Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

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Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll

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Investition & Finanzierung

DDr. Jürgen Noll

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Kapitel 1

Grundlegendes zur Finanzwirtschaft

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Investition & Finanzierung

Folie 3

Was ist Finanzierung?

Einführung in die Finanzierung

Finanzierung behandelt die Gestaltung undBewertung von Zahlungsströmen.

Zahlungsströme bestehen aus Einzahlungen (erhöhen Geldbestand) Auszahlungen (senken Geldbestand)

Relevant sind: Höhe der Zahlung Richtung der Zahlung Zeitpunkt der Zahlung

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Grundbegriffe

• Finanzierung (i.e.S.) Zahlungsreihe, die mit einer Einzahlung beginnt z.B. Kreditvergabe aus der Sicht des Schuldners

• Investition Zahlungsreihe, die mit einer Auszahlung beginnt z.B. Kreditvergabe aus der Sicht des Gläubigers

Einführung in die Finanzierung

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Relevanz des finanzwirtschaftlichen Bereichs

PersonalausgabenProduktionsmittelFuhrparkBeteiligungen,

etc.

EigenmittelFremdmittel

Betriebs-wirtschaftliche Finanzierungstheorie

In Unternehmen

HausbauAutokaufAusbildung, etc.

Einkommen der HaushaltsmitgliederKreditaufnahmen

Personal FinanceIn privatenHaushalten

StrassenbauBildungLandwirtschaftInfrastruktur, etc.

Steueraufkommen

Kreditaufnahmen

Finanzwissenschaft

In öffentlichen Haushalten

MITTEL-VERWENDUNG

MITTEL-AUFBRINGUNG

WISSEN-SCHAFTLICHE DISZIPLIN

WO IST FINANZIERUNG RELEVANT ?

Einführung in die Finanzierung

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„Investition u. Finanzierung“

Einordnung der Finanzierung

Einführung in die Finanzierung

• Betriebswirtsch. Finanzierungstheorie

• Personal Finance• Finanzanalyse• Portfoliomanagement

BWL: VWL:

• Finanzwissenschaft• Kapitalmarktlehre

Finanzökonomik

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Güter- und finanzwirtschaftlicher Kreislauf

Einführung in die FinanzierungFin

anzw

irt-

schaftlich

er

Bere

ich

Zahlu

ngs-

strö

me

Betriebliche Leistungserstellung

(Produktion)

Güte

rwirt-

schaftlich

er

Bere

ichGüte

r-st

röm

e

Beschaffung Absatz

Auszahlungen

Einzahlungen

aus fehlender Übereinstimmung resultiert

Finanzierungsbedarf(Kapitalbedarf)

Kapitalbindung (Investition)

Kapitalfreisetzung

(Desinvestition)

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Kapitalfluss

Kapitalabfluss(Gewinnausschüttun

g,Kapitalrückzahlung,

Verlust)

Auszahlung

Einführung in die Finanzierung

Kapitalfreisetzung(Desinvestition, Kapital-

neubildung, Gewinn)

Einzahlung

Kapitalverwendung(Investition)

Auszahlung

Geld

W

are

Ware

Geld

Kapitalbeschaffung(Finanzierung)

Einzahlung

Finanzmärkte Gütermärkte Finanzmärkte

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Finanzwirtschaft und Rechnungswesen/1

Einführung in die Finanzierung

Finanzwirtschaft:

• Entscheidungsvorbereitung

• zukunftsbezogen• i.a. periodenunabhängige

Erfolgsgrößen(z.B. Vermögenszuwachs)

• kleinste Einheit: Zahlungen

Rechnungswesen (insbes. Buchhaltung):

• Dokumentation• vergangenheitsorientiert• periodenbezogene

Erfolgsgrößen (z.B. Gewinn pro Jahr)

• kleinste Einheit: Buchungen

Trotz teilweise gleicher Begriffe grundlegende Unterschiede zwischen Finanzwirtschaft und Rechnungswesen!

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Finanzwirtschaft und Rechnungswesen/2

Aktiva Passiva

VermögenAnlagevermögenUmlaufvermögen

KapitalEigenkapitalFremdkapital

Kapitalverwendung

= Investition = Finanzierung

Kapitalbeschaffung

Einführung in die Finanzierung

Anknüpfungspunkt:

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Moderne Sichtweise der Finanzwirtschaft/1

• Entscheidungsträger verhalten sich rational haben bestimmte zeitliche Präferenzen für

Konsumwünsche Ziel: Maximierung des (Konsum-)Nutzens

• Konsumstrom: Einzahlungen, die für Konsum zur Verfügung stehen

• Bewertung von Konsumströmen abhängig von Präferenzen des Entscheidungsträgers

Einführung in die Finanzierung

Finanzierung und Investition:Maßnahmen zur Anpassung von

Konsumströmen an die Präferenzen der Entscheidungsträger

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Moderne Sichtweise der Finanzwirtschaft/2

Kriterium zur Beurteilung von Investitionsprojekten:

passen resultierende Zahlungs- und Konsumströme zu Konsumwünschen?

bei Möglichkeit der Anlage bzw. Aufnahme beliebiger Geldbeträge zu einheitlichem Zinssatz:

Berücksichtigung von individuellen Konsumwünschen nicht notwendig

Investition vorteilhaft, wenn dadurch das (Netto-)Vermögen des Investors zunimmt

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Moderne Sichtweise von Unternehmen

Unternehmen steht in expliziten und impliziten Vertragsbeziehungen mit seinen Anspruchsgruppen (stakeholders)

Einführung in die Finanzierung

Unternehmen

Manager und Arbeitnehmer

Eigentümer

Kreditgeber

Lieferanten

Kunden

Öffentlichkeit / Staat

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Finanzielle Ansprüche der stakeholder

Einführung in die Finanzierung

Unternehmen

Manager und Arbeitnehmerz.B. Gehälter, freiwillige

Sozialleistungen

Eigentümerz.B. Dividende,

Gewinnbeteiligung

Kreditgeberz.B. Zins-zahlungen

Lieferantenz.B. Preise,

Zahlungsmoral

Kundenz.B. Zahlungs-bedingungen

Öffentlichkeit / Staatz.B. Körperschaftsteuer

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Ziele betrieblicher Finanzwirtschaft/1

• Ziele orientieren sich an Interessen und Durchsetzungsfähigkeit der Anspruchsgruppen

• Mögliche Ziele: Maximierung des Vermögens Rentabilität Existenzsicherung des Unternehmens Entscheidungsunabhängigkeit Arbeitszufriedenheit Verbraucherfreundlichkeit usw.

Einführung in die Finanzierung

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Ziele betrieblicher Finanzwirtschaft/2

Ziele der relevanten Anspruchsgruppen

Ziele der Eigenkapitalgeber

Monetäre Ziele der Eigenkapitalgeber

Einführung in die Finanzierung

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Finanzwirtschaftliches Oberziel

• berücksichtigt explizit nur Interessen der Eigenkapitalgeber (kapitalorientierte Sichtweise)

• aber: essenzielle Grundlage für Ziele der anderen Anspruchsgruppen

• andere Ziele haben Charakter von Nebenzielen• Aufgabe der Unternehmenspolitik ist es, auf Aus-

gewogenheit zwischen Ober- und Nebenzielen zu achten

Einführung in die Finanzierung

allgemeines Oberziel: Maximierung des Vermögens

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Nebenbedingung Liquidität

bei Nichteinhaltung:• temporäre Illiquidität

Unsicherheit Höhere Kapitalkosten Kreditsicherheiten

• permanente Illiquidität Ausgleich oder Konkurs

Einführung in die Finanzierung

Liquidität: Fähigkeit zur termin- und betragsgenauen Erfüllung von Zahlungsverpflichtungen

wesentliche Nebenbedingung zur Erreichung aller Ziele

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Einführung in die FinanzierungAufgaben des Finanzmanagements

• Aktivmanagement (Asset Management) Strukturierung der Vermögensseite „Investitionsentscheidungen“

• Passivmanagement (Liability Management) Strukturierung der Kapitalseite „Finanzierungsentscheidungen“

• Informationsmanagement Dokumentationsfunktion, Investor Relations

• Risikomanagement Bewertung und Steuerung von Risikopositionen

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Teilbereiche des Finanzmanagements

Einführung in die Finanzierung

Investitionsentscheidungen

Finanzierungsentscheidungen

Inv.-Objekt

Inv.-Volumen

Inv.-Dauer

Informations-Management

Risiko-Management

Kapitalstruktur

Kapitalvolumen

Kapitalkosten

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Finanzierung als Unternehmensbereich

• Bei Großunternehmen eigener Vorstandsbereich Finanzvorstand, Chief Financial Officer (CFO)

• Beispiel: Organigramm

Einführung in die Finanzierung

Vorstand

Beschaffung

Marketing

Finanzen

Personal/Organisation

Treasury

• Finanzmittelbeschaffung

• Risikomanagement• Finanzplanung

Controlling

• Kostenrechnung

• Buchhaltung• Steuerabteilun

g

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Kapitel 2

Finanzinstitutionen

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Finanz-institution

Rolle von Finanzinstitutionen

Kapitalanbieter

Direkte Finanzierung

Direkte Finanzierung

Indirekte Finanzierung

Kapital-nachfrager

Finanzinstitutionen

Finanzinstitution fungiertals Finanzintermediär

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Finanzinstitutionen

Welche Finanzinstitutionen gibt es?

• Banken• Versicherungsgesellschaften und -makler• Investmentfonds, Kapitalanlage-, und

Beteiligungsgesellschaften• Börsen• Ratingagenturen• Leasinggesellschaften• Factoringgesellschaften• usw.

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Bsp. Versicherungsgesellschaft:

• Losgrößentransformation Prämienzahlungen Staatsanleihe

• Fristentransformation zeitlich unbestimmte Auszahlungen für

Versicherungsleistungen Laufzeit Staatsanleihe z.B. 10 Jahre

• Risikotransformation Versicherungsrisken Veranlagungsrisken

Finanzinstitutionen

Transformationsfunktionen

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Börsen

Grundlagen

• Art der gehandelten Waren Wertpapierbörsen: Aktien u.a. Wertpapiere Devisenbörsen: Forderungen auf ausländische

Währungen Warenbörsen: Commodities

• Erfüllungszeitpunkt Kassabörsen Terminbörsen

• Organisation des Handels Präsenzbörsen Elektronische Börsen

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Börsehandel/1

Präsenzbörsen standortgebundene

r Parketthandel Kursmakler Auktionssystem kurze

Handelszeiten persönliche

Kontaktmöglichkeiten

begrenzte Markt-transparenz

Elektronische Börsen standortungebundener

Computerhandel institutionalisierte

Liquiditätsanbieter (Market-Maker-System)

lange Handelszeiten hoch entwickelte

Kommunikationstechnik notwendig

hohe Markttransparenz

Börsen

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Börsehandel/2

• börslich an elektronischen Börsen (z.B. Xetra in Frankfurt und

Wien) an Präsenzbörsen (z.B. New York Stock Exchange)

• außerbörslich ungeregelter Freiverkehr im Banksystem (Vor- und

Nachbörse), OTC-Handel ungeregelter Freiverkehr außerhalb des

Banksystems

Börsen

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Charakteristika des Börsehandels in Wien

• Vollelektronisches Handelssystem XETRA• Elektronisches Orderbuch (matching)• Institutionalisierte Liquiditätsanbieter

(specialists) müssen 2/3 der Handelszeit mit verbindlichen Kursen im Markt sein

• Handelszeit derzeit 9.15-17.30 Uhr

Börsen

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Börsezulassung und Marktsegmente

• Zulassungsverfahren nach BörseG Amtlicher Handel Geregelter Freiverkehr Dritter Markt

• Wertpapierkennung (ISIN)• Einordnung in ein (liquiditätsorientiertes)

Marktsegment• Beginn des Handels

Börsen

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BörsenVoraussetzungen für Aktien im Amtlichen Handel

Wirtschaftliche Voraussetzungen:

• Größe (ca. 40 Mio. Euro Umsatz)

• gute Ertragskraft• Informationsbereitschaft

Rechtliche Voraussetzungen:

• mindestens 20.000 Stückaktien (Kurswert mind. 725.000 Euro)

• mindestens 10.000 Stück im Streubesitz

• mindestens 3 Jahre Bestands-dauer, 1 Jahr als AG

• Börseprospekt• Berichtswesen

Jahresabschluss, Geschäfts-bericht

Dividenden, Kapitalerhöhungen

Quartalsberichte

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Segmente für Aktienhandel an der Wiener Börse

• Prime Market: Fortlaufender Handel Umfassendere als die gesetzlich vorgeschriebenen

Berichtspflichten, z.B. Quartalsberichte Internationale Rechnungslegung (GAAP, IAS) Berichtspflichten in englischer Sprache Ad-hoc-Publizität elektronisch

• General Market: General market continuous - Fließhandel General market auction - Auktionshandel

Börsen

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Börsenindizes

Indizes:• bilden

Kursentwicklungen eines gesamten Markts oder eines Teilmarkts ab

• gewichteter Durchschnitt der Kurse der im Index vertretenen Wertpapiere

• All-share-Indizes• Auswahlindizes

z.B. DAX, ATX, DJI, Nikkei

Beispiel: DAX

Börsen

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Banken sind gesetzlich berechtigt, Bankgeschäfte zu betreiben:

Einlagengeschäft Girogeschäft Kreditgeschäft Diskontgeschäft Depotgeschäft Handel mit Wertpapieren, Devisen/Valuten,

Terminkontrakten Wertpapieremissionsgeschäft usw.

Banken und Bankgeschäfte

Banken

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Jahresabschluss

Unternehmens-planungs-rechnungen

Befragung/Beobachtung

Öffentliche Register

Auskünfte

Persönliche Kredit-

würdigkeitWirtschaftliche Kreditwürdigkeit

Kreditwürdigkeitsprüfung

Externe Auskünfte

Banken

Kreditgeschäft

• Bank stellt dem Kreditnehmer Fremdkapital zu einem bestimmten Zinssatz zur Verfügung

• Voraussetzungen: Kreditfähigkeit Kreditwürdigkeit

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Risikoloser Marktzinssatz

Kreditrisiko

Kreditbearbeitung

Unterlegung mit Eigenkapital

ZahlungsausfallsrisikoBesicherungsrisikoTerminrisiko

Banken

Kreditzinssatz - Bestimmungsfaktoren

Kreditwürdigkeitsprüfung

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Richtlinie der EU zur Regelung der Eigenkapitalunterlegung von Krediten in Banken

Banken

Basel II

• bisher: Kredite an Unternehmen wurden in Banken pauschal mit 8% Eigenkapital unterlegt (Basler Akkord)

• Seit 2007: stärkere Differenzierung nach Kreditausfallsrisiko (Bonität) des Kreditnehmers

• Ziel: erhöhte Stabilität des Finanzsystems• Folgen für Unternehmen:

Notwendigkeit interner und externer Ratings risikoangepasstere Finanzierungskosten

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Rechtliche Vorgaben

• § 21a BWG. (1) Die Ermittlung der Bemessungsgrundlage für das Kreditrisiko gemäß § 22 Abs. 2 nach dem auf internen Ratings basierenden Ansatz gemäß § 22b durch ein Kreditinstitut oder ein übergeordnetes Kreditinstitut für die Kreditinstitutsgruppe bedarf der Bewilligung der FMA. Die Bewilligung ist zu erteilen, wenn 1. die eingesetzten Systeme zur Steuerung und Beurteilung

der Kreditrisiken sowie die daraus resultierenden Parameterschätzungen solide sind und ordnungsgemäß in das Risikomanagement, die Entscheidungsprozesse, den Kreditvergabeprozess, die kreditinstitutseigenen Verfahren zur Bewertung der Eigenkapitalausstattung gemäß § 39a sowie die internen Kontrollsysteme und das Berichtswesen eingebunden sind und dort eine wesentliche Rolle spielen;

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Banken und Risiko

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Rechtliche Vorgaben

• § 21b BWG. (1) Die Anerkennung externer Rating-Agenturen für die Zwecke der Zuordnung von Forderungsbeträgen […] ist zu erteilen, wenn die Methodik für die Vergabe von Ratings die Voraussetzungen gemäß Z 1 bis 6 erfüllt und die Ratings gemäß Z 7 von den Nutzern als verlässlich anerkannt werden: 1. die Vergabe von Ratings erfolgt fundiert, systematisch und beständig; 2. die Methodik wird regelmäßig anhand historischer Erfahrungswerte

bewertet und überprüft; 3. die vergebenen Ratings werden regelmäßig überprüft und bei

Änderungen der finanziellen Situation des beurteilten Unternehmens angepasst; dabei hat die Überprüfung des Ratings nach jedem signifikanten Ereignis, mindestens aber einmal im Jahr zu erfolgen;

4. die Vergabe von Ratings ist transparent; insbesondere hat die anerkannte Rating-Agentur zu gewährleisten, dass die internen Grundsätze der angewandten Methodik öffentlich zugänglich sind, damit sich potentielle Nutzer ein Urteil über die angemessene Herleitung der Ratings bilden können;

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Banken und Risiko

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Rechtliche Vorgaben

• § 21d BWG. (1) Die Berechnung des Mindesteigenmittelerfordernisses für das operationelle Risiko nach dem fortgeschrittenen Ansatz gemäß § 22l durch ein Kreditinstitut oder ein übergeordnetes Kreditinstitut für die Kreditinstitutsgruppe bedarf der Bewilligung der FMA. […] (2) Die qualitativen Anforderungen umfassen: 1. ein internes System zur Messung des operationellen

Risikos, das eng in die täglichen Risikomanagementprozesse des Kreditinstitutes eingebunden ist;

2. eine unabhängige Risikomanagementfunktion für das operationelle Risiko;

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Banken und Risiko

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Rechtliche Vorgaben

• § 21e BWG. (1) Die Berechnung des Mindesteigenmittelerfordernisses nach einem internen Modell ("Value at Risk-Modell") gemäß § 22p durch ein Kreditinstitut oder ein übergeordnetes Kreditinstitut für die Kreditinstitutsgruppe bedarf der Bewilligung der FMA. Die Bewilligung ist zu erteilen, wenn 1. das Modell ordnungsgemäß in das

Risikoerfassungssystem des Kreditinstitutes eingebunden ist;

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Banken und Risiko

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Investition & Finanzierung

Rechtliche Vorgaben

• § 22 BWG. (1) Kreditinstitute und Kreditinstitutsgruppen haben jederzeit über anrechenbare Eigenmittel zumindest in Höhe der Summe der Beträge gemäß Z 1 bis Z 5 zu verfügen: 1. 8 vH der gemäß Abs. 2 ermittelten Bemessungsgrundlage für das

Kreditrisiko; 2. das Mindesteigenmittelerfordernis für alle Risikoarten des

Handelsbuchs gemäß § 22o Abs. 2; 3. das Mindesteigenmittelerfordernis für das Warenpositionsrisiko und

das Fremdwährungsrisiko, einschließlich des Risikos aus Goldpositionen, jeweils für Positionen außerhalb des Handelsbuches;

4. das Mindesteigenmittelerfordernis für das operationelle Risiko gemäß § 22i;

5. gegebenenfalls zusätzliche Eigenmittelerfordernisse gemäß § 29 Abs. 4 und § 70 Abs. 4a. Die Ermittlung der Nettoposition innerhalb einer fremden Währung ist durch Aufrechnung von Positionen im und außerhalb des Handelsbuches zulässig.

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Banken und Risiko

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Rechtliche Vorgaben

• § 22a BWG. (1) Kreditinstitute und Kreditinstitutsgruppen, die den Kreditrisiko-Standardansatz anwenden, haben zur Berechnung der Bemessungsgrundlage für das Kreditrisiko gemäß § 22 Abs. 2 die gemäß Abs. 2 und 3 ermittelten und einer Forderungsklasse gemäß Abs. 4 zugeordneten Forderungsbeträge mit ihrem jeweils zugeordneten Gewicht zu multiplizieren. (2) Der Forderungswert ist wie folgt zu bemessen: 1. Der Forderungswert eines Aktivpostens ist der um Wertberichtigungen

gekürzte Buchwert; 2. der Forderungswert eines in Anlage 1 zu § 22 genannten

außerbilanzmäßigen Geschäfts ist ein prozentualer Anteil seines Wertes, der von der Höhe des zugeordneten Kreditrisikos abhängt, und zwar bei Posten mit: a) hohem Kreditrisiko: 100 vH; b) mittlerem Kreditrisiko: 50 vH; c) unterdurchschnittlichem Kreditrisiko: 20 vH; d) niedrigem Kreditrisiko: 0 vH;

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Banken und Risiko

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Rechtliche Vorgaben

• § 22l BWG. (1) Kreditinstitute und Kreditinstitutsgruppen können mit Bewilligung der FMA gemäß § 21d das Mindesteigenmittelerfordernis für das operationelle Risiko gemäß § 22i Abs. 1 anhand eines internen Modells (fortgeschrittener Messansatz) ermitteln. Die Bewilligung kann auch für andere geeignete Risiko mindernde Techniken als Versicherungsverträge erteilt werden, wobei Abs. 2 bis 4 in gleicher Weise anzuwenden sind.

• § 22p BWG. (1) Mit Bewilligung der FMA gemäß § 21e Abs. 1 können Kreditinstitute für die Ermittlung des Mindesteigenmittelerfordernisses gemäß § 22o Abs. 2 Z 1 bis 7 und Z 11 und 12 ein internes Modell ("value at risk") anwenden.

Verordnung der Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) über die Solvabilität von Kreditinstituten (Solvabilitätsverordnung), BGBl. II Nr. 374/2006

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Banken und Risiko

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Rechtliche Vorgaben

• § 2 Offenlegungsverordnung (FMA), BGBl. II Nr. 375/2006. Kreditinstitute haben für jede einzelne Risikokategorie, einschließlich der in den §§ 6 bis 15 genannten Risiken, die Risikomanagementziele und -leitlinien des Kreditinstituts gesondert offen zu legen. Dazu zählen: 1. Die Strategien und Verfahren für das Management dieser

Risiken; 2. die Struktur und Organisation der relevanten

Risikomanagementfunktionen; 3. der Umfang und die Art der Risikoberichts- und

Risikomesssysteme und 4. die Leitlinien für Risikoabsicherung und -minderung und die

Strategien und Verfahren zur Überwachung der laufenden Wirksamkeit der zur Risikoabsicherung und -minderung getroffenen Maßnahmen.

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Banken und Risiko

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Rechtliche Vorgaben

• § 6, 2. Derivate-Risikoberechnungs- und Meldeverordnung, BGBl II 238/2005. (1) Wendet die Kapitalanlagegesellschaft zur Berechnung des mit den Derivaten verbundenen Risikos den VaR-Approach an, so hat sie für jedes Sondervermögen risikoadäquate Stresstests durchzuführen. Die Stresstests müssen risikoadäquat in das Risikomanagement für das Sondervermögen integriert sein und ihre Ergebnisse müssen bei den Anlageentscheidungen für das Sondervermögen angemessen berücksichtigt werden.

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Banken & Risiko

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Investition & Finanzierung

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• Sicherheiten schützen Kreditgeber vor den negativen Folgen eines Zahlungsausfalls

• Sicherheiten beeinflussen die Prämie für das Kreditrisiko

Banken

Kreditsicherheiten

Sachsicherheiten: Pfandrecht Hypothek Eigentumsvorbehalt Sicherungsabtretung

Personalsicherheiten: Bürgschaft Garantie Patronatserklärung Schuldbeitritt

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Beispiel 1: Kreditzins und Kreditsicherheiten

Fortsetzung zu Beispiel 35:Eine Bank gewährt einem Unternehmen mit Zahlungsausfallsrisiko von 3% einen Kredit (Kreditsumme 300.000, endfällige Tilgung nach einem Jahr). Der risikolose Zinssatz beträgt 6% p.a., der von der Bank errechnete Risikozuschlag 3,28 Prozentpunkte.

Das Unternehmen bietet liquidierbare Sicherheiten in Höhe von 100.000 an. Welchen Zinssatz bzw. Risikozuschlag sollte die Bank jetzt verlangen (unter Vernachlässigung der Zuschläge für Kreditbearbeitung und Eigen-kapitalunterlegung)?

Lösung:

%25,8082474,0i

000.31803,0000.10097,0i1000.300

Der neue Kreditzinssatz beträgt 8,25% p.a., der entsprechende Risiko-zuschlag 2,25 Prozentpunkte. Das entspricht einer Senkung des Aufschlags um mehr als 1%.

Banken

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Investition & Finanzierung

Folie 49

Finanzinstitutionen

Wertpapieremissionsgeschäft

Dienstleistungen einer Bank oder eines Bankenkon-sortiums bei der Ausgabe von Wertpapieren:

Erarbeitung eines Emissionskonzepts Volumen, Segment, Börseplatz Emissionskurs und Emissionsverfahren

Erstellung des Börsezulassungsprospekts Roadshows Entgegennahme von Zeichnungsaufträgen Zuteilung der Wertpapiere

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• Festpreisverfahren Festlegung des Emissionskurses im vorhinein, Underwriting

durch Emissionsbank möglich Bezugsrechtshandel Vorteil: Emissionserlös fix

• Bookbuilding – Verfahren Elektronisches Orderbuch beim Bookrunner Vorteile: marktkonforme Kursfestlegung, intensivere

Investor Relations

• Auktionsverfahren (bei Anleihen) Emissionskurs dient Feinabstimmung Zuteilung nach Meistausführungsprinzip

Finanzinstitutionen

Emissionsverfahren

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• Versicherungsgesellschaften• Kapitalanlagegesellschaften• Venture Capital Firmen• Finanzaufsichtsbehörden• Anlagevermittler• Kreditkartengesellschaften• Ratingagenturen• Factoringgesellschaften• Leasinggesellschaften• usw.

Finanzinstitutionen

Sonstige Finanzinstitutionen

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Folie 52

Internationale Ratingagenturen - z.B. S&P

Ratingagenturen

Höchste Bonität, praktisch kein Ausfallsrisiko

Hohe Zahlungswahrscheinlichkeit, geringes Ausfallsrisiko

Angemessene Deckung von Zins und Tilgung, Risikoelemente

Angemessene Deckung, jedoch mangelnder Schutz gegen wirtschaftliche Veränderungen

Spekulativ, fortwährende Unsicherheit, mäßige Deckung

Sehr spekulativ, hoch riskant, hohes Zahlungsausfallsrisiko

Niedrigste Qualität, akute Gefahr des Zahlungsverzugs

Zahlungsstörungen

Vor Zahlungsunfähigkeit

Bestehende Zahlungsunfähigkeit, sonstige Marktverletzungen

Standard&Poor‘s

RatingsymbolDefinition

AAA

AA

A

BBB

BB

B

CCC

CC

C

D

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Investition & Finanzierung

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Factoring

Factoring-Gesellschaf

tLieferant

Kunde1. Lieferung und Forderung

2. Forderungsverkauf

3. Bevorschussung

4. Inkasso

5. Restbetrag

Factoringgesellschaften

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Investition & Finanzierung

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Leasinggesellschaften

Leasing

LieferantLeasing-

geber(z.B. Bank)

Leasing-nehmer(Kunde)

3. Bestellung und Bezahlung

4. Lieferung 5. Leasingraten

1. Verhandlungen 2. Leasingvertrag

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Kapitel 3

Modelle in der Finanzwirtschaft

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Investition & Finanzierung

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Planungsprozess

Modelle

Zielbildung

Handlungsmöglichkeiten

VergleichEinsatz von

Entscheidungsmodellen

Entscheidung

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Investition & Finanzierung

Folie 57

Wozu dienen Modelle?

1. Problemstellung in komplexer Realität

Modelle

4. Rückschluss von der Modelllösung auf die Realität

3. Bearbeitung und Lösung der Problem-stellung im Modell

Modellfehler

2. Modell als verein-fachtes Abbild der Realität

Vereinfachung

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Investition & Finanzierung

Folie 58

Modelle

Arten von Modellen

Modelle:

• deskriptive Modelle: Beschreibungsmodelle Prognosemodelle

• normative Modelle: Entscheidungsmodelle

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Investition & Finanzierung

Folie 59

Modelle

Beschreibungsmodelle

• Ziel: Beschreibung eines komplexen Sachverhalts Strukturen und Zusammenhänge erkennen

• Beispiele: Wie reagiert der Umsatz auf die eingesetzten

Marketing-instrumente? Welcher Zusammenhang besteht zwischen

Einzahlungen, Auszahlungen und Liquidität?

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Investition & Finanzierung

Folie 60

Modelle

Prognosemodelle

• Ziel: Bestimmung von zukünftigen Werten wichtiger

Größen bzw. deren Wahrscheinlichkeitsverteilungen

• Voraussetzung: Ausreichend genaues Beschreibungsmodell

• Beispiele: Welcher Umsatz ist im nächsten Monat zu erwarten,

wenn in diesem Monat bestimmte Marketinginstrumente eingesetzt werden?

Welche Einzahlungen und welche Liquidität sind im nächsten Monat zu erwarten, wenn in diesem Monat ein bestimmter Umsatz erzielt wurde?

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Investition & Finanzierung

Folie 61

Modelle

Entscheidungsmodelle

• Ziel: Ermittlung der – gemessen an einem bestimmten

Kriterium – besten Entscheidungsalternative

• Voraussetzung: Beschreibungs- oder Prognosemodell

• Beispiel: Welche Investitionen sollten durchgeführt werden, um

bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der Liquidität das Nettovermögen zu maximieren?

• Wesentlich: Festlegung eines geeigneten Entscheidungskriteriums

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Investition & Finanzierung

Folie 62

Elemente eines Entscheidungsmodells

• Aktionen (Handlungsalternativen) einander ausschließend vom Entscheidungsträger kontrollierbar

• (Umwelt-)Zustände vom Entscheidungsträger idR nicht beeinflussbar

• Wahrscheinlichkeiten objektive oder subjektive Wahrscheinlichkeiten für

das Eintreffen der jeweiligen Umweltzustände

• Handlungskonsequenzen monetäre Folgen der Aktions-Zustands-Paare

• Entscheidungskriterium

Modelle in der Finanzierung

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Investition & Finanzierung

Folie 63

Entscheidungsmodelle

Arten von Wahrscheinlichkeiten

• Objektive Wahrscheinlichkeit:Grenzwert der relativen Häufigkeiten einer (unendlich) großen Zahl gleichgelagerter Fälle

• Subjektive Wahrscheinlichkeit:Grad der Überzeugung, welche eine Person vom Eintritt eines Ereignisses hat

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Investition & Finanzierung

Folie 64

Arten von Entscheidungen

Entscheidung unter• Sicherheit:

eintretender Umweltzustand ist bekannt

• Risiko: Wahrscheinlichkeiten für Umweltzustände sind bekannt z.B. Roulette, Lotto

• Unsicherheit: Wahrscheinlichkeitsverteilung der Umweltzustände ist

nicht bekannt z.B. Einführung eines neuen Produkts auf einem neuen

Markt

Modelle

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Investition & Finanzierung

Folie 65

xmn…xm3xm2xm1am

……………

x3n…x33x32x31a3

x2n…x23x22x21a2

x1n…x13x12x11a1

zn

z3z2z1

Aktionen (Handlungsalternativen):

Umweltzustände:

Wahrscheinlichkeiten:

Handlungsfolgen:

ai i=1,2,…m

zj j=1,2,…n

pj j=1,2,…n

xij i=1,2,…m, j=1,2,...n

ModelleStruktur des allgemeinen Entscheidungsmodells

pn

…p3p2p1

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Investition & Finanzierung

Folie 66

Sie planen 20.000 in Aktien anzulegen, wobei 2 Unternehmen zur Auswahl stehen. Unternehmen A ist im IT-Sektor tätig, die Aktie gilt als riskant. Unternehmen B ist ein Industriekonzern, dessen Aktien langfristig stabile Kurssteigerungen versprechen. Als dritte Variante überlegen Sie, Ihr Geld gleichmäßig auf die beiden Aktien aufzuteilen.

Bei einer Investition in Unternehmen A kann man bei günstiger Börsenlage mit einer Kurssteigerung von 50% innerhalb eines Jahres rechnen, bei ungünstiger Börsenlage verliert die Aktie allerdings 25% an Wert. Unternehmen B verspricht hingegen eine Kurssteigerung von 15% bei guter und 5% bei ungünstiger Börsenlage.

Sie schätzen die Wahrscheinlichkeit für eine gute Börsenlage mit 70%, diejenige für eine schlechte Börsenlage mit 30% ein.

Modelle

Beispiel 2: Entscheidungsmodell/1

Wie lautet das entsprechende Entscheidungsmodell?

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Investition & Finanzierung

Folie 67

Modelle

Beispiel 2: Entscheidungsmodell/2

Investition in Aktie A:

000.525,0000.20Gewinn:Börsenlageungünstige

000.105,0000.20Gewinn:Börsenlagegute

usw.

Umweltzustände

Alternativen

gute Börsenlage: z1

p1=0,7Aktie A: a1

Aktie B: a2

10.000

3.000

ungünstige Börsenlage: z2

p2=0,3-5.000

1.000

Aktie A & B: a3 6.500 -2.000

Aufstellen des Entscheidungsmodells:

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Investition & Finanzierung

Folie 68

Kapitalmarktmodell/1

• Kapitalmarkt: realer Markt für Wertpapiere, oder Modell („theoretischer Markt“)

• Tausch von heutiger Zahlung gegen zukünftigen Zahlungsstrom mit den Merkmalen Breite zeitliche Struktur Laufzeit Unsicherheit

Modelle

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Investition & Finanzierung

Folie 69

Kapitalmarktmodell/2

Modelle

Kapitalgeber

• leistet heute Auszahlung• erhält zukünftigen

Zahlungsstrom• Käufer (Nachfrager) des

Zahlungsstroms• Kapitalanbieter

Kapitalanlage

Kapitalnehmer

• erhält heute Einzahlung• leistet zukünftigen

Zahlungsstrom• Verkäufer (Anbieter) des

Zahlungsstroms• Kapitalnachfrager

Kapitalbeschaffung

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Investition & Finanzierung

Folie 70

Kapitalmarkt

Am Kapitalmarkt erfolgt Handel mit Zahlungsströmen:

Modelle in der Finanzierung

Kapitalgeber =Kapitalanbieter

Kapitalnehmer=Kapitalnachfrager

Zahlungsstrom

Kapitalnehmer:Verkäufer eines Zahlungsstroms

Kapitalgeber:Käufer eines Zahlungsstroms

t=0Einzahlung

+100

t=0Auszahlung

-100

t=1 t=2 t=3

+35 +35 +35

t=1 t=2 t=3

-35 -35 -35

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Investition & Finanzierung

Folie 71

Kapitalmarktmodell/3

• vollkommener Kapitalmarkt: Preis für einen zukünftigen Zahlungsstrom ist für alle

Markt-teilnehmer gleich Preis kann durch einzelne Marktteilnehmer nicht

beeinflusst werden

• vollständiger Kapitalmarkt: jeder beliebige Zahlungsstrom kann gehandelt

werden

Modelle

Modell des vollkommenen und vollständigen Kapitalmarkts:

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Investition & Finanzierung

Folie 72

Modelle

Erwartungswert

Erwartungswert:

• gewichteter Durchschnitt der monetären Handlungsfolgen einer Aktion ai

• Gewichte sind die Wahrscheinlichkeiten pj

nni22i11ii pxpxpx)a(E

n

1jjij px

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Investition & Finanzierung

Folie 73

Modelle

Wie sollten Sie Ihr Geld anlegen (Aktien A, Aktien B oder beide), wenn Sie sich ausschließlich am Erwartungswert orientieren?

Fortsetzung von Beispiel 1:

Beispiel 3: Entscheidung unter Risiko/1

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Investition & Finanzierung

Folie 74

Modelle

Berechnung der Erwartungswerte des Entscheidungsproblems

950.30,3)000.2(0,7 500.6)a(E

400.20,3000.10,7 3.000 )E(a

500.50,35.000)(0,7.00001)E(a

3

2

1

Beispiel 3: Entscheidung unter Risiko/2

Umweltzustände

Alternativen

gute Börsenlage: z1

p1=0,7Aktie A: a1

Aktie B: a2

10.000

3.000

ungünstige Börsenlage: z2

p2=0,3-5.000

1.000

Aktie A & B: a3 6.500 -2.000

Bei isolierter Betrachtung des Erwartungswertes ist es am günstigsten, ausschließlich in Unternehmen A zu investieren.

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Kapitel 4

Elementare Finanzmathematik

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Investition & Finanzierung

Folie 76

Grundlagen/1

wichtiger Grundsatz:ein Euro heute ist mehr wert als ein Euro morgen

Gründe dafür sind: Zinsen Risiko Inflation

Zahlungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten können daher nicht direkt miteinander verglichen werden.

Finanzmathematik

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Investition & Finanzierung

Folie 77

Annahme: Zahlungen fallen jeweils am Ende einer Periode an

Grundlagen/2

Finanzmathematik

t=0 t=1 t=2 t=3

1. Jahr 2. Jahr 3. Jahr-1.000 -130+620+860

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Investition & Finanzierung

Folie 78

Finanzmathematik

Zinsenrechnung

• Zinsenrechnung ermöglicht Vergleich von Zahlungen

• Höhe der Zinsen abhängig von: vereinbartem Zinssatz Dauer der Kapitalüberlassung Art der Zinsberechnung

• Arten der Zinsberechnung unterscheiden sich durch: Behandlung der bisher angefallenen Zinsen Anzahl der Zinstermine pro Jahr (Länge der Zinsperiode) Zeitpunkt der Zinszahlung

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Investition & Finanzierung

Folie 79

Zusammengesetzte (exponentielle) Verzinsung:

Zinsen werden dem Kapital hinzugerechnet und weiter verzinst (Zinseszinsen):

Finanzmathematik

Zusammengesetzte Verzinsung

N

N0

N0N

i1KK

i1KK

Allgemein:

30223

20112

0001

i1KiKKK:3t

i1KiKKK:2t

i1KiKKK:1t

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Investition & Finanzierung

Folie 80

Beispiel 4: Aufzinsen

1.102,50,0511.000K2 2:g Verzinsunsetztezusammenge

Berechnung des Endwertes der Zahlung

Wie hoch ist das Guthaben nach 2 Jahren ?

Sie legen heute 1.000 für 2 Jahre zu einem Zinssatz von 5% p.a. an.

Finanzmathematik

Page 81: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 81

Effektivverzinsung (effektiver Jahreszinssatz, Rendite): jährlicher prozentueller Kapitalzuwachs

bei jährlicher Verzinsung: ieff = inom = i

bei unterjähriger Verzinsung: ieff inom

Effektive Verzinsung (Rendite)

1KK

ii1KK N

0

Neff

Neff0N

Finanzmathematik

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Investition & Finanzierung

Folie 82

Beispiel 5: Effektive Verzinsung

Finanzmathematik

Ein Anleger investiert heute 12.000 in einen Fonds. Drei Jahre später verkauft er seine Fondsanteile um 14.000. Wie hoch ist die Rendite aus dieser Veranlagung?

%)27,5(0527,01000.12000.14

i 3eff

Lösung:

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Investition & Finanzierung

Folie 83

Zeitwerte und Äquivalenz

Finanzmathematik

t=0

Barwert K0

t

Endwert KN

t=N

Zeitwert Ks

t=s

Aufzinsungsfaktoren·(1+i) s ·(1+i) (N-s)Aufzinsen:

Abzinsungsfaktoren·(1+i) -s ·(1+i) -(N-s)Abzinsen:

Zahlungen heißen äquivalent, wenn ihre auf einen gemeinsamen Zeitpunkt bezogenen Zeitwerte übereinstimmen.

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Investition & Finanzierung

Folie 84

Unterjährige Verzinsung: Zinsen werden mehrmals (m mal) pro Jahr verrechnet z.B. inom=4% p.a., vierteljährliche Verzinsung (m=4):

1% pro Quartal

Unterjährige Verzinsung/1

Finanzmathematik

t=0t

t=1t=1/2t=1/4 t=3/4

4i

1 nom

4i

1 nom

4i

1 nom

4i

1 nom

4

nom

4i

1

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Investition & Finanzierung

Folie 85

Effektive Verzinsung: bei unterjähriger Verzinsung mit m Zinsterminen:

Unterjährige Verzinsung/2

Finanzmathematik

1mi

1imi

1i1m

nomeff

m

nomeff

Endwert und Barwert: bei unterjähriger Verzinsung mit m Zinsterminen:

Nm

nomN0

Nm

nom0N

mi

1KK

mi

1KK

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Investition & Finanzierung

Folie 86

Stetige Verzinsung (NICHT bankenüblich!)

Stetige Verzinsung: unendlich viele Zinstermine, m

nomim

nom

me

mi

1lim

e=2,718281..., Eulersche Zahl

Endwert und Barwert: bei stetiger Verzinsung:

NiN0

Ni0N

nom

nom

eKK

eKK

Finanzmathematik

Page 87: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 87

Beispiel 6: Endwerte

1.105,2e1.000Kstetig

1.104,54

0,0511.000Kgunterjähri

1.102,50,0511.000Kjährlich

20,052

24

2

22

Berechnung des Endwertes der Zahlung

Wie hoch ist das Guthaben nach 2 Jahren bei jährlicher, unterjähriger (4 Zinstermine) und stetiger Verzinsung?

Sie legen heute 1.000 für 2 Jahre auf ein Sparbuch mit einem Zinssatz von 5% p.a.

Finanzmathematik

Page 88: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 88

Beispiel 7: Barwerte

60.653e100.000Kstetig

60.8414

0,051100.000Kgunterjähri

61.3910,051100.000Kjährlich

100,05-0

104-

0

10-0

Berechnung des Barwertes der Zahlung

Welchen Betrag müssen Sie heute bei jährlicher, unterjähriger (4 Zinstermine) und stetiger Verzinsung auf dieses Sparbuch legen?

Sie wollen in 10 Jahren 100.000 angespart haben, wobei Ihnen zur Veranlagung ein Sparbuch mit einem Zinssatz von 5% p.a. zur Verfügung steht.

Finanzmathematik

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Investition & Finanzierung

Folie 89

Finanzmathematik

Rentenrechnung

• Rente: periodisch anfallende Zahlungen• Annuität: Rente mit jährlichen konstanten

Zahlungen

• Konstante Renten• Steigende oder fallende Renten

• Rentenperiode = Zinsperiode• Rentenperiode > Zinsperiode

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Investition & Finanzierung

Folie 90

Finanzmathematik

Annuität/1

1q

0 1 2t

N-1 N

-A -A -A -AK0

2q1Nq

Nq

...

Annuität:

Rentenbarwert:

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Investition & Finanzierung

Folie 91

Finanzmathematik

Annuität/2

Interpretation der Annuität:

• Konstanter Entnahmebetrag, um das Anfangskapital K0 (inklusive Zinsen) in N Jahren aufzubrauchen

• Unter Berücksichtigung von Zinsen und Zinseszinsen berechneter Durchschnitt des Anfangskapitals

• Konstanter Ansparbetrag, um nach N Jahren den Betrag KN=K0·qn zu erhalten

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Investition & Finanzierung

Folie 92

Beispiel 8: Annuität

Abzinsen des Endwertes und Berechnung der jährlichen bzw. der unterjährigen Annuität

Wie hoch ist der jährlich notwendige Ansparbetrag bei jährlicher und bei unterjähriger (4 Zinstermine pro Jahr) Verzinsung?

Sie wollen jährlich einen konstanten Betrag auf ein Sparbuch mit einem Zinssatz von 5% p.a. legen und nach 10 Jahren einen Betrag von 100.000 angespart haben.

Finanzmathematik

Page 93: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 93

Ewige Rente

Ewige Rente:bei jährlicher Rente und jährlicher Verzinsung:

Finanzmathematik

Rentenhöhe:

Rentenbarwert:

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Investition & Finanzierung

Folie 94

Beispiel 9: Aufzinsen, Zinsänderung/1

Sie legen am 1.1.2002 10.000 zu einem Zinssatz von 5% p.a. (2 Zinstermine pro Jahr) auf ein Sparbuch. Am 31.12.2012 und am 30.06.2017 heben Sie jeweils 5.000 von diesem Sparbuch ab. Am 01.01.2018 wird der Zinssatz auf 4% p.a. (2 Zinstermine pro Jahr) reduziert.

Über welches Endvermögen verfügen Sie am 31.12.2020?

Finanzmathematik

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Investition & Finanzierung

Folie 95

Lösungsweg

Beispiel 9: Aufzinsen, Zinsänderung/2

Finanzmathematik

01.01.2002=

31.12.2001 31.12.2012 30.06.2017 31.12.2020

01.01.2018=

31.12.2017

10.000

10.512 11.838

112025,1

5,42025,1

5,02025,1 3202,1

17.216 - 5.000

12.216 15.256 - 5.000

10.256

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Investition & Finanzierung

Folie 96

Beispiel 10: Anfangseinzahlung/1

Sie wollen in 20 Jahren 100.000 angespart haben. Die Bank garantiert Ihnen einen Zinssatz von 5% bei jährlicher Verzinsung.

Welchen Betrag müssen Sie heute auf ein Sparbuch legen, wenn Sie jedes Jahr zusätzlich 2.000 ansparen können, beginnend in einem Jahr, letztmalig nach 20 Jahren?

Finanzmathematik

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Investition & Finanzierung

Folie 97

Lösungsweg

Beispiel 10: Anfangseinzahlung/2

Finanzmathematik

2.000 2.000 2.000 2.000 2.000

0 1 2 3 2019

Barwert Annuität

24.924

20

20

05,105,0

105,1000.2

100.00037.689 Barwert Zielbetrag

2005,1

Einzahlung in t=0

12.765

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Investition & Finanzierung

Folie 98

Beispiel 11: Kombiniertes Beispiel/1

Sie legen heute 100.000 auf ein Sparbuch mit einem Zinssatz von 5% p.a.. Zusätzlich wollen Sie über 20 Jahre hinweg jeweils am Jahresende einen konstanten Betrag auf dieses Sparbuch legen, sodass Sie ab dem 21. Jahr jeweils am Jahresende aus den Zinsen des angesparten Kapitals jährlich 50.000 als ewige Rente entnehmen können.

Wie hoch muss dieser jährliche Ansparbetrag bei jährlicher Verzinsung sein?

Finanzmathematik

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Investition & Finanzierung

Folie 99

Lösungsweg

Beispiel 11: Kombiniertes Beispiel/2

Finanzmathematik

50.000 50.000

0 1 2 3 2019 21 22

...

1.000.000

05,0000.50

Barwert der ewigen Rente

265.330100.0002005,1

Endwert der Veranlagung

734.670 Endwert des benötigten Ansparbetrags 2005,1

276.889Barwert des Ansparbetrags

22.218 22.218 22.218 22.218 22.218Annuität ...

105,1

05,105,020

20

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Investition & Finanzierung

Folie 100

Alternativer Lösungsweg

Beispiel 11: Kombiniertes Beispiel/3

Finanzmathematik

50.000 50.000

0 1 2 3 2019 21 22

...

1.000.000

05,0000.50

Barwert der ewigen Rente in t=0

376.889

100.000 Barwert der Veranlagung

2005,1

276.889= Barwert des Ansparbetrags

22.218 22.218 22.218 22.218 22.218Annuität ...

105,1

05,105,020

20

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Kapitel 5

Investitionsrechnung

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Investition & Finanzierung

Folie 102

Was bedeutet Investition?

Typische Definitionen: Verwendung finanzieller Mittel Maßnahmen zur zielgerichteten Nutzung von Kapital Umwandlung von flüssigen Mitteln in andere Formen

von Vermögen (Kapitalbindung)

Zahlungsreihe, die mit einer Auszahlung beginnt

Investitionsrechnung

0 1 2 3

-3.000 -1.3002.2002.600

t

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Investition & Finanzierung

Folie 103

Investitionsrechnung

Grundlagen

• Investitionsrechnung ist zahlungsorientiert• Regelfall: Normal- oder reguläre Investitionen

Kennzeichen: einmaliger Vorzeichenwechsel

• Investitionsrechnung dient der Beurteilung von Real- oder Finanzinvestitionen

• Investitionsrechnungen beurteilen: absolute Vorteilhaftigkeit relative Vorteilhaftigkeit optimale Investitionsdauer Programmentscheidungen

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Investition & Finanzierung

Investition

Investitions-objekte

Sachanlage-vermögen(Grundstücke, Maschinen,Rechte usw.)

Finanzanlage-vermögen(Beteiligungen, langfristige Aus-leihungen usw.)

Umlaufvermögen(Vorräte,Forderungen,Kassenreserven)

Ausgaben für F&E, für gering-wertige aber dauerhafte Wirt-schaftsgüter usw.

laufendeProduktions-,Vertriebs- undVerwaltungs-ausgaben

Investitionen imengsten Sinn

Investitionen im engenbilanzorientierten Sinn

Investitionen im weiten bilanzorientierten Sinn

Investitionen im erweiterten bilanzorientierten Sinn(einschließlich langfristiger “Off-Balance-Sheet” Investitionen)

Investitionen im weitesten Sinn

UmfangalternativerInvestitions-begriffe

Quelle: Schierenbeck [Grundzüge 1995], S. 306

Investitionsrechnung

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Investition & Finanzierung

Investitionsarten

Investition

ImmaterielleInvestitionFinanzinvestitionSachinvestition

ErsatzinvestitionErweiterungs-

investition

identischerErsatz

Rationalisierungs-investition

Quelle: Perridon/Steiner [Finanzwirtschaft 1995], S. 27 (leicht modifiziert)

Investitionsrechnung

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Investition & Finanzierung

Rechtlicher Schutz von Investitionen

• § 454 UGB: Investitionsersatz zwischen Unternehmern (gilt für Verträge ab 1.1.2007) (1) Ein Unternehmer, der an einem vertikalen

Vertriebsbindungssystem als gebundener Unternehmer im Sinne des § 30a KartG oder als selbständiger Handelsvertreter (§ 1 HVertrG) teilnimmt, hat bei Beendigung des Vertragsverhältnisses mit dem bindenden Unternehmer Anspruch auf Ersatz von Investitionen, die er nach dem Vertriebsbindungsvertrag für einen einheitlichen Vertrieb zu tätigen verpflichtet war, soweit sie bei der Vertragsbeendigung weder amortisiert noch angemessen verwertbar sind.

Folie 106

Investitionsrechnung

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Investition & Finanzierung

Rechtlicher Schutz von Investitionen

• § 454 UGB: Investitionsersatz zwischen Unternehmern (gilt für Verträge ab 1.1.2007) (2) Der Anspruch besteht nicht, wenn

a) der gebundene Unternehmer das Vertragsverhältnis gekündigt oder vorzeitig aufgelöst hat, es sei denn, dass dafür ein dem bindenden Unternehmer zurechenbarer wichtiger Grund vorlag,

b) der bindende Unternehmer das Vertragsverhältnis aus einem dem gebundenen Unternehmer zurechenbaren wichtigen Grund gekündigt oder vorzeitig aufgelöst hat oder

c) der gebundene Unternehmer gemäß einer Vereinbarung mit dem bindenden Unternehmer die Rechte und Pflichten, die er nach dem Vertrag hat, einem Dritten überbindet.

Folie 107

Investitionsrechnung

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Investition & Finanzierung

Rechtlicher Schutz von Investitionen

• § 454 UGB: Investitionsersatz zwischen Unternehmern (gilt für Verträge ab 1.1.2007) (3) Der gebundene Unternehmer verliert den Anspruch,

wenn er dem bindenden Unternehmer nicht innerhalb eines Jahres nach Beendigung des Vertragsverhältnisses mitgeteilt hat, dass er seine Rechte geltend macht.

(4) Ansprüche nach Abs. 1 können zum Nachteil des gebundenen Unternehmers im Voraus durch Vereinbarung weder aufgehoben noch beschränkt werden.

(5) Der Ausgleichsanspruch nach § 24 HVertrG bleibt von dieser Bestimmung unberührt. [gilt für die Zufuhr von neuen Kunden]

Folie 108

Investitionsrechnung

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Investition & Finanzierung

Folie 109

Investitionsrechnung

Investitionsrechenmodelle

• Investitionsrechnungsmodelle sind Entscheidungsmodelle

• Ziel des Investors: Vermögensmaximierung• Zielkriterien:

z.B. Kapitalwert, Rendite, Amortisationsdauer Problem: entsprechen die verwendeten Kriterien dem Ziel?

• Modellprämissen: Sicherheit konstanter Zinssatz vollständiger Kapitalmarkt: jeder Zahlungsstrom ist handelbar vollkommener Kapitalmarkt: Preise (bzw. Zinssätze) sind für

alle Marktteilnehmer gleich

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Investition & Finanzierung

Folie 110

Investitionsrechnung

Statische und dynamische Verfahren/1

Statische Verfahren: verwenden Daten aus

Buchhaltung und Kostenrechnung

Durchschnittsbetrachtung

keine Berücksichtigung zeitlicher Unterschiede

Vernachlässigung von Zinseffekten

(zu) stark vereinfachte Modellwelt

leichte Anwendbarkeit

Dynamische Verfahren: zahlungsorientierte

Größen exakte Erfassung aller mit

dem Projekt verbundenen Zahlungen

mehrperiodige Betrachtung

Berücksichtigung zeitlicher Unterschiede durch finanzmathematische Methoden

geeigneter Kalkulations-zinssatz notwendig

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Investition & Finanzierung

Folie 111

Dynamische Verfahren: Kapitalwertmethode Interne-Zinssatz-

Methode Annuitätenmethode Dynamische

Amortisations-rechnung

Statische Verfahren: Kostenvergleichsrechnu

ng Gewinnvergleichsrechnu

ng Rentabilitätsrechnung statische Amortisations-

rechnung, Payoff-Rechnung

Statische und dynamische Verfahren/2

Investitionsrechnung

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Investition & Finanzierung

Statische Methoden

Kostenvergleichsrechnung

Entscheidungskriterium:Periodenkosten (bei gleicher quantitativer und qualitativer Leistung der Investitionsalternativen)Stückkosten (bei unterschiedlicher quantitativer Leistung der Investitionsalternativen)

Anwendung:Bewertung der relativen Vorteilhaftigkeit von Rationalisierungsinvestitionen

ein Investitionsobjekt ist dann relativ vorteilhaft, wenn seine Kosten geringer sind als die der anderen zur Wahl stehenden Alternativen

Quelle: Schierenbeck [Grundzüge 1995], S. 324ff.

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Investition & Finanzierung

Statische Methoden

Gewinnvergleichsrechnung

Entscheidungskriterium:durchschnittlicher Gewinn (Saldo aus durchschnittlichen Erlösen und Kosten pro Periode)

Anwendung:Bewertung der absoluten und relativen Vorteilhaftigkeit von Neu- und Erweiterungsinvestitionen

ein Investitionsobjekt ist dann absolut vorteilhaft, wenn sein Gewinn größer als Null istes ist relativ vorteilhaft, wenn sein Gewinn größer als der eines jeden anderen alternativen Objektes ist Quelle: Schierenbeck [Grundzüge 1995], S. 330f.

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Investition & Finanzierung

Statische Methoden

Rentabilitätsrechnung

Periodengewinn

Kapitaleinsatz100

Entscheidungskriterium:Periodenrentabilität, ist eine Kennzahl, die aus dem Verhältnis einer Gewinngröße zu einer Kapitaleinsatzgröße gebildet wird:

Anwendung:Beurteilung der Vorteilhaftigkeit einzelner Investitionen sowie Vergleich der Vorteilhaftigkeit mehrerer Investitionsobjekte

ein Investitionsobjekt ist absolut vorteilhaft, wenn seine Rentabilität höher als ein vorgegebener Grenzwert istes ist relativ vorteilhaft, wenn seine Rentabilität größer ist als die eines jeden anderen alternativen Objektes

Quelle: Schierenbeck [Grundzüge 1995], S. 331f.

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Investition & Finanzierung

Statische Methoden

Return on Investment (ROI)

ROI

Umsatz-rentabilität

Kapital-umschlag

Gewinnplus

Zinsen

Umsatz

Kapital-einsatz

Anlage-vermögen

Umlauf-vermögen

VariableKosten

Deckungs-beitrag

Fixkostenohne

Zinsen

UmsatzFertigungs-

löhne

Fertigungs-material

VariableGemeinkosten

Lieferforderungen

Verwaltung

Produktion

Vertrieb

Finanzanlage-vermögen

Sachanlage-vermögen

SonstigesUmlaufvermögen

Vorräte

x

:

:

-

+

-

+

+

+

+

+

+

+Quelle: Lechner et. al. [Einführung 1996], S. 81

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Investition & Finanzierung

Statische Methoden

Amortisationsrechnung

Entscheidungskriterium:Zeitdauer, die bis zur Wiedergewinnung der Anschaffungsausgaben aus den Einnahmeüberschüssen des Investitionsobjektes verstreicht (Amortisationsdauer)

Anwendung:Aussagen anderer Investitionsrechenverfahren können ergänzt werden, da mit der Amortisationszeit ein zusätzlicher Beurteilungsmaßstab geliefert wird

ein Investitionsobjekt ist absolut vorteilhaft, wenn seine Amortisationszeit geringer als ein vorgegebener Grenzwert istes ist relativ vorteilhaft, wenn seine Amortisationszeit geringer als die eines jeden anderen alternativen Objektes ist

Quelle: Schierenbeck [Grundzüge 1995], S. 333f.

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Investition & Finanzierung

Folie 117

Investitionsrechnung

Nachteile statischer Verfahren

Nachteile statischer Verfahren:• Zielkriterien der Verfahren entsprechen nicht

unbedingt den monetären Zielen des Investors (Fehlentscheidungen)

• Durchschnittsbetrachtung führt zu Ungenauigkeiten

• Vernachlässigung von Zinseszinseffekten ( allzu positive Beurteilung)

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Investition & Finanzierung

Folie 118

Investitionsrechnung

Kalkulationszinssatz

Kalkulationszinssatz bei dynamischen Verfahren: jener Zinssatz, zu dem Zahlungen des Projekts am

(vollkommenen und vollständigen) Kapitalmarkt angelegt oder beschafft werden können

Höhe abhängig vom Projektrisiko: Je riskanter ein Projekt, umso höher der „risikoadjustierte“ Kalkulationszinssatz („Risikozuschlag“)

Opportunitätskosten: wieviel Ertrag bringt die beste alternative Geldanlage mit vergleichbarem Risiko?

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Investition & Finanzierung

Folie 119

Kapitalwertmethode

N

0tt

t

)i1(K

KW

Kapitalwert

Kapitalwert: Summe aller diskontierten zukünftigen Zahlungen aus einer Investition unter Berücksichtigung der Anschaffungsauszahlung

• alle zukünftigen Zahlungen werden berücksichtigt (auch jene nach Ablauf der Nutzungsdauer)

• Kriterium: positiver Kapitalwert (absolute Vorteilhaftigkeit)

maximaler Kapitalwert (relative Vorteilhaftigkeit)

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Investition & Finanzierung

Folie 120

Beispiel 12: Kapitalwertmethode - abs. Vorteilh./1

Kapitalwertmethode

Von einem Investitionsprojekt A sind folgende Daten bekannt:

100.00020.0004 Jahre4.000/

Jahr7/Stück3/Stück

14/Stück

AnschaffungsauszahlungLiquidationserlösNutzungsdauerVersicherungLohnauszahlungenMaterialauszahlungenErlös

1. Jahr2. Jahr3. Jahr4. Jahr

8.0008.0008.5008.500

Absatzprognosen:

Kalkulationszinssatz: 4%

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Investition & Finanzierung

Folie 121

Beispiel 12: Kapitalwertmethode - abs. Vorteilh./2

Berechnung des Kapitalwertes von A

Entscheiden Sie mit Hilfe der Kapitalwertmethode, ob Projekt A durchgeführt werden soll oder nicht und interpretieren Sie das Ergebnis!

Periodejedefür.usw

923.26)04,01(000.28Barwert

000.28000.84000.112ZahlungenummeS

000.84000.410000.8Auszahlung

000.11214000.8Einzahlung

0,04 nszinssatzKalkulatio

11

1

ngVersicheruialLohn/Mater1

Umsatz1

Kapitalwertmethode

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Investition & Finanzierung

Folie 122

Beispiel 12: Kapitalwertmethode - abs. Vorteilh./3

Kapitalwertmethode

Anmerkung: die Einzahlung des Projektes im Zeitpunkt 4 enthält den Liquidationserlös.

Kapitalwert

(4%)

Einzahlungen

0112.000112.000119.000139.000

Auszahlungen

100.00084.00084.00089.00089.000

Summe der Zahlungen

-100.00028.00028.00030.00050.000

Barwert

-100.00026.92325.88826.67042.740

Zeit

01234

22.221

Einzahlungs-/Auszahlungstabelle

Projekt A

Der Kapitalwert ist positiv, das Projekt A ist daher (absolut) vorteilhaft.

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Investition & Finanzierung

Folie 123

Interpretation des Kapitalwerts/1

Kapitalwertmethode

1. Jahr 2. Jahr 3. Jahr 4. Jahr

t=0 t=1 t=2 t=3 t=4

+ 25.995

„Sparbuch“:

116.986

Endvermögen404,1000.100

31.200104,1

30.285204,1

Projekt A: 50.00030.00028.00028.000

31.496304,1

142.981

22.221KW (A):404,1

Page 124: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 124

Interpretation des Kapitalwerts/2

Kapitalwert: Summe der Barwerte der mit dem Investitionsprojekt

verbundenen Zahlungen Barwert des zusätzlichen Endvermögens, das durch

die Investition erwirtschaftet wird Barwert der maximal möglichen Entnahmen während

der Laufzeit, bei denen das Endvermögen nicht kleiner als bei Veranlagung zum Kalkulationszinssatz wird

Barwert der maximal möglichen Reduktionen der Zahlungen, sodass das Projekt noch absolut vorteilhaft bleibt

Kapitalwertmethode

Page 125: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 125

Beispiel 13: Kapitalwertmethode - rel. Vorteilh./1

Kapitalwertmethode

Als Alternative zu Projekt A könnte auch Projekt B mit einer Nutzungsdauer von 5 Jahren durchgeführt werden. Dabei ergäben sich folgende Ein- und Auszahlungen:

Welches der beiden Projekte soll realisiert werden?

AuszahlungenEinzahlungenZeit

170.00077.50078.00082.50082.00076.5008.000

120.000124.000130.000133.000115.000

0123456

Page 126: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 126

Beispiel 13: Kapitalwertmethode - rel. Vorteilh./2

Kapitalwertmethode

24.538

0120.000124.000130.000133.000115.000

170.00077.50078.00082.50082.00076.500

8.000

-170.00042.50046.00047.50051.00038.500-8.000

-170.00040.86542.53042.22743.59531.644-6.323

Kapitalwert

(4%)

ZeitEinzahlunge

nAuszahlunge

nSumme der Zahlungen

Barwert

01234

Einzahlungs-/Auszahlungstabelle

Projekt B

56

Projekt B ist - isoliert betrachtet - vorteilhaft.

Page 127: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 127

22.22124.538

0

5.000

10.000

15.000

20.000

25.000

Kapit

alw

ert

Projekt A Projekt B

Beispiel 13: Kapitalwertmethode - rel. Vorteilh./3

Kapitalwertmethode

Projekt B hat einen höheren Kapitalwert als Projekt A. Nach der Kapitalwertmethode ist Projekt B daher (bei einmaliger Investition) vorzuziehen.

Page 128: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 128

Projektvergleich/1

Vergleichbarkeit möglich trotz:• unterschiedlicher Anschaffungsauszahlung

100.000 170.000

• unterschiedlicher Laufzeit 4 Jahre 6 Jahre

Bei vollkommenem und vollständigem Kapitalmarkt

keine Korrekturen nötig! Wiederanlageprämisse:

Kapital kann zum Kalkulationszinssatz angelegt und aufgenommen werden

Kapitalwertmethode

Page 129: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 129

Kapitalwertmethode

Unterschiedliche Anschaffungsauszahlung:

Projektvergleich/2

• Investor besitzt 170.000, legt bei Auswahl von Projekt A den Differenzbetrag am Kapitalmarkt an zusätzlicher Kapitalwert: 0

KW: 0

0 1 2 3 4 t

-70.000 81.89070.000

404,1

• Investor besitzt 100.000, nimmt bei Auswahl von Projekt B den Differenzbetrag als Kredit auf zusätzlicher Kapitalwert: 0 6

KW: 0

0 1 2 3 4 t

70.000 -88.572-70.000

604,1

5

Page 130: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 130

Kapitalwertmethode

Unterschiedliche Laufzeit:

Projektvergleich/3

Investor legt das Endvermögen von Projekt A weitere zwei Jahre am Kapitalmarkt an und verlängert damit künstlich die Laufzeit zusätzlicher Kapitalwert: 0

Kapitalmarkt:

116.986

Endvermögen

t=4404,1000.100

+28.116

25.995204,1

22.221404,1

KW (A):

126.532

Endvermögen

t=6204,1

154.648Projekt A: 142.981204,1

t=0 t=4 t=6

Page 131: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 131

Einmalige Investition

Methodenvergleich

Kapitalwertmethode

Projekt A Projekt BEinmalige Investition:

Page 132: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 132

Grundlagen/1

Annuitätenmethode: Spezialfall der Kapitalwertmethode Anwendung v.a. bei Auswahlentscheidungen bei

identischer Reinvestition und unterschiedlicher Nutzungsdauer der Investitionsprojekte

Umwandlung einer ungleichmäßig strukturierten Zahlungsreihe in eine Zahlungsreihe mit gleich großen Zahlungen (Annuitäten) = Periodisierung des Kapitalwertes

dazu dient der Annuitätenfaktor:

Annuitätenmethode

1q

q1qKWA

N

N

m

mi

1q

Page 133: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 133

Grundlagen/2

Absolute Vorteilhaftigkeitsentscheidung: Kriterium: positive Annuität

Relative Vorteilhaftigkeitsentscheidung: Kriterium: maximale Annuität Bei unterschiedlichen Nutzungsdauern der Projekte:

Unterscheidung zwischen einmaliger Investition

identischer Reinvestition

Annuitätenmethode

Page 134: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 134

Beispiel 14: Annuitätenmethode - abs. Vorteilh.

Annuitätenmethode

Entscheiden Sie mit Hilfe der Annuitätenmethode, ob Projekt A durchgeführt werden soll oder nicht und interpretieren Sie das Ergebnis!

Berechnung der Annuität von A

KW(A) = 22.221Nutzungsdauer = 4 Jahre

122.6104,1

04,104,0221.22A

4

4

Die Annuität ist positiv, Projekt A ist daher absolut vorteilhaft.

Page 135: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 135

Interpretation der Annuität

Annuitätenmethode

004,1

878.43

04,1

878.23

04,1

878.21

04,1

878.21000.100tKapitalwer

4321

Zahlungen A

Entnahme

Zahlungen neu

-100.000

-100.000

28.000

-6.122

21.878

28.000

-6.122

21.878

30.000

-6.122

23.878

50.000

-6.122

43.878

t=0 t=1 t=2 t=3 t=4

Annuität:

konstante Entnahme während einer bestimmten Zeitspanne N (hier im Beispiel die Nutzungsdauer), sodass der Kapitalwert der verbleibenden Zahlungen genau null beträgt

Page 136: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 136

Beispiel 15: Annuitätenmethode - rel. Vorteilh., identische Reinvestition/1

Annuitätenmethode

Angenommen, die Investitionsprojekte A und B werden jeweils nach Ablauf der betrieblichen Nutzungsdauer erneut realisiert (Investitions-kette). Welches der beiden Projekte ist in diesem Fall vorzuziehen?

Verwendung der Kapitalwertmethode:• nach Ablauf der Nutzungsdauer erneute Investition• keine Veranlagung am Kapitalmarkt zum Ausgleich der

unterschiedlichen Nutzungsdauern/Laufzeiten Kapitalwerte der Einzelprojekte zum Vergleich nicht

geeignet Kapitalwerte der Investitionsketten (20 Jahre) berechnen

Page 137: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 137

Beispiel 15: Annuitätenmethode - rel. Vorteilh., identische Reinvestition/2

Annuitätenmethode

t2016840 12

KWA 5KWA 3KWA 2KWA 1 KWA 4

KWKette A

195.8304,104,104,104,11221.22KW 161284AKette

909.7404,104,104,11538.24KW 15105BKette

analog:

Page 138: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 138

Beispiel 15: Annuitätenmethode - rel. Vorteilh., identische Reinvestition/3

Annuitätenmethode

Anstatt umständlicher Berechnung der Kettenkapitalwerte:Berechnung und Vergleich der Annuitäten Annuitätenmethode

122.6104,1

04,104,0195.83A 20

20

AKette

122.6

104,1

04,104,0221.22A 4

4

A

512.5104,1

04,104,0909.74A 20

20

BKette

512.5

104,1

04,104,0538.24A 5

5

B

Bei identischer Reinvestition sollte Projekt A realisiert werden: Sowohl der Kettenkapitalwert als auch die auf die Nutzungsdauer bezogene Annuität sind größer als bei Projekt B.

Annuität der Investitionskette = Annuität des Einzelprojekts

Page 139: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 139

Identische Reinvestition

Methodenvergleich

Kapitalwertmethode(Investitionskette)

Annuitätenmethode

Projekt A Projekt BIdentische Reinvestition:

Page 140: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 140

Beispiel 16: Annuitätenmethode - rel. Vorteilh., einmalige Investition

Annuitätenmethode

Welches der beiden Projekte ist gemäß der Annuitätenmethode vorzuziehen, wenn beide Projekte jeweils nur einmal durchgeführt werden?Bei einmaliger Investition und unterschiedlicher Nutzungsdauer (oder Laufzeit):Veranlagung des Endvermögens am Kapitalmarkt zum Ausgleich der unterschiedlichen Nutzungsdauern (oder Laufzeiten) künstlich „verlängerte“ Nutzungsdauer (oder Laufzeit) von Projekt A verwenden dasselbe N im Annuitätenfaktor!

991.4104,1

04,104,0221.22A 5

5

A

512.5

104,1

04,104,0538.24A 5

5

B

Bei einmaliger Investition ist Projekt B vorzuziehen, da die mit dem ein-heitlichen Annuitätenfaktor berechnete Annuität größer ist als bei Projekt A.

Page 141: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 141

Einmalige Investition

Methodenvergleich

Kapitalwertmethode

Projekt A Projekt BEinmalige Investition:

Annuitätenmethode

Page 142: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 142

Grundlagen

Dynamische Amortisationsrechnung: ermittelt den Amortisationszeitpunkt des Projekts:

Zeitpunkt, zu dem die Summe der Barwerte der Einzahlungen größer ist als die Summe der Barwerte der Auszahlungen

Zahlungen werden nur bis zum Amortisationszeitpunkt berücksichtigt wichtiger Kritikpunkt

Kriterium: absolute Vorteilhaftigkeit: Amortisation relative Vorteilhaftigkeit: früherer

Amortisationszeitpunkt

Dynamische Amortisationsrechnung

Page 143: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 143

Entscheiden Sie sich zwischen den Projekten A und B mit Hilfe der dynamischen Amortisationsrechnung!

Dynamische AmortisationsrechnungBeispiel 17: Dynamische Amortisationsrechnung

kum.Barwert

-100.00028.000

-100.00026.923

-100.000 -170.000-

170.000-170.000

40.865 -129.13542.500-73.07728.00030.00050.000

25.88826.67042.740

-47.189

-20.51922.221

4 Jahre

SummeZahlungen

Zeit

N*

SummeZahlungen

Barwert Barwert

01234

kum.Barwert

5

Projekt A Projekt B

-6.323 24.538-8.0006

5 Jahre

42.53042.22743.595

-86.605

-44.378-738

46.00047.50051.000

31.644 30.86138.500

Aufgrund der kürzeren Amortisationsdauer ist Projekt A vorzuziehen.

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Investition & Finanzierung

Folie 144

Einmalige Investition

Methodenvergleich

Kapitalwertmethode

Annuitätenmethode

DynamischeAmortisationsrechnung

Projekt A Projekt BEinmalige Investition:

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Investition & Finanzierung

Folie 145

Interpretationsmöglichkeiten bei Investitionen: als Effektivverzinsung des

gebundenen Kapitals (Rendite) bei Finanzierungen: als effektive Kapitalkosten als kritischer Zinssatz

0i1KN

0t

tefft

Interne-Zinssatz-Methode

Interne-Zinssatz-Methode

Interner Zinssatz: jener Zinssatz, bei dem der Kapitalwert einer Investition gleich null ist

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Investition & Finanzierung

Folie 146

Interpolationsverfahren

Interne-Zinssatz-Methode

KW+

KW

i

i+

interner Zinssatz (exakt)

interner Zinssatz (Interpolation)

Fehler

Kapitalwert

Zinssatz

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Investition & Finanzierung

Folie 147

Berechnung des internen Zinssatzes

Interne-Zinssatz-Methode

• am PC: z.B. mit MS Excel: Funktion IKV

1

KK

i0i1

KK N

0

NeffN

eff

N0

• exakte Ermittlung bei zwei Zahlungen:

KWKW)ii(KW

iieff

• händisch (eine Iteration des Näherungsverfahrens):

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Investition & Finanzierung

Folie 148

Beispiel 18: Interner Zinssatz bei 2 Zahlungen

%)45,8(0845,01000.1

500.1i 5eff

Interne-Zinssatz-Methode

Ein Investitionsprojekt mit der Anschaffungsauszahlung von 1.000 liefert im Zeitpunkt t=5 eine Einzahlung von 1.500. Wie hoch ist der effektive Zinssatz (die Rendite)?

Page 149: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 149

Entnahmen: konstanter Prozentsatz des gebundenen (noch nicht amortisierten) Kapitals

Interpretation/1

Interne-Zinssatz-Methode

12,194%

0 0 100.00012.194 15.806 84.19410.267 17.733 66.461

8.104 21.896 44.5665.434 44.566 0

28.00028.00030.00050.000

-100.000

freigesetztesKapital

Entnahmengebundenes

KapitalZeitpunkt

01234

ZahlungenProjekt A

Rendite

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Investition & Finanzierung

Folie 150

Interpretation/2

Interner Zinssatz: gibt an, wieviel Prozent des gebundenen Kapitals

jeweils am Periodenende entnommen werden können, ohne die Amortisation der Anschaffungsauszahlung zu gefährden

Effektivverzinsung des jeweils gebundenen Kapitals

Kriterium: absolute Vorteilhaftigkeit: ieff > i relative Vorteilhaftigkeit: ieff maximal

Interne-Zinssatz-Methode

Page 151: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 151

Isoliert betrachtet ist jede Alternative vorteilhaft (interner Zinssatz > Mindest-verzinsung von 4%), bei einer Auswahlentscheidung wird jene Alternative mit dem größten internen Zinssatz, also Alternative A, gewählt.

Beispiel 19: Interne-Zinssatz-Methode

Interne-Zinssatz-Methode

Zeitpunkt

01234

ZahlungenProjekt A-100.000

28.00028.00030.00050.000

Rendite 12,194%

56

ZahlungenProjekt B-170.000

42.50046.00047.50051.000

9,180%

38.500-8.000

Beurteilen Sie die Projekte A und B mit Hilfe der Internen-Zinssatz-Methode, wenn eine Mindestverzinsung von 4% erreicht werden soll.

Page 152: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 152

Einmalige Investition

Methodenvergleich

Kapitalwertmethode

Annuitätenmethode

DynamischeAmortisationsrechnung

Interne-Zinssatz-Methode

Projekt A Projekt BEinmalige Investition:

Page 153: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 153

-60.000

-30.000

0

30.000

60.000

0% 5% 10% 15% 20%

Kapit

alw

ert

Projekt A Projekt B

5,1%

Interne-Zinssatz-Methode

4%

Problem - Schneidende Kapitalwertfunktionen

interner Zinssatz (B): 9,2%

interner Zinssatz (A): 12,2%

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Investition & Finanzierung

Folie 154

Beispiel 20: Problem - mehrere interne Zinssätze

-400

-300

-200

-100

0

100

50% 100% 150% 200% 250%

Zinssatz

Kap

ital

wer

t

interne Zinssätze: 100% und 200%

ZeitZahlung

t=0-1.000

t=15.000

t=2-

6.000

Projekt 1

Interne-Zinssatz-Methode

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Investition & Finanzierung

Folie 155

Beispiel 21: Problem - kein interner Zinssatz

-600

-500

-400

-300

-200

-100

0100% 150% 200% 250% 300%

Zinssatz

Kap

ital

wer

t

kein interner Zinssatz

ZeitZahlung

t=0-1.000

t=14.000

t=2-

6.000

Projekt 2

Interne-Zinssatz-Methode

Page 156: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 156

Beispiel 22: Problem - negativer interner Zinssatz

-6.000

-5.000

-4.000

-3.000

-2.000

-1.000

0

1.000

2.000

3.000

4.000

-50% 0% 50% 100% 150% 200%

Zinssatz

Kap

ital

wer

t

interne Zinssätze: -36% und 836%

ZeitZahlung

t=0-1.000

t=110.000

t=2-

6.000

Projekt 3

Interne-Zinssatz-Methode

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Investition & Finanzierung

Folie 157

Mängel der Internen-Zinssatz-Methode

• Wiederanlageprämisse: Wiederveranlagung der Zahlungen aus dem Projekt (bzw. Ausgleich der unterschiedlichen Kapitalbindungen beim Vergleich mehrerer Projekte) zum internen Zinssatz unterstellt Unabhängigkeit vom Kapitalmarkt ieff > i: Wiederveranlagung zu ieff definitionsgemäß nicht

möglich ieff < i: Wiederveranlagung zu ieff nicht sinnvoll beim Vergleich zweier Projekte: unterschiedliche Alternativen

der Wiederveranlagung

• mögliche Fehlentscheidungen beim Vergleich mehrerer Projekte (schneidende Kapitalwertfunktionen)

• Nicht-Eindeutigkeit bei mehrfachem Vorzeichenwechsel

Interne-Zinssatz-Methode

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Investition & Finanzierung

Folie 158

InvestitionsrechnungZusammenhang der einzelnen Verfahren/1

Absolute Vorteilhaftigkeit:

• Kapitalwert- und Annuitätenmethode: selbe Schlussfolgerungen

• KW- und Interne-Zinssatz-Methode: bei Normalinvestitionen ebenfalls selbe

Schlussfolgerungen bei Nicht-Normalinvestitionen Widersprüche möglich

Präferenz für Kapitalwertmethode

Page 159: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 159

Investitionsrechnung

Relative Vorteilhaftigkeit:

• KW- und Annuitätenmethode: bei korrekter Anwendung keine Widersprüche

• KW- und Interne-Zinssatz-Methode: Widersprüche möglich KW-Methode ist aufgrund der realistischeren

Wiederanlage-prämisse überlegen

Zusammenhang der einzelnen Verfahren/2

Page 160: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 160

Investitionsrechnung

Anwendung der einzelnen Verfahren/1

Kapitalwertmethode: bei Entscheidungen über die absolute Vorteilhaftigkeit

eines Projekts bei Auswahlentscheidungen:

bei einmaliger Investition bei identischer Reinvestition (Achtung: Investitionskette

bei unterschiedlichen Nutzungsdauern)

Page 161: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 161

Investitionsrechnung

Anwendung der einzelnen Verfahren/2

Annuitätenmethode: bei Entscheidungen über die absolute Vorteilhaftigkeit

eines Projekts bei Auswahlentscheidungen:

bei einmaliger Investition (Achtung: selber Annuitätenfaktor bei unterschiedlichen Nutzungsdauern!)

bei identischer Reinvestition (Annuitäten auf jeweilige Nutzungsdauer beziehen)

Interne-Zinssatz-Methode: bei Entscheidungen über die absolute Vorteilhaftigkeit

eines Projekts nur bei Normalinvestitionen

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Kapitel 6

Investitionen unter Risiko

Page 163: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 163

Modelle

Risiko und Risikoeinstellung

• Risiko: Möglichkeit der positiven oder negativen Abweichung einer Handlungskonsequenz von ihrem Erwartungswert

• Risikoeinstellungen: Risikoneutralität: Risiko spielt keine Rolle Risikofreude: zunehmendes Risiko wird positiv beurteilt Risikoscheu: zunehmendes Risiko wird negativ beurteilt

• Risikoeinstellung eines Anlegers ist im allgemeinen von der Höhe des Kapitaleinsatzes abhängig

• Am Kapitalmarkt beobachtet man risikoscheues Verhalten der Anleger

• Subjektive Risikoeinstellung kann aus dem Sicherheitsäquivalent abgeleitet werden

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Investition & Finanzierung

Risikomanagement allgemein

• Unter Risikomanagement versteht man die systematische Erfassung, Bewertung und Steuerung der unterschiedlichsten Risiken. Es ist ein Verfahren, das in verschiedensten Bereichen Anwendung findet, zum Beispiel bei Unternehmensrisiken Kreditrisiken Finanzanlagerisiken Umweltrisiken Versicherungstechnischen Risiken Technische Risiken

Folie 164

Berücksichtigung von Risiko

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Investition & Finanzierung

Risikomanagement allgemein

• Risikomanagement umfasst: Festlegungen von Zielen auf Basis der Vision und

Strategie der Organisation Definition von Werttreibern oder kritischen

Erfolgsfaktoren zur Erreichung von Zielen Festlegung einer Risikomanagement-Strategie Identifikation von Risiken (im Finanzrisikomanagement

mit „Exposure-Ermittlung” bezeichnet) Bewertung/Messung von Risiken Bewältigung von Risiken Steuerung Monitoring, also Früherkennung.

Folie 165

Berücksichtigung von Risiko

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Investition & Finanzierung

Erfassung von Risiken

• Die Identifikation von Risiken kann z. B. mittels Szenario-Technik, Expertenbefragungen (Delphi-Methode), Checklisten oder einfach durch offene und ehrliche Kommunikation erfolgen.

• Eine Möglichkeit für die Messung von Risiken sind Risikokennzahlen wie der Value at Risk (VaR). Eine Bewertung kann auch durch Expertenurteil erfolgen.

• Zur Darstellung kann eine Risikomatrix verwendet werden, die die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Risikos seinen Folgen bzw. Schäden gegenüberstellt.

• Um die Auswirkung der einzelnen Risiken auf das Unternehmen darzustellen, ist eine Risikoaggregation erforderlich, die mittels Simulation den Gesamtrisikoumfang des z. B. Eigenkapitalbedarf zur Risikodeckung berechnet.

Folie 166

Berücksichtigung von Risiko

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Investition & Finanzierung

Steuerung von Risiken

• Grundsätzlich gibt es fünf unterschiedliche Risikosteuerungsstrategien: Risikovermeidung, z. B. durch Verzicht auf ein

Geschäft oder Aufgabe eines Geschäftsfelds Risikoübertragung, -überwälzung z. B. auf

Marktpartner (Outsourcing) oder Versicherungen Risikoverminderung, z. B. Risikodiversifikation Risikoakzeptanz, z. B. Kompensation durch Dotierung

der Risikovorsorge Risikobeseitigung, z. B. durch Abstellen eines

organisatorischen Mangels.

Folie 167

Berücksichtigung von Risiko

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Investition & Finanzierung

Rechtliche Vorgaben

• § 82 AktG. Der Vorstand hat dafür zu sorgen, daß ein Rechnungswesen und ein internes Kontrollsystem geführt werden, die den Anforderungen des Unternehmens entsprechen.

• § 22 GmbHG. (1) Die Geschäftsführer haben dafür zu sorgen, daß ein Rechnungswesen und ein internes Kontrollsystem geführt werden, die den Anforderungen des Unternehmens entsprechen.

Folie 168

Berücksichtigung von Risiko

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Investition & Finanzierung

Rechtliche Vorgaben

• § 243 UGB. (1) Im Lagebericht sind der Geschäftsverlauf, einschließlich des Geschäftsergebnisses, und die Lage des Unternehmens so darzustellen, dass ein möglichst getreues Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage vermittelt wird, und die wesentlichen Risiken und Ungewissheiten, denen das Unternehmen ausgesetzt ist, zu beschreiben.(3) Der Lagebericht hat auch einzugehen auf 2. die voraussichtliche Entwicklung des Unternehmens;

Folie 169

Berücksichtigung von Risiko

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Investition & Finanzierung

Rechtliche Vorgaben

• § 267 UGB. (1) Im Konzernlagebericht sind der Geschäftsverlauf, einschließlich des Geschäftsergebnisses, und die Lage des Konzerns so darzustellen, dass ein möglichst getreues Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage vermittelt wird, und die wesentlichen Risiken und Ungewissheiten, denen der Konzern ausgesetzt ist, zu beschreiben.

• (3) Der Konzernlagebericht hat auch einzugehen auf 4. die Verwendung von Finanzinstrumenten, sofern dies für die

Beurteilung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage von Bedeutung ist; diesfalls sind anzugeben a) die Risikomanagementziele und -methoden, einschließlich

der Methoden zur Absicherung aller wichtigen Arten geplanter Transaktionen, die im Rahmen der Bilanzierung von Sicherungsgeschäften angewandt werden,

Folie 170

Berücksichtigung von Risiko

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Investition & Finanzierung Rechtliche Vorgaben, Beispiel: Pensionskasse

• § 25 Pensionskassengesetz. (1) Der Vorstand der Pensionskasse hat dafür Sorge zu tragen, dass die Veranlagung des einer Veranlagungs- und Risikogemeinschaft zugeordneten Vermögens durch Personen erfolgt, die dafür fachlich geeignet sind und die insbesondere in den Bereichen Portfoliomanagement, Risikomanagement sowie Asset-Liability-Management eine entsprechende Berufserfahrung nachweisen können und dass angemessene technische Ressourcen für das Risikomanagement zur Verfügung stehen.

Folie 171

Berücksichtigung von Risiko

Page 172: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung Rechtliche Vorgaben, Beispiel: Pensionskasse

• § 2 Risikomanagementverordnung-Pensionskassen (FMA), BGBl. II Nr. 360/2006. (1) Die Pensionskasse muss über ein Risikomanagement verfügen, das die Risiken der Vermögensveranlagung fortlaufend erfasst, misst und steuert. Dabei sind die Risikoprofile des gesamten Vermögens der Veranlagungs- und Risikogemeinschaft zu beachten. Die Pensionskasse hat sich bei der Auswahl der Risikomanagementmethoden an dem aktuellen Stand der Technik und Wissenschaft zu orientieren.

Folie 172

Berücksichtigung von Risiko

Page 173: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung Rechtliche Vorgaben, Beispiel: Pensionskasse

• § 2 Risikomanagementverordnung-Pensionskassen (FMA), BGBl. II Nr. 360/2006. (2) Das Risikomanagement hat Strategien, Risikomanagementtechniken und interne Kontrollverfahren zu umfassen. Das Risikomanagement ist anhand eines Risikomanagementprozesses durchzuführen, der die 1. Risikopolitik, 2. Risikoidentifikation, 3. Risikoanalyse, 4. Risikobewertung, 5. Risikosteuerung, 6. Risikoüberwachung, 7. Risikodokumentation und 8. Berichtswesen beinhaltet.

Folie 173

Berücksichtigung von Risiko

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Investition & Finanzierung Rechtliche Vorgaben, Beispiel: Investmentfonds

• § 21 InvFondsG. (2) Die Kapitalanlagegesellschaft hat ein Risikomanagementverfahren zu verwenden, das es ihr ermöglicht, das mit den Anlagepositionen verbundene Risiko sowie ihren jeweiligen Anteil am Gesamtrisikoprofil des Fondsvermögens jederzeit zu überwachen und zu messen.

Folie 174

Berücksichtigung von Risiko

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Investition & Finanzierung

Folie 175

Sicherheitsäquivalent und Risikoeinstellung

Berücksichtigung von Risiko

SÄ > E(EZ) risikofreudig

SÄ = E(EZ) risikoneutral

SÄ < E(EZ) risikoscheu

500.55.000)(0,3.000010,7E(EZ)

-5.000

10.000p=0,7

p=0,3

Wahrscheinlichkeit (p) Einzahlung (EZ)

?

Sicherheitsäquivalent (SÄ)

Indifferenz

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Investition & Finanzierung

Folie 176

Berücksichtigung von Risiko

Eine Lotterie, die einen Einsatz von 150 erfordert, führt entweder zu einer Einzahlung von 200 (p=0,6) oder zu einer Einzahlung von 120. Welche Risikoeinstellung hat Investor A, der dieser Lotterie indifferent gegenübersteht?

Investor A verhält sich daher risikoscheu.

Beispiel 23: Risikoeinstellung

Lösung:

)EZ(E150SÄ

1681204,02006,0)EZ(E

Wegen Indifferenz: erforderlicher Einsatz = Sicherheitsäquivalent

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Investition & Finanzierung

Folie 177

Berücksichtigung von Risiko

Ein Investitionsprojekt, das zum Zeitpunkt t=0 eine Auszahlung von 135 erfordert, bringt in t=1 entweder eine Einzahlung von 200 (p=0,6) oder 120, abhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung. Der risikolose Zinssatz liegt bei 6%. Sollte der oben beschriebene Investor A in das Projekt investieren?

Lösung:

51,6)06,01(150135KW

150SÄ1

Der Kapitalwert ist positiv, Investor A sollte in das Projekt investieren.

Beispiel 24: Risiko und Sicherheitsäquivalent

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Investition & Finanzierung

Folie 178

Berücksichtigung von Risiko

Wie hoch ist der Risikozuschlag auf den risikolosen Zinssatz, mit dem Investor A implizit rechnet?

Investor A verwendet implizit einen risikoadjustierten Kalkulations-zinssatz von 18,7%, d.h. er rechnet mit einem Risikozuschlag von 12,7 Prozentpunkten auf den risikolosen Zinssatz.

Lösung:

51,6KW

168)EZ(E 1

%)7,18(187,0r)r1(16813551,6 1

127,006,0187,0irzhlagRisikozusc

Beispiel 25: Risiko und Risikozuschlag

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Investition & Finanzierung

Folie 179

Verschiedene Möglichkeiten

Möglichkeiten zur Berücksichtigung des Risikos: Verwendung von Sicherheitsäquivalenten

gemeinsam mit dem risikolosen Zinssatz Verwendung von Erwartungswerten gemeinsam mit

einem risikoadjustierten Zinssatz (risikoloser Zins + Risikozuschlag)

Berücksichtigung von Risiko

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Investition & Finanzierung

Folie 180

Ein Investitionsprojekt mit einer Anschaffungsauszahlung von 320 und einer Nutzungsdauer von 3 Jahren bringt je nach wirtschaftlicher Entwicklung folgende Einzahlungen:

Berücksichtigung von RisikoBeispiel 26: Investitionsbeurteilung unter Risiko/1

Zusätzlich werden in jedem Jahr der Nutzungsdauer Auszahlungen in Höhe von 15 fällig. Der risikolose Zinssatz beträgt 5%, Investor B berücksichtigt das Risiko der Investition mit einem Risikozuschlag von 4%-punkten.

Szenario 1Szenario 2

t=1160120

t=2180140

t=3150110

p0,80,2

Soll Investor B dieses Investitionsprojekt durchführen?

Page 181: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 181

Berücksichtigung von RisikoBeispiel 26: Investitionsbeurteilung unter Risiko/2

Lösung:

%)9(09,0nszinssatzKalkulatiostierterrisikoadju

EZSzen. 1p=0,8

E(EZ)Summe

Zahlungen

Kapitalwert

(9%)

Zeit AZEZ

Szen. 2p=0,2

Barwert

012

160180150

120140110

152172142

-3201371571273

-320,00125,69132,14

98,07

35,90

320151515

Der Kapitalwert ist positiv, das Projekt ist daher vorteilhaft.

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Investition & Finanzierung

Value-at-Risk als Risikomaß

• Der Begriff Value at Risk (VaR) bezeichnet ein Risikomaß, das angibt, welchen Wert der Verlust einer bestimmten Risikoposition (z. B. eines Portfolios von Wertpapieren) mit einer gegebenen Wahrscheinlichkeit und in einem gegebenen Zeithorizont nicht überschreitet.

• Ein Value at Risk von 10 Mio. EUR bei einer Haltedauer von 1 Tag und einem Konfidenzniveau von 97,5% bedeutet, dass der mögliche Verlust der betrachteten Risikoposition von einem Tag auf den nächsten mit einer Wahrscheinlichkeit von 97,5% den Betrag von 10 Mio. EUR nicht überschreiten wird.

Folie 182

Berücksichtigung von Risiko

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Investition & Finanzierung

Portfoliotheorie nach Markowitz

• Harry Max Markowitz (* 24. August 1927 in Chicago, Illinois) ist ein US-amerikanischer Ökonom. Er studierte

Wirtschaftswissenschaften an der Universität Chicago sowie der Aristoteles-Universität Thessaloniki.

Im Rahmen seiner Doktorarbeit beschäftigte er sich mit mathematischen Methoden auf dem Wertpapiermarkt.

In der Folge entwickelte er Berechnungsmethoden für die Klassifikation von Portfolios (moderne Portfoliotheorie) und wurde 1990 für seine Theorie der Portfolio-Auswahl mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften zusammen mit Merton H. Miller und William Sharpe ausgezeichnet.

Folie 183

Berücksichtigung von Risiko

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Investition & Finanzierung

Portfoliotheorie nach Markowitz

• Seine Portfoliotheorie von März 1952 basiert auf der Erkenntnis, dass Investoren durch geschickt bewerkstelligte Mischung risikobehafteter Wertpapiere (z. B. Aktien) ein damit zu tragendes Risiko von Extremverlusten im Vergleich zu einzelnen, isoliert gehaltenen Finanzanlagen bei vergleichbarer Renditeerwartung reduzieren können (Risikostreuung).

• Die Kernfrage der Portfoliotheorie lautet somit: Wie lässt sich das aus einer Vielzahl verschiedener

Wertpapiergattungen bestehende optimale Portefeuille für einen rational handelnden Investor systematisch ermitteln?

Folie 184

Berücksichtigung von Risiko

Page 185: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Portfoliotheorie nach Markowitz

• Unter den vielen Möglichkeiten der Risikoerfassung greift die Portfoliotheorie auf ein Entscheidungsprinzip unter Unsicherheit zurück, das unter dem Namen μ/σ-Prinzip bekannt ist.

• Die Anwendung dieser Entscheidungsregel erfordert daher die eindeutige Charakterisierung eines jeden Wertpapiers durch zwei Parameter: einen "Gewinnwert", wie den Erwartungswert der

Rendite μ, und eine Maßzahl für das "Risiko", wie die

Standardabweichung σ (bzw. Varianz σ²).

Folie 185

Berücksichtigung von Risiko

Page 186: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Portfoliotheorie nach Markowitz

• Für den erwarteten Ertrag gilt dann: Der Portfolio-Erwartungswert ist

die Summe der einzelnen Erwartungswerte, gewichtet nach dem Anteil am Portfolio.

• Für das Risiko gilt dann: Das Gesamtrisiko besteht

aus den einzelnen Risiken (wenn i=j) und den sog. Kovarianzen, jeweils gewichtet nach den Anteilen. Die Kovarianz misst, wie stark sich zwei Werte in Abhängigkeit

voneinander (in die gleiche oder entgegengesetzte Richtung) entwickeln.

Nimmt man stochastische Unabhängigkeit, d.h. fehlende Korrelation, der Werte an, vereinfacht sich das Gesamtrisiko zur gewichteten Summe der Einzelrisiken:

Folie 186

Berücksichtigung von Risiko

n

iiiP x

1

n

i

n

jijjiP xx

1 1

n

iiiP x

1

22

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Investition & Finanzierung

Portfoliotheorie nach Markowitz

• Bei genügend unabhängigen Einzelwerten führt die Mischung zu einer Verringerung (!) des Gesamtrisikos des Portfolios gegenüber den Einzelwerten. Intuition: Typischerweise werden nicht alle

Wertpapiere gleichzeitig dieselbe Wertentwicklung haben, sodass Verluste auf der einen Seite durch Gewinne anderer Werte ausgeglichen. (Diversifikationseffekt)

Folie 187

Berücksichtigung von Risiko

Page 188: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung Beispiel 27: Portfoliotheorie nach Markowitz/1

• Gegeben seien zwei Wertpapiere X1 und X2 mit deren erwarteter Entwicklung:

+100 +50X1 X2 0

- 80 - 20• Daraus ergeben sich folgende Werte:

Folie 188

Berücksichtigung von Risiko

½

½ 31

31

31

90902

1902

1

10)80(2

11002

1

221

1

44,29303

1103

1403

1

10)20(3

1)0(

3

1503

1

2222

2

Page 189: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung Beispiel 27: Portfoliotheorie nach Markowitz/2

• Nehmen wir an, die beiden Wertpapiere sind voneinander unabhängig. Der Investor, der sein Vermögen auf beide Papiere gleichmäßig verteilt, sieht sich daher folgender Situation gegenüber:

+75+50+40

Y-15-40-50

Folie 189

Berücksichtigung von Risiko

61je

121

222222

2121

35,476

60

6

50

6

25

6

30

6

40

6

65

)(2

10

6

50

6

40

6

15

6

40

6

50

6

75

Y

Y

Page 190: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung Beispiel 28: Portfoliotheorie nach Markowitz

• Der Investor möchte sein Risiko weiter verringern und teilt sein Vermögen im Verhältnis X1:X2=1:3 auf. Wie hoch ist das Gesamtrisiko?

+62,5+25+10

Y-17,5-20-35

Folie 190

Berücksichtigung von Risiko

61je

5,316

45

6

30

6

5,7

6

0

6

15

6

5,52

106

35

6

20

6

5,17

6

10

6

25

6

5,62

222222

Y

Y

Page 191: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung Beispiel 29: Portfoliooptimierung nach Markowitz/1

• Bestimmen Sie das optimale (d.h. risikoärmste) Portfolio! Hinweis: Die Herleitung ist im allgemeinen Fall am leichtesten!

Wir gehen also von einer „normalen“ Präferenzfunktion P mit Risikofaktor k, einem Anfangsvermögen w0, das zur Gänze auf zwei Wertpapiere aufgeteilt wird, aus.

Folie 191

Berücksichtigung von Risiko

22

20

21

22201

2

)(

)(wobei

max

xwx

xwx

kPx

Page 192: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung Beispiel 29: Portfoliooptimierung nach Markowitz/2

Folie 192

Berücksichtigung von Risiko

0222

)()(max

22

220

2121

22

20

21

2201

xwxkP

xwxkxwxPx

22022

2121 )(2 wxk

220

22

21

12 )(2

wx

k

)(2

222

21

22012

k

kwx

Page 193: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung Beispiel 29: Portfoliooptimierung nach Markowitz/3

• Zur Vereinfachung normalisieren wir das Anfangsvermögen auf w0=1 und nutzen die Gleichheit der Erwartungswerte. Dadurch vereinfacht sich die Formel erheblich und sogar der Risikokoeffizient k fällt weg.

Folie 193

Berücksichtigung von Risiko

)(2

222

21

22012

k

kwx

22

21

22

x • Es liegt intuitiv auf der Hand, dass die Gewichtung der Risikoeinstellung bei gleichem Erwartungswert (!) nicht entscheidungserheblich ist, sondern lediglich das Verhältnis der Risiken zu einander.

Page 194: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung Beispiel 29: Portfoliooptimierung nach Markowitz/4

• Für unsere Werte errechnet sich daher eine optimale Mischung von ca. X1:X2=1:9 mit einer Risikowert von 27,98.

• Beachte! Das optimale Portfolio hat ein geringeres Risiko als jedes (!)

der beiden einzelnen Wertpapiere. Auch das erheblicher riskanter Wertpapier ist im optimalen

Portfolio vertreten!

Folie 194

Berücksichtigung von Risiko

98,270966,044,2990

44,2922

2

22

21

22

optx

Page 195: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Kapitel 7

Finanzplanung

Page 196: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 196

Investitions-entscheidungen

Finanzierungs-entscheidungen

Finanzplanung

Kurzfristige Finanzplanung

Aufgaben des Finanzplans

• Sicherstellung der Zahlungsfähigkeit• Synchronisation von Mittelverwendungs-

und Mittelbeschaffungsseite zeitlich betragsmäßig währungsmäßig

Page 197: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 197

Grundsätze

• Zahlungsbezug• Zukunftsbezug• Budgetvollständigkeit• Wirtschaftlichkeit• Bruttoprinzip• Budgeteinheit (Teil- und Gesamtbudgets)• Budgetgenauigkeit• Budgetperiodizität

Kurzfristige Finanzplanung

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Investition & Finanzierung

Folie 198

Grundstruktur

Anfangsbestand an Zahlungsmitteln zu Beginn der PlanungsperiodePlaneinzahlungen der PlanperiodePlanauszahlungen der Planperiode

Sind Finanzierungsmaßnahmen zur Erhaltungder Liquidität notwendig?

Einzahlungen vorziehen neue Mittel beschaffen Auszahlungen aufschieben usw.

Kurzfristige Finanzplanung

Zahlungsmittelendbestand am Ende der Planungsperiode

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Investition & Finanzierung

Folie 199

t

EUREinzahlungenAuszahlungen

Struktur eines Finanzplans

Liquiditätsengpässe

Kurzfristige Finanzplanung

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Investition & Finanzierung

Folie 200

Beispiel 30: Liquidationsspektrum/1

Aus der Vergangenheit ist bekannt, dass 70% der Umsätze im selben Monat, 20% im nächsten und 8% im zweitfolgenden Monat zu einer Einzahlung werden. 2% der Umsätze sind uneinbringlich.

150.000100.000Umsatz

FebruarJänner

Wie hoch sind die Einzahlungen im Jänner, Februar, März und April?

Kurzfristige Finanzplanung

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Investition & Finanzierung

Folie 201

105.000

70%

70.000

70%

Jänner

20.000

20%

Februar

UmsatzJänner100.000

Februar150.000

20%

30.000

Beispiel 30: Liquidationsspektrum/2

Lösung Liquidationsspektrum = (0,7; 0,2; 0,08)

8%

März

8.000

April

12.000

8%

125.000 38.00070.000Einzahlung 12.000

Kurzfristige Finanzplanung

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Investition & Finanzierung

Folie 202

Beispiel 31: Finanzplan und kurzfr. Finanzierung/1

• Guthaben (Ende Dezember): 20.000• LKW: 150.000 (Bezahlung in 2 Raten im Februar und März)• Kontokorrentkredit:

Kreditlimit: 30.000 Bereitstellungsprovision: 0,6% p.a. (zahlbar im März, Juni,

Sept., Dez.) Sollzinsen: 8% p.a. (zahlbar monatlich im nachhinein) Überziehungsprovision: 2% p.a. (zusätzlich zu den Sollzinsen,

zahlbar monatlich im Nachhinein)

250.000 250.000 275.000

340.000 165.000 155.000

25.000 25.000 25.000

Jänner Februar März

Auszahlungen

Löhne/Gehälter

Materialeinkäufe

Miete

Kurzfristige Finanzplanung

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Investition & Finanzierung

Folie 203

Aus der Vergangenheit ist bekannt, dass 60% der Umsätze im selben Monat, 20% im nächsten und 18% im zweitfolgenden Monat zu einer Einzahlung werden. 2% der Umsätze sind uneinbringlich.

Liquidationsspektrum = (0,6;0,2;0,18)

575.000 590.000 600.000550.000 530.000

Jänner Februar MärzNovember Dezember

Vorjahr Prognosen für die Planungsmonate

Umsatz

Erstellen Sie den Finanzplan für Jänner, Februar und März!

Beispiel 31: Finanzplan und kurzfr. Finanzierung/2

Kurzfristige Finanzplanung

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Investition & Finanzierung

Folie 204

Umsatz

Nov550.000

Dez530.000

Beispiel 31: Finanzplan und kurzfr. Finanzierung/3

Lösung Liquidationsspektrum = (0,6; 0,2; 0,18)

Einzahlung

Jän575.000

Feb590.000

Mär600.000

550.000

Jän Feb564.400

Mär581.500

18%

95.400106.000

20%18%

99.000

Kurzfristige Finanzplanung

20%

118.000354.000

60%60%

345.000

20%

115.000

18%

103.500

60%

360.000

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Investition & Finanzierung

Folie 205

99.000106.000 95.400345.000 115.000 103.500

354.000 118.000360.000

250.000 250.000 275.000340.000 165.000 155.00025.000 25.000 25.000

0 75.000 75.000

550.000 564.400 581.500

000

030025

615.000

4500

515.325 530.045-45.000 4.075 55.53045.000 0 0

20.000 -45.000 4.075

0 4.075 55.530

Finanzplan für das 1. QuartalJänner

Einzahlungen von UmsatzNov.

von UmsatzDez.

von UmsatzJän.

von UmsatzFeb.

von UmsatzMär.Summe Einzahlungen

laufende Auszahlungen Löhne/GehälterMaterialeinkäufeMieteLKW

kurzfristige Finanzierung(Kontokorrentkredit)

BereitstellungsprovisionSollzinsenÜberziehungsprovisionZahlungsmittelendbest

andkurzfr. FinanzierungsbedarfBestand nach Finanzierung

Summe Auszahlungen

AnfangsbestandFebruar März

Beispiel 31: Finanzplan und kurzfr. Finanzierung/4

Kurzfristige Finanzplanung

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Kapitel 8

Finanzierung: Begriffsabgrenzungen

Folie 206

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Investition & Finanzierung

Folie 207

Was ist Finanzierung?

Definition:• Zahlungsreihe, die mit einer Einzahlung beginnt

Finanzierung

0 1 2 3

1.400 -400-550-650

t

Aufgaben der Finanzierung:• Ausgleich von asynchronen Ein- und

Auszahlungen, damit betriebsnotwendige Investitionen durchführbar sind

und Liquidität bzw. das finanzielle Gleichgewicht erhalten

bleibt

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Investition & Finanzierung

Folie 208

Außen- und Innenfinanzierung

Außenfinanzierung (externe Finanzierung):

Kapital wird dem Unternehmen von außen zugeführt

Beteiligungsfinanzierung Eigenkapital Neue Eigentümer oder

Kapitalerhöhung durch bestehende Eigentümer

Kreditfinanzierung Fremdkapital

Innenfinanzierung (interne Finanzierung):

Liquide Mittel aus der betrieb-lichen Tätigkeit als finanzwirt-schaftlicher Überschuss

z.B. Absatz von Produkten und Dienstleistungen

z.B. Verkauf nicht betriebsnotwendiger Vermögensgegenstände

Finanzierung

Page 209: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung Finanzierungsarten nach der Kapitalherkunft

Finanzierung

Außenfinanzierung Innenfinanzierung

Einlagen-bzw.

Beteiligungs-finanzierung

Kredit-finanzierung

Finanzierungaus Rück-stellungen

Finanzierungaus Gewinn

(Selbst-finanzierung)

Finanzierungaus Ab-

schreibungen

Kapitalfrei-setzung im

Anlage-vermögen

Kapitalfrei-setzung im

Umlauf-vermögen

aus dem Umsatzprozeß

aus Vermögens-umschichtungen

Quelle: Lechner et. al. [Einführung 1996], S. 207f.

Finanzierung

Page 210: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung Finanzierungsarten nach der Rechtsstellung der Kapitalgeber

Finanzierung

Eigenfinanzierung Fremdfinanzierung

Einlagen-bzw.

Beteiligungs-finanzierung

Finanzierungaus Gewinn

(Selbst-finanzierung)

Finanzierungaus Ab-

schreibungen

Finanzierungaus Rück-stellungen

Kredit-finanzierung

Außenfinanzierung Innenfinanzierung

Quelle: Wöhe/Bilstein [Unternehmensfinanzierung 1991], S. 20 (modifiziert)

Finanzierung

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Investition & Finanzierung

Folie 211

Finanzierung

Spezifika von Finanzierungsmärkten

• Informationsproblem (asymmetrische Information) zwischen Kapitalnachfrager und Kapitalanbieter über Bonität

des Kapitalnachfragers

• Anreizproblem (Moral Hazard) Unsicherheit über Verhalten des Kapitalnachfragers

unterschiedliche Finanzierungsverträge je nach Gestaltung der Informations- und Anreizbedingungen

Finanzierungsmärkte sind unvollkommen unvollständig

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Investition & Finanzierung

Folie 212

Finanzierung

Unterschiede der Kapitalarten

Kriterium Eigenkapital (z.B. Aktie)Fremdkapital (z.B. Kredit)

SteuerbelastungAusschüttung versteuerter Gewinne

Zinsen steuerlich absetzbar

Liquiditäts-belastung

nicht fix (nur bei Gewinnausschüttung)

fix (Zinsen- und Kapitaldienst)

Rechtliche Stellung

Eigentümerstellung Gläubigerstellung

Zahlungsanspruch

Gewinn- und Verlustbeteiligung

Tilgung und Zinsen,keine Erfolgsbeteiligung!

Geschäftsführung

idR ja (Mitsprache-, Stimm- und Kontrollrechte)

nein

Zeitliche Verfügbarkeit

unbefristet idR befristet

Haftung ja nein

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Investition & Finanzierung

Folie 213

Kennzahlen

• Erhöhen der Eigenkapitalquote: Zeichen für finanzielle Unabhängigkeit, Verbesserung der Bonität

• Erhöhen der Fremdkapitalquote: Zeichen für finanzielle Abhängigkeit, Verschlechterung der Bonität, Gefahr hoher Zinsbelastung

• Debitorenziel (Außenstandsdauer): durchschnittliche Anzahl von Tagen, in welchen Kunden ihre Forderungen begleichen. Sollte niedrig gehalten werden, da das Risiko der Insolvenz des Kunden getragen wird.

• Kreditorenziel (Lieferantenziel): durchschnittliche Anzahl von Tagen, bis das Unternehmen seine Rechnungen begleicht.

100talGesamtkapi

alEigenkapitalquoteEigenkapit

100talGesamtkapi

alFremdkapitalquoteFremdkapit

365gesamt seUmsatzerlö

erungen WarenfordttlichedurchschniielDebitorenz

365gesamt ufWareneinka

chkeitennverbindliLieferante ttlichedurchschninzielLieferante

Finanzierung

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Kapitel 9

Beteiligungsfinanzierung

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Investition & Finanzierung

Folie 215

Beteiligungsfinanzierung

Spezifika der Beteiligungsfinanzierung

KriteriumEigenkapital (z.B. Aktie)

SteuerbelastungAusschüttung versteuerter Gewinne

Liquiditäts-belastung

nicht fix (nur bei Gewinnausschüttung)

Rechtliche Stellung

Eigentümerstellung

Zahlungsanspruch

Gewinn- und Verlustbeteiligung

Geschäftsführung

idR ja (Mitsprache-, Stimm- und Kontrollrechte)

Zeitliche Verfügbarkeit

unbefristet

Haftung ja

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Investition & Finanzierung

Folie 216

Funktionen von Beteiligungskapital

• Finanzierung dauerhafte, unbefristete Kapitalbereitstellung

• Haftung nachrangiges Kapital bei Kapitalaufzehrung Überschuldung Konkurs

• Repräsentation Kreditwürdigkeit, Bonität

• Mitsprache bei Unternehmensentscheidungen

Beteiligungsfinanzierung

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Investition & Finanzierung

Folie 217

BeteiligungsfinanzierungProbleme der Beteiligungsfinanzierung in Österreich

• Geringe Ausstattung mit Eigenkapital insgesamt ca. 30% Eigenkapitalquote Klein- und Mittelbetriebe: ca. 13%

• Großteil der Unternehmen in der Gesellschaftsform von GmbHs eingerichtet kein effektiver Zugang zu börsegehandelten

Beteiligungsinstrumenten

• umfangreiche Kapitalbeschaffung bei vielen Gesellschaftsformen kaum möglich

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Investition & Finanzierung

Folie 218

Gesellschaftsformen und Beteiligungsfinanzierung

Beteiligungsfinanzierung

Gesellschaftsform Art der Beteiligungsfinanzierung

Einzelunternehmung Abhängigkeit vom Privatvermögen

OG Erhöhung der Einlagen bzw. neue Gesellschafter

GmbH Änderung des Gesellschaftsvertrags(Erhöhung des Stammkapitals) durchdie Generalversammlung

AG Satzungsänderung (Kapitalerhöhung)durch die Hauptversammlung

KG wie bei OG

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Investition & Finanzierung

Kapitalerhöhung und –herabsetzung

• Kapitalgesellschaften können durch Änderung ihres Stammkapitals dem Unternehmen Geldmittel zuführen oder solche freisetzen.

• GmbH: Ordentliche Erhöhung des Stammkapitals (§ 52 GmbHG)

In der Regel ¾-Mehrheitsbeschluss nötig (§ 50 GmbHG) Bisherige Gesellschafter haben Übernahme-Vorrecht. (NICHT mit Nachschüssen gem. §§ 72 ff GmbHG verwechseln!)

Nominelle Kapitalerhöhung (Kapitalberichtigungsgesetz) Passivtausch: Gewinne werden in Stammkapital „umgebucht“)

Ordentliche Herabsetzung des Stammkapitals (§ 54 GmbHG) Aufruf an Gläubiger, die Befriedigung bzw. Sicherstellung verlangen

können. Vereinfachte Herabsetzung (§ 59 GmbHG)

Bei sonst auszuweisendem Bilanzverlust, allerdings dürfen keine Auszahlungen an Gesellschafter erfolgen.

Folie 219

Beteiligungsfinanzierung

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Investition & Finanzierung

Folie 220

Begriffliche Bestimmung der Aktienarten

• Aktien als Bruchteil des Grundkapitals Eine Aktie kann grundsätzlich eine Quoten- oder eine

Nennbetragsaktie sein. In Österreich gibt es Nennbetragsaktien und Stückaktien, wobei beide Aktienarten nicht nebeneinander bestehen dürfen.

Der Nennbetrag der Aktien hat auf mindestens einen Euro oder ein Vielfaches davon (vormals 100, 500, 1.000 oder ein Vielfaches von 1.000 ATS) zu lauten (§ 8 AktG).

Jede Stückaktie ist am Grundkapital in gleichem Umfang beteiligt. Sie wird deshalb auch als unechte Quotenaktie bezeichnet.

Beteiligungsfinanzierung

Page 221: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 221

Begriffliche Bestimmung der Aktienarten

• Aktien als Mitgliedschaftsrecht Je nach den mit der Aktie eingeräumten Rechten ist

zwischen Stammaktien und Vorzugsaktien zu unterscheiden.

Stammaktien Sie gewähren die normalen Mitgliedschaftsrechte

(Vermögensrechte, Verwaltungsrechte). Vorzugsaktien

Sie gewähren Vorzüge gegenüber den Stammaktionären (z.B. besonderer Anspruch auf Dividende). Dafür kann bei Vorzugsaktien gemäß § 12 AktG das Stimmrecht ausgeschlossen werden.

Beteiligungsfinanzierung

Page 222: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 222

Rechte eines (Stamm-)Aktionärs

• Anspruch auf Bilanzgewinn (Dividende) gemäß Beschluss der Hauptversammlung (HV)

• Auskunftsrecht in der HV• Stimmrecht in der HV• Bezugsrecht bei Kapitalerhöhungen• Anspruch auf Liquidationserlös

Beteiligungsfinanzierung

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Investition & Finanzierung

Folie 223

Beteiligungsfinanzierung

Vorzugsaktien

• räumen Sonderrechte (meist im Tausch gegen andere Rechte) ein

• am häufigsten: Dividendenvorzugsaktien berechtigen zum Bezug einer höheren Dividende im

Vergleich zu Stammaktien Vorzugsaktionär verzichtet dafür auf Stimmrecht Sonderform: kumulative stimmrechtslose

Vorzugsaktie Stimmrecht lebt bei Nichtbezahlung der Dividende

nach zwei Jahren wieder auf

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Investition & Finanzierung

Folie 224

Begriffliche Bestimmung der Aktienarten

• Aktien als Wertpapier Aktien können auf den Inhaber oder auf den Namen lauten. Sie

bestimmen den Grad der Übertragbarkeit. In der Satzung wird geregelt, ob die Aktien auf den Inhaber oder den Namen ausgestellt werden.

Inhaberaktien Die Ausgabe ist nur zulässig, wenn der Nennbetrag voll eingezahlt

worden ist. Namensaktien

Sie lauten auf den Namen des Aktionärs. Die Übertragung erfolgt durch Indossament und Übergabe. Der neue Eigentümer einer Namensaktie muss vom Vorstand der AG in ein Aktienbuch eingetragen werden. Besonders hervorzuheben sind die vinkulierten Namensaktien. Die Übertragung der vinkulierten Namensaktien ist an die Zustimmung der Gesellschaft gebunden. Dadurch kann die Gesellschaft Einfluss auf die Zusammensetzung des Aktionärskreises nehmen. Diesen dürfen aber auch Sonderrechte, wie z.B. die Bestellung eines Aufsichtsratsmitglieds, eingeräumt werden.

Beteiligungsfinanzierung

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Investition & Finanzierung

Folie 225

Beteiligungsfinanzierung

Aktienfinanzierung

• Aufbringung von Beteiligungskapital durch Emission von Aktien

• Erstemission (Going Public)• Kapitalerhöhung

Beschaffung von Eigenkapital durch Erhöhung des Grundkapitals

• im Anschluss an Emission Handel an der Börse möglich Initial Public Offering (IPO): Ersteinführung eines

Unternehmens an der Börse

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Investition & Finanzierung

Folie 226

Motive für ein Going Public

• Durch Stückelung relativ geringes Einzelrisiko Aufbringung hoher Volumina möglich

• leichte Handelbarkeit der Anteile erhöht deren Attraktivität bei Investoren

• Stärkung der Eigenkapitalbasis• Verbesserung der Kreditwürdigkeit• Steigerung des Bekanntheitsgrades• Erschließung internationaler Finanzquellen

möglich

Beteiligungsfinanzierung

Page 227: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 227

Beteiligungsfinanzierung

Mögliche Argumente gegen Going Public

• Fremdeinfluss kann bestehende Machtverhältnisse (Mitsprachemöglichkeiten) verändern

• Publizitätspflichten• hohe Emissionskosten und laufende Kosten

der Börsenotierung

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Investition & Finanzierung

Folie 228

Kapitalerhöhung der AG

• Im Allgemeinen werden folgende Formen der Kapitalerhöhung unterschieden:

- Ordentliche Kapitalerhöhung (K. gegen Einlagen)- Bedingte Kapitalerhöhung- Genehmigtes Kapital- Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln

(Kapitalberichtigung)

Beteiligungsfinanzierung

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Investition & Finanzierung

Folie 229

Kapitalerhöhung

Beteiligungsfinanzierung

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Investition & Finanzierung

Folie 230

Ordentliche Kapitalerhöhung (§§149ff AktG)

• Die ordentliche Kapitalerhöhung erfolgt durch die Augabe neuer Aktien gegen Barzahlung oder Sacheinlage. Sie erfordert einen Beschluss der Hauptversammlung (3/4 Mehrheit) (§149 (1) AktG). Die bisherigen Aktionäre haben ein gesetzliches

Bezugsrecht auf die neuen Aktien. Aufgaben des Bezugsrechts:

1) Aufrechthaltung des Vermögens der Altaktionäre (= Ausgleich der sog.“Vermögensverwässerung”)

2) Erhaltung und Sicherung der Stimmrechtverhältnisse (= Ausgleich der sog. “Kapitalanteilsverwässerung”),

• Die Formel zur Berechnung des (rechnerischen) Wertes des Bezugsrechtes lautet:

Beteiligungsfinanzierung

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Investition & Finanzierung

Folie 231

Bedingte Kapitalerhöhung (§§159ff AktG)

• Die bedingte Kapitalerhöhung ist eine Sonderform und hat folgende Zwecke:- Sicherung von Umtausch- oder Bezugsrechten für die

Gläubiger von Wandelanleihen- Vorbereitung von Fusionen

• Das Bezugsrecht der Altaktionäre wird dabei zwangsläufig ausgeschlossen. Der Nennbetrag des bedingten Kapitals darf nicht höher als die Hälfte des zur Zeit des Beschlusses über die bedingte Kapitalerhöhung vorhandenen Grundkapitals sein (§159 (3) AktG), weiters ist eine 3/4-Mehrheit der Hauptversammlung erforderlich.

Beteiligungsfinanzierung

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Investition & Finanzierung

Folie 232

Genehmigtes Kapital(§§169 AktG)

• Nach §169 AktG kann die Hauptversammlung den Vorstand für höchstens fünf Jahre ermächtigen, das Grundkapital bis zu einem bestimmten Nennbetrag (maximal die Hälfte des zur Zeit der Ermächtigung vorhandenen Grundkapitals) durch Ausgabe neuer Aktien gegen Einlagen zu erhöhen.

• Dieses Verfahren überwindet die Schwerfälligkeit der ordentlichen Kapitalerhöhung (große Anzahl von rechtlichen Vorschriften). Der Vorstand wird dadurch flexibler, er hat die Möglichkeit zur Ausnutzung einer günstigen Situation am Kapitalmarkt.

Beteiligungsfinanzierung

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Investition & Finanzierung

Folie 233

Kapitalberichtigung

• Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln ist ein Passivtausch; d.h. keine effektive Kapitalzufuhr. Bei der Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln vermindern sich die offenen Rücklagen und das Grundkapital erhöht sich um den gleichen Betrag. Summe ( = EK ) bleibt unverändert !

• Die Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln ist nicht zur Beteiligungsfinanzierung zu zählen, da der Unternehmung dabei keine neuen Mittel zufließen, sondern nur Teile der im Wege der Innenfinanzierung gebildeten offenen Rücklagen durch Ausgabe von Zusatzaktien in dividendenberechtigtes Grundkapital umgewandelt werden.

• Motive für die Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln können folgende sein: Erhöhung des Haftungsrahmens des Grundkapitals zur Verbesserung der

Kreditfähigkeit Verringerung des Kurswertes der Aktien Senkung der optisch höheren Dividendensätze

Beteiligungsfinanzierung

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Investition & Finanzierung

Folie 234

Kapitalherabsetzung

• Nach §175 (1) und (4) AktG kann eine Herabsetzung des Grundkapitals nur mit einer Mehrheit beschlossen werden, die mindestens 3/4 des bei der Beschlussfassung vertretenen Grundkapitals umfasst. Das Grundkapital kann herabgesetzt werden durch Herabsetzung des Nennbetrages der Aktien durch Zusammenlegung der Aktien (ist nur zulässig, soweit der

Mindest- Nennbetrag für Aktien (1 EUR) eingehalten werden kann).

• Zwecke dafür können sein: Anpassung an einen verringerten Geschäftsumfang Sanierung des Unternehmens

• Das Aktiengesetz unterscheidet 3 Formen der Kapitalherabsetzung: Ordentliche Kapitalherabsetzung (§§ 175ff AktG) Vereinfachte Kapitalherabsetung (§§ 182ff AktG) Kapitalherabsetzung durch Einziehung von Aktien (§§ 192ff AktG)

Beteiligungsfinanzierung

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Investition & Finanzierung

Folie 235

Beispiel 32: Bezugsverhältnis

Beteiligungsfinanzierung

Die 500.000 Aktien der FEP-AG notieren derzeit zu einem Kurs von je 48 € an der Börse. Durch die Ausgabe von 100.000 jungen Aktien zum fixen Emissionskurs von 44 € soll zusätzliches Kapital für Investitionen beschafft werden.

Welches Bezugsverhältnis sichert den derzeitigen Aktionären einen entsprechenden Anteil an jungen Aktien, sodass sie nach der Kapitalerhöhung denselben Stimmrechtsanteil wie vorher besitzen?Lösung:

1:5000.100000.500

AktienjungeAnzahlAktienalteAnzahl

BV

Das Bezugsverhältnis beträgt 5:1, d.h. für jeweils 5 Bezugsrechte kann eine junge Aktie erworben werden.

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Investition & Finanzierung

Folie 236

Beispiel 33: Bezugsrecht

Beteiligungsfinanzierung

Fortsetzung zu Beispiel 48:

Welcher Mischkurs ergibt sich nach der Kapitalerhöhung? Wie hoch ist der rechnerische Wert des Bezugsrechts?

Lösung:

33,47000.600

44000.10048000.500SM

Mischkurs:

67,0154448

1BVSS

B na

Wert des

Bezugsrechts:

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Investition & Finanzierung

Folie 237

Kapitalwertmethode

Bewertung mit Hilfe der Kapitalwertmethode:

Aktienbewertung

N

1t

tt )nszinssatzKalkulatio1(ZahlungAktiederWertherrechnerisc

Probleme:• Prognose der Rückflussbeträge• Wahl des Prognosehorizonts

Vereinfachende Annahmen: unendliche Lebensdauer der AG konstante Dividendenzahlungen „Dividendenbarwertmodell“

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Investition & Finanzierung

Folie 238

Dividendenbarwertmodell

Bewertung mit Hilfe des Dividendenbarwertmodells:

nszinssatzKalkulatioDividendeAktiederWertherrechnerisc

zusätzliche vereinfachende Annahmen: gesamter Gewinn wird als Dividende ausgeschüttet

(dadurch Unabhängigkeit von kurzfristiger Ausschüttungspolitik des Unternehmens)

Gewinn wird als konstant angenommen „Gewinnbarwertmodell“

Aktienbewertung

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Investition & Finanzierung

Folie 239

Gewinnbarwertmodell

Bewertung mit Hilfe des Gewinnbarwertmodells:

nszinssatzKalkulatioGewinnAktiederWertherrechnerisc

zusätzliche Annahme: rechnerischer Wert der Aktie entspricht aktuellem

Börsenkurs (d.h., die Aktie ist - gemäß dieses Modells - „korrekt bewertet“)

„KGV“

Aktienbewertung

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Investition & Finanzierung

Folie 240

Kurs-Gewinn-Verhältnis

Kurs-Gewinn-Verhältnis:AktieproGewinn

AktienkursKGV

• gibt an, wie oft der Gewinn pro Aktie im Kurs enthalten ist

• Vergleichswert zur Konkurrenz im Zeitablauf zum Gesamtmarkt

• je niedriger, desto „billiger“ ist die Aktie, je höher desto „teurer“ (aber: mit großer Vorsicht zu verwenden!!)

Aktienbewertung

zusätzliche Annahme: Gewinn/Dividende ist nicht konstant, sondern wächst mit

konstanter Rate (z.B. 3% pro Jahr) „Constant Growth Model“/ „Gordon-Modell“

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Investition & Finanzierung

Folie 241

Bewertung mit Hilfe des Gordon-Modells:

ateWachstumsr - nszinssatzKalkulatioDividende bzw. Gewinn

der AktieWert her rechnerisc

Wichtig:Wachstumsrate muss zwingend kleiner sein als der Kalkulations-zinssatz ( ökonomische Begründung?)

Aktienbewertung

Gordon-Modell

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Investition & Finanzierung

Folie 242

Für die BSP-AG liegt eine Gewinnprognose von 8 je Aktie für die nächstenJahre vor. Es wird auf absehbare Zeit damit gerechnet, daß dieser Gewinn konstant bleibt. Der risikoadäquate Diskontierungszinssatz für die BSP-AG liegt bei 12%.

Bewerten Sie diese Aktie mithilfe des Gewinnbarwertmodells!

67,6612,08S0

Nach dem Gewinnbarwertmodell hat die BSP-Aktie einen Wert von 66,67.

Aktienbewertung

Beispiel 34: Gewinnbarwertmodell

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Investition & Finanzierung

Folie 243

Die Aktie der BSP-AG notiert zur Zeit mit 65 an der Börse. Der jährliche Gewinn wird mit 5 prognostiziert. Die VGL-AG, die in derselben Branche wie die BSP-AG tätig ist, weist ein KGV von 19 auf.

Beispiel 35: Kurs-Gewinn-Verhältnis

Wie hoch ist das KGV der BSP-Aktie? Welche Kauf- bzw. Verkaufs-empfehlungen lassen sich daraus (bei isolierter Betrachtungsweise) für einen Aktionär der BSP-AG ableiten, der eine Umschichtung zu VGL-Aktien überlegt ?

Die BSP-Aktie ist günstiger bewertet als die VGL-Aktie. Der Aktionär sollte daher – wenn er sich ausschließlich am KGV orientiert – seine BSP-Aktien behalten und keine VGL-Aktien kaufen.

Aktienbewertung

13565 KGV

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Investition & Finanzierung

Folie 244

Für die VGL-AG liegt eine Gewinnprognose von 8 je Aktie für das nächste Jahr vor. Es wird auf absehbare Zeit damit gerechnet, daß dieser Gewinn mit einer Rate von 3% pro Jahr wachsen wird. Der risikoadäquate Diskontierungszinssatz für die VGL-AG liegt bei 12%.

Bewerten Sie diese Aktie mithilfe des Gordon-Modells!

89,8803,012,0

8S0

Nach dem Gordon-Modell hat die VGL-Aktie einen Wert von 88,89.

Aktienbewertung

Beispiel 36: Gordon-Modell

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Kapitel 10

Fremdfinanzierung

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Investition & Finanzierung

Folie 246

Finanzierung

Unterschiede der Kapitalarten

Kriterium Eigenkapital (z.B. Aktie)Fremdkapital (z.B. Kredit)

SteuerbelastungAusschüttung versteuerter Gewinne

Zinsen steuerlich absetzbar

Liquiditäts-belastung

nicht fix (nur bei Gewinnausschüttung)

fix (Zinsen- und Kapitaldienst)

Rechtliche Stellung

Eigentümerstellung Gläubigerstellung

Zahlungsanspruch

Gewinn- und Verlustbeteiligung

Tilgung und Zinsen,keine Erfolgsbeteiligung!

Geschäftsführung

idR ja (Mitsprache-, Stimm- und Kontrollrechte)

nein

Zeitliche Verfügbarkeit

unbefristet idR befristet

Haftung ja nein

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Investition & Finanzierung

Horizontale Finanzierungsregeln

fordern Fristenkongruenz zwischen Kapitalbeschaffung und Kapitalverwendung:

langfristigesVermögen

langfristiges Kapial

kurzfristigesVermögen

kurzfristiges Kapital 1 1

Eigenkapital langfristiges Fremdkapital

Anlagevermögen

1

Goldene Finanzierungsregel

Goldene Bilanzregel (engere Fassung)

Goldene Bilanzregel (weitere Fassung)Eigenkapital langfristiges Fremdkapital

Anlagevermögen langfristig gebundene Teile des Umlaufvermögens

1

Quelle: Perridon/Steiner [Finanzwirtschaft 1995], S. 504ff.

Finanzierung

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Investition & Finanzierung

Vertikale Finanzierungsregeln

beziehen sich auf die Gestaltung der Kapitalstruktur:

Verschuldungsgrad Fremdkapital

Eigenkapital

Eigenkapitalquote Eigenkapital

Gesamtkapital

Fremdkapitalquote Fremdkapital

Gesamtkapital

Verschuldungskoeffizient Eigenkapital

Fremdkapital

Eine theoretisch begründbare allgemeingültige Aussage über das richtige Verhältnis von EK zu FK ist nicht möglich. In der Praxis wird ein Verhältnis von 1:1 für zweckmäßig erachtet. Quelle: Perridon/Steiner [Finanzwirtschaft 1995], S. 498ff.

Finanzierung

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Investition & Finanzierung

Leverage-Effekt

Der Leverage-Effekt besagt, daß mit steigender Fremdfinanzierung die Eigenkapitalrentabilität zunimmt, wenn die Gesamtkapitalrentabilität über dem Fremdkapital-zins liegt (Hebelwirkung):

r rr F r F

Eef

E = EigenkapitalF = Fremdkapitalr = Gesamtkapitalrentabilitätre = Eigenkapitalrentabilitätrf = Fremdkapitalrentabilität (Zinssatz für Fremdkapital)

Quelle: Wöhe/Bilstein [Unternehmensfinanzierung 1991], S. 327

Finanzierung

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Investition & Finanzierung

Folie 250

Kreditfinanzierung

Spezifika der Kreditfinanzierung/1

Kriterium

Steuerbelastung

Liquiditäts-belastung

Rechtliche Stellung

Zahlungsanspruch

Geschäftsführung

Zeitliche Verfügbarkeit

Haftung

Fremdkapital (z.B. Kredit)

Zinsen steuerlich absetzbar

fix (Zinsen- und Kapitaldienst)

Gläubigerstellung

Tilgung und Zinsen,keine Erfolgsbeteiligung!

nein

idR befristet

nein

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Investition & Finanzierung

Folie 251

Spezifika der Kreditfinanzierung/2

• Bereitstellung von Fremdkapital durch externe Kapitalgeber oder Miteigentümer

• asymmetrische Informationsverteilung zwischen Kreditnehmer und Kreditgeber Qualitätsunsicherheit Verhaltensunsicherheit (Moral Hazard)

• Kreditgeber setzt Maßnahmen zur Risikobegrenzung (v.a. bei langfristiger Kapitalüberlassung) Qualitätsunsicherheit: Kreditwürdigkeitsprüfung Verhaltensunsicherheit: Kreditvertrag und

Kreditüberwachung

Kreditfinanzierung

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Investition & Finanzierung

Folie 252

Klassifikation von Krediten

kurz- und mittelfristig:

• Kontokorrentkredit• Diskontkredit• Lombardkredit• Kundenanzahlung• Lieferantenkredit

langfristig:

• Darlehen• (Klassische) Anleihe• Nullkuponanleihe• Gewinnschuldverschreib

ung• Wandel- und

Optionsanleihe

Kreditfinanzierung

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Investition & Finanzierung

Folie 253

Kurzfristige Kreditfinanzierung

Kontokorrentkredit/1

Charakteristika:

• kein fixer Auszahlungsbetrag, sondern Vereinbarung eines Limits (Kreditrahmen), innerhalb dessen beliebige Beträge wiederholt Anspruch genommen werden können

• formell kurzfristig, de facto i.d.R unbefristet• variable Verzinsung, zusätzliche Gebühren und

Provisionen Kontoführungsgebühr Bereitstellungsprovision

Basis: Kreditlimit Überziehungsprovision

Basis: der das Kreditlimit übersteigende Kreditbetrag

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Investition & Finanzierung

Folie 254

Kurzfristige Kreditfinanzierung

Kontokorrentkredit/2

Vor- und Nachteile:+ ermöglicht kurzfristige Überbrückung von

Liquiditätsengpässen– Vorteilhaftigkeitsvergleich schwierig

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Investition & Finanzierung

Folie 255

Diskontkredit

• Voraussetzung: Unternehmen hat Forderung in Form eines Wechsels

• Ablauf: Prüfung der Diskontfähigkeit Verkauf des Wechsels an ein Kreditinstitut (Diskont) Auszahlung des Wechselbetrages nach Abzug von

Zinsen an den Wechseleinreicher bei Nichtbezahlung durch Schuldner Rückgriff auf

den Einreicher (Regress)

Kurzfristige Kreditfinanzierung

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Investition & Finanzierung

Folie 256

Ablauf eines Diskontkredits

Bank Lieferant

Kunde1. Lieferung und Wechsel

2. Wechseldiskont

3. Gutschrift

4. Wechseleinlösung

(5. Regress)

Kurzfristige Kreditfinanzierung

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Investition & Finanzierung

Folie 257

Beispiel 37: Kundenanzahlung

Kurzfristige Kreditfinanzierung

Ein Kaufvertrag enthält die Zahlungsbedingung „Rechnungsbetrag 20.000, davon 50% sofort, Rest in 4 Monaten fällig“.

Ist diese Regelung für den Lieferanten günstig, wenn er bei einem Kalkulationszinssatz von 5% p.a. dem Kunden im Gegenzug für die Anzahlung einen Rabatt von 10% einräumen muß?

855.171,059.0009.000KW

:RabattundhlungKundenanzamit1/3-

677.191,05000.20KW

:Rabatthneohlung,Kundenanzahneo1/3-

Die Variante ohne Kundenanzahlung und ohne Rabatt ist für den Lieferanten günstiger, aber Problem der Vorfinanzierung und Risiko der Insolvenz.

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Investition & Finanzierung

Folie 258

Kurzfristige Kreditfinanzierung

Lieferantenkredit

Charakteristika:• freiwillige Kreditgewährung eines Lieferanten durch

Zahlung auf Ziel• Skonto Zinssatz• Absatzpolitisches Instrument

Vor- und Nachteile:+ schnelle, bequeme Kreditgewährung ohne

Kreditwürdigkeits-prüfung+ Entlastung der Kreditlinien bei Banken+ einfache Kreditsicherung (Eigentumsvorbehalt)– effektive Kapitalkosten relativ hoch und nicht

offensichtlich

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Investition & Finanzierung

Folie 259

%1,00010106,01800.9000.10

i:atzTageszinss effektiver 20Tageff,

Beispiel 38: Lieferantenkredit

Kurzfristige Kreditfinanzierung

Ein Unternehmen überlegt, folgenden Lieferantenkredit auszunützen:

• Rechnungsbetrag: 10.000• Zahlung innerhalb von 30 Tagen oder innerhalb von 10

Tagen unter Abzug von 2% Skonto

Wie hoch ist der effektive Zinssatz dieses Lieferantenkredits?

Der effektive Jahreszins beträgt 44,59% p.a.!

%59,44445853,01i1i:ssatz Jahreszineffektiver 365Tageff,Jahreff,

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Investition & Finanzierung

Folie 260

• Langfristiges Bankdarlehen Konditionen werden individuell zwischen Bank und

Unternehmen ausgehandelt

• Gesellschafterdarlehen Darlehensbetrag zählt zum Fremdkapital, auch wenn

der Darlehensgeber Gesellschafter des Unternehmens ist

• Anleihe Zerlegung in Teilschuldverschreibungen Vielzahl von Gläubigern hohe Liquidierbarkeit durch Börsenhandel

Kreditfinanzierung

Langfristige Kreditfinanzierung

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Investition & Finanzierung

Folie 261

Darlehen

Bestandteile des Kreditvertrags

• Kreditgeber und Kreditnehmer• Kreditzweck

z.B. Investitionskredit, Konsumkredit

• Kreditvolumen und Währung Darlehensnominale, entspricht idR dem Tilgungsbetrag Auszahlungsbetrag (Darlehensvaluta)

• Tilgungsform z.B. endfällig, konstante Tilgung, Annuitätentilgung,

Freijahre

• Laufzeit• Kreditkosten• Kündigung• Sicherheiten

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Investition & Finanzierung

Folie 262

Kreditkosten

• Zinssatz risikoloser Zinssatz + Risikoprämie (spread) fix oder variabel (ohne/mit Referenzzinssatz, z.B. EURIBOR) vor- oder nachschüssig jährlich, halb- oder vierteljährlich

• Provisionen und Gebühren Bearbeitungsgebühr Kontoführungsgebühr evtl. Vertragserrichtungsgebühr

Darlehen

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Investition & Finanzierung

Folie 263

Beispiel 39: Risikoprämie

Eine Bank steht vor der Entscheidung, einem Unternehmen ein Darlehen in Höhe von 300.000 zu gewähren. Die Rückzahlung inkl. Zinsen erfolgt nach einem Jahr. Der risikolose Zinssatz beträgt 6% p.a. Die Bank verhält sich risikoneutral und kalkuliert ein Zahlungs-ausfallsrisiko von 3%.

Welche Risikoprämie und welchen Zinssatz wird sie verlangen?

Die Bank wird einen risikoadjustierten Zinssatz von 9,28% p.a. verlangen, die Risikoprämie beträgt damit 3,28 Prozentpunkte.

Darlehen

Zahlung in t=1 bei risikolosem Darlehen:

000.31806,1000.300

trotz Zahlungsausfallsrisiko erwartete Verzinsung von 6%:

%28,909278,0i

000.318097,0i1000.300

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Investition & Finanzierung

Folie 264

Tilgungsmodalitäten

• Annuitätentilgung

• Konstante Tilgung

• Tilgung am Laufzeitende (endfällige Tilgung)

• Freijahre: Jahre ohne Tilgungszahlung

• rückzahlungsfreie Jahre: Jahre ohne Zins- und Tilgungszahlung

Darlehen

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Investition & Finanzierung

Folie 265

Annuitätentilgung

• Gleich hohe Rückzahlungsraten (z.B. Annuitäten)• Verhältnis zwischen Zins- und Tilgungsanteilen ändert

sich während Laufzeit

1 2 3 4 5

Zinsen

Tilgung

Darlehen

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Investition & Finanzierung

Folie 266

Konstante Tilgung

• gleichbleibende Teilbeträge vom Kreditbetrag• aufgrund sinkender Zinsbelastung sinkt die periodische

Gesamtbelastung

1 2 3 4 5

Zinsen

Tilgung

Darlehen

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Investition & Finanzierung

Folie 267

Endfällige Tilgung, Tilgungsfreijahre

• Tilgung am Laufzeitende• periodische Zinsen

1 2 3 4 5

Zinsen

Tilgung

Darlehen

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Investition & Finanzierung

Folie 268

Darlehen

Mit welchen Ein- und Auszahlungen haben Darlehensnehmer und Darlehensgeber zu rechnen?

• Darlehensbetrag: 60.000• Laufzeit: 6 Jahre• 1 Freijahr• Nominalzinssatz: 9% p.a.• Tilgungsform: konstante Tilgung

• Bearbeitungsgebühr: 1% vom Darlehensbetrag• Kontoführungsgebühr: 100 pro Jahr

Beispiel 40: Darlehen mit konstanter Tilgung/1

Konditionen:

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Investition & Finanzierung

Folie 269

DarlehenBeispiel 40: Darlehen mit konstanter Tilgung/2

Darlehensnehmer:

12.000 4.320 100 -16.420 36.000

12.000 2.160 100 -14.260 12.00012.000 3.240 100 -15.340 24.000

5.400-5.500

12.0005.400

100 -17.500 48.00060.0000 100

600 60.00060.000 59.40001

32

456

Ein-zahlunge

n

AuszahlungenTilgung Zinsen

sonst. AZ

SummeSchuldenstand (Periodenende

)Zeit

Einzahlungs-/Auszahlungstabelle

12.000 1.080 100 -13.180 0

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Investition & Finanzierung

Folie 270

DarlehenBeispiel 40: Darlehen mit konstanter Tilgung/3

Darlehensgeber:

12.000 4.320 100 16.420 36.000

12.000 2.160 100 14.260 12.00012.000 3.240 100 15.340 24.000

5.4005.500

12.0005.400

100 17.500 48.00060.0000 100

600 60.00060.000 -59.40001

32

456

Aus-zahlunge

n

EinzahlungenTilgung Zinsen

sonst. EZ

Summe

Forderungsstand

(Periodenende)

Zeit

Einzahlungs-/Auszahlungstabelle

12.000 1.080 100 13.180 0

Page 271: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 271

Darlehen

Mit welchen Ein- und Auszahlungen haben Darlehensnehmer und Darlehensgeber zu rechnen?

• Darlehensbetrag: 60.000• Laufzeit: 6 Jahre• 1 Freijahr• Nominalzinssatz: 9% p.a.• Tilgungsform: Annuitätentilgung

• Bearbeitungsgebühr: 1% vom Darlehensbetrag• Kontoführungsgebühr: 100 pro Jahr

Konditionen:

Beispiel 40: Annuitätendarlehen/1

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Investition & Finanzierung

Folie 272

Darlehen

Beispiel 40: Annuitätendarlehen/2

426.15109,1

09,109,0000.60Annuität

5

5

Darlehensnehmer:

10.928 4.498 100 -15.526 39.047

12.983 2.443 100 -15.526 14.15211.911 3.515 100 -15.526 27.135

5.400-5.500

10.0265.400

100 -15.526 49.97460.0000 100

600 60.00060.000 59.40001

32

456

Ein-zahlunge

n

AuszahlungenTilgung Zinsen

sonst. AZ

SummeSchuldenstand (Periodenende

)Zeit

Einzahlungs-/Auszahlungstabelle

14.152 1.274 100 -15.526 0

Page 273: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 273

Darlehen

Beispiel 40: Annuitätendarlehen/3

Darlehensgeber:

426.15109,1

09,109,0000.60Annuität

5

5

10.928 4.498 100 15.526 39.047

12.983 2.443 100 15.526 14.15211.911 3.515 100 15.526 27.135

5.4005.500

10.0265.400

100 15.526 49.97460.0000 100

600 60.00060.000 -59.40001

32

456

Aus-zahlunge

n

EinzahlungenTilgung Zinsen

sonst. EZ

Summe

Forderungsstand

(Periodenende)

Zeit

Einzahlungs-/Auszahlungstabelle

14.152 1.274 100 15.526 0

Page 274: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 274

DarlehenKonsequenzen bei Änderungen während der Laufzeit

• Schuld erhöht sich um nicht bezahlte Zinsen/Gebühren

• neue Annuität mit der neuen Restschuld und der Restlaufzeit berechnen

Änderung der Laufzeit

Änderung des Zinssatzes

Tilgung wird nicht oder nur teilweise bezahlt

Zinsen oder Kontoführungs-gebühr werden nicht oder nur teilweise bezahlt

• Schuld erhöht sich um nicht bezahlte Zinsen/Gebühren

• neue Tilgungszahlung mit der neuen Restschuld berechnen

• neue Tilgung mit der Restschuld und der Restlaufzeit berechnen

• Schuld verringert sich um bezahlte Tilgung

• neue Tilgungszahlung mit ver-bleibender Restschuld berechnen

• Zinsen mit neuem Zinssatz berechnen

Darlehen mit konst. Tilgung

• Schuld verringert sich um bezahlte Tilgung

• neue Annuität mit der neuen Restschuld und der Restlaufzeit berechnen

• neue Annuität mit neuem Zinssatz, der Restlaufzeit und der Rest-schuld berechnen

Annuitätendarlehen• neue Annuität mit der

Restschuld und der Restlaufzeit berechnen

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Investition & Finanzierung

Folie 275

DarlehenBeispiel 41: Veränderungen beim Darlehen mit konstanter Tilgung

• im 3. Jahr erfolgt keine Tilgungszahlung• im 4. Jahr werden nur 3.220 bezahlt• im 5. Jahr wird der Zinssatz auf 10% angehoben und die Gesamtlaufzeit auf 7

Jahre fixiert

0 4.320 100 -4.420 48.000

16.400 4.920 100 -21.420 32.8000 3.120 100 -3.220 49.200

16.400 3.280 100 -19.780 16.400

5.400-5.500

12.0005.400

100 -17.500 48.00060.0000 100

600 60.00060.000 59.400

16.400 1.640 100 -18.140 0

01

32

4567

Ein-zahlunge

n

AuszahlungenTilgung Zinsen

sonst. AZ

SummeSchuldenstand (Periodenende

)Zeit

Einzahlungs-/Auszahlungstabelle

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Investition & Finanzierung

Folie 276

Darlehen

• im 3. Jahr erfolgt keine Tilgungszahlung• im 4. Jahr werden nur 3.572 bezahlt• im 5. Jahr wird der Zinssatz auf 10% angehoben und die Gesamtlaufzeit auf 7

Jahre fixiert

Beispiel 42: Veränderungen beim Annuitätendarlehen

0 4.498 100 -4.598 49.974

15.408 5.100 100 -20.608 35.5920 3.472 100 -3.572 51.000

16.949 3.559 100 -20.608 18.643

5.400-5.500

10.0265.400

100 -15.526 49.97460.0000 100

600 60.00060.000 59.400

18.643 1.865 100 -20.608 0

01

32

4567

Ein-zahlunge

n

AuszahlungenTilgung Zinsen

sonst. AZ

SummeSchuldenstand (Periodenende

)Zeit

Einzahlungs-/Auszahlungstabelle

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Investition & Finanzierung

Folie 277

DarlehenKapitalwertfunktion einer Normalfinanzierung

Kapitalwert

Zinssatz

interner Zinssatz

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Investition & Finanzierung

Folie 278

DarlehenBeispiel 43: Berechnung des effektiven Zinssatzes

Fortsetzung zu Beispiel 36 - Darlehen mit konstanter Tilgung

Wie groß ist der effektive Zinssatz für den Darlehensnehmer und den Darlehensgeber?

ZeitSumme Zahlungen

Darlehensnehmer

Darlehensgeber0123456

59.400-5.500

-17.500-16.420-15.340-14.260-13.180

-59.4005.500

17.50016.42015.34014.26013.180

Effektivzins 9,55% 9,55%

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Investition & Finanzierung

Folie 279

DarlehenBeispiel 44: Konditionen eines Darlehens festlegen

Fortsetzung zu Beispiel 36 - Darlehen mit konstanter Tilgung

Wie hoch muss die Bearbeitungsgebühr sein, damit sich für den Darlehensgeber eine effektive Rendite von 10% ergibt?

Der Kapitalwert muss unter Verwendung der vorgegebenen effektiven Rendite als Kalkulationszinssatz gleich 0 sein.

%)38,2(0238,0000.60429.1gsgebührBearbeitun

429.1BG

01,1

180.13

1,1

260.14

1,1

340.15

1,1

420.16

1,1

500.171,1

500.5BG000.6065432

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Investition & Finanzierung

Folie 280

Anleihe

Charakteristika

• Instrument der langfristigen Fremdfinanzierung

• Zerlegung in Teilschuldverschreibungen mit Wertpapiercharakter

• Vielzahl von Gläubigern• Häufig am Sekundärmarkt (z.B. Börse)

gehandelt• Leicht veräußerbar

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Investition & Finanzierung

Folie 281

• Staats- (Bundes-)anleihen• Kommunalanleihen• Pfandbriefe• Industrieanleihen• Bank- und Sparkassenobligationen

Arten von Anleihen – nach Emittenten

Anleihe

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Investition & Finanzierung

Folie 282

Anleihe

Ausstattungsmerkmale/1

• Laufzeit: idR 6-12 Jahre bei Industrieanleihen

• Währung: Heimatwährung oder Fremdwährungsanleihe

• Volumen und Stückelung: bei börsengehandelten Anleihen idR ab 50 Mio. € Stückelung meist 1.000 €

• Tilgung: endfällig in Raten

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Investition & Finanzierung

Folie 283

• Zinssatz: fix (straight bond) variabel (floating rate note)

• Emissions- und Tilgungskurs: Disagio, Agio

• Kündigung• Sicherheiten

Anleihe

TKEmKTK

Agio)Dis(

Ausstattungsmerkmale/2

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Investition & Finanzierung

Folie 284

Beispiel: Endfällige Kuponanleihe

Anleihe

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Investition & Finanzierung

Folie 285

Charakteristika der endfälligen Kuponanleihe

Anleihe

Endfällige Kuponanleihe:

• regelmäßige Zinszahlungen („Kupons“) während der Laufzeit

• Tilgung zur Gänze am Ende der Laufzeit

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Investition & Finanzierung

Folie 286

0 1 2 3 4

Kauf

Zinsen

Tilgung

Endfällige Kuponanleihe - Sicht des Zeichners

Anleihe

0

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Investition & Finanzierung

Folie 287

Anleihe

• Zeichnungsbetrag: 100.000• Nominalzinssatz: 5%• Emissionskurs: 89%• Tilgungskurs: 100%• Laufzeit: 4 Jahre• Tilgungsform: Endfällige Kuponanleihe• Einmalige Auszahlungen anlässlich des

Kaufs: 400

Mit welchen Ein- und Auszahlungen hat der Zeichner dieser Anleihe (vor Abzug aller Steuern) zu rechnen?

Beispiel 45: Endfällige Kuponanleihe/1

Konditionen:

Page 288: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 288

Anleihe

400 -89.400 100.0005.00

0

89.000

5.000 100.000

Einzahlungs-/Auszahlungstabelle

Einzahlungen Auszahlungen Summe Zahlunge

n

Ford.stand(Periodenend

e)Tilgun

gZinse

nsonst.

AZ

Zeit

0

1

2

3

4

Kauf

5.000

5.000 100.0005.00

05.000 100.000

5.000

105.000 0100.00

0

Beispiel 45: Endfällige Kuponanleihe/2

Zeichner:

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Investition & Finanzierung

Folie 289

Charakteristika der Serienanleihe

Anleihe

Serienanleihe:

• Aufteilung des Nominales auf einzelne Serien• Tilgungszahlung für eine Serie erfolgt nach

deren „Auslosung“• regelmäßige Zinszahlungen während der

Laufzeit• einfache Vermeidung des Auslosungsrisikos:

gleichmäßige Verteilung des Kapitals auf die einzelnen Serien

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Investition & Finanzierung

Folie 290

0 1 2 3 4

Kauf

Zinsen

Tilgung

Serienanleihe - Sicht des Zeichners

Anleihe

0

Page 291: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 291

Anleihe

Mit welchen Ein- und Auszahlungen hat der Emittent dieser Anleihe zu rechnen?

• Nominalbetrag: 10.000.000• Emissionskurs: 97%• Tilgungskurs: 100%• Tilgungsform: Serienanleihe• Nominalzinssatz: 6% p.a.• Laufzeit: 5 Jahre

• Einmalige Auszahlungen anlässlich der Emission: 100.000• Auszahlungen während der Laufzeit pro Jahr: 50.000

Konditionen:

Beispiel 46: Serienanleihe/1

Page 292: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 292

2.000.000

360.000

50.000-

2.410.000

4.000.000

Anleihe

100.0009.700.00

09.600.00

010.000.000

2.000.000

600.000

50.000-

2.650.000

8.000.0002.000.00

0480.00

050.000

-2.530.00

06.000.000

2.000.000

240.000

50.000-

2.290.000

2.000.0002.000.00

0120.00

050.000

-2.170.00

00

3

Einzahlungs-/AuszahlungstabelleEin-

zahlungen

Auszahlungen Summe Zahlunge

n

Schuldenstand

(Periodenende)

Tilgung Zinsensonst.

AZ

Zeit

0

1

2

4

5

Beispiel 46: Serienanleihe/2

Emittent:

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Investition & Finanzierung

Folie 293

Anleihe

• Zeichnungsbetrag: 100.000 (gleichmäßig verteilt auf die einzelnen Serien)

• Kaufspesen (einmalig anlässlich des Kaufs): 500• Jährliche Depotgebühr: 100

Mit welchen Ein- und Auszahlungen hat der Zeichner dieser Anleihe (vor Abzug aller Steuern) zu rechnen?

Beispiel 46: Serienanleihe/3

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Investition & Finanzierung

Folie 294

Summe Zahlunge

n

Anleihe

500

20.000

-97.500 100.000

6.000

97.000

100 25.900 80.000

4.800 100 24.700 60.00020.000

Einzahlungs-/Auszahlungstabelle

Einzahlungen Auszahlungen Ford.stand(Periodenend

e)Tilgun

gZinse

nsonst.

AZ

Zeit

0

1

2

3

4

5

Kauf

3.600 100 23.500 40.00020.000

2.400 100 22.300 20.00020.000

1.200 100 21.100 020.000

Beispiel 46: Serienanleihe/4

Zeichner:

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Investition & Finanzierung

Folie 295

AnleiheBeispiel 47: Berechnung des effektiven Zinssatzes/1

Wie groß ist der effektive Zinssatz für den Emittenten und den Zeichner der Anleihe aus Beispiel 43, und wie lässt sich das Ergebnis interpretieren?

Zeit

Summe Zahlungen

Emittent

012345

9.600.000-2.650.000-2.530.000-2.410.000-2.290.000-2.170.000

Zeichner

-97.50025.90024.70023.50022.30021.100

Effektivzins 8,50% 6,81%

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Investition & Finanzierung

Folie 296

AnleiheBeispiel 47: Berechnung des effektiven Zinssatzes/2

8,50%

6,81%

0,00%

3,00%

6,00%

9,00%

Emittent Zeichner(vor Steuern)

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Investition & Finanzierung

Folie 297

Anleihe

Wie hoch muss der Emissionskurs der Anleihe sein, damit sich für den Zeichner eine effektive Rendite von 5,5% (vor Steuern) ergibt?Der Kapitalwert muss unter Verwendung der vorgegebenen effektiven Rendite als Kalkulationszinssatz gleich 0 sein.

%)4,100(004,1000.100

500900.100EmK

0055,1100.21

055,1300.22

055,1500.23

055,1700.24

055,1900.25500EmK000.100

100.900

5432 Ausz.einm.

Beispiel 48: Konditionen der Anleihe festlegen

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Investition & Finanzierung

Folie 298

AnleiheCharakteristika von Nullkuponanleihen (Zerobonds)

Nullkuponanleihen:

• Anleihen ohne laufende Zinszahlungen (Zinsthesau-rierung), der Ertrag ergibt sich aus der Differenz zwischen Emissions- und Tilgungskurs

• idR Emission mit hohem Disagio• Tilgung am Laufzeitende• Arten:

echte Zerobonds (Abzinsungsanleihen) z.B. Pepsi Co 1981, Emissionskurs 67 1/4%, Tilgung 100%

unechte Zerobonds (Aufzinsungsanleihen) z.B. Republik Österreich: Bundesschatzscheine

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Investition & Finanzierung

Folie 299

0 1 2 3 4

Kauf

Tilgung

Nullkuponanleihe - Sicht des Zeichners

Anleihe

0

Page 300: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 300

Anleihe

Beispiel: Nullkuponanleihe

Emission: 1997Laufzeit: 35 Jahre

South African Rand 7.5bnZero Coupon Bonds due 2032

Hambros Bank LimitedRand Merchant Bank Limited

Issue price 2.14 per cent.

ESKOM

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Investition & Finanzierung

Folie 301

Vorteile für Emittent:

• Liquiditätsvorteil• niedrigere Druck- und

Verwaltungskosten

Vorteile für Zeichner:

• Entfall des Wiederanlagerisikos der Zinszahlungen

• Versteuerung der Kapitalerträge erst bei Tilgung

Vorteile von Nullkuponanleihen

Anleihe

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Investition & Finanzierung

Folie 302

Anleihe

• Zeichnungsbetrag: 50.000• Emissionskurs: 71%• Tilgungskurs: 100%• Laufzeit: 5 Jahre• Tilgungsform: Nullkuponanleihe• Einmalige Auszahlungen anlässlich des

Kaufs: 100• Auszahlungen während der Laufzeit pro Jahr:

20

Mit welchen Ein- und Auszahlungen hat der Zeichner dieser Anleihe (vor Abzug aller Steuern) zu rechnen?

Beispiel 49: Nullkuponanleihe/1

Konditionen:

Page 303: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 303

Anleihe

100 -35.600 50.00035.500

Einzahlungs-/AuszahlungstabelleEinzahlunge

nAuszahlungen Summe

Zahlungen

Ford.stand(Periodenende)Tilgung

sonst. AZ

Zeit

0

1

2

3

4

5

Kauf

20 -20 50.000

20 -20 50.000

20 -20 50.000

20 -20 50.000

20 49.980 050.000

Zeichner:

Beispiel 49: Nullkuponanleihe/2

Page 304: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 304

Charakteristika von Floating Rate Notes (FRN)

Floating Rate Note:

• Anleihe mit variablem Zinssatz Zinssatz wird periodisch zu sog. Roll-over-dates an

Referenzzinssatz angepasst Anleihezinssatz = Referenzzinssatz + Spanne

(Spread) evtl. Zinsobergrenzen (caps) oder Zinsuntergrenzen

(floors)

• zahlreiche Finanzinnovationen z.B. Drop-Lock-Bonds

Anleihe

Page 305: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 305

Cap

t

Zins

Zinsgestaltung bei Floating Rate Notes

Anleihe

z.B. Zinsobergrenze(Cap-Floater):

EURIBOR

z.B. Drop-Lock-Bond:

EURIBOR

Floor

t

Zins

Zins FRN

Zins FRN

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Investition & Finanzierung

Folie 306

Gewinnschuldverschreibung

Gewinnschuldverschreibung (participating bond):

• Anleiheform, bei der die Zinsen vom Gewinn des Unternehmenes abhängen:

Zinsen werden nur dann gezahlt, wenn das Unternehmen einen Gewinn erwirtschaftet, oder

neben einem fixen Grundzins besteht ein weiterer von der Dividende abhängiger Gewinnanspruch

Anleihe

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Investition & Finanzierung

Folie 307

Wandel- und Optionsanleihe

Wandelanleihe (convertible bond):

• besteht aus Anleihe mit dem Recht auf Umtausch der Anleihe in eine Aktie des emittierenden Unternehmens

• Anleihe geht nach dem Umtausch in Aktien unter

Anleihe

Optionsanleihe (warrant bond):

• Besteht aus einer Anleihe mit einem (trennbaren und an der Börse handelbaren) Optionsrecht zum Bezug von Aktien des emittierenden Unternehmens

• Anleihe besteht nach Ausübung der Option weiter

Page 308: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 308

Vorteile von Wandel- und Optionsanleihen

Anleihe

Vorteile für den Emittenten:

• Zusätzlicher Anreiz für Anleger durch Wandlungs- oder Optionsrecht

• Niedrigere Verzinsung• Vereinbarung von

Umtausch-kursen bzw. Ausübungs-preisen über den aktuellen Aktienkursen

Vorteile für den Zeichner:

• zunächst nur Gläubiger-stellung (keine Haftung)

• feste Verzinsung• keine Wandlungs- oder

Ausübungsverpflichtung• Teilnahme an späterer

Kurssteigerung• Hebelwirkung bei

Optionsscheinen

Page 309: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Kapitel 11

Derivative Wertpapiere

Page 310: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 310

Derivative Wertpapiere

Grundlagen

Derivative (oder Derivate):

• Finanzinstrumente, deren Wert von der Wertentwicklung eines anderen Gutes (dem Basiswert, engl. underlying) abhängt.

• z.B. Forwards bzw. Futures und Optionen

• werden an Terminbörsen gehandelt

Page 311: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 311

Terminmarkt:• Vereinbarungen über

zukünftige Käufe und Verkäufe

• Lieferung und Bezahlung vom Geschäftsabschluss zeitlich getrennt

Kassamarkt:• Handel mit realen Waren

(Aktien, Anleihen, Rohstoffe, usw.)

• Lieferung und Bezahlung unmittelbar nach Geschäftsabschluss

Kassamarkt und Terminmarkt

Derivative Wertpapiere

Page 312: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 312

Derivative Wertpapiere

Termingeschäfte

Termingeschäfte: bedingte Termingeschäfte unbedingte Termingeschäfte

• Bedingte Termingeschäfte: einer der beiden Vertragsparteien kann am

Fälligkeitstag wählen, ob das Geschäft durchgeführt wird oder nicht.

z.B. Optionen

• Unbedingte Termingeschäfte: kein derartiges Wahlrecht z.B. Forwards, Futures

Page 313: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 313

Grundlagen/1

Forward: unbedingtes Termingeschäft

Forwards

Ablauf:• zwei Vertragspartner treffen eine Vereinbarung über

den Kauf einer bestimmten Menge (Kontraktgröße) eines Basiswertes mit Erfüllung zu einem zukünftigen Zeitpunkt

• Erfüllungszeitpunkt (Fälligkeitstag) und Erfüllungspreis (Basispreis) werden fixiert

• Forward hat im Zeitpunkt des Vertragsabschlusses einen Wert von 0

Page 314: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 314

Grundlagen/2

Forwards

Ablauf (Forts.):• Der Käufer (long position) verpflichtet sich, am

Fälligkeitstag die vereinbarte Menge des Basiswertes abzunehmen und den Basispreis zu bezahlen.

• Der Verkäufer (short position) verpflichtet sich, am Fälligkeitstag die vereinbarte Menge des Basiswertes gegen Bezahlung des Basispreises zu liefern.

Page 315: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 315

Forwards

Forward-Kontrakte werden individuell zwischen den Vertrags-partnern ausgehandelt.

Grundlagen/3

Vorteile:

• Vertragsbestandteile auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten

• z.B. Kontraktgröße, Laufzeit, Basiswert, ...

Nachteile:

• Nicht-Handelbarkeit (mangelnde Fungibilität)

• Erfüllungsrisiko

Page 316: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 316

Forwards

Beispiel 50: Forward-Kontrakt/1

Ein europäischer Lieferant erwartet Ende des Jahres den Eingang von 100 Mio. Yen. Um das Wechselkursrisiko auszuschalten, wird bereits heute (1. Juli) der Wechselkurs EUR/JPY fixiert. Dazu wird heute ein Forwardkontrakt über die Lieferung von 100 Mio. Yen per 31. Dezember verkauft.Der Terminkurs für den An- und Verkauf von Yen in 6 Monaten liegt bei 1 EUR = 129,3493 JPY.Am 31. Dezember liegt der Wechselkurs (spot rate) bei 1 EUR = 131,2680 JPY.

Ist dem europäischen Unternehmen durch den Forwardkontrakt ein Gewinn oder ein Verlust entstanden?

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Investition & Finanzierung

Folie 317

Beispiel 50: Forward-Kontrakt/2

Forwards

Lösung:

)EUR(43,100.773(JPY/EUR)129,3493

(JPY)0100.000.00

• mit Forward-Kontrakt: forward rate

• ohne Forward-Kontrakt: spot rate

)EUR(29,800.761(JPY/EUR)2680,311

(JPY)0100.000.00

Durch die frühzeitige Fixierung des Wechselkurses erhält das europäische Unternehmen für 100 Mio. JPY ca. 773.100 EUR, ohne Forward-Kontrakt wären es nur ca. 761.800 EUR gewesen. Dem Unternehmen ist durch den Forward-Kontrakt ein Vorteil entstanden!

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Investition & Finanzierung

Folie 318

Futures

Grundlagen

Merkmale von Futures:

• Standardisierung• Clearing (Ausschaltung des Erfüllungsrisikos)• Fungibilität• Marking to Market

• Vielzahl von gängigen Basiswerten z.B. Währungen, Rohstoffe, Indizes

• Barabrechnung möglich ca. 95% aller Geschäfte vorzeitig glatt gestellt, d.h.

führen nicht zur Lieferung

Page 319: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 319

Beispiel 51: Margin/1

Futures

Ein Investor geht am 14. Oktober folgendes Geschäft ein:

• Kauf ATX-Future (1 Kontrakt)• Kurs: 1.500• Kontraktgröße: 10-facher Wert des Index• Fälligkeitstag: dritter Freitag im Dezember• Margin: 1.800

Am 15.Oktober steht der ATX-Future bei 1.550.

Welche Konsequenzen entstehen dadurch für den Investor?

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Investition & Finanzierung

Folie 320

Beispiel 51: Margin/2

Futures

Lösung:

Kursveränderung mal Kontraktgröße ergibt die Veränderung auf dem Marginkonto:

Da der geforderte Margin 1.800 beträgt, könnte der Investor 500 von seinem Marginkonto abheben.

5001050

neuer Stand des Marginkontos:

300.2500800.1

Page 321: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 321

Beispiel 52: Hebeleffekt

Futures

Fortsetzung Beispiel 55:Wir gehen davon aus, dass Indexstand und Futurekurs parallel verlaufen.

Wie hoch ist der (prozentuelle) Gewinn des Investors aus dem Kursanstieg? Wie hoch ist der Hebeleffekt des Futures?

Direktinvestition in den Index:Einsatz 1.500, Gewinn 50 Rendite: 3,33%.

Veränderung am MarginkontoEinsatz 1.800, Gewinn 500 Rendite: 27,78%

Hebeleffekt: 27,78 / 3,33 ~ 8.

Lösung:

Page 322: Investition & Finanzierung DDr. Jürgen Noll. Kapitel 1 Grundlegendes zur Finanzwirtschaft.

Investition & Finanzierung

Folie 322

-200

-150

-100

-50

0

50

100

150

200

1350 1400 1450 1500 1550 1600 1650

Beispiel 53: Spekulation mit Futures

Futures

Wie sieht das Gewinn/Verlust-Diagramm zu Beispiel 55 aus?

G/V

in

In

dexp

un

kte

n

Futurekurs am15. Oktober

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Investition & Finanzierung

Folie 323

Leerverkauf

Leerverkauf (short sale):

• Verkauf von Papieren (z.B. Aktien), die einem nicht gehören

• Papiere werden dazu vom Besitzer ausgeborgt und müssen zum vereinbarten Zeitpunkt (wieder gekauft und) zurückgegeben werden

• Aus der Differenz zwischen Verkaufs- und Kaufkurs ergibt sich der Gewinn oder Verlust des Investors

Futures

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Investition & Finanzierung

Folie 324

-200

-150

-100

-50

0

50

100

150

200

1350 1400 1450 1500 1550 1600 1650

Hedging mit Futures

FuturesG

/V in

In

dexp

un

kte

n

Futurekurs

Hedging: Absicherung von bestehenden Wertpapierpositionen

z.B. durch gegenläufige Entwicklung von Aktie long und Future short

Future short

Aktie long

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Investition & Finanzierung

Folie 325

Ein Fondsmanager betreut einen Fonds, dessen Aktienanteil in Höhe von 1,5 Mio. EUR in seiner Zusammensetzung jener des ATX entspricht.

Wie viele ATX-Futures (Kurs 1.500, Kontraktgröße 10) muss der Fonds-manager kaufen/verkaufen, um seinen Fonds gegen jegliche Kurs-veränderungen abzusichern (unter der Annahme, dass sich Index und Future im gleichen Ausmaß verändern, so genannte „naive Strategie“)?

Beispiel 54: Hedging

Futures

Lösung:

10010/500.1/000.500.1

Mit dem Verkauf von 100 Future-Kontrakten kann das Fondsvermögen gegen Kursänderungen abgesichert werden.

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Investition & Finanzierung

Folie 326

Arbitrage

Arbitrage:Ausnützen von Marktunvollkommenheiten

• Arbitrageure halten Kurs des Futures innerhalb einer relativ engen Bandbreite um ihren theoretischen Wert Cash-and-Carry-Modell

• Kauf aller Aktien eines Index sehr kostspielig Alternativinvestition in Futures (verläuft weitgehend

parallel zum Index)

Futures

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Investition & Finanzierung

Folie 327

Bewertung

Cash-and-Carry Modell:Ziel: Besitz des Basiswertes im Fälligkeitszeitpunkt

entweder• Basiswert physisch erwerben und lagern

erhebliche Lagerungs-, Zins- und Versicherungskosten

oder• Kauf des Futures

Basiswert wird im Verfallszeitpunkt geliefert

Futures

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Investition & Finanzierung

Folie 328

Beispiel 55: Bewertung von Futures/1

Futures

Der Silberpreis liegt am 1. September bei 4,50 USD je Unze. An einer Terminbörse wird ein Silber-Future (Kontraktgröße 100 Unzen) gehandelt, der in einem Jahr ausläuft und bei 575 USD je Unze notiert.Zu Finanzierungszwecken kann Geld zu 5,25% p.a. aufgenommen werden. Weiters muss mit Lager- und Versicherungskosten von 0,25 USD pro Quartal und Unze gerechnet werden (zahlbar bei Entnahme vom Lager).

Der Silber-Future steht bei einem Kurs von 575 USD. Gibt es eine Arbitragemöglichkeit?

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Investition & Finanzierung

Folie 329

100 Unzen Silber sofort kaufen und lagern:

Beispiel 55: Bewertung von Futures/2

Futures

Lösung:

63,57325,040525,15,4100:1tinEndwert

Arbitragemöglichkeit:

in t=0: Silber kaufen und lagernFuture-Kontrakt shorten

in t=1: Future-Kontrakt erfüllen und Silber um 575 verkaufen

arbitragefreier Futurekurs in t=0: 573,63

37,163,573575

Arbitragegewinn (in t=1):

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Investition & Finanzierung

Folie 330

Gewinn bei Kursanstieg

G/V

ST

kein Verlust bei Kursverfall

begrenzter Verlust bei Kursverfall

reduzierter Gewinn bei Kursanstieg

Motivation

Optionen

G/V

ST

Gewinn bei Kursanstieg

Verlust bei Kursverfall

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Investition & Finanzierung

Folie 331

Definition/1

Optionen

Der Besitzer (= Käufer, „long position“) einer Option hat das Recht, aber nicht die Pflicht,

• innerhalb einer bestimmten Frist (Amerikanische Option) bzw. zu einem festgelegten Zeitpunkt (Europäische Option)

• zu einem festgelegten Preis (Ausübungspreis, „strike price“)

• eine bestimmte Anzahl (Kontraktgröße) von Stücken eines Basiswertes („underlying“) (z.B. einer Aktie)

• zu kaufen (Call-Option) oder zu verkaufen (Put-Option).

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Investition & Finanzierung

Folie 332

Definition/2

Optionen

Der Stillhalter (= Schreiber, Verkäufer, „short position“) einer Option übernimmt die entgegengesetzte Position, d.h. er hat die Pflicht,

• im Fall einer Call-Option die vereinbarte Anzahl von Stücken des Basiswertes zu liefern, bzw.

• im Fall einer Put-Option abzunehmen,

wenn der Besitzer der Option diese ausübt.

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Investition & Finanzierung

Folie 333

Definition/3

Optionen

4 verschiedene Positionen:

Besitzer(long position)

Stillhalter(short position)

Call-Option Put-Option

hat das Recht

Recht desBesitzers zu

kaufen

Recht des Besitzers zu verkaufen

hat die Pflicht

long call long put

short call short put

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Investition & Finanzierung

Folie 334

Optionen

Gängige Basiswerte von Optionen

• Aktien• Indizes• Devisen• Zinsen• Rohstoffe• Waren• sonstige Finanzinstrumente (z.B. andere

Optionen, Futures, ...)

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Investition & Finanzierung

Folie 335

-40

-30

-20

-10

0

10

20

30

40

60 70 80 90 100 110 120 130

G/V

ST

OptionenBeispiel 56: Vermögensänderung bei einer Call-Option

Eine Call-Option auf eine Aktie mit Ausübungspreis 90 notiert heute bei 10. Stellen Sie die Vermögensänderung für den Käufer bzw. Verkäufer in Abhängigkeit vom Aktienkurs am Verfallstag graphisch dar.

Käufer

Verkäufer

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Investition & Finanzierung

Folie 336

begrenztes Verlustrisiko

Optionen

unbegrenzteGewinnchanc

e

Ausübungspreis

out of the money in the money

at the money

Call-Option aus der Sicht des Besitzers

ST

G/V

0

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Investition & Finanzierung

Folie 337

begrenzte Gewinnchance

Optionen

ST

G/V Ausübungspreis

Call-Option aus der Sicht des Stillhalters

unbegrenztesVerlustrisiko

0

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Investition & Finanzierung

Folie 338

Eine Put-Option auf eine Aktie mit Ausübungspreis 80 notiert heute bei 5. Stellen Sie die Vermögensänderung für den Käufer bzw. Verkäufer in Abhängigkeit vom Aktienkurs am Verfallstag graphisch dar.

-30

-20

-10

0

10

20

30

50 60 70 80 90 100 110

G/V

ST

OptionenBeispiel 57: Vermögensänderung bei einer Put-Option

Verkäufer

Käufer

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Investition & Finanzierung

Folie 339

begrenztes Verlustrisiko

Optionen

ST

G/V Ausübungspreis

out of the moneyin the money

at the money

0

begrenzteGewinnchance

Put-Option aus der Sicht des Besitzers

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Investition & Finanzierung

Folie 340

Optionen

ST

G/V Ausübungspreis

0

Put-Option aus der Sicht des Stillhalters

begrenztesVerlustrisiko

begrenzte Gewinnchance

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Investition & Finanzierung

Folie 341

Optionen

Einflussfaktoren auf den Optionspreis

• Differenz zwischen Tageskurs und Ausübungspreis ITM, ATM oder OTM

• Restlaufzeit zum Verfallstag

• Volatilität Schwankungsbreite des Basiswertes

• Angebot und Nachfrage

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Investition & Finanzierung

Folie 342

Optionen

Bestandteile des Optionspreises

• innerer Wert (intrinsic value) Differenz zwischen Tageskurs des Basiswertes und

Ausübungspreis der Option, falls die sofortige Ausübung der Option vorteilhaft ist (in-the-money)

• Zeitwert (time value) der Teil des Optionspreises, der über den inneren

Wert hinausgeht stellt den Optimismus bzw. die Erwartung über die

zukünftige Kursentwicklung des Basiswertes dar geht mit der Restlaufzeit zum Verfallstag gegen null

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Investition & Finanzierung

Folie 343

Handel mit Optionen

• OTC („over the counter“) maßgeschneiderte Verträge

• an der Börse: standardisierte Verträge Clearing-System: Garantie für Vertragserfüllung Margins: Hinterlegung von Sicherheiten

• Handlungsmöglichkeiten: Ausübung/Verfall von Optionen Glattstellung

Optionen

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Investition & Finanzierung

Folie 344

Optionen

Anwendungsgebiete

• Hedging:Absicherung von bestehenden Wertpapierpositionen

• Spekulation: Hebeleffekt: relativ größere Kursausschläge bei der Option im Vergleich zum Basiswert

• Arbitrage:Ausnutzen von Preisunterschieden für identische Zahlungsströme

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Investition & Finanzierung

Folie 345

OptionenBeispiel 58: Einseitige Absicherung (Hedging) mit Optionen/1

Ein Anleger besitzt eine Aktie, die zum Kurs von 100 notiert. Der Anleger erwartet für die nächste Zeit fallende Kurse und möchte sich dagegen absichern, ohne die Chance auf mögliche Kurssteigerungen zu verlieren. Die Aktie soll jedoch nicht verkauft werden.An der Börse wird eine Put-Option auf diese Aktie gehandelt (Kontraktgröße 1), die bei einem Ausübungspreis von 100 bei 5 notiert.

Wie kann sich der Anleger gegen Kursverluste absichern?

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Investition & Finanzierung

Folie 346

-40

-30

-20

-10

0

10

20

30

40

60 70 80 90 100 110 120 130

G/V

ST

OptionenBeispiel 58: Einseitige Absicherung (Hedging) mit Optionen/2

Aktie Option Gesamt

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Investition & Finanzierung

Folie 347

Optionen

Ein Anleger besitzt 100 Aktien, die derzeit zum Kurs von 100 notieren. Der Anleger nimmt an, dass die Aktie am nächsten Börsentag entweder auf 98 fällt oder auf 106 steigt. An der Börse wird eine Put-Option auf diese Aktie gehandelt (Kontraktgröße 1), die am nächsten Tag verfällt und bei einem Ausübungspreis von 102 bei 2,50 notiert. Der risikolose Zinssatz für eintägiges Anlegen bzw. Ausborgen von Geld liegt bei 4% p.a. (stetige Verzinsung). Der Anleger möchte seine Aktienposition gegen jegliche Kurs-schwankung absichern.Wie viele Optionen muss der Anleger kaufen/verkaufen, um sich gegen jegliche Kursschwankung abzusichern?

Beispiel 59: Vollständige Absicherung (Hedging) mit Optionen/1

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Investition & Finanzierung

Folie 348

100 StückAktie

Kurs: 106Kurs: 98

PutAusübungspreis: 102Preis: 2,5

100 Aktien: 9.800+ Wert der Puts: (102 - 98)·x Preis der Puts inkl. Zinsen:

2,5·x·exp(id)

Optionen

)365/04,0i(200x

ex5,2600.10ex5,2 x98102800.9

d

Zi. inkl. Puts Preis

i

gKursanstie b. AktienZi. inkl. Puts Preis

i

Putsder Wert lKursverfal b. Aktien

dd

Beispiel 59: Vollständige Absicherung (Hedging) mit Optionen/2

100 Aktien: 10.600+ Wert der Puts: 0·x Preis der Puts inkl. Zinsen:

2,5·x·exp(id)

Der Anleger sollte 200 Put-Optionen kaufen.

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Investition & Finanzierung

Folie 349

100 StückAktie

Kurs: 106

Kurs: 98

100 Aktien: 9.800+ Wert der Puts: (102 - 98)·200 = 800 Preis der Puts inkl. Zi.: 500·exp(id) = 500,05

= Wert des Gesamtportfolios: 10.099,95

100 Aktien: 10.600+ Wert der Puts: 0·200 = 0 Preis der Puts inkl. Zi.: 500,05

= Wert des Gesamtportfolios: 10.099,95

OptionenBeispiel 59: Vollständige Absicherung (Hedging) mit Optionen/3

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Investition & Finanzierung

Folie 350

Optionen

Fortsetzung von Beispiel 57:

Wenn die Put-Option korrekt bewertet ist, dann existiert keine Arbitragemöglichkeit. Wenn eine Arbitragemöglichkeit existiert, dann ist der derzeitige Preis der Put-Option entweder zu hoch oder zu niedrig.

Ermöglicht der derzeitige Preis der Put-Option (2,50) Arbitrage? Wenn ja, ist der derzeitige Preis zu hoch oder zu niedrig?

Beispiel 60: Arbitrage mit Optionen/1

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Investition & Finanzierung

Folie 351

Optionen

Beispiel 60: Arbitrage mit Optionen/2

Beim ebenfalls risikolosen Portfolio erhält man hingegen 10.099,95. Arbitrage ist möglich!

Lösung:

Bei einem Zinssatz von 4% p.a. (stetige Verzinsung) erhält man für die eintägige Anlage von 10.000 einen Tag später

10,001.10e000.10 di

Wenn das Portfolio (100 Aktien long, 200 Puts long) am nächsten Tag ebenfalls einen Wert von 10.001,10 hätte, wäre keine Arbitrage möglich:

99,2Preis

10,001.10Preise200600.10

Put

Putid

Der derzeitige Preis der Put-Option in Höhe von 2,50 ist zu niedrig. Bei einem Preis von 2,99 wäre keine Arbitrage möglich.

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Investition & Finanzierung

Folie 352

Aktie EVN Aktie

16. Juli

Kurs: 1.611

Aktie EVN Aktie

17. Juli

Kurs: 1.639

Call

• Ausübungspreis: 1.650• Preis: 2,5

Call

• Ausübungspreis: 1.650• Preis: 6,5

Optionen

Spekulation: Aktie vs. Option

%)738,1(01738,01611.1639.1

ieff

%)160(6,115,25,6

ieff

entspricht einem Hebel von ca. 160/1,738 = 92