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Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) Kompetenz Making: Offene Werkstätten in der Bildung Dokumentation des Expertenworkshops

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Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)

Kompetenz Making: Offene Werkstätten in der Bildung

Dokumentation des Expertenworkshops

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Impressum Autor/innen: Anja Höfner, Larissa Jaeger, Santje Kludas, Jan Peuckert, Tanja Pfeifle Projektleitung: Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) Potsdamer Str. 105, 10785 Berlin www.ioew.de Kooperationspartner: Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT www.umsicht.fraunhofer.de Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI www.isi.fraunhofer.de Multiplicities www.multiplicities.berlin Universität Bremen www.tecdesign.uni-bremen.de Verbund Offener Werkstätten - VOW www.offene-werkstaetten.org Das vorliegende Dokument entstand im Forschungsverbund „Commons-based Peer Production in Offenen Werkstätten“ (COWERK). Das Projekt ist Teil des vom deutschen Bundesministerium für Bil-dung und Forschung (BMBF) geförderten Schwerpunktprogramms „Nachhaltiges Wirtschaften“ der Sozial-ökologischen Forschung (SÖF; Förderkennzeichen 01UT1401). Für nähere Informationen zum Projekt: www.cowerk.org Berlin, November 2016

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Zusammenfassung Am 30. September 2016 kamen auf dem Maker Faire Gelände der Station Berlin über vierzig Vertre-

ter/innen aus Bildung, offenen Werkstätten und Stiftungen, sowie interessierte Teilnehmer/innen der

Ausstellung zusammen, um unter dem Titel „Kompetenz Making: Offene Werkstätten in der Bildung“ die

Potenziale des Making für die Zukunft der Bildung zu diskutieren. Der Workshop fand auf der Messe

statt, um so sowohl den geladenen Expert/innen als auch interessierten Besucher/innen und Ausstel-

ler/innen der Maker Faire einen Austausch zu ermöglichen.

Nach drei Vorträgen von Akteuren aus verschiedenen Bildungsbereichen zu Beginn der Veranstaltung,

wurden deren Erfahrungen zunächst im Plenum diskutiert. Dabei nutzten die Teilnehmer/innen ausgie-

big die Möglichkeit, Nachfragen zu stellen und die Vorträge durch ihre eigenen Erfahrungen zu ergän-

zen. In der anschließenden Kaffeerunde konnte der Austausch in lockerer Atmosphäre bilateral oder in

kleinerer Runde und fortgesetzt werden.

Anschließend wurden drei Diskussionsgruppen gebildet. Hier tauschten sich die Teilnehmenden zu den

Themen „Making in der Schule“, „Making in der Uni“ und „Making für alle“ über die Möglichkeiten und

Herausforderungen von Making in verschiedenen Bildungsbereichen aus. Dabei wurden auch Ideen zur

Stärkung des Makings in den verschiedenen Bereichen und zu möglichen Kooperationen entwickelt.

Das vorliegende Dokument hält die wichtigsten Diskussionspunkte fest und fasst die Ergebnisse der

Veranstaltung zusammen. Es dient als Ausgangspunkt für weitere Diskussionen mit Expert/innen und

Grundlage für die Kommunikation und Weiterverarbeitung im Forschungsprojekt COWERK:

Im ersten Teil werden die einführenden Vorträge kurz umrissen und wesentliche Diskussions-

punkte zusammengefasst. Die Präsentationsfolien wurden von den Vortragenden zur Verfü-

gung gestellt und befinden sich im Anhang.

Der zweite Teil des Dokuments fasst die Ergebnisse der thematischen Diskussionen auf Basis

der in den Kleingruppen angefertigten Skizzen und der Erinnerungsprotokolle der teilnehmen-

den Autor/innen zusammen.

Die Veranstalter/innen danken allen Teilnehmenden des Workshops für ihre Beiträge zu der engagier-

ten und offenen Diskussion.

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Inhaltsverzeichnis

Impulsvorträge ................................................................................................................................ 5

Begrüßung und Einführung I Dr. Jan Peuckert ............................................................................... 5

Offene Werkstätten und Schulen: Learning by Making | Dr. Melanie Stilz ...................................... 7

FabLabs und MakerSpaces als praktische Lernorte an Hochschulen | Dirk. W. Hansmeier........... 9

MINT-Interesse wecken durch Making | Johannes Schmidt-Mosig .............................................. 11

Gruppendiskussionen .................................................................................................................. 13

Protokoll Diskussionsgruppe „Making in der Schule“ ..................................................................... 14

Protokoll Diskussionsgruppe „Making in der Uni“........................................................................... 16

Protokoll Diskussionsgruppe „Making für alle“ ............................................................................... 18

Abschluss...................................................................................................................................... 20

Anhang 21

Liste der Teilnehmenden ................................................................................................................ 21

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Impulsvorträge

Begrüßung und Einführung

I Dr. Jan Peuckert

Zunächst gab Jan Peuckert vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) eine kurze Einfüh-

rung in den Themenbereich offene Werkstätten und Bildung. Seine Ausgangsthese lautete dabei, dass

sich die Bildungslandschaft auf zweierlei Weisen verändere: Zum einen unterlägen die Methoden der

Bildung einem Wandel und zum anderen breite sich die Digitalisierung auf alle Lebensbereiche aus.

Diese Faktoren führten dazu, dass neue Anforderungen an die Bildung gestellt würden und neue Kom-

petenzen vermittelt werden müssten. Ziel des Workshops sei es, die Frage zu erörtern, welche Rolle

offene Werkstätten zukünftig, im Kontext der sich wandelnden Bildungslandschaft, in der Bildung spie-

len könnten.

„Offene Werkstatt“ sei ein Sammelbegriff für verschiedene Formen von Infrastrukturen für die gemein-

same Nutzung von Mitteln für und den offenen Austausch über materielle Produktion. Eine im Zuge des

Projektes COWERK durchgeführte empirische Erhebung zeige, dass die Wissensvermittlung ein zent-

raler Aspekt in offenen Werkstätten sei. Die Ergebnisse dieser Studie machten deutlich, dass der Fokus

der offenen Werkstätten auf dem Prozess des gemeinsamen Arbeitens sowie dem Transfer von Wissen

liege und nicht primär auf dem Endergebnis. Der enge Zusammenhang zwischen offenen Werkstätten

und Fragen der Bildung sei Ausgangspunkt für den Workshop, der Akteure aus beiden Bereichen enger

zusammen zu bringen solle.

Digitales Lernen verändere den Unterricht grundlegend. Die Veränderung der Lehrmethoden selbst sei

eine Herausforderung für die klassischen Bildungsakteure und -institutionen. Durch die Digitalisierung

verlören beispielsweise Bücher zunehmend an Bedeutung, sodass sich Bibliotheken neu definieren

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müssten. Auch verändere sich die Rolle des Lehrers, der zunehmend die Funktion eines Kurators von

Wissensquellen einnehmen müsse.

Doch die Digitalisierung habe nicht nur Auswirkungen auf die Methoden der Bildung, denn auch die

Lebens- und Arbeitswelt verändere sich dadurch grundlegend. So zeige eine Studie des US-amerikani-

schen Arbeitsmarkts, dass innerhalb der letzten 50 Jahre Jobs mit Routineaufgaben immer unwichtiger

wurden, während analytische und interpersonelle Arbeiten stetig an Bedeutung gewonnen hätten.

Dies mache deutlich, dass in der Arbeitswelt neue Kompetenzen, wie beispielsweise Kreativität und

Neugier, selbstbestimmtes Lernen und Transdisziplinarität, erforderlich seien. Das Selbermachen in of-

fenen Werkstätten stelle einen Bildungsansatz dar, der genau diese Art von Kompetenzen fördern

könne.

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Offene Werkstätten und Schulen: Learning by Making

| Dr. Melanie Stilz

Dr. Melanie Stilz arbeitet am Institut für Berufliche Bildung und Arbeitslehre an der TU Berlin. Darüber

hinaus ist sie Mitbegründerin von Konnektiv – ein Büro, welches sich als Schnittstelle zwischen Bildung,

Technik, Kollaboration und sozialer Entwicklung versteht.

Das Fach Arbeitslehre wird vor allem an Gesamt-, Fach- und Hauptschulen, meist als Ergänzungsfach

unterrichtet. Frau Stilz erklärte, ein Ziel dieses Faches sei es, Schüler/innen eine erste Berufsorientie-

rung zu geben und Kompetenzen im Bereich Wirtschaft, Arbeit und Technik zu vermitteln. In Berlin

beispielsweise hätten rund 300.000 Schüler/innen die Möglichkeit dieses Fach zu belegen – meist je-

doch nur als Wahlfach. Dies bedeute, dass das Fach nur in einem sehr geringen Umfang gelehrt würde.

Was die Unterrichtsinhalte im Fach Arbeitslehre betrifft, handele es sich um ein sehr anwendungsorien-

tiertes Fach, wobei Werkstätten eine sehr große Rolle spielen. So verfügten etwa 60 Prozent der Schu-

len, die dieses Fach anbieten, auch über eine Werkstatt. Dabei seien vor allem Holzwerkstätten sehr

gut ausgestattet, Elektrowerkstätten hingegen eher schlecht. Interessant sei, dass die digitale Fabrika-

tion im Unterricht zunehmend an Bedeutung gewinne.

Das Institut für Berufliche Bildung und Arbeitslehre begleitet diverse weitere Initiativen, wie beispiels-

weise das Projekt Fixperts. Hier wird Studierenden die Aufgabe gestellt, eine Person in deren Alltags-

leben (zu Hause, unterwegs oder bei der Arbeit) kennen zu lernen und für ein dort erkanntes Problem

als Gestalter eine schnelle, clevere Lösung zu finden – durch Reparieren, Verbessern oder Erfinden

von Dingen. Mit dem Thermo-Lap und dem Tea-Butler stellte Frau Dr. Stilz zwei Produkte vor, die im

Rahmen dieses Projekts von Studierenden entwickelt wurden.

Außerdem präsentierte Frau Stilz ein Pilotprojekt, das gerade noch in der Entwicklungsphase ist und im

Herbst 2017 in die Umsetzung gehen soll. Es wird vom Berliner Senat unterstützt und hat zum Ziel, das

Making auch an Gymnasien zu bringen.

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In der anschließenden Diskussion über den Vortrag kamen Anmerkungen aus dem Plenum, dass es

bereits gute Beispiele für Kooperationen von allgemeinbildenden Schulen mit berufsbildenden Schulen

gäbe. Das sei von Vorteil für allgemeinbildende Schulen, da die meisten Berufsschulen sehr gut ausge-

stattet seien.

Als Vorteil einer Kooperation zwischen offenen Werkstätten und Bildungseinrichtungen wurde ange-

führt, dass Lehrer/innen in offenen Werkstätten an die Thematik des Making herangeführt und dabei

unterstützt werden könnten. Dies sei besonders wichtig, da sich Lehrer/innen häufig mit dem Thema

überfordert fühlten.

Auf die Aussage, dass 60 Prozent der Schulen mit Werkstätten ausgestattet seien, kam die Nachfrage

aus dem Plenum, ob diese Werkstätten auch genutzt würden. Frau Stilz erklärte, dass die tatsächliche

Verbreitung von Werkstätten noch nicht systematisch erfasst sei. Allerdings hänge erfahrungsgemäß

eine Nutzung der vorhandenen Einrichtung oft von den einzelnen Lehrern ab. Die Praxis zeige, dass

primär Holzwerkstätten und Lehrküchen genutzt würden.

Zur Frage, welche Kooperationen mit Schulen anzustreben seien, war ein Einwand aus dem Plenum,

dass die Ausstattung von Schulen häufig mangelhaft sei. So stelle sich die Frage, ob nicht besser ex-

terne Werkstätten genutzt werden sollten. Frau Stilz erläuterte hierzu, dass es derzeit zwei Ideen gäbe,

nämlich zum einen die Errichtung mobiler Labs, welche dann von Schule zu Schule fahren können, und

zum anderen der Aufbau fester Kooperationen zwischen offenen Werkstätten und Schulen. Aus dem

Plenum wurde darauf hingewiesen, dass es in Potsdam bereits ein mobiles Lab gäbe, welches als mög-

licher Kooperationspartner für das Projekt fungieren könne.

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FabLabs und MakerSpaces als praktische Lernorte an

Hochschulen | Dirk. W. Hansmeier

Dirk W. Hansmeier studierte zunächst Geistes- und Sozialwissenschaften, bevor er über sieben Jahre

an einem Maschinenbaulehrstuhl der TU Dortmund beschäftigt war. Mit dem Thema der offenen Werk-

stätten ist er ganz praktisch verbunden, da er derzeit die Einrichtung eines FabLabs in an der Ruhr-

Universität Bochum plant. Als Mitarbeiter der Universitätsverwaltung ist er damit befasst, die Möglich-

keiten für interdisziplinäre praktische Lernorte wie MakerSpaces oder FabLabs an Hochschulen zu eva-

luieren. In seinem Vortrag stellte er den aktuellen Zwischenstand dieser Arbeit vor und berichtete über

die Einrichtung von offenen Werkstätten an Hochschulen aus der Sicht der Verwaltung einer Universität.

FabLabs und MakerSpaces seien praktische Lernorte an Hochschulen, die den bestehenden Defiziten

bei der Vermittlung praktischen Wissens (vor allem im Bereich Maschinenbau und Ingenieurwesen)

begegnen könnten. Beispielsweise könnten FabLabs und MakerSpaces für Studienprojekte genutzt

werden. Ein weiteres Potenzial dieser Orte liege in deren Innovationskraft und der Möglichkeit des Wis-

senstransfers an Unternehmen. So soll durch die Errichtung des FabLabs in Bochum auch die Start-up-

Szene im Ruhrgebiet angeschoben werden.

Dirk Hansmeier stellte eine Reihe von FabLabs und Makerspaces vor, mit denen er selbst im Austausch

steht, darunter die HRW Bottrop/ Kamp Lintfort, die Universität Bayreuth, die Universität Heidelberg, die

TU Dresden bzw. SLUB, die Universität Siegen, die RWTH Aachen, die Universität Magdeburg, die TU

München sowie die Ruhr-Uni Bochum. Die FabLabs seien auf ganz unterschiedliche Weise an die

Hochschulen angegliedert. Zum Teil seien sie von den Hochschulen selbst eingerichtet worden oder sie

kooperierten mit ihnen.

Die Herausforderung bei der Errichtung eines MakerSpaces oder eines FabLabs sieht Dirk Hansmeier

vor allem in der Integration dieser Einrichtungen in die Lehre. Als wichtige Schritte müssten, seiner

Erfahrung nach, die Studienverlaufspläne angepasst und die Unterstützung von Professor/innen ge-

wonnen werden. Beim Betrieb der offenen Werkstatt stellten sich darüber hinaus die Fragen: Wie kann

die Einhaltung der Vorschriften der Arbeitssicherheit garantiert werden? Welche Organisationsform soll

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gewählt werden: Die Gründung eines eingetragenen Vereins oder die Angliederung direkt an einen

Lehrstuhl? Wie kann eine solche Einrichtung langfristig finanziert werden?

Die Potenziale offener Werkstätten an Hochschulen sieht Herr Hansmeier vor allem in der Ergänzung

des theoretischen Studiums, der Möglichkeit interdisziplinär zu arbeiten und so womöglich ein „anderes

Denken“ (auch außerhalb der fachspezifischen Grenzen) zu lernen, sowie der Förderung von Kreativität

und Selbstständigkeit. Als Fazit lasse sich festhalten, dass ein FabLab oder MakerSpace eine enorme

Bereicherung für die Lehre sei, man aber für die Realisierung eines solchen Projektes visionär und

durchsetzungsstark sein müsse.

In der Diskussion im Anschluss an den Vortrag wurden vor allem Möglichkeiten und Grenzen, FabLabs

auch für Menschen außerhalb der Universität zu öffnen, sowie Sicherheits- und Versicherungsfragen

diskutiert.

Auf die Frage, ob es nicht schwierig sei, ein FabLab oder MakerSpace auch für die Menschen außerhalb

der Universität zu öffnen, erläuterte Herr Hansmeier, dass dies zwar angestrebt sei, ein Konzept dazu

aber gerade erst entwickelt werde. Aus dem Plenum wurden Bedenken geäußert, dass es nach eigenen

Erfahrungen sehr schwierig sei, eine Werkstatt für alle zugänglich zu machen – vor allem hinsichtlich

der Nutzung teurer und gefährlicher Maschinen. Dirk Hansmeier erläuterte hierzu, wie Michael Schäfer

(Professor an der Hochschule Rhein Waal) mit dieser Schwierigkeit umgehe: An der HRW würden von

Herrn Prof. Schäfer dafür wissenschaftliche Hilfskräfte im FabLab beschäftigt, die den Besuchern Si-

cherheitsunterweisungen gäben und ihnen bei der Benutzung der Maschinen behilflich seien.

Aus dem Plenum wurde auf die Möglichkeit verwiesen, Versicherungsfragen über die Schulen abzuwi-

ckeln, wenn Werkstätten für Schüler geöffnet würden. Auch die Anerkennung von Making-Aktivitäten

als kommunale Veranstaltungen könne bei Versicherungs- und Haftungsfragen hilfreich sein.

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MINT-Interesse wecken durch Making

| Johannes Schmidt-Mosig

Der dritte Vortrag wurde von Johannes Schmidt-Mosig, dem Projektleiter des Club Maker Garagen ge-

halten, welcher von der Initiative MINT Zukunft schaffen ins Leben gerufen wurde. Ziel des Projektes

Club Maker Garagen ist es, Making-Initiativen (z.B. FabLabs, MakerSpaces) zusammenzubringen. Da-

bei sollen vor allem die jeweiligen Einzelakteure miteinander vernetzt werden. Hierzu würden einmal im

Jahr Treffen organisiert, bei denen Erfahrungen und Wissen ausgetauscht werden könnten. Herr

Schmidt-Mosig berichtet, dass bei diesen Treffen deutlich werde, dass die meisten Projekte mit ähnli-

chen Problemen konfrontiert seien und oftmals bereits Lösungen für diese Probleme existierten. Aller-

dings würden dieses Wissen und die Lösungen der einzelnen Akteure aufgrund der mangelnden Ver-

netzung und des fehlenden Austauschs nicht weitergegeben. Hier möchte der Club Maker Garagen

ansetzen.

Herr Schmidt-Mosig erläutert, dass eine Maker Garage offen sei für alle Interessierten, egal welchen

Alters, Berufs, oder welche Vorkenntnisse vorhanden sind. Als Beispiel nennt er das Projekt OLAF.

Dieses FabLab habe als Schul-AG begonnen und sich mittlerweile so weit geöffnet, dass fast alle Schu-

len aus der Region Fulda diesen Raum nutzten.

Herr Schmidt-Mosig betonte, dass Maker Garagen außerhalb des Unterrichts stattfinden sollten, damit

die Schüler/innen frei eigene Ideen realisieren können. So könne eine typische Unterweisung nach dem

Prinzip „Erklären, Vormachen, Nachmachen, Üben“, wie sie traditionell in der Berufsausbildung ange-

wandt werde, verhindert werden. Maker Garagen sollten den Schulunterricht folglich nicht ersetzen,

sondern einen weiteren Ort der Technikbildung bieten.

Nach Vorstellung des Club Maker Garagen, sollten die Initiativen Möglichkeiten für eine Nischenqualifi-

kation abseits des Schulabschlusses eröffnen. Dies stellt nach Ansicht von Herrn Schmidt-Mosig eine

Chance dar, vor allem für Schüler/innen, die dem Schulsystem verloren gegangen sind.

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In der anschließenden Diskussion über den Vortrag wurde nachgefragt, welchen Einfluss eine Maker

Garage tatsächlich darauf haben könne, „Problemschüler“ zu motivieren und zu fördern. Daraufhin wur-

den aus dem Plenum zwei positive Beispiel angeführt: Ein Teilnehmer berichtete von einem Schüler,

der in einer berufsvorbereitenden Maßnahme war, jedoch keinen Schulabschluss besaß. Die Beschäf-

tigung in der Werkstatt konnte sein Interesse wecken und er arbeite nun vorbildlich mit. Ein weiterer

Teilnehmer berichtete von einer offenen Werkstatt, die zwei syrische Flüchtlinge eingestellt und so einen

Beitrag zur Integration geleistet habe.

Eine weitere Frage aus dem Plenum an Herrn Schmidt-Mosig richtete sich darauf, wie Kinder ohne

Vorwissen auf die Aufforderung „Jetzt mach einfach mal!“ reagierten. Herr Schmidt-Mosig erläuterte,

dass die Reaktionen sehr unterschiedlich seien. So gäbe es eher stille Kinder, die eine engere Betreu-

ung bräuchten, aber auch die Kinder, die zu viel Betreuung „uncool“ fänden. Wichtig sei vor allem, das

Interesse der Kinder zu wecken und ihr kreatives Denken zu aktivieren.

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Gruppendiskussionen

Nachdem die Vortragenden die Bedeutung von Makerspaces und FabLabs aus der Perspektive dreier

ganz unterschiedlicher Bildungsbereiche präsentierten, wurden die Themen in Kleingruppen vertieft.

Die Veranstalter/innen hatten bereits im Vorfeld des Workshops das Interesse an den Diskussionsthe-

men „Making in der Schule“, „Making in der Uni“, „Making zur Berufsorientierung/ Nachwuchsförderung/

Integration“ sowie „Vernetzungsbedarf“ abgefragt. Da am Thema der Vernetzung sehr großes Interesse

bestand, wurde vorgeschlagen, den Vernetzungsbedarf als Querschnittsfrage in allen Diskussionsgrup-

pen aufzugreifen. Als ein weiteres Diskussionsthema wurde „Making für alle“ aus dem Kreis der Teil-

nehmenden vorgeschlagen.

Daraufhin konnten sich die Teilnehmer/innen den einzelnen Diskussionsgruppen zuordnen. Die Abstim-

mung ergab drei Diskussionsgruppen unterschiedlicher Größe zu folgenden Themen:

Diskussionsgruppe „Making in der Schule“

Diskussionsgruppe „Making in der Uni“

Diskussionsgruppe „Making für alle“

Allen Gruppen wurden ähnliche Leitfragen zur Orientierung gegeben: Die Teilnehmenden sollten sich

damit beschäftigen, welche Angebote für Making in der jeweiligen Einrichtung bereits vorhanden sind

und wie sie wirken. Weiter sollte überlegt werden, ob für Makerspaces jeweils Probleme oder Hinder-

nisse auftreten und welche möglichen Lösungsvorschläge in der Diskussionsrunde dafür gefunden wer-

den können. Insgesamt war die Frage, wer aktiv werden müsste, um Making an den jeweiligen Einrich-

tungen zu stärken.

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Protokoll Diskussionsgruppe „Making in der Schule“

An der Diskussion in der Kleingruppe zum Thema „Making in der Schule“ nahmen zwölf Personen aus

dem Bildungsbereich, der Forschung, der Bildungsförderung und Vertreter/innen verschiedener Making-

Initiativen teil. Es handelte sich damit um die größte Diskussionsrunde des Workshops.

Als gleich zu Anfang aufgeworfenes Leitthema zog sich die Frage durch die gesamte Diskussion, ob es

sich beim Making auf der einen Seite und der Institution Schule auf der anderen Seite um einen unüber-

windbaren Dualismus handle. Denn, so wurde diskutiert, passe das offene, freie und kreativitätsför-

dernde Konzept des Making nicht mit dem derzeitigen Schulkonzept, bestehend aus festen Lehrplänen,

Anwesenheitspflicht etc., zusammen. Echtes Making werde in der Schule bisher nicht angeboten, aber

genau das müsse eigentlich gefördert werden. Als Lösungsansätze zur Überwindung dieses Dualismus

wurden sowohl sehr praktische Vorschläge gemacht, als auch ein notwendiger Paradigmenwechsel im

gesamten Bildungssystem gefordert.

Zu den praktischen Lösungsvorschlägen gehörte die Idee, Making in den Schulen als AG anzubieten

oder als Inhalte an Ganztagsschulen, welche sowieso vor der Herausforderung stehen, ein umfassen-

des Beschäftigungsprogramm am Nachmittag zu konzipieren. Weiterhin wurde vorgeschlagen, Lern-

werkstätten an Schulen oder das Fach Arbeitslehre zu nutzen, um Making-Aktivitäten mit Schüler/innen

zu fördern.

Auf übergeordneter, struktureller Ebene brauche es zur Förderung von Making quasi einen Kulturwech-

sel - dies umfasst eine Anerkennungskultur für engagierte Lehrer/innen, eine Kreativität fördernde Bil-

dungskultur, in der Lehrer mehr als Lernbegleiter denn als notengebender Vormund verstanden werden

und in welcher sich Jugendliche und Lehrer/innen auf Augenhöhe begegnen können. Um dies zu errei-

chen, müsse die Aus- und Fortbildung für Lehrer/innen neu überdacht werden und der Weg für quer-

einsteigende Lehrer/innen mit praktischer Berufserfahrung im Bereich Making erleichtert werden.

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Alternativ zur Integration von Makerspaces in die Schule wurde auch der ausbaufähige Austausch mit

bestehenden Makerspaces thematisiert. Schulen bzw. Klassen könnten die schon existierenden Ange-

bote und das vorhandene Know-how nutzen und mit Makerspaces kooperieren. In FabLabs oder Ma-

kerspaces könnten auch die notwendigen Fortbildungen für Lehrerinnen und Lehrer stattfinden, um Ma-

king im schulischen Alltag zu verankern.

Eine Vernetzungsarbeit auf allen Ebenen – in der Politik, zwischen Makern und zwischen Schulen –

könnte laut den Diskutierenden dazu beitragen, den Wert von Making in der Schule gebündelt zu ver-

treten. Notwendig dafür seien Expert/innen, die politische Überzeugungsarbeit leisten und Menschen

miteinander ins Gespräch bringen können. Nur durch einen vermehrten Austausch und Vernetzungs-

prozesse sei es möglich, über den eigenen Tellerrand hinweg zu sehen und damit den Dualismus zwi-

schen Schulbildung und offenem, kreativen Making zu überwinden.

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Protokoll Diskussionsgruppe „Making in der Uni“

An der Diskussion in der Kleingruppe zum Thema „Making in der Uni“ nahmen fünf Personen teil, die

jeweils an einer Universität oder einer Fachhochschule in einem FabLab arbeiten, dazu forschen oder

die Einrichtung eines FabLabs oder Makerspaces vorbereiten.

Die erwähnten Leitfragen für die Diskussion wurden von der Gruppe als zu umfangreich befunden. Da

einer der Teilnehmenden in seinem vorangegangenen Vortrag bereits verschiedene Making-Angebote

an Universitäten und Fachhochschulen in Deutschland vorgestellt hatte, wurde beschlossen, sich auf

die Frage nach den Problemen und möglichen dazu passenden Lösungsvorschlägen zu konzentrieren.

Gleichzeitig wurden beim Einstieg in die Diskussion zwei Best Practice Beispiele von der Fachhoch-

schule Aachen als solche festgehalten. In diesen Beispielprojekten sei das Problem von zu wenig Per-

sonal in Form von studentischen Hilfskräften über den Sommer dadurch gelöst worden, dass diese für

ihre Arbeit Anerkennung in Form von Kreditpunkten bekommen.

Daran anknüpfend identifizierten die Diskussionsteilnehmer/innen die Frage der schwierigen Finanzie-

rung von MakerSpaces an Universitäten als größtes Problem. Eine gängige und momentan häufig an-

gewandte Lösung dafür sei das Akquirieren von Drittmitteln. Diese Lösung wurde von den Teilneh-

mer/innen jedoch als keine nachhaltige Lösung bewertet, da Drittmittelakquise einen hohen Ressour-

ceneinsatz von Zeit und Personal erfordere. Fast eine volle Mitarbeiterstelle würde oft nur für das Ein-

werben und die Verwaltung von Drittmitteln aufgewendet, was vom Fokus auf die eigentliche inhaltliche

Arbeit ablenke.

Als Alternative zur Drittmittelfinanzierung diskutierten die Teilnehmer/innen die Zusammenarbeit mit Un-

ternehmen, denen gegenüber die Universität oder Hochschule als Dienstleister auftrete. Dies wurde

zum einen aus normativer Perspektive aufgrund der möglichen Einflussnahme von Unternehmen auf

Hochschulen kontrovers diskutiert. Zum anderen wurde die allgemeine Praktikabilität dieses Modells

aufgrund starker regionaler Unterschiede in Frage gestellt. So sei der Norden Deutschlands in Bezug

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auf Kooperationsmöglichkeiten mit Unternehmen gegenüber dem wirtschaftlich stärkeren Süden deut-

lich im Nachteil.

Eine drittmittel- und unternehmensunabhängige Lösung sahen die Teilnehmer/innen in der Bereitstel-

lung von zentralen Mitteln der Hochschule für das Making. Dies erfordere jedoch den Nachweis von

Vorteilen für alle Studiengänge aus dem Bestehen des Makerspaces und eine entsprechend positive

Einstellung auf Seiten der Hochschulleitung für das Projekt.

Als ein weiteres Problem wurde diskutiert, wie und ob das Making in den Lehrplänen verankert werden

sollte. Eine solche Verankerung in den Studiengängen sei eine Möglichkeit, um MakerSpaces stärker

und für diversere Gruppen nutzbar zu machen. In Bezug auf die Anerkennung als Studienleistung gäbe

es aber noch viele Hürden zu bewältigen, wie beispielsweise die Inflexibilität von vielen Hochschulpro-

fessuren, die kein Interesse daran hätten, ihre Lehre umzustellen oder neu zu gestalten. Zum Aufbre-

chen dieser teils sehr starren Strukturen (vor allem an Universitäten) sei Lobbyarbeit von unten eine

Möglichkeit, um die Relevanz von Making für die Bildung deutlich zu machen. Bei der späteren Vorstel-

lung der Gruppenergebnisse im Plenum wurde der Wunsch nach einer engeren Vernetzung der bereits

existierenden Maker-Initiativen an Hochschulen bekräftigt, die einem Austausch von Argumenten für

eine solche Lobbyarbeit dienen, den allgemeinen Erfahrungsaustausch verbessern und damit das Ma-

king an Universitäten generell fördern könnte.

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Protokoll Diskussionsgruppe „Making für alle“

Auf Vorschlag eines Teilnehmers befasste sich eine weitere Gruppe mit dem Thema „Making für alle“.

An der kleinsten der Diskussionsgruppen nahmen vier Expert/innen aus dem Maker- und dem wissen-

schaftlichen Bereich teil.

In der Diskussion wurden Erfahrungen ausgetauscht, die zeigten, dass die Strukturen an Universitäten

für FabLabs oder MakerSpaces eher einschränkend seien, weshalb die Gründung eines Vereins grö-

ßere Flexibilität und eine breitere Perspektive biete. Die Teilnehmer/innen erklärten, dass während Ma-

kerspaces an der Uni vor allem bildungsnahe Schichten erreichten, das offene FabLab hingegen einen

Ort für alle darstelle, der einen niedrigschwelligen Einstieg in das Making biete. Im Rahmen dieser Dis-

kussionsrunde berichtete eine Teilnehmerin entsprechend, dass sie ihr FabLab nicht länger an der Uni-

versität angliedern wollten, sondern einen eingetragenen Verein als Organisationsform gewählt haben.

Sie sieht darin den Vorteil, dass das FabLab nun eine breitere Bevölkerungsschicht anspräche. Ihre

Erfahrungen zeigten, dass diese Öffnung des FabLabs sehr gute Resonanz finde. Dabei kooperiere das

FabLab mit anderen Vereinen und Organisationen, wie beispielsweise auch Museen, um so einen mög-

lichst niedrigschwelligen Einstieg zu bieten. Ein solches Angebot ermögliche Interdisziplinarität und

biete auch Kindern einen guten Zugang.

Darüber hinaus berichtete die Teilnehmerin, dass in diesem FabLab vor allem der Austausch zwischen

den Generationen beobachtbar sei. Es gäbe zum Beispiel eine Gruppe Senioren, die im FabLab an

einem Modell-Eisenbahn-Projekt arbeiteten. Sie bekämen Unterstützung von Jüngeren, die ihnen bei

der Programmierung behilflich seien. Dies zeige deutlich, dass innerhalb eines FabLabs Interaktionen

zwischen verschiedenen Gruppierungen initiiert werden könnten, wodurch der Community-Gedanke

gestärkt werde.

Ein Nachteil bei dieser Organisationsform stellt nach Berichten der Teilnehmerin jedoch stellt das Prob-

lem der Finanzierung dar. So sei die Höhe des Vereinsbeitrages unter den Mitgliedern höchst umstritten

und könne potenzielle Mitglieder abschrecken. Die Herausforderung bei der Organisation eines

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FabLabs sahen die Diskutierenden – neben der Frage der Finanzierung – darin, eine Stetigkeit und

Routine zu etablieren. Hierfür wäre es wichtig stets Techniker/innen und Expert/innen vor Ort zu haben,

die den Nutzer/innen bei Fragen und Problemen zur Seite stehen.

Als einen weiteren Punkt stellten die Diskutierenden fest, dass es bislang kaum Interesse seitens der

Handelskammern gäbe. Das Thema Making werde dort bisher offenbar nicht als relevant für den Bil-

dungsbereich wahrgenommen.

Im Ergebnis der Diskussion entwickelte die Gruppe gemeinsam eine Vision (siehe Abbildung unten).

Der Kreis in der Mitte symbolisiert den Ort, welcher sich aus beiden „Welten“ zusammensetzt – der

außerschulischen/ außeruniversitären Welt und der Welt der Bildungseinrichtungen. Derzeit gäbe es

noch wenig Verbindung zwischen diesen beiden Bereichen, was durch die gestrichelte Linie verdeutlicht

wird. Um dies zu ändern müssten folgende Hürden überwunden werden: Zunächst müsse sich in den

Köpfen etwas ändern, eine beständige Finanzierung müsse geschaffen werden, es bedürfe enormer

Durchsetzungskraft, eines passenden Spirits, der Bereitschaft Wissen zu teilen sowie genug Menschen,

die das Making in der Bildung fördern und unterstützen.

Ein weiterer Bestandteil der Vision ist, die Integration des Fachs Digitalkunde/ Medienbildung in den

schulischen Lehrplan. Dieses Fach solle dann auch mit anderen Fächern verknüpft werden, zum Bei-

spiel durch eine Projektarbeit. Zudem solle an Schulen ein Raum geschaffen werden, der für alle offen

steht und wo Making praktiziert werden kann, sodass eine breite Zielgruppe erreicht werden könne.

Dieser Ort solle nach Vorstellung der Kleingruppe auch für Menschen von außerhalb der Schule einla-

dend sein – wodurch dort die Vernetzung der beiden Welten stattfinden könne.

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Abschluss

In der abschließenden Plenumsdiskussion wurden die Ergebnisse der Gespräche in den Kleingruppen

anhand der Visualisierungen vorgestellt. Über die verschiedenen Themenbereiche hinweg wurden wie-

derkehrende Grundproblematiken deutlich. Immer wieder wurde der Widerspruch zwischen dem klas-

sischem Bildungssystem und dem ergebnisoffenen, bewertungsfreien und selbstbestimmten Auspro-

bieren beim Making in offenen Werkstätten thematisiert. Starre Strukturen und systemimmanente Logi-

ken stehen der Integration des Making in die Lehre an tradierten Bildungseinrichtungen entgegen. Zur

Überwindung dieser Hindernisse sind eine engere Zusammenarbeit und ein Erfahrungsaustausch der

interessierten Akteure untereinander sowie viel Überzeugungsarbeit vonnöten. Auch wenn eine mögli-

che Strategie darin liegen mag, das Bildungssystem durch externe Making-Angebote lediglich zu er-

gänzen statt es zu verändern, ist das Aufzeigen der positiven Wirkungen dieses Bildungsansatzes sowie

die gezielte Suche nach Vorteilen für andere Akteure innerhalb und außerhalb des Bildungssystems der

gewiesene Weg, um eine breitere Unterstützung für offene Werkstätten zu organisieren.

Die rege Teilnahme am Workshop „Making Kompetenz: Offene Werkstätten in der Bildung“, die enga-

gierten Diskussionen sowie viele Äußerungen der Teilnehmenden unterstreichen das große Interesse

der Akteure, die sich mit Making im Bereich der Bildung befassen, an einer intensiveren Vernetzung.

Das COWERK-Projekt trägt dieser Erkenntnis Rechnung, indem es Vernetzungsaktivitäten im weiteren

Verlauf des Vorhabens weiterhin gezielt unterstützen wird.

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Anhang

Liste der Teilnehmenden

Name Organisation

Anicker, Kerstin Interactive Media Foundation

Battista, Nadine TU Berlin - Centre for Entrepreneurship

Beckat, Uwe

Bockermann, Dr. Iris Universität Bremen

Brabec, Bastian Tetratetris

Domenichino, Mariana HABA Digitalwerkstatt

Eckhoff, Julia HABA Digitalwerkstatt

Eichstädt, Bodo

Engelhardt, Christian Makerspace Rhein-Neckar, Ludwigshafen am Rhein

Faller, Sabine ZKM Karlsruhe

Gaus, Marlen Junge Tüftler

Hansmeier, Dirk Universität Ruhr-Bochum

Höfner, Anja IÖW

Kiolbassa, Barbara ZKM Karlsruhe

Kleeberger, Julia Junge Tüftler

Kludas, Santje IÖW

Langmaack, Rainer

Lehm, Sabine Codeweek

Löwe, Matthias Codeweek

Ludwig, Jenny Make Germany GmbH

Marwede, Dr. Max TU Berlin

Matschull, Heiko Klax GmbH

Matscholl, Lutz

Moebus, Antje Fablab Bremen

Müller, Dr. Dieter Technologiestiftung Berlin

Nowottne, Anke ACT e.V., Berlin

Parade, Mario Fablab Potsdam, Montessori Schule Potsdam

Persek, Nora Codeweek

Petschow, Ulrich IÖW

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Peuckert, Jan IÖW

Pfeifle, Tanja IÖW

Poetzsch, Katarina KPM Training, Initiative Ich Kann

Pohling, Lucas

Ramate, O.

Riemann, Jens

Röder, Matthias Verbund Offener Werkstätten

Rüger, Sandra Klax GmbH

Schade, Luise Tetratetris

Schaper, Silke Klax GmbH

Schick, Elke Heise Verlag

Schmid, Franzsika Junge Tüftler

Schmidt-Mosig, Johannes MINT Zukunft schaffen

Sievers, Wolfgang 3D-Process, Eggstruder

Sommer, Bertold Projektlabor Berufskolleg Rheine

Stilz, Melanie TU Berlin / Konnektiv

Surawski, Olav Blog jourmix-foto

Tholotowsky, Kai

Thurn, Laura FH Aachen, Projekt Fabbus

Tielle, Kaline Klax GmbH

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