JahresBericht 2012 - Wirrgarten · lich ist, irgendwann den Heimweg nicht mehr zu finden, aber...

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Die Beratungsstelle Die Beratungsstelle steht Zugehörigen of- fen, deren Partner/innen oder Eltern nicht in unserer Tagesstätte betreut werden. Dieses Jahr waren es vor allem direkte Be- treuungspersonen von Menschen mit De- menz (MmD), meistens Partner/innen oder erwachsene Kinder, die den Weg zur Beratung auf sich genommen haben. Es haben 120 Gespräche stattgefunden, das ist eine Zunahme gegenüber letztem Jahr von etwas über 8%. Der Gang zur Beratungsstelle fällt manch- mal schwer, ist mit Scham und grosser Ratlosigkeit verbunden, die nicht gerne ein- gestanden wird. Häufig sind es die demen- tiellen Veränderungen in Bezug auf die Per- sönlichkeit der Demenzbetroffenen, die zur Last und zum Konflikt für die Zugehörigen werden. Dann geht es darum, zu erklären wie eine Demenz sich auswirkt auf die Be- troffene, aber auch auf den Angehörigen. Und es geht sehr häufig darum, Vorurteile und Stereotypien zu korrigieren. Was man halt so gehört hat, von Bekannten, von Nachbarinnen, von Freunden und – vom Hausarzt. Es kann dann fachlich begrün- det und erklärt werden, dass das unflätige Verhalten zur Demenz gehören kann und weshalb. Dass es für Demenzkranke üb- lich ist, irgendwann den Heimweg nicht mehr zu finden, aber nicht immer. Dass es normal ist, dass etwas heute geht und morgen nicht. Demenz ist auch ein Markt geworden. Das führt teilweise dazu, dass Angehörige zwischen verschiedenen Anbietern oder Angeboten wählen können, wenn sie Ent- lastung suchen. Das hat viel Gutes. Leider können seriöse Anbieter nicht immer von anderen unterschieden werden. So gehört es auch immer wieder dazu, dass Irene Leu Rechnungen auf ihre Richtigkeit be- gutachtet, Zugehörige dazu ermuntert, sich gegen ungerechtfertigte Kosten zu weh- ren oder das mit deren Vollmacht gleich selber übernimmt, wenn die Kraft der Zughörigen nicht ausreicht. Einmal im vergangenen Jahr hat das bis zum Gang zur Ombudsstelle für das Alter geführt – mit Erfolg. Die private Spitex-Organisation musste eine ungerechtfertigte Rechnung um gegen zweitausend Franken korrigie- ren. Die tagesstätte Das vergangene Jahr war für alle Betei- ligte in der Tagesstätte im ATRIUM von Erfolgserlebnissen, berührenden Erfah- rungen und grossen Belastungen geprägt. Erfolge wurden in der täglichen Betreuung erfahren, wenn Tagesgäste im Alltagsge- schehen Vertrauen entwickelten und sich sicht- und spürbar wohlfühlten. Die Si- tuation war gelingend, wenn Krisen von guten emotionalen Momenten abgelöst werden konnten. Täglich lernen wir von Menschen mit Demenz, wie sie im «Hier Die Wechsel der Tagesgäste zeigen, dass die Tagesstätte eine wichtige Funktion hat im Übergang von einem selbständigen Le- ben zu Hause in ein Leben mit zunehmen- der Abhängigkeit, welche durch den fort- schreitenden Krankheitsprozess entsteht. Diesen «Zwischenraum» wollen wir moti- viert und kreativ mit sozialem Geschehen, mit emotionalen Erlebnissen, mit indivi- dueller Lebensqualität füllen. Das Personal Der Rückblick auf das Jahr 2012 zeigt, dass das Team trotz der phasenweise unruhigen und belastenden Zeiten zusammen auf seinem Weg blieb und gute Arbeit geleistet hat. Es mussten längere Krankheitsausfäl- le von Mitarbeitenden im Stammteam so- wie im Freiwilligenbereich bewältigt wer- den. Erfreulich war, dass alle mithalfen, die Lücken zu schliessen. Ende Juli feierten wir mit Loana Lüchin- ger (Rangkandidatin mit Note 5.7) und Da- nijel Lazic zusammen den erfolgreichen Abschluss der Ausbildung FaBe (Fachper- son Betreuung, Fachrichtung Alter) – sie waren die ersten Fachabsolventen im AT- RIUM. Die Lernenden haben ihre wach- senden Kenntnisse eingesetzt und viel ge- leistet. Wir danken herzlich! Anfang August startete Sunita Dinaj ein elfmonatiges Praktikum als Vorbereitung für eine Fach-Ausbildung. Esther Minder-Liechti, Pflegerin PKP, hat am 19. August ein gesundes Mädchen mit dem schönen Namen Elin Zara geboren. Wir gratulieren den Eltern von Herzen! Bea Caderas, Sozialpädagogin, hat die Ver- tretung von Frau Minder während dem Mutterschaftsurlaub übernommen und Loana Lüchinger half mit, neu als Stamm- teammitglied, vom September bis Dezem- ber unseren Personalengpass zu entschär- fen. Die freiwilligen Mitarbeitenden (FMA) ha- ben folgendes Engagement erbracht: 1196 Stunden in der Betreuung, 252 Stunden während der Ferienwoche und 230 Stunden Ende Jahr haben wir mit Otto Spririg: «Itz wo ni’s ghöre, ma mi bsinne – Mit Musik und Liedern Fenster zu früheren Zeiten öffnen», dem Nebel getrotzt. Damit hat er ein Strahlen in alle Gesichter gezaubert! Die Ferien im Begegnungszentrum rüDlingen (schaFFhausen) Die Ferien mit den Tagesgästen bedeuten im Jahresverlauf einen eindrücklichen Abschnitt für die Tagesgäste, ihre Zuge- hörigen sowie für das Betreuungsteam. Die Zugehörigen gewinnen so viel Zeit für sich. Sie spüren in diesen Tagen, wie viel sie seit Wochen und Monaten leisten. Die- se Erkenntnis hilft ihnen, Unterstützung und Entlastung anzunehmen. Das Abschied nehmen ist belastet durch Ängste und Sorgen. Der Ablauf wurde deshalb individuell besprochen. Am Ab- reisetag wurden die Feriengäste beim Ankommen im ATRIUM von den Ferien- Stiftung Basler Wirrgarten JahresBericht 2012 und Jetzt», trotz schwerer Krankheit, den Alltag zu bewältigen versuchen. Eine Erfolgsgeschichte ist die Einrichtung des Klangraumes, welcher von Peter Hür- limann, Betreuer und Musiker in Ausbil- dung «Körperorientierte Musik», initiiert wurde. Im Klangraum wird, frei von Er- wartungen und Zielen, ein achtsames Mit- einander im Klangerleben möglich (siehe Fachartikel). Erfreulich ist auch die Neugestaltung der kleinen Grünflächen im Innenhof, welche von einer Gartenbaufirma begleitet und geschenkt wurde. Esther Minder-Liechti hatte kreative Ideen und beteiligte sich mit Tagesgästen, Zivildienstleistenden und Mitarbeitenden an den Ausführungen. Der Innenhof wird viel genutzt, gehört zum geschützten Raum und gibt bereits ein Ge- fühl von Aussenwelt. Und werden zum Mit- tagessen draussen Würste gebraten, kommt Festgefühl auf! Berührende Momente ergeben sich manch- mal aus geführten Interaktionen – aber auch ganz intuitiv. Es sind eine spontane Geste, eine ausdrucksvolle Mimik, treffen- de Äusserungen, unerwartete Handlungen der Tagesgäste selbst. Wir staunen immer wieder neu über die vielfältigen Facetten von Fähigkeiten, welche gelebt werden in wertschätzendem und sicherem Umfeld. Für einige Tagesgäste entwickelten sich die Auswirkungen der Krankheit Demenz sehr schwierig. Die Krisen konnten nicht wie ge- wünscht bewältigt werden. Sie erforderten eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Zugehörigen, Spitex, Hausärzten und Spe- zialärzten. Die Grenzen der Machbarkeit im Verringern von Leiden zu akzeptieren ist eine grosse Herausforderung für alle Be- teiligten. Im Beratungsgespräch ist heraus- zufinden, ob die Zugehörigen die Situation selbständig bewältigen können und/oder wo sie welche Unterstützung wünschen. In überfordernden und zu belastenden Situati- onen muss die Führung in diesen schwieri- gen Prozessen übernommen werden. Bezugspersonen in Empfang genommen und betreut. Somit konnten sich die Feri- enleitung und eine Mitarbeitende um die Anliegen und Fragen der Angehörigen kümmern. Auf Wunsch haben wir in den ersten Tagen angerufen, um Informationen mitzuteilen und allfällige Fragen zu beantworten. Das Hören der Stimme des Angehörigen und das Gespräch brachte Entspannung auf beiden Seiten. Die Gäste erfahren soziale Teilhabe im ge- meinsamen Erleben. Wir berücksichtigen ihre Interessen in Bewegung, Spiel, Kultur und Natur. Ausflüge an den Rhein, eine Schifffahrt nach Stein am Rhein, Besuch der Barockkirche Rheinau und das Tanzen mit Live-Musik ermöglichen ein ganzheit- liches Erleben. Nicht alle Gäste ertragen das Gruppengeschehen gut, empfinden Stress oder lösen Stress aus. Möglichkei- ten der Entspannung sind spezielle Kör- perpflege, individuelle Spaziergänge oder geführtes Sein im Klangraum. Alle Feriengäste und die Mitarbeitenden kamen gesund und bereichert zurück nach Basel. Die schulungen Ende Sommer konnte der neue, helle und freundliche Schulungsraum im Vorder- haus bezogen werden. Teilnehmende unserer Seminare, aber auch Teilnehmende von Inhouse-Schulun- gen in Heimen oder Wohngruppen pro- fitieren zweifelsohne von der Praxisnähe der vermittelten Inhalte. Gerade Angehö- rige lernen so (auch), ihre Grenzen besser wahrzunehmen und Stopp zu sagen, bevor ihnen jemand diese Entscheidung abneh- men muss. Das Angehörigenseminar hat zwei Mal, das Wochenendseminar ein Mal stattge- funden. Das ganze Jahr über fanden viele heim- und spitexinterne Weiterbildungen statt in den Kantonen Basel-Stadt, Basel- Landschaft, Bern, Aargau und Schaffhau- sen, weiterhin an der Fachhochschule für Soziale Arbeit in Bern, im DAS Demenz und Lebensgestaltung. Neu führt Irene Leu auch Fallbesprechungen und Praxis- beratungen durch für Betreuende in Hei- men oder Wohngruppen für Menschen mit geistiger Behinderung, die zusätzlich eine Demenz entwickeln. Das Mandat des Kantons Thurgau, um De- menzkonzepte zu beurteilen, geht weiter. Irene Leu war «auf dem Stuhl» in der Rundschau des Schweizer Fernsehens, weitere Öffentlichkeitsveranstaltungen ha- ben in den Kantonen Zürich, Basel-Land- schaft und Schaffhausen stattgefunden. Karin Beyeler leistet extern wertvolle Ar- beit als Präsidentin der Alzheimervereini- gung Schaffhausen. Irene Leu Leiterin ATRIUM & Geschäftsstelle Karin Beyeler-Hartmeier Leiterin Tagesstätte Mitglied Geschäftsleitung im Transportdienst. Der Einsatz bedeutet geschenkte Zeit für unsere Tages- und Fe- riengäste. Auch im IT- und im administra- tiven Bereich wird freiwillige Arbeit geleis- tet. Wir sind sehr dankbar dafür! Drei Zivildienstleistende haben bei uns ihren langen Einsatz, zum Teil mit hervor- ragender Leistung, absolviert. Ihr Einfüh- lungsvermögen und ihre sich entwickeln- den Handlungskompetenzen sind immer wieder erstaunlich. Zahlreiche Praktikantinnen haben bei uns tage- oder wochenweise den Alltag miter- lebt. Eine Maturandin ersuchte Hilfestel- lung bezüglich ihrer Matur-Arbeit. Sie will sich fundiert und mit kreativer Gestaltung dem Thema Demenz aus der Sicht der An- gehörigen nähern. Mit Uwe Matthiessen, welcher sich im Rahmen des «SeitenWechsel» eine Woche bei uns engagierte, verbindet uns eine er- folgreiche Zusammenarbeit. Allen Mitarbeitenden möchten wir an die- ser Stelle von Herzen DANKE sagen! Unserem Anspruch entsprechend, uns im- mer weiter zu entwickeln und zu verbes- sern, lassen wir uns mittels DCM (Demen- tiaCareMapping) und fachlichen Inputs inspirieren. Am Betriebsausflug besuchten wir das Zentrum Passwang in Breitenbach, dieser Besuch bleibt uns als Bespiel vorbildlicher Demenz-Pflege in eindrücklicher Erin- nerung. Zurück in der Stadt ermöglichte die anschliessende Fahrt mit dem «Dante Schuggi-Drämmli» und das gute Nacht- essen in fröhlicher Gemeinschaft eine Verbundenheit, welche unsere Zusam- menarbeit prägt und die Zufriedenheit im Berufsalltag fördert. Begleitetes malen Das Angebot hat das ganze Jahr über pau- siert, weil keine Anfragen kamen. Gerne nehmen wir dieses Angebot sofort wieder auf, wenn Interesse besteht. Begleitetes WanDern Die Wandergruppe für Menschen mit Demenz, welche von Silvia Staub Schläp- fer geleitet wird, war das ganze Jahr über jeweils am Donnerstagnachmittag unter- wegs und erfreut sich grosser Beliebtheit. Die soziokulturellen angeBote Das «Thé dansant» hat jeweils am letz- ten Freitagnachmittag des Monats, ausser Dezember, stattgefunden und ist in die Tagesbetreuung eingebunden. Es kamen auch externe Gäste, die sehr dankbar sind für dieses Angebot. Die Lebendigkeit, die diese Nachmittage auszeichnet, ist gross- artig ansteckend. Im späten Frühling haben wiederum «The Sparrow Brothers» mit Swingjazz aufge- wartet, die Stimmung war toll, der Apéro zog sich bei lauen Temperaturen draussen im Hof weit in den Abend hinein.

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Die BeratungsstelleDie Beratungsstelle steht Zugehörigen of-fen, deren Partner/innen oder Eltern nicht in unserer Tagesstätte betreut werden.Dieses Jahr waren es vor allem direkte Be-treuungspersonen von Menschen mit De-menz (MmD), meistens Partner/innen oder erwachsene Kinder, die den Weg zur Beratung auf sich genommen haben. Es haben 120 Gespräche stattgefunden, das ist eine Zunahme gegenüber letztem Jahr von etwas über 8%.Der Gang zur Beratungsstelle fällt manch-mal schwer, ist mit Scham und grosser Ratlosigkeit verbunden, die nicht gerne ein-gestanden wird. Häufig sind es die demen-tiellen Veränderungen in Bezug auf die Per-sönlichkeit der Demenzbetroffenen, die zur Last und zum Konflikt für die Zugehörigen werden. Dann geht es darum, zu erklären wie eine Demenz sich auswirkt auf die Be-troffene, aber auch auf den Angehörigen. Und es geht sehr häufig darum, Vorurteile und Stereotypien zu korrigieren. Was man halt so gehört hat, von Bekannten, von Nachbarinnen, von Freunden und – vom Hausarzt. Es kann dann fachlich begrün-det und erklärt werden, dass das unflätige Verhalten zur Demenz gehören kann und weshalb. Dass es für Demenzkranke üb-lich ist, irgendwann den Heimweg nicht mehr zu finden, aber nicht immer. Dass es normal ist, dass etwas heute geht und morgen nicht.Demenz ist auch ein Markt geworden. Das führt teilweise dazu, dass Angehörige zwischen verschiedenen Anbietern oder Angeboten wählen können, wenn sie Ent-lastung suchen. Das hat viel Gutes. Leider können seriöse Anbieter nicht immer von anderen unterschieden werden. So gehört es auch immer wieder dazu, dass Irene Leu Rechnungen auf ihre Richtigkeit be-gutachtet, Zugehörige dazu ermuntert, sich gegen ungerechtfertigte Kosten zu weh-ren oder das mit deren Vollmacht gleich selber übernimmt, wenn die Kraft der Zughörigen nicht ausreicht. Einmal im vergangenen Jahr hat das bis zum Gang zur Ombudsstelle für das Alter geführt – mit Erfolg. Die private Spitex-Organisation musste eine ungerechtfertigte Rechnung um gegen zweitausend Franken korrigie-ren.

Die tagesstätteDas vergangene Jahr war für alle Betei-ligte in der Tagesstätte im ATRIUM von Erfolgserlebnissen, berührenden Erfah-rungen und grossen Belastungen geprägt. Erfolge wurden in der täglichen Betreuung erfahren, wenn Tagesgäste im Alltagsge-schehen Vertrauen entwickelten und sich sicht- und spürbar wohlfühlten. Die Si-tuation war gelingend, wenn Krisen von guten emotionalen Momenten abgelöst werden konnten. Täglich lernen wir von Menschen mit Demenz, wie sie im «Hier

Die Wechsel der Tagesgäste zeigen, dass die Tagesstätte eine wichtige Funktion hat im Übergang von einem selbständigen Le-ben zu Hause in ein Leben mit zunehmen-der Abhängigkeit, welche durch den fort-schreitenden Krankheitsprozess entsteht. Diesen «Zwischenraum» wollen wir moti-viert und kreativ mit sozialem Geschehen, mit emotionalen Erlebnissen, mit indivi-dueller Lebensqualität füllen.

Das PersonalDer Rückblick auf das Jahr 2012 zeigt, dass das Team trotz der phasenweise unruhigen und belastenden Zeiten zusammen auf seinem Weg blieb und gute Arbeit geleistet hat. Es mussten längere Krankheitsausfäl-le von Mitarbeitenden im Stammteam so-wie im Freiwilligenbereich bewältigt wer-den. Erfreulich war, dass alle mithalfen, die Lücken zu schliessen.Ende Juli feierten wir mit Loana Lüchin-ger (Rangkandidatin mit Note 5.7) und Da-nijel Lazic zusammen den erfolgreichen Abschluss der Ausbildung FaBe (Fachper-son Betreuung, Fachrichtung Alter) – sie waren die ersten Fachabsolventen im AT-RIUM. Die Lernenden haben ihre wach-senden Kenntnisse eingesetzt und viel ge-leistet. Wir danken herzlich!Anfang August startete Sunita Dinaj ein elfmonatiges Praktikum als Vorbereitung für eine Fach-Ausbildung.Esther Minder-Liechti, Pflegerin PKP, hat am 19. August ein gesundes Mädchen mit dem schönen Namen Elin Zara geboren. Wir gratulieren den Eltern von Herzen!Bea Caderas, Sozialpädagogin, hat die Ver-tretung von Frau Minder während dem Mutterschaftsurlaub übernommen und Loana Lüchinger half mit, neu als Stamm-teammitglied, vom September bis Dezem-ber unseren Personalengpass zu entschär-fen.Die freiwilligen Mitarbeitenden (FMA) ha-ben folgendes Engagement erbracht: 1196 Stunden in der Betreuung, 252 Stunden während der Ferienwoche und 230 Stunden

Ende Jahr haben wir mit Otto Spririg: «Itz wo ni’s ghöre, ma mi bsinne – Mit Musik und Liedern Fenster zu früheren Zeiten öffnen», dem Nebel getrotzt. Damit hat er ein Strahlen in alle Gesichter gezaubert!

Die Ferien im Begegnungszentrum rüDlingen (schaFFhausen)Die Ferien mit den Tagesgästen bedeuten im Jahresverlauf einen eindrücklichen Abschnitt für die Tagesgäste, ihre Zuge-hörigen sowie für das Betreuungsteam. Die Zugehörigen gewinnen so viel Zeit für sich. Sie spüren in diesen Tagen, wie viel sie seit Wochen und Monaten leisten. Die-se Erkenntnis hilft ihnen, Unterstützung und Entlastung anzunehmen.Das Abschied nehmen ist belastet durch Ängste und Sorgen. Der Ablauf wurde deshalb individuell besprochen. Am Ab-reisetag wurden die Feriengäste beim Ankommen im ATRIUM von den Ferien-

Stiftung Basler Wirrgarten

JahresBericht 2012

und Jetzt», trotz schwerer Krankheit, den Alltag zu bewältigen versuchen.Eine Erfolgsgeschichte ist die Einrichtung des Klangraumes, welcher von Peter Hür-limann, Betreuer und Musiker in Ausbil-dung «Körperorientierte Musik», initiiert wurde. Im Klangraum wird, frei von Er-wartungen und Zielen, ein achtsames Mit-einander im Klangerleben möglich (siehe Fachartikel).Erfreulich ist auch die Neugestaltung der kleinen Grünflächen im Innenhof, welche von einer Gartenbaufirma begleitet und geschenkt wurde. Esther Minder-Liechti hatte kreative Ideen und beteiligte sich mit Tagesgästen, Zivildienstleistenden und Mitarbeitenden an den Ausführungen. Der Innenhof wird viel genutzt, gehört zum geschützten Raum und gibt bereits ein Ge-fühl von Aussenwelt. Und werden zum Mit-tagessen draussen Würste gebraten, kommt Festgefühl auf!Berührende Momente ergeben sich manch-mal aus geführten Interaktionen – aber auch ganz intuitiv. Es sind eine spontane Geste, eine ausdrucksvolle Mimik, treffen-de Äusserungen, unerwartete Handlungen der Tagesgäste selbst. Wir staunen immer wieder neu über die vielfältigen Facetten von Fähigkeiten, welche gelebt werden in wertschätzendem und sicherem Umfeld.Für einige Tagesgäste entwickelten sich die Auswirkungen der Krankheit Demenz sehr schwierig. Die Krisen konnten nicht wie ge-wünscht bewältigt werden. Sie erforderten eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Zugehörigen, Spitex, Hausärzten und Spe-zialärzten. Die Grenzen der Machbarkeit im Verringern von Leiden zu akzeptieren ist eine grosse Herausforderung für alle Be-teiligten. Im Beratungsgespräch ist heraus-zufinden, ob die Zugehörigen die Situation selbständig bewältigen können und/oder wo sie welche Unterstützung wünschen. In überfordernden und zu belastenden Situati-onen muss die Führung in diesen schwieri-gen Prozessen übernommen werden.

Bezugspersonen in Empfang genommen und betreut. Somit konnten sich die Feri-enleitung und eine Mitarbeitende um die Anliegen und Fragen der Angehörigen kümmern.Auf Wunsch haben wir in den ersten Tagen angerufen, um Informationen mitzuteilen und allfällige Fragen zu beantworten. Das Hören der Stimme des Angehörigen und das Gespräch brachte Entspannung auf beiden Seiten.Die Gäste erfahren soziale Teilhabe im ge-meinsamen Erleben. Wir berücksichtigen ihre Interessen in Bewegung, Spiel, Kultur und Natur. Ausflüge an den Rhein, eine Schifffahrt nach Stein am Rhein, Besuch der Barockkirche Rheinau und das Tanzen mit Live-Musik ermöglichen ein ganzheit-liches Erleben. Nicht alle Gäste ertragen das Gruppengeschehen gut, empfinden Stress oder lösen Stress aus. Möglichkei-ten der Entspannung sind spezielle Kör-perpflege, individuelle Spaziergänge oder geführtes Sein im Klangraum.Alle Feriengäste und die Mitarbeitenden kamen gesund und bereichert zurück nach Basel.

Die schulungenEnde Sommer konnte der neue, helle und freundliche Schulungsraum im Vorder-haus bezogen werden.Teilnehmende unserer Seminare, aber auch Teilnehmende von Inhouse-Schulun-gen in Heimen oder Wohngruppen pro-fitieren zweifelsohne von der Praxisnähe der vermittelten Inhalte. Gerade Angehö-rige lernen so (auch), ihre Grenzen besser wahrzunehmen und Stopp zu sagen, bevor ihnen jemand diese Entscheidung abneh-men muss.Das Angehörigenseminar hat zwei Mal, das Wochenendseminar ein Mal stattge-funden. Das ganze Jahr über fanden viele heim- und spitexinterne Weiterbildungen statt in den Kantonen Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Bern, Aargau und Schaffhau-

sen, weiterhin an der Fachhochschule für Soziale Arbeit in Bern, im DAS Demenz und Lebensgestaltung. Neu führt Irene Leu auch Fallbesprechungen und Praxis-beratungen durch für Betreuende in Hei-men oder Wohngruppen für Menschen mit geistiger Behinderung, die zusätzlich eine Demenz entwickeln.Das Mandat des Kantons Thurgau, um De-menzkonzepte zu beurteilen, geht weiter.Irene Leu war «auf dem Stuhl» in der Rundschau des Schweizer Fernsehens, weitere Öffentlichkeitsveranstaltungen ha-ben in den Kantonen Zürich, Basel-Land-schaft und Schaffhausen stattgefunden.Karin Beyeler leistet extern wertvolle Ar-beit als Präsidentin der Alzheimervereini-gung Schaffhausen.

Irene LeuLeiterin ATRIUM & Geschäftsstelle

Karin Beyeler-HartmeierLeiterin Tagesstätte

Mitglied Geschäftsleitung

im Transportdienst. Der Einsatz bedeutet geschenkte Zeit für unsere Tages- und Fe-riengäste. Auch im IT- und im administra-tiven Bereich wird freiwillige Arbeit geleis-tet. Wir sind sehr dankbar dafür!Drei Zivildienstleistende haben bei uns ihren langen Einsatz, zum Teil mit hervor-ragender Leistung, absolviert. Ihr Einfüh-lungsvermögen und ihre sich entwickeln-den Handlungskompetenzen sind immer wieder erstaunlich.Zahlreiche Praktikantinnen haben bei uns tage- oder wochenweise den Alltag miter-lebt. Eine Maturandin ersuchte Hilfestel-lung bezüglich ihrer Matur-Arbeit. Sie will sich fundiert und mit kreativer Gestaltung dem Thema Demenz aus der Sicht der An-gehörigen nähern.Mit Uwe Matthiessen, welcher sich im Rahmen des «SeitenWechsel» eine Woche bei uns engagierte, verbindet uns eine er-folgreiche Zusammenarbeit.Allen Mitarbeitenden möchten wir an die-ser Stelle von Herzen DANKE sagen!Unserem Anspruch entsprechend, uns im-mer weiter zu entwickeln und zu verbes-sern, lassen wir uns mittels DCM (Demen-tiaCareMapping) und fachlichen Inputs inspirieren. Am Betriebsausflug besuchten wir das Zentrum Passwang in Breitenbach, dieser Besuch bleibt uns als Bespiel vorbildlicher Demenz-Pflege in eindrücklicher Erin-nerung. Zurück in der Stadt ermöglichte die anschliessende Fahrt mit dem «Dante Schuggi-Drämmli» und das gute Nacht-essen in fröhlicher Gemeinschaft eine Verbundenheit, welche unsere Zusam-menarbeit prägt und die Zufriedenheit im Berufsalltag fördert.

Begleitetes malenDas Angebot hat das ganze Jahr über pau-siert, weil keine Anfragen kamen. Gerne nehmen wir dieses Angebot sofort wieder auf, wenn Interesse besteht.

Begleitetes WanDernDie Wandergruppe für Menschen mit Demenz, welche von Silvia Staub Schläp-fer geleitet wird, war das ganze Jahr über jeweils am Donnerstagnachmittag unter-wegs und erfreut sich grosser Beliebtheit.

Die soziokulturellen angeBoteDas «Thé dansant» hat jeweils am letz-ten Freitagnachmittag des Monats, ausser Dezember, stattgefunden und ist in die Tagesbetreuung eingebunden. Es kamen auch externe Gäste, die sehr dankbar sind für dieses Angebot. Die Lebendigkeit, die diese Nachmittage auszeichnet, ist gross-artig ansteckend.Im späten Frühling haben wiederum «The Sparrow Brothers» mit Swingjazz aufge-wartet, die Stimmung war toll, der Apéro zog sich bei lauen Temperaturen draussen im Hof weit in den Abend hinein.

Page 2: JahresBericht 2012 - Wirrgarten · lich ist, irgendwann den Heimweg nicht mehr zu finden, aber nicht immer. Dass es normal ist, dass etwas heute geht und morgen nicht. Demenz ist

Eine Form von Kommunikation, ohne Worte. Ein spielerischer Umgang mit Kör-per und Musik. Eine Möglichkeit sich mit-zuteilen und wahrgenommen zu werden. Grundbedürfnisse eines jeden Menschen.Im Jahr 2012 konnten wir im ATRIUM den Klangraum einrichten. In diesem Raum haben die Tagesgäste die Möglich-keit, in einem geschützten Rahmen, also ohne einer Wertung oder Kritik ausgesetzt zu sein, mit Instrumenten, Stimme und Bewegung zu improvisieren.Der Klangraum ist als erstes ein Raum der Stille, der einlädt, seinem individuellen Klang zu lauschen und Ausdruck zu ver-leihen. Mit wohlwollender Präsenz begebe ich mich in Resonanz mit meinem Gegen-über. In diesem Spielraum bewegen wir uns innerlich und äusserlich. Frei von Er-folgsdruck und Zielen lassen wir uns auf ein achtsames Miteinander-Sein ein. Sein dürfen, ohne Erwartungsdruck, ohne zu Wollen, ohne zu Müssen, ohne etwas Anzustreben.Um diesen Seins-Zustand zu erreichen stehen eine Vielzahl zum Teil ungewöhn-licher Instrumente und Klangkörper zur

Verfügung, von denen kaum eine Vorstel-lung besteht, wie sie tönen sollen oder wie sie zu spielen sind. So können die Musi-zierenden frei und spontan von sich aus oder auch mit behutsamer Anleitung in eine neue Klangwelt begleitet werden. Ich trete in Resonanz mit dem Musizierenden, indem ich zum Beispiel ein rhythmisches Muster aufnehme, ähnlich wie ein Echo. Ein einfaches rhythmisches Muster kann auch synchron, also gleichzeitig auf unter-schiedlichen Klangkörpern, gespielt wer-den. So entsteht eine gemeinsame Musik. Mit dem Einbeziehen der Stimme beleben wir innere Resonanzräume. Es kann auch ein Tanz entstehen, in Form von Gestik, sanftem rhythmischem Gehen oder auch einmal heftige, wilde Bewegungen. Der Gedankenfluss kann unterbrochen wer-den und Entspannung ist möglich. Men-schen mit Demenz (MmD) sind oft einer Rastlosigkeit oder einer Apathie ausgelie-fert. Gelingt es, gemeinsam in Resonanz zu kommen, ist es möglich die beiden Extreme Erregung und Eingefroren-Sein auszubalancieren. Ankommen im Hier und Jetzt, ein intensives Gefühl von An-

genommen-Sein als das was man ist, und Teil-Sein eines Ganzen. MmD haben auf diese Weise die Möglich-keit aktiv zu Kreieren, sich emotional aus-zudrücken und wahrgenommen zu wer-den. Dies aktiviert und erneuert ihre eigene Energie und stärkt ihr Selbstvertrauen. In Resonanz zu kommen und gemeinsam zu schwingen bedeutet für MmD verstanden und wahrgenommen zu werden, wichtig zu sein als Mensch und in Beziehung treten zu können mit seinem Gegenüber. Durch das Gefühl der Verbundenheit steigt die ge-genseitige Wertschätzung.Stille heisst, «mit dem Herzen lauschen». Das Wahrnehmen eines anderen Menschen in seinem Gesamten, im Aspekt seines Lei-dens, wie im Aspekt seiner Qualitäten.Menschen, die unter Resonanzlosigkeit, welche letztlich ein «Nicht in Beziehung sein» bedeutet, leiden, können oftmals nur erreicht werden, wenn diese Energie der Stille, die aus unserm offenen Herzen kommt, sie berührt und wieder ins Füh-len, ins Leben hereinholt, wieder in leben-dige Schwingung versetzt. Die Resonanz der Seele (Barbara Grindel)

Peter HürlimannBetreuer in der Tagesstätte im ATRIUM

Musiker

LiteraturBarbara Grindel, Anklang,Die Resonanz der Seele Anna Halprin, Bewegungsritual Reinhard Flatischler, TaKeTina – Ur-Kraft Rhythmus

körPerorientierte musik

Es ist Mittagsruhe. Herr Debrunner1 blättert in einer Zeitschrift, pfeift leise und liest vor sich hin. Frau Schreiber schläft auf dem Sofa, bald ist nur noch ein sanftes Schnarchen zu hören. Andere machen sitzend ein Nickerchen, schauen zwischendurch auf, als müssten sie sich der Umgebung gewiss sein. Wir – Tagesgäste und Betreuende – sind alle «einfach da». Ohne erkennbaren Impuls wird es plötzlich betriebsam. Frau Fichter erhebt sich, nimmt meinen Arm, führt mich spazieren. Unvermittelt bleibt sie stehen und sagt: «Jää … habe ich so lange geschlafen? … Das ist ein Einzelstück! Ja gäll, wir sind alle Ein-zelstücke … und doch zusammen!» Ich nicke stumm, staunend – und fühle Geborgenheit mit ihr, in Raum und Zeit.Szenenwechsel – Besprechung am späten Nachmittag. K. Beyeler, I. Leu und ich blicken auf unsere Arbeit und die Geschehnisse im zu Ende gehenden Jahr zurück. Vieles hat sich ereignet – ein reich befrachtetes, strenges, auch unruhiges Jahr. So haben wir umgebaut, schufen neue Räume zugunsten unseres erweiterten Dienstleistungsangebots2. Über mehrere Monate hatte sich der Betreuungs- & Beratungsbedarf

unserer Tagesgäste und ihrer Zugehöriger intensiviert. Dies erfor-derte rasches, flexibles Entscheiden; zeitweise begleitet von Zwei-feln. Später folgte die Erleichterung, umsichtig, wirksam und im Sinne der Betroffenen und mit ihnen zusammen gehandelt zu haben. Und – da gab es noch anderes, Unbeschwertes, Freudiges. Ein Teammitglied wurde erstmals Mutter, weitere Mitarbeitende ha-ben Ausbildungen begonnen oder diese erfolgreich abgeschlos-sen. Ausserdem erlebten viele jene Momente, wie eingangs be-schrieben. Na also!Ich danke allen ganz herzlich, den Tagesgästen und ihren Zuge-hörigen, dem «inneren und äusseren» Wirrgarten-Team, für das Durchhalten, das Erneuern, die gegenseitige Anerkennung und Unterstützung. Kurz: für all‘ unser Tun und Lassen für den und im Basler Wirrgarten.

Helena M. RothStiftungsratspräsidentin

Stiftung Basler Wirrgarten

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JahresBericht 2012

grussWort Der PräsiDentin stiFtungsrat

üBer unsDie Stiftung Basler Wirrgarten wurde im Mai 1999 gegründet. Zweck der Stiftung ist die Betreuung von infolge Demenz, insbesondere der Alzheimerkrankheit, verwirrten Menschen und ihren Angehörigen.Die Stiftung Basler Wirrgarten wird vom Kanton Basel-Stadt kontrolliert.Die Stiftung Basler Wirrgarten lebt vom Stiftungskapital.Da wir unsere Dienstleistungen nicht kostendeckend anbieten können, sind wir jederzeit dankbar für Spenden.

Begegnungs- und Betreuungsstätte für Menschen mit Demenz und ihre AngehörigenStiftung Basler WirrgartenHammerstrasse 156, 4057 BaselTelefon 061 685 91 90; Fax 061 685 91 [email protected]; www.wirrgarten.chPostkonto 40-260018-1

1 alle Namen der Tagesgäste sind geändert

2 mehr dazu an anderer Stelle im Jahresbericht