Jahres- und Qualitätsbericht 2012 · 12 Vorträge und Publikationen 55 Die Fotos auf den Seiten...

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Jahres- und Qualitätsbericht 2012 Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik Vivantes Klinikum Neukölln

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Jahres- und Qualitätsbericht 2012

Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik

Vivantes Klinikum Neukölln

www.vivantes.de

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Jahres- und Qualitätsbericht 2012

Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik

Vivantes Klinikum Neukölln

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Jahres- und Qualitätsbericht 2012

Inhalt

Seite1 Vorwort 5

2 Struktur und Selbstverständnis der Klinik 9

3 Patientendaten 113.1 Fall- und Patientenzahlen 113.2 Zuweisung, Zugangswege und Begleitung 133.3 Aufenthaltsdauer 143.4 Diagnosen 153.5 Geschlecht und Alter 163.6 Sozialdaten 16

4 Psychiatrische Institutsambulanz (PIA) 19

Schwerpunktthema: 21Ambulant arbeiten – vernetzt denkenWeiterentwicklung der Psychiatrisch-Psychotherapeutischen Institutsambulanz [PIA] am Vivantes Klinikum Neukölln

5 Leistungen des psychiatrischen Not- und 25Bereitschaftsdienstes in der Rettungsstelle und auf den Stationen der Klinik

6 Leistungen des psychiatrischen Konsil- und 27Liaisondienstes für die somatischen Stationen

7 Besondere Vorkommnisse 297.1 Tätliche Angriffe und erhebliche Drohungen 297.2 Selbstverletzungen, Suizidversuche und Suizide 317.3 Brände 317.4 Medikamentenverwechslungen 32

8 Zwangsmaßnahmen 338.1 Unterbringungen 338.2 Fixierungen 348.3 Medikamentöse Zwangsbehandlungen 358.4 Entweichungen 35

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9 Besondere Tätigkeiten 379.1 Mutter-Kind-Behandlungen 379.2 Angehörigen-Visite und Angehörigen-Gruppe 389.3 Behandlungskonferenzen 399.4 Patientenbrief 409.5 Arbeitsgruppe Migration 419.6 Adoleszenzpsychiatrie 429.7 Therapiehund Jacco 429.8 Selbsthilfegruppen 439.9 Trialog in Neukölln 439.10 Patientenclub und Discothek 449.11 Feste 459.12 Gäste 459.13 Gremienarbeit 47

10 Qualitätssicherung 4910.1 Basisdokumentation 4910.2 Ereignisbezogene Dokumentationen 4910.3 Fort- und Weiterbildung 4910.4 Externe Supervision 5010.5 Zusammenarbeit mit niedergelassenen Psychiatern 50

und Psychotherapeuten10.6 Arzneimittelüberwachung in der Psychiatrie (AMSP) 5110.7 AG Deeskalation 5110.8 Komplikationskonferenz 52

11 Veranstaltungen 53

12 Vorträge und Publikationen 55

Die Fotos auf den Seiten 18, 26, 36, 60 zeigen im Lauf des Jahresentstandene Einzel- und Gruppenarbeiten aus der Ergotherapie.

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Jahres- und Qualitätsbericht 2012

1 Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser,

ich freue mich, Ihnen auch für das Jahr 2012 einen vielseitigen, bun-ten Jahresbericht vorlegen zu können. Und ich hoffe, dass Sie darinlesen und dass die eine oder andere Initiative, Arbeitsgruppe oderTabelle Ihr besonderes Interesse findet. Wir erleben immer wieder,dass Therapie-, Organisationsformen und -inhalte, die bei uns überJahrzehnte erprobt sind, in anderen Kliniken übernommen und neueingeführt werden. Das macht uns sehr stolz auf die in der Klinikentwickelten Konzepte und unsere Arbeitsweise. Auch im Jahr 2012hat die Klinik wieder gut gearbeitet; das heißt vor allem immer: DieMitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben die therapeutische Arbeit mitüber 3.000 Patienten im Jahr engagiert und professionell geleistet.Dafür möchte ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danken.Jeder Chefarzt, gerade in der Psychiatrie, weiß, dass die Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter, die im Stationsalltag im direkten Kontakt mitden Patientinnen und Patienten sind und die die Therapien gestalten,über die Qualität des therapeutischen Angebots entscheiden.Wir werden uns nicht auf Erfolgen ausruhen: Die Klinik kann sich nurgut entwickeln, wenn sie immer wieder ihre Ziele und Methodenreflektiert, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterqualifiziert undAntworten auf die Herausforderungen der Zukunft findet.

Im Jahr 2012 wurde vom Deutschen Bundestag das neue Entgelt-gesetz verabschiedet, das ab 1.1.2013 in Stufen bis 2021 ein neuesAbrechnungssystem zur Ermittlung der stationären und teilstationä-ren Klinikbudgets vorsieht. Das vom Bundesministerium für Gesund-heit vorgesehene Ziel, mehr „Transparenz und Leistungsgerechtigkeitin der Psychiatrie, und vor allem zwischen den verschiedenen Psychia-trischen Kliniken zu schaffen“, mag man noch nachvollziehen. Wasdann im Herbst 2012 als PEPP (= Pauschalierte Entgelte in Psychiatrieund Psychosomatik) vom InEK (= Institut für das Entgeltsystem imKrankenhaus) vorgelegt wurde, geht in eine andere Richtung: Diebesonders aufwändigen Leistungen in der Psychiatrie, - wie gut ab-gestimmte milieutherapeutische Interventionen; wie eine patienten-orientierte, individuelle Beziehungsgestaltung mit unaufdringlicherPräsenz und einer empathischen Nähe-Distanz-Regulation, werden

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gerade nicht leistungs- und aufwandsentsprechend abgebildet. Ob sich das in den nächsten Jahren durch eine bessere Kalkulations-grundlage ändern wird, ist fraglich.

Der entschiedene Protest aller Fachgesellschaften und -verbändebewog die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) dazu, dem PEPP-Katalog nicht zuzustimmen. Nichtsdestotrotz setzte das Bundesminis-terium für Gesundheit die PEPPs per Ersatzvornahme zum 1.1.2013in Kraft.

Wir versuchen demgegenüber, mit der Klinik den Weg eines – imEntgeltgesetz zur Erprobung neuer Versorgungsformen neben derRegelversorgung vorgesehenen – Modellprojektes zu gehen. Wir sindim Gespräch mit mehreren Krankenkassen darüber und hoffen, dassdie Verhandlungen zu einem erfolgreichen Abschluss kommen wer-den. Das Ziel ist die Umsetzung sektorübergreifender, d. h. stationäre– teilstationäre – ambulante Leistungen umfassende Behandlung mitBehandlungskontinuität. Weil wir das aus therapeutischen Gründenfür geboten halten, setzen wir das auch heute schon so weitgehendwie möglich um, z. B. mit unserer stationsintegrierten psychiatrischenInstitutsambulanz. Ein solches Arbeiten wird aber weder durch dasalte noch durch das neue Abrechnungssystem unterstützt, und eskann weitreichend nur im Rahmen eines Modellprojektes umgesetztwerden.

Wir wissen aus der Psychotherapieforschung, dass die therapeutischeBeziehung das wirksamste Mittel unserer Behandlung ist; wenn esgelingt, eine möglichst vertrauensvolle Beziehung zum Patienten zuschaffen, dann besteht Hoffnung, dass die Behandlung erfolgreichist. Dies ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, die hochqualifizierteMitarbeiterinnen und Mitarbeiter voraussetzt. Mit Beginn des Jahres2013 endet der erste 2-jährige Kurs in Open Dialogue und Netzwerk-arbeit (s. Schwerpunktthema des Jahresberichtes 2011). 2013/14wird es zwei Folgekurse geben: Das Institut für Fort- und Weiterbil-dung von Vivantes hat das erfolgreiche Fortbildungsprogramm aufge-griffen und bietet es auch für andere Psychiatrische Kliniken an. Sowird sich dieser beziehungsorientierter Ansatz auch in anderen Klini-ken zunehmend umsetzen.

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Für das Jahr 2012 ist wichtig, zu berichten, dass in der Klinik zweiGenesungsbegleiterinnen ihre Arbeit aufgenommen haben (auf Sta-tion 86 und in der Akut-Tagesklinik Rudower Straße). Genesungsbe-gleiter sind Experten aus Erfahrung, die andere Patientinnen/Patien-ten aus eigener Betroffenheit heraus im Umgang in der Bewältigungihrer seelischen Erkrankung beraten können. Dieser Ansatz ist einerder Hauptpfeiler des sogen. Recovery-Ansatzes, der – aus den USAund England kommend – vorrangig die Selbstheilungskräfte und dieEigenverantwortung des Patienten stützen will.

Das therapeutische Milieu auf Station erfuhr Unterstützung auch vonanderer Seite: Im Jahr 2012 wurden in den Fluren und Aufenthalts-bereichen der Stationen neue Fußböden verlegt, die Wände mit war-men Farben versehen und die Bäder saniert. Dies war nicht nur aushygienischen Gründen dringend erforderlich, sondern auch, weil sta-tionäre Milieutherapie auf einladende, angenehm gestaltete Räum-lichkeiten angewiesen ist. Die komplette Schließung der jeweiligenStation, der Umzug von Patienten und Mitarbeitern innerhalb desHauses sowie in eine entlegene Ausweichstation war eine logistischeMeisterleistung, die mit viel Hilfe seitens der Regionaldirektion unddes Facility Management und viel Engagement der KollegInnen ge-meistert wurde. Es war aber auch eine interessante Erfahrung fürPatienten wie Mitarbeiter, mal aus den gewohnten Stationsstrukturenherauszukommen und sich unter neuen Umständen und Vorausset-zungen zu begegnen.

In unserem Leitungsteam gab es einen Wechsel: Dr. Herr Schulz,langjähriger Facharzt und seit 2007 Oberarzt der Klinik, veränderteseinen Lebensmittelpunkt und trat eine Oberarztstelle in Neu-Bran-denburg an. Frau Dr. Trendelenburg ist als neue Oberärztin für dieStationen 82 und 83 und für das ambitionierte AMSP (= Arzneimit-telsicherheit in der Psychiatrie) – Projekt verantwortlich und hat sich,das lässt sich jetzt schon sagen, mit Klarheit und Zielstrebigkeiterfolgreich in die Leitungstätigkeit eingearbeitet.

Die Psychiatrische Institutsambulanz erlebte (und erlebt) große Verän-derungen: Es gibt einen großen Bedarf an ambulanter Behandlungmit komplextherapeutischen, multiprofessionellen Leistungen, undzwar zunehmend auch von Patienten, die (noch) nicht stationär be-handelt wurden. Die Räumlichkeiten im Erdgeschoss von Pavillon 3

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erwiesen sich als nicht mehr ausreichend. Durch Umbau und Neu-gestaltung konnten neue Therapieräume im 2. Obergeschoss dazuge-wonnen werden. An dieser Stelle ist dem PIA-Team zu danken, dasssowohl die komplexen Anforderungen in der Patientenbehandlungals auch die organisatorischen und koordinativen Herausforderungeneiner integriert arbeitenden Psychiatrischen Institutsambulanz mit vielEngagement und Kreativität angeht. Die Psychiatrische Institutsambu-lanz bildet das Schwerpunktthema dieses Heftes.

Ich hoffe, dass Sie sich von unserem Jahresbericht zum Lesen anre-gen lassen und freue mich über Rückmeldungen.

Ich wünsche Ihnen beim Blättern und Lesen unseres Jahresberichtesviel Freude und freue mich über Rückmeldungen.

Dr. Ingrid Munk

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2 Struktur und Selbstverständnis der Klinik

In der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik amVivantes Klinikum Neukölln stehen 6 Stationen und 3 Tagesklinikenmit 158 stationären und 62 tagesklinischen Behandlungsplätzen so-wie eine Institutsambulanz für die Versorgung der ca. 310.000 EWdes Bezirks Neukölln zur Verfügung. Vom Senat des Landes Berlin istdie Klinik mit der Versorgungsverpflichtung beauftragt, d. h. keinNeuköllner Bürger mit einer seelischen Erkrankung, der auf Kranken-hausbehandlung angewiesen ist, darf von uns abgewiesen werden. Daneben verfügt die Klinik über eine Kriseninterventionsstation mit12 Betten, die aus allen Berliner Bezirken Patienten mit Belastungs-reaktionen und suizidalen Krisen aufnimmt.

Die Klinik versorgt konsiliarisch alle somatischen Stationen des Klini-kums (insgesamt 1.081 Betten) und stellt 24 h / Tag die psychiatrischeNotfallversorgung in der Rettungsstelle sicher.

Die Klinik ist den Grundsätzen einer gemeindenahen Psychiatrie ver-pflichtet: Jede Behandlung wird so nah wie möglich am Alltag desPatienten angesiedelt und so gestaltet, dass die größtmögliche Inte-gration des Patienten in sein normales Lebensumfeld erreicht wird.Patienten mit schweren seelischen Erkrankungen sind besonders aufverlässliche Rahmenbedingungen und vertraute Bezugspersonenangewiesen. Die Entwicklung und Gestaltung der therapeutischenBeziehung ist das entscheidende Agens unserer Behandlung. DiePsycho- und Soziotherapie baut auf den Stärken, Fähigkeiten undMöglichkeiten (= Ressourcen) des Patienten auf und ist auf die För-derung von Hoffnung und Selbstvertrauen hin orientiert (Recovery-Orientierung).

Wir arbeiten:• Mit intensiver Einbeziehung der Angehörigen (Angehörigenvisite,

Angehörigengruppe, Informationsveranstaltungen für Angehörige)• In enger Kooperation mit allen an der psychosozialen Versorgung

im Bezirk beteiligten Einrichtungen (Gremienarbeit, Psychiatrie-beirat, Helferkonferenzen)

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• Mit Normalität nach innen durch Offene Türen und nach Alter und Diagnosen gemischte Stationen

• In Beziehungskontinuität und mit dem Heimatstationsprinzip (jeder Patient bleibt für den gesamten Behandlungszeitraum auf „seiner“ Station und wird auch bei einem erneuten Aufenthalt wieder auf der gleichen Station behandelt)

• Mit integrierter ambulanter Behandlung (stationäre und ambu-lante Behandlung erfolgen durch dasselbe Team)

Mit jedem Patienten wird ein individueller, auf seine Person zuge-schnittener Therapieplan erarbeitet. Medikamentöse Therapie mitPsychopharmaka, Einzel- und Gruppenpsychotherapie, Musikthe-rapie, Ergotherapie, Soziotherapie und psychiatrische Fachpflege werden auf die jeweils konkrete Situation des Patienten abgestimmt.Hierzu stehen verschiedene Therapieangebote für Patienten mit schi-zophrenen Psychosen, Depressionen, Angsterkrankungen, Borderline-Störungen, Demenzerkrankungen und Abhängigkeitserkrankungenzur Verfügung. Auch traumatisierte Menschen finden schnelle undumfangreiche Hilfe je nach individuellem Bedarf in vollstationären,teilstationären oder ambulanten Rahmen. Von der sofortigen Aufnah-memöglichkeit auf unserer Kriseninterventionsstation bis zum erstenTherapiegespräch bei einem niedergelassenen Traumatherapeutengewährleisten wir eine lückenlose therapeutische Begleitung. DieQualität der Kooperation im multiprofessionellen Team bestimmt dastherapeutische Milieu der Station und wird durch regelmäßige exter-ne Supervision unterstützt.

Die Chefärztin der Klinik ist Sprecherin des Medical Board Psychiatrie,Psychotherapie und Psychosomatik. Im Medical Board kooperierendie Leiter der 7 psychiatrischen Kliniken der Vivantes Netzwerk fürGesundheit GmbH, die kinder- und jugendpsychiatrische Klinik sowiedie Vivantes Entwöhnungstherapie und arbeiten an der Weiterent-wicklung der Behandlungs- und Versorgungskonzepte.

Die Klinik bietet die Voraussetzungen für die Weiterbildung zum Fach-arzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Psychodynamische (= tiefen-psychologische) Psychotherapie und Verhaltenstherapie können vonden Weiterbildungsassistenten als Schwerpunkt gewählt werden.

Fall- und Patientenzahlen im Verlauf der letzten Jahre

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4500

4000

3500

3000

2500

2000

1500

1000

500

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Fälle Patienten

2001 2003 2005 2007 2009 2011

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012Aufnahmen 3623 3736 3564 3691 3645 3814 4285 4250 4083 4413Patienten 2351 2311 2205 2239 2313 2266 2335 2481 2444 2604

3 Patientendaten

3.1 Fall- und Patientenzahlen

Wir behandelten im Laufe des Jahres 2012 insgesamt 2.604 Patiententeil- oder vollstationär. Da diese Patienten wie in den beiden vorange-gangenen Jahren durchschnittlich 1,7 mal aufgenommen werdenmussten, kam es zu 4.413 Aufnahmen.

FälleHäufigkeit %

Kriseninterventionsstation (Station 29) 465 10,5

Allgemeinpsychiatrie (Stationen 81–86) 3357 76,1Station 81 336 7,6Station 82 530 12,0Station 83 513 11,6Station 84 551 12,5Station 85 (Schwerpunktst. Abhängigkeitserkr.) 880 19,9Station 86 547 12,4

Tageskliniken 591 13,4TK Emser Straße 187 4,2TK Riesestraße 133 3,0TK Rudower Straße 271 6,1

Gesamt 4413 100,0

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Fallzahlen der verschiedenen Stationsbereiche

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Jahres- und Qualitätsbericht 2012

3.2 Zuweisung, Zugangswege und Begleitung

Wie schon in den Vorjahren kam etwa die Hälfte der Patienten ohneEinweisung ins Krankenhaus und wurde als Notfall aufgenommen.Niedergelassene Ärzte veranlassten die Einweisung von ca. 25 % derPatienten.370 der Patienten (8,9 %) wurden zur Aufnahme von Polizeibeamtengebracht oder begleitet.

Zuweisung (Einweisung, Verlegung bzw. Weiterleitung)

HäufigkeitOhne Einweisung 2191Niedergelassener Arzt (nicht psychiatrisch / psychotherapeutisch) 585Niedergelassener Nervenarzt / Psychotherapeut 359Andere psychiatrische Kliniken 167Eigene Institutsambulanz 165Weiterbehandlung nach Station in Tagesklinik und umgekehrt 165Nichtpsychiatrische Klinik, nicht Klinikum Neukölln 127Andere Klinik des Klinikums Neukölln 105

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25

20

15

10

5

0

Tage

2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012

Aufenthaltsdauer 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Tage 19,5 18,9 17,1 17,8 17,8 17,2 15,8 16,1 14,6 17,1

Aufenthaltsdauer 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

> 59 Tage (%) 5,0 4,8 6,8 7,6 7,5 5,4 4,9 4,3 4,0 5,5

< 8 Tage (%) 36,1 37,1 40,4 40,3 26,7 37,0 27.2 24,7 19,7 42,7

1 Tag (%) 5,0 5,2 13,7 15,3 13,6 11,4 13,9 10,8 10,5 9,7

Anteil der „Lang-“ bzw. „Kurzlieger“ im Verlauf der letzten Jahre

3.3 Aufenthaltsdauer

Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug im vollstationärenBereich 17,1 Tage.

Durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Verlauf der letzten Jahre

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Jahres- und Qualitätsbericht 2012

Aufenthaltsdauer(Mittelwert Tage)

Vollstationär 17,1Kriseninterventionsstation (Station 29) 6,8Allgemeinpsychiatrie (Stationen 81–86)Station 81 33,6Station 82 19,9Station 83 19,4Station 84 18,4Station 85 (Schwerpunktstation 11,3Abhängigkeitserkrankungen)Station 86 19,0

Tageskliniken 36,7TK Emser Straße 38,6TK Riesestraße 54,4TK Rudower Straße 27,9

Aufenthaltsdauer der verschiedenen Stationsbereiche

Erste psychiatrische Erste psychiatrischeDiagnose 2011 Diagnose 2012

Häufigkeit % Häufigkeit %F0 176 4,3 195 4,4F1 1175 28,8 1.245 28,2F2 992 24,3 1.120 25,4F3 639 15,7 784 17,8F4 654 16,0 794 18,0F5 6 0,1 4 0,1F6 188 4,6 248 5,6F7 17 0,4 5 0,1

3.4 Diagnosen

Insgesamt blieb die Diagnosenverteilung im Verlauf der vorangegan-genen Jahre sehr konstant.

Psychiatrische Diagnosen

3.6 Sozialdaten

Als sozialpsychiatrisch orientierte Klinik mit Versorgungsverpflichtungbehandelten wir im zurückliegenden Jahr zu 88,1 % Patienten mitWohnsitz im Bezirk Neukölln.

Wohnort

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Häufigkeit %Versorgungsregion 3672 88,1Sonst. Berlin 361 8,7Deutschland (außerhalb Berlins) 67 2,0Ausland 17 0,4

3.5 Alter und Geschlecht

Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 46,6 Jahre. 447 Patien-ten (11,7 %) waren 65 Jahre und älter, davon 25 Patienten 90 Jahreund älter. Der älteste Patient wurde im 103ten Lebensjahr stationäraufgenommen.

Fünf Patienten waren zum Zeitpunkt der Aufnahme noch nicht voll-jährig.

Bei einem leichten Männerüberhang bei den 2012 insgesamt behan-delten Patienten (53,2 % Männer, 46,8 % Frauen) zeigten sich für dieGeschlechtsverteilung deutliche Unterschiede zwischen den Behand-lungsbereichen. So überwogen auf der Schwerpunktstation Abhängig-keitserkrankungen die behandelten Männer mit 74,8 %. Im Krisen-interventionszentrum und in den Tageskliniken dagegen stellten dieFrauen mit 66,7 % respektive 60,8 % die Mehrheit. Diese Zahlenreproduzieren sich jährlich bis auf einzelne Prozent genau.

8,4 % der Behandlungsfälle kamen aus einer Wohneinrichtung derEingliederungshilfe.

182 der Patienten (4,4 %) hatten keinen festen Wohnsitz oder lebtenin einer Obdachloseneinrichtung.

Die soziale Zusammensetzung in Teilen des Bezirks und auch die so-zialen Bedingungen für Patienten mit psychiatrischen Erkrankungenspiegelten sich darin wieder, dass nur 18,1 % der Patienten voneinem eigenen Erwerbseinkommen lebten.

Einkünfte

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Häufigkeit %Arbeitslosengeld II 1479 35,5Rente / Pension 805 19,3eigenes Erwerbseinkommen 754 18,1Unbekannt 440 10,6Sozialhilfe / GruS A 234 5,6Arbeitslosengeld I 184 4,4Partner / Familie / Freunde 145 3,5Anderes (z. B. Krankengeld) 122 2,9

Praktisch in unverändertem Anteil zu den Vorjahren waren ca. 15 %der Patienten nicht deutsche Staatsbürger. Der Anteil von Patientenmit Migrationshintergrund war deutlich höher.

Weitervermittlung

2012 wurden 45 PatientInnen in das Übergangswohnheim oder eineTherapeutische Wohngemeinschaft, 24 ins Betreute Einzelwohnen und7 in eine Tagesstätte vermittelt. Bei 7 chronisch psychisch krankenPatientInnen war eine Heimunterbringung erforderlich. 4 PatientInnenwurden in Einrichtungen der Eingliederungshilfe außerhalb Berlinsverlegt, 43 PatientInnen zogen nach dem Klinikaufenthalt in Pflege-oder Seniorenheime, 10 in Wohngemeinschaften für Demenzkranke.76 PatientInnen mussten in eine Obdachloseneinrichtung vermitteltwerden, da sie ihre Wohnung verloren hatten.

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4 Psychiatrische Institutsambulanz (PIA)

Die Anzahl der in der PIA behandelten Patienten ist gegenüber demVorjahr (440 Patienten) mit durchschnittlich 533 Patienten proQuartal deutlich gestiegen.

Mehr zur Institutsambulanz in unserem diesjährigen Schwerpunkt-thema.

Jahres- und Qualitätsbericht 2012

Schwerpunktthema: Ambulant arbeiten – vernetzt denken

Weiterentwicklung derPsychiatrisch-Psychotherapeu-tischen Institutsambulanz [PIA]am Vivantes Klinikum Neukölln

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Aufgabe der Psychiatrischen Institutsambulanz ist vorrangig dieBehandlung von akut oder chronisch psychisch kranken Patienten,deren komplexer Behandlungs- und Betreuungsbedarf nicht voneinem niedergelassenen Arzt gewährleistet werden kann (häufigeHelferkonferenzen, Familiengespräche, Beteiligung anderer Berufs-gruppen, Notwendigkeit aufsuchender Hilfen).Viele PatientInnen leiden an einer schizophrenen Erkrankung. Fast ein Drittel von ihnen weist zusätzlich die Diagnose einer Abhängig-keitserkrankung auf („Doppeldiagnose-Patienten“) oder leidet nebender psychiatrischen Störung an einer relevanten somatischen Erkran-kung, deren therapeutische Berücksichtigung oft erstmals im Rahmender PIA-Behandlung gelingt. Eine ebenfalls große Gruppe stellen die Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörung dar, deren Behandlung hohe therapeutischeKompetenz erfordert.

Durch die Behandlung in der PIA können stationäre Aufenthalte oftwesentlich verkürzt oder ganz vermieden werden. Die Behandlungumfasst je nach Indikation ärztliche und psychologische Leistungen,Betreuung durch Pflegekräfte, sozialarbeiterische Beratungen undHilfen, Ergotherapie, Musiktherapie und eine Qi Gong-Gruppe,Rückengruppe und Tanztherapie. Viele Patienten weisen schwereKontakt- und Kommunikationsprobleme auf. Die alltagsnahenKontakte zu den Pflegekräften, ein kurzes Gespräch, eine Mahlzeitoder die Gelegenheit, sich einige Zeit auf der Station aufzuhalten,sind von hoher Bedeutung für die Entwicklung einer therapeutischenBeziehung und die dadurch begünstigte Behandlungskooperation.Einige Patienten, zu denen anders nur schwer Kontakt aufgebautwerden kann, werden von Pflegekräften der PIA regelmäßig zuhauseaufgesucht.

Die in ihren Anfangsjahren ausschließlich stationsintegriert arbeitendePIA, deren prominentes Markenzeichen gerade die Vernetzung vonstationärer und ambulanter Arbeit innerhalb des gleichen Behand-lungsteams war, hatte schon im Jahr 2007 einen wesentlichen Ver-änderungsschritt durch Gründung einer zusätzlichen zentralen PIAgetan. Neben der zunehmenden Anzahl der PatientInnen, denen nacheiner Entlassung ein ambulantes Weiterbehandlungsangebot zur Ver-fügung gestellt werden sollte, bedurfte es zusätzlicher Behandlungs-kapazitäten für direkt ambulant zu behandelnde PatientInnen.

Jahres- und Qualitätsbericht 2012

Häufig können stationäre Aufnahmen abgewendet werden, indemPatienten, die sich in einer psychischen Krise an die Rettungsstellewenden, einen kurzfristigen Termin in der PIA erhalten.Die folgenden Jahre brachten dann auch einen deutlichen Zuwachsan Patienten auf inzwischen 2.134 Behandlungsfälle in 2012. Baldwar der Punkt erreicht, wo die Versorgung der Patienten ohne Er-weiterung des PIA-Teams sowie räumlichen Vergrößerung nicht mehrmöglich war. Nach Abwägen aller in Frage kommenden Optionenkonnte schließlich die Entscheidung umgesetzt werden, die zentralePIA unter Beibehaltung der bisher im Erdgeschoß von Haus P3 ge-nutzten Räume um 4 Räume im 2. Obergeschoß von Haus P3 zuerweitern. Nach gründlicher Renovierung der Arbeitsräume und desdazugehörigen Flurs konnte das PIA-Team, das zeitgleich um einenweiteren Arzt sowie eine Diplom-Psychologen verstärkt worden war,die Arbeit zum April 2012 in neuen Räumen fortsetzen.Nach wie vor bindet der hohe administrative Aufwand (z. B. durch die Verzahnung von ambulanter und stationärer Software, durch diehohe Flexibilität der stationären, teilstationären wie ambulantenAngebote für schwer kranke, wenig kooperative Patienten) einengroßen Teil der Arbeitszeit der Mitarbeiterinnen. Zum 15.04.2012wurde eine medizinische Fachangestellte eingestellt, die inzwischeneine wichtige Säule im Ambulanzteam darstellt.

Sowohl die beiden krankenpflegerischen PIA-Mitarbeiterinnen ebensowie die PIA-Ärztin haben das 2-jährige In-House-Training in systemi-schen Behandlungsmethoden nach den Regeln des Open Dialogueabsolviert. In diesem Kontext finden Behandlungskonferenzen undNetzwerkgespräche mit reflektierenden Teams in ad hoc zusammen-gestellten gemischten Runden aus stationären und ambulanten Mit-arbeitern statt. Diese Kreativität und Vielseitigkeit fördernde Arbeits-weise gefällt uns gut und soll weiter ausgebaut werden.

Einige spezielle Behandlungsangebote haben sich über die Jahrebewährt. Dazu gehört die bereits seit längerem bestehenden DBT-Gruppe für Borderline-PatientInnen, die von einer Diplom-Psychologindurchgeführten Angstberatungen – oft binnen Tagen nach der Not-fallvorstellung in der Rettungsstelle – sowie die in Kooperation miteiner Kardiologin etablierte psychokardiologische Therapiegruppe.

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Im Kontext der Bevölkerungsstruktur des Bezirks Neukölln ist auchdie spezielle Sprechstunde für türkischsprachige PatientInnen vongroßer Bedeutung, die von einem muttersprachlichen Arzt angebotenwird. Psychotraumatologisch weitergebildete MitarbeiterInnen ausdem stationären wie ambulanten Bereich stehen für individuell zuge-schnittene Behandlungen für PatientInnen mit Traumafolgestörungenzur Verfügung. In Kooperation mit dem Vivantes Tumorzentrum amKlinikum Neukölln bieten wir eine psychiatrisch-psychotherapeutischeMitbehandlung bei PatientInnen mit Krebserkrankung und besonderskomplexem Behandlungsbedarf an, die auf eine enge Abstimmungvon somatischer und psychiatrisch-psychotherapeutischer Behandlungangewiesen sind.

Aktuell erleben wir eine weiterhin wachsende Nachfrage nach Be-handlungsmöglichkeiten in der PIA, u. a. auch für PatientInnen mitsomatoformen und psychosomatischen Krankheitsbildern, die bereitskonsiliarisch auf den hiesigen internistischen, neurologischen oderanderen somatischen Stationen gesehen wurden.

Neben der personellen Erweiterung planen wir für 2013 eine weitereDezentralisierung mit einem ambulant/teilstationären Behandlungs-zentrum in Nord-Neukölln, um dadurch eine noch größere Wohnort-nähe zu erreichen. Im nächsten Jahresbericht werden wir über dieUmsetzung berichten können.

Wir gehen davon aus, dass sich die Bedeutung der PsychiatrischenInstitutsambulanz in Zukunft weiter vergrößern wird. Alle wegwei-senden strukturellen Veränderungen der psychiatrischen Versorgungs-landschaft, wie sie in integrierten Versorgungsverträgen und/oder ineinem Modellprojekt mit Home Treatment angedacht sind, weisender PIA eine zentrale Rolle zu.

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Jahres- und Qualitätsbericht 2012

Anzahlpsychiatrische Patientenkontakte in der Rettungsstelle insgesamt 6570

Davon Konsile für Patienten anderer Fachrichtungen 960

5 Leistungen des psychiatrischen Not- und Bereitschaftsdienstes in der Rettungs-stelle und auf den Stationen der Klinik

Die Rettungsstelle des Klinikum Neukölln ist mit inzwischen ca.70.000 Patientenkontakten jährlich ein zentraler Anlaufpunkt für dieNotfallversorgung im Berliner Südosten. Sie ermöglicht auch allenPatienten in psychischen Krisen eine niedrigschwellige Kontaktauf-nahme rund um die Uhr. Die Anzahl der Patienten, die primär zurpsychiatrischen Notfallbehandlung kamen, hat gegenüber demVorjahr erneut um 6 % zugenommen.

Immer häufiger wird in der Rettungsstelle der Psychiater beratend hin-zugezogen. Die Zahl der entsprechenden Konsilaufträge für Patientenanderer Fachrichtungen stieg gegenüber dem Vorjahr um 14 %.

Leider wurden die Telefongespräche im Bereitschaftsdienst und dieEinsätze auf den psychiatrischen Stationen in diesem Jahr nicht ge-sondert erfasst. Wir hoffen, für 2013 durch einen vereinfachtenDokumentationsmodus wieder Zahlen liefern zu können.

Die nachfolgend tabellarisch zusammengefassten Zahlen geben einennachhaltigen Eindruck von der hohen Arbeitsbelastung im ärztlichenNot- und Bereitschaftsdienst wieder.

Leistungen des psychiatrischen Not- und Bereitschaftsdienstes 2012

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6 Leistungen des psychiatrischen Konsil- und Liaisondienstes für die somatischen Stationen

Die Zahl der Konsile für andere Fachabteilungen des Klinikums lag indiesem Jahr mit 1.670 von uns erfassten Leistungen um 19 % überdenen des Vorjahres (1.405 Konsile). Bereits 2012 war ein erheblicherZuwachs zu verzeichnen gewesen. Gegenüber 2011 beträgt die Zu-nahme jetzt 35 %! Die Klinik hat damit die Grenzen Ihrer Leistungs-fähigkeit erreicht, da die Zunahme durch keinerlei Personalzuwachskompensiert wird.

Der psychiatrische Liaisondienst auf den internistischen Intensivsta-tionen (incl. Chest Pain Unit) konnte auch in 2013 durch einen er-fahrenen Arzt der Abteilung aufrechterhalten werden. Hier lag mit381 (23 %) Anforderungen auch weiterhin ein Schwerpunkt derKonsiliartätigkeit der Abteilung. Neben einer hohen Zahl von Patien-ten mit Suizidversuchen, Intoxikationen und schweren delirantenSyndromen geht es hier auch immer wieder um die Behandlung vonUnruhe- und Erregungszuständen und um die Klärung der Einwilli-gungsfähigkeit bzw. die Vorbereitung der Einrichtung einer gesetzli-chen Betreuung.

16 % aller Anforderungen kamen aus der in ihrer Bettenzahl starkgewachsenen Klinik für Neurologie. Suchterkrankungen und depres-sive Störungen bilden einen Schwerpunkt in der Zusammenarbeit mit den verschiedenen Internistischen Abteilungen.

Jahres- und Qualitätsbericht 2012

Abteilung Anzahl konsiliarischer Untersuchungen

IST Innere / CPU 381Kardiologie peripher 184Hämatologie / Onkologie 56Pneumologie / Infekt. 144Gastroenterologie 154IST Chir / Anästh. 60Allg. Chir., Thoraxchir., Unfallchir. 194Dermatologie 72Neurologie 264Neurochirurgie 56HNO 20Augenheilkunde 11Gynäkologie / Geburtshilfe 49Strahlenheilkunde 24Pädiatrie / päd.Chir. / Neonatologie 1Summe 1670

Leistungen des psychiatrischen Konsil- und Liaisondienstes 2012

28

Jahres- und Qualitätsbericht 2012

7 Besondere Vorkommnisse

Im Rahmen der Qualitätssicherung gilt unser besonderes Augenmerkder Dokumentation und Analyse besonderer Vorkommnisse.

Im Folgenden wird hier speziell auf tätliche Angriffe auf Mitarbeiterund Mitpatienten sowie auf erhebliche Drohungen eingegangen(7.1). Zusätzlich werden Selbstverletzungen und Selbstmordversuche,Suizide (7.2), Sachbeschädigungen und Brände (7.3) sowie Medika-mentenverwechslungen (7.4) dargestellt.

7.1 Tätliche Angriffe und erhebliche Drohungen

Da es uns sehr wichtig ist, Tätlichkeiten gegenüber Mitarbeitern undMitpatienten aufmerksam zu verfolgen, dokumentieren wir seit vielenJahren sehr genau alle Übergriffe.

Im Jahre 2012 kam es zu 335 Angriffen auf Mitarbeiter. Zusätzlichwurden in 172 Fällen Patienten von Mitpatienten körperlich attackiert.Insgesamt kam es damit zu 490 protokollierten tätlichen Angriffen.(In 17 Fällen wurden zeitgleich Mitarbeiter und Mitpatienten ange-griffen).

Zusätzlich zu den tätlichen Übergriffen zeigten in 370 Fällen Patien-ten erhebliches bedrohliches verbales oder nonverbales Verhalten.Diese 2007 von uns neu eingeführte gesonderte Dokumentation vonBedrohungen schärfte erheblich unsere Aufmerksamkeit gegenübereiner solchen Form von Gewalt. Opfer und Täter wurden mehr alssolche wahrgenommen und diese Gewalt offenes Thema für Mitar-beiter und Patienten.

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Insgesamt mussten wir eine weitere Steigerung von dokumentiertentätlichen Angriffen verbuchen. Eine genauere Betrachtung der Einzel-fälle zeigte dabei wie schon in den Vorjahren, dass diese hohe Anzahlvon Taten durch „nur“ 178 Patienten erfolgte. Acht Patienten fielendurch mehr als zehn Tätlichkeiten auf. Der größte Risikofaktor fürGewalt scheint damit vorausgegangene Gewalt zu sein. Diese Analysemuss für uns erneut Ansporn sein, nach ersten Gewaltsituationennachfolgenden Eskalationen vorzubeugen.

Gewalt in psychiatrischen Kliniken bleibt eine ständige Herausforde-rung. Wir versuchen, durch unsere konsequente Analyse und Strate-gieentwicklung gegen Gewalt diese so weit als möglich zu verhindern.

30

400

350

300

250

200

150

100

50

0

Angriffe aufMitpatienten

Angriffe aufMitarbeiter

2006 2007 2008 2010 20112009 2012

Erhebl.Bedrohung

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012Tätliche Angriffe 181 199 355 446 326 400 490Angriffe auf Mitpatienten 74 80 128 147 167 141 172Angriffe auf Mitarbeiter 117 132 238 313 247 276 335Erhebl. Bedrohung 250 383 326 346 370

Tätliche Angriffe im Verlauf der vergangenen Jahre

7.2 Selbstverletzungen, Suizidversuche und Suizide

7.2.1 Selbstverletzungen

Selbstverletzungen während der stationären Behandlung stellen unse-re Behandlungsteams immer wieder vor große Herausforderungen.Im Laufe des Jahres 2012 wurden 76 Fälle von selbstverletzendemVerhalten dokumentiert. Diese Selbstverletzungen gingen von 17weiblichen und 7 männlichen Patienten aus. Eine Patientin verursach-te dabei mit 22 Verletzungen allein knapp ein Drittel dieser Vorfälle.

Selbstverletzungen im Verlauf der vergangenen Jahre

7.2.2 Suizidversuche und Suizide

Die Anzahl der dokumentierten Suizidversuche von stationär behan-delten Patienten variierte in den letzten Jahren erheblich. 2012 kames zu 13 solchen Versuchen.

Die Zahl der Suizide schwankte in den letzten Jahren zwischen 0 und4 pro Jahr. 2012 suizidierten sich 3 Patienten während der stationä-ren Behandlung. Dies sind weniger Suizide als bei einer Klinik dieserGröße und Patientenzusammensetzung zu erwarten wären. JederEinzelfall wird auf der Leitungseben, in Teamsitzungen und gegebe-nenfalls auch in der Komplikationskonferenz speziell im Hinblick aufdie Einschätzung der Suizidalität und die getroffenen suizidpräven-tiven Maßnahmen detailliert besprochen.

7.3 Brände

18 Mal wurde 2012 die Entstehung eines Brandes gemeldet. Dabeihandelte es sich glücklicherweise meist nur um kleine Herde, wie z. B. einen Mülleimerbrand, einmalig wurde aber auch eine Matratzein Brand gesteckt.

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Jahres- und Qualitätsbericht 2012

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012Selbstverletzungen 42 40 40 92 108 97 122 119 67 76

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7.4 Medikamentenverwechselungen

Ein wichtiger Teil unserer Qualitätssicherung besteht in der Dokumen-tation von Fehlern in der Medikamentenvergabe. Unsere offene Fehler-kultur soll die Gefahr solcher Fehler minimieren. Eine fortlaufendeAnalyse u. a. der betroffenen Arbeitsabläufe soll diese hinsichtlichihrer Sicherheit optimieren, um so die Anzahl solcher Zwischenfällesenken zu können.

Im Jahr 2012 gab es 35 dokumentierte Ereignisse, was wir als Erfolghinsichtlich einer größeren Offenheit im Umgang mit solchen Fehlernwerten. Erst diese Offenheit gibt uns die Chance uns zu verbessern. Es zeigte sich, dass in einigen Fällen eine Änderung der Ordinationnicht umgesetzt, in anderen eine falsche Dosis verabreicht wurde unddass mehrfach Patienten aufgrund von Namensverwechslungen fal-sche Medikamente erhielten. In keinem Fall kam es zu bleibenderBeeinträchtigung der Betroffenen. In allen Fällen wurde eine Fehler-analyse betrieben und versucht, die Abläufe bei der Medikamenten-anordnung und -vergabe zu optimieren.

§26 Psych-KG

2007

33

8 Zwangsmaßnahmen

8.1 Unterbringungen

In 264 Fällen musste ein Patient gegen seinen Willen in der Klinikuntergebracht werden.Bei 122 davon erfolgte dies nach dem Betreuungsrecht (BGB), bei142 nach dem Gesetz für Psychisch Kranke (PsychKG). Da es sich bei53 Patienten dabei um kurzzeitige vorläufige Unterbringungen biszum Ablauf des folgenden Tages durch den SozialpsychiatrischenDienst (§ 26.1 PsychKG) oder den vertretenden diensthabenden Psy-chiater (§ 26.2 PsychKG) handelte, wurde nur in 89 Fällen eine weite-re Unterbringung nach PsychKG durch den Richter ausgesprochen.

Anteil der Unterbringungen an den behandelten Fällen im Verlauf der vergangenen Jahre

Jahres- und Qualitätsbericht 2012

12

10

8

6

4

2

0

BGB Richterl. Psych-KG Summe

20062005 2008 2010 2011 20122009

Fixierungen im Verlauf der vergangenen Jahre

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8.2 Fixierungen

Eine leider auch 2012 immer noch unvermeidbare Maßnahme zurAbwehr von akuten Gefährdungen war die Durchführung von Fixie-rungen. Diese wurde in unserer Klinik 543 Mal durchgeführt, betrof-fen davon waren 193 Patienten, von denen 60 Patienten wiederholtfixiert werden mussten.

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012n % n % n % n % n % n % n %*

Unterbringung 139 3,8 146 4,0 124 3,2 117 2,7 121 2,8 161 3,9 122 2,9nach BGB

Unterbringung 144 3,9 186 5,1 142 3,6 141 3,2 176 4,1 144 3,5 142 3,4nach §26 Psych-KG

Richterliche Psych- 84 2,3 54 1,4 59 1,5 63 1,5 58 1,4 60 1,5 89 2,1KG Unterbringung

Summe 367 10,0 386 10,6 325 8,3 321 7,5 355 8,3 365 8,9 264 6,4

* Anteil an Behandlungsfällen

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012Fixierungen 359 274 279 241 565 691 475 542 543Betr. Pat. 154 143 163 134 138 122 140 147 193

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Jahres- und Qualitätsbericht 2012

8.3 Medikamentöse Zwangsbehandlungen

Bei insgesamt 92 Patienten wurde 2012 eine medikamentöse Zwangs-behandlung durchgeführt. Medikamentengaben ohne vorherige Ein-willigung des Patienten entstehen aus akuten Notfallsituationen mitunmittelbar drohender Fremdgefährdung.

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012Betroffene Patatienten 90 139 130 112 120 118 117 92

8.4 Entweichungen

Dokumentiert sind für 2012 110 Entweichungen, d. h. Patienten, dienach Psych-KG oder Betreuungsgesetz untergebracht waren, entfern-ten sich aus der Klinik.

Entweichungen im Verlauf der letzten Jahre

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012Entweichungen 69 81 70 48 42 31 70 77 90 126 110

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37

9 Besondere Tätigkeiten

9.1 Mutter-Kind-Behandlungen

Diese spezielle Form der Angehörigenarbeit (vgl. Psych. Prax. 2001,28, 123-127), nämlich das „rooming in“ von Säuglingen und ihrenpsychisch kranken Müttern in den Fällen, in denen neben der statio-nären Behandlungsbedürftigkeit der Mütter die Aufrechterhaltungder Mutter-Kind-Beziehung gefördert werden soll bzw. deren unter-stützende Modifikation von hoher Bedeutung ist, bieten wir in un-serer Klinik seit 1995 an. Angesichts personeller Engpässe und sehrhoher Belegung der allgemeinpsychiatrischen Stationen haben wir es im vergangenen Jahr leider nur in reduzierter Anzahl fortführenkönnen.

Auf der Kriseninterventionsstation (Station 29) wurden im Berichts-jahr 5 Mutter-Kind-Behandlungen durchgeführt. Mehrere Behand-lungsangebote scheiterten entweder an der Enttäuschung derMütter, auf der Station keine weiteren Patientinnen in der gleichenLage mit ihrem Kind anzutreffen, oder an der Skepsis, die durch denrenovierungsbedürftigen Zustand unseres Kriseninterventionszen-trums hervorgerufen wurde. Eine weitere Mutter-Kind-Behandlung fand in der Tagesklinik Riese-straße statt.Das weiterhin lebhafte Interesse an einer solchen Behandlung wurdewiederum angesichts der 58 Anfragen an unsere Klinik – nicht nuraus Neukölln und anderen Berliner Bezirken, sondern auch bundes-weit – überdeutlich.

Begleitet wird die therapeutische und beratende Arbeit von einem2007 gegründeten multiprofessionell zusammengesetzten Kompe-tenzteam, das im Berichtsjahr 4x getagt hat. Als ein Themenschwer-punkt bildete sich die Kontaktpflege zu außerstationären Helferstruk-turen heraus. Für das kommende Jahr wird sich die Arbeitsgruppeverstärkt mit Kooperationsmöglichkeiten (z. B. KindergesundheitshausNeukölln) beschäftigen.

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9.2 Angehörigen-Visite und Angehörigen-Gruppe

Seit 1999 haben die Angehörigenvisiten als verbindliches, niedrig-schwelliges Angebot einen festen Platz im Wochenplan der 5 allge-meinpsychiatrischen Stationen. Alle 14 Tage stehen regelmäßigMitglieder der multiprofessionellen Teams von 9:30 bis 12:30 bzw.von 14:00 bis 16:30 für gemeinsame Gespräche mit den Patientenund ihren Angehörigen zur Verfügung. Für die 8-10 Termine proVeranstaltung, die im Rhythmus von 20-30 Minuten erfolgen, tragensich die Interessenten im aushängenden Reservierungsplan ein. Übli-cherweise nehmen neben den Patienten, ihren Familien oder profes-sionellen Helfern die behandelnde Ärztin, die zuständige Oberärztin,die Bezugspflegekraft, die Sozialarbeiterin, die Ergotherapeutin / dieMusiktherapeutin und die Psychologin an dem Gespräch teil.Häufiges Anliegen der PatientInnen ist der Wunsch, Unterstützungund Verständnis bei ihren Angehörigen zu finden. Häufige Themender Angehörigen sind Aufklärung über Art und Prognose der Erkran-kung, Behandlungsmöglichkeiten insb. Informationen über Medika-mente, mögliche Hilfen durch die Familie, Sorgen etwas falschgemacht zu haben,:

Im Berichtsjahr nahmen 605 Patienten (einschl. Wiederholer) mitihren Angehörigen (insgesamt 882) das Angebot der Angehörigen-visite wahr.Zusätzlich erfolgte bei 214 PatientInnen eine intensive individuelleBeratung von Angehörigen durch die jeweilige Sozialarbeiterin. Dieseumfasste in den meisten Fällen mehrere Gesprächstermine. Inhalteder Beratung waren Informationen zu Versorgungsmöglichkeiten,rechtlichen und finanziellen Angelegenheiten, zur sozialen Wieder-eingliederung bis hin zu kontinuierlichen entlastenden Gesprächenfür die Angehörigen.

Alle Angehörigen werden regelmäßig zur Angehörigengruppe ein-geladen, die von 4 Mitarbeitern aus verschiedenen Berufsgruppengeleitet wird. Der Informations- und Gedankenaustausch mit anderenBetroffenen erweist sich oft als große Hilfe, um mit den Schwierig-keiten, denen sich Familien mit einem psychisch kranken Familien-mitglied gegenübersehen, besser zurechtzukommen.

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2012 fanden 20 Gruppensitzungen statt, an denen insgesamt 57Besucher, zum Großteil Mütter schizophrener Patienten teilnahmen.Darüber hinaus wurden vier themenspezifische Sonderveranstaltun-gen angeboten, die bei den Teilnehmern auf reges Interesse stießen.

9.3 Behandlungskonferenzen

In allen drei Tageskliniken waren Behandlungskonferenzen im Jahr2012 fester Bestandteil des Behandlungsangebotes. Während sie inden Tageskliniken Riesestraße und Rudower Straße durchgängig im14-Tages-Rhythmus für alle Patienten stattfanden, haben sich dieMitarbeiter der Tagesklinik Emser Straße entschieden, Behandlungs-konferenzen vor allem als „Bilanz-Instrument“ in der Mitte und amEnde der Behandlung zu nutzen. Außerdem werden sie erfolgreich inschwierigen Behandlungssituationen eingesetzt. Auf der Station 81sind Behandlungskonferenzen nun schon seit mehreren Jahren festerBestandteil auch der stationären Behandlung einzelner Patienten.

Zentrales Element der Behandlungskonferenzen ist die Gesprächs-form des „reflecting team“. Dabei hören typischerweise zwei bis dreiMitarbeiter einem Gespräch (zwischen dem Patienten und einemMitglied des Behandlungsteams) aufmerksam zu und geben in einerGesprächspause eine offene Rückmeldung zu den Gedanken undEindrücken, die das Gespräch bei Ihnen hervorgerufen hat.Wesentlich sind die „Vielstimmigkeit“ dieser Rückmeldungen und ihr„Angebotscharakter“. Patientengespräche mit Hilfe eines „reflectingteam“ werden in unterschiedlichen Variationen auf nahezu allenStationen, in allen Tageskliniken und in der Ambulanz durchgeführt.In der Tagesklinik Riesestraße wurden auch erste Erfahrungen mitklassischen „Fallbesprechungen“ in Anwesenheit des betroffenenPatienten gesammelt.

Die Vielzahl neuer Gesprächsformen ist ganz wesentlich durch die„Open dialogue“-Fortbildung zahlreicher Mitarbeiter inspiriert, dieunser Denken und die Art, wie wir mit unseren Patienten sprechen,erheblich flexibilisiert hat.

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9.4 Patientenbrief

Auch im Jahr 2012 erhielten die Patienten der Tageskliniken EmserStraße und Riesestraße nach ihrer Entlassung einen Patientenbrief.Dieser ersetzt den üblichen Arztbrief. Der niedergelassene Arzt oderPsychotherapeut erhält – das Einverständnis des Patienten vorausge-setzt – eine Kopie des Patientenbriefs.

Der Patientenbrief ist nicht allein der Abschlussbericht einer tages-klinischen Behandlung sondern vielmehr das Ergebnis einer ganzenReihe wechselseitiger Verständigungsschritte. Dazu gehören derschriftliche Aufnahmebefund, der vom Patienten kritisch gegenge-lesen und gemeinsam überarbeitet wird, die Neuvorstellung desPatienten im Behandlerteam, an der er selbstverständlich teilnimmtund aktiv seine eigene Sichtweise einbringt, und auch die regelmä-ßigen Behandlungskonferenzen, in der die therapeutischen Zielegemeinsam überprüft, diskutiert und präzisiert werden.

Vor Entlassung wird die Rohfassung des Patientenbriefs, der alle üblichen Bestandteile einer psychiatrischen Epikrise enthält, mit demPatienten vorbesprochen. Das gilt insbesondere für die diagnostischeEinschätzung, den psychopathologischen Befund, die Zusammen-fassung des Behandlungsverlaufs, die Bewertung von Erfolgen undSchwierigkeiten sowie die weiteren Therapieempfehlungen.

Die Rückmeldung der Patienten waren bislang durchweg positiv:„eine ungewohnte, aber sehr angenehme Entwicklung“, „endlichweiß man mal, was so über einen geschrieben wird“, „ich fühle michsehr ernst genommen“, „diese Offenheit schafft Vertrauen, da soll-ten sich andere ein Beispiel nehmen“. Auch von ambulanten Be-handlern gab es Unterstützung für das Projekt „Patientenbriefe“.

Insgesamt erleben wir den Patientenbrief als wichtige Innovation, dieden Patienten aktiver in seine Behandlung einbezieht, der Transparenzder Behandlung und dem therapeutischen Bündnis dient und denBehandlern immer wieder abverlangt, sich verständlich auszudrücken,dabei insbesondere kritische und schwierige Themen einfühlsam undangemessen zur Sprache zu bringen.

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9.5 Arbeitsgruppe Migration

Im Bezirk Neukölln sind 40 % der Einwohner aus 156 Nationen. Die Kulturvielfalt soll im klinischen Alltag berücksichtigt werden. Die Arbeitsgruppe Migration besteht seit 2008 und setzt sich ausMitarbeiterInnen verschiedener Nationalitäten zusammen. Ziel ist u. a.die Erweiterung der interkulturellen Kompetenzen aller Mitarbeiterin-nen und die Vernetzung der psychiatrischen Abteilung des KlinikumsNeukölln mit MigrantInnenverbänden des Bezirkes Neukölln.

Der Schwerpunkt der AG lag in diesem Jahr auf der Vertiefung derKontakte zum türkisch-deutschen Zentrum gGmbH und der deutsch-arabisch unabhängigen Gemeinde (DAUG). Vertreter dieser Trägerkamen mit dem Migrationsbeauftragten von Neukölln, Herr Mengel-koch, zu einem Treffen und einer Begehung der psychiatrischenKlinik. Als Multiplikatoren für ihre Gemeindemitglieder sollen sie dieHemmschwellen für eine psychiatrische Behandlung abbauen.

Das Angebot der AG Migration, eine Informationsveranstaltung zupsychischen Erkrankungen in den jeweiligen Gemeindezentren abzu-halten, wurde im September 2012 bei DAUG umgesetzt. ChefärztinFrau Dr. Munk in Begleitung weiterer AG Mitglieder hielt einen Vor-trag über depressive Erkrankungen vor einem sehr interessiertenPublikum. Weiterer Informationsbedarf besteht über Suchterkrankun-gen und psychotische Erkrankungen. Durch die Herstellung des per-sönlichen Kontaktes konnten Berührungsängste abgebaut und aufdie Multiprofessionalität und Interkulturalität der Klinik hingewiesenwerden. Zugangshürden wurden durch Festlegung direkter Ansprech-partner beseitigt.

Die Psychiatrische Institutsambulanz weitete 2012 ihr Angebot fürMigranten aus. Ein türkisch sprechender Arzt arbeitet seit diesemJahr in der Ambulanz, ein türkisch- deutscher Flyer wurde erstellt

Die AG Migration möchte sich hier bei allen Klinikmitarbeiternbedanken, die zusätzlich zum Gemeindedolmetscherdienst schnelleund freiwillige Übersetzungsdienste für die Abteilung leisten.

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9.6 Adoleszenzpsychiatrie

Als ein gemeinsames Projekt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapieund Psychosomatik am Vivantes Klinikum Neukölln und der Klinik fürKinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik imKlinikum Friedrichshain wurde die AG Adoleszenzpsychiatrie insLeben gerufen.

Die psychischen Erkrankungen in der Altersgruppe der 16-25jährigenstellen eine besondere Herausforderung dar, weil hier die diagnosti-sche und therapeutische Kompetenz sowohl der Jugendpsychiatriewie auch der Erwachsenenpsychiatrie gefragt sind. Da die Klinik fürKinder- und Jugendpsychiatrie am Vivantes Klinikum Friedrichshainauch die Versorgungsverpflichtung für den Bezirk Neukölln hat, lages nahe, nach Wegen der Zusammenarbeit zu suchen.

Die berufsgruppenübergreifende AG Adoleszenzpsychiatrie traf sichin 2012 5x zu gemeinsamen Falldiskussionen, z. T. auch unter Beteili-gung der jeweiligen Patienten. Dabei gelang ein sehr befruchtenderAustausch zwischen den unterschiedlichen Blickwinkeln.Vereinbart wurde auch ein „Überleitungsprocedere“ mit gemeinsa-men Helferkonferenzen für diejenigen Jugendlichen, deren weiterepsychiatrische Behandlung in der Erwachsenenpsychiatrie erfolgensoll. Gegenseitige Hospitationsprojekte sind in der Planung.

9.7 Therapiehund Jacco

Seit Januar 2010 gehört der Groß-Elo Jacco zum Team der allgemein-psychiatrischen Station 82. Der Rüde kam als elf Wochen junges Tierins Team und begleitet seither täglich die Sozialarbeiterin zur Arbeit.Er ist inzwischen eine feste und vertraute „Größe“ auf der Station.

Ein Hund kann Kontakt zu Patienten knüpfen und dies mit einer kaumzu übertreffenden Einfachheit, Klarheit, Bedingungslosigkeit undWertfreiheit, völlig unabhängig von Alter, Sozialstatus, Krankheitenund Behinderungen des Gegenübers.Eine weitere Chance bietet die Kommunikation ohne Worte. So kannes sehr zurückgezogenen Patienten schwer fallen, mit dem Behand-lungsteam ins Gespräch zu kommen. Die nonverbale Kommunikation

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mit dem Hund ist dann eine erste Möglichkeit, doch in Kontakt zutreten.Jacco sorgt durch seine Anwesenheit für Ruhe und Entspannung, istaber auch immer Gesprächsstoff und Anlass für Aktivitäten. Er be-grüßt jeden Tag die Patienten der Station freudig, so wie er immerfreudig begrüßt wird, wenn er auf die Station kommt. Er vermitteltjedem Einzelnen Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Neulich sagteein Patient zu Jacco: „Wenn ich Dich sehe, kann ich wenigstens ein-mal am Tag lächeln.“

9.8 Selbsthilfegruppen

Die Schwerpunktstation für Abhängigkeitserkrankungen pflegt eineregelmäßige Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen. An fast jedemeinzelnen Tag der Woche stellt sich abends eine Gruppe vor. Dabeisind insgesamt 9 verschiedene Organisationen vertreten (Lichtblick,Guttempler, Klärwerk, Alternative Freizeit, AA, AKB, WHU, CSO,Drogenstop). Sobald der körperliche Zustand es erlaubt, besuchen diePatienten Gruppen außerhalb des Krankenhauses. Sie haben dadurchdie Möglichkeit, ein breites Spektrum unterschiedlicher Gruppen ken-nen zu lernen und die Chancen der Selbsthilfebewegung bei derBewältigung ihrer Abhängigkeit für sich zu entdecken.

9.9 Trialog in Neukölln

Nunmehr im sechsten Jahr seines Bestehens bemühen sich Betrof-fene, Profis und Angehörige in der Gegenseitigkeit von Öffentlichkeitund Offenheit, das Selbstvertrauen von der Einfühlung und Bezie-hung her zu verständigen. In der verschränkten Einheit von Vielstim-migkeit und kritischer Identitätsfindung gelingt der vereinbarte Aus-tausch, wenn das persönliche Erleben und der Umgang mit denSchwierigkeiten aus den drei Erfahrungsrichtungen der Psychiatriehinreichend gespiegelt werden. Sache des Trialogs ist es, die privateErfahrung traumatischer Betroffenheit zu beachten und dem Gefühleiner Unzulänglichkeit in der Gesellschaft die notwendige Achtsam-keit zu bezeugen. Ganz selbstverständlich können Anerkennung undThematisierung der Problemthemen mit einem befreienden Wechselvon Perspektiven, Auffassungen und Einstellungen einhergehen. Die

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Mitglieder der Neuköllner Trialog-Gruppe möchten die Brüche undFragmentierungen gerne weiter überschreiten und zusammen mitInteressierten aus anderen Berliner Trialogforen eine anschlussfähigeProjekt-Idee umsetzen. Der Stiftungsrat für Soziale Psychiatrie, dersich im März 2012 für die Vorstellung der Neuköllner Trialog-Initiativebedankte, ermutigte, in dieser Richtung aktiv zu bleiben. Im Oktoberbeteiligten sich mehrere Mitglieder der Neuköllner Trialog-Gruppeerfolgreich an einem trialogisch strukturierten kasuistisch-technischenSeminar beim zweiten Kongress des Dachverbandes Deutschspra-chiger PsychosenPsychotherapie e. V. (s. Flyer, Infotext, Themen undErfahrungen unter der Netzadresse www.trialog-psychoseseminar.de).

9.10 Patientenclub und Diskothek

Der Patientenclub ist ein Freizeitangebot für Patienten mit häufigenoder langen Krankenhausbehandlungen, sowie Patienten der psych-iatrischen Institutsambulanz. Hier geht es nicht um „Therapie“, sondern um Abwechslung, gemeinsamen Spaß, positive Erlebnisse.Patienten können ihre soziale Kompetenz ausbauen und Kontakteknüpfen. Der Patientenclub wird von 2 Sozialarbeiterinnen und ei-nem Krankenpfleger geleitet. Besonders die Tischtennisturniere unddie Grillabende sind sehr beliebt.

Zusätzlich gibt es jeden ersten Dienstag im Monat zwischen 19:00und 21:00 Uhr auf der Station 81 einen Disco-Abend. Zwei musikbe-geisterte Krankenschwestern haben sich dieser Sache angenommen.Der Aufenthaltsraum wird mit Discolichtern geschmückt, eine alko-holfreie Bowle wird gemacht und Knabberzeug eingekauft.Unser Musikrepertoire ist breit gefächert, reicht von Udo Jürgens bisAC/DC, aber meist ‚mainstream’. Wir versuchen auch auf dem neue-sten Stand zu sein. Musikwünsche von mitgebrachten CDs werdenentgegengenommen, wenn diese keine minderheitenfeindliche, Ge-walt oder Drogen verherrlichende Texte haben. Die Patienten kommenaus der ganzen Abteilung. Wir Krankenschwestern tanzen mit undanimieren die Patienten mitzutanzen oder zu klatschen, wenn sie sit-zen bleiben wollen. Mit Rollstuhlfahrern wird drehend und rollendgetanzt. Wir beenden unsere Disco immer mit dem Lied „time to saygoodbye“. An solch einem Abend entsteht immer eine fröhlicheStimmung und alle genießen die Gemeinschaft.

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9.11 Feste

Am 13.6.2012 fand wieder ein großes Sommerfest für alle ambulan-ten und stationären Patienten und ihre Angehörigen, für alle Ehema-ligen und nicht zuletzt auch für die Mitarbeiterinnen des Hauses statt.

Die Dekorationen wurden dafür vorher von den Patienten in derErgotherapie hergestellt. Die Ergotherapeutinnen zeichneten auch für die Organisation des Festes verantwortlich. Mehrere Mitarbeiterboten verschiedene Aktivitäten an; besonders beliebt waren wiederdie Torwand und die Schokokusswurfmaschine. Zahlreiche musikali-sche Beiträge aus dem Kreis der Patienten und der Auftritt einesSeifenblasenkünstlers sorgten für gute Unterhaltung.

Das Gegenstück zum Sommerfest bilden die Weihnachtsfeiern, diewie in jedem Jahr in den Häusern P1, P2 und P3 und in den beidenTageskliniken stattfanden. Von den Patienten vorher selbst gebackenePlätzchen, gemeinsames Singen und verschiedene Darbietungengehörten zum bewährten Programm.

Ein besonderer Dank geht an den Verein zur Förderung der Belangepsychisch Kranker in Neukölln e.V., ohne dessen finanzielle Unter-stützung diese Feste nicht durchzuführen gewesen wären.

9.12 Gäste

Auch in diesem Jahr hatten wir wieder zahlreiche Gäste, die beieinem Besuch, einem Praktikum oder einer Hospitation unsere Klinikund das Arbeitsfeld Psychiatrie und Psychotherapie kennenlernenwollten.

• Eine Mitarbeiterin der Senatsverwaltung für Gesundheit verschaff-te sich während einer dreiwöchigen Hospitation im Januar 2012 einen umfangreichen Einblick in die Arbeitsweise der Klinik.

• Im Februar 2012 besuchte eine Gruppe von Studierenden der UdK Berlin, Studiengang „Musical“ unter der Leitung von Prof. Peter Lund unsere Klinik, da sie ein Stück zum Thema „Psychische Erkrankungen“ entwickeln wollten.

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Im Gespräch mit Mitarbeitern der Klinik informierten sie sich über Krankheitsbilder, Krankheitskonzepte und therapeutischen Mög-lichkeiten. Einzelne Studenten kamen noch für einige Hospitations-tage auf die Stationen 81 und 84. Besonders erfreulich waren die Aufgeschlossenheit und das Interesse der PatientInnen, die sich gern im Gespräch zum Erfahrungsaustausch zur Verfügung stellten.Als Ergebnis der intensiven Arbeit wurde 2013 „Stimmen im Kopf“ in der Neuköllner Oper uraufgeführt und fand begeisterte Resonanz.

• 2 MedizinstudentInnen kamen für ein Tertial ihres Praktischen Jahres; 6 kamen für eine mehrwöchige Famulatur und 3 österreichische Studentinnen kamen für ihr klinisches Praktikum im Fach-gebiet Psychiatrie.

• 2 Dipl.-PsychologInnen machten hier das klinisch-psychiatrische Praktikum im Rahmen ihrer Weiterbildung zur psychologischen PsychotherapeutIn und 10 StudentInnen der Psychologie absol-vierten hier ein mehrwöchiges klinisches Praktikum.

• 2 MedizinstudentInnen und 5 MitarbeiterInnen aus anderen Berufsgruppen machten in unserer Klinik ein Pflegepraktikum.

• 5 PraktikantInnen und 1 Hospitantin interessierten sich für das Arbeitsgebiet der Ergotherapie.

• 5 PraktikantInnen und 10 Hospitanten kamen in die Musiktherapie.

• 2 PraktikantInnen und 11 Hospitationen gab es bei den Sozialar-beiterinnen.

Wir freuen uns sehr über die zahlreichen Gäste, die neue Impulseund einen unbelasteten Blick auf die Institution mitbringen.

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9.13 Gremienarbeit

Unser Leitbild von der „gemeindenahen Psychiatrie“ bedeutet, dasssich die Klinik nach außen hin öffnen und die Zusammenarbeit mitallen anderen an der psychosozialen Versorgung des Bezirks beteilig-ten Einrichtungen suchen muss. Das Berliner Gesetz für psychischKranke (PsychKG) sieht diese Mitarbeit in den Gremien der psycho-sozialen Versorgung (z. B. PSAG Neukölln) sogar ausdrücklich vor (§ 7 PsychKG). Nachfolgend eine Liste der verschiedenen Tätigkeiten:

Frau Adamietz Steuerungsgremium Allgemeinpsychiatrie des Sozialarbeiterin Bezirks Neukölln

Frau Kiko Geriatrisch-Gerontopsychiatrischer VerbundSozialarbeiterin Neukölln

Frau Knapp Vertreterin der Klinik in der PsAG NeuköllnSozialarbeiterin Steuerungsgremium Allgemeinpsychiatrie des

Bezirks NeuköllnFG Psychiatrie der PSAGAG Fallmanagement

Frau Dr. Mörchen AK Drogen und Sucht der Ärztekammer BerlinOberärztin Vorstand Suchtakademie Berlin-Brandenburg

Frau Dr. Munk Sprecherin des Medical Board Psychiatrie, Chefärztin Psychotherapie und Psychosomatik,

Vivantes Netzwerk für Gesundheit GmbH

Psychiatriebeirat Neukölln

Leiterin des bundesweiten „Kommende - Arbeitskreises“ pflichtversorgender psychiatri-scher Abteilungen im Rahmen des Arbeits-kreises psychiatrischer Chefärzte an Allgemein-krankenhäusern in Deutschland (ACKPA)

Mitglied des Netzwerks „Steuerungs- und Anreizsysteme für eine moderne psychiatrische Versorgung“

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Frau Schalow FG Arbeit und Reha der PSAGSozialarbeiterin

Frau Schaub Steuerungsgremium Sucht des Bezirks NeuköllnSozialarbeiterin

Frau Dr. Schütze Weiterbildungsausschuss VI der ÄK BerlinOberärztin

Frau Spalding AG WohnungsbörseSozialarbeiterin

Frau Stober-Wilcke FG Sucht der PSAGSozialarbeiterin Steuerungsgremium Sucht des Bezirks Neukölln

Frau Strothteicher Vertreterin der Klinik in der PSAG NeuköllnSozialarbeiterin FG Psychiatrie der PSAG

Projektbegleitender Beirat Zuverdienst Neukölln

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10 Qualitätssicherung

10.1 Basisdokumentation

Zu jedem Behandlungsfall wird vom verantwortlichen Stationsarzt einanonymisierter Dokumentationsbogen ausgefüllt. Dies geschiehtinzwischen einheitlich in allen psychiatrischen Kliniken der VivantesGmbH. Die Daten geben wertvolle Hinweise zu den psychiatrischenwie somatischen Diagnosen, wichtigen Behandlungsmodalitäten, (z. B. gesetzliche Unterbringungen), zur sozialen Lage sowie der vor-und nachgeschalteten Behandlung. Die Auswertung der Datensätzebildet eine der wichtigsten Grundlagen für den Jahresbericht derKlinik (s. vorherige Kapitel).

10.2 Ereignisbezogene Dokumentationen

Auf gesonderten Dokumentationsbögen werden besondere Vorkom-mnisse (z. B. Suizidversuche, Bedrohungen, Gewaltanwendungen,Entweichungen), Zwangsbehandlungen, Fixierungen und Türschlie-ßungen erfasst. Alle Mitarbeiter der Klinik sind hieran beteiligt undachten auf eine möglichst vollständige Erfassung und Beschreibungdes Sachverhaltes. Einer der Oberärzte wertet die Bögen aus undstellt die Ergebnisse in der Leitungsrunde und in der monatlichenAbteilungskonferenz, an der alle Mitarbeiter teilnehmen, vor. Diedetaillierten Ergebnisse aus 2012 finden sich in den entsprechendenKapiteln des Jahresberichts.

10.3 Fort- und Weiterbildung

Die ärztlichen und psychologischen Mitarbeiter gestalten 3x / Monateine eigene Weiterbildungsveranstaltung. Als Grundlage dient derWeiterbildungskatalog der Ärztekammer Berlin für die Weiterbildungzum Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie, aber auch andere wich-tige und aktuelle Themen kommen auf die Tagesordnung. Die Veran-staltung ist für alle Mitarbeiter offen und wird von der ÄrztekammerBerlin zertifiziert.

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Ein Schwerpunkt der Fort- und Weiterbildung war die Fortsetzungder berufsgruppenübergreifenden Schulungen zum „Open dialogue“und netzwerkorientierten Behandlungen, die unter der Leitung vonDr. Volkmar Aderhold an 4 Wochenenden in der Klinik durchgeführtwurden.

Zusätzlich erhielten zahlreiche Mitarbeiter aus allen BerufsgruppenDienstbefreiungen für die Teilnahme an inner- wie außerbetrieblichenFort- und Weiterbildungsveranstaltungen oder besuchten Fortbildungs-veranstaltungen außerhalb ihrer Arbeitszeit.

10.4 Externe Supervision

Die gemeinsame Reflexion und der Austausch über die häufig emo-tional sehr belastenden Interaktionserfahrungen mit Patienten istinzwischen ein anerkannter Qualitätsstandard in der Psychiatrie undPsychotherapie. Alle Stationsteams haben eine fortlaufende externeSupervision, an der alle Teammitglieder teilnehmen. Die Teilnahme istfür die Mitarbeiter kostenfrei.

10.5 Zusammenarbeit mit niedergelassenen Psychiatern und Psychotherapeuten

Auch im Jahr 2012 fanden wieder auf Initiative eines niedergelasse-nen Kollegen die Begegnungen niedergelassener Psychiater undNervenärzte mit Ärzten aus dem Krankenhaus und dem sozialpsych-iatrischen Dienst statt. Die Termine trafen auch seitens unserer Klinikwieder auf regen Zuspruch, und die Diskussion gemeinsam interessie-render Themen trug erheblich zu einer guten Zusammenarbeit bei.

Zusätzliche wurden gemeinsam mit dem Verein für Psychiatrie undseelische Gesundheit drei psychiatrisch-psychotherapeutische Fall-konferenzen veranstaltet. Eingeladen waren im Bezirk Neukölln tätigePsychiater und Nervenärzte, sowie ärztliche und psychologische Psy-chotherapeuten, um mit uns als stationär arbeitenden Psychiaternund Psychotherapeuten konkrete Behandlungsfälle zu besprechen.

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Diese Treffen sind immer wieder eine wertvolle Möglichkeit die verschiedenen Perspektiven ambulanter und stationärer Behandlerwahrzunehmen, die Arbeit anderer, an der Behandlung des gleichenPatienten beteiligter Professioneller, wertzuschätzen und die eigeneArbeit in einen langfristigen Zeithorizont einzuordnen.

10.6 Arzneimittelsicherheit in der Psychiatrie (AMSP)

Ziel des bundesweiten AMSP-Projekts ist die Verbesserung derArzneimittelsicherheit bei der Behandlung psychiatrischer Patienten.In den teilnehmenden Kliniken werden fortlaufend die schwerenunerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) unter Psychopharmakaerfasst. Durch Dokumentation und Diskussion der erfassten UAW-Fälle in regionalen und bundesweiten Fallkonferenzen unter beson-derer Berücksichtigung möglicher Risikofaktoren wird das Wissen umunerwünschte Arzneimittelwirkungen bei den behandelnden Ärztenverbessert. 2012 konnten 23 Fälle von schwerwiegenden UAW an die Zentrale in München gemeldet und zur Diskussion gestellt werden.

10.7 AG Deeskalation

Die klinikinterne berufsgruppenübergreifende AG Deeskalation hatsich im Jahr 2012 viermal getroffen. Basisnah werden Themen undProbleme im Zusammenhang mit Gewalt, Zwang, Patienten- undMitarbeitersicherheit besprochen und nach Verbesserungen undLösungen gesucht. Es wurde versucht, einen Referenten zum ThemaHaltetechnik einzuladen. Es finden weiterhin zweimal im Monat praktische Schulungen fürMitarbeiterInnen aller Berufsgruppen statt. Die Deeskalationstrainerüben mit den MitarbeiterInnen Zugriffs- Halte und Abwehrtechniken.Eine Fixierung wird im Rollenspiel alltagsnah durchgeführt. Sicher-heitsaspekte wie die Beachtung von Grundsicherheitsregeln und dieBlickschulung für Gefahrenquellen spielen dabei eine große Rolle.

Zwei MitarbeiterInnen vertreten die Klinik im überregionalenArbeitskreis Gewalt und Zwang in der Psychiatrie.

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10.8 Komplikationskonferenz

Im Jahr 2012 fanden 4 Komplikationskonferenzen statt. Es wurden 4 verschiedene Komplikationen besprochen: Ein schwerer Suizidver-such, eine gelungene Beendigung wiederholter Fixierungen, zweischwere somatische Komplikationen mit Reanimationspflichtigkeitund eine langdauernde 1:1-Betreuung.

Bei den somatischen Komplikationen zeigte sich, dass die schnelleVerfügbarkeit des Reanimations-Teams auch für die psychiatrischeKlinik essentiell ist; die Komplikationen bestätigten die Tendenz, dasszunehmend – neben der psychiatrischen Grunderkrankung – auchsomatisch schwer erkrankte Patienten auf den psychiatrischen Sta-tionen versorgt werden. Die konsiliarische Mitbetreuung durch Ärzteder anderen Fachabteilungen sowie die Funktionsdiagnostik im Haupt-haus tragen maßgeblich zur Sicherheit und Qualität der Patienten-versorgung in der Psychiatrie bei.

Zur Gewährleistung einer besseren Prozessqualität bei 1:1-Betreuun-gen wurde der „Behandlungspfad 1:1-Betreuung“ etabliert. Er sieht,abhängig von der Dauer der 1:1-Betreuung, ein gestuftes Vorgehenbei länger andauernden 1:1-Betreuungen vor. In diesem Rahmen istdie Vorstellung in der Komplikationskonferenz eine Maßnahme, umdie komplexe Beziehungsdynamik zwischen dem Patienten, den direk-ten Bezugsbetreuern und dem Team zu durchleuchten und Wege zufinden, durch den Aufbau einer tragfähigen therapeutischen Bezie-hung zum Patienten die Gefahr von Selbst- und/oder Fremdschädi-gung zu verringern.

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11 Veranstaltungen

20.01.2012 Zusammen für VeränderungenSelbsthilfe bei psychischen StörungenKooperationsveranstaltung gemeinsam mit bipolaris e. V., Angehörige psychisch Kranker e. V. und dem Selbsthilfezentrum Neukölln

09.02.2012 Dr. med. I. Munk, BerlinZwangserkrankungenInformationsveranstaltung für Angehörige

16.02.2012 Dipl.-Psych. K. Strek, BerlinVorstellung des Berliner Krisendienstes

08.03.2012 Kooperationstreffen mit Vertretern der Selbsthilfe-gruppen für Abhängigkeitskranke

22.03.2012 Dr. M. Trendelenburg, BerlinWechselwirkungen von PsychopharmakaInformationsveranstaltung für Angehörige

29.03.2012 Dr. Tabatabai, Harmut-Spittler-Fachklinik BerlinEntwöhnungsbehandlung bei Alkoholabhängigkeit: Indikation, Behandlungssetting und Ergebnisse

26.04.2012 Dipl.-Päd. P. Rossmanith, BerlinVorstellung der Beschwerde- und InformationsstellePsychiatrie Berlin (BIP)

16.06.2012 Tag der PsychiatrieNeukölln im Offenen Dialog – Erste Schritte in der Klinik

09.08.2012 Dr. R. Saure, Landesamt für Gesundheit und Soziales BerlinEinführung in die gutachterliche Beurteilung nach der Versorgungsmedizin-Verordnung im Rahmen des SGB IX

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04.10.2012 Christian Wiedekind, BerlinDepressive ErkrankungenInformationsveranstaltung für Angehörige

11.10.2012 Prof. Dr. A. Deister, ItzehoeEin Regionalbudget für die PsychiatrieVom Fall zum Menschen

15.11.2012 Dr. G. Mörchen, BerlinDrogenkonsum bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit psychischen ErkrankungenInformationsveranstaltung für Angehörige

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12 Vorträge und Publikationen

Hardt, O. Verhaltenstherapie affektiver StörungenInstitut für Verhaltenstherapie Berlin6.11.2012, 13.11.2012, 27.11.2012, 4.12.2012

Hardt, O. Podiumsdiskussion zum Film„Himmel und Meer – Dorothea Buck auf der Spur“Unionhilfswerk Berlin-NeuköllnKarli-Kino, Cineplex Neukölln, 5.12.2012

Kämper, J. Der Beitrag der Musiktherapie zur Versorgungambulanter Patienten in Psychiatrie und Psycho-therapieFachtagung Musiktherapie in der PsychiatrieEv. Krankenhaus Königin Elisabeth HerzbergeBerlin, 10.11.2012

Kretschmann, J. Borderline-PersönlichkeitsstörungFortbildungsveranstaltung für das Kindergesund-heitshaus e. V.Berlin, 5.12.2012

Mörchen, G. Curriculum Suchtmedizinische GrundversorgungTeil A: Allgemeine GrundlagenVorträge und SeminarleitungArbeitskreis Drogen und Sucht der Ärztekammer Berlin in Zusammenarbeit mit der Suchtakademie Berlin-BrandenburgBerlin, 10./11.2.2012

Mörchen, G. Curriculum Suchtmedizinische GrundversorgungTeil D: Motivierende GesprächsführungVorträge und SeminarleitungArbeitskreis Drogen und Sucht der Ärztekammer Berlin in Zusammenarbeit mit der Suchtakademie Berlin-BrandenburgBerlin, 4./5.5.2012

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Munk, I. Psychische Störungen und ihr Bezug zur ArbeitWorkshop, Weiterbildungskurs für Arbeits-mediziner09.01.2012, Landesärztekammer Berlin

Munk, I., Qualität erfahrbar machen:Dreißigacker, C. Komplikationskonferenzen in der Psychiatrie,

In: KU Gesundheitsmanagement,Das Fachmagazin, 81. JahrgangJanuar 2012, S. 72 f.

Munk, I. ZwangsstörungenVortrag im Rahmen einer Sonderveranstaltung für Angehörige09.02.2012, Vivantes Klinikum Neukölln

Munk, I. Der Kabinettsentwurf zum neuen Entgeltgesetz für psychiatrische und psychosomatische Kranken-hausleistungenTeilnahme als geladene Expertin an der Sitzung des Ausschusses für Gesundheit des Deutschen Bundestages23.04.2012, Paul-Löbe-Haus, Berlin

Munk, I. Die therapeutische Beziehung als Wirkfaktor in Psychiatrie und PsychotherapieVortrag am Psychiatrie-Tag: Ein Blick auf Psychiatrie und Psychotherapie, Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum27.04.2012, Neustrelitz

Munk, I., Kasuistisch-technisches SeminarHümbs, N. Überregionales Berliner Symposium für Psychosen-

psychotherapie5./6.05.2012, Charité, Berlin,

Munk, I. Angst und Depression älterer MenschenVortrag, 8. Berliner Krebskongress: Krebs beim alten Menschen11.05.2012, Urania, Berlin

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Munk, I. Der chronische Unterbauchschmerz aus psycho-somatischer SichtVortrag, Seminar: Praxis trifft Klinik: Minimal-invasive Operations-Methoden in der Gynäkologie, Klinik für Gynäkologie23.05.1012, Vivantes Klinikum Neukölln

Munk, I. Psychotherapie in der PsychiatrieVortrag, Fortbildungsveranstaltung der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik12.07.2012, Auguste-Viktoria-Klinik, Berlin

Munk, I. Depressionen erkennen und behandelnVortrag, Deutsch-arabische Unabhängige Gemeinde26.09.2012, Berlin

Munk, I., Kasuistisch-technisches SeminarHümbs, N. Überregionales Berliner Symposium für Psychosen-

psychotherapie27./28.10.2012, Charité, Berlin

Munk, I. Kooperation von Psychiatrie und Kinder- und JugendpsychiatrieVortrag, gemeinsam mit PD Dr. Kölch,Fachtagung der Kinder- und Jugendpsychiatrie Neukölln: Kinder psychisch kranker Eltern – alles gut?05.11.2012, Klinikum Neukölln

Munk, I. Aktueller Stand zu Modellprojekten nach § 64 bTreffen der Berliner Chefärzte der Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie,06.11.2012, Berlin

Schütze, S. Stationäre KriseninterventionBichler, S. ÄrztefortbildungEichhorn, A. Krankenhaus Hedwigshöhe

Berlin, 25.1.2012

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Schütze, S. Ursprünge des OPEN DIALOGUE und sein Weg in unsere KlinikVortrag auf dem Tag der PsychiatrieVivantes Klinikum NeuköllnBerlin, 16.6.2012

Schütze, S. Der Open Dialogue-Ansatz und seine Rolle in unserer KlinikInformationsseminar in der KBS Rudower StraßeBerlin, 8.8.2012

Schwedler, H.-J. Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell,Psychoedukation und Psychotherapie7. bipolaris-InfotagVivantes Klinikum FriedrichshainBerlin, 24.3.12

Schwedler, H.-J. Trialog in NeuköllnFortbildungsveranstaltung der Psychotherapeuten-Kammer in Zusammenarbeit mit der Volkshoch-schule NeuköllnModeration und wissenschaftliche Leitung10 Termine

Trendelenburg, M. Curriculum Suchtmedizinische GrundversorgungTeil A: Allgemeine GrundlagenVortrag zum Thema: „Abstinenz, Rückfall, (un)kontrollierter Konsum – Krankheitsverlauf und Behandlungsplanung“Arbeitskreis Drogen und Sucht der Ärztekammer Berlin in Zusammenarbeit mit der Suchtakdemie Berlin-BrandenburgBerlin, 11.2.2012

Trendelenburg, M. Diagnosestellung im Kerndatensatz nach ICD-10Weiterbildung für Mitarbeiter von Berliner SuchtberatungsstellenBerlin, 7.3.2012

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Trendelenburg, M. Konsum illegaler Suchtmittel sowie Sedativa und Hypnotika – Auswirkungen auf die Leistungs-fähigkeitKlinische Fortbildung für Ärzte aus den Agenturen für ArbeitKaiserin Friedrich AkademieBerlin, 15.3.2012

Trendelenburg, M. Wechselwirkungen von PsychopharmakaInformationsveranstaltung für AngehörigeVivantes Klinikum NeuköllnBerlin, 22.3.2012

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www.vivantes.de