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Inhalt 1. Das Phänomen Sprache................................................ 2 2. Grundzüge sprachlicher Systeme......................................5 3. Die Sprachen der Welt............................................... 7 4. Phonetik und IPA.................................................... 9 5. Phonologie: Phon und Phonem........................................11 6. Phonologie: Suprasegmentalia, Phonotaktik, Silbe...................13 7. Schrift............................................................ 14 8. Morphologie: Was ist das?.......................................... 15 9. Morphologie: Das Wort.............................................. 16 10. Morphologie: Formen morphologischer Operationen...................17 11. Morphologie: Funktionen morphologischer Operationen...............19 12. Produktivität: Flexion, Derivation, Komposition...................22 13. Syntax: Was ist das?.............................................. 24 14. Syntax: Einfache Sätze............................................ 25 15. Syntax: Stellungsfragen........................................... 27 16. Syntax: Komplexe Sätze............................................ 31 1

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Inhalt

1. Das Phänomen Sprache..............................................................................................................22. Grundzüge sprachlicher Systeme..............................................................................................53. Die Sprachen der Welt.................................................................................................................74. Phonetik und IPA.........................................................................................................................95. Phonologie: Phon und Phonem................................................................................................116. Phonologie: Suprasegmentalia, Phonotaktik, Silbe...............................................................137. Schrift..........................................................................................................................................148. Morphologie: Was ist das?.......................................................................................................159. Morphologie: Das Wort..............................................................................................................1610. Morphologie: Formen morphologischer Operationen..........................................................1711. Morphologie: Funktionen morphologischer Operationen...................................................1912. Produktivität: Flexion, Derivation, Komposition...................................................................2213. Syntax: Was ist das?...............................................................................................................2414. Syntax: Einfache Sätze............................................................................................................2515. Syntax: Stellungsfragen..........................................................................................................2716. Syntax: Komplexe Sätze............................................................................................................31

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Übungen zur Einführung in die Allgemeine Sprachwissenschaft

Institut für Allgemeine und Indogermanische SprachwissenschaftProf. Dr. Wolfgang SchulzeEinführung in die Allgemeine Sprachwissenschaft (WS 05/06)

1. Das Phänomen Sprache

1.1 Unten siehst du eine Reihe sehr verschiedener Bilder. Auf welche Weise ist in den Bildern Sprache enthalten, und welche Funktion erfüllt sie jeweils?

1.2 Lässt sich in den folgenden Situationen von Sprache sprechen bzw. ist dies sinnvoll? Antwort begründen!

Ein Baby von etwa zwei Jahren sagt zu seiner Mutter „guda“. Die Mutter antwortet „duda“. Eine Kuh muht auf eine bestimmte Weise, und die anderen Kühe kommen, weil sie wissen,

dass es an der Zeit ist, die Weide zu verlassen. Drei Gehörlose unterhalten sich in der U-Bahn. Zwei Rechner erzeugen abwechselnd zufällige Schlüssel, mit denen sie von einer

Ausgangszeichenfolge Abwandlungen schaffen. Kann der andere Rechner in einer bestimmten Zeit den Code nicht knacken, bekommt er einen Minuspunkt und merkt sich die richtige Lösung für das nächste Mal.

Ein Mann macht sich ein Spiegelei und summt dabei vor sich hin: „Nanana…nanana…“. Das Spiegelei brennt an, was der Mann mit „Scheiße noch mal“ kommentiert. Archäologen finden in einem Pharaonengrab Steintafeln mit Inschriften, die Hieroglyphen

ähneln, die aber niemand entziffern kann.

1.3 Was bedeutet Sprache für dich persönlich? Was würde geschehen, wenn du deine Sprache verlörest? Was wäre anders, wenn du eine andere Muttersprache hättest?

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1.4 Der Glaube, jede Art menschlichen Denkens sei durch Sprache beeinflusst, heißt Relativismus; die entgegengesetzte Ansicht, Sprache sei nur eine Form, die das Denken nicht angreift, läuft unter der Bezeichnung Universalismus. Sieh dir die Beispiele unten an und überlege, was die eine, was die andere extreme Position jeweils für Konsequenzen hätte.

Das Kilmeri kennt keine Unterscheidung von „viel(e)“ und „alle(s)“ – beides wird mit dem Wort kiniyo bezeichnet.

Im Japanischen gibt es über ein Dutzend verschiedene Wege, die eigene Person zu bezeichnen, je nach Alter, Geschlecht und sozialer Stellung relativ zum Gesprächspartner. So kann man sich auf sich selbst mit watakushi, watashi, atashi, ashi, boku, ore, ware oder jibun beziehen.

Das Westgrönländische kennt keine obligatorische Kennzeichnung der Vergangenheit. Dafür muss Zukünftigkeit markiert werden. So kann allarpunga sowohl „ich gehe“ als auch „ich ging“ bedeuten, nie aber „ich werde gehen“ (allarniarpunga u.a.).

Im Russischen gibt es kein einfaches Wort für „blau“. Dinge sind immer entweder hellblau (goluboj) oder dunkelblau (sinij).

1.5 Was würde passieren, wenn von heute auf morgen alle Menschen ihre Sprache verlieren würden?

1.6 Denk dir einen x-beliebigen natürlichen Satz, wie z.B.: „Nee, heute war nix Besonderes, nur gegen fünf ungefähr is diese, na, wie heißt sie… da hat diese alte Frau von neulich noch mal vorbeigeschaut.“ Welche Faktoren haben die Form dieses Satzes beeinflusst, und wie hängen die Faktoren miteinander zusammen?

1.7 So vielfältig wie die Sprache ist, so vielfältig sind die Wissenschaften, die sich mit ihr beschäftigen. Ordne die folgenden Fragestellungen den passenden Gebieten der Linguistik zu.

• Wie hat sich das synthetische Futur der romanischen Sprachen gebildet (frz. je chanterai – port. eu cantarei – it. io cantarò)?

Psycholinguistik

• Wie kann es passieren, dass Menschen Text auf einem leeren Blatt Papier stets in die rechte untere Ecke setzen, und wie lässt sich diese Dysgraphie therapieren?

Soziolinguistik

• Wie kommt es, dass die Touareg von den Ful in Nord-Niger mit der Menschenklasse bezeichnet werden, von den südnigeranischen Ful dagegen mit der Tierklasse?

Computerlinguistik

• Warum benutzen Neuntklässler an der Hauptschule häufiger den Ausdruck Hurensohn als Gleichaltrige am Gymnasium?

Patholinguistik

• Wieso lernen Kinder relativ schnell Formen wie gesungen, bilden aber später Formen wie gesingt oder sogar gesungt?

Mathematische Linguistik

• Wie implementiere ich ein so komplexes aber relativ regelmäßiges System wie die arabische Verbalflexion

Historische Linguistik

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in ein maschinelles Übersetzungsprogramm?• Auf welche Weise lässt sich natürlichsprachige Quantifikation mithilfe logischer Quantoren darstellen, und welche Notationen sind hierzu erforderlich?

Ethnolinguistik

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2. Grundzüge sprachlicher SystemeFür alle folgenden Aufgaben ist zusätzlich das Merkmal von Sprache zu benennen, das die Frage anspricht (z.B. „Wieso sprechen Italiener kein Deutsch?“ > Merkmal „Träger ethnischer Identität“ o.ä.).

2.1 Sammle mindestens 20 Bezeichnungen für Dinge, die es noch nicht lange gibt, und gliedere sie nach Gruppen. Welche Strategien kennt Sprache, um neue Benennungen zu bilden?

2.2 Warum hätte ein Rechner Probleme, Komposita wie die untigen als solche sinnvoll zu interpretieren?

Schweineschnitzel – Kinderschnitzel – Jägerschnitzel – Riesenschnitzel - Papierschnitzel

2.3 Unten siehst du jeweils einige Strukturen (sprachlich oder nicht-sprachlich) einander gegen-übergestellt. Stelle die Rangordnung der Markiertheit je innerhalb einer Gruppe fest.

Ein Mann spazierte durch einen Garten. Ein Engländer spazierte durch den Englischen Garten.Ein Mann spazierte durch den Englischen Garten.Ein Engländer spazerte durch einen Garten.

000010000010101

BottelGefäßFlachmannFlascheGlas

anantnanatquant

2.4 Was würde passieren, wenn man mit einem System aus vier Einheiten – z.B. XX, XY, YX und YY – versuchen würde, zu kommunizieren? Was würden diese vier Einheiten bedeuten?

2.5 Wie viele Kombinationsmöglichkeiten ergeben sich mit drei Bausteinen X Y Z und drei obligatorischen Stellen für ein Element? Was sind Vor- und Nachteile, wenn man, um noch mehr Möglichkeiten zu erhalten, die Anzahl der Bausteine auf 10 oder die Anzahl der Stellen auf 10 erhöht und die gebildeten Elemente Bedeutung haben sollen?

2.5 Als Kompetenz wird das passive sprachliche Wissen eines Sprechers, als Performanz seine aktiv geäußerten Sprechfähigkeit geäußert. Diese Unterscheidung führt dazu, dass Sätze wie der untige als grammatisch beurteilt werden, da sie lediglich in der Performanz nicht auftauchen, aber verstanden werden können. Was sind Vor- und Nachteile dieses Ansatzes?

Ich habe einen Freund, dem ich, da sein Bruder mir, was ich, da ich mir generell mancher Dinge spät bewusst werde, erst jetzt zugeben konnte, keine aktive Sprachkompetenz im Englischen habe, das ich doch für mein Studium, das ich vor kurzem begonnen habe, um mir eine Grundlage für mein späteres Leben, das ich schon deutlich vor Augen habe, zu schaffen, so dringend brauche, Nachhilfe in dieser Sprache gibt, sehr dankbar für seine Hilfsbereitschaft bin.

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2.6 Unten siehst du deutsche Sätze, in die das japanische Wort bijin eingesetzt wurde, für das es keine einfache deutsche Übersetzung gibt. Inferiere die Bedeutung und achte darauf, nach welchen Indizien du dich richtest. Welche weiteren Indizien wären hilfreich? Was lässt sich daraus über das Wesen von Bedeutung schließen?

Ich habe eine Kurgeschichte namens bijin gelesen, aber da kamen nur Schweine drin vor. Wenn du mal einen echten bijin sehen willst, schau dir Audrey-Hepburn-Filme an. Seine neue Freundin ist ein bijin. Dafür, dass du sie einen bijin genannt hast, hat sie aber ziemlich große Ohren. Wenn ich ein bijin wäre, würde ich vielleicht einen reichen Mann finden...

2.7 Elemente von Sprache sind unterschiedlich stark aneinander gebunden, je nachdem, wie häufig sie gemeinsam auftreten und wie stark sie das jeweils andere Element benötigen, um eine bestimmte Bedeutung ausdrücken zu können. Sortiere die folgenden Ausdrücke nach ihrer Bindung.

starke Frau – starkes Angebot – starker Zuwachs – starker Hund – starkes Stück – starke Sache – starke Wolke – starker Tobak – starkes Mehl

Haben sich beim Sortieren Unschlüssigkeiten ergeben? Wie ließe sich die Methode operationali-sieren?

2.8 In welcher Beziehung stehen die Elemente der zweiten Spalte der Tabelle unten zu denen der dritten, und wie wirkt sich das aus?

braver Hund Hund braverGib mir das! gib mir, dasin uns in uns

2.9 Wie entstehen grammatische Elemente, z.B. das –st in sing-st oder das –lich in häss-lich? Stelle erst eine Vermutung auf und recherchiere dann den tatsächlichen historischen Ursprung von –st und –lich.

2.10 Im Französischen ist es nicht möglich, Verben ohne Personalpronomen zu benutzen: Man kann also nicht viens sagen, um „ich komme“ auszudrücken (im Spanischen ist dies beispielsweise möglich: vengo). Aufgrund dieser Regel wäre es eigentlich gut denkbar, Verben überhaupt nicht mehr zu flektieren. Man sagt aber nicht nous viens, was in der Bedeutung eindeutig wäre, sondern nous venons, was doppelt moppelt. Warum?

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3. Die Sprachen der Welt

3.1 Stelle mit Hilfe eines geeigneten Sprachatlas* fest, welche Sprachen an den bezeichneten Stellen gesprochen werden und wie diese genetisch einzuordnen sind.*z.B. Moseley, Christopher (Hrsg.) 1994: Atlas of the World’s Languages. London: Routledge

3.2 Zu welchen Sprachfamilien (Unterzweigen) gehören die folgenden Sprachen, und wo liegt das Verbreitungsgebiet dieser Familien?

Flämisch - Yup’ik - Udehe - Hixkaryana - Katalanisch - Päri - Hebräisch - Mari - Kayardild - Kantonesisch - Manx - Enzisch - Kilmeri - K’ich’e - Bella Bella - E - Nynorsk - Akhvakh - Waiwai

3.3 Das Japanische ist ein beliebter Kandidat für die verschiedensten Verwandtschaftsthesen. Tatsächlich ist allerdings bis heute keine der zahlreichen Hypothesen wissenschaftlich bewiesen. Prüfe die untenstehenden Ausgangsbehauptungen und erläutere, ob sie ihrer Art nach geeignet sind, um Verwandtschaften zu etablieren. (Thesen entnommen aus: Shimizu, Masaru (Hrsg.) 1991: Nihongo no kigen. Tōkyō: Shobōshinsha)

Wenn man den Satz „Heute bin ich mit meinem jüngeren Bruder in die Bibliothek gegangen und habe dort ein mongolisches Buch gelesen“ aus dem Mongolischen Wort für Wort ins Japanische übersetzt, kommt ein perfekter japanischer Satz heraus, ohne dass die Wortstellung geändert werden muss.

Es lassen sich verschiedene Beziehungen herstellen zwischen rekonstruierten Morphen des Ur-Altaischen und Morphen, die teils im Altjapanischen, teils heute in Gebrauch sind. So entspricht dem rekonstruierten *-ka jap. -ka, *-ra wird zu altjap. -rö; *-ki wird zu -aku, *ri zu -ra.

Eine bekannte japanische Gedichtform, das waka, schreibt vor, dass seine fünf Zeilen je 5-7-5-7-7 Silben haben. Niemand weiß genau, wie diese Vorschrift entstanden ist. In alten Liedern aus dem Tamil (einer nicht-indogermanischen Sprache Indiens) taucht jedoch das Silbenmuster 5-7…7 auf.

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3.4 Benachbarte Sprachen (oder Sprachen, die anders als geographisch in engem Kontakt stehen) zeigen häufig typologische Konvergenz unabhängig von ihrer genetischen Verwandtschaft. Fallen dir spontan Beispiele ein, wo markante Merkmale über mehrere Sprachen verteilt sind? Sind diese Sprachen verwandt?

3.5 In welchen Ländern der Welt wird Deutsch von wievielen Menschen als Muttersprache gesprochen? In wievielen Ländern ist Deutsch Amtssprache?

3.6 Welche Sprache hat: die meisten Sprecher der Welt? Das größte Verbreitungsgebiet? Die meisten Lerner? Die ältesten Zeugnisse?

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4. Phonetik und IPA

4.1 Bestimme den in einer Zeile angegebenen Parameter für die folgenden Laute:

Artikulationsort: [f] [c] [ɔ] [k] [ʒ] [ɢ] [l] [ɦ] [ʋ] [ʈ] Artikulationsart: [p] [z] [ts] [ɲ] [ɛ] [ɾ] [ʀ] Stimmhaftigkeit: [b] [ɬ] [ɣ] [ɸ] [t]

4.2 Gib die folgenden Laute in IPA wieder.

stimmhafter bilabialer Plosiv stimmhafte labiodentale Affrikate stimmhafter dentaler Frikativ (stimmhafter) alveolarer Nasal stimmloser postalveolarer Frikativ stimmloser präpalataler Frikativ (stimmhafter) palataler Nasal (stimmhafter) retroflexer Lateral

(stimmhafter) velarer Approximant (stimmhafter) uvularer Trill stimmloser pharyngaler Frikativ (stimmloser) glottaler Plosiv (stimmhafter) alveolarer Flap stimmloser bilabialer Frikativ (stimmhafter) velarer Nasal stimmloser palataler lateraler Frikativ

4.3 Schreibe an die unten bezeichneten Stellen alle dir bekannten Laute, die dort erzeugt werden.

4.4 Gib den folgenden deutschen Satz einmal in enger phonetischer und einmal in breiter phonologischer Transkription wieder. Übertrage dann den Text in eine dir geläufige Sprache oder einen deutschen Dialekt und transkribiere diese Version. Kontrolliere die fremdsprachliche/ dialektale Version, indem du sie einen Mitstudenten vorlesen lässt, der diese Sprache nicht kennt.

Gestern hat unsere Katze wieder einen Vogel gefangen und vor die Haustür gelegt.

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4.5 Unten siehst du einige Liedzeilen aus verschiedenen Sprachen in deren gängiger Orthographie. Versuche die Sätze mit Hilfe der beigefügten IPA-Transkription auszusprechen.

Portugiesisch amores são passos perdidos [ɐ’mɔrɪʃsãʊ’pasʊʃpr’ði:ðʊʃ]Griechisch η ζωή βιάζεται, αχ [izɔ’i’vjazɛtɛ’ax]Irisch gur bhreathnaigh mé uaim an speir [gər’ƀræhni:me’wa:imən’sp

e:ɼ]Japanisch 舌切り雀のおじいさんが [’ɕtakiri’sɨzɨmɛnɔɔ’ʥi:sãɴgɑ]Isländisch ég þusti niður að læknum [jɛɪ’θɵsti’ni:ðɵrað’laɪʰknɵm]

4.6 Versuche einen Laut zu produzieren, der nicht in der IPA enthalten ist, und beschreibe diesen möglichst genau!

4.7 Wenn jemand mit starkem Schnupfen versucht, Nasale zu artikulieren, kommen Plosive heraus (ausprobieren durch Nasezuhalten). So wird etwa aus /’na:mə/ [’tãpə]. Warum behindert diese krasse Verformung das Verständnis – anders als z.B. ein starker Alkoholakzent - kaum?

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5. Phonologie: Phon und Phonem

5.1 Auf die Frage „Was ist ein Mensch?“ sind sehr unterschiedliche Antworten vorstellbar, von denen zwei mögliche unten aufgeführt sind. Worin unterscheiden sich diese beiden Antworten?

Der Mensch ist das Säugetier mit der höchsten Intelligenz. Hieraus resultieren weitere Besonderheiten, z.B. der fertige Umgang mit Werkzeugen, der Ausbau der Tradition oder das breite Handlungsspektrum.

Menschen atmen, bewegen sich, sprechen, interagieren mit anderen Menschen, haben zwei Ohren, haben zwei Beine, können sehen.

5.2 Wie erkennt man, dass ein Ding eine andere Funktion hat als ein anderes?

5.3 Warum klingen der alveolare Trill [r] bzw. der Flap [ɾ] und der uvulare Trill [ʀ] bzw. der Frikativ [ʁ] für deutsche Ohren so ähnlich?

5.4 Das Arabische kennt drei Vokale /a i u/. Diese sind in ihrer Realisation erheblichen Schwankungen unterworfen: Je nach konsonantischer Umgebund und Quantität kann /a/ z.B. als [æ], [ɑ] oder [ə] gesprochen werden. Warum ist das deutsche /a/ nicht so frei?

5.5 Wenn sich für ein Phonempaar kein echtes Minimalpaar findet, besteht die Möglichkeit, nach sogenannten minimalen Stellungen zu suchen. Das sind Formen, die nur zu einem Teil gleich sind. Mit der Argumentation, dass der ungleiche Teil keinen Einfluss auf die Gestalt des untersuchten Phonems hat, können solche Paare wie ein Minimalpaar fungieren. Für das Deutsche ist es z.B. schwierig, ein kontrastierendes Paar für /b/ und /p/ zu finden. Vorläufig kann deshalb das minimale Stellungspaar [pʁaɪs] – [bʁaɪ] dieses ersetzen. – Entscheide, ob das Paar [’fʁaʊçɘn] – [ʁaʊxɘn] in ähnlicher Weise geeignet ist, um [ç] und [x] als Phoneme des Deutschen zu etablieren.

5.6 Stelle mit den dir bekannten Verfahren das Phoneminventar des Deutschen auf. Liste dabei auch Allophonien. Wieviele Phoneme sind zu erkennen? Gibt es sinnvolle Untergruppierungen?

5.7 Kannst du den unten abgebildeten morphologischen Prozessen des Westgrönländischen entnehmen, wo die offizielle Rechtschreibung sich über bzw. unter der Phonemebene bewegt?

- oqar- „sagen“ > oqar-pu-nga „ich sage“ – oqar-pu-tit „du sagst“ – oqar-po-q „er sagt“ – taku „sehen“ > tako-qqi- „wieder sehen“, panik „Tochter“ > pane-qar- „eine Tochter haben“

- issia- „sitzen“ > issia-vik „Stuhl“ - allag- „schreiben“ >allaf-fik „Tafel“ - nuna „Mensch“ > nuna-qar-fik „Siedlung“

- allakkeri-vik „Post“ > allakkeri-ffi-t „Postfilialen“ - atuar- „lesen“ > atuffa-t- „jmd. vorlesen“

5.8 Ist [ʊɪ] wie in pfui und ui ein Phonem des Deutschen?

5.9 Unterschiede in der Realisation, die nicht auf Laut-Kombinatorik zurückzuführen sind, werden häufig als „freie Varianz“ referiert. Wirklich frei sind solche Varianzen dennoch nicht, denn es ist

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ausgeschlossen, dass die jeweilige Realisation über einen Zufallsgenerator im Gehirn erzeugt wird. Was sind die determinierenden Faktoren der folgenden Realisationsvarianten?

- /ro:t/ als [ʁo:tʰ] oder [ro:tʰ]- /’visən/ als [’vɪsn] oder [’vɪsən]- /ənt’ʃuldiguŋ/ als [ənt’ʃʊldɪgʊŋ] oder [’tʃʊlɪʊŋ]- /’bitə/ als [’bɪtʰə] oder [’bit:ɛ]

5.10 Lautwandel ist ein wichtiger Faktor im Sprachwandel. Welche der Änderungen vom lateinischen zum rätoromanischen Vaterunser unten sind auf Lautwandel zurückzuführen, und welche anderen Ursachen des Wandels sind zu nennen?

Pater noster, qui es in coelis, sanctificetur nomen tuum. Adveniat regnum tuum. Fiat voluntas tua, sicut in coelo et in terra. Panem nostrum quotidianum da nobis hodie. Et dimitte nobis debita nostra, sicut et nos dimittimus debitoribus nostris. Et ne nos inducas in tentationem: sed libera nos a malo. Quoniam tibi est regnum etpotestas et gloria in saecula.

5.11 Unten siehst du das rekonstruierte Konsonanteninventar des Indogermanischen. Welche Punkte sind typologisch beachtenswert?

bilabial alveolar velar (palatalisiert)

velar velar (labialisiert)

Plosiv stimmlos

p t ḱ k kʷ

Plosiv stimmhaft

d ģ g gʷ

Plosiv stimmhaft aspiriert

bʰ dʰ ģʰ gʰ gʷʰ

Nasal m nFlap/Trill r

Frikativ sLateral l

Hinzu kommen drei (wahrscheinlich) Frikative, die sogenannten Laryngale /h1/, /h2/ und /h3/. Die Artikulationsstellen sind unsicher, liegen jedoch stets palatal oder weiter hinten.

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6. Phonologie: Suprasegmentalia, Phonotaktik, Silbe

6.1 Latein und Japanisch sind zwei Sprachen, in denen phonetisch lange Vokale auftauchen. Entscheide aufgrund des unten gegebenen Materials, ob die Vokallänge in beiden Sprachen ein suprasegmentales Merkmal ist. Um Verwirrungen durch die Schrift zu vermeiden, sind alle Wörter in eher enger IPA-Umschrift wiedergegeben.

Latein Japanisch[anus] „Hintern“ – [a:nus] „alte Frau“[wɛnit] „er kommt“ > [wɛ:nit] „er kam“ [il:ɛ] + [ɛt] > [il:ɛt]

[gaŋkɔ] „Dickkopf“ – [gaŋkɔ:] „Augenlicht“„Kino“ als [ɛiga] oder [ɛ:ga][ɔɕi] + [irɛ] > [ɔɕi:rɛ]

6.2 Japanisch und Yoruba sind Tonsprachen. Welcher Unterschied fällt auf den ersten Blick auf?Japanisch: oháshi – omoshirói – míru - kabutómushiYoruba: ìró - ohùn - òpó – èdèe

6.3 Alle der folgenden Fantasiewörter benutzen ausschließlich deutsche Phone. Warum klingen einige deutsch, andere nicht? Gib genaue Gründe an, wenn du ein Wort für undeutsch befindest.

[ka:ŋkə - zʊlk – ’tʁɔpsa - plʏtsn – lky:t – χane:dɐ - ʁo:g – ’nʊkə - prtst – e:də]

6.4 Beschreibe, so gut es geht, anhand der folgenden Texte aus dem Nyangumarta und dem Bella Coola die Phonotaktik dieser beiden Sprachen. Welche Bereiche der Phonotaktik können durch eine Analyse dieser Art nicht eingesehen werden?

Nyangumarta (< Sharp, Janet 2004: Nyangumarta. Australian National University Press)Anmerkungen zur Aussprache: Die Orthographie enthält zahlreiche Digraphen, und zwar: <rr> [ɾ], <rt rn rl> [ʈ ɳ ɭ ], <ny ly> [ɲ ʎ], <ng> [ŋ]. Außerdem ist <j> [c], <y> [j] und <r> [ɻ].Partany manganya paparl karrinyi. Pipi japartulu kalkurnikinyi pulu partany, ngatu waninyikinyi pinga nganikinyi janinyi. Milyalu yarntarnyarntanikinyi jungka, pirntirlja yamarnarningu jirilu. Palaja karrpu warinyja yana kaja, yirrirni pingamili pirti palanga ngana janinyi.

Bella Coola [< Davis, Philip W. 1980: Bella Coola Texts. Ministry of the provincial secretary and government services of the province of Columbia]Anmerkungen zur Aussprache: Kleine hochgestellte Zeichen wie <ʷ> sind phonematisch jeweils zum vorhergehenden Zeichen zu rechnen.way. ʔayūctimutc skasmsmayamkic. ʔiɫixʷani sʔaɫʔaysck xtXʷ skʼʷaɫtnim wasunxʷac. ʎʼapakʷcʼ tanumūs tacucluksītXʷ ʔalaac ʔulXɫ. ʔaXkʷcʼ aɫnapit kaumataɫaw ʔaɫtXʷ. tmʔaɫʔaɫʔayɫaw. ʎʼapakʷcʼ tʼaXʷ way skaqʼlumaw ʔalaʔayusmimʔac ʔiɫixʷanis.

6.5 Das Japanische hat die sehr einfache Silbenstruktur (C)V(n). Diese Einschränkung führt dazu, dass Konsonantencluster, die z.B. durch Lehnwörter in die Sprache gelangen, durch Vokalein-schübe aufgelöst werden. – Hierzu folgendes Begebnis: Als ich einmal mit einer Japanerin in München unterwegs war, kamen wir an meiner früheren Wohnstraße (der Franziskanerstraße) vorbei. Zum Spaß meinte ich, „ach ja, die [fɨrantsisɨka:naʃɨtɔra:sɛ]“. Ihre Antwort darauf lautete „wow, so genaue Aussprache ist selten“. Was lässt sich hieraus schließen?

6.6 Versuche dich zu entsinnen, wie du in der Schule gelernt hast, was eine Silbe ist. Welche Schwächen hat dieses Verfahren oder diese Definition?

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7. Schrift

7.1 Warum bedienen sich Schriften, die den Laut einer Sprache wiedergeben, zum Großteil einer weiten Transkription?

7.2 Unten siehst du den Firmennamen McDonalds in mehreren Schriften geschrieben. Was ist der Hauptunterschied zwischen diesen Schriften? Wenn du die Schriften nicht kennst, ist Spekulieren erlaubt.

макдоналдс ماكدونالدزマクドナルド麦当劳

7.3 Die meisten Sprachlehrbücher beschreiben die Aussprache zugleich mit der Orthographie. Was sind Vor- und was Nachteile dieser Methode?

7.4 Welches Problem bringt der untenstehende Absatz aus dem Chinesischen mit sich? Und ist dies wirklich ein Problem?

1994年,香港中文大學中國文化研究所獲得「研究資助局」撥款,選取包括古代典籍、公文、律令、書信等出土簡帛文獻約二十萬字輸入電腦,以作為未來建立 一完整之「竹簡、帛書出土文獻電腦資料庫」試驗計劃。由於建庫工作進度遠較預期理想,結果於 1996年計劃期滿時,已發表之十二種竹簡帛書出土文獻,合共 約一百四十萬字已悉數輸入電腦。

7.5 Knn mn n jdr Sprch w m Rbschn bm Schrbn d Vkl wglssn? Fllt dr n Ggnbspl n? Nd ws wrd pssrn wnn mn stttdssn d knsnntn wglsst?

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8. Morphologie: Was ist das?

8.1 Woher weiß ein Mensch, dass Herr A immer noch Herr A ist, wenn er ein rotes T-Shirt anzieht?

8.2. Unten siehst du einen Text in einer dir (hoffentlich) unbekannten Sprache. Da es die orthographischen Konventionen dieser Sprache nicht vorsehen, Abstände zwischen Wörtern zu lassen, ist auch in der Transkription hierauf verzichtet worden. Versuche, bleibende und wechselhafte Formen zu identifizieren und in Lexeme und Morpheme aufzuteilen. Wie weit kommt man, ohne die Bedeutung des Textes zu kennen, und welche Prinzipien kann man sich zur Hilfe nehmen?[< http://park12.wakwak.com/~kazuo/Nouson/tunotoretaoni.htm]

tsunonotoretaoni

mukashi, heigennoyamaokuniwatakusannoonigasundeimashita. onitachiwatabitabisorottemuranikudaritekitewa, kibibatakedekakurenbowoshitari, uriyakabocha, nayanishimattearukomeonusundarito, warusawoshimashita.

samuifuyugomorigayouyakusugiyoutoshiteiruaruhinoyuugata, onitachigaatsumaruto, „haramohettashi, mata, minnademuranidekaketehitobareshiteyarou.“ tosoudangamatomarimashita. sassoku, dekobokonoyamawoikutsumokoete, fumotomadekimashita. muranoieienoakarigapotsuritomieteimasu.

tokoroga, muranoyoushigananiyaraitsumotochigauyoudesu. onitachiwaookinakawarayanenoienoamadonofushianakaranakawonozoitemimashita. suruto, akarinosobadeotonamokodomomonaniyaratotemotanoshisounisawaideimasu. oninotaishouwa, „nandarou?“ toudewokumi, kubiwokashigemashita. sonotokidesu.

„oniwasoto! fukuwauchi!“ ookinakoetotomoniamadogaaite, parapara, paraparatomamegatondekimashita. mameniutaretaonitachiwaodoroite, ichimokusanniyamaninigekaerimashita. sonomewasetsubundattanodesu.

itsumorusubanwoshiteitayasashiioniwa, onitachiwomukaete, iimashita. „hidoimeniattana. demo, moumurawoarasunowayamenishitahougaiizo. isshoukenmeitsukuttamonowonusumaretari, mechamechanisaretarahyakushoumokinodokudakaranaa.“ keredo, hokanooniwa, waratteaitenishimasen.

yasashiioniwa, semetejibundakedemomuranohitotachiniayamarouto, hitorideyamaokudariteikimashita. yorugafuketeitanode, donoienoakarimokieteimashita. tokorogaikkendake, madaakarinotomotteiruiegaari, sokoniwashiroihigenoojiisangaimashita.

yasashiioniwachimenniatamawotsukete, kokoronosokokaraayamarimashita. suruto, ojiisanwa „youayamarinikitanaa. yurushiteyarude, korekarawawarusawosuruyo.“ toittesetsubunnonokorinomamewokuremashita.

onigayorokondesonomamewotaberuto, fushiginakotonioninoatamakaratsunogapororitoochi, oniwayasashiiningennosugataninattanodesu. sorekaratsunonotoretaoniwanakayokukurashitatoiukotodesu.

8.3 Versuche aus den untigen arabischen Verbformen diejenigen herauszufinden, die ein Paradigma bilden. Wie gehst du dabei vor? [Wörter entnommen aus: Wehr, Hans 1985: Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart. Arabisch – Deutsch. Wiesbaden: Harassowitz-Verlag]

qatala (töten)– sulħ (Friede) – taqtīl (Blutbad) – ʔislāħ (Reform) – rasama (zeichnen) – marsam (Atelier) – qatl (Tod) - rasmī (förmlich, amtlich) – tarassum (Entwurf) – nafs (Seele) – muqātil (Kämpfer) – nafas (Atem) – saluħa (in Ordnung sein) - nafsīya (Psyche) - musālaħa (Kompromiss) - qitāl (Schlacht) - rasm (Zeichnung) – manfas (Atemloch)

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9. Morphologie: Das Wort

9.1 Wieviele Wörter hat das Deutsche? Recherchiere und halte Probleme fest.

9.2 Unten siehst du einige Wortentsprechungen aus dem Englischen und Deutschen. Warum entsprechen einem englischen Wort so viele deutsche Wörter?

hit = treffen, Trefferwater = bewässern, Wasser coordinate = koordinieren, Koordinate, koordinativround = umrunden, Runde, rund, herum

9.3 Unten siehst du den Inhalt „Ich liebe dich“ in vier verschiedenen Sprachen ausgedrückt. Woran liegt es, dass sich die Wortzahlen unterscheiden? Lässt sich daraus eine generelle Eigenschaft ablesen, die manchen Sprachen stärker und anderen schwächer zukommt?

Irisch: Tá grá agam duit. Schwedisch: Jeg älskar dig. Italienisch: Ti amo. Westgrönländisch: Asavakkit.

9.4 Ordne die folgenden Sprachen (soweit dir möglich) in den morphologischen Zyklus ein:

Russisch, Französisch, Englisch, Vietnamesisch, Usbekisch

Stell dir vor, Deutsch würde sich zu einer isolierenden oder analytischen Sprache entwickeln. Was müsste hierfür jeweils im Großen passieren?

9.5 Ein Lexem ist der semantische Kern eines Wortes, der durch Abstraktion von flektierten Formen entsteht. Um sich auf ein Lexem zu beziehen, verwenden verschiedene linguistische Traditionen verschiedene Zitierform-Konventionen. Warum verwenden wohl deutsche Wörter-bücher als Zitierform für verbale Lexeme den Infinitiv, lateinische die 1. Person Singular Indikativ Präsens Aktiv und arabische die 3. Person Singular Perfektiv?

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10. Morphologie: Formen morphologischer Operationen

10.1 Benenne in den folgenden Fällen jeweils die Art der vorgenommenen morphologischen Operation (z.B. „Suffigierung“) und gib – soweit ersichtlich - eine Regel an für diese Operation (z.B. „Stamm + -s“).

Englischfold „falten“ > unfold „aus-, entfalten“screw „(ein)schrauben“ > unscrew „herausschrauben“cover „zudecken“ > uncover „abdecken, enthüllen“

Kilmerisui „sterben“ > basuiko „(sicher) tot sein“wiye „festhalten“ > bawiyoko „(sicher) gepackt haben“ʙue „hinaufgehen“ > baʙueko „(sicher) hinaufgestiegen sein“

Bairischsau „Sau“ > sai „Säue“maus „Maus“ > mais „Mäuse“schlauch „Schlauch“ > schlaich „Schläuche“

Kristangfamila „Familie“ > famfamila „Familien“krensa „Kind“ > krenkrensa „Kinder“kambradu „Freund“ > kamkambradu „Freunde“

Tagalogibigay „gehen“ > ibinigay „gegangen sein“Ipaglaba „waschen“ > ipinaglaba „gewaschen haben“ipambili „kaufen“ > ipinambili „gekauft haben“

10.2 Sammle mindestens zehn Morpheme des Deutschen. Halte in einer Tabelle für diese Morpheme die folgenden Informationen fest: Formen (typische Form, Allomorphien), Anbindungs-weise (Präfix, Suffix, Zirkumfix; welche Position relativ zu anderen Affixen), Restriktionen (Einschränkungen, an welche Stämme das Affix treten kann), Aggressivität (Veränderungen, die das Affix am Stamm hervorruft).

10.3 Morphologische Rekursion ist oft mit Hilfe des Basis-Stamm-Modell sinnvoll beschreibbar: Eine Basis ist eine Form, an die beliebige Affixe gehängt werden können (z.B. mach-); ein Stamm ist eine Basis zuzüglich derivativen Affixen (machbar); ein volles Wort kann zusätzlich Flexionsaffixe erhalten (machbaren). Suche Beispiele, in denen

eine Basis bereits ein Wort ist, ein Stamm allein noch kein Wort ist, eine Basis zugleich ein Stamm ist, eine Basis nicht gleich der Wurzel eines Worts ist.

10.4 Wo ist das Past-Morphem in Formen wie nahm, trank, sang? Wo ist das Plural-Morphem in two fish?

10.5 Bei der Benennung neuer Firmen oder Produkte werden oft Neologismen gebildet. Recherchiere mindestens fünf Beispiele für kommerzielle Neologismen mit Firma und Produktart. Findest du formale Regelmäßigkeiten in der Bildung solcher Bezeichnungen?

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10.6 Welche Grundannahme der formalen Analyse von Morphologie stellen die folgenden beispiel-haften Verbformen aus dem Spokane, einer Salish-Sprache Nordamerikas, in Frage?

čłˀayuˀtétkʷ „sie saßen am Wasser“, aus čł-ˀayʾewʾt-étkʷwíčis „sie sahen (etwas)“, aus wič-n-t-esqəˀencʾixʷcíłəls „sie wird gleich etwas von unserem Essen nehmen“, aus qeˀ-hec-n-cʾeyxʷ-cin-łul-es

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11. Morphologie: Funktionen morphologischer Operationen

11.1 Unten siehst du ein Beispiel für die Vergangenheitsbildung in einer nicht-existenten Sprache. Was ist das Eigenartige an diesem Mechanismus, und warum weist keine bekannte natürliche Sprache mit einer verbalen Kategorie Vergangenheit ein solches Vorgehen auf?

tanwer galhan mein früherer Mannbeqcewer galhan meine früheren Freundebeqcewer galhenic Meine Freunde sind spazieren gegangen.beqcewer galhonker Meine Freunde haben sich unterhalten.tanwer galhenzmaq ozar Mein Mann ist im See geschwommen.

11.2 Woher wissen wir, dass die deutschen suppletiven Verbformen bin, warst, sein und ist zu einem Verb gehören? Woher wissen wir, dass die Frau in „die Frau schläft“ Nominativ, aber in „ich kenne die Frau“ Akkusativ, bzw. dass der Frau in „die Tasche der Frau“ Genitiv, aber in „die Tasche gehört der Frau“ Dativ ist?

11.3 Es gibt (mindestens) zwei Möglichkeiten, den an einem Buffet geäußerten Satz „Ich hätte gern noch Salat“ so zu ändern, dass mehrere Salate gemeint sind: „Ich hätte gern noch Salate“ oder „Ich hätte gern noch mehr Sorten Salat“. Was ist der Unterschied zwischen diesen beiden Möglichkeiten?

11.4 In der Tabelle unten sind einige Beispiele von grammatischen Kategorien aufgelistet, die das Deutsche nicht kennt. Fällt dir eine annehmbare Standardübersetzung ein? Wenn nein, warum nicht? [Sprachangaben Wintu & Mohawk < Mithun, Marianne 2004: The Languages of Native North America. Cambridge University Press. Sprachangaben Spanisch < http://spanish.allinfo-about.com/grammar/verbs/vb-preteritovsimperfecto.html]

Sprache Kategorienausprägung BeispieleWintu Sensueller Evidential: Man nimmt

etwas, worüber man aussagt, mit den eigenen Sinnen wahrgenommen, oder hat die starke Intuition, dass es passieren wird

Heket wira wačaˑbintʰem „Da kommt jemand, der weint“Qʾotisabintʰeresken „Du bist stark!“Poˑ yelhurawintʰem „Die Erde wird zerstört werden“

Englisch imperfektiver Aspekt (engl. progressive): Man tut etwas, was in der entsprechenden Zeitstufe länger andauert oder im Hintergrund abläuft

He is sleeping now „Er schläft jetzt“ Are you kidding? „Spinnst du?” The children are playing outside„Die Kinder spielen draußen“

Westgrön-ländisch

Prosekutiv: Bewegung über oder durch ein Gebiet, einen Ort oder eine Zeit

Nanoq sikukkut ingerlavoq „Der Eisbär bewegt sich übers Eis“ Katakkut iserpoq „Er kommt durch die Tür herein“Ullaakkut ullakorsiortarpugut „Jeden Morgen frühstücken wir“

Spanisch Distale Vergangenheit: Ereignisse, die schon länger vergangen sind und keine Rolle mehr spielen

Compré una chaqueta „Ich habe eine Jacke gekauft“Visité Barcelona el sábado „Am Samstag war ich in Barcelona“Me dijeron la verdad „Sie sagten mir die Wahrheit“

Mohawk Distributiv: Mehrere, verschiedene Exemplare von etwas

onenia’shòn:’a „verschiedene Steine“otsikhe’ta’shòn:’a „Süßigkeiten“ierakewahtha’shòn:’a

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„Papierwaren“

11.5 Das Englische kennt zahlreiche nominalisierende Suffixe, z.B. -ity (probability), -ness (coolness), -ment (enlightenment) und -ation (organisation). Sammle Beispiele für die jeweiligen Ableitungen (z.B. mit www.onelook.com) und charakterisiere deren formal-funktionale Einschrän-kungen. Findest du noch weitere solche Suffixe?

11.6 Welche grammatischen Informationen sind in den deutschen Wortformen unten jeweils enthalten? Segmentiere und weise den Teilen ihre Funktion zu.

Leben - guten - Kisten - leben länger - Arbeiter - großer - Kinder Anmache - Beine - kurze - Steine – breche meinst - Kunst - schönst

11.7 Wie könnte eine einheitliche Regel lauten, die Bildungen wie die folgenden verbietet:

einlichheitkeit - verumteilen - wirkkeitlich - nationisieralen

11.8 Für gewöhnlich stellt man sich morphologische Elemente als geschlossene Klasse vor. Tatsächlich ist diese Klasse zwar weit weniger aufnahmefreudig als die Klasse der Lexeme; ab und an verzeichnet sie aber dennoch Neuzugänge. Überlege, welche Entwicklungen in der deutschen Umgangssprache am Laufen sind: Welche Formen werden sehr häufig mit reduzierter, standardisierter Bedeutung und an andere Formen angebunden gebraucht? Ein recht neues Beispiel ist etwa der Gebrauch von technisch als adjektivierendes Suffix, wie in Fahrradtechnisch sieht es bei mir gerade schlecht aus. Durchsuche das Internet, um herauszufinden, wie etabliert (produktiv) die von dir gefundenen Affixe bereits sind. Überlege außerdem, was alles passieren muss, damit ein eigenständiges Wort zum grammatischen Element (grammatikalisiert) werden kann.

11.9 Isoliere in den folgenden beispielhaften Formen des K’iche’, so weit möglich, lexikalische Elemente, Morpheme und Allomorphien sowie deren Bedeutungen. [Formen entnommen aus: Zwischenprüfung für Michael Proksch 2003]

kinach’ayo du schlägst mich kewa’ik sie essenkinawachib’ilaaj du begleitest mich katwachib’ilaaj ich begleite dichkatnuch’ayo ich schlage dich kewa’ik sie essenkatwa’ik du isst katuch’ayo er schlägt dichkawa’ik er isst kixwa’ik ihr esstxojwa’ik wir haben gegessen keb’ich’ayo ihr schlagt siexojkich’ayo sie haben uns geschlagen kojich’ayo ihr schlagt unskeqach’ayo wir schlagen sie xchinwa’ik ich werde essenxinwa’ik ich habe gegessen kinwa’ik ich essekatrachib’ilaaj er begleitet dich xchixrachib’ilaaj er wird euch begleiten

11.10 Unten siehst du einen Textausschnitt aus dem Kilmeri, einer Papua-Sprache. Versuche anhand der Worteinteilung und der deutschen Übersetzung möglichst viele möglichst kleine Bestandteile des Texts zu identifizieren. Findest du Kategorien, die das Deutsche nicht kennt?

Diri eweno duyo ilo, duyo ipuap. Urual reye-puloi, urual rileyo ʙue, riyo nakep. Ewe dirino muelno: “De yeloyo nakep, ko ʙuene.” Pe pakono mel-ʙueno. Eku makina konakepno urual lu. Pe klokni ponamo - lu urual dopyo polip. Mi pe ba pulap, pe ba pulap, pe ba pulap… an baka - kini pe kuru.

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Urual anyo puesu, boyo waliyo puesu, wali sueli lu kep ileiele saripso. Rileyo sui, paliya. Urual riini bayana piana, nakep. […]

Der jüngere und der ältere Bruder gingen in den Wald, im Wald streiften sie umher. Eine Echse sah sie kommen; die Echse stieg nach oben, sie wartete auf einem Ast. Der ältere Bruder sagte zum jüngeren: „Du bleib am Boden, ich steige zu ihr hinauf.“ An Pfeil und Bogen schwer tragend stieg er hinauf zu ihr. Als sein Hinterteil gut ruhte, schoss er auf die Echse. Einen Pfeil gab er ihr - der Zahn der Echse biss in seine Haut. Er legte einen weiteren Pfeil an, er legte einen weiteren Pfeil an, er legte einen weiteren Pfeil an… fünf Stück - da waren alle Pfeile weg. Die Echse beißt ihn in die Hand, beißt ihn nochmals in den Hals, ihr langer Zahn zerschneidet seinen Hals wie eine Klinge. Er stirbt dort oben, tot war er. Die Echse springt auf einen anderen Ast und blieb dort. […]

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12. Produktivität: Flexion, Derivation, Komposition

12.1 Es ist müßig, alle Wortformen des Deutschen niederzuschreiben zu versuchen: Es gibt unendlich viele. Welches Wörterbuch verzeichnet wohl „Limettenbaum“ oder „regalartig“? Wenn du ein Wörterbuch schreiben solltest, nach welchen Kriterien würdest du dessen Einträge auswählen?

12.2 Bei Wortformen wird gelegentlich zwischen tatsächlichen Formen, möglichen Formen und unmöglichen Formen unterschieden, wobei tatsächliche Formen in sprachlichen Äußerungen bezeugte Formen sind und mögliche Formen solche, die zwar nicht bezeugt, aber nach den Regeln der Morphologie bildbar sind. Teile die unten gelisteten deutschen Wortformen je in eine der drei Klassen ein. Überprüfe dann deine Annahmen, indem du die Wortformen über Google im Internet suchst. Was sagt das Ergebnis über die beschriebene dreifache Unterscheidung aus?

Großheit – Wälder - trünke – Lab – Geschirre – schöns – bekommet – tischig – Schorn – torkel – man – Lieblichkeiten – Gotte – betagen – nirgendswo – Getrinke – regnest – Lexikas – katzenhaft

12.3 Sortiere die folgenden englischen Wörter nach morphologisch einfachen Wörtern, Deriva-tionen und flektierten Formen.

nights, owl, playing, affordable, indecent, reprimand, geese, bubble, during, searched, hopeful, redo, disintegration, sometimes, workaholic, cylindrical, multiracial, came, lonely, reprehensible-ness, itchy, brewhouse, indolent

12.4 Die Gesamtheit aller möglichen Kombinationen von Flexionskategorien einer Wortart nennt man auch deren Paradigma. Das Paradigma des deutschen Nomens beispielsweise ist die Gesamtheit aller seiner Flexionsformen, die aus der Kombination der Kategorien Numerus (zwei Ausprägungen) und Kasus (vier Ausprägungen) entstehen (es enthält also acht Formen). Wenn in einem Paradigma bestimmte Stellen nicht ausgefüllt sind, spricht man von einer paradigmatischen Lücke. Das altgriechische Verb phēmí z.B. hat keinen Infinitiv und wird deswegen in der 1. Person Singular zitiert. Fallen dir Beispiele für paradigmatische Lücken im Deutschen ein? Ist die Lücke jeweils zufällig oder motiviert?

12.5 Wie sind die folgenden derivativen Suffixe des Deutschen entstanden, und was lässt sich daraus schließen?

-heit (Schönheit), -tum (Königtum), -schaft (Wissenschaft)

12.6 Wie unterscheidet sich das Verhalten des Elements Scheiß- in Scheißhaus bei den Bedeutungen „Toilette“ bzw. „dämliches Haus“? Fallen dir weitere Beispiele ein, in denen sich Elemente von Komposita wie im zweiten Fall?

12.7 Bestimme die folgenden Komposita aus verschiedenen Sprachen nach ihrem Typ (Possessiv-, Determinativ-, Kopulativkompositum) und gib die semantischen Beziehungen an, die zwischen ihren Glieder jeweils bestehen.

Tok Pisin: pusi “Katze” + man “Mann” > pusi man „Kater“Französisch: porter “tragen” + bagages “Gepäck” > porte-bagages „Gepäckträger“Deutsch: schwarz + weiß > schwarzweißFul: wooɗ- “gut” + ɓernde „Herz“ > wooɗaɓernde “herzensgut”Norwegisch: fisk „Fisch“ + pudding „Pudding“ > fiskepudding „Fischpudding“Finnisch: veri „Blut“ + löyly „Dampfbad“ > verilöyly „Gemetzel“Sanskrit: bahu „viel“ + vrīhi „Reis“ > bahuvrīhi „reicher Mann“Japanisch: jō „oben“ + ge „unten“ > jōge „das Oben und Unten, Höhenunterschied“

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12.8 Betrachte die folgenden Wortbildungen des Deutschen und des Spanischen. Was fällt auf?

Wörterbuch : diccionario Straßenkehrer : barrendero Kraftwerk : energéticoFingerhut : dedal Schwertgriff: empuñadura Fahrschein. billete

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13. Syntax: Was ist das?

13.1 Unten siehst du einige sehr ähnliche Sätze aus dem Finnischen (ohne Worttrenner). Kannst du ohne Übersetzung bestimmen, welche Veränderungen auf morphologischer und welche auf syntaktischer Ebene stattfinden?

karhumetsästäjäntappaakarhutmetsästäjätappaametsästäjänkarhutappaakarhunenmetsästäjäntappaakarhutmetsästäjäntappavatmetsästäjätkarhuntappavatmetsästäjätkarhuttappavat

13.2 Unten siehst du einige Sätze einer formalen Sprache. Beschreibe die Regeln, die diese Sätze untereinander verbinden. Was unterscheidet das Beispiel von der Syntax einer natürlichen Sprache?

13.3 Suche aus den folgenden doppeldeutigen Zeitungsüberschriften diejenigen heraus, deren Doppeldeutigkeit syntaktischer Natur ist. Gib jeweils an, woher die Ambiguität stammt (z.B. mit Hilfe eines Syntaxbaums).(> http://www.fun-with-words.com/ambiguous_headlines.html)

Kids make nutritious snacksKiller sentenced to die for second time in 10 yearsStolen painting found by treeHospitals are sued by 7 foot doctorsMilk drinkers are turning to powderDrunk gets nine months in violin caseMan eating piranha mistakenly sold as pet fishEnraged cow injures farmer with axPolice begin campaign to run down jaywalkers

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14. Syntax: Morphosyntax

14.1 Bestimme in den folgenden einfachen Sätzen die Art der morphologischen Markierung der relationalen Primitive (akkusativisch/ ergativisch/ tripartit/ aktivisch). Dyirbal-Sätze entnommen aus Dixon, R.M.W. 1994: Ergativity. Cambridge University Press

Dyirbal ŋuma banaganyu „Vater kam zurück.“

ŋuma yabuŋgu buran„Mutter sah Vater.“

yabu banaganyu.„Mutter kam zurück.“

Lakhota tʰáhcaki wakʰute„Ich schieße einen Hirsch“

mahįhpayį na mayázą„Ich fiel hin und hatte Schmerzen“

amáyapʰe„Du schlägst mich“ (Achtung: Infixe)

tʰáhcaki yakʰute„Du schießt einen Hirsch“

nihįhpayį na niyázą„Du fielst hin und hattest Schmerzen“

awápʰe„Ich schlage ihn“

Russisch ja rjedko b’ju posudu„Ich zerbreche seltenGeschirr“

ja nje osmjelilcja„Ich habe mich nie getraut“

posuda novaja dorogaja„Neues Geschirr ist teuer“

Antekerre-penhe

arengke nterreke„Der Hund rannte“

arengkele ayenhe keke„Der Hund biss mich“

athe arengkenhe weke„Ich bewarf den Hund“

14.2 Unten siehst du einige kurze Sätze aus dem Bella-Coola, einer Salish-Sprache Nordwest-amerikas. Erkläre, warum von diesen Sprachen für gewöhnlich gesagt wird, sie hätten keine Verb-Nomen-Unterscheidung, sondern nur Verben.

qs-cill-1SG:S„Ich bin krank.“

qs-ø ti-ˀimlk-txill-3SG:S PROX:MASC-man-NDEM:PROX:MASC„Der Mann ist krank“

nuyamł-awsing-3PL:S„Sie singen.“

ˀimlk-ø ti-qs-txman-3SG:SPROX:MASC-ill-NDEM:PROX:MASC“Der Kranke ist ein Mann.”

nusˀūlχ-cthief-1SG:S“Ich bin ein Dieb.”

nuyamł-ø ti-nusˀūlχ-txsing-3SG:S PROX:MASC-thief-NDEM:PROX:MASC“Der Dieb singt.”

14.3 Du siehst unten einige Begriffe. Schreibe JETZT SCHNELL UND OHNE NACHZUDENKEN hinter jeden Begriff eine kurze Erklärung (wie du sie z.B. jemandem geben würdest, der gerade Deutsch lernt). Lies dann unten weiter.

Krankenschwester

Klinke

Kanne

Klo

Kaiserschmarrn

Sicherlich ist dir aufgefallen, dass alle zu beschreibenden Begriffe Nomen waren. Entdeckst du in deinen Erklärungen Regelmäßigkeiten der semantischen Strukturierung dieser Wortart?

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14.4 Du siehst unten einige interlinearisierte Sätze/Ausdrücke aus dem Westgrönländischen, in denen Farbwörter vorkommen. Welcher Wortart gehören diese Wörter in dieser Sprache an?

Ullumi qilak tungujor-poq.today sky blue-3SG:S:IND„Heute ist der Himmel blau.“

Allaffissiaq qorsu-u-voq.form green-be-3SG:S„Das Formular ist grün.“

Suluut sinip-poq.Søren sleep-3SG:S„Sören schläft.“

Qorsuk kusanar-poq.green nice-3SG:S:IND„Grün ist hübsch.“

kakkissaat tungujor-toqheadscarf blue-3SG:S:PART„ein blaues Kopftuch“

bilitsi qorsukticket green„grünes Ticket“

nukappiaraq sinit-toqboy sleep-3SG:PART„ein schlafender Junge“

illerfik qisukbox wood„eine hölzerne Schachtel“

14.5 Welche infiniten Formen enthält das deutsche Verbalparadigma und weshalb sind diese infinit?

14.6 Personale Morpheme an Verben werden oft als Echo bezeichnet. Betrachte die untigen Sätze aus dem Ħassanīya und gib an, inwiefern diese Bezeichnung missverständlich sein könnte.

Ya-sħr-u šīx u tfal šawr as-sandūg.3SG:S/A:IMPF-walk=in=desert-PL old=man and boy towards DEF-market“Ein alter Mann und ein Junge gingen durch die Wüste in Richtung Markt.”

Axayr ta-rkab nta u na-mxi āna.better 2SG:S/A:IMPF-get=on=horse 2SG and 1SG:S/A:IMPF-walk 1SG“Besser du steigst auf und ich gehe zu Fuß.”

Gāl-at waħd-a man-hum: I-tayyar-hum!say-3SG:S/A:PERF one-SG:FEM of-3PL 3SG:S/A:IMPF-fly:CAUS-3PL:O“Eine von ihnen sagte: ‘Diese Dummköpfe!’ (wörtlich: ’Er (=Gott) lässt sie fliegen’)“

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15. Einfache Sätze

15.1 Unten siehst du einige der bekanntesten der von Zellig Harris (1909 – 1992), einem der Väter der Transformationsgrammatik und Lehrer Chomskys, angesetzten Transformationstypen. An der Auffassung der formalistischen Grammatiktraditionen, Syntax enthalte keine Semantik, hat sich von damals bis heute wenig geändert. Denke über Argumente nach, warum diese Auffassung problematisch ist.

Cleft sentence formation: I ate an eel > It was an eel that I ate Sluicing: I know he is looking at something but I don’t know at what he is looking > I know he

is looking at something but I don’t know at what Appositive clause swooping: Somebody who is tall slept here > Somebody tall slept here Dative advancement: He gave a book to Ann > He gave Ann a book There-insertion: A woman is standing in the shower > There is a woman standing in the

shower

15.2 Die folgende Tabelle zeigt die Zusammensetzung relationaler Primitive als Cluster aus drei korrespondierenden Dimensionen. Ergänzende die fehlenden Einträge.

relationaler Primitiv Wahrnehmung

Ground Topik Agens

O Fokus

15.3 Schreibe unter die folgenden Bilder spontan je einen beschreibenden Satz. Lies erst dann die zweite Anweisung (unter den Bildern auf der nächsten Seite).

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Unter welche Bilder hast du transitive, unter welche intransitive Sätze geschrieben, und woran könnte das liegen? Welche Faktoren haben bestimmt, welchem Aktanten in den transitiven Sätzen du die A- und welchem die O-Rolle zugewiesen hast?

15.4 Bestimme in den folgenden transitiven Sätzen jeweils: Figure/Ground, Fokus/Topik und Agens/Patiens. Was fällt auf?

Der Hund hat schon wieder den Postboten gebissen. Ich hasse Ameisen auf meinem Teppich. Hast du die Tasse zerbrochen? Ich kann dich se-hen! Odysseus erlitt Schiffbruch.

15.5 Welche Besonderheit der O-Markierung weisen die untigen Sätze aus dem Kristáng auf, und wodurch scheint sie konditioniert zu sein?

Yo gostá ku krensa.1SG like ACC child„Ich mag Kinder.“

Eli gostá kachoru.3SG like dog„Er/sie mag Hunde.“

Yo lo komprá kareta.1SG FUT buy car„Ich werde mir ein Auto kaufen.“

Eli ja kazá ku Maria sa kanyóng.3SG PERF marry ACC Maria GEN older=brother„Sie hat den älteren Bruder von Maria geheiratet.“

Eli ja kazá ngua malayu, eli ja sai Kristáng3SG PERF marry INDEF malayan 3SG PERF go=out Kristáng„Sie hat einen Malaien geheiratet, sie ist keine Kristáng mehr.“

15.6 Im Deutschen sind riechen und essen ambitransitive Verben, d.h. sie können sowohl transitiv als auch intransitiv gebraucht werden: Kinder essen gerne Pommes und Die Kinder essen gerade, Ich rieche schon den Kuchen und Der Kuchen riecht lecker. Auf welche Weise unterscheiden sich diese Verben in der Beziehung zwischen ihrem transitivem und ihrem intransitiven Gebrauch?

15.7 Beschreibe die typischen Vorgänge bei einer Passivierung. Wenn diese Vorgänge vor allem (aber nicht nur) bei akkusativischen Strukturen auftreten, was könnte das Pendant bei ergati-vischen Strukturen sein?

15.8 Bestimmte die Funktion von japanisch は (wa, unterstrichen) in den gegebenen Sätzen.

東京に引っ越したっけ?大変だろう。あそこは住みたくないなあ。tōkyō-ni hikkosh-i sh-ita kke taihen d-arō aso-ko-waTokyo-LOC move=to-REF do-PAST again terrible be-SUPP DIST-PLACE-???sum-ita-ku-na-i nā live-DES-REF-NEG-PRES CONS“Bist du nicht nach Tokyo umgezogen? Das muss furchtbar sein… da würde ich nicht wohnen wollen.“

マリちゃんはおかしい人だね… まあ、フミちゃんはもっとおかしいけど…mari-chan-wa okashi-i hito d-a neMari-chan-???strange-PRES person be-PRES:NFORM don’t=you=thinkmā fumi-chan-wa motto okashi-i kedowell Fumi-chan-??? more strange-PRES although“Mari ist schon ein komischer Mensch, oder? Obwohl, eigentlich ist Fumi noch komischer.“

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昨日作ったケーキはどこ?kinō tsukut-ta kēki-wa do-koyesterday make-PAST cake-??? Q-PLACE“Wo ist der Kuchen, den ich gestern gemacht habe?”

お寿司を食べたことがある?-巻き寿司は食べたけど…o-sushi-o tabe-ta koto-ga ar-u makizushi-wa tabe-ta kedoHON-sushi-ACC eat-PAST thing-NOM exist-PRES makizushi-??? eat-PAST although“Hast du schon mal Sushi gegessen?” – „Makizushi habe ich zwar schon gegessen, aber…“

ドイツ語ではそういう言葉がないと思う。doitsugo-de-wa sō i-u kotoba-ga na-i to omo-uGerman-INST-??? that=way say-PRES word-NOM be=not=there QUOT think-PRES“Auf Deutsch gibt es so ein Wort nicht, glaube ich.”

15.9 Es ist ein Allgemeinplatz, dass ein Aktivsatz und ein korrespondierender Satz im Passiv „denselben Sinn“ haben. Widerlege dieses Vorurteil anhand des Paares Jeder Mann verehrt heimlich eine Frau und Eine Frau wird heimlich von jedem Mann verehrt, und erkläre, wie der Bedeutungsunterschied entsteht.

15.10 Wie unterscheidet sich das typische Verhalten von Interrogativa im Japanischen vom Deutschen (Anm.: Die gegenübergestellten Sätze sind nicht als aufeinanderfolgende Frage und Antwort gedacht)?

昨日だれに会った? – vgl. 昨日あの人に会ったのよ。kinō dare-ni at-ta kinō a-no hito-ni at-ta yoyesterday who-DAT meet-PAST yesterday DIST-ADN person-DAT meet-PAST ASSERT“Wen hast du gestern getroffen?“ – „Gestern habe ich diesen Typen getroffen...“

今どこに住んでる? – vgl. 今大阪に住んでる。ima do-ko-ni sun-de-r-u ima ōsaka-ni sun-de-runow Q-PLACE-LOC live-IMPF-NFORM-PRES now Osaka-LOC live-IMPF-NFORM:PRES“Wo wohnst du jetzt?” – “Ich wohne jetzt in Osaka.”

それはだれに聞けばいい?– vgl. それは西村先生に聞いたほうがいいよ。so-re-wa dare-ni kik-eba i-iMED-REF-TOP who-DAT ask-COND good-PRES“Wenn frage ich da am besten?”

sore-wa nishimura-sensei-ni ki-ita hō-ga i-i yo.MED-REF-TOP Nishimura-teacher-DAT ask-PAST side-NOM good-PRES ASSERT„Da fragst du am besten Herrn Nishimura.“

15.11 Bestimme in den folgenden deutschen Ausdrücken jeweils den Head des gesamten Ausdrucks.

guter Wein – das Plexiglasfenster – in Hessen – den Garten umgraben – ich vergesse so manches – für dich – Karl der Große – mein Wasserkocher – ein langweiliger Plot – das macht nichts – zu viel Schwachsinn – putz dir die Nase – zwei Ohrmuscheln – überaus spitzfindig – die Zukunft des Vatikans – findest du? – Vater unser im Himmel – als Sattel – wenn das mal gutgeht – dieses Sieb

15.12 Was ist eine NP?

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15.13 Unten siehst du einige NPs aus dem Ful. Was kannst du anhand dieser Sätze über Verhalten und Aufbau von NPs in dieser Sprache sagen?

ɓikkoy ’adda maako nayonɓi’-kon ’adda maa-ko nayi-konchild-PLIV older=sister POSS-I 4-PLIV„die vier Kinder seiner älteren Schwester“

ɓiɗɗo gujjo pamaroɓi’-ɗo wuy-ɗo famar-ochild-I thievish-I small-I„ein kleines diebisches Kind“

ɓingel deyel ɓaleyel gootel

ɓi’-ngel rew-ngel ɓale-ngel woot-ngel

child-XVII female-XVII black-XVII one-XVII

“(genau) ein schwarzes Mädchen”

sarla gorko maakosarl-ka wor-ɗo maa-ɗotrousers-X male-I POSS-I„die Hosen ihres Mannes”

pucci tati ɗii pucc-ɗi tat-ɗi ɗi~i horse-PLIII 3-PLIII PLIII~PROX „diese drei Pferde”

kala balɗe suumaye ɗiɗi fuukala wal-ɗe suuma-nge ɗiɗ-i fuuevery day-PLII ramadan-XIII 2-PLII/III all„Immer an diesen zwei Ramadan-Tagen“

15.14 Vergleiche die folgenden Beispiele für NPs mit dem Deutschen und bestimme für alle drei die Art der Markierung der Zusammengehörigkeit der Glieder der NPs.

Kiswahili: vi-tabu vi-dogo VIII-book VIII-small

“kleine Bücher”Usbekisch: kichkina kitob-lar

small book-PL“kleine Bücher”

15.15 Was unterscheidet die interne Syntax der NP im Baskischen wesentlich von der des Deutschen?

aldapeko sagarraren adarraren puntaren puntanaldapa-a-n-ko sagar-a-ren adar-a-ren punta-a-ren punta-a-nhillside-DEF-LOC-ADN appletree-DEF-GEN branch-DEF-GEN tip-DEF-GEN tip-DEF-LOC“an der Spitze der Spitze des Zweigs des Apfelbaums auf dem Hügel”

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16. Syntax: Komplexe Sätze

16.1 Beschreibe einige Charakteristika von Nebensätzen im Bairischen anhand der folgenden Beispielsätze aus dem Zentralbairischen.

mia miass-ma des nimma zåi-n, wai-ma mia1PL:S/A have=to-1PL:S/A that no=more pay-INF because-1PL:S/A 1PL:S/A

lezzd-s jå scho då g-wen san.last-INDEF:NONDAT:NEUT year already here PPP-be:PPP be:1PL:S/A

„Wir müssen das nicht mehr zahlen, weil wir letztes Jahr schon hier waren.“

Wo-z ia no då om umanånda-g-loffa haz,where-2PL:S/A 2PL:S/A still there up around-PPP-run:PPP be:2PL:S/A

san mia scho okemma g-wen. be:1PL:S/A 1PL:NOM already arrive:PPP PPP-be:PPP

„Während ihr noch da oben herumgelaufen seid, waren wir schon angekommen.“

Des wå jezz sche wia-sd des g-såg-d hå-sd.that be:3SG:S/A:IMPF now beautiful how-2SG:S/A that PPP-say-$ have-2SG:S/A

„Das war jetzt schön, wie du das gesagt hast.“

Des woas i a ned, wo-s des wida aufdrim håm.that know:1SG:S/A 1SG:S/A also NEG where-3PL:S/A 3PL again find:PPP have:1PL:S/A

„Ich weiß auch nicht, wo sie das wieder aufgetrieben haben.“

De is scho dorad woan, wai-s3SG:FEM be:3SG:S/A:PRES already dull become:PPP because-3SG:F:S/A

an gånz-n dåg bloss schdrigg-a duad.DEF:M:SG:ACC whole-M:DEF:OBL day only knit-INF do:3SG:S/A

„Sie ist schon etwas senil, weil sie den ganzen Tag nur strickt.“

16.2 Die drei wichtigsten Arten von Nebensätzen sind Nominalsätze, Adverbialsätze und Relativsätze. Da die ersten beiden Typen bereits nach der Funktion, die sie im Satz ausführen, benannt sind, lässt sich natürlich auch für Relativsätze eine alternative Benennung finden , entsprechend deren Funktion. Wie könnte diese Bezeichnung lauten, und fallen dir strukturelle Argumente aus dir bekannten Sprachen ein, die diese alternative Benennung rechtfertigen könnten?

16.3 Entscheide, ob es sich bei den unterstrichenen Teilen in den Inuktitut-Sätzen unten um Nebensätze handelt.

Taku-gukku ikajur-niaq-tara.see-1SG>3SG:COND help-FUT-1SG>3SG:IND“Falls ich ihn sehe, werde ich ihm helfen.”

Piqsiq-ti-llugu tiki-lauq-tuq.snow=storm-NPIV:S-3SG:S:PART arrive-PAST-3SG:S:IND“Er kam während des Schneesturms an.”

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[Semantik]X. Analysiere die hierarchische Struktur der untigen deutschen Komposita mit Hilfe von Bäumen. Zum Teil sind mehrere Lösungen möglich!Beispiel: Krankenversicherungsbescheinigung > Krankenversicherungs-Bescheinigung >

Stirnhöhlenentzündung, Kreisverwaltungsreferatsvorsitzender, Fachhochschule, Einkaufs-taschenhenkel, Damenbekleidungsgeschäft, Weihnachtsbackwaren, Kriegsdienstverweigerer, Zonenrandförderungsgesetz, Mineralölsteuereinnahmenentwicklung

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Kranken versicherungs

bescheinigung