intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

79
intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04

Transcript of intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Page 1: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen

16.11.04

Page 2: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Prediktoren eines erhöhten perioperatives kardiovaskuläre Risiko

1. hohes Risikoinstabiles Koronarsyndrom

Akutes oder subakutes (7 Tage) KoronarsyndromInstabile Angina pectoris (AP III-IV nach CCS)

dekompensierte Linksherzinsuffizienzsignifikante Herzrhythmusstörungen

höhergradiger AV-Blocksymptomatische ventrikuläre Arrhythmiensupraventrikuläre Arrhythmien mit unkontrollierter

Kammerfrequenz

schwere Klappenerkrankung

Page 3: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Prediktoren eines erhöhten perioperatives kardiovaskuläre Risiko

2. intermediäres Risiko

milde Angina pectoris (AP I-II nach CCS)

anamnestisch Z. n. Myokardinfarkt, patholog. „Q“

kompensierte HerzinsuffizienzDiabetes mellitus (i. e. insulinpflichtig)Niereninsuffizienz

Page 4: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Prediktoren eines erhöhten perioperatives kardiovaskuläre Risiko

3. niedriges Risiko

hohes Lebensalterauffälliges EKG

(LSB, LV-Hypertrophie, ST-Abnormalitäten)

kein Sinusrhythmus (Vorhofflimmern)niedrige Belastbarkeitanamnestisch Z. n. apoplektischen Insultunkontrollierte art. Hypertonie

Page 5: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Kardiales Risiko bei unterschiedlichen chirurgischen Eingriffen:

1. hohes Risiko

kardiales Risiko im allgemeinen oft > 5%• notfallmäßig große OP (bes. wenn alt)• OP im Bereich der Aorta abdominalis

(thorakal) o. andere große Gefäßoperationen • OP im Bereich der peripheren Gefäße• prolongierter operativer Eingriff, der mit

einer großen Volumenverschiebung oder einem großen Blutverlust einhergeht

Page 6: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Kardiales Risiko bei unterschiedlichen chirurgischen Eingriffen: 2. intermediäres Risiko

kardiales Risiko im allgemeinen < 5%

• Carotis Endarteriektomie

• OP im Bereich von Kopf u. Nacken

• OP intraperitoneal od. intrathorakal

• orthopädische Operationen

• OP im Bereich der Prostata

Page 7: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Kardiales Risiko bei unterschiedlichen chirurgischen Eingriffen:

3. niedriges Risiko

kardiales Risiko im allgemeinen < 1%

• endoskopische Eingriffe

• oberflächliche Eingriffe

• Katarakt-OP

• Mamma-OP

Page 8: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Herzrhythmusstörungen

Intraoperativ mögliche Arrhythmien

Tachykardie Bradykardie

Page 9: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Herzrhythmusstörungen1. tachykarde HRST

schmaler QRS breiter QRS

regelmäßig unregelmäßig

Page 10: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

tachykarde HRSTmit schmalem QRS

regelmäßig• Reentry-Tachykardie bei Präexzitation wie

WPW, LGL

• AV-Knoten-Reentry-Tachykardie

• atriale Tachykardie

• Vorhofflattern mit regelmäßiger Überleitung

Page 11: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

tachykarde HRST mit schmalem QRS

unregelmäßig

• Vorhofflimmern

• Vorhofflattern mit wechselnder Überleitung

Page 12: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

tachykarde HRSTmit breitem QRS

regelmäßig• ventrikuläre Tachykardie (nicht immer

regelmäßig, in ca. 60% monomorph)• supraventrikuläre Tachykardie mit intraventr.

Leitungsblockierung oder aberranter Überleitung• Reentry-Tachykardie unter Einbeziehung von

Mahaim-Fasern (WPW-Tachykardie, antidrom)

Page 13: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

tachykarde HRST mit breitem QRS

unregelmäßig• polymorphe ventrikuläre Tachykardie• Vorhofflimmern bei intraventr.

Leitungsblockierung• Vorhofflimmern bei WPW-Syndrom

Page 14: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

bradykarde HRST

• Verschiedenen Formen der AV-Blockierungen

• bradykardes Vorhofflimmern

• Knoten-Ersatzrhythmus

• Asystolie

Page 15: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Basis therapeutischer Überlegung

Sichere Erkennung der Art der Rhythmusstörung

Page 16: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Tachykarde HRSTschmaler regelmäßiger QRS

Sinustachykardie

• HF: 100-150/min• P-Zacke: normal• PQ-Abstand: normal

Page 17: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Tachykarde HRST schmaler regelmäßiger QRS

Atriale Vorhoftachykardie

• HF: 100-150/min• P-Zacke:oft vorhanden, meist

unterschiedliche Konfiguration zur P-Zacke des Sinusknoten

Page 18: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.
Page 19: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Tachykarde HRST schmaler regelmäßiger QRS

AV-Knoten-Reentry-Tachykardie• HF: 120-200/min

• P-Zacke: im QRS-Komplex verbor-gen oder unmittelbar im Anschluss an QRS-Komplex

Page 20: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.
Page 21: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.
Page 22: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Tachykarde HRST schmaler regelmäßiger QRS

Tachykardie Präexzitationssyn-drom (mit orthodromer Leitung, WPW-Syndrom)

• HF: 150-240/min• P-Zacke:meist nach QRS Komplex,

keine Delta-Wellen während Tachykardie

Page 23: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Tachykarde HRST schmaler regelmäßiger QRS

Vorhofflattern mit regelmäßiger Überleitung

• Kammerfrequenz: je nach Überleitung (bei 2:1 Überleitung z. B. 120/min)

• Vorhoffrequenz: 200-300/min

• Sägezahnmuster

Page 24: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.
Page 25: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Tachykarde HRST schmaler unregelmäßiger QRS

Atriale Tachykardie mit wechselnden Überleitungen

• Frequenz der P-Welle: 160-240/min• normale oder wechselnde P-Konfiguration

wie zur P-Zacke bei Sinusrhythmus

Page 26: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Tachykarde HRST schmaler unregelmäßiger QRS

Vorhofflattern mit tachykarder und unregelmäßiger Überleitung

• Frequenz der P-Zacke: 200-300/min• Sägezahnmuster

Page 27: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Tachykarde HRST schmaler unregelmäßiger QRS

Vorhofflimmern mit tachykarder Überleitung

• Frequenz P-Zacke: 300-600/min

• P-Zacke: nicht sicher abgrenzbar

Page 28: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.
Page 29: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.
Page 30: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.
Page 31: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

tachykarde HRSTbreiter QRS

Was spricht für ventrikulären Reizursprung (ventrikuläre Tachykardie)?

• verbreiterter QRS >0,14 sec., monomorph oder polymorph, nicht immer regelmäßig

• Lagetyp –90 bis-180 (Nord-West-Typ)• retrograde AV-Blockierung o. AV-Dissoziation• ventrikuläre Capture-Beats• am Ende und am Beginn VES• vagale Manöver ohne Einfluss

Page 32: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

tachykarde HRSTbreiter QRS

Monomorphe ventrikuläre Tachykardie

• Regelmäßige gleichförmige Kammerkomplexe

• meist mit Frequenz von 120-250

• Ursache: Ventrikel-Reentry– anhaltend (>30 s) oder nicht anhaltend

Page 33: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

tachykarde HRSTbreiter QRS

Idioventrikuläre Tachykardie

• benigne ventrikuläre Rhythmusstörung

• ektoper Kammerrhythmus (40-120/min)

• selten anhaltend

• AV-Dissoziation

• „capture-beats“

• gute Prognose, häufig bei Infarkt-Lyse: „Reperfusionsarrhythmie

Page 34: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

tachykarde HRSTbreiter QRS

Polymorphe ventrikuläre Tachykardie

• ohne QT-Verlängerung

• mit erworbener QT-Verlängerung

• mit angeborener QT-Verlängerung

Page 35: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

tachykarde HRSTbreiter QRS

Polymorphe VT ohne QT-Verlängerung

• instabil

• schnelle Degeneration in Kammerflimmern

• bei z. B. akutem HI

Page 36: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

tachykarde HRSTbreiter QRS

Polymorphe VT mit erworbener QT-Verlängerung

• Torsade-de-pointes-Tachykardie- Spitzenumkehrtachykardie- meist iatrogen - undulierender Charakter- AV-Block III°- zusätzl. Gefährdung durch Hypokaliämie und

Hypomagnesiämie

Page 37: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

tachykarde HRSTbreiter QRS

Polymorphe VT mit angeborener QT-Verlängerung

• Extrem selten- Gendefekt- jugendlicher Patient- Sinusrhythmus- Beginn: Stress

Page 38: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

tachykarde HRSTbreiter QRS

Bei ventrikulärem Reizursprung Gefahr des Übergangs in:

• Kammerflimmern- keine geordnete Kammeraktion mehr

erkennbar

Page 39: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

tachykarde HRSTbreiter QRS

• Sehr selten:

• Ventrikuläre Tachykardie bei arrhythmogenem rechten Ventrikel– Schon in der Jugend beginnendes Krankheitsbild

Page 40: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

tachykarde HRSTbreiter QRS

Was spricht für einen supraventrikulären Reizursprung?präexistenter o. funktioneller Schenkelblock• Verbreiterter QRS um 0,12 sec.• meist regelmäßige QRS-Abstände• „identische“ QRS-Komplexe wie im Ruhe-EKG• Lagetyp unverändert• Lage der P-Welle wie bei supraventrikulärer

Tachykardie• SVES oft am Ende und am Beginn der Tachykardie

Page 41: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

tachykarde HRSTbreiter QRS

Was spricht für einen supraventrikulären Reizursprung? (z. B. WPW antidrom)

atrioventrikuläre Leitung über eine akzessorische Bahn– Verkürzung der PQ-Zeit– Delta-Welle– Frequenz meist 160-240/min– QRS-Breite meist < 0,14 sec.

Page 42: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.
Page 43: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

tachykarde HRSTbreiter QRS

• Sonderproblem• WPW-Syndrom mit Vorhofflimmern

VITALE GEFÄHRDUNG Kammerfrequenz bis 360/min Bizarre breite und schmale Kammerkomplexe mit stark wechselnden

RR-Intervallen Digitalis verkürzt Refraktärzeit der akzessorischen Bahn direkt:

kontraindiziert! Verapamil und Adenosin kontraindiziert!

Page 44: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

bradykarde HRST

• Therapeutische Relevanz bei Differentialdiagnose des AV-Blocks II°

• AV-Block II° Mobitz Typ 1 (Wenckebach)

• AV-Block II° Mobitz Typ 2

Page 45: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

bradykarde HRST

• AV-II° Typ Mobitz 1 (Wenckebach)

- AV-Knoten-Block

- von Schlag zu Schlag schlechtere Leitung

- vagaler Einfluss

- gute Prognose

- nicht schrittmacherpflichtig

- Atropin

• AV-II° Typ Mobitz 2

• His-Purkinje-System-Block

- „alles oder nichts“

- kein vagaler Einfluss

- ernste Prognose

- schrittmacherpflichtig

- Atropin evtl. ungünstig, besser Orciprenalin

Page 46: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

AV-Block II.Grades Typ Mobitz II

Page 47: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.
Page 48: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Therapeutische Überlegungenintraoperativ

Ich komme

endlich

zum Thema

Page 49: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Basis therapeutischer Überlegungen

Der möglichst sicheren Erkennung der

Art der Rhythmusstörung

folgen dann zunächst

• grundsätzliche Überlegungen

Page 50: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Therapeutische Überlegungen

OP-bedingte Ursachen?- Blutverlust?

- Elektrolytverschiebung?

- Schmerz?

Herzgesund?Herzkrank?

Page 51: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Therapeutische Überlegungen Tachykardien bei Elektrolytstörungen

Hypokaliämie häufig verbunden mit Hypomagnesiämie- ST-Senkung je nach Schweregrad– abgeflachte biphasische bis tief deszendierende negative T-

Welle– breite U-Welle– Verschmelzung der T-Welle mit hoch positiver U-Welle– Gesteigerte Digitalisempfindlichkeit– Begünstigung von Torsade-de-pointes-Tachykardien– Als Folge von Reanimation durch adrenalinbedingte

Kaliumverschiebung von extrazellulär nach intrazellulär– Bei Hypomagnesiämie keine gute Korrelation zwischen

Serumkonzentration und Gesamtdefizit

Page 52: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Therapeutische ÜberlegungenTachykardien bei Elektrolytstörungen

Hyperkaliämie

– Durch Verzögerte intraventr. Erregungsausbreitung Verbreiterung und Deformierung des QRS-Komplexes

– P-Zacke abgeflacht bzw. komplett verschwunden

– Möglich auch Bradyarrhythmien oder höhergradige AV-Blockierungen insbes. Bei gleichzeitiger Gabe von leitungsverzögernden Medikamenten

Page 53: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Therapeutische Überlegungen

Herzgesund:

• HRST anamnestisch bekannt?– z. B. idiopathisches intermittierendes

Vorhofflimmern

• Vormedikation?

Page 54: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Therapeutische Überlegungen

Herzkrank:• KHK: mit oder ohne Herzinsuffizienz• Vitium cordis (z. B. Mitralstenose)• chronisches Vorhofflimmern• Antikoagulation (z. B. Lungenembolie?)

• Vormedikation?

Page 55: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Therapeutische ÜberlegungenGrundsatz

Je schlechter die Pumpfunktion

– desto häufiger treten SVES u. VES auf

– desto häufiger proarrhythmischer Effekt der Antiarrhythmika

Page 56: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Therapeutische ÜberlegungenGrundsatz

Klasse Wirkung EKG Wirkort Substanz

Ia Na-Antagonisten

Anstiegssteilheit +

Repolarisation -

QT ++ Vorhof

Ventrikel

Chinidin, Disopyramid

Ajmalin

Ib Anstiegssteilheit -

Repolarisation -

O Ventrikel Lidocain, Mexiletin

Tocainid

Ic Anstiegssteilheit - QRS ++ Vorhof

Ventrikel

Propafenon, Flecainid

Aprindin, Lorcainid

II Beta-

Sympatholytika

Katecholaminwirkung -

AV-Überleitung -PQ + Vorhof

Ventrikel

Betablocker

III K-Antagonisten

Repolarisation + QT + Vorhof

Ventrikel

Amiodaron, Sotalol

IV Ca-Antagonisten

Ca-Einstrom -

AV-Überleitung -

PQ + Vorhof Verapamil, Diltiazem

Page 57: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Therapeutische ÜberlegungenGrundsatz

Klasse I: – nicht bei VES– Kontraindiziert in ersten 3 Monaten nach Infarkt

- außer bei Akutbehandlung lebensgefährlicher ventrikulärer Arrhythmien (Lidocain)

Klasse II:– mit ACE-Hemmer Standard bei Herzinsuffizienz

Klasse III:– bei schwerwiegenden ventrikulären Tachykardien

Klasse IV:– Frequenzbegrenzung bei z. B. tachykardem VF

Page 58: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Therapeutische Überlegungenintraoperativ

Akuttherapie tachykarder HRST

Reflektorisch?

- Narkose zu flach?

- Blutverlust?

- Elektrolytverschiebung?

- Embolie?

Page 59: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Therapeutische Überlegungen intraoperativ

Akuttherapie tachykarder HRST

Vagusreiz wenn möglich• Effekt?• Demaskierung

– atriale Tachykardie– Vorhofflattern– bei AV-Knoten-Reentry:

evtl. Limitierung

Page 60: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Therapeutische Überlegungen intraoperativ

Akuttherapie tachykarder HRST• (90% der SVT mit HF > 150/min : Reentry am AV-Knoten)

Adenosin als Bolus 6 – 12mg- bewirkt AV-Blockierung II° und III°- Senkung Sinusknotenfrequenz- Halbwertzeit: 1,5 Sekunden!- Vorhofflattern wird nicht beseitigt evtl.

demaskiert- Vorhoftachykardie wird nicht beseitigt evtl.

demaskiert- WPW: Tachykardie wird noch schneller

Page 61: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Therapeutische Überlegungen intraoperativ

Nebenwirkung Adenosin:• (immer nur sehr kurzzeitig)

• Vasodilatierend : Hypotonie

• Vasodilatierend an Koronarien : Steal-Effekt : myokard. Ischämie

• Asystolie für 3-4s (vereinzelt >12s beschrieben)

• Ventrikuläre Arrhythmien sich selbst limitierend beim Umspringen in SR bei 30-50% der Patienten, sehr selten Auslösen von Kammerflimmern möglich

• Bronchokonstriktion (Antagonist Aminophyllin)

Page 62: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Therapeutische Überlegungen intraoperativ

Adenosin hat Verapamil abgelöst!

Indikation für Verapamil

• AV-Knoten-Reentry-Tachykardie• Frequenzbegrenzung bei Vorhofflimmern• bei Vorhofflattern, wenn Kardioversion nicht möglich,

versuchsweise

Page 63: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Therapeutische Überlegungen intraoperativ

Wirkung Verapamil: (Halbwertzeit bei i.v.-Gabe ca. 15-30 Minuten)

• Vasodilatierend : Hypotonie

• Verlangsamung der Vorhofdepolarisation

• AV-blockierend

• negativ inotrop

• bei Patienten mit Sinusknotensyndrom 4-5 x stärker dämpfend als bei Herzgesunden

Page 64: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Therapeutische Überlegungen intraoperativ

Kontraindikation Verapamil:

• Ventrikuläre Tachykardie kann schnell in Kammerflimmern degenerieren

• WPW nur noch Leitung über akzess. Bahn• Gleichzeitige Gabe von Beta-Blockern• Hypotension bedrohlich vor allem unter

Inhalationsanästhetika• AV-Blockierungen, kranker Sinusknoten• Manifeste Herzinsuffizienz• Schock

Page 65: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Therapeutische Überlegungen intraoperativ

Vorhofflimmern

• Digitalis• Verapamil bei manifester Herzinsuffizienz besser

Amiodaron• Kardioversion• alternativ Esmolol oder Metoprolol 5mg i.v.• Kalium im oberen Normbereich• Magnesium? (keine Literaturangaben, Therapie nur

gesichert bei akutem Herzinfarkt mit HRST, dann aber auch hochdosiert i.v.)

Page 66: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Therapeutische ÜberlegungenGrundsatz

für V-Tachy sprechen folgende 4 Kriterien 1. Kriterium nach Brugada

In keiner der 6 Brustwandableitungen findet sich ein RS-Komplex, sondern nur QS- oder QR-Komplexe

2. Kriterium nach Brugada• In einer der 6 Brustwandableitungen beträgt der längste Abstand

vom Beginn der R-Zacke bis zum tiefsten Punkt der S-Zacke > als 100ms

3. Auftreten einer AV-Dissoziation 4. Fusionsschläge, „capture beats“

Page 67: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Keine RS-Komplexe in allen Brustwandableitungen?

nein ja = VT

RS-Abstand >100ms in einer BWA?

nein ja = VT

capture beats?

nein ja = VT

AV-Dissoziation?

nein ja = VT

negative Konkordanz in den BWA?

nein ja = VT

Hauptvektor : „no man`s land“?

nein ja = VT

Page 68: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Therapeutische ÜberlegungenGrundsatz

V-Tachykardie ist prognostisch und therapeutisch die ungünstigere Arrhythmie:

deshalb bei breitem QRS immer V-Tachykardie annehmen bis Beweis des Gegenteils

Wenn 12-Kanal-EKG nicht möglich:

Kein Verapamil:

fatal bei WPW!

Gefahr Übergang in Kammerflimmern bei V-Tachy

Adenosin zur DD möglich

Page 69: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Therapeutische Überlegungen intraoperativ

Verdacht auf WPW:

• Ajmalin 50 mg über 3-5 Minuten langsam i.v.• eine Terminierung ist kein 100 prozentiger Beweis für WPW• Ausschaltung der gegenüber Ajmalin sensibleren zusätzlichen

Leitungsbahnen• leitungsverzögernd auf His-Bündel

nicht bei Vorhofflattern!• aus V-Flattern mit 300/min und 2:1-Überleitung kann 250/min

mit 1:1 Überleitung werden

Page 70: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Therapeutische Überlegungen intraoperativ

Verdacht auf monomorphe ventrikuläre Tachykardie: hämodynamisch toleriert ohne Anhalt für akuten HI

• 50 mg Ajmalin langsam i.v.

- Frequenz langsamer noch kein SR

- Wiederholung : meist Terminierung

- Mehrzahl der SVT mit Schenkelblock ebenso terminiert, wie auch Vorhofflimmern oder –flattern über akzessorische Bahn

Page 71: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Therapeutische Überlegungen intraoperativ

Verdacht auf Torsade-de-pointes-Tachykardie:

• Amiodaron i.v.

• Magnesium i.v.

Page 72: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Therapeutische Überlegungen intraoperativ

Amiodaron:

• wenig proarrhythmisch• deutlich bradykardisierend• QT-Verlängerung : Torsade-de-pointes

• Langzeit-Therapie:- photosensibilsierend- leberschädigend- Schilddrüsenveränderung- Alveolitis-Lungenfibrose

Page 73: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Therapeutische Überlegungen intraoperativ

Häufig Fehldiagnose SVT mit Schenkelblock obgleich VT vorliegt, dadurch dass:

- hämodynamische Stabilität auch bei VT möglich ist

- Frequenzen < 150/min auch bei VT möglich sind

- Artefakte oder Teile der QRS-Komplexe mit P-Zacken verwechselt werden

- alter Myokardinfarkt nicht bekannt ist (90% aller Tachykardien mit breitem QRS-Komplex nach HI : VT)

- morphologische Kriterien nicht bekannt sind

Page 74: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Therapeutische Überlegungen präoperativ

Absetzen von Digitalis präoperativ bei Verdacht auf Digitalisüberdosierung:

Intraoperativ potenzierende Faktoren:- Hypokaliämie, Hyperkalzämie, Hypomagnesiämie, - Azidose, Hypoxämie, Niereninsuffizienz

Symptome:- Vorhoftachykardie, Vorhofflattern, -flimmern- AV-Block II°- VES- Ventrikuläre Tachykardie und Kammerflimmern

Page 75: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Therapeutische Überlegungen präoperativ

Ca-Antagonisten unter Umständen absetzen

Vasodilatierende Wirkung wird durch Inhalationsanästhetika und Opioide potenziert

Abnahme der Leitungsgeschwindigkeit durch Inhalations-anästhetika potenziert

u.U. Verstärkung der dep. und nicht dep. Muskelrelaxantien

Page 76: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Therapeutische Überlegungen präoperativ

Absetzen von Antiarrhythmika präoperativ

- Verlängerung der Blockade von nicht dep. Muskelrelaxantien

- Potenzierung der negativ inotropen Wirkung der Inhalationsanästhetika

- Verminderung der Leitungsgeschwindigkeit

Page 77: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.

Therapeutische Überlegungen präoperativ

Beta-Blocker 14 Tage prä- und postoperativ- z.B. älterer Patient mit schwerer OP,

Vorhofflimmern tritt wesentlich weniger auf

EPU - anamnestisch symptomatisches WPW-Syndrom

Schrittmacher- oder Defi-Implantation

Page 78: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.
Page 79: intraoperative Therapie von Herzrhythmusstörungen 16.11.04.