Internationaler Bauboom Teil 1€¦ · mittlerweile eine ganze Reihe neuer Markt-teilnehmer –...

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D WIRTSCHAFT | Auslandsbau Internationaler Bauboom Teil 1 Der Deutschen Bauindustrie ist es unter diesen positiven Vorzeichen im Jahr 2007 gelungen, die Rekordergebnisse aus dem Vorjahr zu übertreffen. Auch für das laufende Jahr 2008 ist ein weiterer Anstieg bei den Auftragseingängen und bei der Bauleistung zu erwarten. Deutsche Bauindustrie im Ausland beflügelt Der internationale Baumarkt ist in den Jah- ren 2007 und 2008 so rasant gewachsen wie zuletzt Mitte der 1970er-Jahre. Die Roh- stoffhausse an den Weltmärkten, vor allem der dramatische Anstieg des Preisniveaus für Erdöl und Erdgas, hat in den letzten bei- den Jahren etliche Schwellen- und Entwick- lungsländer in die Lage versetzt, neben den Industrieländern als zusätzliche Nachfrager für Infrastruktur, Industrieanlagen sowie für Vorzeigeprojekte im Hochbau aufzutre- ten. Mit Blick auf die kürzlich eskalierte Finanzkrise und die weltweite Kreditver- knappung muss der Ausblick für das Jahr 2009 indes verhalten ausfallen. I. Der internationale Baumarkt im Jahr 2007 Zufolge der jährlichen Umfrage der U.S.- amerikanischen Fachzeitschrift „Enginee- ring-News Record“ konnten führenden internationalen Bauunternehmen, die „Top 225 International Contractors“, im Berichts- zeitraum ihr akkumuliertes internationales Umsatzvolumen um eindrucksvolle 38% auf rund 310 Mrd. US$ steigern. Seit einigen Jahren verfestigt sich der Trend, dass der internationale Baumarkt nicht nur Jahr für Jahr größer, sondern auch immer komplexer wird. Im Jahr 2007 verzeich- nete die ENR-Rangliste international tätige Bauunternehmen aus 35 verschiedenen Ländern. Während noch vor gut zehn Jah- ren die Anbieter aus den USA, Europa und Japan den internationalen Baumarkt nahe- zu unter sich aufteilen konnten, haben sich mittlerweile eine ganze Reihe neuer Markt- teilnehmer – vornehmlich aus der Türkei, 68 12 | 2008 China, Korea, Brasilien und dem Mittleren Osten – international etabliert. Die Globa- lisierung hat damit binnen einer Dekade auf dem internationalen Baumarkt ein bun- tes Kaleidoskop an Wettbewerbern ent- stehen lassen. Unter dieser Entwicklung haben in ers- ter Linie die Baufirmen aus den USA und Japan gelitten. Nimmt man das Jahr 1998 als Vergleichsmaßstab, so hat sich die An- zahl der international aktiven US-Unterneh- men von 64 auf 35 fast halbiert, ihr Markt- anteil fiel von 24% auf 14%. Die Anzahl der japanischen Bauunternehmen ist zwar nur um vier auf 16 zurückgegangen, ihr Markanteil hat sich indessen von 14% auf 7,7% fast halbiert. Demgegenüber konnte die europäische Bauindustrie seit Beginn des neuen Jahrhunderts ihren Marktanteil ENR Statistik 2007 – Marktanteile 2007 der TOP 225 Internationalen Bauunternehmen Bauunternehmen Anzahl Gesamtvolumen Mittlerer Osten Asien-Pazifik Afrika Europa Nationalität Firmen Mio. $ % Mio. $ % Mio. $ % Mio. $ % Mio. $ % USA 35 42.735,0 13,8 13.842,5 22,0 8.185,6 14,8 1.957,3 6,8 9.684,0 10,0 Kanada 3 2.766,7 0,9 21,5 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 304,3 0,3 Europa 64 179.576,6 58,0 26.668,6 42,4 23.267,9 42,0 13.659,6 47,8 75.310,5 78,0 Großbritannien 4 11.310,4 3,6 2.466,0 3,9 2.518,5 4,5 139,3 0,5 2.720,7 2,8 Deutschland 5 32.088,3 10,3 652,4 1,0 13.382,6 24,2 932,8 3,3 6.676,4 6,9 Frankreich 5 38.694,7 12,5 5.408,6 8,6 2.941,2 5,3 4.364,4 15,3 19.288,1 20,0 Italien 22 25.341,9 8,2 7.551,9 12,0 3.115,1 5,6 5.774,3 20,2 4.221,2 4,4 Niederlande 2 6.756,0 2,3 0,0 0,0 59,0 0,1 35,0 0,1 6.091,0 6,3 Spanien 11 25.160,8 8,1 2.680,5 4,3 518,8 0,9 886,2 3,1 13.451,1 13,9 Andere 15 40.244,5 13,0 7.909,2 12,6 732,7 1,3 1.527,6 5,3 22.861,9 23,7 Australien 4 10.115,0 3,3 258,8 0,4 1.963,0 3,5 0,0 0,0 2.944,6 3,1 Japan 16 23.858,5 7,7 8.575,4 13,6 7.685,2 13,9 1.150,1 4,0 1.960,1 2,0 China 51 22.677,6 7,3 3.482,2 5,5 9.177,0 16,6 7.695,8 26,9 990,6 1,0 Korea 11 8.015,7 2,6 4.062,2 6,5 2.234,6 4,0 850,1 3,0 264,9 0,3 Türkei 23 8.506,2 2,7 2.074,3 3,3 1.377,0 2,5 955,5 3,3 4.099,4 4,3 Alle Anderen 18 11.531,7 3,7 3.909,5 6,2 1.509,3 2,7 2.327,1 8,1 890,5 0,9 Alle Firmen 225 309.782,9 100,0 62.894,9 100,0 55.399,5 100,0 28.595,5 100,0 96.448,8 100,0 außer Antarktis/Arktis (84,0 Mio. $) Quelle: ENR, 18. August 2008 Nachdruck aus „Engineering-News Record“, Copyright und alle Rechte vorbehalten: The McGraw-Hill Companies, Inc. 18. August 2008. Weitere Informationen auf der Internetse

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D

WIRTSCHAFT | Auslandsbau

Internationaler Bauboom Teil 1

Der Deutschen Bauindustrie ist es unter diesen positiven Vorzeichen im Jahr 2007 gelungen, die Rekordergebnisse aus dem Vorjahr zu übertreffen. Auch für das laufende Jahr 2008 ist ein weiterer Anstieg bei den Auftragseingängen und bei der Bauleistung zu erwarten.

Deutsche Bauindustrie im Ausland beflügelt

Der internationale Baumarkt ist in den Jah-ren 2007 und 2008 so rasant gewachsen wie zuletzt Mitte der 1970er-Jahre. Die Roh-stoffhausse an den Weltmärkten, vor allem der dramatische Anstieg des Preisniveaus für Erdöl und Erdgas, hat in den letzten bei-den Jahren etliche Schwellen- und Entwick-lungsländer in die Lage versetzt, neben den Industrieländern als zusätzliche Nachfrager für Infrastruktur, Industrieanlagen sowie für Vorzeigeprojekte im Hochbau aufzutre-ten. Mit Blick auf die kürzlich eskalierte Finanzkrise und die weltweite Kreditver-knappung muss der Ausblick für das Jahr 2009 indes verhalten ausfallen.

I. Der internationale Baumarkt im Jahr 2007Zufolge der jährlichen Umfrage der U.S.-

amerikanischen Fachzeitschrift „Enginee-ring-News Record“ konnten führenden internationalen Bauunternehmen, die „Top 225 International Contractors“, im Berichts-zeitraum ihr akkumuliertes internationales Umsatzvolumen um eindrucksvolle 38% auf rund 310 Mrd. US$ steigern. Seit einigen Jahren verfestigt sich der Trend, dass der internationale Baumarkt nicht nur Jahr für Jahr größer, sondern auch immer komplexer wird. Im Jahr 2007 verzeich- nete die ENR-Rangliste international tätige Bauunternehmen aus 35 verschiedenen Ländern. Während noch vor gut zehn Jah-ren die Anbieter aus den USA, Europa und Japan den internationalen Baumarkt nahe-zu unter sich aufteilen konnten, haben sich mittlerweile eine ganze Reihe neuer Markt-teilnehmer – vornehmlich aus der Türkei,

68 12 | 2008

China, Korea, Brasilien und dem Mittleren Osten – international etabliert. Die Globa- lisierung hat damit binnen einer Dekade auf dem internationalen Baumarkt ein bun-tes Kaleidoskop an Wettbewerbern ent- stehen lassen.

Unter dieser Entwicklung haben in ers-ter Linie die Baufirmen aus den USA und Japan gelitten. Nimmt man das Jahr 1998 als Vergleichsmaßstab, so hat sich die An-zahl der international aktiven US-Unterneh-men von 64 auf 35 fast halbiert, ihr Markt-anteil fiel von 24% auf 14%. Die Anzahl der japanischen Bauunternehmen ist zwar nur um vier auf 16 zurückgegangen, ihr Markanteil hat sich indessen von 14% auf 7,7% fast halbiert. Demgegenüber konnte die europäische Bauindustrie seit Beginn des neuen Jahrhunderts ihren Marktanteil

ENR Statistik 2007 – Marktanteile 2007 der TOP 225 Internationalen Bauunternehmen

Bauunternehmen Anzahl Gesamtvolumen Mittlerer Osten Asien-Pazifik Afrika Europa Nordamerika Lateinamerika

Nationalität Firmen Mio. $ % Mio. $ % Mio. $ % Mio. $ % Mio. $ % Mio. $ % Mio. $ %

USA 35 42.735,0 13,8 13.842,5 22,0 8.185,6 14,8 1.957,3 6,8 9.684,0 10,0 5.525,8 12,2 3.539,8 16,7

Kanada 3 2.766,7 0,9 21,5 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 304,3 0,3 2.400,8 5,3 40,2 0,2

Europa 64 179.576,6 58,0 26.668,6 42,4 23.267,9 42,0 13.659,6 47,8 75.310,5 78,0 27.772,9 61,5 12.897,1 60,7

Großbritannien 4 11.310,4 3,6 2.466,0 3,9 2.518,5 4,5 139,3 0,5 2.720,7 2,8 3.446,9 7,6 19,0 0,1

Deutschland 5 32.088,3 10,3 652,4 1,0 13.382,6 24,2 932,8 3,3 6.676,4 6,9 9.930,3 22,0 513,7 2,4

Frankreich 5 38.694,7 12,5 5.408,6 8,6 2.941,2 5,3 4.364,4 15,3 19.288,1 20,0 4.934,8 10,9 1.757,7 8,3

Italien 22 25.341,9 8,2 7.551,9 12,0 3.115,1 5,6 5.774,3 20,2 4.221,2 4,4 1.120,6 2,4 3.558,7 16,7

Niederlande 2 6.756,0 2,3 0,0 0,0 59,0 0,1 35,0 0,1 6.091,0 6,3 571,0 1,2 0,0 0,0

Spanien 11 25.160,8 8,1 2.680,5 4,3 518,8 0,9 886,2 3,1 13.451,1 13,9 1.640,7 3,6 5.983,5 28,1

Andere 15 40.244,5 13,0 7.909,2 12,6 732,7 1,3 1.527,6 5,3 22.861,9 23,7 6.128,6 13,5 1.064,5 5,0

Australien 4 10.115,0 3,3 258,8 0,4 1.963,0 3,5 0,0 0,0 2.944,6 3,1 4.946,8 10,9 2,0 0,0

Japan 16 23.858,5 7,7 8.575,4 13,6 7.685,2 13,9 1.150,1 4,0 1.960,1 2,0 3.430,6 7,6 1.057,2 5,0

China 51 22.677,6 7,3 3.482,2 5,5 9.177,0 16,6 7.695,8 26,9 990,6 1,0 434,2 0,9 897,9 4,2

Korea 11 8.015,7 2,6 4.062,2 6,5 2.234,6 4,0 850,1 3,0 264,9 0,3 475,6 1,1 128,3 0,6

Türkei 23 8.506,2 2,7 2.074,3 3,3 1.377,0 2,5 955,5 3,3 4.099,4 4,3 0,0 0,0 0,0 0,0

Alle Anderen 18 11.531,7 3,7 3.909,5 6,2 1.509,3 2,7 2.327,1 8,1 890,5 0,9 201,0 0,4 2.694,3 12,7

Alle Firmen 225 309.782,9 100,0 62.894,9 100,0 55.399,5 100,0 28.595,5 100,0 96.448,8 100,0 45.187,4 100,0 21.256,8 100,0

außer Antarktis/Arktis (84,0 Mio. $) Quelle: ENR, 18. August 2008

Nachdruck aus „Engineering-News Record“, Copyright und alle Rechte vorbehalten: The McGraw-Hill Companies, Inc. 18. August 2008. Weitere Informationen auf der Internetseite: www.enr.com

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von rund 60% behaupten. Eindeutige Ge-winner der Marktanpassung sind die Bau- firmen aus den Schwellen- und Ent- wicklungsländern, die aktuell auf einen Marktanteil von fast 20% kommen.

II. Bauboom in den Schwellen- und EntwicklungsländernBei genauerer Betrachtung der Bauentwick-lung in den einzelnen Weltregionen ist fest-zustellen, dass der Bauboom in der Golfre-gion in jüngster Vergangenheit jegliche Dimension gesprengt hat. Im Nahen und Mittleren Osten stieg das internationale Bauvolumen im Berichtszeitraum auf rund 63 Mrd. US$ und hat sich damit seit dem internationalen „Krisenbaujahr“ 2001 um den Faktor 7,5 vervielfacht. Würde man den EU-Baumarkt als einen einheitlichen Bin-

nenmarkt betrachten und die ENR-Statistik um das innereuropäische Baugeschäft, das im Jahr 2007 immerhin 75 Mrd. US$ betrug, bereinigen, so wäre der Nahe und Mittlere Osten aktuell die wichtigste internationale Bauregion.

Auch die Baumärkte im Asien-Pazifik-Raum expandieren weiterhin kräftig. Seit dem Jahr 2001 ist der Baumarkt der Asien-Pazifik-Region um 250% gewachsen, allei-ne im Berichtszeitraum um fast 40% auf gut 55 Mrd. US$. Eine überraschend kräf-tige Steigerung des Bauvolumens von rund 60% war auch auf dem afrikanischen Kon-tinent zu verzeichnen, wo die Gewinne aus dem Rohstoffboom offensichtlich zu einem großen Teil in den Bausektor reinvestiert wurden. In nur drei Jahren hat sich das internationale Bauvolumen in Afrika auf 28,5 Mrd. US$ verdoppelt. Auch in Latein- amerika nahm das Wachstum um rund ein Drittel zu; hier belief sich das internationale Bauvolumen in 2007 auf mehr als 21 Mrd. US$.

III. Europäische Bauunterneh-men behaupten ihre Spitzen-positionDie aktuelle Statistik des europäischen Aus-landsbauverbands „European International Contractors“ (EIC), die im Gegensatz zur ENR-Statistik die Firmen des petroche-mischen Anlagenbaus unberücksichtigt lässt, belegt, dass die europäische Bauin-dustrie in angemessenem Umfang vom in-ternationalen Bauboom profitiert und im Jahr 2007 ihren internationalen Umsatz um fast 15% auf über 121 Mrd. € (gegenüber 106 Mrd. € in 2006) steigern konnte. Wie in den Jahren zuvor wurde mehr als die Hälfte

… muss der Ausblick auf 2009 verhalten ausfallen

12 | 2008 69

ENR Statistik 2007 – Marktanteile 2007 der TOP 225 Internationalen Bauunternehmen

Bauunternehmen Anzahl Gesamtvolumen Mittlerer Osten Asien-Pazifik Afrika Europa Nordamerika Lateinamerika

Nationalität Firmen Mio. $ % Mio. $ % Mio. $ % Mio. $ % Mio. $ % Mio. $ % Mio. $ %

USA 35 42.735,0 13,8 13.842,5 22,0 8.185,6 14,8 1.957,3 6,8 9.684,0 10,0 5.525,8 12,2 3.539,8 16,7

Kanada 3 2.766,7 0,9 21,5 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 304,3 0,3 2.400,8 5,3 40,2 0,2

Europa 64 179.576,6 58,0 26.668,6 42,4 23.267,9 42,0 13.659,6 47,8 75.310,5 78,0 27.772,9 61,5 12.897,1 60,7

Großbritannien 4 11.310,4 3,6 2.466,0 3,9 2.518,5 4,5 139,3 0,5 2.720,7 2,8 3.446,9 7,6 19,0 0,1

Deutschland 5 32.088,3 10,3 652,4 1,0 13.382,6 24,2 932,8 3,3 6.676,4 6,9 9.930,3 22,0 513,7 2,4

Frankreich 5 38.694,7 12,5 5.408,6 8,6 2.941,2 5,3 4.364,4 15,3 19.288,1 20,0 4.934,8 10,9 1.757,7 8,3

Italien 22 25.341,9 8,2 7.551,9 12,0 3.115,1 5,6 5.774,3 20,2 4.221,2 4,4 1.120,6 2,4 3.558,7 16,7

Niederlande 2 6.756,0 2,3 0,0 0,0 59,0 0,1 35,0 0,1 6.091,0 6,3 571,0 1,2 0,0 0,0

Spanien 11 25.160,8 8,1 2.680,5 4,3 518,8 0,9 886,2 3,1 13.451,1 13,9 1.640,7 3,6 5.983,5 28,1

Andere 15 40.244,5 13,0 7.909,2 12,6 732,7 1,3 1.527,6 5,3 22.861,9 23,7 6.128,6 13,5 1.064,5 5,0

Australien 4 10.115,0 3,3 258,8 0,4 1.963,0 3,5 0,0 0,0 2.944,6 3,1 4.946,8 10,9 2,0 0,0

Japan 16 23.858,5 7,7 8.575,4 13,6 7.685,2 13,9 1.150,1 4,0 1.960,1 2,0 3.430,6 7,6 1.057,2 5,0

China 51 22.677,6 7,3 3.482,2 5,5 9.177,0 16,6 7.695,8 26,9 990,6 1,0 434,2 0,9 897,9 4,2

Korea 11 8.015,7 2,6 4.062,2 6,5 2.234,6 4,0 850,1 3,0 264,9 0,3 475,6 1,1 128,3 0,6

Türkei 23 8.506,2 2,7 2.074,3 3,3 1.377,0 2,5 955,5 3,3 4.099,4 4,3 0,0 0,0 0,0 0,0

Alle Anderen 18 11.531,7 3,7 3.909,5 6,2 1.509,3 2,7 2.327,1 8,1 890,5 0,9 201,0 0,4 2.694,3 12,7

Alle Firmen 225 309.782,9 100,0 62.894,9 100,0 55.399,5 100,0 28.595,5 100,0 96.448,8 100,0 45.187,4 100,0 21.256,8 100,0

außer Antarktis/Arktis (84,0 Mio. $) Quelle: ENR, 18. August 2008

Nachdruck aus „Engineering-News Record“, Copyright und alle Rechte vorbehalten: The McGraw-Hill Companies, Inc. 18. August 2008. Weitere Informationen auf der Internetseite: www.enr.com

des internationalen Baugeschäfts innerhalb Europas abgewickelt, was die These eines zusammenwachsenden europäischen Bau-Binnenmarkts untermauert. Die innereuro-päische Rangliste wird nach wie vor von den französischen Bauunternehmen mit

einem Umsatz von mehr als 15 Mrd. € angeführt, dahinter folgen die Baufirmen aus Österreich mit 10,8 Mrd. €, aus Schwe-den mit 9,7 Mrd. €, aus den Niederlanden mit 6,8 Mrd. € und aus Spanien mit fast 6 Mrd. €.

Die aus deutscher Sicht besonders rele-vanten Beteiligungsmärkte in Nordamerika und Australien zeigten im Berichtszeitraum eine gegenläufige Entwicklung. Während der Umsatz in Nordamerika in Anbetracht der Dollarschwäche um ca. 10% zurück-ging, stieg das Baugeschäft in Australien um fast 50% an.

Trotz der starken regionalen Konkurrenz konnte die europäische Bauindustrie ihr Baugeschäft auch in den Schwellen- und Entwicklungsländern im Vergleich zum Vor-jahr um rund 25% ausbauen. Der größte Umsatzschub wurde mit 42% in der Golfre-gion erzielt. Hier profitieren in erster Linie die belgischen und niederländischen Bau-unternehmen – vor allem im Nassbagger-geschäft – sowie die Bauunternehmen aus der Türkei und aus Großbritannien vom be-reits beschriebenen Bauboom. Auch in Afri-ka bleibt die europäische Bauindustrie trotz des chinesischen Vormarschs prominent vertreten. Im Jahr 2007 konnte sie ihre Um-sätze auf dem Schwarzen Kontinent im Ver-gleich zum Vorjahr um rund ein Drittel auf 7,6 Mrd. € steigern. Besonders aktiv sind dort weiterhin die Bauunternehmen aus Frankreich, Italien und Portugal. Aus Asien

Auftragseingang aus dem Ausland – in Mrd. Euro –

Auftragseingänge der deutschen Bauindustrie aus dem Ausland nach Regionen (2000-2007)

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WIRTSCHAFT | Auslandsbau

70 12 | 2008

hat sich die europäische Bauindustrie ange-sichts der erdrückenden Konkurrenz aus China und Japan weitgehend zurückgezo-gen. Eine wichtige Ausnahme bilden in dieser Region die türkischen Bauunterneh-men, die sich in Zentralasien eine sehr gute Position aufgebaut haben und dort einen Umsatz von rund 1 Mrd. € erzielten. In La-teinamerika hielt sich das Geschäft, das vor allem von den italienischen und spa-nischen Baufirmen getragen wird, mit rund 4,8 Mrd. € auf dem Vorjahresniveau.

IV. Perspektiven für das internationale BaugeschäftDie im letzten Jahr an dieser Stelle geäu-ßerten Befürchtungen hinsichtlich der Ver-werfungen an den internationalen Finanz-märkten haben sich in diesem Jahr leider bewahrheitet und werden sich noch ins nächste Jahr hinein fortsetzen. Ausgehend von der Immobilienkrise in den USA und der darauf folgenden globalen Bankenkrise haben sich mittlerweile auch die Rahmen-bedingungen für die Weltwirtschaft einge-trübt. Folgt man den Lehren aus der „Asien-Krise“ in den Jahren 1997/98, so dürfte die Bauwirtschaft von einer Kreditverknappung sowie einer Zinserhöhung seitens der Ban-ken und einer Investitionszurückhaltung seitens der Auftraggeber mit leichter Verzö-gerung getroffen werden. Aktuell sind die

Auftragsbücher der international aktiven deutschen Bauunternehmen zwar gut ge-füllt, allerdings könnte die Kreditklemme so manches geplante Großprojekt – in den Schwellen- wie auch in den Industrielän-dern – gefährden bzw. verzögern.

Positiv ist allerdings zu vermerken, dass sich die deutsche Bauindustrie in den für sie wichtigen Auslandsmärkten strategisch gut positioniert hat. So dürften deutsche Baufirmen von der Immobilienkrise in den USA nur marginal beeinflusst werden, da der Wohnungsbau bei den deutschen Aus-landsaktivitäten keine Rolle spielt. Sollten allerdings die Probleme bei der Immobili-enfinanzierung auf gewerbliche Bauten und den Infrastruktursektor übergreifen, könnte dies die Aktivitäten auf dem US-Markt bremsen. In Australien bleiben die örtlichen Wachstumstreiber – der Ausbau der In- frastruktur sowie das Minengeschäft – in Takt, auch wenn es auf Grund der derzeit sinkenden Nachfrage nach Rohstoffen zu einer leichten Abkühlung der Baukonjunk-tur kommen dürfte.

In Europa verlangsamen sich aktuell die Aktivitäten auf dem Immobiliensektor, der gewaltige Bedarf an Tiefbaumaßnahmen hält indessen an. Besonders die neuen EU-Mitgliedsländer in Mittel- und Osteuropa sowie die Ukraine und Russland dürften auch in Zukunft Zuwächse im Infrastruktur-

sektor aufweisen, wobei der weitere Aus-bau des Straßenbaunetzes im Vordergrund steht. Die Osteuropa-Bank (EBRD) regis-triert derzeit eine verstärkte Nachfrage nach Finanzierungen für Infrastrukturpro-jekte und sagt voraus, dass die internatio-nalen Entwicklungsbanken und Regie-rungen in der Region für die von den privaten Banken hinterlassenen Finanzie-rungslücken einspringen müssen.

Bleibt, last but not least, die Golfregion, deren aktuelles Projektvolumen auf über 2.000 Mrd. US$ geschätzt wird. Auch hier dürfte es im Zuge der Finanzkrise zu Kor-rekturen, vor allem am Immobilienmarkt, kommen. Mit Blick auf die beeindruckende Projekt-Pipeline, die sich zu etwa gleichen Teilen auf Hochbauprojekte sowie auf Infra-strukturvorhaben verteilt, und in Anbe-tracht des nach wie vor einträglichen Öl-preisniveaus dürfte diese Region noch am besten mit der aktuellen Finanzkrise zu-recht kommen. In der Projekt-Pipeline be-finden sich gleichermaßen prestigeträchtige Hochbauprojekte, wie etwa die King Abdul-lah Economic City in Saudi-Arabien (Pro-jektvolumen 120 Mrd. US$) und das Silk City-Projekt in Kuwait (Projektvolumen 86 Mrd. US$), wie eine Vielzahl von Infrastruk-turvorhaben in den Sektoren Verkehr, In-dustrieanlagenbau sowie Öl- und Gasexplo-ration.

Umsätze 2007 in Millionen EURO

Österreich Belgien Dänemark Finnland Frankreich Deutschland Groß-britannien2)

Italien Niederlande Portugal Spanien Schweden Türkei

Anzahl der Unternehmen

5 6 7 9 12 12 4 44 7 18 13 2 25 164

Gesamtumsatz 11.520 4.447 1.281 2.651 24.332 22.470 7.588 5.773 10.220 1.931 8.122 14.307 6.610 121.252

– ohne Europa 757 2.943 215 24 9.089 18.588 5.762 4.097 3.438 1.393 2.248 4.580 3.561 56.695

– ohne Europa und Nordamerika

708 2.943 198 24 5.930 11.246 3.450 3.857 2.777 1.360 1.505 470 3.561 38.029

Regionalumsätze Gesamt

Europa 10.763 1.504 1.066 2.627 15.243 3.882 1.826 1.676 6.782 538 5.874 9.727 3.049 64.557

Nordamerika (USA und Kanada)

49 0 17 0 3.159 7.342 2.312 240 661 33 743 4.110 0 18.666

Amerika (Zentral und Süd)

62 232 114 0 689 383 13 1.330 166 157 1.189 470 0 4.805

Ozeanien/ Australien

0 131 0 0 1.435 9.413 1.690 196 145 0 7 0 0 15.178

Asien (Ohne Nahost)

166 160 37 22 236 313 0 190 0 1.037

Afrika (Ohne Nahost)

145 411 39 1 2.521 652 93 1.368 356 1.203 100 0 772 7.661

Naher Osten1) 335 2.009 8 1 1.285 562 1.654 963 1.797 0 19 0 1.752 10.385

1) Afghanistan, Bahrain, Ägypten, Iran, Irak, Israel, Jordanien, Kuwait, Libanon, Oman, Katar, Saudi-Arabien, Syrien, Vereinigte Arabische Emirate und Jemen (Nord und Süd)

2) Bezugsquelle: ENR; The Top 225 International Contractors 2007, herausgegeben am 18. August 2008 - Umtauschkurs: 1 US$ = 1,37 €; Offizielle Rate der Europäischen Zentralbank für 2007

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12 | 2008 71

Umsätze 2007 in Millionen EURO

Österreich Belgien Dänemark Finnland Frankreich Deutschland Groß-britannien2)

Italien Niederlande Portugal Spanien Schweden Türkei

Anzahl der Unternehmen

5 6 7 9 12 12 4 44 7 18 13 2 25 164

Gesamtumsatz 11.520 4.447 1.281 2.651 24.332 22.470 7.588 5.773 10.220 1.931 8.122 14.307 6.610 121.252

– ohne Europa 757 2.943 215 24 9.089 18.588 5.762 4.097 3.438 1.393 2.248 4.580 3.561 56.695

– ohne Europa und Nordamerika

708 2.943 198 24 5.930 11.246 3.450 3.857 2.777 1.360 1.505 470 3.561 38.029

Regionalumsätze Gesamt

Europa 10.763 1.504 1.066 2.627 15.243 3.882 1.826 1.676 6.782 538 5.874 9.727 3.049 64.557

Nordamerika (USA und Kanada)

49 0 17 0 3.159 7.342 2.312 240 661 33 743 4.110 0 18.666

Amerika (Zentral und Süd)

62 232 114 0 689 383 13 1.330 166 157 1.189 470 0 4.805

Ozeanien/ Australien

0 131 0 0 1.435 9.413 1.690 196 145 0 7 0 0 15.178

Asien (Ohne Nahost)

166 160 37 22 236 313 0 190 0 1.037

Afrika (Ohne Nahost)

145 411 39 1 2.521 652 93 1.368 356 1.203 100 0 772 7.661

Naher Osten1) 335 2.009 8 1 1.285 562 1.654 963 1.797 0 19 0 1.752 10.385

1) Afghanistan, Bahrain, Ägypten, Iran, Irak, Israel, Jordanien, Kuwait, Libanon, Oman, Katar, Saudi-Arabien, Syrien, Vereinigte Arabische Emirate und Jemen (Nord und Süd)

2) Bezugsquelle: ENR; The Top 225 International Contractors 2007, herausgegeben am 18. August 2008 - Umtauschkurs: 1 US$ = 1,37 €; Offizielle Rate der Europäischen Zentralbank für 2007

Bauhauptgewerbe – Jahresbauleistung in Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten ab 1980

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in Mio. EUR in Anzahl in Mio. EUR

1980 53.588 48.482 5.106 231 – –

1981 52.056 46.404 5.652 255 – –

1982 49.812 44.302 5.510 255 – –

1983 51.300 45.501 5.799 224 – –

1984 48.953 43.866 5.087 263 – –

1985 45.227 41.207 4.020 233 – –

1986 45.883 43.856 2.027 254 – –

1987 45.160 43.702 1.458 242 – –

1988 47.355 46.010 1.345 242 – –

1989 51.293 50.078 1.215 235 – –

1990 57.690 56.564 1.126 213 – –

1991 64.560 63.354 1.206 251 – –

1992 74.669 73.550 1.119 242 – –

1993 77.316 76.114 1.202 224 – –

1994 82.693 81.435 1.258 224 – –

1995 74.931 73.654 1.277 189 – –

1996 70.930 69.188 1.742 204 – –

1997 68.355 66.784 1.571 192 – –

1997 88.925 87.281 1.644 216 – –

1998 82.150 80.541 1.609 191 17 2.625

1999 83.213 81.666 1.547 208 16 2.495

2000 77.875 76.815 1.060 235 14 1.464

2001 69.544 68.214 1.330 248 11 782

2002 63.327 61.740 1.587 244 10 1.036

2003 61.430 59.330 2.100 337 10 1.200

2004 56.268 54.553 1.715 379 7 883

2005 54.625 52.929 1.696 408 8 688

2006 58.586 56.681 1.905 504 5 742

RA Frank Kehlenbach, Leiter der Stabsstelle Auslandsbau im

Hauptverband der Deutschen Bauindustrie,

Geschäftsführer der European International Contractors (EIC)

[email protected]]

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51

Auslandbau | Wirtschaft

www.baumarkt-online.info1-2 | 2009

D

Internationaler Bauboom Teil 2

Im Jahr 2007 konnte die deutsche Bauindustrie mit 27,75 Mrd. € ihre internatio-nalen Auftragseingänge um 8% gegenüber dem Vorjahr steigern und damit erneut ein Rekordergebnis markieren. Der Löwenanteil des internationalen Baugeschäfts wurde wie gewohnt über das Tochter- und Beteiligungsgeschäft erwirtschaftet.

Deutsche Bauindustrie im Ausland beflügelt

Das  traditionelle  Bauexportgeschäft  ver- ringerte sich gegenüber dem vergleichswei-se  hohen  Wert  im  Vorjahr  um  20%  und  erreichte  ein  Auftragsvolumen  von  1,75 Mrd. €. Auch die Bauleistung im Ausland verzeichnete 2007 mit 22,5 Mrd. € einen neuen  Höchststand.  In  Anbetracht  des  in Teil  1  beschriebenen  internationalen  Bau-booms  im  Jahr  2008,  der  erst  im  Herbst durch den Ausbruch der globalen Finanzkri-se abzuflachen begann, ist für das vergan-gene  Jahr  nochmals  mit  einer  Steigerung bei  der  internationalen  Bauleistung  sowie bei den Auftragseingängen zu rechnen. I. Deutscher Auftragseingangaus dem Ausland im Jahr 2007 Der  seit  dem  Jahr  2003  anhaltende  Trend einer  Aufwärtsentwicklung  bei  den  Auf- tragseingängen der deutschen Bauindustrie aus  dem  Ausland  hat  im  Jahr  2007  einen weiteren  Schub  erhalten.  Die  in  der  Aus-landsbaustatistik  des  Hauptverbands  er-fassten Bauunternehmen konnten  im Jahr 2007 ein internationales Ordervolumen von 27,75 Mrd. € akquirieren. Davon entfielen 26 Mrd. € auf das Tochter- und Beteili-gungsgeschäft und knapp 1,75 Mrd. € auf den traditionellen Auslandsbau. Insgesamt wurde 2007 das bisher beste Ergebnis seit 

dem Beginn der statistischen Aufzeichnungen im Jahr 1950  erzielt.  Entscheidend  für  den  weiteren  Anstieg des Auftragseingangs war das hervorragende Ergebnis im Tochter- und Beteiligungsgeschäft. Zwar fiel das  Volumen des Beteiligungsgeschäfts in Nordamerika auf Grund  des  schwachen  US-Dollar  um  -10%,  dagegen nahm der Auftragseingang  im derzeit wichtigsten Be-teiligungsmarkt Australien um  fast 18% zu. Mit nun-mehr 13 Mrd. € entfielen rund 47% des akkumulierten internationalen Auftragseingangs auf das australische Beteiligungsgeschäft.

Um mehr als 300% auf rund 1,5 Mrd. € stieg das Beteiligungsgeschäft in Asien. Dieses exzellente Ergeb-nis ist in erster Linie auf zunehmende Auftragseingän-ge aus der Golfregion,  insbesondere aus Katar, Oman und  Saudi-Arabien,  zurückzuführen.  Auch  das  Beteili-gungsgeschäft  in Afrika (+23%) und  in Lateinamerika (+57%) entwickelte  sich positiv.  In Europa verlor das T+B-Geschäft  gegenüber  dem  Vorjahr  zwar  leicht  an Fahrt  (-6%), dennoch wurde mit einem Volumen von fast 3 Mrd. € erneut ein beachtlicher Wert erzielt. In-nerhalb der Europäischen Union entfielen mehr als drei Viertel  der  Auftragseingänge  auf  die  Beteiligungen  in Frankreich, Polen, Großbritannien, Österreich und der Tschechischen Republik.

Nach  dem  sehr  guten  Vorjahreswert  von  über  2  Mrd. € ging das Bauexportvolumen leicht auf 1,75  Mrd. € zurück. Im Mehrjahresvergleich bedeutet dies immerhin  noch  den  drittbesten  Wert  dieser  Dekade nach 2006 (2,1 Mrd. €) und 2000 (2,4 Mrd. €). Darüber

auftragseingang aus dem ausland – in Mrd. Euro –

auftragseingänge der deutschen Bauindustrie aus dem ausland nach regionen (2000-2007)

Page 6: Internationaler Bauboom Teil 1€¦ · mittlerweile eine ganze Reihe neuer Markt-teilnehmer – vornehmlich aus der Türkei, 68 12 | 2008 China, Korea, Brasilien und dem Mittleren

Wirtschaft | Auslandsbau

www.baumarkt-online.info 52 1-2 | 2009

rekten  Auftragseingänge  aus  Afrika  (108 Mio. €) konnten geringfügig zulegen, wäh-rend das Bauexportgeschäft in Europa zwar um knapp 20% zurückging, aber immerhin noch rund 1 Mrd. € erreichte. Insgesamt hat die deutsche Bauindustrie im Berichts-zeitraum wiederum unterstreichen können, dass sie bei komplexen Infrastrukturvorha-ben  (z.B.  Tunnel, Brücken, Häfen bzw. bei PPP-Projekten),  aber  auch  im  Straßenbau oder bei Off-shore-Windparks international wettbewerbsfähig bleibt.

Für das Jahr 2008 ist bei der Bauleistung in Anbetracht der hohen Auftragseingänge 

aus dem Vorjahr mit einer kräftigen Steige-rung zu rechnen. Demgegenüber ist bei den internationalen  Auftragseingängen  in  An-betracht des 2007 erreichten Rekordniveaus und  der  sich  im  letzten  Quartal  des  Vor-jahres verschärfenden Finanzkrise mit einer dezenten Aufwärtsbewegung bzw. mit einer Konsolidierung  zu  rechnen.  Insgesamt  ge-hen die deutschen internationalen Baufir-men mit prall gefüllten Auftragsbüchern in das konjunkturell schwierige Jahr 2009. II. Aktuelle Themen des inter-nationalen BaugeschäftsIm Lichte der sich abzeichnenden Konjunk-turabkühlung  auf  den  Weltmärkten  bleibt die  Bundesregierung  aufgefordert,  die  in-ternationalen  Aktivitäten  der  deutschen Bauindustrie  tatkräftig  zu  unterstützen.  Besonders  bedeutsam  ist  die  politische Flankierung  im  Rahmen  der  deutschen  Exportkreditversicherung, bei der Überwin-dung  von  Marktzugangshindernissen  in Drittmärkten sowie im Bereich der interna-tionalen Vergabe und Vertragsstandards. Modernisierung der deutschen ExportkreditversicherungIm  Spannungsfeld  zwischen  nationaler Wertschöpfung  einerseits  und  nationalem Interesse  andererseits  sollte  die  deutsche Exportkreditversicherung der zunehmenden internationalen  Arbeitsteilung  durch  eine ganzheitliche  Betrachtung  der  außenwirt-schaftlichen  Interessen  deutscher  Bauun-ternehmen auf den globalisierten Märkten besser  Rechnung  tragen.  Der  Bund  geht nach  wie  vor  von  einem  „überkommenen Exporteursbegriff“  aus  und  aus  Sicht  der deutschen Bauindustrie besteht zumindest in drei Punkten Reformbedarf:1.  Ausweislich der Hermes-Regularien droht 

dem Exporteur im Falle der Auftragsab-wicklung durch eine lokale Beteiligungs-gesellschaft der Verlust des „Exporteurs-status“,  selbst  wenn  die  Projektdurch- führung  operativ  in  enger  Abstimmung und  Kooperation  mit  der  deutschen Muttergesellschaft erfolgt und somit der Sicherung von Arbeitsplätzen im Inland dient.  Hier  würde  eine  größere  Bereit-schaft  des  Bundes  zur  Erteilung  von „Cross-Border-Deckungen“  die  Position der  deutschen  Bauwirtschaft  auf  den Weltmärkten verbessern.

2.  Der  Bedarf  an  Exportkreditversiche-rungen  fokussiert  sich  im  modernen Bauexportgeschäft auf großvolumige In-frastrukturvorhaben  mit  mehrjähriger Vertragslaufzeit.  Hier  besteht  verstärkt ein  Bedarf  an  maßgeschneiderten  Teil-deckungen  und  damit  an  Ausnahmen 

hinaus  ist  immer auch zu berücksichtigen, dass  die  Abgrenzung  von  Bauexportge-schäft und Beteiligungsgeschäft, vor allem außerhalb der Industrieländer, fließend ist und  die  Buchung  des  Projekts  als  Beteili-gungsgeschäft  –  selbst  wenn  die  Ausfüh-rung als Projektexport erfolgt – den forma-len  Bedingungen  vor  Ort  geschuldet  sein kann. Vor diesem Hintergrund entwickelten sich  die  traditionellen  Auftragseingänge aus Asien (625 Mio. €) erfreulich, wobei auch hier die Golfregion,  insbesondere die Vereinigten Arabischen Emirate und Oman und Katar,  im Fokus standen. Auch die di-

Jahr

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in Mio € in Anzahl in Mio €

1980 53.588     48.482 5.106      231         – –

1981 52.056     46.404 5.652      255         – –

1982 49.812 44.302 5.510      255         – –

1983 51.300     45.501 5.799      224 – –

1984 48.953 43.866 5.087      263         – –

1985 45.227 41.207 4.020 233         – –

1986 45.883 43.856 2.027      254 – –

1987 45.160 43.702 1.458 242 – –

1988 47.355 46.010 1.345 242 – –

1989 51.293     50.078     1.215      235         – –

1990 57.690     56.564 1.126      213         – –

1991 64.560 63.354 1.206      251         – –

1992 74.669 73.550     1.119      242 – –

1993 77.316     76.114 1.202      224 – –

1994 82.693     81.435 1.258      224 – –

1995 74.931 73.654 1.277      189         – –

1996 70.930     69.188     1.742 204 – –

1997 68.355     66.784 1.571      192         – –

1997 88.925     87.281     1.644 216         – –

1998 82.150     80.541 1.609      191         17          2.625       

1999 83.213     81.666     1.547 208         16          2.495

2000 77.875     76.815     1.060      235         14 1.464

2001 69.544 68.214 1.330      248 11          782       

2002 63.327     61.740 1.587      244 10          1.036       

2003 61.430 59.330     2.100      337         10          1.200       

2004 56.268     54.553 1.715      379         7          883       

2005 54.625 52.929     1.696      408 8          688       

2006 58.586     56.681     1.905      504 5          742

Bauhauptgewerbe – Jahresbauleistung in Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten ab 1980 (bis 1997 ohne neue Bundesländer, ab 1997 für Deutschland insgesamt

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]

vom „Alles-oder-Nichts-Deckungsprinzip“.3.  Die vom Bund  im Jahr 2006 eingeführ-

ten  Avalgarantien  kommen  auf  Grund des maximalen Obligos von 80 Mio. € für Infrastrukturprojekte derzeit nicht in Be-tracht. Hier regt die Bauindustrie die Ab-schaffung des fixen Schwellenwerts und stattdessen  eine  Orientierung  der  De-ckungsobergrenze an relevanten Unter-nehmenskennzahlen an.

 OECD erarbeitet Index zugrenzüberschreitenden Bau-dienstleistungenDie  OECD  erstellt  derzeit  in  Konsultation mit  der  europäischen  Bauwirtschaft  einen Index  zu  den  Marktzugangshindernissen beim  internationalen  Handel  mit  Baudi-enstleistungen. Als Grundlage  für die wei-tere  Forschungsarbeit  hat  die  zuständige Handelsabteilung jüngst eine Studie vorge-stellt, welche die verschiedenen Spielarten beim  Ex-  und  Import  von  Bauleistungen darstellt.  Die  Tatsache,  dass  die  deutsche Bauwirtschaft  nach  dem  der  OECD  vorlie-genden Datenmaterial der größte Exporteur von Baudienstleistungen mittels  kurzfristi-ger (bis 12 Monate) Betriebsstätten im Aus-land  ist,  unterstreicht  ihre  internationale Wettbewerbsfähigkeit.  Gleichzeit  illustriert die  OECD-Studie,  dass  Deutschland  auch beim  Import  von  Bauleistungen  an  erster Stelle  steht  und  dass  der  deutsche  Bau-markt  im  globalen  Vergleich  einer  der  of-fensten Märkte ist. 

Grenzüberschreitende Baudienstleistung, Export 2003-2005

Grenzüberschreitende Baudienstleistung, import 2003-2005

Internationale Vergabe-und VertragsstandardsNach langen Diskussionen hat die Weltbank hat  im  April  2008  einen  Vorschlag  zur  Einführung ländereigener Beschaffungsver-fahren  („Country  Procurement  Systems“) angenommen,  wonach  zukünftig  bei  der Vergabe von Weltbank-finanzierten Bau-projekten  das  nationale  Vergaberecht  der Partnerländer  zur  Anwendung  kommen kann.

Die  deutsche  Bauindustrie  befürchtet infolge  dieses  Pilotprogramms  eine  Auf- weichung  der  internationalen  Vergabe- standards und hat sich wiederholt kritisch zu  dieser  Strategie  geäußert.  Auch  wenn die  Industrie  das  Pilotprogramm  letztlich nicht  verhindert  werden  konnte,  so  konn- ten  doch  einige  Verbesserungen  erreicht werden, z.B.:n  werden  komplexe  Projekte  (wie  etwa 

Staudämme) aus der Pilotphase ausge-nommen;

n werden die ländereigenen Beschaffungs-verfahren  auf  wenige  Pilotländer  und die Pilotphase von 2 Jahren beschränkt;

n wird ein Technisches Beratungsgremium mit  Industrievertretern,  u.a.  auch  aus der deutschen Bauindustrie, eingesetzt.

Nicht  nur  bei  der  Vergabepolitik,  auch  im Bereich der  internationalen Vertragsbedin-gungen sind neue Entwicklungen zu beob-achten.  So  veröffentlichte  der  internatio- nale Ingenieursverband FIDIC im September 2008 die 1. Auflage der „Conditions of Con-

tract  for  Design,  Build  and  Operate  Pro-jects“  (DBO).  Der  innovative  DBO-Muster-bauvertrag verbindet die Planungs-, Bau- und Betriebsphasen  einer  baulichen  Anlage  in einem einzigen Vertragspaket, welches mit einer  umfassenden  Vertragserfüllungsga-rantie abgesichert werden soll.

Die  deutsche  Bauindustrie  begrüßt  den neuen  Musterbauvertrag,  da  die  FIDIC  hiermit  die  Vorteile  des  DBO-Ansatzes  für alle  am  Bau  beteiligten  Vertragspar- teien  anerkennt:  Verkürzung  der  Bauzeit durch  Schnittstellen-Optimierung,  verrin-gertes Risiko von Mehrkosten während der gesamten  Vertragslaufzeit  sowie  verbes-serte Qualität infolge des Lebenszykluskos-ten-Konzepts.  Allerdings  bestehen  noch Defizite bei einigen Detailfragen, z. B. der Rolle des Bauherren-Vertreters im Vertrags-gefüge,  bei  Umfang  und  Laufzeit  der  Ver-tragserfüllungsgarantie  sowie  beim  Über-gang von der Bau-  zur Betriebsphase. Um hier die FIDIC zu Nachbesserungen zu be-wegen, wird derzeit ein EIC-Kommentar aus Sicht der Bauunternehmen zu diesem Ver-tragswerk erarbeitet.

RA Frank Kehlenbach,Leiter der Stabstelle Auslandsbauim Hauptverband der Deutschen

Bauindustrie,Geschäftsführer der European

International Contractors (EIC),[email protected]

[www.bauindustrie.de]

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