irische winterklänge Kieran Halpin - irland-journal.de · irische herbstmusik 122 irland journal...

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XXIV, 3.13 irland journal 121 irische winterklänge Kieran Halpin Ein Getriebener seit vierzig Jahren – „Mich inspiriert, was ich sehe“ Der Mann mit dem inzwischen fast komplett kahl rasierten Kopf hat auf der Terrasse Platz genommen. Er nippt kurz an seinem Weinglas, bevor er zu erzählen beginnt. „Mit vierzehn bekam ich meine erste Gitarre. Texte hatte ich vorher schon geschrieben. Mit sech- zehn wusste ich, dass ich Songwriter werden wollte.“ Ein Alter, in dem die meisten noch auf der Suche nach ihrer Bestimmung sind. Von Stefan Backes Der 1955 geborene und im ostirischen Collon aufgewachsene Kieran Halpin ging mit achtzehn von der Schule, trampte in die Hauptstadt, be- gann, auf der Straße zu spielen, und schaute sich sein Handwerk in den Dubliner Folkclubs bei Grö- ßen wie Paul Brady oder Christy Moore ab. An- schließend versuchte er sein Glück auf dem „Kon- tinent“, erste Station: Holland. Andere Länder, wie Deutschland, folgten. Fünf Jahre später schon reichten die Buchungen in Clubs und Kneipen aus, um keine Straßenmusik mehr machen zu müssen. Etwa zur gleichen Zeit kam es zur ersten musika- lischen Kollaboration, als er mit Tom McConville 1979 sein erstes Album Port Of Call aufnahm. „Meine Lieder waren damals recht folkig“, erklärt er. „Tom sang und spielte Traditionelles, das pass- te ganz gut. Wir hatten ziemlichen Erfolg in der britischen Szene, machten eine weitere LP, aber dann änderte ich meinen Stil, und wir gingen ge- trennte Wege.“ Kieran Halpin wollte fortan nur noch seine eige- nen Lieder spielen, und von Kollegen wie Fans wird er auch gerade wegen seiner Qualität als Texter und Komponist geschätzt. Ein begnadeter Instru- mentalist ist er in dem Sinne jedoch nicht, wes- halb er sich besonders für Studioaufnahmen gerne Begleitmusiker ins Boot holt. Legendär ist seine kongeniale Zusammenarbeit mit dem 2005 ver- storbenen amerikanischen Gitarristen Chris Jones, von der aktuell wieder die gerade erschienene Live- DVD One Night In Germany zeugt. Halpins letz- tem Album The Devil And His Dealing verlieh Rein- hard-Mey-Produzent und Akkordeonist Manfred Leuchter einen weltmusikalischen Hauch. Vor gut zehn Jahren traf Kieran Halpin den deut- schen Percussionisten Yogi Jockusch. Aus einer abendlichen Session heraus entwickelte sich nicht nur eine musikalische Partnerschaft, die beiden wurden auch Freunde. „Yogi ist auf meinen letz- ten fünf Alben mit dabei. Er verleiht meinen Lie- dern durch seine professionelle Rhythmik eine Klar- heit, die mir gefällt.“ 1993 begann für Kieran Halpin ein neues Leben, als seine erste Ehe in die Brüche ging, er Dublin verließ, wo er zehn Jahre zugebracht hatte, und auch musikalisch neue Wege beschritt. Seitdem lebt er in Schottland, hat mit seiner zweiten Frau zwei Töchter im Alter von sieben und achtzehn Jahren und fühlt sich wohl dort. Gut fünf Monate im Jahr ist er auf Tour, sorgt damit für den Le- bensunterhalt der Familie, die restliche Zeit ver- bringt er zu Hause, und es funktioniert. Er sieht sich selbst als ein „Getriebener“, im posi- tiven Sinne von ausgestattet zu sein mit der nöti- gen Selbstdisziplin, aber auch in gewisser Weise besessen von dem, was man tut. Was er bestätigt fand während einer einjährigen Auszeit mit sei- ner Familie in Australien, wo er sechs Monate lang keine Gitarre anrühren wollte, praktisch aber schon auf dem ersten angesteuerten Camping- platz abends in der dortigen Bar saß und spielte. Nicht für Geld, sondern, weil er nicht anders konn- te. Sein einstiges Zuhause Irland betrachtet er seit dem Tod seiner Eltern nicht länger als Heimat, was sich auch daran zeigt, dass er kaum noch dort auftritt. „Als Irland durch den keltischen Tiger zu viel Wohlstand kam, hat dies das Land sehr ver- ändert“, erläutert er. „Mit dem Ergebnis, dass die Leute zwar bereit sind, zweihundert Euro hinzu- legen für ein Konzert, aber nicht zehn oder fünf- zehn. Entweder muss die Sache groß sein oder kostenlos.“ In Deutschland dagegen sieht Kieran Halpin die Folkszene nach wie vor gut aufgestellt und findet hier auch problemlos Veranstalter, die ihn buchen. Kein Wunder also, dass der Musiker seit einiger Zeit schon mehr als die Hälfte seiner jährlichen Konzerte in Deutschland absolviert, den

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Kieran HalpinEin Getriebener seitvierzig Jahren – „Michinspiriert, was ich sehe“Der Mann mit dem inzwischen fastkomplett kahl rasierten Kopf hat aufder Terrasse Platz genommen. Er nipptkurz an seinem Weinglas, bevor er zuerzählen beginnt. „Mit vierzehn bekamich meine erste Gitarre. Texte hatte ichvorher schon geschrieben. Mit sech-zehn wusste ich, dass ich Songwriterwerden wollte.“ Ein Alter, in dem diemeisten noch auf der Suche nach ihrerBestimmung sind.

Von Stefan Backes

Der 1955 geborene und im ostirischen Collonaufgewachsene Kieran Halpin ging mit achtzehnvon der Schule, trampte in die Hauptstadt, be-gann, auf der Straße zu spielen, und schaute sichsein Handwerk in den Dubliner Folkclubs bei Grö-ßen wie Paul Brady oder Christy Moore ab. An-schließend versuchte er sein Glück auf dem „Kon-tinent“, erste Station: Holland. Andere Länder, wieDeutschland, folgten. Fünf Jahre später schonreichten die Buchungen in Clubs und Kneipen aus,um keine Straßenmusik mehr machen zu müssen.Etwa zur gleichen Zeit kam es zur ersten musika-lischen Kollaboration, als er mit Tom McConville1979 sein erstes Album Port Of Call aufnahm.„Meine Lieder waren damals recht folkig“, erklärter. „Tom sang und spielte Traditionelles, das pass-te ganz gut. Wir hatten ziemlichen Erfolg in derbritischen Szene, machten eine weitere LP, aberdann änderte ich meinen Stil, und wir gingen ge-trennte Wege.“Kieran Halpin wollte fortan nur noch seine eige-nen Lieder spielen, und von Kollegen wie Fans wirder auch gerade wegen seiner Qualität als Texterund Komponist geschätzt. Ein begnadeter Instru-mentalist ist er in dem Sinne jedoch nicht, wes-halb er sich besonders für Studioaufnahmen gerne

Begleitmusiker ins Boot holt. Legendär ist seinekongeniale Zusammenarbeit mit dem 2005 ver-storbenen amerikanischen Gitarristen Chris Jones,von der aktuell wieder die gerade erschienene Live-DVD One Night In Germany zeugt. Halpins letz-tem Album The Devil And His Dealing verlieh Rein-hard-Mey-Produzent und Akkordeonist ManfredLeuchter einen weltmusikalischen Hauch.Vor gut zehn Jahren traf Kieran Halpin den deut-schen Percussionisten Yogi Jockusch. Aus einerabendlichen Session heraus entwickelte sich nichtnur eine musikalische Partnerschaft, die beidenwurden auch Freunde. „Yogi ist auf meinen letz-ten fünf Alben mit dabei. Er verleiht meinen Lie-dern durch seine professionelle Rhythmik eine Klar-heit, die mir gefällt.“1993 begann für Kieran Halpin ein neues Leben,als seine erste Ehe in die Brüche ging, er Dublinverließ, wo er zehn Jahre zugebracht hatte, undauch musikalisch neue Wege beschritt. Seitdemlebt er in Schottland, hat mit seiner zweiten Frauzwei Töchter im Alter von sieben und achtzehnJahren und fühlt sich wohl dort. Gut fünf Monateim Jahr ist er auf Tour, sorgt damit für den Le-bensunterhalt der Familie, die restliche Zeit ver-bringt er zu Hause, und es funktioniert.

Er sieht sich selbst als ein „Getriebener“, im posi-tiven Sinne von ausgestattet zu sein mit der nöti-gen Selbstdisziplin, aber auch in gewisser Weisebesessen von dem, was man tut. Was er bestätigtfand während einer einjährigen Auszeit mit sei-ner Familie in Australien, wo er sechs Monate langkeine Gitarre anrühren wollte, praktisch aberschon auf dem ersten angesteuerten Camping-platz abends in der dortigen Bar saß und spielte.Nicht für Geld, sondern, weil er nicht anders konn-te.Sein einstiges Zuhause Irland betrachtet er seitdem Tod seiner Eltern nicht länger als Heimat, wassich auch daran zeigt, dass er kaum noch dortauftritt. „Als Irland durch den keltischen Tiger zuviel Wohlstand kam, hat dies das Land sehr ver-ändert“, erläutert er. „Mit dem Ergebnis, dass dieLeute zwar bereit sind, zweihundert Euro hinzu-legen für ein Konzert, aber nicht zehn oder fünf-zehn. Entweder muss die Sache groß sein oderkostenlos.“ In Deutschland dagegen sieht KieranHalpin die Folkszene nach wie vor gut aufgestelltund findet hier auch problemlos Veranstalter, dieihn buchen. Kein Wunder also, dass der Musikerseit einiger Zeit schon mehr als die Hälfte seinerjährlichen Konzerte in Deutschland absolviert, den

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Rest in Nachbarländern wie den Niederlanden oderder Schweiz sowie natürlich in Großbritannien.Sein aktuelles Album The Devil And His Dealingist eine weitere Sammlung von Songs, die sich umdie Themen drehen, die ihn auch im wahren Le-ben beschäftigen. „Mich inspiriert, was ich sehe.Mein Schreiben hat sich immer wieder leicht ge-wandelt über die Jahre, jetzt sind es etwa meineKinder, die mich inspirieren. Meine Lieder erzäh-len Geschichten, handeln von Freunden, Situatio-nen. Und manche sind natürlich auch politisch.“Auf die Frage zu seiner Beziehung zu Gott undzum Teufel, die in den Titeln beider letzten Albenvorkommen und auch sonst häufig in seiner Mu-sik eine Rolle spielen, antwortet er: „Die beidenBegriffe sind für mich gute Platzhalter für das Guteund das Böse in der Welt. Dass ich mich in mei-nen Liedern so oft auf Gott beziehe, ist aber si-cher auch ein Relikt meiner katholischen Erzie-hung. In Wirklichkeit habe ich das alles hinter mirgelassen, aber tief in einem drin bleibt immer et-was zurück.“

www.kieranhalpin.com

Aktuelles Material:The Devil And His Dealing (SOS Records, 2011)Songbook Three (Eigenverlag, 2012)One Night in Germany – Live (DVD;Eigenverlag, 2013)

Termine:Siehe dialann (Seiten 36-43)

Aller guten Dingesind drei:

Pure Irish DropsDeutschlands intimste Irish-Trad-Tour-nee wird 25

Bei dem Ausdruck „Pure Irish Drops“mag man an einen feinen irischenMalzwhiskey denken. Und sicher passtsolch ein Getränk zu der Musik, die hin-ter diesem Namen steht. Keine Massen-plörre, sondern ein filigranes, hand-werklich meisterhaft gebranntes Destil-lat, das die Atmosphäre seines Heimat-landes ausatmet und die Connaisseurstief einatmen und genießen lässt. InWahrheit entlieh Florian Fürst die Ideefür diesen Namen der irischen Fernseh-serie The Pure Drop, deren ProduzentTony MacMahon nichts dagegen hatte,ihn für eine Konzerttournee zu verwen-den, die helfen würde, traditionelle iri-sche Musik bekannter zu machen.

von Michael A. Schmiedel

Doch bevor das Kind getauft wurde, musste eserst einmal gezeugt werden. Die In-spiration kam besagtem Florian Fürst,der in Norddeutschland die Beschal-lungsfirma Ton & Klang betrieb, nach-dem er mehrmals Rüdiger Opper-manns Klangwelten- und Carsten Lin-des Irish-Folk-Festival-Tourneen alsTontechniker begleitet hatte. BeideVeranstaltungen begeisterten ihn so-wohl von der Musik her als auch vonder Art und Weise, wie Oppermannund Linde die Musiker in ihren Hei-matländern aufspürten und einluden.Und eines Morgens des Jahres 1988,im Frühstücksraum eines Hotels, indem das Irish-Folk-Festival-Team un-tergekommen war, hatte Fürst eineweitere wichtige Begegnung, die wieeine Initialzündung wirkte. Das älteste

Teammitglied, ein etwas schrulliger und sehr ei-gensinniger, schon damals über siebzig Jahre al-ter Mann, der Landarbeiter und berühmter Tin-Whistle-Spieler war, fand Eingang in Fürsts Herz:Micho Russell. Er war für den bisherigen reinenTontechniker so etwas wie ein Fenster in die Ver-gangenheit Irlands, und Fürst konnte den Iren fürseine Idee zu den Pure Irish Drops begeistern. Von1989 bis 1993 war er schließlich dabei, bis ihnein tödlicher Autounfall aus dem Leben riss.

Irische Musik ist mehrals „Whiskey In The Jar“

Das Besondere an den Pure Irish Drops ist, dassimmer nur drei Musiker oder Musikerinnenunterwegs sind. Es ist nicht das Ziel, große Hallenzu füllen, sondern in kleineren Sälen eine gemüt-liche Atmosphäre entstehen zu lassen, sodass auchdie Zuhörer in der letzten Reihe noch nahe amGeschehen dran sind. Auch sehr wichtig ist dasKonzept, dem Publikum traditionelle irische Mu-sik so vorzustellen, wie sie in den verschiedenenRegionen Irlands tatsächlich gespielt wird. Fürstist daran gelegen, das in Deutschland weitverbrei-tete Klischee von irischer Musik als reiner Sauf-musik zu korrigieren.Die Tournee 2013 widmet sich unter dem Titel„From The Heart Of Ireland“ einer Region, in diesich Touristen seltener verirren, weil es sie mehran die Küsten zieht: die irischen Midlands. Sicher

V.L.N.R.: Denis Ryan, Seßn Ryan und Conor Moriarty, Florian Fürst © Ulrike Ebner1.000 Tickets für‘s Folk!

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ist eine gewisse Hörerfahrung nötig, um die Spiel-weisen dieser Region, des Südwestens oder desNordens voneinander unterscheiden zu können.Und doch zieht es nicht nur Spezialisten und Ex-perten in die Konzerte, sondern Liebhaber feinerSpielweisen, die ein offenes Ohr haben für tradi-tionelle Rhythmen und Melodien auf Akkordeon,Fiddle, Uilleann Pipes, Tin Whistle, Konzertina,Harfe oder auch Mundharmonika. Gesungen wirdseltener bei den Pure Irish Drops. Dafür konnteman auf der 2005er-Tour lernen, dass der berühm-te blinde irische Harfenist aus dem achtzehntenJahrhundert, Turlough O’Carolan, eigentlich einBarockkomponist war.

Näher an den Menschen

Die Musikerinnen und Musiker für die Tourneenfindet Fürst in Irland, bei lokalen Sessions unddurch Empfehlungen. Er sucht nach Originalen,

aber keineswegs nur nach alten Kämpen derMusik, denn auch viele Junge widmen sich denalten Spielweisen und üben sich in authentischertraditioneller Musik, ohne dabei museal zu wir-ken. In diesem Jahr stehen zwei ältere Musiker,Seán Ryan (Tin Whistle, Gesang) und Denis Ryan(Fiddle) sowie der dreißig Jahre jüngere ConorMoriarty (Akkordeon, Melodeon) auf der Bühne.Drei Wochen zu viert auf Tour, in einem PKW, imselben Hotel schlafend, das kann zusammen-schweißen, kann aber auch zu Stress führen. Fürsterlebt vor allem das Erstere. Es wachsen echte Büh-nenteams und Freundschaften, die auch das Pu-blikum spüren kann. So entsteht in den Konzer-ten eine intime Atmosphäre, die Musiker sind auchin den Pausen oder nach dem Konzert ansprech-bar, sie signieren die CDs, und man kann auch einBierchen mit ihnen trinken.Die jeweiligen Tour-CDs sind auch so ein Sonderfall:Nur Konzertbesucher können sie kaufen. Sie kom-

men nicht in den Handel, Fürst hat auch keinen Shop.Er möchte den Alben der Musiker keine Konkurrenzmachen und meint auch, die Aufnahmequalität seimit denen aus Studios nicht vergleichbar. Aber siegäben die Konzertatmosphäre wieder, und die wüss-ten eben vor allem die Besucher dieser Konzerte alsErinnerungsstütze zu würdigen.Florian Fürsts Büro liegt heute übrigens imSchwarzwald in einer Höhe, die weite Ausblickeerlaubt, was dem Norddeutschen sehr wichtig ist.Die Ausblicke auf weitere Pure-Irish-Drops-Jahresind ebenfalls gut. Solange er kann, will er wei-termachen. Ob danach allerdings jemand ande-res dieses außergewöhnliche Konzept überneh-men will, ist ungewiss.

www.ffmusik.de

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Authentizität istdas WichtigsteVierzig JahreThe Irish FolkFestivalVoice-of-a-Nation-Tour 2013

„Es kommt vor allemauf die Echtheit der Musik an.“

Keine andere Tournee hat so viel fürdie Bekanntheit traditioneller irischerMusik und irischer Volksmusik hierzu-lande getan wie das Irish Folk Festival(IFF). Das mit dem „The“ davor, dieMutter aller Irish Folk Festivals mit an-deren Zusatzwörtern oder gänzlich an-

deren Titeln. 1974, als alles anfing unddie erste Tour durch die Lande reiste,befand sich Deutschland noch voll imGriff des Folkrevivals, das sich mit dervor allem von Heinrich Bölls IrischemTagebuch genährten Sehnsucht nacheinem ursprünglichen, echten, natürli-chen oder, wie man heute sagt, authen-tischen Leben auf der Grünen Insel inEuropas Nordwesten verband. Die Irenhatten noch das, was wir Deutschendurch den Missbrauch unserer Volkskul-tur durch die Nazis und die anschlie-ßende Abkehr von allem, was nachDeutsch- und Volkstümelei roch, ver-loren hatten. Und sie waren (aus deut-scher Sicht) „unschuldig“, hatten keineähnlich gravierende politische Vergan-genheit aufzuarbeiten, ja, waren selbstJahrhunderte lang kolonisiert worden.So pilgerten viele junge Leute nach Ir-land, erlebten dort das, was sie such-ten. Als Carsten Linde mit seinem ers-ten IFF startete, fand er somit genuginteressiertes und begeistertes Publi-kum. Sechsundzwanzig Jahre lang führ-te er, zuletzt unterstützt von Axel

Schuldes, das Festival fast jährlichdurch Deutschland und einige Nachbar-länder.

Von Michael A. Schmiedel

Im Jahr 2000 verkaufte Linde das Irish Folk Festi-val an Petr Pandula, der bis dahin vor allem alsManager des St. Patrick’s Day Celebration Festi-vals bekannt war, das heute unter dem NamenIrish Heartbeat firmiert. Pandula ist wie Linde einKulturmanager, dem es vor allem auf die Echtheit

Full Set © Conor Ledwith

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der Musik ankommt. Er legt großen Wert dar-auf, die Musiker in Irland selbst zu finden. DieInsel besuchte er seit den 1970ern regelmäßig,als ein Telefonat von dort zur Mutter nach Stutt-gart noch mit dem Kurbeltelefon und Vermitt-lung per Hand via Dublin und London nachDeutschland geführt wurde. Vor etwa zehn Jah-ren wurde er selbst irischer Staatsbürger, verleg-te den Sitz seiner Firma Magnetic Music nachDoolin in die Grafschaft Clare und ist somit ganznah dran an der irischen Szene.Die Zeiten haben sich geändert, zwischenzeitlichgab es in Irland die Aufschwungblase des „Kelti-schen Tigers“, die wieder geplatzt ist. Pandulameint, die Iren hätten während dieser Zeit zu oftDollarzeichen in den Augen gehabt. Auch dieMusiker hätten nicht selten horrende Gagenvor-stellungen gehegt, aber das habe sich wieder nor-malisiert.Pandula sucht seine Musiker in den Sessions, beiden Wettbewerben und auf Festivals und musshier und da auch seine Trinkfestigkeit unter Be-weis stellen, um mit ihnen ins Gespräch zu kom-men. Er setzt sich betont ab von Kollegen „vonInternets Gnaden“, wie er sie nennt, die nur nochonline auf Recherche gehen. Das Irish Folk Festi-val und seine anderen Tourneen sollen authen-tisch sein und keine „Celtic-Dingsbums-Shows“,

bei denen den Musikern bis auf die Kleidung allesvorgeschrieben wird. Authentizität bedeutet ebenzweierlei: echt irisch und echt sie selbst.Gleichzeitig achtet der Organisator auf die aus-reichende Durchmischung dessen, was auf der

Bühne geschieht: verschiedene Stile, Gesangund Instrumentalstücke, langsame undschnelle Tunes, Männer und Frauen, Alte

und Junge, Traditionelleres und Moderne-res. So bietet jedes IFF eine große Band-breite irischer Musik. Aufgeteilt wird je-des Konzert im Verhältnis drei zu eins,das heißt drei Künstler vor und einer nachder Pause. Der letzte Programmpunkt

besteht meistens aus einer Band mitvier, fünf oder mehr Mitgliedern,während den Part vor der Pause oft

Solisten oder Duos gestalten. Das sinddie Vorgaben, innerhalb deren sich die

Musiker frei entfalten dürfen. Nur einesist Pandula noch wichtig: Sie sollen Irland

und die weltweit verbreitete irische Kultur re-präsentieren, und das auch, wenn sie keine

Iren, sondern zum Beispiel Schotten oder Ka-nadier sind. „Das machen sie aber alle gerne“,sagt der Magnetic-Music-Chef.

Passend zu dieser Repräsentationsaufga-be heißt die 2013er-Tour „Voice of a Na-tion“. Das Konzert wird laut Ankündigungvon dem Singer/Songwriter DeclanO’Rourke eröffnet. Das irische MusikblattHot Press nennt ihn einen „Liederzaube-rer“ und vergleicht sein Geschick, denrichtigen Moment zu finden, um be-stimmte Aspekte des Menschseins her-auszuarbeiten, mit der Schreibkunst vonCharles Dickens. Nachdem er herausge-funden hatte, dass sein Großvater in ei-nem der irischen Arbeitshäuser zur Weltgekommen war, in das sich die Menschenvor dem Hunger geflüchtet hatten, umfür harte Knochenarbeit einen Teller Sup-pe am Tag zu bekommen, beschäftigtesich O’Rourke mit der großen Hungers-not in Irland im neunzehnten Jahrhundert.Das Thema bestimmt deshalb auch einenTeil seiner Musik, die somit einen eherernsten, nachdenklichen Teil des Festivalsausmacht. Das merkt man seinen getra-

genen Liedern auch von der Melodie her an, diemitunter recht elegisch klingen.Feine Instrumentalmusik darf man von dem DuoDermot Byrne und Floriane Blancke erwarten. Byr-ne, Mitglied der Spitzenband Altan, gilt als einerder herausragenden Akkordeonisten Irlands, derzum von Johnny Doherty, Con Cassidy und Tom-my Peoples beeinflussten sogenannten Donegal-Stil auch französische Musette- und südamerika-nische Choro-Elemente einfließen lässt. Die inFrankreich geborene Blancke ist Tochter eines Jazz-trompeters und einer klassischen Violinistin. Siestudierte Harfe, Klavier, Gesang und Violine in Parissowie Jazz und Weltmusik. Nun ist sie in Irland zuHause und fester Bestandteil der dortigen Szene.Das Zusammenspiel der beiden lädt zum genau-en Zuhören ein.Ebenfalls vor der Pause wird bereits auch eine grö-ßere Formation dem Publikum einheizen, ein „FullSet“, wie der eigene Bandname es schon besagt.Dies ist gleichzeitig auch die Bezeichnung für einevollständige Uilleann-Pipes-Ausrüstung, doch auchohne dieses Instrument wird das diesjährige Quin-tett, bestehend aus Janine Redmond, MichaelHarrison, Andrew Meeney, Teresa Horgan undEamonn Moloney auf Akkordeon, Fiddle, Gitarre,Flute und Bodhrán dem Namen keine Schande

LINKS:Declan O'Rourke

UNTEN:Dermot Byrne &Floriane Blancke

The Outside Track

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machen. Horgan ist zudem eine Sängerin mit ei-ner gehörigen Portion Countryeinfluss in ihrerStimme. Vor allem sind es aber die schnellen Jigs’n’ Reels, die die fünf ihre Stärke nennen dürfen.Die zweite Hälfte des Konzerts wird einer Bandgehören, die bereits 2011 beim IFF und 2009 beimSt. Patrick’s Day Celebration Festival dabei war:The Outside Track, bestehend in diesem Jahr ausvier Damen und einem Herrn, nämlich Mairi Ran-kin (Fiddle, Stepptanz), Ailie Robertson (Harfe),Fiona Black (Akkordeon), Aoife Scott (Whistle,Gesang), sowie Cillian O’Dálaigh (Gitarre, Stepp-tanz). Die drei Nichtirinnen der Band sind MairiRankin aus Cape Breton Island im kanadischenNova Scotia sowie Ailie Robertson und Fiona Blackaus Schottland. Aoife Scott stammt trotz des Nach-namens aus Irland und ist übrigens die Nichte derberühmten Sängerin Mary Black, währendO’Dálaigh wiederum zwar Ire ist, aber in Ham-burg geboren wurde. Die Band zeigt somit ganzdeutlich den internationalen Charakter des mo-dernen irischen Trad ’n’ Folk.Das Irish Folk Festival bewegt sich also erneut aufdem schmalen Hochseil zwischen lebendig geblie-bener, wieder belebter und neu erfundener Tradi-tion und zahlreichen Einflüssen verschiedenerMusikkulturen, die Globalisierung, Mobilität undmoderne Medien mit sich bringen. Petr Pandulameistert diesen Spagat als Musikmanager bislangsehr gut und driftet weder ins Museale noch insrein Kommerzielle ab. Das hat er mit Florian Fürstund seinen Pure Irish Drops (siehe „Heimspiel“ indiesem Heft) gemeinsam. Beide sind mit demHerzen dabei, Pandula mit dem Hauptfestival desGenres und in großen Hallen, Fürst mit der klei-nen, intimen Konzertreihe mit nahezu Wohnzim-mercharakter. Beide schätzen sich als Kollegen,die einander ergänzen und sich das Publikum eherzuspielen als abspenstig machen. Für beide istAuthentizität das Wichtigste: echte irische Kultur,echte Musik, echte Menschen mit Herzblut undnicht nur Dollarzeichen in den Augen.

www.irishfolkfestival.de

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Von denDUBLINERSzu THE DUBLINLEGENDSDenn: Legenden gehenniemals verlorenTHE DUBLINERS waren trotz der immerwieder wechselnden Besetzung eineder berühmtesten und einflussreichs-ten Bands des Irish Folk – und zwarüber die letzten 50 Jahre hinweg. Nach-dem im Frühjahr 2012 mit BarneyMcKenna das letzte der ursprünglichvier Gründungsmitglieder aus dem Jahr1962 gestorben ist, verkündete JohnSheahan kurz darauf, dass auch die DU-BLINERS sich nach ihrer 50-Jahre-Jubilä-umstour auflösen und somit am 31. De-zember 2012 ihr letztes Konzert gebenwürden.

Genau hier hätte die Ge-schichte enden können,doch wie das mit Legendenso ist: Sie werden nicht ver-gessen, sie lösen sich nichtauf, sie gehen nicht verloren.Genau deshalb kommenSeán Cannon, EamonnCampbell, Patsy Watchornund der Banjo-Spieler GerryO’Connor, der die DUBLI-NERS nach dem Tod von Bar-ney McKenna schon denRest des vergangenen Jah-res über begleitet hat, zu-rück und bringen dabeiwieder die typisch unbe-schwerte und beschwingte

irische Lebensart mit nach Deutschland. Vom22.11. – 01.12.2013 insgesamt zehn Mal. Diesmaljedoch nicht unter dem Namen DUBLINERS, son-dern als THE DUBLIN LEGENDS.So wie ein Maler nicht den Pinsel aus der Handlegt, nur weil er plötzlich das Rentenalter erreicht,können auch die irischen Vollblutmusiker, diemittlerweile zwar ergraut, aber noch immer soberühmt und legendär wie Rockstars sind, nichtaufhören, das zu tun, was sie am meisten liebenund am besten können: Live den besten Irish Folkaller Zeiten spielen und das Publikum damit zumKochen bringen.Denn wenn THE DUBLIN LEGENDS in ihrem ho-hen Alter noch über die Bühne springen können,dann reißt das wirklich jeden im Publikum mit.Insbesondere, wenn das junggebliebene Alther-ren-Quartett vom Irish Folk mühelos zum CelticRock wechselt. Für eben diese Vielseitigkeit, mitder sie zahlreichen anderen Bands die Türen imMusikmarkt geöffnet haben, sind die ehemaligenDUBLINERS und heutigen THE DUBLIN LEGENDSbekannt geworden.50 Jahre erfolgreiche Musikgeschichte liegenbereits hinter, ein erfolgreiches 2013 vor THEDUBLIN LEGENDS. Der Einzige, der fehlt, ist JohnSheehan, der zwei Jahre nach Gründung der DU-BLINERS in die Band kam, sich nie als Gründungs-mitglied gesehen, aber für die letzten 48 Jahrehier seine Familie gefunden hat.John hat jedoch für sich entschieden, das neueKapitel seines Lebens seiner Leidenschaft für die

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Poesie zu widmen, weshalb er bei THE DUBLINLEGENDS nicht dabei sein wird. Doch schließt aucher eine Rückkehr nicht kategorisch aus: „Ich wer-de jetzt erst einmal sehen, wie es sich anfühlt.Und wenn ich dann die Bühne und das Tourenwirklich vermissen sollte, dann kann ich ja jederzeitzurückkommen!“.Die übrigen Mitglieder der ehemaligen DUBLINERSund heutigen THE DUBLIN LEGENDS hoffen, dassdie Fans ihnen auch bei ihrer Tournee 2013 dieTreue halten werden. Und wer noch kein Fan ist,der wird es spätestens nach dem ersten erlebtenKonzert. Denn in dieser Formation lebt der IrishFolk erst so richtig auf.Genau deshalb hält die Setlist von THE DUBLINLEGENDS auch die bekanntesten Sing-Alongs ausIrland wie zum Beispiel: „Whiskey In The Jar“,„Dirty Old Town“, „Seven Drunken Nights“, „Mol-ly Malone“ oder auch „Black Velvet Band“ parat.All die alten Hits eben, die in Irland undmittlerweile auch in Deutschland gleichermaßenbekannt sind, bei denen sich die Stimmung wievon selbst hebt und die Illusion erzeugt, spontaneinen Kurzurlaub in Irland zu verbringen.Wenn auch Sie diese Sehnsucht nach Irland spü-ren, dann seien Sie live bei einem der zehn kom-menden Konzerte von THE DUBLIN LEGENDS inDeutschland dabei!

22.11.2013 - The Dublin Legends, EuropahalleTrier — abgesagt!! —Tickets können dort zurückgegeben werden, wosie erworben wurden!

GAELFORCE DANCEAb dem 03. Januar 2014wieder live in Deutsch-land!Pressetext

GAELFORCE DANCE hat sich seit der Ur-aufführung 1999 weltweit in die Her-zen von Millionen Zuschauern gespieltund gehört zu den beliebtesten irischenTanz-Shows. Denn: GAELFORCE DANCEunterscheidet sich eindrucksvoll von al-len anderen Produktionen. Warum?Weil diese Show tief mit den irischenTraditionen verwurzelt ist, aber dentreibenden Puls der Gegenwart nutztund so ein tänzerisches Meisterwerkaus Vergangenheit und Zukunft kreiert.

24 Darsteller verweben dabei die Geschichte derBrüder Cuan und Lorcan, die sich beide in diebezaubernde Aisling verlieben, zu einem facet-tenreichen und farbenprächtigen Kaleidoskopaus Tanz und Kostümen, aus Lichtdesign, Musikund Gesang.Liebe, Leidenschaft und Eifersucht – all daskommt in all seinen Farben und in all seinen Tö-nen zum Ausdruck.Wer also eine schwarz-weiße oder gar rosaroteLiebesgeschichte erwartet, ist bei GAELFORCEDANCE falsch.Das, was die Zuschauer 2014 jedoch auf jedenFall erwarten dürfen, ist eine Show, die allesbisher Dagewesene in den Schatten stellt. Denndas Produzenten-Team verspricht für die kom-mende Tournee nicht nur aufregend neue Kos-tüme, sondern auch beeindruckend neue Cho-reografien und mitreißend neue Musik. Damitkommen auch Wiederholungstäter, die GAEL-FORCE DANCE nicht zum ersten Mal sehen,wieder voll auf ihre Kosten.Genau das ist auch eines der Erfolgsgeheimnisseder Produktion. Denn Michael Durkan undRichard Griffin – die Macher von GAELFORCEDANCE – ruhen sich auf ihrem bahnbrechenden

Erfolg nicht aus, sondern arbeiten kontinuierlichund jedes Jahr aufs Neue an ihrer Show, um siewie in 2014 noch temporeicher, noch energie-geladener und noch innovativer zu gestalten. Hierwerden Szenen variiert, Performances ausgebaut,Choreografien ausgefeilt und die Musik ins Up-Tempo gesetzt. Wenn also jemand die ohnehinschon rasante Geschwindigkeit des Stepptanzesnoch weit über diese Grenzen hinaus treibt, dannsind das Michael Durkan und Richard Griffin.

Genau deshalb verwundert es nicht, dass sichGAELFORCE DANCE bereits 2010 beim Limelight-Award als “Bestes Tanz-Spektakel“ gegen alleanderen nominierten Irish Dance Shows durch-setzen konnte.Es ist diese Mischung aus Tradition und Innovati-on, die GAELFORCE DANCE zu einer der mitrei-ßendsten Tap-Dance-Shows macht – und zwarvon der ersten bis zur letzten Sekunde. Zudemzählt das herausragende englisch-irische En-semble mit seinen 24 Darstellern zu den größ-ten tourenden Stepptanz-Formationenüberhaupt.Last but not least wird GAELFORCE DANCE alseinzige irische Tanzproduktion vom irischen Tou-rismus Verband gesponsert, beworben und un-terstützt, was noch einmal die unikate Stellungdieser Show unterstreicht. Wer also Tap-Danceliebt, der darf alle anderen Produktionen gerneverpassen, diese jedoch nicht.

Tickets gibt es ab 29,90 € inkl. Gebührenim Internet auf www.LB-EVENTS.deund telefonisch unter 0234-9471940.

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Termine:03.1.2014 Paderborn Paderhalle04.1.2014 Recklinghausen Festspielhaus05.1.2014 Leverkusen Forum06.1.2014 Mönchengladbach Kaiser-Friedrich-Halle07.1.2014 OFF-DAY08.1.2014 Bad Ems Theater09.1.2014 Essen Grugahalle10.1.2014 Ahlen Stadthalle11.1.2014 Hilden Stadthalle12.1.2014 Hagen Stadthalle13.1.2014 OFF-DAY14.1.2014 Frankenberg Ederberglandhalle15.1.2014 Duisburg Theater am Marientor16.1.2014 Bad Godesberg Stadthalle17.1.2014 Bad Hersfeld Stadthalle18.1.2014 Hildesheim Halle 3919.1.2014 Hameln Rattenfängerhalle20.1.2014 OFF-DAY21.1.2014 Leer Theater an der Blinke22.1.2014 Flensburg Deutsches Haus23.1.2014 Itzehoe Theater24.1.2014 Husum NCC25.1.2014 tba.26.1.2014 Lübeck Kolosseum27.1.2014 OFF-DAY28.1.2014 Düsseldorf Savoy-Theater29.1.2014 Dortmund Westfalenhalle 230.1.2014 Gemünden am Main Scherenberghalle31.1.2014 Sigmaringen Stadthalle01.2.2014 tba.02.2.2014 Heidenheim Congress centrum03.2.2014 Weimar congress centrum weimarhalle04.2.2014 OFF-DAY05.2.2014 Wilhelmshaven Stadthalle06.2.2014 Gütersloh Stadthalle07.2.2014 Idar-Oberstein Stadttheater08.2.2014 Meschede Stadthalle09.2.2014 Emsdetten Emslandhalle

„Ich setze mich nichtmehr unter Druck“

Mary BlackAuszüge aus einem alten Interview

Von Markus Dehm

Zwischen 1999 und 2006 gab es kein neues Album– du musst eine ziemlich geduldige Fangemeindehaben?

Ich war natürlich nicht untätig in all dieser Zeit,habe fürs irische Fernsehen die DokumentationStill Believing gemacht und war oft auf Tour. Aberes stimmt, die Fans mussten sehr lange auf einneues Album warten. Ich wollte mich nicht unterDruck setzen lassen, wollte erst etwas Neues ma-chen, als ich selbst die Zeit dafür als reif erachtethabe. Vielleicht war ich auch ein wenig ausge-brannt, und es gab durchaus Zeiten, an denen ichans Aufhören dachte, vor allem dann, wenn manversuchte, mich im Hinblick auf ein neues Albumzu pushen. Ich habe eine Phase in meiner Karriereerreicht, wo ich mich einfach ein wenig treibenlassen will. Ich muss nicht mehr jedem gefallen,möchte mich nicht mehr verbiegen, ganz nachdem Motto „Like me or don’t like me“.

Aber schließlich war es dann doch irgendwann soweit. Was gab den Ausschlag?

Ich hatte plötzlich wieder Lust und Motivation.Mir sind wieder Songs in die Hände gefallen, mitdenen ich ein neues Album machen wollte, Songsvon Noel Brazil beispielsweise. Wenn man dieMöglichkeit hat, dann ist das genau der richtigeWeg – warten, bis die Zeit reif ist, wie in diesemFall. […]Ich habe immer Lieder gesungen, die aus der Fe-der von ausgezeichneten Songschreibern stam-men, habe die Songs immer mit großer Sorgfaltausgewählt; von daher lag die Messlatte natür-lich enorm hoch. Es galt, eine Hemmschwelle zuüberwinden. […]

„Your Love“ ist eigentlich ein Song, den Dannyund ich für meine Mutter geschrieben haben, dievor drei Jahren gestorben ist. Meine Schwester undich waren bei ihr in ihren letzten Stunden, undmehr oder weniger im Augenblick ihres Todesbetrat auch Danny das Zimmer. Natürlich war diesein sehr, sehr emotionaler Moment. Es war ganzso, als ob sie noch auf Danny gewartet hätte. Ichmeinte zu Danny, er solle einen Song über diesenAugenblick schreiben. Doch er antwortete: „Nein,Mom, du solltest dieses Lied schreiben.“ So habeich begonnen, einfach die Gedanken auf Papierzu bringen, die geradezu aus mir herausgespru-delt sind. Gemeinsam mit Danny habe ich dannden Song ausgearbeitet. Ich denke, es ist schön,dass einer meiner ersten eigenen Songsgewissermaßen eine Hommage an meine Mutterist. „Stand Up“ ist das andere „hausgemachte“Stück. Im Grunde handelt es davon, dass manimmer eine Überzeugung haben und auch zu die-ser stehen soll. Ich mag einfach Leute nicht, de-nen alles egal ist, die einfach nur so vor sich hinleben, die keine Meinung haben.

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Noch etwas ist ungewöhnlich am Album Full Tide,nämlich das Aufnahmestudio. Dieses war in dei-nem Haus in Kerry, an der irischen Südwestküste,untergebracht. Warum bist du nicht einfach mitdeiner Band in ein Tonstudio gegangen. Weshalbdieser Aufwand?

Ach, so aufwändig war das gar nicht. Die moder-ne Technik macht hier vieles möglich, und auchdie Kosten für eine solche Aktion sind überschau-bar. Ich fühle mich inmitten dieser friedlichen Küs-tenlandschaft einfach sehr wohl und fand, dassdas atmosphärisch genau das richtige Umfeld füreine neue CD wäre. Innerhalb von zwei, drei Ta-gen hatten wir dann bereits das halbe Album ein-gespielt. Es war ein wunderbares Arbeiten.[…]

Die Leidenschaft für die irische West-künste – dein Haus liegt ja überdiesnoch in einer Gaeltacht [Bezeichnungfür Regionen in Irland, in denen iri-sches Gälisch offiziell noch die vor-herrschende Sprache ist; Anm. d.Red.], verleitet natürlich zu der Fra-ge, wie viel von einer Folkmusikerinin dir steckt? Ganz in deiner Nähe hatja auch die irische FolklegendeSeamus Begley sein Haus. Musiziertihr gelegentlich miteinander?

Ja, recht häufig. Auch andere Folk-musiker sind dann dabei. Wir verab-reden uns im Pub und los geht’s. Dasmacht immer einen Riesenspaß. Na-türlich bin ich keine Folkmusikerin imeigentlichen Sinne, wenngleich dasmein musikalischer Background istund das nicht erst seit meiner Zeit beiDe Dannan. Aber ich habe musika-lisch immer mehrere Wege beschrit-ten. Übrigens bin ich auch ständigdabei, mein Irisch zu verbessern. Na-türlich lernt man das als Kind in Ir-land in der Schule, aber meist warich damals nicht mit großem Interes-se dabei. Das ist heute anders.[…]

Ich glaube schon, dass ich im Grun-de einen Schritt neben der großen

Irish Folk Familie stehe, aber eben nur einen Schritt.Ich habe mit vielen Folkmusikern meiner Heimatgearbeitet und tue dies noch immer. Beispielsweisewar ich 2005 mit Sharon Shannon, Cara Dillonund Maura O’Connell auf einer „A-Woman’s-Heart“-Tour in den USA. Nur habe ich mich nieklar eingeordnet und meine Songs nicht nach demKriterium Folkmusik oder nicht ausgewählt. FürBallybunion bin ich möglicherweise nicht folkiggenug, ich weiß nicht. Aber das war ein tollesFestival, mit einem gigantischen Line-up.[…]

Ich war immer sehr gerne in Deutschlandunterwegs und bin froh, dass es jetzt endlichwieder klappt. Denn obwohl ich hier jahrelang

nicht mehr live gespielt habe, bekomme ich nochimmer sehr viele E-Mails von deutschen Fans. Dasüberrascht mich nach so langer Abwesenheitselbst. Irgendwie hatten wir den Kontakt zu un-seren deutschen Partnern verloren. Es war wohlletztlich eine Verquickung mehrerer Umstände, diedazu geführt haben, dass ich so lange nicht mehrin Deutschland war.

www.mary-black.net

(Das gesamte Interview erschien im

Musikmagazin Folker, Ausgabe 1.2007.

Irland- und Mary Black-Freunde aufgepasst:Anfang Oktober trifft Markus Dehm MaryBlack erneut in Irland! Wir gehen fest davonaus, dass es darüber einen Beitrag geben wird– demnächst in diesem Theater, nein: Heft!).

Termine? Siehe dialann auf den Seiten 36-43.

Auswahldiscographie:Mary Black (Grapevine, 1983)Collected (Grapevine, 1984)By The Time It Gets Dark (Grapevine, 1987)No Frontiers (Grapevine, 1989)Babes In The Wood (Grapevine, 1991)The Holy Ground (Grapevine, 1993)Circus (Grapevine, 1995)Shine (Grapevine, 1997)Speaking With The Angel (Grapevine, 1999)Full Tide (3ú, 2005)Ergänzung:Twenty-five Years – Twenty-five Songs (2008)Stories from the Steeples (2011)

Tickets:ab 40 Euro...

Termine:24.1.2014 Berlin Passionskirche25.1.2014 Lübeck Kolosseum26.1.2014 Düsseldorf Savoy Theater28.1.2014 Osnabrück Lutherkirche29.1.2014 Bochum Christuskirche30.1.2014 Frankfurt Heilig-Geist-Kirche

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irische winterklänge

The High KingsIrlands LieblingeSie sind eine der beliebtesten Folk-bands Irlands und spielen auf der Büh-ne zusammen bis zu 13 Instrumente –dabei sind ihre Stimmen, mit denen siedie eigenen Songs wie auch die irischenTraditionals in perfekter Harmonie sin-gen, noch gar nicht mitgezählt. BrianDunphy, Finbarr Clancy, Martin Fureyund Darren Holden sind zusammenThe High Kings.

In Irland und den USA haben sie bereits viele aus-verkaufte Tourneen und mehrere Platin-Auszeich-nungen eingeheimst – mit ihrem ersten in Deutsch-land veröffentlichten Album Friends For Life (VÖ4.10.2013) kommen sie nun endlich auch zu unsauf Tournee.Auf Friends For Life vereinen The High Kings dieEssenz ihrer energiegeladenen Songs mit traditio-nellen Singalongs und kreieren somit den für sietypischen „Folk-’n’-Roll“-Sound.Alle vier Musiker kommen aus nahezu legendärenirischen Musikerfamilien – Finbarr Clancy etwa istder Sohn Bob Clancys, der Teil der legendären Clan-cy Brothers war. Zwei der Bandmitglieder blickenauf jahrelange Erfahrung bei Riverdance zurück.

Zu viert bilden diese Ausnahmemu-siker The High Kings – und zusam-men verwandeln sie jedes Konzertinnerhalb von Sekunden in einenwogenden, tobenden Irish Pub,den jeder Besucher nur mit einemseligen Lächeln und der Gewiss-heit, soeben einen wunderbarenAbend verbracht zu haben, verlas-sen kann …

www.thehighkings.comwww.prknet.de/#/de/artists/www.karsten-Jahnke.de

Termine:16.10.13 80636 München, Freiheiz17.10.13 10243 Berlin, Postbahnhof18.10.13 60433 Frankfurt, Batschkapp21.10.13 49074 Osnabrück, Rosenhof22.10.13 50733 Köln, Kulturkirche23.10.13 22765 Hamburg, Fabrik

Moya Brennan &Cormac de Barra

Clannad-Sängerin undHarfenvirtuoseWenn sich zwei Legenden der irischenMusik zu einem Projekt treffen, kannnur ein Album der Superlative entste-hen. Clannad-Sängerin Moya Brennanund der Harfenvirtuose Cormac de Bar-ra legen mit ihrem Projekt „Voice andHarps“ ihr neues Album Affinity vor.

Dem Titel entsprechend geht es auf dem Albumum Zuneigung – Zuneigung zueinander und Zu-neigung zur Musik. So entstanden neben Versio-nen traditioneller Stücke wie „Captain O’Kane“oder „The Lass Of Aughrim“ wieder wunderschö-ne Songs in bester Moya-Brennan- Tradition.Erstmals legt das Duo auch eine Coverversion vor.„Sailing“, der Klassiker von Christopher Cross,erhält durch die Bearbeitung des Duos ein beson-deres, sommerliches Flair, das zum Träumen ein-lädt. Getragen von den weiten Harmonien, denwunderschönen Stimmen und träumerischen Me-lodien ist mit Affinity ein Album entstanden, dassalle Freunde irischer Musik genauso glücklich ma-chen wird wie die Fans von Clannad. Moya Brenn-an und Cormac De Barra sind diesen Herbst auchin Deutschland auf Tour.

www.moyabrennan.comwww.wild-heart-management.de

Termine:18.11.13 75438 Knittlingen, St.-Leonhard-Kirche19.11.13 55116 Mainz, Frankfurter Hof20.11.13 99867 Gotha, Kulturhaus22.11.13 38118 Braunschweig, St.-Jakobi-Kirche24.11.13 21335 Lüneburg, Ritterakademie

1.000 Tickets für‘s Folk!

irische herbstmusik

130 irland journal XXIV, 3.13

KílaAlle, die es nicht geschafft haben, dieirische Legende Kíla auf ihrem letztenBesuch in Deutschland zu erleben habenjetzt noch eine Gelegenheit Mit keinemgeringeren als Altan als Vorgruppe istKíla Headliner des Kammgarn Festivalsin Schaffhausen (Schweiz).

Die ausverkauften Konzerte in Kassel, Burg Lud-wigstein und beim Akustik in Agathen haben derBand viele neue Fans aus Deutschland beschert.Die rythmusbetonte Musik der Iren hat sogarschon norddeutsche Säle zum Tanzen gebracht.Für alle, die es nicht in die Schweiz schaffen, emp-fehlen wir die DVD „Once Upon A Time“, die,unterstützt durch diverse Artisten, auch visuell einechtes Erlebnis ist.

Termin:29.11. Schaffhausen Kammgarn Festival

www.kila.ie

Celtic WomanLive in concert 2013Celtic Woman ist eine Musikgruppe, dieaus vier irischen Künstlerinnen besteht.Die Gruppe, ursprünglich mit vier, spä-ter fünf Sängerinnen und einer Violinis-tin besetzt, wurde 2004 von Sharon

Browne und David Downes, dem vorma-ligen Musical Director von der IrischenTranzshow Riverdance, gegründet.Im Jahr 2004 engagierte er vier irische Künstlerinnenwelche zuvor noch nicht zusammen auftraten: ChloëAgnew, Órla Fallon, Lisa Kelly und Méav Ní Mhaolcha-tha, außerdem Violinistin Máiréad Nesbitt. Ihren ers-ten großen öffentlichen Auftritt hatten Sie am 15.September 2004 in der ausverkauften KonzerthalleThe Helix in Dublin. Diesem folgten ausgedehnte Tour-neen durch Amerika, Asien und Australien. Ihre Ver-öffentlichungen auf DVD und CD platzierten sichschnell an der Spitze der internationalen Charts. DasRepertoire von Celtic Woman umfasst sowohl auf dieGruppe arrangierte Stücke keltischer Tradition, dereuropäischen klassischen Musik im weiteren Sinn so-wie auch aus Musicals und der Pop- und Rockmusikbekannte Titel. Seit der Gründung wurden siebenAlben veröffentlicht. Die Gruppe hat mehrere Welt-tourneen unternommen. Es wurden über 6 Millio-nen Tonträger weltweit verkauft. (Wikipedia)

www.celticwoman.de

Sharon CorrBekannt wurde Sharon Corr als Mitgliedder Gruppe The Corrs, die außerdem ausihren zwei jüngeren Schwestern Caroli-ne und Andrea sowie ihrem älteren Bru-der Jim besteht. Sie spielt Violine, Kla-vier und Gitarre. Außerdem singt sie beiden Corrs die Backing Vocals und kom-

ponierte unter anderem die Stücke SoYoung, Radio und Goodbye. 2005 wurdeSharon Corr gemeinsam mit ihren Ge-schwistern von Elisabeth II. ehrenhalbermit dem MBE ausgezeichnet.Nachdem die Corrs im Jahr 2005 mit Home ihrbislang letztes Studioalbum veröffentlicht haben,ruhen die Gruppenaktivitäten. Sharon Corr widme-te sich anschließend zunächst ihrem Familienlebenund zog sich wie ihre Schwester Carolinegrößtenteils aus dem Musikgeschäft zurück. Wäh-rend ihrer zweiten Schwangerschaft begann siewieder mit dem Komponieren und der Vorberei-tung für ihr erstes Soloalbum.[3] Die Aufnahmenfanden 2009 statt. Am 28. August 2009 wurdevorab die Single It’s Not a Dream veröffentlicht. Am10. September 2010 folgte das Album Dream ofYou. Seit 2012 ist Sharon Corr eine der Jurorinnender Casting-Show The Voice of Ireland. Sharon Corrist seit 2001 mit Gavin Bonnar verheiratet. Das Paarhat einen Sohn und eine Tochter. (Wikipedia)

www.sharoncorr.com

Termine21.11. Frankfurt || 22.11. Hamburg23.11. Berlin || 26.11. München

Termine:13. 10. Köln || 14. 10. Berlin || 15. 10. Ham-burg || 17. 10. Frankfurt || 18. 10. Stuttgart ||20. 10. Leipzig || 22. 10. München

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