IVETA APKALNA - Elbphilharmonie...Dunkel« von Sofia Gubaidulina. Darin zeichnet die 1931 in...

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IVETA APKALNA 26.5.  11 UHR ELBPHILHARMONIE, GROSSER SAAL

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IVETA APKALNA

26.5.   11 UHRELBPHILHARMONIE, GROSSER SAAL

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26. Mai | 11 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal Orgel pur | 4 . Konzert

10 Uhr | E inführung mit Thomas Cornel ius im Großen Saal

IVETA APKALNA Orgel Lionel Rogg (*1936) La cité céleste aus »Deux visions de l’Apocalypse« (1995) Sofia Gubaidulina (*1931) Hell und Dunkel (1976) Lionel RoggDeux études (1987)

Le canon improbable – Les tetracordes ins istants

György Ligeti (1923 – 2006) Volumina (1962)

Pause

György Ligeti Zwei Etüden für Orgel (1969) Harmonies – Coulée

Bronius Kutavičius (*1932) Orgelsonate »Ad Patres« (1987) Aivars Kalējs (*1951) Gebet (2001)

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STARKE KONTRASTEZu den Werken des heutigen Konzerts

»Diese Orgel kann alles!« schwärmte Iveta Apkalna, Titularorganistin der Elbphil-harmonie, schon nach den allerersten Proben an ›ihrem‹ neuen Instrument. »Sie ist warm und rund, mit vielen schönen Grundtönen, die von überall und aus der Tiefe kommen. Dieser Klang umarmt die Leute.« Akustisch – man möchte sagen: körperlich – nachvollziehen lässt sich diese euphorische Einschätzung auch im heutigen Konzert mit seiner äußerst vielschichtigen, überwiegend in Osteuropa beheimateten Werkzusammenstellung. Das Programm basiert in Teilen auf dem Album »Light & Dark«, das Iveta Apkalna an der Elbphilharmonie- Orgel aufge-nommen hat. Der Titel verweist nicht nur auf die schwarzen und weißen Tasten und den schwarzen Spieltisch, der in die »weiße Haut« der Elbphilharmonie eingebettet ist, sondern vor allem auf die extremen Kontraste, die der Musik innewohnen und die sich durch die vielfältigen Register gut darstellen lassen.

Lionel Rogg zählt zu den großen Organisten des 20. Jahrhunderts und stellt auch für Iveta Apkalna einen wichtigen Fixpunkt dar. Geboren 1936 in Genf, konzer-tierte er weltweit und nahm zahlreiche Platten auf. Das gesamte Orgelwerk von Johann Sebastian Bach spielte er gleich dreimal (!) ein. Noch bis 2001 unterrich-tete der Schweizer am Konservatorium seiner Heimatstadt sowie in London. Seine Musik – er komponierte praktisch ausschließlich für Orgel

– ist ergo oft sehr vom Instrument her gedacht.

Das gilt auch für »La cité céleste«, das die biblische Vision des himmlischen Jerusalem nachempfindet, wie sie in der Offenbarung des Johannes beschrieben ist: »Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde. Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen.« Roggs musikalische Umsetzung ist bestechend einfach, aber umso anschaulicher: Sein Werk besteht aus einem stetigen Crescendo, das mit einem fließenden harmonischen Kontinuum

einhergeht. Ein simples Strickmuster, das seine Wirkung voll entfaltet, wenn die himmlische Stadt am Schluss glänzend erstrahlt: »Die Stadt braucht weder Sonne noch Mond, die ihr leuchten. Denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm.«

Lionel Roggs »Zwei Etüden« zeugen nicht nur von seinem Sinn für effekt volle Musik, sondern auch von seinem Humor. »Der unwahrschein-liche Kanon« heißt das erste der beiden stilisierten Übungsstücke. In

der Tat scheinen sich hier zwei Stimmen wie in einer Endlosschleife auf ewig zu verfolgen, ohne jemals zusammenzukommen. »Insistierende Dreiklänge« bringt die zweite Etüde, die sich im soghaften Stil der Minimal Music in Trance spielt.

Im Mittelpunkt von Iveta Apkalnas Album steht das titelgebende Stück »Hell / Dunkel« von Sofia Gubaidulina. Darin zeichnet die 1931 in Tschistopol (1.000 km östlich von Moskau) geborene, inzwischen in der Nähe von Hamburg lebende Komponistin ein weit gespanntes Klangpanorama, das die akustischen Extreme der Orgel auslotet wie kaum ein anderes Werk. Während in der Höhe flirrende Figurationen flattern, brauen sich in der Tiefe statische dunkle Cluster-Wolken zu- sammen. Wie dichotome Elementarkräfte, wie zwei Pole eines Magneten ziehen und zerren diese Gebilde aneinander, was in einem Urknall massiver Dissonanzen resultiert. Etwa in der Mitte des Stückes etabliert sich ein enger Cluster-Akkord, der sich in einer Art ewigen Kadenz Schritt für Schritt die Klaviatur emporarbeitet, umspielt von Figuren in anderen Stimmen. In der Höhe angekommen, erzeugt er  – fast zwangsläufig – einen Gegenpol in tiefster Tiefe. Doch am Ende scheinen sich die beiden Parteien auf eine glockenreine Terz in der Mitte einigen zu können. Eine Utopie friedlichen Zusammenlebens?

Sofia Gubaidulina

Lionel Rogg

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György Ligeti widmet das Internationale Musikfest in diesem Jahr einen eigenen Schwerpunkt. Immerhin zählt der gebürtige Ungar zu den wichtigsten Komponisten der Nachkriegszeit und lebte und arbeitete gut 30 Jahre lang hier in Hamburg – etwa die Hälfte davon als Professor der Musikhoch-schule. Sein Schaffen zeichnet sich einer-seits durch eine ungeheure Originalität aus, andererseits durch seine Abscheu vor jeglicher Form von Dogmatismus. Mit den ideologischen und ästhetischen Vorgaben von Avantgarde- Kollegen wie Boulez oder Lachenmann wollte er zeitlebens nichts zu tun haben, und er schreckte auch vor Nonsens wie einem Stück für 100 tickende Metronome nicht zurück, um die hehren Erwartungen an die hohe Kunst zu unterlaufen. Auch seine groteske Oper »Le grand macabre«, die kürzlich in der Elbphilharmonie zu erleben war, spricht diese Sprache.

Berühmt wurde Ligeti in den 1960er Jahren mit Klangflächenkompositionen wie »Lux aeterna« oder »Atmosphères«, nicht zuletzt durch deren Verwendung in Stanley Kubricks bahnbrechenden Film »2001: Odyssee im Weltraum«. Darin verzichtete er auf musikalische Parameter wie Rhythmus, Melodie, Harmonie zugunsten des puren Klangs. »Mein ›Lux aeterna‹ evoziert die Vorstellung von Unendlichkeit«, sagte er einmal. »Es erweckt den Eindruck, dass die Musik bereits da war, als wir sie noch nicht hörten, und immer fortdauern wird, auch wenn wir sie nicht mehr hören. So sind Anfang und Ende der Komposition lediglich virtuelle Grenzen einer an sich unendlichen Musik.«

Dieses Prinzip wandte er auch in den drei Orgelwerken an, die er hinterließ: in »Volumina« und den beiden Etüden für Orgel. »Volumina« ist ein einziger amor-pher Klangprozess ohne orientierungsstiftende Zäsuren; ein Bogen, der sich vom Anschalten des Orgelmotors zu Beginn bis zum Abschalten am Ende spannt, wenn die Musik ins Nichts entschwebt. Ligeti zog dafür spieltechnisch radikal

neue Register, die bis dahin in keinem Orgelhandbuch zu finden gewesen waren  – etwa Cluster, die mit den Unterarmen gespielt werden. Um Reichtum und Wirkung dieses Klangkaleidoskops noch zu potenzieren, drosselt Ligeti zwischen-zeitlich sogar die Pfeifenluftzufuhr. Heute gilt das Stück als Meisterwerk, doch bei der Uraufführung 1962 verursachte es einen veritablen Skandal – zumal bei den ersten Proben in Göteborg wegen zahlreicher durchgebrannter Sicherungen fast die Orgel in Rauch aufgegangen wäre. Keine Angst: Bei der Elbphilharmonie- Orgel wurde die Luftsteuerung von vornherein eingeplant, um dieses Werk hier spielen zu können.

Die beiden Etüden fallen akustisch ganz unterschiedlich aus: Das ruhige »Har- monies« besteht aus einer Reihe zehnstimmiger Akkorde, die zu einer einzigen amorphen Klangwolke verschwimmen. »Coulée« (Strom, Fließen) dagegen vibriert vor schnell zu spielenden Achteln – ein klangliches Tremolo wie der Flügelschlag eines Kolibris, das in Struktur und harmonischer Fortschreitung immer neue Formen nimmt.

Bronius Kutavičius ist, obwohl hierzulande wohl weitgehend unbekannt, eine feste Größe der litauischen Musikszene, die auch die künstlerische Identität von Iveta Apkalna geprägt hat. Widmete er sich während seines Studiums in Vilnius in den 1960er Jahren noch Avantgarde-Strömungen wie der seriellen Musik

(basierend auf Arnold Schönberg) oder der Aleatorik (hauptsächlich von John Cage entwi-ckelt), wandte er sich später eher der geprägten Minimal Music zu, die auf dem Wiederholen sogenannter Patterns beruht, kleinteiliger Motive, die sich mit der Zeit leicht gegeneinander ver-schieben. Er schuf Werke in fast allen musikali-schen Formen, von der Kammermusik bis zum großen Oratorium und Oper. Mit zahlreichen Musikpreisen und Orden ausgeichnet, lehrt er seit den 90er Jahren als Professor für Komposition an der Musik akademie Litauens.

Mit seiner Orgelsonate »Ad Patres« – von der es übrigens auch eine vierhändige Fassung gibt –

György Ligeti

Bronius Kutavičius

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bezog er sich seinerseits auf einen musikalischen Vorgänger: Mikalojus Čiurlionis (1875–1911), der heute als litauischer Nationalkomponist gilt. Verblüffenderweise war der Spätromantiker nicht nur ein äußerst origineller Komponist, sondern auch als Maler aktiv. Viele seiner Bilder tragen musikalische Bezeichnungen wie »Allegro« und sind überdies zu Zyklen arrangiert. Das gilt auch für die Reihe »Begräbnissinfonie«, die sieben symbolistische Bilder vereint. Sie zeigen in extremen Farbkontrasten düstere Trauerzüge, die sich auf die am Horizont versinkende Sonne zubewegen, und sogar einen auf einem Sarg reitender Tod in Gestalt eines Skeletts mit Sense. Entsprechend intensiv und ausdrucksstark ist auch Kutavičius Musik formuliert.

Den Schlusspunkt bildet das musikalische »Gebet« von Aivars Kalējs. Er ist nicht nur einer der wichtigsten Organisten Lettlands, sondern auch ein lang jähriger väterlicher Freund und Kollege von Iveta Apkalna. Kalējs ist sowohl an der Neuen Kirche St. Gertrud als auch am Dom zu Riga tätig, dem unangefochtenen Mittel-punkt der lettischen Kirchenmusik. Diese große Tradition fortzuschreiben war und ist sein Anliegen. Über die Jahre hat er mit den größten Musikern des Landes zusammengearbeitet und gut 100 Werke komponiert, die meisten für Orgel. In ihnen wird Kalējs’ Überzeugung deutlich, dass Musik stets ein religiöser Kern innewohnt, dass in ihrer Un-Greifbarkeit ein Schlüssel zur Transzendenz verbor-gen liegt. Das gilt auch für sein »Gebet« aus dem Jahr 2001. Es handelt sich dabei nicht um eine kontemplative Andacht, sondern um eine intensive, im Mittelteil geradezu aufwühlende Zwiesprache mit Gott. CLEMENS MATUSCHEK

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Die lettische Organistin Iveta Apkalna hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Glanz der Orgel auch jenseits von Kirchenmauern in den großen Konzert sälen erstrahlen zu lassen. Als Titularorganistin der Elbphilharmonie-Orgel ist sie dem Konzerthaus auf besondere Weise verbunden. Sie gibt dem Instrument ein Gesicht, hat die Einspielphase betreut und nimmt in zahlreichen Konzerten – ob solistisch oder mit Orchester – selbst am Orgeltisch Platz. So war sie bereits an den Eröffnungskonzerten im Januar 2017 beteiligt, gab kurz darauf den ersten Soloabend an der Orgel im Großen Saal und brachte hier mit dem Royal Concert-gebouw Orchestra Amsterdam Peter Eötvös’ für die Elbphilharmonie konzipiertes Auftragswerk »Multiversum« zur Uraufführung. Zudem hat sie unter dem Titel »Light & Dark« die erste CD an der Elbphilharmonie Orgel eingespielt.

Iveta Apkalna zählt zu den führenden Organisten weltweit und konzertiert in den wichtigsten Konzertsälen mit so renommierten Orchestern wie den Berliner Phil - harmonikern, dem Los Angeles Philharmonic und dem Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia unter Dirigenten wie Kent Nagano, Andris Nelsons und Sir Antonio Pappano. In der aktuellen Saison tourte sie mit dem Symphonie-orchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Mariss Jansons. Jüngst gastierte sie mit einem Soloabend in der Walt Disney Hall in Los Angeles; bereits im vergangenen Sommer gab sie ihr Debüt bei den BBC Proms in der Londoner Royal Albert Hall. Im Rahmen der Eröffnung des National Kaohsiung Center for the Arts in Taiwan weihte sie die dortige neue Klais-Orgel ein. Sie tritt regelmäßig mit dem Lettischen National orchester und Gidon Kremers Kremerata Baltica auf.

Ihre internationale Anerkennung schlägt sich in zahlreichen Ehrungen nieder. Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum der Republik Lettland wurde Iveta Apkalna für ihre besonderen Verdienste der Drei-Sterne-Orden durch den Präsidenten verliehen – die höchste staatliche Auszeichnung des Landes. Ebenfalls 2018 erhielt sie mit dem Latvian Grand Music Award in den Kategorien »Musikerin des Jahres« sowie »Konzert des Jahres« die höchste Auszeichnung Lettlands im Bereich Musik. Außerdem wurde sie mit dem Excellence Award in Culture 2015 des lettischen Kulturministeriums ausgezeichnet und zur Kultur-botschafterin Lettlands ernannt. Als erste Organistin wurde sie 2005 mit dem Echo Klassik als »Instrumentalistin des Jahres« ausgezeichnet.

Iveta Apkalna wird von der lettischen Designerin Evija Dāboliņa eingekleidet.

IVETA APKALNA

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Die Grafik zeigt einen Blick in die Orgel, der im Saal so nicht möglich ist: Weite Teile sind durch den sogenannten Pros-pekt verdeckt, der sich aus den größten Metallpfeifen zusammensetzt. Man darf sie sogar anfassen, weil sie mit einem speziellen Lack versehen sind, der keine Finger abdrücke annimmt. Zudem sind die »Münder« der Pfeifen nach hinten gedreht, damit nichts hineinfallen kann.

 1  WindversorgungVier große Gebläse mit Elektro motoren bil-den die Lunge der Orgel. Die Luft wird auf den benötigten Druck reguliert und durch hölzerne Kanäle zu den Pfeifen geführt.

 2  SpieltischHier (oder am mobilen, elektronisch ver-bundenen Duplikat auf der Bühne) nimmt der Organist Platz. Jeder Klaviatur – vier Manuale für die Hände und Pedale für die Füße – sind bestimmte Pfeifenreihen zu-geordnet. Jede Reihe bildet ein Register mit einer individuellen Klangfarbe; Grup-pen von Reihen werden »Werke« genannt.

3  ChorwerkDie Pfeifen des Chorwerks werden vom untersten Manual gespielt. Sie stehen in einem großen Kasten mit Türen, die über ein Fußpedal geöffnet und geschlossen werden können, um die Lautstärke zu vari-ieren. Chorwerk heißt es, weil es sich gut für die Begleitung eines Chores eignet.

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 4  HauptwerkDas klangliche Rückgrat der Orgel. Hier entstehen ihre Haupt-Klangfarben. Ge-spielt wird es auf dem zweiten Manual von unten.

 5  SchwellwerkWie das Chorwerk ist auch dieses Werk »schwellbar«. Gespielt wird es auf dem zweiten Manual von oben. Hier stehen viele Register, die einen sinfonischen Klang erzeugen und sich sowohl sehr laut wie auch ganz leise spielen lassen.

 6  SolowerkGespielt vom obersten Manual, enthält das Solowerk außergewöhnliche Klangfarben und einige sehr laute Register, die sich für hervorgehobene melodische Linien eignen.

7  GroßpedalWird über die Pedale mit den Füßen ge-spielt. Da hier die tiefsten Töne produziert werden, stehen hier auch die längsten und dicksten Pfeifen – darunter die größte Pfeife der Orgel, über zehn Meter lang.

 8  FernwerkDie Pfeifen des Fernwerks stehen im run-den Klang reflektor, der mittig über der Bühne hängt, und erzeugen daher einen anderen räumlichen Klang als die anderen Werke. Es kann von jedem Manual im Spieltisch bedient werden.

DIE ORGEL

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4.765 PfeifenDie Orgel der Elbphilharmonie ist ca. 15 × 15 Meter groß und wiegt etwa 25 Tonnen. Sie besteht aus 4.765 Pfeifen, deren Länge von gerade einem Zentimeter bis zu zehn Metern reicht. Sowohl in der Tiefe als auch in der Höhe kann die Orgel damit Töne an der Grenze des Hörbaren erzeugen; besonders in der Tiefe kann man sie mehr fühlen als hören. 380 Pfeifen sind aus Holz gefertigt, die übrigen aus unterschiedlichen Zinnlegierungen. Pro Minute rauschen bis zu 180 Kubikmeter Wind hindurch – das Volumen einer 60-Quadrat-meter-Wohnung mit drei Meter hohen Decken. Insgesamt haben an dem Instrument 45 Orgelbauer über 25.000 Stunden gearbei-tet. Hier eine Liste aller Pfeifenregister. Jedem Register entspricht ein Schalter am Spieltisch.

Bei den rechts genannten Zahlen handelt es sich um die im Orgelbau üblichen Maße in »Fuß«, die jeweils die Länge der längsten Pfeife (also des tiefsten Tones) im Register angeben. Ein Fuß entspricht ca. 32 cm.

Chorwerk C-c4schwellbar, 8’/4’ ausgebaut bis c5

Konzertflöte 8’Quintaton 8’Bordun 8’Viola 8’Vox angelica 8’Zauberflöte 4’Violine 4’Quintflöte 2 2/3’Piccolo 2’Terzflöte 1 3/5’Larigot 1 1/3’Septime 1 1/7’Harmonia aetheria IV 2 2/3’Orchesterclarinette 8’Corno di Bassetto 8’Tremulant

Hauptwerk C-c4

Principal 16’Principal major 8’Principal minor 8’Geigenprincipal 8’Flaut major 8’Bordun 8’Octave 4’Blockflöte 4Quinte 2 2/3’Octave 2’Cornett V 8’Mixtur IV 2’Trompete 16’Trompete I 8’Trompete II 8’Tremulant

Schwellwerk C-c4

Bordun 16’Diapason 8’Harmonieflöte 8’Rohrflöte 8’

Viola di Gamba 8’Vox coelestis 8’Principal 4’Traversflöte 4’Doublette 2’Nonencornett VI 2 2/3’Mixtur IV 1 1/3’Bombarde 16’Trompete 8’Hautbois 8’Vox humana 8’Tremulant

Solowerk C-c4

Claribel 8’Stentorgambe 8’Horn 8’Bombard Tuba 16’Tuba mirabilis 8’

Fernwerk C-c4

im Reflektor

Seraphonflöte 8’Seraphonflöte 4’Stentorklarinette 16’Stentorklarinette 8’

Pedal C-g1

Flöte 32’Untersatz 32’Principal 16’Flöte 16’Subbass 16’Violon 16’Octavbass 8’Cello 8’Gedecktbass 8’Octave 4’Mixtur IV 2 2/3’Contra Posaune 32’Trombone 16’Posaune 16’Trompete 8’

KoppelnChorwerk SubkoppelChorwerk SuperkoppelChorwerk Äquallage abSchwellwerk an ChorwerkSolowerk an ChorwerkChorwerk an HauptwerkSchwellwerk an HauptwerkSolowerk an HauptwerkSchwellwerk SubkoppelSchwellwerk SuperkoppelSchwellwerk Äquallage abSolowerk an SchwellwerkSolowerk SubkoppelSolowerk SuperkoppelSolowerk Äquallage abFernwerk SubkoppelFernwerk SuperkoppelFernwerk Äquallage abFernwerk an ChorwerkFernwerk an HauptwerkFernwerk an SchwellwerkFernwerk an SolowerkChorwerk an PedalHauptwerk an PedalSchwellwerk an PedalSolowerk an PedalSuper Solowerk an PedalFernwerk an PedalPedal Superkoppel

Blick ins Innere der Elbphilharmonie-Orgel

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Als Titularorganistin der Elbphilharmonie kehrt Iveta Apkalna in der kommenden Spielzeit mehrfach nach Hamburg zurück – davon einmal im Rahmen der vier-teiligen Reihe »Orgel pur«, die weitere hochkarätige Interpreten präsentiert. Eröffnet wird die Orgel- Saison allerdings mit einem Sonderkonzert: mit der achtstündigen (!) Orgelsinfonie Nr. 2 von Kaikhosru Sorabji (Foto), in der sich der britische Komponist mit seinen indischen Wurzeln, der Religion der Parsen/Zoroastrier und Kollegen wie Busoni und Skrjabin auseinandersetzte. Die Aufführung in der Elbphil-harmonie übernimmt der britische Virtuose Kevin Bowyer – er ist weltweit einer der wenigen, die dieses XXL- Sound erlebnis auf die Bühne bringen können.

Tickets ab 20. Juni unter www.elbphilharmonie.de

DIE ORGEL DER ELBPHILHARMONIEAuch in der nächsten Saison werden wieder alle Register gezogen. Auftakt ist das »Sorabji Projekt« am So, 15. September 2019.

TIPP

ImpressumHerausgeber: Internationales Musikfest Hamburg c/o HamburgMusik gGmbH Geschäftsführung: Christoph Lieben-Seutter (Generalintendant), Jochen Margedant

Redaktion: Clemens Matuschek, Simon Chlosta, François Kremer, Laura Etspüler Lektorat: Reinhard HellingGestaltung: breeder typo – alatur, musialczyk, reitemeyerDruck: flyer-druck.de

Anzeigenvertretung: Antje Sievert, +49 40 45069803, [email protected]

Bildnachweis

Lionel Rogg (unbezeichnet); Sofia Gubaidulina (PriskaKetterer); György Ligeti (Maria Austria); Bronius Kutavičius (Dmitry Matveyev); Mikalojus Čiurlionis: Begräbnissinfonie Nr. 3 (M. K. Čiurlionis National Museum of Art, Kaunas); Iveta Apkalna (Peter Hundert); Orgelpfeifen (Maxim Schulz); Orgeldetail (Peter Hundert); Kaikhosru Sorabji (The Sorabji Archive)

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dem Hauptförderer

dem Förderkreis Internationales Musikfest Hamburg

Jürgen AbrahamErica ArenholdIngeborg Pr inzess in zu Schleswig-Holste inund Nikolaus BroschekAnnegret und Claus-G. BudelmannChrista und Alber t Bül lB i rg i t Ger lachMichael Haent jesErnst Peter KomrowskiSabine und Dr. K laus LandryMarion MeyenburgBirg i t t und Lei f Ni lssonZai und Edgar E . Nordmann

Christ iane und Dr. Lutz PetersÄnne und Hartmut P le i tzMartha Pulvermacher St i f tungGabr ie le und Peter SchwartzkopffMargaret und Jochen SpethmannBirg i t Steenholdt-Schüttund Hert igk DiefenbachProf. Dr. Volker Ste inkrausSarah Ann und Eggert VoscherauAnja und Dr. Fred WendtHi ldegard und Franz Günter WolfConstanze und Chr ist ian Wriedt

sowie weiteren Förderern , d ie n icht genannt werden möchten.

den Förderern dem Partner

WIR DANKEN

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