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Jahrbuch2003 Die deutsche Versicherungswirtschaft Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.

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Jahrbuch2003Die deutsche Versicherungswirtschaft

Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.

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Bildnachweis:Frieder Blickle, Hamburg

ISSN-0722-1118

Redaktion: Hans Geldmacher und Stephan GelhausenRedaktionsschluss: 24.Oktober 2003

Jahrbuch2003Die deutsche Versicherungswirtschaft

Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.

Versicherungswirtschaft 2003 auf einen Blick

Versicherungswirtschaft 2003 auf einen Blick

Angaben für 2003 geschätzt; Vorjahr in Klammern, teilweise vorläufig

Beitragsaufkommen1) GDV-Mitglieder 146,9 (141,3) Milliarden Euro

Beitragszunahme 3,9 (4,4) Prozent

Beiträge1) je Einwohner 1 779 (1 712) Euro

Beiträge der Privathaushalte 110,2 (106,0) Milliarden Euro

Beitragszahlung je Haushalt 2 846 (2 738) Euro

Beitragszahlung je Einwohner 1 334 (1 284) Euro

Versicherungsleistungen (GDV-Mitglieder) 143,1 (144,8) Milliarden Euro

Lebensversicherung 75,4 (74,8) Milliarden Euro

Private Krankenversicherung 25,5 (25,2) Milliarden Euro

Kraftfahrtversicherung 20,0 (20,4) Milliarden Euro

Versicherungsfälle rund 50 Millionen

Versicherungsverträge und -risiken etwa 482 Millionen

Arbeitnehmer2) einschl. Auszubildende 302 800

bei Versicherungsunternehmen 248 100

im Versicherungsvermittlergewerbe3) 54 700

Selbstständiger Versicherungsaußendienst 407 000

selbstständige hauptberufliche Vertreter 79 000

nebenberufliche Vertreter 320 000

Versicherungsmakler 8 000

Kapitalanlagebestand4) 980 (929) Milliarden Euro

Größte Versicherungszweige nach dem gebuchten Beitragsaufkommen (GDV-Mitgliedsunternehmen)

Lebensversicherung 67,3 (65,06) Milliarden Euro

Private Krankenversicherung 24,7 (23,08) Milliarden Euro

Kraftfahrtversicherung 22,5 (21,97) Milliarden Euro

Allgemeine Haftpflichtversicherung 6,3 (6,15) Milliarden Euro

Private Unfallversicherung 5,7 (5,60) Milliarden Euro

Wohngebäudeversicherung 3,7 (3,62) Milliarden Euro

Rechtsschutzversicherung 2,8 (2,73) Milliarden Euro

Industrielle Feuerversicherung5) 2,8 (2,30) Milliarden Euro

Hausratversicherung 2,4 (2,44) Milliarden Euro

Transportversicherung 1,9 (1,79) Milliarden Euro

1) gebuchte Brutto-Beiträge der GDV-Mitglieder (ohne Auslands- und in Rückdeckung übernommenes Geschäft, aber einschl. gewerb-liches Geschäft, ohne Einmalbeiträge aus der RfB bei der Lebens- und Krankenversicherung), entspricht 97 Prozent des Gesamtmarktes,2) 2000, 3) geschätzt, 4) einschl. Rückversicherer (jeweils Vorjahreswerte) sowie Pensions- und Sterbekassen, 5) mit Feuer-Betriebsunter-brechung, Extended Coverage, All Risk.

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Inhalt

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Ein Wort zuvor

Standpunkte

Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld der Versicherungswirtschaft

Versicherungszweige und -arten

Lebensversicherung

Private Krankenversicherung

Schaden- und Unfallversicherung

Kraftfahrtversicherung

Allgemeine Haftpflichtversicherung

Private Unfallversicherung

Rechtsschutzversicherung

Schutzbriefversicherung

Sachversicherung

Transportversicherung

Kreditversicherung

Luft- und Raumfahrtversicherung

Nuklearversicherung

Insolvenzsicherung

Rückversicherung

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaft als Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Tabellen und Grafiken (Verzeichnis S. 4 und 5)

3

Versicherungswirtschaft insgesamtVersicherungswirtschaft 2003 auf einen BlickVersicherung in der GesamtwirtschaftBeitragseinnahmen der VersicherungswirtschaftLeistungen der VersicherungswirtschaftGeldvermögensbildung der privaten Haushalte nach AnlageartenVersicherungsschutz der Haushalte 2002/2003 (Grafik)Geldvermögen der privaten Haushalte nach AnlageartenAnzahl der Versicherungsunternehmen nach SpartenVersicherungsbestände zum Jahresende

LebensversicherungVersicherungsleistungen der LebensversicherungWie die Bürger ihr Leben versichern (Grafik)Beitragseinnahmen in der Lebensversicherung, Ersparnis und Sparquote der privaten HaushalteAnzahl der Verträge des eingelösten Neuzugangs in der LebensversicherungGliederung der Beitragseinnahmen in der LebensversicherungLebensversicherungssummen (Grafik)Versicherungssumme des eingelösten Neuzugangs in der LebensversicherungEntwicklung der DirektversicherungAn Versicherungsnehmer ausgezahlte VersicherungsleistungenKostenquote in der Lebensversicherung

Private KrankenversicherungAnzahl der privat KrankenversichertenEntlastung im Alter (Grafik)Wechsel der KassenGliederung der Gesamtaufwendungen in der privaten KrankenversicherungBeitragseinnahmen in der privaten Krankenversicherung

Schaden- und Unfallversicherung insgesamtVersicherungsfälle in der Schaden- und Unfallversicherung

KraftfahrtversicherungBeitragseinnahmen und Schadenaufwand in der KraftfahrtversicherungSchadenquoten in der Kfz-VersicherungWas Autounfälle im Schnitt kosten (Grafik)Kfz-Haftpflichtversicherung in ZahlenStraßenverkehrsunfälle in DeutschlandWie lange unfallfrei?Vollkasko in ZahlenTeilkasko in ZahlenDiebstahl versicherter Kraftfahrzeuge nach Zahl und SchadenaufwandDiebstahl versicherter Pkw nach AutofabrikatenDiebstahl versicherter Pkw nach BundesländernEntwicklung des Kraftfahrzeug-Bestandes

25455566263646668

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Verzeichnis der Tabellen und Grafiken4

Haftpflicht-, Unfall-, Rechtsschutz- und SchutzbriefversicherungBeiträge und Leistungen in der Allgemeinen HaftpflichtversicherungBeiträge und Leistungen in der Privaten UnfallversicherungBeitragseinnahmen, Risiken und Schäden in der RechtsschutzversicherungBeitragseinnahmen, Verträge und Schäden in der Schutzbriefversicherung

SachversicherungBeitragseinnahmen in den SachversicherungszweigenSchadenaufwand und Schadenquoten in den SachversicherungszweigenSpannweite der Schadenquoten (Grafik)Schäden je Gefahr in der Verbundenen Hausrat- und WohngebäudeversicherungGroßschäden in der Industriellen Sachversicherung

TransportversicherungTransportversicherung in Zahlen

Kredit-, Luftfahrt- und NuklearversicherungKreditversicherung und Insolvenzen in ZahlenLuft- und Raumfahrtversicherung in ZahlenNuklearversicherung in ZahlenPensions-Sicherungs-Verein in Zahlen

RückversicherungSchäden und Betriebskosten in der RückversicherungDie größten Zweige der Rückversicherung

Kapitalanlagen und KapitalmärkteKapitalmarktdatenLaufende Erträge aus KapitalanlagenKapitalanlagebestand nach AnlageartenKapitalanlagebestand nach VersicherungszweigenBrutto-Neuanlage nach Anlagearten

Die Versicherungswirtschaft als ArbeitgeberBeschäftigte in Versicherungsunternehmen nach ArbeitsbereichenIm Dienst der Sicherheit (Grafik)

Der GDV und seine MitgliederOrganigramm des GDV (Grafik)

98100101102

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Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, wie schicksalhaft die Versicherungswirtschaft mitexternen Faktoren verknüpft ist, dann wäre er in diesem Jahr erbracht worden. Nach Jahren der Blütehaben die Kapitalmärkte Einbrüche in krisenhaftem Ausmaß erlitten. Trotz der gesetzlich vorge-schriebenen vorsichtigen Kapitalanlagestrategie der Lebensversicherung in Deutschland haben dieUnternehmen erhebliche Verluste aus ihren Aktienengagements hinnehmen und dem langfristigsinkenden Zinsniveau Tribut zollen müssen. Nach Jahrzehnten hoher Zuweisungen an ihre Kundenhaben sie – wenn auch unterschiedlich hoch – die Überschussbeteiligung gekürzt. Die Kapital-marktkrise hat das bis dahin undenkbare Scheitern eines kleineren Lebensversicherers herbeige-führt.

Die Versicherungswirtschaft ist sich der Verantwortung bewusst, in dieser Situation das Vertrauenihrer Kunden nicht zu enttäuschen. Aus eigener Kraft, mit Unterstützung der Aufsicht und verant-wortungsvollem Handeln der Regierung konnte die Ansteckungsgefahr der existenziellen Krise derKapitalmärkte auf die Versicherungswirtschaft abgewendet werden, auch wenn die Situationimmer noch angespannt ist: Der Finanzplatz Deutschland hat seine Bewährungsprobe bestanden;kein Versicherungsnehmer Geld verloren. Und die Auffanggesellschaft Protektor, als freiwilligeSchutzeinrichtung der Branche für Kunden in Not geratener Lebensversicherer gegründet, hat imersten Jahr ihres Bestehens die Bewährungsprobe bestanden. Die Bestände des gescheitertenUnternehmens werden von Protektor fortgeführt und die eingegangenen Verpflichtungen gegen-über den Kunden erfüllt.

Die Kapitalmarktkrise hat aber zugleich auch den Glauben an den kontinuierlichen Wertzuwachsvon Aktien erschüttert und damit die Bedeutung einer garantierten Verzinsung in der Altersvorsorgewieder deutlich gemacht. Dem Produkt Lebensversicherung gebührt daher ein entscheidender Platzin einer Rentenreform. Umso unverständlicher ist der Plan der Bundesregierung, Kapitallebensversi-cherungen zu besteuern. Bereits heute zeichnet sich ab, dass ein Ergebnis der anstehenden Renten-reform langfristig die deutliche Absenkung des Versorgungsniveaus der gesetzlichen Rente ist. Umsogrößere Bedeutung kommt der privaten Altersvorsorge zu. Dies setzt die Akzeptanz der angebote-nen Produkte bei der Bevölkerung voraus. Während die Riester-Rente in der Beliebtheit Schlusslichtist, nimmt die Kapitallebensversicherung einen Spitzenplatz ein. Auch eine Pflichtversicherungkönnte das Akzeptanzproblem der Riester-Rente nicht lösen. Die Politik wäre gut beraten, auf dieKapitallebensversicherung als funktionierende Vorsorgeform zu setzen und diese weiterhin zufördern, zumindest solange, bis ein soziales Klima entstanden ist, in dem Altersvorsorgesparen zueinem dominanten sozialen Trend geworden ist.

Generell ist zu wünschen, dass bei der begrüßenswerten Entschlossenheit dieser Bundesregierungzur Auflösung des Reformstaus in Deutschland die Reformansätze nicht vorschnell und frei vonideologischen Scheuklappen sind. Die Reformen benötigen das Vertrauen der Bevölkerung, siedürfen funktionierende Systeme nicht zerstören und müssen hinreichend nachhaltig sein. Dazugehört auch, die private Krankenversicherung bei den nächsten Schritten einer Gesundheitsreformnicht aus dem Gesundheitssystem auszugrenzen.

Dr. Bernd Michaels Dr. Frank von Fürstenwerth

Präsident Hauptgeschäftsführer

Ein Wort zuvor 7

Im dritten Jahr der wirtschaftlichen Lähmung

und dem vorläufigen Ende aller Aktien-Euphorie

sind in den führenden Industrieländern erst

wenige Anzeichen für eine konjunkturelle Bes-

serung auszumachen. Die politischen Unwäg-

barkeiten und das allgemeine Stimmungstief

im Gefolge des 11. September haben sich auch

nach dem raschen Ende des Irak-Krieges kaum

verflüchtigt. Die Gefahren des globalen Terroris-

mus begleiten uns weiter. Die Rückschläge an

den Aktienmärkten sind in ihren Auswirkungen

noch nicht überwunden.

In diesem schwierigen weltwirtschaftlichen

Umfeld durchlebt Deutschland die ausgepräg-

teste Schwächephase seit über 50 Jahren. Zu-

dem verzögern zahlreiche hausgemachte Prob-

leme den ersehnten Aufschwung der deut-

schen Volkswirtschaft. Die Investitionen sind

eingebrochen. Die schwache Wirtschaftsent-

wicklung, Ängste um den eigenen Arbeitsplatz,

Einkommenskürzungen im öffentlichen Dienst

und möglicherweise bei Rentnern sowie die Ver-

luste an den Aktienmärkten lasten schwer auf

dem Konsum. Für das Jahr 2004 kann allenfalls

ein schwacher Aufschwung erhofft werden.

Nach Berechnungen der Deutschen Bundes-

bank hatten die privaten Haushalte allein in

2001 und 2002 am Aktienmarkt bewertungsbe-

dingte Verluste von über 200 Milliarden Euro

hinzunehmen. Erstmals seit 50 Jahren ist 2002

das Geldvermögen der privaten Haushalte trotz

erheblicher Sparanstrengungen um 15 Milliar-

den Euro gesunken. Der über mehrere Jahre zu

beobachtende Rückgang der Sparquote ist wie-

der einer zunehmenden Sparneigung gewichen.

Einige Beobachter sehen in Deutschland bereits

das „nächste Japan“. So sind viele Strukturprob-

8 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Standpunkte 9

leme, die in Japan seit mehr als einem Jahrzehnt

deflationäre Verhältnisse herrschen lassen, auch

in Deutschland anzutreffen.

Zudem steht die Wirtschaftspolitik hierzulande

selbst in der Gefahr, durch einen Glaubwürdig-

keitsverlust negative Rückwirkungen auf Wirt-

schaftsklima und Wirtschaftsentwicklung zu

verursachen. Zu lange hat die Politik eindringli-

che Reformvorschläge etwa des Sachverständi-

genrats zur Begutachtung der gesamtwirt-

schaftlichen Entwicklung oder auch der Deut-

schen Bundesbank allenfalls zur Kenntnis ge-

nommen. Allzu spät wurden erste Maßnahmen

zum Abbau des großen Reformstaus ergriffen.

Jetzt gilt es, entschlossen dem eingeschlagenen

Weg zu folgen und auftretenden Fehlentwick-

lungen in den Reformansätzen frühzeitig ent-

gegenzusteuern.

Vor dem Hintergrund der aktuellen wirt-

schaftlichen Schwäche und der enor-

men strukturellen Probleme bietet sich

die Assekuranz als ein stabilisierender

Faktor in Wirtschaft und Gesellschaft

an. Trotz anhaltender Konjunkturflaute ist die

Nachfrage nach Versicherungsprodukten unge-

brochen. Die Versicherungsunternehmen in

Deutschland haben sich angesichts der schwe-

ren Rückschläge an den Finanzmärkten als ro-

bust erwiesen. Zudem hat die Branche im Ein-

vernehmen mit der Aufsichtsbehörde ein weite-

res Sicherheitsnetz geknüpft, das die Kunden

auch in unruhigen Zeiten vor dem Verlust von

Leistungen aus ihren Lebensversicherungen be-

wahrt – die Protektor Lebensversicherungs-AG.

Das im November 2002 gegründete Unterneh-

men ist nicht aktiv am Markt tätig, sondern ist

eine Auffanggesellschaft mit dem Zweck, Versi-

cherungsbestände Not leidender Lebensversi-

cherer zu sanieren und dann zu verkaufen. Gerät

ein Lebensversicherungsunternehmen in eine

Notlage, übernimmt Protektor dessen Versiche-

rungsverträge mit der Konsequenz, dass die Ver-

sicherungsverhältnisse unverändert fortgesetzt

werden. Damit ist sichergestellt, dass den Versi-

cherten im Falle von Schieflagen eines Unter-

nehmens keine Nachteile hinsichtlich der ver-

traglich zugesagten Versicherungsleistungen

entstehen.

Diese zusätzliche Sicherheit, dass eine Branche

im Extremfall für die Verpflichtungen eines Le-

bensversicherers einsteht, sichert das Vertrauen

der Kunden in die Beständigkeit ihrer privaten

Altersvorsorge in unruhigen Kapitalmarktzeiten.

Dem Kundenschutz dient auch die besonders

strenge Finanzaufsicht, der die deutschen Le-

bensversicherungsunternehmen unterliegen. Sie

hat das Ziel, Insolvenzen zu verhindern. Mit der

Protektor Lebensversicherungs-AG wurde jetzt

eine weitere Lösung gefunden, die zwar nicht

das Unternehmen vor einer Insolvenz schützt,

aber die negativen Folgen wirtschaftlicher Fehl-

entscheidungen auf den Bestand und die Wert-

haltigkeit von Versicherungsverträgen abwehrt.

Seine Handlungsfähigkeit konnte Protektor be-

reits beweisen. Im Oktober 2003 hat Protektor

den ersten Versicherungsbestand übernommen.

10 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Assekuranz –

ein stabilisierender

Faktor in unruhigen

Zeiten

Ungeachtet eines nicht nur in Deutsch-

land dicht geknüpften Sicherheitsnetzes

für Versicherungskunden wird auf euro-

päischer Ebene das Thema „Konkurs-

sicherungsfonds“ weiterhin intensiv

diskutiert. So hat die EU-Kommission diese Prob-

lematik wiederholt auf die Tagesordnung des

Versicherungsausschusses gesetzt und damit

ihren Willen, in dieser Richtung aktiv zu werden,

sehr deutlich gemacht. Und dies, obwohl ge-

wichtige Gründe gegen die Einführung derarti-

ger Fonds sprechen:

■ So stehen die Versicherungsnehmer im Insol-

venzfall keineswegs schutzlos da. In Deutsch-

land steht ihnen mit dem Deckungsstock

(demnächst Sicherungsvermögen) bereits

eine Vermögensmasse zur Verfügung, auf die

kein anderer Unternehmensgläubiger Zugriff

hat, auch nicht im Insolvenzfall. Durch Um-

setzung der Zwangsliquidationsrichtlinie wird

dieses System sogar von der Lebens- auch auf

die Schadenversicherung ausgedehnt.

■ Konkurssicherungsfonds wirken wettbe-

werbsverzerrend zu Lasten der wirtschaftlich

verantwortungsvoll kalkulierenden Unter-

nehmen. Ihnen ist eine Tendenz zur Vergesell-

schaftung von unternehmerischen Verlusten

immanent.

■ Insolvenzsicherungsfonds entlasten den Ver-

sicherungsnehmer von einer selbst verant-

worteten Auswahlentscheidung für ein solide

wirtschaftendes Unternehmen, weil er den

Verlust seiner Ansprüche nicht mehr befürch-

ten muss. Das leistet Entscheidungen, die sich

ausschließlich am Preis orientieren, Vorschub.

Damit wird grundsätzlich ein tendenziell Sys-

tem destabilisierendes Verhalten der Verbrau-

cher gefördert.

Sollte die EU-Kommission trotz aller Einwände

dennoch staatliche Konkurssicherungsfonds

zwingend vorschreiben wollen, wird sie auf je-

den Fall bereits geschaffene Sicherungseinrich-

tungen auf nationaler Ebene zu berücksichtigen

haben. Ein eventuelles Rechtsinstrument der

Kommission wird für Einrichtungen wie die der

Protektor Lebensversicherungs-AG in Deutsch-

land einen entsprechenden Freistellungstat-

bestand schaffen müssen. Es ist auf jeden Fall

sicherzustellen, dass sich Versicherungsunter-

nehmen alternativ zu einem staatlich initiierten

Konkurssicherungsfonds einer freiwilligen Selbst-

hilfeeinrichtung anschließen können.

Neben dem Kursverfall auf den internationalen

Kapitalmärkten und der damit verbundenen

Diskussion um die Sicherheit der Verträge haben

auch Terroranschläge und Naturkatastrophen

privaten Haushalten und Unternehmen im Jahr

2003 deutlich vor Augen geführt, wie elementar

ein ausreichender Versicherungsschutz im Rah-

men der eigenen wirtschaftlichen Dispositionen

ist. Wo Staat und öffentliche Sicherungssysteme

in ihren Leistungen überfordert sind, präsentiert

sich das Versicherungsprinzip als ein gültiges

Lösungsmodell, und wenn sich für die private

Versicherungswirtschaft durch extrem verän-

derte Risikolagen die Frage nach der Grenze der

Versicherbarkeit stellt, wie zum Beispiel bei der

Absicherung von Terrorrisiken, kann eine ge-

meinsame Anstrengung von Staat und Indivi-

dualversicherung durchaus funktionieren.

11

Beim Kundenschutz

lieber freiwillige

Selbsthilfe als

staatlicher Zwang

Im Bereich der Steuerpolitik fielen die

Signale für Unternehmen und Verbrau-

cher recht unterschiedlich aus. So muss-

ten und müssen (Groß-)Unternehmen

zusätzliche Belastungen verkraften. Dies liegt

unter anderem an der auf 2003 befristeten

Anhebung des Körperschaftsteuersatzes und

der verzögerten Geltendmachung der Körper-

schaft-Steuerguthaben aus der Zeit des Anrech-

nungsverfahrens. Hinzu kommen Verschärfun-

gen beim Betriebsausgabenabzug, bei der sog.

Gesellschafter-Fremdfinanzierung, im Außen-

steuerrecht und bei der Gewerbesteuer. Im Er-

gebnis wird dadurch die allgemeine Entlastung

durch die Unternehmens-Steuerreform wieder

zurückgenommen.

Für die Bürger sollen sich dagegen durch das Vor-

ziehen der letzten Entlastungsstufe der Steuer-

reform auf 2004 Entlastungen ergeben, soweit

sie nicht gleichzeitig durch den Abbau der Eigen-

heimzulage und die Verringerung der sog. Pend-

lerpauschale teilweise wieder gegenfinanziert

werden. Die Steuersenkungen eröffnen den Ver-

brauchern zusätzliche finanzielle Spielräume

und stärken somit ihre Vorsorgefähigkeit. Ange-

sichts der demographischen Entwicklung das

richtige Signal.

Im Zuge des demographischen Wandels

stehen die Altersvorsorge und das

Gesundheitssystem in Deutschland vor

besonderen Herausforderungen. Dass das

Umlagesystem, bei dem die Einnahmen den

Ausgaben zu jedem Zeitpunkt entsprechen

müssen, demographisch instabil ist, ist inzwi-

schen allgemein akzeptiert. Eindeutig zurückzu-

weisen ist dagegen die bisweilen auch vertre-

tene These, dass das Kapitaldeckungsverfahren

in der Altersvorsorge gleichermaßen „demogra-

phieanfällig“ sei und somit ebenso wenig vor

den Verwerfungen des demographischen Wan-

dels schützen könne. Angesichts der absehbaren

Versorgungslücke und der Notwendigkeit priva-

ter kapitalgedeckter Vorsorge steht die Versiche-

rungswirtschaft bereit, um den Bürgern mit

ihren Produkten im Bereich der Lebensversiche-

rung und der privaten Krankenversicherung

sinnvolle Alternativen zu bieten.

Auch die Verantwortlichen in der Wirtschafts-

und Sozialpolitik sollten ihren Beitrag zu einem

nachhaltigen Bewusstseinswandel zugunsten

der kapitalgedeckten Altersvorsorge leisten:

durch die Fortentwicklung der gesetzlichen

Rahmenbedingungen, mehr Verlässlichkeit bei

staatlichen Zielen und Instrumenten im Bereich

der Altersvorsorgepolitik und nicht zuletzt durch

eine schonungslose Aufklärung der Bevölke-

rung. Dann kann ein Stimmungsumschwung

zugunsten einer privaten kapitalgedeckten Zu-

satzvorsorge auch in ein soziales Klima einmün-

den, in dem Altersvorsorgesparen zu einer uni-

versell akzeptierten Verhaltensweise, zu einem

dominanten sozialen Trend wird. Bis heute ist

dieser Paradigmenwechsel zur Teilkapitalde-

ckung in Deutschland noch nicht wirklich voll-

zogen.

Reform der Alterssicherung

Die Alterung unserer Gesellschaft ist heute mit

großer Verlässlichkeit prognostizierbar. So wird

sich nach neuesten Berechnungen des Statisti-

schen Bundesamtes der Alterungsprozess zwi-

schen 2010 und 2030, wenn die geburtenstar-

ken Jahrgänge der 50er und 60er Jahre in eine

12 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Chancen für nach-

haltige Sozialpolitik

Unterschiedliche

Signale der

Steuerpolitik

höhere Altersgruppe hineinwachsen, drama-

tisch beschleunigen. Der Altenquotient, die An-

zahl der mindestens 60-Jährigen auf hundert

20- bis 59-Jährige, der sich zwischen 2001 und

2010 lediglich von 44 auf 46 erhöhen wird,

dürfte zwischen 2010 und 2020 um 9 und zwi-

schen 2020 und 2030 um weitere 16 Personen

steigen. Bereits vorher kommt es zu einer erheb-

lichen Verschiebung in der Stärke der einzelnen

Altersgruppen. Ungebrochen ist dabei der Trend

zu Ein-Personen-Haushalten und zur Kinder-

losigkeit.

Die Auswirkungen der Alterung zwingen dazu,

die umlagefinanzierten Systeme der sozialen

Sicherung zurückzuschrauben – auch die gesetz-

liche Rente. Geschähe dies nicht, würden künf-

tige Generationen von Beitragszahlern überfor-

dert. Dass kleine Korrekturen hier nicht reichen,

zeigte sich bereits im ersten Jahr nach den Ries-

ter-Reformen. Schneller als politisch erwartet

wurde deutlich, dass die Eingriffe weit davon

entfernt waren, die gesetzliche Rentenversiche-

rung nachhaltig zu gestalten.

Umso wichtiger, dass sich die Regierung klar zur

stärkeren Kapitaldeckung der Alterssicherung

bekannt hat: Wenn die Alterseinkommen künf-

tiger Rentner insgesamt ein angemessenes

Niveau erreichen sollen, dann müssen die Men-

schen deutlich mehr kapitalgedeckt vorsorgen.

Das Kapitaldeckungsverfahren ist das einzige

Finanzierungsverfahren für Alterseinkommen,

mit dem die Ansprüche künftiger Rentner vorfi-

nanziert werden können. Eine solche Reform

kann aber nur gelingen, wenn sie konsequent

angegangen wird und die Funktionsvorausset-

zungen des Kapitaldeckungsverfahrens beach-

tet werden.

Bereits in seinem Jahrbuch 2001 hatte

der GDV vor Illusionen gewarnt, mit

dem Altersvermögensgesetz sei der

große Wurf gelungen und ein perfektes

Gesetz geschaffen worden. Der Ansatz wurde

für gut, in weiten Teilen aber nachbesserungs-

bedürftig befunden. Zwei Jahre später bestätigt

sich, dass die wichtigste sozialpolitische Inno-

vation der vergangenen Legislaturperiode, die

„Riester-Rente“, weit hinter den hohen Erwar-

tungen zurückgeblieben ist. Ihre Verbreitung

stagniert; die Gründe dafür sind vielfältig:

■ Die Erkenntnis, dass das Leistungsniveau der

gesetzlichen Rentenversicherung nicht mehr

aufrecht zu erhalten ist, hat sich zwar auf

breiter Front durchgesetzt. Gleichwohl ist

eine große Unkenntnis über die konkreten

Folgen im Rentenrecht zu konstatieren. Die

Renteninformation der gesetzlichen Renten-

versicherungsträger, die auf unrealistischen

Annahmen aufbaut, hat da kaum zur Auf-

klärung beigetragen.

■ Eine stagnierende Wirtschaft, hohe Arbeits-

losigkeit, sinkende Realeinkommen sowie die

außerordentlich schlechte Lage auf den Kapi-

talmärkten überschattet die Bereitschaft der

Menschen, sich langfristig für die Altersvor-

sorge zu binden.

■ Die Details der Förderung kapitalgedeckter

Altersversorgung wurden und werden von

weiten Kreisen der Bevölkerung nur unzurei-

chend verstanden; die neuen Möglichkeiten

der betrieblichen Altersversorgung sind noch

weniger bekannt.

13

„Riester-Rente“

hinter Erwartungen

zurückgeblieben

■ Förderverfahren und Regulierung machen die

Riester-Rente komplexer und beratungsinten-

siver als sonstige Vorsorgeprodukte. Überdies

wird hier eine angemessene Vergütung des

Vertriebs für seine Beratungsleistung verhin-

dert. So sind die Anbieter gezwungen, ihre

Abschlusskosten, also das Honorar für die

geleistete Beratung, über einen Zeitraum von

zehn Jahren zu verteilen. Angesichts dieser

unattraktiven Bedingungen für eine erfolg-

reiche Markterschließung haben nicht alle

Anbietergruppen eigene Riester-Produkte

entwickelt und angeboten.

■ Politik, Verbraucherschützer und Gewerk-

schaften haben bis in den Spätsommer 2002

nachdrücklich geraten, mit dem Abschluss

von Riester-Verträgen so lange zu warten, bis

alle Angebote auf dem Markt sind. Zusätzlich

wurde die Intransparenz der Produkte be-

klagt. Diese Kampagne schreckte nicht nur die

Verbraucher vor notwendigen Vertragsab-

schlüssen ab, sondern wirkt sich darüber

hinaus bis heute negativ auf das Image der

Riester-Rente aus. Erst nachdem der Verbrau-

cherschutz im Oktober 2002 die verschie-

densten Riester-Angebote getestet hatte,

wird der notwendige Ausbau kapitalgedeck-

ter Altersversorgung dagegen nicht mehr in

Frage gestellt, jedoch weiterhin ein Mangel an

Produkttransparenz beklagt. Von Seiten der

Politik findet die Riester-Rente dagegen bis

heute kaum öffentliche Unterstützung.

Gemessen an diesen Umständen sind die Ergeb-

nisse der Riester-Rente achtbar. Vor allem gibt

die Entwicklung der betrieblichen Altersversor-

gung seit dem Herbst 2002 Anlass zur Hoffnung,

auch wenn mancher Arbeitnehmer aus Sorge

um den Arbeitsplatz wenig Bereitschaft zeigt,

seine Altersvorsorge an den Arbeitgeber zu

binden.

Grundsätzlich besteht die ernste Gefahr, dass

der so dringend notwendige Übergang zu mehr

eigenverantwortlicher kapitalgedeckter Alters-

versorgung nicht in der erforderlichen Breite ge-

lingt. Das „Zeitfenster“ für Kapitaldeckung ist

schon eng und schließt sich immer weiter. Einen

zweiten Versuch für eine grundlegende Renten-

reform wird Deutschland nicht haben. Kapital-

deckung braucht Vorlauf, damit der Zinseszins-

effekt seine volle Wirkung entfalten kann.

Dass in dieser Situation in den verschiedensten

Expertenkreisen über notwendige Veränderun-

gen nachgedacht wird, ist sinnvoll und richtig.

Dabei darf der Änderungsbedarf aber nicht nur

erkannt, sondern die entsprechenden Ände-

rungsvorschläge müssen auch konsequent poli-

tisch gegen tradierte Besitzstände umgesetzt

werden.

Angesichts der demographischen Ent-

wicklung ist eine weitere Rückführung

der umlagefinanzierten staatlichen Ab-

sicherung notwendig. Um das Ziel eines

Beitragssatzes von maximal 22 Prozent

bis zum Jahr 2030 erreichen zu können, spricht

sich die von der Regierung Ende 2002 ins Leben

gerufene Kommission für die Nachhaltigkeit in

der Finanzierung der Sozialen Sicherungssys-

teme (Rürup-II-Kommission) unter anderem für

eine Anhebung der Regelaltersgrenze und für

eine geringere künftige Rentenanpassung aus:

14 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Rückführung der

umlagefinanzierten

GRV zwingend

notwendig

■ So soll die gesetzliche Regelaltersgrenze ab

dem Jahr 2011 stufenweise von 65 auf 67

Jahre angehoben werden. Die Möglichkeiten

eines vorgezogenen Rentenbezugs sollen er-

halten bleiben. Gehen Arbeitnehmer aber vor-

zeitig in Rente, müssen sie für jedes Jahr vor

der gesetzlichen Altersgrenze auf 3,6 Prozent

ihrer Bezüge verzichten.

■ Auch die Altersbezüge sollen langsamer stei-

gen, wenn die Zahl der Beitragszahler im Ver-

hältnis zur Zahl der Rentner sinkt. Dazu wird

die Rentenanpassungsformel unter anderem

um einen Nachhaltigkeitsfaktor ergänzt, der

sowohl die steigende Lebenserwartung als

auch den Geburten- bzw. Erwerbstätigen-

rückgang berücksichtigt.

Während eine Altersgrenzenanhebung die künf-

tigen Rentnergenerationen trifft, die auch von

der verlängerten Lebenserwartung profitieren,

trifft eine veränderte Rentenanpassung sowohl

den Rentenzugang als auch den Rentenbestand.

Beide Maßnahmen tragen dazu bei, die finan-

ziellen Belastungen durch die sich verändernde

Altersstruktur zu bewältigen.

Als Alternative zu diesen Einschnitten

kommt immer wieder die Diskussion

um eine Bürgerversicherung auf. Dahin-

ter steckt die Hoffnung, die finanziellen Schwie-

rigkeiten der umlagefinanzierten Systeme durch

Einbeziehung weiterer Personen und weiterer

Einkommensarten lösen zu können. Dabei wird

jedoch übersehen, dass mehr Beitragszahler auf

der einen Seite zwangsläufig auch mehr Leis-

tungsempfänger auf der anderen Seite gene-

rieren. Dies wiederum erschwert eine nachhaltig

finanzierte Absicherung, wenn es sie nicht gar

unmöglich macht. Die Rürup-II-Kommission hat

deutlich gemacht, dass unter dem Gesichts-

punkt der finanziellen Nachhaltigkeit auf die-

sem Weg nichts zu gewinnen ist.

Ziel muss sein, die kapitalgedeckte Altersversor-

gung auszubauen. Damit der Ausbau auch ge-

lingt, spricht sich die Rürup-II-Kommission dafür

aus,

■ die förderfähigen Höchstbeiträge zur Riester-

Rente auf 4 Prozent der Beitragsbemessungs-

grenze der gesetzlichen Rentenversicherung

sofort anzuheben, um den Ausbau der Ries-

ter-Rente zu beschleunigen und langfristig ihr

Förderniveau aufrecht zu erhalten,

■ den förderberechtigten Personenkreis der

Riester-Rente auf alle Steuerpflichtigen aus-

zuweiten, da auch für geringverdienende

Selbstständige und geringfügig Beschäftigte

die Gefahr der Inanspruchnahme der Leistun-

gen der Grundsicherung besteht und die

komplizierte Prüfung der Förderberechtigung

entfällt,

■ das Zulagenverfahren zu vereinfachen. Die

Kommission schlägt vor, dass der Kunde den

vollen Betrag auf seinen Altersvorsorgever-

trag einzahlt und die Zulage künftig erst

nachträglich durch das Finanzamt bzw. bei

Personen, die keine Einkommensteuererklä-

rung abgeben, auf das Privatkonto erstattet

wird („Bruttoverfahren“). Der Mindesteigen-

beitrag soll pauschaliert werden, so dass die

15

Keine Alternativen zu

Renteneinschnitten

bisherige komplizierte Berechnung des Min-

desteigenbeitrags obsolet wird. Der Sockel-

betrag könnte damit entfallen. Grund- und

Kinderzulagen sollen vereinheitlicht werden.

Diese Vorschläge verbessern die Verständlichkeit

der Riester-Rente und geben den Bürgern einen

Motivationsschub.

Zu hoffen bleibt, dass die Bundesregie-

rung diese große Chance für die Hin-

wendung der Bürger zur Eigenvorsorge

nutzt und die Vorschläge unge-

schmälert durchsetzt. Ob sie dabei frei

von ideologischen Vorlieben für Kollek-

tivlösungen entscheidet, ist nicht absehbar.

Noch ist in ihrer Agenda 2010 die kollektive

betriebliche Altersversorgung über Tarifverträge

als Leitbild der kapitalgedeckten Altersvorsorge

genannt. Und dies vor allem deshalb, weil dort

die risikoadäquate Kalkulation missachtet und

statt dessen Unisex-Tarife angeboten werden

könnten.

Bei der Entscheidungsfindung des Einzelnen

müssen jedoch die spezifischen Stärken und

Schwächen der betrieblichen und privaten Vor-

sorgekonzepte die Hauptrolle spielen – und

nicht die jeweilige steuerliche Bevorzugung.

Dazu gehören Kriterien, wie die Möglichkeit der

individuellen Produktgestaltung, die Höhe der

Kosten oder die Möglichkeit der Fortführung der

Altersvorsorge bei Arbeitgeberwechsel. Nur

wenn der Einzelne zwischen der privaten und

der betrieblichen Altersversorgung ohne staat-

liche Gängelung, allein ausgerichtet an seinem

Versorgungsbedarf, frei wählen kann, erhält die

kapitalgedeckte Zusatzversorgung in der Bevöl-

kerung die notwendige Akzeptanz. Dafür müs-

sen beide Säulen aber in einem fairen Leistungs-

wettbewerb zueinander stehen.

Dabei ist es unerlässlich, bei einer zunehmenden

Privatisierung der bisherigen Leistungen der so-

zialen Sicherungssysteme auch die Funktions-

mechanismen der Privatwirtschaft zu akzeptie-

ren. Dazu gehört die risikoadäquate Kalkulation

von Versicherungsprodukten. Wer in einem pri-

vatwirtschaftlichen System auf höhere Regulie-

rungsintensität und gesetzlichen Zwang setzt,

macht jeden Privatisierungsvorteil zunichte.

Insbesondere an der Riester-Rente und an der

betrieblichen Altersversorgung wird kritisiert,

dass Frauen bei gleichen Beiträgen niedrigere

monatliche Rentenleistungen erhalten als

Männer. Um eine derartige „Diskriminierung“ zu

vermeiden, werden aus der Politik daher gleiche

Rentenleistungen für Männer und Frauen ge-

fordert. Diese Forderung läuft auf eine Umver-

teilung zwischen den Geschlechtern hinaus und

verkennt, dass bei geschlechtsspezifischer Kal-

kulation privater Rentenversicherungen gerade

keine ungerechtfertigte Schlechterstellung von

Frauen vorliegt. Vielmehr stellt die Differenzie-

rung zwischen Männern und Frauen bei den

Beiträgen einen Ausgleich für die unterschiedli-

che Lebenserwartung dar. Die Lebenserwartung

ist relevant für die jeweils bei Männern und

Frauen zu erwartende Rentenbezugszeit, die

wiederum die Kosten je Rentenversicherungs-

vertrag maßgebend bestimmt. In einem Wett-

bewerbsmarkt ist das Verbot kostenabhängiger

Preiskalkulation systemfremd und hätte erheb-

liche Wettbewerbsverzerrungen zur Folge.

16 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Betriebliche

Altersversorgung

nur über Tarifvertrag

taugt nicht zum

alleinigen Leitbild

Die Vorgaben der Rentenreform zur

Angemessenheit der Entlohnung des

Vertriebs der Riester-Rente dienen als

warnendes Beispiel. Wer zehn Jahre lang

auf die Begleichung seines limitierten

Honorars warten muss, lässt in seiner Tätigkeit

das entscheidende Engagement vermissen.

Manch einer der Vorschläge, die derzeit in den

verschiedenen Kommissionen und Institutionen

zur Weiterentwicklung der kapitalgedeckten

Altersvorsorge gemacht werden, folgt dem fun-

damentalen Fehlschluss, dass die Fehlregulie-

rung der Riester-Rente ein zu Wenig an Regulie-

rung darstellt. Regulierungen jedoch, die zwar

aus guten Absichten gefordert werden, aber im

Ergebnis gegen die Anbieter laufen, werden zu

keiner Verbreitung der Riester-Rente beitragen.

Zum Teil wird auch eine Verschärfung der Infor-

mationspflichten für die Anbieter gefordert. So

spricht sich die Rürup-II-Kommission dafür aus,

die bei Riester-Renten vorgesehenen vorvertrag-

lichen und laufenden Informationspflichten zu

erweitern. Davon abgesehen, dass die miss-

glückten Informationspflichten nur von unter-

geordneter Bedeutung für den schleppenden

Absatz der Riester-Produkte sind, sollten die ver-

fehlenden Informationspflichten des AltZertG

durch transparentere Regelungen ersetzt wer-

den – statt sie noch weiter auszudehnen. An-

zustreben ist ein sinnvoller Preis-Leistungs-Ver-

gleich, der durch Rendite-Risiko-Betrachtungen

ergänzt werden kann.

Immer wieder wird auch die Idee diskutiert, ein-

fach auf die ganze Komplexität im Bereich der

kapitalgedeckten Altersvorsorge zu verzichten

und statt dessen steuerlich geförderte indivi-

duelle Altersvorsorgekonten einzuführen. Diese

Altersvorsorgekonten böten den Bürgern weit-

aus mehr Flexibilität als die „Riester-Rente“. Hin-

ter diesem Ansatz steckt die Forderung, auf die

Kriterien „lebenslange Leistungen“ und „Kapital-

erhalt“ zu Gunsten reiner Vermögensbildung zu

verzichten. Doch kapitalgedeckte Altersversor-

gung – betrieblich wie privat – lässt sich nicht

auf den Aufbau von Vermögen reduzieren. Sie ist

weit mehr als ein reiner Sparprozess: Sie soll

auch Schutz gegen wesentliche Lebensrisiken

bieten.

Die Rürup-Kommission sympathisiert mit der

Einführung eines anbieterübergreifenden risiko-

armen „Riester-Standardprodukts“, das der Staat

einführen sollte. Dabei wird übersehen, dass

Standardprodukte dem Wettbewerbsgedanken

zuwiderlaufen, dem die private Wirtschaft ver-

schrieben ist. Im Übrigen ist zu beachten, dass

die Anbieter an einen auch europarechtlich un-

terschiedlich ausgestalteten Rechtsrahmen ge-

bunden sind, der standardisierte Produkte kaum

erlauben dürfte.

Um der Riester-Rente auf die Beine zu helfen,

wird häufig auch einer obligatorischen Ausge-

staltung das Wort geredet. Dieser Vorschlag ist

schon aus ordnungspolitischen Gründen abzu-

lehnen. Um hier die Nachfrage zu stimulieren,

sollte der Gesetzgeber vielmehr die Förderung,

wie von der Rürup-II-Kommission vorgeschla-

gen, einfacher und attraktiver gestalten. Kaum

besser ist die Idee, Arbeitnehmer beim Ab-

schluss eines Arbeitsvertrags automatisch in die

betriebliche Altersvorsorge einzubeziehen, wo-

17

Viele Vorschläge

für Entwicklung

der kapitalgedeckten

Altersvorsorge

bei automatisch Teile des Gehalts in Versor-

gungslohn umgewandelt würden, es sei denn,

dass der Arbeitnehmer ausdrücklich wider-

spricht.

Psychologisch setzt dieser Vorschlag des „auto-

matic enrollment“ auf die Bequemlichkeit der

Menschen statt auf die Erkenntnis der Not-

wendigkeit, sich mit Art und Höhe der eigenen

Altersvorsorge auseinanderzusetzen. Wird ein-

fach die vom Arbeitgeber gewählte Standard-

lösung übernommen, bleibt eine bedarfsge-

rechte Absicherung aus. Den Arbeitgebern

würden zusätzliche Kosten und Risiken aufge-

zwungen. Auch sind Übertragungsfragen bei

Arbeitgeberwechsel weitgehend ungelöst. Ein

„automatischer Einbezug“ – auch mit „Opting-

out“-Möglichkeit der Arbeitnehmer – hätte zu-

dem eine erhebliche, Wettbewerbs beschrän-

kende Lenkung zugunsten der betrieblichen

Altersversorgung zur Folge. Damit verbunden

wäre die Gefahr von Machtkonzentration und

Ineffizienz in der Altersvorsorge, die letztlich zu

Lasten der Arbeitnehmer ginge. Ein „automati-

scher Einbezug“ mit „Opting-out“ ist keinesfalls

eine liberale Alternative zum Obligatorium.

Regulierungsintensität und Wettbewerbsbe-

schränkung sind vergleichbar.

Wenn der kapitalgedeckten Altersversorgung

zum Erfolg verholfen werden soll, dann müssen

die Ursachen angegangen werden, die bislang

zur unbefriedigenden Verbreitung der Riester-

Rente beigetragen haben. Insbesondere müssen

die entsprechenden, auch von der Rürup-Kom-

mission vorgeschlagenen Systemkorrekturen

und Gesetzesänderungen durchgeführt werden.

Dem politischen Ziel, Vorsorgefähigkeit

und -bereitschaft der Menschen für das

Alter zu stärken, läuft die immer schär-

fer werdende Vermögensanrechnung

bei der Arbeitslosenhilfe entgegen: Durch das

Hartz-I-Gesetz wurde die Vermögensanrech-

nung bei der Arbeitslosenhilfe erneut deutlich

verschärft, und zwar mit erheblichen Folgen für

die kapitalgedeckte Altersversorgung von Lang-

zeitarbeitslosen. So wird seit dem 1. Januar 2003

beispielsweise einem alleinstehenden Arbeits-

losen im Alter von 50 Jahren nur noch ein

anrechnungsfreies Altersversorgungsvermögen

bei der Arbeitslosenhilfe in Höhe von 10 000

Euro zugestanden und damit in der Regel die

vorzeitige Verwertung der über Jahrzehnte auf-

gebauten privaten Altersversorgung erzwun-

gen.

Angesichts des dringend notwendigen Umbaus

unserer Alterssicherung darf die Politik die Men-

schen nicht demotivieren, stärker eigenverant-

wortlich und kapitalgedeckt vorzusorgen. Umso

schlimmer ist es, wenn gerade diejenigen Men-

schen, die weitsichtig waren und schon vor

Jahren und Jahrzehnten mit der Vorsorge für ihr

Alter begonnen haben, nun gezwungen werden,

ihr Vorsorgevermögen vorzeitig zu verwerten.

Dabei strebten Gesetz- bzw. Verordnungsgeber

und die Sozialgerichte in den letzten Jahren

„auseinander“: Die Sozialgerichte haben deut-

lich höhere Grenzen für das Schonvermögen

gelten lassen. Das künftige Hartz-IV-Gesetz, das

die Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und

Sozialhilfe beinhaltet, sollte daher eine Regelung

vorsehen, wodurch angemessene Rücklagen zur

Altersversorgung bei der künftigen Grundsiche-

rung für Arbeitssuchende nicht angerechnet

werden, allein schon deshalb, um für den betrof-

18 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Fehlanzeige für

Altersversorgung

vermeiden

fenen Personenkreis eine spätere Altersarmut

mit entsprechender Fürsorgepflicht des Staates

zu vermeiden.

Am 11. März 2003 hat die von der

Bundesregierung eingesetzte „Sachver-

ständigenkommission zur Neuordnung

der steuerlichen Behandlung von Alters-

vorsorgeaufwendungen und Altersbezügen“

ihren Abschlussbericht vorgelegt. Anlass für die

Arbeit der Kommission war das Urteil des Bun-

desverfassungsgerichts vom 6. März 2002, wo-

nach die unterschiedliche Behandlung von Ren-

ten aus der gesetzlichen Rentenversicherung

und Beamtenpensionen verfassungswidrig sei.

In dem Urteil wurde der Gesetzgeber verpflich-

tet, bis spätestens 1. Januar 2005 eine verfas-

sungskonforme Regelung zu schaffen.

In ihrem Abschlussbericht spricht sich die Kom-

mission dafür aus, bei der steuerlichen Behand-

lung von Altersvorsorgeaufwendungen/Bezü-

gen künftig durchgängig zur nachgelagerten Be-

steuerung überzugehen. Dies soll aber nur dann

gelten, wenn es sich um Produkte der sog.

„Basisversorgung“ oder aber um Produkte der

„kapitalgedeckten Zusatzversorgung“ handelt.

Kapitallebensversicherungen sollen nach Mehr-

heitsmeinung der Kommission hingegen nicht

mehr steuerlich gefördert werden.

Die Basisversorgung soll Leistungen aus der

gesetzlichen Rentenversicherung sowie aus ver-

gleichbaren neu zu entwickelnden privaten kapi-

talgedeckten Leibrentenversicherungen umfas-

sen. Entsprechend dem Modell der nachgelager-

ten Besteuerung ist vorgesehen, die Renten aus

der Basisversorgung auf Grund der steuerlichen

Abziehbarkeit der Beiträge voll zu versteuern.

Mangels sofortiger finanzpolitischer Umsetz-

barkeit regt die Kommission allerdings eine

langfristige Übergangsregelung für den Bereich

der Basisversorgung an.

Die für den Bereich der gesetzlichen

Rentenversicherung vorgeschlagene

„nachgelagerte“ Besteuerung ist grund-

sätzlich verfassungskonform und ziel-

führend. Durch diesen Systemwechsel

werden größere finanzielle Spielräume für den

notwendigen Auf- und Ausbau der kapitalge-

deckten Altersversorgung geschaffen und ein

stärkerer Ausgleich der Belastung zwischen älte-

ren und jüngeren Generationen bewirkt. Die von

der Kommission vorgeschlagene Einrichtung

einer „neuen kapitalgedeckten Leibrentenversi-

cherung“ bietet insbesondere Selbstständigen

die Möglichkeit, einen gewissen Grundbedarf an

Altersversorgung zu decken. Dieser Ansatz ist

einer Einbeziehung der Selbstständigen in die

umlagefinanzierte gesetzliche Rentenversiche-

rung deutlich überlegen. Wenig überzeugend ist

jedoch die Absicht, die vorgesehene Übergangs-

regelung auch auf die neue förderfähige kapital-

gedeckte Leibrentenversicherung anwenden zu

wollen. Im Übrigen verstößt die vorgeschlagene

Beschränkung der Abzugsfähigkeit der Beiträge

in der Übergangszeit 2005 bis 2025 bei voller

Besteuerung der Leistung ab dem Jahre 2040

gegen das Verbot der Zweifachbesteuerung.

Neben der Basisversorgung soll sich nach An-

sicht der Kommission die Altersversorgung in

Deutschland künftig zusätzlich nur noch über

den Bereich einer steuerlich begünstigten kapi-

19

Gleichbehandlung

von Renten

und Pensionen

Konzept der

„nachgelagerten“

Besteuerung

verfassungskonform

talgedeckten Zusatzversorgung definieren. Die

steuerliche Förderung der „kapitalgedeckten

Zusatzversorgung“ umfasst grundsätzlich die

bereits bestehenden Instrumente der „Riester-

Förderung“ (Sonderausgabenabzug und Zulage)

sowie die Steuerfreistellung nach §3 Nr. 63 EStG

im Bereich der betrieblichen Altersversorgung.

Innerhalb dieses Rahmens ist unter anderem

vorgesehen, das Volumen der durch Sonderaus-

gabenabzug geförderten Beiträge auf 4 Prozent

der Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen

Rentenversicherung anzuheben, um damit ins-

besondere auch die bisher nur gestuften Förder-

möglichkeiten zu beseitigen. Damit ginge eine

Harmonisierung der Fördervolumina im Bereich

der privaten und betrieblichen Altersversorgung

einher. Die geplante Ausdehnung der Riester-

Förderung auf alle unbeschränkt Steuerpflich-

tigen ist ebenfalls begrüßenswert und bietet

insbesondere Selbstständigen die Möglichkeit,

ihre private Altersversorgung auszubauen.

Für den Bereich der betrieblichen Altersversor-

gung sieht die Kommission die Einbeziehung der

Direktversicherung in die steuerliche Förderung

des §3 Nr. 63 EStG vor. Dieser Vorschlag ist sach-

gerecht und beseitigt die nicht zu rechtferti-

gende Ungleichbehandlung der Direktversiche-

rung gegenüber den Durchführungswegen

Pensionskasse und Pensionsfonds, die bereits

Gegenstand eines Verfahrens vor dem Bundes-

verfassungsgericht ist.

Will der Staat die Menschen darin bestärken, in

höherem Maße eigenverantwortlich vorzusor-

gen, ist die gleichzeitige vorgeschlagene Ab-

schaffung der Lohnsteuerpauschalierung nach

§40b EStG allerdings der falsche Weg. Der ge-

rade erst erweiterte Förderrahmen in der be-

trieblichen Altersversorgung würde dadurch

wieder eingeengt. Im Übrigen ist es inkonsis-

tent, den umlagefinanzierten Zusatzversor-

gungskassen des öffentlichen Dienstes diese

Variante der vorgelagerten Besteuerung zu er-

halten.

Würde der Gesetzgeber die Vorschläge

der Sachverständigenkommission um-

setzen, hätte dies insbesondere für die

steuerliche Behandlung der Kapitalle-

bensversicherung erhebliche Konsequenzen.

Nach überwiegender Ansicht der Kommission

gilt die Kapitallebensversicherung nicht als rei-

nes Altersvorsorgeprodukt, und soll daher den

steuerlich nicht geförderten Kapitalanlagepro-

dukten zugeordnet werden. Dementsprechend

entfiele für Kapitallebensversicherungen nicht

nur die Möglichkeit des Sonderausgabenabzugs

für Versicherungsbeiträge in der Ansparphase,

sondern es wären auch sämtliche Erträge im

Zeitpunkt einer Kapitalauszahlung voll zu ver-

steuern. Dies ist nach Auffassung des GDV ver-

fehlt und nicht hinnehmbar:

Kapitallebensversicherungen erfüllen den Vor-

sorgecharakter, sie gehören zur Altersvorsorge.

Entscheidend dafür ist, dass mindestens ein

biometrisches Risiko abgesichert ist. So kombi-

nieren Lebensversicherungen seit mehr als 150

Jahren den Hinterbliebenenschutz mit dem Auf-

bau von Vorsorgekapital. Auch der besonders

wichtige Schutz Berufsunfähigkeit wird in

20 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Steuerpläne für

Lebensversicherung

nicht hinnehmbar

Deutschland häufig mit einer Lebensversiche-

rung verbunden. Renten als alleinige Auszah-

lungsform der Altersvorsorge anzusehen, spie-

gelt eine verengte Sicht wider und behindert

den erforderlichen Ausbau der kapitalgedeckten

Vorsorge.

Der Ausschluss von Kapitalleistungen aus dem

Begriff der Altersvorsorge wird vom Großteil der

Bevölkerung nicht akzeptiert. Die meisten Bür-

ger wollen im Bereich der ergänzenden Alters-

vorsorge ein Mindestmaß an Flexibilität, wenn

sie sich für einen langfristigen Vorsorgevertrag

entscheiden. Denn Kapitalzahlungen dienen

vielfältigen Motiven individueller Altersvor-

sorge: der altersgerechte Umbau der Wohnung,

der Deckung von unvorhergesehenen Krank-

heits- oder Pflegeaufwendungen, aber auch der

Einkauf in ein Alters- oder Pflegeheim. Die Op-

tion, sich möglicherweise erst im Alter für eine

Verrentung zu entscheiden, erleichtert den Ab-

schluss langfristiger Verträge und damit die

Bereitschaft zu entsprechender Vorsorge und

Konsumverzicht.

In einer Zeit, in der die gesetzliche Rentenver-

sicherung vor gewaltigen demographischen

Herausforderungen steht, kann nur mehr Viel-

falt an geförderten Altersvorsorgeinstrumenten

die Bürger zu notwendigem Konsumverzicht be-

wegen. Die von der Kommission vorgeschlagene

Besteuerung der Lebensversicherung konter-

kariert das beliebteste und vielfältig genutzte

Instrument eigenverantwortlicher Vorsorge.

70 Prozent der Arbeitnehmerhaushalte in

Deutschland ergänzen durch eine Lebensversi-

cherung ihre Ansprüche aus der gesetzlichen

Rentenversicherung. Dieser Anteil muss wach-

sen und nicht schrumpfen.

Der GDV setzt sich mit Nachdruck dafür ein, dass

die Lebensversicherung nicht besteuert wird,

sondern weiterhin als ein zentrales Altersvor-

sorgeinstrument Anerkennung findet. Es bleibt

allerdings abzuwarten, inwieweit die Bundes-

regierung die umfassenden Vorschläge zur Neu-

ordnung der steuerrechtlichen Behandlung von

Altersvorsorgeaufwendungen und Altersbezü-

gen in einen entsprechenden Gesetzentwurf

übernehmen wird.

Das im Zuge der Reform des Körper-

schaftsteuersystems im Jahr 2000 ein-

geführte Halbeinkünfteverfahren hat

für Lebens- und Krankenversicherungen

bei negativer Börsenentwicklung fatale steuer-

liche Folgen. Denn seither bleiben nicht nur Divi-

dendenerträge und Veräußerungsgewinne, son-

dern auch Abschreibungen und Veräußerungs-

verluste steuerlich ohne Auswirkung. Die Regeln

über die Bildung von Rückstellungen für Bei-

tragsrückerstattung wurden durch die Reform

dagegen nicht verändert. Kombiniert führt bei-

des dazu, dass Lebens- und Krankenversiche-

rungsunternehmen in Zeiten einer krisenhaften

Börsenentwicklung massiv mehr Steuern zahlen

müssen als zu Hausse-Zeiten. Für die Versiche-

rungswirtschaft ist das nicht tragbar, wird doch

dadurch das allgemein anerkannte Prinzip der

Besteuerung nach der Leistungsfähigkeit ver-

letzt.

Die Versicherungswirtschaft hat dem Gesetz-

geber Vorschläge zur Lösung dieser Problematik

unterbreitet, die jedoch von der Politik bisher

leider noch nicht aufgegriffen wurden. Dies ist

21

Halbeinkünfte-

verfahren mit fatalen

Folgen für Versicherer

insbesondere deshalb unverständlich, weil sich

für den Fiskus in Zeiten positiver Börsenentwick-

lung sogar ein deutliches Steuermehraufkom-

men ergibt. Der GDV und seine Gremien werden

hier weiterhin um eine Lösung bemüht sein.

In diesem Zusammenhang sollte auch

das sog. Organschaftsverbot aufgeho-

ben werden. Den Lebens- und Kranken-

versicherungsunternehmen die Möglichkeit zum

Gewinn- und Verlustausgleich im Konzern zu

nehmen, ist nicht akzeptabel. Denn dadurch

wird eine einzige Branche benachteiligt, was

dem verfassungsrechtlichen Gleichheitsgebot

widerspricht. Darüber hinaus wird auch der Sinn

der Spartentrennung verkannt: Der Grundsatz,

wonach Lebens- und Krankenversicherungsun-

ternehmen die Bildung eines Einheitsunterneh-

mens verboten ist, dient allein dem Schutz der

Versicherungskunden.

Nicht akzeptabel ist schließlich, wenn der Ge-

setzgeber rückwirkend verschärfend in die Be-

steuerung eingreifen will. Deshalb müssen Ab-

schreibungen, die die Versicherungsunterneh-

men auf ihre Investmentfondsanteile mit Aktien

vorgenommen haben, für die Vergangenheit

steuerlich anerkannt werden. Der Gesetzgeber

muss sich insoweit an das halten, was er gesetz-

lich geregelt hat. Untergesetzliche Anweisungen

können den Gesetzestext nur auslegen, nicht

aber verschärfen. Insoweit dürfen Abschreibun-

gen auf Aktien wegen des Kursverfalls an den

Börsen nicht grundsätzlich durch eine Verwal-

tungsanweisung verboten werden.

Gesundheitsreform und PKV

Nicht nur die Altersvorsorge, auch die Gesund-

heitspolitik befindet sich am Scheideweg. Hier

geht es vor allem darum, ob es bei einem

Kostendämpfungsgesetz früherer Prägung mit

kurzfristig gesetzten Sparzielen bleibt oder ob

der große Wurf gewagt wird, der die Strukturen

direkt angeht. Hauptproblem für die nächsten

Jahrzehnte ist auch hier der demographische

Wandel. Schon heute verursacht die Behand-

lung älterer Menschen in der gesetzlichen Kran-

kenversicherung ein jährliches Defizit von über

30 Milliarden Euro. Da ältere Menschen mehr

Gesundheitsleistungen als junge Menschen

benötigen und im Rentenalter weniger Beiträge

als Erwerbstätige zahlen, wird dieses Defizit in

den nächsten Jahren und Jahrzehnten rasant

steigen.

Anders die kapitalgedeckte private Krankenver-

sicherung (PKV). Hier bildet jede Generation

selber für ihre mit dem Alter steigende Inan-

spruchnahme von Gesundheitsleistungen Vor-

sorgekapital. Nachwachsende Generationen

werden in keinem Fall mit zusätzlichen Finanzie-

rungskosten belastet. Das Prinzip der Kapital-

deckung in der PKV hat mittlerweile dazu ge-

führt, dass ein Rücklagenpolster von über 76 Mil-

liarden Euro zur Verfügung steht. Die zehnmal so

große gesetzliche Krankenversicherung (GKV)

verfügt demgegenüber nicht über einen einzi-

gen Euro an Rücklagen für die Zukunft. Die feh-

lende Vorsorge für die Zukunft führt dazu, dass

hier eine riesige Hypothek zulasten der nach-

wachsenden Generationen aufgetürmt wird.

Die demographische Herausforderung, aber

auch so wichtige Grundsätze wie Nachhaltigkeit

und Generationengerechtigkeit, verlangen auch

22 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Organschaftsverbot

muss fallen

in der Gesundheitspolitik eine neue Gewichtung

– weniger Umlage, mehr der Kapitaldeckung.

Nachdem mit der Riester-Rente im Bereich der

Rentenversicherung ein erster Schritt auf die-

sem Weg gemacht wurde und nachdem für die

Pflegeversicherung ähnliches zur Diskussion

steht, gilt es jetzt, diese strukturelle Aufgabe

auch für die Krankenversicherung zu lösen.

Das zum 1. Januar 2003 in Kraft getretene Bei-

tragssatzsicherungsgesetz war in dieser Bezie-

hung eine Enttäuschung. In der Absicht, den

gesetzlichen Krankenkassen eine solidere Finan-

zierungsgrundlage zu schaffen, wurden 750 000

Arbeitnehmern durch eine Anhebung der Ver-

sicherungspflichtgrenze die Wahlfreiheit zwi-

schen gesetzlicher und privater Krankenversi-

cherung genommen. Die Ausweitung des versi-

cherungspflichtigen Personenkreises hat sich als

untaugliches Mittel zur Lösung der Finanzprob-

leme der Kassen erwiesen. Der Beitragssatz-

anstieg in der gesetzlichen Krankenversicherung

konnte bislang nicht gestoppt werden. Gleich-

zeitig wurde aber vielen Versicherten die Option

verwehrt, eigenverantwortlich vorzusorgen.

Ein wichtiger Punkt bei der jetzigen Gesund-

heitsreform ist die Ausgliederung bestimmter

Leistungen aus der gesetzlichen Krankenversi-

cherung. Die Regierungskoalition hatte hierzu

einen ersten Vorstoß beim Krankengeld ge-

macht. Diese Idee wurde allerdings schnell

fallengelassen. Jetzt soll das Krankengeld bei

gleichzeitiger Änderung der Finanzierungspa-

rität in der gesetzlichen Krankenkasse belassen

werden. Durch diese Maßnahme verschiebt sich

zwar die Belastung zwischen Arbeitgebern und

Arbeitnehmern durch Senkung der Lohnneben-

kosten. Allerdings wird dadurch kein Beitrag zur

stärkeren Zukunftsvorsorge geleistet. Die

Chance einer vernünftigen Ausgliederung des

Zahnersatzes aus der GKV wurde ebenfalls ver-

tan. Zwar entlastet auch der Sonderbeitrag für

Zahnersatz die Arbeitgeber. Der zukunftswei-

sende Schritt zu mehr Generationengerechtig-

keit und Eigenverantwortung blieb jedoch aus.

Auch weitere Leistungen wie private

Unfälle ließen sich privat absichern. In

allen diesen Fällen hatte die PKV sich

bereit erklärt, ein sozialpolitisch flan-

kiertes, für alle offenes Tarifangebot zur Ver-

fügung zu stellen. Dabei sollte auf Risiko-

prüfungen verzichtet und altersunabhängige

Beiträge zugrunde gelegt werden. Damit be-

stand die ernsthafte Möglichkeit, das Verhältnis

zwischen umlagefinanzierter GKV und kapital-

gedeckter PKV neu zu gewichten. Daraus ist erst

einmal nichts geworden. Dennoch darf diese

Chance nicht ad acta gelegt werden, sondern

sollte bei künftigen Reformen von der Politik

genutzt werden.

Wenig verständlich ist da die von manchen

Kreisen propagierte Bürgerversicherung, mit der

die gesamte Bevölkerung zwangsweise in die

GKV einbezogen und somit voll dem Demogra-

phierisiko ausgesetzt wird. Hier bleibt Kapital-

deckung zugunsten der Umlagefinanzierung

auf der Strecke. Es gibt zwar Berechnungen, dass

die Bürgerversicherung kurzfristig zu mehr Ein-

nahmen führt. Das wäre dann der Fall, wenn

man – wie vorgeschlagen – die Bemessungs-

grenze von heute 3 450 auf 5 100 Euro anheben

würde. Nur müssten dann die Betroffenen bis zu

48 Prozent mehr an Beiträgen aufbringen als

heute.

23

Keine Fortschritte bei

Ausgliederung

gesetzlicher Leistungen

Dass man durch schlichte Beitragsanhebungen

die Finanzsituation der GKV kurzfristig verbes-

sern kann, ist keine neue Erkenntnis. Nur an den

maßgeblichen Strukturproblemen würde das

nichts ändern. Im Gegenteil: Das Demographie-

problem wäre sogar noch größer als heute.

Zudem ist die Bürgerversicherung letztlich der

Einstieg in die Staatsmedizin oder in die Zwei-

Klassen-Medizin, wie sich in anderen europäi-

schen Ländern deutlich zeigt. Nicht wesentlich

besser schneidet im Übrigen das Kopfpauscha-

lenmodell ab. Solange hier ebenfalls keine Alte-

rungsrückstellung vorgesehen ist, kann dieses

Modell nicht zur Stärkung der Generationen-

gerechtigkeit beitragen.

Die derzeitige Diskussion vermittelt bisweilen

den Eindruck, als gäbe es nur zwei Reformalter-

nativen: entweder die Bürgerversicherung oder

die Kopfpauschalen. So argumentieren jeden-

falls die Vertreter der Rürup-Kommission. Tat-

sächlich jedoch liegt hierin eine unzulässige Ver-

kürzung des wirklichen Alternativenspektrums.

Schon jedes Modell, das eine stärkere Berück-

sichtigung der Kapitaldeckung vorsieht, ist nicht

nur eine weitere Alternative, es ist auch die bes-

sere Alternative. Denn es gibt keinen anderen

Weg, die nachwachsenden Generationen vor

einer Überforderung zu schützen.

Schaden- und Unfallversicherung

Erstmals seit vielen Jahren dürfen die Schaden-

und Unfallversicherer 2003 wieder auf ein aus-

geglichenes Ergebnis hoffen – einen normalen

Schadenverlauf im Jahresrest unterstellt. Den-

noch steht die Branche weiterhin vor großen

Herausforderungen. So reicht im größten Zweig

der Schadenversicherung, der Kraftfahrtversi-

cherung, das Tarifniveau nach wie vor nicht aus.

In der Sach- und Haftpflichtsparte nehmen die

Geschäftsdaten im Firmen- und Privatkunden-

segment langsam besorgniserregende Dimen-

sionen an. Darüber hinaus machen die abseh-

baren Veränderungen der rechtlichen und politi-

schen Rahmenbedingungen zu schaffen.

Erhebliche Sorgen bereitet die zunehmende

Verschärfung des europäischen und deutschen

Haftungsrechts. Hier werden die Haftungstat-

bestände beständig ausgeweitet, werden die

Schadenersatz- und Schmerzensgeldansprüche

weiter ausgedehnt, hier kommt es zu teilweise

sprunghaft gestiegenen Haftungssummen und

ausufernden Kostenbelastungen. Dies gilt ins-

besondere für die Überlegungen der EU-Kom-

mission im Bereich Umwelt- und Produkthaf-

tung und bei der 5. KH-Richtlinie. Auf nationaler

Ebene sind in diesem Zusammenhang die Scha-

denersatznovelle aus dem Jahr 2002 sowie die

aktuellen Überlegungen zur Einführung einer

Pflichtversicherung gegen Elementarrisiken in

der Sachversicherung zu nennen.

Für die von Naturkatastrophen gebeutelten

Schaden- und Unfallversicherer war 2002 versi-

cherungstechnisch gesehen eines der schlimms-

ten Geschäftsjahre überhaupt. Die Schaden-

und Kostenquote nach Abwicklung (combined

ratio) stieg auf 104 Prozent. Allein die europa-

24 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

weiten volkswirtschaftlichen Schäden in den

überfluteten Gebieten an Elbe, Moldau, Donau

und Nebenflüssen betrugen rund 19 Milliarden

Euro, wovon 3 Milliarden Euro versichert waren.

Fast 40 Menschen fielen den Fluten zum Opfer.

Die Hauptlast fiel mit einem Gesamtschaden

von 9,2 Milliarden Euro auf Deutschland. Hier

betrug der versicherte Schaden etwa 1,8 Mil-

liarden Euro. Damit bescherte die schlimmste

Naturkatastrophe der bundesdeutschen Ge-

schichte der deutschen Assekuranz den größten

Versicherungsfall aller Zeiten.

Größte betroffene Einzelpolice mit einer Versi-

cherungssumme von 150 Millionen Euro war die

eines Verkehrsunternehmens, obwohl auch dies

nur zur Kompensation eines Bruchteils der

tatsächlich entstandenen Schäden ausreichte.

Eine weitere Rekordmarke wurde im Kellerge-

schoss eines neuen Krankenhauses in Sachsen

aufgestellt, als durch Überflutung der gesamten

Technik ein Elektronikversicherungsschaden in

Höhe von 12 Millionen Euro entstand. Dies war

der größte Einzelschaden in der Geschichte der

relativ jungen Versicherungssparte.

Die mittlerweile gesicherten Prognosen zur

weltweiten Klimaänderung und die Wetterkap-

riolen des Jahres 2002 zeigen, dass sich Politik

und Gesellschaft künftig auf ganz neue Scha-

dendimensionen einstellen müssen. Innenpoli-

tisch entstand angesichts der Flutschäden star-

ker Handlungsdruck für die Bundesregierung,

Vorbeugemaßnahmen bei künftigen Naturkata-

strophen zu entwickeln. Zu klären ist auch, wie

die extremen finanziellen Belastungen für die

Bürger, für Länder und Kommunen und insbe-

sondere für den Bundeshaushalt tragbar und

planbar gestaltet werden können.

Die Analyse der bisherigen Situation

zeigt, dass nur etwa jeder zehnte Bun-

desbürger seinen Hausrat und gar nur

jeder 25. sein Wohnhaus gegen Elemen-

tarrisiken versichert hat. Bei dieser ge-

ringen Versicherungsdichte ist versicherungs-

technisch ein Risikoausgleich nicht herzustellen.

Selbst wenn sich alle Bundesbürger in den ge-

fährdeten Gebieten versichern wollten, wären

die Prämien aufgrund der negativen Risikoaus-

lese nicht bezahlbar. Auch eine höhere Nach-

frage bei zeichnungsfähigen Einzelrisiken würde

das Problem nicht lösen: Aufgrund der drohen-

den Kumulschäden bei Ereignissen, die statis-

tisch gesehen beispielsweise alle 200 Jahre ein-

mal auftreten, könnte kein lückenloser Versiche-

rungsschutz angeboten werden. Allein für pri-

vate und kleingewerbliche Gebäude wäre mit

Kumulschäden in einer Größenordnung von bis

zu 15 Milliarden Euro zu rechnen. Die maximal

verfügbare Versicherungskapazität von ge-

schätzten 6 Milliarden Euro reicht da bei weitem

nicht aus. Nur auf privatwirtschaftlicher Basis

kann folglich eine umfassende Elementarscha-

denversicherung in Deutschland nicht angebo-

ten werden. Hier wäre eine Lösung allenfalls im

gesamtgesellschaftlichen Konsens aller betrof-

fenen Seiten denkbar.

Nachdem die Finanzminister der Länder im Juni

2003 die Einführung einer Elementarschaden-

versicherung gefordert hatten, beschlossen die

Ministerpräsidenten, sich auf ihrer nächsten Sit-

zung im November 2003 mit einem bis dahin zu

erarbeitenden Pflichtversicherungsmodell zu

befassen. Die unter Federführung des BMJ mit

25

Umfassender

Elementarschutz nur

im gesellschaftlichen

Konsens

dieser Thematik befasste Bund-Länder-Kommis-

sion hat sich in ihrem Zwischenbericht ebenfalls

für eine Fortsetzung der Arbeiten ausgespro-

chen.

Angesichts dieser Entwicklung auf der politi-

schen Ebene hat der GDV seine Bereitschaft be-

kräftigt, die Entscheidungsfindung der Politik

konstruktiv zu begleiten. Dementsprechend

wurden von Verbandsseite denn auch wesentli-

che und unverzichtbare Eckpunkte formuliert,

die weiteren Gesprächen mit der Politik als

Grundlage dienen können. Hierzu gehört, dass

für die Branche auch im Rahmen eines Pflicht-

versicherungsmodells die Möglichkeit bestehen

muss, ihren Kapitaleinsatz angemessen zu ver-

zinsen und Erträge zu erzielen. Bei private Kapa-

zitäten übersteigenden Schadenszenarien ist

eine staatliche finanzielle Garantie notwendig,

die sowohl der Höhe nach als auch zeitlich in

ausreichendem Umfang zur Verfügung stehen

muss. Marktwirtschaftlich funktionierende Be-

reiche, wie beispielsweise die Sturmversiche-

rung, sollen über die Versicherungspflicht nicht

in eine staatliche Rückversicherung einbezogen

werden. Zur Erarbeitung der Einzelheiten wurde

ein GDV-internes Projekt eingerichtet.

Im Kontext zur Pflichtversicherungsdiskussion

verfolgt die Versicherungswirtschaft auch die

gesetzgeberischen Initiativen der Bundesregie-

rung zur Verbesserung der Hochwasser-Scha-

denprävention sehr aufmerksam. Mit den

zunächst als Eckpunktepapier und dann am

7. August 2003 als Gesetzentwurf vom BMU

vorgeschlagenen Regelungen sollen unter an-

derem erstmals bundesweit einheitliche Ge-

fährdungszonen und überschwemmungs-

gefährdete Gebiete festgeschrieben werden.

Darin werden deutliche Nutzungseinschränkun-

gen ausgewiesen und einheitliche Schadenver-

hütungsgrundsätze formuliert.

Der GDV wird sich in das Gesetzgebungsverfah-

ren einbringen und auf eine rasche Umsetzung

der damit verbundenen Gesetzesänderungen

unter anderem im Wasserhaushaltsgesetz, im

Baugesetzbuch und im Raumordnungsgesetz

drängen. Mit diesem Gesetz würden sich

langjährige Forderungen der Versicherer nach

einer Verringerung des Schadenpotenzials in

hochgefährdeten Gebieten verwirklichen.

Mit größter Sorge beobachten die Haft-

pflichtversicherer den anhaltenden Trend

zur Einführung weiterer Pflichtversiche-

rungen. Hinter diesen Bestrebungen steht ne-

ben einem oftmals übersteigerten Verbraucher-

schutzgedanken auch der Wunsch, kaum noch

beherrschbare und abgrenzbare Schadenpoten-

ziale haftungsrechtlich zu erfassen. Der Grund-

satz der Vertragsfreiheit wird demgegenüber

mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt.

Fragen der Praktikabilität, der Kosten und Not-

wendigkeit von Pflichtversicherungslösungen

werden dabei nicht gesehen oder ausgeblendet.

Nicht immer haben Pflichtversicherungen näm-

lich eine risikomindernde Wirkung im Sinne

eines hohen Schutzniveaus.

Ein Beispiel aus jüngster Zeit ist die auf EU-

Ebene geplante Pflichtversicherung für Futter-

mittelunternehmer. Sie soll alle Tätigkeiten im

Zusammenhang mit Futtermitteln umfassen

und eine Abdeckung sämtlicher mit einem Rück-

26 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Pflichtversicherung

oft nur Scheinlösung

ruf verbundenen Kosten sicherstellen. Der An-

wendungsbereich dieses Vorschlags ist versiche-

rungstechnisch kaum darstellbar, trifft er doch

zehntausende Betriebe und Landwirte mit ex-

trem unterschiedlichen Schadeneintrittswahr-

scheinlichkeiten. Die vorgesehene Verpflichtung

zum Abschluss einer Rückrufkostenversicherung

soll losgelöst von der gesetzlichen Rückrufver-

pflichtung bei unmittelbarer Gefahr eines Perso-

nenschadens im deutschen Recht gelten. Darü-

ber hinaus geht sie weit über die gegenwärtig

am Markt angebotenen Rückrufdeckungen hin-

aus und dürfte manchen erfassten Betrieb fi-

nanziell überfordern.

In die gleiche Richtung geht der EU-Richtlinien-

vorschlag zur Umwelthaftung, der nach zähem

politischen Ringen noch dieses Jahr verabschie-

det werden dürfte. Der Richtlinienentwurf be-

trifft die öffentlich-rechtliche Kostentragungs-

pflicht der Verursacher von Umweltschäden bei

der Vermeidung und Sanierung von Bodenkon-

taminationen, Gewässerverunreinigungen und

Schäden an der biologischen Vielfalt. Dabei hat

der für den Schaden verantwortliche Betreiber

die Sanierungs- und Vermeidungskosten zu tra-

gen. Von den bestehenden Umwelthaftpflicht-

und Bodenkaskoversicherungen werden derar-

tige Risiken jedoch nur in sehr eingeschränktem

Umfang gedeckt. Für Schäden an der biologi-

schen Vielfalt, wie natürlichen Lebensräumen in

Naturschutzgebieten oder geschützten Arten,

bestehen in Europa bisher keine funktionsfähi-

gen Deckungskonzepte.

Dem Versicherungsmarkt muss Zeit gegeben

werden, die erforderlichen Lösungen zu ent-

wickeln. Die Einführung der noch vom Europäi-

schen Parlament favorisierten Pflichtversiche-

rung würde zu unlösbaren Schwierigkeiten

führen und die Entwicklung neuer Deckungs-

konzepte behindern. Zwar hat sich letztlich der

Rat gegen eine europäische Deckungsvorsorge-

verpflichtung ausgesprochen, aber das Problem

einer unausgereiften und unklaren Haftungs-

grundlage bleibt. So werden Art und Umfang der

behördlich geforderten Sanierung sowie der Be-

griff der biologischen Vielfalt nicht hinreichend

konkretisiert. Da es an anerkannten und prakti-

kablen Bewertungskriterien fehlt, können Schä-

den an der biologischen Vielfalt weder haftungs-

rechtlich noch versicherungstechnisch kalkuliert

werden.

Grundsätzlich gilt, dass Haftungsregeln eindeu-

tig, dass Schadenbilder klar definierbar und be-

zahlbar sein müssen. Mit dieser Forderung hat

sich der GDV in die Diskussion um diese Rechts-

setzungsprozesse eingebracht. Auch künftig

wird die Versicherungswirtschaft in diesem

Sinne konstruktiv an Lösungsmodellen mitar-

beiten.

In den USA hat sich das Asbestrisiko zu

einer kaum noch beherrschbaren Ge-

fahr entwickelt. Die Haftungsproblema-

tik besteht hier in erster Linie in einer sehr langen

Latenzzeit zu Lungenkrebs oder der Asbestose.

Auch in Europa gibt es mittlerweile erste Urteile

zu Asbestschäden, die in Anzahl und Höhe der

Entschädigungssummen allerdings nicht mit

der Situation in den USA vergleichbar sind. In der

Hauptsache handelt es sich um Klagen von Ar-

beitnehmern, die beruflich einer Asbestbelas-

tung ausgesetzt waren. Dennoch dürfte sich das

27

Asbestrisiko kaum

beherrschbar

Asbestrisiko auch in Europa zu einem ernsten

Schadenszenario für die Haftpflichtversicherer

entwickeln. Schätzungen gehen davon aus, dass

die Gesamtaufwendungen für asbestbedingte

Berufskrankheiten bis zum Jahr 2020 wahr-

scheinlich über 10 Milliarden Euro betragen

werden. Entsprechende Reaktionen im Markt

bleiben da nicht aus. Einzelne Erst- und Rückver-

sicherer haben bereits Ausschlüsse für asbest-

bedingte Schäden in ihren Verträgen vereinbart.

Durch die im August 2002 in Kraft ge-

tretene Schadenersatznovelle wurden

auch im Bereich der Gefährdungshaf-

tung Schmerzensgeldansprüche einge-

führt. Dies ließ die Haftpflichtversicherer be-

fürchten, dass bei Störfällen in Industrieanlagen,

zum Beispiel durch Freisetzung chemischer

Stoffe, eine Vielzahl von Ansprüchen der betrof-

fenen Menschen begründet werden könnte.

Diese Befürchtungen haben sich nicht erfüllt.

Dennoch kann bereits jetzt festgestellt werden,

dass die in der Novelle vorgesehenen Maß-

nahmen zur Kompensation der Ausweitung des

Schmerzensgeldanspruchs nicht ausreichend

sind. In der Kraftfahrthaftpflicht-Versicherung

führt die Schadenersatznovelle zu einer Zusatz-

belastung von geschätzten 50 Millionen Euro.

Die Zusatzbelastungen ergeben sich dabei vor

allem aus den erhöhten Haftungssummen, dem

erweiterten Schmerzensgeldanspruch in der

Gefährdungshaftung sowie dem verbesserten

Schutz schwächerer Verkehrsteilnehmer.

Die Schadenersatznovelle wird inzwischen weit-

gehend reibungslos in der Schadenregulierung

der Kraftfahrtversicherer umgesetzt. Probleme

haben sich jedoch bei der fiktiven Abrechnung

des Ersatzes für total beschädigte Fahrzeuge

ergeben. Hier wird weder das beschädigte Auto

repariert noch ein Ersatzauto angeschafft. Der

Geschädigte hat einen Anspruch auf Erstattung

des vom Gutachter auszuweisenden Netto-Wie-

derbeschaffungswertes abzüglich des Restwer-

tes des Fahrzeugs. Umsatzsteuer muss nach der

Neuregelung vom Versicherer erstattet werden,

soweit sie tatsächlich angefallen ist.

Die Schwierigkeiten resultierten daraus, dass

viele Gutachten von Sachverständigen bisher

keine differenzierten Angaben zum Brutto- und

Netto-Wiederbeschaffungswert enthielten. Seit

Sommer 2003 sind der Schwacke-Liste auch

Werte zur Regel- und Differenzbesteuerung für

Pkw, Geländewagen und Transporter zu entneh-

men, so dass den Sachverständigen aussage-

kräftige Angaben zu Brutto- und Netto-Wieder-

beschaffungswert möglich sind. Damit dürfte

sich das Konfliktpotenzial bei der fiktiven Ab-

rechnung entscheidend vermindert haben.

Die 4. KH-Richtlinie, die Verkehrsopfern

bei Unfällen im Ausland einen raschen

und reibungslosen Weg zum Schaden-

ersatz ebnen soll, ist in Deutschland

fristgerecht zum 1. Januar 2003 umgesetzt wor-

den. Die deutschen Kraftfahrtversicherer haben

in sämtlichen EWR-Ländern Schadenregulie-

rungsbeauftragte benannt, die den Bürgern vor

Ort als Anlaufstelle dienen. Die deutsche Ent-

schädigungsstelle, die Verkehrsopferhilfe e.V.,

und die nationale Auskunftsstelle, der Zentralruf

28 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Schadenersatznovelle

kommt

teuer zu stehen

4. KH-Richtlinie

kommt in Europa nur

langsam voran

der Autoversicherer (GDV Dienstleistungs-

GmbH & Co. KG) haben ihren Betrieb termin-

gerecht aufgenommen.

Die zögerliche Umsetzung der Brüsseler Richt-

linie in anderen EU-Mitgliedsstaaten behindert

jedoch bislang noch einen effizienten Schutz

der Verkehrsopfer im Ausland. Gegen säumige

Mitgliedsstaaten hat die EU-Kommission im

April 2003 Vertragsverletzungsverfahren wegen

Nicht- oder nicht vollständiger Umsetzung der

Richtlinie eingeleitet. In Frankreich, Italien, den

Niederlanden und Luxemburg haben die Versi-

cherer im Vorgriff auf die nationale Regelung be-

reits gehandelt. Die Probleme im Bereich der

Umsetzung haben leider dazu geführt, dass

nicht in allen Fällen den Anfragenden ihr Scha-

denregulierungsbeauftragter sofort benannt

werden kann.

Die 4. KH-Richtlinie enthält keine Regelung für

gerichtliche Auseinandersetzungen mit den

Schadenregulierungsbeauftragten. Über eine

entsprechende Ergänzung wird derzeit jedoch

diskutiert. Eine Zuständigkeit deutscher Ge-

richte für Prozesse gegen ausländische Schaden-

regulierungsbeauftragte würde sowohl diese

selbst als auch die Rechtsanwälte vor Probleme

stellen. Beide Seiten müssten sich dann auch vor

dem deutschen Gericht mit ausländischem

Schadenersatzrecht auseinandersetzen. Aus

dem Europäischen Parlament stammt der Vor-

schlag, bei Auslandsunfällen den ausländischen

Versicherer auch am Wohnsitz des Geschädig-

ten verklagen zu können. Der GDV befürwortet

diesen Ansatz. Für den Geschädigten, der bisher

vor einem ausländischen Gericht klagen musste,

wäre eine solche Regelung eine große Erleichte-

rung bei der Durchsetzung seiner Ansprüche.

Die Frage nach dem Gerichtsstand und dem

anwendbaren Recht bei Verkehrsunfällen mit

Auslandsbezug steht auch auf der Agenda der

4. Europäischen Verkehrsrechtstage in Trier.

Bei der 5. KH-Richtlinie steht die Verab-

schiedung Ende 2003 ins Haus, so dass

deren Regeln frühestens Mitte 2005 an-

zuwenden wären. Im Mittelpunkt der Richtlinie

steht die Festlegung der neuen Mindest-

deckungssummen. Die Vorschläge für Personen-

schäden reichen von 1 Million Euro pro Person

bis 10 Millionen Euro pro Unfall, unabhängig

von der Zahl der Geschädigten. Auch die Versi-

cherer fordern eine Deckelung durch eine Min-

destdeckungssumme pro Unfall unabhängig

von der Zahl der Geschädigten. Andernfalls

käme es faktisch zu einer unbegrenzten

Deckung für Personenschäden, obwohl die Rück-

versicherer derartige unbegrenzte Risiken nur

noch in einzelnen Ländern abdecken. Selbst eine

Deckelung bei 10 Millionen Euro wäre für die

Versicherer in den EU-Beitrittsländern zurzeit

nicht darstellbar. Weiter wird in der Richtlinie

vorgeschlagen, die in Deutschland bereits gel-

tenden Regelung, wonach Rechtsverfolgungs-

kosten als Schaden abzurechnen sind, europa-

weit zu verankern.

Noch nicht abschließend geklärt sind die Grund-

satzfrage der Deckungserweiterung und weitere

Details hinsichtlich des geschützten Personen-

kreis, des Verschuldens und der Kausalität. Diese

Fragen sollten einer späteren Regelung vorbe-

halten bleiben, die sich als mögliche 6. KH-Richt-

linie bereits abzeichnet. Hier könnte die Diskus-

29

5. und 6. KH-Richtlinie

ante portas

sion zu einer europaweiten Einführung der Ge-

fährdungshaftung führen, die es in Deutschland

bereits gibt. Auch die Vereinheitlichung des

Schadenersatzes bei immateriellen Personen-

schäden auf der Basis objektiver und einheitli-

cher Methoden („Europäische Schmerzensgeld-

tabelle“) ist im Gespräch.

Gemäß der Vereinbarung im Koalitions-

vertrag vom September 2002 hat die

Bundesregierung im Mai 2003 die An-

passung des Rechtsberatungsgesetzes

an die gesellschaftlichen Bedürfnisse in

Angriff genommen. Zahlreiche Wirtschafts- und

Sozialverbände wurden zu einer ersten Stellung-

nahme aufgefordert. Die Versicherungswirt-

schaft hat sich für eine Liberalisierung des

Rechtsberatungsgesetzes ausgesprochen. So

sollten auch die Rechtsschutzversicherer die

Möglichkeit haben, ihren Kunden neben der

Übernahme der Rechtsverfolgungskosten künf-

tig auch Rechtsdienstleistungen anbieten zu

können. Um Qualitätsstandards nicht zu gefähr-

den, sollte allerdings die Öffnung des Rechts-

beratungsmarktes nicht grenzenlos sein. Das

Angebot von Rechtsdienstleistungen kann nur

solchen Personen vorbehalten sein, die die erfor-

derliche fachliche Qualifikation, Zuverlässigkeit

und Erfahrung nachweisen können.

Die Auswirkungen des 11. September

2001 lasten bis heute auf den Versiche-

rungsmärkten. Nach enormen Kapa-

zitätsschwankungen am internationa-

len Rückversicherungs- und Retrozessionsmarkt

haben sich die Rückdeckungsangebote zwi-

schenzeitlich auf hohem preislichen Niveau ein-

gependelt. Die Regulierung aller Schäden ist

noch nicht abgeschlossen und gestaltet sich

sehr schwierig. Zahlreiche weitere politisch mo-

tivierte Anschläge machen die Bedrohung durch

den Terror zu einer anhaltenden Gefahr. Die ver-

sicherungstechnische Bewältigung des Terror-

risikos führte in verschiedenen Ländern zu den

unterschiedlichsten Angeboten. Die deutsche

Antwort war die Gründung der EXTREMUS Ver-

sicherungs-AG am 3. September 2002.

Mit dieser von 16 im deutschen Markt engagier-

ten Versicherungsgruppen geschaffenen natio-

nalen Lösung konnte der bestehende Deckungs-

notstand für Großrisiken beseitigt werden. Die

EXTREMUS bietet für alle in Deutschland belege-

nen Risiken mit einer Versicherungssumme von

mehr als 25 Millionen Euro Deckungsschutz bei

Terroranschlägen für Sachschäden an Gebäuden

und betrieblichen Einrichtungen sowie für sich

daraus ergebende Betriebsunterbrechungsschä-

den. 1,5 Milliarden Euro Deckungskapazität brin-

gen die in Deutschland tätigen Versicherungs-

unternehmen auf. Weitere 1,5 Milliarden Euro

stellt der internationale Rückversicherungs-

markt. Bei Schäden jenseits der 3 Milliarden Euro

privatwirtschaftlich abgedeckter Versicherungs-

kapazität greift die staatliche Gewährleistung

über 10 Milliarden Euro. Seit Aufnahme der Ge-

schäftstätigkeit am 1. November 2002 hat der

Bestand der EXTREMUS Versicherungs-AG be-

reits jetzt den Betrag von 100 Millionen Euro

überschritten.

30 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Auch der Rechts-

beratungsmarkt

bedarf einer

Liberalisierung

EXTREMUS beseitigt

Deckungsnotstand für

Terrorrisiken

Die Gründung des Spezialversicherers wurde

von Seiten der Politik konstruktiv begleitet. Auf

Initiative des GDV haben die zuständigen Minis-

terien mit Zustimmung des Bundesrates die

Verordnung über die Rechnungslegung von Ver-

sicherungsunternehmen im Mai 2003 geändert.

In Anlehnung an die Regelungen für Pharma-

und Atomanlagenrisiken kann jetzt auch für die

Versicherung von Terrorrisiken eine Großrisiken-

rückstellung gebildet werden.

Leider ist die Frage noch nicht geklärt, ob die

Beiträge zur Terrorversicherung neben der Versi-

cherungsteuer zusätzlich noch der Feuerschutz-

steuer unterliegen. Bund und Länder tragen hier

auf dem Rücken des Unternehmens einen Streit

um das Aufkommen aus. Die bestehenden Diffe-

renzen sollten möglichst rasch zugunsten einer

pragmatischen Lösung beigelegt werden. Dabei

wäre zu berücksichtigen, dass es sich bei der

Terrorversicherung um eine Versicherung gegen

die neue Gefahr „Terrorakt“ handelt, wie die

BaFin zutreffend festgestellt hat.

Die europäische Steuerpolitik versucht

verstärkt, Gemeinschaftsunternehmen

eine Steuerstruktur ähnlich der für rein

nationale Unternehmen und Konzerne

zu verschaffen. Dadurch sollen steuerliche Hin-

dernisse für die grenzüberschreitende Wirt-

schaftstätigkeit im Binnenmarkt schrittweise

abgebaut werden. In der Mitteilung „Ein Binnen-

markt ohne steuerliche Hindernisse“ aus dem

Jahr 2001 hat die EU-Kommission ihre Vorstel-

lungen dargelegt, wie dieses Ziel mittelfristig

durch eine Verbesserung der entsprechenden

Richtlinien und langfristig durch die Schaffung

einer einheitlichen konsolidierten Körperschaft-

Steuerbemessungsgrundlage zu erreichen wäre.

In diesem Sinne hat die Kommission im Juli 2003

eine begrüßenswerte Änderung der Mutter-

Tochter-Richtlinie vorgeschlagen, wonach eine

Doppelbesteuerung von Gewinnen vermieden

wird, die von einer Tochtergesellschaft an ihre

ebenfalls in der EU ansässige Muttergesellschaft

ausgeschüttet werden. Nach der Vorstellung der

Kommission soll unter anderem künftig auch

der Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit in

den Anwendungsbereich der Richtlinie fallen

und die Anwendung des Schachtelprivilegs be-

reits bei einer Beteiligung von 10 Prozent zu-

lässig sein.

Vor dem Hintergrund der ab 2005 geltenden

Pflicht, alle kapitalmarktorientierten Konzern-

abschlüsse auf der Grundlage der International

Accounting Standards (IAS) zu erstellen, hat die

Kommission unter anderem in Konsultations-

papieren die Frage aufgeworfen, ob die IAS als

Rechnungslegungssystem zur Ermittlung der

gemeinsamen Körperschaft-Steuerbemessungs-

grundlage dienen könnten. Die Erkenntnisse der

Konsultationen und die künftige Strategie wird

in eine neue Mitteilung der Kommission einge-

hen. Die Schaffung einer einheitlichen konsoli-

dierten Körperschaft-Steuerbemessungsgrund-

lage ist ein Schritt in die richtige Richtung. Aller-

dings sind die IAS durch ihre Ausrichtung auf den

Kapitalmarktinvestor und die Wiedergabe von

Ertragspotenzialen als Basis für die Ermittlung

der Besteuerungsgrundlage weniger geeignet.

31

Binnenmarkt

ohne steuerliche

Hindernisse

Fragen der Versicherungsaufsicht,

Rechnungslegung und Solvabilität

Eine Reihe deutscher Versicherungskonzerne

erstellt und publiziert ihre Abschlüsse und Be-

richte bereits nach den international anerkann-

ten Rechnungslegungsstandards IAS (Inter-

national Accounting Standards) und US-GAAP

(US-amerikanische Generally Accepted Account-

ing Principles), obwohl sie nach §290 HGB le-

diglich zu einem Konzernabschluss und -lage-

bericht nach deutschem Bilanzrecht verpflichtet

wären. Dieses Vorgehen wird durch die in §292a

HGB niedergelegte sog. „Öffnungsklausel“ mög-

lich.

Dadurch bietet sich für die deutsche Versiche-

rungswirtschaft die Gelegenheit, sich schritt-

weise mit den Prinzipien einer stärker angel-

sächsisch ausgerichteten Rechnungslegung ver-

traut zu machen. Auch wenn die Abkehr von den

bewährten Prinzipien der deutschen Bilanzie-

rung bisweilen kontrovers diskutiert wird, haben

die IAS mittlerweile international wie national

zunehmend Anerkennung erfahren. So sollen

diese Regelungen im Vergleich zu den geltenden

HGB-Vorschriften transparentere und vergleich-

barere Abschlüsse ermöglichen und sich besser

für die unternehmensinterne Steuerung und

Kontrolle eignen. Dementsprechend haben sich

denn auch die angelsächsisch geprägten Stan-

dards international durchgesetzt. Jetzt ist es von

entscheidender Bedeutung, die weitere Ent-

wicklung der IAS mitzugestalten. Denn wer

seine Abschlüsse nicht nach IAS erstellt, läuft

Gefahr, im internationalen Wettbewerb zurück-

zufallen.

Es trägt zum Ansehen des Finanzplatzes

Deutschland bei, wenn auch deutsche Versiche-

rungskonzerne die international anerkannten

Standards bereits beachten. Die dadurch ge-

wonnene Reputation stärkt die Position der

deutschen Wirtschaft bei der Fortentwicklung

der IAS in den internationalen Gremien wie dem

International Accounting Standards Board

(IASB). Wer hier mitreden will, muss auf eigene

Erfahrungen verweisen können.

Wie Unternehmen anderer Branchen

müssen auch Versicherungsunterneh-

men, die schon nach IAS/IFRS bilanzie-

ren, die am Bilanzstichtag der jeweiligen Be-

richtsperiode gültigen IAS bzw. IFRS (Internatio-

nal Financial Reporting Standards) anwenden.

Für die Rechnungslegung von Versicherungs-

unternehmen ist eine Vielzahl von IAS/IFRS rele-

vant.

Gegenwärtig werden bestehende IAS zum Teil

grundlegend überarbeitet und bestimmte Sach-

verhalte erstmalig in den IAS/IFRS geregelt. Hier-

von ist die Versicherungswirtschaft besonders

betroffen, weil die bestehenden Regelungen

keine Vorschriften zur Behandlung von Versiche-

rungsverträgen beinhalten.

Die Aktivseite der Versicherungsbilanz kann im

Wesentlichen mit bestehenden IAS/IFRS abge-

bildet werden. Dies gilt jedoch nicht für die Ver-

sicherungstechnik, insbesondere nicht für die

versicherungstechnischen Rückstellungen (Pas-

sivseite der Bilanz). Ebenso fehlen bislang für die

Abschlusskosten und für die versicherungstech-

nischen Aufwendungen sowie Erträge adäquate

Abbildungsmöglichkeiten in den IAS/IFRS.

32 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

IAS/IFRS mit Lücken

für Versicherer

Deutsche kapitalmarktorientierte Versicherungs-

unternehmen müssen deshalb gegenwärtig

ihren Konzernabschluss grundsätzlich nach den

Regeln der IAS/IFRS aufstellen und für die Ab-

bildung versicherungstechnischer Posten beste-

hende Lücken in den IAS/IFRS in der Regel mit

US-GAAP schließen. Ab 2005 wird ein Standard

des IASB anzuwenden sein, der bestimmte Über-

gangsregeln (Phase I) bis zum Vorliegen eines

umfassenden Standards für Versicherungsver-

träge (Phase II) vorsehen wird.

Im Rahmen der Phase I ist vom IASB vorgeschla-

gen worden, für die Bilanzierung der Versiche-

rungstechnik im Wesentlichen an nationalen

Vorschriften festzuhalten. Bestimmte Praktiken,

die nach Auffassung des IASB nicht im Einklang

mit dem Rahmenwerk stehen, werden jedoch

ausdrücklich ausgeschlossen. Zu solchen elimi-

nierungspflichtigen Praktiken zählt das IASB den

Ansatz von Großrisiken- und Schwankungsrück-

stellungen. Der Schwerpunkt der Änderungen

liegt in den umfangreichen Anhangangaben.

Neben einer Vielzahl anderer Informationen ist

die Angabe der Fair Values für die aus Versi-

cherungsverträgen resultierenden Vermögens-

werte und Schulden erstmalig zum 31. Dezem-

ber 2006 vorgesehen. Wie ein Fair Value ermit-

telt werden muss, ist Gegenstand der Phase II

und bislang keinesfalls geklärt. Im IASB wird un-

terstellt, dass bis zur erstmaligen Angabepflicht

die Frage der Ermittlung des Fair Values gelöst

sein wird.

Für Versicherungsunternehmen und die

Anwendung der IAS/IFRS ist entschei-

dend, wie ein künftiger IFRS „Versiche-

rungsverträge“ (Phase II) ausgestaltet

sein wird. Mit diesem Standard ist das Kern-

geschäft von Versicherungsunternehmen abzu-

bilden. In der Versicherungswirtschaft gibt es

starke Vorbehalte gegen eine vom IASB ange-

dachte Bilanzierung, die künftig selbst dann

nach Zeitwerten („Fair value“) vorzunehmen ist,

wenn für die zu bilanzierenden Vermögensge-

genstände oder Schuldposten keine Märkte be-

stehen. Wie soll man beispielsweise Zeitwerte

für Schadenreserven ermitteln, wenn Schaden-

reserven normalerweise auf keinem Markt ge-

handelt werden? Zur Lösung dieser und anderer

Fragen bleibt die deutsche Versicherungswirt-

schaft im Dialog mit dem IASB. Es muss darum

gehen, einen zielführenden und praktikablen

IFRS zu erarbeiten.

Schließlich müssen die Arbeitsergebnisse den

Annahme-Mechanismus (Endorsement) durch-

laufen und der Prüfung durch die Europäische

Kommission und der in den Endorsement-

prozess einbezogenen Gremien standhalten.

Gemäß EG-IAS-Verordnung können die IAS nur

in das europäische Recht übernommen werden,

wenn sie dem Prinzip des „true and fair view“

nicht zuwiderlaufen. Sie müssen dem europäi-

schen öffentlichen Interesse entsprechen und

den Kriterien der Verständlichkeit, Erheblichkeit,

Verlässlichkeit und Vergleichbarkeit genügen.

Die Finanzinformationen sind zu erfüllen, um

wirtschaftliche Entscheidungen und die Bewer-

tung der Leistung einer Unternehmensleitung

zu ermöglichen.

33

Versicherungs-

unternehmen brauchen

praktikables IFRS

Die voraussichtliche Nichtübernahme des IAS 32

und des IAS 39 in das europäische Recht ist

sicherlich auch als politisches Zeichen der Euro-

päischen Kommission gegenüber dem IASB zu

werten. Die Europäische Kommission macht mit

ihrer vorläufigen Entscheidung deutlich, dass sie

die IAS nicht lediglich formal, sondern auch in-

haltlich prüft.

Es ist notwendig, dass die in der EU-IAS-

Verordnung enthaltenen Mitgliedsstaa-

tenwahlrechte zukunftsgerichtet aus-

übt werden. Nicht nur kapitalmarktori-

entierten, sondern allen Mutterunter-

nehmen sollte gestattet sein, ihren Konzernab-

schluss nach IAS aufzustellen. Auch (Versiche-

rungs-)Unternehmen ohne internationalen Be-

zug sollte hinsichtlich der Anwendung der IAS

ein entsprechendes Unternehmenswahlrecht

eingeräumt werden. Dies gilt in gleicher Weise

für das Wahlrecht, bei ihrem Einzelabschluss den

IAS zu folgen.

Der Gebrauch der IAS über ein Unternehmens-

wahlrecht wird allerdings entwertet, wenn die

damit verbundenen organisatorischen Hürden

zu hoch sind. Die Möglichkeit, einen Jahresab-

schluss nach den IAS erstellen zu können, muss

sowohl für den Konzernabschluss als auch für

den Einzelabschluss von der Verpflichtung zur

Aufstellung eines entsprechenden HGB-Ab-

schlusses befreien. Hier sei auf die vorstehenden

Ausführungen zur Befreiungsregel des §292a

HGB verwiesen. Für steuerliche oder gesell-

schaftsrechtliche Zwecke ergänzende Anforde-

rungen für die Unternehmen müssen auf eine

Mindestmaß reduziert sein.

Im Zuge der pressewirksamen Bilanz-

skandale nationaler und internationaler

Unternehmen und der sich daran an-

schließenden Debatte wurde schnell der Ruf

nach einer „Börsenpolizei“ laut. Damit ist die

Einrichtung einer unabhängigen Institution zur

Überwachung der Rechtmäßigkeit von Unter-

nehmensabschlüssen (sog. „Enforcement“) ge-

meint. Konkret geht es um eine die Funktion des

gesetzlichen Abschlussprüfers ergänzende Stelle

zur Qualitätssicherung der Rechnungslegung.

Auch die deutsche Bundesregierung sieht die

Notwendigkeit einer derartigen Institution. In ei-

nem zehn Punkte umfassenden Maßnahmenka-

talog zur Stärkung der Unternehmensintegrität

und des Anlegerschutzes vom 25. Februar 2003

ist ein Punkt dem Enforcement gewidmet. Die

Überlegungen der Regierung sollen noch im

Herbst 2003 in einen ersten Gesetzentwurf

münden.

Der Anwendungsbereich des Maßnahmenkata-

logs ist zunächst auf kapitalmarktorientierte

Unternehmen eingeschränkt. Sie sollen auf ei-

ner ersten Stufe von einem privatrechtlichen

Gremium unter staatlicher Aufsicht überwacht

werden. Vorbild ist hier das Deutsche Rech-

nungslegungs Standards Committee (DRSC).

Auf einer zweiten Stufe kann die BaFin als öf-

fentlich-rechtliche Einrichtung das Tätigwerden

der ersten Stufe beantragen. Die BaFin soll da-

durch eine Vollzugsfunktion sowie darüber hin-

aus weitere umfassende Eingriffsmöglichkeiten

erhalten.

Grundsätzlich unterstützt die deutsche Versi-

cherungswirtschaft die Einrichtung einer natio-

nalen Enforcement-Stelle mit privatrechtlichem

34 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Wahlrechte der

EU-IAS-Verordnung

zukunftsgerichtet

ausüben

„Börsenpolizei“ für

korrekte Abschlüsse

Charakter. Weitergehende Überlegungen, das

nationale Enforcement auf die europäische

Ebene zu übertragen, erscheinen dagegen ver-

früht. Allein durch die Tatsache, dass sich die

Abschlüsse europäischer Unternehmen zur Zeit

erheblich voneinander unterscheiden, geriete

ein europäisches Enforcement schnell an die

Grenzen des Möglichen. Hier sollte der erste

Schritt – die Einrichtung einer nationalen Über-

wachungsstelle – vor dem zweiten Schritt –

Überlegungen betreffend die Einführung eines

europäischen Enforcement – getan werden.

Versicherungsunternehmen sind ge-

setzlich verpflichtet, über eine ange-

messene Kapitalausstattung (Solvabi-

lität) zu verfügen. Diese Verpflichtung

unterscheidet Versicherungsunterneh-

men von den Unternehmen anderer Branchen.

Dabei beruhen die geltenden Solo-Solvabilitäts-

vorschriften auf Richtlinien der Europäischen

Gemeinschaft aus dem Jahr 1973 (Schaden/

Unfall) und dem Jahr 1979 (Leben).

Diese Regelwerke wurden in der Zwischenzeit

zwar modifiziert; ihr Grundaufbau wurde je-

doch beibehalten. Im April 1997 erstellte die

Konferenz der Versicherungsaufsichtsbehörden

der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union

einen Bericht über die Solvabilität der Versiche-

rungsunternehmen. Die Verfasser des Berichts

(unter dem Vorsitz des ehemaligen BAV-Präsi-

denten, Dr. Helmut Müller) kommen darin zu

dem Schluss, dass sich das bisherige Solvabi-

litätssystem im Kern bewährt habe. Gleichwohl

werden Verbesserungsvorschläge dargelegt.

Die Europäische Kommission nahm die Vor-

schläge aus dem „Müller-Bericht“ zum Anlass,

Richtlinien zur Änderung der bestehenden

Solvabilitäts-Richtlinien zu verabschieden. Die

Änderungsrichtlinien sind ab dem Jahr 2004

anzuwenden. Sie dienen innerhalb der Europäi-

schen Union als Instrument zur Förderung der

Mindestharmonisierung. Dies bedeutet, dass

die Mitgliedsstaaten die Richtlinien verschärft in

nationales Recht umsetzen können.

Aus Sicht der deutschen Versicherungswirt-

schaft sollte sich die Umsetzung und somit das

neue Solvabilitätsregelwerk an folgenden Krite-

rien messen lassen:

■ Wahrung der Belange der Versicherungsneh-

mer sowie

■ Berücksichtigung des Faktors „Eigenkapital“

im internationalen Wettbewerb zwischen

Unternehmen.

Primäres Ziel der Beaufsichtigung einer ange-

messenen Kapitalausstattung von Versiche-

rungsunternehmen ist es, die dauernde Erfüll-

barkeit der Verträge sicherzustellen. Dies bedeu-

tet im Hinblick auf die Solvabilität der Unterneh-

men, dass eine adäquate Kapitalausstattung

gewährleistet sein muss. Die Forderung nach

einer angemessenen Kapitalausstattung sollte

allerdings auch der Bedeutung des Eigenkapitals

im Kontext des internationalen Wettbewerbs

Rechnung tragen.

Mit den Europäischen Richtlinien werden die

geforderte Solvabilität erhöht und der Katalog

an Eigenmitteln eingegrenzt. Die geänderten

Vorschriften wirken sich also unmittelbar auf die

Stellung der Versicherungsunternehmen nicht

35

Neue Solvabilitäts-

regeln müssen den

Faktor „Eigenkapital“

berücksichtigen

nur an den Kapitalmärkten aus. Wenn nun die

Europäischen Richtlinien verschärft in nationa-

les Recht umgesetzt werden, sind deutsche Un-

ternehmen im Vergleich zu ihren europäischen

Konkurrenten möglicherweise benachteiligt.

Ihre Wettbewerbsfähigkeit wird eingeschränkt.

Demzufolge spricht sich die deutsche Versiche-

rungswirtschaft gegen jeglichen verschärfen-

den Eingriff des deutschen Gesetzgebers in den

Prozess der Umsetzung der Richtlinien in natio-

nales Recht aus. Ein derartiger Eingriff wäre

gerade in Anbetracht der Schaffung eines sog.

„Level-playing field“ eine Maßnahme mit uner-

wünschten Effekten. Bei einer Verschärfung

wären weder die Belange der Versicherten stär-

ker gewahrt, noch würde der Bedeutung des

Faktors „Eigenkapital“ ausreichend Rechnung

getragen.

Der durch den dramatischen Kursverfall

an den internationalen Kapitalmärkten

aufgebaute Verkaufsdruck von Aktien

zum Zweck der bilanziellen Vorsorge

konnte 2002 mit der Änderung des

§341b HGB von den Versicherern genommen

werden. Sie haben jetzt ein Wahlrecht, bei einer

lediglich vorübergehenden Wertminderung von

Wertpapieren Abschreibungen vorzunehmen.

Konkretisierende Anmerkungen sowie Hinweise

zur Anwendung der geänderten Vorschrift hat

das Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) veröf-

fentlicht. Darin werden unter anderem Anhalts-

punkte für das Vorliegen einer voraussichtlich

dauernden Wertminderung dargelegt und Kri-

terien zur Bemessung außerplanmäßiger Ab-

schreibungen aufgestellt.

Grundsätzlich, so das IDW, müsse auf den Stich-

tagskurs abgeschrieben werden. Nur in dem Fall,

dass der Stichtagskurs in Teilen auf einer nur

vorübergehenden Wertminderung beruht, sind

Abschreibungen lediglich auf denjenigen Wert

vorzunehmen, der als voraussichtlich dauerhaft

angesehen wird. Die Unternehmen hätten eine

Nachweispflicht, weshalb für den nicht abzu-

schreibenden Betrag eine voraussichtlich nur

vorübergehende Wertminderung angenommen

wird. Als Nachweise könnten etwa Analysen der

Kursverläufe von Wertpapieren herangezogen

werden.

Auf dieser Grundlage wurden im abgelaufenen

Geschäftsjahr Pauschalverfahren zur Ermittlung

des den Wertpapieren beizulegenden Wertes

angewandt. Aus Sicht der Versicherungswirt-

schaft ist es allerdings dringend geboten, ein für

die Versicherungsbranche allgemein gültiges

Verfahren zu entwickeln. Die Verständigung auf

ein derartiges Verfahren trägt nicht zuletzt zur

Transparenz der Branche bei und erhöht so die

Akzeptanz der Unternehmen an den Kapital-

märkten. Das Pauschalverfahren sollte die vier

Kriterien erfüllen:

■ Bezugnahme auf Erkenntnisse aus der

Kapitalmarkttheorie,

■ Berücksichtigung versicherungsspezifischer

Merkmale,

■ Prognosebezug sowie

■ Transparenz.

36 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

§341b HGB

Versicherungswirtschaft

braucht praktikables

Verfahren

Innerhalb der Europäischen Union steht

bei der Gesetzgebung im Bereich der

Finanzdienstleistungen die Steigerung

der Geschwindigkeit und der Effizienz im Mittel-

punkt. Hierfür ist eine Übertragung des sog.

Lamfalussy-Verfahrens auch auf den Versiche-

rungssektor geplant. Innerhalb dieses mehr-

stufigen Verfahrens sollen Parlament und Rat

künftig lediglich Rahmenrichtlinien erlassen,

während Detailregelungen im Wege nachgela-

gerter Gesetzgebung im Ausschuss-/Komito-

logieverfahren erfolgen sollen. Das Lamfalussy-

Verfahren gilt bislang nur für den Bereich der

Wertpapiergesetzgebung und soll nach Be-

schluss des Ministerrates jetzt auch auf den

Versicherungssektor ausgedehnt werden. Zu

diesem Zweck wurde bereits das European In-

surance and Occupational Pension Committee

(EIOPC) sowie das Committee of European In-

surance and Occupational Pension Supervisors

(CEIOPS) gegründet.

Diesen beiden „Committees” wird erstmals in-

nerhalb des Solvency II Projektes eine zentrale

Rolle zukommen. Um diese nachgelagerte Ge-

setzgebung zu legitimieren, könnte – nach ers-

ten Vorschlägen des Europäischen Konventes –

das Europäische Parlament ein Widerrufsrecht

erhalten. Aus Sicht der deutschen Versiche-

rungswirtschaft ist gerade diese demokratische

Kontrolle besonders wichtig, um in Zukunft im

Bereich der nachgelagerten Gesetzgebung der

Europäischen Union einen transparenten Pro-

zess zu schaffen, in den die Versicherungswirt-

schaft durch offene Konsultationen einbezogen

wird.

Seit 1999 hat sich die Europäische Kommission

mit dem Projekt „Solvency II“ der Reform des be-

stehenden Aufsichtssystems angenommen. Die

erste Phase des Projekts ist im Herbst 2003 ab-

geschlossen worden. Die fachliche Ausrichtung

und weitere Konkretisierung dieser risikoorien-

tierten Solvabilitätsbeaufsichtigung decken sich

mit den Erwartungen der Versicherungswirt-

schaft und sind mit dem vom GDV entwickelten

Aufsichtsmodell konform.

Grundlage des künftigen Aufsichtssys-

tems ist ein auf der Gesamtsolvabilität

aufbauendes Risikoverständnis. Dabei

soll analog zu Basel II eine 3-Säulen-Struktur ein-

geführt werden. In Säule I werden quantitative

Mindestkapitalanforderungen festgeschrieben.

Neben diese Regelungen werden die qualitati-

ven Bestimmungen der Säule II gestellt, die das

aufsichtsrechtliche Überprüfungsverfahren kon-

kretisieren. Verstärkte Publizitätsanforderungen

in Säule III sollen die Markttransparenz und da-

mit die Marktdisziplin erhöhen.

Der GDV begrüßt diese grundlegende und weit

reichende Reform der Versicherungsaufsicht in

Anlehnung an die neuen Regelungen im Ban-

kenbereich, setzt sich aber dafür ein, dass die

Bestimmungen von Basel II nicht unkritisch

übernommen werden. Das neue Aufsichtssys-

tem muss den besonderen Merkmalen des Ver-

sicherungsgeschäfts, besonders der Risikositua-

tion, gerecht werden.

37

„Solvency II“ als

Testfall für Lamfalussy

„Solvency III“

mit 3-Säulen-Struktur

Die Eigenmittelanforderungen in Säule I werden

künftig zwischen einem ökonomischen Kapital

(target capital) und einem Mindestkapital (ab-

solute minimum level) unterscheiden. Die abso-

lute Mindestspanne ist den bestehenden Rege-

lungen, die wünschenswerte Kapitalausstat-

tung dem ökonomischen Kapital vergleichbar.

Bei dem Unterschreiten der „wünschenswerten

Kapitalausstattung“ ist ein abgestufter Maß-

nahmenkatalog bis zum aktiven Eingreifen der

Aufsicht in die Unternehmensführung vorgese-

hen. Dieses Vorgehen entspricht dem Verständ-

nis des GDV. Wichtig ist es zu betonen, dass nicht

mehr Eigenkapital gehalten werden muss als

risikotheoretisch notwendig ist.

Hinsichtlich der Erfüllung der aufsichtsrechtli-

chen Anforderungen bei Säule I sehen die Pläne

einen Nachweis auf zwei Wegen vor: Zum Einen

soll ein risikobasierter Standardansatz konzi-

piert werden. Andererseits können Unterneh-

men mit einem entwickelten Risikomanage-

ment ihre internen Modelle von der Aufsicht

anerkennen lassen. Der GDV begrüßt beide

Ansätze, da kleine Unternehmen hinsichtlich

Komplexität des Modells und Kapitalanforde-

rungen nicht überfordert werden und gleichzei-

tig ein aktives Risikomanagement als bester

Insolvenzschutz gefördert wird. Nach Meinung

des GDV wird mit der Zulassung interner Mo-

delle außerdem am Zusammenwachsen von

internem und externem Risikomanagement ge-

arbeitet. Die Entwicklung von internen Modellen

sollte aus Sicht des GDV durch erleichterte

Eigenmittelanforderungen gefördert werden.

Die Kommission wird sich hinsichtlich des Stan-

dardmodells voraussichtlich an dem Ansatz der

IAA, der internationalen Vereinigung der Aktu-

are, orientieren. In diesem risikobasierten Modell

wird wie im GDV-Modell für jedes quantifizier-

bare Risiko einzeln das zu hinterlegende Risiko-

kapital berechnet. Unter Beachtung der jeweili-

gen Korrelationen schließt sich daran auf Unter-

nehmensebene die Berechnung der insgesamt

notwendigen Eigenmittel an. Im Hinblick auf die

künftigen Bestimmungen zu Säule III beabsich-

tigt die EU-Kommission, sich intensiv mit den

diesbezüglichen Regelungen des IASB abzustim-

men.

Die EU-Kommission führte bisher noch nicht

detailliert aus, wie das Standardmodell und die

Anforderungen an interne Modelle in Säule I

aussehen sollen. Auch für die Säulen II und III

liegen noch keine konkreten Regelungen vor.

Nachdem die Grundlagen des künftigen Auf-

sichtsmodells feststehen, wird die EU-Kommis-

sion nun an einer Konkretisierung und Spezifi-

zierung der skizzierten Rahmenbedingungen

arbeiten. Hier werden unter anderem Simulatio-

nen und Berechnungen durchgeführt werden.

Die weltweite Vereinigung der Versiche-

rungsaufseher, die IAIS, arbeitet gegen-

wärtig an ihrem Diskussionsbeitrag zu

den künftigen Bestimmungen in Säule II.

In dem Papier äußert sich die IAIS zum

möglichen unternehmensspezifischen Aufbau,

zur Funktion und zum Nutzen von Stress-Tests.

Die IAIS macht deutlich, dass solche Tests künftig

in holistischen internen Risikomanagementsys-

temen von Versicherungsunternehmen eine

wichtige Rolle spielen werden. Das IAIS-Papier

arbeitet mit einem deutlich umfassenderen

38 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Stress-Tests als

Komponenten eines

integrierten Risiko-

managementsystems

Stress-Test-Begriff als die BaFin. Danach sind

nicht nur die Auswirkungen bestimmter Szena-

rien auf die Kapitalanlagen zu betrachten, viel-

mehr sollen auch die Einflüsse auf andere Bi-

lanzpositionen modelliert werden. Das Anliegen

der IAIS, Stress-Tests als Komponenten eines

integrierten Risikomanagementsystems zu för-

dern, findet auch beim GDV Unterstützung.

Schon jetzt ist absehbar, dass sich die deutsche

Versicherungswirtschaft auf tiefgreifende Ver-

änderungen einstellen muss. Statt quantitativer

Kapitalanlagegrenzen und den traditionellen

Solvabilitätsregelungen sind künftig die ver-

schiedenen Risiken adäquat mit Eigenkapital zu

unterlegen. Ein effektives internes Risikomana-

gementsystem wird damit in zunehmendem

Maße zum Wettbewerbsfaktor. Die Branche

kann sich jetzt schon auf den sich abzeichnen-

den fundamentalen Wandel vorbereiten, auch

wenn viele Punkte im künftigen Aufsichtssys-

tems noch nicht abschließend geregelt sind. Bei-

spielsweise lassen sich schon jetzt Beispielrech-

nungen bezüglich risikoorientierter Eigenmittel-

belastungen mit dem GDV-Modell Stufe I durch-

führen. Außerdem erleichtern unter anderm

auch eine verbesserte Integration des Risiko-

managements in die Unternehmenssteuerung,

der Aufbau eines qualitativen Risikomanage-

ments und eine verstärkte Hinwendung zu Ri-

siko ertragsorientierter Steuerung den späteren

Übergang. Insgesamt begrüßt die deutsche

Versicherungswirtschaft den Wandel in der

europäischen Versicherungsaufsicht, wonach

Versicherungsunternehmen künftig stärker an

ihrem individuellen Risikoprofil gemessen wer-

den und ein aktives Risikomanagement stärker

als bisher honoriert wird.

Die Versicherungsunternehmen haben im Jahr

2003 erstmals Stress-Tests im Rahmen der quali-

tativ ausgerichteten Aufsicht durchgeführt. Bei

Stress-Tests handelt es sich zwar um ein wichti-

ges internes Aufsichtsinstrument, doch dürfen

gleichwohl dessen Ergebnisse nicht überinter-

pretiert werden. Stress-Tests sind als Frühwarn-

system konzipiert, das eine krisenhafte Kapital-

marktveränderung und dessen Auswirkung auf

die nächste Bilanz des Versicherungsunterneh-

mens simuliert. Dabei werden extrem harte

Szenarien unterstellt, deren Eintrittswahr-

scheinlichkeit sehr unwahrscheinlich ist. Das

Nichtbestehen des Stress-Tests lässt schon aus

diesem Grund in keiner Weise den Schluss zu,

dass ein Versicherungsunternehmen nicht mehr

in der Lage sein wird, seinen Verpflichtungen

nachzukommen. Zudem bleiben im Modell

aufgrund einer einheitlichen, einfachen Hand-

habung diverse Einflussmöglichkeiten unbe-

rücksichtigt, wie zum Beispiel Absicherungs-

strategien oder Bewertungsreserven in anderen

Kapitalanlagen. Im Rahmen des internen Dia-

logs mit der BaFin über die Stress-Test-Ergeb-

nisse werden diese Punkte aber sehr wohl

berücksichtigt. Das Ziel von Stress-Tests ist es, als

Frühwarnsystem Versicherungsunternehmen

rechtzeitig auf eine gesunkene Risikotragfähig-

keit aufmerksam zu machen. Den Unternehmen

soll damit ausreichend Zeit gewährt werden,

Maßnahmen zur Stärkung der Risikotragfähig-

keit vorzunehmen, um auch gegen etwaige kri-

senhafte Kapitalmarktveränderungen gewapp-

net zu sein.

39

Der von der Bundesregierung im Au-

gust verabschiedete Entwurf eines

Investment-Modernisierungsgesetzes

stellt einen wichtigen Schritt zur För-

derung des deutschen Finanzmarktes

dar. Ausdrücklich zu begrüßen ist unter anderem

die vorgesehene aufsichtsrechtliche Veranke-

rung von Hedge-Fonds, einer Asset-Klasse, die

auch für Versicherungsunternehmen an Bedeu-

tung gewinnt. Die Änderung der investment-

rechtlichen Regelungen wird auch zu einer

Modifizierung der am 1. Januar 2002 in Kraft ge-

tretenen Anlageverordnung führen, da dort die

aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen für

die Anlage von Versicherungsunternehmen in

Investmentfonds geregelt sind. Aus Sicht der

Versicherungswirtschaft ist es daher wichtig,

dass das bisherige Regelungswerk an die modifi-

zierten investmentrechtlichen Regelungen an-

gepasst und den Versicherungsunternehmen

ein angemessener Anlagespielraum eröffnet

wird. In diesem Zusammenhang muss auch

für Anlagen in Hedge-Fonds ein verlässlicher

aufsichtsrechtlicher Rahmen in der Anlage-

verordnung geschaffen werden. Dabei dürfen

einerseits die Anlagemöglichkeiten nicht unan-

gemessen eingeschränkt werden, andererseits

muss aber auch dem Risikogehalt dieser Asset

Klasse angemessen Rechnung getragen werden.

Hedge-Fonds nach dem Investmentgesetz soll-

ten dabei ein wichtiges, aber nicht das einzige

Instrument sein, über das Hedge-Fonds-Invest-

ments getätigt werden können.

Anfang 2003 ist die EU-Richtlinie über

die zusätzliche Beaufsichtigung von Fi-

nanzkonglomeraten in Kraft getreten.

Als Finanzkonglomerate definiert die

EU-Richtlinie eine Gruppe von Unter-

nehmen, die hauptsächlich Finanzdienstleistun-

gen in verschiedenen Sektoren (Versicherungen,

Banken, Wertpapierfirmen) anbieten. Es ist aus-

drücklich zu begrüßen, dass die Richtlinie zwar

einen branchenübergreifenden Ansatz zur Be-

aufsichtigung von Finanzkonglomeraten ent-

hält, hierbei jedoch die individuellen Besonder-

heiten der verschiedenen Branchen berücksich-

tigt werden, indem die sektoralen Aufsichtssys-

teme unangetastet bleiben. Problematisch ist

allerdings, dass die Richtlinie hinsichtlich der

Bestimmung von Finanzkonglomeraten und be-

züglich der Regelungen über die erforderliche

Eigenmittelausstattung zahlreiche Zweifelsfra-

gen aufwirft. Dies öffnet dem nationalen Ge-

setzgeber und den nationalen Aufsichtsbehör-

den einen weiten Spielraum.

Aus Sicht der deutschen Versicherungswirt-

schaft muss daher sichergestellt werden, dass es

bei der derzeit erfolgenden Umsetzung der

Richtlinie in nationales Recht und der künftigen

Aufsichtspraxis nicht zu Wettbewerbsnachtei-

len deutscher Unternehmen kommt. Eine unan-

gemessene zusätzliche Eigenmittelbelastung

deutscher Unternehmen ist unbedingt zu ver-

meiden. Aber auch der Kreis der in die zusätz-

liche Aufsicht einbezogenen Unternehmen darf

im Hinblick auf die Stabilisierung der Finanz-

märkte nicht zu weit gezogen werden. Die Versi-

cherungswirtschaft begrüßt dabei ausdrücklich,

dass bereits frühzeitig ein enger Dialog zwischen

Investment-

modernisierungsgesetz

stärkt deutschen

Finanzmarkt

Beaufsichtigung von

Finanzkonglomeraten

– noch Fragen bei

Eigenmittelausstattung

40 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Aufsicht, Bundesfinanzministerium sowie Versi-

cherungs- und Kreditwirtschaft zur Umsetzung

der Richtlinie in Gang gesetzt worden ist.

Das Interesse von internationalen Orga-

nisationen wie dem Financial Stability

Forum, der IAIS und der EG-Kommission

an der Rolle der Rückversicherung auf

den Finanzmärkten ist ungebrochen.

Zahlreiche Maßnahmen zur Beaufsichtigung

von Rückversicherungsunternehmen sind initi-

iert worden. Während die Arbeit der EG-Kom-

mission von dem Gedanken der Schaffung eines

einheitlichen Binnenmarktes für Rückversiche-

rungsunternehmen geprägt ist, haben die Arbei-

ten der Versicherungsaufseher den präventiven

Schutz von Erstversicherern und deren Kunden

sowie die Stabilität der Finanzmärkte zum Ziel.

Der aktuelle Entwurf eines EG-Richtlinienvor-

schlags über die Rückversicherung sieht eine un-

angemessen hohe Solvabilitätsmarge vor, die in

keiner Weise begründet ist und die möglichen

negativen Auswirkungen auf die Wettbewerbs-

situation der in Europa ansässigen Rückversiche-

rungsunternehmen, darunter fünf der weltwei-

ten „TOP Ten“ in Deutschland, unberücksichtigt

lässt. Solche Vorschläge sind für die betroffenen

Rückversicherer nicht annehmbar.

In den IAIS-Grundsätzen und Standards zur

Rückversicherung und bei der Einrichtung einer

Rückversicherungsdatenbank sind übermäßige

Berichts- und Offenlegungspflichten zu vermei-

den. Der GDV erwartet von allen beteiligten

Institutionen, dass sie dem wirtschaftlichen

Umfeld, dem sich global agierende Rückversi-

cherungsunternehmen stellen müssen, ausrei-

chend Rechnung tragen.

Liberalisierung der Versicherungsmärkte/

Wettbewerbspolitik

Für die Auslandstätigkeit von Erst- und Rückver-

sicherern sind markttaugliche rechtliche Rah-

menbedingungen für einen fairen Wettbewerb

unabdingbar. Freier Marktzugang über Nieder-

lassungen im Ausland unter inländeräquivalen-

ten Bedingungen muss in jedem Staat erlaubt

sein. Daneben sind insbesondere international

ausgerichtete Rück- und Transportversicherer

auf direkte grenzüberschreitende (cross border)

Aktivitäten angewiesen. Die in zahlreichen Staa-

ten noch bestehenden Regelungen, die einen

Marktzutritt von ausländischen Versicherern

verhindern oder übermäßig erschweren, müs-

sen aufgehoben werden.

Der GDV begrüßt daher sehr, dass die zuständi-

gen nationalen Ministerien der EU-Mitglieds-

staaten sowie die EU-Kommission als Verhand-

lungsführer in Handelsfragen die Vorschläge der

Versicherer für den Abbau von Tätigkeitshinder-

nissen im Ausland bei den laufenden WTO-Ver-

handlungen einbringen.

Da die 5. WTO-Ministerkonferenz Mitte Septem-

ber 2003 nicht die erwarteten Kompromisse

gebracht hat und insbesondere an der Öffnung

der US- und EU-Agrarmärkte für Entwicklungs-

länder gescheitert ist, sind die Liberalisierungs-

verhandlungen im Dienstleistungssektor weiter-

hin blockiert. Der GDV erwartet, dass die WTO-

Staaten ungeachtet des Scheiterns des Minister-

treffens alles unternehmen, um eine erfolgrei-

che Fortsetzung der Liberalisierungsverhandlun-

gen im Versicherungssektor zu ermöglichen.

Hohe

Solvabilitätsmarge

für Rückversicherer

nicht annehmbar

41

Für den Abbau bestehender aufsichtsrechtlicher

Barrieren ist insbesondere die Intensivierung des

Dialogs der für die Handelsliberalisierung ver-

antwortlichen Regierungsstellen mit den für die

Versicherungsaufsicht zuständigen Behörden

und Ministerien erforderlich. Für eine langfris-

tige Annäherung der verschiedenen internatio-

nalen Aufsichtssysteme können die Standards

IAIS als Grundlage dienen.

Am 16. April 2003 sind in Athen die

Verträge über den Beitritt der mittel-

europäischen Länder Polen, Tsche-

chien, Slowakien, Ungarn, Estland,

Lettland, Litauen und Slowenien sowie

von Malta und Zypern zur Europäi-

schen Union unterzeichnet worden. Der Beitritt

dieser Länder ist für den 1. Mai 2004 geplant.

Dann gehören diese Länder uneingeschränkt

zum Binnenmarkt der Versicherungen, mit allen

entsprechenden Rechten und Pflichten. Anders

als in manchen anderen Wirtschaftsfeldern sind

für den Versicherungsbereich keinerlei Über-

gangsregelungen vereinbart worden. Der Aquis

Communautaire gilt damit unmittelbar nach

dem Beitritt. Damit gewinnen die Versiche-

rungsunternehmen aus den „alten“ EU-Ländern

einen leichteren Zutritt zu den Versicherungs-

märkten dieser Länder. Umgekehrt können die

Unternehmen von dort im Rahmen der Dienst-

leistungsfreiheit aber auch in den bisherigen

Mitgliedsstaaten tätig werden.

Der GDV hat seit Beginn der Transformations-

prozesse in den Beitrittsländern den Prozess der

Entwicklung der rechtlichen und organisatori-

schen Strukturen moderner marktwirtschaftli-

cher Versicherungsmärkte durch Ausbildungs-

und Beratungshilfen sowie durch eine enge und

vertrauensvolle Kooperation mit den Partnern,

insbesondere mit den Versicherungsverbänden,

begleitet. Die deutschen Erst- und Rückversiche-

rungsunternehmen haben eine führende Po-

sition unter den dort tätigen ausländischen

Unternehmen.

Der Anpassungsprozess der Versicherungs-

märkte in den Beitrittsländern ist mit der Unter-

zeichnung der Beitrittsverträge aber noch lange

nicht zum Abschluss gekommen. Der GDV führt

daher seine Zusammenarbeit mit den Partner-

verbänden in diesen Ländern mit dem Ziel einer

weiteren Heranführung an die Standards im EU-

Binnenmarkt fort. Hier ist das Interesse sowohl

der Kollegen in Mittel- und Osteuropa als auch

bei den an den dortigen Märkten interessierten

Mitgliedsunternehmen des GDV weiterhin groß.

Finanziell gefördert werden diese Beratungen

insbesondere durch Mittel der Bundesregierung,

aber auch der Europäischen Kommission.

Die Marktöffnung und die Verbesserung der

rechtlichen und organisatorischen Rahmenbe-

dingungen in Russland und der Ukraine macht

Fortschritte. Außerdem verhandeln beide Länder

über den Beitritt zur WTO. Daher sind in den

nächsten Jahren weitere Liberalisierungsschritte

zu erwarten. In Abstimmung mit der Bundes-

regierung und der EU-Kommission engagiert

sich der GDV in diesen Ländern weiterhin für

eine Verbesserung der rechtlichen und organisa-

torischen Rahmenbedingungen, die Qualifizie-

rung der Versicherungsmitarbeiter und insbe-

sondere für die konsequente Öffnung der Versi-

cherungsmärkte für ausländische Investoren

und für die Freiheit der internationalen Rück-

versicherung.

Ab 1. Mai 2004

Binnenmarkt der

Versicherungen

mit zehn neuen

Mitgliedern

42 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

In China ist 2003 der Startschuss für ein von der

Europäischen Union finanziertes groß angeleg-

tes Beratungsprojekt zur Weiterentwicklung des

Finanzdienstleistungsmarktes gefallen, in des-

sen Rahmen der GDV für Beratungs- und Ausbil-

dungsmaßnahmen im Versicherungsbereich zu-

ständig ist. Das Projekt zielt darauf ab, in Zusam-

menarbeit mit den am Markt interessierten

deutschen Versicherern die rechtlichen und or-

ganisatorischen Rahmenbedingungen für die

weitere Entwicklung des dortigen Versiche-

rungsmarktes zu verbessern und bei der Organi-

sation von Ausbildungsmaßnahmen für die sich

rasch entwickelnde chinesische Versicherungs-

wirtschaft behilflich zu sein. Auch die Kontakte

mit anderen, sich langsam liberalisierenden

Märkten in Asien, wie die Japans, Koreas und In-

diens, intensivieren sich. Im Mittelpunkt stehen

hier Fragen der Deregulierung.

Die EU-Kommission hat auf Grundlage

der Ergebnisse der von ihr eingesetzten

Expertenkommission einen Aktionsplan

zur Modernisierung des Europäischen

Gesellschaftsrechts und zur Verbesse-

rung der Corporate Governance vorgelegt. In

dem Aktionsplan, der derzeit unter Berücksichti-

gung eingegangener Stellungnahmen noch

überarbeitet wird, legt die Kommission die Maß-

nahmen und Prioritäten im Bereich des Gesell-

schaftsrechts und der Corporate Governance

fest.

Die Versicherungswirtschaft begrüßt die Akti-

vitäten der EU-Kommission, das europäische Ge-

sellschaftsrecht systematisch zu überarbeiten,

ohne dabei die Unternehmen in ihrer Flexibilität

einzuschränken. Grenzüberschreitende Aspekte

im Gesellschaftsrecht sind vorrangig zu regeln,

alle die Unternehmen einengenden Maßnah-

men sind abzulehnen. Dies gilt auch für eine

Offenlegungspflicht institutioneller Anleger hin-

sichtlich ihrer Anlagestrategie und ihrer Stimm-

rechtsausübung. Solche Sonderregelungen sind

auf Grund des Gebots der Gleichbehandlung

aller Aktionäre problematisch.

Wenig sinnvoll erscheint auch die Absicht, so ge-

nannte Unternehmenspyramiden sanktionieren

zu wollen, indem man Holdinggesellschaften,

die lediglich Beteiligungen an Tochter- und Enkel-

gesellschaften halten, die Börsenzulassung ent-

zieht. Unternehmenspyramiden sind im Bereich

der Versicherungswirtschaft allein schon Folge

des im Aufsichtsrecht verankerten Spartentren-

nungsgrundsatzes. Der Entzug der Börsenzulas-

sung hätte allenfalls eine Abwanderung der

Holdinggesellschaften an Börsen außerhalb der

EU und damit eine massive Schädigung europäi-

scher Finanzplätze zur Folge.

Am 8. Oktober 2004 wird die Verord-

nung über das Statut der Europäischen

Aktiengesellschaft (SE) in Kraft treten.

An den notwendigen, die Verordnung

ergänzenden nationalen Regelungen

wird derzeit gearbeitet. Somit haben Aktienge-

sellschaften in Europa in Kürze die Möglichkeit,

eine Rechtsform zu wählen, die durch Fusion von

Aktiengesellschaften aus verschiedenen Mit-

gliedsstaaten, durch Gründung einer Holding-

SE, Gründung von Tochter-SE oder durch Um-

wandlung nationaler Aktiengesellschaften zu-

stande gekommen ist.

Versicherungs-

wirtschaft begrüßt

EU-Aktionsplan zum

Gesellschaftsrecht

Für Europäische

Gegenseitigkeits-

gesellschaft wird

die Zeit knapp

43

Das Statut sollte, so die ursprüngliche Intention,

Pilotcharakter für weitere europäische Rechts-

formen haben, deren Rechtsgrundlagen vom

Ministerrat lange Zeit mit Hinweis auf die un-

gelösten Probleme bei der SE nicht weiter bear-

beitet wurden. Für die europäische Genossen-

schaft zeichnet sich immerhin ab, dass diese

Blockade mittlerweile gelöst ist. Hier werden die

Arbeiten fortgesetzt. Umso bedauerlicher ist es,

dass das ebenfalls seit Ende der 80er Jahre in der

Diskussion befindliche Statut für eine europäi-

sche Gegenseitigkeitsgesellschaft (ME), durch

das auch den Versicherungsvereinen auf Gegen-

seitigkeit eine europäische Rechtsform zur Ver-

fügung gestellt würde, nach wie vor von der

Kommission nicht wieder aufgegriffen wurde.

Die Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit

stehen in scharfem Wettbewerb zu den Versi-

cherungs-Aktiengesellschaften. Sie sind darauf

angewiesen, auch in gesellschaftsrechtlicher

Hinsicht vergleichbare Möglichkeiten auf euro-

päischer Ebene zu haben. Jedes weitere Zuwar-

ten gefährdet das Ziel, auch den Versicherungs-

vereinen auf Gegenseitigkeit möglichst zum

Zeitpunkt des Inkrafttretens des SE-Statuts eine

gleichwertige, rechtsformspezifische europäi-

sche Regelung zur Verfügung zu stellen. EU-

Kommission, Ministerrat, Europäisches Parla-

ment und die nationalen Regierungen sind

daher aufgerufen, die Arbeiten unverzüglich

wieder aufzunehmen und zu einem schnellen

Abschluss zu bringen.

Seit Jahren ist man auf europäischer

Ebene bemüht, eine 13. gesellschafts-

rechtliche Richtlinie über Übernahme-

angebote zu schaffen. Nachdem ein er-

ster Vorschlag 2001 im Europäischen Parlament

gescheitert war, kann sich jetzt der Europäische

Ministerrat nicht auf einen gemeinsamen Vor-

schlag einigen. So behindern in verschiedenen

EU-Mitgliedsstaaten Sonderregelungen wie

Mehrfachstimmrechte, Goldene Aktien oder

Stimmrechtsbeschränkungen eine Übernahme.

Eine Einigung auf der Grundlage des Grund-

satzes „one share one vote“ ist daher dringend

geboten, damit beispielsweise nicht ein deut-

sches Unternehmen, dem entsprechende Ab-

wehrmöglichkeiten fehlen, nicht zur leichten

Beute eines anderen werden kann, das sich

seinerseits gegen eine Übernahme zur Wehr

setzen kann.

Der derzeit diskutierte Vorschlag, den Unterneh-

men selbst die Einstufung zu überlassen, ob sie

kapitalmarktorientiert sind oder sich im Falle ei-

nes Übernahmeangebots solcher Abwehrmittel

bedienen wollen, kann ein erster Schritt in die

richtige Richtung sein. Auf Dauer bedarf es aber

einer einheitlichen Regelung auf europäischer

Ebene. Zudem dürfen Abwehrmöglichkeiten

gegenüber außereuropäischen Unternehmen,

die selbst über Abwehrmöglichkeiten verfügen,

nicht eingeschränkt werden.

Mit der Verordnung 1/2003 wurde das

Kartellverfahrensrecht auf europäischer

Ebene zum 1. Mai 2004 geändert. Da-

nach müssen Vereinbarungen, die zwar unter

das Kartellverbot fallen, zugleich aber für den

Verbraucher nützlich sind, künftig nicht mehr

bei der Europäischen Kommission angemeldet

Übernahmerichtlinie

nach dem Grundsatz

„one share one vote“

7. GWB-Novelle muss

neu justiert werden

44 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

und freigestellt werden. Vielmehr sollen die be-

teiligten Unternehmen selbst überprüfen, ob die

Freistellungsvoraussetzungen des Art. 81 Abs. 3

EG-Vertrag vorliegen. Zugleich erhalten auch die

nationalen Kartellbehörden und Gerichte das

Recht, den Art. 81 EG-Vertrag vollständig anzu-

wenden.

Die Verordnung hat zur Folge, dass auch das

nationale Kartellrecht zumindest in Teilberei-

chen neu justiert werden muss. Dabei sollte das

materielle deutsche Kartellrecht vollständig an

das europäische Kartellrecht angepasst werden.

Es macht keinen Sinn, wenn durch die jetzt von

der Bundesregierung angestrebte 7. GWB-No-

velle rein national zu beurteilende Fälle anders,

das heißt strenger zu behandeln wären, als dies

im europäischem Recht vorgesehen ist. Gerade

im Hinblick auf das Mitversicherungsgeschäft ist

auf einen Gleichlauf des europäischen und des

nationalen Kartellrechts zu achten, so dass auch

nach nationalem Recht Mitversicherungen von

Einzelrisiken weiterhin nicht dem Kartellverbot

unterfallen. §29 Abs. 2 GWB sollte daher bei-

behalten werden. Hinsichtlich des Kartellverfah-

rensrechts gehört die Anmeldepflicht wie im

europäischen Recht dagegen abgeschafft. Je-

doch müssen Unternehmen die Möglichkeit er-

halten, vom Bundeskartellamt eine Auskunft zu

bekommen, deren Wirkung zumindest in einer

Selbstbindung des Bundeskartellamtes besteht.

Derzeit zeichnet sich ab, dass die Akti-

vitäten der EU-Kommission auf eine

Harmonisierung des europäischen

Schuldvertragsrechts hinauslaufen, auch

wenn etwa das Europäische Parlament

von einem solch ehrgeizigen Vorhaben

abgeraten hatte. Die deutsche Versicherungs-

wirtschaft erkennt dabei durchaus die immen-

sen Schwierigkeiten, die eine Harmonisierung

des europäischen Schuldvertragsrechts zu über-

winden hätte. Hier geht es an den Kernbereich

identitätsstiftender, nationaler Gesetzgebungs-

werke, die mit einer Harmonisierung des euro-

päischen Vertragsrechts, zumindest in Teilen,

obsolet würden.

Dies darf jedoch nicht den Blick für die großen

Chancen verstellen, die ein solches Vorhaben

birgt: Statt vieler unterschiedlicher nationaler

Schuldrechte würde erstmalig im Bereich des

Schuldvertragsrechts ein einheitlicher europäi-

scher Rechtsraum entstehen, der gewährleistet,

dass Schuldverträge und damit auch Versiche-

rungsverträge überall nach den gleichen Rechts-

regeln zu beurteilen sind. Produkte, die wie Ver-

sicherungsverträge im Wesentlichen aus Rechts-

konstruktionen bestehen, wären dann erstmalig

ohne wesentliche Adaptionen in allen Mitglieds-

staaten in gleicher Form anbietbar. Eine zum

gegenwärtigen Zeitpunkt nahezu unvorstell-

bare Möglichkeit. Schwierige kollisionsrechtliche

Fragen, die Notwendigkeit, sich in einer Vielzahl

von Vertragsrechten auszukennen, würden

schlagartig entfallen.

Damit eine solche Vision Wahrheit werden kann,

darf das Projekt jedoch in der entscheidenden

Phase, die jetzt erreicht ist, nicht aufs falsche

Gleis gesetzt werden. Es ist der Wirtschaft allge-

Chance für

Harmonisierung des

europäischen

Schuldvertragsrecht

muss genutzt werden

45

mein und der deutschen Versicherungswirt-

schaft im Besonderen nicht damit gedient,

wenn bei den Arbeiten der EU lediglich ein

zusätzliches Schuldvertragsrecht herauskommt,

dass die Parteien anstelle eines an sich anwend-

baren nationalen Rechts wählen können. Damit

würde die derzeit bestehende babylonische Ge-

setzesverwirrung im Raum der EU nicht besei-

tigt, sondern noch verschlimmert.

Für die Versicherungswirtschaft ist es von ent-

scheidender Bedeutung, dass nicht eine Ent-

kopplung der Harmonisierung des allgemeinen

Schuldvertragsrechts und der Harmonisierung

des Versicherungsvertragsrechts stattfindet.

Sollte es dazu kommen, dass das Schuldver-

tragsrecht zwar harmonisiert wird, nicht aber

gleichzeitig das Versicherungsvertragsrecht,

wäre mit ganz erheblichen Verwerfungen zu

rechnen. Denn das Versicherungsvertragsrecht

ist als ein Teil des besonderen Schuldrechts im

hohen Maße auf eine Ergänzung durch die allge-

meinen Regeln des Schuldrechts angewiesen.

Diese Symbiose darf nicht dadurch gestört wer-

den, dass womöglich der eine Teil ohne den

anderen harmonisiert wird.

Bei der Harmonisierung des europäi-

schen Schuldvertragsrechts steht auch

die inhaltliche Ausgestaltung des Kol-

lisionsrechts, also der Normen zur

Klärung der Rechtslage bei grenzüberschreiten-

den Streitigkeiten, zumindest in Teilen zur Dis-

kussion. Hier stellt sich für die Assekuranz die

entscheidende Frage, auf die auch die Kommis-

sion in ihrem Grünbuch ausdrücklich hingewie-

sen hat, ob es für Versicherungsverträge beim

überkommenen Kollisionsrecht der Zweiten

Richtliniengeneration bleiben soll, oder ob Ver-

sicherungsverträge in das allgemeine Kollisions-

rechtssystem des Europäischen Schuldvertrags-

rechts-Übereinkommens mit einbezogen wer-

den können. Es liegt auf der Hand, dass für die

Versicherungswirtschaft nur die zweite Option

sinnvoll ist.

Das zurzeit geltende Versicherungsvertrags-Kol-

lisionsrecht ist kompliziert, weicht über weite

Strecken von den allgemeinen Regeln ab und ist

selbst Experten oft wenig geläufig. Darüber hin-

aus gibt es im Bereich der Versicherungsverträge

keine grundsätzlichen Besonderheiten gegen-

über den übrigen Schuldverträgen. Dies zeigt

sich bereits daran, dass der deutsche Gesetz-

geber für den nicht Richtlinien gebundenen

Bereich der Rückversicherung oder der Versi-

cherungsverträge mit Risikobelegenheit außer-

halb der EU ohnehin das Kollisionsrechtssystem

des Europäischen Schuldvertragsrechts-Über-

einkommens anwendet. Probleme sind hierbei

nicht bekannt geworden.

Eine Einbeziehung der Versicherungsverträge in

das allgemeine System hat den Vorteil, dass die

Dualität der Kollisionsrechtsregeln zwischen Fäl-

len mit Risikobelegenheit innerhalb der EU und

außerhalb der EU bzw. bei Rückversicherungs-

verträgen entfällt, dass das allgemeine System

deutlich einfacher ist und dass versicherungs-

spezifische Besonderheiten wegen der Flexibi-

lität des allgemeinen System im Rahmen der An-

knüpfung nach dem engsten Sachzusammen-

hang durchaus berücksichtigt werden könnten.

Versicherer

brauchen modernes

Kollisionsrecht

46 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Verbraucherschutz, IT-Sicherheit und

Vertriebsfragen

Im September 2002 hat die EU-Kommission

einen Vorschlag für eine neue Verbraucher-

kreditrichtlinie vorgelegt, der die Verbraucher-

kreditrichtlinie von 1987 grundlegend reformie-

ren und das europäische Verbraucherkreditrecht

erheblich verschärfen soll. Ein für die Versiche-

rungswirtschaft wesentliches Kernelement die-

ses Vorschlags ist die erhebliche Ausweitung des

Geltungsbereichs der Richtlinie. So sollen künftig

auch Immobiliendarlehen erfasst sein, die nicht

ausschließlich dem Erwerb von Grundeigentum

dienen. Die Ausweitung der Richtlinie auf einen

Teilbereich der Immobiliendarlehen wird aller-

dings seitens des GDV und der anderen kredit-

wirtschaftlichen Verbände massiv kritisiert.

Denn hierdurch wird der unter großem Aufwand

eingeführte Europäische Verhaltenskodex für

wohnungswirtschaftliche Kredite, der mittels

einer Selbstverpflichtungserklärung die vorver-

traglichen Informations- und Aufklärungspflich-

ten der Kreditgeber regelt, unterminiert und ins-

besondere bei Mischfinanzierungen (Kredite, die

teilweise dem Erwerb von Grundeigentum und

teilweise Konsumzwecken dienen) eine erheb-

liche Rechtsunsicherheit geschaffen.

Grundlegende Bedenken bestehen aber auch

gegen das Gesamtkonzept des Richtlinienent-

wurfs. So soll in einer zentralen Norm ein neu-

artiges Verbraucherschutzkonzept einer „eigen-

verantwortlichen Kreditvergabe“ eingeführt

werden, das die Verantwortlichkeit für die Kre-

ditaufnahme weitgehend einseitig vom Kredit-

nehmer auf den Kreditgeber verlagern würde.

Besonders problematisch ist zudem, dass die

Vergabe klassischer Lebensversicherungsdarle-

hen durch den Richtlinienentwurf faktisch kaum

noch möglich wäre, da diese Darlehen nur noch

auf der garantierten Versicherungsleistung ba-

sieren könnten, was zu einer erheblichen Ver-

teuerung dieser klassischen Finanzierungsform

führen würde. Der GDV hat sich daher gemein-

sam mit den kreditwirtschaftlichen Verbänden

für grundlegende Änderungen des Richtlinien-

vorschlags ausgesprochen.

Mit dem Grünbuch zum Verbraucherschutz in

der Europäischen Union hatte die EU-Kommis-

sion 2001 erstmals die Argumente für eine Re-

form des EU-Verbraucherschutzrechts beschrie-

ben. Im Mittelpunkt stand die Überwindung von

Hemmnissen für den grenzüberschreitenden

Verkehr von Waren und Dienstleistungen für

den privaten Verbrauch. Die sich hieran an-

schließende Diskussion sowie die im Dezember

2002 von der Kommission vorgelegte verbrau-

cherpolitische Strategie für die Jahre 2002 bis

2006 mündeten im Juni 2003 in einen Vorschlag

der EU-Kommission für eine Richtlinie über un-

lautere Geschäftspraktiken im Binnenmarkt in-

ternen Geschäftsverkehr zwischen Unterneh-

men und Verbrauchern.

Der GDV teilt die in dem Richtlinienvorschlag

zum Ausdruck gebrachte Ansicht der Kommis-

sion, dass ein auf der ganzen Linie funktionie-

render Binnenmarkt für Verbraucher wesentlich

zur Realisierung der Zielsetzungen der EU bei-

tragen könnte. Der Entwurf sieht vor, dass sich

Gewerbetreibende lediglich an die in ihrem

Herkunftsland geltenden Vorschriften zu halten

haben. Andere Mitgliedsstaaten dürfen in dem

47

durch die Richtlinie koordinierten Bereich keine

zusätzlichen Anforderungen an Gewerbetrei-

bende aus anderen EU-Mitgliedsstaaten stellen.

Der GDV begrüßt diesen Ansatz. Diese Regelung

macht den grenzüberschreitenden Vertrieb

auch für kleine und mittlere Unternehmen

wesentlich leichter und damit attraktiver.

Auch die Bundesregierung hat im

Frühjahr 2003 einen Aktionsplan Ver-

braucherschutz vorgestellt. Propagier-

tes Ziel ist die systematische Einbin-

dung verbraucherpolitischer Aspekte

in alle Politikbereiche bei Stärkung der Eigenver-

antwortung. Dieses Vorhaben verdient grund-

sätzlich Unterstützung. Allerdings darf bei Um-

setzung des Plans der Verbraucherschutz nicht

isoliert, sondern immer im Wege eines gerech-

ten und fairen Interessenausgleichs mit anderen

Zielen gesehen werden. Dies gilt insbesondere

für die Kosten, die letztlich der Verbraucher trägt.

Sie müssen für ihn in einem vernünftigen Ver-

hältnis zu seinem Nutzen stehen.

Die Bundesregierung sollte jedoch auf alle im

Aktionsplan vorgesehenen Maßnahmen ver-

zichten, die zu klar erkennbaren Nachteilen bei

der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unterneh-

men führen würden. Dies gilt vor allem dann,

wenn über die angestrebte Harmonisierung auf

EU-Ebene hinaus für Deutschland ergänzende

oder weiter gehende Regelungen beabsichtigt

werden.

Parallel zum Aktionsplan der Bundesregierung

hat das Verbraucherschutzministerium ein Dis-

kussionspapier seines wissenschaftlichen Bei-

rats vorgelegt, worin strategische Grundsätze

und Leitlinien einer neuen Verbraucherschutz-

politik formuliert werden. Dass hier auch von

Verbraucherschutzseite der informierte Ver-

braucher propagiert wird, kann nur begrüßt

werden. Auch die Versicherungswirtschaft fühlt

sich diesem Leitbild verpflichtet. Die Forderung

nach transparenten Verbraucherinformationen

ist seit langem erkannt und wird von der Bran-

che auch umgesetzt. Allerdings findet die Aus-

weitung von Informations- und Publizitäts-

pflichten spätestens dort ihre Grenze, wo die

Vertraulichkeit von Geschäftsinformationen zu

wahren ist.

Die Forderung nach mehr Information

und Transparenz steht auch bei der

Modernisierung des deutschen Daten-

schutzrechts Pate. Auch hier unterstützt

der GDV alle Bemühungen der Bundesregie-

rung, in dieser Richtung aktiv zu werden. Das

deutsche Datenschutzrecht bedarf dringend

einer Vereinfachung und Entschlackung. Bei der

durch europäische Richtlinien notwendig ge-

wordenen Novellierung des Telekommunika-

tions-, des Teledienste- und des Teledienste-

Datenschutzgesetzes hat der Gesetzgeber je-

doch die Chance zur Modernisierung, insbeson-

dere zur Vereinfachung, vertan. Es wird weiter-

hin parallele unterschiedliche Datenschutzrege-

lungen in allen drei Gesetzen geben.

Ein erster Schritt auf dem Weg zu einer Moder-

nisierung des Datenschutzrechts soll nach dem

Willen der Bundesregierung ein Auditgesetz in

Ausführung von §9a Bundesdatenschutzgesetz

„Aktionsplan

Verbraucherschutz“

an EU-Vorgaben

ausrichten

Mehr Information

und Transparenz beim

Datenschutz

48 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

(BDSG) sein. Ziel ist die Verbesserung des Daten-

schutzes und der Datensicherheit. Bei der Audi-

tierung handelt es sich, ähnlich wie beim Um-

weltaudit, um ein auf Freiwilligkeit und damit

auf Selbstregulierung basierendes Angebot. Al-

lerdings erscheint der Nutzen einer Auditierung

von Unternehmen und Unternehmensteilen

sehr gering; er stünde in keinem Verhältnis zu

den Kosten. Bereits heute erfolgt eine Kontrolle

der Datenverarbeitung in den Unternehmen

durch den betrieblichen Datenschutzbeauftrag-

ten, durch die Datenschutzaufsichtsbehörden

und nicht zuletzt durch die Wirtschaftsprüfer.

Im Gegensatz zur Auditierung von Unterneh-

men und Unternehmensteilen könnte sich aller-

dings im Bereich von Soft- und Hardwareproduk-

ten sowie bei Datenverarbeitungs-Dienstleis-

tungsunternehmen anderes ergeben. Für diese

Anbieter wäre eine Auditierung wettbewerbs-

relevant, für die Kunden ergäbe sich mehr Trans-

parenz. Allerdings darf es nicht bei den zu re-

gelnden Verfahrens-, Prüfungs- und Bewer-

tungsfragen zu einer Festschreibung zusätz-

licher datenschutzrechtlicher Anforderungen

kommen. Bei Auswahl und Zulassung der Gut-

achter ist der Aufbau einer kostenträchtigen

Bürokratie unbedingt zu vermeiden.

Im Bereich des elektronischen Ge-

schäftsverkehrs ist mittlerweile auf eu-

ropäischer wie auf nationaler Ebene ein

umfassender Rechtsrahmen geschaffen

worden. Dennoch kann von einem wirtschaftli-

chen Erfolg der neuen Technik noch nicht ge-

sprochen werden. Vor allem hapert es hier am

mangelnden Vertrauen der Nutzer in die Sicher-

heit der modernen Informations- und Kommu-

nikationsdienste. Dem könnten elektronische

Signaturen entgegenwirken, lassen sich doch

hiermit der Urheber einer Erklärung und die In-

tegrität der Daten im elektronischen Rechts- und

Geschäftsverkehr sicher feststellen.

Der rechtliche und technische Rahmen für elek-

tronische Signaturen ist inzwischen geschaffen

worden. Was jetzt noch fehlt, sind entspre-

chende wirtschaftliche Bedingungen. Für die

Verbraucher, für die Unternehmen und für die

Anbieter der Signaturen müsste die Nutzung

finanziell attraktiver sein. Nur dann werden alle

Betroffenen entsprechend investieren.

Um die Verbreitung und Anwendung dieser

Technik zu forcieren, hat die Bundesregierung

der Wirtschaft, den Ländern und Kommunen ein

„Signaturbündnis“ angeboten. Ziel ist die Schaf-

fung einer stabilen Grundlage für die Anwen-

dung elektronischer Signaturen durch eine insti-

tutions- und branchenübergreifende Koopera-

tion. Auch der GDV ist hier beteiligt. So weisen

das Signaturbündnis wie auch andere wichtige

Initiativen im Rahmen von E-Goverment grund-

sätzlich in die richtige Richtung. Allerdings sollte

auch überlegt werden, inwieweit elektronische

Signaturen von öffentlicher Seite in Umlauf ge-

bracht werden können.

Noch kein Durchbruch

beim elektronischen

Geschäftsverkehr

49

Die Informations- und Kommunikati-

onstechnologie und damit der ge-

samte Bereich „IT-Sicherheit“ zählt zu

den existenzbedrohenden Risiken und

ist somit ein zentraler Aspekt des Risiko-

managements in Versicherungsunternehmen.

Der schnelle Wandel von Technologien und das

Entstehen neuer Bedrohungsszenarien erhöhen

dieses Gefährdungspotenzial für die Unter-

nehmen erheblich.

Mit zunehmenden Nutzerzahlen und Zugriffs-

wegen auf die internen Ressourcen eines Versi-

cherungsunternehmens steigen auch Möglich-

keit und Wahrscheinlichkeit von Missbrauchs-

attacken zum Schaden des Unternehmens. Der

Einsatz der Internet-Technologie und die allge-

meine Entwicklung in Richtung e-Business ver-

größert die Angriffsflächen über die betriebliche

IT-Infrastruktur. Dabei sind häufig auch Proto-

kolle und Dienste im Einsatz, die nicht auf

Sicherheit und Abwehr dieser Bedrohungen

ausgelegt sind.

Diese Situation ist für Versicherungen besonders

kritisch, da sie im Bewusstsein der Kunden als

Synonym für Sicherheit und Absicherung ste-

hen. Als Unternehmen, die ein immaterielles

Wirtschaftsgut produzieren, ist der mit einem

erfolgreichen Angriff oder einer missbräuchli-

cher Verwendung einhergehende Vertrauens-

und Imageverlust in der Öffentlichkeit für sie

besonders virulent.

Die deutsche Versicherungswirtschaft hat diese

Problematik erkannt. Neben zahlreichen unter-

nehmensindividuellen Aktivitäten in diesem Be-

reich beschäftigt sich auch eine eigens einge-

richtete Expertengruppe beim GDV umfassend

mit dem Thema IT-Sicherheit in Versicherungs-

unternehmen. Die dort erarbeiteten Sicherheits-

konzepte finden auch auf politischer Ebene An-

erkennung.

Nach Verabschiedung der Richtlinie

über die Versicherungsvermittlung wird

es in Deutschland spätestens ab Januar

2005 erstmals gesetzliche Bestimmun-

gen über die Aufnahme und Ausübung der Tätig-

keit von Versicherungsvermittlern geben. Dann

werden die Vermittler grundsätzlich eine Erlaub-

nis für die Ausübung ihres Gewerbes benötigen

und sind in ein Register einzutragen. Die Ge-

werbeerlaubnis setzt neben dem Abschluss

einer Berufshaftpflichtversicherung auch die

Zuverlässigkeit und die dauerhafte Qualifikation

des Vermittlers voraus. Ist er vertraglich gebun-

den, kann er von der Erlaubnis befreit werden,

sofern der Auftrag gebende Versicherer die

Haftung für das Handeln seines Vermittlers

übernimmt, seine Zuverlässigkeit überprüft und

für eine angemessene Qualifizierung sorgt.

Diese neuen Regelungen sind auch im Sinne der

Versicherungswirtschaft. Das gilt auch für die

Absicht des Gesetzgebers, eine Qualifikation für

hauptberufliche Versicherungsvermittler auf

dem Niveau der Ausbildung zum Versicherungs-

fachmann/-frau (BWV) einzuführen. Diese Aus-

bildungsmöglichkeit hatte die deutsche Versi-

cherungswirtschaft bereits vor elf Jahren in

Ermangelung gesetzlich vorgeschriebener Qua-

lifikationen eingeführt. Seither machen alle Ver-

„IT-Sicherheit“ ist

ein zentraler Aspekt des

Risikomanagements

Ab Januar 2005

Gewerbeerlaubnis für

Vermittler

50 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

sicherer eine Zusammenarbeit mit Versiche-

rungsvertretern vom erfolgreichen Abschluss

dieser Ausbildung abhängig. Bis heute hat das

Berufsbildungswerk der Deutschen Versiche-

rungswirtschaft (BWV) mehr als 100 000 Prü-

fungen abgenommen.

Neben diesem Ausbildungsgang muss der Ge-

setzgeber jedoch auch andere Ausbildungswege

und Qualifikationen anerkennen, die in Verbin-

dung mit einer Zusatzausbildung im Bereich

der Versicherungsvermittlung oder einer mehr-

jährigen Berufserfahrung als gleichwertig anzu-

sehen sind. Nur so können traditionelle Ver-

triebswege, wie zum Beispiel Kreditinstitute,

Kraftfahrzeughandel und nebenberufliche Ver-

sicherungsvertreter angemessen berücksichtigt

werden. Hierfür lässt die Richtlinie den Gesetz-

gebern genügend Spielräume, so dass klassische

Vertriebswege den Anforderungen der Richtlinie

nicht zum Opfer fallen brauchen.

Obwohl der europäische Gesetzgeber

mit der Richtlinie über Versicherungs-

vermittlung von dem Leitbild des selbst-

ständigen Versicherungsvermittlers aus-

geht, halten die Diskussionen zur Frage

der wirtschaftlichen Abhängigkeit an. Dabei

geht es im Kern um die Erweiterung von Schutz-

rechten und um die Einführung einer neuen

Kategorie von Arbeitskräften jenseits der her-

kömmlichen Begrifflichkeiten von Beschäfti-

gung und Selbstständigkeit. Hiervon wären

auch Einfirmen-Versicherungsvertreter betrof-

fen, die wegen ihrer Bindung an nur einen Auf-

traggeber als wirtschaftlich abhängig anzu-

sehen sind.

Die deutsche Versicherungswirtschaft erteilt

allen derzeit laufenden oder künftig geplanten

Bestrebungen auf europäischer Ebene in dieser

Richtung eine klare Absage. Einem solchen Vor-

haben stehen erhebliche Hindernisse entgegen.

Schon die diskutierte Option einer Erweiterung

der Schutzrechte wirtschaftlich Abhängiger

führt in den einzelnen EU-Mitgliedsstaaten mit

ihren unterschiedlichen sozialen Sicherungssys-

temen zwangsläufig zu den unterschiedlichsten

Rechtsfolgen. Die Angleichung der sozialen Si-

cherungssysteme müsste zwingend einer Erwei-

terung von Schutzrechten auch im Sinne der

grenzüberschreitenden Wettbewerbsfähigkeit

vorausgehen.

Vor dem Hintergrund angespannter EU-Arbeits-

märkte mit rückläufigen Beschäftigungsquoten

sind die europäischen Volkswirtschaften mehr

denn je auf Bürger angewiesen, die das Risiko

der Selbstständigkeit eingehen. Gerade diese

Personen können den Arbeitsmarkt auf Dauer

wirkungsvoll entlasten und bieten darüber hin-

aus die Chance, selber Arbeitgeber zu werden. Es

wäre volkswirtschaftlich kontraproduktiv, An-

reize für die Gründung selbstständiger Existen-

zen unter anderem durch Erweiterung von ver-

meintlichen Schutzrechten zu verringern. Auch

mit Blick auf die derzeit vom Bundesministe-

rium für Wirtschaft und Arbeit forcierten

Anstrengungen zur Schaffung selbstständiger

Existenzen erscheinen derartige Bestrebungen

wenig hilfreich. Die Bundesregierung sollte da-

her derartigen Tendenzen auf europäischer Ebene

frühzeitig entgegentreten. Der europäische Ge-

setzgeber sollte zur der Einsicht gelangen, dass

sich der in Rede stehende Personenkreis bewusst

für die Selbstständigkeit und gegen eine abhän-

gige Beschäftigung entschieden hat.

Keine Erweiterung

von Schutzrechten

zulasten der

Selbstständigkeit

51

52 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Geschäftsverlauf, Leistung und

Umfeld der Versicherungswirtschaft

Während sich die weltwirtschaftliche Groß-

wetterlage langsam aufhellt, verharrt die deut-

sche Volkswirtschaft auch im Jahr 2003 weiter in

Stagnation. Ob Auftragseingang, Produktion

oder Beschäftigung – die aktuellen Eckdaten zu

den Konjunkturaussichten lassen noch keine

Wende zum Besseren erkennen. Allenfalls bricht

sich im Vorgriff auf 2004 langsam ein moderater

Optimismus Bahn, dass sich auch unsere Wirt-

schaft allmählich aus ihrer seit Herbst 2000 an-

dauernden Lethargie lösen könnte. Die derzei-

tige Situation lässt jedenfalls für die Nachfrage

nach Versicherungsprodukten noch keine nen-

nenswerten gesamtwirtschaftlichen Impulse

erkennen.

Doch trotz widriger Umstände in ihrem wirt-

schaftlichen Umfeld bleibt die deutsche Versi-

cherungswirtschaft auch im Jahr 2003 auf Kurs:

So rechnen die Mitgliedsunternehmen des Ge-

samtverbands der Deutschen Versicherungswirt-

schaft (GDV) – sie repräsentieren ein Marktvolu-

men von mehr als 97 Prozent – mit einem Bei-

tragswachstum von 3,9 (Vorjahr: 4,4) Prozent

auf knapp 147 (Vorjahr: 141,3) Milliarden Euro.

Maßgeblich für das robuste Wachstum ist ein-

mal mehr die Entwicklung in der privaten Kran-

kenversicherung, die mit einem erwarteten Plus

von 7 (2002: 6,3) Prozent für einen zusätzlichen

Umsatzschub sorgt. Daneben leisten auch die

Sachversicherer mit einem beachtlichen Zu-

wachs von voraussichtlich 4,5 (2002: 5,9) Prozent

abermals ihren Beitrag zur erfreulichen Umsatz-

entwicklung. Die Lebensversicherung hat dage-

gen mit einem Wachstum von 3,5 (2002: 4,3)

leicht an Boden verloren. Das Gleiche gilt für die

Kraftfahrtversicherung, deren Beitragsplus mit

2,6 (2002: 2,9) Prozent auch etwas bescheidener

53

ausfallen dürfte. Den gesamten Einnahmen

über alle Zweige und Sparten in Höhe von fast

147 Milliarden Euro stehen voraussichtlich Leis-

tungen bzw. Aufwendungen für Schadenfälle

von gut 143 (Vorjahr: 144,8) Milliarden Euro ge-

genüber; das wären 1,2 (2002: minus 3,0) Pro-

zent weniger als im Jahr zuvor.

Der Geschäftsverlauf in der Lebensversicherung

unterliegt immer wieder dem Einfluss von Son-

derfaktoren, die von der Steuer- und Sozialge-

setzgebung ausgehen können, aber auch von

Entwicklungen an den Kapitalmärkten. Zwar

ist angesichts der Probleme der gesetzlichen

Rentenversicherung der Bedarf an mehr eigen-

verantwortlicher Altersvorsorge unverkennbar.

Allerdings ist es bisher noch nicht zu einem

echten Stimmungsumschwung zugunsten der

ersetzenden kapitalgedeckten Altersvorsorge

gekommen. Die Abdeckung des an sich durch-

aus erkannten Vorsorgebedarfs stößt zudem an-

gesichts mäßiger Einkommenszuwächse, weiter

steigender Arbeitslosigkeit und einer hohen

Steuer- und Abgabenbelastung auch an finan-

zielle Schranken.

Für das Geschäftsjahr 2003 lassen sich die

Trends in der Lebensversicherung wie folgt zu-

sammenfassen:

■ Bei den Beiträgen aus dem Neugeschäft ist

ein deutlicher Zuwachs zu erwarten, wobei

die Einmalbeiträge mit 9,7 Prozent auf 8,1

Milliarden Euro stärker steigen dürften als die

laufenden Beiträge (plus 3,2 Prozent auf 7,3

Milliarden Euro).

■ Laut Hochrechnung werden über das Jahr

rund 8,0 Millionen Lebensversicherungsver-

träge neu abgeschlossen. Damit ist die Zahl

der neu abgeschlossenen Verträge gegenüber

dem Spitzenwert des vergangenen Jahres

rückläufig (minus 22,0 Prozent).

■ Positiv dürften sich die gebuchten Brutto-

Beiträge entwickeln. So werden die Bundes-

bürger voraussichtlich Beiträge in Höhe von

67,3 Milliarden Euro aufbringen. Dies wären

3,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

■ Die Leistungsauszahlungen an die Lebensver-

sicherungskunden steigen voraussichtlich um

14,4 Prozent auf etwa 64,4 Milliarden Euro.

Zusammen mit den für die Kunden gebilde-

ten Leistungsreserven in Höhe von ca. 11,0

Standpunkte54 Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

1980 621 5,09 7,801985 874 5,71 8,901990 1161 5,97 9,471992 1130 5,66 8,801993 1232 6,06 9,301994 1334 6,28 9,861995 1414 6,41 10,121996 1452 6,49 10,201997 1485 6,50 10,241998 1513 6,41 10,131999 1593 6,59 10,442000 1628 6,59 10,222001 1710 6,80 10,372002 1783 6,97 10,78

Jahr Versicherungs- Versicherungs- Vorsorge-dichte durchdringung quote

EUR1) in Prozent2) in Prozent3)

Versicherung in der GesamtwirtschaftInländische Versicherungsbeiträge je Einwohner sowie in Relation zumSozialprodukt und Einkommen; ab 1991 einschließlich neue Bundesländer

1) Brutto-Beiträge s.a.G. der Erstversicherer einschl. Pensions- und Sterbekassen in Relation zu den Ein-wohnern, 2) Brutto-Beiträge s.a.G. der Erstversicherer einschl. Pensions- und Sterbekassen in Relationzum BIP (in Prozent), 3) Brutto-Beiträge s.a.G. der Erstversicherer einschl. Pensions- und Sterbekassen inRelation zum verfügbaren Einkommen der Privathaushalte (in Prozent) – Quelle: StatistischesBundesamt, eigene Berechnungen.

Milliarden Euro würden die Gesamtleistun-

gen, definiert als ausgezahlte plus zurück-

gestellte Leistungen, ein Volumen von etwa

75,4 Milliarden Euro erreichen.

In der privaten Krankenversicherung (PKV) sind

die Beitragseinnahmen in den letzten Jahren be-

trächtlich gewachsen. Dazu haben nicht zuletzt

auch steigende Versichertenzahlen beigetragen.

Sowohl in der privaten Krankheitskostenvollver-

sicherung als auch bei der Zusatzversicherung

war ein nennenswerter Bestandszuwachs fest-

zustellen. Die hohe Attraktivität der privaten

Krankenversicherung spiegelt sich darin ebenso

wider wie der Umstand, dass auch im Kranken-

versicherungsbereich ein Mehr an Eigenvorsorge

unerlässlich geworden ist.

Für 2003 rechnen die privaten Krankenversiche-

rer mit Beitragseinnahmen von insgesamt 24,7

Milliarden Euro, davon entfallen auf die Kran-

kenversicherung voraussichtlich 22,8 und auf die

Pflegepflichtversicherung 1,9 Milliarden Euro.

Gegenüber dem Vorjahr ist das eine Steigerung

von 7,0 Prozent (Krankenversicherung plus 8,1

und Pflegepflichtversicherung minus 4,3 Pro-

zent). Dem stehen auf der Leistungsseite voraus-

sichtlich um 5,8 Prozent gestiegene Auszahlun-

55

Lebensversicherung1)

Private Krankenversicherung2)

Voll- und ZusatzversicherungPrivate Pflegepflichtversicherung

Schaden- und Unfallversicherung3)

Kraftfahrtversicherung5)

Allgemeine HaftpflichtversicherungUnfallversicherungRechtsschutzversicherungSachversicherung

Industrielle SachversicherungGewerbliche SachversicherungLandwirtschaftliche SachversicherungPrivate Sachversicherung

davon Wohngebäudeversicherungdavon Hausratversicherung

TransportversicherungKredit-, Luftfahrt-, Nuklearversicherung4)

GDV insgesamt

67,3 3,5 65,06 4,3 62,3924,7 7,0 23,08 6,3 21,7222,8 8,1 18,88 4,5 19,76

1,9 – 4,3 1,99 1,5 1,9653,1 3,1 51,48 3,6 49,7422,5 2,6 21,97 2,9 21,34

6,3 3,0 6,15 3,8 5,925,7 2,0 5,60 2,2 5,492,8 3,0 2,73 0,7 2,71

13,7 4,5 13,11 5,9 12,384,1 13,8 3,63 18,1 3,072,5 3,0 2,43 2,8 2,360,5 – 1,0 0,51 – 2,0 0,526,6 0,5 6,55 1,9 6,433,7 1,0 3,62 2,5 3,532,4 0,0 2,44 0,9 2,421,9 3,5 1,79 2,7 1,751,8 7,0 1,72 8,9 1,58

146,9 3,9 141,34 4,4 135,39

2003*) 2002 2001

Veränderung VeränderungMrd. EUR in Prozent Mrd. EUR in Prozent Mrd. EUR

Versicherungszweige

Beitragseinnahmen der VersicherungswirtschaftGebuchte Brutto-Beitragseinnahmen deutsches Direktgeschäft

*) Hochrechnung auf Datengrundlage von Meldungen bis Juni 2003, 1) Mitgliedsunternehmen ohne Beiträge aus der Rückstellung für Beitragsrückerstattung, 2) einschl.Nebenleistungen, aber ohne die aus der Rückstellung für erfolgsabhängige Beitragsrückerstattung (RfB) entnommenen Beiträge, 3) ohne Kredit-, Luftfahrt- und Nuklear-, Luft-und Raumfahrzeughaftpflicht- und Vermögensschadenhaftpflichtversicherung, inklusive Schutzbriefversicherung, 4) Kreditversicherung ohne Prüfungsgebühren; direktesund indirektes Geschäft einschl. Vertrauensschadenversicherung, 5) Kfz-Haftpflicht, Vollkasko, Teilkasko, Insassen-Unfall – Quelle: GDV; PKV-Verband.

gen (einschließlich Schadenregulierungskosten)

in Höhe von rund 16,1 Milliarden Euro gegen-

über, wovon 15,6 Milliarden Euro auf die

Kranken- und 0,5 Milliarden Euro auf die Pflege-

pflichtversicherung entfallen dürften. Die Ge-

samtaufwendungen für die Versicherten, also

die Aufwendungen für Versicherungsfälle zu-

züglich der Zuführung zur Alterungsrückstel-

lung sowie zur Rückstellung für Beitragsrück-

erstattung, werden 2003 voraussichtlich 25,5

Milliarden Euro betragen (plus 1,2 Prozent).

In Bereich der Schaden- und Unfallversicherung

konnten seit dem Jahr 2000 wieder positive Bei-

tragszuwächse verbucht werden, nachdem das

Geschäftsvolumen zwischen 1995 und 1999

kontinuierlich geschrumpft war. Nach Bewälti-

gung der außergewöhnlich hohen Elementar-

schadenlast im Vorjahr, als die Branche eines der

schlechtesten Ergebnisse der letzten Jahrzehnte

hinzunehmen hatte, steht 2003 jetzt ganz im

Zeichen der Normalisierung. So erwarten die

Schaden- und Unfallversicherer basierend auf

Standpunkte56 Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Lebensversicherung1)

ausgezahlte LeistungenZuwachs Leistungsverpflichtungen

Private Krankenversicherung2)

ausgezahlte LeistungenKrankheitskostenPflegepflichtversicherung

Schaden- und Unfallversicherung3)

KraftfahrtversicherungHaftpflichtversicherungUnfallversicherungRechtsschutzversicherungSachversicherung

Industrielle SachversicherungGewerbliche SachversicherungLandwirtschaftliche SachversicherungPrivate Sachversicherung

davon Verbundene Wohngebäudedavon Verbundene Hausrat

TransportversicherungKredit-, Luftfahrt-, Nuklearversicherung4)

GDV insgesamt

75,4 0,8 74,8 – 8,9 82,164,4 14,4 56,3 7,5 52,311,0 – 40,6 18,5 – 37,8 29,825,5 1,2 25,2 – 2,1 25,716,1 5,8 15,2 5,5 14,415,6 6,0 14,7 5,7 13,9

0,5 2,0 0,5 2,2 0,541,0 – 5,4 43,4 7,8 40,220,0 – 1,6 20,4 1,1 20,2

4,8 2,5 4,6 – 7,9 5,12,4 1,0 2,4 – 2,4 2,52,1 3,5 2,0 3,9 2,0

10,1 – 18,4 12,4 39,9 8,93,5 – 8,1 3,8 21,9 3,11,8 – 20,0 2,3 42,5 1,60,4 – 1,0 0,4 25,4 0,34,4 – 25,0 5,9 51,4 3,92,7 – 35,0 4,2 71,9 2,41,4 – 5,0 1,5 18,9 1,21,5 – 1,0 1,5 – 8,5 1,61,2 – 14,1 1,4 7,5 1,3

143,1 – 1,2 144,8 – 3,0 149,3

2003*) 2002 2001

Veränderung VeränderungMrd. EUR in Prozent Mrd. EUR in Prozent Mrd. EUR

Versicherungszweige

Leistungen der VersicherungswirtschaftVersicherungsleistungen der Erstversicherer im GDV

*) Hochrechnung auf Datengrundlage von Meldungen bis Juni 2003, 1) jährlich erbrachte Leistungen (ausgezahlte bzw. den Leistungsreserven zugeführte Beträge), 2) Brutto-Aufwendungen für Versicherungsfälle, Aufwendungen für RfB und Zuführung zur Alterungsrückstellung, 3) deutsches Direktgeschäft; ohne Kredit-, Luftfahrt- und Nuklear-,Luft- und Raumfahrzeughaftpflicht- und Vermögensschadenhaftpflichtversicherung, inklusive Schutzbriefversicherung; Summe aus HUKR und Sach, 4) direktes und in-direktes Geschäft einschließlich Vertrauensschadenversicherung; teilweise geschätzt, einschl. Schadenregulierungskosten – Quelle: GDV; PKV-Verband.

den Ergebnissen des ersten Halbjahres 2003

einen Anstieg der Beitragseinnahmen um die

3 Prozent. Die Schadenaufwendungen haben

sich bereits im ersten Halbjahr gegenüber 2002

deutlich ermäßigt. Hier hat sich sicher auch die

schwache Konjunktur beruhigend auf das allge-

meine Schadengeschehen ausgewirkt. Im zwei-

ten Halbjahr 2003 ist vor dem Hintergrund des

kräftigen Anstiegs der Elementarschadenlast im

Vorjahreszeitraum mit einer weiteren Entlas-

tung auf der Schadenseite zu rechnen. Auf Basis

der vorliegenden Datenlage darf von einem

Rückgang des Schadenaufwands um gut 5 Pro-

zent ausgegangen werden. Dadurch könnte die

combined ratio (Schaden- und Kostenquote

nach Abwicklung) erstmals seit 1998 wieder die

100-Prozent-Marke unterschreiten.

Nach den vorläufigen Hochrechnungen hält die

positive Entwicklung in der Kraftfahrtversiche-

rung im Jahr 2003 an. Erstmals seit 1996 wird

wieder ein versicherungstechnischer Ertrag er-

wartet, der rund 300 Millionen Euro betragen

könnte. Das positive Gesamtergebnis resultiert

allein aus der erfreulichen Ertragssituation in

der Kraftfahrt-Haftpflichtsparte, für die ein ver-

sicherungstechnischer Ertrag von annähernd

500 Millionen Euro erwartet wird. Diese Ent-

wicklung wird von einem anhaltendem Rück-

gang der Schadenanzahl gestützt, die sich im

laufenden Jahr um ca. 3 Prozent mindern dürfte.

In der Kaskoversicherung muss dagegen mit

einem Verlust von über 200 Millionen Euro ge-

rechnet werden. Und dies, obwohl die Schaden-

aufwendungen wegen rückläufiger Unwetter-

ereignisse unter denen des Vorjahres liegen

könnten. Von einem ausgewogenem Ergebnis

kann deshalb in der Autoversicherung noch

nicht gesprochen werden.

Auch für die Sachversicherungen weisen die

Hochrechnungen und unterjährigen Verbands-

statistiken aufgrund der bislang erfreulichen

Schadenentwicklung eine im Vergleich zum Vor-

jahr insgesamt positive Entwicklung aus. Hin-

sichtlich der Beitragseinnahmen ist für die In-

dustriellen Feuersparten bei einem Plus von 20

(2002: 31,1) Prozent auf etwa 2,8 Milliarden Euro

ein abflachendes Beitragswachstum zu kon-

statieren. Für die Technischen Versicherungen

ergibt sich dagegen nur ein geringes Wachstum

von 3 (2002: 0,7) Prozent auf 1,4 Milliarden DM.

In den Allgemeinen Sachsparten ist weiterhin

eine stagnierende und unterdurchschnittliche

Marktentwicklung zu beobachten. Hier wird mit

einer Beitragszunahme von 1,1 (2002: 1,9) Pro-

zent auf etwa 9,6 Milliarden Euro gerechnet.

Insgesamt ergibt die Hochrechnung bei Ausblei-

ben ungewöhnlicher Schadenereignisse im letz-

ten Quartal 2003 eine erhebliche Verbesserung

des Geschäftsergebnisses in der Sachversiche-

rung. Erstmals seit vielen Jahren sind die

Schadenaufwendungen in allen Sach-Teilspar-

ten geringer als die Beitragseinnahmen. Die sich

daraus errechnenden Schadenquoten vor Ab-

wicklung liegen deutlich unter der 100 Prozent-

Marke. Die Schaden-Kostenquote (combined

ratio) nach Abwicklung stellt sich laut Hochrech-

nung im Industriegeschäft auf 100 Prozent, im

übrigen Sachgeschäft auf 101 Prozent (Stand

Mitte September 2003).

Für das Geschäftsjahr 2003 ist in der Allgemei-

nen Haftpflichtversicherung mit einem Wachs-

tum der Beitragseinnahmen in einer Größenord-

nung von etwa 3,0 (2002: 3,8) Prozent auf rund

57

6,3 Milliarden Euro zu rechnen. Dabei ist bereits

berücksichtigt, dass nach den Feststellungen des

unabhängigen Treuhänders ab 1. Juli 2002 und

damit im dritten Jahr hintereinander erneut

keine Beitragsangleichung zulässig ist. Die Auf-

wendungen für Geschäftsjahresschäden dürf-

ten um ca. 2,5 Prozent ansteigen, nachdem sie in

2002 noch um 7,9 (2001: plus 8,2) Prozent zu-

rückgegangen waren. Die Geschäftsjahresscha-

denquote wird mit voraussichtlich rund 75 Pro-

zent im Wesentlichen der Quote von 2002 (75,3

Prozent) entsprechen. Gleiches gilt für die

combined ratio nach Abwicklung, die wie im

Vorjahr ungefähr 96 Prozent betragen dürfte.

Die privaten Unfallversicherer rechnen zum Jah-

resende mit einem leicht rückläufigen Beitrags-

wachstum von etwa 2 (2002: 2,2) Prozent auf

5,7 Milliarden Euro. Der Aufwand für Geschäfts-

jahresschäden wird voraussichtlich nur leicht

um etwa 1 (2002: minus 2,4) Prozent auf 2,4 Mil-

liarden Euro steigen. Sowohl die Geschäfts-

jahresschadenquote als auch die combined ratio

werden voraussichtlich mit 52 bzw. 83 Prozent

stabil bleiben.

In der Rechtsschutzversicherung wird zum Jah-

resende 2003 mit einem Beitragszuwachs von

etwa 3 (2002: 0,7) Prozent auf 2,8 Milliarden

Euro gerechnet. Diese Steigerung ist zum über-

wiegenden Teil auf die nach dem Treuhänder-

bericht 2002 zulässigen Beitragsanpassungen

für fast alle Vertragsarten zurückzuführen. Der

Schadenaufwand dürfte um etwa 3,5 (2002: 3,9)

Prozent auf 2,1 Milliarden Euro steigen. Die

Schadenquote entspricht laut Hochrechnung

vom September 2003 mit 75 Prozent in etwa der

des Vorjahres, die combined ratio dürfte danach

bei 99 Prozent liegen.

Für die Transportversicherung zeichnet sich eine

Beitragszunahme von 3,5 (2002: 2,7) Prozent auf

etwa 1,9 Milliarden Euro ab. Auf der Schaden-

seite erscheint ein kleiner Rückgang beim Scha-

denaufwand von 1 (2002: minus 8,5) Prozent auf

rund 1,5 Milliarden Euro möglich, so dass sich

auch die Geschäftsjahresschadenquote leicht

von 70 auf 67 Prozent verbessern könnte.

Die Ausführungen zum Geschäftsverlauf sowie

die Zahlenangaben im Text und in den Tabellen

beziehen sich auf die Mitgliedsunternehmen

des Gesamtverbands der Deutschen Versiche-

rungswirtschaft und des PKV-Verbands. Sie re-

präsentieren ein Marktvolumen von rund 97 Pro-

zent. Ihr Marktanteil liegt sogar bei über 98 Pro-

zent, wenn die Pensions- und Sterbekassen aus-

geklammert werden, die nicht dem Gesamtver-

band angehören. Die GDV-Statistik enthält im

Übrigen auch das Geschäft der ausländischen

Niederlassungen in Deutschland.

Assekuranz im Rahmen der Gesamtwirtschaft

Als Risikoträger für Unternehmen und Haus-

halte ist die Versicherungswirtschaft mit der

gesamten Volkswirtschaft eng verflochten. Das

gesamtwirtschaftliche Umfeld setzt dement-

sprechend entscheidende Rahmendaten für die

Assekuranz. So ist der aktuelle Geschäftsverlauf

der Branche immer auch vor dem Hintergrund

der allgemeinen Konjunkturentwicklung zu

sehen:

■ Seit drei Jahren befindet sich die deutsche

Volkswirtschaft nahezu in der Stagnation. Im

Jahr 2003 könnte das reale Bruttoinlandspro-

dukt sogar leicht schrumpfen, nachdem es

schon in den beiden Vorjahren kaum noch zu-

genommen hatte. Während der Export vor

Standpunkte58 Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

dem Hintergrund einer schwachen Weltwirt-

schaft zusätzlich mit der Euro-Aufwertung zu

kämpfen hatte, wurde die Binnennachfrage

durch einen Einbruch bei den Investitionen

bei nur mäßig ausgeweitetem privatem Ver-

brauch belastet. Erst im kommenden Jahr

könnte es zu einer leichten Aufhellung der ge-

samtwirtschaftlichen Lage kommen.

■ Die Arbeitslosenzahl wird angesichts der kon-

junkturellen Entwicklung im Jahresdurch-

schnitt 2003 auf etwa 4,5 Millionen steigen.

Das ist noch einmal eine halbe Million mehr

als im Vorjahr. Im Winterhalbjahr 2003/2004

scheint eine Arbeitslosenzahl von über 5 Mil-

lionen nicht mehr auszuschließen. Besonders

schwierig ist die Arbeitsmarktlage nach wie

vor in Ostdeutschland. Die Arbeitslosenquote

ist dort noch immer etwa doppelt so hoch wie

in den alten Bundesländern.

■ Die konjunkturelle Schwäche hat auch zu

einer weiteren Dämpfung des Preisauftriebs

geführt. Im Ergebnis dürfte der Anstieg der

Lebenshaltungskosten in 2003 bei knapp

1 Prozent liegen, nachdem er bereits im Vor-

jahr lediglich knapp 1 Prozent betragen hatte.

Von einer Deflation, also einem länger anhal-

tenden Rückgang des Preisniveaus, kann aller-

dings bislang nicht die Rede sein.

Niveau der privaten Vorsorge in Deutschland

Obwohl die Assekuranz zum insgesamt überpro-

portional expandierenden Dienstleistungssektor

der Volkswirtschaft zählt, sind ihre Wachstums-

spielräume offenkundig zuletzt enger gewor-

den. Der früher fast immer zu verzeichnende

Wachstumsvorsprung der Branche gegenüber

der Gesamtwirtschaft ist keine Selbstverständ-

lichkeit mehr. Dies kommt etwa darin zum Aus-

druck, dass die Relation von Prämienaufkom-

men zu Bruttoinlandsprodukt, die sogenannte

„Versicherungsdurchdringung“, in den 90er Jah-

ren zeitweilig nicht mehr weiter angestiegen ist.

Gleichwohl lag die Versicherungsdurchdringung

zuletzt mit fast 7 Prozent (2002) deutlich etwa

über historischen Werten. Anfang der 60er Jahre

haben die Beitragseinnahmen so erst 3 Prozent

des Bruttoinlandsprodukts ausgemacht.

Im internationalen Vergleich ist die in Deutsch-

land festzustellende Versicherungsdurchdrin-

gung dennoch allenfalls als durchschnittlich ein-

zustufen. In der Schweiz, in Großbritannien und

in Japan liegt die Versicherungsdurchdringung

teilweise sogar deutlich über 10 Prozent, in den

Niederlanden, Frankreich und den USA liegt sie

nur wenig unter diesem Wert. Ursächlich für die

höhere Versicherungsdurchdringung in anderen

Ländern ist teilweise auch das wesentlich

größere Gewicht, das dort der Lebensversiche-

rung für die Altersvorsorge und im Rahmen der

Geldvermögensbildung zukommt.

Auch bei der sogenannten Versicherungsdichte,

also den Prämien pro Einwohner, nimmt

Deutschland mit einem Wert von knapp 1 800

Euro pro Jahr (2002) keinen Spitzenplatz ein. So

geben beispielsweise die Schweizer pro Kopf fast

dreimal soviel für Versicherungen aus wie die

Deutschen. Auch in vielen anderen europäi-

schen Nachbarstaaten (wie Frankreich, den Nie-

derlanden und Großbritannien) sowie in den

USA und in Japan ist die Versicherungsdichte –

spiegelbildlich zum dort geringeren Gewicht der

staatlichen Sicherungssysteme – höher als in

Deutschland.

59

Auch wenn die Wachstumsdynamik des Versi-

cherungssektors über die Jahrzehnte gesehen

nachgelassen hat, dürften die weiteren Perspek-

tiven günstig sein. Privater Versicherungsschutz

ist zweifellos auch weiterhin zu jenen Produkten

zu zählen, die bei steigendem Wohlstands-

niveau (sei es eines einzelnen Haushalts, sei es

einer ganzen Volkswirtschaft) stärker nachge-

fragt werden. Wer mehr besitzt, der hat mehr zu

verlieren bzw. mehr zu versichern. Überdies wird

immer mehr Bürgern und Unternehmen ange-

sichts der derzeitigen wirtschaftlichen und ge-

sellschaftlichen Herausforderungen wieder in

stärkerem Maße bewusst, wie hoch der Wert

einer Absicherung von wirtschaftlichen Risiken

einzuschätzen ist.

Privatschutz und Sozialversicherung

In der Sozialen Marktwirtschaft ist die Daseins-

vorsorge teilweise über öffentliche Sozialsys-

teme organisiert, teilweise erfolgt sie auf der

Grundlage privatwirtschaftlicher Wahlentschei-

dungen im Rahmen der Individualversicherung.

In Deutschland ist der Sozialstaat über die Jahr-

zehnte hinweg immer weiter ausgebaut wor-

den, auch wenn steigender Wohlstand und die

an sich zunehmenden Möglichkeiten zur Eigen-

vorsorge eigentlich einen geringeren Leistungs-

bedarf im Bereich der sozialen Systeme mit sich

bringen müssten. Nach wie vor dominiert auch

heute die kollektive Vorsorge eindeutig gegen-

über der individuellen Vorsorge. Allein die Bei-

tragszahlungen zu den verschiedenen Zweigen

der Sozialversicherung sind mehr als dreimal so

hoch wie die Beitragseinnahmen der Individual-

versicherung. Hinzu kommt, dass zur Finanzie-

rung sozialstaatlicher Leistungen in erhebli-

chem Umfang auch allgemeine Steuermittel

herangezogen werden.

Die Beitragssätze zur Sozialversicherung sum-

mierten sich 2003 für Arbeitnehmer in den alten

Bundesländern (Arbeitnehmer- und Arbeitgeber-

anteil) auf bis zu 42,1 Prozent des Bruttolohns

(gesetzliche Rentenversicherung: 19,5 Prozent,

gesetzliche Krankenversicherung: 14,4 Prozent,

gesetzliche Pflegeversicherung: 1,7 Prozent, Ar-

beitslosenversicherung: 6,5 Prozent). Die Höchst-

beiträge zu den einzelnen Sozialversicherungs-

zweigen addierten sich dabei in den alten Bun-

desländern auf 1 660 Euro pro Monat. Das Ziel,

die sozialen Sicherungssysteme für Arbeitneh-

mer wie Arbeitgeber wieder finanzierbar zu

machen, liegt damit nach wie vor in weiter

Ferne. Schwerwiegende gesamtwirtschaftliche

Folgen, etwa auf dem Arbeitsmarkt, resultieren

hieraus ebenso wie eine gravierende Diskrepanz

zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-

(netto)lohn, die letztlich auch Leistungsanreize

und Motivation untergräbt.

Auch auf der Ausgaben- und Leistungsseite zeigt

sich das Übergewicht des Staates nur zu deut-

lich. Die Summe aller Sozialausgaben macht

selbst dann, wenn eine durchaus enge Abgren-

zung des Begriffs von Sozialleistungen zugrun-

degelegt wird, nicht weniger als ein gutes Drittel

des Bruttoinlandsprodukts aus. Die Leistungen

der Individualversicherung (Auszahlungen an

die Kunden und Rückstellungen für eingetretene

und künftige Versicherungsfälle sowie Beitrags-

rückerstattungen) entsprechen dagegen nur

rund 7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Standpunkte60 Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Die steigende Belastung mit Sozialausgaben ist

maßgeblich auch darauf zurückzuführen, dass

sich die Sozialsysteme von ihrer ursprünglichen

Schutzfunktion für einen kleinen Kreis sozial Be-

dürftiger immer weiter entfernt haben. Nicht

zuletzt die absehbare demographische Entwick-

lung lässt seit längerem eine grundlegende Re-

form des Sozialstaats überfällig erscheinen.

Nach ersten Ansätzen sind jetzt deutlichere

Schritte in diese Richtung erforderlich. An prakti-

kablen Vorschlägen fehlt es in diesem Bereich

längst nicht mehr, die Politik ist jetzt gefordert.

Auch angesichts des Übergewichts der Sozial-

versicherung gilt freilich, dass die Individual-

versicherung in Deutschland ebenfalls eine tra-

gende Säule im Gesamtsystem der Vorsorge

bildet. Dabei ist auch zu bedenken, dass die So-

zialversicherung durch die gesetzliche Renten-,

Kranken-, Unfall-, Arbeitslosen- und Pflegeversi-

cherung nur wenige, wenn auch wichtige Berei-

che der Daseinsvorsorge erfasst, während die

Individualversicherung für ein breites Spektrum

ganz unterschiedlicher Risiken Schutz bietet.

Geldvermögensbildung der privaten Haushalte

Ein erhebliches Gewicht kommt der Individual-

versicherung auch im Rahmen der Geldvermö-

gensbildung der privaten Haushalte zu. Vor al-

lem in der Lebensversicherung geht die eigen-

verantwortliche Risikovorsorge mit einem Pro-

zess der Ansammlung und Anlage von Kapital

einher.

Im Jahr 2002 belief sich die Geldvermögensbil-

dung der privaten Haushalte nach Berechnun-

gen der Deutschen Bundesbank auf 133,3 Milli-

arden Euro (ohne Eigenheimfinanzierung). Dies

waren 12,1 Milliarden Euro mehr als im Jahr

2001. Trotz dieser leicht expansiven Entwicklung

lag die Geldvermögensbildung damit im Jahr

2002 immer noch deutlich unter dem Durch-

schnitt der 90er Jahre. Die Anlagen der privaten

Haushalte bei Versicherungen (einschließlich

Pensionskassen) betrugen dabei über 65 Milliar-

den Euro. Davon entfielen etwa drei Viertel auf

die Lebensversicherung. Die Anlagen bei Versi-

cherungen insgesamt entsprachen damit fast

der Hälfte der gesamten privaten Geldvermö-

gensbildung. Die große Bedeutung, die Anlagen

bei Versicherungen für die privaten Haushalte

haben, wurde damit abermals deutlich.

Die Geldvermögensbildung bei Versicherungen

hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten aller-

dings durchaus unterschiedlich entwickelt. Zu

Beginn der 80er Jahre überschritt der Anteil der

Versicherungen an der Geldvermögensbildung

erstmals die Marke von 20 Prozent und stieg be-

reits 1985 auf 30 Prozent. Anfang der 90er Jahre

ging dieser Wert dann – bedingt auch durch die

Effekte der Wiedervereinigung – wieder bis auf

20 Prozent zurück, ehe er erneut deutlich an-

stieg. Die Schwankungen erklären sich dabei

auch aus der Fluktuation der Geldvermögens-

bildung insgesamt, während das Mittelaufkom-

men bei den Versicherungen etwa aufgrund zu-

meist langfristiger (Lebensversicherungs-)Ver-

träge einen stetigen Verlauf aufweist.

Das hohe Gewicht, das den Versicherungen im

letzten Jahr im Rahmen der Geldvermögensbil-

dung der privaten Haushalte zugekommen ist,

muss dementsprechend auch vor dem Hinter-

grund der Entwicklung der gesamtwirtschaftli-

chen Finanzierungsströme insgesamt gesehen

werden. Vor allem ist der Trend zum Aktien-

erwerb durch die privaten Haushalte seit 2001

jäh abgebrochen.

61

Anders als die Geldvermögensbildung wird die

Entwicklung der Geldvermögensbestände neben

Zu- und Abflüssen auch durch Bewertungsände-

rungen beeinflusst. Vor dem Hintergrund der

Talfahrt an den Aktienmärkten ist das Geldver-

mögen der privaten Haushalte bewertungsbe-

dingt im Jahr 2002 erstmals seit 50 Jahren ge-

sunken. Nachdem im Jahr 2001 die Kursverluste

rund 60 Prozent der Geldvermögensbildung auf-

gezehrt hatten, haben im Jahr 2002 die bewer-

tungsbedingten Verluste die Geldvermögensbil-

dung sogar übertroffen. Nimmt man 2001 und

2002 zusammen, so stand einer Ersparnis von

gut 250 Milliarden Euro nur ein Geldvermögens-

zuwachs in Höhe von 35 Milliarden Euro ge-

genüber. Innerhalb von zwei Jahren hatten die

privaten Haushalte in Deutschland am Aktien-

markt bewertungsbedingte Verluste von über

200 Milliarden Euro zu verzeichnen.

Das gesamte Geldvermögen der privaten Haus-

halte belief sich Ende 2002 auf 3 658 Milliarden

Euro. Davon entfielen 994 Milliarden Euro oder

27,2 Prozent auf die Geldanlage bei Versicherun-

gen (2001: 25,3 Prozent). Zum Vergleich: Der

Anteil des Geldvermögens bei Banken lag Ende

2002 bei 36,7 Prozent (2001: 34,4 Prozent) und

der Anteil der Wertpapiere am Geldvermögen

der privaten Haushalte bei 30,9 Prozent (2001:

35,4 Prozent).

In längerfristiger Perspektive spiegelt sich in der

Entwicklung des Geldvermögens und der daraus

fließenden Einkommen nicht zuletzt der Um-

stand wider, dass heute wieder Generationen

leben, die über Jahrzehnte hinweg Ersparnisse

kumulieren konnten, ohne dass diese wie in

früheren Zeiten durch Krieg und Inflation beein-

trächtigt wurden. Die Folge ist auch, dass in den

nächsten Jahren in bisher kaum gekanntem

Maße finanzielle Vermögen in Deutschland in

breiten Schichten zur Erbschaft anstehen.

Standpunkte62 Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Bei Bankendavon Spareinlagen

Bei Versicherungen1)

In Wertpapierendavon in Rentenwertendavon in Aktien

Ansprüche aus betrieblichen Pensionsrückstellungeninsgesamt

34,5 28,6 45,8 – 31,1 26,7 78,854,8 24,1 16,2 – 39,7 2,5 0,953,0 60,4 62,9 57,9 62,5 65,637,2 33,8 29,2 85,0 26,3 0,423,8 6,0 – 11,5 9,5 1,6 – 21,6– 1,7 4,1 4,1 18,4 – 28,7 – 61,0

7,9 4,2 5,3 5,4 5,3 10,5132,6 127,0 143,2 117,2 120,9 133,3

1995 1997 1998 2000 2001 2002

Geldvermögensbildung der privaten Haushalte nach Anlageartenin Mrd. EUR

1) einschl. Pensions- und Sterbekassen sowie berufsständische Versorgungswerke und Zusatzversorgungseinrichtungen und sonstige Forderungen – Quelle: DeutscheBundesbank.

Versicherungsschutz der Haushalte 2002/2003

*Neue Erhebungsform; mit Werten aus Vorjahren nicht vergleichbar

Quelle: Allensbacher Werbeträger-Analyse 2003© GDV-Jahrbuch 2003

Prozentangaben repräsentativ Befragter

über das Vorhandensein einzelner

Versicherungen im Haushalt

nur Private Krankenversicherung11,8

Deutschland gesamt

13,6

Westdeutschland

4,8

Ostdeutschland

Vollkaskoversicherung34,7

34,535,7

Private Unfallversicherung42,5

40,649,9

Versicherung gegen Berufs- und Erwerbsunfähigkeit 22,2

22,521,1

Lebensversicherung(ohne Sterbegeld) 48,5*

49,544,6

Privathaftpflichtversicherung67,6

66,970,1

Hausratversicherung77,1

75,583,3

Pkw-Haftpflichtversicherung80,9

81,777,8

Private Rentenversicherung17,3

17,616,4

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

63

Unternehmen und Versicherung

Der technische Fortschritt, aber auch politische,

wirtschaftliche und gesellschaftliche Verände-

rungen bringen es mit sich, dass sich mehr noch

als der einzelne Bürger die Unternehmen mit

immer größeren Risiken konfrontiert sehen.

Unternehmerische Tätigkeit setzt aber die Mög-

lichkeit voraus, auch neue Risikosituationen be-

wältigen zu können. Dementsprechend geht mit

steigender Risikoexponierung ein erhöhter Ri-

sikominderungsbedarf bei den Unternehmen

einher. Adäquatem Versicherungsschutz kommt

bei der Deckung dieses Bedarfs eine Schlüssel-

rolle zu.

Indem Versicherungsschutz es ermöglicht, dass

unternehmerische Risiken (zum Beispiel bei der

Einführung neuer, noch unerprobter Technolo-

gien) überhaupt eingegangen werden können,

trägt die Assekuranz in nicht geringem Maße zur

Erhöhung der Leistungsfähigkeit einer Volks-

wirtschaft bei. Denn einzelne Unternehmen

würden rasch an die Grenzen ihrer Fähigkeit

stoßen, Risiken selbst zu tragen. Durch Versiche-

rungsschutz werden diese Grenzen dagegen

weiter hinausgeschoben. Unternehmerisches

Potenzial wird so freigesetzt.

Wie es ohne Versicherungen aussähe, hat Prof.

Hans-Werner Sinn, einer der bekanntesten deut-

schen Volkswirte, einmal so beschrieben: „Statt

wagemutiger Unternehmer, die bereit sind, ris-

kante, aber ertragreiche Investitionschancen zu

nutzen, hätten wir allerorten Sicherheitsfana-

tiker mit Beamtenmentalität, die jedweden Ex-

perimenten abhold sind und sich darauf be-

schränken, bestehende Strukturen zu verwalten

und zu bewahren .. . Keiner würde es wagen,

nach Öl oder anderen Bodenschätzen zu

suchen .. . Natürlich wäre auch Amerika nicht

entdeckt und der Weltraum nicht betreten wor-

den .. . Ein Strukturwandel fände nicht statt. Es

wäre eine schlimme Welt, eine Welt in Armut

und Elend, der die Segnungen unserer Industrie-

zivilisation vorenthalten sind.“

Standpunkte64 Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Bei BankenBei Versicherungen1)

In Wertpapierendavon in Rentenwertendavon in Aktien

Aus Pensionsrückstellungeninsgesamt

1 089 1 128 1 210 1 266 1 235 1 262 1 341479 573 684 805 868 930 994714 849 1 020 1 316 1 350 1 266 1 130307 365 361 364 370 358 394172 187 294 461 433 337 166138 152 168 184 190 195 193

2 420 2 701 3 082 3 571 3 642 3 653 3 658

1993 1995 1997 1999 2000 2001 2002

Geldvermögen der privaten Haushalte nach Anlagearten – Bestand am Jahresendein Mrd. EUR

1) einschl. Pensions- und Sterbekassen sowie berufsständische Versorgungswerke und Zusatzversorgungseinrichtungen und sonstige Forderungen – Quelle: DeutscheBundesbank.

Die Versicherer bemühen sich ihrerseits, ihre

Deckungskonzepte für die Wirtschaft kontinu-

ierlich fortzuentwickeln. Neben verbesserten

Risikomodellen und verfeinerten Kalkulations-

techniken geht es hierbei auch um den Einsatz

der modernen Techniken des Risk Management

in ihrer ganzen Breite. Ereignisse wie der 11. Sep-

tember 2001 zeigen aber immer wieder auch die

Grenzen auf, an die quantitative Szenarien und

probabilistisches Denken stoßen. Die Versiche-

rungswirtschaft, zumal die globale Rückversi-

cherung, hat aber gleichzeitig selbst angesichts

solcher Ereignisse ihre Fähigkeit unter Beweis

gestellt, auch diese größten und komplexesten

Risiken zumindest bis zu einem gewissen Grad

abzudecken. Gleichzeitig sind aber auch die

Grenzen der Versicherbarkeit gerade im Bereich

terroristischer Risiken wieder besonders deutlich

geworden.

Konzentration in der Versicherungswirtschaft

In den letzten Jahren haben sich die Rahmenbe-

dingungen für die deutsche Versicherungswirt-

schaft – gemessen an früheren Jahrzehnten –

nachhaltig verändert. Zwar sind die Auswirkun-

gen der Schaffung eines europäischen Binnen-

markts für Versicherungen begrenzt geblieben.

Die Versicherungsmärkte in Deutschland wur-

den aber dereguliert, und Tarife und Preise sind

in Bewegung geraten. Auch das Verhältnis zwi-

schen Versicherern und anderen Finanzdienst-

leistern hat sich geändert.

Enger gewordene Wachstumsspielräume und

weiter steigender Druck auf die Ertragsmargen

haben viele Versicherer zudem veranlasst, ihre

Positionierung am Markt neu zu bestimmen.

Dabei gelangten sie vielfach zu einer veränder-

ten Einschätzung der für sie optimalen Unter-

nehmensgröße. In der Folge ist es zu zahlreichen

Konzernneu- und -umgründungen gekommen.

Die Zahl der Unternehmensübernahmen, Fusio-

nen und Kooperationen hat sich erhöht.

Der Konzentrationsgrad in der deutschen Asse-

kuranz ist gleichwohl nach wie vor nicht beson-

ders hoch. Im Vergleich zu anderen europäischen

Versicherungsmärkten und zu anderen Sach-

güter- und Dienstleistungsmärkten fallen die für

den deutschen Versicherungsmarkt ermittelten

Konzentrationsgrade keineswegs aus dem Rah-

men. Auch die Monopolkommission hat in

ihrem jüngsten Hauptgutachten, das im Som-

mer 2002 vorgelegt wurde, keinen Anlass ge-

sehen, negative Schlussfolgerungen von der

Konzentration in der deutschen Versicherungs-

wirtschaft auf das Wettbewerbsgeschehen in

diesem Bereich zu ziehen.

Nach Angaben der Bundesanstalt für Finanz-

dienstleistungsaufsicht betrug der Marktanteil

der zehn größten Anbieter im Jahr 2001 in der

Lebensversicherung 46,2 Prozent, in der Privaten

Krankenversicherung 71,6 Prozent und in der

Schaden- und Unfallversicherung 39,4 Prozent.

Gegenüber dem Beginn der 90er Jahre sind die

entsprechenden Anteilswerte in der Lebensver-

sicherung (1990: 47,5 Prozent) und in der Priva-

ten Krankenversicherung (1990: 72,9 Prozent)

damit sogar etwas zurückgegangen, aber auch

in der Schaden- und Unfallversicherung (1990:

35,4 Prozent) ist der Konzentrationsgrad seither

nur leicht gestiegen.

65

Neben einem relativ niedrigen Grad der Markt-

konzentration bei vergleichsweise großer An-

bieterzahl wird die Intensität des Wettbewerbs

in der Versicherungswirtschaft auch dadurch

unterstrichen, dass die Marktanteile der einzel-

nen Anbieter erheblichen Veränderungen unter-

liegen. Anbietern mit mehr oder minder beacht-

lichen Marktanteilsgewinnen stehen solche mit

teilweise nicht unbeträchtlichen Marktanteils-

verlusten gegenüber. Diese Marktdynamik ist

ein weiterer Beleg für ein funktionierendes und

überaus intensives Wettbewerbsgeschehen auf

dem deutschen Versicherungsmarkt.

Internationale Verflechtung der Assekuranz

Die Globalisierung der Güter-, Finanz- und

Dienstleistungsmärkte, die Schaffung des euro-

päischen Binnenmarktes und die Einführung

des Euro haben ebenso wie die Verbreitung

moderner Informations- und Kommunikations-

technologien Veränderungen in der strategi-

schen Ausrichtung vieler Versicherungsunter-

nehmen bewirkt. Bei nicht wenigen Versiche-

rungsunternehmen kam es auch zu einer Ver-

stärkung der europäischen bzw. internationalen

Ausrichtung. Im kommenden Jahr wird diese

Entwicklung durch die Erweiterung der Europäi-

schen Union um 10 auf dann insgesamt 25 Mit-

glieder abermals neue Impulse erhalten. Deut-

sche Versicherer interessieren sich in den letzten

Jahren zunehmend für Geschäftsmöglichkeiten

im Ausland, während umgekehrt nicht auszu-

schließen ist, dass sich auch am deutschen

Markt die Präsenz ausländischer Versicherer in

nächster Zeit weiter erhöhen könnte.

Insbesondere durch den europäischen Binnen-

markt könnten sich auch für die deutschen Ver-

sicherungsunternehmen neue Chancen bieten.

Dabei sind Kooperationen, Niederlassungen, Be-

teiligungen und Tochtergesellschaften nach wie

vor die dominierende Form des Engagements.

Auf vielen europäischen Versicherungsmärkten

hat sich der Umfang des Geschäfts, das von Ver-

sicherungsunternehmen mit Sitz in einem ande-

ren Mitgliedsland kontrolliert wird, erhöht.

Durch den Binnenmarkt wurde auch die Mög-

lichkeit des freien Dienstleistungsverkehrs ge-

schaffen, also die grenzüberschreitende Versor-

gung eines Marktes mit Versicherungsproduk-

ten vom Herkunftsland aus. Der freie Dienst-

leistungsverkehr spielt bisher insgesamt jedoch

nur eine geringe Rolle. Nur im Bereich der in-

dustriellen und gewerblichen Großrisiken wird

die Möglichkeit intensiver genutzt, während sie

im Privatkundengeschäft weiterhin nur margi-

nale Bedeutung hat. Dass europaweit angebo-

tene Produkte im Massengeschäft nach wie vor

die Ausnahme bilden, hat unterschiedliche Ur-

sachen. Natürliche Gegebenheiten, wie Unter-

schiede in Sprache und Kultur, aber auch der

Standpunkte66 Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

19902) 785 122 229 57 346 31 2 6591995 718 132 207 59 281 39 2 1571997 715 131 203 59 281 41 2 0851998 719 132 202 60 275 50 2 0371999 725 138 201 59 280 47 1 9832000 706 134 197 56 271 48 1 8822001 690 133 190 56 265 46 1 82520023) 703 132 207 55 261 48 1 779

Jahres-ende

Anzahl der Versicherungsunternehmen nach Sparten

Anzahl VU1)

VU Lebens- Pensions- Kranken- Schaden-/ Rück-insgesamt VU und VU Unfall-VU VU

Sterbe-kassen

Bundes-und

Landes-aufsicht

VUinsgesamt

1) Versicherungsunternehmen unter Bundesaufsicht mit und ohne Geschäftstätigkeit, 2) die Angabenschließen ab 1990 das Geschäft in den neuen Bundesländern ein, 3) davon 46 VU ohne Geschäftstätig-keit – Quelle: BaFin.

Umstand, dass die Märkte für bestimmte Fi-

nanzdienstleistungen – etwa im Verhältnis zum

Endverbraucher – eher als regionale oder lokale

Märkte einzustufen sind, spielen dabei ebenso

eine Rolle wie noch bestehende nationale Unter-

schiede in der Besteuerung, im Verbraucher-

schutz, in der Finanzdienstleistungsaufsicht

oder in den Sozialsystemen und im Zivilrecht

(zum Beispiel im Haftungsrecht).

Ausländische Versicherer waren auf dem deut-

schen Markt bereits seit Jahrzehnten in beacht-

lichem Ausmaß vertreten. Durch den Binnen-

markt haben diese Aktivitäten allenfalls neue

Impulse erhalten. Einer Studie des Instituts für

Versicherungswissenschaft an der Universität

Köln zufolge ergibt sich nach 1994 kein wirklich

signifikanter Zusammenhang der „Ausländer-

anteile“ am deutschen Markt mit der Vollen-

dung des europäischen Binnenmarktes. Die

meisten ausländischen Versicherer waren auch

vor 1994 am deutschen Markt präsent. Allein

aus den Staaten der Europäischen Union (EU)

bzw. des Europäischen Wirtschaftsraumes

(EWR) sind gleichwohl derzeit viele hundert Ver-

sicherer in Deutschland tätig bzw. für das freie

Dienstleistungsgeschäft angemeldet.

Um die Marktstellung der ausländischen Versi-

cherungsunternehmen voll zu erfassen, ist ne-

ben dem Niederlassungs- und Dienstleistungs-

geschäft zudem auch das Geschäft deutscher

Versicherer in ausländischem Mehrheitsbesitz

zu berücksichtigen. So betrachten die großen

Versicherungsgruppen in Europa den europäi-

schen Markt zunehmend als ihren eigentlichen

„Heimatmarkt“. In nahezu allen nationalen

Märkten gehören sie heute zu den marktführen-

den Anbietern. Allerdings wurden Marktanteile

dabei in der Regel weniger durch internes

Wachstum erzielt, sondern vor allem durch den

Zukauf von Unternehmen.

Auch über die EU hinaus steht die Versiche-

rungswirtschaft zunehmend im Zeichen der

Globalisierung. Die international tätigen Erstver-

sicherer haben in den zurückliegenden Jahren

ihr Engagement in den sogenannten Emerging

Markets in Mittel- und Osteuropa, Lateiname-

rika und Südostasien massiv ausgeweitet. Trotz

Rückschlägen wie der Asienkrise Ende der 90er

Jahre bieten die aufstrebenden Märkte für aus-

ländische Versicherer nach wie vor ein hohes

Wachstumspotenzial. Für die Emerging Markets

selbst bedeutet das Engagement globaler Versi-

cherer einen Kapital- und Know-How-Transfer,

der die Entwicklung effizienter Versicherungs-

märkte und damit weitere Fortschritte in dem

Aufholprozess zu mehr Wachstum und Wohl-

stand nur erleichtern kann.

Rückblick auf 2002

Die anhaltende Stagnation in der Wirtschaft, die

Langzeitkrise an den Finanzmärkten, die völlig

neue Bedrohungslage durch den internationa-

len Terrorismus sowie zahlreiche Naturkatastro-

phen und Großschadenereignisse kennzeich-

neten ein außergewöhnlich schwieriges Ge-

schäftsjahr für die Versicherungswirtschaft.

Dennoch konnte die Branche auch 2002 mit

einem Plus von 4,4 Prozent ihren Wachstums-

kurs halten: Insgesamt beliefen sich die Bei-

tragseinnahmen auf rund 141,3 (2001: 135,4)

Milliarden Euro. Die von den GDV-Mitgliedern

erbrachten Versicherungsleistungen bzw. Auf-

wendungen für Schadenfälle minderten sich

um 3,0 (2001: minus 2,4) Prozent auf rund 144,8

Milliarden Euro.

67

Lebensversicherung

2002 war für die deutschen Lebensversicherer

ein ganz besonderes Jahr: Zum 1. Januar trat die

neue Förderung kapitalgedeckter Altersversor-

gung in Kraft. Die „Riester-Rente“, die wichtigste

sozialpolitische Innovation der letzten Legislatur-

periode, ging offiziell an den Start. Gleichzeitig

erhielt auch die betriebliche Altersversorgung

kräftigen Aufwind. So trat das Recht auf Entgelt-

umwandlung in Kraft und der Pensionsfonds

wurde geschaffen. Und dies in einem Umfeld,

das geprägt war von Kriegsangst, steigender

Arbeitslosigkeit, Wachstumsschwäche und an-

haltend schlechter Verfassung der Kapital-

märkte mit Börsenbaisse und Zinstief.

Vor diesem Hintergrund war das Geschäftsjahr

2002 für die deutschen Lebensversicherer ein

erfolgreiches Jahr, auch wenn es hinter den

hohen Erwartungen zurückblieb. Insgesamt

stiegen die gebuchten Bruttobeiträge um 4,3

Prozent auf 65,06 (Vorjahr: 62,39) Milliarden

Euro. Die zugunsten der Versicherungsnehmer

erbrachten Versicherungsleistungen (ausge-

zahlte Leistungen sowie für künftige Auszahlun-

gen zurückgestellte Beträge) beliefen sich auf

74,82 (Vorjahr: 82,13) Milliarden Euro. Dies be-

deutet gegenüber dem Vorjahr ein Minus von

8,9 Prozent. Dabei wuchsen die ausgezahlten

Leistungen um 7,5 Prozent auf 56,29 Milliarden

Euro.

Das Neugeschäft legte im Vergleich zum Vorjahr

deutlich zu. So wurden 10,22 Millionen Verträge

neu abgeschlossen wurden, was einem Plus von

20,4 Prozent entspricht. Die versicherte Summe

erhöhte sich dabei um 0,5 Prozent von 243,95

auf 245,04 Milliarden Euro. Die Beiträge aus dem

Neuzugang vermehrten sich um 7,0 Prozent von

13,47 auf 14,41 Milliarden Euro. An sogenann-

ten „Riester-Verträgen“ wurden im Jahr 2002

insgesamt 2,57 Millionen Verträge neu abge-

Standpunkte68 Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

LebensversicherungPrivate Krankenversicherung2)

Schaden- und Unfallversicherung3)

Kraftfahrtversicherung4)

Sachversicherungszweige5), 6)

Allgemeine HaftpflichtversicherungRechtsschutzversicherungPrivate Unfallversicherung7)

insgesamt

65,75 72,38 81,13 87,62 88,63 91,13 2,8 %24,10 32,74 51,97 47,75 49,85 46,96 0,2 %

164,61 207,31 250,83 261,97 265,61 269,56 1,4 %63,00 75,54 92,13 97,21 97,59 97,75 0,2 %47,71 57,84 66,15 67,11 67,31 67,15 – 0,2 %21,90 27,99 34,95 37,81 38,55 40,42 4,8 %17,20 24,46 29,44 28,94 29,01 29,00 0,0%14,80 21,48 28,16 29,06 29,21 29,48 0,3 %

238,86 291,49 383,93 395,25 404,21 410,65 1,6 %

1980 19901) 1995 2000 2001 2002 2002/2001

Versicherungsbestände zum JahresendeVersicherungsverträge bzw. -risiken in Millionen (Jahresendbestand); privates und gewerbliches Geschäft der GDV-Mitglieder

1) die Angaben schließen ab 1990 das Geschäft in den neuen Bundesländern ein, 2) bis 1994 Tarifversicherte (geschätzt); ab 1995 Risiken einschl. Pflegepflichtversicherung,Auslandsreisekrankenversicherung u. a., ab 1996 neue Zählung (veränderte Abgrenzungen); nicht mit dem Vorjahr vergleichbar, 3) ohne Auslandsgeschäft, Kredit-, Luftfahrt-, Nuklearversicherung, Luft- u. Raumfahrzeughaftpflicht- sowie sonstige Sachversicherungen (Tierversicherung u. a.), 4) umfasst Kraftfahrzeughaftpflicht, Vollkasko,Teilkasko und Insassen-Unfall; ab 1990 einschl. neue Bundesländer, 5) Hausrat-, Gebäude-, Feuer-, Einbruchdiebstahl-, Leitungswasser-, Glas-, Sturmversicherung, TechnischeVersicherungen u. a.; Beteiligungsgeschäft mitgezählt, 6) ab 1996 nur Alleinzeichnungs- und Führungsgeschäft, ohne Beteiligungsgeschäft, 7) Verträge, nicht identisch mitZahl der Versicherten – Quelle: GDV; PKV-Verband.

schlossen. Der laufende Beitrag für ein Jahr be-

trug 421 Millionen Euro. Der „Riester-Bestand“

betrug zum 31. Dezember 2002 rd. 2,93 Millio-

nen Verträge mit einem laufenden Beitrag von

488 Millionen Euro. Insgesamt stieg der Lebens-

versicherungsbestand um 2,8 Prozent auf 91,13

(Vorjahr: 88,63) Millionen Verträgen mit einer

versicherten Summe von 2067,91 (Vorjahr:

1977,50) Milliarden Euro (plus 4,6 Prozent).

Private Krankenversicherung

In der privaten Kranken- und Pflegeversicherung

lagen die Beitragseinnahmen in Höhe von 23,1

Milliarden Euro mit einem Plus von 6,3 (2001:

4,9) Prozent wieder deutlich über dem Bran-

chenschnitt. Dabei ist der Anteil der Vollversiche-

rung an den Gesamtbeitragseinnahmen mit

68,8 (2001: 67,6) Prozent weiter zu Lasten der

Zusatzversicherung gewachsen, auf die nur

noch 13,0 (2001: 13,4) Prozent entfielen. Die Er-

höhung der Beitragseinnahmen in der Kranken-

versicherung um 6,7 Prozent auf 21,10 Milliar-

den Euro (einschließlich Nebenleistungen, aber

ohne Einmalbeiträge aus der Rückstellung für

Beitragsrückerstattung) resultierte in erster Linie

aus dem Anstieg der Versicherten in der Vollver-

sicherung sowie aus Beitragsanpassungen. In

der Pflegepflichtversicherung stiegen die Ein-

nahmen um 1,54 Prozent auf 1,99 Milliarden

Euro.

Auf der Leistungsseite fiel der Ausgabenanstieg

mit 3,6 (2001: 4,5) Prozent je Versicherten etwas

geringer aus als im Vorjahr. Die Leistungsaus-

gaben erhöhten sich insgesamt um 5,6 Prozent

auf rund 15,2 Milliarden Euro. Diese Erhöhung

beruht vor allem auf Kostensteigerungen, weni-

ger auf dem Bestandszuwachs. Die Leistungs-

ausgaben in der Pflegepflichtversicherung stie-

gen um 2,2 Prozent auf 496,9 Millionen Euro. Die

Gesamtleistungen der PKV, das sind die Aufwen-

dungen für Versicherungsfälle zuzüglich der Zu-

führung zur Alterungsrückstellung sowie zur

Rückstellung zur Beitragsrückerstattung, sanken

um rund 550 000 Euro auf 25,2 Milliarden Euro.

Die Zahl der vollversicherten Personen stieg

2002 auf 7,924 Millionen, der Nettozugang be-

trug 213 600 (2001: 216 400) Personen. Hinzu

kommen etwa 7,7 Millionen gesetzlich Versi-

cherte, die über eine private Zusatzversicherung

verfügen.

Schaden- und Unfallversicherung

Mit einem versicherungstechnischen Verlust

von über 2 Milliarden Euro, verursacht insbe-

sondere durch eine außergewöhnlich hohe Ele-

mentarschadenlast, war das Jahr 2002 für die

Schaden- und Unfallversicherer eines der

schlechtesten Geschäftsjahre der letzten Jahr-

zehnte. Daran konnte auch ein kräftiges Bei-

tragsplus von 3,6 (2001: 2,7) Prozent auf

51,5 Milliarden Euro nichts ändern. Der Auf-

wand für Geschäftsjahresschäden legte um 7,8

(2001: 0,9) Prozent auf 43,4 Milliarden DM zu.

Die combined ratio (Schaden- und Kostenquote

nach Abwicklung) verschlechterte sich von 100,7

auf 104,1 Prozent.

Kraftfahrtversicherung

Trotz der vor allem im Kaskobereich bremsend

wirkenden Wetterereignisse konnte die Kraft-

fahrtversicherung den positiven Trend aus dem

Jahr 2001 fortführen. Der im Vergleich zum Vor-

jahr auf 340 Millionen Euro verringerte Verlust

resultierte in erster Linie aus der im Jahr 2000

einsetzenden erfreulichen Beitragsentwicklung.

Dadurch konnten die Schadenaufwendungen

69

trotz der Unwetterschäden wieder angemes-

sener kompensiert werden. Insgesamt erzielten

die Autoversicherer bei einem Plus von 2,9

(2001: 4,8) Prozent Beitragseinnahmen von

knapp 22 Milliarden Euro. Dem standen Scha-

denaufwendungen in Höhe von 20,4 Miliarden

Euro gegenüber.

Die von Wetterkapriolen weitgehend unabhän-

gige Kraftfahrt-Haftpflichtversicherung erwies

sich 2002 als großer Kompensationsfaktor inner-

halb der Autosparten. Die Beiträge stiegen um

3,0 (2001: 4,7) Prozent auf rund 13,6 Milliarden

Euro. Der Aufwand für Geschäftsjahresschäden

minderte sich um 2,5 (2001: minus 1,2) Prozent

auf 13,2 Milliarden Euro. Im Ergebnis schmolz

der versicherungstechnische Verlust der Sparte

gegenüber dem Vorjahr von 629 auf 52 Millio-

nen Euro. Zwar konnte auch in Vollkasko mit ei-

nem Plus von 4,3 (2001: 7,4) Prozent auf 6,4 Mil-

liarden Euro noch ein spürbarer Beitragsanstieg

erzielt werden. Der mit 6,6 Prozent noch deutli-

chere Zuwachs bei den Schadenaufwendungen

brachte hier jedoch eine Verdopplung des ver-

sicherungstechnischen Verlusts (minus 256 Mil-

lionen Euro). In Teilkasko führten weiter sin-

kende Einnahmen (minus 1,1 Prozent nach

minus 0,9 Prozent in 2001) und ein durch me-

teorologische Einflüsse erhöhter Schadendruck

erstmals seit längerem wieder in die roten Zah-

len (minus 56 Millionen Euro).

Sachversicherung

Für die Sachversicherer fielen die Geschäftser-

gebnisse in 2002 äußerst differenziert aus. Ins-

gesamt ergab sich für den nach Kraftfahrt zweit-

größten Schadenzweig eine Beitragswachstum

von 5,9 Prozent auf 13,1 Milliarden Euro. Auf

der Leistungsseite beherrschten die extremen

Sturm- und Überschwemmungsereignisse des

Katastrophenjahres 2002 die Statistik. Im Ergeb-

nis führten die versicherten Schäden aus dem

Augusthochwasser in Höhe von 1,8 Milliarden

Euro zum größten Schadenfall der deutschen

Versicherungsgeschichte und zu den schlechtes-

ten versicherungstechnischen Ergebnissen der

Sachversicherer seit über 20 Jahren.

In der Industriellen Feuerversicherung lagen die

Beitragseinnahmen mit einem Plus von 18,1

(2001: 1,4) Prozent weit über dem Branchen-

durchschnitt, wobei hier die Feuersparten

(Feuer-Industrie, Feuer-Betriebsunterbrechung,

Extended Coverage und All-Risks) sogar um 31,1

(2001: 2,4) Prozent auf 2,3 Milliarden Euro zuleg-

ten. Das überaus starke Wachstum der Feuer-

sparten relativiert sich allerdings durch die

Tatsache, dass das Beitragsvolumen in diesem

Bereich seit Mitte der 90er Jahre wettbewerbs-

bedingt stark zusammengeschmolzen war und

angesichts der aufgelaufenen Milliardenver-

luste bis heute kein auskömmliches Industrie-

geschäft ermöglicht. Die seit mehreren Jahren

eher unauffällig verlaufenden Technischen Ver-

sicherungen erreichten abermals nur ein Mini-

malwachstum von 0,7 (2001: 0,1) Prozent auf

1,3 Milliarden Euro. Der Schadenaufwand legte

im gesamten Industriesegment um 21,9 Prozent

auf 3,8 Milliarden Euro zu.

Die Allgemeinen Sachversicherungssparten ent-

wickelten sich mit einem Prämienzuwachs von

1,9 (2001: 0,4) Prozent auf 9,5 Milliarden Euro

eher unterdurchschnittlich. Leicht ansteigende

Beitragseinnahmen erzielten die Gewerblichen

Sachversicherungen (2,8 Prozent). Um 2 Prozent

unter das Vorjahresniveau rutschten die Land-

wirtschaftlichen Sachsparten. Im Privatgeschäft

Standpunkte70 Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

verzeichnete die Wohngebäudeversicherung ei-

nen Prämienanstieg um 2,5 Prozent, die Haus-

ratversicherung um 0,9 Prozent. Dem bescheide-

nen Wachstum der Allgemeinen Sachsparten

stand ein um 47,6 (2001: minus 2,9) Prozent

hochschnellender Schadenaufwand gegenüber.

Besonders betroffen waren die Wohngebäude-

versicherung mit einer Schadensteigerung von

71,9 Prozent und die Gewerbeversicherung mit

einem Schadenplus von 42,5 Prozent! Es folgen

der Landwirtschaftsbereich und die Hausratver-

sicherung mit 25,4 bzw. 18,9 Prozent Schaden-

mehraufwand. In den Geschäftsegmenten In-

dustrie und Allgemeine Sach waren combined

ratio-Werte nach Abwicklung von 118,4 Prozent

bzw. 122,0 Prozent hinzunehmen, wobei die Ge-

werbeversicherung mit 124,1 Prozent, die In-

dustriellen Feuersparten mit 125 Prozent und

die Wohngebäudeversicherung mit 144 Prozent

die Schlusslichter bildeten.

Haftpflicht / Unfall / Rechtsschutz / Transport

Die gebuchten Bruttobeitragseinnahmen in der

Allgemeinen Haftpflichtversicherung stiegen im

Jahr 2002 noch um 3,8 Prozent auf rund 6,1

(2001: 5,9) Milliarden Euro. Die Schadenaufwen-

dungen minderten sich gegenüber dem Vorjahr

deutlich um 7,9 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro.

Dieser Rückgang wird allerdings durch die Tat-

sache relativiert, dass diese Aufwendungen im

Jahr 2001 noch um beachtliche 8,2 Prozent an-

gestiegen waren. Die Ursache dieser Entwick-

lung lag vor allem in Schadenrückstellungen, die

durch Größtschäden, insbesondere im Pharma-

bereich, erforderlich wurden.

Im Bereich der privaten Unfallversicherung stie-

gen die Brutto-Beitragseinnahmen deutlicher

als ursprünglich erwartet um 2,2 (2001: 1,5) Pro-

zent auf 5,6 Milliarden Euro. Gleichzeitig sank

der Aufwand für Geschäftsjahresschäden um

2,4 (2001: minus 0,4) Prozent auf knapp 2,4 Mil-

liarden Euro. Dadurch minderte sich die Ge-

schäftsjahresschadenquote sowie die combined

ratio nach Abwicklung leicht auf 52,4 bzw.

82,5 Prozent.

Der Geschäftsverlauf der Rechtsschutzversiche-

rung war im Jahr 2002 von bescheidenem Bei-

tragswachstum bei erhöhtem Schadendruck ge-

prägt. Die Brutto-Beitragseinnahmen stiegen le-

diglich um 0,7 Prozent auf 2,73 Milliarden Euro.

Die Entwicklung der Schadenseite verlief deut-

lich ungünstiger als im Vorjahr. Während die

Zahl der Schäden um 4,2 (2001: minus 0,2) Pro-

zent auf rund 3,6 Millionen zunahm, stieg der

Schadenaufwand für Geschäftsjahresschäden

um 3,9 (2001: 2,3) Prozent auf rund 2 Milliarden

Euro.

In der Transportversicherung erreichten die ge-

buchten Brutto-Beitragseinnahmen in 2002 ein

Volumen von rund 1,8 Milliarden Euro oder eine

Steigerung um 2,7 Prozent. Dies ist gegenüber

einem Plus von 6,7 Prozent in 2001 zwar ein

Rückgang, aber unter Berücksichtigung der all-

gemeinen Wirtschaftslage ein noch vorzeigba-

res Ergebnis. Für die zusammengefassten klassi-

schen Transportzweige Ware, Verkehrshaftung

und Kasko konnte für das Zeichnungsjahr eine

Schadenquote nach 12 Monaten von 89,73 Pro-

zent ermittelt werden. Dies ist gegenüber den

Vorjahren (2001: 104; 2000: 102 Prozent und

1999: 103 Prozent) eine erfreuliche Verbesse-

rung. Endgültig kann diese Entwicklung aber

erst nach Abwicklung beurteilt werden.

71

72 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Versicherungszweige und -arten

Wie sich das Geschäft in den einzelnen Versiche-

rungszweigen und -arten im Jahr 2003 ent-

wickelt und welche Trends sich abzeichnen,

zeigt das folgende Kapitel auf. Berichte mit den

endgültigen Zahlen für das zurückliegende Jahr

2002 schließen sich an die einzelnen aktuellen

Spartenbilder unmittelbar an. Der Reihe nach

werden betrachtet: die Lebensversicherung, die

private Krankenversicherung (PKV), die Scha-

denversicherung (Kraftfahrt, Allgemeine Haft-

pflicht, Unfall, Rechtsschutz, Sach, Transport

u.a.) und die Kreditversicherung sowie Versiche-

rungszweige, für die es im GDV keine eigenen

Fachgruppen gibt (Luft- und Raumfahrtversiche-

rung, Nuklearversicherung, Insolvenzsicherung

durch den Pensions-Sicherungs-Verein und die

Rückversicherung).

Lebensversicherung

Der eher zögerliche Umbau der Alterssicherung

in Deutschland spiegelt sich in den Geschäfts-

ergebnissen der Lebensversicherer wider.

Die Trends des Jahres 2003 lassen sich wie folgt

zusammenfassen:

■ deutlicher Zuwachs der Beiträge aus dem

Neugeschäft, wobei die Einmalbeiträge

stärker steigen als die laufenden Beiträge,

■ Rückgang der Zahl neu abgeschlossener

Verträge,

■ Wachstum bei den gebuchten Beiträgen,

■ steigende Leistungsauszahlungen.

73

Neugeschäft

Im ersten Halbjahr 2003 wurden 3,83 Millionen

Verträge über eine versicherte Summe von

119,26 Milliarden Euro neu abgeschlossen. Dies

bedeutet bei den Verträgen ein Minus von

29,9 Prozent und bei der Versicherungssumme

einen Anstieg von 3,6 Prozent gegenüber den

entsprechenden Werten des ersten Halbjahres

2002. Bei der Interpretation dieser Zahlen ist zu

beachten, dass in den Vergleichswerten zum

Vorjahr eine hohe Zahl von Riester-Verträgen

enthalten ist.

Nach einer Hochrechnung werden 2003 rund

8,0 Millionen Lebensversicherungsverträge neu

abgeschlossen (minus 22,0 Prozent).

Die Einmalbeiträge stiegen im ersten Halbjahr

2003 um 10,5 Prozent auf 3,94 Milliarden Euro;

sie stammen überwiegend aus privaten Renten-

versicherungen. Hingegen lagen die laufenden

Beiträge mit 3,57 Milliarden Euro um 5,4 Prozent

über dem Wert des ersten Halbjahres 2002. Da-

mit stiegen die gesamten Beiträge aus dem Neu-

zugang um 8,0 Prozent gegenüber dem 1. Halb-

jahr 2002.

Für das Gesamtjahr werden Einmalbeiträge von

rund 8,1 Milliarden Euro ( plus 9,7 Prozent) und

laufende Beiträge von 7,3 Milliarden Euro (plus

3,2 Prozent) erwartet.

Die Struktur des Neugeschäfts zeigt deutliche

Unterschiede zwischen den Versicherungsarten.

Von Januar bis Juni 2003 fiel die Zahl der Neu-

abschlüsse von privaten Renten- und Pensions-

versicherungen um 62,1 Prozent auf rund

0,82 Millionen Verträge. Gemessen an der kapi-

talisierten Jahresrente verringerte sie sich auf

18,92 Milliarden Euro (minus 2,3 Prozent). Der

Anteil der Einzelrentenversicherung beträgt am

Gesamtzugang 21,4 Prozent bei den Verträgen

und 15,9 Prozent bei der Versicherungssumme.

Darin spiegelt sich der Absatz von Riester-Ver-

trägen wider, der hinter den Erwartungen zu-

rückblieb: Im ersten Halbjahr wurden 243 300

der insgesamt 333 700 Riester-Verträge als

Einzelrentenversicherungen abgeschlossen. Im

gleichen Vorjahreszeitraum waren es noch

1 635 000 von 1 918 000 Riester-Renten.

74 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

1980 5,788 22,3 9,369 15,157 –1985 11,295 43,4 13,887 25,182 9,91990 17,888 68,8 17,021 34,909 2,91995 30,817 118,5 30,926 61,743 12,21997*) 36,960 142,2 34,174 71,134 *)

1998 40,226 154,7 36,609 76,835 8,01999 44,442 170,9 39,608 84,050 9,42000 49,405 190,0 38,675 88,080 4,82001 52,340 201,3 29,790 82,130 – 6,72002 56,290 216,5 18,531 74,821 – 8,92003p) 64,400 247,7 11,000 75,400 0,8

Jahr

Versicherungsleistungen der LebensversicherungMitgliedsunternehmen

zugunsten der Versiche-rungsnehmer erbrachteLeistungen insgesamt

Zuwachs der

Leistungs-verpflich-tungen1)

ausgezahlteLeistungen

arbeits- Veränderungtäglich2) gegen

VorjahrMrd. EUR Mio. EUR Mrd. EUR Mrd. EUR in Prozent

*) zum 1.1.1998 fand eine größere Bestandsübertragung von einem Nicht-Mitgliedsunternehmen aufein Mitgliedsunternehmen statt. Die 1997er Vergleichswerte wurden entsprechend angepasst, derVergleich mit dem Vorjahreswert ist daher nicht aussagekräftig, 1) Rückstellungen und Überschussgut-haben für künftige Leistungsauszahlungen an die Kunden, 2) durchschnittlich 260 Tage, p) geschätzt.

Durchschnittliche Versicherungssumme

bei Neuabschlüssen in EUR

0 25 000 50 000 75 000 100 000 125 000

Einzel-Kapital1) 14 100

20 100

27 400

25 450

24 650

1980

1990

2000

2001

2002

Einzel-Renten2) 21 950

31 050

30 500

19 800

12 500

Einzel-Risiko3) 7 800

16 250

69 200

61 100

61 300

Einzel-Berufsunfähigkeitsversicherung

61 500

76 050

119 350

104 950

116 650

1) einschließlich Fondsgebundene Lebensversicherung2) Renten-, Pensions- und Pflegerentenversicherungen3) ab 1995 ohne Restschuldversicherungen

© GDV-Jahrbuch 2003

Wie die Bürger ihr Leben versichern 75

Die Einzelkapitalversicherung stieg auf 671 300

neue Verträge (plus 5,2 Prozent) und bei der

versicherten Summe um 19,7 Prozent auf

21,87 Milliarden Euro. Der Anteil der Einzel-

kapitalversicherung beträgt am Gesamtzugang

17,5 Prozent bei den Verträgen und 18,3 Prozent

bei der Versicherungssumme.

Mit knapp 141 700 Verträgen wurden 3,9 Pro-

zent weniger Berufsunfähigkeitsverträge im

ersten Halbjahr abgeschlossen, entsprechend

sank die versicherte Summe auf 17,09 Milliar-

den Euro (minus 2,5 Prozent).

Die Fondsgebundene Lebensversicherung wurde

mit knapp 526 600 Verträgen im 1. Halbjahr

2003 und somit mit einer Minderung von 35,8

Prozent gegenüber dem Vorjahr abgeschlossen.

Diese Gesamtzahl teilt sich mit 242 900 Verträ-

gen auf die Position Fondsgebundene Kapital-

versicherung und mit 283 700 Verträgen auf die

Fondsgebundene Rentenversicherung auf.

Wachsende Beitragseinnahme und

hoher Bestand

Positiv entwickeln sich die gebuchten Brutto-

Beiträge. Im ersten Halbjahr 2003 hatte das Bei-

tragsplus nach der Verbandsstatistik 4,7 Prozent

betragen. Für das Gesamtjahr werden die Bun-

desbürger voraussichtlich Beiträge in Höhe von

67,3 Milliarden Euro (plus 3,5 Prozent) für ihren

Lebensversicherungsschutz aufbringen.

Der Versicherungsbestand wird voraussichtlich

zum Jahresende 2003 bei gleichbleibend 91,1

Millionen Hauptversicherungen liegen.

Auszahlungen und Leistungsreserven

Wie in den Jahren zuvor werden sich auch 2003

die Auszahlungen an die Lebensversicherungs-

kunden erhöhen. Im ersten Halbjahr stiegen sie

um 16,4 Prozent auf 29,73 (1. Halbjahr 2002:

25,55) Milliarden Euro. Für das Gesamtjahr wird

mit einer Auszahlungssumme von etwa 64,4 Mil-

liarden Euro (plus 14,4 Prozent) an Versiche-

rungsnehmer oder deren Hinterbliebene ge-

rechnet. Pro Arbeitstag wären dies rund 248 Mil-

lionen Euro.

Wichtig sind – neben den Auszahlungen – die

Leistungsreserven, die Jahr für Jahr zu Gunsten

der Kunden gebildet werden. Diese Rückstellun-

gen und Überschussguthaben für künftige Leis-

76 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

1980 13,215 8,8 70,6 14,21985 18,385 6,1 77,5 12,81990 27,403 9,5 110,9 13,91995 45,201 6,6 128,9 11,21997*) 50,500 *) 125,1 10,41998 52,505 4,0 127,7 10,31999 58,749 11,9 125,1 9,82000 61,225 4,2 129,5 9,82001 62,387 1,9 138,1 10,12002 65,058 4,3 144,2 10,42003p) 67,300 3,5 **) **)

Jahr

Beitragseinnahmen in der Lebensversicherung, Ersparnis und Sparquoteder privaten HaushalteAb 1991 Gesamtdeutschland

PrivateErsparnis2)

Mrd. EUR

SparquotePrivate

Haushalte3)

in Prozent

Beitragsaufkommen1)

ZuwachsMrd. EUR in Prozent

*) zum 1.1.1998 fand eine größere Bestandsübertragung von einem Nicht-Mitgliedsunternehmen zueinem Mitgliedsunternehmen statt. Die 1997er Vergleichswerte wurden entsprechend angepasst,daher ist der Vergleich mit den 1996er Werten nicht aussagekräftig, **) die Zahlen der Deutschen Bun-desbank werden umgestellt auf die neue Systematik der Europäischen Zentralbank. Schätzwerte liegen2003 erst gegen Jahresende vor. Die Werte unterscheiden sich inhaltlich von den Vorjahreszahlen, 1) gebuchte Brutto-Beiträge der Mitgliedsunternehmen, ohne die als Versicherungsbeitrag verwende-ten Überschussanteile, 2) einschl. Ansprüche gegenüber betrieblichen Pensionsfonds, 3) Ersparnis inProzent des verfügbaren Einkommens, VGR, p) eigene Schätzung – Quelle: GDV, Deutsche Bundesbank.

tungsauszahlungen werden 2003 ca. 11,0 Milli-

arden Euro erreichen (Vorjahr: 18,53 Milliarden

Euro). In dem Rückgang spiegelt sich die Ent-

wicklung der Kapitalmärkte wider. Anders als

die gesetzliche Rentenversicherung nutzen die

Lebensversicherer das Kapitaldeckungsverfah-

ren, um die Leistungen für ihre Kunden zu er-

bringen. Sinkende Zinsen und die extremen

Kursrückschläge der vergangenen Jahre führen

dazu, dass die Lebensversicherer weniger Mittel

für ihre Kunden zurückstellen können als zuvor.

Die Lebensversicherer haben die Überschussbe-

teiligung an diese Entwicklung angepasst; der

garantierte Teil der Leistung bleibt hiervon aber

unberührt.

Die Gesamtleistungen der deutschen Lebensver-

sicherer, definiert als ausgezahlte plus zurück-

gestellte Leistungen, würde dann ein Volumen

von etwa 75,4 Milliarden Euro im Jahr 2003 er-

reichen.

Versorgungsanteil von 33 Prozent

Die Bedeutung der Lebensversicherung als Teil

der Sicherung für das Alter, den Invaliditätsfall

und die Hinterbliebenen nimmt seit Jahren

stetig zu. Ein Vergleich der ausgezahlten Lebens-

versicherungsleistungen mit den Rentenausga-

ben der Arbeiterrenten- und Angestelltenversi-

cherung für Gesamtdeutschland macht dies

deutlich.

Beliefen sich die Auszahlungen aller Lebensver-

sicherer 1992 auf 18,5 Prozent der Rentenaus-

gaben, so wird für 2003 sogar mit einem Ver-

hältnis von 33,0 Prozent gerechnet. Die Renten-

ausgaben der Arbeiterrenten- und Angestellten-

versicherung werden schätzungsweise auf rund

195 Milliarden Euro steigen.

77

Einzel-Kapital1)

Vermögensbildende LVEinzel-Risiko2)

Einzel-Renten3)

Gruppen-/Kollektivversicherung4)

Gesamtstückzahl

2,935 56,4 4,864 62,5 2,661 36,4 2,893 34,0 2,840 27,80,161 3,1 0,227 2,9 0,114 1,6 0,098 1,2 0,086 0,81,271 24,5 1,456 18,8 0,649 8,9 0,737 8,7 0,722 7,10,065 1,3 0,193 2,5 1,146 15,7 1,930 22,7 3,601 35,20,765 14,7 1,033 13,3 2,732 37,4 2,830 33,4 2,970 29,15,197 100,0 7,773 100,0 7,302 100,0 8,488 100,0 10,219 100,0

1980 1990 2000 2001 2002

Mio. Stück v.H. Mio. Stück v.H. Mio. Stück v.H. Mio. Stück v.H. Mio. Stück v.H.

Anzahl der Verträge des eingelösten Neuzugangs in der LebensversicherungMitgliedsunternehmen

1) einschl. Fondsgebundene Lebensversicherungen (FLV), ab 1995 einschl. sonstiger, aber ohne rabattierte Einzelversicherungen, 2) bis 1994 einschl. Restschuldversicherung,3) einschl. Einzel-SBV (Selbstständige Berufsunfähigkeitsversicherung), Pensions- und – ab 1987 – einschl. Pflegerentenversicherungen, 4) umfasst Kapital-, Bausparrisiko-,sonstige Risiko-, Renten- und Pflegerentenversicherungen sowie seit 1995 Restschuld- und rabattierte Einzelversicherungen.

Rückblick auf 2002

Im Jahr 2002 brachten die Bundesbürger insge-

samt 65,06 (2001: 62,39) Milliarden Euro an

Beiträgen für Lebensversicherungen auf. Dies

waren 4,3 Prozent mehr als im Jahr 2001.

Neuzugang gestiegen

Mit 10,22 (2001: 8,49) Millionen Verträgen hatte

sich der Neuzugang 2002 deutlich gegenüber

dem Vorjahr erhöht (plus 20,4 Prozent). Die Ein-

zel-Kapitalversicherung ging auf 1,42 Millionen

Verträge (2001: 1,44) zurück. Die Einzel-Renten-

und Pensionsversicherung kam auf rund 3,28 Mil-

lionen Verträge – das waren 125,1 Prozent mehr

als 2001. Der Anteil der privaten Rentenversiche-

rungen am Neuzugang belief sich somit auf

32,1 Prozent – gegenüber erst 2,1 Prozent im

Jahre 1990. Knapp 722 000 Verträge (minus 2,0

Prozent) entfielen im Neuzugang auf die Einzel-

Risikoversicherung.

Die Anzahl der Kollektivversicherungen stieg um

4,9 Prozent auf 2,97 Millionen Verträge. Dabei

handelt es sich um Kapital-, Bausparrisiko-, Rest-

schuld- sowie sonstige Risiko- und Rentenversi-

cherungen.

Die versicherte Summe des gesamten Neuzu-

gangs stieg um 0,5 Prozent auf 245,04 (2001:

243,95) Milliarden Euro. Davon entfielen 16,2

(2001: 16,1) Prozent auf die Einzel-Kapitalversi-

cherung, 18,1 (2001: 18,4) Prozent auf die Einzel-

Risikoversicherung und 16,6 (2001: 11,8) Prozent

auf die Einzel-Renten- und Pensionsversiche-

rung.

Bezogen auf den Beitrag stieg der Neuzugang

um 7,0 Prozent auf 14,41 (2001: 13,47) Milliar-

den Euro. Davon stammten 7,05 Milliarden Euro

(plus 4,8 Prozent) aus Lebensversicherungen mit

laufender Beitragszahlung und 7,37 Milliarden

Euro (plus 9,2 Prozent) aus Lebensversicherun-

gen gegen Einmalbeitrag.

Die laufende Beitragszahlung für Neuverträge in

Höhe von 7,05 Milliarden Euro verteilte sich mit

6,06 Milliarden Euro auf eingelöste Versiche-

rungsscheine und mit 0,99 Milliarden Euro auf

Summenerhöhungen. Letztere resultierten zu

0,81 Milliarden Euro aus Anpassungserhöhun-

gen.

Unterscheidet man nach Versicherungsarten, so

verteilte sich der laufende Beitrag aus den ein-

gelösten Versicherungsscheinen auf die Einzel-

Renten- und Pensionsversicherung mit einem

78 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

1980 12,617 0,5981985 17,413 0,9721990 25,914 1,4891995 42,829 2,3721996 44,993 2,5011997*) 47,779 2,7211998 49,615 2,8901999 55,560 3,1892000 57,839 3,3862001 58,554 3,8332002 60,751 4,307

Jahr

Gliederung der Beitragseinnahmen in der LebensversicherungMitgliedsunternehmen

Beiträge1) aus

Hauptversicherungen2) Zusatzversicherungen3)

Mrd. EUR Mrd. EUR

*) zum 1.1.1998 fand eine größere Bestandsübertragung von einem Nicht-Mitgliedsunternehmen zueinem Mitgliedsunternehmen statt; die 1997er Vergleichswerte wurden entsprechend angepasst, 1) ohne die als Versicherungsbeitrag verwendeten Überschussanteile, 2) Kapital-Einzelversicherungeneinschließlich Risiko- und Fondsgebundene Lebensversicherungen; Vermögensbildende Lebensver-sicherungen; Renten-Einzelversicherungen; Gruppenversicherungen nach Sondertarifen, 3) Unfall-Zusatzversicherung, Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung, sonstige Zusatzversicherungen.

Lebensversicherungssummen

Versicherungssummen (Bestand)

je Einwohner für Lebensversicherungen

insgesamt und für kapitalbildende Policen;

ab 1990 Gesamtdeutschland

0 5000 10 000 15 000 20 000 25 000

79

19805 310

alle Lebensversicherungen1)

Bestandszahlen in EUR

6 520

kapitalbildende Versicherungen2)

1985 9 350

7 520

1990 11 290

10 150

1995 16 600

11 130

2000 22 790

12 180

2001 23 990

11 950

2002 25 080

11 730

1) Kapital-, Risiko-, private Renten-, SelbstständigeBerufsunfähigkeitsversicherung u.a.

2) ohne Renten- und Zusatzversicherungen; vor 1990 einschließlich Fondsgebundene Lebensversicherungund vor 1995 einschließlich Gruppenversicherungenzu Sondertarifen.

© GDV-Jahrbuch 2003

Anteil von 35,6 Prozent, gefolgt von der Einzel-

Kapitalversicherung mit 23,0 Prozent und der

Fondsgebundenen Lebensversicherung mit 20,0

Prozent.

91,13 Millionen Hauptversicherungen

Die Lebensversicherung besitzt als Instrument

zur Alters- und Hinterbliebenenvorsorge heraus-

ragende Bedeutung. Dies wird auch durch die

Zahl von 91,13 (2001: 88,63) Millionen Lebens-

versicherungsverträgen untermauert, die zum

31. Dezember 2002 bestanden. Es handelt sich

dabei um Hauptversicherungen mit einer versi-

cherten Summe von 2 067,91 (2001: 1 977,50)

Milliarden Euro.

Viele Hauptversicherungen (42,5 Prozent) waren

2002 mit Zusatzversicherungen ausgestattet.

Der Bestand an Zusatzversicherungen belief sich

auf 38,76 Millionen Verträge; ihre versicherte

Summe bzw. kapitalisierte Jahresrente betrug

1 274,66 (2001: 1 222,30) Milliarden Euro. Von

diesen Zusatzpolicen waren 18,62 Millionen

Unfalltod-Zusatzversicherungen und 14,16 Mil-

lionen Berufsunfähigkeits- bzw. Invaliditäts-Zu-

satzversicherungen.

80 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

1980 64,400 41,425 64,3 1,208 1,9 9,927 15,4 1,794 2,8 10,045 15,61985 77,062 46,181 60,0 3,841 5,0 14,585 18,9 2,784 3,6 9,672 12,51990 144,408 97,711 67,7 2,355 1,6 23,674 16,4 6,991 4,9 13,678 9,41991 181,780 118,452 65,2 2,719 1,5 31,266 17,2 13,285 7,3 16,059 8,81992 173,721 101,025 58,1 2,530 1,5 35,907 20,7 16,635 9,6 17,624 10,11993 179,568 97,660 54,4 2,434 1,4 39,978 22,2 22,519 12,6 16,978 9,41994 190,170 100,986 53,2 2,431 1,3 44,349 23,3 26,659 14,0 15,744 8,21995 168,477 76,283 45,3 2,649 1,6 31,607 18,8 25,084 14,8 32,853 19,51996 183,049 80,454 44,0 2,280 1,2 34,953 19,1 27,870 15,2 37,491 20,51997*) 190,468 79,700 41,8 2,234 1,2 37,780 19,8 32,671 17,2 38,083 20,01998 202,662 76,571 37,9 1,920 0,9 41,741 20,6 40,257 19,8 42,172 20,81999 295,117 125,076 42,4 1,871 0,6 45,432 15,4 72,897 24,7 49,842 16,92000 213,465 72,841 34,2 1,022 0,5 44,946 21,0 51,365 24,0 43,291 20,32001 243,945 73,569 30,1 0,829 0,3 45,028 18,5 78,517 32,2 46,002 18,92002 245,045 70,026 28,6 0,740 0,3 44,262 18,1 78,422 32,0 51,595 21,0

davon

Einzel- Anteil Vermögens- Anteil Einzel- Anteil Einzel- Anteil Gruppen- AnteilKapitalvers.1) bild. LV Risiko2) Renten3) Kollektiv4)

Mrd. EUR Prozent Mrd. EUR Prozent Mrd. EUR Prozent Mrd. EUR Prozent Mrd. EUR Prozent

Jahr

Versicherungssumme des eingelösten Neuzugangs in der LebensversicherungMitgliedsunternehmen

*) zum 1.1.1998 fand eine größere Bestandsübertragung von einem Nicht-Mitgliedsunternehmen zu einem Mitgliedsunternehmen statt; die 1997er Vergleichswerte wurdenentsprechend angepasst, 1) einschl. Fondsgebundene Lebensversicherungen (FLV), ab 1995 einschl. sonstiger, aber ohne rabattierte Einzelversicherungen, 2) bis 1994 einschl.Restschuldversicherungen, 3) einschl. Einzel-SBV (Selbstständige Berufsunfähigkeitsversicherung), Pensions- und Pflegerentenversicherungen, 4) umfasst Kapital-, Bauspar-risiko-, sonstige Risiko-, Renten- und Pflegerentenversicherungen sowie seit 1995 Restschuld- und rabattierte Einzelversicherungen.

Versicherungs-summe

insgesamt

Mrd. EUR

Hinsichtlich der Bestandsstruktur, gemessen am

laufenden Beitrag, lag die Einzel-Kapitalversi-

cherung auch 2002 weit vorn. Ihr Anteil betrug

55,0 (2001: 58,3) Prozent. Es folgten die Einzel-

Rentenversicherung mit 19,6 (2001: 18,1) Pro-

zent des Gesamtbestandes vor der Fondsgebun-

denen Lebensversicherung mit 10,4 (2001: 9,4)

Prozent und der Kollektivversicherung mit 9,8

(2001: 9,4) .

Die Stornoquote stieg auf 4,91 (2001: 4,61) Pro-

zent; sie wird am laufenden Beitrag gemessen.

5,92 Millionen Direkt- und 1,84 Millionen

Rückdeckungsversicherungen

Nach wie vor spielt die Lebensversicherung in

der betrieblichen Altersversorgung eine bedeu-

tende Rolle. Dabei ist nicht nur an die Direktver-

sicherung zu denken. Die Lebensversicherer en-

gagieren sich auch über die Rückdeckung von

Pensionszusagen und Unterstützungskassen in

der betrieblichen Altersversorgung. Zudem wur-

den im Jahr 2002 Pensionsfonds und Pensions-

kassen gegründet oder geöffnet.

Seit Inkrafttreten des Gesetzes zur Verbesserung

der betrieblichen Altersversorgung (BetrAVG)

1974 hat sich der Bestand an Direktversicherun-

gen mehr als vervierfacht; er stieg von 1,34 auf

5,92 Millionen Verträge Ende 2002. Noch ein-

drucksvoller ist das Wachstum der versicherten

Summe – sie stieg im gleichen Zeitraum von 7,13

auf 155,64 Milliarden Euro.

Zum Jahresende 2002 bestanden rund 1,84 Mil-

lionen Rückdeckungsversicherungen mit einer

versicherten Summe bzw. kapitalisierten Jahres-

rente von 88,47 Milliarden Euro.

Die dem GDV verbundenen Pensionskassen

haben zum Ende des Jahres 2002 rund 490 000

Menschen gesichert; der laufende Beitrag für ein

Jahr aus diesem Bestand beträgt rund 330 Mil-

lionen Euro. Bei den Pensionsfonds belief sich die

Zahl der gesicherten Personen auf rund 21 000

Personen und der laufende Beitrag für ein Jahr

erreichte 14,4 Millionen Euro.

Rund 75 Milliarden Euro Versicherungsleistungen

Die Lebensversicherer erbrachten 2002 zuguns-

ten der Versicherungsnehmer Gesamtleistun-

gen von 74,82 (2001: 82,13) Milliarden Euro.

Dabei handelt es sich sowohl um direkte Aus-

zahlungen als auch um für künftige Auszahlun-

gen zurückgestellte Beträge. Diese Gesamtleis-

tungen gingen um 8,9 Prozent gegenüber dem

Vorjahr zurück, was auf das Sinken der für

zukünftige Leistungen zurückgestellten Beträge

zurückzuführen ist.

81

19741) 1,34 7,11980 2,41 27,91990 3,83 67,91995 4,68 104,61996 5,12 117,71997 5,26 122,61998 5,39 129,71999 5,73 143,32000 5,80 148,02001 5,90 151,52002 5,92 155,6

Jahresende

Entwicklung der DirektversicherungBestände am Jahresende

Anzahl der Verträge Versicherungssumme

Mio. Mrd. EUR

1) Inkrafttreten des Gesetzes zur Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung.

Die ausgezahlten Leistungen an Versicherungs-

nehmer und Hinterbliebene für Versicherungs-

fälle und Rückkäufe summierten sich auf 56,29

(2001: 52,34) Milliarden Euro. Dies entspricht

einem Plus von 7,5 Prozent. Damit wurden pro

Arbeitstag durchschnittlich 217 (2001: 201) Mil-

lionen Euro aus Haupt- und Zusatzversicherun-

gen an die Versicherten und Hinterbliebenen

ausgezahlt.

Für die meisten Versicherungsnehmer ist die

Lebensversicherung eine „Erlebensversicherung“:

Unter den Kapitalleistungen von 33,63 (2001:

31,05) Milliarden Euro dominierten die Leistun-

gen bei Ablauf oder Erlebensfall mit 29,86 (2001:

27,42) Milliarden Euro. Die Auszahlungen auf

Grund von Invalidität, Heirat und anderer Ereig-

nisse betrugen 0,13 (2001: 0,11) Milliarden Euro.

Die Leistungen für Todesfälle an die Hinterblie-

benen 2002 beliefen sich auf 3,64 (2001: 3,52)

Milliarden Euro und waren somit leicht steigend

zum Vorjahr (plus 3,3 Prozent) doch ihr Anteil an

den Auszahlungen von rund 56,29 Milliarden

Euro betrug lediglich 6,5 (2001: 6,7) Prozent, wo-

bei Zusatzversicherungen nicht mitgerechnet

wurden.

Stärker als die Kapitalleistungen wuchsen er-

neut die Rentenleistungen aus Haupt- und Zu-

satzversicherungen. Das Auszahlungsvolumen

erreichte 4,61 (2001: 4,08) Milliarden Euro. Dabei

stiegen die Rentenbeträge aus Hauptversiche-

rungen um 13,5 Prozent auf 3,11 Milliarden Euro

und die Rentenbeträge aus Zusatzversicherun-

gen um 12,7 Prozent auf 1,50 Milliarden Euro.

Die ausgezahlten Überschussguthaben – unter

82 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Aufwendungen für Versicherungsfälle insgesamtdavon:Kapitalbeträge aus Hauptversicherungen

davon fällig durchTod Invalidität, Heirat oder andere Ursachen Ablauf oder Erleben

Rentenbeträge aus HauptversicherungenKapitalbeträge aus Zusatzversicherungen Rentenbeträge aus Zusatzversicherungen Sonstige Leistungen

Vorzeitige LeistungenAusgezahlte Überschussguthaben1)

An Versicherungsnehmer ausgezahlte Leistungen insgesamt

35 393,5 67,6 38 535,7 68,4 8,9

31 051,0 59,3 33 631,2 59,7 8,3

3 524,1 11,3 3 641,9 10,8 3,3110,2 0,4 129,9 0,4 17,8

27 416,7 88,3 29 859,4 88,8 8,92 745,0 5,3 3 115,3 5,5 13,5

219,8 0,4 197,7 0,3 – 10,11 330,9 2,5 1 499,6 2,7 12,7

46,8 0,1 91,9 0,2 96,48 692,6 16,6 9 159,2 16,3 5,48 253,7 15,8 8 595,2 15,3 4,1

52 339,8 100,0 56 290,1 100,0 7,5

2001 2002 Veränderunggegen

Vorjahrin Prozent

Anteile Anteile

Mio. EUR in Prozent Mio. EUR in Prozent

Gliederung der Versicherungsleistungen

An Versicherungsnehmer ausgezahlte Versicherungsleistungen

1) ausgezahlte Überschussguthaben, Schlussüberschussanteile, Todesfallmehrleistungen und ähnliche Leistungsbestandteile, soweit sie nicht – z.B. bei Verwendung derÜberschussanteile zur Erhöhung der Versicherungssumme – bereits in den vorgenannten Leistungspositionen enthalten sind – Quelle: GDV.

anderem aus verzinslicher Ansammlung,

Schlussüberschussanteilen – zogen um 4,1 Pro-

zent auf 8,60 Milliarden Euro an. An „vorzeitigen

Leistungen“ wurden 9,16 Milliarden Euro fällig,

gegenüber 8,69 Milliarden Euro (plus 5,4 Pro-

zent) im Jahre 2001. Der jährliche Zuwachs an

Leistungsverpflichtungen gegenüber Versiche-

rungsnehmern – im Wesentlichen Veränderung

der Deckungsrückstellungen, Rückstellungen für

Beitragsrückerstattung, Überschussguthaben –

fiel mit 18,53 (2001: 29,79) Milliarden Euro um

37,8 Prozent niedriger aus als 2001. Dabei er-

reichte der Zuwachs der Deckungsrückstellun-

gen 25,77 (2001: 30,26) Milliarden Euro, die Ver-

änderung der Rückstellung für Beitragsrücker-

stattung (RfB) minus 8,66 (2001: minus 2,46)

Milliarden Euro und der Zuwachs der Überschuss-

guthaben 1,42 (2001: 1,99) Milliarden Euro.

Verwaltungskostenquote

gleichbleibend bei 3,5 Prozent

Mit 2,26 Milliarden Euro lagen die Verwaltungs-

kosten 2002 geringfügig über dem Vorjahres-

wert von 2,19 Milliarden Euro. Gemessen an den

gebuchten Brutto-Beiträgen beliefen sie sich

wie im Vorjahr auf 3,5 Prozent. 1980 hatte die

Kostenquote knapp 7 Prozent betragen.

Die Abschlussaufwendungen stiegen gering-

fügig von 7,83 Milliarden Euro im Jahre 2001 auf

7,84 Milliarden Euro. Der Abschlusskostensatz,

die gesamten Abschlusskosten in Prozent der

Beitragssumme des Neugeschäfts, lag mit 5,4

(2001: 5,5) Prozent unter dem Vorjahresniveau.

Steigende Kapitalanlagen

Der Kapitalanlagenbestand der Lebensversiche-

rer nahm 2002 nach der Verbandsstatistik um

3,3 Prozent auf 582,01 (2001: 563,30) Milliarden

Euro zu (ohne Depotforderungen, Festgelder,

Termingelder und Spareinlagen bei Kreditinsti-

tuten). Diese Kapitalanlagen der Lebensversiche-

rungsunternehmen sind der Garant für beste-

hende und künftige Leistungsansprüche der

Versicherungskunden. Ihr Volumen wird in ers-

ter Linie durch die Anlage der aus den Beitrags-

einnahmen stammenden Mitteln bestimmt.

Jahr für Jahr stellt die Lebensversicherung somit

dem Kapitalmarkt Mittel zur Verfügung, die von

der Wirtschaft und vom Staat für Investitionen

langfristig benötigt werden. (Einzelheiten siehe

Kapitel „Kapitalanlagen und Kapitalmärkte“.)

83

1980 0,918 7,01985 1,115 6,11990 1,479 5,41995 1,875 4,21996 1,889 4,01997*) 1,918 3,81998 1,941 3,71999 2,017 3,42000 2,143 3,52001 2,190 3,52002 2,265 3,5

Jahr laufende in ProzentVerwaltungskosten der gebuchten

Mrd. EUR Brutto-Beiträge

*) zum 1.1.1998 fand eine größere Bestandsübertragung voneinem Nicht-Mitgliedsunternehmen zu einem Mitgliedsunter-nehmen statt. Die 1997er Vergleichswerte wurden entsprechendangepasst.

Kostenquote in der LebensversicherungLaufende Verwaltungsaufwendungen der Lebensversicherer

Private Krankenversicherung

Im ersten Halbjahr 2003 verzeichneten die pri-

vaten Krankenversicherungsunternehmen einen

Nettoneuzugang von 82 400 Personen. Damit

hatten insgesamt über 8 Millionen Personen

eine Krankheitsvollversicherung abgeschlossen.

Nach einer Hochrechnung der Werte aus dem

Mikrozensus wird die Zahl der Zusatzversicher-

ten Ende 2003 bei 7,8 Millionen Personen liegen.

Für 2003 rechnen die privaten Krankenversi-

cherer mit Beitragseinnahmen von insgesamt

24,7 Milliarden Euro, davon entfallen auf die

Krankenversicherung 22,8 und auf die Pflege-

pflichtversicherung 1,9 Milliarden Euro. Gegen-

über dem Vorjahr ist das eine Steigerung von

7,0 Prozent (Krankenversicherung plus 8,1 und

Pflegepflichtversicherung minus 4,3 Prozent).

Die Beitragseinnahmen einschließlich der Ne-

benleistungen betrugen im ersten Halbjahr

2003 etwa 12,35 Milliarden Euro. Davon entfie-

len auf die Krankheitsvollversicherung 8,8 Milli-

arden Euro und auf die private Pflegepflichtver-

sicherung 930 Millionen Euro. In der Selbststän-

digen Krankenhaustagegeldversicherung be-

trug das Beitragsvolumen 380 Millionen Euro, in

der Sonstigen Selbstständigen Teilversicherung

(Krankenhauszusatzversicherung, Ergänzungs-

tarife, Pflegekrankenversicherung, Pflegezusatz-

versicherung und andere) 1,6 Milliarden Euro.

Bis Ende des Jahres 2003 wird mit ausgezahlten

Versicherungsleistungen (einschl. Schadenre-

gulierungskosten) in Höhe von rund 16,1 Milli-

arden Euro gerechnet (davon Krankenversiche-

rung 15,6 und Pflegepflichtversicherung 0,5 Mil-

liarden Euro). Die Zunahme wird mit 5,8 Prozent

(Kranken- und Pflegepflichtversicherung) vor-

aussichtlich unter der Steigerung der Beitrags-

einnahmen liegen. Die Gesamtaufwendungen

für die Versicherten, also die Aufwendungen für

Versicherungsfälle zuzüglich der Zuführung zur

Alterungsrückstellung sowie zur Rückstellung

für Beitragsrückerstattung, werden 2003 vor-

aussichtlich 25,5 Milliarden Euro betragen.

Im ersten Halbjahr 2003 erhielten die Versicher-

ten rund 8,0 Milliarden Euro an Versicherungs-

leistungen (einschließlich der Schadenregulie-

rungskosten), ohne Pflegepflichtversicherung

waren es fast 7,8 Milliarden Euro.

Rückblick auf 2002

Die Beitragseinnahmen in der privaten Kranken-

und Pflegeversicherung stiegen 2002 um 6,3

(2001: 4,9) Prozent auf 23,1 Milliarden Euro.

Dabei ist der Anteil der Vollversicherung an den

84 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Vollversichertemit Krankenhauswahlleistungenmit Krankentagegeld

ZusatzversicherungenKrankenhaustagegeldPflegezusatzversicherungKrankenhauswahlleistungen2)

ambulante und Zahnleistungen2)

Krankentagegeld2)

Versicherungen gegen EinmalbeitragAuslandsreise-KrankenversicherungRestschuldversicherungPflegepflichtversicherung

2000 2001 2002

Anzahl der privat KrankenversichertenZahl der Personen (Doppelzählungen möglich), jeweils Jahresende1)

7 493 800 7 710 200 7 923 8006 516 300 6 746 700 6 967 8001 702 700 1 792 900 1 898 400

13 892 000 14 073 000 14 161 0008 935 600 8 888 200 8 789 900

605 100 655 700 690 0004 394 400 4 452 700 4 472 9004 416 100 4 608 100 4 792 600

920 300 988 600 1 043 80025 656 100 27 371 200 26 967 90025 424 600 27 145 500 26 824 000

231 500 225 700 143 9008 364 500 8 619 4003) 8 827 100

1) ab 1996 neue Zählung (veränderte Abgrenzungen); nicht mit dem Vorjahr vergleichbar; 1995 Zahl derPersonen bzw. Risiken, 2) nur gesetzlich Krankenversicherte, 3) Umstellung der Zählweise, Veränderunggegenüber dem Vorjahr: +202 500.

Entlastung im Alter

Entwicklung der Zahl der Vollversicherten

in der privaten Krankenversicherung in Mio.

sowie Alterungsrückstellung in Mrd. EUR

0 10 20 30 40 50 60 70 80 Mrd.

85

Vollversicherte Alterungsrückstellung

1991 6,4 17,2

1992 6,7 19,2

1993 6,9 21,6

1994 7,0 24,6

1995 7,0 28,4

1996 7,0 33,3

1997 7,1 38,7

1998 7,2 44,6

1999 7,4 52,1

2000 7,5 59,6

2001 7,7 68,2

2002 7,9 76,3

0 10 Mio.© GDV-Jahrbuch 2003

Gesamtbeitragseinnahmen mit 68,8 (2001:

67,6) Prozent weiter zu Lasten der Zusatzversi-

cherung gewachsen, auf die nur noch 13,0

(2001: 13,4) Prozent entfielen. Die Erhöhung der

Beitragseinnahmen in der Krankenversicherung

auf 21,10 Milliarden Euro (einschließlich Neben-

leistungen, aber ohne Einmalbeiträge aus der

Rückstellung für Beitragsrückerstattung) ist zum

einen auf den Anstieg der Versicherten in der

Vollversicherung und zum anderen auf Beitrags-

anpassungen zurückzuführen. In der Pflege-

pflichtversicherung stiegen die Einnahmen um

1,54 Prozent auf 1,99 Milliarden Euro.

Die Zahl der vollversicherten Personen stieg auf

7,924 Millionen, der Nettozugang betrug

213 600 (2001: 216 400) Personen. 6,968 (2001:

6,785) Millionen Vollversicherte hatten eine

Versicherung für die Wahlleistungen Ein- oder

Zweibettzimmer und Chefarztbehandlung im

Krankenhaus abgeschlossen. In der Pflege-

pflichtversicherung waren zum 31. Dezember

2002 insgesamt 8,827 (2001: 8,619) Millionen

Personen versichert (der Vorjahreswert musste

gegenüber dem letztjährigen Bericht korrigiert

werden, da die Zählung auf die Regeln umge-

stellt wurde, die für alle übrigen Personenzäh-

lungen gelten).

Rund 7,7 Millionen gesetzlich Versicherte verfüg-

ten über eine private Zusatzversicherung. Dabei

ist allerdings zu berücksichtigen, dass dieser Per-

sonenkreis nicht exakt ermittelt werden kann,

da auch solche Versicherte mitgezählt werden,

die ihren Grundschutz in der PKV bei einem an-

deren Unternehmen oder in der

Gruppenversicherung abgeschlossen haben.

86 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

1980 3,681 0,277 0,608 4,5671985 4,835 0,846 1,025 6,7061990 7,324 0,584 1,595 9,5031995 10,981 2,038 3,785 16,8041996 11,309 2,888 4,906 19,1031997 12,098 2,847 5,407 20,3521998 12,546 3,236 5,932 21,7141999 13,075 3,296 7,525 23,8952000 13,815 2,861 7,410 24,0872001 14,770 2,305 8,669 25,7442002 15,449 1,660 8,082 25,191

Jahr Aufwendungen Aufwendungen Zuführungen Gesamtauf-für Versiche- für Beitrags- zur Alterungs- wendungen3)

rungsfälle1) rückerstattung2) rückstellung

Mrd. EUR Mrd. EUR Mrd. EUR Mrd. EUR

1) einschl. Schadenregulierungsaufwendungen und Zuführung zur Schadenrückstellung, 2) Zuführun-gen zu den Rückstellungen für erfolgsabhängige und erfolgsunabhängige Beitragsrückerstattung, 3) selbst abgeschlossenes deutsches Geschäft; abgegrenzte Werte.

Gliederung der Gesamtaufwendungen in der privaten KrankenversicherungAb 1995 einschließlich Pflegepflichtversicherung (Bruttobetrag)

1970 130 226 – 961975 170 152 181980 217 109 1081985 243 98 1451989 664 149 5151990 310 112 1981991 356 125 2311992 483 154 3291993 307 175 1321994 195 103 921995 271 186 851996 247 181 661997 316 144 1721998 328 155 1731999 325 149 1762000 325 149 1762001 361 148 2132002 362 130 232

Jahr Übertritte Abgänge Differenzzur PKV zur GKV

1000 1000 1000

Wechsel der KassenPersonenwechsel zwischen privater Krankenversicherung und gesetzlicher Krankenversicherung

Quelle: PKV-Verband.

Der Bestand in der Pflegezusatzversicherung

stieg um 34 300 auf 690 000 Personen. Ebenfalls

erhöht hat sich die Zahl der gesetzlich Versicher-

ten, die bei der PKV die Wahlleistungen Ein- oder

Zweitbettzimmer und Chefarztbehandlung im

Krankenhaus versichert haben: 2002 waren es

bei einem Bestand in Höhe von 4,473 Millionen

20 200 Personen mehr als im Vorjahr. In der am-

bulanten Zusatzversicherung wurden 4,793 Mil-

lionen Personen gezählt, was einer Bestandszu-

nahme von 184 500 Personen gegenüber 2001

entspricht. Erhöht hatte sich mit 160 700 Per-

sonen auf 2,942 Millionen auch der Bestand in

der Krankentagegeldversicherung. Die Zahl der

Personen, die sich für eine Auslandsreisekran-

kenversicherung entschieden hatten, sank um

321 500 auf 26,824 Millionen Personen.

Im Jahr 2002 fiel der Ausgabenanstieg in der

privaten Krankenversicherung mit 3,6 Prozent je

Versicherten geringer aus als im Vorjahr (4,5 Pro-

zent). Die Leistungen erhöhten sich insgesamt

um 5,6 Prozent auf rund 15,2 Milliarden Euro.

Diese Erhöhung beruht vor allem auf Kostenstei-

gerungen, weniger auf dem Bestandszuwachs.

In den einzelnen Leistungsbereichen betrug sie

je Versicherten:

Arztkosten ambulant + 3,7 Prozent

Zahnbehandlung und -ersatz + 0,8 Prozent

Krankenhäuser + 3,1 Prozent

davon

allg. Krankenhausleistungen + 9,1 Prozent

Wahlleistung Unterbringung – 21,5 Prozent

Wahlleistung Chefarzt + 3,0 Prozent

Arzneien und Verbandsmittel + 9,4 Prozent

Heil- und Hilfsmittel + 4,2 Prozent

Auffällig sind wie in den vergangenen Jahren vor

allem die Kostensteigerungen im Bereich der

Arznei- und Verbandsmittel. Zudem sind die

Ausgaben für allgemeine Krankenhausleistun-

gen außerordentlich gestiegen. Noch im Jahr

2001 lag hier die Steigerung bei lediglich 0,6 Pro-

zent. Erfreulich ist hingegen die drastische

Senkung der Ausgaben für die Wahlleistung

Unterbringung. Deutlich geringer als im Vorjahr

fiel auch der Kostenanstieg für ambulante

Behandlung sowie für Zahnbehandlung und

Zahnersatz aus.

87

Krankheitskostenversicherung1)

Selbstständige Krankenhaustagegeldversicherung2)

Sonstige selbstständige Teilversicherung3)

Krankentagegeldversicherung4)

PflegepflichtversicherungBesondere Versicherungsarten5)

PKV insgesamt

3,161 62,8 6,435 67,4 13,722 66,2 14,682 67,6 15,891 68,80,534 10,6 0,767 8,0 0,779 3,8 0,768 3,6 0,755 3,30,932 18,5 1,619 17,0 2,858 13,8 2,914 13,4 2,989 13,00,406 8,1 0,725 7,6 0,896 4,3 0,936 4,3 0,977 4,2– – – – 2,009 9,7 1,955 9,0 1,985 8,6– – – – 0,449 2,2 0,463 2,1 0,485 2,14,830 100,0 9,546 100,0 20,712 100,0 21,718 100,0 23,082 100,0

1980 1990 2000 2001 2002Versicherungsarten

Mrd. Mrd. Mrd. Mrd. Mrd.EUR v.H. EUR v.H. EUR v.H. EUR v.H. EUR v.H.

Beitragseinnahmen in der privaten KrankenversicherungBeitragseinnahmen nach Versicherungsarten in Mrd. Euro sowie Anteile in Prozent; ab 1995 einschl. neue Bundesländer

1) Vollversicherung, 2) Krankenhaustagegeldversicherung, 3) Krankenhaus-Zusatzversicherung, Ergänzungstarife, Pflegekranken-Zusatzversicherung u. a., 4) Verdienst-ausfallversicherung, 5) Restschuld-/Lohnfortzahlungsversicherung.

Die Leistungsausgaben in der Pflegepflichtver-

sicherung stiegen 2002 um 2,2 Prozent auf

496,9 Millionen Euro.

Zusätzlich zu den Versicherungsleistungen er-

hielten die Versicherten Beitragsrückerstattun-

gen in Höhe von 863 (2001: 728) Millionen Euro.

Die Beträge, die zur Abmilderung von Beitrags-

anpassungen verrechnet wurden, betrugen in

der Krankenversicherung 1,14 (2001: 2,07) Mil-

liarden Euro.

Die Gesamtaufwendungen für die Versicherten

sanken in der Pflege- und Krankenversicherung

um rund 550 000 Euro auf fast 25,2 Milliar-

den Euro. Die Gesamtaufwendungen umfassen

die ausgezahlten Versicherungsleistungen ein-

schließlich der Schadenregulierungskosten, die

Veränderungen der Schadenrückstellungen, die

Zuführungen zur Rückstellung für Beitragser-

stattung und die Zuführungen zur Alterungs-

rückstellung.

Schaden- und Unfallversicherung

Das Geschäftsjahr 2003 steht für die Schaden-

und Unfallversicherer ganz im Zeichen der Nor-

malität. Noch vor Jahresfrist hatte eine außer-

gewöhnlich hohe Elementarschadenlast der

Branche eines der schlechtesten Ergebnisse

überhaupt beschert. Und dies, obgleich die

Beitragseinnahmen kräftig um 3,6 Prozent an-

gezogen waren.

2003 schwächt sich das Beitragswachstum in

der Schaden- und Unfallversicherung insgesamt

ab. Insbesondere in der Industriellen Sachversi-

cherung lassen sich die Beitragszuwächse in der

Größenordnung des Vorjahres nicht wieder-

holen. Die Zuwachsraten bewegen sich hier

allerdings immer noch in einem zweistelligen

Bereich. Von der Kraftfahrtversicherung, die mit

einem Beitragsanteil von knapp 43 Prozent den

mit Abstand größten Versicherungszweig in der

Schaden- und Unfallversicherung darstellt, ge-

hen auf der Einnahmenseite keine Wachstums-

impulse mehr aus. Gleichwohl bleibt dieser

Zweig auch bei nachlassendem Prämienzu-

wachs noch eine Wachstumsstütze.

Basierend auf den Ergebnissen des ersten Halb-

jahres 2003 erwarten die Schaden- und Unfall-

versicherer einen Anstieg der Beitragseinnah-

men zwischen 2,5 und 3 Prozent. Dem steht eine

erfreuliche Entwicklung auf der Schadenseite

gegenüber. Bereits im ersten Halbjahr haben

sich die Schadenaufwendungen gegenüber

dem Vorjahr deutlich ermäßigt. Hier hat sich

sicher auch die schwache Konjunktur beruhi-

gend auf das allgemeine Schadengeschehen

ausgewirkt. Im zweiten Halbjahr 2003 ist auf-

grund des kräftigen Anstiegs der Elementar-

88 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

schadenlast im Vorjahreszeitraum mit einer

weiteren Entlastung auf der Schadenseite zu

rechnen. Auf Basis der vorliegenden Datenlage

darf in der Schaden- und Unfallversicherung von

einem Rückgang des Schadenaufwands um

gut 5 Prozent ausgegangen werden. Dadurch

konnte die combined ratio (Schaden- und Kos-

tenquote nach Abwicklung) erstmals seit 1998

wieder die 100-Prozent-Marke unterschreiten.

Kraftfahrtversicherung

Nach den vorläufigen Hochrechnungen für das

Geschäftsjahr 2003 hält die positive Entwick-

lung in der Kraftfahrtsparte an. Erstmals seit

1996 wird wieder ein versicherungstechnischer

Ertrag erwartet, der nach derzeitiger Einschät-

zung rund 300 Millionen Euro betragen könnte.

Das positive Gesamtergebnis ist allerdings allein

der erfreulichen Ertragssituation in der Kraft-

fahrt-Haftpflichtsparte geschuldet. In der Kasko-

versicherung muss dagegen mit einem Verlust

von über 200 Millionen Euro gerechnet werden.

Und dies, obwohl die Schadenaufwendungen

wegen rückläufiger Unwetterereignisse unter

denen des Vorjahres liegen könnten. Von einem

ausgewogenem Ergebnis kann deshalb in der

Autoversicherung nicht gesprochen werden.

89

Beitragseinnahmen insgesamtKfz-HaftpflichtVollkaskoTeilkaskoInsassen-Unfall

Schadenaufwand insgesamt

1990 1995 2000 2001 2002 2003p)Versicherungszweig

Verän- Verän- Verän- Verän-Mrd. Mrd. Mrd. derung Mrd. derung Mrd. derung Mrd. derungEUR EUR EUR in v.H. EUR in v.H. EUR in v.H. EUR in v.H.

Beitragseinnahmen und Schadenaufwand in der KraftfahrtversicherungGebuchte Brutto-Prämien sowie Brutto-Aufwendungen für Versicherungsfälle des Geschäftsjahres; direktes Geschäft der Mitgliedsunternehmen in Gesamtdeutschland

p) geschätzt.

14,346 22,555 20,358 2,9 21,341 4,8 21,968 2,9 22,5 2,69,371 13,610 12,628 3,8 13,224 4,7 13,624 3,0 13,9 2,03,528 6,558 5,748 3,3 6,171 7,4 6,436 4,3 6,7 4,51,047 2,021 1,740 – 2,4 1,725 – 0,9 1,705 – 1,1 1,7 1,50,399 0,366 0,242 – 8,3 0,221 – 8,9 0,202 – 8,5 0,2 – 8,0

12,847 19,449 20,355 – 2,0 20,145 – 1,0 20,358 1,1 20,0 – 1,6

Kraftfahrt2)

Haftpflicht, Unfall, RechtsschutzSachversicherungen3)

HausratWohngebäudeTechnische Zweige4)

GlasFeuer5)

Einbruchdiebstahl6)

Sturm7)

insgesamt1)

6,60 8,50 9,12 8,85 9,325,60 7,10 8,14 8,12 8,424,84 7,16 5,80 4,85 7,152,39 1,61 1,54 1,38 1,750,62 3,02 1,87 1,48 3,090,52 0,46 0,62 0,57 0,500,27 0,76 0,71 0,68 0,720,18 0,17 0,10 0,09 0,110,14 0,14 0,13 0,11 0,110,03 0,31 0,09 0,04 0,19

17,00 22,80 23,06 21,82 24,89

Versicherungszweige 1980 1990 2000 2001 2002Mio. Mio. Mio. Mio. Mio.

Versicherungsfälle in der Schaden- und Unfallversicherung des deutschen Direktgeschäfts1)

1) ohne Transport- (Waren-, Kasko-, Reisegepäckversicherung u.a.), Kredit-, Luftfahrt-, Nuklear- undVermögensschadenhaftpflichtversicherung, 2) Kraftfahrzeug-Haftpflicht, Vollkasko, Teilkasko, Insassen-Unfall; ab 1990 Tarifgebiet West und Ost, 3) Beteiligungsgeschäft bis 1995; ab 1996 nur Alleinzeich-nungs- und Führungsgeschäft mitgezählt, 4) ab 1996 ohne TV-Betriebsunterbrechung; nicht vergleich-bar mit dem Vorjahr, 5) ab 1996 ohne Betriebsunterbrechungsversicherungen; nicht vergleichbar mitdem Vorjahr, 6) gewerbliches, nicht Privatkunden-Geschäft, 7) ohne Versicherungsfälle aus Kombi-nierten Versicherungen.

Kfz-Haftpflichtversicherung

Die Kfz-Haftpflichtversicherung hat eine lange

Durststrecke hinter sich gebracht. Für 2003 wird

ein versicherungstechnischer Ertrag von an-

nähernd 500 Millionen Euro erwartet. Dieses

erfreuliche Ergebnis wird von dem sich abzeich-

nenden Rückgang der Schadenanzahl um ca.

3 Prozent gestützt. Diese Entwicklung ist u. a.

auf die Einflüsse der schwachen Konjunktur

zurückzuführen. Sollte sich die wirtschaftliche

Lage in Deutschland wieder verbessern, ist

gleichzeitig mit einem Anstieg der Schadenfälle

zu rechnen, da auch die Nutzungshäufigkeit der

Fahrzeuge wieder ansteigen wird. Der positive

Trend in der Schadenentwicklung dürfte daher

nicht von Dauer sein.

Vollkaskoversicherung

In der Vollkaskoversicherung ist für das laufende

Jahr mit einem Anstieg der Beiträge um 4,5 Pro-

zent auf rund 6,7 Milliarden Euro zu rechnen. Die

Steigerung auf der Beitragsseite wird jedoch

durch den gleichzeitig erwarteten Anstieg der

Schadenaufwendungen um ca. 2 Prozent relati-

viert. Demzufolge ist lediglich von einer Minde-

rung der Verluste um rund 70 Millionen auf etwa

190 Millionen Euro auszugehen. Damit werden

sich die seit 1999 in dieser Sparte generierten

versicherungstechnischen Verluste fortsetzen.

Das Negativergebnis könnte sich verstärken,

sollte die deutsche Versicherungswirtschaft

auch noch in diesem Jahr von den Auswirkungen

schwerer Unwetter getroffen werden.

Teilkaskoversicherung

In Teilkasko wird sich gegenüber dem Vorjahr

trotz günstigerer Unwetterlage wieder ein versi-

cherungstechnischer Verlust ergeben. Er dürfte

bei rund 20 Millionen Euro liegen. Bei tendenziell

abnehmendem Risikobestand, ansteigendem

Schadendurchschnitt und einem erwarteten

Durchschnittsbeitragsniveau in der Größenord-

nung des Jahres 1998 erweist sich die Teilkasko-

versicherung für größere Elementarereignisse

besonders anfällig.

Insassenunfallversicherung

In der Insassenunfallversicherung hat sich der

seit Jahren anhaltende Bestandsrückgang noch

etwas beschleunigt. Die Zahl der Risiken dürfte

dieses Jahr erstmals unter die 5-Millionen-

Marke fallen. Das würde einen Rückgang um

10 Prozent gegenüber 2002 bedeuten. Auch die

90 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

1980 99,2 94,2 79,71985 95,0 86,6 80,21990 93,5 92,7 90,01991 94,9 98,9 86,41992 98,4 105,6 95,31993 97,9 100,1 100,11994 95,3 82,0 76,51995 96,7 75,6 68,71996 100,6 77,2 65,51997 106,8 77,8 62,31998 112,8 86,0 65,61999 115,8 94,9 72,32000 108,4 93,3 70,02001 102,5 87,7 66,12002 97,0 89,6 78,8

Jahr Schadenquoten1) in Prozent

Kfz- Voll- Teil-Haftpflicht kasko kasko

Schadenquoten in der Kfz-Versicherung

1) Anteil der Brutto-Schadenaufwendungen für Versicherungsfälle des Geschäftsjahres an den ver-dienten Beiträgen.

Was Autounfälle im Schnitt kosten

Schadenaufwand je Pkw-Unfall

in der Kraftfahrzeughaftpflicht-,

Vollkasko- und Teilkaskoversicherung;

ab 1995 Gesamtdeutschland

0 500 1 000 1 500 2 000 2 500 3 000 3 500 4 000

91

1 747850232

Kraftfahrzeughaftpflicht

Schadendurchschnitt in Euro

Vollkasko

Teilkasko

1 9521 154

525

2 3331 214

656

3 1081 498

690

3 3451 559

725

3 4391 548

728

3 5071 584

718

© GDV-Jahrbuch 2003

1980

1985

1990

1995

1999

2000

2001

3 4881 551

758

2002

Beitragseinnahmen fallen voraussichtlich um

8 Prozent. Der versicherungstechnische Gewinn

wird bei rund 24 Millionen Euro stagnieren.

Rückblick auf 2002

Trotz der vor allem im Kaskobereich bremsend

wirkenden Wetterereignisse konnte die Kraft-

fahrtversicherung im vergangenen Jahr den

positiven Trend aus dem Vorjahr fortführen. Der

technische Verlust minderte sich auf 340 Millio-

nen Euro. Mit einem Prämienvolumen von fast

22 Milliarden Euro konnten die Schadenauf-

wendungen trotz der Unwetterereignisse wie-

der besser aufgefangen werden.

92 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

1980 26,964 19,980 3,331 2,505 5,499 4,377 124 125 1 651 1 7471985 30,013 22,746 3,542 2,737 6,639 5,343 118 120 1 874 1 9521990 34,368 26,851 3,756 2,903 8,362 6,772 109 108 2 226 2 3331991 35,505 27,692 3,729 2,844 8,789 7,025 105 103 2 357 2 4711992 36,421 28,289 3,739 2,861 9,399 7,502 103 101 2 514 2 6221993 45,246 34,619 4,412 3,432 11,734 9,425 98 99 2 659 2 7461994 45,822 34,915 4,288 3,310 12,347 9,769 94 95 2 879 2 9621995 46,794 35,382 4,256 3,270 12,816 10,162 91 92 3 011 3 1081996 47,422 35,646 4,059 3,119 12,792 10,163 86 88 3 152 3 2581997 48,142 35,895 3,972 3,050 13,045 10,349 83 85 3 285 3 3931998 48,805 36,155 4,054 3,096 13,404 10,572 83 86 3 307 3 4141999 49,683 36,767 4,199 3,177 13,655 10,626 85 86 3 252 3 3452000 50,634 37,372 3,974 3,000 13,261 10,317 78 80 3 337 3 4392001 51,143 37,698 3,819 2,918 13,016 10,232 75 77 3 408 3 5072002 51,620 37,986 3,740 2,882 12,716 10,051 72 76 3 400 3 488

Fahrzeuge1) Schadenfälle Schadenaufwand2) Schadenhäufigkeit3) Schadendurchschnitt4)

Mio. Mio. Mrd. EUR EUR

insgesamt5) davon Pkw insgesamt davon Pkw insgesamt davon Pkw insgesamt davon Pkw insgesamt davon Pkw

Melde-jahr

Kfz-Haftpflichtversicherung in ZahlenRisiken, Schadenzahl, Schadenaufwand, Schadenhäufigkeit und Schadendurchschnitt, ab 1993 Gesamtdeutschland

1) Jahreseinheiten: unterjährige Verträge sind aufaddiert, 2) Versicherungsleistungen, gemeldete Schäden, 3) Zahl der Schäden je 1000 Fahrzeuge, 4) Schadenaufwand durchAnzahl der Schäden, 5) Pkw, Lkw, Motorräder, Mopeds usw.

Unfälle mit Personenschadenschwerwiegende Unfälle nur mit Sachschaden

Alkoholunfälle1)

sonstige2)

übrige SachschadenunfälleinsgesamtVerunglückte insgesamt

GetöteteVerletzte

375 345 362 054 – 3,5134 823 129 797 – 3,7

24 220 23 206 – 4,2110 603 106 591 – 3,6

1 863 388 1 797 623 – 3,52 373 556 2 289 474 – 3,5

501 752 483 255 – 3,76 977 6 842 – 1,9

494 775 476 413 – 3,7

2001 2002 Verän-derung

in Prozent

Straßenverkehrsunfälle in Deutschland

1) alle Fahrzeuge waren fahrbereit, 2) mindestens ein Kfz nicht fahrbereit sowie Vorliegen eines Straf-tatbestandes oder einer Ordnungswidrigkeit (Bußgeld) – Quelle: Statistisches Bundesamt.

Kfz-Haftpflichtversicherung

Die von Unwetterereignissen weitgehend unab-

hängige Kraftfahrt-Haftpflichtversicherung er-

wies sich in 2002 als Kompensationsfaktor in der

Kraftfahrtsparte. Die Beiträge stiegen bei nur

leichtem Bestandswachstum um 0,9 Prozent

auf rund 13,6 Milliarden Euro. Das entspricht

einem Zuwachs um 3 (2001: 4,7) Prozent. Die

Schadenhäufigkeit sank, wohl auch bedingt

durch das Abflauen der allgemeinen Konjunktur,

nochmals um 2 Prozentpunkte auf 72,4 Pro-

mille. Daraus ergab sich insgesamt eine beacht-

liche Verminderung des versicherungstechni-

schen Verlusts von im Vorjahr 629 auf 52 Millio-

nen Euro.

Kfz-Kaskoversicherung /

Insassenunfallversicherung

In der Vollkaskoversicherung war zwar immer

noch ein spürbarer Beitragsanstieg um 4,3 Pro-

zent auf rund 6,4 Milliarden Euro zu verzeichnen,

doch lag dieser Zuwachs 2,8 Prozentpunkte

unter dem Niveau von 2001. Der deutliche

Zuwachs bei den Schadenaufwendungen um

6,6 Prozent führte dazu, dass sich der versiche-

rungstechnische Verlust auf 256 Millionen Euro

erhöhte und damit gegenüber dem Vorjahr

mehr als verdoppelte.

In der Teilkaskoversicherung konnte es ange-

sichts der meteorologischen Einflüsse nicht

überraschen, dass nach dem befriedigenden

Vorjahresergebnis diesmal mit 56 Millionen Euro

Verlust erstmals seit längerem wieder rote

Zahlen geschrieben wurden. Die Schadenanzahl

nahm um 12,4 Prozent auf rund 1,6 Millionen zu.

Die Schadenaufwendungen stiegen um 17,9 Pro-

zent an und erreichten damit ein Rekordniveau

von rund 1,4 Milliarden Euro.

In der Insassenunfallversicherung wirkte sich

das beschleunigte Abschmelzen der Risiko-

bestände um 8,4 Prozent aus. Trotz des günsti-

gen Schadenverlaufs sank der versicherungs-

technische Gewinn gegenüber dem Vorjahr

deutlich um 12,7 Prozent. Er lag nur noch bei

24 Millionen Euro.

Schadenverhütung im GDV

Am 1. Mai 2003 wurden die Institute für Fahr-

zeugsicherheit, München (IFM), und für Straßen-

verkehr, Köln (ISK), als neues „Verkehrstechni-

sches Institut der Deutschen Versicherer“ (VTIV)

zusammengeführt und in die GDV-Abteilung

Kraftfahrt und Schadenverhütung integriert. Die

Kontinuität in der Schadenverhütungsarbeit

spiegelt sich in vier Aufgabenschwerpunkten:

93

1 und weniger 7,1 6,9 7,1 6,6 6,72 4,4 4,5 4,4 4,3 4,03 4,7 4,5 4,6 4,6 4,44 4,8 4,7 4,6 4,6 4,55 4,9 4,7 4,7 4,6 4,56 4,5 4,7 4,5 4,5 4,47 4,3 4,3 4,4 4,3 4,38 4,5 4,1 4,0 4,1 4,09 4,3 4,1 3,8 3,8 3,9

10 4,8 4,6 4,3 3,9 3,911 4,2 4,4 4,1 4,0 3,712 4,9 3,9 4,0 3,8 3,713 3,8 4,5 3,6 3,7 3,614 3,4 3,5 4,2 3,4 3,515 3,2 3,2 3,3 3,9 3,116 3,2 3,0 3,0 3,1 3,717 3,5 3,0 2,8 2,8 2,918 und mehr 25,6 27,5 28,8 30,0 31,2

Schadenfreie Jahre 1998 1999 2000 2001 2002

Wie lange unfallfrei?Prozentualer Anteil der Pkw-Fahrer in den Schadenfreiheitsklassen der Kfz-Haftpflichtversicherung

94 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

1980 5,276 – 1,307 – 1,184 – 248 – 907 –1985 6,833 – 1,340 – 1,681 – 205 – 1 201 –1989 9,678 – 2,143 – 2,613 – 221 – 1 219 –1990 10,428 – 2,374 – 3,029 – 228 – 1 276 –1991 11,659 – 2,579 – 3,584 – 221 – 1 390 –1992 12,544 – 2,938 – 4,289 – 234 – 1 460 –1993 15,570 – 3,501 – 5,438 – 225 – 1 553 –1994 15,234 13,781 3,259 2,932 5,097 4,409 214 213 1 564 1 5041995 14,834 13,392 2,944 2,632 4,601 3,944 198 197 1 564 1 4981996 15,339 13,874 2,617 2,332 4,471 3,816 171 168 1 708 1 6371997 16,009 14,517 2,504 2,232 4,194 3,562 156 154 1 675 1 5961998 16,947 15,380 2,630 2,342 4,454 3,787 155 151 1 693 1 6171999 18,125 16,416 2,984 2,643 4,918 4,122 165 161 1 648 1 5592000 19,216 17,344 3,086 2,713 5,029 4,199 161 156 1 629 1 5482001 19,831 17,879 3,042 2,668 5,045 4,227 153 149 1 659 1 5842002 20,396 18,413 3,344 2,963 5,436 4,597 164 161 1 626 1 551

Fahrzeuge1) Schadenfälle Schadenaufwand2) Schadenhäufigkeit3) Schadendurchschnitt4)

Mio. Mio. Mrd. EUR EUR

insgesamt5) davon Pkw insgesamt davon Pkw insgesamt davon Pkw insgesamt davon Pkw insgesamt davon Pkw

Melde-jahr

Vollkasko in ZahlenRisiken, Schadenzahl, Schadenaufwand, Schadenhäufigkeit und Schadendurchschnitt, ab 1993 Gesamtdeutschland

1) Jahreseinheiten: unterjährige Verträge sind aufaddiert 2) Versicherungsleistungen, gemeldete Schäden, 3) Zahl der Schäden je 1000 Fahrzeuge, 4) Schadenaufwand durchAnzahl der Schäden, 5) Pkw, Lkw, Motorräder, Mopeds usw.

1980 18,164 – 1,773 – 0,457 – 98 – 258 –1985 18,080 – 1,621 – 0,645 – 90 – 398 –1989 17,876 – 1,729 – 0,742 – 97 – 429 –1990 18,051 – 1,934 – 0,923 – 107 – 477 –1991 17,884 – 1,738 – 0,873 – 97 – 502 –1992 17,702 – 1,845 – 1,092 – 104 – 592 –1993 19,103 – 1,949 – 1,255 – 102 – 644 –1994 19,710 15,466 1,929 1,725 1,344 1,159 98 111 697 6721995 20,092 15,676 1,812 1,613 1,302 1,114 90 103 722 6901996 20,249 15,651 1,724 1,535 1,296 1,103 85 98 752 7191997 20,079 15,294 1,598 1,408 1,179 0,986 80 92 738 7011998 19,699 14,772 1,545 1,356 1,177 0,977 78 92 762 7211999 19,320 14,338 1,586 1,393 1,228 1,009 82 97 774 7252000 18,979 13,957 1,523 1,333 1,183 0,971 80 95 776 7282001 18,556 13,561 1,397 1,221 1,083 0,877 75 90 775 7182002 18,205 13,252 1,558 1,363 1,277 1,034 86 103 819 758

Fahrzeuge1) Schadenfälle Schadenaufwand2) Schadenhäufigkeit3) Schadendurchschnitt4)

Mio. Mio. Mrd. EUR EUR

insgesamt5) davon Pkw insgesamt davon Pkw insgesamt davon Pkw insgesamt davon Pkw insgesamt davon Pkw

Melde-jahr

Teilkasko in ZahlenRisiken, Schadenzahl, Schadenaufwand, Schadenhäufigkeit und Schadendurchschnitt, ab 1993 Gesamtdeutschland

1) Jahreseinheiten: unterjährige Verträge sind aufaddiert 2) Versicherungsleistungen, gemeldete Schäden, 3) Zahl der Schäden je 1000 Fahrzeuge, 4) Schadenaufwand durchAnzahl der Schäden, 5) Pkw, Lkw, Motorräder, Mopeds usw.

„Straßen und Wege“, „Verkehrsverhalten und -re-

gelung“, „Unfallfolgen und Biomechanik“ sowie

„Fahrzeuge und Unfallentwicklung“ wider.

Mit der Zusammenführung soll unter anderem

die Interessenvertretung im Bereich Schaden-

verhütung, insbesondere auch auf europäischer

Ebene, gestärkt sowie die Öffentlichkeitsarbeit

weiter optimiert werden. Der Umzug des Insti-

tuts nach Berlin in das GDV-Verbandsgebäude

erfolgt zum 1. Januar 2004. Aus der aktuellen

Institutsarbeit in den Bereichen Straße und Fahr-

zeug werden nachfolgend einige wichtige Ergeb-

nisse erläutert.

Verkehrssicherheit in neuen Regelwerken

In immer stärkerem Maße tritt die Verkehrs-

sicherheit in den Focus der neuen Regelwerke

des gemeinnützigen technisch-wissenschaftli-

chen Vereins FGSV (Forschungsgesellschaft für

Straßen- und Verkehrwesen). So wurde im ver-

gangenen Jahr das „Sicherheitsaudit für Stra-

ßen“ – eine formalisierte Sicherheitsprüfung

von Plänen für neue Straßen – umgesetzt. Erste

Erfahrungen belegen, dass häufig sicherheits-

relevante Planungsfehler vorkommen. Unter-

suchungen des Verkehrstechnischen Instituts

haben gezeigt, dass die geltenden Vorschriften

zum Teil nicht mehr dem aktuellen Stand ent-

sprechen. Die Folge sind erhöhte Unfallgefahren

bis hin zu ausgesprochenen Unfallhäufungen

auf neuen Straßen

Forschung: Unfälle mit Todesfolge

Im Auftrag des Landes Rheinland-Pfalz unter-

suchte das Institut Hintergründe und Ursachen

aller Unfälle des Jahres 2000 in Rheinland-Pfalz,

bei denen Menschen getötet wurden. Ergebnis:

Etwa ein Drittel dieser Unfälle geschieht an

95

VolkswagenAudiMercedes-BenzOpelBMWFord EuropaFiatRenaultNissanMazdaToyotaSeatPeugeotHondaChryslerMitsubishiSkodaCitroënPorscheSuzuki

10 697 – 2,3 1,6 7 3095 580 – 4,0 2,8 11 1534 994 – 1,4 1,8 13 5423 195 – 19,0 0,6 2 9062 986 – 12,6 1,5 12 4191 555 – 14,6 0,5 3 430

784 – 4,2 0,7 4 719691 – 3,8 0,4 6 146474 – 20,6 0,6 4 959424 – 16,9 0,5 4 022380 – 13,8 0,5 9 629337 20,8 0,7 6 544298 – 10,8 0,4 4 564294 – 23,0 0,7 4 018225 – 16,0 1,6 9 962212 – 27,2 0,4 7 799186 17,7 0,6 11 515144 – 16,3 0,4 5 051137 9,6 1,8 25 498120 8,1 0,5 3 538

Marke/Hersteller

Diebstahl versicherter Pkw nach AutofabrikatenTotalentwendungen 2002 im Vergleich

Stückzahl je 1000 Durchschnitts-versicherter schadenFahrzeuge

EUR

absolut Veränderunggegenüber

Vorjahrin Prozent

1985 60 984 34 511 197 1531990 53 705 40 079 312 2611995 111 491 89 254 688 5891996 98 464 76 392 596 4971997 88 264 65 861 525 4271998 81 921 58 646 486 3781999 72 682 48 742 698 3332000 65 784 42 560 429 3162001 61 062 37 549 418 3082002 58 764 34 775 416 301

Meldejahr

Diebstahl versicherter Kraftfahrzeuge nach Zahl und SchadenaufwandTotalentwendungen kasko-versicherter Kraftfahrzeuge nach Zahl undSchadenaufwand1)

Anzahl Schadenaufwand in Mio. EUR

alle Kfz davon Pkw alle Kfz davon Pkw

1) ab 1991 Gesamtdeutschland.

Unfallschwerpunkten, an denen Verbesserungs-

maßnahmen durch die Unfallkommission ge-

troffen werden müssten. Ein weiteres Drittel der

Unfälle geschieht an Örtlichkeiten mit gravie-

renden technischen Mängeln im Straßenraum.

Solche Mängel müssten im Rahmen einer ord-

nungsgemäß durchgeführten Verkehrsschau

erkannt werden. Lediglich bei einem Drittel ist

keine unmittelbare Mitwirkung der Straße zu

erkennen. Für die ersten Fälle unterstützt das

Verkehrstechnische Institut die Straßenbauver-

waltung bei Verbesserungen.

Verantwortung und Amtshaftung

Im Rahmen eines Symposiums für Richter an der

Universität Regensburg haben Referenten des

Verkehrstechnischen Instituts auf die großen

Gefahren durch unterlassene Maßnahmen an

Unfallschwerpunkten hingewiesen. Die anwe-

senden Richter zahlreicher Land- und Ober-

landesgerichte und vom Bundesgerichtshof

wurden über die Zusammenhänge zwischen

den mitwirkenden Ursachen aus der Straße und

dem fehlerhaften Verhalten von Verkehrsteil-

nehmers informiert. Dabei wurden auch die

Einflussmöglichkeiten von Straßenbau- und

Verkehrsingenieuren auf die Sicherheit von

Verkehrsanlagen nach den seit vielen Jahren

bekannten Untersuchungen des Institutes er-

läutert.

Es wurde deutlich, dass im Einzelfall Gerichte

durchaus die Frage der Amtshaftung prüfen kön-

nen, wenn Unfallschwerpunkte nicht entschärft

werden. Es wird aber erforderlich sein, dass

solche Zusammenhänge vor Gericht auch zur

Sprache gebracht werden. Insofern müssen

auch Anwälte mit diesen Ergebnissen vertraut

gemacht und in Seminaren über geeignete Mög-

lichkeiten informiert werden, wie sie an diese

Informationen kommen und welche Folgerun-

gen daraus zu ziehen sind.

Aktive Sicherheit von Pkw

Das Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) gilt

derzeit als Meilenstein im Bereich der Unfallver-

meidung. Zusammenfassend ist aus den bishe-

rigen Untersuchungen zum Thema ESP festzu-

stellen, dass rund 20 bis 25 Prozent der schweren

Pkw-Unfälle Schleuderunfälle sind, die durch

ESP gänzlich vermieden bzw. in ihren Auswir-

kungen gemildert werden können.

96 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Nordrhein-WestfalenBerlinNiedersachsenHessenBayernBaden-WürttembergHamburgBrandenburgSchleswig-HolsteinSachsenMecklenburg-VorpommernSachsen-AnhaltRheinland-PfalzThüringenBremenSaarlandBundesgebiet1)

8 882 8 942 – 0,7 1,3 1,33 571 3 946 – 9,5 4,2 4,63 177 3 601 – 11,8 1,0 1,12 531 2 704 – 6,4 1,0 1,12 514 2 889 – 13,0 0,5 0,62 361 2 553 – 7,5 0,6 0,61 969 2 138 – 7,9 3,6 3,91 772 1 843 – 3,9 2,0 2,01 551 1 579 – 1,8 1,3 1,41 548 1 776 – 12,8 1,0 1,21 226 1 330 – 7,8 2,2 2,31 108 1 427 – 22,4 1,3 1,71 068 1 104 – 3,3 0,6 0,6

607 772 – 21,4 0,7 1,0387 420 – 7,9 1,9 2,0296 278 6,5 0,7 0,6

34 775 37 549 – 7,4 1,1 1,2

Länder

Diebstahl versicherter Pkw nach Bundesländern

Versicherungsfälle absolut je 1000 PkwHäufigkeit

2002 2001 Verände- 2002 2001rung

in Prozent

1) hochgerechnet auf 100 Prozent Marktvolumen – Quelle: GDV.

ESP in Lastkraftwagen

Die erste Wirksamkeitsanalyse anhand von

realen Lkw-Unfällen zeigte, dass das ESP in Ver-

bindung mit einer Kippstabilisation für Lkw und

Lkw-Züge innerhalb der gegebenen physikali-

schen Grenzen ein erhebliches Potenzial zur

Erhöhung der Sicherheit aufweist. In Bezug auf

die Zahl schwerer Lkw-Unfälle kann eine Verrin-

gerung um bis zu 9 Prozent erwartet werden.

Verletzungsrisiken der Halswirbelsäule

bei Pkw-Unfällen

Noch immer sind bei den meisten Pkw-Her-

stellern Sitze und Kopfstützen nicht optimal.

Deutsche und schwedische Untersuchungen

bestätigen, dass insbesondere manche Markt-

führer unzureichende Sitz-/Kopfstützenkon-

struktionen aufweisen, wobei die Häufigkeit von

HWSD-Verletzungen bei neueren Modellreihen

97

darunter nachrichtlich

Personen- Lastkraftwagen Kraftfahrzeuge Neuzulassungen Besitz-und Kombinations- mit Versicherungs- (fabrikneuer Kfz) umschreibungen

kraftwagen kennzeichen1) (gebrauchter Kfz)

Jahr

Entwicklung des Kraftfahrzeug-Bestandes*)

*) Erfassungsstand im zentralen Fahrzeugregister (ZFZR), 1) zulassungsfreie Fahrzeuge mit Versicherungskennzeichen, 2) nachrichtlich: Bundesrepublik Deutschland nach dem Gebietsstand ab dem 3. Oktober 1990, Kfz-Bestand insgesamt 42,5 Mio., darunter Pkw 35,5 Mio. – Quelle: Kraftfahrt-Bundesamt.

Kraftfahrzeugeinsgesamt

in 10001950 2 021 540 384 – 513 3371980 26 938 23 192 1 277 2 110 2 791 5 51119902) 35 554 30 685 1 389 954 3 387 7 0341995 47 486 40 404 2 215 1 728 3 820 8 3371997 49 019 41 372 2 315 1 634 4 133 8 3421998 49 586 41 674 2 371 1 747 4 350 8 3721999 50 609 42 324 2 466 1 743 4 438 8 6462000 51 365 42 840 2 527 1 743 3 972 8 3632001 52 487 43 772 2 611 1 595 3 892 8 1702002 53 306 44 383 2 649 1 680 3 757 7 741

Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent1980 3,2 2,9 3,3 4,8 – 6,1 – 0,41990 3,1 3,1 3,3 0,3 8,1 – 2,31995 2,0 1,6 4,8 3,7 2,9 – 1,21997 1,4 0,9 1,8 – 2,0 2,2 – 1,21998 1,2 0,7 2,4 6,9 5,3 0,41999 2,1 1,6 4,0 – 0,2 2,0 3,32000 1,5 1,2 2,5 0,0 – 10,5 – 3,32001 2,2 2,2 3,3 – 8,5 – 2,0 – 2,32002 1,6 1,4 1,5 5,3 – 3,5 – 5,3

Jahresdurchschnittliche Veränderungsraten in Prozent1951–1960 14,8 24,0 5,9 ° 9,0 16,11961–1970 7,7 12,0 4,2 – 7,2 6,8 8,91971–1980 4,8 5,2 2,2 7,2 1,7 4,61981–1990 2,8 2,8 0,8 – 7,2 2,0 2,51991–2000 4,7 4,0 6,7 – 2,3 – 0,1 – 0,9

sogar noch zunimmt. In Zukunft sollen weitere

Vergleichstests mit aktuellen Pkw-Sitzen vorge-

nommen werden.

Verkehrssicherheitsarbeit mit der Polizei

Am 27. Juli 2002 startete die Münchner Ver-

kehrspolizei eine zweijährige Kampagne unter

dem Motto „Verkehr mit Sicherheit – mit Sicher-

heit nicht verkehrt“. In dieser Kampagne, an der

das Verkehrstechnische Institut beteiligt ist,

werden die Themen „Alkohol/Drogen/Medika-

mente“, „Witterung/Sicht“, „Vorfahrt/Vorrang“,

„Geschwindigkeit“ sowie „Ausrüstung und Ver-

halten nach dem Unfall“ angesprochen. In der

Auftaktveranstaltung hatte der Stand des Insti-

tuts hochrangigen Besuch von Staatsminister

Dr. Günther Beckstein, der sich vor Ort über die

Aktivitäten informierte.

Allgemeine Haftpflichtversicherung

Für das Geschäftsjahr 2003 ist in der Allgemei-

nen Haftpflichtversicherung mit einem Wachs-

tum der Beitragseinnahmen in einer Größenord-

nung von etwa 3,0 (2002: 3,8) Prozent auf rund

6,3 Milliarden Euro zu rechnen. Dabei ist bereits

berücksichtigt, dass nach den Feststellungen des

unabhängigen Treuhänders ab 1. Juli 2002 und

damit im dritten Jahr hintereinander erneut

keine Beitragsangleichung zulässig ist. Die

Aufwendungen für Geschäftsjahresschäden

dürften um ca. 2,5 Prozent ansteigen, nachdem

sie in 2002 noch um 7,9 (2001: plus 8,2) Prozent

zurückgegangen waren. Die Geschäftsjahres-

schadenquote wird mit voraussichtlich rund

75 Prozent im Wesentlichen der Quote von 2002

(75,3 Prozent) entsprechen. Gleiches gilt für die

combined ratio nach Abwicklung, die wie im

Vorjahr ungefähr 96 Prozent beträgt.

Die Beitragsentwicklung in den einzelnen Seg-

menten verläuft weiterhin uneinheitlich. So hat

sich zwar die Stabilisierung der Prämien im in-

dustriellen Haftpflichtgeschäft auf das Gesamt-

ergebnis positiv ausgewirkt. Demgegenüber

setzt sich jedoch im gewerblichen Breiten- sowie

im Privatgeschäft der Beitragsabrieb fort. Der

Wettbewerb in diesem Segment hat mittler-

weile ein Ausmaß angenommen, wonach selbst

bei günstigen Schadenverläufen die verein-

nahmten Beiträge unter Berücksichtigung der

bestehenden Kostenquote nicht mehr aus-

kömmlich sind.

98 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

1980 1,8699 1,4025 6,41985 2,5557 2,0168 11,01989 3,2961 2,5555 8,21990 3,5614 2,7007 5,71991 4,0409 3,0546 13,11992 4,3649 3,3224 8,81993 4,7581 3,5637 7,31994 5,17482) 3,9135 9,81995 5,4502 4,3322 10,71996 5,6287 4,5023 3,91997 5,7661 4,7439 5,41998 5,7780 4,7285 – 0,31999 5,8913 4,8828 3,32000 5,8767 4,6634 – 4,52001 5,9219 5,0461 8,22002 6,1484 4,6471 – 7,9

Jahr Beitrags-einnahmen

Mrd. EUR

Leistungen für Versicherungsfälle1)

VeränderungMrd. EUR in Prozent

Beiträge und Leistungen in der Allgemeinen Haftpflichtversicherung

1) Brutto-Aufwendungen für Versicherungsfälle des Geschäftsjahres s.a.G., 2) beeinflusst durch neueVerbandsmitglieder.

Im Größtschadenbereich stehen weiterhin ins-

besondere US-Schadenfälle und Schadenfälle

aus der Kfz-Rückrufkostenversicherung im Vor-

dergrund. Hier zeigt sich der Zusammenhang

zwischen dem zunehmenden Kostendruck auf

die Zulieferer der Automobilindustrie und der

Zunahme der Schadenfälle. Kritisch ist darüber

hinaus die Situation bei den Pharmarisiken. De-

ren Risikoeinschätzung wird dadurch erschwert,

dass hier vielfach neue Wirkstoffe involviert sind,

deren Langzeitwirkungen noch weitestgehend

unbekannt sind. Hinzu kommen die Haftungs-

verschärfungen durch das im letzten Jahr verab-

schiedete Zweite Gesetz zur Änderung scha-

densersatzrechtlicher Vorschriften (Schadens-

ersatzrechts-Änderungsgesetz), mit denen eine

weitere Zunahme des Exposures im gesamten

Pharmabereich verbunden ist. Schließlich wird

der gleichfalls mit dem Schadensersatzrechts-

Änderungsgesetz eingeführte Schmerzensgeld-

anspruch für Fälle der Gefährdungshaftung so-

wie der Vertragshaftung künftig auch in vielen

anderen Bereichen der Allgemeinen Haftpflicht-

versicherung zu einem erhöhten Schadenauf-

wand führen.

Rückblick auf 2002

Die gebuchten Brutto-Beitragseinnahmen in der

Allgemeinen Haftpflichtversicherung stiegen im

Jahr 2002 noch um 3,8 Prozent auf rund 6,1

(2001: 5,9) Milliarden Euro. Im Gegensatz zum

Bereich des Industriegeschäfts haben die Bei-

träge im gewerblichen Breiten- sowie im Privat-

geschäft abgenommen. Die Gründe für den

problematischen Verlauf dieses Segments liegen

hauptsächlich in erheblichen Rabattierungen

und in der Entwicklung so genannter „Kombi-

produkte“ innerhalb der letzten Jahre.

Zwar minderten sich die Schadenaufwendun-

gen gegenüber dem Vorjahr deutlich um 7,9 Pro-

zent. Dieser Rückgang wird allerdings durch die

Tatsache relativiert, dass diese Aufwendungen

im Jahr 2001 noch um beachtliche 8,2 Prozent

angestiegen waren. Die Ursache dieser Entwick-

lung lag vor allem in Schadenrückstellungen, die

durch Größtschäden, insbesondere im Pharma-

bereich, erforderlich wurden.

Private Unfallversicherung

Die Unfallversicherer rechnen zum Jahresende

mit einem leicht rückläufigen Beitragswachs-

tum, einer minimalen Steigerung bei den Ver-

tragszahlen und mit einer insgesamt zufrieden-

stellenden Entwicklung im Schadenbereich. Die

Brutto-Beitragseinnahmen werden voraussicht-

lich um etwa 2 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro

steigen. Diese Entwicklung ist in erster Linie auf

die Anpassungen im Bereich der dynamischen

Verträge zum Beginn des Jahres zurückzuführen.

Bei der Zahl der Verträge wird trotz einer deutli-

cheren Steigerung der versicherten Risiken nur

ein kleines Plus erwartet. Die unterschiedliche

Entwicklung bei den Beiträgen und der Zahl der

versicherten Risiken einerseits und der Vertrags-

stückzahl andererseits ist in erster Linie der

steigenden Tendenz hin zu Gruppenverträgen

geschuldet.

Der Aufwand für Geschäftsjahresschäden wird

voraussichtlich nur leicht um etwa 1 Prozent auf

2,4 Milliarden Euro steigen. Sowohl die Ge-

schäftsjahresschadenquote (52 Prozent) als auch

die combined ratio (83 Prozent) werden voraus-

sichtlich stabil bleiben.

99

Rückblick auf 2002

Das Jahr 2002 war geprägt von einem deutlich

zunehmenden Beitragswachstum, nur leichten

Veränderungen bei der Zahl der Verträge und

insgesamt erfreulichen Entwicklungen im Scha-

denbereich. Die Brutto-Beitragseinnahmen stie-

gen deutlicher als ursprünglich erwartet um 2,2

(2001: 1,5) Prozent auf 5,6 Milliarden Euro. Die

Zahl der Verträge nahm dagegen auch im ver-

gangenen Jahr nur leicht um 0,3 Prozent auf

29,4 Millionen Stück zu.

Auch die Schadenseite entwickelte sich im ver-

gangenen Jahr insgesamt zufriedenstellend. Der

Aufwand für Geschäftsjahresschäden sank

deutlich um 2,4 Prozent auf knapp 2,4 Milliarden

Euro. Die Geschäftsjahresschadenquote min-

derte sich im Vergleich zum Vorjahr leicht auf

52,4 Prozent. Auch die combined ratio lag mit

82,5 Prozent leicht unter dem Vorjahreswert.

100 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Beiträge1) Leistungen2) Schadenquote3)

in Prozent

Veränderung Veränderunggegenüber gegenüber Vorjahr

Mio. EUR Vorjahr in Prozent Mio. EUR in Prozent

Jahr

Beiträge und Leistungen in der Privaten Unfallversicherung

1) gebuchte Brutto-Beiträge deutsches Direktgeschäft, 2) Brutto-Aufwendungen für Versicherungsfälle des Geschäftsjahres s.a.G., 3) Brutto-Aufwendungen für Ver-sicherungsfälle s.a.G. in Relation zu den verdienten Bruttorisiko-Beiträgen s.a.G., 4) bereinigt – Quelle: GDV.

AnzahlVersicherungs-unternehmen

1950 63 29,3 13,7 ° ° °1960 91 124,2 12,2 62,2 11,7 57,31965 104 242,1 15,9 107,4 12,7 51,21970 99 456,4 16,5 213,9 20,3 54,81975 107 828,1 11,7 392,2 13,3 53,61980 125 1 471,4 12,0 691,4 12,1 53,81985 129 2 260,7 7,7 1 027,6 8,4 52,51990 147 3 139,8 7,3 1 419,8 6,1 52,61992 157 3 993,2 6,0 1 722,5 8,2 50,01993 156 4 165,3 4,3 1 848,6 7,3 51,019944) 161 4 417,1 6,0 1 996,0 8,0 52,21995 165 4 662,5 4,0 2 165,6 6,8 54,11996 161 4 824,8 3,5 2 285,7 5,5 55,519974) 162 4 986,9 3,4 2 388,5 4,5 56,61998 161 5 134,4 3,0 2 471,8 2,7 57,41999 156 5 300,2 3,2 2 509,8 1,5 57,02000 156 5 403,6 2,0 2 460,4 – 2,0 55,22001 157 5 484,7 1,5 2 451,6 – 0,4 54,42002 153 5 603,9 2,2 2 392,4 – 2,4 52,4

Rechtsschutzversicherung

In der Rechtsschutzversicherung wird zum Jahres-

ende 2003 mit einem Beitragszuwachs von etwa

3 (2002: 0,7) Prozent auf 2,8 Milliarden Euro ge-

rechnet. Diese Steigerung ist zum überwiegen-

den Teil auf die nach dem Treuhänderbericht

2002 zulässigen Beitragsanpassungen für fast

alle Vertragsarten zurückzuführen. Aufgrund der

Entwicklung des Schadenbedarfs in den Jahren

2002 und 2001 sind für fast alle Vertragsarten –

mit Ausnahme des Verkehrsrechtsschutzes –

auch im Jahr 2003 wieder Beitragsanpassungen

zwischen 5 und 12,5 Prozent möglich.

Die Zahl der Verträge wird sich gegenüber dem

Vorjahr nur geringfügig erhöhen. Der Schaden-

aufwand dürfte voraussichtlich um etwa 3,5

(2002: 3,9) Prozent auf gut 2 Milliarden Euro

steigen. Die Schadenquote wird nach der Hoch-

rechnung vom September 2003 mit 75 Prozent

in etwa der des Vorjahres entsprechen; die

combined ratio wird danach bei 99 Prozent

liegen.

Insgesamt ist wie bereits im Vorjahr eine leicht

abnehmende Versicherungsdichte zu beobach-

ten. Die deutlich gestiegenen Schadenzahlun-

gen haben vielfach Prämienanhebungen not-

wendig gemacht. Die Kostensteigerungen tragen

dazu bei, dass viele Haushalte auch angesichts

hoher Belastungen für die private Altersvorsorge

die Absicherung durch eine Rechtsschutzver-

sicherung überdenken. Die zu befürchtenden

deutlichen Kostensteigerungen aufgrund des

voraussichtlich zum 1. Juli 2004 in Kraft treten-

den Kostenrechts-Modernisierungsgesetzes, das

die Anhebung der Rechtsanwaltsgebühren und

der Gerichtskosten vorsieht, werden vermutlich

erheblich dazu beitragen, dass sich dieser Trend

weiter fortsetzt oder sogar beschleunigt.

Rückblick auf 2002

Der Geschäftsverlauf der Rechtsschutzversiche-

rung war im Jahr 2002 von nachlassendem

Beitragswachstum bei höherem Schadendruck

geprägt. Die Brutto-Beitragseinnahmen stiegen

lediglich um 0,7 Prozent auf 2,73 Milliarden Euro.

Die Verträge nahmen im selben Zeitraum leicht

um 0,8 (2001: 0,6) Prozent zu und erreichten

19,6 Millionen Stück. Die Zahl der versicherten

Risiken minderte sich minimal um 0,03 Prozent

(2001: plus 0,2 Prozent).

101

1980 0,840 17,204 2,230 0,5321985 1,209 20,562 2,710 0,8291990 1,631 24,457 2,990 1,1181994 2,099 30,0402) 3,499 1,6261995 2,216 29,437 3,534 1,7761996 2,332 29,509 3,555 1,8521997 2,467 29,301 3,601 1,9141998 2,605 28,813 3,573 1,9501999 2,635 28,575 3,584 1,9382000 2,690 28,942 3,475 1,9222001 2,707 29,010 3,469 1,9662002 2,727 29,002 3,616 2,042

Jahr Brutto-Beitrags- Anzahl Schadenfälle1) Versicherungs-einnahmen der Risiken leistungen1)

Mrd. EUR Mio. Mio. Mrd. EUR

Beitragseinnahmen, Risiken und Schäden in der Rechtsschutzversicherung

1) Brutto-Aufwendungen für Versicherungsfälle des Geschäftsjahres s.a.G., 2) einschl. neue Verbands-mitglieder.

Die Entwicklung im Schadenbereich verlief deut-

lich ungünstiger als im Vorjahr. Während die

Zahl der Schäden um 4,2 (2001: minus 0,2) Pro-

zent auf rd. 3,6 Millionen zunahm, stieg der

Schadenaufwand für Geschäftsjahresschäden

um 3,9 (2001: 2,3) Prozent gegenüber dem Vor-

jahr und belief sich auf rund 2 Milliarden Euro.

Für Vorjahresschäden fiel die Zunahme mit 2,4

(2001: 3,5) Prozent auf 3,4 Milliarden Euro etwas

geringer aus als in den Vorjahren. Bei den Ge-

schäftsjahresschäden ist dies auf eine deutliche

Steigerung sowohl der Zahlungen (plus 3,24 Pro-

zent) als auch der Rückstellungen (plus 2,01 Pro-

zent) zurückzuführen. Grund für den leichten

Rückgang bei den Vorjahresschäden sind die

sinkenden Aufwendungen für Rückstellungen,

deren Anstieg mit 2,01 (2001: 5,3) Prozent unter

den Steigerungen der Vorjahre liegt. Der Scha-

dendurchschnitt hat nur geringfügig zugenom-

men und lag bei 564,59 Euro. Der Schadenbedarf

je Risiko ist dagegen deutlich um 3,75 (2001:

minus 0,8) Prozent gestiegen.

Schutzbriefversicherung

Der Verlauf in der Schutzbriefversicherung ist

auch in 2003 weiterhin von den 1998 eingeführ-

ten Produktkombinationen von Schutzbrief- mit

Kraftfahrtversicherungen geprägt: Während die

Zahl der Einzelschutzbriefe beständig sinkt,

bauen die Kraftfahrtversicherer ihren Bestand

an kombinierten Verträgen weiter aus. Aufgrund

dieser Entwicklung betrifft inzwischen das

größte Segment der Schutzbriefversicherung die

Pannen- und Unfalldeckungen der Kraftfahrtver-

sicherung.

Rückblick auf 2002

Während im Jahr 2002 die Zahl der Einzelver-

träge um 7,5 Prozent auf rund 1,8 Millionen wei-

ter gesunken ist, stieg die Zahl der kombinierten

Verträge um etwa 13 Prozent auf fast 13 Millio-

nen. Die Beitragseinnahmen bei den Produkt-

arten stiegen um gut 6 Prozent auf 138,1 Millio-

nen Euro. Die Schäden nahmen deutlich zu (plus

10,3 Prozent): von 338 000 im Jahr 2001 auf rund

373 000 in 2002.

102 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

1980 13,7 513 371 – 34 0791985 35,0 1 284 500 – 74 07019901) 66,9 2 197 785 – 129 1641995 87,1 2 726 054 – 164 2901996 88,2 2 742 376 – 173 74419972) 89,5 2 693 079 – 172 87819983) 107,9 2 660 105 3 551 402 202 0481999 119,6 2 449 595 7 260 614 291 2842000 126,2 2 212 069 9 016 867 305 2282001 130,4 1 976 814 11 263 939 337 84520024) 138,1 1 828 460 12 825 046 372 765

Jahr Brutto-Beitrags-einnahmen

Mio. EUR

Anzahl der Verträge (Jahrespolicen) Anzahl der Schäden

Einzelverträge Produkt-kombinationen

Beitragseinnahmen, Verträge und Schäden in der Schutzbriefversicherung

1) ab 1990 ohne Gruppenverträge, 2) ab 1997 werden Kurzläufer nicht mehr erfasst, daher sind sie nichtmehr dargestellt, 3) ab 1998 mit Produktkombinationen (PK), 4) mit geschätzten PK-Beitragseinnahmen.

Sachversicherung

Die für das Geschäftsjahr 2003 vorliegenden

Hochrechnungen und unterjährigen Verbands-

statistiken weisen für die Sachversicherung eine

im Vergleich zum Vorjahr insgesamt positive

Entwicklung aus, weil größere Elementarschä-

den bislang ausgeblieben sind. Hinsichtlich der

Beitragseinnahmen ist für die Industriellen

Feuersparten nach einem Plus von 31,1 Prozent

im Vorjahr mit 20 Prozent ein abflachendes Bei-

tragswachstum zu konstatieren. Für die Tech-

nischen Versicherungen ergibt sich danach ein

geringes Plus von 3 (2002: 0,7) Prozent, bei den

Allgemeinen Sachsparten ist weiterhin bei ei-

nem Minimalwachstum von 1,1 (2002: 1,9) Pro-

zent nur eine unterdurchschnittliche Marktent-

wicklung zu verzeichnen.

Bei Ausbleiben ungewöhnlicher Schadenereig-

nisse im letzten Quartal 2003 ergibt die Hoch-

rechnung für die Sachversicherungen insgesamt

eine erhebliche Verbesserung des Geschäfts-

ergebnisses. Erstmals seit vielen Jahren sind die

Schadenaufwendungen in allen Sach-Teilspar-

ten geringer als die Beitragseinnahmen. Die sich

daraus errechnenden Schadenquoten vor Ab-

wicklung liegen deutlich unter der 100- Prozent-

Marke. Die Schaden-Kostenquote (combined

ratio) nach Abwicklung stellt sich im Industrie-

geschäft auf 100, im übrigen Sachgeschäft auf

101 Prozent (Stand Mitte September 2003).

Netto-Tarifempfehlung Firmen

Die Sachversicherer haben 2003 die Arbeiten an

einer Neukonzeption der Risikostatistik abge-

schlossen und damit die Basis für eine aktuelle

unverbindliche Netto-Tarifempfehlung für die

Feuer-, die Betriebsunterbrechungs- und die wei-

teren Sachgefahren geschaffen. Die Segmente

der bisher getrennten Risikostatistiken für Ge-

werbe und Industrie wurden bis zu einer Versi-

cherungssumme von 50 Millionen Euro je Ver-

trag zum neuen Segment „Firmen“ zusammen-

gefasst. Für das darüber hinausgehende hoch-

summige Industriegeschäft wird es künftig

keine Risikostatistik und keine unverbindlichen

Netto-Tarifempfehlungen mehr geben. Ziel der

neuen Netto-Tarifempfehlung Firmen ist, den

Marktteilnehmern im Rahmen der kartellrecht-

lich freigestellten Möglichkeiten eine statistisch-

mathematisch begründete Ausgangsbasis zur

risikogerechten und individuellen Unterneh-

mens-Tarifierung zur Verfügung zu stellen. Nach

Abschluss aller fachlichen und rechtlichen Prü-

fungen wird das Werk zum Jahresende 2003

durch den GDV bekanntgegeben.

Erneuerbare Energien

Die Technischen Versicherer im GDV haben 2003

erstmals einen Gesamtüberblick aus Ver-

sicherersicht über den technologischen Entwick-

lungsstand und das technische Gefährdungs-

potenzial aller Arten erneuerbarer Energien vor-

gelegt. Die umfangreiche Broschüre, die auch

Gegenstand einer öffentlichen Verbandspräsen-

tation war und von der GDV-Homepage herun-

tergeladen werden kann, ist Teil der gesell-

schaftspolitischen Diskussion über die Möglich-

keiten und Risiken einer verstärkten Nutzung

alternativer Energiegewinnungs-Technologien.

Die Publikation hat branchenübergreifend Inter-

esse hervorgerufen und war bereits Gegenstand

zahlreicher Fachgespräche mit anderen betroffe-

nen Wirtschaftsverbänden.

103

Weitere Impulse erhielt das Thema durch die

vom Bundesumweltministerium im Herbst 2003

initiierte Novellierung des Erneuerbare-Ener-

gien-Gesetzes (EEG). Insbesondere die Wind-

energiegewinnung auf offenem Meer soll nach

Vorstellungen der Bundesregierung verstärkt

ausgebaut und gefördert werden. Bei Wind-

energieanlagen ist die Versicherungsbranche

schon heute vor große Herausforderungen ge-

stellt. Technisch zum Teil unausgereifte Anlagen

führen zu hohen Schadenbelastungen. Für die

zu realisierenden Offshore-Wind-Projekte in

Nord- und Ostsee bestehen deshalb noch keine

Versicherungsangebote am deutschen Markt.

Neues GDV-Musterbedingungswerk für

Gewerbe (VSG 2003)

Im Rahmen der kartellrechtlich freigestellten

Bedingungsarbeit haben die Sachversicherer

im GDV ein spezielles Musterbedingungswerk

für die Gewerbeversicherung entwickelt. Damit

wurde erstmals im gewerblichen Segment ein

104 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Beitragseinnahmen

1980 1985 2001 2002

Verände- Verände-rung rung Anteil

Mrd. EUR Mrd. EUR Mrd. EUR in Prozent Mrd. EUR in Prozent in Prozent

Versicherungszweige

Beitragseinnahmen in den SachversicherungszweigenGebuchte Brutto-Beiträge

1) 1980 und 1985 inkl. Feuer-Groß-BU. Nicht enthalten sind Feueranteile aus Verbundenen- und Kombinierten Versicherungen, 2) Maschinen-, Montage-, Elektronik-,Bauleistungsversicherungen, Haushaltgeräte und TV-Sonstiges, 1980 und 1985 inkl. TV-BU, 3) Extended Coverage, 4) u.a. All-Risks- und kombinierte Gewerbeversicherungen,5) in 1980 und 1985 u.a. auch die Elementarversicherung in den ehemaligen Pflicht- und Monopolgebieten.

Feuerversicherung insgesamt1)

Feuer-IndustrieFeuer-LandwirtschaftFeuer-Gewerbe/Sonstiges

Einbruchdiebstahl- und BeraubungsversicherungLeitungswasserversicherungSturmversicherungGlasversicherungVerbundene Hausratversicherung (VHV)Verbundene Wohngebäudeversicherung (VGV)Technische Versicherungen (TV)2)

TierversicherungHagelversicherungEinheitsversicherungElementar/GewerbeEC-Versicherung3)

BetriebsunterbrechungsversicherungFeuer-BetriebsunterbrechungsversicherungTV-Betriebsunterbrechungsversicherung

Sonstige Sachversicherung4) 5)

insgesamt

1,767 2,362 1,653 – 6,0 1,774 7,4 13,50,833 1,092 0,640 – 8,8 0,778 21,4 5,90,263 0,319 0,326 – 3,3 0,315 – 3,2 2,40,390 0,586 0,687 – 4,6 0,682 – 0,8 5,20,233 0,328 0,390 – 6,6 0,374 – 4,0 2,90,099 0,141 0,249 – 4,6 0,246 – 1,2 1,90,086 0,124 0,234 – 4,3 0,235 0,2 1,80,171 0,267 0,556 – 2,1 0,561 1,0 4,30,878 1,369 2,422 1,3 2,442 0,9 18,60,675 1,164 3,534 0,7 3,624 2,5 27,60,630 0,803 1,258 0,3 1,257 – 0,1 9,60,058 0,047 0,070 53,7 0,070 - 0,2 0,50,078 0,103 0,120 1,8 0,121 0,4 0,90,020 0,022 0,013 – 6,4 0,012 – 5,4 0,1– – 0,004 18,0 0,005 19,0 0,00,006 0,039 0,542 7,1 0,755 39,2 5,8– – 0,396 0,1 0,471 19,0 3,6– – 0,307 0,2 0,358 16,7 2,7– – 0,056 – 4,2 0,066 17,2 0,50,075 0,094 0,942 15,9 1,167 23,9 8,94,776 6,861 12,382 0,7 13,113 5,9 100,0

Gesamtkonzept als „verbundene“ Versiche-

rungslösung geschaffen, die es bisher nur im

Privatgeschäft, z. B. als Verbundene Gebäude-

versicherung gab. Jetzt können in einem durch-

geschriebenen Bedingungswerk Gefahren kom-

biniert werden, denen ein mittelständisches

Unternehmen im allgemeinen Geschäftsbetrieb

ausgesetzt ist. Neben den „klassischen“ Pro-

duktbestandteilen der Feuer-, Inhalts- und Be-

triebsunterbrechungsdeckung sind auch die

weiteren Elementargefahren, die EC-Gefahren,

Glasbruch (summenbasiert) sowie Gefahren der

Elektronik-, der Maschinen- und aus der Trans-

portversicherung (Werkverkehr) in das Konzept

integriert worden. „Sachfremde“ Gefahren kön-

nen bausteinartig ausgewählt werden. Die

unverbindlich bekannt gegebene „Verbundene

Sach-Gewerbeversicherung – VSG 2003“ be-

steht aus den Musterbedingungen, Muster-

klauseln, Musterpauschaldeklarationen und Er-

läuterungen zu den Musterklauseln.

Rückblick auf 2002

Die Geschäftsergebnisse fielen für die Sachversi-

cherung im Jahr 2002 äußerst differenziert aus.

Insgesamt ergab sich für den nach Kraftfahrt

zweitgrößten Schadenzweig ein Beitragswachs-

tum von 5,9 Prozent auf 13,1 Milliarden Euro.

Weit über dem Durchschnitt lagen mit 18,1 Pro-

zent die Zuwächse in der Industriellen Feuer-

versicherung. Hier dominierten mit einem Bei-

tragsplus von 31,1 Prozent auf 2,3 Milliarden

Euro die Feuersparten (Feuer-Industrie, Feuer-

Betriebsunterbrechung, Extended Coverage und

All-Risks). Dagegen erreichten die seit mehreren

Jahren eher unauffällig verlaufenden Techni-

schen Versicherungen lediglich ein Minimal-

wachstum von 0,7 Prozent auf 1,3 Milliarden

Euro.

Das starke Plus in den Feuersparten relativiert

sich durch der Tatsache, dass das Beitragsvolu-

men in diesem Bereich seit Mitte der 90er Jahre

wettbewerbsbedingt stark zusammenge-

schmolzen war und angesichts der aufgelau-

fenen Milliardenverluste bis heute kein aus-

kömmliches Industriegeschäft ermöglicht. Der

Schadenaufwand lag auch 2002 mit 3,8 Milliar-

den Euro deutlich über den erzielten Einnah-

men. Die Schadenquote betrug 105 Prozent.

Die Allgemeinen Sachversicherungssparten ent-

wickelten sich 2002 mit einem Prämienzuwachs

von 1,9 Prozent auf 9,5 Milliarden Euro ebenfalls

unterdurchschnittlich. Leicht ansteigende Bei-

tragseinnahmen verzeichneten die Gewerbli-

chen Sachversicherungen (2,8 Prozent). Um

2 Prozent unter das Vorjahresniveau rutschten

die Landwirtschaftlichen Sachsparten. Im Privat-

geschäft verbuchten die Wohngebäudeversiche-

rer einen Prämienanstieg von 2,5, die Hausrat-

versicherer ein Plus von 0,9 Prozent.

Auf der Leistungsseite beherrschten die extre-

men Sturm- und Überschwemmungsereignisse

des Katastrophenjahres 2002 die Statistik. Im

Ergebnis führten die versicherten Schäden in

Höhe von 1,8 Milliarden Euro aus dem August-

Hochwasser 2002 zum größten Schadenfall der

deutschen Versicherungsgeschichte und zu den

schlechtesten versicherungstechnischen Ergeb-

nissen der Sachversicherer seit über 20 Jahren.

105

Der Schadenaufwand im Industriesegment

stieg um 21,9 Prozent, im übrigen Sachgeschäft

sogar um 47,6 Prozent! Besonders betroffen

waren die Wohngebäudeversicherung mit 71,9

Prozent Schadensteigerung und die Gewerbe-

versicherung mit 42,5 Prozent. Es folgten der

Landwirtschaftsbereich mit 25,4 Prozent und der

Hausratversicherung mit 18,9 Prozent Schaden-

mehraufwand. Die Geschäftsegmente Industrie

und Allgemeine Sach erzielten eine combined

ratio nach Abwicklung von 118,4 Prozent bzw.

122,0 Prozent, wobei die Wohngebäudeversi-

cherung mit 144 Prozent, die Industriellen Feuer-

sparten mit 125 Prozent und die Gewerbeversi-

cherung mit 124,1 Prozent combined ratio die

Schlusslichter bildeten.

106 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Schadenaufwand Schadenquote1)

2002 2001 Veränderung 2002 2001Mrd. EUR Mrd. EUR in Prozent in Prozent in Prozent

Versicherungszweige

Schadenaufwand und Schadenquoten in den SachversicherungszweigenBrutto-Schadenaufwand, deutsches Direktgeschäft

*) umfasst nur die Sparten F-Industrie, F-Landwirtschaft und F-Gewerbe/Sonstiges. Nicht enthalten sind Feueranteile aus Verbundenen und Kombinierten Versicherungen,1) Anteil des Schadenaufwands an den verdienten Beiträgen, 2) u.a. Maschinen-, Elektronik-, Montage-, Bauleistungsversicherungen, aber ohne TV-Betriebsunterbrechungs-versicherung, 3) Extended Coverage, 4) u.a. All-Risks- und kombinierte Gewerbeversicherungen.

Feuerversicherung insgesamt*)Feuer-IndustrieFeuer-LandwirtschaftFeuer-Gewerbe/Sonstiges

Einbruchdiebstahl- und BeraubungsversicherungLeitungswasserversicherungSturmversicherungGlasversicherungVerbundene Hausratversicherung (VHV)Verbundene Wohngebäudeversicherung (VGV)Technische Versicherungen (TV)2)

TierversicherungHagelversicherungEinheitsversicherungElementar/GewerbeEC-Versicherung3)

BetriebsunterbrechungsversicherungFeuer-BetriebsunterbrechungsversicherungTV-Betriebsunterbrechungsversicherung

Sonstige Sachversicherung4)

insgesamt

1,392 1,439 – 3,3 77,6 85,60,667 0,773 – 13,7 85,0 117,80,205 0,176 16,4 63,8 53,40,520 0,490 6,1 75,6 70,50,295 0,293 1,0 77,6 74,40,228 0,208 9,9 92,4 82,90,356 0,073 387,0 151,4 31,10,289 0,272 6,4 51,4 48,41,478 1,243 18,9 60,5 51,44,187 2,436 71,9 116,1 68,81,179 1,118 5,4 93,2 88,80,051 0,045 14,1 73,0 65,70,122 0,080 51,2 100,7 66,90,012 0,008 51,8 88,9 59,70,015 0,002 671,7 322,2 48,41,078 0,465 131,9 143,9 85,70,371 0,538 – 31,1 78,5 136,00,275 0,469 – 41,4 75,6 153,50,048 0,054 – 11,4 73,6 93,51,312 0,702 87,0 114,8 75,8

12,364 8,921 38,6 94,4 71,9

Anteil der Schadenaufwendungen

an den Brutto-Beiträgen 2002

in einzelnen Versicherungszweigen

0 20 40 60 80 100 120 140 160 Prozent

Glasversicherung 51,4

Beiträge 100 Prozent

Sturmversicherung 151,4

verbundene Hausratversicherung 60,5

Unfallversicherung 52,4

Feuerversicherung1) 77,6

verbundene Wohngebäudeversicherung 116,1

Rechtsschutzversicherung 74,8

Einbruchdiebstahlversicherung 77,6

Kfz-Haftpflichtversicherung 97,0

Tierversicherung 73,0

1) F.-Industrie, F.-Landwirtschaft, F.-Gewerbe ohne Betriebsunterbrechungsversicherung/EC-, All-Risks und kombiniertes Gewerbe

© GDV-Jahrbuch 2003

Spannweite der Schadenquoten 107

108 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

1980 0,64 278 2,311985 0,79 289 2,741990 0,85 289 2,951993 1,01 309 3,271994 1,19 246 4,831995 1,13 267 4,241996 0,99 227 4,361997 0,79 244 3,261998 1,10 222 4,971999 1,14 253 4,5220002) 0,88 199 4,432001 1,02 183 5,572002 0,55 160 3,46

Jahr Schaden- Anzahl Schaden-aufwand durchschnitt

Mrd. EUR Mio. EUR

Großschäden in der Industriellen Sachversicherung1)

Feuerschäden aus FI/FBU, EC und All-Risks (bis 1999 nur FI/FBU)

1) Schäden mit mindestens 500 000 EUR Schadenaufwand (bis 2001 1 Mio. DM), 2) ab 2000 inklusiveFeuerschäden EC (Extended Coverage) und All-Risks.

Transportversicherung

Die Transportversicherung hängt wie kein ande-

rer Versicherungszweig von der Entwicklung des

Welthandels ab. Nach dem Frühjahrsgutachten

der Wirtschaftsforschungsinstitute könnte der

Welthandel 2003 um 4,5 Prozent wachsen, der

deutsche Import um 4 Prozent und der Export

um 3 Prozent. Dies sieht auf den ersten Blick

recht positiv aus. Allerdings muss festgestellt

werden, dass besonders die Entwicklung der

stark exportorientierten Warenversicherung

über viele Jahre nicht genügend von diesen Zu-

wächsen profitiert hat. Trotzdem können diese

Zahlen für die Transportversicherung als opti-

mistische Zeichen gewertet werden.

In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass

sich der Warenverkehr der letzten 10 Jahre von

638 auf 1 180 Milliarden Euro nahezu verdop-

pelt hat, während die Warenprämie im selben

Verbundene Hausratversicherung (VHV) gesamt1)

Feuer2)

Einbruchdiebstahl2)

Leitungswasser2)

Sturm2)

Glas2)

Elementar2)

Verbundene Wohngebäudeversicherung(VGV) gesamt1)

Feuer2)

Leitungswasser2)

Sturm2)

Elementar2)

1 748 1 379 1 536 1 478 1 243 1 286 845 901 837750 540 670 590 460 520 780 860 783490 470 470 510 530 500 1 067 1 110 1 062260 250 240 230 210 190 867 804 755160 60 90 70 20 30 427 399 294

60 60 60 10 10 10 235 220 18620 <10 <10 60 10 <10 2 404 1 821 1 594

3 093 1 479 1 867 4 187 2 436 2 510 1 354 1 647 1 345210 170 170 720 640 630 3 488 3 788 3 518970 990 950 1 440 1 480 1 250 1 447 1 356 1 260

1 800 300 730 1 580 310 490 853 937 636100 <10 <10 400 <10 10 3 567 1 966 2 319

Zahl der Schäden in 1000 Schadenaufwand in Mio. EUR Schadendurchschnitt in EUR3)

2002 2001 2000 2002 2001 2000 2002 2001 2000

Schäden je Gefahr in der Verbundenen Hausrat- und Wohngebäudeversicherung

1) alle Versicherungsunternehmen, 2) Schätzung aufgrund von Teilbeständen (mit der Genauigkeit gerundet auf 10 000 Stück bzw. 10 Mio. EUR), 3) es wurden alle Unter-nehmen berücksichtigt, die beide der jeweiligen Kennzahl zugrunde liegenden Messzahlen auf die Untersparten aufgeteilt haben. Daraus wurde direkt (ohne Hochrechnung)der Schadendurchschnitt ermittelt.

Zeitraum nur um knapp 20 Prozent zulegte.

Dabei ist noch nicht berücksichtigt, wie sich in

diesem Zeitraum die Risiken verändert haben. So

sind zum Beispiel die Werte pro Transporteinheit

(Elektronik) ebenso wie die Menge der beförder-

ten Waren auf einem Transportmittel (steigende

Größe der Containerschiffe) erheblich gestiegen.

Erste Erkenntnisse aus 2003 zeigen, dass erneut

mit einem Wachstum gerechnet werden kann.

Dieses könnte bei 3,5 Prozent liegen. Auf der

Schadenseite zeichnet sich eine leichte Verbes-

serung der Schadenquoten ab.

Rückblick auf 2002

Die gebuchten Brutto-Beitragseinnahmen er-

reichten 2002 einen Betrag von rund 1,8 Milliar-

den Euro oder eine Steigerung um 2,7 Prozent.

Dies ist gegenüber der Steigerung von 6,72 Pro-

zent in 2001 zwar ein Rückgang, aber unter

Berücksichtigung der allgemeinen Wirtschafts-

lage ein noch vorzeigbares Ergebnis. Für die zu-

sammengefassten klassischen Transportzweige

Ware, Verkehrshaftung und Kasko konnte für das

Zeichnungsjahr eine Schadenquote nach 12 Mo-

naten von 89,73 Prozent ermittelt werden, die

gegenüber den Vorjahren eine erfreuliche Ver-

besserung darstellt, endgültig aber erst nach

Abwicklung beurteilt werden kann.

109

Kalenderjahr insgesamt1) darunter

Verände-rung

Mrd. EUR in Prozent

Warenversicherung2)

Anteil Mrd. EUR in Prozent

Verkehrs- Seekasko- Flusskasko- Neben-haftungs- versicherung4) versicherung5) zweige6)

versicherung3)

Mrd. EUR Mrd. EUR Mrd. EUR Mrd. EUR

Transportversicherung in ZahlenAufgliederung nach Brutto-Beitragseinnahmen in Mrd. Euro

1970 0,435 15,3 0,186 42,7 0,046 0,074 0,031 0,0631980 0,917 8,2 0,429 46,9 0,123 0,101 0,062 0,1781985 1,107 4,1 0,539 48,6 0,161 0,093 0,073 0,2171990 1,215 5,6 0,550 45,3 0,204 0,062 0,083 0,2981994 1,566 0,6 0,660 42,1 0,274 0,113 0,086 0,4011995 1,570 0,2 0,683 43,5 0,267 0,083 0,087 0,4171996 1,605 2,2 0,716 44,6 0,267 0,082 0,095 0,4321997 1,618 0,8 0,731 45,2 0,260 0,071 0,093 0,4421998 1,636 1,1 0,752 45,9 0,256 0,064 0,106 0,4431999 1,610 – 1,6 0,711 44,2 0,245 0,055 0,110 0,4692000 1,636 1,6 0,739 45,1 0,231 0,047 0,116 0,4852001 1,746 6,7 0,791 45,3 0,242 0,053 0,120 0,4912002 1,793 2,7 0,792 44,2 0,253 0,065 0,129 0,511

1) einschl. Kriegsprämie und Pauschalmeldungen, 2) ohne Kriegsprämie, 3) Versicherung gegen Beschädigung oder Verlust von Gütern, die durch Spediteure und Kraftwagen-unternehmen zur Beförderung übernommen werden, 4) einschl. Baurisikogeschäft, 5) einschl. Wassersportkaskoversicherung, ab 1998 einschl. übrige Kaskoversicherung, 6) Reisegepäck-, Valoren-, Ausstellungsversicherung u.a.

In den einzelnen klassischen Transportsparten

sieht das Bild sehr unterschiedlich aus:

In der nach wie vor größten Sparte, der Waren-

versicherung, konnte nach Beitragswachstum in

Höhe von 7,13 Prozent im Jahr 2001 im Vorjahr

nur noch minimales Plus von 0,08 Prozent

erreicht werden. Die Schadenquote lag bei 89

(Vorjahr: 107) Prozent. Damit wurde das Niveau

von 1998 erreicht.

Die Verkehrshaftungsversicherung verzeichnete

mit 4,41 Prozent einen Zuwachs in der Größen-

ordnung des Vorjahres (plus 4,96 Prozent). Die

Schadenquote hat sich auch hier mit 88 Prozent

nach 99, 105 und 102 Prozent in den Vorjahren

deutlich verbessert. Anders als in der Warenver-

sicherung kann in der Verkehrshaftung jedoch

nicht mit einer Verbesserung im Zuge der zu

erwartenden Abwicklung gerechnet werden. Im

Gegenteil: Seit 1998 führte die Abwicklung

sogar zu einer Verschlechterung zwischen 5 und

15 Prozentpunkten. Auswirkungen durch die

Änderungen der Geschäftsbedingungen der

Spediteure (ADSp) und der Versicherungsbedin-

gungen (beispielsweise durch die Verkehrshaf-

tungs-Versicherungsbedingungen des GDV –

DTV-VHV) konnten 2002 noch nicht greifen.

Die Seekaskoversicherung hat im Vergleich zum

Vorjahr ihren Zuwachs mit 23,18 Prozent fast

verdoppelt, während die Flusskaskoversicherung

lediglich eine Steigerung von 2,76 (Vorjahr: 9,23)

Prozent auswies. Für die Wassersportkaskover-

sicherung ergab sich gegenüber dem Vorjahres-

rückgang von minus 3,93 Prozent ein Beitrags-

plus von 10,75 Prozent.

Die Seekaskoversicherung blieb mit einer Scha-

denquote von 155 Prozent auf einem sehr

hohen Niveau und liegt damit weit über den

Vorjahren. Allerdings muss die Sparte unter

Berücksichtigung des sehr kleinen Volumens von

56 Millionen Euro und damit der Anfälligkeit für

Großschäden betrachtet werden. Allein der Ex-

plosionsschaden auf dem Containerschiff

„Hanjin Pennsylvania“ belastete die Statistik mit

23 Millionen Euro.

Auch in der Flusskaskoversicherung verschlech-

terten sich die Schadenquoten kontinuierlich

auf 107 Prozent in 2002. Auch hier muss mit

einer abermaligen Verschlechterung des Ergeb-

nisses durch die Abwicklung in Höhe von min-

destens 10 Prozentpunkten gerechnet werden.

Sorgen macht in diesem Bereich auch der An-

stieg der Großschäden, die nach zwei Jahren

einen Anteil am Gesamtschadenaufwand von

25–35 Prozent ausmachen.

In Wassersport zeichnet sich mit einer Schaden-

quote von 66 Prozent eine leichte Verbesserung

gegenüber der Vorjahre ab. Allerdings muss auch

hier von einer weiteren Verschlechterung des

Ergebnisses durch die Abwicklung in Höhe von

mindestens 10 Prozentpunkten ausgegangen

werden.

110 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Kreditversicherung

Im Zentrum der Kreditversicherung stehen die

Delkredereversicherung, die Kautionsversiche-

rung und die Vertrauensschadenversicherung.

Das klassische Geschäft der Sparte ist dabei das

der Delkredereversicherung. Diese bietet Schutz

vor Forderungsausfällen aus Warenlieferungen

und Dienstleistungen ins In- und Ausland für

große und mittlere Unternehmen (Warenkredit-

und Ausfuhrkreditversicherung). Des Weiteren

wird Schutz gewährt für Risiken, die aus Ver-

käufen von Maschinen und Anlagen im In- und

Ausland mit Kreditlaufzeiten von bis zu fünf

Jahren resultieren (Investitionsgüter-Kreditversi-

cherung). Mit der Delkredereversicherung wer-

den ca. 70 Prozent der Beitragseinnahmen er-

zielt.

In der Kautionsversicherung werden Bürgschaf-

ten, Garantien oder Bonds im Auftrag des Versi-

cherungsnehmers zugunsten der in- und aus-

ländischen Gläubiger zur Sicherung vertragli-

cher oder gesetzlicher Verpflichtungen, deren

Schuldner der Versicherungsnehmer ist, über-

nommen.

Schließlich bietet die Vertrauensschadenversi-

cherung dem Versicherungsnehmer Schutz vor

finanziellen Schäden aus unerlaubten Hand-

lungen wie Unterschlagung, Diebstahl, Verun-

treuung und Betrug einschließlich Computer-

missbrauch. Versichert sind Schäden durch

vorsätzliche Handlungen eigener Mitarbeiter,

von Fremdpersonal und Zeitarbeitskräften, von

Geschäftsführern und Vorständen sowie soge-

nannter Hacker.

Das wirtschaftliche Umfeld der Delkredere- und

der Kautionsversicherung in Deutschland ist von

der anhaltend schwachen Konjunktur und wei-

ter steigenden Insolvenzzahlen geprägt. Für das

laufende Jahr rechnen die Kreditversicherer mit

bis zu 44 000 Insolvenzen nach 32 278 im Jahr

2001 und 37 579 im Jahr 2002. Im Bereich der

Delkredereversicherung bedeutet die Insolvenz

eines Waren- oder Dienstleistungsabnehmers

für den Versicherer, dass er von seinem Versiche-

rungsnehmer in Anspruch genommen wird. Im

Bereich der Kautionsversicherung kann der Be-

günstigte den Versicherer in Anspruch nehmen,

wenn der Versicherungsnehmer insolvent wird.

Die Hochrechnung der Geschäftsentwicklung

der Kreditversicherungssparten für das Jahr

2003 beruht auf den Ergebnissen des ersten

Halbjahres 2003. Danach könnte sich für die

Delkredereversicherung eine Zunahme der

Brutto-Beitragseinnahmen um ca. 5 Prozent auf

rund 900 Millionen Euro ergeben. Der Schaden-

aufwand für Geschäftsjahresschäden wird sich

voraussichtlich auf etwa 700 Millionen Euro

verringern. Die Schadenquote dürfte dabei mit

78 Prozent jene des Vorjahres um 30 Prozent-

punkte unterschreiten. Diese erfreuliche Ent-

wicklung ist in erster Linie auf die gesteigerte

Rentabilität der Verträge und auf die bislang

günstige Großschadenentwicklung zurückzu-

führen. Die Belastung im Frequenzschadenbe-

reich ist allerdings in Anbetracht der Insolvenz-

entwicklung unverändert hoch.

111

In der Kautionsversicherung wird mit einer Zu-

nahme der Brutto-Beitragseinnahmen um etwa

10 Prozent auf rund 215 Millionen Euro gerech-

net. Auf der Schadenseite führt auch hier das

Ausbleiben von Großschäden zu einer um ganze

99 Prozentpunkte verbesserten Geschäftsjah-

resschadenquote von 30 Prozent. Der Schaden-

aufwand für Geschäftsjahresschäden wird vor-

aussichtlich rund 65 Millionen Euro erreichen.

Für die Vertrauensschadenversicherung werden

Brutto-Beitragseinnahmen in Höhe von etwa

185 Millionen Euro erwartet. Dies entspricht

einem Plus von rund 5 Prozent. Der Schadenauf-

wand wird voraussichtlich rund 138 Millionen

Euro betragen, die Geschäftsjahresschaden-

quote dürfte bei 75 Prozent liegen.

Rückblick auf 2002

Die Brutto-Beitragseinnahmen in der Delkre-

dereversicherung blieben im Jahr 2002 mit ca.

860 Millionen Euro auf dem Vorjahresniveau.

Der Schadenaufwand betrug rund 930 Millionen

Euro, so dass die Geschäftsjahresschadenquote

bei rund 108 Prozent lag. In der Kautionsver-

sicherung stiegen die Einnahmen auf rund

197 Millionen Euro. Der Schadenaufwand be-

trug rund 254 Millionen Euro, die Schadenquote

lag bei rund 129 Prozent. Die Beitragsvolumen in

der Vertrauensschadenversicherung minderte

sich leicht auf 176 Millionen Euro, während der

Schadenaufwand bei rund 131 Millionen Euro

ausmachte, und die Schadenquote bei rund

74 Prozent lag.

Luft- und Raumfahrtversicherung

Die überwiegende Anzahl der deutschen Erst-

und Rückversicherer sind im Deutschen Luftpool

(DLP) als Rückversicherungsgemeinschaft orga-

nisiert. Das Zeichnungsgebiet des DLP umfasst

seit 2002 nur noch Europa mit Schwerpunkt

Deutschland, Österreich und Schweiz. Die Ge-

schäftsbereiche, für die der DLP wesentliche

Kapazitäten bereitstellt, beinhalten die Sparten

Haftpflicht-, Kasko-, Unfall- und Lizenzverlust-

versicherung. Seit 1985 wurden internationale

Raumfahrtrisiken in einer separaten Poolklasse

zusätzlich versichert. Die weitere Zeichnung von

Raumfahrtrisiken wurde zum 31. Dezember

2002 eingestellt.

112 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

1980198519891990199119921993199419951996199719981999s)

200020012002

249460579626698748722833935

1 0081 1111 1531 1981 1841 2321 233

p)

q)

6 31513 625

9 5908 730

8 837 (392)10 920 (1 092)15 148 (2 327)18 824 (3 911)22 344 (5 874)25 530 (7 419)27 474 (8 126)27 828 (8 615)26 476 (7 567)28 235 (8 047)32 278 (8 506)37 579 (8 847)

Jahr Verdiente Bruttobeiträge1)2)

Mio. EUR

Unternehmens-Insolvenzen (neue Länder)

Kreditversicherung und Insolvenzen in ZahlenAb 1991 einschließlich neue Bundesländer

1) ab 1993 Prüfungsgebühren ausgegliedert, 2) direktes Geschäft der Spezialversicherer, Eigenschaden-versicherer der Sparkassen und Gemeinden, Vertrauensschadenversicherung sowie Kompositversi-cherer, p) ab 2001 Zahlen gem. GDV-Statistik, q) vorläufig, s) Insolvenzzahlen: Vergleichbarkeit gegen-über Vorjahreswerten aufgrund der ab 1.1.1999 gültigen InsO gestört. – Quelle Insolvenzzahlen ab1999: Statistisches Bundesamt.

Luftfahrtversicherung 2003

Die Luftfahrtversicherer konnten sich dank der

härteren Marktbedingungen von dem unter-

tarifierten Ratenniveau der Vorjahre lösen. Die

Kriegsprämien wurden, wenn auch mit Abschlä-

gen, in die Grundprämien integriert. Die in 2002

erzielten Sanierungserfolge sowie die Kriegs-

zuschläge haben sich als geeignet erwiesen, ein

auskömmliches Ratenniveau in 2003 zu erzielen.

Allerdings ist der von den Geschäftssegmenten

Airline und Industrie getragene Beitragszu-

wachs mittlerweile einer erheblichen Gegen-

bewegung ausgesetzt. Der Lufttransport- und

Luftfahrtindustriesektor musste sich nach dem

von wirtschaftlicher Stagnation geprägten Jahr

2002 leider auch in der ersten Jahreshälfte 2003

mit einer weiter schwierigen Lage auseinander-

setzen. Diese Krise wurde durch den Krieg im

Irak, der anhaltenden Terrorgefahr, hohe Treib-

stoffkosten und die SARS-Epidemie in China,

Südostasien und Kanada weiter verschärft. Dies

zwingt auch den Lufttransportsektor zu großen

Bemühungen, die Kostenseite in den Griff zu

bekommen, weshalb der Druck auf die Prämien-

raten für Versicherungsleistung erheblich zu-

nimmt.

Der Bereich der Allgemeinen Luftfahrt war, wie

auch in den Vorjahren, relativ stabil. Allerdings

wächst der Markt derzeit wegen der anhalten-

den konjunkturellen Flaute nicht. Die günstige

Entwicklung des Schadenverlaufes im Jahr

2002 hat sich glücklicherweise auch 2003 fort-

gesetzt. Bis Ende Juni 2003 haben sich weltweit

113

1980 47,37 38,44 13,95 11,84 12,65 22,14 14,151985 112,15 73,27 30,71 26,39 16,17 56,40 37,201990 98,71 63,03 19,04 25,63 18,37 47,70 23,161993 134,92 102,13 34,63 43,83 23,66 103,55 82,831994 171,62 117,59 42,95 49,57 25,06 111,37 60,381995 158,04 119,38 45,72 49,18 24,48 53,65 36,761996 187,69 129,58 45,27 57,39 26,92 70,83 46,011997 189,69 119,39 40,27 57,06 22,06 68,51 39,581998 164,40 110,10 35,63 52,19 22,27 111,42 71,781999 172,89 107,99 36,66 49,61 21,43 112,49 60,132000 201,10 120,20 40,50 58,20 21,45 143,90 82,302001 291,51 157,39 47,26 89,96 20,17 150,98 81,262002 452,60 3) 123,93 291,98 18,73 188,12 3)

Geschäftsjahr Brutto-Beitragsaufkommen Aufteilung direktes Luftfahrtgeschäft Schadenzahlungen2)

Mio. EUR Mio. EUR Mio. EUR

insgesamt1) direktes Kasko Haftpflicht Unfall insgesamt1) direktesLuftfahrt- Luftfahrt-geschäft geschäft

Luft- und Raumfahrtversicherung in ZahlenBeitragseinnahmen und Schadenzahlungen des Deutschen Luftpools

1) direktes und indirektes Luftfahrtgeschäft, ab 1985 einschl. Raumfahrtversicherung, 2) ohne Schadenreserven, 3) direktes und indirektes Geschäft werden für 2002 nichtmehr getrennt ausgewiesen.

in der kommerziellen Luftfahrt nur sieben Ab-

stürze mit insgesamt 209 Todesopfern ereignet.

Dies ist eine der niedrigsten Unfallzahlen für

Luftfahrzeuge in den letzten Jahren. Die Ge-

samtschadensumme bis Juli 2003 lag für Kasko

und Haftpflicht bei 311 Millionen US-Dollar.

Raumfahrtversicherung 2003

Die Startintensität in 2003 hat sich gegenüber

dem Vorjahr kaum verändert. Nach derzeitigen

Schätzungen ist in 2003 mit ca. 23 Starts in der

kommerziellen Raumfahrt zu rechnen. Die füh-

renden Raumfahrtnationen USA, Europa und

Russland haben einen ungefähr gleich großen

Marktanteil von ca. 30 Prozent. Bis zur Jahres-

mitte waren noch keine Großschäden aufge-

treten.

Weltweit hat sich bei der Raumfahrtversiche-

rung die Kapazität weiter auf 500 bis 550 Millio-

nen US-Dollar für Launch plus ein Jahr In-Orbit

Versicherung reduziert. Die Kapazität für In-

Orbit Risiken liegt weltweit bei nur noch 300 bis

350 Millionen US-Dollar. Derzeit herrscht am

Raumfahrtversicherungsmarkt ein nicht ge-

kannter Mangel an Kapital, da seit 1998 von den

49 Raumfahrtversicherern ca. 20 Gesellschaften

aus dem Markt ausgeschieden sind.

Auch der DLP hat seit dem 31. Dezember 2002

die Zeichnung von Raumfahrtrisiken eingestellt,

nachdem in den Jahren 2000 und 2001 deutli-

che versicherungstechnische Verluste in diesem

Bereich auftraten. Dementsprechend wird mit

einem stetig sinkenden Beitragsaufkommen in

den nächsten Jahren zu rechnen sein. Knapp die

Hälfte der vom DLP gezeichneten Raumfahrt-

risiken werden zum Ende des Jahres 2003 ausge-

laufen sein.

Rückblick auf 2002

Das Geschäftsjahr 2002 wurde im Bereich Luft-

fahrt durch die Nachwirkung der tragischen

Ereignisse des 11. Septembers 2001 sowie durch

einen weiteren konjunkturellen Abschwung ins-

besondere in Europa und Amerika geprägt.

Getragen von einer positiven Entwicklung im

asiatisch/pazifischen Raum stieg die Beförde-

rungsleistung im Lufttransportsektor wieder

leicht an. Die Gesamtzahl der beförderten Passa-

giere im weltweiten Linienflugnetz lag bei rund

1,6 Milliarden Personen. Dieses bedeutet ein

Wachstum der Luftfahrtindustrie von ca. einem

Prozent. Insgesamt liegen diese Werte immer

noch deutlich unter dem Niveau des Jahres

2000.

Der Deutsche Luftpool konnte seine Beitragsein-

nahmen im Geschäftsjahr 2002 um etwa 60 Pro-

zent steigern. Die gebuchten Bruttobeiträge von

439,4 Millionen Euro konnten den angefallenen

Schadenaufwand, trotz eines Anstiegs der Scha-

denszahlungen von 30,6 Prozent auf 183,82 Mil-

lionen Euro, kompensieren.

Die Zunahme der Beitragseinnahmen im ge-

samten Geschäft stützte sich im Wesentlichen

auf die Segmente der Haftpflicht- und Kaskover-

sicherung (plus 80 Prozent bzw. plus 30 Prozent).

Dieses gute Ergebnis wurde in erster Linie durch

die 2001 eingeleitete Sanierung der Raten und

die erhobenen Kriegszuschläge im Bereich der

Airline- und Industrierisiken erreicht.

114 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Erfreulich war auch die vergleichsweise niedrige

Unfallrate in der kommerziellen Passagierluft-

fahrt, welche abermals unter dem statistischen

Durchschnitt der letzten zehn Jahren lag. Nach

Angaben der Internationalen Zivilluftfahrtorga-

nisation (ICAO) gab es im kommerziellen Welt-

luftverkehr (scheduled/non-scheduled opera-

tions) 992 Opfer bei Flugzeugunglücken.

In Deutschland und dem benachbarten Ausland

ereigneten sich zwei schwere Unglücksfälle. So

kollidierten am 1. Juli 2002 ein Fracht- und ein

Passagierflugzeug nahe dem Bodenseeort Über-

lingen. Dabei waren 71 Opfer zu beklagen, dar-

unter viele Kinder. Das zweite Unglück geschah

am 6. November. Dabei stürzte ein Verkehrsflug-

zeug auf dem Weg von Berlin nach Luxemburg

kurz vor Erreichen des Flughafens ab. Hier waren

20 Opfer zu beklagen, zwei Personen überlebten

das Unglück. Das weltweit mit 225 Opfern

schwerste Unglück ereignete sich am 25. Mai

2002 über der Insel Penghu/Taiwan beim Ab-

sturz einer Boeing 747-200.

Die Schadenbelastung des DLP 2002 resultierte

fast zu gleichen Teilen aus den Bereichen Haft-

pflicht und Kasko, wobei die Kaskozahlungen

(plus 20,1 Prozent) im Vergleich zum Jahr 2001

erheblich zunahmen, während das Segment

Haftpflicht (plus 9,3 Prozent) einer geringeren

Steigerung unterlag.

Besondere Aufmerksamkeit kam im Jahr 2002

der Drittschadenshaftpflichtversicherung für

Terrorrisiken zu. In allen Staaten der Europäi-

schen Union liefen die Staatsgarantien für die

Terrordeckung in der Dritthaftpflicht zum Ende

des Jahres aus. Die europäischen Luftfahrtunter-

nehmen mussten sich seitdem auf dem freien

Versicherungsmarkt, auf dem derzeit drei Anbie-

ter auftreten, eindecken. Trotz des kommerziell

erhältlichen Versicherungsschutzes wird auf

amerikanischer Seite noch immer staatlicher-

seits Deckung gewährt oder ermöglicht.

Im Bereich Raumfahrt sind im Jahr 2002 die

weltweit erzielten Beitragseinnahmen gegen-

über dem Vorjahr um 61 Prozent von ca. 500

Millionen auf etwa 814 Millionen US-Dollar ge-

stiegen. Insgesamt gab es 30 versicherte Satelli-

tenstarts. Davon waren 28 erfolgreich, nur zwei

Starts scheiterten. Die Schadenaufwendungen

betrugen weltweit nur noch 340 Millionen US-

Dollar. Dies entspricht einem Rückgang von

70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (1,1 Mrd.

US-Dollar).

Die Bruttoeinnahmen der separate Poolklasse

für Raumfahrt des DLP ging im Jahr 2002 um

21,5 Prozent auf 13,11 Millionen Euro zurück.

Der größte Teil der Einnahmen stammt aus dem

Segment der Launch-Versicherungen, welcher

sich um 20,6 Prozent auf 9,68 Millionen Euro ver-

ringerte. Die Einnahmen aus dem Segment der

In-Orbit Versicherungen minderten sich eben-

falls um 18,4 Prozent auf 3,42 Millionen Euro. Die

Schadenszahlungen sanken drastisch um 53,4

Prozent von 10,32 Millionen Euro in 2001 auf

4,8 Millionen Euro in 2002. Der prozentuale

Rückgang bei Launch-Versicherungen betrug

55,6 Prozent. Die Schadenszahlungen für In-

Orbit Versicherungen stellten weniger als 10

Prozent der Gesamtschadenzahlung dar.

115

Nuklearversicherung

Aufgaben der Nuklearversicherungs-Pools

Der 1957 gegründeten Deutschen Kernreaktor-

Versicherungsgemeinschaft (DKVG) gehören

derzeit 61 (Vorjahr: 69) in der Bundesrepublik

Deutschland zugelassene Versicherungsunter-

nehmen an, darunter alle maßgeblichen Scha-

den- und Unfall- sowie Rückversicherer. Der

Rückgang bei den Mitgliedern war im Wesent-

lichen durch Übernahmen oder Rückzug aus

dem industriellen Geschäft bedingt.

Die DKVG zeichnet weltweit Nuklearrisiken als

Rückversicherer für Rechnung der Mitgliedsun-

ternehmen. Für in der Bundesrepublik Deutsch-

land gelegene Risiken erfolgt die Erstversiche-

rung vorwiegend durch Mitgliedsunternehmen

in Mitversicherungskonsortien, die ihren Ge-

schäftsanteil jeweils vollständig in die DKVG ein-

bringen. Das Auslandsgeschäft erhält die DKVG

direkt von den jeweiligen nationalen Atompools.

Generell bietet die DKVG Versicherungsschutz

für:

Sachschäden (vor allem aus Kernenergie- und

Feuerrisiken) einschließlich der Kosten für Dekon-

tamination und Aufräumung sowie für Betriebs-

unterbrechungsschäden als Folge versicherter

Sachschäden von Anlagen des Kernbrennstoff-

kreislaufs (vor allem Kernkraftwerke) sowie von

Einrichtungen und Vorräten einschließlich der

Ausgangs- und Brennstoffe, die zu solchen An-

lagen gehören.

Haftpflichtschäden der gesetzlichen Haftpflicht

aus der Errichtung und dem Betrieb von Anlagen

des Kernbrennstoffkreislaufs sowie dem Trans-

port der damit verbundenen Kernbrennstoffe

und sonstigen radioaktiven Abfälle.

Beitrags- und Kapazitätsentwicklung 2003

Die DKVG erwartet für 2003 einen Anstieg ihres

Prämienaufkommens um brutto 4 Millionen auf

34 Millionen Euro und netto um 1 Million Euro

auf 30 Millionen Euro. Der Zuwachs resultiert

ausschließlich aus dem Haftpflichtgeschäft, das

brutto um 5 Millionen Euro und netto um ca. 2

Millionen Euro steigt. Das Sachgeschäft mindert

sich brutto und netto noch einmal um jeweils

rund 1 Million Euro. Maßgeblich für diese Ent-

116 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

1970 3,4 2,5 40 18 0,11980 30,8 21,0 138 75 11,61985 107,4 78,3 177 94 8,01990 100,4 75,7 264 94 2,21991 90,3 69,7 283 94 1,61992 89,7 69,1 301 94 6,61993 89,4 70,8 326 94 1,91994 90,1 74,9 344 96 9,71995 70,8 59,5 344 96 2,61996 66,8 56,5 374 96 1,01997 62,8 52,7 374 96 8,11998 59,5 49,4 374 96 21,01999 44,9 38,9 425 119 – 3,92000 46,1 40,2 414 117 0,02001 35,0 31,5 412 116 7,22002 30,2 29,0 394 125 – 1,02003 34,3p) 29,5p) 266 139 2,54)

Jahr Brutto- Netto-Beitrags- Beitrags-

einnahmen1) einnahmen2)

Mio. EUR Mio. EUR Sach Haftpflicht Mio. EUR

Nuklearversicherung in Zahlen

1) ausschließlich Prämien aus dem indirekten In- und Auslandsgeschäft, 2) Brutto-Prämieneinnahmenabzüglich Retrozessionen an ausländische Rückversicherer, 3) Nettokapazitäten für das Inland, 4) nachden bisher vorliegenden Schadenmeldungen (Stand: Ende August), p) geschätzt – Quelle: DeutscheKernreaktor-Versicherungsgemeinschaft (DKVG).

Netto-Versicherungs-

Kapazität3) Mio. EUR

Netto-Schaden-belastunginsgesamt

wicklung ist der Beitragszuwachs aus dem Haft-

pflichtgeschäft des Inlands und der USA.

Mit Inkrafttreten der neuen Atomgesetznovelle

ist die Deckungsvorsorge auf 2 500 Millionen

Euro erhöht worden. Davon übernimmt die

DKVG zusammen mit der internationalen Pool-

gemeinschaft seit dem 1. Januar 2003 rund

256 Millionen Euro (bisher 102 Millionen Euro).

Dadurch erhöhen sich die Brutto-Beitragseinnah-

men um 60 Prozent auf rund 9,5 Millionen Euro.

Dies führt aber nicht zu einer Netto-Prämien-

erhöhung der DKVG, weil sich der Eigenbehalt

von knapp 90 auf 50 Prozent verringert. Die ver-

bleibende Deckungsstrecke von 2 244 Millionen

Euro wird durch eine finanzielle Garantie aller

deutschen KKW-Betreiber abgesichert.

Die Mehrprämien aus dem US-Geschäft resultie-

ren zum einen aus einer Erhöhung der Versiche-

rungssumme von 200 Millionen auf 300 Millio-

nen US-Dollar, zum anderen aus einer Anhebung

der Beteiligung für die DKVG.

Die leichten Beitragseinbußen im Sachauslands-

geschäft sind auf Beteiligungsverzichte wegen

unzureichender Prämien bzw. technischer An-

lagendefizite (Korea, Kanada), Beteiligungsredu-

zierungen (wegen gesunkener Kapazitäten, un-

zureichender Prämienreziprozität) und Dollar-

schwäche zurückzuführen. Andererseits sind

auch Beitragssteigerungen zu verzeichnen. So

ergab sich neues Geschäft in China sowie ein

Wiedereinstieg in Spanien und Finnland, da die

Terrordeckung, an der sich die DKVG nicht betei-

ligt, nunmehr als Sonderdeckung platziert wird.

Die Kapazitätsentwicklung verlief für 2003 rück-

läufig. Vor allem bedingt durch das Ausscheiden

der Gesellschafter der AM Generali Gruppe so-

wie von Gerling Globale und GE-Frankona sank

die durchschnittliche Kapazität für die Sachver-

sicherung im In- und Ausland um 33 Prozent und

für die Haftpflichtversicherung um 12 Prozent.

Lediglich die Haftpflichtkapazität für das Inland

konnte um 12 Prozent auf 139 (Vorjahr: 125) Mil-

lionen Euro gesteigert werden. Mit Anhebung

der Deckungsvorsorge für deutsche KKW kam ab

2003 zusätzlicher Kapazitätsbedarf auf die Pool-

gemeinschaft zu, dem die Gesellschafter durch

eine deutliche Erhöhung ihrer Zeichnungssum-

men entsprochen haben. Dabei blieb eine Um-

schichtung von inländischer Sach- auf Haft-

pflichtkapazität die Ausnahme.

Entwicklungen im Ausland

■ Großbritannien: Infolge unbefriedigender Re-

ziprozität sowie gesunkener Kapazitäten sind

die RV-Anteile der DKVG am Sach- und Haft-

pflichtgeschäft um teilweise über 40 Prozent

reduziert worden.

■ Japan: Hier sind zur Zeit 4 KKW-Blöcke in Bau,

die in den nächsten Jahren in Betrieb gehen

werden.

■ Holland: Für den Einschluss von Terrorismus-

schäden wurde die Haftpflichtprämie um

25 Prozent erhöht. Durch die Inbetriebnahme

eines Zwischenlagers für hochradioaktive

Abfälle wird zusätzliche Prämie generiert.

■ Schweiz: Da für die Deckungsvorsorge von

1 Milliarde CHF keine ausreichende Haft-

pflichtkapazität ohne Terrorausschluss ver-

fügbar ist, hat der Schweizer Staat für die

Strecke CHF 500 Millionen XS 500 Millionen

CHF die Deckung übernommen.

117

■ Spanien: In der Erneuerung der Sachversiche-

rungen für 2003 konnte sich der spanische

Pool im Wettbewerb mit der Captive ONEIL

weitgehend behaupten. Allerdings sind die

beiden ältesten Kernkraftwerke (KKW) Santa

Maria de Garona und Zorita zu ONEIL ge-

wechselt. Gleichzeitig hat der spanische Pool

für diese Anlagen seine Haftpflichtversiche-

rung zurückgezogen.

Schadenentwicklung

In 2003 sind bisher 3 Schadenfälle gemeldet

worden, die das Geschäftsergebnis der belasten:

■ Ein Trafo-Schaden am Block 2 des mexikani-

schen KKW Laguna Verde, der abschließend

mit 1,3 Millionen US-Dollar reguliert wurde

(DKVG-Anteil 22,5 Prozent).

■ Ein Dampferzeuger-Rohrbruch im Block 4 des

koreanischen KKW Uljin, für den die Versi-

cherer 3,3 Millionen US-Dollar gezahlt haben

(DKVG-Anteil 7 Prozent).

■ Im ungarischen KKW Paks ist bei der che-

mischen Reinigung von korrodierten Brenn-

elementen aufgrund mangelhafter Kühlung

ein Überhitzungsschaden entstanden. Alle

30 Brennelemente sind in ihrer Struktur zer-

stört und werden hohe Bergungs- und Ent-

sorgungskosten verursachen. Auch der Reini-

gungstank ist unbrauchbar. Der Schaden ist

unter Berücksichtigung einer Abzugsfran-

chise mit 10 Millionen Euro reserviert (DKVG-

Anteil: 19,7 Prozent). Die DKVG ist als führen-

der Rückversicherer in die Schadenregulie-

rung eingebunden.

Rückblick auf 2002

Die DKVG buchte 2002 eine Brutto-Beitragsein-

nahme von 30,2 (Vorjahr: 35,0) Millionen Euro

und eine Beitragseinnahme für eigene Rech-

nung (f.e.R.) von 29,0 (Vorjahr: 31,5) Millionen

Euro.

Von der Einnahme f.e.R. entfielen:

■ auf das inländische Sachgeschäft

0 (Vorjahr: 3,0) Millionen Euro oder

0 (Vorjahr: 9,5) Prozent,

■ auf das inländische Haftpflichtgeschäft

5,9 (Vorjahr: 5,6) Millionen Euro oder

20,4 (Vorjahr: 17,8) Prozent,

■ auf das ausländische Sachgeschäft

14,1 (Vorjahr: 16,1) Millionen Euro oder

48,6 (Vorjahr: 51,1) Prozent,

■ auf das ausländische Haftpflichtgeschäft

9,0 (Vorjahr: 6,8) Millionen Euro oder

31,0 (Vorjahr: 21,6) Prozent.

In der Sachversicherung hat es 2002 erhebliche

Prämieneinbußen gegeben. Dies lag am Verlust

des noch verbliebenen Inlandsgeschäfts an die

Captives sowie der ausländischen Beteiligungen

in Finnland, Holland, Schweiz und Spanien.

Für den Verlust des Inlandsgeschäft war neben

der Aufkündigung der Deckung von Terrorrisiken

auch die angekündigte Prämienerhöhung um

25 Prozent maßgeblich. Die Captives bieten hier

einen prämienfreien Terroreinschluss sowie

deutlich günstigere Prämienraten. Der Verlust

der Auslandsbeteiligungen in den vorgenannten

118 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Ländern ist auf die strikte Haltung zurückzu-

führen, keine Terrorrisiken zu zeichnen.

Auf der Schadenseite waren für eigene Rech-

nung neben Geschäftjahresschäden von 0,77

(Vorjahr: 2,91) Millionen Euro Abwicklungsge-

winne von 2,12 (Vorjahr: minus 4,25) Millionen

Euro zu verzeichnen, so dass sich eine Schaden-

quote von minus 4,7 Prozent (Vorjahr: 22,8 Pro-

zent) ergab. Ohne das US-Haftpflichtgeschäft,

das einen Abwicklungsgewinn von 2,35 Millio-

nen Euro erbrachte, wäre das saldierte Abwick-

lungsergebnis geringfügig negativ ausgefallen.

Allerdings werden die Abwicklungsgewinne aus

dem US-Haftpflichtgeschäft durch eine Erhö-

hung der Rückstellungen für Beitragsrückerstat-

tung in gleicher Höhe kompensiert, so dass sie

ohne Auswirkungen auf das versicherungstech-

nische Ergebnis bleiben.

Die Aufwendungen für den Versicherungsbe-

trieb f.e.R. des Jahres 2002 summierten sich auf

3,7 (Vorjahr: 3,9) Millionen Euro. Davon entfielen

2,2 (Vorjahr: 2,4) Millionen Euro auf Provisionen

und 1,5 (Vorjahr: 1,5) Millionen Euro auf Verwal-

tungskosten der DKVG. Der Kostensatz betrug

12,8 (Vorjahr: 12,4) Prozent, von denen die inter-

nen Verwaltungskosten 5,2 (Vorjahr: 4,8) Pro-

zent verursachten. Die Zinserträge im allgemei-

nen Geschäft (ohne technische Zinserträge aus

dem US-Haftpflichtdepot) waren mit 0,4 (Vor-

jahr: 0,5) Millionen Euro leicht rückläufig. Im

Jahresabschluss 2002 wird ein Jahresüberschuss

von 30,7 Millionen (Vorjahr: 30,8) Millionen Euro

ausgewiesen.

Insolvenzsicherung

Aufgabe des Pensions-Sicherungs-Vereins (PSVaG)

ist es, Mitarbeitern und Rentnern von Unterneh-

men, über deren Vermögen oder Nachlass das

Insolvenzverfahren eröffnet worden ist, die ge-

setzlich unverfallbaren Anwartschaften und die

laufenden Renten zu sichern. Der PSVaG nahm

am 1. Januar 1975 die Geschäftstätigkeit auf.

Grundlage seiner Tätigkeit ist das Gesetz zur Ver-

besserung der betrieblichen Altersversorgung

(BetrAVG), wonach der PSVaG auch mit öffent-

lich-rechtlicher Beitragshoheit ausgestattet ist.

Die Versicherung springt nach Insolvenz des

Arbeitgebers ein, wenn Arbeitnehmer bereits

eine Betriebsrente beziehen oder eine gesetzlich

unverfallbare Anwartschaft darauf haben. Eine

gesetzlich unverfallbare Anwartschaft liegt nach

Änderung des Betriebsrentenrechts durch das

119

1993 38 115 467 328 704 62 1791994 38 179 363 348 425 39 9201995 38 573 427 386 489 34 8671996 39 045 481 404 724 71 6221997 39 233 483 406 423 27 8251998 39 737 224 399 388 27 7961999 39 774 530 394 611 46 7312000 39 778 440 442 548 33 3652001 39 893 546 448 614 35 3822002 40 643 1 017 643 1 481 92 907

1992–2002 – 4 978 4 198 6 408 472 594

Jahr Mitglieds- Beitrags- Sicherungs- Schaden- gemeldetefirmen volumen fälle volumen Versorgungs-

berechtigte1)

Anzahl31.Dezember Mio. EUR Anzahl Mio. EUR Anzahl

Pensions-Sicherungs-Verein in ZahlenGrunddaten zum Pensions-Sicherungs-Verein

1) im jeweiligen Jahr neu gemeldete Versorgungsempfänger und Anwärter mit unverfallbaren Anwart-schaften, für deren Betriebsrenten der PSVaG aufgrund der Insolvenz des Arbeitgebers ganz oder zumTeil aufkommen muss.

AVmG nun immer dann vor, wenn der Beschäf-

tigte eines Mitgliedsunternehmens über 30 Jahre

alt ist und ihm die betriebliche Versorgung

wenigstens fünf Jahre vorher zugesagt wurde.

Die Neuregelung gilt für Zusagen, die nach dem

31. Dezember 2000 erteilt wurden. Für die Un-

verfallbarkeit von Anwartschaften aus älteren

Zusagen gibt es Übergangsregelungen; diese

werden spätestens am 1. Januar 2006 unver-

fallbar.

Die Mittel für die Durchführung der Insolvenz-

sicherung werden auf Grund öffentlich-rechtli-

cher Verpflichtung durch Beiträge der versiche-

rungspflichtigen Arbeitgeber aufgebracht. Die

Beiträge müssen den Barwert der im laufenden

Kalenderjahr entstehenden Ansprüche auf Leis-

tungen der Insolvenzsicherung sowie die sonsti-

gen Kosten der Versicherung decken (Renten-

wert-Umlageverfahren).

Beitragssatz schwankt

In den bisher 28 Geschäftsjahren des PSVaG lag

der durchschnittliche Beitragssatz bei rund

2,2 Promille der Beitragsbemessungsgrundlagen.

2002 betrug er auf Grund einer steigenden

Schadenentwicklung 4,5 nach 2,5 Promille im

Jahr zuvor. Derzeit sind rund 40 600 Arbeitgeber

beim PSVaG beitragspflichtig. Monatlich werden

Renten in Höhe von rund 41,3 Millionen Euro an

rund 366 200 Rentenempfänger als betroffene

Versorgungsberechtigte aus knapp 8 700 Insol-

venzen seit 1975 ausgezahlt.

Insgesamt stehen rund 8,0 Millionen Versor-

gungsberechtigte, davon 3,7 Millionen Empfän-

ger von Betriebsrenten und 4,3 Millionen Arbeit-

nehmer mit unverfallbaren Anwartschaften,

unter Insolvenzschutz (2002). Der Kapitalwert

dieser Versorgungsverpflichtungen in Form der

Beitragsbemessungsgrundlage beläuft sich auf

rund 225 Milliarden Euro.

Bedeutung für Arbeitnehmer und Arbeitgeber

Die Insolvenzsicherung der betrieblichen Alters-

versorgung hat nicht nur für die betroffenen

Versorgungsberechtigten eine erhebliche Be-

deutung, sondern in finanzpolitischer Hinsicht

auch für die Unternehmen selbst. Nur durch die

Insolvenzsicherung konnte das historisch ge-

wachsene freiheitliche System der betrieblichen

Altersversorgung in Deutschland erhalten blei-

ben. Es ermöglicht dem Arbeitgeber, die für die

Erfüllung von Versorgungszusagen angesam-

melten Deckungskapitalien im eigenen Unter-

nehmen zu investieren.

In den letzten zehn Jahren, von 1993 bis ein-

schließlich 2002, wurden auf Grund von knapp

4 200 Sicherungsfällen (Insolvenzen) rund

472 600 versorgungsberechtigte Rentner und

Anwärter mit einer unverfallbaren Anwart-

schaft nach der Insolvenz ihrer Arbeitgeber vom

PSVaG gesichert. Das Schadenvolumen erreichte

in dieser Zeit rund 6,4 Milliarden Euro.

Seit dem 1. Januar 1992 ist der PSVaG auch in

den neuen Bundesländern für die Insolvenz-

sicherung der betrieblichen Altersversorgung

zuständig. Da das Gesetz zur Verbesserung der

betrieblichen Altersversorgung jedoch erst ab

diesem Zeitpunkt in den neuen Bundesländern

in Kraft getreten ist und es nach dem Wortlaut

des Einigungsvertrages in Ostdeutschland nur

auf nach dem 31. Dezember 1991 erteilte Zusa-

gen Anwendung findet, entwickeln sich hieraus

nur allmählich insolvenzsicherungspflichtige

Tatbestände mit entsprechender Melde- und

Beitragszahlungspflicht.

120 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Der PSVaG hat ab dem Jahr 2002 auch die

Insolvenzsicherung der betrieblichen Altersver-

sorgung im Großherzogtum Luxemburg über-

nommen. Diese Aufgabenerweiterung des

PSVaG basiert auf dem Abkommen zwischen der

Bundesrepublik Deutschland und dem Groß-

herzogtum Luxemburg über Zusammenarbeit

im Bereich der Insolvenzsicherung betrieblicher

Altersversorgung vom 22. September 2000

(BGBl. II 2001 S. 1258).

Rückblick auf 2002

Das Schadenvolumen belief sich im Jahr 2002

auf 1 481 Millionen Euro nach 614 Millionen

Euro im Vorjahr (plus 141,0 Prozent). Aus 643

(Vorjahr: 448) Insolvenzen waren 50 524 (Vor-

jahr: 17 298) Versorgungsempfänger mit einer

Durchschnittsrente von monatlich 173 (2001:

143) Euro sowie 42 383 (Vorjahr: 18 084) Arbeit-

nehmer mit unverfallbarer Anwartschaft zu si-

chern. Insgesamt handelte es sich um 92 907

(2001: 35 382) Versorgungsberechtigte.

Das Beitragsaufkommen des PSVaG stieg im

Jahr 2002 auf 1 017 (2001: 546) Millionen Euro

(plus 86,3 Prozent). Die erforderlichen Beiträge

waren zu beziehen auf die von den Mitgliedern

gemeldete Beitragsbemessungsgrundlage von

rund 225 (2001: 218) Milliarden Euro. Daraus er-

rechnete sich ein Beitragssatz von 4,5 (2001: 2,5)

Promille.

Rückversicherung

Vor dem Hintergrund einer geänderten Risiko-

situation und eines strukturell veränderten Kapi-

talmarktumfeldes muss sich der Trend zu adä-

quaten Preisen in der Schaden- und Unfallrück-

versicherung, der in der Vertragserneuerung für

2003 zu beobachten war, weiter fortsetzen. Ver-

sicherungstechnische Verluste können nicht

mehr durch Investmenterträge kompensiert

werden. Für die Schaden- und Unfallversiche-

rung ist deshalb zu erwarten, dass ihr Prämien-

volumen in Erst- und Rückversicherung stärker

wächst als die Gesamtwirtschaft.

Lebens- und Krankenrückversicherung wachsen

weiter stark. Auch langfristig werden sich die

Bevölkerungsentwicklung und die schwierige

Lage der Sozialversicherungssysteme positiv auf

das Wachstum dieser Versicherungssparten

auswirken. Insbesondere die in diesem Zusam-

menhang zu erwartende Zunahme des Neuge-

schäfts bei den Renten- und Invaliditätsversiche-

rungen, welche jeweils für den Erstversicherer

mit höheren Risiken verbunden sind, bietet für

Rückversicherer ein besonderes Wachstumsfeld.

Wenn sich die Kapitalmärkte anhaltend auch

nur seitwärts entwickeln, könnten sich die Kon-

solidierungstendenzen auf wichtigen Lebens-

versicherungsmärkten verstärken. Abzuwarten

bleibt, wie die notwendige Senkung der Über-

schussbeteiligung der Versicherungsnehmer –

zum Beispiel in Deutschland – die Nachfrage

nach Kapitallebensversicherungen beeinflusst.

Die demographischen Rahmenbedingungen

sowie der medizinische Fortschritt haben nen-

nenswerte Auswirkungen auf die finanzielle

121

Situation des deutschen Gesundheitssystems.

Die Leistungsausgaben der gesetzlichen Kran-

kenversicherungen steigen, während die Bei-

tragssätze und die Beitragsbemessungsgrenze

regelmäßig angehoben werden. Die aktuellen

Reformvorschläge zielen daher unter anderem

darauf ab, aus dem Leistungskatalog der gesetz-

lichen Kassen bestimmte Leistungen herauszu-

nehmen, welche anschließend bei privaten

Krankenversicherungsunternehmen abgesichert

werden müssen. Aufgrund ihres Kapitaldeckungs-

verfahrens und der Bildung von Alterungsrück-

stellungen sind die privaten Krankenversicherer

besser auf die demographische Entwicklung vor-

bereitet. Sollten derzeit noch gesetzliche Leis-

tungen privatisiert werden, wird auch das Kran-

kenrückversicherungsgeschäft davon profitieren.

Rückblick auf 2002

Im gesamten Jahr 2002 ist die Kapazität der

Rückversicherung merklich geschrumpft. Maß-

geblich für diese Entwicklung waren die spürba-

ren Folgen der Belastungen durch den 11. Sep-

tember, die Fluten in Mitteleuropa, die Folgen

der Bilanzskandale, eine Welle von Nachreservie-

rungen und nicht zuletzt die erhebliche Kapital-

vernichtung durch die weltweite Aktienbaisse

sowie Marktrückzüge auch bekannter und tradi-

tionsreicher Versicherer und Rückversicherer.

Demgegenüber fallen die Auswirkungen neu

aufgebauter Kapazität – zum Beispiel auf den

Bermudas – bislang kaum ins Gewicht. Die

Nachfrage nach einem wirksamen Risikoschutz

in der gesamten Gesellschaft hat wieder zuge-

nommen. Die Ereignisse der letzten beiden Jahre

haben jedermann vor Augen geführt, wie wich-

tig die Leistungen der Versicherungswirtschaft

sind. Sie haben auch die Bereitschaft erhöht, für

erstklassige Absicherung angemessen zu zah-

len. Dennoch haben die Raten für einige Märkte

und Sektoren noch immer nicht das Niveau er-

reicht, das den wachsenden Risiken angemessen

wäre. Dies gilt insbesondere für einige Bereiche

der Haftpflichtversicherung.

Ein Blick auf die Entwicklung anderer größerer

Rückversicherungsmärkte:

In den USA ist 2002 nach jahrelangem Preis-

kampf ein risikogerechteres Preisumfeld ent-

standen. Preise und Bedingungen haben sich

signifikant verbessert, wie zahlreiche Marktbaro-

meter bestätigen. In der Lebensrückversiche-

rung konsolidiert sich der amerikanische Markt

weiter. Größere und besser kapitalisierte Rück-

122 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

1987/1988 11,133 69,7 28,91988/1989 11,664 67,9 29,21989/1990 12,577 70,3 29,51990/1991 14,863 78,3 29,11991/1992 15,894 74,0 29,41992/1993 17,736 73,5 27,91993/1994 19,071 68,5 26,71994/1995 18,874 66,7 26,81995/1996 17,996 63,1 26,41996/1997 18,513 63,2 27,31997/1998 20,216 63,4 28,41998/1999 22,155 69,2 28,71999/2000 28,531 80,7 29,82000/2001 28,349 72,1 30,82001/2002 40,508 92,2 30,2

Jahr Brutto- Brutto- Betriebs-Schadenaufwand Schadenquote1) aufwendungs-

quote2)

Mrd. EUR in Prozent in Prozent

Schäden und Betriebskosten in der RückversicherungSchadenaufwand sowie Schaden- und Kostenquote der Rückversicherungsunternehmen

1) Anteil der Brutto-Aufwendungen für Versicherungsfälle im Geschäftsjahr an den verdienten Brutto-Beiträgen einschließlich Nebenleistungen, 2) Anteil der Brutto-Aufwendungen für den Versicherungs-betrieb an den verdienten Brutto-Beiträgen – Quelle: BaFin.

versicherer erreichen immer höhere Markt-

anteile im Neugeschäft. Im traditionellen Ge-

schäft herrscht weiterhin ein beträchtlicher

Wettbewerb.

Der Bedarf an Kapazitäten, um die Gefahren aus

Naturkatastrophen abzudecken, bleibt in Japan

unverändert hoch. In Australien erreichten

Preise und Bedingungen in der Rückversiche-

rung weitgehend ein risikogemäßes Niveau.

Stärker als auf den etablierten Märkten ent-

wickelte sich das Wachstum – gemessen an der

Zuwachsrate des Prämienvolumens – erneut in

den aufstrebenden Volkswirtschaften. Gründe

dafür sind sowohl die größere gesamtwirt-

schaftliche Dynamik als auch die zunehmende

Versicherungsdichte. Auch 2002 wuchs der chi-

nesische Versicherungsmarkt sehr kräftig. Nach-

dem China 1991 noch den 25. Rang der globalen

Versicherungsmärkte belegte, nahm es wegen

seiner großen Dynamik 2001 bereits Platz 13 ein.

Die übrigen aufstrebenden asiatischen Versiche-

rungsmärkte verzeichneten zum Teil ebenfalls

deutliche Prämienzuwächse. Die mittel- und

osteuropäischen Versicherungsmärkte haben

insgesamt 2002 in den Sparten Leben und Nicht-

leben weiter aufgeholt.

Naturkatastrophen

Das Jahr 2002 war von zahlreichen großen Un-

wettern und Überschwemmungen geprägt. In

Europa ereignete sich eine Jahrtausendflut, wie

man sie seit dem Mittelalter nicht mehr erlebt

hat. Weltweit wurden bei zahlreichen Wetter-

ereignissen Rekorde gebrochen.

Die Anzahl der Naturkatastrophen lag mit etwa

700 erfassten Schadenereignissen wieder deut-

lich über dem langjährigen Mittel (650). Die

volkswirtschaftlichen Schäden beliefen sich auf

rund 55 (Vorjahr: 35) Milliarden US-Dollar; die

versicherten Schäden lagen bei knapp 13 (Vor-

jahr: 11,5) Milliarden US-Dollar. Die herausra-

genden Ereignisse waren im August die großen

Überschwemmungen an Elbe, Moldau, Donau

und ihren Nebenflüssen. Sie verursachten

europaweit volkswirtschaftliche Schäden von

18,5 Milliarden US-Dollar; über 3 Milliarden US-

Dollar davon waren versichert. Weitere bedeu-

tende Katastrophenereignisse waren unter

anderem die Tornadoserien (sog. Tornadoaus-

brüche) im April und November in den USA und

der Wintersturm Jeanett, der Ende Oktober ganz

West- und Mitteleuropa erfasste.

123

KraftfahrtversicherungLebensversicherungFeuerversicherungAllgemeine HaftpflichtversicherungTechnische VersicherungenUnfallversicherungTransportversicherungKreditversicherungKrankenversicherungWohngebäudeversicherungLuft- und RaumfahrtversicherungHausratversicherungSturmversicherungEinbruchdiebstahlversicherungSonstigeinsgesamt

7,772 17,7 79,2 – 2,49,956 22,7 49,0 0,46,927 15,8 146,9 – 75,14,032 9,2 107,2 – 38,21,951 4,4 86,3 – 21,91,507 3,4 41,8 4,12,050 4,7 123,5 – 48,61,443 3,3 77,3 – 17,01,685 3,8 83,5 – 7,70,904 2,1 58,4 5,61,139 2,6 210,3 – 125,80,471 1,1 45,7 4,30,606 1,4 78,1 2,00,234 0,5 60,4 0,73,235 7,4 – –

43,912 100,0 92,2 – 26,2

Brutto-Beiträge Schaden- Versiche-professioneller quote1) rungs-Rückversicherer ergebnis2)

2001/2002 Anteil 2001/2002Mrd. EUR in Prozent Brutto in Prozent

Die größten Zweige der RückversicherungVerdientes Beitragsaufkommen, Schadenquote und versicherungstechnisches Ergebnis 2001/2002

1) Brutto-Aufwendungen für Versicherungsfälle im Geschäftsjahr in Relation zu den verdienten Brutto-Beiträgen, 2) versicherungstechnisches Brutto-Ergebnis in Relation zu den verdienten Brutto-Beiträgen– Quelle: BaFin.

124 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Kapitalanlagen der Versicherungsunterneh-

men stehen in einem engen Zusammenhang

mit der Bereitstellung von Versicherungsschutz.

Denn sie überbrücken den Zeitraum von der Bei-

tragszahlung bis zur Fälligkeit der Versiche-

rungsleistung. Volumen, Qualität und Struktur

der Anlagen sind der Garant für die Erfüllbarkeit

der Leistungsversprechen gegenüber den Versi-

cherungsnehmern. Das Kapitalanlagevermögen

entsteht vor allem aus der Investition der Bei-

tragseinnahmen sowie aus der Wiederanlage

der Gewinne. Der Erwerb von Kapitalanlagen ist

zwar nicht das eigentliche Ziel des Produktions-

prozesses bei Versicherungsunternehmen, er

stellt allerdings ein bedeutsames Element bei

der Erstellung der Leistung „Versicherungs-

schutz“ dar. Dank der Kapitalanlagen der Ver-

sicherungsunternehmen stehen Risikoschutz

sowie Alters- und Hinterbliebenenvorsorge auf

sicherem Fundament.

Anlagegrundsätze und Anlageziele

Die Kapitalanlagetätigkeit der Assekuranz unter-

liegt strengen gesetzlichen und aufsichtsbe-

hördlichen Bestimmungen, die vornehmlich aus

allgemeinen Anlagegrundsätzen (Sicherheit,

Rentabilität, Liquidität sowie Mischung und

Streuung), qualifizierten Anlagekategorien und

quantitativen Anlagebegrenzungen bestehen.

Unter Beachtung dieser aufsichtsrechtlichen

Rahmenbedingungen betreiben Versicherungs-

unternehmen als bedeutende institutionelle

Anleger ein professionelles Asset Management.

Dabei verfolgen sie insbesondere folgende Ziele:

■ Fristgerechte Bereitstellung von Kapital, da-

mit die gegenüber den Versicherungsneh-

mern bestehenden Verpflichtungen jederzeit

erfüllt werden können.

125

■ Erzielung einer möglichst hohen Rendite bei

größtmöglicher Sicherheit. Hohe Kapitalan-

lageerträge kommen den Lebensversicherten

in Form hoher Ablaufleistungen zugute, sie

erlauben aber auch preisgünstige Versiche-

rungsbeiträge bei Kranken- sowie Schaden-/

Unfallversicherungen.

■ Langfristig orientierte Anlagepolitik unter

Einsatz eines konsequenten Asset-Liability-

Managements.

Die aufsichtsrechtlichen Bestimmungen stellen

sicher, dass die Portfolios der Versicherungs-

unternehmen breit diversifiziert sind und quali-

tativ hochwertige Kapitalanlagen enthalten.

Versicherungsunternehmen setzen zur Steue-

rung ihrer Kapitalanlagen zudem verstärkt

Risikosteuerungssysteme ein und passen ihre

Portfoliostruktur der unternehmensindividu-

ellen Risikotragfähigkeit an. Aufgrund der im

Jahr 2002 in Kraft getretenen Anlageverordnung

sind Versicherungsunternehmen nunmehr auch

aufsichtsrechtlich ausdrücklich verpflichtet, die

Einhaltung der allgemeinen und besonderen

Anlagegrundsätze durch ein qualifiziertes An-

lagemanagement, geeignete interne Kapital-

anlagegrundsätze und Kontrollverfahren sowie

eine perspektivische Anlagepolitik sicherzu-

stellen.

Die dramatischen Kursrückgänge an den Aktien-

märkten hatten naturgemäß auch Auswirkun-

gen auf die Portfolios der Versicherungsunter-

nehmen. So haben die Lebensversicherungs-

unternehmen 2003 ihre Anlagen in Aktien als

Ergebnis einer an der unternehmensindividu-

ellen Risikotragfähigkeit orientierten Anlage-

politik weiter reduziert. Mitte des Jahres 2003

hatten die deutschen Lebensversicherer daher

direkt und über Fonds durchschnittlich nur noch

etwa 7 Prozent in Aktien investiert. Ein Teil dieser

Aktienanlagen war zudem über derivative Fi-

nanzinstrumente abgesichert. Über 80 Prozent

waren demgegenüber in festverzinslichen Anla-

gen investiert. Hierbei haben Anlagen in Unter-

nehmensanleihen erheblich an Bedeutung ge-

wonnen, wobei aufsichtsrechtlich grundsätzlich

nur Anleihen mit einem Investment-Grade-Ratig

Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

126

LebensversicherungKrankenversicherungSchaden- und UnfallversicherungErstversicherer insgesamtRückversicherer2)

6,555 18,731 36,228 33,709 32,0490,526 1,493 4,821 4,788 4,9791,879 3,627 6,511 7,974 7,1338,959 23,852 47,560 46,471 44,1610,537 1,888 7,962 8,613 –

Laufende Erträge aus Kapitalanlagen1)

1980 1990 2000 2001 2002*)

Mrd.EUR Mrd.EUR Mrd.EUR Mrd.EUR Mrd.EUR

*) Werte für 2002 vorläufig, 1) ab 1994 nach neuen Rechnungslegungsvorschriften, 2) Geschäftsjahrabweichend vom Kalenderjahr; größtenteils Vorjahreswerte – Quelle: BAFin, GDV.

1980 8,6 8,5 93,8 480,91985 6,9 6,9 105,5 1 366,21990 8,9 8,7 93,5 1 398,21994 6,7 6,7 99,9 2 106,61995 6,5 6,4 109,2 2 253,91996 5,6 5,6 110,4 2 888,71997 5,1 5,2 111,0 4 249,71998 4,5 4,6 118,2 5 002,41999 4,3 4,4 110,6 6 958,12000 5,4 5,5 112,5 6 433,62001 4,8 4,8 113,1 5 160,12002 4,7 4,7 117,6 2 892,620032) 3,8 4,0 117,6 3 484,6

Jahr Umlaufrendite Emissions-festverzinslicher rendite1)

Wertpapiere

in Prozent in Prozent

Deutscher Renten- Deutscher Aktien-index (REX) index (DAX)

Tages- Ende 1987 =durchschnittskurs 1000

Kapitalmarktdaten

1) Rendite der im Berichtsmonat erstmalig abgesetzten festverzinslichen Wertpapiere p.a., 2) Stand:Juli/August 2003 – Quelle: Deutsche Bundesbank, Kapitalmarktstatistik, Heft v. September 2003.

erworben werden dürfen. Aufgrund der posi-

tiven Entwicklung von Unternehmensanleihen

(Corporate Bonds) im Jahr 2003 konnten Ver-

sicherungsunternehmen die Rendite aus fest-

verzinslichen Anlagen spürbar verbessern. Aus

Sicht der Versicherungswirtschaft wäre es wün-

schenswert, wenn der europäische Corporate-

Bond Markt noch deutlich an Tiefe gewinnen

und zudem der aufsichtsrechtliche Spielraum

für Investitionen im High-Yield-Bereich erweitert

würde.

Umsetzung der neuen Anlageordnung

Nach eingehenden Erörterungen mit dem GDV

hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleis-

tungsaufsicht (BaFin) im Dezember 2002 ver-

schiedene Rundschreiben zur Umsetzung der

am 1. Januar 2002 in Kraft getretenen Anlage-

verordnung veröffentlicht. Im Einzelnen handelt

es sich um folgende Rundschreiben:

■ Hinweise zur Anlage des gebundenen

Vermögens von Versicherungsunternehmen

(R 29/2002)

127

1998 1999 2000 2001 20021)

Mrd. Anteil Mrd. Anteil Mrd. Anteil Mrd. Anteil Mrd. AnteilEUR in v.H. EUR in v.H. EUR in v.H. EUR in v.H. EUR in v.H.

Anlagearten

Kapitalanlagebestand nach Anlagearten*)

Bilanzwerte

*) Zusammensetzung der Kapitalanlagen für die Sparten Leben, Kranken, Schaden/Unfall und Rück, 1) vorläufige Zahlen für die Sparte Rück – Quelle: GDV, BaFin.

Grundstücke und grundstücksgleiche RechteKapitalanlagen in verbundenen Unternehmen und Beteiligungen:

Anteile an verbundenen UnternehmenAusleihungen an verbundene UnternehmenBeteiligungenAusleihungen an Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht

Sonstige Kapitalanlagen:AktienInvestmentanteileandere nicht festverzinsliche WertpapiereInhaberschuldverschreibungen und andere festverzinsliche WertpapiereHypotheken-, Grundschuld- und RentenschuldforderungenNamensschuldverschreibungenSchuldscheinforderungen und DarlehenDarlehen und Vorauszahlungen auf Versicherungsscheineübrige AusleihungenEinlagen bei Kreditinstituten

Andere Kapitalanlageninsgesamt

24,616 3,6 23,927 3,2 23,716 3,0 22,778 2,6 22,496 2,4

54,727 8,0 63,297 8,4 69,596 8,7 86,199 9,9 112,922 12,14,200 0,6 4,884 0,7 8,345 1,0 20,603 2,4 20,385 2,29,175 1,3 9,081 1,2 10,851 1,4 14,268 1,6 20,839 2,2

3,015 0,4 3,383 0,5 2,735 0,3 2,370 0,3 4,734 0,5

27,636 4,0 27,978 3,7 30,594 3,8 33,199 3,8 19,456 2,1113,978 16,6 146,064 19,5 172,367 21,5 187,917 21,6 200,527 21,6

4,655 0,7 4,725 0,6 4,811 0,6 4,768 0,5 4,817 0,5

78,919 11,5 70,968 9,5 63,425 7,9 69,166 7,9 73,925 8,0

61,236 8,9 63,757 8,5 64,714 8,1 66,479 7,6 68,929 7,4182,122 26,5 197,031 26,2 206,828 25,8 200,017 23,0 199,875 21,5104,540 15,2 114,710 15,3 121,122 15,1 132,367 15,2 145,707 15,7

5,058 0,7 4,898 0,7 5,061 0,6 5,340 0,6 5,444 0,63,492 0,5 5,001 0,7 6,602 0,8 7,256 0,8 8,010 0,97,338 1,1 8,273 1,1 8,363 1,0 13,934 1,6 17,145 1,82,163 0,3 2,767 0,4 3,486 0,4 3,763 0,4 4,203 0,5

686,871 100 750,745 100 802,618 100 870,424 100 929,414 100

■ Anzeige-, Berichts- und Mitteilungspflichten

(R 30/2002)

■ Deckungsstock (R 31/2002)

■ Treuhänder (R 32/2002)

Das sog. Anlagerundschreiben R 29/2002 inter-

pretiert umfassend die Anlageverordnung für

Versicherungsunternehmen. Die BaFin stellt in

dem Rundschreiben ausdrücklich klar, dass der

Grundsatz der Sicherheit oberste Priorität ge-

nießt. Hinsichtlich der Konkretisierung des

Grundsatzes der Sicherheit sind bei marktüblich

gerateten Vermögensanlagen (vor allem fest-

verzinslichen Wertpapieren) erstmals die Bewer-

tungen von anerkannten Ratingagenturen zu

berücksichtigen. Hinsichtlich der Rentabilität

weist die BaFin darauf hin, dass Vermögensanla-

gen keine bestimmte Mindestrendite aufweisen

müssen. Allerdings dürfen zum Beispiel struktu-

rierte Produkte mit geringer garantierter oder

gar keiner Basisverzinsung, deren Gesamtren-

dite beispielsweise aus einem Aktienportfolio

erwirtschaftet werden soll, nur in geringem

Umfang erworben werden. Besonders ausführ-

lich befasst sich das Rundschreiben schließlich

mit den Anforderungen an das unternehmens-

interne Risikomanagement.

Das Rundschreiben R 30/2002 zu Anzeige-, Be-

richts- und Mitteilungspflichten ersetzt das bis-

herige BAV-Rundschreiben 5/97 und begründet

neben erheblich erweiterten Berichtspflichten

über die Asset Allocation von Investmentfonds

unter anderem auch Verpflichtungen zur An-

gabe über die Zusammensetzung und die Zeit-

werte der Vermögensanlagen. Die erheblich

erweiterten Berichtspflichten sind Ausdruck

steigender Transparenzanforderungen und Ele-

ment einer zunehmend qualitativ ausgerichte-

ten Aufsicht. Die von der BaFin vorgenommenen

Änderungen in den Rundschreiben R 31/2002

(Deckungsstock) und R 32/2002 (Treuhänder)

sind zumeist redaktioneller Natur.

Stress-Tests

Versicherungsunternehmen haben im Jahr 2003

erstmals Stress-Tests im Rahmen der qualitativ

ausgerichteten Aufsicht durchgeführt. Mit ei-

nem Stress-Test wird überprüft, in welcher Risi-

kosituation sich ein Versicherungsunternehmen

bei einer simulierten Krisensituation auf dem

Kapitalmarkt befindet. Dabei umfasst das

Stress-Szenario einen gleichzeitigen „Crash“ auf

Aktien- und Rentenmarkt sowie Bonitätsrisiken.

Bei Stress-Tests handelt es sich um ein wichtiges

internes Aufsichtsinstrument. Seine Ergebnisse

dürfen gleichwohl nicht überinterpretiert wer-

den. Stress-Tests sind als Frühwarnsystem konzi-

piert, das mögliche Auswirkungen krisenhafter

Kapitalmarktveränderung auf die nächste Bilanz

des Versicherungsunternehmens simuliert. Da-

bei werden extrem harte Szenarien unterstellt,

deren Eintrittswahrscheinlichkeit sehr unwahr-

scheinlich ist. Das Nichtbestehen des Stress-

Tests lässt schon aus diesem Grund in keiner

Weise den Schluss zu, dass ein Versicherungs-

unternehmen nicht mehr in der Lage sein wird,

seine Verpflichtungen zu erfüllen. Zudem be-

rücksichtigt das Modell im Interesse einer ein-

heitlichen, einfachen Handhabung nicht un-

mittelbar diverse Einflussmöglichkeiten wie

zum Beispiel Absicherungsstrategien oder Be-

wertungsreserven in anderen Kapitalanlagen. In

den internen Dialogen der Unternehmen mit

der BaFin über die Stress-Test-Ergebnisse fließen

diese Punkte aber sehr wohl ein. Das Ziel von

Stress-Tests ist es vor allem, als Frühwarnsystem

Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

128

Versicherungsunternehmen rechtzeitig auf eine

gesunkene Risikotragfähigkeit aufmerksam zu

machen. Den Unternehmen soll damit ausrei-

chend Zeit gewährt werden, Maßnahmen zur

Stärkung der Risikotragfähigkeit vorzunehmen,

um auch gegen etwaige krisenhafte Kapital-

marktveränderungen gewappnet zu sein.

Modifizierung der Anlageverordnung

Zu Beginn des Jahres 2004 wird es voraussicht-

lich zu einer Modifizierung der Anlageverord-

nung kommen. Hintergrund dieser Modifizie-

rung ist zunächst das voraussichtlich zum

Januar 2004 in Kraft tretende Investment-

Modernisierungsgesetz, das auch Auswirkun-

gen auf die Anlagemöglichkeiten der Versiche-

rungsunternehmen in Investmentfonds hat. Der

GDV wird sich dafür einsetzen, dass Versiche-

rungsunternehmen bei ihren Fondsinvestments,

auf die deutlich über 20 Prozent aller Anlagen

entfallen, so weit wie möglich die Anlagemög-

lichkeiten nutzen können, die das neue Invest-

mentgesetz den Kapitalanlagegesellschaften

eröffnen wird. In diesem Zusammenhang wird

auch eine Entschlackung der Vorschriften über

die Anlage in Investmentfonds angestrebt.

Mit der Modifizierung der Anlageverordnung

wird voraussichtlich auch eine selbstständige

Anlagekategorie „Hedge-Fonds“ geschaffen.

Diese Erweiterung der Anlageverordnung ist

ausdrücklich zu begrüßen, da Hedge-Fonds als

Beimischung zu Zwecken der Optimierung des

Risiko-/Renditeprofils zunehmend an Bedeu-

tung gewinnen. Die neue selbständige Anlage-

kategorie „Hedge-Fonds“ dürfte sowohl Hedge-

Fonds nach dem neuen Investmentgesetz, als

auch Hedge-Fonds-Zertifikate oder sonstige

Hedge-Fonds-Strukturen umfassen. Nach den

bisherigen Gesprächen mit der BaFin ist davon

auszugehen, dass Hedge-Fonds-Investments auf

5 Prozent begrenzt werden und zusätzlich auf

die 35 Prozent-Risikokapitalquote angerechnet

werden. Um dem besonderen Risikogehalt von

Anlagen in Hedge-Fonds Rechnung zu tragen,

beabsichtigt die BaFin in Abstimmung mit dem

GDV, angemessene qualitative Anforderungen

hinsichtlich der Anlage in Hedge-Fonds in einem

gesonderten Rundschreiben zu konkretisieren.

Bilanzierung von Wertpapieren

nach § 341b HGB

Mit der Änderung des § 341b HGB im Jahr 2002

konnte der Druck von den Versicherern genom-

129

1998 1999 2000 2001 2002**)

Mrd. Anteil Mrd. Anteil Mrd. Anteil Mrd. Anteil Mrd. AnteilEUR in v.H. EUR in v.H. EUR in v.H. EUR in v.H. EUR in v.H.

Kapitalanlagebestand nach Versicherungszweigen*)

Bilanzwerte

LebensversicherungKrankenversicherungSchaden- und UnfallversicherungRückversicherunginsgesamt

463,398 67,5 505,946 67,4 541,636 67,5 569,567 65,4 589,877 63,557,153 8,3 65,172 8,7 72,686 9,1 80,953 9,3 88,740 9,591,032 13,3 94,397 12,6 96,125 12,0 99,467 11,4 104,301 11,275,289 11,0 85,229 11,4 92,050 11,5 120,437 13,8 146,496 15,8

686,872 100 750,744 100 802,497 100 870,424 100 929,414 100

*) Zusammensetzung der Kapitalanlagen für die Sparten Leben, Kranken, Schaden/Unfall und Rück, **) vorläufige Zahlen für die Sparte Rück – Quelle: BaFin, GDV.

men werden, aufgrund bilanzieller Vorsorge

Aktien zu verkaufen. Denn wie bereits bisher

Banken und andere Unternehmen haben Versi-

cherer nun bei einer lediglich vorübergehenden

Wertminderung von Wertpapieren ein Wahl-

recht, Abschreibungen vorzunehmen. Die Vor-

schrift des § 341b HGB trägt der langfristig

orientierten Kapitalanlagepolitik von Versiche-

rungsunternehmen Rechnung. Denn wegen der

an den Verpflichtungen orientierten langfristi-

gen Kapitalanlagestruktur von Versicherungs-

unternehmen sind kurzfristige Kapitalmarkt-

schwankungen für sie ohne Bedeutung. Eine

Bewertung von Wertpapieren nach den Vor-

schriften für das Anlagevermögen verhindert,

dass Versicherungsunternehmen in Zeiten

schwacher Kapitalmärkte Aktien und Invest-

mentanteile verkaufen müssen, um bilanzielle

Vorsorge zu treffen. Die Änderung der Bewer-

tungsvorschrift entbindet Versicherungsunter-

nehmen aber keinesfalls von ihrer Verantwor-

tung, Aktieninvestments nur im Rahmen ihrer

unternehmensindividuellen Risikotragfähigkeit

zu tätigen.

Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

130

1998 1999 2000 2001 20021)

Mrd. Anteil Mrd. Anteil Mrd. Anteil Mrd. Anteil Mrd. AnteilEUR in v.H. EUR in v.H. EUR in v.H. EUR in v.H. EUR in v.H.

Anlagearten

Brutto-Neuanlage nach Anlagearten*)

Bilanzwerte

*) Zusammensetzung der Kapitalanlagen für die Sparten Leben, Kranken, Schaden/Unfall und Rück, 1) vorläufige Zahlen für die Sparte Rück – Quelle: GDV, BaFin.

Grundstücke und grundstücksgleiche RechteKapitalanlagen in verbundenen Unternehmen und Beteiligungen:

Anteile an verbundenen UnternehmenAusleihungen an verbundene UnternehmenBeteiligungenAusleihungen an Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht

Sonstige Kapitalanlagen:AktienInvestmentanteileandere nicht festverzinsliche WertpapiereInhaberschuldverschreibungen und andere festverzinsliche WertpapiereHypotheken-, Grundschuld- und RentenschuldforderungenNamensschuldverschreibungenSchuldscheinforderungen und DarlehenDarlehen und Vorauszahlungen auf Versicherungsscheineübrige AusleihungenEinlagen bei Kreditinstituten

Andere Kapitalanlageninsgesamt

2,341 1,1 1,571 0,8 1,435 0,7 2,284 0,8 3,161 0,8

29,724 14,2 9,614 4,8 9,799 4,7 35,721 12,0 68,178 17,63,895 1,9 1,232 0,6 6,174 3,0 11,038 3,7 15,470 4,03,209 1,5 2,435 1,2 2,916 1,4 5,912 2,0 10,656 2,7

0,811 0,4 0,808 0,4 1,055 0,5 0,665 0,2 2,332 0,6

20,661 9,9 18,389 9,1 25,013 12,0 34,622 11,6 26,552 6,831,586 15,1 39,882 19,7 44,993 21,6 53,737 18,0 54,389 14,0

1,310 0,6 1,105 0,5 1,182 0,6 1,129 0,4 1,121 0,3

45,556 21,7 45,771 22,7 41,649 20,0 62,089 20,8 81,485 21,0

7,081 3,4 8,260 4,1 6,628 3,2 6,702 2,2 6,967 1,830,020 14,3 37,234 18,4 27,994 13,4 26,003 8,7 39,752 10,221,015 10,0 25,426 12,6 21,100 10,1 30,857 10,3 42,517 11,0

1,361 0,6 1,252 0,6 1,519 0,7 1,694 0,6 1,796 0,51,148 0,5 1,717 0,8 2,126 1,0 1,030 0,3 1,871 0,59,075 4,3 6,702 3,3 13,280 6,4 24,406 8,2 29,571 7,60,661 0,3 0,683 0,3 1,322 0,6 0,981 0,3 2,408 0,6

209,455 100 202,080 100 208,186 100 298,871 100 388,226 100

Die Änderung der Bewertungsvorschriften er-

weitert auch den Spielraum für Anlagen in

langlaufenden festverzinslichen Wertpapieren,

wie zum Beispiel 10- oder 30-jährigen Bundes-

anleihen. Langfristige Anlagen in Inhaberschuld-

verschreibungen sind unter dem Gesichtspunkt

eines Asset-Liability-Managements zweckmäßig,

wurden jedoch aufgrund des bisher ausnahms-

los geltenden strengen Niederstwertprinzips er-

schwert.

Konkretisierende Anmerkungen sowie Hinweise

zur Anwendung von § 341b HGB hat das Institut

der Wirtschaftsprüfer (IDW) veröffentlicht. Darin

werden unter anderem Anhaltspunkte für

das Vorliegen einer voraussichtlich dauernden

Wertminderung dargelegt und Kriterien zur Be-

messung außerplanmäßiger Abschreibungen

aufgestellt. Beruht der Stichtagskurs einer Aktie

in Teilen auf einer nur vorübergehenden Wert-

minderung, müssen Abschreibungen lediglich

auf denjenigen Wert vorgenommen werden, der

als voraussichtlich dauerhaft angesehen wird.

Die Unternehmen haben dabei eine Nachweis-

pflicht, weshalb für den nicht abzuschreibenden

Betrag eine voraussichtlich nur vorübergehende

Wertminderung angenommen wird. Als Nach-

weise könnten etwa Analysen der Kursverläufe

von Wertpapieren herangezogen werden.

Auf dieser Grundlage wurden bereits im abge-

laufenen Geschäftsjahr Pauschalverfahren zur

Ermittlung des den Wertpapieren beizulegen-

den Wertes von Aktien angewandt. Aus Sicht der

Versicherungswirtschaft ist ein Verfahren not-

wendig, das zur Bestimmung des nachhaltigen

Wertes einer Aktie unter Ausblendung kurzfris-

tiger Volatilitäten geeignet ist. Dabei ist zu

berücksichtigen, dass gerade bei einer langfris-

tigen Betrachtung Tendenzen erkennbar sind,

dass sich Unter- oder Überbewertungen nach

einer gewissen Zeit wieder abbauen. In der

Wissenschaft ist diese Erkenntnis als „Mean-

Reversion-Effekt“ bekannt. Darüber hinaus sollte

ein entsprechendes Verfahren den Unterneh-

men auch die nötige Planungssicherheit im Hin-

blick auf die Steuerung ihrer Aktienportfolios

eröffnen. Die Verständigung auf ein derartiges

Verfahren würde nicht zuletzt zur Transparenz

der Branche beitragen und die Akzeptanz der

Unternehmen an den Kapitalmärkten erhöhen.

Schleppende Konjunkturerholung

Die konjunkturelle Lage der Weltwirtschaft bie-

tet nunmehr seit drei Jahren in Folge ein düste-

res Bild. Allerdings könnte sich das Bild bis Ende

des Jahres 2003 aufhellen. Die eingeleiteten

geldpolitischen und fiskalischen Maßnahmen

zeigen – insbesondere in den USA und endlich

auch in Japan – eine stimulierende Wirkung.

Die schwache Entwicklung der deutschen Volks-

wirtschaft hat sich bis Mitte 2003 fortgesetzt.

Das Bruttoinlandsprodukt in 2003 wies im Ver-

gleich zu dem jeweiligen vorhergehenden Quar-

tal negative Wachstumsraten auf. Neben der

angespannten weltwirtschaftlichen Situation

sind dafür auch strukturelle Defizite Deutsch-

lands verantwortlich. Bei der Gegenüberstellung

volkswirtschaftlicher Eckdaten stechen dabei

insbesondere die hohe Arbeitslosigkeit und

Probleme im Gesundheitssektor in Deutschland

ins Auge. Allerdings erscheint ein Ende der Sta-

gnation absehbar. Erste Anzeichen bei den Kon-

junktur-Frühindikatoren sowie im Stimmungs-

bild deutscher Unternehmer deuten auf eine

konjunkturelle Belebung.

131

Für 2004 ist vor dem Hintergrund einer kom-

menden weltwirtschaftlichen Erholung mit ei-

nem gewissen konjunkturellen Aufschwung in

Deutschland zu rechnen. Das Expansionstempo

dürfte jedoch gering bleiben. Das Bruttoinlands-

produkt könnte in 2004 real zwischen 1 Prozent

und 2 Prozent wachsen. Höhere Wachstums-

raten dürften sich wohl erst nach effektiven Re-

formen in der Finanz- und Arbeitsmarktpolitik

einstellen.

Niedrige Leitzinsen

Vor dem Hintergrund der geschilderten welt-

wirtschaftlichen Situation haben die größten

Notenbanken der Welt ihre Niedrigzinspolitik

fortgesetzt. Während der japanische Diskont-

satz mit 0,1 Prozent ohnehin seit September

2001 auf historisch niedrigem Niveau verweilt,

wurden im Jahr 2003 in den USA sowie der Euro-

Zone weitere Zinssenkungen vorgenommen.

Die US-amerikanische Notenbank hat den Dis-

kontsatz im Juni 2003 auf 0,5 Prozent gesenkt.

Die Leitzinssätze der Europäischen Zentralbank

wurden ebenfalls im Juni 2003 um jeweils 50

Basispunkte reduziert. Vor dem Hintergrund der

nur schleppenden Konjunkturerholung ist nicht

davon auszugehen, dass die Notenbanken in

den nächsten Monaten die Leitzinsen erhöhen

werden.

Kapitalanlagenbestand und Brutto-Neuerwerb

Zum Jahresende 2002 betrug der Kapitalanla-

genbestand der Assekuranz (ohne Pensions- und

Sterbekassen) ca. 929 Milliarden Euro. Dies

entspricht einem nominellen Wachstum um

etwa 59 Milliarden Euro bzw. einer prozentualen

Steigerung von 6,8 Prozent gegenüber dem

Vorjahr. Im Jahr 1980 belief sich das Portefeuille

der Versicherungswirtschaft noch auf knapp

279 Milliarden Euro. Ende 2003 könnte sich das

Bestandsvolumen auf etwa 990 Milliarden Euro

erhöht haben.

Für Neuanlagen standen der Versicherungswirt-

schaft in 2002 brutto ca. 388 Milliarden Euro zur

Verfügung. Der größte Anteil mit 42,1 Prozent

(163,5 Milliarden Euro) entfiel wiederum auf die

Anlageart „Wertpapiere und Anteile“ (Aktien,

Investmentanteile, Inhaberschuldverschreibun-

gen und andere nicht festverzinsliche Wert-

papiere), während die Neuanlage in Namens-

schuldverschreibungen und Darlehen 21,2 Pro-

zent (82,3 Milliarden Euro) betrug. Die Vergabe

von Realkrediten (Hypotheken-, Grundschuld-

und Rentenschuldforderungen) belief sich in

2002 auf knapp 7,0 Milliarden Euro, in Grund-

stücke wurden 3,2 Milliarden Euro investiert.

Namenstitel bleiben im Bestand dominant

Namensschuldverschreibungen, Schuldschein-

forderungen und Darlehen bilden weiterhin den

Anlageschwerpunkt im Portefeuille der Versi-

cherer, obwohl sich der Bestand relativ leicht

rückläufig entwickelt hat. Auf sie entfielen 2002

fast 345 Milliarden Euro, was einem Anteil von

37,2 Prozent am gesamten Anlagebestand ent-

sprach.

Über 95 Prozent (ca. 331 Milliarden Euro) des

Bestandes an Namenstiteln war Ende 2002 bei

öffentlich-rechtlichen und privatrechtlichen Kre-

ditinstituten angelegt. Berücksichtigt man zu-

dem, dass darüber hinaus 17 Milliarden Euro in

Festgeldern, Termingeldern und Spareinlagen

investiert waren, so dokumentiert dies die Be-

deutung der Versicherungswirtschaft für die

Refinanzierung der Kreditwirtschaft.

Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

132

Aktien und Beteiligungen

Die Anlage in Aktien ist trotz des jüngsten Ab-

wärtstrends auf den Aktienmärkten weiterhin

unverzichtbarer Bestandteil der Kapitalanlage-

politik von Versicherungsunternehmen, wobei

die Anlagepolitik zunehmend global ausgerich-

tet ist. Der größte Teil der Aktieninvestitionen

erfolgt nach wie vor über Spezialfonds.

Als Gegengewicht zu den reinen Nominalanla-

gen und um die Mittel unabhängig von Markt-

schwankungen anzulegen, werden von den Ver-

sicherungsunternehmen auch weiterhin Beteili-

gungen erworben. Der Anteil der Beteiligungen

und Anteile an verbundenen Unternehmen

stieg im Jahr 2002 auf etwa 133,8 Milliarden

Euro an, was einem Zuwachs von 33 Prozent

gegenüber dem Vorjahr entspricht. Hierbei han-

delt es sich sowohl um direkte Beteiligungen als

auch um zwischengeschaltete Beteiligungs-

gesellschaften, die auch Engagements in nicht-

börsennotiertem Risikokapital, so genanntes

„Private Equity“, eingehen.

Entwicklung bei Spezialfonds stagnierend

Die Anlage der Versicherungsunternehmen in

Investmentzertifikaten, vor allem in Spezialfonds,

ist im Jahr 2002 kaum gestiegen. Das Anlagevo-

lumen in Investmentzertifikaten erreichte 2002

etwa 200,5 Milliarden Euro, was einem Anteil

von 21,6 Prozent am gesamten Anlagebestand

entsprach. Die Versicherungsunternehmen sind

damit für Kapitalanlagegesellschaften aber wei-

terhin die wichtigste Gruppe der Spezialfonds-

anleger. Bei einem Spezialfonds handelt es sich

um einen Investmentfonds nach den Vorschrif-

ten über Kapitalanlagegesellschaften mit der

Besonderheit, dass sämtliche Anteile einer be-

schränkten Anzahl von Anlegern vorbehalten

sind. Spezialfonds sind vornehmlich als reine

Rentenfonds, gemischte Aktien- und Renten-

fonds oder reine Aktienfonds ausgestaltet.

Weiterhin an Bedeutung gewonnen haben auch

Anlagen in Immobilien-Sondervermögen.

Der Aktienanteil in den Wertpapier-Spezialfonds

der Versicherungsunternehmen ist im Vergleich

zum Vorjahr deutlich zurückgegangen. Während

Ende 2001 der Anteil der Aktien in den Fonds-

vermögen deutlich über 40 Prozent ausgemacht

hat, dürfte der durchschnittliche Aktienanteil in

Spezialfonds Ende 2002 nur noch bei etwa

35 Prozent gelegen haben.

Spezialfonds werden in besonderem Maße zur

Diversifizierung und damit zu einer besseren

Mischung und Streuung der Portefeuilles einge-

setzt. Während die Direktanlage überwiegend

noch national beziehungsweise auf den Euro-

Raum ausgerichtet ist, verfolgen Spezialfonds

zunehmend eine internationale Anlagestrate-

gie. So dürften fast 20 Prozent der über Spezial-

fonds gehaltenen Aktien auf Nicht-EWR-Staaten

entfallen.

Bedeutung von Immobilienanlagen

Die Anlagekategorie „Grundstücke und grund-

stücksgleiche Rechte“ erscheint auf den ersten

Blick nur noch von untergeordneter Bedeutung.

Der Anlagebestand auf Buchwertbasis betrug

Ende des Jahres 2002 22,5 Milliarden Euro und

damit einem relativen Anteil von etwa 2,4 Pro-

zent. Diese Zahlen berücksichtigen jedoch nur

die direkten Immobilien-Investitionen. Ein etwas

verändertes Bild zeigt sich, wenn auch die zu-

nehmend an Bedeutung gewinnenden indi-

rekten Immobilienanlagen über Immobilien-

Spezialfonds und Grundstücksgesellschaften

einbezogen werden. Unter Berücksichtigung der

133

indirekten Immobilienanlagen dürfte der Anteil

der Immobilien-Anlagen etwa 4,0 Prozent an

den gesamten Kapitalanlagen betragen. Dabei

ist festzustellen, dass mittels indirekter Invest-

ments vor allem eine internationale Diversifizie-

rung der Immobilienportfolios erfolgt. Versiche-

rungsunternehmen investieren nicht nur ver-

stärkt im europäischen Ausland, sondern bei-

spielsweise auch in den USA oder in asiatischen

Wachstumsmärkten.

Verbraucherkreditrichtlinie

Im September 2002 hat die EU-Kommission

einen Vorschlag für eine neue Verbraucher-

kreditrichtlinie vorgelegt, der die Verbraucher-

kreditrichtlinie von 1987 grundlegend reformie-

ren und das europäische Verbraucherkreditrecht

erheblich verschärfen soll. Ein für die Versiche-

rungswirtschaft wesentliches Kernelement die-

ses Vorschlags ist die erhebliche Ausweitung des

Geltungsbereichs der Richtlinie. So sollen künftig

auch Immobiliendarlehen erfasst sein, die nicht

ausschließlich dem Erwerb von Grundeigentum

dienen. Die Ausweitung der Richtlinie auf einen

Teilbereich der Immobiliendarlehen wird aller-

dings seitens des GDV und der anderen kredit-

wirtschaftlichen Verbände abgelehnt. Denn

hierdurch wird insbesondere bei Mischfinanzie-

rungen (Kredite, die teilweise dem Erwerb von

Grundeigentum und teilweise Konsumzwecken

dienen) eine erhebliche Rechtsunsicherheit ge-

schaffen und der unter großem Aufwand einge-

führte Europäische Verhaltenskodex für woh-

nungswirtschaftliche Kredite, der mittels einer

Selbstverpflichtungserklärung die vorvertrag-

lichen Informations- und Aufklärungspflichten

der Kreditgeber regelt, unterminiert. Grundle-

gende Bedenken bestehen aber auch gegen das

Gesamtkonzept des Richtlinienentwurfs. So soll

in einer zentralen Norm ein neuartiges Ver-

braucherschutzkonzept einer „eigenverantwort-

lichen Kreditvergabe“ eingeführt werden, das

die Verantwortlichkeit für die Kreditaufnahme

weitgehend einseitig vom Kreditnehmer auf

den Kreditgeber verlagern würde. Besonders

problematisch ist zudem, dass die Vergabe klas-

sischer Lebensversicherungsdarlehen durch den

Richtlinienentwurf faktisch kaum noch möglich

wäre, da diese Darlehen nur noch auf der garan-

tierten Versicherungsleistung basieren könnten,

was zu einer erheblichen Verteuerung dieser

klassischen Finanzierungsform führen würde.

Der GDV hat sich daher gemeinsam mit den

kreditwirtschaftlichen Verbänden für grundle-

gende Änderungen des Richtlinienvorschlags

ausgesprochen.

Aufgrund der kontroversen Diskussion ist es bis-

her nicht absehbar, ob der Richtlinienvorschlag

in der vorliegenden Form überhaupt weiterdis-

kutiert werden wird. Eine Verabschiedung der

Richtlinie wird aber jedenfalls nicht vor Mitte

2004 erfolgen. Mit einer Umsetzung der Richt-

linie in nationales Recht ist demnach nicht vor

dem Jahr 2006 zu rechnen.

Entwurf einer Transparenzrichtlinie

grundsätzlich zu begrüßen

Die EU-Kommission hat im März 2003 einen Vor-

schlag einer Transparenzrichtlinie vorgelegt, der

börsennotierte Gesellschaften zur Offenlegung

umfangreicher Informationen verpflichten soll.

Von der geplanten Richtlinie erfasst werden alle

Gesellschaften, die auf regulierten Märkten no-

tiert sind. Diese sollen unter anderem verpflich-

tet werden, vierteljährliche Zwischenberichte zu

erstellen. Der Richtlinienvorschlag führt des

Weiteren erweiterte Mitteilungspflichten beim

Erwerb oder der Veräußerung von Wertpapieren

Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

134

ein. Die Schwellenwerte beziehen sich sowohl

auf Stimmrechte wie auf das Kapital.

Aus Sicht der Versicherungswirtschaft ist der

Entwurf der Transparenzrichtlinie im Interesse

einer erhöhten Transparenz an den Kapitalmärk-

ten grundsätzlich zu begrüßen. Die Frist für die

Vorlage des Jahresabschlusses sollte im Hinblick

auf die erforderliche Qualität der darin enthalte-

nen Informationen allerdings auf vier Monate

verlängert werden. Zudem sollten die Anforde-

rungen an den in Zusammenhang mit dem

Halbjahresbericht zu veröffentlichenden Lage-

bericht reduziert werden.

Ausblick

Die aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen

für die Kapitalanlagepolitik unterliegen einem

stetigen Wandel. Mit der im Jahr 2002 in Kraft

getretenen Anlageverordnung ist der Übergang

zu einer qualitativ ausgerichteten Aufsicht ein-

geläutet worden. Dieser Prozess wird von der

Versicherungswirtschaft in einem engen Dialog

mit der BaFin aktiv begleitet und unterstützt.

Immer deutlicher aber zeichnet sich ein ganz

grundlegender Paradigmenwechsel des Versi-

cherungsaufsichtsrechts ab, der auf EU-Ebene

unter dem Schlagwort „Solvency II“ diskutiert

wird. Ziel dieses Prozesses ist es, das nach wie

vor durch quantitative Elemente geprägte Auf-

sichtssystem durch ein risikoadäquateres, pri-

mär qualitatives Aufsichtssystem zu ersetzen.

Solvency II wird Auswirkungen auf die gesamte

Tätigkeit eines Versicherungsunternehmens, vor

allem aber auch erhebliche Implikationen auf

die Kapitalanlagepolitik haben. Denn künftig

dürfte das Risikoprofil und die Steuerung des

Kapitalanlagenportfolios mittels unternehmens-

interner Risikosteuerungsmodelle unmittelbare

Auswirkungen auf die Eigenmittelanforderun-

gen eines Versicherungsunternehmens haben.

So könnten mittels eines Standardmodells

Risikogewichtungen für die Eigenmittelunterle-

gung einzelner Asset-Klassen – differenziert nach

Markt- und Kreditrisiken – verankert werden.

Wenn dabei auch gewisse Parallelen zum Ban-

kenbereich unverkennbar sind, so muss zwin-

gend berücksichtigt werden, dass das Kapital-

anlagegeschäft der Versicherungsunternehmen

kein Selbstzweck ist, sondern unmittelbar der

Erfüllung der langfristigen Versicherungsver-

träge dient. Es werden daher auch im Rahmen

eines Standardansatzes zum Beispiel risikomini-

mierende Effekte zu berücksichtigen sein, die

sich aus einem Asset-Liability-Matching er-

geben. Darüber hinaus muss den Versicherungs-

unternehmen die Möglichkeit eingeräumt wer-

den, für die Ermittlung der Mindestkapital-

ausstattung anstelle eines Standardansatzes

interne Risikomodelle zu verwenden, mittels

derer die Höhe der erforderlichen Kapitalaus-

stattung unternehmensspezifisch risikoadäquat

bestimmt werden kann.

Wenn auch mit einer EU-Richtlinie zu Solvency II

frühestens im Jahr 2005 zu rechnen ist, so

erscheint es schon heute geboten, langfristige

Kapitalanlageentscheidungen auch unter dem

Gesichtspunkt der künftigen, primär qualitati-

ven Aufsicht zu betrachten und frühzeitig Asset-

Liability-Managementsysteme auf- bzw. auszu-

bauen. Einem breit diversifizierten, unter Berück-

sichtigung der langfristigen Verbindlichkeiten

gesteuerten Portfolio wird künftig jedenfalls

eine noch größere Bedeutung im Rahmen der

Gesamt-Unternehmenssteuerung zukommen.

135

136 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Die Versicherungswirtschaft als Arbeitgeber

Trotz des wirtschaftlich schwierigen Umfelds

hat die deutsche Assekuranz auch im vergange-

nen Jahr Beschäftigung aufgebaut. Seit der

deutschen Wiedervereinigung ist die Versiche-

rungswirtschaft nun um etwa 37 000 ange-

stellte Mitarbeiter gewachsen. Mittlerweile

werden in ganz Deutschland 248 100 Arbeit-

nehmer auf den Gehaltslisten der Unternehmen

geführt. Rechnet man noch die Angestellten in

Versicherungsagenturen und -maklerfirmen hin-

zu, vor allem aber den selbstständigen haupt-

und nebenberuflichen Versicherungsaußen-

dienst, so kommt man auf mehr als 711 000

Menschen, die bundesweit im Versicherungs-

gewerbe tätig sind.

Die Versicherungswirtschaft ist damit auch in

einem gesamtwirtschaftlichen Umfeld mit

rückläufigen Erwerbstätigenzahlen und hoher

Arbeitslosigkeit immer noch ein zuverlässiger

Arbeitgeber. Trotz aller Wettbewerbs- und Ratio-

nalisierungszwänge liegt die Zahl der Mitarbei-

ter heute rund ein Fünftel höher als Ende der

80er-Jahre. Zugleich ist das Qualifikationsniveau

der Beschäftigten erheblich gestiegen. Immer

mehr wird die Qualität der Aus- und Weiter-

bildung zum entscheidenden Kriterium für die

Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen.

Erfreuliche Entwicklung der

Beschäftigtenzahlen

Nach der Personalstatistik des Arbeitgeber-

verbandes der Versicherungsunternehmen in

Deutschland (agv), München, entwickelte sich

die Zahl der Arbeitnehmer in der Versicherungs-

wirtschaft im Jahr 2002 erneut positiv. Im Zuge

der deutschen Wiedervereinigung hatte die

Branche zunächst im Jahr 1992 mit 259 000

Arbeitnehmern in Gesamtdeutschland ihren

137

„Beschäftigungsgipfel“ erreicht. In den folgen-

den Jahren fand naturgemäß ein leichter Rück-

gang statt, da nun auch in den neuen Bundes-

ländern eine moderne Infrastruktur aufgebaut

wurde. Diese notwendige Konsolidierung führte

zusammen mit dem wachsenden Konkurrenz-

druck aufgrund der Liberalisierung der Versiche-

rungsmärkte in Europa zwischen 1993 und 1998

zu einem Rückgang der Arbeitnehmerzahl um

insgesamt 7,8 Prozent auf 238 800.

Seit 1999 ist wiederum ein kontinuierlicher

Anstieg der Beschäftigung eingetreten. Dieser

positive Trend war vor allem in 2001 mit einer

Zunahme der Beschäftigung um 2,2 Prozent sig-

nifikant. Im Jahr 2002 hat er sich wieder leicht

abgeschwächt. Die Zahl der angestellten Mit-

arbeiter im Innen- und Außendienst erhöhte

sich von 245 400 um 1,1 Prozent auf 248 100.

Dabei stieg die Zahl der Außendienstangestell-

ten mit 1,9 Prozent stärker als die der angestell-

ten Innendienstmitarbeiter (plus 1,0 Prozent).

Die Zahl der Auszubildenden nahm um 1,3 Pro-

zent zu. Im Bereich der gewerblichen Arbeit-

nehmer erfolgte jedoch mit 11,1 Prozent ein

deutlicher Einbruch der Beschäftigung.

Berücksichtigt man neben den angestellten Mit-

arbeitern in Versicherungsunternehmen auch die-

jenigen in ausgegliederten Service-Gesellschaf-

ten, dann ergibt sich für das Jahr 2002 ein An-

stieg der Gesamtbeschäftigtenzahl um 1,3 (Vor-

jahr 2,3) Prozent. Aus bisherigen Angaben der

Gesellschaften lässt sich prognostizieren, dass im

Jahr 2003 mit einer Stagnation der Beschäftigten-

zahl, vielleicht sogar mit einem moderaten Ab-

bau um bis zu 1,0 Prozent gerechnet werden

muss. Einzelheiten zur Beschäftigungsentwick-

lung sind der Tabelle auf Seite 139 zu entnehmen.

Köln – München – Hamburg

Gemäß der jährlichen Erhebung des Statisti-

schen Bundesamtes gingen Mitte 2002 insge-

samt 312 340 Arbeitnehmer einer sozialversi-

cherungspflichtigen Tätigkeit bei Versicherungs-

unternehmen und -agenturen nach. Gegenüber

dem Vorjahr entspricht dies einer Steigerung

von 3,3 Prozent.

In Bezug auf die regionale Verteilung der sozial-

versicherungspflichtigen Arbeitnehmer wies

Nordrhein-Westfalen erneut die höchste Be-

schäftigungsdichte auf. Mit 80 230 sozialversi-

cherungspflichtigen Arbeitnehmern beschäf-

tigte das bevölkerungsreichste Bundesland rund

25,7 Prozent aller im Versicherungsgewerbe täti-

gen Arbeitnehmer. Mit einigem Abstand folgen

Bayern (58 410 Beschäftigte bzw. 18,7 Prozent),

Baden-Württemberg (39 070 Beschäftigte bzw.

12,5 Prozent) und Hessen (31 600 Beschäftigte

bzw. 10,1 Prozent).

Der größte Versicherungsplatz Deutschlands ist

erstmals Köln mit insgesamt 28 670 Arbeitneh-

mern im Versicherungsgewerbe. Durch einen

Zuwachs um mehr als 4 000 Mitarbeiter im Ver-

gleich zum Vorjahr konnte Köln damit München

den Rang ablaufen (28 430 Arbeitnehmer). Der

drittgrößte Versicherungsplatz ist mit 23 890

Arbeitnehmern, wie in den Vorjahren, Hamburg.

Es folgen mit einigem Abstand Stuttgart mit

16 170 und Berlin mit 13 000 Mitarbeitern.

Arbeit und Einkommen

für 710.000 Menschen

Im selbstständigen Versicherungsaußendienst

sind etwa 407 000 Mitarbeiter haupt- oder ne-

benberuflich tätig. Die Zahl der selbstständigen

hauptberuflichen Ausschließlichkeitsvertreter be-

Standpunkte138 Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

läuft sich auf rund 79 000, hinzu kommen schät-

zungsweise 4 000 Mehrfachagenten. Auf rund

320 000 wird die Zahl der selbstständigen ne-

benberuflichen Vertreter geschätzt. Hinzu kom-

men rund 8 000 Versicherungsmakler. Einige

beschäftigen 600 und mehr Angestellte.

Rechnet man die Arbeitnehmer in Versiche-

rungsunternehmen und -agenturen sowie die

Selbstständigen im Vertrieb zusammen, so dürf-

ten sich 2002/2003 rund 710 000 Menschen für

die individuelle Vorsorge durch Versicherungen

in Deutschland einsetzen – von der Produktion

und Kundenberatung bis zur Schadenbearbei-

tung, von der Policierung bis zu Schadenverhü-

tung. Allerdings entfällt mehr als die Hälfte auf

nebenberuflich Tätige.

Hoher Bildungsstand

Insgesamt haben 73,9 Prozent der Arbeitneh-

mer in den Versicherungsunternehmen nach

den für Ende 2001 vorliegenden Zahlen eine

abgeschlossene Berufsausbildung. Abitur, den

Abschluss einer höheren Fachschule/Fachhoch-

schule oder gar Hochschulabschluss besaßen

39,7 Prozent der Angestellten, 1991 waren dies

noch 27,3 Prozent. Seit 1991 hat sich der Anteil

der Akademiker von 7,4 auf 11,5 Prozent der

Arbeitnehmer erhöht. Von diesen 28 200 Akade-

mikern stellen die Juristen mit 7 700 Personen

die größte Gruppe. Es folgen 6 600 Diplom-Kauf-

leute und Diplom-Volkswirte, 4 000 Mathema-

tiker und 2 000 Diplom-Ingenieure. Außerdem

arbeiteten insgesamt 7 900 Diplom-Informa-

tiker, Philologen, Diplom-Psychologen, Diplom-

Physiker und Mediziner sowie Akademiker an-

derer Fachrichtungen in der Assekuranz.

139

1970 126 200 66 000 8 700 6 700 11 200 5 600 43 400 900 189 5001980 140 200 73 500 11 900 6 600 10 500 4 700 39 700 1 200 202 3001985 141 900 71 500 5 100 2 400 13 200 5 500 37 100 700 197 3001990 162 500 84 200 4 700 2 100 15 900 6 800 50 100 3 100 233 2001994 176 500 97 100 4 000 1 800 14 800 7 100 54 700 6 100 250 0001995 175 500 96 300 3 700 1 700 13 300 6 200 53 100 6 100 245 6001996 174 100 94 700 3 400 1 600 12 200 5 500 52 000 6 100 241 7001997 171 900 94 200 3 300 1 400 12 700 5 700 51 400 6 500 239 3001998 171 500 94 200 3 100 1 400 13 900 6 300 50 300 7 000 238 8001999 171 000 93 700 3 000 1 400 14 800 6 900 50 800 7 500 239 6002000 171 500 95 000 2 800 1 300 15 400 7 300 50 500 8 100 240 2002001 175 500 – 2 700 – 15 900 – 51 300 – 245 4002002*) 177 300 – 2 400 – 16 100 – 52 300 – 248 100

Jahresende Innendienstangestellte Gewerbliches Personal Auszubildende1) Außendienstangestellte insgesamt

insgesamt davon insgesamt davon insgesamt davon insgesamt davonweiblich weiblich weiblich weiblich

Beschäftigte in Versicherungsunternehmen nach ArbeitsbereichenAb 1990 einschließlich neue Bundesländer

*) Umstellung der Erhebungsmethodik, Aktualisierung der Tabelle im Jahr 2003, 1) Versicherungskaufleute, allgemeine Büroberufe u.a. – Quelle: agv.

Diese Entwicklung ist in erster Linie durch die

wachsenden Anforderungen an die Mitarbeiter

begründet. Doch auch Änderungen des Bil-

dungssystems (steigende Zahlen von Abiturien-

ten- und Hochschulabsolventen) kommen hier

zum Ausdruck. Auf der einen Seite werden in der

Versicherungswirtschaft immer mehr Standard-

arbeiten maschinell erledigt, andererseits wer-

den die angebotenen Produkte komplizierter

und erklärungsbedürftiger. Somit hebt die

Assekuranz kontinuierlich das durchschnittliche

Qualifikationsniveau ihrer Mitarbeiter an.

Immer mehr Spezialisten erforderlich

Die ab Mitte der 70er-Jahre einsetzende breite

Rationalisierungswelle hat nicht zu dem von den

Gewerkschaften oftmals beschworenen Dequa-

lifizierungsprozess geführt. Im Gegenteil: Heute

sind hoch qualifizierte Experten mit starkem

Praxisbezug notwendig, um computergestützte

Arbeitsabläufe so zu entwickeln, dass problem-

gerechte, wirtschaftliche Lösungen und zugleich

mitarbeitergerechte Arbeitsplätze entstehen.

Auf der anderen Seite fallen einfachere Tätig-

keiten in erheblichem Umfang weg.

Wachsender Wettbewerb, wirtschaftlicher und

technologischer Strukturwandel, differenzierter

Versicherungsbedarf, besser aufgeklärte und kri-

tischere Kunden führen zu einer zunehmenden

Professionalisierung und damit zu einer höhe-

ren Anforderung an die Mitarbeiter der Versiche-

rungswirtschaft. Die Branche braucht immer

mehr Spezialisten zur Entwicklung, Steuerung,

Anwendung und Kontrolle der notwendigen

Systeme. Experten mit rechtlichem, wirtschaft-

lichem und technischem Wissen werden

benötigt, um den steigenden Beratungsbedarf

zu decken – sowohl im Versicherungsunterneh-

men selbst als auch bei den Vermittlern, Koope-

rationspartnern und Kunden. Auch hinsichtlich

der besonderen Bedürfnisse der verschiedenen

Kundengruppen benötigt die Versicherungs-

wirtschaft motivierte Mitarbeiter mit bran-

chenübergreifender Qualifikation.

Alter und Fluktuation

Im Schnitt sind die angestellten Mitarbeiter der

Versicherungsunternehmen 38,6 Jahre alt, wo-

bei die Männer 39,9 und die Frauen 37,0 Jahre

zählen. Im Vergleich zu den Vorjahren ist hier

keine signifikante Änderung zu beobachten. Die

durchschnittliche Betriebszugehörigkeit ist im

Vergleich zum Vorjahr von 12,3 Jahren auf 11,8

Jahre leicht zurückgegangen. Hier macht sich

u. a. die Möglichkeit der Inanspruchnahme der

Altersteilzeit bemerkbar.

Die relativ lange Betriebszugehörigkeit korres-

pondiert mit einer stark abnehmenden Fluktua-

tionsrate: Während 1980 im Schnitt 9,8 Prozent

der Innendienstmitarbeiter das Unternehmen

verließen, waren dies im Jahr 2002 nur noch

5,9 Prozent. Insbesondere die Kündigung durch

den Arbeitnehmer ist im Vergleich zum Vorjahr

um einen Prozentpunkt gesunken. Während

2001 noch 2,8 Prozent der Abgänge auf Kündi-

gung des Arbeitnehmers zurückzuführen waren,

sind es 2002 nur noch 1,8 Prozent. Der Anteil der

Kündigungen durch die Gesellschaft und der

einvernehmlichen Vertragsaufhebung schwankt

seit Jahren zwischen 0,5 Prozent und 0,7 Prozent.

Standpunkte140 Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Im Dienst der Sicherheit 131Im Dienst der Sicherheit

Arbeitnehmer in der Assekuranz

sowie haupt- und nebenberufliche

selbstständige Versicherungsvermittlung

141

1990

0 200 000 400 000

40 740233 200273 940

davon im Vermittlergewerbe1)

davon in Versicherungsunternehmen

Arbeitnehmer in derVersicherungswirtschaft

1998284 000238 800

53 900

1999293 600239 600

54 000

davon Versicherungsmaklerdavon hauptberuflicher Außendienst2)

davon nebenberuflicher Außendienst

Selbstständige Versicherungs-vermittlung insgesamt

79 0008 000

320 000407 000

2000299 400245 400

54 000

2001299 400245 400

54 000

2002302 800248 100

54 700

0 200 000 400 0001) einschließlich Beschäftigte bei Versicherungsmaklern2) Ausschließlichkeitsvertreter, Mehrfachagenten

© GDV-Jahrbuch 2003

Einkommen überdurchschnittlich

Innerhalb des Dienstleistungssektors erzielen

die Beschäftigten der Versicherungswirtschaft

nach wie vor die höchsten Einkommen. Bei den

Gehältern der Männer liegt die Versicherungs-

wirtschaft knapp hinter der Industrie, aber über

dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt und

über den anderen Dienstleistungsbereichen

Banken und Handel. Sowohl in den alten als

auch in den neuen Bundesländern liegt bei den

Gehältern der Frauen die Versicherungswirt-

schaft an der Spitze der verglichenen Wirt-

schaftsbereiche. So verdienten im April 2003

kaufmännische Angestellte nach der amtlichen

Statistik durchschnittlich 3 401 Euro in der deut-

schen Versicherungswirtschaft. In der Gesamt-

wirtschaft waren es 3 289 Euro, bei den Banken

3 176, im Großhandel 3 005 und im Einzelhandel

2 277 Euro.

Der jährliche Personalaufwand je Arbeitnehmer

(Direktentgelt plus Personalzusatzleistungen)

belief sich 2002 in der Assekuranz auf 65 440

(Vorjahr: 63 260) Euro. Bei den Banken waren es

61 450 Euro, in der Industrie 47 280, im Groß-

handel 41 920 und im Einzelhandel 33 690 Euro.

Dies hat eine Untersuchung des Instituts der

deutschen Wirtschaft (IW) ergeben.

Die Personalzusatzleistungen je Arbeitnehmer

lagen in der Versicherungswirtschaft 2002 mit

33 030 (Vorjahr: 31 910) Euro über dem Direkt-

entgelt von 32 410 Euro und deutlich vor allen

anderen vom Institut der deutschen Wirtschaft

verglichenen Wirtschaftsbereichen. Im Jahr

2002 machten die Zusatzkosten des Dienst-

leistungssektors 79,0 Prozent des Entgelts für

geleistete Arbeit aus. In der Versicherungswirt-

schaft lag mit 101,9 Prozent der Anteil der Zu-

satzkosten höher als das Direktentgelt und so-

mit deutlich über dem Durchschnitt des Dienst-

leistungssektors.

Aus- und Weiterbildung

Die Sicherung des qualifizierten Nachwuchses

ist für eine Dienstleistungsbranche wie die Asse-

kuranz stets von wichtiger Bedeutung. Insge-

samt wurden in der Branche im vergangenen

Jahr etwa 16 600 Personen ausgebildet. Dies

umfasst sowohl die Ausbildungsstellen zum/zur

Versicherungskaufmann/-kauffrau als auch alle

anderen Ausbildungsberufe (zum Beispiel Büro-

kaufleute). Ausgebildet wurde sowohl in den

Versicherungsunternehmen als auch in den Ver-

sicherungsvermittlungen. Der Anteil der Aus-

zubildenden an der Gesamtbeschäftigtenzahl

betrug im vergangenen Jahr unverändert 6,5

Prozent. Rechnet man für das Jahr 2002 noch die

rund 760 von den Versicherungsunternehmen in

Agenturen finanzierten Ausbildungsplätze hin-

zu, ergibt sich eine Ausbildungsquote von

6,7 Prozent. Insgesamt sind etwa 8 000 Ausbil-

der auf dem Gebiet der Aus- und Weiterbildung

in über 2 000 Betriebsstätten tätig.

Ausbildung zum/zur Versicherungskaufmann/

-kauffrau

Die Schulabgängerzahlen werden ab dem Jahr

2005 (neue Bundesländer) bzw. 2008 (alte Bun-

desländer) stark zurückgehen. Die Versiche-

rungswirtschaft trägt dieser Entwicklung schon

jetzt Rechnung und bietet trotz der wirtschaft-

lich schwierigen Lage unverändert viele Lehr-

stellen an. Dennoch konnte die Zahl der neu

abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Ver-

Standpunkte142 Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

gleich zum Vorjahr nicht ganz gehalten werden.

Der Rückgang der neuen Ausbildungsverträge

auf 5 521 (2001: 5 773 Verträge) im Jahr 2002 ist

hauptsächlich auf zunehmende Schwierigkei-

ten bei der Rekrutierung geeigneter qualifizier-

ter Kandidaten aus dem Bewerberpool zurück-

zuführen. Dies zeigt sich auch darin, dass trotz

intensiver Werbemaßnahmen 166 Ausbildungs-

plätze zum/zur Versicherungskaufmann/-kauf-

frau im Jahr 2002 unbesetzt blieben.

Über alle drei Lehrjahre gesehen, gab es in ganz

Deutschland 15 351 junge Leute im Ausbildungs-

beruf des Versicherungskaufmanns. Im Ver-

gleich zum Vorjahr (15 194) stellt dies eine Stei-

gerung von rund 1 Prozent dar. Der Anteil der

weiblichen Auszubildenden hat sich von 50 Pro-

zent auf 52 Prozent erhöht. Im Jahr 2002 be-

standen 4 893 (2001: 4 951) Auszubildende ihre

Abschlussprüfung zum Versicherungskaufmann

vor der Industrie- und Handelskammer.

Betrachtet man die Entwicklung der Ausbil-

dungszahlen seit der Neuordnung des Berufs-

bildes Versicherungskaufmann im Jahr 1996,

ergibt sich ein äußerst erfreuliches Bild. Die Ver-

sicherungsbranche investiert nach wie vor viel in

die Ausbildung ihres Nachwuchses. Von 1996 bis

2002 hat sich die Zahl der Auszubildenden von

11 733 auf 15 351 erhöht. Dies entspricht einem

Zuwachs von rund 30 Prozent. Betrachtet man

neben den Versicherungskaufleuten auch noch

andere Berufsbilder in den Versicherungsunter-

nehmen, lässt sich im gleichen Zeitraum sogar

eine Steigerung von 32 Prozent feststellen. Diese

Entwicklung muss insbesondere vor dem Hinter-

grund gesehen werden, dass im gleichen Zeit-

raum die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbil-

dungsverträge in der Gesamtwirtschaft um

1 Prozent rückläufig war. Die tariflichen Vergü-

tungen der Auszubildenden sind im Vergleich zu

anderen Wirtschaftszweigen hoch: Sie betragen

aktuell 711 Euro im ersten, 783 Euro im zweiten

und 854 Euro im dritten Ausbildungsjahr.

Seit Januar 2003 können sich Schulabgänger,

Auszubildende, Ausbilder und Berufsschullehrer

unter www.azubi-welt.de online über das

Thema Erstausbildung in der Versicherungs-

wirtschaft informieren. Das Internet-Portal bie-

tet neben Informationen zum Berufsbild des

Versicherungskaufmanns unter anderem auch

Adressen ausbildender Unternehmen, Hinweise

zu Unterrichtsmaterialien oder Probeprüfungs-

aufgaben. Ein Forum für Auszubildende und

Ausbildungsinteressierte fördert den Erfahrungs-

austausch. Ausbildern und Berufsschullehrern

steht ein geschlossenes Forum zur Verfügung,

um der engen Verzahnung von betrieblicher und

schulischer Ausbildung gerecht zu werden. Die

Seiten des Portals werden regelmäßig aktuali-

siert und erweitert.

Geprüfte/r Versicherungsfachwirt/-in (IHK)

Die Weiterbildungsbereitschaft der Mitarbeiter

von Versicherungsunternehmen ist kontinuier-

lich hoch. Die berufsbegleitende Weiterbildung

zum/zur Geprüften Versicherungsfachwirt/Ge-

prüften Versicherungsfachwirtin (IHK) bietet

dabei nach wie vor die ideale Möglichkeit, sich

branchenspezifisches Wissen anzueignen. Im

Jahr 2002 haben 1 472 Absolventen das zwei-

jährige Studium erfolgreich abgeschlossen. Seit

Einführung dieses Weiterbildungsweges haben

damit mehr als 30 000 Studenten den Abschluss

geschafft.

143

Seit Februar 2002 wird die Weiterbildung von

der Deutschen Versicherungsakademie (DVA)

auch als online-gestütztes Fernstudium zum/

zur Geprüften Versicherungsfachwirt/-fachwir-

tin (IHK) angeboten. Der Fernunterricht wendet

sich insbesondere an Berufspendler, Außen-

dienstmitarbeiter, Erziehungsurlauber oder Mit-

arbeiter, die überwiegend zu Hause lernen

möchten. Der Studienverlauf findet im Wechsel

zwischen Präsenzphasen und Selbstlernphasen

zu Hause statt. Von diesem Angebot haben im

Jahr 2002 bereits 40 Personen Gebrauch ge-

macht. Im Februar 2003 lagen schon 50 Neuan-

meldungen vor. Der erste Studiengang wird im

Jahr 2004 seinen Abschluss machen.

Studium zum/zur

Versicherungsbetriebswirt/-in (DVA)

Das Studium zum/zur Versicherungsbetriebs-

wirt/in (DVA) stellt den abschließenden Bau-

stein der brancheninternen Aus- und Weiterbil-

dung dar. Dieser wirtschaftswissenschaftlich

ausgerichtete Studiengang hat sich als eine

geschätzte Alternative zum Vollzeitstudium an

einer Universität oder Fachhochschule etabliert.

Er baut auf der Weiterbildung zum/zur Geprüf-

ten Versicherungsfachwirt/-fachwirtin (IHK) auf

und setzt mehrjährige Berufspraxis voraus. Das

Studium gliedert sich in zwei Studienabschnitte.

Nach dem ersten Abschnitt erfolgt als Zulas-

sungsvoraussetzung für den nächsten Studien-

abschnitt eine Zwischenprüfung. Im Rahmen

des zweiten Studienabschnitts wird eine wis-

senschaftliche Abschlussarbeit erstellt, die ca. 40

Seiten und einen Bearbeitungszeitraum von drei

Monaten umfasst. Außerdem werden schrift-

liche und mündliche Abschlussprüfungen in

sechs Unterrichtsfächern abgelegt. Seit Beginn

der Weiterbildungsmaßnahme im Jahr 1974

haben 2 540 Absolventen den Studiengang an

acht Studienzentren erfolgreich abgeschlossen.

Allein im Jahr 2002 waren es 160 Absolventen.

Versicherungsbetriebswirte (DVA) mit einer

guten Abschlussnote haben darüber hinaus die

Möglichkeit, sich durch ein stark vereinfachtes

Verfahren den international anerkannten Titel

„Fellow of the Chartered Insurance Institute

(FCII)“ zu erwerben. Hierfür ist die erfolgreiche

Teilnahme am englischsprachigen Weiterbil-

dungsmodul der DVA zum britischen Versiche-

rungsvertrags- und Aufsichtsrecht Vorausset-

zung. In einem ähnlichen Verfahren können sich

Absolventen auch den höchsten berufsbeglei-

tenden Abschluss der schweizerischen Versiche-

rungswirtschaft anerkennen lassen, den Diplo-

mierten Versicherungsfachexperten (mit eid-

genössischem Diplom).

Versicherungsfachmann /-fachfrau (BWV)

Die Anfang 1991 eingeführte Prüfung „Versi-

cherungsfachmann/-fachfrau (BWV)“ ist eine

brancheninterne Berufsqualifikation. Sie ist un-

verzichtbar für hauptberufliche Vermittler, vor

allem, wenn diese ursprünglich aus anderen

Berufen kommen und in der Versicherungswirt-

schaft eine neue berufliche Heimat gefunden

haben. Seit der Anlaufphase 1991/1992 hat sich

die Vermittlerqualifizierung Schritt für Schritt

quantitativ und qualitativ weiter entwickelt.

Standpunkte144 Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Bis Juni 2003 haben insgesamt 110 307 Teil-

nehmer inklusive der Wiederholer die erforder-

lichen Prüfungen absolviert. 85 562 Kandidaten

haben die Prüfung bestanden. Die Erfolgsquote

liegt damit durchschnittlich bei 77,6 Prozent.

Die Qualifizierungsmaßnahme ist ungebrochen

attraktiv: Im Jahr 2002 haben 7 584 Personen an

den Prüfungen teilgenommen, 8,4 Prozent mehr

als im Vorjahr.

Durch das Angebot einzelner Zusatzmodule

kann die Basisqualifikation „Versicherungsfach-

mann/-fachfrau (BWV)“ noch aufgewertet wer-

den. So können sich die Vermittler im Zusatz-

modul „Bausparen und Investment“ und seit

September 2002 in den Zusatzmodulen „Ge-

werbekundengeschäft – Sach- und Vermögens-

versicherung“ und „Gewerbekundengeschäft –

Personenversicherung“ prüfen und separat zer-

tifizieren lassen. Für das seit September 2000

geprüfte Zusatzmodul „Bausparen und Invest-

ment“ ergaben sich bislang 7 136 Teilnahmen

(inklusive der Wiederholer). Mit 87,4 Prozent

liegt die Erfolgsquote höher als bei der Basis-

qualifikation „Versicherungsfachmann/-fachfrau“.

Die Zusatzmodule stehen auch Versicherungs-

kaufleuten und Versicherungsfachwirten offen.

Servicefachmann/-fachfrau Versicherungen

(BWV)

Die Arbeitsbereiche Service Center und Agentur

haben als Schnittstellen zwischen Versiche-

rungsunternehmen und Kunden immer mehr

an Bedeutung gewonnen. Daher wurde unter

der Leitung des Berufsbildungswerks (BWV) die

neue überbetriebliche Branchenqualifikation

zum/zur „Servicefachmann/-fachfrau Versiche-

rungen (BWV)“ entwickelt. Diese Qualifikation

richtet sich sowohl an berufsfremde „Branchen-

neulinge“ als auch an Personen mit Versiche-

rungsabschlüssen, die in den Unternehmen

nach neuen Perspektiven suchen. Sie wendet

sich in der Anfangsphase auch an die Mitarbei-

ter, die bereits ohne einen anerkannten Ab-

schluss ihren Aufgaben in Service Centern und

Agenturen nachgehen.

Seit Anfang 2003 haben die Teilnehmer nun die

Möglichkeit, in insgesamt 240 Unterrichtsstun-

den, die in drei unterschiedlichen Modulen zu-

sammengefasst sind, die erforderlichen Kompe-

tenzen zu erwerben. Das erste Modul lehrt die

versicherungsfachliche Kompetenz, das zweite

Modul die Fachkompetenz in der Agentur bzw.

im Service Center und das dritte Modul die

praxisorientierte Verhaltenskompetenz. Die ers-

ten Prüfungen werden im November 2003 star-

ten. Je nach Ausbildungsschwerpunkt erhält der

Absolvent den Titel „Servicefachmann/-fachfrau

Versicherungen (BWV) Agentur“ oder „Service-

fachmann/-fachfrau Versicherungen (BWV)

Service Center“.

145

146 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

Der GDV und seine Mitglieder

Der Gesamtverband der Deutschen Versiche-

rungswirtschaft e.V. (GDV) wurde 1948 in Köln

gegründet. Seit Februar 1998 hat der GDV sei-

nen Sitz in Berlin. Dem Verband gehören heute

455 Versicherungsunternehmen an, darunter

43 Zweigniederlassungen ausländischer Versi-

cherungsunternehmen und 6 Unternehmen mit

Sitz im Ausland.

Die Aufgaben

Der GDV vertritt die Interessen der deutschen

Versicherungswirtschaft. Er führt den Dialog

mit der Bundesregierung, den Mitgliedern des

Deutschen Bundestages und Parlamentariern

auf Landesebene und in den Landesregierungen.

Er sucht und pflegt das Gespräch mit den politi-

schen Parteien und anderen gesellschaftlichen

Gruppen, mit den Gremien der Europäischen

Union sowie zahlreichen nationalen und inter-

nationalen Institutionen und Organisationen.

Gleichzeitig ist der Verband kompetenter An-

sprechpartner für alle die Versicherungswirt-

schaft betreffenden Fachfragen. Er ist Dienst-

leister für seine Mitgliedsunternehmen.

Die Arbeit

Der GDV ist Schnittstelle zwischen der Versiche-

rungswirtschaft und der Politik. In zahlreichen

Ausschüssen des Verbandes bringen die Ver-

treter der Mitgliedsunternehmen ihren Sach-

verstand und ihr Praxiswissen ein. Zwei Haupt-

ausschüsse befassen sich mit den grundsätzli-

chen Themen ihrer Zweige: der Hauptausschuss

Lebensversicherung und der Hauptausschuss

Schadenversicherung. In einer Vielzahl von

Ausschüssen werden spartenspezifische und

spartenübergreifende Einzelfragen behandelt.

147

Das Fachwissen all dieser Gremien fließt in Vor-

schläge, Stellungnahmen, Eingaben oder Inter-

ventionen gegenüber der Politik ein. Viele

Berührungspunkte bestehen natürlich auch zu

den anderen Spitzenverbänden der deutschen

Wirtschaft, mit denen der Gesamtverband zu-

sammenarbeitet.

Mit seiner Öffentlichkeitsarbeit spricht der GDV

allgemein die verschiedenen Verbrauchergrup-

pen und gezielt die Meinungsbildner in Politik,

Wirtschaft und Gesellschaft an. Im Rahmen der

internen Kommunikation steht die kontinuier-

liche und umfassende Information der Mit-

gliedsunternehmen im Mittelpunkt der Arbeit.

Daneben wird natürlich auch der Dialog mit

ausländischen Verbänden gepflegt. Die Themen

Schadenverhütung und Schadenforschung sind

ebenfalls ein wichtiger Punkt der Verbands-

arbeit.

Neben dem Kölner GDV-Büro für Schadenver-

hütung befassten sich bis vor kurzem auch die

beiden GDV-Institute für Fahrzeugsicherheit

München (IFM) und für Straßenverkehr Köln

(ISK) jeweils gesondert in ihren Bereichen mit

Fragestellungen der Prävention. Am 1. Juni 2003

wurden IFM und ISK als neues „Verkehrstechni-

sches Institut der Deutschen Versicherer“ (VTIV)

zusammengeführt und in die Abteilung Kraft-

fahrt und Schadenverhütung integriert. Zum

1. Januar 2004 nimmt das neue Institut seine

Arbeit im GDV-Verbandsgebäude in Berlin auf.

Für Fragen, die die Versicherungswirtschaft in

ihrer Rolle als Arbeitgeber betreffen, ist der Ar-

beitgeberverband der Versicherungsunterneh-

men in Deutschland (agv) mit Sitz in München

zuständig. Die privaten Krankenversicherer sind

im Verband der privaten Krankenversicherung

(PKV) mit Sitz in Köln zusammengeschlossen.

Für den PKV-Verband ist der GDV Dachverband.

Die Vorsitzenden des PKV-Verbands und des

Arbeitgeberverbands sind kraft Amtes Mitglied

des GDV-Präsidiums.

Die Mitglieder

Dem GDV gehören neben dem PKV-Verband

455 Mitgliedsunternehmen an, davon 43 Zweig-

niederlassungen ausländischer Versicherungs-

unternehmen und 6 Versicherer mit Sitz im

Ausland. Von den 406 deutschen Mitglieds-

unternehmen sind 304 Aktiengesellschaften,

77 Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit,

22 Anstalten bzw. Körperschaften des öffent-

lichen Rechts, eine GmbH, ein eingetragener

Verein und der Verband öffentlicher Versicherer.

Der GDV ist mit dem agv Träger des Berufsbil-

dungswerks der Deutschen Versicherungswirt-

schaft e.V.

Der Markt

Die im GDV zusammengeschlossenen Erstversi-

cherer – sie repräsentieren über 97 Prozent des

inländischen Brutto-Beitragsaufkommens – er-

wirtschafteten 2002 rund 141 Milliarden Euro.

Im laufenden Jahr wird das Brutto-Beitrags-

aufkommen der GDV-Mitglieder voraussichtlich

knapp 147 Milliarden Euro erreichen.

Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

148

Die Unternehmen der Individualversicherung

beschäftigen im vereinten Deutschland etwa

248 100 Angestellte im Innen- und Außendienst,

darunter 16 100 auszubildende Versicherungs-

und Bürokaufleute u. a. Außerdem gibt es rund

75 000 selbstständige hauptberufliche Einfir-

menvertreter, ca. 4 000 Mehrfachagenten und

etwa 320 000 nebenberufliche Versicherungs-

vertreter.

Zur Sicherstellung der Funktionsfähigkeit der

Versicherungswirtschaft im gesamtwirtschaft-

lichen Interesse und zum Schutz der Verbraucher

wird die gesamte Geschäftstätigkeit der Versi-

cherungsunternehmen von der Bundesanstalt

für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) in Bonn

und gegebenenfalls von den Aufsichtsbehörden

der Bundesländer kontrolliert. Neben einer all-

gemeinen rechtlichen Aufsicht hat die BaFin

auch die Finanzaufsicht über die Versicherer.

Damit unterliegt die Assekuranz auch nach Voll-

endung des Binnenmarkts wie keine andere

Branche der staatlichen Überwachung.

Die Organe

Die Organe des Verbandes, der die Rechtsform

eines eingetragenen Vereins hat, sind die Mit-

gliederversammlung, der Präsidialausschuss und

das Präsidium. Der Geschäftsführung obliegt die

Umsetzung der Verbandsziele. Sie bereitet die

Organ- und Ausschussbeschlüsse vor und setzt

sie um.

Die Mitgliederversammlung besteht aus den

Vertretern der Mitgliedsunternehmen. Sie ist das

Parlament des Verbands. Die Unternehmens-

vertreter wählen die Mitglieder des Präsidiums,

des Präsidialausschusses und der Hauptaus-

schüsse. Ihnen obliegt u. a. auch die Genehmi-

gung der Jahresrechnung, die Feststellung des

Wirtschaftsplans und die Änderung der Satzung.

Das Präsidium ist der Vorstand des GDV. Ihm

gehören bis zu zehn Wahlmitglieder und Mit-

glieder von Amts wegen an. Das sind die

Hauptausschussvorsitzenden, der stellvertre-

tende Vorsitzende des Hauptausschusses Scha-

den, die Vorsitzenden des Arbeitgeberverbandes

und des PKV-Verbandes sowie der Hauptge-

schäftsführer des GDV. Das oberste Führungs-

gremium setzt sich bei Redaktionsschluss wie

folgt zusammen:

149

– Dr. Bernd Michaels (Präsident), Düsseldorf

– Dr. Claus-Michael Dill, Köln

– Dr. Jürgen Förterer, Wiesbaden

– Dr. Jörg Frank von Fürstenwerth, Berlin

– Dr. Reiner Hagemann, München

– Rolf-Peter Hoenen, Coburg

– Dr. Joachim Lemppenau, Hamburg

– Dr. Lothar Meyer, Düsseldorf

– Dr. Robert Pohlhausen, Hannover

– Dr. Gerhard Rupprecht, Stuttgart

– Dr. Hans-Jürgen Schinzler, München

– Reinhold Schulte, Dortmund

– Dr. Edmund Schwake, Stuttgart

– Dr. Walter Thießen, Aachen

– Dr. Heiko Winkler, München

Der Präsidialausschuss stellt die Richtlinien für

die gesamte Verbandsarbeit auf, fasst Be-

schlüsse über die der Mitgliederversammlung

zu unterbreitenden Vorschläge, bildet Aus-

schüsse, überwacht die Rechnungsführung u. a.

Die Mitglieder des Präsidialausschusses – wie

auch des Präsidiums – kommen aus den Ver-

sicherungsunternehmen. Dadurch wird die

Praxisnähe der GDV-Beschlüsse gesichert.

Die Mitarbeiter der Geschäftsführung des Ge-

samtverbands vertreten die Interessen der Ver-

sicherungswirtschaft hauptberuflich. 195 der

341 Mitarbeiter sind in der Berliner GDV-

Zentrale beschäftigt. Daneben bestehen Außen-

stellen in Brüssel und Hamburg. Die folgenden

Abteilungen und Stabsstellen decken das breite

Aufgabengebiet des GDV ab:

Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld

Versicherungszweige und -arten

Kapitalanlagen und Kapitalmärkte

Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber

Der GDV und seine Mitglieder

150

– Allgemeine Haftpflicht und

Kreditversicherung

– Betriebswirtschaft / Informationstechnologie

– Betriebswirtschaftliches Institut

– EDV

– Kapitalanlagen

– Kraftfahrt und Schadenverhütung

mit Verkehrstechnischem Institut der

Deutschen Versicherer (VTIV)

– Kriminalitätsbekämpfung / Geldwäsche

– Mathematik / Versicherungsmedizin /

Produktvergleiche

– Pensionsfonds

– Politik / Internationale Beziehungen

– Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

mit Informationszentrum

ZUKUNFT klipp + klar und

Dokumentation / Archiv

– Rechnungslegung / Solvabilität

– Recht / Unternehmensformen

– Recht der Lebensversicherung /

Pensionsfonds / Verbraucherschutz

– Rechtsschutz

– Sachversicherung und Schadenverhütung

– Sozialpolitik

– Statistik und Kraftfahrt-Technik

– Steuern

– Transport

– Unfall

– Vertretung bei der EU

– Vertrieb

– Volkswirtschaft

Europa

Der GDV unterhält ein Büro in Brüssel und ver-

tritt die deutsche Versicherungswirtschaft im

Comité Européen des Assurances (CEA), dem

europäischen Versicherungsverband, mit Sitz in

Paris.

Ausgegliederte Aktivitäten

Bestimmte wirtschaftliche Aktivitäten des GDV

sind auf die VdS-Schadenverhütung GmbH in

Köln und die GDV-Dienstleistungs-GmbH und

Co. KG in Hamburg ausgegliedert.

151

153

Recht der Lebensversicherung /Pensionsfonds / Verbraucherschutz

Dr. Peter Präve

Volkswirtschaft

Dr. Michael Wolgast

Transport

Dr. Jens Schildknecht

Sachversicherung und Schadenverhütung

Rainer Schönberger

Kriminalitätsbekämpfung / Geldwäsche

Detlev Burgartz

Recht / Unternehmensformen

Dr. Martin Fricke

Betriebswirtschaft / Informationstechnologie

Fred Chiachiarella

Personal / Verwaltung

Thomas Kräutter

Haushalt / Finanz- undRechnungswesen / Controlling

Karl Blanik

Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.Friedrichstr. 191, 10117 BerlinTelefon: (030) 20 20 - 50 00Telefax: (030) 20 20 - 60 00E-Mail: [email protected]:http://www.gdv.de

Vertretung bei der EU60, Avenue de Cortenbergh, B-1000 BrüsselTelefon: (00 32-2) 2 82 47-30Telefax: (00 32-2) 2 82 47-39

EDVGlockengießerwall 1, 20095 HamburgTelefon: (040) 3 21 07 - 40 00Telefax: (040) 3 21 07 - 70 00

GDV Dienstleistungs GmbH & Co. KGGlockengießerwall 1, 20095 HamburgTelefon: (040) 3 34 49 - 0Telefax: (040) 3 34 49 - 70 50

VdS Schadenverhütung GmbHAmsterdamer Str. 174, 50735 KölnTelefon: (02 21) 77 66 - 0Telefax: (02 21) 77 66 - 341

InformationszentrumZUKUNFT klipp + klar

Heidemarie Orlob

Dokumentation / Archiv

Gloria Neuhaus

Rechtsschutz

Dr. Ulrike Hartmann

Unfall

Beate Körkel

152

Organigramm des GDV (Stand 1. Oktober 2003)

Hauptgeschäftsführer

Dr. Jörg Freiherr Frank von Fürstenwerth

Politik /Internationale Beziehungen

Dr. Bernhard Gause

Geschäftsführer Lebens-versicherung / Pensionsfonds

Günter Bost

Mathematik / Versicherungs-medizin / Produktvergleiche

Dr. Herbert Schneidemann

Sozialpolitik

Peter Schwark

Pensionsfonds

Peter Schwark

GeschäftsführerQuerschnittsbereiche

Dr. Klaus-Wilhelm Knauth

GeschäftsführerSchaden-/Unfallversicherung

Stefan Richter

GDV Beteiligungsgesellschaft mbHGeschäftsführer

Volker SonnenburgHeiko Beermann

VdS Schadenverhütung GmbHGeschäftsführer

Gero F. PoppeHans Schüngel

Allgemeine Haftpflichtund Kreditversicherung

Nils Hellberg

Kraftfahrt und Schadenverhütung

Christian Kaffenberger

Statistik und Kraftfahrt-Technik

Dr. Jens Bartenwerfer

Vertrieb

Wolfgang Marzin

BetriebswirtschaftlichesInstitut

Dr. Thomas Schubert

Rechnungslegung / Solvabilität

Hans-Jürgen Säglitz

Kapitalanlagen

Dr. Ulrich Krüger

Steuern

Jürgen Wagner

GeschäftsführerinKommunikation

Gabriele Hoffmann

GeschäftsführerEuropa

Ulf Lemor

GeschäftsführerOrganisation

Thomas Kräutter

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Gabriele Hoffmann

Vertretung bei der EU

Ulf Lemor

EDV

Thomas Fischer

Verkehrstechn. Institutder Deutschen Versicherer

Prof. Dr. Volker Meewes

Kraftfahrt-Technik

Dr. Jürgen Redlich

Zeitgleich mit dem

„Jahrbuch 2003

Die deutsche Versicherungswirtschaft“

erscheint das

„Statistisches Taschenbuch

der Versicherungswirtschaft

2003“.

Beide Publikationen erscheinen auch als

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in Deutschland

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