die Umwidmung der sons-tigen versicherungstechnischen Rückstellung in eine sonstige Rücklage soll zudem dem Eigen-kapitalcharakter dieser Bilanzposition Rechnung tragen. Zum 31. Dezember 2015 betrug die Summe der bilanziellen Reserven circa 15,6 Prozent der Deckungsrückstellung.

SONSTIGE SATZUNGSÄNDERUNGENDie übrigen Satzungsänderungen betreffen zum Beispiel die Zusammensetzung und die Mitglied-schaft in den Verwaltungsgremien der ÄVWL, insbesondere die Anpassung der Wählbarkeits- voraussetzungen an veränderte Berufsbilder. Andere Satzungsänderungen beziehen sich auf Corporate-Governance-Aspekte oder die Ein- führung einer Regelung, die Nachteile bei der wiederholten Inanspruchnahme einer Berufs- unfähigkeitsrente vermeidet.

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dieser Zusammenarbeit macht die ÄVWL die inno-vativen Kapitalanlagen auch einem weiteren Versor-gungswerk zugänglich. Dies stärkt das System der berufsständischen Versorgungswerke als Ganzes.

Im Geschäftsjahr 2015 hielt der Verwaltungsausschuss als geschäftsführendes Organ der Ärzteversorgung Westfalen-Lippe 13 Sitzungen ab, wovon eine gemein-sam mit dem Aufsichtsausschuss der ÄVWL stattfand. Darüber hinaus kamen die Mitglieder des Verwal-tungsausschusses zu einer Sitzung mit dem Vorstand der Ärztekammer Westfalen-Lippe zusammen.

Nach der Neukonstituierung des Verwaltungsaus-schusses im Geschäftsjahr 2015 bedanke ich mich als neuer Vorsitzender im Namen des gesamten Aus-schusses bei der hauptamtlichen Geschäftsführung für die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Ein großes

Dankeschön für seine ausgezeichnete Arbeit als Vor-sitzender in den vergangenen zehn Jahren möchte ich auch Herrn Dr. Günter Kloos aussprechen. Ich freue mich auf die Fortsetzung der ergiebigen Zusammenar-beit mit ihm als Stellvertreter an meiner Seite. Mein Dank gilt darüber hinaus insbesondere allen Mitarbei-terinnen und Mitarbeitern der ÄVWL für ihren uner-müdlichen Einsatz und ihr großes Engagement.

Das Ziel wird auch weiterhin sein, den Rechnungszins von 4 Prozent

in der Grundversorgung für unsere Mitglieder und Rentner

aufrechtzuerhalten.

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ÄVWL beteiligt sich am Off-Shore-Windpark

Baltic 2

+ FÜR E INE RESSOURCENSCHONENDE ENERGIEVERSORGUNG +

Ein Blick in die Tageszeitung genügt, um festzustellen,

dass Meldungen über schmelzende Gletscher, steigende Meeresspiegel

oder extreme Wetterereignisse an der Tagesordnung sind.

Der Klimawandel schreitet mit deutlichen Schritten voran. Gleichzeitig

neigen sich fossile Brennstoffe wie Kohle oder Erdöl langsam,

aber sicher dem Ende zu. Zentrale Säule der Energiewende ist deshalb

der Ausbau erneuerbarer Energien.

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E R Z E U G U N G S K A P A Z I T Ä T , U M S T R O M

F Ü R 3 4 0 . 0 0 0 H A U S H A L T E Z U E R Z E U G E N

» I N N OVAT I V I N V E ST I E R E N « 1. L AG E B E R I C H T 2 . JA H R E SA B S C H LU S S

288MW

GESAMTKAPAZITÄT

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Ziel ist eine von Jahr zu Jahr grüner werdende Ener-gieversorgung. Sonnen- und Wasserkraft, Erdwärme, Windenergie oder Biomasse gewinnen mehr und mehr an Bedeutung. Anders als fossile Brennstoffe sind sie nicht nur klimafreundlich, sondern auch nahezu un-begrenzt (wenn auch nicht immer kontinuierlich) vor-handen.

Auch die Ärzteversorgung Westfalen-Lippe, die die Berücksichtigung ethischer, sozialer und ökologischer Faktoren bei der Kapitalanlage als festen Bestandteil ihrer nachhaltigen Anlagestrategie definiert hat, trägt zur Energiewende bei. Die ÄVWL hat sich in einem Konsortium gemeinsam mit Macquarie Capital und PGGM, einem der größten niederländischen Pensions-fonds, am Off-Shore-Windpark EnBW Baltic 2 beteiligt. Damit erschließt die ÄVWL ein bisher für Versicherun-gen und Versorgungswerke komplett neues Anlagefeld.

BALTIC 2

Aus der Ostsee nördlich der Insel Rügen erheben sich 80 große Windkraftanlagen des erst kürzlich fertiggestellten Off-Shore-Windparks Baltic 2. Der seit September 2015 in Betrieb befindliche und da-mit vollständig erschlossene Windpark verfügt über eine Erzeugungskapazität, die ausreicht, um bei den vorherrschenden überdurchschnittlichen Windbedin-gungen auf der Ostsee Strom für rechnerisch 340.000 Haushalte zu erzeugen. Jedes Windrad hat 120 Meter Durchmesser und kann auf rund 11.000 Quadratme-tern Fläche Energie gewinnen. Der Windpark ver-fügt über eine Gesamtkapazität von 288 Megawatt. Zum Vergleich: Ein einzelner Kraftwerksblock eines

Kohlekraftwerkes weist eine elektrische Leistung von bis zu 100 Megawatt auf. Dank eines jährlichen Er-trages von rund 1,2 Milliarden Kilowattstunden lassen sich durch Baltic 2 im Vergleich zu herkömmlicher fossiler Energieerzeugung 900.000 Tonnen CO

2 ein-

sparen. Baltic 2 trägt so zu einer nachhaltigen Ener-gieversorgung mittels erneuerbarer Energien bei.

Der Off-Shore-Windpark wurde von der EnBW Energie Baden-Württemberg AG entwickelt. Sie hält 50,11 Pro-zent am Projekt und verantwortet das kaufmännische sowie technische Management für einen reibungslo-sen Betrieb.

WARUM BALTIC 2?

Mit Baltic 2 ist die Ärzteversorgung eine Investition eingegangen, die sich optimal in das Portfolio der ÄVWL einfügt und zugleich der langfristigen Kapital-anlagestrategie entspricht: Die ÄVWL setzt seit eini-gen Jahren verstärkt auf einzigartige und nachhaltige Anlagen, die Wertstabilität, Sicherheit und eine an-gemessene Rendite erwarten lassen. Sie identifiziert und besetzt neue, übergeordnete Anlagethemen und geht dabei Investitionen jenseits des Mainstreams ein. Zu diesen übergeordneten Themen zählt auch die Energiewende.

MEHR ZU BALTIC 2

Wer sich beispielsweise für die Parkleistung von Baltic 2, die Windgeschwindigkeit und -richtung sowie die Wellenhöhe interessiert, kann sich im App Store eine entsprechende App herunterla-den. Als Suchbegriff einfach EnBW E-Cockpit eingeben.

Außerdem besteht die Möglichkeit, über die Homepage der Forschungsplattform FINO 2 in der südwestlichen Ostsee www.fino2.de via Webcam einen Blick auf den Windpark Baltic 2 zu werfen.

120 M E T E R

D U R C H M E S S E R

H A T J E D E S W I N D R A D

O S T S E E , D E U T S C H L A N D

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Mit Baltic 2 erschließt die ÄVWL ein bisher für Versicherungen und Versorgungswerke komplett

neues Anlagefeld.

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ERSTKONTAKT

In den überwiegenden Fällen erfolgt die Ansprache über das umfangreiche Netzwerk der Ärzteversorgung West-falen-Lippe. Dieses Netzwerk besteht unter anderem aus Banken, Assetmanagern, Finanzinvestoren oder strate-gischen Investoren aus der jeweiligen Industrie. Im Fall Baltic 2 war es Macquarie Capital, ein weltweiter Anbieter von Bank-, Finanz- und Investitionsdienstleistungen, der im Februar 2015 gezielt auf die ÄVWL zuging. Macquarie investiert seit einigen Jahren vorzugsweise in Infrastruk-turprojekte (unter anderem Straßen, Tunnel, Flughäfen, Häfen, Energieversorgungs-, Wasser- und Abwassernet-ze), an denen sich überwiegend institutionelle Investoren beteiligen können. Im Zuge des Erstkontaktes prüfte die ÄVWL unmittelbar, ob das Investitionsvorhaben grund-sätzlich zur Kapitalanlagestrategie und in das Portfolio passen würde – mit positivem Ergebnis.

Wie die ÄVWL Baltic 2 Schritt für Schritt realisierte

PRÜFUNG DES BUSINESS CASES

Die Erstprüfung des Geschäftsmodells (Business Case) des Investitionsvorhabens fand auf Basis einer Kurzbe-schreibung, auch als „Teaser“ bezeichnet, statt. Hierin waren zum Beispiel eine Projektübersicht, ein Projekt-zeitplan, ein Organigramm der gesellschaftsrechtlichen Struktur sowie erste Angaben zum technischen Konzept und zur Netzanbindung des Windparkes enthalten. Um die fi nanziellen und strategischen Auswirkungen der Investition besser unter die Lupe nehmen zu können, formulierte die ÄVWL einen ersten Fragekatalog an Macquarie.

Dieser bezog sich beispielsweise auf Erfahrungswerte mit den Windkraftanlagen, die Versicherung der Anlagen oder auch auf den Rückbau des Windparkes am Ende der technischen Lebensdauer. Im April 2015 erfolgte dann eine zweite Einschätzung, ob der Investitionsvorschlag zur Strategie und in das Portfolio passt.

A P R I LF E B R U A R

2015

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Ü B E R E I N E N V I R T U E L L E N

D A T E N R A U M W U R D E D E R Ä V W L

E I N E S A M M L U N G V O N

U N T E R L A G E N B E R E I T G E S T E L L T .

D I E Ä V W L P R Ü F T D I E Q U A L I T Ä T

D E S B E R E I T G E S T E L L T E N M A T E R I A L S .

VERTRAULICHKEIT UND DATENRAUMZUGANG

Nach Beantwortung der ersten Fragen entschied sich die ÄVWL dazu, das Investment weiterzuverfolgen. Anfang Mai wurde eine Vertraulichkeitserklärung (Non Disclosure Agreement) gegenüber Macquarie unterzeichnet. Diese ist Voraussetzung dafür, dass der ÄVWL zur tiefergehenden Prüfung, genauer gesagt für die spätere Due Diligence, eine umfängliche Sammlung von zusätzlichen Unterlagen über einen virtuellen Datenraum bereitgestellt wird. Die Sammlung beinhaltete: eine ausführliche Beschreibung des Investitionsvorhabens (Memorandum – circa 100 Seiten), ein Finanzmodell auf Excel-Basis inklusive externer Analyse über die Richtigkeit und Sorgfalt der Kalkulation sowie technische, kaufmännische und steuerliche Analysen durch externe Berater (circa 1.100 Seiten). Zu diesem Zeitpunkt wurde auch das Transaktionsteam zusammengestellt, das heißt, es wurden die für das Projekt zuständigen Mitarbei-ter der ÄVWL bestimmt sowie mögliche externe Partner identifi ziert.

ERSTE ANALYSE DES INVESTITIONSMODELLS

Ein Portfoliomanager der ÄVWL, der sich projektverantwortlich mit Baltic 2 beschäftigte, sichtete alle Unterlagen und nahm in Abstimmung mit dem Leiter der Wertpapier- und Darlehens-abteilung eine Einschätzung zur Qualität des vorgelegten Materials vor. Ferner plausibilisierte die ÄVWL den im Erst-gespräch und im Teaser vorgestellten Business Case. Der Erstkontakt mit dem juristischen Berater der ÄVWL und eine vorläufi ge Einschätzung des Projektes aus rechtlich struktu-reller, steuer-, gesellschafts- sowie aufsichtsrechtlicher Sicht schlossen sich daran an. Die Landesaufsicht war über den gesamten Zeitraum des Projektes eng in den Prozess einge-bunden.

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M A I

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Weichenstellung für die Fortführung aller Aktivitäten ist die Entscheidung des Verwaltungsausschusses der ÄVWL über das Investitionsvorhaben. Nur wenn der Verwaltungsaus-schuss die Freigabe erteilt, wird das potenzielle Engagement weiterverfolgt. Die bis zu diesem Zeitpunkt gewonnenen Erkenntnisse bereitete die Wertpapier- und Darlehens-abteilung auf, die Geschäftsführung präsentierte diese dem Verwaltungsausschuss. Die Vorlage beinhaltete Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken des Investments, die angestrebten wirtschaftlichen Rahmenparameter, wie zum Beispiel Rendite, Laufzeit, Sicherheiten, Kreditkonditionen der Zielgesellschaft und die voraussichtlichen Kosten zur Umsetzung, insbesondere für die Due Diligence und die rechtliche Beratung. Ende Juni 2015 entschied sich der Verwaltungsausschuss dafür, das Investitionsvorhaben weiterzuverfolgen.

Im nächsten Schritt wurde eine unverbindliche Absichtserklärung der ÄVWL gegenüber dem Verkäu-fer, auch Letter of Intent genannt, abgegeben. Diese dient den Vertragsparteien als Nachweis der Ernsthaf-tigkeit der Verhandlungen und enthält einen ersten indikativen Preiskorridor, bei einem Beteiligungsver-trag den Kaufpreis sowie die geforderten Einfl ussmög-lichkeiten. Parallel zum Letter of Intent wurde Anfang Juli 2015 eine Exklusivitätsvereinbarung abgeschlos-sen. In dieser Vereinbarung versichert der Verkäufer, während einer vereinbarten Zeitspanne ausschließlich mit der ÄVWL Verhandlungen zu führen. Außerdem schützt die Exklusivitätsvereinbarung die Rechte und den fi nanziellen Aufwand der ÄVWL. Die detaillierte Due Diligence des Investitionsvorhabens wird in der Regel innerhalb dieses Zeitraumes vorgenommen.

LETTER OF INTENT UND EXKLUSIVITÄT

VORSTELLUNG IM VERWALTUNGSAUSSCHUSS

A N FA N G J U L IE N D E J U N I

2015

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Mit Start des eigentlichen Due-Diligence-Prozesses nahm der externe juristische Berater seine Arbeit auf. Gleichzeitig wurden intern durch die ÄVWL die Unterlagen aus dem Datenraum detailliert analysiert. Im Mittelpunkt der Analysen standen in erster Linie die kaufmännischen, technischen und steuerlichen Gutachten und Berichte. Ein Port-foliomanager der ÄVWL formulierte sich aus den Unterlagen ergebende umfassende Fragelisten sowohl an den juristischen Berater als auch an Macquarie. Am Ende des Prozesses lagen die Be-richte des Beraters, eine hausinterne Einschätzung des Investitionsvorhabens sowie eine Verifi kation der ursprünglichen Kaufpreisindikation vor.

DETAILLIERTER DUE- DILIGENCE-PROZESS

Im Kick-off-Meeting mit den Projektpartnern, das Anfang Juli stattfand und in dem das Investitionsvorhaben noch einmal ausführlich erörtert wurde, nahm neben den bereits bekannten Vertretern auch der techni-sche Leiter des Projektes von Macquarie teil, um insbesondere auf tech-nische Aspekte und deren wirtschaftliche Auswirkungen auf das Projekt, sogenannte Sensitivitäten, einzugehen. Anschließend erfolgen in der Regel die Mandatierung sowie die Kick-off-Meetings mit den beteiligten externen Beratern zur Besprechung des Investitionsvorhabens und zur Festlegung des Arbeitsumfangs (Scope of Work). Für die Umsetzung von Baltic 2 spielte die steuer-, gesellschafts- sowie aufsichtsrechtliche Ausgestaltung des Projektes eine wichtige Rolle. Technische oder kauf-männische Berater musste die ÄVWL nicht mehr gesondert hinzuzie-hen, da die involvierten Parteien (Co-Investoren, fi nanzierende Banken) bereits sehr kompetente Gutachter eingeschaltet hatten, auf die auch die ÄVWL zurückgreifen konnte.

KICK-OFF-TERMIN MIT GESCHÄFTSPARTNERN UND BETEILIGTEN BERATERN

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F Ü R D I E ( A U F S I C H T S - ) R E C H T L I C H E

S T R U K T U R I E R U N G D E S I N V E S T M E N T S

W U R D E E I N O P T I M I E R T E R U M S E T Z U N G S W E G

E R A R B E I T E T .

Im Anschluss daran ging es um die Frage der (auf-sichts-)rechtlichen Strukturierung des Investments.

Gemeinsam mit dem juristischen Berater wurde ein optimierter Umsetzungsweg erarbeitet. Parallel dazu fanden die Verhandlungen zum Kaufvertrag mit den Projektpartnern statt. Nach Abschluss der Verhandlungen wurde das Investitionsvorhaben durch den Verwaltungsausschuss freigegeben.

STRUKTURIERUNG UND VERTRAGSVERHANDLUNG

2015

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R E G E L M Ä S S I G W E R D E N

P R O D U K T I O N S D A T E N U N D

Z A H L U N G E N K O N T R O L L I E R T

U N D D A S W I R T S C H A F T L I C H E

U M F E L D B E O B A C H T E T .

Mit Auszahlung des Kaufpreises beginnt eine laufende Überwachung der Investition. Konkret beinhaltet das die regelmäßige Kontrolle der Produktionsdaten und der Zahlungen sowie die Beobachtung des wirtschaftlichen Umfeldes anhand von externen Analysen und der Wirt-schaftspresse. Außerdem fi nden regelmäßige telefonische und/oder persönliche Review-Termine mit den Projekt-parteien statt.

Die Beschreibung, wie die Ärzteversorgung Westfalen-Lippe das Projekt Baltic 2 realisierte, ist als idealtypisch anzusehen. Nicht jedes Investitionsvorhaben kann nach den aufgezeigten Schritten umgesetzt werden.

LAUFENDE ÜBERWACHUNG DER INVESTITION

Im Oktober konnten die jeweiligen Verträge durch die beteiligten Parteien unterzeichnet, das Investitionsvorhaben umgesetzt und die Auszah-lungsvoraussetzungen abgearbeitet werden. Zu den Auszahlungsvoraussetzungen zählten im Fall Baltic 2 zum Beispiel die Netzanbindung, die Inbetriebnahme sowie die Abnahme des Wind-parkes durch den technischen Berater. Im Zuge des endgültigen Closings stellte die ÄVWL fest, dass alle Auszahlungsbedingungen erfüllt sind. Letztlich wurde der Kaufpreis durch die ÄVWL ausgezahlt.

UMSETZUNG, SIGNING UND CLOSING

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E N D E O K TO B E R A B N O V E M B E R

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Fokus auf stabile Renditenbei überschaubaren Risiken

INTERVIEW MIT DR . ANDREAS KRET SCHMER UND MARKUS ALTENHOFF

Die Zeiten, in denen man auskömmliche Renditen

mit 08/15­Anlagen erzielte, sind vorbei. Herr

Dr. Kretschmer, wie hat sich Ihrer Meinung nach

das „Geschäft Kapitalanlage“ verändert?

Die anhaltende Niedrigzinspolitik der weltweiten Notenbanken dominiert das gesamte Kapitalmarktum-feld. Die Kapitalmärkte leiden unter erratischen Volati-litäten. Kaum eine Entwicklung ist noch vorhersehbar oder kalkulierbar. Die Ärzteversorgung Westfalen-Lip-pe hat früh erkannt, dass es in solch unberechenbaren Zeiten deutlich mehr braucht als ein Portfolio, das zu einem Großteil aus Standard-Rentenpapieren besteht. Zentraler Baustein der Anlagepolitik der ÄVWL sind seit jeher Immobilien. Sie werfen verhältnismäßig sichere Erträge ab und sorgen daher für Stabilität. Um aber den Rechnungszins Jahr für Jahr für unsere

Mitglieder und Rentner erreichen zu können, inves-tiert die ÄVWL seit geraumer Zeit zunehmend in kom-plexere Anlagen. Damit meine ich vor allem unser Projektgeschäft, unsere Investitionen in beispielsweise Straßen, Netze, Häfen oder erneuerbare Energien. Hierdurch erzielen wir Illiquiditätsprämien und gene-rieren ein breit diversifiziertes Portefeuille.

Herr Altenhoff, was sind Ihrer Auffassung nach die

Besonderheiten des sogenannten Projektgeschäftes?

Das Projektgeschäft zielt auf Investments mit weitgehend stabilen und konjunkturunabhängigen Ertragsprofilen ab. So entziehen sich zum Beispiel Infrastrukturinvestments (Netze etc.) durch die zumeist staatlich regulierten Entgelte den konjunktu-rellen Schwankungen und liefern in der Folge über

MARKUS ALTENHOFFG E S C H Ä F T S F Ü H R E R

K A P I T A L A N L A G E

DR. RER . POL . ANDREAS KRET SCHMERH A U P T G E S C H Ä F T S F Ü H R E R

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lange Zeiträume stabile Cashflows. Hinzu kommt: Die Bereitschaft und die Fähigkeit, sich auch mit komple-xen, neuen Investmentthemen auseinanderzusetzen, ermöglichen den frühzeitigen Zugang zu Assetklas-sen, noch bevor diese dem breiten Anlegerkreis ange-boten werden. Aus dieser „Pioniertätigkeit“ ergeben sich Chancen, die zum Beispiel zu zusätzlichen Inno-vationsprämien führen können. Zu den weiteren Vor-zügen des Projektgeschäftes zählt selbstverständlich auch das attraktive Rendite-/Risiko-Profil der Invest-ments. Auf der anderen Seite muss sich die ÄVWL auf veränderte Risikostrukturen einstellen. Dominierten früher überwiegend Marktpreisrisiken, so werden diese heute durch Bonitätsrisiken der Geschäftspart-ner, durch aufsichtsrechtliche oder politische Risiken, zum Beispiel mögliche Eingriffe in die bestehenden Regulierungsvorschriften, überlagert.

Mit Blick auf die Umsetzung kann man festhalten, dass beim Projektgeschäft, aufgrund der Komplexität der Anlagen, ein Großteil der Arbeit in der Prüfung und der Strukturierung der Investitionsvorhaben besteht. Aus diesen Gründen hat sich die Vorlaufzeit bis zur finalen Investition deutlich erhöht. Eine Bun-desanleihe oder ein Pfandbrief wird innerhalb einer Stunde gehandelt und dokumentiert, ein Infrastruk-turprojekt kann Bearbeitungszeiten von mehreren Monaten nach sich ziehen. Wegen der hohen Anfor-derungen an Sicherheit und Rentabilität ist ein sehr selektives Vorgehen vonnöten. „Nur“ rund ein Drittel der geprüften Projekte wird tatsächlich realisiert.

Das bedeutet, die Anforderungen an die Investitions­

prüfung als auch an die Kompetenzen der Mitarbei­

ter sind deutlich gestiegen, Herr Dr. Kretschmer?

Definitiv! Die Ärzteversorgung legt höchsten Wert darauf, sich von den Investitionsvorhaben selbst ein Bild zu machen, anstatt diverse Assetmanager zu mandatieren, die dann über die Durchführung eines

Investments entscheiden. In der Konsequenz heißt das aber auch: Die Anforderungen an die Kompetenzen und das hausinterne Know-how steigen. Es ist nicht mehr nur das reine Kapitalanlagewissen gefordert, es braucht auch Kenntnisse auf den Gebieten des Rechts, der Strukturierung und der Regulierung sowie ein gewisses technisches Verständnis. Angesichts dieser Entwicklungen hat die ÄVWL systematisch Mitarbei-ter mit entsprechenden Fachkenntnissen eingestellt. Die Erfahrung und die Qualifikation unserer Mitarbei-ter ermöglichen es uns, unter anderem umfangreiche Due-Diligence-Prozesse sowie komplexe Struktu-rierungen im Wertpapier- sowie Immobilienbereich eigenständig vorzunehmen.

Herr Altenhoff, wovon profitieren Ihre Mitglieder

und Rentner als Versicherte der Ärzteversorgung

Westfalen­Lippe?

Mit unserer vergleichsweise langen Expertise und der Bereitschaft, pragmatisch und unvoreingenommen an neue Investments heranzugehen, nimmt uns der Markt als attraktiver Kapitalanlagepartner wahr. Dank unseres breit gefächerten Netzwerkes erschließen sich interessante Investitionsvorhaben frühzeitig. Dabei geht es oftmals um große Investitionsvolumina von mehr als 100 Millionen Euro und um Projekte, die bei überschaubaren Risiken zuverlässige Renditen erwarten lassen. Privatinvestoren sowie kleinere institutionelle Anleger können Investitionen dieser Größenordnung in den allermeisten Fällen nicht eigenständig abbilden und wenn, dann nur über Infrastruktur- oder Immobilienfonds Dritter mit hohen, zum Teil auch intransparenten Kosten. Hinzu kommt, dass sich die Risikostruktur von ehemals als besonders sicher geltenden Anlageformen, wie Staats-anleihen, Bankschuldverschreibungen etc., deutlich verschlechtert hat und eine Verbesserung dieser Situation nicht wirklich in Sicht ist. Schon deshalb ist es uns wichtig, Anlageformen zu finden, die auch im Krisenfall noch Sicherheitspotenzial, zum Beispiel durch Grundpfandrechte oder Ausfallbürgschaften, aufweisen. In der Vergangenheit ist es der ÄVWL gelungen, trotz aller Widrigkeiten des Kapitalmarkt- umfeldes auskömmliche Erträge zu generieren und damit den Rechnungszins zu erzielen. Das wird auch für die kommenden Jahre die Handlungsmaxime sein – um nach wie vor für unsere Mitglieder und Rentner ein verlässlicher Partner in der Altersvorsorge zu sein.

Um den Rechnungszins für unsere Mitglieder und

Rentner erreichen zu können, investiert die ÄVWL seit

geraumer Zeit zunehmend in komplexere Anlagen.

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Massive Kräne, jeweils rund 2.000 Tonnen schwer und bis zu 138 Meter hoch –

DP World London Gateway ist seit 1990 der erste Hafen, der im Vereinigten Königreich

neu in Betrieb genommen wurde. Derzeit sind zwei Kaianlagen installiert, die dritte soll

Ende 2016 ihre Arbeit aufnehmen. Nach endgültiger Fertigstellung können hier etwa

3,5 Millionen Container-Einheiten pro Jahr entladen werden. Zum Vergleich:

Der Umschlag des Hamburger Hafens betrug im Jahr 2014 9,7 Millionen Container-

Einheiten. Die Ärzteversorgung Westfalen-Lippe hat sich im Rahmen eines Konsortiums

an der Finanzierung dieses Infrastrukturprojektes beteiligt.

ÄVWL mit an Bord+ DP WORLD LONDON GATEWAY – BEDEUTENDES HAFENPROJEK T +

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I N V E S T I T I O N E N I N

I N F R A S T R U K T U R P R O J E K T E

V E R S P R E C H E N Z U V E R L Ä S S I G E

C A S H F L O W S .

» I N N OVAT I V I N V E ST I E R E N « 1. L AG E B E R I C H T 2 . JA H R E SA B S C H LU S S

80TONNEN kann ein Hafenkran heben.

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Ä R Z T E V E R S O RG U N G W E ST FA L E N - L I P P E G E S C H Ä F TS B E R I C H T 2 015

Wer heutzutage solide Renditen erwirtschaften möchte, muss mit einem hohen Maß an Komplexität

umgehen können.

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DP WORLD LONDON GATEWAY

Der Tiefseehafen im Osten der britischen Hauptstadt wurde erbaut, um langfristig an insgesamt sechs Liegeplätzen Containerschiffe aus aller Welt zu emp-fangen und damit ein Tor für den Welthandel zu werden. Es bestehen Schifffahrtsrouten nach Asien, Nordamerika, zur südamerikanischen Ost- und West-küste, in den Nahen Osten sowie nach Südafrika und Europa. Die aktuell größten Container-Riesen mit bis zu 400 Metern Länge und einer Kapazität von bis zu 20.000 Ladeeinheiten, auch Twenty-foot Equivalent Units oder TEU genannt, können in DP World London Gateway be- und entladen werden. Jeder der Hafen- kräne kann rund 80 Tonnen heben.

Eigentümer und Sponsor von DP World London Gate-way ist Dubai Ports World (DP World Limited), einer der weltweit größten Hafenbetreiber mit mehr als 60 Häfen auf sechs Kontinenten mit Sitz in den Vereinig-ten Arabischen Emiraten. Die ÄVWL hat sich gemein-sam mit drei weiteren Investoren im Rahmen eines Konsortiums an der Finanzierung dieses bedeutenden Hafenprojektes beteiligt. Die Gründe für diese Investi-tion: 95 Prozent des Handelsvolumens in Großbritan-nien werden über Häfen abgewickelt. Großbritannien hat bisher nur eine sehr eingeschränkte Kapazität für besonders große Containerschiffe mit bis zu 20.000 TEU, die aktuell 82 Prozent der weltweiten Schiffsbestellungen ausmachen. Im Gegensatz zu den Alternativhäfen weist DP World London Gateway eine logistisch günstige Lage zum Ballungszentrum Lon-don auf. Außerdem ist der neue Hafen auf dem aktuel-len Stand der Technik und bietet somit mehr Zuverlässigkeit, eine höhere Produktivität und eine höhere Effizienz als Alternativhäfen.

BESONDERHEITEN DES PROJEKTES

Infrastrukturprojekte, wie DP World London Gateway, versprechen über lange Zeiträume zuverlässige Cash-flows – und das bei überschaubaren Risiken. Die Um-setzung eines Infrastrukturprojektes ist zugleich aber immer ein umfassender, vielschichtiger Prozess, der in allen Belangen maßgeschneiderte Lösungen erfor-dert. Die Projektfinanzierung von DP World London Gateway gestaltete sich äußerst komplex: Langwieri-ge und herausfordernde Verhandlungen mit dem Projektsponsor standen auf der Tagesordnung. Das verdeutlichen zum Beispiel über zehn Verhandlungs-runden hinsichtlich der Kreditverträge. Einzig und al-lein die Kreditverträge umfassen über 400 Seiten. Zusätzliche Komplexität ergab sich durch den Abstim-mungsbedarf mit drei Co-Investoren aus der Versiche-rungswirtschaft: Legal & General, Pension Protection Fund sowie MEAG. Insgesamt zog sich die Verhand-lungsdauer über einen Zeitraum von knapp zwei Jahren. Mehr als 1.500 E-Mails, etwa 200 Stunden an Telefon-konferenzen und zahlreiche Präsenztermine belegen die umfangreiche Korrespondenz.

Für die ÄVWL aber steht fest: Mit Anlagen „von der Stange“ lässt sich der Rechnungszins nicht errei-chen. Wer heutzutage solide Renditen erwirtschaften möchte, muss mit einem hohen Maß an Komplexität umgehen können.

3,5 MillionenC O N T A I N E R - E I N H E I T E N

» I N N OVAT I V I N V E ST I E R E N « 1. L AG E B E R I C H T 2 . JA H R E SA B S C H LU S S

L O N D O N , G R O S S B R I T A N N I E N

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D I E I N V E S T I T I O N I N D A S P A T R I O T S P L A Z A

I N D E R V I E R T G R Ö S S T E N M E T R O P O L R E G I O N

D E R U S A V E R S P R I C H T S T A B I L E

C A S H F L O W S S O W I E E R T R Ä G E O B E R H A L B

D E S R E C H N U N G S Z I N S E S .

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+ GLOBAL STATT LOKAL +

ÄVWL investiert in das Patriots Plaza

in Washington, D.C.

Pulsierend, kosmopolitisch, international – das ist Washington, D.C.

Als Bundeshauptstadt der USA und Sitz von Parlament, Regierung und

Oberstem Gericht bietet diese Metropole den optimalen Standort für wertstabile

Immobilieninvestitionen. Die Ärzteversorgung Westfalen-Lippe entschloss

sich folglich dazu, in Form eines Joint Ventures in das Patriots Plaza zu

investieren. Der Bürokomplex liegt in unmittelbarer Nähe zum US Capitol

im Stadtzentrum von Washington, D.C. und wirft nicht nur sichere Erträge ab,

sondern veredelt auch das Portfolio der ÄVWL mit einer weiteren

internationalen Immobilie.

» I N N OVAT I V I N V E ST I E R E N « 1. L AG E B E R I C H T 2 . JA H R E SA B S C H LU S S

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Ä R Z T E V E R S O RG U N G W E ST FA L E N - L I P P E G E S C H Ä F TS B E R I C H T 2 015

WAS ZEICHNET DAS PATRIOTS PLAZA AUS?

Das Patriots Plaza ist ein Ensemble aus drei in C-Form um einen Innenhof angeordneten Büroob-jekten mit je zwölf Etagen. Das Patriots Plaza I wur-de 2005 errichtet, die Gebäude II und III folgten im Jahr 2009. Insgesamt verfügen die Immobilien über rund 91.000 Quadratmeter Bürofläche. 90 Prozent der Flächen sind an verschiedene US-Bundesbehörden mit AA-Rating-Klassifikation, wie zum Beispiel an das

Department of Labor, das FBI und das Department of Agriculture, zum Teil langfristig vermietet. Die aus-gezeichnete Objektqualität belegt unter anderem die sogenannte Leadership in Energy und Environmen-tal Design (LEED)-Zertifizierung mit Silber und Gold. Dieses Klassifizierungssystem definiert eine Reihe von Standards für umweltfreundliches, ressourcen-schonendes und nachhaltiges Bauen.

W A S H I N G T O N , D . C . , U S A

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Vor allem aber überzeugt das Patriots Plaza durch sei-ne exponierte Lage. Wie auch die wichtigsten Monu-mente, Gebäude und Museen befindet es sich direkt an der Mall, dem fünf Kilometer langen parkartigen Grünzug, der zentrales Element der Stadtstruktur und Anlaufpunkt vieler Reisender ist.

Die Ärzteversorgung erwarb den Gebäudekomplex über ein strategisches Joint Venture gemeinsam mit dem Multi-Employer Property Trust (MEPT), einem nordamerikanischen Pensionsfonds, dessen Portfolio aus 92 Investments mit 242 Gebäuden in 25 Metropol-regionen der USA besteht. Assetmanager ist Bentall Kennedy, einer der größten nordamerikanischen Real-Estate-Investment-Berater.

Für die Ärzteversorgung Westfalen-Lippe ist das Pa-triots Plaza in der wirtschaftlich viertgrößten Metro-polregion der USA ein besonders attraktives Objekt: Es lässt stabile Cashflows sowie Erträge oberhalb des Rechnungszinses erwarten.

WAS ZEICHNET DIE UMSETZUNG DES PROJEKTES AUS?

Weg von den Besonderheiten des Objektes, hin zu den Besonderheiten der Umsetzung des Projektes. Seit einigen Jahren geht die ÄVWL verstärkt dazu über, ihren historisch gewachsenen Immobilienbestand zu bereinigen und durch großvolumigere Projekte in 1A-Lagen zu ergänzen. Anstatt zu einem großen Teil lokal zu investieren, steht nun die globale Diversifika-tion im Fokus – sei es Tokio, London oder wie in diesem Fall Washington. So attraktiv die Investitionsmöglich-keiten in den internationalen Top-Lagen auch sind, so sehr bringen sie aber auch zwangsläufig ein erhöhtes Maß an Komplexität mit sich. Bei einer Investition, wie in das Patriots Plaza, wirken nahezu ein Dutzend Par-teien mit. Angefangen bei der Beauftragung von ame-rikanischen Wertgutachtern und technischen Beratern über international tätige Großkanzleien auf deutscher sowie amerikanischer Seite, die die Vertragswerke un-ter aufsichtsrechtlichen Gesichtspunkten prüfen, bis hin zur Mandatierung von Gesellschaften, die für die Verwaltung der Immobilien nach Ankauf zuständig sind. Vor allem die Besonderheiten der unterschied-lichen Rechtssysteme stellen die beteiligten Parteien vor Herausforderungen. Zugleich muss sichergestellt werden, dass richtungsweisende Entscheidungen,

sogenannte Major Decisions, nicht ohne die ÄVWL getroffen werden können. Für die Mitarbeiter der ÄVWL sind internationale Projekte, wie das Patriots Plaza, mit einem erhöhten Koordinierungsaufwand verbunden. Zur Veranschaulichung: Für einige Mit-arbeiter der ÄVWL bedeutete dies unter anderem die Bearbeitung von bis zu 100 E-Mails am Tag (nur das Projekt betreffend), zahlreiche auf Englisch gehaltene Verhandlungen und Telefonkonferenzen über mehrere Stunden sowie ein ausgefeiltes Timing aufgrund der Zeitverschiebung. Die Realisierung des Projektes er-streckte sich über einen Zeitraum von insgesamt rund acht Monaten (April 2015 bis November 2015).

Es lässt sich also zusammenfassen: Der Blick über den Tellerrand ist unabdingbar. Global statt lokal lautet die Devise. Die Kunst dabei: geeignete Investitionen im internationalen Kontext identifizieren und komplexe Strukturen abbilden, die aufgrund erhöhter Rendite-/Risiko-Profile zu attraktiven und soliden Renditen führen.

D A S F O Y E R D E S P A T R I O T S P L A Z A B E S T I C H T

D U R C H S E I N L I C H T D U R C H F L U T E T E S A M B I E N T E .

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LAGEBERICHTINHALT

+ VERSICHERUNGSBETRIEB Mitglieder, Beiträge, Leistungen

+ VERMÖGENSANLAGE Volkswirtschaft und Kapitalmärkte, Kapitalanlage

+ VERWALTUNGSKOSTEN

+ RISIKO- UND CHANCENBERICHT

+ PROGNOSE- UND NACHTRAGSBERICHT

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LAGEBERICHT

1

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Ä R Z T E V E R S O RG U N G W E ST FA L E N - L I P P E G E S C H Ä F TS B E R I C H T 2 015

Gesamtmitgliederzahl der ÄVWL weiterhin steigend

Zum 31. Dezember 2015 sind 59,6 Prozent der beitragszahlenden Mitglieder im Angestelltenver-hältnis tätig, zum 31. Dezember 2014 waren es 59,0 Prozent. Der Anteil der Gruppe der selbstständi-gen Mitglieder ist von 31,1 Prozent auf 30,0 Prozent gesunken. Gesondert ausgewiesen sind die mehrfach beschäftigten Mitglieder mit einem Anteil von 2,9 Pro-zent (Vorjahr: 2,5 Prozent). Bei den mehrfach beschäf-tigten Mitgliedern handelt es sich um Ärztinnen und Ärzte, die neben ihrer Angestelltentätigkeit noch eine

Für das Geschäftsjahr 2015 konstatiert die Ärzteversorgung Westfalen-Lippe

eine Gesamtmitgliederzahl von 41.123. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet

dies einen Zuwachs von rund 1,7 Prozent.

selbstständige Tätigkeit ausüben oder umgekehrt. Der Anteil der freiwilligen Mitglieder beträgt 2,9 Prozent und hat sich im Vergleich zum Vorjahr leicht erhöht. Unter „Sonstige“ sind zusammengefasst: die arbeitslo-sen Mitglieder (Anteil 0,6 Prozent; Vorjahr 0,5 Pro-zent), Mitglieder im Mutterschutz beziehungsweise in Elternzeit, diejenigen Mitglieder, die kurzfristig keine ärztliche Tätigkeit ausüben, sowie weitere Sonderfälle (Anteil 4,0 Prozent; Vorjahr 4,2 Prozent).

59,6 %angestellte Mitglieder

+ 1,7 %Mitglieder-zuwachs

GESAMTMITGLIEDERZAHL

0

10.000

20.000

30.000

40.000

50.000

20152006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

33.857 34.565 35.096 35.770 36.687 37.76539.114 39.597 40.446

ZUSAMMENSETZUNG DES BEITRAGSZAHLENDEN MITGLIEDERBESTANDES in Prozent

Angestellte Mitglieder 59,6

Selbstständige Mitglieder 30,0

Mehrfach beschäftigte Mitglieder 2,9

Freiwillige Mitglieder 2,9

Sonstige 4,6

41.123

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ÄVWL VERZEICHNET WEITERHIN

HOHEN MITGLIEDERNEUZUGANG

1.042 Ärztinnen und 1.188 Ärzte wurden im Jahr 2015 neu in das Versorgungswerk aufgenommen. Wie im Vorjahr liegt der Mitgliederneuzugang oberhalb der versicherungstechnischen Annahmen für den ewigen Neuzugang, was eine wichtige Voraussetzung für die Stabilität des Versorgungswerkes ist.

Weitere Zugänge ergeben sich durch die Gruppe der „Reaktivierten“. Hierbei handelt es sich um Ärztin-nen und Ärzte, die aus der Gruppe der Empfänger von Berufsunfähigkeitsrenten in den aktiven Mitglieder-bestand zurückgekehrt sind.

+ 2.230neue Mitglieder

Bei den Abgängen zeigt sich, dass insgesamt für 822 Mitglieder, die den Kammerbereich gewechselt ha-ben, die eingezahlten Beiträge an das neu zuständige Versorgungswerk übergeleitet wurden. Die Überleitung an ein anderes Versorgungswerk ist damit nach wie vor der häufigste Grund für das Ausscheiden aus dem Versorgungswerk. Der Eintritt in die Altersrente stellt sich als zweithäufigster Grund für das Ausscheiden aus dem aktiven Mitgliederbestand heraus. Hier ergibt sich demografiebedingt ein deutliches Übergewicht der Zahl der Ärzte gegenüber der Zahl der Ärztinnen.

Die übrigen Gründe für das Ausscheiden aus dem Ver-sorgungswerk sind der unten stehenden Tabelle zu entnehmen.

» I N N OVAT I V I N V E ST I E R E N « 1. L AG E B E R I C H T 2 . JA H R E SA B S C H LU S S

V E R S I C H E RU N G S B E T R I E B

GRÜNDE FÜR DAS AUSSCHEIDEN

ÄRZTINNEN ÄRZTE INSGESAMT VORJAHR

Überleitung an ein anderes Versorgungswerk 357 465 822 731

Altersrente 161 470 631 577

Berufsunfähigkeit 34 39 73 65

Tod 11 25 36 35

Sonstiger Abgang 0 0 0 7

Gesamt 563 999 1.562 1.415

MITGLIEDERNEUZUGANG

ÄRZTINNEN ÄRZTE

0

500

1.000

1.500

2.000

2.500

20152006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

1.042

903 906905 969

992

1.054 1.0681.063

1.192

944 991913 882

1.010

1.076

1.141 1.127 1.1251.188

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Ä R Z T E V E R S O RG U N G W E ST FA L E N - L I P P E G E S C H Ä F TS B E R I C H T 2 015

Zum 31. Dezember 2015 erhöhte sich die Zahl der abgabenfreien Mitgliedschaften auf 5.734 gegen-über 5.489 zum Ende des Jahres 2014. Abgabenfreie Mitgliedschaften ergeben sich im Wesentlichen durch das im Jahr 2005 eingeführte Lokalitätsprinzip. Denn: Verlassen Ärztinnen und Ärzte den Kammerbereich Westfalen-Lippe, können sie ihre Mitgliedschaft bei der Ärzteversorgung Westfalen-Lippe nicht fortsetzen. Damit zahlen sie in der Regel auch keine Versorgungs-abgaben mehr an die ÄVWL, die aufgrund der bisher gezahlten Beiträge erworbenen Rentenanwartschaf-

ten bleiben jedoch bestehen. Zu einer abgabenfreien Mitgliedschaft führen außerdem die Einstellung der ärztlichen Tätigkeit für einen längeren Zeitraum sowie die Übernahme in ein Beamtenverhältnis.

Per Saldo ergibt sich daraus, dass die Anzahl der bei-tragszahlenden Mitglieder im Geschäftsjahr 2015 um 432 auf 35.389 Ärztinnen und Ärzte angewachsen ist.

Die folgende Tabelle fasst die gesamten Mitglieder- bewegungen des Jahres 2015 zusammen:

35.389 beitragszahlende

Mitglieder

MITGLIEDERBEWEGUNGEN DES JAHRES 2015

ÄRZTINNEN ÄRZTE INSGESAMT VORJAHR

Gesamtmitglieder zum 01.01.2015 17.891 22.555 40.446 39.597

+ Zugänge Erstzahler 1.042 1.188 2.230 2.255

+ Zugänge Reaktivierte / Sonstige 7 2 9 9

- Abgänge 563 999 1.562 1.415

Gesamtmitglieder zum 31.12.2015 18.377 22.746 41.123 40.446

- Abgabenfreie Mitglieder zum 31.12.2015 2.613 3.121 5.734 5.489

Beitragszahlende Mitglieder zum 31.12.2015 15.764 19.625 35.389 34.957

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Erfreuliche Entwicklung der Beitragseinnahmen

Die Mitglieder der Ärzteversorgung Westfalen-Lippe leisteten für das Geschäfts-

jahr 2015 Versorgungsabgaben zur Grundversorgung in Höhe von 455,2 Millio-

nen Euro. Gegenüber dem Vorjahr (442,2 Millionen Euro) beträgt die Steigerung

2,9 Prozent.

Auch im Jahr 2015 nutzten die Mitglieder der Ärzte-versorgung wieder stark die Möglichkeiten zur Ein-zahlung in die freiwillige Zusatzversorgung. Dort dürfen die Mitglieder einzahlen, die bereits in der Grundversorgung die höchstmögliche Versorgungs-abgabe geleistet haben. Insgesamt wurden von 2.456 Mitgliedern (Vorjahr: 2.238) 21,3 Millionen Euro eingezahlt. Die Beitragssumme des Vorjahres wurde damit um 2,1 Millionen Euro bzw. um 10,9 Prozent übertroffen. Daneben gingen noch Beiträge aus Nach-versicherungen für aus dem Beamtenstatus ausge-schiedene Ärztinnen und Ärzte sowie Beiträge aus Überleitungen anderer ärztlicher Versorgungswerke in Höhe von 23,5 Millionen Euro (Vorjahr: 21,9 Mil-lionen Euro) ein.

Die gesamten Beitragseinnahmen betrugen somit 500,0 Millionen Euro, nach 483,3 Millionen Euro im Jahr 2014. Dies ist ein Zuwachs von 3,5 Prozent. Die positive Entwicklung der Beitragseinnahmen setzt

sich mit diesem Ergebnis fort. Gründe für die Stei-gerung der Beitragseinnahmen dürften nach wie vor das Niedrigzinsumfeld und die daraus resultierende relative Attraktivität des Versorgungswerkes im Ver-gleich zu anderen Altersvorsorgemöglichkeiten sein. Aus dem Beitragseingang in der Grundversorgung er-gibt sich gemäß § 26 der Satzung eine durchschnitt-liche Versorgungsabgabe in Höhe von 13.548 Euro. Gegenüber dem Vorjahr (13.368 Euro) bedeutet dies eine Steigerung um rund 1,35 Prozent. Diese Steige-rung wird auch als Beitragsproduktivität bezeichnet.

Die durchschnittliche Versorgungsabgabe des Jahres 2015 ist für die Mitglieder, die nicht als Angestellte den Pflichtbeitrag wie in der gesetzlichen Rentenver-sicherung zu leisten haben, also im Wesentlichen für die selbstständig tätigen Mitglieder, Grundlage für die zu leistenden Versorgungsabgaben des Jahres 2017.

+ 1,35 %Beitrags-

produktivität

» I N N OVAT I V I N V E ST I E R E N « 1. L AG E B E R I C H T 2 . JA H R E SA B S C H LU S S

V E R S I C H E RU N G S B E T R I E B

ENTWICKLUNG DER BEITRAGSEINNAHMEN in Millionen Euro

ANDERE BEITRÄGE GRUNDVERSORGUNG

0

100

200

300

400

500

20152006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

455,2

335,7346,7 357,1 369,6

385,4400,6 411,3

426,9442,2

44,8

14,918,7

21,222,4

22,824,1 25,8

43,841,1

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Ä R Z T E V E R S O RG U N G W E ST FA L E N - L I P P E G E S C H Ä F TS B E R I C H T 2 015

Die Kammerversammlung der Ärztekammer Westfa-len-Lippe hat im Juni 2015 beschlossen, die Pflicht- abgabe für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte ab dem Jahr 2016 standardmäßig auf das 1,3-Fache (bisherige Regelung: 1,1-Fache) der durchschnitt- lichen Versorgungsabgabe des vorletzten Geschäfts-

Auf Basis der festgestellten durchschnittlichen Versorgungsabgabe ergeben sich für das Jahr 2017 damit folgende Versorgungsabgaben:

jahres festzusetzen (siehe auch Seiten 08 bis 09). Nach der Satzung besteht für alle niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte zugleich jedoch die Möglich-keit, auf formlosen Antrag hin ihren Beitrag auf das 1,2- oder 1,1-Fache zu reduzieren.

Für die vom Pflichtbeitrag in der gesetzlichen Renten-versicherung abhängigen Mitglieder steht der Beitrag für das Jahr 2017 noch nicht fest, da die Beitragsbe-messungsgrenze und der Beitragssatz in der gesetzli-chen Rentenversicherung erst gegen Ende des Jahres 2016 festgelegt werden.

35,9 %der selbststän-

digen Mitglieder zahlten die

Höchstabgabe

Pflichtabgabe (höchstmögliche Abgabe): 17.612,40 Euro/Jahr

1,2-Fache: 16.257,60 Euro/Jahr

1,1-Fache: 14.902,80 Euro/Jahr

35,9 PROZENT DER SELBSTSTÄNDIGEN MITGLIEDER

ZAHLTEN DAS 1,3-FACHE

Im Geschäftsjahr 2015 zahlten von den selbstständig tätigen Ärztinnen und Ärzten der ÄVWL inklusive der Mehrfachbeschäftigten 4.176 Mitglieder (35,9 Prozent; Vorjahr 35,2 Prozent) das 1,3-Fache der durchschnitt-lichen Versorgungsabgabe des vorletzten Geschäfts-jahres und schöpften damit die Beitragsmöglichkeiten in der Grundversorgung vollständig aus.

ANTEIL DER HÖCHSTABGABENZAHLER in Prozent der selbstständigen Mitglieder

0

5

10

15

20

25

30

35

40

20152006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

35,9

24,526,7

28,1 28,730,0

31,032,6

33,635,2

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Diejenigen selbstständigen Mitglieder, die eine bestimmte Einkommensgrenze überschreiten, muss-ten im Jahr 2015 das 1,1-Fache der durchschnittlichen Versorgungsabgabe des vorletzten Geschäftsjahres entrichten. Die Zahl dieser Beitragsgruppe ist mit 4.343 (Vorjahr: 4.450) (inklusive der Mehrfachbe-schäftigten) weiter rückläufig. Die Gruppe derer, die sich als selbstständig tätige Mitglieder in der Anlaufphase ihrer Praxistätigkeit befinden, sowie die Gruppe derer, die sich anhand des Einkommensteu-erbescheides mit 14 Prozent des Praxisgewinns zu den Versorgungsabgaben veranlagen lassen, umfasste im abgelaufenen Geschäftsjahr 3.127 Ärztinnen und Ärzte inklusive der Mehrfachbeschäftigten (Vorjahr: 3.151).

Die größte Mitgliedergruppe der Ärzteversorgung Westfalen-Lippe ist die Gruppe der angestellt täti-gen Mitglieder, die bis auf wenige Ausnahmen von der Versicherungspflicht in der gesetzlichen Renten-versicherung zugunsten der Ärzteversorgung West-falen-Lippe befreit sind. Sie zahlen den Beitrag, den

sie ansonsten an die gesetzliche Rentenversicherung zu zahlen hätten. Bei einem monatlichen Bruttogehalt von 6.050 Euro oder darüber musste der Höchstbei-trag von 1.131,36 Euro monatlich entrichtet werden. Der Beitrag der von der Versicherungspflicht in der gesetzlichen Rentenversicherung befreiten Mitglieder wird je zur Hälfte von Arbeitgeber und Arbeitnehmer getragen. Von diesen angestellt tätigen Mitgliedern entrichtet eine deutlich steigende Zahl von Ärztinnen und Ärzten einen zusätzlichen freiwilligen Beitrag. Diese Mitglieder stocken ihren Pflichtbeitrag auf die Höchstabgabe auf. 1.959 angestellte Mitglieder (rund 5 Prozent mehr als im Vorjahr) nutzten im Jahr 2015 die Beitragsmöglichkeiten der Grundversorgung voll-kommen aus. Zu diesem zusätzlichen Beitrag zahlt der Arbeitgeber keinen Zuschuss. Insgesamt zahlten 9,3 Prozent (Vorjahr: 9,0 Prozent) der angestellt tätigen Mitglieder die Höchstabgabe.

Die Entwicklung der Beitragseinnahmen verlief im Rahmen der im versicherungsmathematischen Gutachten zugrunde gelegten Annahmen.

» I N N OVAT I V I N V E ST I E R E N « 1. L AG E B E R I C H T 2 . JA H R E SA B S C H LU S S

V E R S I C H E RU N G S B E T R I E B

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Ä R Z T E V E R S O RG U N G W E ST FA L E N - L I P P E G E S C H Ä F TS B E R I C H T 2 015

Kontinuierliche Zunahme der Versorgungsleistungen

Im Jahr 2015 betrug der Aufwand für Versorgungsleistungen aus der Grund-

versorgung 417,5 Millionen Euro, nach 402,8 Millionen Euro im Jahr 2014.

Dies ist eine Erhöhung um 3,6 Prozent. Der Zuwachs resultiert insbesondere

aus dem Anstieg der Rentenleistungen für die Altersrente.

Für Altersrenten aus der Grundversorgung wurden gegenüber dem Vorjahr 14,2 Millionen Euro mehr ge-zahlt, was einen Zuwachs von 4,4 Prozent ausmacht. Der Aufwand für Witwen-/Witwerrenten aus der Grundversorgung betrug im Jahr 2015 55,8 Millionen Euro (Vorjahr: 54,3 Millionen Euro). Hier verzeich-net die ÄVWL einen Anstieg von rund 2,8 Prozent. Außerdem wurden zum 31. Dezember 2015 1.691 Kinderzuschüsse (Vorjahr: 1.773) zu den Alters- und Berufsunfähigkeitsrenten gemäß § 17 der Satzung in Höhe von 5,0 Millionen Euro (Vorjahr: 5,3 Millionen Euro) gezahlt.

Für die freiwillige Zusatzversorgung lässt sich fest-halten, dass insgesamt 8,5 Millionen Euro (Vorjahr: 8,2 Millionen Euro) an Versorgungsleistungen entrich-tet wurden. Dies bedeutet eine Steigerung um 0,3 Mil-lionen Euro beziehungsweise rund 3,7 Prozent.

Der Gesamtbeitrag der Versorgungsabgaben, die im Rahmen von Überleitungsabkommen an andere Ver-sorgungswerke übergeleitet wurden, betrug im Jahr 2015 inklusive Zinsen 34,6 Millionen Euro (Vorjahr: 29,1 Millionen Euro).

+ 3,6 %Versorgungs-

leistungen

AUFWAND FÜR VERSORGUNGSLEISTUNGEN* in Millionen Euro

* GRUNDVERSORGUNG

0

100

200

300

400

500

20152006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

417,5

284,3298,1

315,6331,0

341,8354,6

371,0384,1

402,8

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39 /

ALTERSRENTEN

Zum 31. Dezember 2015 hat sich der Bestand an gezahlten Altersrenten von 10.260 auf 10.712 erhöht. 691 (Vorjahr: 645) Mitglieder bekamen 2015 erst-mals eine Altersrente ausgezahlt. 239 (Vorjahr: 198) Altersrentner sind im Geschäftsjahr 2015 verstor-ben. Von den Rentenzugängen des Jahres 2015 waren 37,9 Prozent vorgezogene Altersrenten, 48,3 Prozent Altersrenten mit Vollendung der Regelaltersgrenze, 4,8 Prozent der Altersrenten waren über das 65. Lebens-jahr hinausgeschobene Altersrenten, 6,1 Prozent der Renten gingen von der Berufsunfähigkeitsrente in die Altersrente über, weil die Regelaltersgrenze vollendet wurde.1

Der deutliche Rückgang der vorgezogenen Alters-renten (siehe Tabelle auf der nachfolgenden Seite) deutet im langfristigen Trend auf veränderte Vorstel-lungen unserer Mitglieder hinsichtlich der Beschäfti-gung im Alter hin.

Die allgemeine Rentenbemessungsgrundlage belief sich im Jahr 2015 auf 46.919 Euro und hat damit das-selbe Niveau wie im Jahr 2014.

» I N N OVAT I V I N V E ST I E R E N « 1. L AG E B E R I C H T 2 . JA H R E SA B S C H LU S S

V E R S I C H E RU N G S B E T R I E B

1 Die Differenz in Höhe von 2,9 Prozent resultiert aus Fällen des Versorgungsausgleichs, aus interner Teilung sowie aus Altersrentnern, die im selben Jahr verstorben sind.

AUFWAND FÜR LEISTUNGEN IM JAHR 2015 in Millionen Euro

LEISTUNGSART GRUND- VERSORGUNG

FREIWILLIGEZUSATZVERSORGUNG

INSGESAMT VORJAHR

Altersrenten 334,3 7,3 341,6 327,2

Berufsunfähigkeitsrenten 13,0 0,1 13,1 13,8

Witwen-/Witwerrenten 55,8 1,0 56,8 55,2

Waisen-/Halbwaisenrenten 1,7 0,0 1,7 1,8

Kinderzuschüsse 5,0 0,1 5,1 5,4

Sterbegelder 1,2 0,0 1,2 1,2

Kapitalabfindung bei Wiederverheiratung 0,0 0,0 0,0 0,4

Kapitalabfindung anstelle einer Altersrente 0,0 0,0 0,0 0,0

Zuschüsse zu Reha-Maßnahmen 0,0 0,0 0,0 0,0

Zahlungen für Versorgungsausgleich gegen-über der gesetzlichen Rentenversicherung

6,5 0,0 6,5 6,0

Gesamt 417,5 8,5 426,0 411,0

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Ä R Z T E V E R S O RG U N G W E ST FA L E N - L I P P E G E S C H Ä F TS B E R I C H T 2 015

BERUFSUNFÄHIGKEITSRENTEN

Im Jahr 2015 gab es 76 Zugänge zur Berufsunfähig-keitsrente, wovon an 73 Mitglieder erstmalig eine Berufsunfähigkeitsrente gezahlt wurde. Von den 73 Erstanträgen wiederum wurden 23 Renten befristet und 44 unbefristet genehmigt. Ferner sind im Jahr

2015 6 neu zugegangene Berufsunfähigkeitsrentner verstorben. Die Gesamtzahl der am 31. Dezember 2015 registrierten und anerkannten Berufsunfähigkeitsren-ten hat sich gegenüber dem Vorjahr nicht verändert (495 Ärztinnen und Ärzte).

ANZAHL DER RENTENZUGÄNGE ZUR BERUFSUNFÄHIGKEITSRENTE

BEFRISTET UNBEFRISTET

0

20

40

60

80

100

20152006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

44

23

53

40

71

56

44

3633

37 36

26

17

28

18

23

19 2317

22

ANTEIL DER VORGEZOGENEN ALTERSRENTEN AN DEN RENTENNEUZUGÄNGEN in Prozent

0

10

20

30

40

50

60

20152006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

37,9

52,1 52,150,6

45,147,8

40,9 40,937,7

35,7

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Im Geschäftsjahr 2015 endete bei 76 Mitgliedern die Zahlung der Berufsunfähigkeitsrente oder es war über eine Verlängerung noch nicht entschieden. Die Grün-de für das Ausscheiden waren unter anderem Tod (21), Reaktivierung (9) oder Erreichen der Regel- altersgrenze (42). Weiterhin wurde in 4 Fällen ein Antrag auf Weitergewährung der befristeten Berufs-unfähigkeitsrente gestellt, über den bis zum Ende des Jahres noch nicht entschieden war.

Insgesamt verlief die Entwicklung der Aufwände für Versorgungsleistungen im Rahmen der im versiche-rungsmathematischen Gutachten zugrunde gelegten Annahmen.

» I N N OVAT I V I N V E ST I E R E N « 1. L AG E B E R I C H T 2 . JA H R E SA B S C H LU S S

V E R S I C H E RU N G S B E T R I E B

ERKRANKUNGEN, DIE ZUR BERUFSUNFÄHIGKEIT FÜHREN in Prozent

Psychische und Suchterkrankungen 40,3

Tumorerkrankungen 25,0

Erkrankungen des Nervensystems 23,6

Herz- und Gefäßerkrankungen 2,8

Sonstige 8,3

ANZAHL DER ZU- UND ABGÄNGE BEI DEN EINZELNEN RENTENARTEN IM JAHR 2015

ANZAHL ZUM01.01.2015

ZUGÄNGE 2015

ABGÄNGE 2015

ANZAHL ZUM31.12.2015

Altersrenten 10.260 691 239 10.712

Berufsunfähigkeitsrenten 495 76 76 495

– davon befristet 38 39

Witwenrenten 2.739 161 127 2.773

Witwerrenten 202 23 5 220

Waisenrenten 600 66 91 575

Leistungsbezieher gesamt 14.296 1.017 538 14.775

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Volkswirtschaften und Kapitalmärkte leiden unter Drogenentzug

Das zentrale strukturelle Problem der meisten Volks-wirtschaften blieb auch im Jahr 2015 ungelöst: unzu-reichendes Wirtschaftswachstum bei zunehmender (Staats-)Verschuldung. Die Weltwirtschaft verlor laut Angaben des Internationalen Währungsfonds weiter an Schwung und wuchs im Jahr 2015 nur um 3,1 Pro-zent. Während die Eurozone um 1,5 Prozent, Deutsch-land um 1,7 Prozent und die USA immerhin um 2,6 Prozent zulegen konnten, haben die Entwicklungs- und Schwellenländer mit einem Wachstum von knapp 4 Prozent ein für ihre Verhältnisse enttäuschendes Bild abgegeben. Länder, wie beispielsweise Brasilien, Russland oder Südafrika, die lange Zeit als Wachs-tumsmotor des globalen Wirtschaftswachstums galten, litten unter dem Verfall der Rohstoffpreise, dem star-ken US-Dollar und der Schwäche Chinas.

Nach offiziellen Angaben vermeldete China nur noch ein Jahreswachstum von 6,9 Prozent. Dies ist der ge-ringste Wert seit einem Vierteljahrhundert, Experten

gehen aber davon aus, dass die tatsächliche Zunahme der Wirtschaftsleistung noch deutlich darunter liegen könnte. So ist das chinesische Außenhandelsvolumen 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 7 Prozent zurück-gegangen. Wie stark die Abkühlung der chinesischen Wirtschaft tatsächlich ist und wie es um die weiteren Wachstumsaussichten bestellt ist, bleibt somit unklar. Die Öffnung hin zu mehr Marktkräften gleicht einem Drahtseilakt. Immer wieder musste die chinesische Staatsführung den Versuch unternehmen, regulierend einzugreifen, sei es um das Platzen der chinesischen Aktienmarktblase im Sommer abzumildern oder um sich dem drohenden Verfall des Yuan entgegenzu-stemmen.

Das Jahr 2015 stand einmal mehr unter dem domi-nierenden Einfluss der weltweiten Notenbanken. In den USA wurde die angekündigte Erhöhung der Leit-zinsen durch die Federal Reserve (Fed) mehrmals hinausgezögert, weil die Konjunktur- und Arbeitsmarkt-

ENTWICKLUNG DES REALEN BRUTTOINLANDSPRODUKTES AUSGEWÄHLTER WIRTSCHAFTSREGIONEN

Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent

Eurozone Deutschland USA China Quelle: Statista

20152011 2012 2013 2014

1,6

3,7

- 0,8

1,6

9,5

0,4

2,2

7,8

0,3

1,5

7,77,3

1,5 1,7

2,6

6,9

2,4

1,6

0,9

- 0,4

10

4

5

6

7

8

9

3

2

1

0

-1

-2

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daten sowie die Inflationsentwicklung darauf hindeu-teten, dass sich die amerikanische Wirtschaft weniger robust entwickelte als erhofft. Die Aktienmärkte bewegten sich in den vergangenen sieben Jahren be-merkenswert synchron mit der durch Anleihekaufpro-gramme aufgeblähten Bilanz der Fed. Das eingeleitete Ende dieser Wertpapierkaufprogramme und damit der Politik des ultrabilligen Geldes (Quantitative Easing, kurz QE) löste insbesondere an den Aktienmärkten Entzugserscheinungen aus. Der Dow Jones Industrial Average sowie der S&P 500-Index erzielten auf Jahres-sicht lediglich eine Performance (inklusive der Berück-sichtigung von Dividenden) von +0,2 beziehungsweise +1,4 Prozent. Es muss bedacht werden, dass nicht nur für das größte geldpolitische Experiment der jüngeren Geschichte selbst, sondern auch für seine Beendigung keine Vorlagen existieren – eine Quelle für eine poten-zielle Verunsicherung der Märkte.

Demgegenüber hielten die Eurozone, Japan und China an ihrer expansiven Geldpolitik fest beziehungsweise bauten diese weiter aus, was zu einer zunehmenden Divergenz zwischen den großen Währungsblöcken führte. Konkret bedeutete dies: Während die Fed am 16. Dezember 2015 seit neun Jahren zum ersten Mal wieder die Zinsen um 0,25 Basispunkte angehoben hat, senkte die Europäische Zentralbank (EZB) den Zins für Bankeinlagen auf -0,3 Prozent, kaufte weiter Anleihen auf und versorgte die Marktteilnehmer auf diese Weise mit zusätzlicher Liquidität. Die Divergenz führte zu einem weiteren Anstieg des US-Dollars ge-genüber dem Euro von 11,4 Prozent. Ein Euro kostete zum Jahresultimo nur noch 1,08 US-Dollar.

Die Anleiherendite der zehnjährigen deutschen Bun-desanleihe als Indikator für das allgemeine Zinsni-veau legte im Jahresvergleich leicht von 0,54 auf 0,64 Prozent zu. Der moderate Anstieg darf aber nicht über die teils extremen Zinsbewegungen im Jahresverlauf hinwegtäuschen. Schienen Negativrenditen ange-sichts der weiteren Lockerung der EZB-Geldpolitik im April bereits ausgemachte Sache zu sein, schos-sen die Renditen innerhalb von knapp zwei Monaten

um über 100 Basispunkte in die Höhe und erreichten einen zwischenzeitlichen Höchststand von 1,05 Pro-zent. Verschiedene Faktoren, darunter bessere Kon-junkturaussichten für die Eurozone in Kombination mit einer steigenden Inflationsrate und Äußerungen verschiedener Marktteilnehmer, führten scheinbar zu einer vorweggenommenen Zinswende. Im weite-ren Verlauf gaben die Renditen jedoch relativ schnell wieder nach und pendelten sich auf ihrem Jahresulti-mo-Niveau ein.

Der europäische Aktienindex für Standardwerte EURO STOXX 50 sowie der Deutsche Aktienindex DAX erzielten eine Performance (inklusive der Be-rücksichtigung von Dividenden) von +6,4 beziehungs-weise +9,6 Prozent. Gründe für diese Entwicklung: die Liquiditätsschwemme der Notenbanken, der Mangel an Anlagealternativen und der schwache Euro. Im Jahresverlauf kam es dabei allerdings zu erheblichen Volatilitäten als Ausdruck von sich abwechselnder Hoffnung und Unsicherheit der Marktteilnehmer. Be-trachtet man exemplarisch die Entwicklung des DAX, so büßte der Index von seinem Jahreshoch im April, das mit 12.390,75 Zählern zugleich ein neues Allzeit-hoch markierte, bis zu seinem Jahrestief Ende Septem-ber rund 24 Prozent seines Wertes ein.

Auch die Entwicklung an den Rohstoffmärkten sorg-te erneut für erhebliche Irritationen. Die Preise sind im Berichtsjahr durchschnittlich um rund ein Viertel gefallen, der höchste Verlust seit dem Krisenjahr 2008. Der Ölpreis (Brent in US-Dollar) ist im Jahres-vergleich sogar um 35 Prozent gefallen, nach einem bereits erfolgten Rückgang um 47 Prozent im Vorjahr. Was den Konsumenten freut, kann mittelfristig erheb-liche Folgen nach sich ziehen. Unklar ist nämlich, ob die anhaltende Baisse durch mangelnde Nachfrage, zum Beispiel aus China, hervorgerufen wurde, was Sorgen hinsichtlich der weiteren weltweiten Konjunk-turdynamik schüren würde, oder ob ein Überangebot Auslöser des Preisverfalls war. Immerhin haben zahl-reiche Unternehmen durch Fracking in den vergange-nen Jahren erhebliche Kapazitäten aufgebaut. Sollten

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V E R M Ö G E N SA N L AG E

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diese Unternehmen aufgrund nachhaltig niedriger Verkaufserlöse ihre (zumeist in US-Dollar denominier-ten) Verbindlichkeiten nicht bedienen können, drohen Insolvenzen, die auch die Kredit gebenden Banken und damit die gesamte Wirtschaft mitreißen könn-ten. In den USA brach der Markt für hochverzinsliche Unternehmensanleihen (High-Yield-Anleihen) wegen der Pleitewelle bei den Frackingunternehmen im 3. Quartal 2015 bereits ein. Wie sehr die Erdöl expor-tierenden Länder betroffen sind, zeigt beispielswei-se die Tatsache, dass Saudi-Arabien im August 2015 Anleihen im Volumen von 5 Milliarden US-Dollar begeben musste, um Haushaltsdefizite auszugleichen.

Die Edelmetalle konnten sich dem schwachen Trend ebenfalls nicht entziehen. Gold und Silber lagen zum Jahresende mit 1.060 US-Dollar/Unze beziehungswei-se 13,82 US-Dollar/Unze in der Nähe ihrer Fünfjahres-tiefs (gerechnet in US-Dollar) und konnten ihrer Rolle als „Krisenwährung“ nicht gerecht werden.

Zu einer hohen Unsicherheit über die weitere Ent-wicklung der Märkte trugen zudem zahlreiche (geo-)politische Faktoren bei. Hierzu zählen vor allem die politischen Spannungen mit Russland, die anhalten-den Unruhen im Nahen Osten, insbesondere in Syrien, Terrorgefahren sowie die kaum abzuschätzenden Aus-wirkungen durch die einsetzenden Flüchtlingsströme in Europa. Zuvor entpuppte sich das mögliche Aus-scheiden Griechenlands aus der Eurozone abermals als Zerreißprobe. Aus Sicht der Marktteilnehmer geht es hierbei immer um die Frage, inwieweit sie darauf vertrauen können, dass die Institutionen in Europa in der Lage sind, in angemessener Zeit konsensfähige Kompromisse herbeizuführen und somit Handlungsfä-higkeit zu signalisieren.

Auch im Jahr 2016 dürften die Themen Rohstoffe, China und geopolitische Krisenherde weiter dominie-ren und für eine Verunsicherung von Investoren sowie für hohe Volatilitäten an den Kapitalmärkten sorgen.

PERFORMANCE AUSGEWÄHLTER ANLAGEKLASSEN (01.01.2015 - 31.12.2015)

in Prozent

-35,0

-10,4

-5,2

11,4

12,2

11,4

1,4

0,4

2,6

11,5

9,6

6,4

-10- 20- 30- 40 0 10 20

Deutsche Aktien (DAX, inkl. Dividenden)

Aktien Euroraum (EURO STOXX 50, inkl. Dividenden)

US-Aktien (S&P 500, inkl. Dividenden)

Schwellenländer-Aktien (MSCI Emerging Markets in Euro, inkl. Dividenden)

Schwellenländer-Anleihen (JPM EMBI+ BENCHMARK USD)

US-Dollar (ggü. Euro)

Gold (USD pro Unze)

Öl (Brent Crude, USD)

Rentenindex (REXP) / Deutsche Bundesanleihen

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V E R M Ö G E N SA N L AG E

Spezialfonds: positiver Beitrag zum Gesamtergebnis

Die Spezialfondsinvestitionen der ÄVWL (ohne die direkt gehaltenen Immobilienspezialfonds) betrugen zum 31. Dezember 2015 bezogen auf die gesamten Kapitalanlagen rund 47,6 Prozent (Vorjahr: 44,8 Pro-zent), wobei sich dieser Anteil auf einen gemischten Spezialfonds, einen Rentenspezialfonds und zwei Spezialfonds zur Bündelung alternativer Anlagen aufteilen lässt. Im Jahr 2015 erfolgte außerdem die Auflegung eines Laufzeitenfonds mit internationalen Unternehmensanleihen. Die Spezialfondsinvestitionen werden überwiegend intern gesteuert.

Rund 50 Prozent der erzielten Rendite des gemisch-ten Spezialfonds sind auf die korrekte Antizipation der Währungsentwicklung zurückzuführen. Aufgrund der anhaltenden strukturellen Probleme innerhalb der Eurozone hat sich die ÄVWL bereits im Jahr 2013 dazu entschieden, auf einen starken Dollar zu setzen und daher sukzessive auf eine kostenintensive Absicherung der US-Dollar-Engagements verzichtet. Zum 31. Dezem-ber 2015 betrug das gesamte offene Fremdwährungs-exposure der ÄVWL circa 16 Prozent, davon entfielen rund 12,6 Prozentpunkte auf das US-Dollar-Exposure.

Sehr erfolgreich waren die Aktienengagements mit einer Wertentwicklung von rund 11,5 Prozent. Die global ausgerichteten Aktienmandate schnitten da-bei deutlich besser ab als die auf Emerging Markets fokussierten Mandate. Darüber hinaus setzte die

1 Die Wertentwicklungsberechnung nach der BVI-Methode beruht auf der „time-weighted rate of return“-Methode. Die gesamte Wertentwicklung der Anlage ist dabei die prozentuale Veränderung zwischen dem angelegten Vermögen zu Beginn des Anlagezeitraumes und seinem Wert am Ende des Anlagezeitrau-mes. Ausschüttungen werden rechnerisch umgehend in neue Fondsanteile investiert. Somit wird die Vergleichbarkeit der Wertentwicklungen ausschütten-der und thesaurierender Fonds sichergestellt. Quelle: BVI.

ÄVWL im Rahmen ihrer Aktienstrategie auf Invest-mentansätze, die ein asymmetrisches Ertrags-/Risiko-Profil aufweisen (MinRisk/Managed Volatility). Nach einem erfreulichen ersten Quartal wurde aus taktischen Gründen die Aktienquote reduziert. Die-ser taktische Eingriff und damit auch der angestrebte Ausbau taktischer Elemente stellten sich im Nachhi-nein als vorteilhaft heraus.

Die Wertentwicklung der Rentenmandate innerhalb des gemischten Spezialfonds betrug rund 2,4 Prozent. Die hohen laufenden Kuponerträge aus den Emer-ging-Market-Bond-Anlagen, im Wesentlichen Staats- und Unternehmensanleihen, sowie der Verzicht auf die Absicherung des US-Dollar-Wechselkurses konn-ten die negativen Entwicklungen infolge der auf Jahressicht leicht gestiegenen Zinsen mehr als kom-pensieren. Insgesamt erzielte der gemischte Spezial-fonds mit einem Fondsvolumen von rund 2.366 Millio-nen Euro eine BVI-Rendite1 von 8,8 Prozent.

Grundsätzlich lässt sich für das Jahr 2015 eine Erhö-hung des Zinsniveaus in der Eurozone konstatieren. Zehnjährige Bundesanleihen verzeichneten im Jahres-verlauf einen Anstieg von 0,54 Prozent auf 0,64 Pro-zent. Das hat die Rentenpapiere und damit die Entwicklung des Rentenspezialfonds belastet. Das anhaltende extrem niedrige Zinsniveau erschwerte die Neuanlage in Rentenpapiere mit Renditen auf

Das Geschäftsjahr 2015 war grundsätzlich ein erfolgreiches Jahr für die Spezial-

fonds der Ärzteversorgung Westfalen-Lippe. Der überwiegende Teil der Spezial-

fonds konnte die Rechnungszinsanforderungen übertreffen und somit positiv zum

Gesamtergebnis beitragen. Lediglich die Fonds mit hohem Anteil an Zinspapieren

konnten sich der allgemeinen Renditeentwicklung nicht vollständig entziehen.

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4,1 %Nettorendite

im Bereich derSpezialfonds

Höhe des Rechnungszinses weiterhin. Jedoch konnten durch die Beimischung von US-Dollar-Anleihen die ne-gativen Einflüsse weitgehend kompensiert werden. Der im Sommer durch einen plötzlichen Renditean-stieg ausgelöste Kursrutsch bei Anleihen hat deutlich gemacht, wie anfällig der europäische Anleihemarkt aufgrund der Anleihekäufe der EZB geworden ist. Gemessen am Gesamtvolumen des Fonds in Höhe von circa 967 Millionen Euro belaufen sich die Infrastruk-turinvestitionen auf rund 253 Millionen Euro. Sie lieferten ebenfalls einen merklichen Beitrag zur Per-formance des Fonds. Der Rentenspezialfonds erwirt-schaftete eine BVI-Rendite von 2,9 Prozent.

Bei den beiden Spezialfonds mit alternativen Anla-gen macht sich bezahlt, dass die ÄVWL über die ver-gangenen Jahre konsequent den Ausbau alternativer Anlagen vorangetrieben hat. Durch die laufende Inves-titionstätigkeit verfügt die ÄVWL inzwischen über ein gesundes, diversifiziertes und stabiles Portfolio mit stetigen Wertbeiträgen. Das positive Ergebnis speist sich aus allen Anlagesegmenten innerhalb des Alter-natives-Portfolios: aus dem klassischen Private-Equity, aus Infrastrukturanlagen, aus Natural Ressources, aber auch aus den Direct-Lending-Engagements und anderen Kreditstrategien. Insgesamt wurden im Jahr

2015 Kapitalzusagen in Höhe von 385 Millionen Euro abgegeben, was zu einer weiteren Diversifizierung des Alternatives-Portfolios beitragen und dem Ergeb-nis in den kommenden Jahren weitere Stabilität verlei-hen wird.

Der Anteil der Infrastrukturinvestitionen am Gesamt-volumen der Spezialfonds mit alternativen Anlagen von circa 1.632 Millionen Euro betrug im vergangenen Geschäftsjahr circa 334 Millionen Euro. Die Fonds er-zielten aggregiert eine BVI-Rendite von 8,5 Prozent.

Der gesamte Bereich der Spezialfonds realisierte im Jahr 2015 eine Nettorendite von 4,1 Prozent. In dieser Berechnung wurden die direkt gehaltenen Immobili-enspezialfonds nicht berücksichtigt, da das Immobili-ensegment gesondert betrachtet wird (vgl. Seite 47). Die im Vergleich zur Nettorendite deutlich höheren BVI-Renditen spiegeln darüber hinaus auch den Auf-bau von stillen Reserven und die damit verbundene Zunahme von Risikokapital wider. Eine angemessene Risikokapitalausstattung ist die Voraussetzung dafür, Anlagen mit höherem Rendite-/Risiko-Profil zu tätigen, die erforderlich sind, um im derzeitigen Niedrigzinsumfeld eine Nettorendite von mindestens 4 Prozent erreichen zu können.

BESTANDSVERÄNDERUNGEN SPEZIALFONDS OHNE IMMOBILIENSPEZIALFONDS (BUCHWERTE)

BESTANDSVERÄNDERUNGEN INSGESAMT

Bestand zum 01.01.2015 4.548.724.830,45

+ Zugänge 516.001.364,49

- Abgänge und Kapitalrückflüsse 0,00

- Abschreibungen 0,00

Bestand zum 31.12.2015 5.064.726.194,94

in Euro

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V E R M Ö G E N SA N L AG E

Immobilien: antizyklisches Handeln für eine langfristig solide Performance

Aufgrund der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und der weiterhin

expansiven Geldpolitik der Zentralbanken löste im Jahr 2015 ein hohes Liquidi-

tätsangebot einen massiven Wettbewerb auf der Suche nach geeigneten Immo-

bilieninvestitionen aus. Der dadurch entstandene Wettbewerbsdruck führte über

zeitlich häufig eng gesetzte Bieterverfahren zu deutlich angespannten Preisent-

wicklungen. Und dennoch: Der Ärzteversorgung Westfalen-Lippe ist es gelungen,

mit den direkt gehaltenen Immobilien/Immobilienfonds eine Nettorendite in

Höhe von 4,0 Prozent zu erzielen.

Was für die meisten anderen Assetklassen gilt, zeigt sich auch bei den Immobilien: Die Investitionen sind komplexer geworden. Dabei lässt die zunehmende Komplexität des Immobiliengeschäftes nicht nur die Ansprüche an professionelle Strukturen steigen, sie erhöht auch die Anforderungen an das Risiko- und Portfoliomanagement. Die ÄVWL hat sich deshalb im vergangenen Geschäftsjahr dazu entschieden, Perso-nal aufzustocken. Zur optimalen Begleitung von Fonds und zur Gewährleistung eines aktiven Fondsmanage-ments nahm die ÄVWL darüber hinaus eine noch deut-lichere Zuteilung der Verantwortlichkeiten vor. Um die gestiegenen Anforderungen an das Risiko- und Portfoliomanagement bedienen zu können, wurde ein neues Reporting auf Ebene der Einzelimmobilie einge-führt. Es ermöglicht eine detaillierte Auswertung des Gesamtbestandes und damit volle Transparenz.

Bezogen auf das Immobilienportfolio reduzierte die Ärzteversorgung ihre Mandate, bei denen sie nicht Hauptinvestor ist, weil die Vergangenheit zeigte, dass Interessenkonflikte keine Seltenheit sind. Die Abschreibungen in den Immobilienspezialfonds re-sultieren im Wesentlichen aus der Auflösung dieser Mandate. Außerdem wurde, basierend auf der strategi-schen Ausrichtung der ÄVWL, der Anteil an Büroimmo-bilien zugunsten des Sektors Wohnen (international) verringert. Der Grund dafür: Der Megatrend „Urbani-sierung“ führt seit geraumer Zeit zu nachhaltig hohem

Baubedarf in den Metropolregionen. Eine Optimierung des Portfolios wurde weiterhin durch antizyklisches Handeln und Bereinigungsprozesse verfolgt.

So ermöglichte ein attraktives hochpreisiges Markt-umfeld in London Ende des Jahres 2015 den Verkauf einer Immobilie im Central Business District (CBD) Londons, der mit einem realisierten Ertrag in Höhe von rund 21,3 Millionen Euro vor Transaktionsneben-kosten abgeschlossen werden konnte. Dies entspricht der antizyklischen Handlungsmaxime der Ärztever-sorgung, geeignete Objekte in boomenden Märkten auf dem Höhepunkt des Immobilienzyklus tendenziell zu veräußern und in weniger angespannte Märkte zu investieren.

Um das Portfolio zu bereinigen, wurden ferner der Verkauf eines Teilportfolios aus dem Direktbestand sowie der Verkauf eines Teilportfolios aus dem indi-rekten Bestand in Ergänzung mit Objekten aus dem Direktbestand eingeleitet. Im Rahmen dieser Trans-aktionen kommt es aufgrund der bisher vorliegenden Angebote im Wesentlichen bei einem leerstehenden Bürogebäude in Düsseldorf zu außerplanmäßigem Abschreibungsbedarf. Es ist davon auszugehen, dass dieser erst durch die Realisierung von außerordentli-chen Erträgen bei anderen Objekten im Rahmen der Portfoliotransaktionen im Laufe des Jahres 2016 kom-pensiert werden wird.

4,0 %Nettorendite der

Immobilien /Immobilienfonds

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IMMOBILIENINVESTITIONEN IM JAHR 2015

Im Rahmen einer Arrondierung konnte ein Büro- und Geschäftshaus mit attraktivem Entwicklungspotenzial in Stuttgarter Zentrumslage für die Ärzteversorgung Westfalen-Lippe gewonnen werden. Das Objekt ist mit-telfristig an einen bonitätsstarken Hauptmieter sowie weitere Einzelhandelsnutzer im Erdgeschoss vermie-tet. Die Entwicklungsmaßnahme wird während der Mietvertragslaufzeit von weiteren knapp sieben Jah-ren optimal vorbereitet und anschließend zeitnah ab spätestens 2024 umgesetzt.

Zu einer breiteren Diversifikation des bestehenden Logistikportfolios innerhalb Europas hat die ÄVWL in einem Joint Venture mit einem weltweit führenden institutionellen Infrastructure- und Real-Assetma-nager den Erwerb von vier Logistikparks in der Slo-wakei und der Tschechischen Republik vorbereitet. Die Immobilien weisen hohe Vermietungsstände mit einer breit diversifizierten Mieterschaft auf und lassen aufgrund der zentralen Lage in wirtschaftlich pros-

perierenden Regionen eine nachhaltige attraktive Rendite erwarten.

Zu den bedeutendsten Immobilieninvestitionen des Jahres 2015 zählt zweifelsohne das Patriots Plaza in Washington, D.C. Dieses wurde bereits auf den Seiten 26 bis 29 näher beschrieben.

Mit diesen Investitionen hat die ÄVWL ihr über Jahr-zehnte gewachsenes Portfolio noch weiter veredelt. Dank ihres professionellen Teams mit eigenen Archi-tekten, Bauingenieuren und Assetmanagern ist die ÄVWL in der Lage, bei internationalen Projektent-wicklungen geforderte und anerkannte sowie höchst komplexe Strukturen abzubilden. Außerdem eröffnet die tiefe Vernetzung im Markt der ÄVWL den Zugang zu sogenannten Off-Market-Deals und zu attraktiven Kooperationen und Co-Investment-Strukturen. Der An-teil der Immobilien (ohne Immobilienaktien) an den gesamten Kapitalanlagen betrug im Geschäftsjahr 2015 17,8 Prozent (Vorjahr: 18,9 Prozent).

BESTANDSVERÄNDERUNGEN IMMOBILIENSPEZIALFONDS (BUCHWERTE)

BESTANDSVERÄNDERUNGEN INSGESAMT

Bestand zum 01.01.2015 1.409.380.478,61

+ Zugänge 47.937.258,76

- Abgänge und Kapitalrückflüsse 52.268.145,18

- Abschreibungen 1.610.000,00

Bestand zum 31.12.2015 1.403.439.592,19

in Euro

BESTANDSVERÄNDERUNGEN IMMOBILIENDIREKTANLAGE (BUCHWERTE)

BESTANDSVERÄNDERUNGEN INSGESAMT

Bestand zum 01.01.2015 481.332.631,44

+ Zugänge 1.777.273,63

- Abgänge und Kapitalrückflüsse 0,00

- Abschreibungen 18.921.461,63

Bestand zum 31.12.2015 464.188.443,44

in Euro

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V E R M Ö G E N SA N L AG E

REGIONALE VERTEILUNG DES GESAMTEN IMMOBILIENBESTANDES NACH NET ASSET VALUE

gerundet in Prozent

Deutschland 66

Europa 18

Nordamerika 11

Asien 4

Rest der Welt 1

SEKTORALE VERTEILUNG DES GESAMTEN IMMOBILIENBESTANDES NACH NET ASSET VALUE

gerundet in Prozent

Büro 58

Einzelhandel 19

Wohnungsbau 10

Logistik 6

Medizinische Versorgung 1

Sonstiges 6

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Darlehen: Fokus auf die Finanzierung von Infrastruktur und erneuerbaren Energien

Im Segment Darlehen wird seit einigen Jahren aktiv kein privates Hypotheken(darlehens)geschäft mehr betrieben. Im Gegenzug gewinnt die Darlehensfinan-zierung von Gewerbeimmobilien, Infrastruktur- und Erneuerbare-Energien-Projekten immer stärker an Bedeutung.1 Insgesamt kamen im Jahr 2015 hypothe-karisch oder gleichwertig besicherte Darlehen mit einem Gesamtvolumen von rund 150 Millionen Euro zur Auszahlung. Die Ärzteversorgung Westfalen-Lippe nimmt nun auch gezielt in diesem Segment eine Diversifikation der Investitionswährung vor und vergibt unter anderem Darlehen in britischen Pfund und US-Dollar. Ferner hat sich die ÄVWL erstmalig in größerem Umfang an der Finanzierung einer Immo-bilien-Projektentwicklung beteiligt. Hierbei handelt es sich um eine Mezzanine-Finanzierung der ÄVWL zur Mitfi nanzierung des Erwerbes eines historisch bedeut-samen Grundstücks der Deutsche Bank. Das Areal

befindet sich im Herzen der Stadt Frankfurt am Main zwischen der Junghofstraße und der Große Gallus-straße und weist rund 16.000 Quadratmeter Fläche auf. Ziel des städtebaulich bedeutenden Projektes ist unter anderem die Ergänzung durch wohnwirtschaft-liche Nutzung.

Im Bereich Erneuerbare Energien beteiligte sich die ÄVWL unter anderem an der Finanzierung von zwei in Betrieb befindlichen Solarparks in Großbritannien. Die Parks liegen circa 130 Kilometer beziehungsweise circa 65 Kilometer nordwestlich von London. Die Areale haben eine Größe von rund 80 Hektar sowie 46 Hektar. Die erwarteten Stromleistungen belaufen sich auf circa 17.000 MWh und 23.000 MWh pro Jahr. Der Bestand an Infrastrukturanlagen in diesem Seg-ment macht rund 165 Millionen Euro aus.

4,9 %Nettorendite

des Darlehens-bestandes

Im Vergleich zum Jahresbeginn ist der Anteil des klassischen Hypotheken-

darlehensbestandes an den gesamten Kapitalanlagen von 5,5 Prozent auf

3,7 Prozent gesunken. Das Gesamtvolumen des Segmentes beläuft sich

auf circa 398 Millionen Euro. Der klassische Hypothekendarlehensbestand

erzielte eine Nettorendite in Höhe von 4,9 Prozent.

1 In Anlehnung an die bilanzielle Systematik wurde das im Folgenden beschriebene gewerblich geprägte Darlehensersatzgeschäft in der für den Rentendirektbestand ausgewiesenen Nettorendite mit berücksichtigt.

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4,9 %Nettorendite des

Rentendirekt-bestandes

Rentendirektbestand: innovative Investmentthemen statt Standardanleihen

Da sich das ökonomische Umfeld unverändert heraus-fordernd gestaltet, trieb die ÄVWL auch im Rentendi-rektbestand die Diversifikation über verschiedene Währungen weiter voran. Im Zuge der Währungsstra-tegie wurden dem Rentendirektbestand somit erst-mals US-Dollar-Anlagen beigemischt.

Im Geschäftsjahr 2015 kam es darüber hinaus zu einer weiteren planmäßigen Aufstockung der Beteili-gung am Höchstspannungsnetzbetreiber Amprion GmbH. Mit diesem seit 2011 im Portfolio befindlichen Engagement unterstützt die ÄVWL die Energiewende in Deutschland. Der überregionale Netzausbau gilt

Im Jahr 2015 erwirtschaftete der Rentendirektbestand der ÄVWL eine Nettoren-

dite in Höhe von 4,9 Prozent – und das vor dem Hintergrund der nach wie vor

besonders schwierigen Wiederanlagebedingungen. Mit herkömmlichen Anleihen

lässt sich das gesetzte Renditeziel schon seit Langem nicht mehr erreichen.

Auch im Rentendirektbestand lautete deshalb die Devise: innovative Investment-

themen besetzen, die über ein attraktives Rendite-/Risiko-Profil verfügen.

neben dem Ausbau regenerativer Energiequellen und der Speicherung von Strom als wesentlicher Bestand-teil der Energiestrategie. Pioniergeist zeigt Amprion aktuell im ersten 380-Kilovolt-Kabelpilotprojekt nach dem Energieleitungsausbaugesetz (EnLAG). Der Über-tragungsnetzbetreiber hat im Münsterland Deutsch-lands erstes 380-Kilovolt-Erdkabel verlegt. Eineinhalb Jahre dauerte es, das 3,4 Kilometer lange Erdkabel zu installieren. Im Frühjahr 2016 soll die Leitung ans Netz gehen. Viele Bürgerinitiativen fordern Erd-kabel als landschaftsfreundliche Alternative zu den herkömmlichen Hochspannungsleitungen mit bis zu 70 Meter hohen Masten.

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V E R M Ö G E N SA N L AG E

BESTANDSVERÄNDERUNGEN RENTENDIREKTBESTAND (BUCHWERTE) in Euro

BESTANDSVERÄNDERUNGEN NAMENSPAPIERE, SCHULDSCHEIN-DARLEHEN, SONSTIGE DARLEHEN

FESTVERZINSLICHE WERTPAPIERE

Bestand zum 01.01.2015 2.833.903.520,45 0,00

+ Zugänge 563.231.730,17 0,00

- Abgänge, Verkäufe, Tilgungen 422.770.990,44 0,00

- Bewertungsergebnis 310.104,44 0,00

Bestand zum 31.12.2015 2.974.054.155,74 0,00

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Auch die weitere Ergänzung des Mobility Compart-ments, das gezielt die Finanzierung von Transportmit-teln in den Fokus nimmt, stand 2015 im Vordergrund. Das Portfolio ist mittlerweile sehr breit diversifiziert und besteht inzwischen zu 60 Prozent aus Finanzie-rungen von Passagier- und Frachtf lugzeugen. Die stabile Entwicklung des Portefeuilles, die weitere Diversifikation und die Übergewichtung der Flugzeug-finanzierungen führten bei der zugrunde liegenden Namensschuldverschreibung sogar zu einer Rating-verbesserung. Die Finanzierungen von Transportmit-

teln (Flugzeuge, Schiffe, Eisenbahnen) machen mit rund 311 Millionen Euro nach wie vor den größten Anteil an Infrastrukturanlagen im gesamten Renten- direktbestand aus. Zusammen haben die Infrastruk- turinvestitionen im Rentendirektbestand ein Volumen von rund 886 Millionen Euro. Bezogen auf die gesam-ten Kapitalanlagen der ÄVWL beläuft sich der Anteil des Rentendirektbestandes mit einem Volumen von 2.974 Millionen Euro auf 27,8 Prozent (Vorjahr: 27,9 Prozent).

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Die Verwaltungskosten für den Versicherungsbetrieb betrugen, in Anlehnung an die Werte im versiche-rungsmathematischen Gutachten, für das abgelaufene Geschäftsjahr 1,49 Prozent der Beitragseinnahmen (Vorjahr: 1,25 Prozent). Der Anstieg resultiert über-wiegend aus der Zuführung zu den Pensionsrückstel-lungen aufgrund veränderter Bewertungsparameter. So wirkt sich insbesondere der gemäß Bilanzrechts-modernisierungsgesetz (BilMoG) zugrunde zu legende Diskontierungszinssatz, der von dem aktuell niedri-gen Marktzinsniveau beeinflusst wird, aufwandsstei-gernd aus.

Die Verwaltungskosten für die Kapitalanlage im Verhältnis zum Endbestand der Kapitalanlagen be-laufen sich im Jahr 2015 auf 0,73 Promille (Vorjahr: 0,87 Promille). Zwar wirkt sich die Absenkung des für die Bewertung der Pensionsrückstellungen anzu-setzenden Diskontierungszinssatzes auch in diesem Bereich aufwandserhöhend aus. Dieser Effekt wird aber durch im Vergleich zum Vorjahr niedrigere Sach-kosten, insbesondere im Hinblick auf die Vorsorge für Rechtsrisiken, überkompensiert.

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V E RWA LT U N G S KO ST E N

Verwaltungskosten auf niedrigem Niveau

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Risiko- und Chancenbericht

Das Risikomanagementsystem der Ärzteversorgung Westfalen-Lippe erfüllt in vollem Umfang die Anforde-rungen der Aufsichtsbehörde. Bereits im Jahr 2003 hat das Versorgungswerk ein Risikohandbuch eingeführt, das dazu dient, Chancen und Risiken frühzeitig zu erkennen und den Fortbestand des Versorgungswer-kes und die Erfüllung aller Verpflichtungen gegenüber den Anwärterinnen und Anwärtern sowie Rentnerin-nen und Rentnern sicherzustellen. Im Zuge der Über-legungen zu den versicherungsaufsichtsrechtlichen Vorgaben wie Solvency II oder dem BaFin-Rundschrei-ben R3/2009 (MaRisk VA) hat die Arbeitsgemein-schaft berufsständischer Versorgungseinrichtungen e.V. (ABV) in Abstimmung mit den Landesaufsichtsbehör-den einen Leitfaden zum Risikomanagement bei Ver-sorgungswerken entwickelt, der im Berichtsjahr neu gefasst wurde.

/1./ RISIKOSTRATEGIE,RISIKOMANAGEMENT

Die Einhaltung der gesetzlichen, aufsichtsrechtlichen sowie satzungsmäßigen Grundsätze und Regelungen ist durch eine qualifi zierte Führung der Geschäfte hinsichtlich des Kapitalanlagemanagements, der versicherungstechnischen Sachverhalte sowie eine angemessene Organisation (Aufbau- und Prozessorga-nisation) sicherzustellen. In diesem Zusammenhang sind die Kapitalanlagen der ÄVWL unter Berücksichti-gung der Art der betriebenen Geschäfte sowie der Unternehmensstruktur so anzulegen, dass möglichst große Sicherheit und Rentabilität bei jederzeitiger Liquidität unter Wahrung einer angemessenen Mischung und Streuung erreicht werden kann. Des Weiteren ist durch die Erhebung und Auswertung aktueller Informationen zum Anwartschafts- und Ren-tenbestand der ÄVWL einer negativen Veränderung der versicherungstechnischen Grundlagen der Passiv-seite vorzubeugen. Risiken des Versicherungsbetrie-bes sind nur in einer dem Unternehmenszweck angemessenen Art und Weise einzugehen und durch

überprüfbare Regelungen, zum Beispiel in den The-menbereichen Personal, IT und Recht, zu steuern.

Der Risikomanagementprozess beinhaltet alle Aktivi-täten zum strukturierten Umgang mit Risiken zum Ziel der langfristigen Sicherstellung angemessener Versorgungsleistungen an die Mitglieder der ÄVWL und deren Familienangehörige. Zentrale Elemente sind zum einen die halbjährlich durchgeführte Risikoinven-tur auf Basis der Einschätzungen der jeweiligen Risikoverantwortlichen („qualitatives Risikomodell“) sowie die auf monatlicher Basis ermittelte Auslastung des Risikolimits („quantitatives Risikomodell“) durch die Abteilung Versicherungsmathematik / Risikocon-trolling. Sowohl bei der quantitativen als auch bei der qualitativen Risikosteuerung ist eine Ampelsystema-tik installiert, die je nach Ampelstatus unterschied-liche Handlungsmaßnahmen und Berichtspflichten auslöst. So ist eine frühzeitige Reaktionsmöglichkeit auf negative Entwicklungen gewährleistet.

Zur Unterstützung eines angemessenen Risikomanage-ments wurde im Jahr 2014 innerhalb der ÄVWL eine interne Revision installiert. Sie soll objektiv und unab-hängig regelmäßig den gesamten Geschäftsbetrieb und das Risikocontrolling überprüfen. Auf der Grundlage defi nierter Leitlinien, eines Revisionshandbuches und abteilungsbezogener Revisionspläne ist die interne Revision damit ein Instrument zur Unterstützung der Geschäftsführung in ihrer Verantwortung, auf eventu-elle Fehlentwicklungen frühzeitig reagieren zu können. Die Einrichtung und die Erstrevision wurden von einer externen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft begleitet. Im Berichtsjahr wurde der Fokus auf die Bereiche Risikocontrolling, Kapitalanlage sowie Mitglieder und Renten gelegt. Die interne Revision hat dabei zu keinen Hinweisen für das Vorliegen von Mängeln geführt, welche die Ordnungsmäßigkeit und Sicherheit des Geschäftsbetriebes gefährden oder die Vermö-gens-, Finanz- und Ertragslage der ÄVWL beeinträch-tigen könnten.

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R I S I KO - U N D C H A N C E N B E R I C H T

/2./ IDENTIFIKATION UND BEWERTUNG VON RISIKEN

2.1 RISIKEN DES VERSICHERUNGSBETRIEBES

RISIKEN AUS IT-SYSTEMENDas Risikomanagement für den Bereich der Informa-tionstechnologie zielt grundsätzlich darauf ab, dass benötigte Daten bei Bedarf zur Verfügung stehen („Verfügbarkeit“), nur für denjenigen im Zugriff sind, für den sie bestimmt sind („Vertraulichkeit“) und unverfälscht abgespeichert werden („Integrität“).

Zur Gewährleistung dieser Ziele betreibt das Ver- sorgungswerk ein Informations-Sicherheits-Manage-ment-System (ISMS), das unter anderem folgende Punkte umfasst:

• Definition von Grundsätzen und Regelwerken für den sicheren Betrieb der IT-Systeme

• Einrichtung eines betriebsbereiten Notfall-Rechen-zentrums außerhalb des Gebäudes der ÄVWL mit regelmäßigen Notfall-Tests sowie Definition der kritischen Prozesse und Verantwortlichkeiten bei einem Notfall

• regelmäßige Abstimmungen im Rahmen eines Informations-Sicherheits-Steuerungskreises

• proaktiver Einsatz von diversen Software-Tools zum Erkennen beziehungsweise Verhindern von Störungen beziehungsweise Missbrauch. Hier sind insbesondere das Monitoring aller Produktivsys-teme, rollenbasierte Berechtigungskonzepte, die Automatisierung des Changemanagements sowie der Einsatz eines Ticketsystems zur systematischen Erfassung auftretender Probleme und Problem- lösungen zu nennen.

Seit Einführung des ISMS konnte ein sicherer IT-Betrieb gewährleistet werden.

Dennoch kommt es durch die Entwicklung im Bereich der IT-Technologien sowie aufgrund der steigenden

Komplexität und zunehmenden Mobilität der genutz-ten Dienste zu einem größeren Gefährdungspotenzial. Einzelne Sicherheitsvorkommnisse, wie das Kompro-mittieren von Passwörtern oder Malware auf der Web-präsenz, konnten bislang immer rechtzeitig erkannt und ohne Schaden für das Versorgungswerk eliminiert werden. Das Thema Sicherheit ist bei allen IT-Projek-ten schwerpunktmäßig verankert. So wurde beispiels-weise das im Jahr 2015 eingeführte Mitgliederportal für die überzeugende Funktionalität und (Daten-) Sicherheit mit dem Gütesiegel der unabhängigen Zertifizierungsstelle TÜViT ausgezeichnet.

Aktuell ergibt sich ein Risiko durch die im Rahmen des SAP-Projektes eingegangene Abhängigkeit von externen SAP-Entwicklern. Dem Risiko wird perspek-tivisch durch ein Insourcing des Know-hows begegnet.

RISIKEN AUS DEM PERSONALWESENDas Management der Personalrisiken zielt darauf ab, die Personalstruktur so zu gestalten, dass der Betrieb des Versorgungswerkes dauerhaft gemäß der Geschäftsstrategie aufrechterhalten werden kann. So könnte zum Beispiel eine nicht „ausgewogene“ Altersstruktur zu zeitgleichem Verlust von Know-how-Trägern und zu einem Missverhältnis von erfahrenen und jungen Mitarbeitern führen. Dem altersbeding-ten Ausscheidensrisiko wird durch Nachfolgeplanung beziehungsweise Umstrukturierung begegnet, Risiken aus dem Wechsel in ein anderes Unternehmen werden unter anderem durch ein attraktives Arbeitsumfeld sowie Einbeziehung der Lebenssituation Rechnung getragen. Hier ist die getroffene Dienstverein- barung zur Telearbeit positiv zu werten. Sie bietet ein Instrument, die heute oft geforderte Flexibili-tät in beruflichen, familiären und gesundheitlichen Angelegenheiten zu unterstützen. Qualifikationsri-siken werden durch Fort- und Weiterbildung sowie Begleitung der Führungskräfteentwicklung sicher- gestellt mit dem Ziel des Erhalts und der Weiterent- wicklung von Kernkompetenzen sowie der Sicherung des Bedarfs an Fachkräften und Know-how-Trägern. Krankheitsrisiken werden durch Arbeitsschutz- maßnahmen und Vertretungsregelungen reduziert. Der Personalreport der ÄVWL für das Jahr 2015 belegt, dass keine außergewöhnlichen Risiken im

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Hinblick auf den Krankenstand, die Personalkosten und auch die Personalkennzahlen bestehen.

RECHTSRISIKENRechtliche Risiken werden laufend überwacht und auf mögliche Konsequenzen für das Versorgungswerk un-tersucht.

Zu den Rechtsrisiken sind zunächst die Risiken aus der Änderung der Sozialgesetzgebung sowie der auf-sichtsrechtlichen, steuerrechtlichen und europarecht-lichen Rahmenbedingungen nebst Rechtsprechung zu zählen. Zu denken ist dabei vor allem an die Abschaf-fung des Befreiungsrechtes gemäß § 6 Abs. 1 Nr. 1 SGB VI und an den Wegfall der Körperschaftssteuerbe- freiung gemäß § 5 I Nr. 8 KStG. Allerdings wird dieses Risiko derzeit als gering angesehen.

Weiter sind bei den Rechtsrisiken Vertragsrisiken zu nennen. So führten zum Beispiel nicht ordnungsge- mäße Widerrufsbelehrungen im Darlehensbereich bei der ÄVWL bereits zu Rückabwicklungen, bei denen der Darlehensnehmer ohne Zahlung einer Vorfällig-keitsentschädigung aus dem Vertrag entlassen wird. Ein Risiko im Hinblick auf mittelfristig zu erwartende Fallzahlen ist derzeit aber nicht sicher quantifizierbar. Generell werden bei komplexen Vertragswerken renommierte Kanzleien mit der Vertragsgestaltung und -prüfung beauftragt, um die vertraglichen Rechts-risiken zu minimieren.

Nach Veröffentlichung und Umsetzung der Satzungs-änderung im Bereich der Höherversicherung werden satzungsmäßige Rechtsrisiken aktuell nicht gesehen.

REPUTATIONSRISIKENDie ÄVWL sieht es als wichtigen Erfolgsfaktor an, von externen Interessengruppen als glaubwürdiger, zuverlässiger, vertrauenswürdiger und verantwor-tungsvoller Partner in der Altersversorgung sowie in der Kapitalanlage wahrgenommen zu werden. Reputationsrisiken ergäben sich durch den Verlust dieses Vertrauens bei Mitgliedern und Rentnern, Geschäftspartnern, Mietern sowie in der öffentlichen Wahrnehmung.

Im Allgemeinen wird den Reputationsrisiken durch ein hohes Maß an Transparenz begegnet. Hier sind exemplarisch der Geschäftsbericht, das Versorgungs-magazin, der Internetauftritt, Informationsbroschüren zu besonderen Themen, die Veröffentlichung des Kodex der ÄVWL und die persönliche Ansprache von Mitglie-dern im Rahmen von Seminaren oder Fortbildungsver-anstaltungen zu nennen. Die Mitarbeiter werden darü- ber hinaus regelmäßig geschult, damit sie umfassend und individuell auf die Fragestellungen und Bedürf-nisse der Mitglieder und Rentner eingehen können.

Das erweiterte Investitionsspektrum, das durch In-vestitionen in Energie- und Infrastrukturprojekte gekennzeichnet ist, könnte bei Mitgliedern oder der investigativen Wirtschaftspresse auf umweltbezo-gene, ethische oder soziale Bedenken stoßen. Dies stellt eine sehr ernst zu nehmende Bedrohung für die Reputation des Versorgungswerkes dar. In diesem Zusammenhang wurde der Kodex der ÄVWL (Corporate Governance Kodex) um den Punkt „Ethische Aspekte bei der Kapitalanlage“ ergänzt.

2.2 RISIKEN AUS DEM MITGLIEDER-

UND RENTENBESTAND

Untersuchungen der Sterblichkeit (Fallzahlen) im Rahmen der Gutachten bestätigen (auch bei Zugrun-delegung der Generationentafel) die angemessen vorsichtige Bilanzierung, ohne dass übermäßige Sterblichkeitsgewinne vorliegen. Die Fortschreibung der Periodentafel (25 Jahre Projektivität) schlägt jähr-lich mit etwa 40 Millionen Euro Aufwand zu Buche.

Der (Netto-)Neuzugang hat sich auf einem hohen Niveau stabilisiert und liegt deutlich über der in den Annahmen geforderten Höhe von 660 Personen. Zuletzt überwogen beim Neuzugang wieder etwas die Männer. Auch ist der langsame, aber stetige Wachs-tumstrend bei den Angestellten ungebrochen. Der Einfluss der Tätigkeitsstruktur auf die zu erwartenden Beiträge wird regelmäßig thematisiert und geprüft.

Die Anpassung des (fakultativen) Pflichtbeitrages für Selbstständige auf das 1,3-Fache der durchschnitt-

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lichen Versorgungsabgabe (DVA) des vorletzten Geschäftsjahres lässt eine positive, stützende Ent-wicklung der durchschnittlich anzunehmenden Ver-sorgungsbeiträge erwarten.

Für die Beitragsproduktivität im Jahr 2016 ist ent-sprechend der Rahmendaten eine gute bis überdurch-schnittliche Prognose zu treffen. Im Jahr 2015 lag sie bedingt durch die geringen Wachstumschancen bei den Beiträgen der Angestellten bei 1,35 Prozent. Im Jahr 2016 wurde der Beitragssatz der Deutschen Rentenversicherung (DRV) nicht verändert und die Beitragsbemessungsgrenze deutlich angehoben (+2,48 Prozent).

Mit der Einführung der Höherversicherung im Jahr 2016 wurden für diesen Versicherungsbereich alle Rechnungsgrundlagen auf den aktuellen Stand ge-bracht.

2.3 RISIKEN DER VERMÖGENSANLAGE

Das dominierende Risiko, das gleichermaßen auf alle Assetklassen der Vermögensanlage wirkt, ist nach wie vor das anhaltende Niedrigzinsniveau. Vor dem Hin-tergrund der weiter bestehenden Differenz zwischen dem Rechnungszins der ÄVWL von 4 Prozent und der mit herkömmlichen Rentenanlagen (Staatsanleihen, Pfandbriefen und Schuldscheindarlehen) zu erzielen-den Rendite ist eine Anlage in Assets mit höherem Risikopotenzial erforderlich. Nur so kann an dem er-klärten Ziel, den Rechnungszins beizubehalten, festge-halten werden. Im Verlauf des Jahres 2015 wurde durch Gremienbeschluss die bis dato bestehende interne 15-Prozent-Quote für offene Fremdwährungspositio-nen zugunsten der aufsichtsrechtlichen Maximalquote von 20 Prozent fallengelassen. Per Jahresultimo 2015 lag der Anteil der Fremdwährungsengagements bei circa 16 Prozent. Im Zuge der Ausweitung von Risiko-positionen stoßen aber auch die aufsichtsrechtlichen Quoten für ABS/CLN- und High-Yield-Anlagen lang-sam an ihre Grenzen. Grundsätzlich ist eine Investiti-on in risikoreichere Anlagen aber nur bei ausreichend bemessenen Rücklagen und Risikokapital möglich. Vor diesem Hintergrund wurde im Jahr 2015 von der Kam-

merversammlung eine Satzungsänderung zu § 30 der Satzung der ÄVWL beschlossen, die den Spielraum zur Stärkung der bilanziellen Reserven nochmals deutlich erweitert. Um den zunehmenden rechtlichen Risiken und Haftungsrisiken aus den komplexeren Kapitalan-lagen zu begegnen, legt die ÄVWL besonderen Wert auf strukturierte und transparente Entscheidungs- sowie Prüfungsprozesse unter Einbeziehung von externem Know-how. Dieses kommt durch Ausschrei-bungen (zum Beispiel bei der Managerselektion), First beziehungsweise Second Opinions, Gutachten oder Legal Opinions zum Ausdruck.

SPEZIALFONDSDie Spezialfonds der Ärzteversorgung Westfalen- Lippe sind breit diversifiziert und weisen unterschied-liche Charakteristika und relevante Risikoarten auf.

Der global ausgerichtete, gemischte Aktien- und Ren-tenfonds ist am breitesten diversifiziert und Zins-, Aktien-, Spread-, Liquiditäts-, Bonitäts- sowie Wäh-rungsrisiken ausgesetzt. Aufgrund der großen Bedeu-tung des Fonds für die gesamte Kapitalanlage der Ärzteversorgung und der Vielzahl der ihm innewoh-nenden Risikofaktoren ist in diesem Spezialfonds ein Risiko-Overlay-Management zur Einhaltung einer definierten Wertuntergrenze implementiert. Aufgrund des hohen Emerging-Markets- sowie Fremdwährungs-anteils ist dieser Fonds maßgeblich von geopolitischen Einflüssen, insbesondere aber auch von der Entwick-lung an den Rohstoffmärkten geprägt. Aus einer nennenswerten strategischen Position in Immobilien- aktien resultieren auch mittelbar Immobilienrisiken.

Analog zur Zielsetzung des Rentendirektbestan-des liegt der Fokus des Rentenspezialfonds auf der Erzielung eines stabilen jährlichen Kuponertrages. Dementsprechend ist der Großteil des Portfolios in festverzinslichen Papieren mit einer guten Kredit- qualität von mindestens Investmentgrade inves-tiert. Trotz Beimischung von Emerging-Markets- und Fremdwährungsanleihen reicht aktuell die Vereinnah-mung der Portfoliorendite nicht aus, um eine Rendite oberhalb des Rechnungszinses zu erzielen. Bei einer Seitwärtsbewegung oder einem Anstieg des Markt-zinses, der Risikoprämien oder des Wechselkurses

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R I S I KO - U N D C H A N C E N B E R I C H T

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besteht die Gefahr, die Zielrendite zu verfehlen. Vor diesem Hintergrund kommt dem Management des Zinsänderungs- und Kreditrisikos eine bedeuten-de Rolle zu. Zinsänderungsrisiken können über ein derivatebasiertes Overlay-Konzept zur Durations-steuerung gemanagt werden. Das Kreditrisiko wird hierdurch nicht erfasst; nicht tragbaren Kreditrisiken kann nur durch Desinvestition begegnet werden. Die in den Spezialfonds nach Luxemburger Recht („fonds commun de placement“, FCP) gehaltenen alternativen Investments sowie indirekten Immobi-lienanlagen können aufgrund ihrer eher illiquiden Struktur nicht sinnvoll in Overlay-Systeme eingebunden werden. Daher setzt das Risikomanagement bereits mit der eingehenden Prüfung vor der Investitionsent-scheidung an. Um Risiken während der Investitions- periode zu minimieren, kommt der Zusammenstellung eines breit diversifizierten Portfolios aus verschie- denen alternativen Assetklassen und erfolgreichen Managern eine wesentliche Bedeutung zu. Darüber hinaus werden mögliche Risiken durch eine intensive quantitative und qualitative Analyse der Einzelengage-ments identifiziert. Während sich Zins-, Spread- und Bonitätsrisiken vorwiegend im Segment Kreditstrate-gien widerspiegeln, können Aktienrisiken zeitverzö-gert, aber spürbar abgeschwächt auf die Bewertung des Beteiligungssektors durchschlagen. Interne Ana-lysen zeigen, dass temporäre Marktwertrückgänge in der jüngeren Vergangenheit deutlich schwächer und kürzer ausfallen als noch vor einigen Jahren. Hieran zeigt sich, dass das alternative Portfolio mittlerweile eine solche Reife erreicht hat, dass der typische „J-Curve-Effekt“ von (Ertrags-)Rückflüssen aus älteren Engagements zu einem Großteil aufgefan-gen werden kann.

Vor dem Hintergrund der anhaltenden Niedrigzins- phase wurde im Jahr 2015 ein weiterer Spezialfonds aufgelegt. Dieser Fonds investiert ausschließlich in Anleihen aus Schwellenländern und ist als soge-nannter Laufzeitenfonds ausgelegt. Verfolgt wird hierbei ein Buy-and-Hold-Ansatz, dessen vorrangiges Ziel darin besteht, die ordentlichen Kuponerträge zu vereinnahmen bei gleichzeitiger Minimierung des Ausfallrisikos. Selbst nach vollständiger Währungs-

kurssicherung können so Renditen oberhalb des Rechnungszinses erzielt werden. Aufgrund von geopo-litischen Einflüssen können Marktkursschwankungen nicht ausgeschlossen werden, substanzielle Risiken mit der Gefahr von Ausfällen werden aktuell jedoch nicht gesehen.

Durch die tägliche Überwachung der Spezialfondsbe-stände auf Basis der Depotbankdaten können signifi-kante Veränderungen hinsichtlich der Marktpreise, Strukturen und Risiken innerhalb der Spezialfonds zeitnah verfolgt und kommuniziert werden.

IMMOBILIENTrotz bereits deutlich gestiegener Immobilienpreise gehen die Marktteilnehmer auch für das kommende Jahr in einem von Niedrigzinsen geprägten Umfeld überwiegend von einem weiter anhaltenden Aufwärts-trend aus. Die Erwartung stabiler Cashflows und eine zunehmende Nachfrage ausländischer Investoren werden als Gründe für einen weiteren Preisanstieg genannt. Insbesondere bei Investments in Wohnim-mobilien in den Top-7-Städten in Deutschland sind erste Anzeichen einer Blasenbildung erkennbar, die mittelfristig eine anschließende Korrektur der Markt-preise nach sich ziehen könnten. Die aktuelle Markt-phase kann jedoch genutzt werden, um den Bestand in direkt gehaltenen Immobilien teilweise zu bereini-gen und Umstrukturierungsmaßnahmen mit dem Ziel einer Effizienzsteigerung zu erzielen.

Bei den indirekten Immobilienanlagen der ÄVWL (Im-mobilienfonds/-beteiligungen) treten neben den Marktpreisrisiken auch Währungs- und Zinsrisiken auf. Auch wenn kurzfristig eine Erhöhung des allge-meinen Zinsniveaus nicht als sehr wahrscheinlich angenommen wird, ist bei einem mittelfristig zu er-wartenden Anstieg der Zinsen neben dem Risiko einer negativen Wertanpassung der Immobilie auch mit einer Verschlechterung der Finanzierungsstruktur zu rechnen. Die aktuell noch deutlich positiven „Leverage- Effekte“ aus der teilweisen Fremdkapitalfinanzierung könnten sich bei einem Zinsanstieg beziehungsweise einer veränderten Finanzierungsbereitschaft der Ban-ken belastend auf den indirekten Bestand auswirken. Die Währungsrisiken des Immobilienportfolios werden

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derzeit als gering eingeschätzt, da vorhandene Wech-selkursrisiken weitestgehend über Devisentermin- geschäfte abgesichert oder durch (Teil-)Finanzierun-gen in Landeswährung neutralisiert sind.

Negative Einflüsse für den Bereich der indirekten Im-mobilienanlagen der ÄVWL könnten aus dem einge-setzten Umbruch- und Konzentrationsprozess in der Branche der Kapitalverwaltungsgesellschaften resul-tieren. Möglicherweise könnten durch vertragliche und rechtliche Abhängigkeiten die Wirtschaftlichkeit oder auch die Handlungsspielräume der ÄVWL einge-schränkt werden.

Zu den von der ÄVWL gestellten Renditeanforderun-gen lassen sich Neuinvestitionen im gegenwärtigen Immobilienmarkt nur unter Inkaufnahme höherer Risikopotenziale, wie zum Beispiel opportunistisch geprägte Investitionsstrukturen und Projektentwick-lungen, tätigen. DARLEHENSSEGMENT, GEWERBLICH GEPRÄGTES DARLEHENSGESCHÄFTDas Darlehenssegment der ÄVWL hat sich strukturell deutlich geändert. Die Passivierung des privatwirt-schaftlich geprägten Darlehensgeschäftes in Verbin-dung mit einer unverändert hohen Anzahl von Darlehenswiderrufen führt hier zu einem sehr dyna-mischen Abschmelzen des klassischen Darlehensport-folios. Die bestehenden Darlehen weisen im Hinblick auf Zins- und Tilgungszahlungen be zie hungs wei se Verwertungsmaßnahmen nur geringe Risiken auf. Jedoch ist – bedingt durch eine geplante Gesetzes- änderung bezüglich der Widerrufsmöglichkeit von Alt-Darlehen – kurzfristig nochmals mit erhöhten Widerrufen im Darlehensbestand zu rechnen.

Das gewerblich geprägte Darlehensersatzgeschäft weist mittlerweile ein höheres Volumen auf als das privatwirtschaftliche Darlehensgeschäft. Es unter-liegt aufgrund der dinglichen Besicherung primär vergleichbaren Risiken, verzeichnet jedoch aufgrund der höheren Einzeldarlehensvolumina ein deutli-ches Konzentrationsrisiko. Zur Risikominimierung kommt der Werthaltigkeit der Sicherheiten und der Vermeidung von Kumulrisiken eine besondere Bedeu-

tung zu. Aus der in der Regel hohen Komplexität der Transaktionen resultieren Rechtsrisiken, denen im Vorfeld durch eine enge Abstimmung mit renommierten Anwaltskanzleien begegnet wird. Gegebenenfalls auf-tretende Fremdwährungsrisiken werden im Rahmen der Gesamt-Währungsstrategie der ÄVWL überwacht. Derzeit ist eine nennenswerte Eintrübung des Mark-tes für gewerbliche Immobilienfinanzierungen nicht auszumachen.

RENTENDIREKTBESTANDDie Anlage im Rentendirektbestand verfolgt primär das Ziel, planbare bilanzwirksame Erträge oberhalb des Rechnungszinses zu erzielen. Aufgrund des weiter anhaltenden Niedrigzinsniveaus sind Neu- anlagen, die den Rendite- und Sicherheitsanfor- derungen der ÄVWL genügen, derzeit nur vereinzelt und unter Inkaufnahme höherer Risiken möglich. Zudem weisen diese Neuanlagen einen höheren Kom-plexitätsgrad auf, der erhöhte Anforderungen an das Risikomanagement im Hinblick auf gesellschafts- und haftungsrechtliche sowie steuerliche Aspekte stellt. Im Jahr 2015 wurden vor dem Hintergrund der inter-nationalen Zinslandschaft und Währungsprognosen erstmals Fremdwährungsanleihen im Direktbestand erworben.

Das allgemeine Zinsrisiko für den Rentendirekt- bestand wird derzeit als gering eingeschätzt, da ein massiver Zinsanstieg mit in Folge deutlich abschmel-zenden stillen Reserven beim vorhandenen Renten- bestand nicht als sehr wahrscheinlich angesehen wird. Dem Management der Kreditrisiken kommt im Rentendirektbestand eine wesentliche Bedeutung zu, da einzelne Anlagen bei einer deutlichen Bonitäts- verschlechterung möglicherweise auch eingeschränkte Zins- und Tilgungsleistungen zur Folge haben könnten und die Titel häufig nur eingeschränkt marktgängig sind. Vor Erwerb und während der Laufzeit werden die Positionen des Rentendirektbestandes daher konti-nuierlich auf ihre Veränderungen in Bezug auf die Kreditqualität überprüft. Die Kreditqualität des Port-folios kann nach wie vor als gut bezeichnet werden; das Durchschnittsrating gemäß der Ratingagentur S&P liegt bei A-. Dennoch hat sich die Anzahl der unter besonderer Beobachtung stehenden Papiere –

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auch wegen erfolgter Rating-Downgrades im Zuge der Rohstoff- und Ölpreisentwicklung – erhöht. Die ÄVWL sieht aktuell jedoch keine drohenden Ausfall- risiken.

/3./ BEURTEILUNG DER RISIKOTRAGFÄHIG-KEIT DES VERSORGUNGSWERKES

Zur Beurteilung der Risikotragfähigkeit des Ver-sorgungswerkes werden in einem Gesamtmodell die identifizierten Risiken aus dem Mitglieder- und Rentenbestand, der Kapitalanlage sowie dem Versi-cherungsbetrieb („operationelle Risiken“) dem verfüg-baren Risikobudget gegenübergestellt. Letzteres wird gebildet aus der Summe der folgenden (saldierten) Größen:

• stille Reserven/Lasten Aktiva • stille Reserven/Lasten Passiva• satzungsmäßige sonstige Rücklage• freie Rückstellung für erfolgsabhängige und

erfolgsunabhängige Beitragsrückerstattung (RfB)• Sicherheitsrücklage• vom Aufsichtsausschuss bereitgestelltes Risikokapital

Während die in der Bilanz offen ausgewiesenen Rück-lagen sowie die freie RfB nur jährlich aktualisiert wer-den, sind die stillen Reserven/Lasten insbesondere in der Vermögensanlage unterjährigen Schwankun-gen ausgesetzt. Die auf monatlicher Basis ermittelte Auslastung des Risikobudgets löst gemäß einer Am-pellogik unterschiedliche Handlungsmaßnahmen und Berichtspflichten gegenüber den Verwaltungsorganen Aufsichts- und Verwaltungsausschuss aus.

Die Ärzteversorgung Westfalen-Lippe verfolgt wei-ter das Ziel, die Rücklagen konsequent zu stärken, um auch bei möglichen negativen Entwicklungen am Kapitalmarkt beziehungsweise im Renten- und An-wärterbestand die mit 4 Prozent Rechnungszins kal-kulierten Leistungen dauerhaft zu erfüllen. Aufgrund

des guten Jahresergebnisses konnten die offen ausge-wiesenen Rücklagen und damit das Eigenkapital der ÄVWL erneut gestärkt werden. Die Sicherheitsrück- lage erhöhte sich um weitere 17,1 Millionen Euro auf nun 729,5 Millionen Euro und entspricht der in der Satzung festgelegten Zielgröße in Höhe von 8 Prozent der Deckungsrückstellung. Im Einklang mit dem von der Kammerversammlung am 13. Juni 2015 gefassten Beschluss wurde die in Vorjahren gebildete Risiko-vorsorge in Höhe von 558,0 Millionen Euro aufgelöst und mit zusätzlichen 80,3 Millionen Euro aus dem laufenden Jahresergebnis im Rahmen der Gewinnver-wendung in die erstmals gebildete satzungsmäßige sonstige Rücklage eingestellt, die damit insgesamt 638,3 Millionen Euro aufweist. Das bilanzielle Eigen-kapital beträgt somit in Summe 1.367,8 Millionen Euro (Vorjahr: 712,4 Millionen Euro).

Unter Berücksichtigung freier Mittel der RfB in Höhe von circa 58,7 Millionen Euro beträgt die Summe der bilanziellen Reserven somit zum 31. Dezember 2015 circa 15,6 Prozent der Deckungsrückstellung (unter Zugrundelegung einer einprozentigen Dynamisierung von Anwartschaften und laufenden Renten in der Grundversorgung zum 1. Januar 2017). Unter Berück-sichtigung der stillen Reserven der Kapitalanlagen ergibt sich ein höherer Wert. Mit diesen Zahlen werden die vom Finanzministerium NRW erlassenen Solvabilitätsvorschriften zur Eigenmittelausstattung deutlich übertroffen. Bei dieser insgesamt vergleichs-weise hohen Reservenausstattung handelt es sich um eine notwendige Vorsorge, um die Bedienung des Rechnungszinses nachhaltig sicherstellen zu können. Aufgrund der Niedrigzinsphase sind den stillen Reserven der Kapitalanlage und den aufgebauten Rücklagen insbesondere potenzielle Zinsschwankun-gen und sonstige Zinsrisiken im Hinblick auf die Finanzierung des Rechnungzinses gegenüberzustel-len. So erfordert beispielsweise eine auf zehn Jahre befristete Reduzierung des Rechnungszinses um 100 Basispunkte einen einmaligen Aufwand von rund 912 Millionen Euro, was etwa 64 Prozent der Summe der bilanziellen Reserven zum 31. Dezember 2015 ausmachen würde. Dieser Betrag wird im quanti- tativen Risikomodell als stille Last der Passiva in Ansatz gebracht.

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Prognose- und Nachtragsbericht

/1.1/ MITGLIEDER UND BEITRÄGE

Die Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze um 150 Euro auf 6.200 Euro pro Monat bei konstantem Beitragssatz in der allgemeinen Rentenversiche-rung von 18,7 Prozent führt zu einem Anstieg des Angestellten-Höchstbeitrages von 1.131,36 Euro auf 1.159,40 Euro (circa +2,5 Prozent). Dies betrifft rund 30 Prozent der beitragszahlenden Mitglieder. In der Gruppe der Angestellten, die weniger als den Höchst-beitrag entrichten (circa 27 Prozent der beitrags-zahlenden Mitglieder), wird in Anlehnung an das versicherungsmathematische Gutachten der halbe Steigerungssatz, also circa 1,25 Prozent, angesetzt.

Bei den selbstständigen Ärztinnen und Ärzten (circa 30 Prozent der beitragszahlenden Mitglieder) und den 14-Prozent-Zahlern (circa 13 Prozent der beitragszah-lenden Mitglieder) wird die Entwicklung der Versor-gungsabgaben stark von der im Jahr 2014 erzielten Beitragsproduktivität (+2,1 Prozent) getrieben. Die ab dem 1. Januar 2016 in Kraft getretene Satzungs-änderung, nach der die Pflichtabgabe für selbststän-dige Mitglieder standardmäßig auf das 1,3-Fache der durchschnittlichen Versorgungsabgabe des vorletzten Geschäftsjahres festgesetzt wird, dürfte einmalig zu einem weiteren Beitragsschub führen. Da die Mitglie-der für einen reduzierten Beitrag (1,2- oder 1,1-fach) optieren können, wird der tatsächliche Effekt davon abhängen, wie viele Mitglieder letztlich in der Gruppe der 1,3-Fach-Zahler verbleiben.

Gewichtet man alle Beitragsgruppen mit ihren jeweiligen Anteilen am Gesamtbestand der beitrags-zahlenden Mitglieder, ist für das Jahr 2016 von einer Beitragsproduktivität von circa 3,2 Prozent auszu-gehen. Diese Prognose basiert unter anderem auf der Annahme, dass 50 Prozent der selbstständigen Mitglieder, deren Beitrag auf die neue Pflichtabgabe (1,3-Fache) heraufgesetzt wurde, in dieser Beitrags-gruppe verbleiben. Dabei ist zu beachten, dass die Beitragsproduktivität sehr sensitiv auf Veränderun-gen der „Annahmequote“ innerhalb dieser Teilgrup-

pe reagiert. Generell darf angenommen werden, dass die Bereitschaft, die Beitragsmöglichkeiten innerhalb der Grundversorgung vollständig auszuschöpfen, in erheblichem Maße vom Vertrauen der Mitglieder in das Versorgungswerk abhängig ist. Freiwillige Zah-lungen, die erfahrungsgemäß verstärkt zum Jahresen-de geleistet werden, unterliegen zum Teil erheblichen Schwankungen, die zu Abweichungen von der Progno-se führen können.

Die Beitragsproduktivität ist ein wesentlicher Faktor für die Erzielung eines Überschusses in der versi-cherungsmathematischen Bilanz und bestimmt daher maßgeblich den Spielraum möglicher Dynamisierun-gen von Anwartschaften und laufenden Renten.

Für den ewigen Neuzugang liefern die versicherungs-mathematischen Parameter weiterhin einen konserva-tiven Ansatz. So liegt der kalkulierte Neuzugang mit 330 Frauen und 330 Männern rund ein Drittel unter-halb der zulässigen Ansatzhöchstgrenze. Besonde-res Augenmerk ist aber mittel- bis langfristig auf die strukturellen Veränderungen innerhalb des ewigen Neuzuganges zu richten. So ist beispielsweise von ei-ner Zunahme des Frauenanteiles und einer Zunahme von Teilzeitbeschäftigungsverhältnissen auszugehen, was sich auf die Bewertung der Beiträge auswirken könnte. Langfristig dürfte die demografiebedingte Alterung der Bevölkerung eine zunehmende Anzahl an Ärztinnen und Ärzten erfordern.

Die materiellen Auswirkungen der Urteile des Bundes-sozialgerichtes (BSG) vom 31. Oktober 2012 zur Neu-regelung der Befreiungspraxis von der gesetzlichen Rentenversicherung zugunsten des berufsständischen Versorgungswerkes bei angestellt tätigen Ärztinnen und Ärzten auf die Höhe des Mitgliederbestandes der ÄVWL sollten weiterhin gering ausfallen.

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/1.2/ LEISTUNGSEMPFÄNGER UND LEISTUNGEN

Die Angemessenheit der Rechnungsgrundlagen wird durch die ÄVWL fortlaufend überwacht. Dies hat zum Beispiel dazu geführt, dass die freiwillige Zusatz-versorgung ab dem Jahr 2016 durch eine neu einge-führte Höherversicherung ersetzt wurde, die neben einer geschlechterunabhängigen Tarifkalkulation eine Anpassung der Rechnungsgrundlagen an die aktuel-len Gegebenheiten beinhaltet.

Die Entwicklung bei den Beziehern von Berufsunfä-higkeitsrenten ist konstant und verläuft im Rahmen der im versicherungsmathematischen Gutachten zu-grunde gelegten Annahmen. Auch bei den sonstigen Leistungen und Leistungsempfängern ist nicht abzu-sehen, dass sich an den versicherungsmathematisch kalkulierten Grundlagen entscheidende Änderungen ergeben könnten.

/1.3/ VERMÖGENSANLAGE

Die Entwicklungen an den weltweiten Kapitalmärkten in den ersten Monaten des Jahres 2016 haben gezeigt, dass weiterhin mit hohen Volatilitäten bei Niedrig- beziehungsweise Negativzinsen zu rechnen ist. Das Geschehen an den globalen Finanzmärkten dürfte nach wie vor von den Maßnahmen der führenden Notenbanken, der wirtschaftlichen Entwicklung Chi- nas und anderer Entwicklungs- und Schwellenländer, der Entwicklung der Rohstoffpreise und politischen Einflussfaktoren, zum Beispiel im Nahen Osten, bestimmt werden. Insbesondere die exzessive Geldflu-tung der Märkte in Verbindung mit ausgedehnten Wertpapierkaufprogrammen durch die Zentralbanken hat in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass realwirtschaftliche Risiken, wie beispielsweise eine

extrem hohe Verschuldung von Unternehmen und Staaten, durch die bereitgestellte Liquidität „über-spielt“ wurden.

Auch die Ärzteversorgung Westfalen-Lippe wird sich diesem Zinsumfeld langfristig nicht vollständig entziehen können. Einfache Standardanlagen mit auskömmlich hohen Erträgen, die in der Vergangen-heit erworben wurden, laufen zunehmend aus und reduzieren somit die fest planbare Ertragsbasis. Nur durch die Inkaufnahme von zusätzlichen Risiken oder komplexeren Strukturen erscheint die Erzielung einer Nettokapitalrendite in Höhe des Rechnungszinses von 4 Prozent in der Grundversorgung überhaupt noch re-alistisch. Dies hat bei der ÄVWL etwa seit dem Jahr 2013 zu einer steigenden Auslastung der aufsichts-rechtlichen Quoten geführt. So betrug die Quote der Risikokapitalanlagen zum Jahresende 2015 rund 26,4 Prozent. Die Auslastung dieser Quote dürfte im laufenden Geschäftsjahr weiter zunehmen und sich ih-rer Obergrenze von 35 Prozent annähern. Notwendige Voraussetzung für den eingeschlagenen Kurs ist eine angemessene Ausstattung des Versorgungswerkes mit Risikokapital.

Der Ausbau von alternativen Kapitalanlagen und Immobilieninvestments mit veränderten Rendite-/Risiko-Profilen bedingt auch höhere Losgrößen. Dies ist tendenziell mit längeren Kapitalbindungsfristen, Bewertungsunsicherheiten und gegebenenfalls mit der Übernahme von Klumpenrisiken verbunden. Die ÄVWL legt daher großen Wert auf die bewusste Steu-erung der eingegangenen Risiken durch adäquate Risikomanagementprozesse und Steuerungsmecha-nismen. Beispielsweise werden Bewertungskurse für den Spezialfondsbereich, aber auch für im Direktbe-stand gehaltene Wertpapiere, durch eine unabhängige Kapitalverwaltungsgesellschaft ermittelt und zur Ver-fügung gestellt. Dies erlaubt es, auf extern ermittelte Spread- oder Ratingveränderungen kurzfristig reagie-ren zu können.

Die Ärzteversorgung Westfalen-Lippe hat in der Ver-gangenheit regelmäßig eine Nettokapitalrendite in Höhe des Rechnungszinses erzielt. Sie wird ihre bis-herige Kapitalanlagestrategie fortsetzen und weiter

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bestrebt sein, über komplexere Strukturen in inno-vativen Anlagegebieten (Infrastruktur, erneuerbare Energien) angemessene Prämien zu vereinnahmen. Aufgrund ihrer flexiblen und auf Langfristigkeit ausgerichteten Kapitalanlagepolitik sowie einer ad-äquaten Reservenausstattung halten es die Selbst-verwaltungsgremien und die Geschäftsführung der ÄVWL für realistisch, eine Nettokapitalrendite in der Höhe des Rechnungszinses von 4 Prozent für das Jahr 2016 zu erreichen. Insofern kann auch davon ausge-gangen werden, dass die versicherungstechnischen Verpflichtungen gegenüber unseren Leistungsemp-fängern wie in den Vorjahren uneingeschränkt erfüll-bar sein werden.

/2./ NACHTRAGSBERICHTVorgänge von besonderer Bedeutung nach dem Bilanz-stichtag, die wesentlichen Einfluss auf die Lage des Versorgungswerkes haben, sind bislang nicht festzu-stellen.

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JAHRESABSCHLUSSINHALT

+ BILANZ

+ GEWINN- UND VERLUSTRECHNUNG

+ BESTÄTIGUNGSVERMERK DES ABSCHLUSSPRÜFERS

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JAHRESABSCHLUSS

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Aktiva

in Euro

31.12.2015 31.12.2014

A. IMMATERIELLE VERMÖGENSGEGENSTÄNDE 3.639.698,00 4.142.041,64

B. KAPITALANLAGEN

I. Grundstücke, grundstücksgleiche Rechte und Bauten einschließlich der Bauten auf fremden Grundstücken 464.188.443,44 481.332.631,44

II. Kapitalanlagen in verbundenen Unternehmen und Beteiligungen

– Beteiligungen 24.254.243,66 29.178.477,65

III. Sonstige Kapitalanlagen

1. Aktien, Anteile oder Aktien an Investmentvermögen und andere nicht festverzinsliche Wertpapiere 6.468.165.787,13 5.958.105.309,06

2. Inhaberschuldverschreibungen und andere festverzinsliche Wertpapiere 0,00 0,00

3. Hypotheken-, Grundschuld- und Rentenschuldforderungen 379.816.501,21 540.555.223,71

4. Sonstige Ausleihungen

a) Namensschuldverschreibungen 1.476.558.308,70 1.337.883.513,27

b) Schuldscheinforderungen und Darlehen 1.497.210.554,15 1.495.725.173,55

c) Übrige Ausleihungen 285.292,89 294.833,63

5. Einlagen bei Kreditinstituten 337.826.179,48 312.205.200,77

6. Andere Kapitalanlagen 1.500,00 1.500,00

C. FORDERUNGEN

I. Forderungen aus dem selbst abgeschlossenen Versicherungsgeschäft an Versicherungsnehmer 1.804.279,17 1.563.001,60

II. Sonstige Forderungen 3.643.727,85 10.336.705,55

D. SONSTIGE VERMÖGENSGEGENSTÄNDE

I. Sachanlagen und Vorräte 393.268,00 316.216,00

II. Laufende Guthaben bei Kreditinstituten, Schecks und Kassenbestand 16.463.183,99 35.690.540,01

III. Andere Vermögensgegenstände 35.951.031,68 34.559.286,89

E. RECHNUNGSABGRENZUNGSPOSTEN

I. Abgegrenzte Zinsen und Mieten 60.868.266,97 58.452.217,73

II. Sonstige Rechnungsabgrenzungsposten 7.538.215,26 7.388.349,19

SUMME DER AKTIVA 10.778.608.481,58 10.307.730.221,69

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Passiva

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B I L A N Z

in Euro

31.12.2015 31.12.2014

A. EIGENKAPITAL

I. Gewinnrücklagen

1. Sicherheitsrücklage 729.500.000,00 712.400.000,00

2. Satzungsmäßige sonstige Rücklagen 638.300.000,00 0,00

B. VERSICHERUNGSTECHNISCHE RÜCKSTELLUNGEN

I. Deckungsrückstellung– laut versicherungstechnischer Berechnung 9.118.475.351,00 8.905.358.167,00

II. Rückstellung für noch nicht abgewickelte Versicherungsfälle 8.151.382,41 7.634.802,99

III. Rückstellung für erfolgsabhängige und erfolgsunabhängige Beitragsrückerstattung 244.219.655,23 84.609.252,12

IV. Sonstige versicherungstechnische Rückstellung 0,00 558.000.000,00

C. ANDERE RÜCKSTELLUNGEN

I. Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpfl ichtungen 16.958.237,00 15.219.965,00

II. Sonstige Rückstellungen 5.275.721,99 5.626.200,00

D. ANDERE VERBINDLICHKEITEN

I. Verbindlichkeiten aus dem selbst abgeschlossenen Versicherungsgeschäft gegenüber Versicherungsnehmern 408.435,03 523.345,67

II. Sonstige Verbindlichkeitendavon aus Steuern: EUR 256.060,64 (Vorjahr: EUR 418.824,41) 16.724.107,20 17.709.477,49

E. RECHNUNGSABGRENZUNGSPOSTEN 595.591,72 649.011,42

SUMME DER PASSIVA 10.778.608.481,58 10.307.730.221,69

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Gewinn- und Verlustrechnung01.01.2015 – 31.12.2015

in Euro

I. VERSICHERUNGSTECHNISCHE RECHNUNG 2015 2014

1. Verdiente Beiträge – gebuchte Beiträge 500.037.629,50 483.273.335,12

2. Beiträge aus der Rückstellung für Beitragsrückerstattung 0,00 0,00

3. Erträge aus Kapitalanlagen

a. Erträge aus Beteiligungen 3.925.594,40 3.833.212,00

b. Erträge aus Grundstücken, grundstücksgleichen Rechten und Bauten einschließlich der Bauten auf fremden Grundstücken 35.900.832,78 37.153.545,50

c. Erträge aus anderen Kapitalanlagen 422.891.706,38 441.515.483,46

d. Gewinne aus dem Abgang von Kapitalanlagen 16.469.149,29 11.316.945,54

4. Sonstige versicherungstechnische Erträge 1.512.708,03 1.479.753,93

5. Aufwendungen für Versicherungsfälle – Zahlungen für Versicherungsfälle - 461.100.360,54 - 440.988.032,68

6. Veränderungen der übrigen versicherungstechnischen Rückstellungen

a. Deckungsrückstellung - 213.117.184,00 -112.605.109,00

b. Sonstige versicherungstechnische Rückstellung 558.000.000,00 -185.200.000,00

7. Aufwendungen für erfolgsabhängige und erfolgsunabhängige Beitragsrückerstattungen -159.610.403,11 - 398.430,98

8. Aufwendungen für den Versicherungsbetrieb – Verwaltungsaufwendungen - 7.459.008,91 - 6.034.571,64

9. Aufwendungen für Kapitalanlagen

a. Aufwendungen für die Verwaltung von Kapitalanlagen, Zinsaufwendungen und sonstige Aufwendungen für Kapitalanlagen -19.722.191,03 - 21.039.240,84

b. Abschreibungen auf Kapitalanlagen - 20.858.242,06 - 25.755.475,84

c. Verluste aus dem Abgang von Kapitalanlagen -171.534,21 - 274.299,01

Versicherungstechnisches Ergebnis 656.698.696,52 186.277.115,56

II. NICHTVERSICHERUNGSTECHNISCHE RECHNUNG

1. Sonstige Erträge 512.965,66 399.781,36

2. Sonstige Aufwendungen -1.811.652,69 -1.876.887,43

3. Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit 655.400.009,49 184.800.009,49

4. Außerordentliche Erträge 0,0 0,00

5. Außerordentliche Aufwendungen 0,0 0,00

6. Außerordentliches Ergebnis 0,0 0,00

7. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag - 9,49 - 9,49

8. Jahresüberschuss 655.400.000,00 184.800.000,00

9. Einstellungen in die Gewinnrücklagen

a. in die Sicherheitsrücklage -17.100.000,00 -184.800.000,00

b. in satzungsmäßige sonstige Rücklagen - 638.300.000,00 0,00

10. Bilanzgewinn 0,00 0,00

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G E W I N N - U N D V E R LU ST R E C H N U N G , B E STÄT I G U N G SV E R M E R K D E S A B S C H LU S S P RÜ F E R S

DEM VOLLSTÄNDIGEN JAHRESABSCHLUSS UND LAGEBERICHT FÜR DAS GESCHÄFTSJAHR 2015

WURDE FOLGENDER BESTÄTIGUNGSVERMERK ERTEILT:

Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers

Düsseldorf, den 27. April 2016

DELOITTE & TOUCHE GMBH

WirtschaftsprüfungsgesellschaftSCHENKE

WirtschaftsprüferBALZ

Wirtschaftsprüfer

Wir haben den Jahresabschluss – bestehend aus Bilanz, Gewinn- und Verlust-

rechnung sowie Anhang – unter Einbeziehung der Buchführung und den

Lagebericht der Ärzteversorgung Westfalen-Lippe, Einrichtung der Ärztekammer

Westfalen-Lippe – Körperschaft des öffentlichen Rechts –, Münster, für das

Geschäftsjahr vom 1. Januar bis 31. Dezember 2015 geprüft.

Die Buchführung und die Aufstellung von Jahresab-schluss und Lagebericht nach den deutschen han-delsrechtlichen Vorschriften und den ergänzenden Bestimmungen der Satzung liegen in der Verantwor-tung der gesetzlichen Vertreter des Versorgungs-werks. Unsere Aufgabe ist es, auf der Grundlage der von uns durchgeführten Prüfung eine Beurteilung über den Jahresabschluss unter Einbeziehung der Buchführung und über den Lagebericht abzugeben.

Wir haben unsere Jahresabschlussprüfung gemäß § 317 HGB unter Beachtung der vom Institut der Wirt-schaftsprüfer festgestellten deutschen Grundsätze ordnungsmäßiger Abschlussprüfung vorgenommen. Danach ist die Prüfung so zu planen und durchzufüh-ren, dass Unrichtigkeiten und Verstöße, die sich auf die Darstellung des durch den Jahresabschluss unter Beachtung der Grundsätze ordnungsmäßiger Buchfüh-rung und durch den Lagebericht vermittelten Bildes der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage wesentlich auswirken, mit hinreichender Sicherheit erkannt wer-den. Bei der Festlegung der Prüfungshandlungen wer-den die Kenntnisse über die Geschäftstätigkeit und über das wirtschaftliche und rechtliche Umfeld des Versorgungswerks sowie die Erwartungen über mög-liche Fehler berücksichtigt. Im Rahmen der Prüfung werden die Wirksamkeit des rechnungslegungsbezo-genen internen Kontrollsystems sowie Nachweise für

die Angaben in Buchführung, Jahresabschluss und Lagebericht überwiegend auf der Basis von Stichpro-ben beurteilt. Die Prüfung umfasst die Beurteilung der angewandten Bilanzierungsgrundsätze und der wesentlichen Einschätzungen der gesetzlichen Vertre-ter sowie die Würdigung der Gesamtdarstellung des Jahresabschlusses und des Lageberichts. Wir sind der Auffassung, dass unsere Prüfung eine hinreichend sichere Grundlage für unsere Beurteilung bildet.

UNSERE PRÜFUNG HAT ZU KEINEN

EINWENDUNGEN GEFÜHRT

Nach unserer Beurteilung aufgrund der bei der Prü-fung gewonnenen Erkenntnisse entspricht der Jah-resabschluss der Ärzteversorgung Westfalen-Lippe, Einrichtung der Ärztekammer Westfalen-Lippe – Kör-perschaft des öffentlichen Rechts –, Münster, den gesetzlichen Vorschriften und den ergänzenden Be-stimmungen der Satzung und vermittelt unter Beach-tung der Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Ver-sorgungswerks. Der Lagebericht steht in Einklang mit dem Jahresabschluss, vermittelt insgesamt ein zutref-fendes Bild von der Lage des Versorgungswerks und stellt die Chancen und Risiken der zukünftigen Ent-wicklung zutreffend dar.

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Ä R Z T E V E R S O RG U N G W E ST FA L E N - L I P P E G E S C H Ä F TS B E R I C H T 2 015

IMPRESSUM

H E R A U S G E B E R

Ärzteversorgung Westfalen-Lippe

Einrichtung der Ärztekammer Westfalen-Lippe

Körperschaft des öffentlichen Rechts

Scharnhorststraße 44

48151 Münster

Tel.: 0251 5204-0

Fax: 0251 5204-149

[email protected]

www.aevwl.de

R E D A K T I O N

Dr. Ulrich Sonnemann, ÄVWL

Sarah Schmitz, ÄVWL

Simone Gosing, ÄVWL

L A Y O U T

wirDesign Berlin Braunschweig

B I L D E R

S. 02, 04, 07, 14 bis 19, 20: Thomas Gasparini;

S. 10 bis 11, 13: EnBW;

S. 22 bis 24: www.londongateway.com;

S. 26, 28 bis 29: © Maxwell MacKenzie

D R U C K

gutenberg beuys feindruckerei, Langenhagen

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ÄRZTEVERSORGUNG WESTFALEN-L IPPE

E INRICHTUNG DER ÄRZTEKAMMER WESTFALEN-L IPPE KÖRPERSCHAFT DES ÖFFENTL ICHEN RECHTS

SCHARNHORSTSTRASSE 44 48151 MÜNSTER WWW.AEVWL.DE