Jahresbericht 2013 - ETH Zbis 2010, welche eine Ergänzung zu den bereits archivierten rund 12‘000...

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Jahresbericht 2013 Archiv für Zeitgeschichte Institut für Geschichte

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    Jahresbericht 2013Archiv für Zeitgeschichte

    Institut für Geschichte

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    _____________________________Herausgeber: Archiv für Zeitgeschichte, Zürich 2014

    Redaktion: Daniel Nerlich, Rosina Berger

    Satz und Gestaltung: Jonas Arnold, Franziska Schärli

    Sämtliche Illustrationen aus dem Archiv für Zeitgeschichte, Zürich

    Gedruckt mit Unterstützung des Freundeskreises des Archivs für Zeitge-schichte und der Stiftung Jüdische Zeitgeschichte an der ETH Zürich

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    Inhaltsverzeichnis1 Das Jahr 2013 im Überblick .............................................................................................. 42 Berichte der Fachbereiche ..............................................................................................10

    2.1 Politische Zeitgeschichte .................................................................................................... 102.2 Jüdische Zeitgeschichte .......................................................................................................132.3 Wirtschaft und Zeitgeschichte ........................................................................................ 16

    3 Infrastruktur .................................................................................................................... 203.1 Digitalisierung und Online-Vermittlung von Archivgut ....................................... 203.2 Systemdienste.........................................................................................................................223.3 Gebäude und Mobiliar ........................................................................................................ 23

    4 Sammlungen und Dokumentationen ..........................................................................254.1 Presseausschnittdokumentation .................................................................................... 254.2 Bibliothek ................................................................................................................................. 25

    5 Vermittlung und Vernetzung ....................................................................................... 295.1 Benutzung .................................................................................................................................295.2 Lehre .............................................................................................................................................315.3 Forschung und Publikationen .......................................................................................... 325.4 Verbände, Kooperationen, Vernetzung ......................................................................... 33

    6 Neuzugänge ................................................................................................................... 366.1 Nachlässe ..................................................................................................................................366.2 Institutionelle Bestände .....................................................................................................386.3 Bild- und Tondokumente ....................................................................................................386.4 Dank ...........................................................................................................................................39

    7 Erschlossene Bestände ..................................................................................................407.1 Nachlässe .................................................................................................................................. 407.2 Sammlungen audiovisueller Quellen ........................................................................... 46

    8 Das Archiv auf einen Blick .............................................................................................528.1 Daten 2013 ................................................................................................................................ 528.2 Finanzen .................................................................................................................................... 538.3 Archivgut .................................................................................................................................. 538.4 AfZ-Team...................................................................................................................................54

    9 Förderungswerk, Gönner und Sponsoren .................................................................. 569.1 Stiftung Archiv für Zeitgeschichte ..................................................................................569.2 Stiftung Jüdische Zeitgeschichte an der ETH Zürich .............................................. 579.3 Simon und Hildegard Rothschild-Stiftung ................................................................. 579.4 Victor H. und Elisabeth Umbricht-Stiftung ................................................................ 579.5 Karl-Schmid-Stiftung ...........................................................................................................589.6 Emil Friedrich Rimensberger-Fonds ..............................................................................599.7 Mary und Hermann Levin Goldschmidt-Bollag-Fonds ..........................................599.8 Gönner ......................................................................................................................................599.9 Projektbeiträge .....................................................................................................................609.10 Freundeskreis des AfZ ....................................................................................................... 61

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    1 Das Jahr 2013 im Überblick

    Mit der Äufnung des Archivierungs- und Forschungsfonds zum Firmenarchiv von Landis & Gyr um den bedeutenden Betrag von 1 Mio. Franken setzten die Erben von Karl Heinrich Gyr 2013 ein beispielgebendes Zeichen für die Sicherung von historischen Quellen zur Wirtschaftsgeschichte der Schweiz. Das Archiv für Zeitgeschichte (AfZ) versteht diese Schenkung der früheren Besitzerfamilie des ehemaligen Zuger Elektrokonzerns als Vertrauensbeweis und Verpflichtung gleichermassen. Aus dem in der Stiftung Archiv für Zeitge-schichte eingerichteten Fonds werden die bereits laufenden und geplanten Projekte unter Auswertung des Unternehmensarchivs sowie dessen nach-haltige Bewirtschaftung an der ETH substantiell unterstützt. Ganz herzlicher Dank gilt dafür den Erben des Firmenpioniers, insbesondere den Töchtern

    Elisabeth Brunner-Gyr und Suzanne Mijnssen-Gyr sowie dem Enkel Ulrich Straub. Um eine Arbeitsbasis für die angedachten Forschungs- und Publi-kationsvorhaben zu schaffen, wurde aus konservatorischen Gründen be-reits der gesamte Papierbestand des Landis & Gyr-Archivs in säurefreie Materialien neu verpackt und die Bewertung der einmaligen Samm-lung von Industriefotografien weiter vorangetrieben.Im Zweckartikel des Fonds der Erben Gyr ist auch die Unterstützung des AfZ im Infrastrukturbereich explizit festgehalten. Dies ist eine wichtige und nötige Ergänzung, wurden im Berichtsjahr doch die Weichen für ein aufwändiges Sanierungs- und Bauprojekt gestellt (s.a. Kap. 3.3).

    Nach dessen Abschluss kann das AfZ seinen Kundinnen und Kunden am Hirschengraben 62 an zentralster Lage in der Stadt Zürich auf lange Frist eine zeitgemässe und publikumsorientierte Infrastruktur anbieten. Die Liegen-

    Jeder Rappen zählt: undatierte Werbung für einen Stromzähler von Landis & Gyr.

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    schaft war zuletzt Ende der 1970er Jahre von der damaligen Eigentü-merin, der Schweizerischen Landes-lotterie, total entkernt und nach geltendem Standard ausgebaut worden. Vor dem Bezug durch das AfZ im Jahr 1996 wurden dann die nötigen Archivlager eingebaut und Massnahmen zur Verbesserung der Büroraumsituation ergriffen. Abgesehen von den Lüftungsanla-gen wurden seither weder grössere Unterhaltsarbeiten durchgeführt, noch erfolgte eine Anpassung der Gebäudestruktur an veränderte organisatorische Bedürfnisse. Im Rahmen punktueller Instandstel-lungsarbeiten hatte die Stiftung Archiv für Zeitgeschichte als heu-tige Hausbesitzerin bereits 2012 die Notwendigkeit eines Sanierungskonzepts erkannt, das zur Werterhaltung der Liegenschaft sämtliche in die Jahre gekommenen Technikbereiche wie Elektro-, Heizungs-, Sanitär- und Liftanlagen einbezieht. Zudem genügen der Eingangsbereich und der Lesesaal aktuellen Ansprüchen nicht mehr, die an eine öffentlich zugängliche Institution gestellt werden. Weil im Erdgeschoss kein Empfang besteht, muss beispielsweise die Haustür aus Sicherheitsgrün-den stets geschlossen sein. Besucher stehen nach umständlicher Türöffnung über eine Gegensprechanlage oft etwas ratlos im Eingangsbereich, wo sich Mitarbeiter- und öffentliche Zone mischen. Oder zur Bereitstellung von Akten müssen lange Liftfahrten zwischen den Untergeschossen und dem Lesesaal im obersten Geschoss in Kauf genommen werden. Und die zunehmende Nutzung des Lesesaals als Veranstaltungsraum lässt die Zahl der unum-gänglichen, aber kundenunfreundlichen Archivschliessungen anwachsen.

    Aus diesen Gründen erteilte die Stiftung Archiv für Zeitgeschichte nach einer Analyse des Gebäudezustandes und der Nutzerbedürfnisse des AfZ der Generalunternehmung Allreal im Februar 2013 den Auftrag, ein ent-

    Umbau am Hirschengraben: Von Herbst 2014 bis Frühjahr 2015 empfängt das Archiv für Zeitge-schichte seine Gäste an der Weinbergstrasse 35.

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    sprechendes Projekt zu erarbeiten. Mit einer umfassenden Sanierung soll es einerseits den Werterhalt der Liegenschaft sicherstellen und gleichzeitig durch Layoutoptimierungen einen professionellen Auftritt des AfZ gegenüber seinen Nutzern und Besuchern garantieren. Diese erfreuliche Aussicht hat allerdings einen Preis in der Höhe der zusätzlichen Zins- und Amortisations-zahlungen. So werden die Stiftung und das von ihr unterstützte AfZ in den nächsten Jahren nicht umhin kommen, diese finanzielle Zusatzbelastung durch die Einwerbung weiterer Drittmittel zu kompensieren. Im vergangenen wie im laufenden Jahr hatte und hat das AfZ aber zunächst eine grössere logistische Herausforderung zu bewältigen. Der aktuelle Projektstand sieht eine Auslagerung der gesamten Archivbestände und Büroräume von Som-mer 2014 bis Frühling 2015 vor. In dieser Zeitspanne wird das AfZ temporär an der Weinbergstrasse 35 untergebracht sein. In die Umzugs- und Umbau-planungen müssen deshalb die Gebäude Hirschengraben 62, der temporäre Bürostandort an der Weinbergstrasse, sämtliche Archivdepots sowie die Lagerräume im ETH-Neubau Leonhardstrasse einbezogen werden!

    Ein wichtiges Stichwort im Zusammenhang der Drittmittel-Thematik ist die Digitalisierung. Sie ist ein geeignetes Instrument, das zusätzliche Aufmerksamkeit für die Archivbestände und einen komfortableren Infor-mationszugriff schafft. Beleg dafür ist nicht zuletzt die Tatsache, dass sich 2013 die Zahl der Fernbenutzungen des Archivguts (89) gegenüber dem Vorjahr praktisch verdoppelte. Das AfZ akquiriert für die Digitalisierung von Quellen immer wieder erfolgreich finanzielle Ressourcen, so beispielsweise in Kooperation mit dem Verein humem (s. Kap. 2.3) und mit dem US Holocaust Memorial Museum (USHMM) (s. Kap. 2.2) oder für das Bildarchiv Schweizer Juden (BASJ) (s. Kap. 7.2.1). Im Archivprojekt „Humanitäre Schweiz“ standen 2013 die Übernahmen von Zeitzeugen-Videodokumenten zur Entwicklungs-zusammenarbeit der Schweiz sowie des Vereinsarchivs von humem und nachfolgende Erschliessungsarbeiten an. Der vom Filmemacher Frédéric Gonseth präsidierte Verein dieses Namens hatte mit 75 Personen mehrstün-dige Interviews über deren Einsätze in den Bereichen humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit geführt und digital aufgezeichnet. Das AfZ si-chert diese Videoaufzeichnungen mit den dazugehörigen Dokumentationen, um sie Lehre und Forschung sowie dem interessierten Publikum zugänglich zu machen. Die laufende Digitalisierung von Beständen zur Jüdischen Zeitge-schichte geniesst erfreulicherweise hohe Priorität beim USHMM. Mitte 2013

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    konnte so der dritte Projektauftrag abgeschlossen werden, welcher ungefähr das erste Drittel des Archivs des Verbands Schweizerischer Jüdischer Fürsor-gen (VSJF) (gegen 4000 Flüchtlingsdossiers im Umfang von 51.2 Laufmetern oder 458‘000 Seiten) umfasste. Die Initiative für ein Bildarchiv Schweizer Juden (BASJ) ging von Ralph Weingarten aus, der als Historiker und Ausstel-lungsmacher feststellte, dass immer mehr Fotos in privater Hand verloren gehen. 2008 startete er die Suche nach Fotomaterial aus jüdischem Besitz und übergab im Folgejahr die bis dahin erschlossenen und digitalisierten Fotos dem AfZ mit der Idee, ein digitales Sicherungsprojekt im Rahmen der Dokumentationsstelle Jüdische Zeitgeschichte einzurichten. Die Archivie-rung der Fotos in digitaler Form bietet die Vorteile, dass die Donatoren ihre Originale wieder zurückerhalten und die Fotos für die Forschenden leichter zugänglich sind. Die inhaltliche Erschliessung und Digitalisierung von 5200 Fotos konnte bis Ende 2013 dank des ausserordentlichen Kredits erreicht wer-den, den die von René Braginsky präsidierte Stiftung Jüdische Zeitgeschichte an der ETH Zürich dem AfZ über mehrere Jahre zur Verfügung gestellt hat.

    „Russland hat keine territorialen Ansprüche zu stellen… “, Karikatur in: Die Weltwoche, 14.8.1953 (Nachlass Hans U. Steger).

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    Über ein halbes Jahrhundert hinweg – vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis in die zweite Hälfte der 1990er Jahre – hat Hans U. Steger vorwiegend die internationale, später auch die schweizerische Politik zeichnerisch doku-mentiert und kommentiert. Zuerst arbeitete er für den Nebelspalter und die Weltwoche, dann für die Zürcher Woche und ab 1967 während 30 Jahren für den Tages-Anzeiger. Aus Anlass seines 90. Geburtstags schaltete das AfZ im Frühjahr 2013 die Metadaten aus dem Vorlass zu rund tausend Karikaturen sowie die damit verknüpften Digitalisate im Internet auf. Die Zeichnungen zum in- und ausländischen Zeitgeschehen können im virtuellen Informa-tionsraum AfZ Online Archives angesteuert werden. Ein Blick darauf lohnt sich, denn am 26. Mai wurde die Website www.afz.ethz.ch im aktuellen Kleid online geschaltet! Die vorausgegangene konzeptuelle Umstellung auf ein Redaktionssystem erfolgte in Zusammenarbeit mit der Firma verve (Webde-sign und Grafik) in Uster. Der nach zehn Betriebsjahren rundum erneuerte Auftritt ermöglicht nebst der vielfältigeren und schnelleren Einbindung audiovisueller Elemente insbesondere eine zeitnahe News-Redaktion und Bewerbung von Veranstaltungen. Spezifische Usergruppen können über ein Schnellzugriffssymbol zudem von jedem Ort an für sie gebündelte In-formationen gelangen.

    2013 übernahm das AfZ insgesamt 173 Laufmeter neue Akten, was un-gefähr dem Durchschnitt der letzten Jahre entspricht. Mehr als die Hälfte davon umfassen jüngere Geschäftsakten und Personendossiers des Ver-bands Schweizerischer Jüdischer Fürsorgen (VSJF) aus den Jahren 1980 bis 2010, welche eine Ergänzung zu den bereits archivierten rund 12‘000 Flüchtlingsdossiers bilden. Zu den Neuzugängen gehören nebst dem be-reits erwähnten humem-Archiv das Geschäftsarchiv der 2013 aufgelösten Karl-Schmid-Stiftung und eine Nachlieferung von Swisscontact (Stiftung für internationale Entwicklungszusammenarbeit). Sie enthält rund 25 Laufmeter Materialien zum sogenannten Senior Expert Corps (SEC), welche die Tätigkeit von pensionierten Fachleuten in Entwicklungsprojekten rund um den Globus dokumentieren. Die vollständige Liste der Zugänge des Berichtsjahrs findet sich in Kap. 6, ausführliche Erschliessungsrapporte in Kap. 7.

    Nicht rund um den Globus, aber nebst Shanghai in drei weitere chinesische Provinzen reiste schliesslich die Ausstellung „Red Star over China – Chinese Communists in the Eyes of Foreign Journalists“ mit Materialien aus dem Nachlass des Fotojournalisten Walter Bosshard. Aufgrund des grossen Publi-

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    kumszuspruchs wurde sie im Verlauf des Sommers in Beijing, in Ningxia und in Gansu gezeigt. Daniel Nerlich nutzte und förderte die Aufmerksamkeit für Bosshards Nachlass im Rahmen eines Sabbaticals, das er beim Netzwerk swissnex China in Shanghai absolvierte (s. Kap. 5.4). Mit der Gedenkstätte der 8. Route Armee in Xi‘an (Shaanxi) unterzeichnete das AfZ seine erste Vereinbarung in Chinesisch. Sie regelt die Dauerleihgabe des Bosshard-Films „Reise nach Yan‘an“. Und in einem Memorandum of Understanding mit dem Stadtarchiv Yan‘an wurde der Absicht Ausdruck gegeben, den Informations-austausch zu Bosshards Bildmaterial nach Kräften zu stärken. Dass das AfZ Schwerpunkte auf Bestände und Projekte legt, welche die Schweiz in der Welt thematisieren, erweist sich auch vor dem Hintergrund solcher Globa-lisierungstendenzen der Archivarbeit als strategisch richtig. Dies bestätigt das internationale Gremium, welches das Departement Geistes-, Sozial- und Staatswissenschaften im November im Auftrag der ETH-Schulleitung tur-nusgemäss evaluierte. Es bescheinigt dem AfZ, national und international gut vernetzt zu sein und etwa mit dem Projekt „Humanitäre Schweiz“ der Forschungsagenda der ETH-Departemente zu entsprechen.

    Aufruf zur internationalen Kooperation: Vizedirektor Zhu Jinling von den Shanghai Municipal Archives und Daniel Nerlich richten eine gemeinsame Videogrussbotschaft aus China an die Jah-resversammlung der Schweizer Archivarinnen und Archivare in Glarus vom 12. September 2013.

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    2 Berichte der Fachbereiche2.1 Politische ZeitgeschichteAkzessionGleich zwei Neuzugänge verdankt das Archiv für Zeitgeschichte dem eme-ritierten Berner Soziologieprofessor Walter Rüegg: Zum einen ist dies sein kleiner Teilvorlass, worin insbesondere hochschulpolitische Aspekte während seiner Zeit als Vorsteher des Soziologischen Instituts der Universität Bern in den mitunter turbulenten 1970er und 1980er Jahren dokumentiert sind. Der eigentliche wissenschaftliche Nachlass Rüeggs mit seiner reichhaltigen Gelehrtenkorrespondenz befindet sich hingegen im Deutschen Literatur-archiv Marbach. Ausserdem übergab Rüegg dem AfZ auch das Archiv der Gesellschaft Schweizer Akademiker (GESA), als deren langjähriger Präsident

    er wirkte. Die 1936 von ehemaligen Vorstandsmitgliedern des Verbands der Schweizer Studentenschaften (VSS) gegründete Organisation grenzte sich von frontistischen Tendenzen unter den Studierenden ab und verstand sich als offiziöser hochschulpolitischer Think Tank, konnte im Laufe der Zeit jedoch kaum mehr Nachwuchs rekrutieren und löste sich 2007 auf.Erneut gelang es, Bestände von ehemaligen Teilnehmenden der Schweizer Ärztemissionen an die Ostfront während des Zweiten Weltkriegs zu sichern. Als bedeu-

    tendste Neuerwerbung sei der Nachlass der Krankenschwester Elsi Troesch-Eichenberger erwähnt, welche an der ersten und dritten Mission beteiligt war und nach dem Krieg ihre Erlebnisse in Buchform publizierte. Ihrer Tochter Christiane Kägi-Troesch gilt der Dank für diese bedeutende Schenkung.

    Ein weiteres Beispiel für den Auslandseinsatz von Schweizern in Uniform betrifft die Schweizerische Koreamission. Zu den verschiedenen bereits im

    Walter Rüegg, ehemaliger Vorsteher des So-ziologischen Instituts der Universität Bern, in seinem Heim in Villette am Genfersee anlässlich der Übergabe des GESA-Archivs (August 2013).

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    AfZ archivierten Beständen ehemaliger Teilnehmer sind die Schenkungen von Karl Frey und Gottfried Weilenmann hinzugekommen, welche beide ihren Einsatz in Fernost in den 1950er Jahren auch fotografisch festgehalten haben.

    Gabi Balmer-Naef schenkte den Korrespondenzbestand ihrer Eltern Er-win und Alice Naef-With aus den Jahren 1934 bis 1954. Einen besonderen Schwerpunkt bilden die Briefe aus dem Aktivdienst, darunter eindrückliche Schilderungen der Rückweisung von Flüchtlingen im Tessin 1943.

    Der Vorlass des Grafikers Bruno Peter beleuchtet die Antiatombewaff-nungs- und die Vietnambewegung der 1950er und 1960er Jahre aus der Perspektive eines Aktivisten und ergänzt die bereits vorhandenen Bestände zur Thematik.

    Das Geschäftsarchiv der Karl-Schmid-Stiftung übergab der langjährige Sekretär Daniel Schmid nach deren Auflösung im Berichtsjahr dem AfZ. 1992 von alt Regierungsrat Hans Künzi gegründet, entfaltete die Stiftung wäh-rend zwei Jahrzehnten eine reichhaltige Aktivität im Andenken an und im Sinne von Karl Schmid, dessen Nachlass sich bereits seit den 1970er Jahren im AfZ befindet.

    NachlieferungenNamhafte Ergänzungen verzeichnete der in Erschliessung befindliche Nach-lass von Hans Jenny, dessen Tochter Erika Mettler-Jenny mehrere Foto- und Erinnerungsalben schenkte. Zusätzliche Unterlagen, darunter Korrespondenz

    Begegnung mit einem Ex-Präsidenten: Karl Frey, Teilnehmer der Schweizer Koreamission, auf der Heimreise via Vereinigte Staaten mit Harry S. Truman in Kansas City (September 1955).

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    und Filme, kamen durch einen Austausch mit den Basler Afrika Bibliographien (BAB) hinzu, wofür Christian Vandersee und Dag Henrichsen zu danken ist. Weitere Nachlieferungen betrafen den Vorlass Valentin Oehen (Korrespon-denz, Pressebeiträge, Tätigkeit). Beate Walser-Schroeder hat den Nachlass ihres Ehemannes Paul L. Walser mit zahlreichen Tagebüchern aus den Jahren 1966 bis 2009 ergänzt. Hinzu gekommen ist auch seine Korrespondenz als Chefredaktor der sozialdemokratischen Zürcher AZ in den frühen 1970er Jahren.

    ErschliessungDer Nachlass Hans Jenny bildete einen Schwerpunkt der Erschliessungstä-tigkeit. Lara Bär konnte die Aufarbeitung des reichhaltigen Bestandes, der unter Kapitel 7.1. näher vorgestellt wird, weitgehend abschliessen.

    Gaby Pfyffer hat rund tausend weitere Karikaturen aus dem Vorlass von Hans U. Steger inhaltlich detailliert erschlossen. Aus Anlass des 90. Geburts-tags des Karikaturisten wurde bereits im März etwa die Hälfte der insgesamt rund 1800 digitalisierten Karikaturen auf der AfZ-Website aufgeschaltet. Für die Unterstützung dieser Arbeit sei der Michael Kohn-Stiftung gedankt.

    Verschiedene kleinere Neuzugänge wurden sogleich bearbeitet, darunter der durch Georg Kreis vermittelte Einzelbestand des Journalisten Peter Rippmann. Darin sind in erster Linie diverse in der Presse ausgetragene Kon-troversen dokumentiert, insbesondere um die Einführung des „J-Stempels“ (1938), den Fall Peter Surava sowie um die Stasi-Beziehungen eines Pfarrers und eines Sporttrainers, beide aus der ehemaligen DDR stammende, in der Schweiz wohnhafte Deutsche.

    DigitalisierungenAnfragen für Fernbenutzungen gaben den Anstoss für die integrale Digita-lisierung des Teilnachlasses Fritz und Clara Sigrist-Hilty, der vorgängig von Werner Hagmann definitiv erschlossen worden war. Das Ehepaar Sigrist-Hilty, aus beruflichen Gründen im Osmanischen Reich ansässig, wurde Zeuge des Armeniergenozids während des Ersten Weltkriegs. Daneben wurden grössere Fotosammlungen sowie Fotoserien in Privatnachlässen digitalisiert, darunter die Privatsammlungen von Hans U. Steger und Paul Styger aus der Zeit des Ersten Weltkriegs sowie das Fotonegativarchiv aus dem Nachlass Hans Jenny.

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    2.2 Jüdische ZeitgeschichteDer Bereich Jüdische Zeitgeschichte stand im Berichtsjahr ganz im Zeichen der Erschliessung des umfangreichen Teilnachlasses Gertrud Kurz. Daneben wurden verschiedene bereits laufende Projekte weitergeführt. So konnten für das digitale Bildarchiv der Schweizer Juden (BASJ) zahlreiche neue Fo-tos gewonnen und die aktive Bildrecherche auf Ende des Berichtsjahres abgeschlossen werden. Das gemeinsame Projekt zur Digitalisierung von Beständen zur jüdischen Zeitgeschichte mit dem United States Holocaust Memorial Museum (USHMM) konnte planmässig weitergeführt werden. Aus-serdem wurde das auf lange Zeit angelegte Projekt zur Digitalisierung und Online-Präsentation Schweizerisch-Jüdischer Periodika ebenfalls erfolgreich fortgeführt, so dass nun bereits die wichtigsten historischen Periodika im AfZ-Lesesaal elektronisch zugänglich und mit Volltextsuche recherchierbar sind.

    AkzessionIm Berichtsjahr konnten einige bedeu-tende Zugänge verzeichnet werden. Die grösste Ablieferung betrifft das VSJF-Archiv II. Es enthält eine wertvolle Ergänzung zum bisher im AfZ archi-vierten VSJF-Archiv mit seinen über 12‘000 Flüchtlingsdossiers und besteht hauptsächlich aus Geschäftsakten und Personendossiers. Die zweitgrösste Übernahme betrifft den Doppelnachlass des Ehepaars Anatole M. Gurewitsch und Eleanor Chestnut Gurewitsch, der dem AfZ durch die Tochter Kathryn Schneider-Gurewitsch übergeben wurde. Der 1911 in der russischen Provinz Kishniev geborene Anatole Gure-witsch kam 1929 als Staatenloser in die Schweiz und emigrierte nach einem Studium an der ETH in die USA. Weiter wurden nach dem Tod des Juristen und Schriftstellers Rudolf Zipkes dessen Akten im AfZ auf Wunsch des Ver-storbenen ergänzt, so dass nun der gesamte Nachlass im AfZ zu finden ist. Ein bedeutender Zugang ist der Nachlass von Peter Hirsch/Surava, der dem

    Eleanor Chestnut Gurewitsch und Ana-tole Gurewitsch im Jahr 1945 in den USA.

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    Archiv durch Erich Schmid übergeben wurde. Als Journalist schrieb Surava während des Zweiten Weltkriegs gegen den Nationalsozialismus, die offizielle Asylpolitik des Bundes so-wie gegen antisemitische Tendenzen in der Schweiz. Für das Bildarchiv der Schweizer Juden (BASJ) konnten im Berichtsjahr zahlreiche weitere Fotos gewonnen werden, so dass die Sammlung Ende 2013 ca. 5200 Fotos von rund 100 Donatoren enthält.

    ErschliessungDer Nachlass von Gertrud Kurz wur-de von Philippe Oggier (Leitung), Gaby Pfyffer und Franziska Schärli erschlossen. Janine Wilhelm schloss im Berichtsjahr die Erschliessung des Nachlasses von Veit Wyler ab.

    Beide Erschliessungsprojekte werden im Kapitel 7.1 genauer erläutert. Für das Projekt Bildarchiv Schweizer Juden (BASJ), das im Kapitel 7.2 näher vor-gestellt wird, zeichnete Lea Ingber verantwortlich. Rosina Berger war für die Erschliessung der Sammlung von John Steinberg zuständig.

    Digitalisierung Schweizerisch-Jüdischer PeriodikaEnde 2013 konnte Jonas Arnold als Leiter des Projekts Digitalisierung Schweizerisch-Jüdischer Periodika unter Mithilfe von Franziska Schärli eine erfreuliche Zwischenbilanz ziehen. Folgende acht Zeitschriften können nun an den Arbeitsstationen im AfZ-Lesesaal auf Stufe der Einzelnummer ange-steuert und darauf weitgehend im Volltext durchsucht werden:• Israelitisches Wochenblatt (1901–2001, im Volltext durchsuchbar ab 1956)• Jüdische Rundschau Maccabi (1941–2001, inkl. Zionistische Nachrichten 1947–1948

    und Magazin Inside 1998–2001) • Jüdische Presszentrale (1918–1940)• Das jüdische Heim (1927–1938)• Das Neue Israel (1948–1986)

    Im Lesesaal digital zugänglich: die Zeit-schrift „Das Neue Israel“ (1948-1986).

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    • Revue Juive (1989–2010)• Luchot (Mitteilungsblatt der jüdischen liberalen Gemeinde Or Chadasch, 1978–

    2012)• Tradition und Erneuerung (Zeitschrift der Vereinigung für religiös-liberales Juden-

    tum in der Schweiz, 1957–1996)

    Die letztgenannten beiden Zeitschriften verdankt das AfZ der Vermittlung von Alex Dreyfuss, Präsident der Liberalen Jüdischen Gemeinde Or Chadasch, der diese beiden Periodika digitalisieren liess und dem AfZ zur Verfügung stellte.

    Kooperation mit dem United States Holocaust Memorial Museum (USHMM), WashingtonDie seit Mitte 2010 laufende Digitalisierung von Beständen zur Jüdischen Zeitgeschichte geniesst erfreulicherweise hohe Priorität beim USHMM, so dass sie dank eines weiteren grosszügigen Beitrags erfolgreich fortgeführt werden konnte. Mitte 2013 wurde der dritte Projektauftrag abgeschlossen, welcher ungefähr das erste Drittel des VSJF-Archivs (gegen 4000 Flüchtlings-dossiers im Umfang von 51.2 Laufmetern oder 458‘000 Seiten) umfasste.

    Anlässlich eines Arbeitsbesuchs von Anatol Steck vom USHMM im März wurden sämtliche weitere Digitalisierungs- und Arbeitsschritte besprochen.

    Das VSJF-Archiv wird auch 2014 mit hoher Intensität weiter digitalisiert. Nach dem für Januar 2015 geplanten Abschluss wird sich die Digitalisierung dann voraussichtlich wieder kleineren Beständen von Akteuren der jüdischen Zeitgeschichte zuwenden.

    Holocaust-Gedenktag 27. JanuarAnlässlich des Holocaust-Gedenktages führte das AfZ zum 9. Mal in Folge Veranstaltungen für Schulklassen durch, in diesem Jahr jedoch in verän-derter Form. Philippe Oggier, Uriel Gast und Gregor Spuhler empfingen am Freitag, 25. Januar je eine Klasse der Kantonsschulen Rämibühl in Zürich und Rychenberg in Winterthur sowie am 29. Januar eine Klasse des Theresianums Ingenbohl zu einem abwechslungsreichen Workshop, in dem am Beispiel der Familie Heim verschiedene Aspekte der Verfolgung der Juden in Frankreich erklärt wurden. Neben Filmausschnitten aus einem im AfZ geführten Inter-view mit Margot Dreifuss-Heim aus dem Jahr 2010 wurden auch schriftliche Quellen mit den Schülern analysiert und diskutiert.

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    2.3 Wirtschaft und ZeitgeschichteIm Archivprojekt „Humanitäre Schweiz“ standen 2013 die Übernahmen von Zeitzeugen-Videodokumenten zur Entwicklungszusammenarbeit der Schweiz sowie des Vereinsarchivs von humem an. Der vom Filmemacher Frédéric Gonseth präsidierte Verein dieses Namens hatte mit 75 Personen mehrstündige Interviews über deren Einsätze in den Bereichen humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit geführt und digital aufgezeichnet. Aufbereitete Ausschnitte daraus waren 2011/2012 in der Wanderausstellung „Die andere Seite der Welt“ als interaktives Kaleidoskop zu sehen gewesen. Das AfZ sichert die Masterdateien dieser Videoaufzeichnungen mit den dazugehörigen Dokumentationen, um sie Lehre und Forschung sowie dem interessierten Publikum zugänglich zu machen. Zum Projekt gehört auch die Sammlung weiterer historischer Materialien der Porträtierten, welche die Tätigkeit der Zeitzeugen dokumentieren und die Video-Interviews wertvoll ergänzen.

    Der Papierbestand des Firmenarchiv Landis & Gyr wurde im Berichtsjahr aus konservatorischen Gründen fast integral neu in säurefreie Mappen und Schachteln verpackt. Bei dieser Aktion konnten zudem Inventur-Arbeiten und Nacherschliessungen durchgeführt werden.

    Im Bereich Lehre und Vermittlung standen erneut die historischen Ma-terialien zu China aus dem Nachlass des Fotojournalisten Walter Bosshard im Zentrum. Die im Stadtarchiv Shanghai 2012 gezeigte Ausstellung unter Einbezug dieses Bestands hatte in China anhaltendes Interesse erregt. Daniel Nerlich nutzte diese Aufmerksamkeit, um im Rahmen eines Sabbaticals in China begleitend für Bosshards Werk und den Nachlass im AfZ zu werben (s. Kap. 5.4).

    AkzessionNach dem Start des Projekts „Humanitäre Schweiz“ wurde Ende Mai von Franziska Diener und Sonja Vogelsang das Archiv des Vereins humem im Umfang von 4.5 Laufmetern übernommen. Dabei handelt es sich in erster Linie um sämtliche audiovisuellen Quellen zu den 75 Zeitzeugen-Interviews, die durch dokumentarisches Material aus der Vereinsarbeit ergänzt werden. Im Berichtsjahr abgeschlossen wurde die Einholung des rechtlichen Einver-ständnisses aller interviewten Personen zur Archivierung, zur systematischen

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    Erfassung soziologischer Daten und die Abklärung, ob sie weitere relevante zeitgenössische Dokumente besitzen. Betreffend die Archivierung solcher Unterlagen konnten zudem bereits dreissig Personen kontaktiert werden. Dreizehn davon übergaben Materialien, und bei drei weiteren fand eine Sichtung statt.

    Eine bedeutende Nachlieferung im Umfang von 25.5 Laufmetern ergänzte wie geplant den 2011 akzessionierten Bestand von Swisscontact (Stiftung für internationale Entwicklungszusammenarbeit). Nebst Stiftungsakten aus der jüngsten Zeit ist mit den Unterlagen zum sogenannten Senior Expert Corps insbesondere die Tätigkeit von pensionierten Fachleuten im Dienst der Entwicklungszusammenarbeit aus dem Zeitraum 1982–2013 dokumentiert.

    Eine Nachlieferung von rund 3.5 Laufmetern mit Protokollen und Bildma-terial komplettierte im Weiteren die im Vorjahr übernommenen historischen Archive von Swissmem (Verband der Maschinen-, Elektro und Metallindu-strie).

    ErschliessungSämtliche Metadaten aus dem humem-Projekt wurden unter der Mitarbeit von Jonas Arnold gesichert und in die Archiv-Datenbank CMISTAR integriert. Die Sequenzdaten (d.h. Erschliessungsdaten für die Video-Interviews) sind

    Zeitzeugin und Archivarin: Die Entwicklungshelferin Mary-Josée Burnier (links) bei der Material-sichtung mit Sonja Vogelsang vom Archiv für Zeitgeschichte.

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    mit Blick auf den Datenschutz bereits teilweise bereinigt und formal überar-beitet. Zudem publizierte das Projektteam einen Aufsatz mit soziologischer Beschreibung des Samples, einem Beispiel von zwei Interviews und der Skizze des Archivierungsprojekts.

    Unter der Leitung von Sonja Vogelsang verpackten Dragan Damjanovic und Philipp Meier von Ende August bis November den grössten Teil des Firmenarchivs von Landis & Gyr neu in säurefreie Archivmaterialien. In rund 700 Arbeitsstunden verarbeiteten sie dabei gegen 5000 Dossier-Umschläge sowie 1200 Archivschachteln.

    Den aufwändigen Bewertungs- und Selektionsprozess der Fotografien im Landis & Gyr-Archiv setzte Giuliano Bruhin fort. Bis zum Jahresende war bereits eine repräsentative Auswahl von 3700 Fotos getroffen, die nach Abschluss des Prozederes 2014 alle digitalisiert werden. Diese Arbeiten trug die Landis & Gyr-Stiftung in verdankenswerter Weise finanziell erneut erheblich mit.

    Beendet wurden 2013 schliesslich die Bewertung der umfangreichen audiovisuellen Quellen im Swisscontact-Archiv sowie – von der erhaltenen Nachlieferung abgesehen – die Kontrollarbeiten am zugehörigen Findmittel.

    Trachtengruppe vor dem Ausstellungsstand der Landis & Gyr in Buenos Aires, 1939. Nur ein Beispiel aus der reichhaltigen Fotosammlung des Firmenarchivs.

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    Roundtable „Wirtschaftsarchive sichern“ der Arbeitsgruppe Archive der privaten Wirtschaft (VSA)Die von Daniel Nerlich präsidierte Arbeitsgruppe des Vereins Schweize-rischer Archivarinnen und Archivare (VSA) veranstaltete am 13. Juni ein Roundtable-Gespräch im Schweizerischen Wirtschaftsarchiv in Basel. Rund 40 Teilnehmende diskutierten die aktuelle Überlieferungssituation von Wirt-schaftsarchiven in der Schweiz sowie Strategien und mögliche Massnahmen zu deren Verbesserung. Die Gespräche dienten auch dazu, Problemfelder für eine weiterführende, von der Arbeitsgruppe zu organisierende Fachtagung des Berufsverbandes im Frühjahr 2014 abzustecken.

    Arbeitstagung „AV-Medien in der Wirtschaftswerbung“ der Vereini-gung deutscher Wirtschaftsarchivare e. V. (VdW)Unter dem Motto „Film ab! AV-Medien in der Wirtschaftswerbung“ stand die jährliche Arbeitstagung der Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare e. V.

    (VdW), die vom 28. bis 30. April auf Einladung der UniCredit Bank Austria AG in Wien stattfand. Daniel Nerlich beteiligte sich für das AfZ am Austausch über den Umgang mit audiovisuellen Archivbeständen, deren zunehmende Bedeutung für das „History Marketing“ von Unternehmen und die Verwen-dung im Internet.

    Michael Jurk (Mitte), Vorsitzender der Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare e.V., anlässlich der Tagung in Wien mit den Trägern des vom Verband jährlich verliehenen Preises „Wirtschafts-archiv des Jahres“.

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    3 Infrastruktur

    3.1 Digitalisierung und Online-Vermittlung von Archivgut

    SchriftgutIm Berichtsjahr wurden insgesamt rund 626‘000 Seiten Schriftgut gescannt. Davon entfallen über 471‘000 Seiten auf das Projekt Zeitgeschichte.digital, womit seit Beginn der Kooperation mit dem DigiCenter der ETH-Bibliothek über 1,529 Millionen Seiten in digitaler Form aufbereitet wurden. Das Archiv für Zeitgeschichte dankt wiederum Regina Wanger, Katja Körber und dem Team des DigiCenters für die ausgezeichnete operative Umsetzung.

    Weitere 113‘000 digitale Seiten entstanden im Rahmen des Projekts Jü-dische Periodika, in dem 2013 sieben Zeitschriften (s. Kap. 2.2) durch diverse externe Dienstleister gescannt wurden. Schliesslich begann das AfZ auch mit der Digitalisierung von Mikrofilmserien. Hier wurden über 41‘000 Seiten gescannt und – soweit bereits als Dossiers in der Archivdatenbank CMISTAR erfasst – mit den Metadatensätzen verlinkt. Insgesamt sind nunmehr rund 2,660 Millionen Seiten (oder 357 Laufmeter, d.h. fast 10 Prozent des AfZ-Gesamtbestands) in digitaler Form vermittelbar.

    Audiovisuelle QuellenIm Bereich der audiovisuellen Quellen stand mit dem Archiv des Vereins humem das Medium Video im Fokus: Die 506 Videozeitzeugnisse dieses Bestands schlugen sich nicht nur in der allgemeinen Video-Statistik nieder, gemäss welcher nun 561 (2012: 23) von 1017 (446) Videos in digitaler Form benutzt werden können. Mit diesem Projekt verbunden war ein massiver Ausbau des digitalen Magazinspeichers und eine Erweiterung des Erfah-rungsschatzes für den Import extern generierter Metadaten, da mit dem Bestand auch komplexe, mit Timecodes versehene Video-Sequenzdaten in das Archivinformationssystem CMISTAR zu übertragen waren.

    Seit Ende 2013 sind ausserdem 533 (2012: 434) der 1163 (1111) erfassten Ton-dokumente und 127 (92) von 249 (227) Filmen sowie die Inhalte von 1615 (926) von 4704 Fotodossiers und 2080 (1884) von 2361 (2337) graphischen Werk-dossiers in Form von rund 29‘000 tif-Dateien im digitalen Magazin greifbar.

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    Paul Scherrer, Leiter des Physikalischen Instituts der ETH und Präsident der Schweizerischen Studienkommission für Atomenergie auf einer bisher unveröffentlichten Aufnahme aus dem Jahr 1952 (Nachlass Werner Rings). Durch die Digitalisierung von Foto-Negativen werden Bilder wie dieses überhaupt erst sinnvoll nutz- und vermittelbar.

    Digitale LangzeitarchivierungIm Berichtsjahr konkretisierte das AfZ folgende Massnahmen seiner Erhal-tungsstrategie, die 2014 umgesetzt werden sollen:

    1. Erhaltung der Originale: Im Rahmen der Renovation der zentralen Archi-vliegenschaft Hirschengraben werden 2014/15 auch Massnahmen um-gesetzt, die u.a. mit dem Einbau neuer intelligenter Belüftungsanlagen wesentlich zur Verbesserung des Raumklimas in den Archivmagazinen beitragen werden.

    2. Anlage digitaler Kopien: Die seit 2010 auf breiter Basis angelegten digitalen Kopien werden in Kooperation mit der Abteilung „Digitaler Datenerhalt“ der ETH Zürich einer langfristigen Sicherung zugeführt. Im Berichtsjahr definierten deren Mitarbeiterin Angela Gastl und Jonas Arnold die erste Testreihe für die digitale Langzeitarchivierung der älte-sten Digitalisate des AfZ im OAIS-konformen Repository „Rosetta“ der ETH Zürich, die 2014 umgesetzt wird.

    3. Anlage analoger Kopien: Auf die Ausbelichtung sämtlicher Digitalisate auf langfristig haltbare Mikrofilm wird aus Kostengründen verzichtet. Hingegen sollen 2014 die Digitalisate von Leihgaben (rund 8000 Foto-grafien und grafische Werke), von denen das AfZ ergo nur digitale Kopien besitzt, auf Mikrofilm ausbelichtet werden, damit auch diese Archivalien auf einem analogen Trägermedium gebannt sind.

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    3.2 SystemdiensteArchivinformationssystem: Anpassungen an ISAD-GFür den Austausch und die Wiedererkennbarkeit archivischer Metadaten ist die Anwendung von Standards bei der Erfassung der Daten unentbehrlich. Das AfZ hat 2013 in seinem Datenmodell die geforderten Anpassungen zur Erfüllung des internationalen Standards zur Verzeichnung archivischer Unterlagen (ISAD[G]) umgesetzt und im Zuge dieser Anpassung auch die Anzeige der Benutzungsregeln auf Dossierstufe sowie der Verfügbarkeit digitaler Kopien verbessert.

    Website und AfZ Online ArchivesEine der anspruchsvollsten Aufgaben des Berichtsjahres für das IT-Team war die Umstellung der Website auf ein geeignetes Redaktionssystem.

    Das erneuerte Webangebot (www. afz.ethz.ch) erfreut sich einer wachsenden Nutzung.

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    Aus einer breiten Palette von Lösungen fiel der Entscheid zugunsten von Expression Engine, da diese auch die Einbindung archivischer Metadaten sowie Serviceseiten erlaubt. Nach dem Aufbau der neuen Umgebung mit Unterstützung der Firma verve (Uster) war es am 26. Mai so weit: Die neue Website ging online und erfreut sich seither gemäss Webstatistik einer stark wachsenden Besuchergemeinde, die offenbar auch das Kontaktformular begrüsst, welches den Benutzenden des Archivs neben einfachen Anfragen auch die Anmeldung und Übermittlung von Benutzungsanträgen erlaubt.

    Auch AfZ Online Archives, der virtuelle Rechercheraum des AfZ, wurde noch öfter als in den Vorjahren besucht. Die technische Umgebung ist allerdings in die Jahre gekommen und soll in den nächsten Jahren – auch im Hinblick auf die aufkommenden mobilen Geräte – weitgehend erneuert werden. Als Übergangslösung baute Tracy Naedele-Yang eine neue Suchoberfläche ein, welche die Daten über die Schnittstelle des Archivinformationssystems CMISTAR bezieht. Die Trefferliste ist informativer als im Vorgängersystem und stellt verschiedene Sortier- und Filterfunktionen zur Verfügung.

    Insgesamt ist die Weiterentwicklung der elektronischen Vermittlung des Archivguts eines der Kernanliegen der IT-Strategie des AfZ, was sich auch in diversen Einsätzen in der Weiterbildung angehender Archivarinnen und Archivare im Berichtsjahr widerspiegelt.

    3.3 Gebäude und MobiliarDas letzte Jahr stand ganz im Zeichen der Planung einer umfassenden Sanierung und eines Umbaus des Gebäudes Hirschengraben 62 (HRG). Die Stiftung Archiv für Zeitgeschichte als Eigentümerin des Gebäudes be-auftragte die Firma Allreal im Februar mit der Planung. Allreal führte das Projekt in umsichtiger Weise und zog das Architekturbüro WSS Architekten AG aus Zürich und diverse Fachplaner hinzu. Dabei konnten sowohl Allreal als auch das Archiv auf die tatkräftige Unterstützung und Erfahrung der Abteilungen Bauten und Betrieb der ETH als Mieterin des Gebäudes zählen. Die Baueingabe erfolgte am 27. September, und noch vor Weihnachten, am 11. Dezember, erhielt die Stiftung Archiv für Zeitgeschichte von der Stadt Zürich die Baubewilligung. Das AfZ dankt allen an der Planung beteiligten Parteien herzlich für ihren Einsatz.

    Im Rahmen des Umbaus werden die öffentlichen Bereiche umgestaltet. So wird im Erdgeschoss ein neuer Lesesaal mit grosszügigen Arbeitsplätzen für

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    8 Benutzende entstehen, während der heutige Lesesaal als Veranstaltungs-raum für Lehrveranstaltungen, Archivpräsentationen und öffentliche Anlässe geplant ist. Die Bürofläche wird vergrössert und die Belüftung der Archivma-gazine wird erneuert, um die klimatischen Bedingungen zu verbessern. Ein

    kleinerer Archivmagazinraum wird neu als Anlieferungsmagazin die-nen; in ihm wird eine Werkbank zur Reinigung der neu akzessionierten Bestände eingebaut. Ein grosser Pluspunkt sowohl energetisch als auch für das Archiv als solches ist der geplante Anschluss an die Fernwär-me der Stadt Zürich, denn durch die Aufhebung des Öltanks erhält das AfZ einen weiteren Raum zur Nut-zung als Magazin. Schliesslich soll die Erneuerung der Liftanlagen zu einem auch zukünftig reibungslosen Arbeitsablauf beitragen.In Zusammenarbeit mit den bereits erwähnten Stellen der ETH wurde

    neben der Planung des Umbaus auch die Organisation des im Sommer 2014 notwendigen Umzugs in Angriff genommen. Dieser stellt eine logistische Herausforderung dar, da neben den Büros auch das gesamte Archivgut verschoben werden muss. Die Büroräumlichkeiten werden während des Umbaus, der vom Herbst 2014 bis zum Frühjahr 2015 dauert, im ETH-Gebäude an der Weinbergstrasse 35 (WEH) untergebracht; das Archivgut zügelt in den neu entstehenden ETH-Komplex LEE an der Leonhardstrasse.

    Rundumerneuerung: Die Archivliegenschaft am Hirschengraben 62 wird saniert und um-gestaltet.

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    4 Sammlungen und Dokumentationen4.1 PresseausschnittdokumentationDie bei den Benutzenden stets stark nachgefragte Biografische Sammlung mit ihren inzwischen rund 11‘100 Dossiers zu Personen der Zeitgeschichte wurde weiter gepflegt. Urs Bräm wertete kontinuierlich eine Auswahl an Tages- und Wochenzeitungen sowie einzelne weitere Schweizer Presseer-zeugnisse aus. Für die Ablage der Presseartikel ist Sylvia Rüdin zuständig. Im Berichtsjahr kamen 125 Dossiers neu hinzu. Den Medienverlagen dankt das Archiv für Zeitgeschichte für die grosszügige Gewäh-rung unentgeltlicher Abonnemente.

    4.2 BibliothekDas 2011 gestartete Projekt für die Retrokatalogi-sierung der AfZ-Bibliothek rückte im vergangenen Jahr der Vollendung wesentlich näher und konnte im März 2014 abgeschlossen werden. Unter der Leitung von Werner Hagmann wurden seit 2011 alle Magazinbestände bewertet und vieles kassiert. Im Berichtsjahr ordnete und verpackte Rosina Berger zusammen mit den beiden Zivildienstleistenden Ro-man Dähler und Thomas Knobel die umfangreichen Periodika. Katalogisiert wurden 2013 insgesamt 11‘257 Titel, womit bisher total 24‘637 Einheiten erfasst worden sind. Bei über einem Drittel der im Berichts-jahr erfassten Titel handelt es sich um im NEBIS-Verbund noch nicht vorhandene Neukatalogisate, was erneut den hohen Anteil an seltener, schwer greifbarer Literatur, darunter oft Publikationen mit Quellencharakter, im AfZ unterstreicht. Zuständig für die Katalogisierung vor Ort waren Mitarbeitende der ETH-Bibliothek, zunächst Susanne Goby und ab März Raymond Grenacher. Unterstützt wurden sie bis Mitte Jahr von Ingrid Baltag. Auch 2013 wurden zahlreiche Bücher ausser Haus in der GESS-Bibliothek sowie in der Grünen Bibliothek katalogisiert. Das AfZ dankt deren Mitarbeitenden sowie insbesondere Ursula Müller von der ETH-Bibliothek für die Gesamtkoordination des Projekts und die sehr positive Zusammenarbeit.

    AfZ-Bibliothek: 2013 wurde die Sammlung der Periodi-ka bewertet und im Biblio-thekskatalog NEBIS erfasst.

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    Die fortschreitende Erfassung des Bibliotheksbestandes schlug sich in einer wachsenden Nachfrage nieder, wozu auch zahlreiche Kopieraufträge zu zählen sind. Das AfZ führt eine Präsenzbibliothek – die Benutzung erfolgt im Lesesaal, eine Ausleihe ist nicht möglich.

    Die Bibliothekskommission traf sich im Berichtsjahr zu einer Sitzung und tätigte rund 25 Neuanschaffungen. Für verschiedene Zeitschriften, Jahrbü-cher und Reihen bestehen laufende Abonnemente. Einzelne weitere Neuzu-gänge erfolgten aufgrund von Schenkungen. Hinzu kommen Belegexemplare von Archivbenutzenden gemäss nachfolgender Auflistung:

    • Bachmann, Heinz / Stark, Marton: Von Auschwitz nach Beverly Hills, Norderstedt 2013.

    • Bosshard, Stefanie: „Man sehe es in der Schweiz gern, wenn der Schwache sich gegen den Starken wehre“. Die jüdische Aktion gegen Antisemitismus in Bern von 1932 bis 1935, Seminararbeit, Universität Bern 2013 (unveröffentlicht).

    • Ehinger, Paul: Einsatz gegen Nazi-Studenten. Die studentische Kundgebung in Zürich vom 2. Dezember 1938, in: Neue Zürcher Zeitung, Nr. 280, 2.12.2013.

    • Ericsson, Niklas: Samband Historia Tema, Stockholm 2013.• Fassbind, Alfred A.: Joseph Schmidt. Sein Lied ging um die Welt, Zürich 2012.• Fischer, Thomas: Keeping the process alive: The N+N and the CSCE follow-up from

    Helsinki to Vienna (1975–1986), Zürcher Beiträge zur Sicherheitspolitik Nr. 84, Zürich 2012.

    • Franc, Andrea: Schweiz, Filz und Neoliberalismus, in: Schweizer Monat, Nr. 1003/Februar 2013.

    • Frefel, Sandro: Luzern feiert sein Mittelalter. Das Jubiläum „800 Jahre Stadt Luzern 1178–1978“, in: Historische Gesellschaft Luzern (Hg.): Jahrbuch Nr. 31: Geschichte Kultur Gesellschaft, Luzern 2013.

    • Gillabert, Matthieu: Dans les coulisses de la diplomatie culturelle suisse. Objectifs, réseaux et réalisations (1938–1984), Neuchâtel 2013.

    • Illner, Eberhard (Hg.): Eduard von der Heydt. Kunstsammler, Bankier, Mäzen, Mün-chen 2013.

    • Jacobi, Adrian: Das Unternehmen Landis & Gyr, seine Arbeiterschaft und die gewerkschaftliche Entwicklung in der Stadt Zug in den Jahren 1914–1925, Lizen-ziatsarbeit, Universität Zürich 2013 (unveröffentlicht).

    • Keller, Erich: Nicht im Schatten. Die Familie Wyler-Bloch 1860–1990, s. d. , s. l. , (Ei-genverlag).

    • Kohler, François: La communauté israélite de Delémont aux XIXe et XXe siècles, Delémont, 2012.

    • Krauer, Philipp: Ansichten einer fotografischen Dokumentation des Eisenbahn-baus von Blumenau bis Hammonia 1908–1909, Seminararbeit, ETH Zürich 2013 (unveröffentlicht).

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    • Kreis, Georg: Helvetische Vergangenheitsbewältigung. Vom Umgang mit Prof. Werner Kägis politischen Jugendsünden, Sonderdruck aus: Hafner, Felix et al. (Hrsg.): Commentationes Historiae Iuris Helveticae, Bd. X, Bern 2013 (nicht im Handel).

    • Kreutner, Jonathan: Die Schweiz und Israel. Auf dem Weg zu einem differenzierten historischen Bewusstsein, Zürich 2013.

    • Kuhn, Thomas: Le Rapport entre le Comité International de la Croix-Rouge et le Congrès Juif Mondial pendant la Seconde Guerre Mondiale (1939–1945), Bache-lorarbeit, Universität Genf [2013] (unveröffentlicht).

    • Lienert, Salome: „Wir wollen helfen da wo Not ist. Das Schweizer Hilfswerk für Emigrantenkinder 1933–1947“, Zürich 2013.

    • Lüttgen, Gerda-Marie (Hg.): Rundgang Stolpersteine Offenburg, Offenburg 2013.• Marti, Simon: Schweizer Europapolitik am Wendepunkt. Interessen, Konzepte und

    Entscheidungsprozesse in den Verhandlungen über den Europäischen Wirtschafts-raum, Politik und Demokratie in den kleineren Ländern Europas, Bd. 5, Baden Baden 2013.

    • Meili, Aline: „Viva el socorro suizo“. Die schweizerische humanitäre Hilfe im Spa-nischen Bürgerkrieg, Seminararbeit, Universität Zürich 2012 (unveröffentlicht).

    • Mentel, Christian: Das Protokoll der Wannsee-Konferenz. Überlieferung, Veröf-fentlichung und revisionistische Infragestellung, in: Kampe, Norbert / Klein, Peter (Hg.): Die Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942. Dokumente, Forschungsstand, Kontroversen, Köln / Weimar / Wien 2013.

    • Müller, André: The Advised Hand. Zur Rolle externer Berater bei Landis & Gyr in den frühen 1980er-Jahren, Seminararbeit, Universität Zürich 2013 (unveröffentlicht).

    Unbekannter Jazzpionier der Dreissiger Jahre (Videostill aus dem Nachlass Carl Lutz in Barbara Seilers Film „Vom Tanzstück zum Kunststück“, Jazz in der Schweiz, SRF, 2013).

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    • Orth, Barbara (Hg.): Gestapo im OP. Bericht der Krankenhausärztin Charlotte Pommer, Berlin 2013.

    • Peter-Kubli, Susanne: Interesse an seelischer Brüchigkeit. Karl Gehry (1881–1962) Psychiater in der Klinik Rheinau, Zürich 2013.

    • Quaderer, Hansjörg / Binder, Hannes: „Jener furchtbare 5. April 1933“. Pogrom in Liechtenstein, Zürich 2013.

    • Rion, Nicolas: La Suisse entre l‘Inde et le Pakistan. Mandats de protection, bons offices et médiation, 1971–1976, Lizenziatsarbeit, Universität Freiburg i. Ü. 2005 (unveröffentlicht).

    • Ronca, Marion: Von Krisenangst zu langfristiger Planung. Konjunkturbeobachtung und Wachstumsbewusstsein in der Schweiz 1945–1968“, Masterarbeit, Universität Zürich 2012 (unveröffentlicht).

    • Schönfeld, Wolfgang: Schicksale jüdischer Familien in Flehingen, Zaberfeld 2013.• Schulz, Kristina: Die Schweiz und die literarischen Flüchtlinge (1933–1945), Berlin

    2012.• Schweizerische Korea-Vereinigung (Hg.): 60 Jahre Schweizer Militärdelegation in

    der NNSC Panmunjom Korea 1953–2013, Beilage zur ASMZ, Juli 2013, Bern / Schaff-hausen 2013.

    • Sprecher, Thomas: Karl Schmid (1907–1974). Ein Schweizer Citoyen, Zürich 2013.• Sprecher, Thomas et al.: Karl Schmid – ein Schweizer Citoyen, in: Schweizer Monat,

    Sonderthema 11, 7.2013.• Tabin, Jean-Pierre / Togni, Carola: L‘Assurance Chômage en Suisse. Une Sociohistoire

    (1924–1982), Lausanne 2013.• Vámos, György: Carl Lutz (1895–1975). Schweizer Diplomat in Budapest 1944. Ein

    Gerechter unter den Völkern, Pregny-Genève, 2012.• Vámos, György: Carl Lutz (1895–1975). Diplomate suisse à Budapest en 1944. Un

    Juste parmi les Nations, Pregny-Genève, 2012.• Voigt, Martina: „Dass sie auch heute noch ausserhalb der Volksgemeinschaft steht“.

    Die Berliner Pädagogin Elisabeth Abegg, in: Gailus, Manfred / Vollnhals, Clemens (Hg.): Mit Herz und Verstand – Protestantische Frauen im Widerstand gegen die NS-Rassenpolitik, Berichte und Studien Nr. 65, Göttingen 2013 (Kopie).

    • Wittwer, Marlène: Landis & Gyr Frankreich. Eine rentable Tochtergesellschaft, Seminararbeit, Universität Zürich 2012 (unveröffentlicht).

    • Wyler, Rebekka: Schweizer Gewerkschaften und Europa 1960–2005, Münster 2012.• Zumbühl, Joel: Antisemiten vor Gericht. Zur Strategie der Frontisten im Basler

    Prozess 1933–1936. Seminararbeit, Universität Bern 2013 (unveröffentlicht).Filme/TV-Produktionen:• Seiler, Barbara: Vom Tanzstück zum Kunststück, Jazz in der Schweiz Folge 1, SRF,

    ESD: 26.5.2013, Länge 55 Min.

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    5 Vermittlung und Vernetzung5.1 BenutzungUnter der Leitung von Michael Schaer Rodenkirch betreuten insgesamt sieben wissenschaftliche Mitarbeitende die zahlreiche Kundschaft. Ab März bzw. April verstärkten Lea Ingber und Franziska Diener das Benutzungsdienstteam.

    Im Rahmen der Neulancierung der Website des AfZ wurden auch die Benutzungsordnung überarbeitet und die Modalitäten für Benutzungsan-träge und Einsichtsgesuche neu geregelt. Die Benutzungsbestimmungen derjenigen Archivbestände, deren Metadaten noch nicht online recherchiert werden können, wurden vereinheitlicht, was die Kundeninformation weiter verbessern soll.

    2013 wurden 848 Lesesaaltage verzeichnet (2012: 969). Der Benutzungs-dienst erfasste in dieser Periode von 515 Personen 542 (2012: 506) Anträge. Davon hatten 123 Anfragen keine effektive Benutzung von Archivgut zur Folge, während 330 Anträge zu Lesesaalbenutzungen führten (2012: 344). Bemerkenswert ist, dass die Zahl der Fernbenutzungen sich fast verdoppelt hat (2013: 89, 2012: 46), sodass auch 2013 die Zahl der Anträge mit erfolgter Benutzung von Archivalien erneut zunahm (2013: 419, 2012: 390).

    Je etwa ein Drittel aller Anträge mit effektiver Benutzung betreffen die Fachbereiche Politische sowie Jüdische Zeitgeschichte. Dem Fachbereich Wirt-

    Benutzungsstatistik 2009-2013

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    schaft und Zeitgeschichte konnte rund ein Sechstel aller Anträge zugeordnet werden. Der restliche Sechstel betrifft die erstmals statistisch erfassbaren Benutzungsanträge, welche lediglich die Konsultation von Bibliotheksgut zur Folge hatten.

    Im Berichtsjahr wurden 185 (2012: 174) verschiedene Bestände, also beinahe ein Drittel aller nachgewiesenen Archivbestände, mindestens ein Mal be-nutzt. Total verzeichnete das AfZ 697 (2012: 675) Benutzungen von Beständen.

    Benutzungszweck 2013 (ohne Bibliotheksbenutzungen).

    Die einzelnen Bestände wurden jedoch unterschiedlich häufig nachgefragt. Im Bereich der Personennachlässe führt im Berichtsjahr der Nachlass von Rolf Henne (18 Nachfragen) die Liste an, gefolgt von den Nachlässen von Walter Bosshard und Carl Lutz ( je 13) sowie August R. Lindt und Alfred A. Häsler (11 resp. 10). Die am häufigsten nachgefragten institutionellen Bestände waren erwartungsgemäss die grossen, erschlossenen Bestände der Bereiche Jüdische Zeitgeschichte und Wirtschaft und Zeitgeschichte (Vorort: 42, wf-Archive: 37, SIG-Archive: 34, JUNA: 32, VSJF: 31). Die Archive der Schweizerischen Flüchtlingshilfe (SFH) wurden, obwohl deren Findmittel noch nicht online recherchierbar sind, 26 Mal und beispielsweise die erst vorgeordneten Geschäftsarchive der Farner Consulting AG und der Vereinigung ECOPOP bereits 7 resp. 4 Mal verlangt. Erwähnenswert ist zudem das wachsende Interesse an der NZZ-Dokumentation (17 Nachfragen). Die traditionell

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    intensiv genutzten Sammlungen gedruckter Quellen wurden 2013 total 111-mal avisiert. Zunehmender Beliebtheit erfreuen sich die Sammlungen audiovisueller Quellen, insbesondere die verschiedenen Tondokumente (15), das Bildarchiv Schweizer Juden (13) und die wf-Abstimmungsplakate (9). Zudem wurde die AfZ-Bibliothek 124-mal benutzt, eine direkte Folge des Retrokatalogisierungsprojektes.

    Erneut kam jede fünfte Anfrage von einer Person, die im Ausland lebt. Wie in den Vorjahren stammten 12% der Anträge aus Deutschland, die übrigen – in absteigender Ordnung – aus den USA und Österreich, Belgien, Frankreich, Italien, Kanada und den Niederlanden, sowie Australien, Grossbritannien, Israel, der Mongolei, Neuseeland, Polen, Russland und Schweden.

    Die wichtigste Kundengruppe bilden wie bis anhin die Studierenden. Gut die Hälfte aller Anträge entstammen dem akademischen Umfeld, sei es für Bachelor- oder Masterstudien (40%), sei es für Dissertationen, Nachdiplom-studien oder für Lehre und Unterricht (12%). Jede fünfte Benutzung war publizistischer und historiografischer Natur.

    5.2 LehreIm Rahmen der Lehrkooperation mit dem Historischen Seminar der Universi-tät Zürich wurden für das Proseminar II im Berichtsjahr fünf Archivpräsenta-tionen durchgeführt. Ausserdem fanden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zweier Lehrveranstaltungen der Universität Fribourg den Weg ins AfZ. Sonja Vogelsang präsentierte in der Einführungsvorlesung zu Problemen der Wirt-schaftsgeschichte an der Universität Zürich die AfZ-Bestände mit Bezug zur Wirtschaftskrise der 1930er Jahre. Anlässlich des Swiss Day der Université d‘automne an der East China Normal University in Shanghai referierte Daniel Nerlich über den Fotojournalisten Walter Bosshard, dessen Nachlass sich im AfZ befindet. Und an einer Veranstaltung der Fachhochschule Nordwest-schweiz zum Stand von Forschung und Geschichtsunterricht betreffend den Umgang mit diskriminierten Gruppen wie den Roma in Europa lieferte Gregor Spuhler den zusammenfassenden Tagungsrückblick.

    Auf Mittelschulstufe organisierte das AfZ für drei Gymnasialklassen aus Zürich und Winterthur sowie eine Fachmittelschulklasse aus Ingenbohl Quellenworkshops zur nationalsozialistischen Judenverfolgung. Eine Klasse der Kantonsschule Wettingen setzte sich in mehreren Archivsitzungen mit dem Thema der politischen Biografie auseinander.

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    Lehrveranstaltungen in Archivwissenschaft wurden von Daniel Nerlich und Jonas Arnold durchgeführt. Dabei handelte es sich einerseits um Vorträge an zwei Grundkursen des Vereins Schweizerischer Archivarinnen und Archivare VSA. Unter dem Titel „Kundenbedürfnisse, Kundenangebote und virtueller Lesesaal des Archivs für Zeitgeschichte als Beispiel“ gab Jonas Arnold einen Überblick über die Kundensegmente eines Archivs und führte angehende Fachkolleginnen und -kollegen in die archivische Vermittlungsarbeit ein. Dieser Thematik war auch sein Unterrichtsmodul im Rahmen des Master of Advanced Studies in Archival, Library and Information Science (MAS-ALIS) an der Universität Bern gewidmet. Daniel Nerlich referierte anlässlich des Panels „Global Player – Local Storage? Schweizer Wirtschaftsarchive zwischen (globaler) Geschäftstätigkeit und (lokaler) Überlieferungsbildung“ an den 3. Schweizerischen Geschichtstagen, die von der Universität Fribourg ausgerich-tet wurden. In seiner Präsentation über die von ihm geleitete Arbeitsgruppe

    „Archive der privaten Wirtschaft“ des VSA stand deren Sensibilisierungsar-beit für die Sicherung und Pflege von Wirtschaftsarchiven im Zentrum.

    5.3 Forschung und PublikationenIm Berichtsjahr erschien der von Gre-gor Spuhler herausgegebene Band 8 der archiveigenen Schriftenreihe über den Berner Schriftsteller und Publi-zisten Carl Albert Loosli (1877–1959). Das Buch mit dem Titel „Anstalts-feind und Judenfreund“ versammelt Beiträge, die sich mit den Motiven, Strategien und Wirkungen von Looslis gesellschaftspolitischem Schaffen auseinandersetzen. Michael Schaer verfasste für das Historische Lexikon

    der Schweiz den Artikel über den Journalisten und Schrifsteller Jean Villain (Marcel Brun). In der Fachzeitschrift ARBIDO veröffentlichte Daniel Nerlich einen Artikel über Prozesse, wie Archive privater Unternehmen öffentlich

    Band 8 der Schriftenreihe des Archivs für Zeitgeschichte.

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    werden. Und während seines Sabbaticals in Shanghai publizierte er im Journal der SwissCham China ein Porträt über Charlotte Peter, die Grande Dame des Schweizer Reisejournalismus.

    5.4 Verbände, Kooperationen, VernetzungDie im Vorjahr im Stadtarchiv Shanghai präsentierte Ausstellung „Red Star over China –Chinese Communists in the Eyes of Foreign Journalists“ mit Materialien aus dem Nachlass des Fotojournalisten Walter Bosshard wurde aufgrund ihres Publikumszuspruchs zur Wanderausstellung aufgewertet. Anlässlich des internationalen Archivtags vom 9. Juni wurde sie im Beijing World Art Museum eröffnet, im Verlauf des Sommers dann auch in den Provinzen Ningxia und Gansu. Daniel Nerlich nutzte die Aufmerksamkeit für das Werk Bosshards, um im Rahmen eines Sabbaticals in China begleitende Aktivität zu entfalten. Dazu gehörten Vorträge über Bosshard, der Austausch mit Fachkolleginnen und -kollegen beim Besuch diverser Archive sowie die Teilnahme an einer vom Internationalen Archivrat (ICA) an der School of Information Resource Management der Renmin University in Beijing aus-gerichteten Konferenz über archivische Ausbildung.

    Basis für die Vernetzungsaktivitäten bildete sein Gastrecht beim Netzwerk swissnex China des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation in Shanghai. In dessen Auftrag wirkte er unter anderem in der Organisation eines Swiss Day an der East China Normal University mit. Dort präsentierte er am 11. September im Rahmen einer Studienwoche mit dem Thema „China and Europe in Global History“ den AfZ-Bestand und Bosshard als Pionier des modernen Fotojournalismus mit internationaler Reputation. Bei dieser Gelegenheit konnten gute Beziehungen zur Universität Fribourg geknüpft werden. Die Historiker Claude Hauser und Alain Clavien nahmen nämlich ebenfalls als Referenten an der von Fachleuten aus China, Frankreich und der Schweiz besuchten Université d‘automne in Shanghai teil. Sie zeigten sich mit Blick auf ihr für das Frühlingssemester 2014 vorgesehenes Seminar über die Geschichte der Pressefotografie sehr an einem Einbezug Bosshards in die Planung interessiert. Mit der Gedenkstätte der 8. Route Armee in Xi‘an unter-zeichnete das AfZ ausserdem eine Vereinbarung, welche die Dauerleihgabe des Bosshard-Films „Reise nach Yan‘an“ regelt. Und am 12. November bestritt der stellvertretende Leiter des AfZ einen Vortragsabend des Schweizerischen Generalkonsulats und von swissnex mit dem Titel „A Picture of Swiss Pre-

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    sence In Shanghai Before 1949“. Bei diesem Anlass gab er am Ende seines Chinaaufenthalts einen Überblick über die Bildberichterstattung Bosshards als Schweizer Beobachter während des zweiten japanisch-chinesischen Kriegs in den 1930er und 1940er Jahren. Weitergeführt wurden schliesslich die Fachgespräche mit dem Stadtarchiv Shanghai, zuletzt wieder in Zürich, wo am 26. November eine fünfköpfige Delegation unter Vizedirektorin Gong Fang über Archivgesetzgebung in China und in der Schweiz und über Ausbildungsfragen diskutierte.

    In Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Flüchtlingshilfe (SFH) veran-staltete das AfZ unter dem Titel „Die Schweizerische Flüchtlingshilfe gestern – heute – morgen“ am 21. und 28. Februar nochmals zwei Informationsver-anstaltungen zur Situation von Flüchtlingen in der Schweiz. Gregor Spuhler und Jonas Arnold beleuchteten das Thema in Referaten und Diskussionen mit Bezügen zum institutionellen Archiv der SFH und weiteren Beständen im AfZ.

    Im Rahmen der Abendführungen der Sammlungen und Archive der ETH Zürich stellten Giuliano Bruhin und Daniel Nerlich am 5. März unter dem

    Sabbatical-Gast aus dem Archiv für Zeitgeschichte (mit roter Krawatte) inmitten der Teams des Schweizer Generalkonsulats Shanghai und von Swissnex China.

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    Titel „Zählen, Messen, Steuern, Regeln“ das Firmenarchiv des ehemaligen Elektrokonzerns Landis & Gyr vor. Präsentiert wurden Publikationsprojekte wie die im Herbst 2012 erschienene Biografie über Karl Heinrich Gyr und die bestechende Fotokollektion des Bestandes mit rund 80‘000 Papierabzügen und 30‘000 Glasplatten.

    Am 28. März stattete Dorothea Spillmann Humpert, Verwaltungsleiterin des Jüdischen Museums Frankfurt a. M., dem AfZ einen Besuch ab. Während einer privaten Führung erhielt sie Einblick in das Archiv und seine Bestände.

    Als Vorstandsmitglied des Vereins schweizerischer Archivarinnen und Ar-chivare (VSA) und Präsident von dessen Arbeitsgruppe Archive der privaten Wirtschaft nahm Daniel Nerlich an den entsprechenden Gremiensitzungen teil. Am 13. Juni repräsentierte er die Arbeitsgruppe an einem zusammen mit dem Schweizerischen Wirtschaftsarchiv veranstalteten Roundtable „Wirtschaftsarchive sichern – Strategien und Massnahmen“.

    Anlässlich der sogenannten APEX Konferenz 2013 in Dublin unter dem Titel „Building infrastructures for archives in a digital world“ (26.–28. Juni) wurde das Archiv-Suchportal Archives Online einer internationalen Gemeinschaft von Fachleuten präsentiert. In seinem Vortrag schilderte Jonas Arnold anhand von zwei Beispielen die konkreten Erfahrungen partizipierender Archive, während Gerold Ritter als Geschäftsführer von Archives Online die innova-tive Lösung generell vorstellte. Die Ergebnisse der Konferenz flossen zudem ins AfZ zurück, wo eine interne Arbeitsgruppe zur Weiterentwicklung des Webangebots ins Leben gerufen wurde, die ihre Anregungen Ende Oktober in einem Strategiepapier vorlegte.

    Am 13. November stellte die Autorin Susanne Bennewitz an der vom AfZ veranstalteten Buchpräsentation mit Lesung ihre Publikation „Ein Zimmer in den Tropen. Briefe aus dem Exil in Guatemala (1937–1940)“ mit erstmals veröffentlichten Briefen der deutschen Jüdin Marianne Reyersbach vor. Die Exilerfahrungen der jungen Frau, die in den 1960er Jahren in der Schweiz lebte, waren ebenso wie die Arbeitsweise der Historikerin Thema einer in-teressanten Gesprächsrunde.

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    6 NeuzugängeDie Bestände des Archivs erhielten 2013 einen Zuwachs von 173 Laufmetern. Dieser wird sich im Zuge der Erschliessung erfahrungsgemäss reduzieren. Einzeln aufgeführt werden im Folgenden neue Bestände und umfangreiche Nachlieferungen zu bestehenden Beständen.

    6.1 Nachlässe

    Bestand Stichworte zum Inhalt Übernahme von Umfang

    Berger, Fritz Korrespondenz, Tagebücher, Publikati-onen, Berichte (v.a. zur Tätigkeit in der Entwicklungshilfe), Fotobestand als freischaffender FotografLaufzeit: ca. 1960er – 2000er Jahre

    Berger, Fritz 14.0 Lfm

    Bühler, Thérèse Teilnahme an der 2. und 4. Ärztemissi-on an die Ostfront Laufzeit: 1942–1943

    Markstahler, Ariane 1 Mappe

    Frey, Karl Teilnahme an der Schweizerischen Ko-reamission 1955 (Fotoalbum u.a.)Laufzeit: ca. 1955–2013

    Frey, Karl 0.1 Lfm

    Gurewitsch-Chestnut, Anatole und Eleanor

    Flüchtlingsschicksal, Korrespondenz, Tätigkeit als Ingenieur bzw. Publizistin u.a.Laufzeit: 1911–1991

    Schneider-Gure-witsch, Kathryn

    9.5 Lfm

    Hegg, Jean-Jacques

    Beiträge in der Presse (Volk und Hei-mat / Schweizer Demokrat u.a.)Laufzeit: 1966–2012

    Hegg, Jean-Jacques 0.5 Lfm

    Russische Kriegsgefangene in der Gegend von Smolensk im Winter 1941/42. Ausschnitt aus einer Aufnahme aus dem Fotoalbum von Pina Monico, welche an der ersten schweizerischen Ärztemission an die deutsche Ostfront teilgenommen hat.

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    Bestand Stichworte zum Inhalt Übernahme von Umfang

    Hirsch/Surava, Hans Werner (Peter)

    Nachlieferung zum Nachlass Laufzeit: 1912–1995

    Schmid, Erich 3.0 Lfm

    Jenny, Hans R. Nachlieferung: Foto- und Erinne-rungsalben, familiengeschichtliche Unterlagen Laufzeit: 1884–1999

    Mettler-Jenny, Erika 2.7 Lfm

    Jenny, Hans R. Nachlieferung: Korrespondenz, Presse-artikel, Sachdossiers, Filme Laufzeit: 1935–1968

    Basler Afrika Bibli-ographien (Van-dersee, Christian / Henrichsen, Dag)

    0.3 Lfm

    Kurz, Gertrud Nachlieferung zum Nachlass Laufzeit: ca. 1990–2000

    Kurz, Daniel 3.0 Lfm

    Naef-With, Er-win und Alice

    Korrespondenz, u.a. betr. Aktivdienst Laufzeit: 1934–1954

    Balmer-Naef, Gabi 0.3 Lfm

    Oehen, Va-lentin

    Nachlieferung: Korrespondenz, Pres-sebeiträge (Schweizer Demokrat), Tätigkeit (als Kadertrainer und Lebens-berater; Schweizerische Vereinigung für Parapsychologie) Laufzeit: 1992–2013

    Oehen, Valentin 0.65 Lfm

    Peter, Bruno Antiatombewaffnungs- und Vietnam-bewegung u.a. Laufzeit: 1949–2013

    Peter, Bruno 0.35 Lfm

    Rippmann, Peter

    Kontroversen (J-Stempel / Heinrich Rothmund; Fall Surava; Fall Dittmar Rostig und Fall Dieter Hofmann betr. Stasi-Verstrickungen), journalistische Tätigkeit (Beobachter) Laufzeit: 1965–2010

    Rippmann, Inge 0.35 Lfm

    Rüegg, Walter Teilvorlass: Biografisches, Tätigkeit (in Deutschland, an der Universität Bern u.a.), Publikationen Laufzeit: 1941–2012

    Rüegg, Walter 0.7 Lfm

    Troesch-Eichenberger, Elsi

    Teilnahme an der 1. und 3. Ärztemissi-on an die Ostfront Laufzeit: 1938–2004

    Kägi-Troesch, Chris-tiane

    0.2 Lfm

    Walser, Paul L. Nachlieferung: Tagebücher, Chefredak-tion Zürcher AZ: Korrespondenz u.a. Laufzeit: 1966–2009

    Walser-Schroeder, Beate

    2.5 Lfm

    Weilenmann, Gottfried

    Teilnahme an der Schweizerischen Koreamission 1953–1954 (Akten, Diapo-sitive u.a.) Laufzeit: 1953–2013

    Weilenmann, Gott-fried

    0.3 Lfm

    Zaig-Haupt, Erika

    Vorbereitungskurs in Italien und Kibbuz in Israel: Korrespondenz nach Zürich Laufzeit: 1956–1958

    Zaig-Haupt, Erika 0.05 Lfm

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    Bestand Stichworte zum Inhalt Übernahme von Umfang

    Zipkes, Rudolf Nachlieferung zum Nachlass Laufzeit: ca. 1885–2010

    Rüdy, Bernhard 8.0 Lfm

    6.2 Institutionelle BeständeBestand Stichworte zum Inhalt Übernahme von Umfang

    GESA-Archiv Gesellschaft Schweizer Akademiker: Vereinsarchiv Laufzeit: 1935–2007

    Rüegg, Walter 1.4 Lfm

    GS-Archiv Gemeinschaft zur Unterstützung der Stiftung Solidarische Schweiz (GS): Handakten Carl Holenstein Laufzeit: 1998–2002

    Schweizerisches So-zialarchiv (Kälin, Urs)

    0.25 Lfm

    humem-Archiv audiovisuelle Quellen mit Interviews, Vereinsarchiv Laufzeit: ca. 2006–2012

    Verein Humen (Schüpfer, Marc-Antoine)

    4.5 Lfm

    Jüdische Ge-meinde St. Imier

    Nachlieferung: Protokollbuch, Statuten Laufzeit: 1858–1877

    Leitenberg, Bertrand 0.1 Lfm

    Karl-Schmid-Stiftung

    Geschäftsarchiv Laufzeit: 1992–2013

    Schmid, Daniel 2.0 Lfm

    NSL-Archiv Nachlieferung: Biografisches zu Inter-viewpartnern, Tonaufnahmen, Zusatz-dokumente zu Interviewserien und zur Ausstellung Laufzeit: 2009–2012

    Netzwerk Stadt und Landschaft der ETH Zürich (Koll-Schret-zenmayr, Martina)

    0.1 Lfm

    Swisscontact Nachlieferung: Senior Expert Corps (SEC), neuere Akten zur Stiftung Laufzeit: ca. 1982–2013

    Swisscontact (Schwizer, Berna-dette)

    25.5 Lfm

    Swissmem-Archive

    Historische Archive von VSM (Verein Schweizerischer Maschinen-Industri-eller), ASM (Arbeitgeberverband der Schweizer Maschinenindustrie) und Swissmem (Verband der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie): Nachlie-ferung (Protokolle, Diaschauen) Laufzeit: 1883–2000

    Swissmem (Munz, Beat)

    3.5 Lfm

    VSJF-Archiv II Geschäftsakten und Personendossiers Laufzeit: 1980–2011

    VSJF, Zürich (Rosen-stein, Gaby)

    91 Lfm

    6.3 Bild- und Tondokumente

    Bestand Stichworte zum Inhalt Übernahme von Umfang

    Fotosamm-lung AfZ

    Fotoalbum Pina Monico zu ihrer Tä-tigkeit als Rotkreuzschwester (u.a. Teilnahme an der 1. Ärztemission an die Ostfront) Laufzeit: 1939–1949

    Gonseth, Frédéric 1 Mappe

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    6.4 Dank

    Den abgebenden Institutionen und Privatpersonen sei an dieser Stelle für das Vertrauen gedankt, dass sie dem AfZ mit der Übergabe ihrer Unterlagen entgegen bringen.

    Für die Schenkung von Büchern und Zeitschriften, von Einzeldokumenten und kleineren Nachlieferungen sowie für die Vermittlung von Beständen gilt herzlicher Dank den folgenden Personen und Institutionen: Stephan Appenzeller, Silvia Bolleter, Heini Bornstein, Franz Dähler, Berty Eiselin-Ladek, Theodor von Fellenberg, Gideon Fiechter, Harald Föhr, Albert Fritschi, Roger Gonzenbach, Andreas Guth, Thilo Habel, Bernd Michael Haunfelder, Peter Herz, Christine Hirszowicz, Historischer Verein des Kantons Thurgau (André Salathé), Rudolf Högger, Heinrich Hofacker, Peter Hunziker, Georg Kreis, Rudolf Maurer, Jaques Moreillon, Neue Zürcher Zeitung (Redaktionsarchiv, Céline Giannoccolo), Martin Pallmann, Jean-François de Reynier, Max Rudolf, Rafael Scherrer, Schweizerische Flüchtlingshilfe (Annemarie Raemy Ruef), Hans-Jakob Siber, Cornelio Sommaruga, Thomas Sprecher, Helen Stierlin, Fred Truniger, Kurt Vögele, Madeleine Vögeli, Eva Walder, Erhard Roy Wiehn, Winterthurer Sozialarchiv (Renato Esseiva).

    Ebenso ist den Personen und Institutionen zu danken, die bisher das Projekt „Bildarchiv Schweizer Juden“ durch Leihgaben von Bildmaterial unterstützt haben: Museum Beit Hatfutsot (Israel), Heidi Biedermann, Jules Bloch, Louis Bloch-Nordmann, Samuel Bloch, Lea Blumenfeld, Pierre Burgauer, Odette Brunschvig, Camille Bloch SA, Margot Dreifuss, Myra Dreyfuss, Ruth Dreyfuss, Georg Eisner, Eva Engelmayer-Wyler, Esther Eppstein, Paul Epstein, Simon Erlanger, Käthi Frenkel, Katharina Glass, Suzanne Gruenberg, Patricia Gug-genheim-Ami, Paul Guggenheim, Norbert Herschkowitz, Eveline Hilzinger-Kahn, Kurt Hutschneker, Thomas Ittmann, Raymond Jung, Doris und Willy Krauthammer, Colette Landmann, Bertrand Leitenberg, Georges Levy, René Levy, Loeb AG, René Loeb, Manor AG (Beat Flury), Mode-Designschule Zürich, Heinz Chanan Müller, Henri Mugier, Peter Neuhaus, Jacques Picard, Albert und Ursula Richter, Maryse Rom-Ditesheim, Edgar Rothschild, Sylvain Rueff, Shulamit Spain-Gayer, Myriam Spira-Dreyfuss, Miriam Sticher-Levi, Marion Stöckli, Daniel Teichman, Verein Jüdische Geschichte Gailingen, Robert Weil, Pierre Weill, Oskar Weiss, Ada Winter, Liliane Wolf, Max Wyler, Silvain Wyler, Nina Zafran, Erika Zaig und Hanna Zweig.

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    7 Erschlossene Bestände

    7.1 Nachlässe

    7.1.1 Nachlass Veit Wyler Mit dem Bestand Veit Wyler verfügt das Archiv für Zeitgeschichte über den Nachlass einer herausragenden Persönlichkeit des schweizerischen Juden-tums. Wyler wurde 1908 im aargauischen Baden geboren und studierte

    Nach der Begnadigung David Frankfurters im Juni 1945: (v.l.n.r.) Rabbiner Eugen Messinger, Veit Wyler, David Frankfurter, Georges Brunschvig und Paul Schmid-Ammann.

    Jurisprudenz in Zürich, Wien, Hamburg und Leipzig, wo er 1930 promovierte. Nach mehrjähriger Tätigkeit in der Anwaltskanzlei von Wladimir Rosenbaum in Zürich eröffnete Wyler 1935 seine eigene Kanzlei, die er bis ins hohe Alter führte. Vor dem Hintergrund des brisanten politischen Klimas der 1930er Jah-re übernahm Wyler bereits früh bedeutende Mandate. 1935 verteidigte er den deutschen Kommunisten Heinz Neumann, der auf Antrag der Zürcher Staats-anwaltschaft an die Nationalsozialisten ausgeliefert werden sollte. 1936 übernahm er zusammen mit Eugen Curti die Verteidigung des Studenten David Frankfurter, der in Davos den nationalsozialistischen Landesgruppen-

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    leiter Wilhelm Gustloff erschossen hatte. Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung setzte sich Wyler unermüdlich und couragiert für Verfolgte und Vertriebene ein und rettete zahlreiche Menschenleben, indem er Pässe und Visa für die Aus- und Weiterwanderung organisierte und die Belange der Flüchtlinge vor den Schweizer Behörden vertrat. Grundsätzlich stand Wyler offen und vehement für eine humane Schweizer Flüchtlingspolitik ein.

    In der Überzeugung, dass nur ein eigener Staat den Juden dauerhaft Si-cherheit verschaffen könne, engagierte sich Wyler bereits früh als Zionist. Mit seiner Tätigkeit in verschiedenen zionistischen Organisationen, z.B. als Präsi-dent des Schweizerischen Zionistenverbandes und des Keren Hajessod, trug er aktiv zum Aufbau Israels bei und blieb zeitlebens Förderer der Wirtschaft und Wissenschaft im jungen Staat. 1948 gründete Wyler darüber hinaus „Das Neue Israel“, eine Monatszeitschrift mit politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Beiträgen v.a. aus Israel, die er zusammen mit seiner Frau Katja während fast 40 Jahren herausgab. Gleichzeitig blieb Wyler aber auch dem Schweizer Judentum, unter anderem in der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich (ICZ) und im Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (SIG), aufs Engste verbunden.

    Zu den thematischen Schwerpunkten im Nachlass gehört zum einen Wylers Anwaltstätigkeit. Herauszuheben ist hier die praktisch vollständige Dokumentation des Prozesses um David Frankfurter vor dem Strafgericht in Chur. Dazu gehört auch die Korrespondenz zwischen Wyler und Frankfurter während Frankfurters Gefängnisaufenthalt sowie zu Wylers Bemühungen, diesem nach der Begnadigung 1945 zu einer Ausreisemöglichkeit zu verhel-fen. Eine umfangreiche Korrespondenz liegt zudem zu Wylers Engagement für jüdische Flüchtlinge zur Zeit der nationalsozialistischen Verfolgung vor, unter anderem mit Flüchtlingen und Behörden über die Beschaffung von Visa, über Einreise und Aufenthalt in der Schweiz sowie zu Wiedergutmachung und erblosen Vermögen.

    Ein zweiter wichtiger, jedoch nur lückenhaft überlieferter Quellenkom-plex betrifft Wylers zionistisches Wirken. Hierzu gehören Unterlagen zum Schweizerischen Zionistenverband, der World Zionist Organization, dem Keren Hajessod und weiteren zionistischen Organisationen, in denen Wyler bedeutende Positionen innehatte, sowie zu seinem Engagement für das Weizmann Institute of Science in Rehovot, Israel. Das Redaktionsarchiv des

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    „Neuen Israel“ bildet im AfZ einen separaten Bestand. Ebenfalls nur lücken-haft oder kaum überliefert sind Wylers Tätigkeiten im SIG und in der ICZ sowie für verschiedene Stiftungen und Fonds. Wylers Biografie hingegen ist im Nachlass umfassend dokumentiert, unter anderem anhand seiner eigenen ausführlichen Lebensberichte. Hier finden sich auch Unterlagen zur Familiengeschichte, vor allem zum Vater Louis Wyler, die dessen eigenen Nachlass im AfZ ergänzen.

    Die Erschliessung des Nachlasses wurde dank der grosszügigen finanziellen Beteiligung von Veit Wyler und seiner Familie ermöglicht.

    7.1.2 Teilnachlass Gertrud KurzBestandesübernahme1996 überliessen der Christliche Friedensdienst (CFD) und die Nachkommen von Gertrud Kurz dem AfZ den Nachlass von Gertrud Kurz als Schenkung. Die Übernahme erfolgte im Jahr 2000. 2012 und 2013 wurde der Nachlass durch die Schenkung weiterer Unterlagen zu Gertrud und Albert Kurz von Albert Bürgi-Kurz sowie durch die Nachlieferung von Daniel Kurz ergänzt.

    Ein weiterer Teil des Bestandes Christlicher Friedensdienst (CFD) ist im Schweizerischen Bundesarchiv überliefert, das Familienarchiv Kurz befindet sich in der Burgerbibliothek Bern.Gertrud Kurz-HohlGertrud Hohl wurde 1890 in Lutzenberg, AR, geboren. Mit Albert Kurz, welchen sie 1912 heiratete, hatte sie drei Kinder, Albert, Hans-Rudolf und Anna Barbara. Ihre Hilfsbereitschaft und ihr Verantwortungsgefühl gegenüber Menschen in Not wurden bereits durch das christliche Elternhaus geprägt. 1931 schloss sie sich der von Etienne Bach gegründeten internationalen Friedensorganisation der Kreuzritter an, 1937 wurde sie Präsidentin des schweizerischen Zweigs dieser christlichen Organisation. Ihr konkretes Engagement für Flüchtlinge begann an Weihnachten 1938, als in der Folge der Reichskristallnacht be-sonders viele Flüchtlinge in die Schweiz gelangten, und sie spontan eine Zusammenkunft jüdischer und christlicher Flüchtlinge organisierte. Daraus ging die Kreuzritter-Flüchtlingshilfe hervor.

    1941 trat das Hilfswerk, repräsentiert und geleitet von Kurz, der Schwei-zerischen Zentralstelle für Flüchtlingshilfe (SZF) bei, deren Anliegen es war, Flüchtlinge ungeachtet ihrer politischen oder konfessionellen Ausrichtung zu betreuen. Über die direkte Flüchtlingsbetreuung hinaus hielt Gertrud Kurz

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    unzählige Vorträge in ganz Europa und intervenierte direkt beim Eidgenös-sischen Polizeidepartement oder beim Bundesrat, um gegen die Zurückwei-sung von jüdischen Flüchtlingen an der Schweizer Grenze zu protestieren.

    Ab 1947 nannte sich das Hilfswerk Christlicher Friedensdienst (CFD) und verstand sich nicht mehr nur als Hilfswerk, sondern auch als Teil der Friedens-bewegung. Es unterstützte daher nun auch verschiedene Auslandprojekte. In den 1960er Jahren engagierte der CFD sich unter anderem für algerische Flüchtlinge, die von den Behörden nicht als solche anerkannt wurden.

    Gertrud Kurz wurde für ihr humanitäres Engagement im Zweiten Weltkrieg 1956 mit dem Ehrenzeichen des Deutschen Roten Kreuzes ausgezeichnet. 1958 verlieh ihr die Universität Zürich die Ehrendoktorwürde der Theolo-gischen Fakultät. 1965 wurde sie mit dem Albert-Schweitzer-Preis geehrt. Sie war bis zu ihrem Tod 1972 für den CFD aktiv.

    Erschliessung Unter der Leitung von Philippe Oggier und unter Mitarbeit von Anne Frenkel, Lea Ingber, Gaby Pfyffer, Franziska Schärli sowie den beiden studentischen Hilfskräften Dragan Damianovic und Philipp Meier wurde der aus ca. 25 Lauf-metern Papierakten bestehende Nachlass von Gertrud Kurz 2012 und 2013

    Das Team der sogenannten Kleiderkammer, welche Kleider für die Flüchtlinge sammelte, im August 1945: (v.r.n.l.) Herr Dorembus, Arthur Crispien, unbekannt, Frau Simone Sajn.

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    erschlossen. Die knapp einen Laufmeter umfassenden audiovisuellen Quellen (Fotos und Ton) wurden bis Ende Januar 2014 ebenfalls fertig erschlossen.Thematische SchwerpunkteDer Nachlass dokumentiert vor allem Gertrud Kurz‘ Wirken sowohl für die Kreuzritter und den CFD als auch für Hilfsbedürftige, die privat an sie ge-langten. Die beeindruckende Menge an Korrespondenz, welche Kurz und ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit verschiedenen Organisationen und unzähligen Privatpersonen geführt hat, macht einen grossen Teil des Materials aus. Wenn immer möglich antwortete Kurz persönlich auf die Briefe und Karten, oft Hilferufe von Flüchtlingen, Spenden oder Danksagungen, und war, wie sie selbst oft am Ende eines Antwortbriefes bemerkte, bis spät in die Nacht mit dem Bearbeiten der Korrespondenz beschäftigt.

    Der Nachlass bietet zudem viele Anknüpfungspunkte an andere im AfZ archivierte Bestände, besonders zum Teilnachlass des Flüchtlingspfarrers Paul Vogt, mit welchem Gertrud Kurz auch persönlichen Kontakt pflegte.

    7.1.3 Nachlass Hans JennyDer Nachlass von Hans Jenny (1912–1996) präsentiert sich hinsichtlich des Materials und der darin berührten Themen äusserst vielfältig und vermag rund ein Jahrhundert schweizerische Zeit- und Familiengeschichte mit glo-baler Ausrichtung anhand schriftlicher und audiovisueller Quellen zu doku-mentieren. Im Vordergrund stehen neben der publizistischen Tätigkeit vor allem familiengeschichtliche Unterlagen sowie die intensive Reisetätigkeit von Hans und Trudy Jenny.

    Die schriftlichen und audiovisuellen biografischen Unterlagen dokumen-tieren nicht nur das Leben von Hans Jenny selbst, sondern auch jenes seiner Eltern und das seiner Ehefrau Trudy Jenny-Leu und reichen bis ins ausgehende 19. Jahrhundert zurück. Sie erlauben der Forschung einen – häufig auch sehr privaten – Einblick in das Leben und den wirtschaftlichen Aufstieg einer bürgerlichen Schweizer Familie im 20. Jahrhundert.

    Die publizistische Tätigkeit begann in den 1930er Jahren, als der Student Hans Jenny, damals Mitglied in frontistischen Organisationen, insbesondere für die dieser Bewegung nahestehenden Zeitungen, aber auch für andere gesamtschweizerische und regionale Presseorgane berichtete. Diese Tä-tigkeit erfuhr nach seinem einjährigen Studienaufenthalt in Berlin an der Deutschen Hochschule für Politik Mitte der 1930er Jahre eine Erweiterung,

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    Dicht am Geschehen: Diese Aufnahme gelang Hans Jenny auf seiner zweiten Afrika-Reise. Kaiser Haile Selassie am äthiopisch-orthodoxen Fest „Timkat“ im Frühjahr 1954 nahe Addis Abeba.

    indem er danach auch als freier Journalist und Wirtschaftskommentator für deutsche Zeitungen und solche in deutsch besetzten Gebieten tätig war. Diese von seiner Begeisterung für den Nationalsozialismus zeugenden Artikel sind häufig mit eigenem Bildmaterial unterlegt, Fotografien, die Jenny während seiner zahlreichen Reisen und Ausflüge in der Schweiz und in Europa angefertigt hat.

    Das reichhaltige Bildmaterial aus den 1930er bis in die 1950er Jahren umfasst Fotoabzüge, meist in aufwändig angelegten Fotoalben, sowie eine Sammlung von rund zweieinhalbtausend Negativen, die im AfZ nun in digitaler Form zugänglich ist. Zwar überschneiden sich Papierabzüge und

    Negative teilweise – allerdings erlaubt diese „zweigleisige“ Überlieferung oft eine präzisere Metadatierung und Kontextualisierung. Hinzu kommt, dass von einem beträchtlichen Teil der Negative keine Papierabzüge existieren. Fotografische Höhepunkte betreffen etwa die Olympischen Spiele 1936 in Berlin, die 650-Jahrfeier der Eidgenossenschaft 1941 in Schwyz, die Balkan-reise von 1942 und die in den frühen 1950er Jahren durchgeführten Reisen in den Norden und Osten des afrikanischen Kontinents. Das Fotomaterial eröffnet in Verbindung mit den von Jenny verfassten Artikeln, Aufsätzen und Monografien den Blick eines Schweizers auf das eigene Land, das umliegende Europa sowie auf einige afrikanische Staaten dieser Zeit.

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    Die Reise- und die damit zusammenhängende publizistische Tätigkeit er-fuhren ab den 1950er Jahren erneut eine Intensivierung. Neben weiteren Reisen in Europa unternahm Jenny 1962 zusammen mit seiner Frau Trudy und seiner älteren Tochter Erika eine Schiffsreise in die USA, wo sie während rund einem Monat neben der Hauptstadt Washington und den Zentren an der Ost- und Westküste auch zahlreiche Bundesstaaten im Landesinneren mit einem Mietwagen bereisten. Wie auch die zahlreichen weiteren Afrika-Reisen, welche die Jennys bis in die 1990er Jahre wiederholt insbesondere ins südliche Afrika führten, sind die USA-Reise und jene in verschiedene Länder Europas sowohl durch Reisetagebücher und Publikationen wie auch durch Filme, Diapositive und Fotografien sehr detailliert dokumentiert. Zusätzliche Unterlagen zu den Reisen in Afrika findet man im Archiv der Basler Afrika Bibliographien (BAB), wo ein weiterer Teil des Nachlasses lagert.

    Das persönliche und berufliche Netzwerk von Hans Jenny wird durch die sehr umfangreiche, weitgehend lückenlos erhaltene Korrespondenz er-sichtlich. Seine häufig über mehrere Jahrzehnte andauernden schriftlichen Kontakte geben Aufschluss über sein weitverzweigtes Beziehungsnetz von den 1930er Jahren bis zu seinem Tod 1996, darunter auch zu prominenten Persönlichkeiten in der Schweiz, Deutschland, dem afrikanischen Kontinent und weiteren Teilen der Welt. Zusätzliche Korrespondenz mit offensicht-lichem Afrika-Bezug findet sich ebenfalls bei den BAB.

    Das vielfältige Wirken von Hans und Trudy Jenny widerspiegelt sich auch in der von ihnen 1968 gegründeten Stiftung für abendländische Besinnung (heut