Insel Verlag...»Was hast du einen schwarzen Bauch!« »Das ist bei uns nun Küchgebrauch; Herbei,...

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Leseprobe Simm, Hans-Joachim Ein rabenschwarzer Schnee Groteske Gedichte Mit Illustrationen von Karl-Georg Hirsch © Insel Verlag Insel Bücherei 1337 978-3-458-19337-1 Insel Verlag

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Leseprobe

Simm, Hans-Joachim

Ein rabenschwarzer Schnee

Groteske Gedichte

Mit Illustrationen von Karl-Georg Hirsch

© Insel Verlag

Insel Bücherei 1337

978-3-458-19337-1

Insel Verlag

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Ein rabenschwarzer SchneeGroteske Gedichte

Mit Illustrationen

von Karl-Georg Hirsch

Herausgegeben

von Hans-Joachim Simm

Insel Verlag

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Insel-Bücherei Nr. 1337

© Insel Verlag Berlin 2010

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Ein rabenschwarzer Schnee

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Aufschrift eines Labyrinths

Wie irrt ihr Sterblichen, die ihr den Irrbau sehtfür einen Irrgang an, der euch nur soll verführen.Ein gleicher Fußpfad scheint dem Blinden auch verdreht,Ein Weiser aber kann die Spur hier nicht verlieren.

Daniel Caspar von Lohenstein

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Georg Philipp HarsdörfferWiderrufliche Wiederkehr des Blumen Sonnets

An den WohlEselhaften und Seichtgelehrten Herrn Hasewald Langohr/sonsten genandt Dünkelwitz; Vornehmen Sachwaltern deß Rahts zu Klügelheim/ Seinen/ und aller Teutschliebenden/ ringmögenden Ab-

gönner/ und ohnmächtigen Mißförderer.

Mit Disteln kehr ich üm. Es ist / was blüht hierinnen Nicht für dein Distelmaul / mein Klügling. Von dem Sand/ Ein Distel-kraut Salat geht lieblich-wohl zurhandDem Esel Risel-ein. Nun / Disteln hier zerrinnen/ Hier findet Blumen-füll für Disteln dein Verstand/ Mein Hochge Ohrter Herr: Es ist kein Distel-rand/Den unsre Pegnitz wäscht. Ob Disteln Lust gewinnen/ Heist Eselhafter Trieb. Dein Distel-hungerband Macht dich zum Müllertier. Es hasst der Disteln LandEin Blumen-buntes Feld. Auf / Distelmaul! von hinnen.Laß Blumen unbeschnarcht / die nicht für Distel-Sinne Vnd deinen Distelkopf. Ich thue mein Blumen-pfand Nur ädlen Teutschen ein; du bist ihr Distel-brand:Drüm ghört ein Distel-krantz auf deiner Ohren Zinnen

Dein willmütigerAechter

Momomastix.

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Christian Hofmann von HofmannswaldauAllegorisch Sonnet

Amanda liebstes kind/ du brustlatz kalter hertzen/ Der liebe feuerzeug/ goldschachtel edler zier/ Der seuffzer blasebalg/ des traurens lösch-papier/Sandbüchse meiner pein/ und baumöhl meiner schmertzen/Du speise meiner lust/ du flamme meiner kertzen/ Nachtstülchen meiner ruh/ der Poesie clystier/ Des mundes alicant/ der augen lust-revier/Der complimenten sitz/ du meisterin zu schertzen/ Der tugend quodlibet/ calender meiner zeit/ Du andachts-fackelchen/ du quell der fröligkeit/Du tieffer abgrund du voll tausend guter morgen/ Der zungen honigseim/ des hertzens marcipan/ Und wie man sonsten dich mein kind beschreiben kan.Lichtputze meiner noth/ und flederwisch der sorgen.

Johann Gottlieb MeisterEgo cogito ergo sum

Ich dencke / drum bin ich / ließ uns des Cartes lesen /Mops merckte dieses an / und dachte vielerley:Daß er gelehrt / beliebt / groß / reich und schöne sey:Denn hätt ers nicht gedacht / so wär ers nicht gewesen.

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Matthias ClaudiusTill, der Holzhacker

Zur Erläuterung der neuen philosophischen Methode: die Reinheit in unsre Willkür aufzunehmen

Till hackte Holz auf Mord und Brand(Der Mond am Himmel vor ihm stand), Husch auf, husch kräftig nieder;Da fuhr ihm‘s Beil, bei Ja und Nein,Vom Schaft, und in den Mond hinein, Hinein, und kam nicht wieder.

»Feirabend«, sprach Till, »alleweil!Denn hack mir einer ohne Beil, Koch einer ohne Kohlen! –Weil Till denn ohne Beil nichts kann;So muß er, halter, wohl daran, Und muß es wiederholen.«

Gesagt, getan. Er geht zur StundUnd nimmt die Leiter von der Wand, Wirft von sich Hut und Mütze,Und stellt die Leiter frank und freiVor sich hin, und – und, ein zwei drei, Bis oben auf die Spitze.

Da saß er, sah zum Mond hinan;»Noch«, sagt’ er, »bin ich nicht daran, Doch vivat meine Leiter!«Und drehete, so wie er saß,

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Sie um, als wie ein Stundenglas, Und stieg allmählich weiter.

So fuhr er fort: bald ruht’ er sich,Dann dreht’ er wieder um und stieg, Und stieg und drehte wieder;Und kam, nachdem er’s oft getan,Im Monde wohlbehalten an, Und setzte sich dort nieder.

Der Mond ist groß, ein wüster Ort,Und mancher sucht vergebens dort; Tilln sollte alles glücken.Er ging kaum drei vier Schritte weit,So lag das Beil da groß und breit; Und er steckt’s in die Ficken.

Uns andern würd’s in solcher HöhWohl schwarz vor Augen, angst und weh; Doch Till blieb keck und munter.Er witterte nicht Furcht noch Fahr,Und, wie er aufgestiegen war, So stieg er auch herunter.

Das Ding war also abgemacht;Indes war es nun Mitternacht, Und ihn fing’s an zu grauen.Da macht’ er ’s Beil geschwinde festAm Schaft, und lief damit zu Nest, Und sagt’ es seiner Frauen.

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Jakob Michael Reinhold LenzAretin am Pfahl gebunden mit zerfleischtem Rücken

Ihr hochwohlweisen Herrn Philantropins,Auf Knien bitt ich, hört die Thränen Aretins;Die Proben eurer Lieb auf meinem Rücken,Verzeiht, sie können nicht mein Naturell ersticken.Ich bitte um ein Wort und sag ich mehr,So lächelt eine Welt von Prügeln auf mich her.Bei dem was ihr verspracht aus unserm Volk zu machen,Fieng mir das Herz im Leibe an zu lachen,Der Othem stund mir still, das Wasser liefMir aus dem Maule Ellentief;Doch als ich so dem Ding ein wenig nachgedacht,Da ward, verzeih mirs Gott, das Herz mir schwer gemacht:Das werden Köpfe nur ihr lieben Herrn! auf ErdenAch lauter Dratmaschienen werden!Das reitet, ficht und tanzt nach euren Winken,Darf weder essen, weder trinkenNoch schlafen, noch verdaun, als zur gesetzten ZeitUnd kackt sogar mit Sittsamkeit.Ihr Heilande der Welt habts nie erfahren,Daß grosse Tugenden nie ohne Laster waren,Daß äußerlich Gepräg nur schöngeschminkter Mist,Daß Schlaffigkeit das größte Laster ist.Daß unsrer innrer Trieb das Beste aus uns machetUnd eurer siechen Kunst der Gott im Menschen lachet.Das gäbe Puppchen nur nach eurem Bild geschnitzt,Mit schönfrisirtem Haar, wo nichts darunter sitzt,Mit nimmer ruhigen, verwünschten Plappermühlen

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Die noch für Gott, noch Welt, noch für sich selber fühlen.Lehrt ihnen was dafür und dann schickt sie nach Haus,So werde was da will, nur nicht ein Affe draus.

Johann Wolfgang GoetheZum Kessel sprach der neue Topf

Zum Kessel sprach der neue Topf:»Was hast du einen schwarzen Bauch!«»Das ist bei uns nun Küchgebrauch;Herbei, herbei du glatter Tropf,Bald wird dein Stolz sich mindern.Behält der Henkel ein klar Gesicht,Darob erhebe du dich nicht,Besieh nur deinen Hintern.«

*

Alle Menschen groß und kleinSpinnen sich ein Gewebe fein,Wo sie mit ihrer Scheren SpitzenGar zierlich in der Mitte sitzen.Wenn nun darein ein Besen fährt,Sagen sie, es sei unerhört,Man habe den größten Palast zerstört.

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Friedrich SchillerUntertänigstes Promemoria

an die Konsistorialrat Körnerische weiblicheWaschdeputation in Loschwiz eingereicht von einem

niedergeschlagenen TrauerspieldichterBittschrift

Dumm ist mein Kopf und schwer wie Blei, die Tobaksdose ledigMein Magen leer – der Himmel sei dem Trauerspiele gnädig.

Ich kratze mit dem Federkiel auf den gewalkten Lumpen;Wer kann Empfindung und Gefühl aus hohlem Herzen pumpen?

Feur soll ich gießen aufs Papier mit angefrornem Finger? – –O Phöbus, hassest du Geschmier, so wärm auch deine Sänger.

Die Wäsche klatscht vor meiner Tür, es scharrt die Küchenzofe –und mich – mich ruft das Flügeltier nach König Philipps Hofe.

Ich steige mutig auf das Roß, in wenigen Sekundenseh ich Madrid – am Königsschloß hab ich es angebunden.

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Ich eile durch die Galerie und – siehe da! – belauschedie junge Fürstin Eboli in süßem Liebesrausche.

Jetzt sinkt sie an des Prinzen Brust, mit wonnevollem Schauer,in ihren Augen Götterlust, doch in den seinen, Trauer.

Schon ruft das schöne Weib Triumph schon hör ich – Tod und Hölle!Was hör ich? – einen nassen Strumpf geworfen in die Welle.

Und weg ist Traum und Feerei, Prinzessin, Gott befohlen!Der Teufel soll die Dichterei beim Hemderwaschen holen

gegebenin unserm jammervollen

Lagerohnweit dem Keller.

F. SchillerHaus- und WirtschaftsDichter.

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Clemens BrentanoWenn der lahme Weber träumt

Wenn der lahme Weber träumt, er webe,Träumt die kranke Lerche auch, sie schwebe,Träumt die stumme Nachtigall, sie singe,Daß das Herz des Widerhalls zerspringe,Träumt das blinde Huhn, es zähl’ die Kerne,Und der drei je zählte kaum, die Sterne,Träumt das starre Erz, gar linde tau’ es,Und das Eisenherz, ein Kind vertrau’ es,Träumt die taube Nüchternheit, sie lausche,Wie der Traube Schüchternheit berausche;Kömmt dann Wahrheit mutternackt gelaufen,Führt der hellen Töne GlanzgefunkelUnd der grellen Lichter Tanz durchs Dunkel,Rennt den Traum sie schmerzlich übern Haufen,Horch! die Fackel lacht, horch! Schmerz-Schal-meienDer erwachten Nacht ins Herz all schreien;Weh, ohn’ Opfer gehn die süßen Wunder,Gehn die armen Herzen einsam unter!

Joseph von EichendorffDie späte Hochzeit

Der Mond ging unter – jetzt ist’s Zeit. –Der Bräut’gam steigt vom Roß,Er hat so lange schon gefreit –

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Da tut sich auf das Schloß,Und in der Halle sitzt die BrautAuf diamantnem Sitz,Von ihrem Schmuck tut’s durch den BauEin’n langen roten Blitz. –Blass’ Knaben warten schweigend auf,Still’ Gäste stehn herum,Da richt’t die Braut sich langsam auf,So hoch und bleich und stumm.Sie schlägt zurück ihr Goldgewand,Da schauert ihn vor Lust,Sie langt mit kalter, weißer HandDas Herz ihm aus der Brust.

Friedrich RückertDer betrogene Teufel

Die Araber hatten ihr Feld bestellt,Da kam der Teufel herbei in Eil’;Er sprach: »Mir gehört die halbe Welt,Ich will auch von euerer Ernte mein Teil.«

Die Araber aber sind Füchse von Haus,Sie sprachen: »Die untere Hälfte sei dein.«Der Teufel will allzeit oben hinaus;»Nein«, sprach er, »es soll die obere sein.«

Da bauten sie Rüben in Einem Strich;Und als es nun an die Teilung ging,

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Die Araber nahmen die Wurzeln für sich,Der Teufel die gelben Blätter empfing.

Und als es wiederum ging ins Jahr,Da sprach der Teufel im hellen Zorn:»Nun will ich die untere Hälfte fürwahr.«Da bauten die Araber Weiz’ und Korn.

Und als es wieder zur Teilung kam,Die Araber nahmen den Ährenschnitt.Der Teufel die leeren Stoppeln nahmUnd heizte der Hölle Ofen damit.

Franz GrillparzerDer Zwerg

Es lebt nicht fern von hier auf einem hohen BergEin Mann, an Geiste groß, an Körper nur ein Zwerg,Der kennet manches Kraut, manch zauberische Tinte,Vor dem flieht jedermann wie Vögel vor der Flinte,Und wie manch altes Weib in dieser Gegend weiß,Verwandelt er sich bald in eine schwarze Geiß,Bald in ein Schaf, bald in ein Rind, doch glänzet immerIn jeglicher Gestalt um seinem Haupt ein Schimmer;Des Gnomen Tück ist nichts zu groß und nichts zu klein,Er macht den Baur zum Fuchs, den Clericus zum Schwein,Kein Amt, kein Stand ist seiner Rachbegier zu heilig,Er neckt und quälet jeden, flieht man noch so eilig,

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Er steht im Bunde mit dem leidgen Höllenhund,Drum hütet euch vor ihm, zur Warnung mach ichs kund.

Den 2�ten Oktober 1�07

Heinrich HeineDer neue Alexander

Es ist ein König in Thule, der trinktChampagner, es geht ihm nichts drüber;Und wenn er seinen Champagner trinkt,Dann gehen die Augen ihm über.

Die Ritter sitzen um ihn her,Die ganze Historische Schule;Ihm aber wird die Zunge schwer,Es lallt der König von Thule:

»Als Alexander, der Griechenheld,Mit seinem kleinen HaufenErobert hatte die ganze Welt,Da gab er sich ans Saufen.

Ihn hatten so durstig gemacht der KriegUnd die Schlachten, die er geschlagen;Er soff sich zu Tode nach dem Sieg,Er konnte nicht viel vertragen.

Ich aber bin ein stärkerer MannUnd habe mich klüger besonnen: