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Integrierter Pflanzenschutz

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Vorwort

Der Integrierte Pflanzenschutz wird häufig als Schlüsselelement in einer Politik zur Reduzierung des Pestizideinsatzes in der Landwirtschaft betrachtet. Durch den Vorrang einer Kombination von biologischen, pflanzenzüchterischen und anbautechnischen Maßnahmen soll die Anwendung chemischer Pflanzenschutzmittel auf ein Minimum beschränkt werden.

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Die Anfänge des Integrierten Pflanzenschutzes

Die Anfänge des Integrierten Pflanzenschutzes gehen aufdie Mitte des letzten Jahrhunderts zurück. Bis dahin warden Umweltbeeinträchtigungen, die mit der stetig steigendenAnwendung von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittelneinhergingen, wenig Beachtung geschenktworden. Erst in den 1950er Jahren wurden Bedenken laut,nun alles auf „diese chemische Karte zu setzen und dienatürlichen Regulationskräfte außer Acht zu lassen“ . Mit der Zielsetzung einer umweltschonenderenLandbewirtschaftung wurden die ersten Grundsätze fürden Integrierten Landbau und somit für den IntegriertenPflanzenschutz festgelegt. Diese Grundsätze entwickelnsich seither entsprechend der wissenschaftlichen Erkenntnisseund der technischen Neuerungen weiter.

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Der Pflanzenschutz kann nicht nur als Bekämpfung von Schädlingen oder Schaderregern verstanden werden. Sinnvoll ist Pflanzenschutz nur dann, wenn durch ineinander greifende Maßnahmen ein integrierter Pflanzenschutz erreicht wird. Dieser ist im § 2 des Pflanzenschutzgesetzes (PflSchG) definiert.Beim integrierten Pflanzenschutz werden verschiedene Verfahren in einer bestimmten Rangfolge miteinander kombiniert. Im Vordergrund steht die Förderung der Pflanzengesundheit durch allgemeine Maßnahmen (z.B. richtige Standort- und Sortenwahl), die dann kombiniert werden mit Schutz, Förderung und dem direkten Einsatz von Nützlingen, biologischen Mitteln (z.B. Pflanzenstärkungsmitteln), biotechnischen Verfahren (z.B. Leimtafeln, Pheromone), mechanischen Maßnahmen (z.B. Absammeln) und letztendlich auch dem chemischen Pflanzenschutz. Auf den chemischen Pflanzenschutz kann im Privatgarten am ehesten verzichtet werden, da im Garten keine Monokulturen wie in Land-wirtschaft und Erwerbsgartenbau anzutreffen sind und ein Schädlingsbefall nicht den Aufwand einer chemischen Bekämpfung rechtfertigt. Viel sinnvoller ist es ganzheitlich zu gärtnern und die naturgemäßen Methoden konsequent anzuwenden.

Was ist Integrierter Pflanzenschutz?

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Die Vorteile der biologisches Schädlingsbekämpfung liegen vor allem darin, dass sie weder die Umwelt, noch den Lebensraum belasten. Da mittels dieser Art der Schädlingsbekämpfung zudem auch Nützlinge dauerhaft angesiedelt werden können, ist ein regelmäßiger Einsatz von Pflanzenschutzmittel nicht von Nöten. Zudem entfällt auch für den Gärtner selbst ein großer Zeitaufwand, da sich langfristig gesehen das Verhältnis von Räuber und Beute von selbst reguliert.Beim Integrierten Pflanzenschutz geht es darum, vorrangig biologische und andere nicht-chemische Verfahren gegen Schädlinge und Krankheiten anzuwenden.Dazu gehören:

• Standortwahl• Bodenbearbeitung• Fruchtfolge• Zwischenfruchtbau• Sortenwahl• Aussaat• Pflanzenernährung• Pflanzenschutz• Biologische Maßnahmen• Mechanische Maßnahmen• Chemische Maßnahmen

Durch die Kombination dieser Maßnahmen soll die Anwendung chemischer Pflanzenschutzmittel auf ein Minimum beschränkt werden. Sie sollen nur im Notfall dosiert eingesetzt werden und dabei Nützlinge möglichst schonen.

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StandortwahlAlle Maßnahmen sind optimal auf Boden und Klima abzustimmen,

um Pflanzenansprüchen gerecht zu werden und die Konkurrenzkraft gegen Schadorganismen zu verbessern.

BodenbearbeitungDurch standortgemäße Bearbeitung ( termingerecht, schonend,

angepasste Technik ) werden Struktur- und Erosionsschäden verhindert, die Nitratbildung in der vegetationsarmen Zeit

reduziert und die Ertragsfähigkeit erhalten.

FruchtfolgeDer planvolle Wechsel zwischen Kulturarten fördert

Bodenfruchtbarkeit und Pflanzenwachstum, die Gefahr der Massenvermehrung von Schadorganismen wird gering gehalten.

Flächenstilllegung wird als Fruchtfolgeglied integriert. Engere Fruchtfolgen werden durch Zwischenfrüchte aufgelockert.

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ZwischenfruchtbauZwischenfrüchte vermindern die Auswaschung von Nährstoffen und die

Erosionsgefahr. Gezielte Begrünung trägt zur Unterdrückung von Unkräutern und Nematoden sowie zur erhaltung der Bodenfruchtbarkeit

bei.

SortenwahlStandortangepasste und marktgerechte Sorten sind zu bevorzugen. Neben

den Leistungen der Sorten in Ertrag und Qualität sind die Anfälligkeit gegen Schadorganismen, Winterhärte, Standfestigkeit und das

Nährstoffaneignungsvermögen zu berücksichtigen.

AussaatGleichmäßiger und wüchsiger Feldaufgang setzt die Einhaltung kultur- und

Sortenspezifischer Saatzeiten, - dichten und -tiefen sowie die Beachtung günstiger Boden- und Witterungsverhältnisse voraus. Gesundes Saat-

und Pflanzgut verhindert die Übertragung von Krankheitserregern und mindert den Einfluss bodenbürtiger Schaderreger.

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PflanzenernährungDie Düngung der Kulturpflanzen muss sich nach Art, Menge und Zeitpunkt am

Nährstoffbedarf der Pflanzen und am Nährstoffvorrat des Bodens ausrichten. Über- und Unterversorgung der Pflanzen sind zu vermeiden. Dadurch werden

Umweltbelastungen minimiert, die Gesundheit der Kulturpflanze sowie deren Konkurrenzkraft gegenüber Unkräutern gefördert und die Anfälligkeit gegenüber

Schadorganismen herabgesetzt. Zur Bemessung der Nährstoffdüngung sollten jährlich zu jeder Kultur auf repräsentativen Bewirtschaftungseinheiten

Bodenproben für die Nährstoffuntersuchung gezogen werden und nach Empfehlungen der amtlichen Beratung gedüngt werden. Der Gehalt an

Grundnährstoffen und der pH-Wert sollte alle 6 Jahre untersucht werden. Auf Schlägen ab 1 ha müssen die Untersuchungen alle 6 Jahre durchgeführt werden.

PflanzenschutzPflanzenschutz darf nur nach guter fachlicher Praxis durchgeführt werden. Die Grundsätze des integrierten Pflanzenschutzes, der Schutz des Grundwassers und

angrenzender Biotope sind zu beachten. Integrierter Pflanzenschutz ist eine Kombination von Verfahren, bei denen unter vorrangiger Berücksichtigung der

vorbeugenden direkten biologischen und mechanischen Maßnahmen die Anwendung chemischer Pflanzenschutzmittel auf das notwendige Maß beschränkt

wird.

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Biologische MaßnahmenDie wenigen zur Zeit vorhandenen Möglichkeiten des Nützlingseinsatzes im Ackerbau

sollten bevorzugt werden. Förderung der natürlichen Feinde von z.B Feldmäusen kann durch das Aufstellen von Sitzstangen für Greifvögel erfolgen.

Mechanische MaßnahmenNutzung der Möglichkeiten mechanischer Unkrautbekämpfung, z.B Striegeln in

Sommergetreide, Bandbehandlung und mechanische Pflege in Reihenkulturen, zerkleinern von Restpflanzen.

Chemische MaßnahmenZu Beachten :

• Pflanzenschutzmittel dürfen nur in den bei der Zulassung festgestzten und in der Gebrauchsanleitung angegebenen Anwendungsgebieten angewendet werden• Die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln soll unter Beachtung der

wirtschaftlichen Schadensschwellen erfolgen.• Bei Anwendung von Pflanzenschutzmitteln gleicher oder ähnlicher Wirksamkeit die

umweltschonenderen bevorzugen• Bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln ist eine Beeinträchtigung von

Nachbargrundstücken unbedingt zu vermeiden• Auf Flächen, die nicht landwirtschaftlich, forstwirtschaftlich oder gärtnerisch

genutzt werden, in oder unmittelbar an Gewässern ist die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln verboten.

• Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist so sparsam wie möglich vorzunehmen

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Vergleich gute fachliche Praxis im Pflanzenschutz - Integrierter Pflanzenschutz

1) gute fachliche Praxis im Pflanzenschutz:• Keine Vernichtung der Schadorganismen, sondern

Befallskontrolle,• Nutzung bewährter kulturtechnischer und anderer

nichtchemischer Maßnahmen zur Schadensminderung,• Einschätzung des Befalls durch Schadorganismen,• Nutzung der amtlichen Beratung und anderer

Entscheidungshilfen,• Nur gezielte Anwendung chemischer Pflanzenschutzmittel

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2) Der Integrierte Pflanzenschutz beinhaltet ein Pflanzenschutzkonzept höherer Qualität mit folgender Zielsetzung:

• Komplexes Pflanzenschutzkonzept,• Anwendung aller praktikablen kulturtechnischen, biologischen und

anderen nichtchemischen Maßnahmen zur Schadensminderung,• Nutzung natürlicher Regelmechanismen,• Überwachung der Bestände nach methodischer Anleitung,• Entscheidung über Abwehrmaßnahmen nach Befallsermittlung,

Schwellenwerten, Erfahrungswerten und Beratung,• Anwendung chemischer Pflanzenschutzmittel nur, wenn keine

praktikablen nichtchemischen Bekämpfungsmaßnahmen möglich sind,

• gezielte Anwendung eines geeigneten chemischen Pflanzenschutzmittels mit situationsbezogener Dosis,

• Einbeziehung ökologischer Forderungen des Natur-, Arten- und Landschaftsschutzes

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Integrierter Pflanzenschutz im Kleingarten

Mechanische Abwehr und Überwachung

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Schädlingsabwehr

Geeignete Maßnahmen durch die der Schädlingsbefall deutlich reduziert werden kann:

Leimringe halten z. B. die ungeflügelten Frostspannerweibchen ab und dienen der Abwehr von Ameisen, die Blattläuse fördern.

Schneckenzäune wehren zuwandernde Schnecken ab. Diese Maßnahme ist u.a. bei der Anzucht von Jungpflanzen wichtig.

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Mit speziellen Netzen und Vliesen lassen sich z.B. Gemüsefliegen , Schadschmetterlinge und Erdflöhe fernhalten.

Mit Pheromonfallen lassen sich die Fruchtwickler überwachen.

Fruchtwickler (Apfel-, Pflaume- u. Pfirsich-) lassen sich reduzieren mit Pheromonen,die in Dispensern (Doppelkammerampullen) enthalten sind.

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Nützlingseinsatz Der Nützlingseinsatz ist am wirkungsvollsten in geschlossenen Räumen. Dabei sollte berücksichtigt werden, dass die verschiedenen Nützlingsarten unterschiedliche Ansprüche an die Raumtemperatur und z.T. an die Luftfeuchtigkeit haben.

• Florfliegenlarven ab 6 °C • Anderen Arten benötigen Temperaturen von über 20 °C. Zu dieser Gruppe zählen

auch die speziellen Gegenspieler der Schmierläuse , der Napfschildläuse und der Deckelschildläuse . Beim Einsatz von Marienkäfern sollte außerdem eine hohe Luftfeuchtigkeit (>70 %) gewährleistet sein.

Nematoden, die zur Bekämpfung der Larven des Gefurchten Dickmaulrüsslers sowie zur Bekämpfung mancher Nacktschneckenarten eingesetzt werden, können genau wie Florfliegenlarven und Marienkäferlarvenauch im Freiland zur Anwendung kommen. Nützlingsarten, die Temperaturen über 16 °C benötigen, lassen sich imFreiland nur an sonnigen, windgeschützten Stellen einsetzen. Dickmaulrüssler

Nematoden

(Fadenwürmer)

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Schlupfwespenarten wie Trichogrammma werden zur Bekämpfung von Fruchtwicklernangewendet. Die etwa 0,5 mm großen Schlupfwespensollten ab Mitte Mai alle 14 Tage (5- bis 6-mal) eingesetztwerden. Auf den Freilassungskärtchen befinden sichSchlupfwespenpuppen in den Eiern eines Ersatzwirtes. DieSchlupfwespen parasitieren die Eier der Fruchtwickler undtöten sie dadurch ab. Der Nützlingseinsatz kann auch inEinzelgärten und an Einzelbäumen erfolgen.

Trichogramma-Schlupfwespen

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Nützlingsförderung

Blaumeisen reduzieren den Bestand an Blattläusen und Schadschmetterlingsraupen

Nisthölzer aus Hartholz (li) oder Holzbeton (re)

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Die Anbringung von Schaumstoffmanschetten und Schilfbündelnin den Bäumen fördert Schlupfwespen undSpinnen.

Reisighaufen bieten gute Quartiere z. B. für Igel

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