Interaktion Zwischen Baugrund Und Bauwerk -Zulässige Setzungsdifferenzen Sowie Beanspruchungen Von...

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  • Diese Arbeit entstand als eine vom Fachbereich Bauingenieurwesen der Universitt Kassel genehmigte Dissertation.

    Erster Gutachter: Univ. Prof. Dr.-Ing. Hans-Georg Kempfert

    Zweiter Gutachter: Univ. Prof. Dr.-Ing. Ekkehard Fehling

    Dritter Gutachter: em. Univ. Prof. Dr.-Ing. Harry Grundmann

    Tag der mndlichen Prfung: 27. Mai 2009

    Institut fr Geotechnik und Geohydraulik

    Universitt Kassel Fachgebiet Geotechnik

    Mnchebergstrae 7 34125 Kassel

    Telefon: (0561) 804 2630

    Telefax: (0561) 804 2651

    2010, kassel university press GmbH

    www.upress.uni-kassel.de

    ISBN print: 978-3-89958-834-7

    ISBN online: 978-3-89958-835-4

    URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0002-8358

    Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio-graphie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet ber http://dnb.ddb.de abrufbar.

  • Schriftenreihe Geotechnik Universitt Kassel Herausgeber: Professor Dr.-Ing. H.-G. Kempfert

    Interaktion zwischen Baugrund und Bauwerk Zulssige Setzungsdifferenzen sowie Beanspruchungen von Bauwerk und Grndung

    Daniel Fischer

    Heft 21

    Oktober 2009

  • Vorwort des Herausgebers

    Sowohl im Grundbau wie im allgemeinen konstruktiven Ingenieurbau ist fr die Bauteile und Tragsysteme nachzuweisen, dass ein ausreichender Sicherheitsabstand zwischen den Grenz-zustnden der Tragfhigkeit und Gebrauchstauglichkeit vorliegt. Diese Nachweise werden bisher weitgehend getrennt und unbeeinflusst zwischen Grndung und aufgehendem Bauwerk gefhrt. Setzungsdifferenzen zwischen den verschiedenen Punkten der Grndungselemente knnen bekanntlich zu Zwangsbeanspruchungen bis hin zu Risseschden in der aufgehenden Konstruktion fhren. Die Nichteinhaltung des Nachweises der Gebrauchstauglichkeit in der Grndung kann da-bei einen Grenzzustand der Tragfhigkeit im aufgehenden Bauwerk hervorrufen. Fr dieses im Allgemeinen stark nichtlineare und komplexe ganzheitliche Verhalten von BaugrundGrndungBauwerk liegen wissenschaftlich noch erhebliche Defizite vor.

    Herr Dr.-Ing. Daniel Fischer hat in seiner Arbeit in umfangreichen Darstellungen aus der Literatur die Bedingungen und Grenzwerte aus statistischen Auswertungen, Beobachtungen und Messungen zusammengefasst und herausgearbeitet, dass eine erhebliche Bewertungsunsicherheit zur Frage-stellung vorliegt. Mit umfangreichen theoretischen Untersuchungen von kritischen Setzungs-differenzen fr Mulden und Sattellagerungen wurde auf der Grundlage der Balkentheorie unter Verwendung der Vorstellungen von Burland (1974/1977) mit der Modellvorstellung von Gebude und Grndung als Ersatzbalken ausgegangen. Dazu waren Vereinfachungen zu diskutieren und zu bewerten. Grundidee ist die bereinstimmung von Biegelinie des Gebudeersatzsystems mit der Setzungslinie unter dem Gebude, wobei die Biegelinie wiederum abhngig ist von der Be-lastungsart des Ersatztrgers und von seiner Biege- und Schubsteifigkeit. In den Untersuchungen wurden die mageblichen Einflussparameter, z. B. Laststellungen, magebliche Schnitte, Schubkorrektur, usw. unter der Magabe von Biege- und Schubversagen geprft und die Ergeb-nisse in zahlreichen grafischen Darstellungen dokumentiert. In der zusammenfassenden Dar-stellung wird deutlich, dass die vorstehend genannten Einflussparameter ganz mageblich die Schadensgrenzen beeinflussen.

    Als Grundlage fr die Entwicklung eines eigenen praktischen Berechnungsverfahrens zur Frage-stellung wurden vergleichende Betrachtungen zur Ersatz- und Systemsteifigkeit am Gesamtsystem BauwerkGrndungBaugrund vorgenommen. Unter Verwendung und Zusammenfhrung der im Grundbau verwendeten Definitionen relative Winkelverdrehung und Biegeverhltnis ist das empfohlene Berechnungsverfahren fr die verschiedenen Belastungsformen und Versagensquer-schnitte differenziert nach Mulden- und Sattellagen anwenderorientiert aufbereitet worden. Des Weiteren sind die ausfhrlich dargestellten materialabhngigen Bedingungen fr das Verfahren in Form von materialbezogenen kritischen Dehnungen und Rissbreiten herausgearbeitet und fr die im Einzelnen zu verwendenden Baustoffe zusammengestellt.

    Insbesondere die Bercksichtigung und Anwendung des unterschiedlichen stark zeitabhngigen Materialverhaltens von Baugrund und Bauwerk auf die Thematik macht deutlich, dass die im Grundbau weit verbreitete Vorgehensweise einer pauschalierten Betrachtung mit Schadengrenzen von 1/300 (Muldenlage) bzw. 1/600 (Sattellage) zu wenig differenziert ist und sowohl zur sicheren wie zur unsicheren Seite erhebliche Abweichungen mglich sind.

    Auch wenn Herr Fischer mit seiner interdisziplinr ausgerichteten Arbeit wesentliche Erkennt-nisse herausgearbeitet und eine praktische Vorgehensweise aufgezeigt hat, liegt aufgrund der Komplexitt der Fragestellung noch erheblicher experimenteller und theoretischer Forschungs-bedarf zur Interaktion Baugrund Bauwerk vor.

    Hans-Georg Kempfert

  • Vorwort des Autors

    Die Erfassung der Boden-Bauwerks-Wechselwirkung stellt eine sehr komplexe Fragestellung dar, deren zahlreichen Einflussfaktoren meist nur nherungsweise erfasst werden knnen. Diese Problematik fhrt auf eines fr die praktische Anwendung ausgerichtetes Berechnungsverfahren, das trotz der zahlreichen Einflussfaktoren eine realittsnahe Beurteilung der Schadensanflligkeit von Konstruktionen unter Sattel- oder Muldenlagerungen bzw. auch unter Kombinationen aus Sattel- und Muldenlagerungen, zulsst. Aufgrund der theoretischen Zusammenhnge lsst sich das abgeleitete Verfahren auch auf Teilstrukturen des konstruktiven Ingenieurbaus zur Beurteilung der Schadensanflligkeit unter der allgemeinen Fragestellung des Verformungszwanges anwenden.

    Die vorliegende Arbeit entstand in der Zeit zwischen Februar 2004 und Mai 2009, parallel zu meiner beruflichen Ttigkeit im Ingenieurbro Frster + Sennewald in Mnchen.

    Herrn Univ. Prof. Dr.-Ing. H.-G. Kempfert gilt mein besonderer Dank fr das entgegengebrachte Vertrauen und fr die Mglichkeit die Fragestellung der vorliegenden Dissertation zu bearbeiten. Durch seine intensive Betreuung und Untersttzung mit zahlreichen Hinweisen und wertvollen Ratschlgen trgt er einen sehr groen Anteil am Gelingen dieser Arbeit.

    Wertvolle Anregungen ergaben sich ebenso aus Gesprchen mit Herrn em. Univ. Prof. Dr.-Ing. H. Grundmann, dem ich fr seine wertvollen Hinweise und fr die bernahme des Korreferates danke. Fr das fachliche Interesse und die kritische Durchsicht bin ich dem Korreferenten Herrn Univ. Prof. Dr.-Ing. E. Fehling zu Dank verbunden.

    Bedanken mchte ich mich auch bei Herrn Univ. Prof. Dr.-Ing. W. Seim und Herrn Dr.-Ing. B. Gebreselassie fr die Mitwirkung in der Promotionskommission.

    Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Fachgebiet Geotechnik gilt mein Dank fr die freund-schaftliche und konstruktive Zusammenarbeit.

    Meinem Arbeitgeber, Herrn Prof. Dipl.-Ing. R. Sennewald, danke ich fr die Bereitschaft, meinen Arbeitsvertrag fr die Dauer der Promotion zur reduzieren und mir damit die notwendige Zeit fr die Ausarbeitung der vorliegenden Arbeit zu geben.

    Allen, die durch ihre stndige Untersttzung einen wesentlichen Anteil am erfolgreichen Ab-schluss und zum Gelingen dieser Arbeit beitrugen, sei besonders gedankt, insbesondere meinen Eltern, die meinen Lebensweg hilfreich begleitet und meinen Werdegang ermglicht haben.

    Mnchen, im Oktober 2009 Daniel Fischer

  • Inhaltsverzeichnis I

    Inhaltsverzeichnis

    1 Einleitung und Zielsetzung... 1 1.1 Allgemeines...... 1 1.2 Nachweiskonzepte und Grundlagen der normativen Regelungen3 1.3 Modellbildung zur Bercksichtigung der Boden-Bauwerk-Interaktion...5 1.4 Zielsetzung und Methodik der Arbeit...6

    2 Zusammenfassende Darstellung ber zulssige Setzungskriterien aus der Literatur... 9 2.1 Allgemeines.. 9 2.2 Ursachen und Auswirkungen von Setzungen. 10 2.3 Setzungen von Flachgrndungen 11

    2.3.1 Setzungsanteile und Bauwerksbeanspruchungen.. 11 2.3.2 Zulssige Setzungsgren. 14 2.3.3 Zulssige Verkantungen 16 2.3.4 Allgemeine Wirkung von Setzungsdifferenzen und Beanspruchungen 16 2.3.5 Schadensgrenzen fr Bauwerke.20 2.3.6 Weitere Setzungsursachen. 30

    3 Nachweiskonzepte im allgemeinen konstruktiven Ingenieurbau und im Grundbau mit Auswirkungen auf die Gebrauchstauglichkeitsnachweise bei Flachgrndungen..33 3.1 Problemstellung.. 33 3.2 Nachweisverfahren im allgemeinen konstruktiven Ingenieurbau.. 34 3.3 Nachweisverfahren im Grundbau... 35 3.4 Ableitung wirklichkeitsnaher setzungserzeugender Lasten 37

    3.4.1 Vorgehensweise 37 3.4.2 Hochbauten... 43 3.4.3 Brckenbauwerke.. 46 3.4.4 Schornsteine.. 48 3.4.5 Silos... 48

    3.5 Zusammenfassung der bauwerksbezogenen setzungserzeugenden Lasten 51

    4 Zwangsbeanspruchungen und Querschnittssteifigkeiten... 55 4.1 Allgemeines 55 4.2 Eigenschaften von Stahlbeton im Hinblick auf Gebrauchstauglichkeitsnachweise... 56

    4.2.1 Grundlegende Materialeigenschaften von Beton.. 56 4.2.2 Materialeigenschaften von Betonstahl.. 60 4.2.3 Materialeigenschaften von Beton unter Bercksichtigung zeitlicher Einflsse 61 4.2.4 Zusammenwirken von Beton- und Betonstahl.. 70 4.2.5 Ableitung von Steifigkeitsverhltnissen... 72

  • II Inhaltsverzeichnis

    4.2.6 Schubsteifigkeit. 80 4.2.7 Steifigkeitsanstze bei Beanspruchungen infolge Gebudesetzungen.. 81

    4.3 Eigenschaften von Mauerwerk... 81 4.3.1 Allgemeines... 81 4.3.2 Materialverhalten unter Druckbeanspruchung.. 84 4.3.3 Nicht-lineares Spannungs-Dehnungsverhalten von Mauerwerk... 87 4.3.4 Zug- und Biegezugfestigkeit von Mauerwerk... 90 4.3.5 Tragverhalten von Mauerwerk unter Schubbeanspruchung.. 95 4.3.6 Schwinden und Kriechen von Mauerwerk 99

    4.4 Materialspezifische Einflsse auf Verformungen und Setzungen von Verbundkonstruktionen 102

    4.4.1 Allgemeines. 102 4.4.2 Zwangsbeanspruchungen und Langzeiteinwirkung 105

    4.5 Zusammenfassende Hinweise zu den Steifigkeitsanstzen bei Zwangsbeanspruchungen infolge Setzungen... 109

    5 Ableitung von kritischen Setzungsdifferenzen fr Mulden- und Sattellagerungen auf der Grundlage der Balkentheorie. 116 5.1 Ziele und Vorgehensweise 116 5.2 Grundlagen und Erweiterungen 119

    5.2.1 berlegungen nach Burland zur Beschreibung einer Setzungsmulde 119 5.2.2 Formnderung infolge Biegemoment und Querkraft.. 120 5.2.3 Lage der neutralen Faser z im Balkenquerschnitt... 125 5.2.4 Definition der Winkelverdrehung fr Mulden- und Sattellagerungen ... 125 5.2.5 Beanspruchungsformen eines Balkens als Analogie fr Gebude mit

    Sattel- und Muldenlagerungen 130 5.2.6 Analogiebetrachtungen zum Durchlauftrgersystem mit Ersatzsystemen.. 135 5.2.7 Definition kritischer Versagensschnitte fr Mulden- und Sattellagerungen... 138

    5.3 Bercksichtigung erweiterter Lastfallsituationen. 139 5.3.1 Vorgehensweise.. 139 5.3.2 Erweiterte Lastsituationen... 139 5.3.3 Trgerstellen mit maximalen Beanspruchungen und maximalen Verschiebungen 140 5.3.4 Momentennullpunkte als Kennzeichen der Unterteilung in Einfeldsysteme und Kragsysteme. 144 5.3.5 Behandlung von elastischen Einspannungen...... 146 5.3.6 Lsung der Balkendifferentialgleichung. 147 5.3.7 Erluterungen zur Ergebnisdarstellung und zur Anwendung der Graphiken. 151

    5.4 Anwendung der Balkentheorie fr Gebudemuldenlagerung.. 154

  • Inhaltsverzeichnis III

    5.4.1 Allgemeines. 154 5.4.2 Einfeldtrger mit variablem Abstand der Einzellast.. 155 5.4.3 Einfeldtrger unter Linienbelastung 163

    5.5 Anwendung der Balkentheorie fr Gebudesattellagerung.. 169 5.5.1 Allgemeines. 169 5.5.2 Kragtrger unter Einzel- und Streckenlast.. 172 5.5.3 Auswertung fr die magebenden Versagensbeziehungen..... 174

    5.6 Zusammenfassung der Ergebnisse nach der Balkentheorie. 178 5.6.1 Allgemeines. 178 5.6.2 Vergleich der Ergebnisse von Mulden- und Sattellagerung 182 5.6.3 Bewertung187

    5.7 Zusammengesetzte Systeme aus Mulden- und Sattellagerungen. 189 5.8 Anwendung auf zweiachsig gespannte Systeme.. 190 5.9 Hinweise zu einer vernderlichen Biegesteifigkeit des Ersatzsystems............ 193 5.10 Abschlieende Hinweise zum Berechnungsgang... 190

    6 Rechnerische Ermittlung kritischer Setzungsdifferenzen fr Mulden- und Sattellagerungen unter Bercksichtigung des zweiachsigen Spannungszustandes 191 6.1 Allgemeines.. 191 6.2 Grundlagen der verwendeten Scheibenlsung. 192 6.3 Lastentwicklung und berlagerung.. 194

    6.3.1 Allgemeines..... 194 6.3.2 Belastungen von Einfeldsystemen.. 197 6.3.3 Belastungen von Durchlaufsystemen.. 200

    6.4 Lsung des zweiachsigen Spannungszustandes... 201 6.4.1 Allgemeines. 201 6.4.2 Einfeldsysteme unter Muldenlagerung.... 203 6.4.3 Hinweise zur Auswertung....... 209 6.4.4 Auswertung fr eine Muldenlagerung..... 210 6.4.5 Auswertung fr eine Sattellagerung.... 211

    6.5 Durchlaufsysteme. 213 6.5.1 Vorbemerkungen. 213 6.5.2 Durchlaufsysteme unter Muldenlagerung... 214

    6.6 Zusammenfassung und Fazit.... 215

    7 Muldenlagerung unter Bercksichtigung von Reibungskrften in der Sohlfuge... 217 7.1 Allgemeines.. 217 7.2 Lsung der Differentialgleichung. 220 7.3 Auswirkung der Reibungskrfte in der Sohlfuge und Vergleich.. 225

  • IV Inhaltsverzeichnis

    8 Zur Berechnung von Grndungskrpern und Baugrundverformungen 229 8.1 Allgemeines.. 229 8.2 Verfahren zur Ermittlung von Setzungen. 230 8.3 Berechnung von Grndungen unter Einbeziehung der Baugrundsteifigkeit 234

    8.3.1 bersicht. 234 8.3.2 Bettungsmodulanstze. 236 8.3.3 Steifemodulverfahren.. 240 8.3.4 Numerische Verfahren 241 8.3.5 Hinweise zu Anwendungskriterien und Anwendungsgrenzen

    fr unterschiedliche Baugrundmodelle... 242

    9 Ersatzsteifigkeiten und die Definition der Systemsteifigkeit 245 9.1 Definition der Systemsteifigkeit Baugrund Bauwerk 245 9.2 Nherungsweise Bestimmung von Gebudeersatzsteifigkeiten... 248 9.3 Hinweise zur Bercksichtigung weiterer Einflussfaktoren auf die Bestimmung

    der berbausteifigkeit.. 255 9.4 Ersatz- und Systemsteifigkeiten fr die praktische Berechnung................. 256

    10 Ableitung eines praktischen Berechnungsverfahrens.. 257 10.1 Zielsetzung.. 257 10.2 Empfehlungen zur praktischen Vorgehensweise 259

    10.2.1 Grundlagen.............................. 259 10.2.2 Definition kritischer Versagensschnitte fr Mulden- und Sattellagerungen... 262 10.2.3 Grundnomogramm fr Gebudemuldenlagen und Gebudesattellagen. 265

    10.3 Materialabhngige kritische Dehnungen und Rissbreiten.. 268 10.3.1 Allgemeines. 268 10.3.2 Bauteile aus Stahlbeton....269 10.3.3 Bauteile aus Mauerwerk.. 281

    10.4 Hinweise zu weiteren Baustoffen....... 285 10.5 Anwendungsbeispiele. 285

    10.5.1 Allgemeines. 285 10.5.2 Beispiel 1: Gebudemuldenlagerung unter Dreiecksbelastung .. 285 10.5.3 Beispiel 2: Gebudesattellagerung unter Trapezbelastung ..... 294 10.5.4 Beispiel 3: Ermittlung der Verformungsreserven bei einem realen Projekt

    mit vorliegenden Setzungsmessungen - Beispiel 5 unter Muldenlagerung aus der Arbeit Soumaya (2005) -300

    10.5.5 Beispiel 4: Anwendung der vereinfachten Versagensbeziehungen am Beispiel eines Stahlbetonskelettbaus... 319

  • Inhaltsverzeichnis V

    10.6 Zusammenfassende Darstellung von kritischen Dehnungen und Winkelverdrehungen332 10.7 Weitere Anwendungsmglichkeiten des Verfahrens. 338

    11 Zusammenfassung und Ausblick.... 342

    12 Summary... 348

    13 Literatur.... 353

    Anhnge

    A Hilfswerte zur Erfassung von Ersatzsteifigkeiten (Anhang zu Abschnitt 4 und zu Abschnitt 9)

    B Weiteres Anwendungsbeispiel und exemplarische Betrachtungen (Anhang zu Abschnitt 10)

    C Liste hufig verwendeter Bezeichnungen und Symbole

  • Einleitung und Zielsetzung 1

    1 Einleitung und Zielsetzung

    1.1 Allgemeines

    Der Baugrund bernimmt bekanntermaen die Aufgabe statische und dynamische Lasten aus der Tragwerksbeanspruchung abzutragen. So kommt der Dimensionierung der Grndungs-elemente jeder Baumanahme eine wichtige Bedeutung zu. Die allgemeine Forderung einer wirtschaftlichen Verwendung der Baustoffe fhrt zu immer schlankeren Bauteilen. Damit sind allerdings hhere Ansprche an die Einhaltung der Materialeigenschaften geknpft, was auch zu einer exakteren Bercksichtigung der Interaktion Baugrund - Bauwerk fhren muss.

    Die Steifigkeit und die Festigkeit der Baustoffe eines Bauwerkes sind in der Regel erheblich grer als die des Bodens. Im Vergleich zu den verwendeten Baustoffen liegen ber den Bau-grund in der Regel aufgrund der natrlichen Inhomogenitten die weitaus geringsten Informa-tionen hinsichtlich Zusammensetzung und mechanischem Verhalten vor. Andererseits haben die Baugrundrandbedingungen einen entscheidenden Einfluss auf die Standsicherheit und die Gebrauchstauglichkeit einer Baumanahme. Eine Baugrunderkundung kann stets nur punktu-ell begrenzt und fr jedes Bauvorhaben separat durch Bohrungen oder Sondierungen erfolgen, wodurch eine exakte Verteilung der Baugrundeigenschaften nur schwer zu prognostizieren ist und ber die zwischen den Aufschlssen liegenden Bereiche in der Regel nur Wahr-scheinlichkeitsaussagen getroffen werden knnen.

    Die Lasten, die aus einem Bauwerk in den Baugrund eingeleitet werden, verursachen Verfor-mungen des Untergrundes. Unterschiedliche Baugrundverformungen rufen im Bauwerk selbst ihrerseits Verformungen und Zwngungen hervor, welche wiederum mit einer Vernderung des Beanspruchungszustandes des Tragwerkes einhergehen.

    Bild 1.1: Allgemeine Darstellung der Setzung und der Setzungsdifferenzen von Fundamenten

    unverformte Lage

    s

    s

    s1 s2 s3

    verformte Lage

    minlstan =

    l2 l1 l2 < l1 ; l2 = lmin

  • 2 Abschnitt 1

    Insbesondere groe Setzungsunterschiede knnen zu Schden an Bauwerken fhren. Um diese zu minimieren bzw. zu vermeiden, mssen die Setzungen bzw. die Setzungsdifferenzen begrenzt werden (Bild 1.1). Neben der Bestimmung der Setzungen s unter den jeweiligen Fundamenten und der Winkelverdrehung unterliegt die Bestimmung der Setzungsdifferenz zweier Punkte den im allgemein stark streuenden absoluten Setzungsgren si.

    Fr die Standsicherheit eines Bauwerkes sind unterschiedliche Versagensarten wie der Gleichgewichtsverlust einzelner Bauteile, das Versagen einzelner Konstruktionsteile, ein fort-schreitendes Versagen durch allmhlich abnehmende Bauteilwiderstnde oder das Versagen des Gesamtsystems zu betrachten. Je nach Lastgre und Bodeneigenschaften ergeben sich unterschiedliche Spannungsverteilungen. Neben dem nahezu elastischen Verhalten bei einer geringen Ausnutzung von Fundament und Boden muss bei einer Lasterhhung bis zur Trag-last zwischen einem Fundamentversagen mit Fliegelenkausbildung und dem Baugrund-versagen infolge Plastifizierung unterschieden werden. In beiden Fllen kommt es zu Um-lagerungen der Sohlspannungen.

    In vielen Fllen kann der Ansatz eines unteren bzw. oberen Grenzwertes der Baugrundsteifig-keit zu ungnstigeren Beanspruchungen des Tragwerkes gegenber der Verwendung des Mit-telwertes fhren. Als Beispiel sei hier ein Bogentragwerk genannt. Whrend eine steifere Bet-tung der Widerlager unter der Belastung des Eigengewichtes und der Verkehrslast zu einer Verringerung der Beanspruchung im Bogen fhrt, nehmen die aus einer Verformungs-behinderung (z. B. Temperaturbeanspruchung T, Schwinden) hervorgerufenen Spannungen zu.

    Insgesamt ist es fr die Standsicherheit von Bauwerken von groer Bedeutung, einerseits die Baugrundverformungen mglichst zutreffend zu prognostizieren und andererseits ab-gesicherte Grenzwerte zu kennen, bei denen die unterschiedlichsten Konstruktionsformen

    a) elastisches Verhalten von Fundament und Boden

    b) Fliegelenkbildung im Fundament

    c) Plastifizieren des Bodens (Grundbruch)

    Bild 1.2: Mgliche Verteilung der Sohlspannung unter einem Einzelfundament abhngig von der Be-anspruchung

  • Einleitung und Zielsetzung 3

    Zwangsbeanspruchungen aus den Setzungen und Winkelverdrehungen ohne Risse im Bau-werk aufnehmen knnen. Dazu liegen einige empirische Grundlagen vor, die aber weiter ab-zusichern bzw. bauwerksspezifisch zu ergnzen sind.

    1.2 Nachweiskonzepte und Grundlagen der normativen Regelungen

    Flach gegrndete Fundamente gelten in der Regel als standsicher, wenn die Grundbruch-sicherheit, der Gleit- und Kippnachweis und ggf. die Auftriebssicherheit eingehalten sind. Fr im Allgemeinen lotrechte Fundamentbelastungen werden in den Normenwerken zulssige Sohlnormalspannungen in Abhngigkeit des Baugrundes, der Einbindetiefe der Fundamente und der Fundamentabmessungen angegeben. Diese zulssigen Werte der Sohlnormal-spannungen wurden in DIN 1054 aus Grundbruchberechnungen und Setzungsberechnungen unter der Annahme eines starren Grndungskrpers, einer geradlinigen Sohldruckverteilung, nahezu gleich bleibende Baugrundverhltnisse mit nahezu geradlinig verlaufenden Schichten-grenzen und nur geringen horizontalen Belastungen ermittelt. Sollten die fr die Anwendung der Tabellenwerke angegebenen Grenzen nicht eingehalten oder wirtschaftlichere Ab-messungen angestrebt werden, sind zum Nachweis der Standsicherheit die oben genannten Nachweise jeweils getrennt zu fhren. Der Nachweis der Gebrauchstauglichkeit wird in der Regel ber eine Setzungsberechnung abgeschtzt und die ermittelten Werte zulssigen Setzungsdifferenzen und Winkelverdrehungen gegenbergestellt.

    Auch im Massiv-, Stahl- und Holzbau wird zwischen den Nachweisen der Tragfhigkeit und den Nachweisen der Gebrauchstauglichkeit unterschieden. Die Bemessungsschnittgren knnen mit unterschiedlichen Verfahren (lineares Verfahren ohne und mit begrenzter Mo-mentenumlagerung, nichtlineare Verfahren und plastische Verfahren) ermittelt werden. Der Nachweis der Tragfhigkeit eines Bauteiles ist erbracht, wenn die Bauteilwiderstnde mit einem Sicherheitsabstand grer bzw. gleich den zulssigen Werten sind. Der Nachweis der Gebrauchstauglichkeit ist in der Regel durch Einhaltung zulssiger Verformungen erfllt.

    Mit Einfhrung des neuen Normenkonzeptes wird nicht wie bisher fr die Berechnung von globalen Sicherheitsfaktoren ausgegangen, sondern die Bemessungskonzepte beruhen auf sog. Grenzzustnden, bei deren Erreichen die gestellten Anforderungen nicht mehr erfllt werden. Im Allgemeinen wird zwischen den rechnerischen Versagenszustnden (Grenzzustand der Tragfhigkeit) und den Grenzzustnden der Gebrauchstauglichkeit (Rissbildung, Ver-formungen, etc.) unterschieden. Fr einzelne Lastflle wird die Kombination von mehreren vernderlichen und voneinander unabhngigen Einwirkungsgren durch Multiplikation der entsprechenden charakteristischen Gren mit zugehrigen Kombinationsfaktoren erreicht.

  • 4 Abschnitt 1

    Die Bemessungswerte der Einwirkungen ergeben sich dann durch die Multiplikation der charakteristischen Gren mit den so genannten zugehrigen Teilsicherheitsfaktoren. Auch die Baustoffkenngren werden mit Hilfe von charakteristischen Werten ermittelt und durch Division mit zugehrigen Teilsicherheitsbeiwerten als Bemessungswerte eingefhrt. Sowohl die Einwirkungsgren wie auch die Materialgren unterliegen einer statistischen Hufig-keitsverteilung. Fr die statischen Nachweise wird von Fraktilwerten der jeweiligen Normal-verteilungskurven ausgegangen. Allgemein wird der Nachweis durch Vergleich der Be-messungswerte der Einwirkungen und den Bemessungswerten des Materialwiderstandes ge-fhrt. Die in die Nachweiskonzepte eingefhrten Teilsicherheitsfaktoren sollen Unsicher-heiten der zugrunde gelegten Berechnungsmodelle, der Geometrie, Unsicherheiten der Materialeigenschaften sowie Unsicherheiten der Einwirkungen abdecken. Neben den in den Normen festgelegten Teilsicherheitsfaktoren fr die Widerstnde sind bei der Ermittlung der magebenden Lastkombinationen unterschiedliche Sicherheitsanforderungen in den einzelnen Normenwerken vorzufinden.

    Im Grundbau geht man demgegenber pragmatisch eher von den sogenannten vorsichtigen Mittelwerten der Kenngren und der Widerstnde aus.

    Die Boden-Bauwerk-Wechselwirkung besitzt nicht den Charakter einer Lasteinwirkung, vielmehr ist sie von den Steifigkeiten des Baugrundes, die sehr oft starken Streuungen und Unsicherheiten unterliegen, und von den Steifigkeiten des Tragwerks abhngig, dennoch mssen die Teilsicherheitsfaktoren eine ausreichende Systemsicherheit beinhalten. Aus diesem Grund ist die Boden-Bauwerk-Wechselwirkung in den Grenzzustnden der Tragfhigkeit und in den Grenzzustnden der Gebrauchstauglichkeit zu bercksichtigen. Dies gilt fr Neudimensionierungen der Tragwerke in gleicher Weise wie fr Umbauten oder Nutzungsnderungen.

    r ,s

    95 % 5 %

    SR

    S

    mS mR

    mZ mZ = mR - mS

    fR(r), fS(s)

    Einwirkungen Widerstnde

    R Bild 1.3: Schematische Darstellung der Normalverteilung fr Ein-wirkungen und Widerstnde

  • Einleitung und Zielsetzung 5

    1.3 Modellbildungen zur Bercksichtigung der Boden-Bauwerk-Interaktion

    Eine Modellierung des im allgemeinen dreidimensionalen Problems der Boden-Bauwerk-Interaktion bedeutet nicht nur eine zutreffende Erfassung des Materialverhaltens des Bau-grundes und des Tragwerkes in Verbindung mit einer mglichst genauen Baugrund-modellierung und einer zutreffenden Beschreibung des statischen Verhaltens, sondern auch eine mglichst wirklichkeitsnahe Beschreibung des Kontaktverhaltens von Baugrund und Tragwerk selbst. Bei der Modellierungsproblematik sind neben der Belastungsgeschichte und dem meist nichtlinearen Werkstoffverhalten des Baugrundes auch die zeitlichen Ver-nderungen des Materialverhaltens des Bauwerks zu bercksichtigen. Hierzu zhlen neben thermischen Einwirkungen und Materialermdung durch Belastungswechsel der Konstruktion auch Konsolidierungsvorgnge des Baugrunds mit dem Abbau von Porenwasserberdrcken oder -unterdrcken und Kriechvorgngen.

    Zur Berechnung wird meist das Gesamtsystem vereinfacht in die beiden Teilsysteme Baugrund und Tragwerk aufgespalten. Eine bliche Vorgehensweise fr die Bemessung der Grndungsbauteile ist die Ermittlung der Auflagerlasten unter der Annahme einer starren Auflagerung. Die errechneten Ergebnisse werden bei der Bemessung der Grndungselemente den zulssigen Spannungen des Baugrundes gegenbergestellt, die ein Versagen infolge Grundbruch ausschliet. Bei der Ermittlung der Setzungen wird in der Regel auf eine Bercksichtigung der Rckwirkung auf die Tragwerkssteifigkeit verzichtet. Diese Vorgehensweise setzt allerdings fr die Nachweise der Gebrauchstauglichkeit die Setzungsunempfindlichkeit des Tragwerkes bzw. einen relativ steifen Untergrund mit klein bleibenden Setzungen und vernachlssigbaren Setzungsdifferenzen voraus.

    Fr setzungsunempfindliche Tragwerke knnen berechnete charakteristische Verformungs-differenzen dem aufgehenden Tragwerk als Lastfall aufgezwungen werden. Die ermittelten Beanspruchungen aus diesen Zwangseinwirkungen mssen sowohl fr die Tragfhig-keitsnachweise als auch fr die Gebrauchstauglichkeitsnachweise bercksichtigt werden. Diese Vorgehensweise stellt eine sinnvolle Vereinfachung gegenber der vollstndigen rechnerischen Abbildung der Baugrund-Tragwerk-Interaktion dar, die entweder am Gesamtmodell geschlossen berechnet werden kann oder iterativ an den Teilmodellen Baugrund und Tragwerk bestimmt werden kann.

    Fr die Wahl einer geeigneten Modellierungsstufe kann der Faktor der Systemsteifigkeit he-rangezogen werden, der sich fr ein flach gegrndetes System mit rechtwinkliger Sohlflche nach DIN 4018 als Verhltnis der Steifigkeiten des Tragwerkes und des Baugrundes dar-stellen lsst:

  • 6 Abschnitt 1

    blE

    IEks

    TT3= , wobei (1.1)

    TT IE die Steifigkeit des Tragwerkes,

    l, b die Lnge und die Breite des Tragwerkes,

    Es der Steifemodul des Baugrundes und

    der Modellfaktor zur Bercksichtigung des Verhltnisses b/l und der Dicke der kompressiblen Bodenschicht(en) nach DIN 4018

    bedeutet.

    Liegen die ermittelten Werte fr k zwischen 0,1 und 0,5 kann von einer Sohlnormal-spannungsverteilung nach Boussinesq ausgegangen werden; rechnerische Spannungs-spitzen im Bereich der Fundamentrnder werden umgelagert. Bei Werten zwischen 0,001 und 0,005 sollte nherungsweise ein schlaffes Tragwerk angenommen werden. Zwischen den beiden Grenzen ist die Bercksichtigung der Interaktion zur Vermeidung ungnstiger und unsicherer Ergebnisse bei der Dimensionierung der Tragwerke zweckmig.

    Aufgrund von leistungsfhigeren EDV-Programmen ist es mglich, sowohl fr die ver-wendeten Baustoffe wie auch fr den Baugrund wirklichkeitsnhere nichtlineare Stoff-gesetze zu verwenden und eine Betrachtung am Gesamtsystem unter Einbeziehung der Bodenverhltnisse durchzufhren.

    1.4 Zielsetzung und Methodik der Arbeit

    Auf der Grundlage der bereits genannten Modellierungsstufen sollen wirklichkeitsnahe Empfehlungen und wissenschaftlich abgesicherte Vorgaben zur Bercksichtigung der Boden-Bauwerk-Interaktion erarbeitet werden. Aufgrund der zum Teil unterschiedlichen Sicherheits-anforderungen in den einzelnen Normenwerken und der unterschiedlichen Bercksichtigung der jeweiligen Materialeigenschaften in den Berechnungsanstzen werden im Hinblick auf eine Zusammenfhrung die beiden Teilbereiche Grundbau und Tragwerksplanung zunchst fr sich getrennt betrachtet und die Unterschiede gegenbergestellt. Hieraus werden Vorgaben und Hinweise fr die Bestimmung von setzungswirksamen Verkehrslastanteilen auf der Grundlage der Normenformulierungen abgeleitet.

    Fr die in dieser Arbeit zentralen Fragestellung der Schadensanflligkeit von Bauwerken aufgrund von auftretendem Setzungszwang werden anhand eines einfachen Ersatzsystems, auf das die komplexe Bauwerksstruktur zurckgefhrt werden kann, kritische Beanspruch-barkeiten unter Bercksichtigung wirklichkeitsnaher Materialeigenschaften abgeleitet. Die

  • Einleitung und Zielsetzung 7

    Grundlage hierbei liefert die Vorgehensweise nach Burland (1974) bzw. Burland (1977). Dabei wurde als Ersatzsystem ein Einfeldtrger unter mittig wirkendem Setzungszwang mit gelenkigen Endauflagern fr eine Muldenlagerung angenommen. Die Erweiterung besteht in einer differenzierteren Untersuchung dieses Ersatzsystems durch weitere Lastsituationen und Lagerungsbedingungen. Auf dieser Grundlage wird dabei auch ein Ersatzsystem fr unter-schiedliche Belastungs- und Lagerungsarten fr die i. d. R. kritischere Sattellagerung abgeleitet. Die Bestimmung der Schadensanflligkeit an einem Ersatzsystem setzt allerdings voraus, dass die Setzungslinie einer Mulden- oder Sattellagerung mit der Biegelinie des Ersatzsystems nherungsweise bereinstimmt.

    Diese Vorgehensweise wird durch die zustzliche Betrachtung einer Ersatzscheibe fr die zweiachsige Beanspruchung bei gedrungenen Ersatzquerschnittstypen der berbausteifigkeit verifiziert und der Einfluss einer Sohlreibung auf die Schadensanflligkeit untersucht. Auf der Grundlage der theoretisch abgeleiteten Gesetzmigkeiten wird fr die praktische Anwen-dung unter Bercksichtigung wirklichkeitsnaher Steifigkeitsverhltnisse fr die berbau-steifigkeit eines Bauwerks unter Beachtung des zeitlichen Einflusses und von Bruch-bedingungen fr die verwendeten Materialien eine Vorgehensweise abgeleitet, die eine einfache Bestimmung der Schadensanflligkeit infolge Setzungszwang eines Bauwerkes oder seiner Teile unter Zuhilfenahme der abgeleiteten Ersatzsysteme zulsst. In dieser Arbeit wird dabei die kritische Beanspruchbarkeit auf die berwiegend verwendeten Materialien Mauerwerk und Stahlbeton beschrnkt. Die aufgezeigte Vorgehensweise lsst sich allerdings auch auf andere Materialien erweitern. Ergnzend werden darber hinaus Hinweise fr die Setzungsermittlungen und die Bestimmungen wirklichkeitsnaher berbausteifigkeiten gegeben.

    Allgemein ist zu beachten und zu unterscheiden, dass die Wechselwirkung in unterschiedlicher Intensitt erfasst werden kann. Wird die Setzungslinie beispielsweise durch Setzungsmessungen ermittelt, ist in Abhngigkeit der Baugrundverhltnisse, der Konstruktion und des betrachteten Zeitpunkts die Wechselwirkung in den Messwerten bereits erfasst. Wird das in dieser Arbeit abgeleitete vereinfachte Verfahren auf Setzungslinien angewandt, die anhand einer Setzungsberechnung ermittelt werden, ist die Wechselwirkung nicht bzw. nur unzureichend bercksichtigt. Mit steigendem Rechenaufwand (z. B. Erfassung der Konstruktion und des Baugrundes am Gesamtmodell) kann die Wechselwirkung stufenweise besser abgebildet werden. Die Wechselwirkung zwischen Bauwerk und Baugrund wird in der vorliegenden Arbeit durch nachfolgendes, in Tabelle 1.1 dargestellte Gedankenmodell erfasst und, abgebildet, vgl. Abschnitt 5. Es ist am Beispiel der beiden Grenzflle einer starren und einer schlaffen Lastflche nher erlutert.

  • 8 Abschnitt 1

    Tabelle 1.1: Gedankenmodell zur Erfassung der Wechselwirkung zwischen Bauwerk und Baugrund

    Ausgangszustand: Belastung des Bauwerks

    Ersetzen des Baugrundes durch unver-schiebliche Lager in hoch belasteten Be-reichen und Federn im Bereich des Grndungsbauteils

    Bau

    wer

    k un

    d B

    augr

    und

    im

    unve

    rform

    ten

    Zust

    and

    1. 2.

    Resultierende Belastung des Bauwerks im Grn-dungsbereich und rtliche Verformung des Grn-dungsbauteils durch die Last q1

    Ersatz der Auflagerbedingungen durch gleich-gewichthaltende Krfte und Spannungen; Krfte Pi enthalten Anteile aus der Belastung q1

    3. 4.

    Ausgangssystem zur Be-rcksichtigung der Wechsel-wirkung. Lasten Pi werden als setzungserzeugend auf-gefasst

    5.

    Schlaffe Lastflche: Starre Lastflche:

    Bauwerk passt sich ohne Umlagerungen und Zwngungen der Setzungslinie an.

    Bauwerk passt sich nur unter Lastumlagerung und durch Zwngungen der Setzungslinie an. Lastbild: Abbildung der Wechselwirkung

    Die wirklichen Steifigkeitsverhltnisse der berwiegenden Bauwerke befinden sich zwischen den theo-

    retischen Grenzfllen einer schlaffen und starren Lastflche. Lastbild zur Erzeugung der Setzungslinie und zur Abbildung der Wechselwirkung am Ersatzsystem

    Pi 1

    Q1 Q1 Q1 Q1q1 q1 q1

    Pi Pi Pi Pi

    Pi 1 1 1 1

    Lastbild zur Er-zeugung der Set-zungslinie und

    zur Abbildung der Wechselwirkung

    Ver-schiebung

    des Grndungs-bauteils auf-

    grund der

    Q1 Q1 Q1 Q1 q1 q1 q1

    Qn Qn Qn

    Q2Q2 Q2 Q2

    Q1 Q1 Q1 Q1

    qn qn

    q1

    q2 q2

    q1 q1

    Qn Qn Qn

    Q2 Q2 Q2Q2

    Q1 Q1 Q1 Q1

    qn qn

    q1

    q2 q2

    q1 q1

    1

    Pi Pi Pi

    Pi Pi Pi

    Pi Pi Pi Pi Pi

    Pi

    EI 0

    keine Lastumlagerung

    1Pi Pi Pi Pi Pi Pi

    Ai

  • Zusammenfassende Darstellung ber zulssige Setzungsdifferenzen aus der Literatur 9

    2 Zusammenfassende Darstellung ber zulssige Setzungskriterien aus der Literatur

    2.1 Allgemeines

    Die Belastungen, die von Bauwerken ber die Grndung auf den Baugrund bertragen wer-den, fhren zu Beanspruchungen des Baugrundes. Je nach modelltheoretischem Aufwand werden die daraus resultierenden Baugrundverformungen ber Berechnungsanstze nach der

    Elastizittstheorie, Kontinuumsmechanik oder neuerdings auch Diskontinuumsmechanik abgeschtzt. Dabei sind zeitabhngige Vorgnge im Baugrund, wie

    Konsolidation, Kriechen, Erst- und Wiederbelastung, usw. zu bercksichtigen.

    Fr Bauwerke und Baugrund mit einfacher bzw. mittlerer Schwierigkeit der geotechnischen Kategorien GK 1 und GK 2 nach DIN 4020 bzw. DIN 1054 sind einfache Setzungs-abschtzungen unter Bercksichtigung regionaler Vorerfahrungen (z. B. aus Setzungs-messungen) in Anlehnung an DIN 4019 durchaus zielfhrend.

    Durch die dabei vorgenommenen Idealisierungen des Baugrundes als elastisch isotropen Halbraum werden der Spannungs- und Setzungsberechnung allerdings Eigenschaften unter-stellt, die nur in sehr begrenztem Mae den natrlichen Gegebenheiten entsprechen. Dies sind im Wesentlichen

    Elastizitt, schichtweise Homogenitt und Isotropie. Die Verformungen des Baugrundes, hier vorwiegend Setzungen, fhren zu Beanspruchungen im Bauwerk, die wiederum durch Lastumlagerungen auf den Baugrund rckwirken. So be-steht zwischen Bauwerk und Baugrund eine gegenseitige Beeinflussung, die bereits an-

  • 10 Abschnitt 2

    gesprochene Boden-Bauwerk-Interaktion. Diese Wechselbeziehung gilt in gleichem Mae fr ein einzelnes Fundament, ein System von Einzel- und Streifenfundamenten mit darber liegenden Sttzen und Wandscheiben, ein auf einer Bodenplatte gegrndetes Bauwerk, ein pfahlgegrndetes Bauwerk und nicht zuletzt auch fr benachbarte Bauwerke, die ber den Baugrund miteinander gekoppelt sind. Auch fr vertikale Bauteile, die durch Erddrcke be-lastet sind und dadurch verformt werden (Pfhle, Spundwnde oder Schlitzwnde), besteht diese Wechselbeziehung.

    Da die auftretenden Verformungen in der Regel gering sind, werden smtliche Betrachtungen zunchst nherungsweise am unverformten System durchgefhrt; es gilt in der Regel das Su-perpositionsprinzip, solange die Nichtlinearitt des Baugrundes und der Materialien nicht be-rcksichtigt werden.

    2.2 Ursachen und Auswirkungen von Setzungen

    Auftretende Setzungen an Bauwerken whrend einer Bauausfhrung und nach Fertigstellung der Baumanahme knnen mehrere Ursachen haben, die getrennt voneinander auftreten oder auch in Kombination vorkommen knnen und sich gegenseitig beeinflussen. Neben der nde-rung des Spannungszustandes im Boden infolge von

    Baugrubenaushub, Belastung durch ein Bauwerk, Bauwerksteil oder Schttungen, nderung des Grundwasserspiegels, nderungen der Strmungsverhltnisse, bergbauliche Einwirkungen und dynamische Einwirkungen knnen weitere Ursachen zu Verformungen fhren; wie

    thermische Einwirkungen (Gefrieren und Auftauen des Bodens), Schwellen und Schrumpfen infolge Zu- oder Abnahme des Wassergehaltes, Erosion und Suffosion bei starker Grundwasserstrmung, tektonische Einwirkungen und unterirdische Hohlraumbildung bei Subrosion.

  • Zusammenfassende Darstellung ber zulssige Setzungsdifferenzen aus der Literatur 11

    Allen genannten Setzungsursachen ist gemeinsam, dass sie nur unter sehr variablen An-nahmen vorausgesagt bzw. exakt berechnet werden knnen. Die genannten Ursachen knnen zu gleichmigen Setzungen, zu Verkantungen und Verkippungen sowie zu ungleichmigen Setzungen, also Setzungsdifferenzen fhren.

    2.3 Setzungen von Flachgrndungen

    2.3.1 Setzungsanteile und Bauwerksbeanspruchungen

    Fr die im Allgemeinen zeitabhngigen Vertikalverschiebungen des Baugrundes, unter Bau-werken, sind die Sofortsetzungen, Konsolidierungssetzungen (Primrsetzungen) und Kriech-setzungen (Sekundrsetzungen) zu unterscheiden, siehe Bild 2.1.

    Eine eindeutige Trennung der genannten Setzungsanteile ist meist nicht mglich, da sie sich in den Setzungsphasen eines Bauwerkes berlagern und oftmals gleichzeitig auftreten, siehe z. B. Soumaya (2005).

    Aus den Setzungsgren nach Bild 2.1 ergeben sich Beanspruchungen aus Setzungs-differenzen s, Winkelverdrehungen tan oder Krmmungsradien R nach Bild 2.2 bzw. Gleichung (2.1) oder Gebudeschiefstellungen mit Verkantungsdifferenzen sv und Ver-drehungen tan nach Bild 2.2 b) bzw. Gleichung (2.2).

    ltans = bzw. lstan = (2.1a)

    s

    lR 82

    (vgl. Gleichung 2.3b) (2.1b) Der Krmmungsradius bezieht sich jeweils auf einen Abschnitt zwischen zwei Wende-punkten.

    Ltansv = bzw. Ls

    tan v= (2.2)

    s

    0 Sofortsetzung

    Konsolidationssetzung s1

    s0

    s2 Kriechsetzung

    t

    Bild 2.1: Zeitabhngige Setzungsanteile

  • 12 Abschnitt 2

    Beispielhaft zeigt Bild 2.2a eine Setzungsmulde eines Skelettbaus mit Einzelfundament-grndung. Die Gleichma- und die Verkantungssetzungen sind getrennt in Bild 2.2b) dar-gestellt.

    Bild 2.2: Bauwerksbeanspruchungen infolge Setzungen und Setzungsdifferenzen a) ungleichmige Setzungen (Muldenlagerung) b) Gleichma- und Verkantungssetzung

    Durch drei Punkte lsst sich die Form einer Setzungsmulde (vgl. Bild 2.2a) oder eines Set-zungssattels nherungsweise beschreiben. Gerade wenn die Setzungswerte aus einer Set-zungsmessung gewonnen werden, liegen die Messwerte nur punktuell vor, fr die Bereiche zwischen diesen Punkten mssen Annahmen des Setzungsverlaufs getroffen werden. Die ein-fachste Annahme besteht dabei in einer geradlinigen Verbindung der betrachteten Punkte.

    s2,3s2,3 = tan 2,3l2,3 s4,5 = tan 4,5l4,5 Krmmungsradius z.B.:

    max

    ,, s

    lR 8

    252

    52 mit

    +=

    25

    2252 l

    lssss maxs,maxmax (siehe Gleichung 2.3b)

    5 4 3 2 l2,3 l4,5

    2,3 smax

    s4,5

    4,5

    L

    1

    s2,5

    smax

    a)

    Achse

    L

    3 2 4 5

    s

    sv

    1

    b)

    Achse

    Gleichma-setzung Verkantungs-setzung

  • Zusammenfassende Darstellung ber zulssige Setzungsdifferenzen aus der Literatur 13

    Aufgrund der relativen Lage zueinander der jeweils betrachteten Punkte knnen sich unter-schiedliche Setzungsdifferenzwerte innerhalb einer Mulden- oder Sattellagerung ergeben. Fr eine Vergleichbarkeit wird aus diesem Grund die Winkelverdrehung tan aus dem Quotien-ten der Setzungsdifferenz s der betrachteten Punkte zur jeweils angrenzenden Sttzweite li definiert (vgl. Bild 2.2c).

    Das fr die Schadensanflligkeit einer Konstruktion kritische Ma der Win-kelverdrehung ergibt sich dabei als Maximalwert aus dem Verhltniswert von Setzungsdifferenz s zur minima-len angrenzenden Sttzweite lmin. In Zweifelsfllen mssen daher mehrere Abschnitte einer Setzungsmulde oder eines Setzungssattels untersucht wer-den (vgl. Bild 2.2c).

    Fr die entsprechende Definition ber den Krmmungsradius R am Kreis-segment gelten die Zusammenhnge des nebenstehenden Bildes 2.2d) (vgl. Gleichung 2.1b). Bekanntlich gilt fr die Krmmung am Biegebalken

    ( )( )( )[ ] ( )x''wx'w x''wxR / += 32211 .

    (2.3a) Die maximale Setzungsdifferenz am Kreissegment s kann nherungsweise mit der maximalen Verschiebung eines Einfeldtrgers unter Gleichlast in Zu-sammenhang gebracht werden (vgl. Bild 2.2e)

    ( )( )

    EIlq

    EI/lxM

    /lxR === 8

    22

    1 2 .

    (2.3b) Mit R l/(8s) folgt fr s

    EIlq

    EIlqs

    44

    3485

    64

    = (2.3c)

    Bild 2.2c: Definition der Winkelverdrehung

    Bild 2.2d: Definition des Krmmungsradius R am Kreissegment

    Bild 2.2e: Verschiebung s am Kreissegment und am Er-satztrger unter Gleichlast

    1 2 3

    P3

    P2

    P1

    lmin = l12 l23

    s = 1 3

    tan = s/lmin

    R R

    l/2 l/2

    s

    R - s

    R = (l/2) + (R - s) R = l/(8s) + s/2

    R l/(8s) fr s

  • 14 Abschnitt 2

    Dies entspricht einer Abweichung von 20 % zum ermittelten Verschiebungswert nach der Biegetheorie. Werden die geometrischen Zusammenhnge am Kreissegment zur Be-schreibung der Biegelinie einer Konstruktion herangezogen, knnen keine Aussagen ber die Schadensanflligkeit infolge Biege- und Schubbeanspruchung an unterschiedlichen Ersatz-trgerstellen getroffen werden (vgl. Abschnitt 5).

    Aus diesem Grund wird fr die weiteren Betrachtungen in der vorliegenden Arbeit die bliche Definition der kritischen Winkelverdrehung (vgl. Bild 2.2c) zur Beschreibung der Schadens-anflligkeit herangezogen.

    2.3.2 Zulssige Setzungsgren

    Die zulssige Gre von Setzungsbetrgen bei Bauwerken hngt nicht nur von statischen Ge-sichtspunkten, sondern vor allem auch von deren Nutzung ab. Beispielsweise lsst sich fr ein Turmfundament, das sich gleichmig setzt, i. d. R. keine statisch relevante Gre angeben. Rohrverbindungen, die nach auen verlaufen, knnen jedoch durchaus das Ma der zu-lssigen Setzungen bestimmen.

    Die Angabe einer zulssigen Setzungsgre suggeriert jedoch, dass bei dessen Einhaltung das Bauwerk weitestgehend schadensfrei bleibt. Sie stellt im Allgemeinen eine wenig aussage-krftige Gre dar und sollte daher zunchst nur als erster Richtwert und zustzliche Maan-gabe verstanden werden, die jedoch nicht zwingend eingehalten werden muss. Sie bietet aller-dings im Rahmen von Setzungsberechnungen eine erste Kontrollmglichkeit, die durchaus dazu dienen kann, eine gewhlte Grndungsvariante hinsichtlich ihrer Ausfhrbarkeit zu be-urteilen.

    So werden von unterschiedlichen Autoren und Regelwerken zulssige Setzungen in Ab-hngigkeit von der Grndungsart, vom statischen System des berbaues und/oder in Ab-hngigkeit von den jeweiligen Baugrundverhltnissen angegeben. Eine Zusammenstellung findet sich in der Tabelle 2.1.

  • Zusammenfassende Darstellung ber zulssige Setzungsdifferenzen aus der Literatur 15

    Tabelle 2.1: Zusammenstellung von zulssigen Setzungsgren aus der Literatur

    zulssige Setzungen smax [cm] aus Grenzwert s/l = 1/ 500, mit

    Sicherheit = 1,50 aus Grenzwert s / l =

    1 / 300

    Sand Ton Sand Ton Einzelfundament 4,0 6,0 5,0 7,5 Platte 4,0 bis 6,0 6,0 bis 10,0 5,0 bis 7,5 7,5 bis 12,5

    Skem

    pton

    /McD

    o-na

    ld, (

    1956

    )

    Wanne 10,0

    Einzelfundament, 1948 2,5

    Terz

    aghi

    , (1

    961)

    Platte, 1961 5,0

    nicht bindiger Boden smax = 1524(s/l)max Einzelfunda-mente bindiger Boden smax = 3048(s/l)max Streifen-fundament Ton (bindiger Boden) smax = 3048(s/l)max

    Ton (bindiger Boden) smax = 3157(s/l)max

    Gra

    nt e

    t. al

    , (19

    74)

    Platten Sand (nicht bindiger Boden) smax = 1905(s/l)max

    L/H 2,5 8,0 Ziegelmauer-werk auf Strei-fen- oder Einzel-grndung L/H 1,5 10,0

    Skelettbauten 10,0 Ziegelmauerwerk mit Stahlbeton-aussteifung oder Stahlbewehrung 15,0 Po

    lshi

    n /T

    okar

    , (1

    957)

    starre Stahlbetongrndungen von Schornsteinen, Silos, etc. 30,0

    Skelettbauten 5,0 bis 10,0

    Sow

    ers,

    (196

    1)

    Ziegelmauerwerk 2,5 bis 5,0

    nicht-bindiger Baugrund und bindiger Baugrund mit halbfester oder fester Zustandsform

    bindiger Baugrund mit plasti-scher Zustandsform

    Einzelgrndung Plattengrn-dung/ Roste Einzelgrndung Plattengrn-dung/ Roste

    Rahmenkonstruktion und Skelett-bauten in Stahlbeton oder Stahl mit Ausfachung

    2,5 3,13 4,0 5,0

    statisch unbestimmte Rahmen-konstruktionen, Skelettbauten oder Durchlauftrger in Stahlbeton oder Stahl ohne Ausfachung

    3,0 3,75 5,0 6,25

    statisch unbestimmte Konstruktionen in Stahlbeton oder Stahl ohne Aus-fachung

    5,0 6,25 8,0 10,0

    Wandbauten aus unbewehrtem Mauerwerk 2,5 3,13 4,0 5,0 D

    DR

    Stan

    dard

    , TG

    L 11

    646,

    (197

    2)

    Wandbauten aus Mauerwerk oder Groblcken mit Ringankern in Geschossdecken

    3,0 3,75 5,0 6,25

    Einzelfundament 2,5 Eurocode 7 (1997)

    Fundamentplatte 5,0

  • 16 Abschnitt 2

    2.3.3 Zulssige Verkantungen

    Verkantungen eines Bauwerks als mehr oder weniger starrer Krper sind in der Regel aus statischer Sicht unkritisch, sofern diese die Gebrauchstauglichkeit nicht beeinflussen. Die Schiefstellung eines Rohbaues kann einerseits beim Ausbau (Estrich, Dachrinne, Tr-laibungen, eventuell Schrnke, usw.) erhebliche Probleme bereiten, andererseits sind auch die verwendeten Baustoffe unterschiedlich setzungsempfindlich. So sind Holz- und Stahlbauten weniger setzungsempfindlich als Stahlbeton- bzw. Spannbetonbauwerke und Mauerwerks-bauten. Tabelle 2.2 enthlt dazu Grenzwerte aus der Literatur.

    Tabelle 2.2: Zusammenstellung zulssiger Bauwerksverkantungen

    Bauwerk Verkantung Quelle

    Schornsteine, Trme, Silos 1 / 250 Polsin / Tokar,(1957); Sowers, (1961) hohe, starre Bauwerke 1 / 250 Skempton, (1956)

    Schornsteine, Trme, Silos b / 200h Burland, (1974) blicher Hochbau h / 333 Stiegler, (1979)

    Schornsteine, Trme, Silos b / 250 Grundbautaschenbuch (Smoltczyk), (1990) b.... Fundamentbreite h.... Gebudehhe

    Speziell fr oberirdische zylindrische Flachboden-Tankbauwerte aus metallischen Materialien ist nach DIN 4119 der Einfluss des Lagergutes bei einer Schiefstellung des Tanks fr den Standsicherheitsnachweis durch eine Mindestneigung von 1 % des Durchmessers D zu be-rcksichtigen. Auf die halbe Zylinderwandabwicklung bezogen, entspricht dies einer Schief-stellung von 1 / 157. Nach Belloni, et. al (1974) kann von einer zulssigen Setzungsdifferenz von 1 / 333 bis 1 / 286 fr Tankbauwerke ausgegangen werden.

    2.3.4 Allgemeine Wirkung von Setzungsdifferenzen und Beanspruchungen

    Unterschiedliche Anforderungen an das Bauwerk wie z. B. die Forderung nach vlliger Ris-sefreiheit im Hinblick auf Dichtheit einerseits bzw. bewusste Zulassung von Schnheitsris-sen im Hinblick auf Wirtschaftlichkeit der Grndung andererseits, erfordert unterschiedliche Kriterien fr zulssige Setzungsunterschiede. Diese wirken sich jedoch in der Beanspruchung eines Gebudes deutlich aus, je nach dem ob sie zu Mulden- oder zu Sattellagerungen fhren und sind in erster Linie fr Schden mitverantwortlich. Beispielhaft sind in Bild 2.3 Riss-bildungen dargestellt, die aufgrund von Mulden- oder Sattellagerungen von Gebuden oder Bauteilen auftreten knnen.

  • Zusammenfassende Darstellung ber zulssige Setzungsdifferenzen aus der Literatur 17

    Bild 2.3: Rissbildung bei Mulden- und Sattellagerung von Gebuden oder Bauteilen aus Mauerwerk

    Die Krmmung, die sich innerhalb der Grndungsflche einstellt, fhrt zu Beanspruchungen des Gebudes, die wiederum von der Steifigkeit der Bauteile abhngig sind. Whrend ein ide-al schlaffes Bauwerk ohne zustzliche Beanspruchungen der Krmmung folgt, kann es bei einem starren Gebude zumindest theoretisch zu Frei- bzw. Kraglagen kommen.

    Muldenlagerung Sattellagerung

    Bogenwirkung mglich, Schubrissbildung ber dem Bogen

    Horizontalri von der ffnung ausgehend

    Risse gehen von der Ecke der ffnung aus

    Risse zur Wand- mitte hin fallend

    Risse zur Wandmitte hin fal-lend und im Bereich der ff-nung

  • 18 Abschnitt 2

    Bild 2.4: Idealisierte Wirkung von Krmmungen abhngig von der Gebudesteifigkeit

    Schlaffe und auch starre Bauwerke sind jedoch als Grenzflle anzusehen. Die meisten Hoch-bauten in Ziegelbauweise oder auch Stahlbetonbauten und Stahlbetonskelettbauten besitzen eine Bauwerkssteifigkeit, die zwischen den genannten theoretischen Extremen liegt. Diese Bauwerke knnen bis zu einem gewissen Grade der Krmmung folgen ohne Schaden zu nehmen. Auch der Grad der statischen Bestimmtheit einer Konstruktion beeinflusst die Auf-nahmefhigkeit der Reaktionskrfte. Es gilt hier das Ausweichprinzip, sodass statisch be-stimmte Konstruktionen sich bekanntlich den Krmmungen bei Sattel- oder Mulden-lagerungen besser annhern knnen, als statisch unbestimmte Konstruktionen.

    Magebend fr die zulssigen Setzungsunterschiede ist die Winkelverdrehung bzw. Krm-mung zwischen einzelnen Grndungsteilen, die ber eine Starrkrperverdrehung hinausgehen.

    Als Mastab fr Bauwerksschden ist nicht der Grenzzustand des Einsturzes zu betrachten, sondern der Zustand in dem ein Bauwerk unbewohnbar bzw. unbenutzbar wird, d.h. wenn die Gebrauchstauglichkeit nicht mehr gegeben ist. Ungleichmige Setzungen infolge von In-homogenitten des Baugrundes sind von einem Bauwerk nur in einem durch Geometrie und Werkstoff begrenzten Ma rissefrei zu ertragen. Das Schadensrisiko bei pltzlicher Lastauf-bringung ist im brigen grer als bei langsamer Laststeigerung.

    schlaffes Bauwerk starres Bauwerk

    Auflagerflche

  • Zusammenfassende Darstellung ber zulssige Setzungsdifferenzen aus der Literatur 19

    a) c)

    Fels Sand Torflinse

    b)

    Ton, weich

    d) e)

    g)

    Pfahl

    f)

    Bild 2.5: Beispiele von Ursachen ungleichmiger Setzungen und Rissbildungen

    Bei der Festlegung der Kriterien muss gegebenenfalls bercksichtigt werden, ob ein benach-bartes Gebude in Mitleidenschaft gezogen werden kann. Aus diesem Grund empfiehlt es sich Setzungsfugen dort anzuordnen, wo sich die Baugrundbelastung sprunghaft und in grerem Umfang ndert (z. B. ein eingeschossiges Bauwerk neben einem Hochhaus).

    Fulnis-gefahr

    Holz-pfhle

    Absenk-brunnen

    h)

  • 20 Abschnitt 2

    Bild 2.6: Beispiele gegenseitiger Beeinflussung benachbarter Gebude

    2.3.5 Schadensgrenzen fr Bauwerke

    Von unterschiedlichen Autoren wurden fr Bauwerke Schadensgrenzen bzw. -kriterien an-gegeben, die noch ertrglich erscheinen bzw. Grenzen wonach mit Schden zu rechnen ist. Die Angaben weichen zum Teil erheblich voneinander ab. Als Grenzwerte wurden neben Set-zungsdifferenzen auch zulssige Winkelverdrehungen benachbarter Fundamente bzw. Fun-damentbereiche formuliert. Hieraus lsst sich als weitere Kenngre ein zulssiger Biege-radius ableiten, der den Verlauf der Setzungsmulde bzw. des Setzungssattels als Kreissegment annhert, siehe Abschnitt 2.3.1.

    Bereich der Druckberlagerung

    a)

    alt

    Druckberlagerung

    neu

    setzungsempfindlicher Baugrund

    c) alt

    setzungsempfindlicher Baugrund

    vorbe- lastet

    b)

    neu

    nicht vor- belastet

  • Zusammenfassende Darstellung ber zulssige Setzungsdifferenzen aus der Literatur 21

    Tabelle 2.3: Zulssige Setzungsdifferenzen und Winkelverdrehungen fr Muldenlagerungen

    Muldenlagerung Setzungsdif-

    ferenz in [%] Setzungsdif-

    ferenz s [cm] Winkelver-

    drehung tan [-] Radius

    [km] Terzaghi, (1948)

    5,0 bis 2,0 1 / 350 bis 1 / 875 2,5 bis 6,0

    Leussink, (1954)

    5,0 bis 2,0 1 / 350 bis 1 / 875 2,5 bis 6,0

    russ. Norm (1955)

    12,0 bis 5,0 1 /146 bis 1 / 350 1,0 bis 6,0

    Meyerhoff, (1955)

    6,0 1 / 292 2,2 N

    endz

    a, (1

    982)

    Rausch, (1955)

    an-gegebene Werte s in Abhng-igkeit der Bauwerks-lnge L = 35 m ermittelt

    3,0 1 / 583 4,0

    Ton: 3,6

    Ein

    zel-

    grn

    dung

    60smax Sand: 2,4

    Ton: 2,4 bis 6,0

    Pla

    tte

    (40 bis 60)smax Sand: 1,6 bis 3,6

    Wanne

    aus

    Gre

    nzw

    ert

    s/l=

    1 /

    500

    und

    Sich

    erhe

    it

    = 1,

    50

    (40 bis 60)smax Ton: 4,0 bis

    6,0

    Ton: 4,5

    Ein

    zel-

    grn

    dung

    Sand: 3,0

    Ton: 4,5

    Pla

    tte

    aus

    Gre

    nzw

    ert

    s/

    l= 1

    / 30

    0

    Sand: 3,0

    Rissefreiheit 1 / 500

    leichte Risse

    1 / 300

    Skem

    pton

    / M

    cDon

    ald,

    (195

    6); (

    stat

    istis

    che

    Aus

    wer

    tung

    f

    r lan

    ge a

    usge

    fach

    te R

    ahm

    enba

    uwer

    ke)

    konstruktive Schden

    1 / 150

    Sand, Ton (dichte Lagerung)

    Stahl- und Stahlbeton-rahmen Ton, plastifiziert

    1 / 500L

    Sand, Ton (dichte Lagerung) 1 / 143L

    Industrie und f-

    fentliche Gebude

    Randsttze mit Ziegel-verkleidung Ton, Plastifizieren 1 / 1000L

    L/H< 3 1 / 3333Sand, Ton (dichte Lagerung) L/H> 5 1 / 2000

    L/H 5 1 / 1430

    Mauer-werk

    eingeschos-sige Ge-bude

    Sand, Ton (dichte oder plastische Lagerung

    1 / 1000 P

    olsh

    in/ T

    okar

    , (19

    57)

    Brckenlaufkrne auf Schienen

    Sand, Ton, dichte u. plast. Lagerung 1 / 333

  • 22 Abschnitt 2

    Tabelle 2.3: Zulssige Setzungsdifferenzen und Winkelverdrehungen fr Mulden-lagerungen (Fortsetzung)

    Muldenlagerung

    Setzungsdif-ferenz in [%] Setzungsdif-

    ferenz s [cm] Winkelver-

    drehung tan [-] Radius

    [km]

    Stahlrahmen 1 / 500 Sowers, (1957) Stahlbeton-

    rahmen 1 / 400

    Rahmen 1 / 300

    Rahmen aus-gefacht

    1 / 1000 Meyerhof, (1953) Mauerwerk-

    verkleidung, Wandlager

    1 / 2000L

    Terzaghi, (1961)

    2,0

    Leussink, (1963 / 67) Hochbauten

    1 / 250 1,0

    Schultze, (1967)

    2,0

    Mayer/ Rsch,(1967)

    1 / 300

    Bauwerke all-gemein

    1 / 150

    Wnde 1 / 300

    Scha

    dens

    -gr

    enze

    Rahmen mit Ausfachung

    1 / 600 Vermeidung jeglicher Risse

    1 / 500

    Sic

    her-

    heits

    -gr

    enze

    Ziegelwnde h/l < 1/4

    1 / 150

    Bjer

    rum

    , 196

    3 (E

    rwei

    teru

    ng

    der A

    ngab

    en v

    on S

    kem

    p-to

    n) setzungsempfindliche

    Maschinen 1 / 750

    L/H = 2 < 1 / 200 bis 1 / 300 Fjeld, S., (1963) L/H = 4

    < 1 / 200

    Einzelgrndung 50smittel

    Sherif, (1973) Platte 33smittel Schultze, (1974) 1 / 125

    Ton 5,0 Einzelgrndung

    Sand 3,0

    Ton 5,0 Platte Sand 3,0

    Rahmenbauwerke 1 / 300

    Gra

    nt e

    t al.,

    (197

    4)

    Bauwerke mit tragenden Wnden

    1 / 300

  • Zusammenfassende Darstellung ber zulssige Setzungsdifferenzen aus der Literatur 23

    Tabelle 2.3: Zulssige Setzungsdifferenzen und Winkelverdrehungen fr Mulden-lagerungen (Fortsetzung)

    Muldenlagerung

    Setzungsdif-ferenz in [%]

    Setzungsdif-ferenz s [cm];

    L [m] Winkelver-

    drehung tan Radius

    [km]

    Mauerwerk < 1/ 1000

    Ausfachung, Mauerwerk

    1 / 1100 < s/l < 1 / 650

    Burl

    and

    et a

    l.,

    (197

    7)

    Wan

    dsch

    eibe

    Stahlbeton < 1 / 1250

    allgemein < 0,5 Rybicki, (1978) Bergbau 5,0

    allg. Grenze 5,0

    Ziegelmauerwerk mit Stahlbetondecken

    1 / 800 3,0

    Nen

    zda,

    (198

    2)

    Stahlbetonskelettbau 1 / 800 3,0

    Einsturz bzw. Abbruch

    1 / 100

    stark 1 / 100 bis 1 / 170

    kons

    tr.

    leicht bis mittel

    1 / 170 bis 1 / 250

    mittel bis stark 1 / 250 bis 1 / 500 S

    chd

    en

    arch

    itekt

    .

    leicht

    1 / 500 bis 1 / 1000

    Gru

    ndba

    utas

    chen

    buch

    (S

    mol

    tczy

    k),(

    1990

    )

    keine Schden 1 / 1000

    Dulcska, (1992)

    1 / 500

    EVB, (1993) 2,0 Pfefferkorn (1994)

    1 / 1000

    Gleichlast 0,027L bis 0,095L 1 / 833 bis 1 / 250

    L/H

    =2

    Einzellast 0,016L bis 0,068L 1 / 3125 bis 1 / 599

    Gleichlast 0,02L bis 0,063L 1 / 581 bis 1 / 220

    hom

    og. B

    oden

    L/

    H=5

    Einzellast 0,009L bis 0,028L 1 / 2778 bis 1 / 763

    Mac

    Leod

    , et a

    l., (1

    980)

    er

    mitt

    elt f

    r M

    auer

    wer

    k, Z

    ug-

    fest

    igke

    it f bt

    = 1

    ,5 N

    /mm

    inhomog. Boden Gleichlast L/H = 2

    0,01L bis 0,042L 1 / 3125 bis 1 / 700

    DIN 4421, (1982)

    Traggerste der Gruppe II und der Gruppe III

    s = 0,025L max s = 0,5

  • 24 Abschnitt 2

    Tabelle 2.3: Zulssige Setzungsdifferenzen und Winkelverdrehungen fr Mulden-lagerungen (Fortsetzung)

    Muldenlagerung

    Setzungsdif-ferenz in [%]

    Setzungsdif-ferenz s [cm];

    L [m] Winkelver-

    drehung tan [-] Radius

    [km]

    Einzelfunda-ment 2,0

    Einzelfunda-ment Sand 1,9

    SLS 1 / 2000 bis 1 / 300 Rahmen , aus-gefachte Rah-men, Wnde aus Mauerwerk ULS

    1 / 150

    Euro

    code

    7, (

    1997

    )

    allgemein 1 / 500

    mit Decke 1 / 570

    ohne Bau-grund ohne Decke

    1 / 1250 bis 1 / 700

    1 1 / 1670 bis 1 / 1390

    3 1 / 1790 bis 1 / 1430 Mauerziegel Mz 1,8/28/III

    4 1 / 1880 bis 1 / 1460

    KS 1,8/28/III 1 / 1670 bis 1 / 1330

    Mz 1,8/28/III 2 1 / 1539 bis 1 / 1240

    10 cm 1 / 1540 bis 1 / 940

    25 cm 1 / 1110 bis 1 / 810

    Mau

    erzi

    egel

    K

    S 1

    ,8/2

    8/III

    ; L

    ngsb

    ew. i

    m

    Fund

    amen

    t

    40 cm

    4 1 / 1050 bis 1 / 750

    ohne ff-nung

    1 / 1110 bis 1 / 810

    Mau

    er-

    zieg

    el K

    S

    1,8/

    28/II

    I;

    4 mit ff-nung

    1 / 3450 bis 1 / 2120

    Ruile

    , (19

    99),

    Wan

    dsch

    eibe

    n au

    s M

    auer

    wer

    k au

    f Stre

    ifenf

    unda

    men

    t geg

    r.;

    Gre

    nzzu

    stan

    d d.

    Geb

    rauc

    hsta

    uglic

    hkei

    t, R

    issw

    eite

    0,4

    mm

    Bem.: Kombination von Naturschotter mit 1 mitteldichtem Sand, 2 lockerer Sand, 3 halb-fester Lehm, 4 Schluff; Schlankheit Mau-erw.scheibe: Lw/hW = 3,33 = const.; Schlankheit Fundament: 10 LF/hF 25

    Boden 1 Boden 2 LF, LW

    hF

    hW

  • Zusammenfassende Darstellung ber zulssige Setzungsdifferenzen aus der Literatur 25

    Auch Meyerhof (1982) hat fr Mulden-, Sattellagerung und Verkantungen zulssige Werte der Winkelverdrehung angegeben. Sie sind in nachstehender Tabelle 2.3a zusammengestellt.

    Tabelle 2.3a: Zulssige Winkelverdrehungen fr Mulden-, Sattellagerungen und Verkantungen nach Meyerhof (1982)

    Grenzen Winkelverdrehung tan [-] Gefahren-Grenzwert fr statisch bestimmte Strukturen und Sttz-mauern / Sttzwnde 1 / 100 Sicherer Grenzwert fr statisch bestimmte Strukturen und Sttz-mauern / Sttzwnde 1 / 150 Gefahren-Grenzwert fr Rahmen oder Trgerroste aus offenen Stahlprofilen oder Stahlbetonbalken, Speichertanks aus Stahl und dem Kippen hoher starrer Strukturen

    1 / 150

    Sicherer Grenzwert fr Rahmen oder Trgerroste aus offenen Stahlprofilen oder Stahlbetonbalken, Speichertanks aus Stahl und dem Kippen hoher starrer Strukturen

    1 / 250

    Gefahren-Grenzwert fr nicht tragende Wnde in Rahmentrag-werken und dem Kippen von Brckenwiderlagern 1 / 250 Sicherer Grenzwert fr nicht tragende Wnde in Rahmentrag-werken und dem Kippen von Brckenwiderlagern 1 / 500 Gefahren-Grenzwert fr das Durchhngen nicht bewehrter tra-gender Wnde 1 / 500 Sicherer Grenzwert fr das Durchhngen nicht bewehrter tragen-der Wnde 1 / 1000 Gefahren-Grenzwert fr das Aufwlben nicht bewehrter tragender Wnde 1 / 1000

    Mey

    erho

    f, (1

    982)

    Sicherer Grenzwert fr das Aufwlben nicht bewehrter tragender Wnde 1 / 2000

    In vielen Fllen wurden die jeweiligen Werte aufgrund von Setzungsmessungen bzw. Set-zungsbeobachtungen gewonnen. Fr die kritischeren Sattellagerungen von Bauwerken liegen in der Literatur kaum Werte vor, sodass die angegebenen zulssigen Setzungskriterien fast ausschlielich aus den Werten fr Muldenlagerungen abgeleitet wurden. Nach Schultze/Horn (1990) sollten beispielsweise fr Sattellagerungen entsprechend Bjerrum (1963) die halben Werte der Muldenlagerungen eingehalten werden. Tabelle 2.4 enthlt zulssige Setzungs-differenzen fr eine Sattellagerung aus der Literatur.

  • 26 Abschnitt 2

    Tabelle 2.4: Zulssige Setzungskriterien fr Sattellagerungen aus der Literatur Sattellagerungen

    Setzungsdifferenz s [cm]; L in [m]

    Winkelverdrehung tan [-]

    Radius [km]

    Bauwerke allgemein 1 / 300

    Wnde 1 / 600

    Scha

    dens

    -gr

    enze

    Rahmen mit Ausfachung 1 / 1200

    Vermeidung jeglicher Risse 1 / 1000

    Sich

    erhe

    its-

    gren

    ze

    Ziegelwnde h/l < 1/4 1 / 300

    Schu

    ltze

    / Hor

    n, (1

    990)

    (a

    bg. v

    . Bje

    rrum

    )

    setzungsempfind-liche Maschinen 1 / 1500

    Burland et al., (1977) Wandscheibe < 1 / 1000

    Rybicki, (1978) Bergbau 2,0

    inh. Boden, L/H=2, Gleichlast fr Mauer-werk fbt = 1,5N/mm

    0,06L 1 / 7143 bis 1 / 4762

    L/H

    =2

    0,01L bis 0,013L 1 / 2380 bis 1 / 2000

    Mac

    Leod

    , et a

    l. (1

    980)

    hom

    og. B

    oden

    L/H

    =5

    Einzellast fr Mauerwerk

    fbt = 1,5N/mm 0,006L bis 0,017L 1 / 2000 bis 1 / 1205

    Nendza, (1982) 2,0

    Dulcska, (1992) 1 / 1000

    mit Decke 1 / 530 bis 1 / 460

    ohne Bau-grund ohne Decke 1 / 1010 bis 1 / 910

    1 1 / 3290 bis 1 / 3100

    2 1 / 3240 bis 1 / 3000

    3 1 / 3250 bis 1 / 2980 Mauerziegel Mz 1,8/28/III

    4 1 / 3180 bis 1 / 2890

    KS 1,8/28/III 1 / 3210 bis 1 / 2780

    Mz 1,8/28/III 2

    1 / 2550 bis 1 / 2100

    ohne ff-nung 1 / 2160 bis 1 / 1870 Mauer-ziegel KS

    1,8/28/III 4

    mit ff-nung 1 / 3450 bis 1 / 1990

    Ruile

    , (19

    99),

    Wan

    dsch

    eibe

    n au

    s M

    auer

    wer

    k au

    f S

    treife

    nfun

    dam

    ent g

    egr.;

    SLS

    , Ris

    swei

    te 0

    ,4 m

    m

    Bem.: Kombination von Naturschotter mit 1 mitteldichtem Sand, 2 lockerer Sand, 3 halb-fester Lehm, 4 Schluff; Schlankheit Mauerwerksscheibe: Lw/hW = 3,33 = konst.; Schlankheit Fundament: 10 LF/hF 25 (siehe auch Tabelle 2.3)

  • Zusammenfassende Darstellung ber zulssige Setzungsdifferenzen aus der Literatur 27

    Im Gegensatz zu den empirisch abgeleiteten Werten (siehe Tabellen 2.3 und 2.4) hat Burland (1974) bzw. Burland (1977) ein Verfahren entwickelt, das auf theoretischen berlegungen beruht. Die Ermittlung der zulssigen Setzungsdifferenzen fr Mauerwerksausfachungen, Wandscheiben und Balken aus Stahlbeton und Mauerwerk wird dabei unter Zuhilfenahme des Timoschenko-Balkens abgeleitet. Die prinzipiellen Zusammenhnge enthlt nachfolgendes Bild 2.7. Die Vorgehensweise nach Burland dient auch zur Beschreibung der Wechsel-wirkung zwischen Bauwerk und Baugrund dieser Arbeit. Eine detaillierte Darstellung enthlt Abschnitt 5.

    Bild 2.7: Schubbalken nach Timoschenko in der Ebene a) Geometrie b) Schnittgren c) Verschiebungsgren d) Kinematik

    Fr die Ableitungen des Timoschenko-Balkens gelten folgende Voraussetzungen (vgl. Ab-schnitt 5):

    elastisches Materialverhalten (Hooke), geradlinige Spannungsverteilung (Navier), keine Vernderung der Querschnittsabmessungen whrend der Verformung, Superposition der Verformungsanteile aus Biegung und Querkraft, keine Vernachlssigung der Querschubverzerrungen xz , die als gemittelter Wert m fr

    einen Querschnitt betrachtet werden,

    keine Wlbbehinderung des Querschnitts, Vernachlssigung von Normalkraftverformungen.

    y

    x

    z

    My

    Qz

    q

    dx

    Qz

    Myx

    Qz+dQz

    My+dMy q

    b)a)

    Kinematik: = w w = + m =

    w

    m

    w

    d)

    u+du

    x,u

    z,w ww+dw

    u

    +d

    dxx c)

  • 28 Abschnitt 2

    Fr einen Trger auf zwei Sttzen wird die Durchbiegung nach Anteilen aus Biegemoment M und Querkraft Q in Abhngigkeit der Bruchdehnungen bzw. -gleitung krit des jeweils ver-wendeten Materials und dem Verhltnis der Bauteillnge l zur Bauteilhhe h gesetzt. Die Ver-schiebung wi ergibt sich allgemein nach dem Prinzip der virtuellen Krfte zu:

    +=xx

    i dxGAQQdx

    EIMMwF mit ==

    As

    dAbI

    SA 2221

    (2.4) Dabei sind:

    A Querschnittsflche GA Schubsteifigkeit S Flchenmoment 1. Ordnung EI Biegesteifigkeit I Flchenmoment 2. Ordnung Schubkorrekturfaktor (s. u.) b Bauteilbreite

    In Tabelle 2.5 sind fr gebruchliche Querschnittsformen Werte des Schubkorrekturfaktors in Abhngigkeit der Querschnittsform angegeben.

    Tabelle 2.5: Schubbeiwert in Abbhngigkeit der Querschnittsform Querschnitt Schubkorrekturfaktor

    ( s/ 1= )

    21,=

    sAA

    Eine entsprechende Ableitung unter Anwendung der Arbeitsgleichung gibt beispielsweise Hirschfeld (1965). Weitere Hinweise sind u. a. in der Arbeit von Hofmann (1992) enthalten.

    Bild 2.8 zeigt die nach Burland (1977) aufgrund von Schub- bzw. Biegeversagen abgeleiteten Versagenskriterien an einem mittig belasteten Ersatztrger. Tabelle 2.6 stellt zusammen-fassend die entsprechenden Versagensbeziehungen nach Burland (1977) dar. Sowohl fr das Biege- als auch fr das Schubversagen wurden die Beziehungen fr die Trgermitte, also die Stelle mit maximaler Verschiebung und maximaler Momenten- bzw. Querkraft-beanspruchung. Aufgrund des konstanten Querkraftverlaufes kann fr den Ersatztrger unter mittiger Einzellast jede Trgerstelle unter Querkraftbeanspruchung zur Bestimmung des

    As

  • Zusammenfassende Darstellung ber zulssige Setzungsdifferenzen aus der Literatur 29

    Schubversagenskriteriums verwendet werden. Fr die Darstellung der Versagensbeziehungen in nachfolgender Tabelle 2.6 wird als allgemeine Abkrzug fr das Verschiebungs-maximum am Ersatztrger wmax eingefhrt. Die Gre am Ersatzsystem entspricht dabei nicht dem Wert der Setzungsdifferenz s, die beispielsweise aus einer Setzungsprognose am realen Bauwerk bzw. Bauwerksschnitt ermittelt wurde. Zweckmig wird die Gre an der Ersatztrgerstelle mit maximaler Verschiebung wmax definiert.

    Tabelle 2.6: Versagensbeziehungen nach Burland (1977); Trgerstelle x = l/2

    Verschiebung (x = l/2)

    +

    =

    +

    == 22

    2

    3 12112

    12148 lGA

    EIEIlM

    lGAEI

    EIlPwmax

    Bemessungsschnitt Biegeversagen (x = l/2) Schubversagen (x = l/2)

    zEI

    M krit,B= krit,SGAP =

    4

    ( )

    ++= 22

    12112 l

    hz

    ll krit,B

    ( ) 2

    211211

    hl

    l krit,S++=

    Vereinfachung

    30,= ; 51,= ; 2hz = l

    h,hl

    l krit,B+= 6506

    1

    2

    2

    9311

    hl

    ,l krit,S+=

    P

    l/2 l/2 l/2l/2

    wmax

    0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10l/h [-]

    0

    0.2

    0.4

    0.6

    0.8

    1

    1.2

    1.4

    1.6

    1.8

    2

    /(l k

    rit)

    Biege-versagen

    Schub-versagen

    zulssiger Bereich(ohne Schden)

    unzulssiger Bereich(mit Schden)

    Bild 2.8: Bezogene kritische Verformung fr Muldenlagen unter Gleichlast fr Stahlbeton (Verhltnis E/G = 2,6)

    B,krit S,krit

  • 30 Abschnitt 2

    Fr die Ermittlung der Schadensgrenzen wurden dabei folgende Bruchdehnungen angegeben:

    - Mauerwerk: krit = 0,075 %

    - Stahlbeton: krit = 0,03 % bis 0,05 %

    Die abgeleiteten Werte sind sehr viel restriktiver, als die aus Setzungsmessungen bzw. - be-obachtungen und statistischen Erhebungen gefundenen Werte. So schlgt Franke (1980) vor, die nach Burland (1977) abgeleiteten Werte auf die Anwendung von Flchengrndungen zu beschrnken; fr die Beurteilung von Bauwerken auf Einzelfundamenten sollten dagegen die empirisch gefundenen Werte nach Bjerrum (1963) beibehalten werden.

    Zu beachten ist, dass die in den Tabellen zusammengestellten und aus Messungen an Ge-buden gewonnenen Werte u. a. auch die Bodenverhltnisse, die Bauweisen die verwendeten Materialien und die Konstruktionen der Gebude widerspiegeln. Es knnen daher Wider-sprche auftreten, sodass die zusammengestellten Werte nicht den Anspruch einer allgemein-gltigen Regelung besitzen und eine bertragbarkeit aus diesem Grund nicht oder nur bedingt mglich ist, sie sind vielmehr als Anhaltswerte zu verstehen.

    Die Ableitung von allgemeingltigeren Regelungen sollten daher detaillierter in Abhngigkeit von den verwendeten Baustoffen (Stahl, Holz, Stahlbeton, Mauerwerk, etc.), von der Bau-weise, von der Bauwerksgeometrie, von den Bodenverhltnissen, von der Grndungsform (Einzelfundamente, Plattengrndungen, Pfahlgrndungen, Mischgrndung, etc.) und nicht zu-letzt auch unter Einbeziehung der Belastungsgeschichte erfolgen.

    2.3.6 Weitere Setzungsursachen

    2.3.6.1 Tunnelbau mit Schildvortrieb

    Auch durch das Auffahren von Tunnelbauwerken kann es an der Gelndeoberflche zu Set-zungen kommen. Setzungen beim Tunnelbau knnen mehrere Ursachen haben, die zum einen durch die Bauausfhrung (zu weitgehende Bodenentnahme vor der Ortsbrust; Verformung des Schildkrpers; Verformung der Tunnelauskleidung, Verdichten des Bodens beim Vor-schieben des Schildkrpers, etc.) hervorgerufen werden und zum anderen auch geotechnischer Natur (Entspannen des Bodens an der freiliegenden Ortsbrust; Nachfallen des Bodens, un-gengende Ringspaltverfllung; etc.) sein knnen. Einige der genannten Setzungsursachen knnen durch eine sorgfltige Bauausfhrung weitestgehend minimiert bzw. ausgeschlossen werden, allerdings ist ein absolut setzungsfreier Tunnelvortrieb in der Regel nicht mglich.

    So betragen die unvermeidbaren Setzungen in der Ebene des Tunnelscheitels erfahrungs-gem etwa ca. 2,0 cm fr mitteldicht bis dicht gelagerte rollige sowie steife bis halbfeste

  • Zusammenfassende Darstellung ber zulssige Setzungsdifferenzen aus der Literatur 31

    bindige Bden und bis ca. 5,0 cm fr locker gelagerte nicht bindige Bden. Bild 2.9 zeigt bei-spielhaft eine Setungsmulde

    Aus der Bedingung, dass die Flchen der beiden Drei-ecke gleich gesetzt werden, also AO = Au, folgt:

    uo ftrrf += 2

    2 (2.5a)

    += 302 tan)tr(ftan o (2.5b)

    Bild 2.9: Abschtzung der Setzungen ber einem Tunnel

    Fr Setzungsdifferenzen und die daraus resultierende Winkelverdrehungen gibt Breth, et. al. (1974) fr Frankfurter Ton einen Wert von 1 / 450 an.

    2.3.6.2 Schrumpfen des Bodens

    Wassergehaltsabnahmen von vorwiegend bindigen Bodenschichten, die nicht durch uere Krfte oder Belastungen hervorgerufen werden, werden als Schwinden bezeichnet. Beim Schwindverhalten und -vorgang bindiger Bden, haben vor allem klimatische Verhltnisse Einfluss. Hierzu knnen

    die relative Luftfeuchte der Umgebung, die Temperatur der Umgebungsluft, die Windgeschwindigkeit in Hhe der Gelndeoberflche und der Niederschlag gezhlt werden. Darber hinaus ist von Bedeutung, ob die schwindanfllige Bodenschicht zu-stzlich von einer Deckschicht berlagert wird. Die Vorgnge, die beim Schwinden statt-finden, knnen mit der Feuchtestrmung aus der Bauphysik verglichen werden, sodass es zu einer Abgabe des im Boden gebundenen Porenwassers durch Oberflchenverdunstung an die Umgebungsluft, deren Wassersttigungsgrad < 100 % betrgt, kommt. Der typische Aus-trocknungsverlauf einer berdeckten bindigen Bodenschicht besteht zunchst in einer He-bung, die mit zeitlichem Fortschreiten des Vorganges in eine Setzung bergeht. Hierbei ent-zieht die bindige Bodenschicht durch ihr hohes Saugvermgen der Deckschicht Porenwasser,

    Ao

    fu

    fo

    30

    2r tan 30

    (2r+t) tan 30

    t

    2r

    Au

  • 32 Abschnitt 2

    was zu der genannten Hebung, also Volumenvergrerung, fhrt. Hierbei entspricht die Was-sergehaltszunahme im Ton der Wasserabnahme in der Deckschicht. Dieser Vorgang ist bei nicht berdeckten bindigen Bden nicht zu beobachten. Wassereinfluss eine der bindigen Bodenschicht unterlagernde Schicht verzgert zwar den zeitlichen Verlauf des Austrocknens, die genannten Vorgnge bleiben jedoch erhalten.

    Nicht nur die Mchtigkeit, sondern auch die Zusammensetzung der Deckschicht hat einen wesentlichen Einfluss auf die Vorgnge. So setzen die Schwindverformungen mit zu-nehmender Mchtigkeit der berlagerungsschicht spter ein und laufen langsamer ab.

    Eine Wasseraufnahme des Tones aus der Deckschicht ist nur dann mglich, wenn die Kapilla-ritt dieser Deckschicht verhltnismig gering ist, beispielsweise bei Sanden und Kiesen. Durch eine bindige Deckschicht knnen in Abhngigkeit der Mchtigkeit die Aus-trocknungsvorgnge fast vllig verhindert werden. Dies ist bereits bei einer nicht bindigen Deckschichtstrke von 30 cm bis 50 cm und einem Wassergehalt > 5 % der Fall. So kann vor allem bei plastischen Tonen das Schrumpfma bis zu 10 % der Schichtdicke betragen.

    Weitere detaillierte Angaben knnen der Arbeit von Placzek (1982) entnommen werden, in der auch ein Berechnungsansatz zur Abschtzung der Setzungen s aufgrund von Schwindver-formungen genannt ist. Aus der Bedingung, dass die Volumenverminderung V gleich dem verdunsteten Wasservolumen Vw ist, kann das Ma der Setzungen in allgemeiner Form ab-geschtzt werden:

    Am

    sw

    w

    = (2.6)

    Hierbei bedeuten mw die im betrachteten Zeitintervall verdunstete Wassermasse, w die Dichte des Wassers in Abhngigkeit der Temperatur und A die betrachtete Verdunst-ungsflche. Schwindverformungen neben Gebuden fh-ren i. d. R. zu Verkantungen oder Sattel-lagen.

    Bild 2.10: Volumennderung beim Schwindvorgang

    2.3.6.3 Setzungen infolge zyklischer/dynamischer Beanspruchungen

    Bei Maschinenfundamenten oder Erschtterungseinwirkungen knnen ebenfalls Setzungen infolge Kornumlagerungen im Boden oder Verflssigungsneigungen eintreten.

    bindige, schwindfhige Schicht

    z

    d s

    Deckschicht

    V V

    Vw

    A

  • Nachweiskonzepte konstruktiver Ingenieurbau und Grundbau 33

    3 Nachweiskonzepte im allgemeinen konstruktiven Ingeni-eurbau und im Grundbau mit Auswirkungen auf die Ge-brauchstauglichkeitsnachweise bei Flachgrndungen

    3.1 Problemstellung

    Mit der Einfhrung des Teilsicherheitskonzeptes geht der allgemeine konstruktive Ingenieur-bau z. B. auf der Grundlage von DIN 1055-100:2001, DIN 1045-1:2008 mit DIN EN V 1992, DIN Fachberichten, DIN 1052:2008, DIN 18800, DIN EN V 1994, usw. so vor, dass die Tragwerksberechnung mit i -fach erhhten Einwirkungen durchgefhrt werden. Dabei liegen den Lastanstzen weiterhin mit den Kombinationsbeiwerten i Wahrscheinlichkeiten der gleichzeitigen Wirkung zugrunde.

    Der Grundbau verfolgt nach DIN 1054:2005 und dem Verfahren 2 nach DIN EN 1997-1:2008 (Eurocode EC7-1) bei seiner Nachweisform eine etwas andere Vorgehensweise, indem die Beanspruchungen (z. B. Schnittgren, Spannungen, usw.) mit charakteristischen Gren er-mittelt werden. Dieses Verfahren ist fr geotechnische Nachweise zweckmiger. Erst danach werden dann am Ende der Berechnung die charakteristischen Beanspruchungen durch Fakto-risierung mit Teilsicherheitsbeiwerten in Bemessungsschnittgren umgewandelt und die Nachweise der Tragfhigkeit gefhrt.

    Fr die Fragestellung dieser Arbeit ist aber Folgendes von Bedeutung:

    Der Gebrauchstauglichkeits-/Setzungsnachweis von Flachgrndungen erfordert charak-teristische Fundamentbeanspruchungen Ek in der Form von wirklichkeitsnahen, set-zungserzeugenden Lasten.

    Wie erhlt man die wirklichkeitsnahen setzungserzeugenden Lasten der Tragwerks-berechnung mit i -fachen und i -bewerteten Einwirkungen?

    Aus dem Gebrauchstauglichkeits-/Setzungsnachweis der Grndung kann sich eine Zwangsbeanspruchung fr das aufgehende System ergeben, die dort einen Grenz-zustand der Tragfhigkeit hervorrufen kann.

    Es handelt sich also um eine Boden-Bauwerks-Interaktionsbetrachtung, wobei jeweils unter-schiedliche Nachweisverfahren im konstruktiven Ingenieurbau und im Grundbau vorliegen. Nachfolgend sind dazu wissenschaftlich-ingenieurmige Vorgehensweisen abgeleitet und begrndet.

  • 34 Abschnitt 3

    3.2 Nachweisverfahren im allgemeinen konstruktiven Ingenieurbau

    Das Sicherheitskonzept mit der Definition der Grenzzustnde und den Einwirkungs-kombinationen wird fr Hochbaukonstruktionen in DIN 1055-100:2001 bzw. fr Brcken-bauwerke im DIN-Fachbericht 101 geregelt. Zur Beschreibung des Tragverhaltens und der Gebrauchstauglichkeit sind zwei Grenzzustnde zu bercksichtigen, deren Einhaltung folgende Ziele verfolgen:

    Grenzzustand der Tragfhigkeit zur Vermeidung des Versagens (z. B. Einsturz) des Ge-samttragwerks oder einzelner Tragwerksteile mit ausreichender Zuverlssigkeit als Fol-ge eines berschreitens der Kurzzeitfestigkeit oder aufgrund von Ermdung als auch in-folge des Verlustes der Gesamtlagesicherheit unter i -fach erhhten und i behafteten Einwirkungen und Einflssen.

    Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit zur Aufrechterhaltung zugesicherter Ge-brauchseigenschaften entsprechend der fr die Nutzung festgelegten Nutzungs-bedingungen (Begrenzung der Verformungen, der Schwingung, der Rissbreite, der Spannungen, Feuerwiderstandsdauer, bertragung von Tritt- und Luftschall, usw.) mit ausreichender Zuverlssigkeit unter tatschlichen Gebrauchslasten.

    Neben der auergewhnlichen Bemessungssituation EdA und der Bemessungssituation infolge Erdbeben EdAE ist einer Tragwerksbemessung im Grenzzustand der Tragfhigkeit die stndige und vorbergehende Einwirkungskombination zugrunde zu legen:

    =

    >1 1011

    j ii,ki,i,Q,k,QkPj,kj,Gd QQPGEE Rd (3.1)

    Hinsichtlich der Nutzungsbedingungen und der Gebrauchseigenschaften wird im Grenz-zustand der Gebrauchstauglichkeit zwischen der seltenen Kombination Ed,rare, der hufigen Kombination Ed,frequ und der quasi-stndigen Bemessungssituation Ed,perm unterschieden. Fr Brckenbauwerke nach DIN-Fachbericht ist gegebenenfalls zustzlich eine nicht-hufige Kombination Ed,not perm zu bercksichtigen. Die Gebrauchstauglichkeitsnachweise, beispiels-weise zur Begrenzung der Verformungen und der Rissbreite werden i. A. fr die quasi-stndige Einwirkungskombination, also unter Bercksichtigung dauerhaft wirkender Last-anteile gefhrt:

    =

    >1 12

    j ii,ki,kj,kperm,d QPGEE (3.2)

  • Nachweiskonzepte konstruktiver Ingenieurbau und Grundbau 35

    Fr die Kombinationsfaktoren i und die Teilsicherheitsbeiwerte i sind in den einzelnen Normenwerken und Richtlinien unterschiedliche Werte, abhngig vom gewhlten Last- und Rechenmodell, von der Nutzung bzw. der Nutzungsdauer und den betrieblichen An-forderungen angegeben. Ihr Geltungsbereich bezieht sich dabei auch auf berwiegend aus Stahlbeton bzw. unbewehrten Beton erstellte Grndungsbauteile.

    3.3 Nachweisverfahren im Grundbau

    Neben dem Grenzzustand des Verlustes der Lagesicherheit (GZ 1A) und dem Grenzzustand des Verlustes der Gesamtstandsicherheit (GZ 1C) werden Flach-, Flchen- und Pfahl-grndungen nach DIN 1054:2005 dem Grenzzustand 1 B Versagen von Bauwerken und Bauteilen zugeordnet. Die Zustandsgleichung kann dabei wie folgt angeschrieben werden:

    dd RE bzw. R

    k

    ii,Fi,k

    RE (3.3)

    Hierin bedeuten:

    Ed Bemessungswert der Beanspruchung,

    Ek,i charakteristische Beanspruchung,

    F,i Teilsicherheitsbeiwert fr die Beanspruchung,

    Rd Bemessungswert des Widerstandes,

    Rk charakteristischer Widerstand,

    R Teilsicherheitsbeiwert fr den Widerstand.

    Im Sicherheitskonzept der DIN 1054 sind fr den Grenzzustand der Tragfhigkeit die aus den Normen und Richtlinien des allgemeinen konstruktiven Ingenieurbaues bekannten Kombina-tionsfaktoren i zur Bercksichtigung einer mglichen gleichzeitigen Auftretenswahrschein-lichkeit mehrerer Einwirkungen nicht explizit aufgefhrt, sie sind bereits in den fr die Be-messung im Grundbau definierten Lastfllen 1 bis 3, die sich aus Kombinationen jeweils drei-er Einwirkungs- und Sicherheitsklassen ergeben, enthalten. Die Teilsicherheitsfaktoren der Tragfhigkeitsnachweise des Grundbaus unterscheiden sich daher zu den Vorgaben der kon-struktiven Normen. In Tabelle 3.1 sind allgemein die Entsprechungen der drei Lastflle des Grundbaues zur Norm der Tragwerkseinwirkungen genannt.

  • 36 Abschnitt 3

    Tabelle 3.1: Entsprechungen der Lastflle des Grundbaues zu den Vorgaben der konstrukti-ven Normen fr den Grenzzustand der Tragfhigkeit

    DIN 1054:2005 DIN 1055-100:2001

    Lastfall 1 stndige Bemessungssituation

    Lastfall 2 vorbergehende Bemessungssituation (beispiels-weise Bauzustnde, Instandsetzung)

    Lastfall 3 auergewhnliche Bemessungssituation

    Zur Sicherstellung der Funktion eines Bauwerks oder seiner Teile sowie zur Einhaltung der Anforderungen an das optische Erscheinungsbild und an das Wohlbefinden von Personen werden fr Nachweise im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit (GZ 2) nach DIN 1054:2005 keine Einwirkungskombinationen oder zulssigen Grenzwerte genannt.

    Die beiden etwas unterschiedlichen Vorgehensweisen im Grundbau und im allgemeinen kon-struktiven Ingenieurbau sind bei Verwendung linearer Berechnungsverfahren und der damit verbundenen Gltigkeit des Superpositionsprinzips quivalent. Es ist daher gleichgltig mit den Widerstandsgren vorab erhhte Einwirkungen zu vergleichen oder erst im Nachgang mit entsprechenden Teilsicherheitsbeiwerten beaufschlagte Beanspruchungen den Wider-stnden gegenberzustellen. Die unterschiedlichen Vorgehensweisen fhren dagegen bei nichtlinearen Verfahren zu unterschiedlichen Ergebnissen.

    Bei den resultierenden, charakteristischen Einwirkungsgren in der Sohlfuge, die sich aus den betrachteten, unabhngigen Einwirkungen der statischen Berechnung fr die Standsicher-heitsnachweise im Grenzzustand 1 B und fr die Setzungsberechnung im Grenzzustand 2 er-geben, kann es sich nach DIN 1054 um Reprsentativwerte handeln, also unter Berck-sichtigung von Kombinationsbeiwerten im Sinne der DIN 1055-100 bzw. des DIN-Fachberichtes 101.

    Neben den geotechnischen Nachweisen, wie Versagen durch Gleiten, Grundbruch, usw., er-fasst der Grenzzustand 1 B auch explizit den Nachweis gegen Materialversagen der Bauteile. Zu einer berschneidung mit den Normen des konstruktiven Ingenieurbaues kommt es an dieser Stelle jedoch nicht, da einerseits fr die Materialkennwerte und fr die Materialteil-sicherheitsbeiwerte die einzelnen konstruktiven Normen gelten und andererseits geo-technische Einwirkungen (z. B. Erddruck) charakteristisch angesetzt und die daraus resultierenden Beanspruchungen mit den Teilsicherheitsbeiwerten der Grundbaunorm an-genommen werden knnen.

  • Nachweiskonzepte konstruktiver Ingenieurbau und Grundbau 37

    3.4 Ableitung wirklichkeitsnaher setzungserzeugender Lasten

    3.4.1 Vorgehensweise

    Die Ermittlung realittsnaher Setzungswerte wird u. a. durch die Bercksichtigung

    realistischer Verkehrs- bzw. Nutzlastanteile erreicht, wobei

    die Lastintensitt und die Lasthufigkeit einen wesentlichen Indikator darstellen, sodass fr das zu erwartende Setzungsma neben dem Eigengewicht einer Konstruktion regelmig auftretende Einwirkungen, die eine ber-wiegende Beanspruchung eines Bauwerkes ausmachen, urschlich sind. Dies knnen stati-sche, zyklische oder auch dynamische Einwirkungen sein. Dabei ist die Kenntnis des rt-lichen Wirkungsbereiches notwendig. Dies gilt besonders fr Einwirkungen mit groer Intensitt, wie z. B. Fertigungsmaschinen, die darber hinaus dynamische Lastkomponenten ber die Konstruktion in den Baugrund einleiten. Deshalb steht die berwiegende Be-anspruchung eines Bauwerks oder seiner Teile in direktem Verhltnis mit

    der Nutzung. Aus technischen, bauphysikalischen und auch architektonischen Gesichtspunkten wird von der Nutzung

    die Tragstruktur und die Bauwerksgeometrie bestimmt, was oftmals auch zu einer Einschrnkung in der Wahl der Materialien fhrt. So sind in diesem Zusammenhang fr die Bestimmung realistischer Setzungswerte

    realittsnahe Stoffgesetze und Bauteilsteifigkeiten in Verbindung mit materialspezifischen Zwangseinwirkungen, die in Abschnitt 4 dieser Arbeit nher beschrieben werden, zu bercksichtigen. Dadurch kn-nen auch die

    Gebrauchseigenschaften wirklichkeitsnaher abgebildet werden. Weitere Lastmerkmale knnen darber hinaus

    der Bauwerksstandort und die klimatischen Verhltnisse

  • 38 Abschnitt 3

    haben. Die Anforderungen an das Bauwerk stehen selbstverstndlich eng mit den vor Ort vor-handenen

    Baugrundverhltnissen in Verbindung. Da durch die Kombinationsbeiwerte fr Hochbaukonstruktionen und Brckenbauwerke die Wahrscheinlichkeit des Auftretens der Maximalwerte mehrerer von-einander unabhngiger Einwirkungen bercksichtigt werden, muss in Bezug auf setzungs-erzeugende Lasten nicht nur die wirklichkeitsnahe Lastgre, sondern auch die zeitliche Wirkung der Lastanteile bercksichtigt werden. Nachfolgend sind Verkehrs- und Nutzlasten auch mit zeitlichem Wirkungsbezug zusammengestellt:

    Tabelle 3.2: Auswahl allgemeiner Hochbau- und Brckenlasten

    Einwirkungen aus Hochbaulasten

    Klassen der Last-einwirkungsdauer nach DIN 1055-3

    Einwirkungen nach DIN 1055-3 Kategorie nach DIN

    1055-3

    quasi-stndiger Kombina-

    tions-beiwert 2

    stndig Eigenlasten

    lang Fabriken und Werksttten, Stlle, Lagerrume und Zugnge, Flchen mit erheblichen Menschen-ansammlungen

    E 0,8

    mittel

    Spitzbden, Wohn- und Aufenthaltsrume Broflchen,