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Islamische Sitten und Gebräuche

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Islamische Sitten und Gebräuche

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Freundliche Behandlung der Ehefrauen

Gott weist die Männer an, nett zu ihren Frauen zu sein und sie so gut sie können zu behandeln:.

“…Und in rechter Weise mit ihnen um...” (Quran 4:19)

Der Gesandte Gottes sagte: “Der vollkommenste Gläubige ist der mit dem besten Charakter. Die besten von euch sind diejenigen, die am besten zu ihren Frauen sind.”[1] Der Prophet der Gnade klärt uns darüber auf, dass das Verhalten eines Ehemannes gegenüber seiner Frau den guten Charakter eines Muslim wiederspiegelt, der wiederum den Glauben den Mannes wiederspiegelt. Wie kann ein muslimischer Ehemann zu seiner Frau gut sein? Er sollte lächeln; sie nicht emotional verletzen; alles was ihr schaden könnte, von ihr fernhalten; sanft zu ihr sein und Geduld mit ihr haben.

Nett zu sein, beinhaltet gut zu kommunizieren. Ein Ehemann sollte bereit sein, offen zu reden, und er sollte auch bereit sein, seiner Frau zuzuhören. Manchmal möchte ein Ehemann seinen Frustrationen (zB. von der Arbeit) freien Lauf lassen. Er sollte nicht vergessen, sie darüber zu befragen, was sie stört (wie wenn die Kinder nicht ihre Hausarbeiten erledigen würden). Ein Ehemann sollte nicht mit ihr über wichtige Dinge reden, wenn er oder seine Frau ärgerlich, müde oder hungrig ist. Kommunikation, Kompromisse und Überlegung sind die Ecksteine der Ehe.

Nett zu sein, beinhaltet, seine Frau zu ermutigen. Die bedeutungsvollste Bewunderung kommt von einem aufrichtigen Herzen, das die wirklich wichtige Dinge erkennt – was die Frau wirklich schätzt. Daher sollte ein Ehemann sich selbst fragen, wobei sie sich am unsichersten fühlt und entdecken, was sie schätzt. Das sind die Streicheleinheiten der Seele der Ehefrau; je mehr der Ehemann sie lobt, umso mehr wird die Frau es bewundern und desto mehr wird diese gesunde Veranlagung gepflegt. Freundliche Worte klingen wie: “Ich mag die Art, wie du denkst”, “Du siehst in diesem Kleid hübsch aus”, und “Ich liebe es, deine Stimme am Telefon zu hören.”

Die Menschen sind nicht vollkommen, Der Gesandte Gottes sagte: “Ein gläubiger Mann sollte keine gläubige Frau hassen. Wenn er etwas an ihrem Charakter nicht mag, gefällt ihm irgendein anderer Zug an ihr.”[2] Ein Mann sollte seine Ehefrau nicht hassen, wenn er etwas an ihr nicht mag, dann wird er etwas anderes an ihr finden, das ihm gefällt, wenn er ihr eine Chance gibt. Ein Weg herauszufinden, was er an seiner Frau mag, ist dass der Ehemann sich eine Liste mit einem halben Dutzend Dingen macht, die er an ihr

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schätzt. Eheexperten empfehlen, dass man dabei so genau wie möglich vorgehen soll und Charakterzüge ins Auge fassen soll – genau wie der Prophet des Islam es empfohlen hat, nicht nur was sie für den Ehemann tut. Beispielsweise könnte ein Ehemann die Art und Weise schätzen, wie sie seine saubere Wäsche sortiert, aber der Charakterzug ist, dass sie sehr aufmerksam ist. Der Ehemann soll bewundernswerte Züge bedenken, wie mitfühlend sein, großzügig, freundlich, demütig, kreativ, geschmackvoll, ehrlich, liebevoll, tatkräftig, zärtlich, optimistisch, pflichtbewusst, gläubig, zuversichtlich, gut gelaunt, usw. Ein Ehemann sollte sich Zeit lassen, diese Liste aufzustellen, und sie in Konfliktsituationen wieder durchsehen, wenn er schon fast eine Abneigung gegen seine Frau verspürt. Sie wird ihm helfen, sich die guten Eigenschaften seiner Frau wieder bewusst zu machen und sie höchstwahrscheinlich wieder mehr zu loben.

Ein Gefährte fragte den Propheten Gottes, welche Rechte die Ehefrau gegenüber ihrem Ehemann besitzt. Er antwortete: “Dass du ihr zu Essen gibst, wenn du isst, und sie bekleidest, wenn du dich bekleidest, und sie nicht ins Gesicht schlägst. Verleugne sie nicht und meide sie nicht, außer wenn du zu Hause bist.”[3]

Streit in der Ehe ist wirklich unvermeidlich und führt zu einer Menge Ärger. Obwohl Ärger eines der am schwierigsten zu kontrollierenden Gefühle ist, besteht der erste Schritt dahin, ihn zu kontrollieren, indem man lernt, denen, die uns verletzen, zu vergeben. Im Streitfall sollte der Ehemann nicht aufhören, mit seiner Frau zu reden und sie emotional zu verletzen, aber er darf aufhören, im gleichen Bett mit ihr zu schlafen, falls dies die Situation verbessern könnte. Auf keinen Fall, auch wenn er ärgerlich ist oder es sonst irgendwie für gerechtfertigt hält, darf der Ehemann sie mit verletzenden Worten verleumden oder ihr andere Verletzungen zufügen.

Footnotes:

[1] Al-Tirmidhi

[2] Sahieh Muslim.

[3] Abu Dawud.

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Humane Behandlung von Tieren

Gott, der Schöpfer aller Menschen und Tiere, hat und die Tiere dienstbar gemacht. Wir sind in unserer Ernährung von Tieren abhängig, wir essen Fleisch, Käse und Eier und wir trinken Milch. Wir bringen Tiere mit in unsere Häuser, um sie lieb zu haben und zu unserer Gesellschaft. Wir überleben kritische Krankheiten und leben länger, aufgrund biomedizinischer Forschung an Tieren. Wir besuchen Zoos und Aquarien, um eine Vorstellung von der prächtigen Vielfältigkeit des Lebens auf der Erde zu erhalten. Wir nutzen speziell ausgebildete Hunde, die Drogen entdecken, Blinde führen und Behinderte unterstützen. Gott sagt im Qur´an:

“Und das Vieh hat Er erschaffen, ihr habt an ihm Wärme, und Nutzen; und davon esset ihr. Und es ist schön für euch, wenn ihr (es) abends eintreibt und morgens austreibt; und sie tragen eure Lasten in ein Land, das ihr nicht erreichen könntet, es sei denn mit großer Mühsal. Wahrlich, euer Herr ist Gütig, Barmherzig. Und (erschaffen hat Er) Pferde, Maultiere und Esel zum Reiten und zum Schmuck. Und Er wird erschaffen, was ihr (noch) nicht kennt.” (Quran 16:5-8)

Die Gnade des Islam erstreckt sich, abgesehen vom Menschen, auf alle lebenden Geschöpfe Gottes. Der Islam verbietet Grausamkeit gegenüber Tieren. Vor vierzehn hundert Jahren, lange vor der modernen Bewegung, die sich die Rechte der Tiere auf ihr Banner schrieb, begonnen 1975 mit Peter Singers Buch "Animal Liberation" (Befreiung der Tiere), verlangte der Islam bereits Freundlichkeit zu Tieren und betrachtete Grausamkeit ihnen gegenüber als einen Grund, ins Höllenfeuer geworfen zu werden!

Einmal sprach der Prophet der Gnade von Gottes Vergebung aufgrund der menschlichen Behandlung der Tiere. Er erzählte seinen Gefährten die Geschichte von einem Mann, der auf der Reise sehr durstig geworden war. Er fand einen Brunnen, kletterte an dessen Innenseite hinab und stillte seinen Durst. Als er herauskam, sah er einen hechelnden Hund, der vor Durst den Schlamm aufleckte. Der Mann sagte zu sich selbst: "Dieser Hund ist genauso durstig wie ich es war." Da kletterte der Mann in den Brunnen zurück und holte dem Hund Wasser. Gott erkannte sein gutes Werk an und vergab ihm dafür seine Sünden. Die Gefährten fragten. "O Prophet Gottes, werden wir für die menschliche Behandlung der Tiere belohnt?" Er antwortete: "Es gibt eine

Belohnung für jedes lebende Wesen (dem man Gutes tut)."[1]

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Bei einer anderen Gelegenheit beschrieb der Prophet Muhammad, Gottes Segen und Frieden sei auf ihm, Gottes Strafe für eine Frau, die wegen einer Katze in die Hölle geworfen wurde. Sie hielt sie gefangen, gab ihr weder zu Fressen noch lies sie sie frei, um sich etwas zu suchen.[2]

Der Islam legte auch humane Schlachtbedingungen fest: er besteht darauf, dass das Schlachten auf die Art und Weise erfolgt, die für das Tier die wenigsten Schmerzen verursacht. Darüberhinaus ordnet der Islam an, dass das Messer nicht vor den Augen des Tieres geschärft wird. Und schließlich verbietet er noch, dass ein Tier vor den Augen anderer Tiere getötet wird. Nie zuvor hat die Welt eine derartige Besorgnis um Tiere erfahren.

Die islamische Behandlung von Tieren kann in folgenden Punkten zusammengefasst werden:.

Erstens: Der Islam verlangt, dass Haustiere oder Nutztiere mit frischem Wasser, ausreichend Futter und einem Platz zum Leben versorgt werden. Einmal kam der Prophet, Gottes Segen und Frieden sei auf ihm, an einem vor Hunger abgemagerten Kamel vorbei und sagte:

“Fürchtet Gott in bezug auf diese Tiere, die ihren Willen nicht aussprechen können. Wenn ihr sie reitet, behandelt sie entsprechend (indem ihr sie stärkt) und wenn ihr sie essen wollt, dann behandelt sie dem entsprechend (indem ihr sie fett und gesund macht).” (Abu Dawud)

Zweitens: Ein Tier soll nicht geschlagen oder gequält werden. Einmal kam der Prophet der Gnade an einem Tier vorbei, das im Gesicht gebranntmarkt war. Er sagte: "Hat es dich nicht erreicht, dass ich denjenigen verflucht habe, der ein Tier im Gesicht

branntmarkt oder es ins Gesicht schlägt?" [3] Der Prophet der Gnade wies seine Frau an, das widersetzliche Kamel, das sie ritt, freundlich zu behandeln.[4] Tiere zur Unterhaltung gegen einander kämpfen zu lassen, hat der Prophet ebenso verboten.[5]

Drittens: Der Islam verbietet, Tiere oder Vögel beim Schießen als Zielscheibe zu benutzen. Als ibn ´Umar, einer der Gefährten des Propheten Muhammad, sah ein paar Leute, die mit einem Hahn als Ziel Schießen übten, da sagte er:

“Der Prophet verfluchte jeden, der (zum Üben) ein lebendes Wesen zur Zielscheibe nimmt.”

Der Prophet Muhammad sagte auch:

“‘Wer einen Vogel oder irgendetwas anderes ohne Recht tötet, den wird Gott darüber befragen.´ Es wurde gefragt: ´O Gesandter Gottes, Was ist das Recht?´ Er antworteten: "Es zum Essen zu töten, … und . Whoever kills a bird or anything else without its due right, God would ask him about it.’ It was said: ‘O Messenger of God! What is its due right?’ He said: ‘To kill it for food…and do not sever its head, and throw it!’” (Targhieb)

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Das Schießen lebender Tauben war einst olympische Disziplin und noch heute ist es noch vielerorts erlaubt.

Viertens: Küken von ihren Müttern zu trennen, ist im Islam auch nicht erlaubt.

Fünftens: es ist verboten, ein Tier zu verstümmeln, indem man seine Ohren, den Schwanz oder andere Körperteile ohne vernünftigen Grund schneidet.

Sechstens: ein krankes Tier unter jemandes Aufsicht sollte ordentlich behandelt werden.

Durch diese Gesetze und Regelungen, die zugunsten der Tiere erlassen wurden, lernen die Muslime Respekt und Verständnis dafür, dass andere Kreaturen nicht einfach gebraucht und missbraucht werden dürfen, wie es einem gefällt; sondern dass sie, so wie die Menschen auch, Rechte besitzen, die ihnen gewährt werden müssen, damit die Gerechtigkeit und Gnade des islam alle Bewohner der Erde erreicht.

Footnotes:

[1] Sahieh Al-Bukhari

[2] Sahieh Al-Bukhari

[3] Abu Dawud, Sahieh Muslim

[4] Sahieh Muslim

[5] Abu Dawud, Al-Tirmidhi

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Gerechtigkeit im Islam

Die Bedeutung von Gerechtigkeit

In der islamischen Weltsicht bedeutet Gerechtigkeit, Dinge an ihre rechtmäßigen Plätze zu bringen. Es beinhaltet auch, andere gleich zu behandeln. Gerechtigkeit ist im Islam ebenfalls ein sittlicher Wert und eine Eigenschaft der menschlichen Persönlichkeit, genau wie in der westlichen Tradition auch. Gerechtigkeit ist der Gleichheit in dem Sinne ähnlich, dass sie einen Zustand des Gleichgewichts in der Verteilung von Rechten und Pflichten schafft, aber sie sind nicht identisch. Manchmal erreicht man Gerechtigkeit durch Ungleichheit, wie bei der ungleichen Verteilung des Reichtums. Der Prophet des Islam erklärte:

“Es gibt sieben Gruppen von Menschen, denen Gott mit Seinem Schatten an jenem Tag, an dem es keinen Schatten geben wird außer Seinem, Schatten spenden wird. [Einer davon ist] der gerechte Führer.” (Sahieh Muslim)

Gott sprach folgendes zu Seinem Gesandten:

“O meine Diener, Ich habe Mir Selbst die Ungerechtigkeit verboten und ich habe sie auch für euch verboten. Also vermeidet, ungerecht zu einander zu sein.” (Sahieh

Muslim)

So steht die Gerechtigkeit für moralische Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit, denn sie bedeutet, die Dinge sollen dahin, wohin sie gehören.

Die Gerechtigkeit ist wichtig

Der Quran, die heilige Schrift des Islam, betrachtet Gerechtigkeit als einen übergeordneten Wert. Sie ist ein Grundziel des Islam, sie steht sogar in der Reihenfolge der Wichtigkeit an zweiter Stelle, gleich nach dem Vorrang des Glaubens an Gottes exklusives Recht auf Anbetung (Tauhied) und der Wahrheit des Prophetentums Muhammads. Gott erklärt im Quran:

“Wahrlich, Gott gebietet, gerecht (zu handeln), uneigennützig Gutes zu tun...” (Quran 16:90)

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Und an einer anderen Stelle:

“O ihr, die ihr glaubt! Setzt euch für Gott ein und seid Zeugen der Gerechtigkeit.” (Quran 5:8)

Daraus kann man den Schluss ziehen, dass Gerechtigkeit eine Pflicht im Islam darstellt und Ungerechtigkeit verboten ist. Die zentrale Stellung, welche die Gerechtigkeit im Quranischen Wertesystem einnimmt, spiegelt der folgende Vers wieder:

“Wahrlich, wir schickten Unsere Gesandten mit klaren Beweisen und sandten mit ihnen das Buch und die Waagewerte herab, auf dass die Menschen Gerechtigkeit üben mögen...” (Quran 57:25)

Der Ausdruck “Unsere Gesandten” zeigt, dass Gerechtigkeit das Ziel aller Offenbarungen und Schriften, die der Menschheit gesandt wurden, gewesen ist. Der Vers zeigt auch, dass Gerechtigkeit bemessen werden muss und den Standard und die Richtlinien, welche die Offenbarung vorgibt, erfüllen muss. Die islamische Vorstellung von Gerechtigkeit ist verständlich und allumfassend. Jeder Weg, der zu Gerechtigkeit führt, steht im Einklang mit dem islamischen Gesetz. Gott hat Gerechtigkeit befohlen und obgleich Er keinen bestimmten Weg vorschreibt, hat Er uns allgemeine Richtlinien gegeben, mit deren Hilfe man sie ereichen kann. Er hat weder feste Mittel mit denen sie erhalten werden kann vorgeschrieben, noch hat Er irgendwelche Mittel und Methoden für ungültig erklärt, die zur Gerechtigkeit führen können. Deshalb sind alle Mittel, Prozeduren und Methoden gültig, die die Ursache für Gerechtigkeit fördern, verbessern und voranbringen und das islamische Gesetz nicht verletzen.[1]

Gleichheit und Gerechtigkeit

Die Quranischen Standards der Gerechtigkeit gehen über Betrachtungen von Rasse, Religion, Farbe und Glauben hinaus, denn den Muslimen wurde befohlen, zu Freunden und Feinden gleichermaßen gerecht zu sein und in allen Stufen Gerechtigkeit walten zu lassen, wie wir im Quran lesen:

“O ihr, die ihr glaubt, seid auf der Hut bei der Wahrnehmung der Gerechtigkeit und seid Zeugen für Gott, auch dann, wenn es gegen euch selbst oder gegen Eltern und Verwandte geht. Ob der eine reich oder arm ist...” (Quran 4:135)

Entsprechend einer anderen Quranpassage:

“Und der Hass gegen eine Gruppe soll euch nicht (dazu) verleiten, anders als gerecht zu handeln. Seid gerecht, das ist der Gottesfurcht näher…” (Quran 5:8)

In Bezug auf die Beziehungen mit Nicht-Muslimen stellt der Quran weiter fest:

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“Gott verbietet euch nicht, gegen jene, die euch nicht des Glaubens wegen bekämpft haben und euch nicht aus euren Häusern vertrieben haben, gütig zu sein und redlich mit ihnen zu verfahren, wahrlich, Gott liebt die Gerechten.” (Quran 60:8)

Die Qurangelehrten haben daraus den Schluss gezogen, dass diese Regeln f[r alle Nationen gelten, für Anhänger jedem Glaubens, in der Tat für die gesamte Menschheit.[2]

Aus der Sicht des Quran ist Gerechtigkeit eine Verpflichtung. Deshalb wurde dem Propheten gesagt:

“…richtest du aber, so richte zwischen ihnen in Gerechtigkeit…” (Quran 5:42)

“Wahrlich, zu dir haben Wir das Buch mit der Wahrheit niedergesandt, auf dass du zwischen den Menschen richten mögest, wie Gott es dir gezeigt hat.” (Quran 4:105)

Der Prophet wurde als Richter zu den Völkern gesandt und ihm wurde gesagt:.

“…Sprich: ´Ich glaube an das, was Gott an Buch herabgesandt hat, und mir ist befohlen worden, gerecht zwischen euch zu reichten... ” (Quran 42:15)

Der Quran sieht sich selbst als eine Schrift, die hauptsächlich der Festlegung des Prinzipien von Glauben und Gerechtigkeit gewidmet wurde. Der Quran befiehlt Gerechtigkeit für alle und dass es ein immerwährendes Gesetz für alle menschlichen Wesen unter dem islamischen Gesetz ist.[3] Diese zeitlose Verbindung des Quran ist der grundsätzliche Standart der Gerechtigkeit, wie wir der Erklärung entnehmen können:

“Und das Wort deines Herrn ist in Wahrheit und Gerechtigkeit vollendet worden. Keiner vermag Seine Worte zu verändern.” (Quran 6:115)

Gerechtigkeit walten zu lassen ist etwas Anvertrautes, das Gott den Menschen übertragen hat, und, wie alle anderen anvertrauten Dinge, muss seine Erfüllung von einem Sinn für Verantwortung geleitet werden, das ist mehr als nur die bloße Erfüllung von festgelegten Regeln. Daher stellt der Quran fest:

“Gott befiehlt euch, die anvertrauten Güter ihren Eigentümern zurückzugeben; und wenn ihr zwischen den Menschen richtet, nach Gerechtigkeit zu richten...” (Quran 4:58)

Die Bezugnahme auf die Gerechtigkeit, die unverzüglich der Erfüllung der anvertrauten Dinge folgt, zeigt, das dieses eines der wichtigsten anvertrauten Dinge ist.[4]

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Gerechtigkeit als Persönlichkeitswert

Das Quranische Konzept der Gerechtigkeit erstreckt sich auch auf die Gerechtigkeit als persönlichen Wert. Und als ein Teil der moralischen Vorzüglichkeit, die wiederum ein Teil seiner Gottesfurcht bildet, wird dem Gläubigen empfohlen, gerecht zu sein. Gott sagt:

“…Seid gerecht, das ist der Gottesfurcht näher...” (Quran 5:8)

Der Prophet selbst befahl:

“Seid gottesfürchtig und seid gerecht zu euren Kindern.”[5]

Der Quran wendet sich an die Gläubigen:

“…Wenn ihr eine Aussage macht, so übt Gerechtigkeit, auch wenn es einen nahen Verwandten (betrifft)...” (Quran 6:152)

Der Quran ermutigt in Beispielen zur Gerechtigkeit

Der Quran weist auch auf spezielle Umstände und Zusammenhänge der Gerechtigkeit hin. Einer dieser Umstände ist die Forderung nach einer gerechten Behandlung der Waisen. Gott sagt:

“Und kommt dem Besitz der Waise nicht nahe, es sei denn zu ihrem Besten, bis sie ihre Volljährigkeit erreicht hat. Und gebt volles Maß und Gewicht in Billigkeit. ” (Quran 6:152, siehe auch 89:17, 93:9 und 107:2)

Auf gerechtes Verhalten beim Messen und Abwiegen, wie es in dem oben zitierten Vers erwähnt wird, wird auch in anderen Passagen hingewiesen, in denen Gerechtigkeit beim Kaufen, Verkaufen und geschäftlichen Transaktionen im allgemeinen, betont wird. Es gibt ein ganzes Kapitel im Quran, Surah al-Mutaffifien (‘Die das Maß verkürzenden,’ 83), in der arglistige Händler mit dem göttlichen Fluch belegt werden.

Auch im Zusammenhang mit der Polygamie taucht die Gerechtigkeit auf. Der Quran befiehlt die gerechte Behandlung aller Frauen. Der Vers über die Polygamie beginnt mit Waisenmädchen, die Verführung und Ungerechtigkeit ausgesetzt sein können. Wenn sie das heiratsfähige Alter erreichen, sollten sie verheiratet werden, auch wenn es in eine polygame Beziehung ist, besonders wenn es eine ungleiche Zahl an Männern und Frauen gibt, wie es nach der Schlacht von Uhud der Fall war, als dieser Vers herabgesandt wurde. Aber wie der Quran feststellt:

“…und wenn ihr fürchtet, nicht gerecht zu sein, (heiratet) nur eine…” (Quran 4:3)

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Als Schlussfolgerung wollen wir die Worte Sarkhasis zitieren, eines anerkannten islamischen Rechtsgelehrten, der sagte: “´Gerechtigkeit walten lassen´ rangiert unter den erhabensten demütigen Taten, gleich nach dem Glauben an Gott. Es ist die größte Pflicht, mit der die Gesandten gekommen sind… und es ist die stärkste Rechtfertigung für die Statthalterschaft des Menschen auf der Erde.”[6]

Footnotes:

[1] Qaradawi, Yusuf, ‘Madkhal li-Darasah al-Sharia al-Islamiyya,’ S. 177

[2] Kamali, Mohammad, ‘Freedom, Equality, And Justice In Islam,’ S. 111

[3] Qutb, Sayyid, ‘Fi Zilal al-Quran,’ vol 2, S. 689

[4] Razi, Fakhr al-Din, ‘al-Tafsir al-Kabir,’ vol 3, S. 353

[5] Riyad us-Salihien

[6] Sarkhasi, Shams al-Din, ‘al-Mabsut,’ vol. 14, S. 59-60

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Wie behandeln Muslime die Älteren?

In der islamischen Welt findet man selten ‘Seniorenheime’. Die Mühe, für seine Eltern in der schwierigsten Phase ihres Lebens zu sorgen, wird als Ehre betrachtet und als eine Gnade und eine Gelegenheit für eine große geistige Weiterentwicklung. Im Islam reicht es nicht aus, nur für die Eltern zu beten, sondern wir sollten mit unendlichem Mitgefühl handeln und uns daran erinnern, wie sie uns ihren Bedürfnissen vorangestellt haben, als wir kleine, hilflose Kinder waren. Mütter werden besonders geehrt. Wenn muslimische Eltern ein hohes Alter erreichen, werden sie gnadenvoll behandelt, mit Freundlichkeit und aufopferungsvoll.

Im Islam ist das Bedienen der Eltern eine Pflicht, die gleich an zweiter Stelle nach dem Gebet steht, und es ist ihr Recht, es zu erwarten. Es wird als verachtenswert betrachtet, irgendeine Verärgerung zu äußern, wenn die Alten schwierig werden, denn es ist nicht ihre Schuld.

Gott sagt:

“Und dein Herr hat befohlen: ‘Verehrt keinen außer Ihm und (erweist) den Eltern Güte. Wenn ein Elternteil oder beide bei dir ein hohes Alter erreichen, so sage dann nicht ‘Pfui!’ zu ihnen und fahre sie nicht an, sondern sprich zu ihnen in ehrerbietiger Weise. Und senke für sie in Barmherzigkeit den Flügel der Demut und sprich: ‘Mein Herr, erbarme Dich ihrer (ebenso mitleidig), wie sie mich als Kleines aufgezogen haben.’” (Quran 17:23-24)

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Der Geist des Gottesdienstes im Islam (teil 1 von 3):

Gottesdienst und Gebet

Ibadah (Gottesdienst) ist ein arabisches Wort, das von abd (Diener) abgeleitet ist und Hingabe, Unterwerfung bedeutet. Es portaitiert, dass Gott dein Meister ist, und du bist sein Diener und was auch immer ein Diener aus Gehorsam seinem Meister gegenüber und zu dessen Zufriedenheit tut, ist Ibadah. Die Islamische Vorstellung von Ibadah ist sehr breit. Wenn du deine Rede von Schmutz, Falschheit, Boshaftigkeit und Beschimpfungen befreist und die Wahrheit sprichst und gute Dinge sagst und all dies nur machst, weil Gott es so vorgeschrieben hat, dann stellt all dies eine Ibadah dar, egal, wie weltlich sie auch scheinen mögen. Wenn du den Gesetzen Gottes in Schrift und im Geist gehorchst, in deinen kommerziellen und wirtschaftlichen Angelegenheiten und daran auch in deinem Umgang mit deinen Eltern, Verwandten, Freunden und allen jenen festhälst, mit denen du Kontakt hast, dann zählen alle diese Tätigkeiten von dir als Ibadah. Wenn du den Armen und Bedürftigen hilfst, den Hungrigen zu essen gibst und den leidenden und kranken Menschen beistehst und all dies nicht für deinen persönlichen Nutzen tust, sondern nur für die Zufriedenheit Gottes, ist dies nichts Geringeres als Ibadah. Sogar deine wirtschaftlichen Aktivitäten, die Tätigkeiten, die du ausübst, um deinen Lebensunterhalt zu verdienen und die Deinen zu versorgen, sind Ibadah, wenn du ehrlich und wahrhaftig darin bleibst und das Gesetz Gottes beachtest. Kurz gesagt, alle deine Aktivitäten und dein gesamtes Leben sind Ibadah, wenn sie im Einklang mit dem Gesetz Gottes stehen, und dein Herz mit Ehrfurcht erfüllt ist und dein einziges ultimatives Ziel bei allen diesen Aktivitäten ist, die Zufriedenheit Gottes zu erreichen.

Also wann immer du Gutes tust oder Schlechtes aus Furcht vor Gott vermeidest, egel in welchem Bereich des Lebens oder in welchem Tätigkeitsfeld, dann erfüllst du damit deine Islamischen Verpflichtungen. Dies ist die wahre Bedeutung von Ibadah, wörtlich die absolute Unterwerfung zum Wohlgefallen Allahs; das Verschmelzen der Ideale des Islam in deinem gesamten Leben, ohne den geringsten Teil davon auszulassen. Um dieses hohe Ziel leichter erreichen zu können, wurden einige formelle ´Ibadat

(gottesdienstliche Handlungen) aufgestellt, die uns wie ein Trainingskurs dienen sollen. Diese ´Ibadat sind die Säulen, auf denen das Bauwerk des Islam ruht.

Salah (Gebet) ist die erste und wichtigste dieser Verpflichtungen. Und was ist Salah? Es sind die vorgeschriebenen täglichen Gebete, die aus Wiederholungen und Auffrischungen bestehen, fünfmal täglich, die Zeiten in denen sich dein Glaube erholt.

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Du stehst am frühen Morgen auf, reinigst dich und stellst dich vor deinem Herrn zum Gebet auf. Die unterschiedlichen Körperhaltungen, die du in deinen Gebeten einnimmst, sind die wirkliche Verkörperung des Geistes der Unterwerfung; die verschiedenen Rezitationen erinnern dich an deine Verpflichtungen deinem Gott gegenüber. Du suchst Seine Rechtleitung und bittest Ihn wieder und wieder, dir die Fähigkeit zu geben, Seinem Zorn zu entgehen und dem von Ihm gewählten Weg zu folgen. Du liest aus dem Buch deines Herrn und bezeugst die Wahrhaftigkeit des Propheten, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, und du frischst auch deinen Glauben an den Tag des Jüngsten Gerichts wieder auf und rufst dir die Tatsache in dein Gedächtnis zurück, dass du vor deinem Herrn erscheinen musst und Rechenschaft über dein ganzes Leben ablegen musst. So beginnst du deinen Tag.

Dann, nach wenigen Stunden, ruft dich der Muezzin (Gebetsrufer) zum Gebet, und wieder unterwirfst du dich deinem Gott und erneuerst die Abmachung mit Ihm. Du löst dich für ein paar Augenblicke von deinen weltlichen Beschäftigungen und suchst die Audienz mit Gott. Dies bringt dir wieder deine wahre Rolle in deinem Leben in den Vordergrund deines Bewusstseins. Nach dieser Widmung kehrst du zu deiner Tätigkeit zurück und nach ein paar Stunden präsentierst du dich erneut deinem Herrn. Dies ist wiederum eine Erinnerung für dich und wieder einmal konzentrierst du deine Aufmerksamkeit auf die Bedingungen deines Glaubens. Wenn die Sonne untergeht und die Dunkelheit der Nacht beginnt, dich einzuhüllen, unterwirfst du dich Gott wieder im Gebet, damit du nicht deine Pflichten und Aufgaben inmitten der nahenden Schatten der Nacht vergisst. Und dann, wenige Stunden darauf, erscheinst du abermals vor deinem Herrn und dies ist dein letztes Gebet des Tages. Also bevor du zu Bett gehst, erneuerst du wieder deinen Glauben und wirfst dich vor deinem Herrn nieder. Und auf diese Weise vervollständigst du deinen Tag. Die Häufigkeit und die Zeiten der Gebete lassen den Sinn und Zweck des Lebens angesichts der weltlichen Aktivitäten nie aus den Augen geraten. Es ist ganz einfach zu verstehen, wie die täglichen Gebete die Fundamente deines Glaubens stärken, dich auf die Einhaltung eines Lebens in Rechtschaffenheit und Gehorsamkeit zu Gott vorbereiten und deinen Glauben erfrischen, von dem Mut, Aufrichtigkeit, Entschlossenheit, Reinheit des Herzens, Förderung der Seele und Bereicherung der Sitten entspringen.

Jetzt siehst du, wie dies erreicht wird: man macht die rituelle Waschung, wie der Prophet sie uns beschrieben hat. Man spricht seine Gebete den Anweisungen des Propheten entsprechend. Warum machen die Muslime das so? Einfach weil sie an das Prophetentum Muhammads glauben und es für ihre Pflicht und Schuldigkeit halten, ihm bereitwillig zu folgen. Warum rezitieren sie nicht absichtlich den Qur´an falsch? Ist es nicht so, dass sie das Buch als das Wort Gottes betrachten und es für eine Sünde halten, auch nur einen einzigen Buchstaben zu ändern? In den Gebeten rezitieren sie viele Dinge leise und wenn sie diese nicht rezitieren oder sie abändern, gibt es niemanden, der sie überprüft. Warum? Weil sie glauben, dass Gott Ewig Wachsam ist und allem zuhört, das du sprichst, und über alle Dinge, seien sie offen oder verborgen, bescheid weiß.

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Der Geist des Gottesdienstes im Islam (teil 2 von 3): Gebet und

Fasten

Was veranlasst einen Muslim, seine Gebete an Orten zu sprechen, wo ihm niemand vorschreibt, zu beten oder wo ihn niemand dabei sieht? Ist es nicht so, dass Muslime glauben, dass Gott dich immer beobachtet? Was veranlasst sie, ihre wichtigen Geschäfte und anderen Beschäftigungen zu verlassen und zu den Gebeten zur Moschee zu eilen? Was veranlasst sie, ihren süßen Schlaf in den frühen Morgenstunden zu unterbrechen, in der Mittagshitze zur Moschee zu gehen und ihre abendlichen Unterhaltungen um des Gebets willen zu unterbrechen? Ist es irgendetwas anderes als Pflichtbewusstsein – die Realisierung, dass sie ihre Verantwortung ihrem Herrn gegenüber zu erfüllen haben, komme, was da wolle? Und warum fürchten sie jeglichen Fehler im Gebet? Weil ihre Herzen mit Gottesfurcht erfüllt sind und weil sie wissen, dass sie am Tag des Gerichts vor Ihm erscheinen müssen und Rechenschaft für ihr gesamtes Leben ablegen müssen.

Neuer Ansatz! Kann es einen besseren moralischen und geistigen Trainingskurs geben als das Gebet? Es ist ein Training, das aus einem Menschen einen vollkommenen Muslim macht. Es erinnert ihn an seine Abmachung mit Gott, erfrischt seinen Glauben an Ihn und erhält den Glauben an den Tag des Gerichts lebendig und immer gegenwärtig vor seinem inneren Auge. Es lässt ihn dem Propheten folgen und trainiert ihn, seine Pflichten zu erfüllen.

Dies ist tatsächlich ein strenges Training, das unsere Taten mit unseren Idealen in Einklang bringt. Wenn das Bewusstsein eines Mannes für seine Verpflichtungen seinem Schöpfer gegenüber so stark ist, dass er dies über alle weltlichen Gewinne setzt und es in seinen Gebeten immer wieder neu auffrischt, dann wird er ganz bestimmt nicht die Unzufriedenheit Gottes auf sich ziehen, nach dem, was er sich zu vermeiden bemüht hat. Er wird in dem gesamten auf und ab seines Lebens an dem Gesetz Gottes festhalten, auf dieselbe Weise, wie er die fünf täglichen Gebete jeden Tag befolgt. Auf diesen Menschen kann man sich auch in anderen Tätigkeitsbereichen verlassen, denn wenn die Schatten der Sünde oder des Betrugs sich ihm nähern, wird er aus Furcht vor seinem Herrn, die in seinem Herzen immer gegenwärtig ist, versuchen, sie zu meiden. Und wenn jemand sich nach einem solchen lebenswichtigen Training in anderen Lebensbereichenschlecht benimmt und dem Gesetz Gottes zuwiderhandelt, so kann es nur aufgrund

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einiger innerlicher Verdorbenheiten in ihm selbst sein.

Ein Muslim sollte seine Gebete und besonders das Freitagsgebet in Gemeinschaft beten. Dies schafft unter den Muslimen ein Band der Liebe und des gegenseitigen Verständnisses. Es lässt in ihnen einen Sinn für ihre Einheit entstehen und nährt die Brüderlichkeit unter ihnen. Jeder von ihnen spricht seine Gebete in der Gemeinschaft, und dies ruft in ihnen ein tiefes Gefühl der Brüderlichkeit hervor. Gebete sind auch ein Symbol für die Gleichheit, Arme und Reiche, Geringe und Hochgestellte, Herrscher und Beherrschte, Gebildete und Ungebildete, Schwarze und Weiße stehen alle in einer Reihe und werfen sich vor ihrem Herrn nieder. Gebete prägen in Muslimen einen starken Sinn für Disziplin und Gehorsamkeit gegenüber dem gewählten Führer. Kurz gesagt, die Gebete trainieren sie in allen Werten, die die Entwicklung eines reichhaltigen individuellen und gemeinsamen Lebens fördern.

Dies sind nur wenige der unzählbaren Vorteile, die die Muslime aus ihren täglichen Gebeten ziehen. Wenn wir ablehnen, sie uns zunutze zu machen, dann sind wir – und nur wir – die Verlierer. Wenn du manche Muslime siehst, die sich vor den Gebeten drücken, dann kann das nur eines von zwei Dingen bedeuten: Entweder sie erkennen die Gebete nicht als unsere Pflicht an oder sie erkennen sie an. Im ersten Fall ist ihre Behauptung, zu glauben, eine schamlose Lüge, denn wenn sie es ablehnen, von Gott Befehle anzunehmen, so erkennen sie auch Seine Vollkommene Autorität nicht an. Im zweiten Fall, wenn sie Allahs Vollkommene Autorität anerkennen und trotzdem Seine Befehle missachten, dann sind sie die unzuverlässigsten Geschöpfe, die je auf der Erde gewandelt sind. Denn wenn sie so die größte Autorität im Universum behandeln, wer garantiert dann dafür, dass sie im Umgang mit anderen menschlichen Wesen nicht genauso verfahren? Und wenn eine Gesellschaft von Falschheit übermannt wird, was für eine Hölle der Zwietracht wird sie dann werden!

Fasten

Wofür die fünf täglichen Gebete dienen, das bezweckt auch das Fasten einmal im Jahr im Monat Ramadhan (dem neunten Monat des Mondjahres). In dieser Zeit essen Muslime von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang keinen einzigen Bissen und trinken keinen einzigen Tropfen Wasser, egal wie lecker das Essen ist oder wie hungrig oder durstig sie sind. Was ist es, das sie dazu bringt, sich freiwillig solchen Strapazen zu unterziehen? Es ist einzig und allein der Glaube an Gott und die Furcht vor Ihm und dem Tag des Gerichts. Während des Fastens unterdrücken Muslime ihre Leidenschaften und Begierden und indem sie dies tun, verkünden sie den Vorrang des Göttlichen Gesetzes. Dieses Pflichtbewußtsein und die Geduld, die das ununterbrochene Fasten fördert, hilft den Muslimen, ihren Glauben zu kräftigen. Die Strenge und Disziplin dieses Monats konfrontieren uns mit den Realitäten des Lebens und helfen ihnen, ihr Leben im verbleibenden Jahr mit wahrer Unterwürfigkeit unter Seinen Willen zu leben.

Aus einem anderen Gesichtspunkt gesehen, besitzt das Fasten einen enormen Einfluß auf die Gemeinschaft, denn alle Muslime, ungeachtet ihrer Stellung , müssen das Fasten

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im selben Monat halten. Dies betont die wesentliche Gleichheit der Menschen und führt schließlich zu der Entwicklung von Gefühlen der Liebe und Brüderlichkeit. Im Ramadhan versteckt sich das Böse, während das Gute zum Vorschein kommt, und die ganze Atmosphäre ist von Frömmigkeit und Reinheit erfüllt. Diese Disziplin, die den Muslimen auferlegt worden ist, dient ihrem eigenen Vorteil. Jenen, die dies nicht erfüllen, kann in der Erfüllung ihrer Pflichten nicht vertraut werden. Aber die Schlimmsten sind diejenigen, die in diesem heiligen Monat nicht zögern, in Öffentlichkeit zu essen oder zu trinken. Sie sind die Menschen, die durch ihr Verhalten zeigen, dass sie nicht im Geringsten die Befehle Gottes achten, von Dem sie glauben, dass Er ihr Schöpfer und Erhalter ist. Nicht nur dies, sie zeigen auch, dass sie keine loyalen Mitglieder der Gemeinschaft der Muslime sind; vielmehr haben sie mit dieser überhaupt nichts zu tun. Es ist offensichtlich, dass von solchen Heuchlern, was das Befolgen des Gesetzes und das Vertrauen in sie angeht, nur das Schlimmste zu erwarten ist.

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Der Geist des Gottesdienstes im Islam (teil 3 von 3): Zakah and

Hağğ

Zakah

Die dritte Pflicht ist Zakah. Jeder Muslim, dessen finanzielle Bedingungen ein bestimmtes Minimum überschreiten, muss jährlich 2,5 Prozent von seinem oder ihrem Vermögen einem bedürftigen Mitmenschen geben. Dies ist das Minimum. Je mehr du gibst, deso höher ist die Belohnung, die Gott dir dafür gewährt.

Das Geld, das wir als Zakah zahlen, ist nichts, das Gott bräuchte oder bekäme. Er steht über jeglichen Wünschen oder Bedürfnissen. In Seiner gutmütigen Barmherzigkeit verspricht Er uns vielfache Belohnung, wenn wir unseren Brüdern helfen. Aber es gibt eine Grundbedingung dafür, derart belohnt zu werden. Und das ist folgende: dass wir es im Namen Gottes geben und wir sollten dafür keine weltlichen Gewinne von den Empfängern erwarten oder verlangen oder uns als Wohltäter bezeichnen.

Zakah ist eine Grundlage im Islam, wie auch andere Formen des Gottesdienstes: Salah (Gebete) und Saum (Fasten). Die grundsätzliche Wichtigkeit der Zakah liegt in der Tatsache, dass es in uns die Bereitschaft abzugeben fördert und uns von unserer Selbstsüchtigkeit und Geldgier befreit. Der Islam akzeptiert in seinen Reihen nur diejenigen, die bereit sind, einen Teil von ihrem hart verdienten Wohlstand ohne irgendweche zeitweiligen oder persönlichen Gewinne auf dem Wege Gottes zu spenden. Er hat mit den Geizigen nichts zu tun. Ein wahrer Muslim wird, wenn er dazu aufgefordert wird, seinen gesamten Besitz auf dem Wege Gottes spenden, denn Zakah

hat ihn bereits auf derartige Opfer vorbereitet.

Die Einrichtung der Zakah birgt einen immense Nutzen für die Gesellschaft. Es ist eine verbindliche Verpflichtung für jeden offenherzigen Muslim, seinen niedriger gestellten Brüdern zu helfen. Seinen Reichtum darf man nicht einzig und allein für seinen eigenen Komfort und Luxus ausgeben, denn es gibt auch andere, die einen berechtigten Anspruch darauf haben: da sind die Witwen und die Waisen der Nation; die Armen und die Behinderten; und diejenigen, Fähigkeiten besitzen, aber denen es an Mitteln mangelt, um eine sinnvolle Beschäftigung anzufangen; und diejenigen, die über Fähigkeiten und Klugheit verfügen, aber nicht über das Geld, um sich Wissen aneignen zu können, um so nützliche Mitglieder der Gesellschaft zu werden. Derjenige, der das Recht solcher Mitglieder seiner eigenen Gemeinschaft auf sein Vermögen nicht

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anerkennt, ist wirklich grausam. Denn es kann keine größere Grausamkeit geben, als sein Vermögen zu horten, während Tausende des Hungers sterben oder unter den Qualen der Beschäftigungslosigkeit leiden. Der Islam ist ein verschworener Feind von solcher Eigennutzigkeit, Gier und Habsucht. Menschen, in denen diese Sitten nicht verwurzelt sind, die derartige Gefühle der Nächstenliebe nicht kennen, sind nur darauf aus, Reichtum anzuhäufen und zu mehren, imdem sie davon gegen Zinsen verleihen. Der Islam lehrt uns genau das Gegenteil dieser Machenschaften. Hier teilt man seinen Reichtum mit anderen und hilft ihnen, damit sie auf ihren eigenen Beinen stehen und produktive Mitglieder der Gesellschaft werden können.

Hağğ

Hağğ oder die Pilgerreise nach Mekka ist die vierte grundlegende gottesdienstliche Handlung. Sie ist einmal im Leben eine Pflicht, aber nur für diejenigen, die dafür die Mittel haben. Wenn Muslime die Pilgerreise unternehmen, müssen sie ihre Begierden unterdrücken, dürfen kein Blut vergießen und sollen nur Gutes sprechen und tun. Gott verspricht uns Belohnungen für unsere Aufrichtigkeit und Unterwürfigkeit.

Die Hağğ ist gewissermaßen die größte gottesdienstliche Handlung. Dies ist so, weil die Menschen keine so lange und anstrengende Reise unternehmen würden, alle ihre Nächsten und Lieben zurücklassen würden, wenn sie nicht Gott so überaus lieben würden. Es scheint heutzutage leicht zu sein, mit den Möglichkeiten an Flugzeugen und anderen Fahrzeugen; aber stell dir mal vor, was für eine lange, anstrengende Reise, die häufig über ein Jahr dauerte, die Muslime früher unternehmen mussten, sie waren erschöpft, litten Hunger, blickten dem Tod ins Auge – und manche waren über ein Jahr lang unterwegs!

Die Pilgerreise ist nicht wie irgendeine andere Reise. Hierbei sind die Gedanken der Pilger ganz auf Gott konzentriert, ihr ganzes Wesen erzittert unter dem Geist der intensiven Hingabe. Wenn sie die Heiligen Stätten erreichen, empfängt sie eine Atmosphäre der Frömmigkeit und Güte; sie besuchen Plätze, die Zeugen der Glanzzeit des Islam waren und dies alles hinterlässt einen unauslöschlichen Eindruck in ihren Köpfen, den sie bis zu ihrem letzten Atemzug behalten werden.

Zusätzlich gibt es beim Hağğ, wie bei den anderen gottesdienstlichen Handlungen auch, viel Nutzen, den der Muslim daraus ziehen kann. Mekka ist das Zentrum, in dem sich die Muslime einmal jährlich treffen und Themen von allgemeinem Interesse besprechen. Hağğ erfrischt den Glauben in ihnen, dass alle Muslime gleich sind und Liebe und Zuneigung verdienen, egal welchen geographischen oder kulturellen Ursprung sie haben. Deshalb vereint Hağğ die Muslime aus der ganzen Welt und macht aus ihnen eine internationale Bruderschaft.

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"Born To Be Free"? (teil 1 von 2): Freiheit, ein unschätzbares

Geschenk

“Der freie Wille ist von den Geschenken Gottes das am schwierigsten zu verstehende und anzuwendende. Die Person, welche die selbstsüchtige Freiheit aufgibt und damit einverstanden ist, Gottes Diener zu sein, wird immer wahrhaftig frei sein.”

Freiheit ist eines der wertvollsten Dinge, die es gibt, obwohl die meisten von uns keine Vorstellung davon haben, wie kostbar sie ist, bis wir unter ihrem Verlust zu leiden haben. Sie wird als ein Grundrecht des Menschen betrachtet und jemandem dieses Recht ohne rechtmäßigen Grund zu verweigern, ist eine schwere Sünde. Wir alle denken gerne, dass wir frei sind und dass wir den freien Willen haben, wenn wir uns im Leben für etwas entscheiden – aber lass uns mal kurz über die Realität dieser Situation nachdenken. Sind wir tatsächlich geboren, um frei zu sein? Und wenn ja, dann auf welche Art? Was bedeutet das für uns?

Die Menge Freiheit, die wir tatsächlich haben, ist weit begrenzter, als uns vielleicht bewusst ist. Lass uns mit einfachen Beispielen anfangen, die wir alle verstehen können; Dinge, die unsere Körper betreffen. Wieviel Freiheit besitzen wir über unser Gähnen oder unser Niesen oder unser Schwitzen oder unser Bluten oder unser Atmen oder unser Verdauen oder unser Ausscheiden? Wieviel Freiheit haben wir über das, was wir sehen oder hören oder fühlen können oder wie wir unsere Muskeln und Glieder zum Arbeiten bewegen? Ich pflegte immer zum Bus zu rennen und auf Berge zu steigen – aber egal, wie sehr ich darauf bestehe, dass ich auch jetzt noch die Freiheit dazu besitze, dies zu tun, ich kann es nicht. Ich kann nicht einmal aufstehen; wenn ich lange Zeit getippt habe, werden meine Beine so steif, dass ich es einfach nicht kann. Ich habe überhaupt keine Kontrolle darüber, was innerhalb meines Körpers passiert - wie meine Nieren Stoffe ausscheiden oder woher sie genau wissen, was noch gebraucht wird und was nicht. Ich habe keine Vorstellung davon, was mein Herz schlagen lässt oder wann es damit aufhören wird. Ich kann mir nicht aussuchen, ob ich speichele oder uriniere, ob mein Blut gerinnt, meine Zellen sich vermehren oder ob ich alt werde und mich zersetze!

Und denk nur an die Menschen, mit denen ich verwandt bin. Ich hatte nicht die Freiheit, meine Eltern oder Großeltern auszuwählen, oder meine Brüder und Schwestern. Ich konnte mir nicht meine Gene aussuchen. Ich versuchte es, als ich selbst Kinder bekam, aber es hat nicht so funktioniert, wie ich es erwartet hatte. Und ich hatte keine Vorstellung davon, welches Geschlecht meine Kinder haben würden oder wie sie sein

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würden. Manche Leute meinen, es sei nur eine Frage der Zeit, bis wir mit Hilfe der Genetik in der Lage sein werden, Kinder nach Wunsch zu produzieren, aber dann wird diese kleine produzierte Person – natürlich – auch nicht die Freiheit darüber haben, zu bestimmen, wie oder was er oder sie gern sein will. Wenn du also über all dies nachdenkst – scheint es tatsächlich nicht gerade so, als hätten die Menschen sehr viel Freiheit, oder?

Und der Glaube an die Freiheit des menschlichen Geistes ist einer der Schlüssel, die Gott zu allen Zeiten offenbart hat. Der Islam klärt uns darüber auf, dass dies etwas ist, das Gott den Menschen gewährt hat, aber Er gewährte es nicht den Engeln. Wir können uns unseren Körper nicht aussuchen, aber wir müssen selbst auswählen, wie unsere Seele sich verhält. Was Gott von uns verlangt, ist, uns selbst unter Kontrolle zu bekommen und eine bestimmte Wahl zu treffen und uns auf eine bestimmte Art und Weise zu verhalten – aber Er zwingt uns nie dazu. Wir brauchen nicht einmal an Ihn zu glauben und wir können uns aussuchen, Ihn zu ignorieren oder ihm ungehorsam zu sein. Millonen von Menschen tun dies.

Aber wir sind eben keine programmierten Roboter. Wir reagieren nicht auf dieselbe Weise auf unterschiedliche Situationen; einige von uns sind selbstsüchtiger, großzügiger, verzeihender, hilfsbereiter und kooperationsbereiter als andere. Aber wir müssen es nicht sein. Wenn wir eine alte Dame sehen, die sich auf der Straße mit schweren Paketen abplagt, können wir uns aussuchen, ob wir ihr helfen, ob wir sie niederschlagen und ihre Pakete stehlen, ob wir so tun, als würden wir sie nicht sehen oder ob wir sie beschimpfen und wegrennen. Dies führt uns zu interessanten Überlegungen. Wir können uns damit beschäftigen, uns auszudenken, was irgendein bestimmtes Individuum mit der alten Dame mit den Paketen anfangen könnte. Aber wir alle haben ein Gefühl dafür, was man tun "müsste"; wir denken, wir wissen, welche Tat eine gute Person, eine religiöse Person, eine vernünftige Person tun sollte.

Immer wenn wir sagen, dass eine Person etwas tun müsste, nehmen wir an, dass diese Person eigentlich frei und in der Lage ist, es zu tun. Es wäre ziemlich sinnlos zu sagen, jemand sollte ihr helfen, die beispielsweise im Gefängnis eingesperrt ist oder der nicht bei Bewußtsein ist oder der in einem fernen Land lebt. ‘Müsste’ impliziert ‘kann’. Nun, wenn Gott alles tun kann, was Er will, dann würde es Ihm offensichtlich auch durchaus möglich sein, unseren Verstand und unsere Wahl zu beeinflussen. Dies ist eine Angelegenheit, die in den Fähigkeiten der Menschen selbst liegt, und es wäre Gott ein Leichtes. Die Tatsache allerdings, dass Er den Menschen gestattet, sich auszusuchen, nicht an Ihn zu glauben, und nicht zu tun, was Er will, zeigt schließlich, dass Gott den Verstand der Menschen nicht robotisiert.

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"Born To Be Free"? (teil 2 von 2): Was Gott von uns will

Jeder Prophet, Abraham, Moses, Jesus und Muhammad eingeschlossen, lehrte die Menschen, dass wenn sie aus Gottesglauben und Gehorsamkeit Gott gegenüber eine Wahl treffen, dann wird diese einen sehr großen Unterschied auf den endgültigen Ausgang ihrer Angelegenheiten haben. Menschen besitzen die gewaltigen Fähigkeiten, zu lieben und freundlich zu sein, oder zu hassen und zu zerstören. Dies bedeutet, obwohl sie alle mit Seelen von gleicher Wertigkeit geboren wurden, bleiben sie doch nicht gleich. Der freie Wille ist in Wirklichkeit das am schwierigsten zu verstehende und anzuwendende Geschenk Gottes. Der Sinn des freien Willens ist, der menschlichen Moral eine Bedeutung zu geben – ohne so etwas wie gutes oder schlechtes Verhalten wären wir einfach nur Automaten.

Wenn wir nicht wirklich eine freie Auswahl treffen könnten, dann könnte das Gericht nicht über uns gehalten werden – das wäre dann absolut ungerecht. Immer wenn Menschen keine freie Wahl treffen können, dann können sie nicht zur Verantwortung gezogen werden. Aischa berichtete, dass der Prophet, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, erklärt hat, dass jene, deren Freiheit oder deren Verstand eingeschränkt ist, beispielsweise weil sie zu jung oder zu unwissend sind oder weil ihr seelisches Gleichgewicht gestört ist – nicht für ihre Taten zur Verantwortung gezogen werden können, sei es vor einem Gericht der Schari´ah (oder einem deutschen Gericht) oder am Tag des Gerichts.

Was also hat es mit dem muslimischen Konzept von al-Qadr auf sich, der Doktrin von der vollständigen und endgültigen Kontrolle Gottes über die Erfüllung der Ereignisse oder des Schicksals? Wie kann man die Vorstellung davon, dass Gott absolut alles weiß mit der des freien Willens in Übereinstimmung bringen? Wenn Gott bereits alles zuvor schon weiß, das passieren wird, dann muss doch wohl das gesamte Leben einer Person vorherbestimmt sein? Desweiteren wenn Gott nicht eingreift, um bestimmte Dinge, die geschehen, zu stoppen, dann könnte man sagen, Er sei dafüer verantwortlich. Dies steht mit dem Problem des Bösen in Verbindung. Wer ist für das Böse verantwortlich, wenn Gott ultimativ für alles verantwortlich ist? Ein Dieb könnte plädieren, er sei unschuldig, weil es ihm sicherlich vorherbestimmt war, zu stehlen, und wie könnte es dann sein Fehler sein?

Viele Menschen denken, Muslime seien Fatalisten, die glauben, weil ja schließlich

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sowieso ´alles vorgeschrieben´ ist und Gott alles vorher weiß – deshalb muss alles schon vorherbestimmt sein. Kein menschliches Gehirn war tatsächlich in der Lage, dieses Problem gänzlich zu entwirren – und meines ganz bestimmt nicht – aber die Tatsache, dass Gott Gesandte mit Offenbarungen geschickt hat, zeigt eindeutig, dass von den Menschen erwartet wird, zu hören und dann eine Wahl zu treffen und ihre Leben entsprechend auszurichten. (Quran 6:91; 23:73). Gott hat offenbart:

“Gewiß, Gott ändert die Lage eines Volkes nicht, ehe sie nicht selbst das ändern, was in ihren Herzen ist.” (Quran 13:11)

Dies zeigt ganz deutlich, dass Menschen die Macht besitzen, durch ihren freien Willen etwas zu verändern und diese Entscheidungen verändern ihr Schicksal. Es muss wahr sein, dass Gott alles und jede Möglichkeit kennt aber die Menschen nicht. Wenn sich ein Mensch daher für eine bestimmte Sache entscheidet, dann wird diese bestimmte Sache zu einem bestimmten Schluss führen. Wenn der Mensch einen anderen Verlauf der Handlung wählt, dann wird der Ausgang und der Schluss ein anderer sein. Wenn du beschließt, eine ganze Packung Schmerztabletten zu schlucken, wirst du heute nachmittag sterben; aber wenn du dich entschließt, nur zwei zu nehmen, könnte es gegen deine Migräne helfen und du könntest noch hundert werden. Gott kennt alle möglichen Ausgänge, aber Er überlässt dir die Wahl. Wir können das nicht verstehen, aber Gott kann es – Seine ´Intelligenz´ ist millionenmal größer und völlig anders als unsere.

Die wirkliche Wahrheit liegt im Bereich von al-Ghayb [Dinge, die außerhalb der menschlichen Vorstellungskraft liegen]. Alles, was Gläubige tun können, ist, um Rechtleitung auf unserem Lebensweg zu bitten. Wir können vielleicht den Weg in der Ferne nicht erkennen, aber wir können Gott bitten, dass Er uns den nächsten Schritt zeigt, einen Schritt nach dem anderen. Wenn es den Menschen nicht möglich wäre, auszuwählen, weil ihre Zukunft und ihr Schicksal bereits feststände, dann wäre Gott nicht nur ungerecht, sondern es würde für uns keinen Sinn machen, auch nur zu versuchen, ein gutes Leben zu führen. Fatalismus führt zu Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit, Miesmacherei und würde de Menschen daran hindern, sich anzustrengen, um sein eigenes Los oder das der anderen zu verbessern.

Was will Gott von uns? Er will, dass wir glücklich und erfolgreich sind. Er will, dass wir die wahre Freiheit finden. Wenn wahre Freiheit glücklich sein lässt, dann scheinen die Dinge so zu sein, wie die meisten Leute denken. Ich könnte sehr glücklich damit sein, jede Woche ein Verhältnis mit einem anderen Partner zu haben oder wenn ich mich mit leckerem aber ungesundem Essen vollstopfe oder wenn ich ein Vermögen für Schmuck oder Pop CDs ausgeben würde oder wenn ich rauchen würde oder abends lange wegbleiben und meine Eltern ängstigen würde oder unangenehme Arbeiten oder Hausaufgaben meiden könnte oder oder wenn ich über meine Feinde lachen könnte oder wenn ich eine Menge Geld unehrenhaft verdienen würde oder wenn ich berühmt wäre und von vielen Menschen bewundert würde. Sind dies die Dinge, die die Menschen glücklich machen?

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Wie einfach wäre es, wenn es so wäre. Es ist für den Satan so leicht, die Menschen irrezuführen – der Weg zum Verderben ist so verlockend und angenehm. Aber halt, denk mal nach. Viele der reichsten und mächtigsten Menschen auf der Welt sind die Einsamsten. Menschen, die sich vollstopfen, leiden unter allen Problemen und dem Elend des Übergewichts. Diejenigen, die faul sind und das Lernen und Üben in ihrer Jugend meiden, werden später aufwachen und feststellen, dass sie ihre Leben vergeudet haben. Raucher, die zufrieden hinter Fahrradständen paffen, werden jung an Krebs oder Herzversagen sterben – zum großen Kummer derjenigen, die sie lieben. Menschen, die häufig Wechselbeziehungen eingehen, enden normalerweise mit einem Herzinfarkt und die Kinder, die daraus entstehen, werden vernachlässigt, in Stich gelassen (von den jungen Vätern) oder durch Abtreibung getötet (von den jungen Müttern).

Wahres Glück ist, das zu erkennen, was Gott uns für diese kurze Zeit verliehen und in Gewahrsam gegeben hat – unsere Körper, unsere Familien, unsere Fähigkeiten, unsere Einfühlsamkeit anderen gegenüber. Dies bedeutet nicht, frei zu sein, um uns unseren Wünschen und Gelüsten hinzugeben, denn, wie wir nur zu gut wissen, werden diese Dinge uns und andere auf die Dauer nur verletzen. Aber genau hier kommen wir darauf – derjenige, der diese Art selbstsüchtiger Freiheit aufgibt und damit einverstanden ist, Gottes Diener zu sein, der ist wirklich immer frei. Er wird wissen, dass er immer sein Bestes getan hat; sein Gewissen ist rein; sein Inneres ist zufrieden und voller Hoffnung und er wird nie der Sklave seines Egos, einer anderen Person oder Sache sein.

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Freundlichkeit den Eltern gegenüber (teil 1 von 3): Pflicht und

Hingabe

Wenn du die Worte: "Gutmütigkeit den Eltern gegenüber" bei Google eingibst, findest du heraus, dass sechs der zehn ersten Ergebnisse islamische Artikel sind, welche die Wichtigkeit, pflichtbewußt und freundlich zu den Eltern zu sein, hervorheben. Warum ist dies so? Islam ist eine Religion, welche die Vorzüge der Gnade, der Toleranz und des Respekts betont. Gott hat uns die gute Behandlung der Eltern vorgeschrieben und warnte davor, uns ihnen gegenüber respektlos zu verhalten. Es gibt im Qur´an verschiedene Verse, wo die Freundlichkeit zu den Eltern sogar in Verbindung mit dem wichtigsten Aspekt des Islam genannt wird: mit der alleinigen Anbetung Gottes. Dies deutet darauf hin, dass es in der islamischen Lebensweise besonders wichtig ist, freundlich zu den Eltern zu sein, sie zu ehren und zu respektieren.

“Und dein Herr hat befohlen: "Verehrt keinen außer Ihm und (erweist) den Eltern Güte. Wenn ein Elternteil oder beide bei dir ein hohes Alter erreichen, so sage dann nicht "Pfui!" zu ihnen und fahre sie nicht an, sondern sprich zu ihnen in ehrerbietiger Weise.” (Quran 17:23)

Kein respektloses Wort sollte zu den Eltern gesprochen werden, noch nicht einmal mit einem verdrießlichen oder mißbilligenden Blick sollten sie bedacht werden. Die Eltern zu ehren wird als eine Form des Gottesdienstes betrachtet, wenn man dabei beabsichtigt, Gott, den Allmächtigen, zufriedenzustellen, indem man Seine Befehle befolgt.

Gott führt diesen Vers fort, indem Er uns daran erinnert, dass Eltern unsere gütige Freundlichkeit zusteht, denn sie haben ihre Kinder mit Sanftmut aufgezogen und oft große Opfer für ihr Wohlergehen gebracht. Seine Verwendung des Wortes Flügel läßt uns an eine Vogelmutter denken, die ihr Junges damit zart bedeckt und erinnert uns an die Zärtlichkeit, die Eltern ihren Kinder gegenüber haben.

“Und senke für sie barmherzig den Flügel der Demut und sprich: "Mein Herr, erbarme Dich ihrer (ebenso mitleidig), wie sie mich als Kleines aufgezogen haben." ” (Quran 17:24)

Die Liebe und Gnade, die von Gott, dem Allbarmherzigen, ausströmt, zeigt sich in der freundlichen Behandlung zwischen Eltern und ihren Kindern. Gott verbietet ganz deutlich, die Eltern schlecht zu behandeln, und in einem anderen Vers des Qur´an weist

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uns Gott die Wichtigkeit hin, Ihm, dem Schöpfer, und auch unseren Eltern Dankbarkeit zu erweisen. Wieder verknüpft Gott deutlich die Rechte, die Ihm zustehen, und die Rechte, die unsere Eltern über uns haben.

“Und Wir haben dem Menschen im Hinblick auf seine Eltern anbefohlen – seine Mutter trug ihn in Schwäche über Schwäche, und seine Entwöhnung dauerte zwei Jahre - : "Sei Mir und deinen Eltern dankbar. Zu Mir ist die Heimkehr.” (Quran 31:14)

Der Prophet Muhammad bekräftigte die Pflicht, freundlich zu den Eltern zu sein. Ein Gefährte fragte ihn einmal, welche gute Tat, die ein Mann verrichten kann, bei Gott am beliebtesten sei. Der Prophet Muhammad antwortete ihm, indem er sagte: "Das Gebet zur rechten Zeit zu beten." Da fragte der Gefährte weiter: "Und was dann?" worauf der Prophet antwortete: "Gut und pflichtbewußt den Eltern gegenüber zu sein...”[1]. Die Verpflichtung, gut zu den Eltern zu sein, kommt gleich nach der größten Pflicht im Islam: dem Gebet.

Mehr als Güte

Das arabische Wort, das im Qur´an und den Überlieferungen des Propheten Muhammad verwendet wird, um diese Freundlichkeit zu den Eltern zu beschreiben, ist bir, und meistens wird es als Güte übersetzt. Allerdings wie es bei den meisten arabischen Worten der Fall ist, kann eine direkte Übersetzung nicht den vollen Bedeutungsumfang des Wortes wiedergeben. Bir bedeutet nicht nur Güte; es umfasst auch Freundlichkeit, Mitgefühl, Respekt und sogar Geduld. Der Islam, die allumfassende Lebensweise, fördert alle diese guten Eigensschaften, und die Muslime müssen sich bemühen, sich dieses beispielhafte Verhalten in allen ihren Taten anzueignen, insbesondere in der Beziehung zwischen Eltern und Kindern.

Eltern umsorgen und ernähren ihre Kinder ihr ganzes Leben hindurch, aber an einem Punkt kehrt sich diese Verpfichtung um, und zwar, wenn die Eltern alt und schwach werden und selber hilfsbedürftig werden und versorgt werden müssen. Das Kind ist verpflichtet, für seine Eltern zu sorgen, indem es alle Eigenschaften, die Bir umfasst, an den Tag legt und es soll wissen, dass die Belohnung hierfür bei Gott liegt. Der Prophet Muhammad sagte: "Wenn irgendeiner diese drei Eigenschaften besitzt, dann wird Gott ihm einen leichten Tod geben und ihn ins Paradies bringen: Sanftmut gegenüber den Schwachen, Liebe gegenüber den Eltern und Freundlichkeit gegenüber den Sklaven. [2]

Die Hingabe eines Mannes

Abu Hurairah war ein enger Gefährte des Propheten Muhammad; ihm verdanken wir zahlreiche Überlieferungen von den Aussagen des Propheten. Im Leben von Abu

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Hurairah spiegelt viel von seiner Liebe und Hingabe zu seiner Mutter wieder. Als er zuerst den Islam angenommen hatte, konnte er noch so viel und überzeugend mit ihr reden – nichts konnte sie dazu bewegen, dasselbe zu tun. Weinend und angstvoll ging Abu Hurairah zum Propheten und bat ihn, Bittgebete zu Gott zu sprechen und um Rechtleitung für seine Mutter zu bitten. Der Prophet Muhammad erfüllte ihm diese Bitte und innerhalb kurzer Zeit sprach Abu Hurairahs Mutter die Worte: "Es gibt keinen Gott

außer Gott und Muhammad ist Sein Diener und Gesandter" und nahm damit den Islam an.

Während seines gesamten Lebens blieb Abu Hurairah freundlich und gefällig zu seiner Mutter. Immer wenn er sein Heim verlassen wollte, pflegte er, an der Tür zu ihrem Zimmer stehen zu bleiben und zu sagen: "Friede sei mit dir, Mutter, und die Barmherzigkeit und der Segen Gottes." Sie antwortete darauf immer: "Und auch mit dir sei Friede, mein Sohn, und die Barmherzigkeit und der Segen Gottes." Er sagte auch: "Möge Gott dir gnädig sein, denn du hast für mich gesorgt, als ich klein war," worauf sie zu antworten pflegte: "Möge Gott dir gnädig sein, denn du hast mich von meinem Irrtum befreit, als ich alt war."

Abu Hurairah hat die Menschen immer ermutigt, ihre Eltern freundlich und gut zu behandeln. Einmal sah er zwei Männer, die zusammen gingen, und er fragte den jüngeren: "Wie steht dieser Mann zu dir?" worauf der junge Mann antwortete: "Er ist mein Vater." Abu Hurairah gab ihm folgenden Ratschläge: "Sprich ihn nicht mit seinem Namen an, gehe nicht vor ihm und setze dich nicht, bevor er sitzt."

Diese Sanftmut und Zuneigung zwischen Abu Hurairah und seiner Mutter lehrt uns, dass gegenseitiger Respekt und Liebe eine Verpflichtung ist. Ein Muslim ist verpflichtet, seinen Eltern Respekt zu erweisen, auch wenn sie keine Muslime sind; und die größte Liebe, die er ihnen erweisen kann, ist Bittgebete für sie zu Gott zu sprechen, in der Hoffnung, dass sie rechtgeleitet werden. Zur Zeit des Propheten fanden viele von denen, die den Islam angenommen haben, dass dies dem Glauben und den Forderungen ihrer Eltern widersprach, aber sie wurden angewiesen, freundlich zu ihnen zu sein und ihren Eltern zu gehorchen, außer wenn die Eltern von ihnen verlangten, Gott ungehorsam zu sein.

“Doch wenn sie dich auffordern, Mir das zur Seite zu setzen, wovon du keine Kenntnis hast, dann gehorche ihnen nicht. In weltlichen Dingen aber verkehre mit ihnen auf gütige Weise. Doch folge dem Weg dessen, der sich zu Mir wendet. Dann werdet ihr zu Mir zurückkehren, und Ich werde euch das verkünden, was ihr getan habt.” (Quran 31:15)

Pflichtbewußt zu den Eltern zu sein, ihnen zu gehorchen und sie freundlich zu behandeln, ist in den islamischen Lehren fest verankert, allerdings ist die Gehorsamkeit gegenüber Gott unsere allererste Pflicht.

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Footnotes:

[1] Sahieh Al-Bukhari

[2] Tirmidhi

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Freundlichkeit den Eltern gegenüber (teil 3 von 3): Sogar nach

dem Tod

Islam ist eine Religion der Gerechtigkeit und der Gnade. Sie lehrt Sittsamkeit und verbietet schlechtes Benehmen. Eine besondere Stellung nehmen die Älteren ein; sie werden mit Respekt und Würde behandelt. Von Muslimen wird erwartet, sie zu ehren und ganz besonders wenn es um die Behandlung der Eltern geht. Obwohl der Tod uns in jedem Alter ereilen kann, erreichen viele Eltern ein höheres Alter und bedürfen besonderer Fürsorge und Aufmerksamkeit. Auch wenn die Leiden des hohen Alters die Eltern verlangend, ungeduldig oder launisch werden lassen können, ist ein Musllim dennoch verpflichtet, sie freundlich zu behandeln und liebevoll nach ihnen zu schauen. Gott verband das Ehren der Eltern mit dem Befehl an Ihn Allein zu glauben.

“Dient Gott und setzt Ihm nichts zur Seite (im Gottesdienst); und seid gut zu den Eltern…” (Quran 4:36)

Einer der Gefährten des Propheten Muhammad fragte über die Taten, die Gott am meisten liebt. Der Prophet antwortete, das Gebet in seiner Zeit zu beten und das

Ehren der Eltern... (Sahieh Bukhari)

Es gibt zahlreiche Aussagen des Propheten Muhammad über die Pflicht, gehorsam und freundlich zu den Eltern zu sein. Einmal sagte er:

“Er möge zugrunde gehen. Er möge zugrunde gehen. Er möge zugrunde gehen." Die um ihn herum (versammelt) waren, fragten gleich, wen er meinte. Der Prophet Muhammad antwortete: "Der, dessen Eltern (ein Elternteil oder beide) zu seinen Lebzeiten ein hohes Alter erreichen, und er betritt nicht das Paradies (aufgrund seiner Güte ihnen gegenüber).” (Sahieh Muslim)

Respekt für die Eltern ist ein Schlüssel zu den Toren des Paradieses. Indem wir die Befehle Gottes befolgen und den Eltern die Zuneigung und Liebe entgegenbringen, die ihnen zustehen, erhalten wir den Lohn des Ewigen Paradieses.

Nützliche Taten

Es gibt viele Arten, wie ein Muslim auch nach dem Tod seiner Eltern diesen weiterhin Ehre und Respekt erweisen kann. Er kann beten und Bittgebete für sie sprechen, damit Gott Sich ihnen gegenüber barmherzig zeigt; er kann jegliche weltlichen

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Schulden für sie begleichen oder Schulden, die sie Gott gegenüber haben, wie Fasten oder Pilgern (Hağğ); und er kann auch in ihrem Namen Almosen geben. Die Bande der Verwandtschaft und der Freundschaft aufrechtzuerhalten, sind auch Mittel, um Liebe und Respekt zu den Eltern nach ihrem Tod zu zeigen und der Islam erklärt sorgfältig, welche Taten nützlich sein können. Der Prophet sagte:

“Wenn jemand stirbt, enden alle seine Taten außer dreien: ein fortdauerndes Almosen, nützliches Wissen (das er zurückgelassen hat) oder ein rechtschaffenes Kind, das für ihn betet.” (At Tirmidhi)

Ein Mann von den Gefährten des Propheten fragte den Propheten Muhammad:

“Bleibt irgendetwas von der Güte, die ich meinen Eltern schulde, übrig nachdem sie verstorben sind?" Er antwortete: "Ja, vier Dinge: Bete und bitte für sie um Vergebung. Erfülle ihre Eide. Sei freundlich zu ihren Freunden. Und halte die Verbindungen der Verwandtschaft, die nur aus ihrer Richtung kommen.” (Ahmad,

Abu Dawuud &Ibn Majah)

Hieraus können wir ersehen, dass die Freundlichkeit und die Dankbarkeit, die wir unseren Eltern schulden, auch nach ihrem Tod fortdauert. Der Prophet Muhammad erzählte uns von einem Mann, der auf einen sehr hohen Rang im Paradies erhoben worden war. Der Mann war überrascht und fragte, wie er eine so edle Stellung erreicht habe. Er wurde informiert:

“Weil dein Sohn für dich um Vergebung gebeten hat.” (Ibn Majah)

Die Schlüssel zum Paradies

Das Leben im 21. Jahrhundert ist hektisch, und wir werden oft von den weltlichen Angelegenheiten überwältigt; so sehr, dass wir dazu neigen, zu vergessen, welch einen großen Anteil Sittsamkeit und Benehmen in dieser Lebensweise des Islam bilden. Die Freundlichkeit zu den Eltern ist eine Verpflichtung und wir tun gut daran, uns dessen zu erinnern und uns das Verhalten der ersten Muslime anzueignen. Sie schätzten ihre Eltern sehr, sie liebten und pflegten sie im Einklang mit den Befehlen Gottes und sie wußten, dass das Paradies tatsächlich zu Füßen der Mütter liegt. Dies waren nicht nur Worte unserer Vorgänger; sie waren die Schlüssel zum Paradies.

In den Überlieferungen des Propheten Muhammad können wir das Verhalten von Abdullah, dem Sohn von Umar ibn al-Khattab, beobachten. Auf dem Weg nach Mekka traf Abdullah einen Beduinen. Er grüßte ihn mit Frieden, ließ ihn das Reittier reiten, das er ritt, und er gab ihm den Turban, den er auf dem Kopf getragen hatte. Einer von Abdullahs Gefährten kommentierte: "Möge Gott dich leiten. Sie sind nur Beduinen und sie sind mit etwas Einfachem zufrieden." Abdullah antwortete: "Der Vater dieses Mannes war ein enger Freund meines Vaters, und ich hörte den Gesandten Gottes sagen: "Die beste Art, seine Eltern zu ehren, ist für den Sohn, mit den Freunden seines

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Vaters in Verbindung zu bleiben."

Der Islam erkennt die Wichtigkeit der Familieneinheit an, und eine gute und liebende Beziehung zwischen Eltern und Kindern ist etwas Wesentliches. Nach Gott gebührt unseren Eltern unsere Dankbarkeit und unser Gehorsam. Ein Muslim ist verpflichtet, seinen Eltern Güte und Barmherzigkeit zu erweisen. Es gibt hierzu nur eine Ausnahme: wenn die Eltern von ihrem Kind erwarten, Gott irgendetwas zur Seite zu stellen oder etwas zu tun, was im Islam als unzulässig betrachtet wird, dann darf das Kind nicht gehorchen; aber nichts entbindet von der Pflicht, freundlich und respektvoll zu sein.

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Großzügigkeit

Als Menschen haben wir einen angeborenen Sinn für Moral und Sitte. Egal, welcher Religion, Rasse oder Farbe wir angehören, bestimmte Qualitäten dienen als Standard für den Anstand. Wir schätzen Gerechtigkeit, Mut, Aufrichtigkeit und Mitgefühl. Wir verabscheuen jene, die Verrat, Grausamkeit oder Verkommenheit an den Tag legen. Der moralische Standard ist universell und der wichtigste Aspekt des Islam ist, einen möglichst hohen Anspruch an sittliches Verhalten und gutes Benhmen zu stellen. Der Prophet Muhammad, lehrte die Muslime, die besten Manieren und Charaktereigenschaften. Seine außerordentliche Sittsamkeit und sein gutes Benehmen machten den Propheten zum besten Vorbild, dem die Muslime folgen können. Gott sagt im Qur´an:

“Und du verfügst wahrlich über großartige Tugendeigenschaften.” (Quran 68:4)

Großzügigkeit war eine der unzählbaren guten Eigenschaften des Propheten Muhammad. Er war der großzügigste der Menschen und im Ramadhan pflegte er am großzügigsten zu sein.[1]

Eines Tages betete der Prophet Muhammad in der Moschee und eilte dann zu seinem Haus und kehrte sofort zurück. Ein Gefährte fragte, warum er dies getan hatte, und er antwortete:

“Ich ließ ein Stück Gold zu Hause, das als Almosen gegeben worden war, und es missfiel mir, es eine Nacht in meinem Haus zu lassen, so brachte ich es in die Moschee zum Verteilen.” (Sahieh Al-Bukhari)

Unsere weltlichen Besitztümer sind Geschenke Gottes, Al-Kariem, des Großzügigen. Muslime glauben, dass alles von Gott stammt, und alles wird zu Ihm zurückkehren, daher ist es logisch, sich so zu verhalten, als sei alles, was wir besitzen, lediglich geliehen; etwas, das wir gut bewahren, schützen und schließlich teilen müssen.

Immer wenn der Prophet Muhammad eine geizige Person traf, empfahl er dieser, großzügiger und freigiebiger zu sein. Ibn ´Abbas berichtete, dass er gehört hatte, wie der Prophet sagte: "Ein Gläubiger ist nicht derjenige, der isst, wenn sein Nachbar an seiner Seite hungrig ist." Ein anderer Gefährte hörte den Propheten sagen: "Der Gläubige ist einfach und großzügig, aber der Gottlose betrügerisch und unehrenhaft."

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Definition der Großzügigkeit

Princeton University wordnet definiert Großzügigkeit als die Bereitwilligkeit, etwas zu verschenken. Der Islam legt auf Großzügigkeit so viel Wert, dass sie in eine der fünf Säulen des Islam verankert ist: das Pflichtalmosen, unter dem Begriff Zakaat bekannt. Auf arabisch bedeutet der Begriff Zakaat wörtlich Reinigung des Herzens; es ist auch eine Zahlung von überschüssigem Geld in Form eines Pflichtalmosens, das Gott für die Versorgung aller bedürftigen Mitglieder der Geminschaft eingeführt hat. Es ist ein fester berechenbarer Betrag.

Es gibt noch eine andere Form der Goßzügigkeit im Islam, die Sadaqa genannt wird. Wörtlich bedeutet Sadaqa Aufrichtigkeit und manche Gelehrte haben beschrieben, dass das Herz aufrichtig gegenüber seinem Schöpfer ist. Alles, das in der Absicht, Gott zufrieden zu stellen, großzügig als Geschenk gegeben wird, ist Sadaqa. Sadaqa kann so einfach sein wie ein Lächeln, einer älteren Person mit ihren Einkäufen behilflich zu sein oder Hindernisse aus dem Weg oder von der Straße zu räumen.

Großzügigkeit kann als eine weise Investition für die Zukunft betrachtet werden. Großzügigkeit oder Sadaqa können einem den Weg zum Paradies ebnen, denn mit jeder großzügige Tat erhalten wir großartigen Lohn bei Gott. Allerdings bedeutet Großzügigkeit nicht nur, das zu geben, was wir übrig haben. Großzügigkeit heißt nicht, etwas wegzugeben, was nicht länger gebraucht wird, sonders etwas von den Dingen zu verschenken, die wir lieben oder brauchen.

Aisha (die Frau des Propheten) sagte: "Eine Frau kam zusammen mit ihren beiden Töchtern zu mir. Sie bat um Almosen, aber sie fand nichts bei mir, außer einer Dattel, die ich ihr gab, und sie teilte diese unter ihren beiden Töchtern auf.” (Sahieh

Al-Bukhari)

Gott teilt uns im Qur´an mit, was auch immer wir mit der Absicht, Ihn zufrieden zu stellen, als Geschenk geben, das wird Er ersetzen. Gott weiß am besten, was in den Herzen der Menschen vorgeht.

Sprich: "Wahrlich, mein Herr erweitert und beschränkt dem von Seinen Dienern den Unterhalt, dem Er will. Und was immer ihr spendet, Er wird es ersetzen; und Er ist der beste Versorger.” (Quran 34:39)

Der Wert der Großzügigkeit

Die Gefährten des Propheten Muhammad verstanden den Wert der Großzügigkeit. Abdullah ibn ´Umar wurde einst auf dem Markt angetroffen, als er Futter für sein Kamel auf Kredit kaufte. Einer der Männer fragte nach, denn er wußte, dass Abdullah am Tag zuvor 4000 Dirham und eine Decke erhalten hatte. Es wurde erklärt, dass Abdullah noch vor Anbruch der Nacht das Geld unter den Bedürftigen verteilt hatte. Dann hatte er die

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Decke genommen, über seine Schulter geworfen und ging nach Hause, aber als er dort ankam, war sogar die Decke fort. Er hatte auch sie einem Bedürftigen gegeben.

Nach dem Tod des Propheten litten die Menschen sehr unter einer harten Dürrezeit. Sie gingen zu Abu Bakr und baten ihn, sie zu versorgen, aber er konnte nicht helfen, denn die Schatzkammer war leer. Genau zu jener Zeit kam eine Karavane von Kamelen aus Damaskus an, die Uthman gehörte. Sie war voller Lebensmittel und anderer Güter. Die Händler versammelten sich bei Uthmans Haus und boten ihm große Mengen Geld für die Waren; aber er wies sie ab und erklärte, er habe sich darauf eingestellt, die Güter dem Einen zu geben, von Dem er den größten Lohn erhalten würde. Uthman verteilte alle diese Güter an die hungernden Menschen in Medina und handelte nicht damit. Er wußte, dass Gott ihn dafür mit etwas weitaus gößerem als Geld belohnen wird.

Sogar unter den härtesten Umständen ist jemand, der wahrhaftig an den Allmächtigen Gott glaubt, in der Lage, großzügig zu sein.

Die Leute kamen zum Propheten Muhammad und fragten: "Wenn jemand nichts zum Geben hat, was wird er dann tun?" Er antwortete: "Er sollte mit seinen Händen arbeiten und sich selbst Nutzen bringen und auch Almosen (davon) geben. Die Leute fragten weiter: "Und wenn er nicht einmal das findet?" Er antwortete: "Er sollte den Bedürftigen helfen, die um Hilfe bitten." Dann fragten die Leute wieder: "Wenn er das nicht tun kann?" Er antwortete: "Dann sollte er gute Taten verrichten und sich vom Schlechten fernhalten und dies wird dann als wohltätige Tat angesehen." (Sahieh Al-Bukhari)

Und Gott sagt im Qur´an, dass dem Gläubigen seine Großzügigkeit wieder zurückerstattet wird.

“Und was immer ihr an Gutem spendet, das soll euch voll zurückerstattet werden, und es soll euch kein Unrecht zugefügt werden.” (Quran 2:272)

Gott ist der Eine, Der uns versorgt und von uns erwartet, dass wir großzügig teilen. Wir werden aufgefordert, wohltätig und selbstlos mit unserem Besitz, unserer Zeit und unserem vorbildlichen Verhalten anderen gegenüber umzugehen.

Footnotes:

[1] Sahieh Al-Bukhari, Sahieh Muslim

Der islamische Monat, in dem die Muslime fasten, eine der fünf Säulen des Islam.

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Ehrlichkeit

Wenn die Ehrlichkeit verloren geht, dann erwartet die "Stunde" (des Tags des Jüngsten Gerichts). Dies sind die Worte des Propheten Muhammad. Sie malen uns aus, wie die Zeit sein wird, die zum Tag des Gerichts führt, wenn die rechtschaffenen Menschen sich wegen des Mangels an Ehrlichkeit um sie herum grämen. Im 21. Jahrhundert leben wir in einer Welt, in der die Ehrlichkeit geschätzt und zur gleichen Zeit geflissentlich vermieden wird. Wir erwarten, dass die Menschen mit denen wir umgehen, ehrlich sind, aber wir sehen und loben Fernsehshows und Filme, die Lügen und Betrug befürworten und fördern.

Ohne darüber nachzudenken, bringen wir unseren Kindern damit bei, dass Unehrlichkeit durchaus annehmbar ist. Wenn wir von unseren Kindern erwarten, dass sie dem Anrufer am Telefon sagen, wir seien nicht zuhause, dann ist das eine Lehre in Betrug. Wenn wir Einladungen ablehnen und vorgeben, wir seien beschäftigt, dann ist es Lüge. Wir schimpfen unsere Kinder, wenn sie lügen, dabei waren wir selbst ihr Lehrer. Ob wir Lügen erzählen oder ob wir erlauben, dass unsere Kinder in einer Welt umgeben von Verrat und Betrug leben, die Lehre wird gelernt und die Ehrlichkeit beginnt, aus den Herzen der nächsten Generation zu verschwinden.

Ehrlichkeit beinhaltet die Vorstellungen von Wahrheitsliebe und Glaubwürdigkeit und sie findet sich in den Gedanken, Taten und Beziehungen wieder. Es ist mehr als nur Genauigkeit; es ist mehr als nur Wahrheitsliebe, es bedeutet auch Integrität oder moralische Unversehrtheit. Islam befiehlt Wahrheitsliebe und verbietet Lügen. Gott befiehlt, dass ein Muslim ehrlich sein soll:

“O ihr, die ihr glaubt, fürchtet Gott und seid mit den Wahrhaftigen (in Worten und Taten).” (Quran 9:119)

Ibn Kathier, der bekannte Qurangelehrte, erklärte die Bedeutung dieses Verses. Er sagte: "Wahrheitsliebend zu sein und an der Wahrheit festzuhalten bedeutet, dass du zu den Menschen der Wahrheit gehörst, vor Kummer verschont bist und dass es für dich einen Weg bereiten wird, um deine Probleme zu lösen.”

Ein wahrer Gläubiger, der sich Gott wahrhaftig ergeben hat, besitzt viele Kennzeichen, anhand derer er erkannt werden kann. Die Offensichtlichste dieser edlen Charaktereigenschaften sind ein aufrichtiger Charakter und das wahre Wort. Der Prophet Muhammad war ein vollkommenes Beispiel für Ehrlichkeit. Selbst vor seinem Prophetentum hatte er sich die Beinamen Al Amin (der Vertrauendwürdige) und As Sadiq (der Ehrliche) verdient.

Al Amin, der Prophet Muhammad versammelte einmal alle Bewohner von Mekka und fragte sie: "O ihr Menschen von Mekka! Wenn ich euch sagen würde, dass sich euch von hinter den Bergen eine Armee nähert, würdet ihr mir glauben?" Sie

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antworteten ihm einstimmig: "Ja, denn wir haben von dir noch nie eine Lüge vernommen." Alle Menschen bezeugten ohne Ausnahme seine Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit, denn er hatte vierzig Jahre lang ein untadeliges und überaus frommes Leben unter ihnen geführt.

Abu Sufyan beschrieb seine Ehrlichkeit. Als der Prophet Muhammad einen Brief an den Herrscher von Byzanz schickte, um ihn zum Islam einzuladen, verlangte der Herrscher Heraclius nach dem mekkanischen Händler Abu Sufyan. Obwohl er zu jener Zeit ein erbitterter Feind des Islam war, sprach er die Wahrheit über den Propheten Muhammad, als er sagte: "Er lügt nicht und er betrügt keine anderen, er fordert die Menschen auf, Gott allein zu dienen und befiehlt uns das Gebet, Ehrlichkeit und Enthaltsamkeit.”[1]

Diese Ehrlichkeit ist ein wesentlicher Bestandteil der Eigenschaften eines Muslim; es beinhaltet, Gott gegenüber aufrichtig zu sein, indem man Ihm ernsthaft dient; ehrlich zu sich selbst zu sein, indem man an den Gesetzen Gottes festhält; und ehrlich zu anderen zu sein, indem man die Wahrheit spricht und in allen Angelegenheiten wie Kaufen, Verkaufen und Eheschließungen rechtschaffen handelt. Es soll keinen Betrug, kein Schummeln, kein Fälschen und kein Unterschlagen von Informationen geben, eine Person sollte also innerlich genauso wie äußerlich sein.

Der Prophet Muhammad warnte uns vor den Gefahren, die der Unehrlichkeit innewohnen, und er klärte uns über den Nutzen eines ehrlichen Lebens auf. Er sagte:

“Wahrhaftigkeit führt zu Rechtschaffenheit, und Rechtschaffenheit führt ins Paradies. Ein Mann hält daran fest, die Wahrheit zu sprechen, bis er ein Wahrhaftiger wird. Falschheit führt zu Verderben und schlimmen Taten, und Verdorbenheit führt ins (Höllen-) Feuer; und ein Mann kann daran festhalten, Lügen zu sprechen, bis er bei Gott als Lügner eingetragen wird.” (Sahieh Al-

Bukhari)

Eine wahre islamische Gesellschaft basiert auf Ehrlichkeit und Gerechtigkeit, und sie toleriert keinerlei Unehrlichkeit – egal welcher Art. Ehrlichkeit in allen geschäftlichen Transaktionen wird betont und der Prophet Muhammad ermahnte die Muslime, absolut ehrlich in allen ihren Handlungen zu sein. Abdullah ibn Umar wurde einmal als der "Bruder der Nacht" beschrieben. Er stand nachts im Gebet, schluchzend, Gott um Vergebung bittend und las Qur´an. Eines Tages saß er mit engen Freunden und er las folgenden Verse:

“Wehe denjenigen, die das Maß verkürzen, die, wenn sie sich von den Leuten zumessen lassen, volles Maß verlangen. Und dann jedoch, wenn sie es ihnen ausmessen oder auswägen, verkürzen sie es. Glauben diese nicht, dass sie auferweckt werden an einem großen Tag, an dem die Menschen vor dem Herrn der Welten stehen werden?” (Quran 83:1-6)

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Abdullah weinte bis er schwach wurde und wiederholte dabei die Worte: “an einem großen Tag, an dem die Menschen vor dem Herrn der Welten stehen werden.” Er war einer der ehrlichsten und vertrauenswürdigsten Männer, aber wenn er an die Strafe für die Betrüger erinnert wurde, erfüllte ihn Angst.

Ein Muslim, der sich bemüht, Gott zufrieden zu stellen, und dem Weg der Rechtschaffenen zu folgen, sollte sich vor den Gefahren von Betrug und Unehrlichkeit in acht nehmen. Allerdings sollte er gleichermaßen wissen, dass Gott Gnädig und Allbarmherzig ist, bereit, sogar die schwersten Sünden zu vergeben. Ehrlichkeit ist im Leben eines Gläubigen etwas sehr Wichtiges.

“Ehrlichkeit stieg vom Himmel herab und befestigte sich in den Herzen der Menschen (der aufrichtigen Gläubigen) und dann wurde der Qur´an offenbart und die Menschen lasen diesen Qur´an (und lernten davon) und sie lernten auch von den Aussagen und Überlieferungen. Sowohl der Qur´an als auch die Überlieferungen verstärkten ihre Ehrlichkeit." (Sahieh Al-Bukhari)

Dies eine der zahlreichen Aussagen des Propheten Muhammad, von denen viele Betrug verboten und zur Ehrlichkeit aufforderten. Für diejenigen, die zu den Ehrlichen gehören moechten, verließ uns der Prophet Muhammad mit den folgenden Worten der Rechtleitung: "Lasst den, der an Gott und den Letzten Tag glaubt, entweder Gutes sprechen oder still bleiben." (Sahieh Muslim)

Footnotes:

[1] Der vollständige Text befindet sich in Sahieh Al-Bukhari. Buch 1/6