Jack Wolfskin - 15 Tage Deutschland

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1 5 Tage Deutschland Abenteuer-Reise durch’s eigene Land

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Abenteuer-Reise durch's eigene Land

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15Tage Deutschland

Abenteuer-Reise durch’s eigene Land

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Jens Steingässer – 35 Jahre, Fotograf und Fotojournalist. Als absoluter Optimist verbindet Jens seine Leidenschaften Reisen und Outdoor-Sport mit seinem Beruf und erkundet auch mit vier Kindern im Schlepptau nahe und ferne Reiseziele, ohne sich von kleinen und mittelgroßen Hürden abschrecken zu lassen.

Jana Steingässer –34 Jahre, Ethnologin, Texterin, und Autorin. Seit 15 Jahren erkundet sie mit Jens und den Kindern die Welt, gerne auf Umwegen und Nebenstrecken, zu Fuß, auf dem Pferderücken, per Fahrrad. Dabei ist sie immer wieder fasziniert vom Exotischen, dass ihr nicht nur in der Ferne sonder auch direkt vor der Haustür begegnet.

Wir sind schon viel gereist: durch Australien und Neuseeland, Indien, Nepal und Tibet, durch mehrere ostafrikanische Länder und in den südamerikanischen Anden. Einer Herausforderung haben wir uns aber lange nicht stellen wollen: einer Reise durch Deutschland.

Irgendwie erschien uns unsere Heimat in ihrer Alltäglichkeit zu fern von dem, was wir uns für unsere Reisen bisher gewünscht hatten. Aber mit vier Kindern und einem Hund mit viel Bewegungsdrang ist eine Reise um die Welt logistisch ganz schön schwer durchzuführen. Und so kam immer häufiger die Frage bei uns auf: warum erkunden wir nicht doch endlich mal das, was vor unserer Haustür liegt. In der Hoffnung, unser Bild von Deutschland auf einer Reise revidieren und „entstauben“ zu können, brachen wir in den Sommerferien auf – ein ziemlich bunter Haufen, der sich in einem 50 Jahre alten Feuerwehbus auf die Reise begibt. Zum Glück konnten wir Paula (11) gerade noch davon abhalten, ihr zahmes Huhn Emma mitzunehmen ...

Ein ziemlich

bunterHaufen

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Paula Steingässer – 11 Jahre, streift gerne mit Hund und Pferd durch den Odenwald oder sitzt lesend mit ihren Hühnern im Baumhaus. Paula reiste mit ihren Eltern bereits zwei Jahre durch Australien. Ihre liebste Reiseerinnerung: in Thailand auf Jens‘ Trekkingrucksack aufwachen und im Morgengrauen beim Warten auf die Fähre Bananen-Pancakes essen.

Mio Steingässer – 4 Jahre. Findet im Garten und auf dem Hof immer etwas, woran er „arbeiten“ kann – und das mit Engelsgeduld. Sein großer Wunsch: mit seiner Familie nach Südafrika reisen und später mal einen eigenen Bauernhof zu haben. Mio erkundet gerne mit Fernglas und Lupenbecher seine Umgebung – und dann schlafen schon auch mal Ohren-zwicker, Raupen oder Käfer im Terrarium neben seinem Bett.

Hannah Steingässer – 3 Jahre, der Wirbelwind der Familie. Sie schaukelt gerne wild und ausgiebig – weil es so schön im Bauch kitzelt. Und später will sie nach Bora-Bora ziehen und ein zahmes Sunda-Plumplori mitnehmen – weil das so schön klingt.

Frieda Steingässer – 9 Monate, unser ruhiger Pol. Je stärker ihr Bewegungsdrang wird, umso intensiver erkundet sie mit allen Sinnen die Umgebung. Besonders gerne streicht sie mit ihren Fingern durch dichtes Gras oder testet, wie Blätter, Schnecken, Sand oder Grashalme schmecken.

Oscar – 8 Jahre, Bordercollie-MischlingWenn die Familie einmal Gefahr läuft, sich in die verschiedenen Himmelsrichtungen zu zerstreuen, weil Paula Blaubeeren sammeln, Mio eine Blindschleiche beobachten und Hannah Rad fahren will, dann treibt Oscar alle wieder zusammen.

Ein ziemlich

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Abenteuer vor unserer Haustür

1erster Tag

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Es ist immer wieder faszinierend, wie viel Ausrüstung man benötigt, wenn man mit Kindern verreist. Zum Glück bietet unser Feuerwehrbus ja genug Stauraum, wo Zelt, Schlafsäcke, Isomatten, Kleidung und Schuhe für alle Wetterlagen untergebracht werden können. Bis zu unserem ersten Stop, die Fränkische Schweiz, sind es gerade mal 300 Kilometer – trotzdem brauchen wir gute sechs Stunden: unser Bus fährt maximal 70 Km/h, und wenn wir gerade wieder auf der Piste sind will Mio pinkeln oder Hannah fällt ein, dass sie ihre Sandalen am Rastplatz liegengelassen hat.

Als wir in der Bärenschlucht ankommen, warten bereits Katja und Basti mit ihren Kindern Lotta (4) und Jori (1) auf uns – wir haben uns hier für ein paar Tage verabredet. Aber erstmal trauen sich Mio und Hannah gar nicht aus dem Auto, weil sie nicht sicher sind, ob hier noch ein paar Zottelpelze durch die Gegend ziehen und ihnen auflauern. Zugegeben: es sind schon ganz schön „wild“ hier aus – kein Wunder, dass die kindliche Phantasie da mit Mio und Hannah durchgeht. In der Karstlandschaft der Fränkischen Schweiz mit ihren tief in die Kalkfelsen eingeschnittenen Flusstälern, den kargen Hochflächen und dichten Wäldern verbringen wir die ersten Tage unserer Reise.

Wir schlagen unser Zelt direkt am Ufer der Püttlach, einem Nebenfluss der Wiesent, auf. Links und rechts von uns ragen bizarre Felsformationen in die Höhe, und wir erkennen kleine, bunte, sich bewegende Punkte am Gestein:

die Fränkische Schweiz ist ein Kletterparadies. Klar wollen die Kinder auch gleich losklettern. Aber noch während wir das Zelt aufbauen zeihen die ersten dichten Wolken durch die Schlucht und es beginnt, zaghaft zu regen. Also wird das Klettervorhaben verschoben.

Stattdessen waten Paula, Mio und Hannah durch das eiskalte Wasser der Wisent und suchen nach Ammoniten. Schließlich war vor vielen Millionen Jahren, im Weißen Jura, ganz Süddeutschland von einem Meer bedeckt. Und es dauert tatsächlich keine fünf Minuten, da kommt Paula schon mit dem ersten Fossil in der Hand angerannt und präsentiert stolz ihren Fund.

Müde, aber voller Pläne für die kommenden Tage verschwinden Mio und Hannah in der Dämmerung im Zelt und kuscheln sich in ihre Schlafsäcke – bewacht von Oscar, der vom Erkunden der Gegend auch ziemlich platt ist.

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Als wir am Morgen aufwachen, hören wir Regen auf das Zeltdach prasseln. Das hält unsere Kinder aber nicht davon ab, sofort nach Draußen zu stürmen. Mio und Hannah basteln sich Angeln aus Stöcken, Kordel und Weinkorken und setzen sich einträchtig ans Flussufer. Und da der Himmel nicht nach Wetterumschwung aus-sieht beschließen wir, dass Wasseraktivitäten zu diesem Tag passen:

wenn schon nass, dann richtig. Oder besser gesagt: nasser geht eh nicht. Jens, Paula und ich holen die Kajaks vom Dach und pumpen das Schlauchboot auf, das Basti und Kaddi aus ihrem Bus zaubern.

Mio und Hannah lassen natürlich sofort ihre Angeln fallen, ziehen sich ihre Rettungswesten an und helfen Paula und Basti dabei, das Schlauchboot zum Ufer zu schleppen. Von dort aus fahren die Kinder los, an unserem Zeltplatz vorbei bis zu einer dicht bewachsenen Uferböschung mit flachem Ausstieg, wo sie wieder an Land gehen – um das Schlauchboot erneut stromaufwärts zu tragen und ins Wasser zu lassen.

Es ist immer wieder faszinierend zu beobachten, wie wenig es Kinder schert, ob die Sonne scheint, ob es regnet oder schneit: wenn genug Unterhaltsames zu tun ist, macht das Leben Spaß. Bei mittlerweile strömendem Regen lassen sich die Kinder immer noch nicht davon abhalten, die Bärenschlucht zu erkunden, sondern ziehen mit den Rädern los. Wir hören ihre ausgelassenen Stimmen immer wieder von den steilen Felswänden widerhallen – und genießen warmen Kaffe unter unserem Zeltvordach.

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Wir sind ja nicht

aus Zucker- guss ...

2zweiter Tag

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Und Bären gibt’s hier doch!

dritter Tag3

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Der Morgen begrüßt uns mit einigen zaghaften Sonnen- strahlen. Die Gelegenheit nutzen wir und stellen ein leckeres Picknick zusammen. Nach den letzten Regentagen haben wir alle Hummeln im Hintern, und so zieht eine gut gelaunte Meute los, um endlich erste Kletterversuche zu wagen. Wir wandern bergauf durch eine schmale Schlucht, die sich langsam weitet.

In dem dichten Wald entdecken die Kinder kleine Felsen, die sie erkunden. Oscar hat seine Mühe, die Bande zusammen zu halten. Und wir auch. Mio und Hannah haben die Hoffnung, Bären zu sehen, immer noch nicht aufgegeben. Und anscheinend haben die ersten Sonnenstrahlen nach Tagen sie mutig gemacht. Sie durchstreifen den Wald mit Engelsgeduld und ermahnen sich gegenseitig, leise zu sein – ohne Erfolg. Mio ist richtig enttäuscht, dass er noch immer keinen Bären zu Gesicht bekommen hat.

Am Nachmittag wartet Überraschungsbesuch auf uns: Paulas Patenonkel Carsten, seine Frau Nicole und die Kinder Bennet (4) und Johann (1) warten in der Bären-schlucht auf uns. Und zwar mit kompletter Kletterausrüstung im Gepäck. Die beiden haben schon in vielen Ländern ihre Kletterkünste geübt, und Carsten leitet zudem auch noch eine Kletterhalle und gibt Kurse – wie toll, einen solchen Patenonkel zu haben! Aber schon wieder macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung: dicke Wolken bleiben an den Gipfeln der Bärenschlucht hängen und umhüllen sie. Es sieht schon fast ein bisschen dramatisch aus, wie Stück für Stück die Landschaft um uns herum plötzlich im Nebel verschwindet. Und dann regnet es

sich erneut ein. Also müssen wir uns wieder in Geduld üben.

Vor dem Abendessen zieht Mio noch einmal mit seinem Eimer los, um in der Püttlach nach Ammoniten zu suchen – statt mit Fossilien kommt er mit einer Tierkralle zurück – ganz klar: eine Bärenkralle, wie Mio voller Überzeugung feststellt. Die Kinder schlafen zufrieden mit der Gewissheit ein, dass sie zwar keinem lebenden Bär begegnet sind, aber trotzdem einen Beweis ihrer Existenz in der Hand halten.

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Endlich geht es hoch hinaus

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4vierter Tag

Kaddi, Basti, Lotta und Jori verlassen uns wieder und fahren nach München zurück. Und wenn Engel reisen, dann scheint ja bekanntlich die Sonne – zum Glück für uns. Carsten lotst uns nach Plech, wo Paula Kletterübungen an der Plecher Wand machen darf. Trotz Höhenangst traut sie sich erst eine 2er, dann eine 3er Route zu klettern und leckt Blut. Wenn es nach ihr ginge, würden wir noch ein paar Tage hier in Plech verbringen.

Ich laufe mit Frieda im Kinderwagen um die bizarren Felsformationen herum. Es ist schon faszinierend sich vorzustellen, dass dieses Mittelgebirge aus Kalkstein der Überrest von uralten Korallenriffen ist, an denen heute die Nachfahren der Menschenaffen ihre Kletterkünste schulen.

Bei strahlendem Sonnenschein verabschieden wir uns nach einem tollen Klettertag von Carsten, Nicole und den Kindern und freuen uns, dass das erst der Anfang war – denn der hat bei uns allen Lust auf mehr gemacht.

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Schon am morgen ist es so heiß, dass wir alle in der Püttlach Abkühlung suchen. Paula und ich schnappen uns die Kajaks und paddeln stromaufwärts, bis uns die Kräfte ausgehen. Dann kommt die Belohnung: wir lassen uns entspannt Fluss abwärts treiben, bis wir wieder an unserem Zeltlager ankommen.

Während Frieda, Mio und Hannah am Mittag im Zelt Siesta halten, radeln Paula und Jens nach Pottenstein, um uns mit Leckereien für das Abendessen zu versorgen. Nach dem üppigen Regen, den uns dieser Sommer beschert hat, sind die Hochebenen hier richtig grün – ungewöhnlich für diese Jahreszeit.

Die erste sternenklare Nacht nach vielen Tagen genießen wir mit Wassermelone, Chips, Wein und Saft auf dem Dach vom Feuerwehr-bus, drei Meter über dem Boden. Das letzte Licht des Tages taucht die Bärenschlucht in goldenes Licht. Die Wasserratte schwimmt wieder, wie jeden Abend, mit Nistmaterial durch die Wisent und baut fleißig an ihrer Behausung. Da wir am nächsten Tag abreisen beschließt Paula, ein letz-tes Mal das Kajak zu nehmen und das Gewimmel im Schilf aus nächster Nähe zu beobachten. Fast schon ein bisschen wehmütig sitzen Jens und ich also alleine in der Sommernacht und freuen uns auf unsere nächste Etappe und unseren nächsten Besuch – der extra aus Australien anreist, um sich mit uns unserem „Abenteuer Deutschland“ zu stellen.

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Sommer, Sonne, Urlaub!

5fünfter Tag

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Wasser ist ...

zum baden da!

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Wir kommen gerade rechtzeitig am Bahnhof von Bayreuth an, um unseren Freund Eitan aus Perth, Westaustralien, in Empfang zu nehmen. Der ist nach seiner langen Reise zwar ziemlich erschöpft, will es sich aber auch nicht entgehen lassen, wenigstens einmal durch die jahr- hunderte alte Altstadt zu laufen. Bei fast schon australischen Sommertemperaturen laufen wir also vom Bahnhof in die Stadt – und kommen genau bis zum Marktplatz. Als die Kinder die vier Fontänen entdecken, die hier aus dem Brunnen in den blauen Himmel schießen, sind sie nicht mehr zu halten.

Mios Sandalen und Kleider fliegen als erste über den Marktplatz. Paula und Hannah nehmen sich gar nicht erst die Zeit, Kleider und Schuhe loszuwerden sondern rennen in voller Mon-tur ins Wasser, gefolgt von Oscar und Frieda, die gerade das Krabbeln für sich entdeckt hat. Eitan, Jens und ich verdrücken uns in den Schatten, und schauen dem ausgelassenen Treiben zu, das immer mehr Kinder anzieht. Nur mit der Aussicht auf mehr Wasser, auf viel mehr Wasser, können wir unsere Kombo dazu bewegen, nach ein paar Stunden aufzubrechen. Wir fahren dem Meer entgegen. Dem „Thüringer Meer“, wie der größte Stausee Deutschlands, der Bleilochsee an der Saale, genannt wird.

Unser Freund Dieter Glogowski und seine Tochter Maya (10) erwarten uns schon am Seeufer, wo wir unser Lager aufschlagen und im Kerzenschein mit Blick auf die Auenwälder rings herum ein leckeres Abendessen auf dem Campingkocher zusammenstellen. Während wir Gemüse schnipseln packt Eitan seine Ukulele aus. Er hat sich vor- genommen, uns in den kommenden zwei Wochen die heimliche australische Nationalhymne, „Walzing Mathilda“, so oft vorzuspielen, bis wir sie im Schlaf singen können. Der Abend ist so schön, dass wir viel zu spät ins Bett kommen – aber warum auch nicht!

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Heute ist Strandtag angesagt. Mit den Kajaks, dem Schlauchboot, Luftmat-ratzen und Schwimmreifen erkunden wir das „Thüringer Meer“. Paula und ich paddeln zu den steilen Felsmauern am gegenüberliegenden Ufer. Auf Felsvorsprüngen nisten hier Vögel, die uns aus sicherer Entfernung beobachten. Währenddessen macht Jens in Ufernähe erste Paddelübungen mit Mio, Hannah und sogar Frieda, der Wasserratte der Familie.

Am Nachmittag zieht eine Gewitterfront auf uns zu. Während wir unsere Unterkünfte Sturm – und regensicher machen liegen Paula und Maya mit Oscar im Gras und lassen sich den Wind um die Nase pfeifen. Der wird allerdings bald so stark, dass wir uns fast dagegen lehnen können, ohne umzufallen. Mit den ersten dicken Regentropfen verziehen wir uns ins Zelt und spielen Karten, bis den Kindern die Augen zufallen.

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Ein Tag am Meer

7siebter Tag

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Die Auenwälder um die Saale sind heute unser Ziel. Wir packen uns und die Kinder regendicht ein und überreden Oscar, auch bei Regen einen Ausflug mit uns zu machen. Als Grieche ist ihm nasses Gras unter den Pfoten nicht geheuer, aber die Sonne will sich diesen Sommer in unseren Breitengraden einfach nicht oft blicken lassen.

Den Kindern fällt gleich auf, wie intensiv der Wald riecht, wenn er nass ist: pilzig, moosig, nach Erde und Blät-tern. Am allermeisten freut sich aber Frieda über die Re-gentropfen, die ihr unaufhörlich von der Kapuze aus übers Gesicht rollen – und die sie mit der Zungenspitze auffängt.

Als wir am Abend endlich wieder in unseren kuscheligen Schlafsäcken liegen, kommt ein Anruf von unserer Freundin Neli: „Kommt doch nach Berlin. Hier ist genug Platz!“. Ob sie ahnt, worauf sie sich da einlässt?

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„ ... der Wald ist uns zu grün (na ja – zu nass) – dann fahren wir nach Berlin ...“

8achter Tag

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Stadt satt9neunter Tag

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Mit vier Kindern und Hund nach Berlin – ob das eine gute Idee ist? Paula ist sofort hellauf begeistert. Sie will unbedingt ins Pergamon-Museum gehen und sich das Markttor von Milet und den Pergamon-Altar ansehen. Mio und Hannah sind mindestens genauso begeistert und beglücken uns die nächsten Stunden in Stereo mit ihrem Dauerbrenner „Ich kenn nen Witz vom Onkel Fritz, den darf ich nicht verraten, sonst...“ – na ja, das Ganze endet in Berlin – und das ist für unsere Kleinsten schon Grund genug, die Hauptstadt unter die Lupe zu nehmen.

Neli hat uns einen tollen Unterschlupf organisiert, in dem wir das mittlerweile doch sehr nasse Zelt mal trocknen können: in einem Atelier im Berliner Stadtteil Wedding kommen wir für die nächsten Tage unter. Oscar findet es ganz offensichtlich toll, mal wieder trockenen Boden unter den Pfoten zu haben – aber nicht lange, denn wir sind ja hier, um die Stadt zu erkunden.

Also drehen wir bei Dauerregen eine Runde durch das Großstadtviertel, vorbei an unzähligen Dönerbuden, bunt besprühten Häusern und Galerien. Paula, Mio und Hannah sind die Dimensionen dieser Stadt nicht ganz geheuer – und sie freuen sich, als sie in einem kleinen Park Bäume sehen, auf die sie klettern können. Richtig erleichtert ist allerdings Oscar – so viel Beton ohne Grün dazwischen, wo man sich kurz niederlassen kann, das ist schon eine Herausforderung für unseren Feld-Wald-Wiesenhund.

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Wie kann man eine Stadt mit so viel Wasser besser erkunden als vom Wasser aus? Berlin hat mehr Brücken als Venedig, Amsterdam und Kopenhagen zusammen. Einige überqueren wir zu Fuß - dann finden wir einen Dampfer, der uns dann zwei Stunden gemütlich auf der Spree zu den Sehenswürdigkeiten Berlins schippert. Wir passieren die Museumsinsel, den Berliner Dom und das ältes-te Wohngebiet Berlins: das Nikolaiviertel mit der gleichnamigen Nikolaikirche, am östliche Ufer der Spree. Dann folgen Reichstag, Regierungsviertel und das Bundes-kanzleramt und das Schloss Bellevue. Paula findet es toll, all die Gebäude, die sie sonst nur aus den Nachrichten kennt, „live“ zu sehen. Mio und Hannah faszinieren dagegen mehr die Brücken, unter denen sich unser Spreedampfer durchschiebt, und die sie von ihren Sitzen aus zu berühren versuchen.

Je mehr wir die Stadt erlaufen, desto ungläubiger sind unsere Kinder: wie kann eine einzige Stadt so groß sein? Und ein Stadtpark, der Tiergarten, noch größer als der ganze Ort, in dem wir leben? Und überhaupt: wo um alles in der Welt kommen diese ganzen Menschen her, und was machen die in Berlin?

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Ahoi!

10zehnter Tag

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Wenn schon Berlin, dann richtig! Wir haben heute das Brandenburger Tor und den Reichstag auf dem Programm stehen. Paula und Eitan, unser australischer Freund, packen auf der Wiese vor dem Reichstagsgebäude die Aquarellfarben aus und malen unter den neugierigen Augen einiger Zuschauer.

Mio ist hoch erfreut, als er nach vielen U-Bahnfahrten und der Sightseeingtour der letzten Tagen mal wieder die Gelegenheit bekommt, auf einer großen Grünfläche zu toben und auf Bäume zu klettern. Immer dicht gefolgt von Oscar, der es hier nicht gerade leicht hat, in einer solchen Menschenansammlung seine Herde zusammenzuhalten.

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Gras unter

den Füßen11elfter Tag

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Wasser, Wasser, noch mehr Wasser... Es regnet schon wieder in Strömen. Wasserdicht verpackt von Kopf bis Fuß ziehen wir los, um die Museums-insel zu erkunden. Vor dem Pergamonmuseum müssen wir feststellen, dass wir nicht die Einzigen sind, die an einem Regentag auf die gleiche Idee gekommen sind. Aber manchmal ist es auch von Vorteil, wenn die Kinder ungeduldig und nörgelig werden: wir dürfen die Schlange der Wartenden hinter uns lassen und sind viel schneller im Trockenen, als erwartet.

Selbst Mio und Hannah sind von den Rekonstruktionen des Pergamon-altars, des Markttors von Milet und des Ischtar-Tors begeistert. Frieda nutzt die ebene Rennstrecke an der Prozessionsstraße von Babylon und macht Krabbelübungen zwischen den Beinen der Besucher hindurch.

Während Paula und ich uns noch staunend die unbeschreiblich schöne Nofretete im Neuen Museum anschauen, spendiert Jens dem Rest der Bande Pommes mit Ketchup und Eis auf der Brücke am Museumsufer, zwischen fliegenden Buchverkäufern und knöcheltiefen Pfützen. Wie immer sind die Regengüsse den Kindern vollkommen egal:

Pommes mit Eis, Eis mit Ketchup und Pommes mit Ketchup und Eis schmeckt immer, überall und bei jeder Wetterlage.

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12 zwölfter Tag

Krabbelübungen

in Babylon

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Dass eine Mauer durch eine Stadt gezogen wurde, die Men-schen abgeriegelt hat von Freunden, Verwandten und dem Rest der Welt – das ist für uns Alle schwer zu verstehen, für die Kinder ist es rich-tig unvorstellbar. Als wir uns die Mauerspuren an der Bernauer Straße ansehen, wollen sie es genau wissen und blicken durch die hauchdün-nen Ritzen zwischen den Sperrelementen, hinter denen Todesstreifen, Postenweg, Peitschenlampen und Hinterlandmauer erkennbar sind. Mio und Hannah verschonen wir noch etwas mit der Wahrheit, Paula dagegen schaut sich die Fotodokumentation ganz genau an und erahnt die Dimensionen der unmenschlichen Vorgehensweise beim Mauerbau.

Nach so viel schwerer Kost beschließen wir, uns in das bunte Berliner Treiben zu mischen. Und wo geht das schöner als auf den vielen Flohmärkten. Mio verbringt eine geschlagene Stunde damit, aus einer randvoll gefüllten Kiste mit Bleisatzbuchstaben seinen Namen herauszusuchen. Obwohl unser Bus ohnehin schon viel zu vollgestopft ist, werden wir hier alle fündig und tragen stolz unsere Schätze nach Hause.

Am Abend halten wir bei Kerzenlicht und heißem Tee (im Juli!) Familienrat. Die Kinder haben Heimweh, und wir sehnen uns nach etwas mehr Ruhe abseits vom Großstadt-trubel. Aber soll Berlin jetzt schon der Abschluss unserer ersten Deutschland-Entdeckungsreise sein? Irgendwie passt das nicht. Wir wollen es noch mal so richtig grün haben, ganz ruhig und gemütlich, mit viel Natur und wenig Menschen.

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Die Spuren der Vergangenheit

13 dreizehnter Tag

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Im verschiedene-Wünsche-miteinander-verbinden sind wir geübt. Die Kinder wollen heim, ich will noch ein paar Urlaubstage im Grünen erleben, Paula sehnt sich nach ihrem Islandpferd, Jens will Mountain-bike fahren. Also fahren wir nach Hause, aber nicht ganz. Nur zwanzig Minuten von unserem Haus entfernt liegt das Felsenmeer im Odenwälder Lautertal. Wir nehmen Abschied von unserer Hauptstadt und machen uns auf den langen Weg in den Odenwald.

Nach der langen Sitzerei im Bus haben wir alle enormen Bewegungs-drang, als wir am Felsenmeer ankommen. Also bepacken wir die Rucksäcke mit Essen, Schlafsäcken, Taschenlampen und der Ukulele und tauchen unter, im Meer aus Felsen.

Als es dunkel wird und die Kinder schläfrig sind suchen wir uns einen „Schlafstein“ aus. Ich erzähle in der Dämmerung die Legende der zwei Riesen Steinbeißer und Felshocker, die hier vor langer Zeit, die beim Spielen mit den gigantischen Felskugeln in Streit gerieten, unter Fels-brocken begraben wurden und dort noch immer schlummern. Die Kinder sind so leise, wie sie nur können, um das Schnarchen der Riesen zu hören – und Hannah schläft auf ihrem Felsenbett ein.

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14 vierzehnter Tag

„Berlin ist uns

zu groß, da ...“

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15 fünfzehnter Tag

Wir machen uns die Welt, wie sie uns gefällt!

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Paula ist die Erste, die am Morgen erwacht. Mit ihrem Mountainbike macht sie sich auf den Weg durch das Felsenmeer. Sie hat sich vorge-nommen, mit frischen Brötchen und ihrem Pferd, dass sie unterwegs einsammelt, pünktlich zum Frühstück zurück zu sein.

Gleich nach dem Anziehen erkunden wir in strahlendem Sonnenschein das Gewimmel einer Streuobstwiese: Käfer, Bienen, Hummeln und neugierige Grashüpfer, die sich ganz besonders für Mios Hemd interessieren. Aber Mio und Hannah wollen unbedingt wieder klettern gehen – also packen wir unser Frühstück zusammen und ziehen los in das Felsenmeer, wo Paula und ihr Pferd Fjalladis kurz nach uns eintreffen.

Heute gibt es für Jeden Etwas: Frieda erkundet den Mikrokosmos auf dem Waldboden, Mio und Hannah werden zu Gipfelstürmern, Paula dreht eine Runde auf dem Pferderücken, Jens geht radeln und wagt sich auch mal aufs Pferd, Eitan er-weitert das Aquarell-Tagebuch seiner Deutschlandreise um ein weiteres Werk– und ich lehne mich zurück und übe so lange „Waltzing Mathilda“ auf der Ukulele, bis selbst unser Australier damit zufrieden ist.

Die Kinder sind trotz eines „wilden Tages“ an der frischen Luft nicht kleinzukriegen und toben noch bis zur Dämmerung im Wald – aber irgendwann herrscht Ruhe. Absolute Ruhe. Kein Auto ist zu hören, keine Menschenmassen, die uns den Schlaf rauben. Wieder einmal setzen Jens und ich uns auf die Dachveranda vom Feuerwehrbus und trinken einen Wein. Wie bestellt taucht ein voller, runder Mond zwischen den Bäumen auf. Ganz ganz weit weg sehen wir die Flugzeuge am Frankfurter Flughafen starten und landen – kleine, leuchtende Punkte, die in die weite Welt fliegen, um in anderen Ländern zu landen. Das ist ein gutes Stichwort – wir ziehen ein Resu-mee: Warum unbedingt in die Ferne schweifen, wenn das, was wir uns sehnlichst wünschen, direkt vor der Tür liegt? Gigantisch schöne Natur, riesige Wälder, rauschende Flüsse, Gebirge, windgepeitschte Küsten – zum wandern, paddeln, Rad fahren, reiten oder einfach faul genießen. Sicher wird es uns auch wieder in die Ferne ziehen, aber für die nächsten Reisen steht fest: das war nur ein kleiner Anfang von unserem ganz persönlichen Abenteuer Deutschland.

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