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JAHRESBERICHT EUNOMAD 2012 Migration, Entwicklung und Integration in Deutschland

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Jahresbericht eunomad 2012

Migration, Entwicklung und Integration in Deutschland

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© Eunomad, April 2013

Verfasst von Abdou Rahime Diallo, Lucía Muriel,

Mauricio Izasa Camacho, Rubén Cárdenas Carbajal(MEPa e.V.)

Redaktion Benjamin Kahns

Grafik Jens Möller, Friedhelm Röttgerding

(FABRO e.V.)

FotosRubén Cárdenas Carbajal, Thomas Pätzold

JAHRESBERICHT EUNOMAD 2012

Migration, Integration und Entwicklung in Deutschland

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.1.das eunomad netzwerk

Eine öffentlicher Arena für Multiakteur-Dialoge

Eunomad ist ein europäisches Netzwerk, das sich als eine öffentliche Arena für multiakteure Dialoge über Verfahren zur Verknüpfung von Migration, Staatsbürgerschaft, Integration und Entwicklung präsentiert.

Im Jahr 2007 beschlossen elf Strukturen aus neun Mitgliedsländern der Europäischen Union an der Beziehung von Migration und Entwicklung zusammen-zuarbeiten und den Mangel an Transparenz und Anerkennung von Co-Development Maßnahmen zu bewältigen, sowohl in den nordeuropäischen Ländern sowie im Süden, in den Herkunftsländern. Zur Verbesserung der besten Praktiken in diesem Bereich und der Erweiterung ihrer Auswirkungen, erschien es notwendig, ein euro-päisches Netzwerk zu schaffen. Im Jahr 2011 wurde das Netzwerk von über einhun-dert europäischen Beteiligten aus der Zivilgesellschaft, den lokalen Autoritäten und der akademischen Welt, die auf dem Gebiet Migration, Entwicklung und Integration forscht, aufgebaut (Migrantenverbände, Nichtregierungsorganisationen, lokale Behörden, Forschungsinstitute, Beteiligten-Netzwerke und nationale Verbände). Die Beteiligten sind in Länder-Plattformen gruppiert, welche wiederum auf der europäischen Ebene vom Eunomad Netzwerk umfasst sind.

Ein Labor für Co-Development Praktiken zur Förderung von Migranten als Akteure der Entwicklungszusammenarbeit hier und dort

Die Werte, die innerhalb des Netzwerkes gemeinsam sind, basieren auf dem Willen zur:

• Anerkennung der zivilen Beiträge, die durch die Migranten für ihre Herkunftsländer und die europäischen Länder erbracht werden

• Bekräftigung der Bedeutung von Mobilität für die Entwicklung „hier und dort“

• Rationalisierung der Debatte über die Einwanderung nach Europa.

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Eunomad zielt darauf die bewährtesten Praktiken ihrer Mitglieder für die Beziehung zwischen Migration, Entwicklung und Integration zu verstärken und durch ein Werk der Kapitalisierung Strategien der Interessenvertretung zu formu-lieren, damit die Politik diese Beziehungen im Interesse der Migranten in beiden ihrer Ländern wirksam unterstützen kann.

Um diese Ziele zu erreichen, konzentriert das Eunomad Netzwerk seine Aktivitäten auf die folgenden Bereiche:

• Kapitalisierung. Förderung der besten Praktiken und Austausch der Einschätzungen von Methoden zwischen Organisationen, die in dem Bereich der Entwicklung im Zusammenhang mit Migration und Integration arbeiten.

• Forschung. Eine allgemeine Analyse der Politik und besten Praktiken in diesem Bereich bezüglich der sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung in den Herkunftsländer sowie den Ländern in Europa.

• Interessenvertretung. Formulierung von Empfehlungen für öffentliche Autoritäten wie den Mitgliedstaaten der Europäischen Union, den Herkunftsländer, internationalen Gremien wie dem Europarat, den Vereinten Nationen und insbesondere der Europäische Union.

European workshop on the « Intercultural capacities of migrants » in Milan, January 28-29 2013

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1. Die durch Eunomad zum Zwecke der gemeinsamen Interessenvertretung instituierte „Civil Society Contact Group“ bildet einen Raum für den Dialog zwischen diesem Netz und den wichtigsten europäischen Akteuren der Zivilgesellschaft, die sich zu Themen nahe den der Eunomad engagieren (Migration, Integration, Entwicklung, Diskriminierung, Zusammenarbeit): die Netzwerke CONCORD, SOLIDAR, Migreurop, ENAR, PICUM, ECRE sind Teil der Gruppe.

April 2007„Migration und Co-Development:

Wofür stehen die europäischen NRO“ Forum (Paris)

Dezember 20081. Jährliche Netzwerk Hauptversam-

mlung (Brüssel)

Mai 20102. Eunomad Workshop „Migration und Entwicklung hier und dort: die

wirtschaftlichen Ressourcen von Migranten“ (Madrid)

November 2010Europäisches Politikseminar „Migra-

tion und Entwicklung: Die Bezie-hung zwischen den europäischen Maßnahmen und Praktiken in der

Zivilgesellschaft?“ Und Treffen der europäischen Netzwerke der Zivilge-sellschaft und Beteiligten der Migra-

tion und Entwicklung, durch Euno-mad gefördert, und die Errichtung

einer „Civil Society Contact Group„1

Netzwerkstruktur und erste europäische Workshops zu Kapitalisierung und Lobbyarbeit

Die Chronologie des Netzwerkes

Ursprünge

Oktober 2007Konstituierende Generalversammlung von Eunomad (Liège)

Oktober 20091. Eunomad Workshop „Beiträge und Grenzen der Migration zur Entwicklung hier und dort. Expertenmeinungen über die sozialen Ressourcen von Migranten“ (Paris)

Mai 20102. Jährliche Netzwerk Hauptversam-mlung (Madrid)

2010Strukturierung der Länderplattformen in Spanien, Frankreich, Italien, Groß-britannien, Polen, und Belgien

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Ein Netzwerk, das sich sowohl bei institutionellen Interessenvertretungen als auch europäischen und

internationalen Zivilgesellschaften durchsetzt.

Februar bis Oktober 20113 Sitzungen der „Civil Society

Contact Group“ (Brüssel)

November 2011Vorstellung des Netzwerkes beim

„European Forum on Integration“; 3. Eunomad Workshop „Mögliche

Erneuerungen für Co-Development Praktiken? Mit Fokus auf Jugend und der aktuellen Migration“ (Den Haag); 3. Jährliche Netzwerk Hauptversam-mlung, zu der Reform der Netzwer-

kverwaltung (Den Haag); Partizipation und Intervention beim „Global Forum

on Migration und Entwicklung „ (Genf)

März 20124. Jährliche Netzwerk

Hauptversammlung (Brüssel)

Juli 2012Organisation des spanischen Euno-

mad Workshops über „Interkulturelle Kompetenzen der Migranten in Co-

Development Praktiken“ (Madrid)

19-20 November 2012Teilnahme an den Tagen der Zivilge-sellschaft des Globalen Forums für Migration und Entwicklung (Mauri-

tius)

26-30 November 2012Teilnahme am “World Social Forum

on Migration” (Philippinen)

Oktober 2011Präsentation des Berichtes „Menschliche Entwicklung in den Mittelpunkt des globalen Ansatzes von Migration stellen“ vor der polnischen Präsidentschaft des Rates der Europäischen Union und Treffen des Netzwerkes mit polnischen institutionellen Vertretern der Ministerien für Auswärtige Angelegenheiten, Inneres und soziale Angelegenheiten (Warschau)

Dezember 2011Intervention bei den „European Development Days“ (Warschau)

Juni 2012Europäisches Integrationsforum (Brüssel), Organisation des franzö-sischen Eunomad Workshops über „Interkulturelle Kompetenzen der Migranten in Co-Development Prakti-ken“ (Paris)

Oktober 2012Organisation des italienischen Eunomad Workshops zum Thema „Interkulturelle Kompetenzen der Migranten in Co-Development Praktiken“ (Mailand); Teilnahme an den „European Development Days“ (Brüssel)

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2013 Perspektiven

Ein europäischer Workshop zum Thema „Interkulturelle Kompetenzen der Migranten in Co-Development Praktiken“ (Mailand); Gemeinsames Seminar mit Netzwerken lokaler Autoritäten und der Europäischen Union (Brüssel) und eine weitere Stärkung des Netzwerks.

European workshop on the « Intercultural capacities of migrants » in Milan, January 28-29 2013

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2. Statistisches Bundesamt: Mikrozensus 2011

.2.LANDESPRÄSENTATION

Der EUNOMAD Jahresbericht 2012 „Migration, Integration und Entwicklung in Deutschland“ beschreibt Trends und Beobachtungen des Phänomens der Migration und der damit im Zusammenhang stehenden Partizipation und Entwicklungszusammenarbeit basierend auf Daten, die in den letzten 4 Jahren erhoben und ausgewertet wurden.

Statistiken, Daten und Migrationsfaktoren

Bevölkerung 2011 81,8 Mio.

Mig rantenanteil 2011 16,0 Mio. 19,5 %

Ausländeranteil 2011 7,2 Mio. 8,8 %

Die Zahl der in Deutschland lebenden Migranten ist nach dem Mikrozensus 20112 auf knapp 16 Millionen Menschen angestiegen. Eine Mehrheit von etwa 8,8 Millionen Menschen besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft. Der Ausländeranteil beträgt mit 7,2 Millionen Menschen 8,8%. Die zahlenmäßig stärkste Gruppe (3,3 Millionen Migranten) haben türkische Wurzeln, gefolgt von Polen (1,5 Millionen) und Russland (1,2 Millionen).

Der große Anteil der türkischstämmigen Bevölkerung in Deutschland ist beson-ders auf die Anwerbung von Arbeitnehmern aus der Türkei Anfang der 60er bis Ende der 70er Jahre zurückzuführen. Ab den 80er Jahren nahm die Zahl der Arbeitsmigranten dann stetig ab, während die Zahl der Asylbewerber anstieg. Dadurch nahm die Zahl der Herkunftsnationen der Migranten in Deutschland zu. Heute leben Menschen aus 194 Nationen in Deutschland. Wanderten aus Süd- und Zentralamerika in den 70er noch vor allem Asylbewerber nach Deutschland ein, waren es später vor allem Studenten. Hier bilden die Brasilianer die größte Gruppe, gefolgt von Chilenen und Argentiniern. Generell nahm ab Mitte der 80er Jahre die Migration aufgrund des Studiums stetig zu.

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Eine besondere Rolle spielt die Migration von Vietnamesen nach Deutschland. Heute leben ca. 130.000 Vietnamesen in Deutschland, davon ca. 40.000 mit deutscher Nationalität. Damit sind die Vietnamesen die größte Gruppe von Ostasiaten in Deutschland, noch vor den Chinesen, Japanern und Koreanern. Ab den 50er Jahren kamen Vietnamesen in erster Linie im Rahmen des Studiums und zur Ausbildung in die DDR. Eine große Anzahl wurde auch als Vertragsarbeiter zur Arbeit in ostdeutsche Industriebetreibe angeworben. Man geht heute davon aus, dass ca. 80.000 Vietnamesen permanent in der DDR studierten und arbeiteten. Ab 1979 wanderten Menschen aus Vietnam auch verstärkt in die Bundesrepublik ein, so dass bis 1989 ca. 40.000 Vietnamesen in Westdeutschland lebten.

Bei den afrikanischen Migranten sind Menschen aus Marokko, Ghana, der Demokratischen Republik Kongo, Nigeria, Eritrea, Äthiopien und Kamerun am stärksten vertreten. Während die Migration aus Ghana und Marokko bereits Ende der 50er Jahre begann, kam die Mehrzahl der Migranten aus Afrika im Zeitraum Ende 70er bis Ende 90er nach Deutschland.

Die Mehrheit waren entweder Asylbewerber oder Studierende, wobei die Studierenden aus Kamerun einen ausgesprochenen hohen Anteil ausmachten: 64% aller Studenten Afrikas in Deutschland sind aus Kamerun.

Für das Migrationsgeschehen in den 90er Jahre spielte vor allem der Zuzug von (Spät-) Aussiedlern aus den osteuropäischen Staaten eine große Rolle. Ebenfalls von Bedeutung war seit 1991/92 der Zuzug von Kriegsflüchtlingen aus dem ehemaligen Jugoslawien, die später jedoch größtenteils wieder in ihre Heimat zurückgekehrten. Schon immer flohen Menschen vor Krieg und Bürgerkrieg auch nach Deutschland. In den letzten Jahren kamen diese Flüchtlinge unter anderem vom Balkan, aus Irak, Iran und Afghanistan und zuletzt aus den Staaten des Maghreb (vor allem aus Libyen und Tunesien) und der arabischen Welt (zum Beispiel Syrien oder Ägypten).

Der Großteil des Migrationsgeschehens in Deutschland wird seit Jahren durch die Migration zwischen Deutschland und anderen europäischen Staaten dominiert. Im Jahr 2011 zogen etwa drei Viertel aller zugewanderten Personen (75,8%) aus einem anderen europäischen Staat nach Deutschland. Aus den alten Staaten der Europäischen Union (EU-14) kamen 19,4% und aus den neuen EU-Staaten (EU-12) 42,7%. Damit liegt der Anteil der Zuzüge aus den EU-Staaten insgesamt bei 62,1% aller Zuzüge. Aus den Nicht-EU-Staaten Europas kamen 13,7% aller zugezogenen Personen, weitere 12,8% kamen aus asiatischen Staaten, und nur 7,3% zogen aus Amerika, Australien und Ozeanien nach Deutschland. Mit nur 3,3% zogen aus den afrikanischen Staaten am wenigsten Menschen nach Deutschland.

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Auch für die Fortgezogenen aus Deutschland war Europa die Hauptzielregion: drei Viertel zogen aus Deutschland in ein anderes europäisches Land (75,5%). Etwa ein Fünftel davon (20,4%) zog in eines der alten EU-Staaten und mehr als ein Drittel (36,4%) in eines der neuen Mitgliedstaaten der Europäischen Union. In einen europäischen Nicht-EU-Staat zogen 18,7% der Fortziehenden. Der Anteil der Fortgezogenen nach Asien betrug 11,2% und der nach Amerika, Australien und Ozeanien 9,2%. Nach Afrika wanderten lediglich 3,0% aus.

Migration, Partizipation und die aktive Rolle von Migranten

Bezüglich der Partizipation von Migranten herrscht in Deutschland in allen gesellschaftlichen Bereichen noch immer ein enormes Missverhältnis zwischen der Mehrheitsgesellschaft und den Migranten. Hier fallen besonders die Bereiche Zugang zu qualifizierter Ausbildung und Arbeit sowie Zugang zu adäquaten Wohnungsgebieten auf. Migranten partizipieren in diesen Bereichen deutlich weniger. Zusätzlich bestehen deutliche Unterschiede zwischen Migranten aus EU- und Nicht-EU-Staaten (sogenannte Drittstaaten).

Migranten aus EU-Staaten haben aufgrund von EU-Regelungen einen leichteren Zugang zum Bildungs- und Arbeitsmarkt, und somit auch zum Wohnungsmarkt. Sie erhalten durch die höhere Akzeptanz ihrer Bildungstitel und Abschlüsse leich-teren Zugang zu Weiter- und Fortbildungen. Und somit auch zu höher qualifizierten Arbeitsplätzen und schließlich zu höheren Gehältern. Sie können demzufolge leichter am kulturellen Leben teilnehmen und ihren Nachkommen eine höhere Bildung zukommen lassen.

Ein Beispiel bieten hier die spanischen Migranten, bei denen eine über-durchschnittlich hohe Anzahl von Abiturienten und Hochschulabsolventen zu verzeichnen ist. Gleichzeitig ist eine verstärkte Partizipation spanischer Migranten in sozialen Führungsbereichen zu beobachten. Vergleichsweise haben es Arbeits- oder Studienplatzsuchende mit vergleichbarer oder sogar höherer Qualifikation aus Nicht-EU-Staaten wie Guinea, Senegal oder Marokko sehr viel schwerer sich in der Gesellschaft zu etablieren.

Migranten aus Nicht-EU-Staaten und besonders aus Afrika und Süd- und Mittelamerika sind in der kulturellen und medialen Landschaft Deutschlands nach wie vor Randerscheinungen. Die Zahl von Fernsehmoderatoren, Filmstars

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und Sportlern, die als Vorbilder einen positiven Einfluss, insbesondere auf die Motivation von Jugendlichen gesellschaftliche Partizipation anzustreben, haben könnten, ist in Deutschland vergleichsweise niedrig.

In Frankreich, den Niederlanden und Großbritannien ist die Partizipation von Migranten in den Bereichen Medien, Politik und Gesellschaft bedeutend höher, sowohl in Toppositionen als auch in prozentualer Beteiligung. Als Beispiele mögen hier deren Fußballmannschaften, der Bürgermeister von Rotterdam Ahmed Aboutaleb (Marokko), der in Frankreich aktive Nachrichtensprecher und Journalist Harry Roselmack (Martinique), das Regierungsmitglied Frankreichs Rachida Dati (Algerien) und die Generalstaatsanwältin Großbritanniens Baronin Patricia Scotland (Dominikanische Republik) dienen. Die Migranten partizipieren in diesen Ländern als Professoren, Ärzte, Lehrer und Unternehmer deutlich aktiver und sichtbarer an der gesellschaftlichen Entwicklung als in Deutschland.

Die Strategie der Bundesrepublik Deutschland die Partizipation von Migranten zu realisieren, lässt sich mit dem Integrationsprogramm beschreiben, welches sich ausschließlich auf die Handlungsfelder Sprachliche Integration, Bildung, gesellschaftliche und berufliche Integration beschränkt. Aus Sicht der Migranten springt das Konzept der Integration für eine nachhaltige und essentielle Partizipation auf allen relevanten sozialen Ebenen jedoch zu kurz.

Migration und Entwicklungszusammenarbeit

Bezüglich Migration und Entwicklung wurden große Anstrengung im Bereich Stärkung der Kapazitäten von Diaspora-Vereinen und Bereitstellung finanzieller Unterstützung geleistet. Dabei ist besonders das starke Engagement der afrika-nischen Diaspora zu würdigen, Projekte der Entwicklungszusammenarbeit und der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit als Strategie für die Entwicklung der Herkunftsstaaten zu nutzen. Jedoch führt nur ein Bruchteil der Migranten-Vereine Projekte der Entwicklungszusammenarbeit durch. Das liegt an den mangelnden Kenntnissen der Vereine Projekte zu beantragen und durchzuführen.

Ausgehend von einem Ansatz interkultureller Öffnung auf allen gesell-schaftlichen Ebenen, sollte eine Partizipationsstrategie entworfen werden, die Migranten eine führende und aktive Rolle bietet. Die Grundrichtung führt dabei weg vom Gedanken der Integration und hin zum Prinzip der Partizipation. Bei der Entwicklung von Programmen, welche die Partizipation von Migranten

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stärken sollten, gab es bisher ein Mangel von partnerschaftlichen Ansätzen, in denen die Kompetenzen, Expertisen und Erfahrungen der Migranten gemein-sam mit denen der Mehrheitsgesellschaft zusammenwirken. Angesichts der wachsenden Komplexität ist es fundamental das reiche professionelle, soziale und kulturelle Kapital der Migranten aktiv und strukturell mit bei der Entwicklung einer Gesamtstrategie einzubeziehen um ein innovatives Partizipationskonzept zu entwerfen.

European workshop on the « Intercultural capacities of migrants » in Milan, January 28-29 2013

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.3.Präsentation der neuigkeiten 2012

Vorwort:

MEPa e.V., Mitglied der deutschen Plattform der EUNOMAD, legt hiermit seinen ersten Bericht im Rahmen seines Auftrages als Berichterstatter vor. Damit präsentiert MEPa aus migrantischer Perspektive ausgewählte Inhalte und gesellschaftliche Zusammenhänge und stellt sie damit dem kollektiven Austausch mit allen Mitgliedern des EUNOMAD-Netzwerkes zur Verfügung.

Wir präsentieren einen Blick auf die migrantische Realität und stellen diese in das Zentrum der gewonnenen Erkenntnisse und der Analyse. Erprobte Praktiken und erarbeitete Erfahrungen migrantischer Akteure und deren Organisationen sind der Ausgangspunkt für den Bericht.

Die gegenwärtigen Entwicklungen der Bundesrepublik Deutschland sind in ihrer Eigendynamik im engen Zusammenhang mit der Eurokrise zu betrachten. Diese Dynamik droht schon seit mehreren Jahren das Land in eine soziale Schieflage zu bringen.

Gleichzeit ig verstärk t die Staatsschuldenkrise in der EU die Wanderungsbewegungen in Europa im gleichen rasanten Tempo. Das macht die Migrationsagenda immer dringlicher.

Dieser Bericht stellt eine Ergänzung zu den Beschreibungen der good prac-tice Modelle dar und spiegelt in gewisser Weise einen Ausschnitt der unter migrantischen Akteuren aktuell geführten Debatten und Überlegungen wider. Migrantenorganisationen sind auf der Meso-Ebene Spiegel der Lebensrealität von in Deutschland lebenden Migrant/innen.

Bei der Sichtung des Materials über aktuelle Analysen der Gesellschaft, der Wirtschaft oder der Globalisierung fiel auf, dass darin Themen wie Migration und migratorische Prozesse oder Phänomene keinen Platz einnehmen. Themen wie Diversity, Demokratisierung und Gestaltung von partizipatorischen Herausforderungen werden losgelöst von den eigentlichen Akteuren dieser

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Prozesse, den Migranten, der Diaspora und der zweiten Generation, abge-handelt. Das ist um so erstaunlicher, wenn man feststellt, wie eng das Label „Migrationshintergrund“ in den Berichten mit erfolgloser Bildung, Probleme auf dem Arbeitsmarkt oder Unsicherheit im Alltag verknüpft ist. Das kann ein Hinweis dafür sein, dass Migration nur im Zusammenhang mit problematischen Gegenwartsthemen diskutiert wird, aber nicht in gesamtgesellschaftlichen Konzepten über Zukunft oder Demokratisierung der Republik integriert wird. Bemerkenswert ist weiterhin, dass bei der Ermittlung der Auswirkungen von Migration innerhalb der internationalen Migrationsdebatten die gesellschaftlichen Indikatoren über Migration nicht interdisziplinär betrachtet werden. Das erlaubt die Schlussfolgerung, dass eine interdisziplinäre Betrachtung bzw. Analyse den Erkenntnisgewinn um ein Vielfaches vergrößern könnte. Ramu Damodaran, der Deputy Director der Public Informations Outreach Division der UN betont diesen Zusammenhang als eine mögliche Quelle für durchschlagende, neue Erkenntnisse über den tatsächlichen Impact von Migration auf die europäischen Einwanderungsgesellschaften.3

Aktuelle Situation

Um die gegenwärtige Situation in Deutschland deutlicher zu erfassen, lohnt sich der Blick auf den 2012 veröffentlichten 4. Armutsbericht der Bundesregierung. Diese Analyse wird vom Arbeitsministerium alle vier Jahre vorgelegt. Demnach steigt der Wohlstand, jedoch nur der der Reichen. Ihnen gehören laut dem neuen Armutsbericht 53 Prozent des Vermögens, der unteren Bevölkerungshälfte bleibt ein Prozent. Die Schere zwischen arm und reich klafft immer weiter auseinander, vor allem in wesentlichen Lebensbereichen wie Bildung, Gesundheit, Sicherheit.

Auch wenn Deutschland allgemein als das Land in Europa gilt, das am wen-igsten von der Finanzkrise belastet ist, stehen große wirtschaftliche Einschnitte genau in den Bereichen bevor, in denen Armut entsteht:

• zunehmend prekäre Arbeitsverhältnisse• ungleiche Einkommens-/Vermögensverteilung• Ausgrenzungen aus dem Arbeitsprozess• Mangel an Bildungsmöglichkeiten

Der Bericht belegt, dass:

3. Integrations-Index 2012 von UN AI und Media Tenor International.

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• die von der weiter steigenden Ungleichheit in der Einkommens- und Vermögensverteilung, also von Armut betroffenen Bevölkerungsgruppen, Familien mit Kindern (je mehr Kinder, desto betroffener), alleinerziehende Mütter, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, Arbeitslose und Personen mit Migrationshintergrund sind.

• die Zahl der Milliardäre rasant wächst (in den letzten fünf Jahren um das Doppelte)

• der Gina-Koeffizient4 momentan bei ca.0,34 liegt und weiter in Richtung eins strebt5

• die Armutsrisikoquote weiterhin steigt, da immer mehr Menschen weniger als 60% des Nettoäquivalenzeinkommens zur Verfügung haben.

Die Bevölkerungsgruppe mit sogenanntem Migrationshintergrund, welche ebenfalls überdurch-schnittlich häufig von Armut bedroht ist, wird erstaunlicher-weise überhaupt nicht erwähnt.

Das Nettovermögen des Staates ist im Vergleich zwischen 1998 und 2008 um über 800 Milliarden Euro zurückgegangen. Dies sei bereits seit zwei Jahrzehnten zu beobachten. Wegen der Finanz- und Wirtschaftskrise und den damit verbundenen Rettungsmaßnahmen des Staates sei „eine Verschiebung privater Forderungen und Verbindlichkeiten in staatliche Bilanzen feststellbar“. Laut Bericht läge hier ein Beleg dafür vor, dass „in unserem Wirtschaftssystem Gewinne privatisiert, Verluste aber sozialisiert würden“.6 Und noch eine andere Zahl bestätigt den Eindruck vieler Menschen, der Wirtschaftsboom ginge an ihnen vorbei. In den zehn Jahren seit der Euroeinführung haben sich viele der alten DM-Preise in Europreise verwandelt. Mit Ausnahme von Elektronik und Textilien aus Asien sind viele Produkte 2012 doppelt so teuer wie noch 2002 – aber kaum ein Normalverdienereinkommen hat sich in diesem Zeitraum auch nur annähernd entwickelt. Im Gegenteil: 40 Prozent der Vollzeitbeschäftigten müssen nach Abzug der Inflationsrate sogar Verluste hinnehmen. Das Auseinanderfallen der Gesellschaft, wie es der Armuts- und Reichtumsbericht widerspiegelt, kann den sozialen Frieden auf eine harte Probe stellen. Es kann den fundamentalen Konsens gefährden und das parlamentarische System in eine Krise stürzen.

4. Gibt den Grad der Verteilung des Einkommens zwischen den einzelnen Haushalten und der perfek-ten Gleichverteilung der Gesellschaft eines Landes an.

5. Verweist auf eine zukünftige Verschärfung der Ungleichheit.

6. Klaus Schroeder: Armuts- und Reichtumsbericht: Jenseits der Lebenswirklichkeit. – Wirtschafts-dienst, Jg. 92, Heft 10, Oktober 2012.©

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Politischer Diskurs

Die sogenannten Migrant/innen machen ungefähr ein Fünftel der ge-samten Bevölkerung in Deutschland aus. Sie unterscheiden sich in ih-ren Sozialisierungskontexten, kulturellen und persönlichen Prägungen, Erfahrungshintergründen, Herkunftsmerkmalen, Wertvorstellungen, Glauben und Weltanschauungen, um nur einige wenige Aspekte zu nennen. Genau genom-men ist die Vielfalt das gemeinsame Merkmal für diese unter den Begriffen „Migrant/in“, „Mensch mit Migrationshintergrund“, „Ausländer“ oder „Fremder“ zusammengefasste Bevölkerungsgruppe. Nach den bisherigen Erfahrungen ist das Ignorieren dieser faktischen Vielfalt als auch der Besonderheiten kontraproduktiv. Es blendet ein wesentliches Stück der realen Lebensbezüge der Zugewanderten aus und neutralisiert fast vollständig die vorhandenen Potentiale.

Potentiale, die der zivilgesellschaftlichen Emanzipation verloren gehen. Das illustriert auch wie problematisch diese Bezeichnungen sind.

Vor etwas mehr als einem Jahr stellte sich die Veröffentlichung des Buches „Deutschland schafft sich ab“ von Thilo Sarrazin aufgrund des „hohen Levels“

der politischen Inkorrektheit seiner Thesen als eine besondere Belastung für das Verhältnis zwischen Mitte der Gesellschaft und der migrantischen Peripherie heraus. Während sich die Mitte der Gesellschaft in den Bann seiner Thesen hineinziehen ließ, füh-lte sich die muslimische Bevölkerung unter Beschuss genommen. Die öffentliche Debatte darum, ob sich Deutschland angesichts der hier leben-den muslimischen Vielfalt „abschafft“, hat eine große Zahl an Migrant/innen und auch Nicht-Muslime betroffen. Die vermittelten Botschaften „Deine mitgebrachte Identität ist uns fremd und deshalb bedrohlich! Erst wenn du so wirst wie wir, dann wirst du Teil des Ganzen sein dürfen“, fühlte sich wie ein Vorwurf an, den falschen Namen zu tragen, die falsche Hautfarbe zu Migrantissimo

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haben oder an den falschen Gott zu glauben. Zum Identitätsbild gehört hier sowohl das Erleben der eigenen Migration als auch die Bewertung des eigenen integrativen Prozesses. Die Frage „Wie gut fühle ich mich integriert?“ hängt eng zusammen mit der gesellschaftlichen Bewertung von Migration allgemein. Menschen, die ihre Lebensmitte in einem neuen Land (re-)konstruieren, nehmen genau wahr, wie sie von der dortigen Mehrheit angenommen werden, welche Erwartungen an sie gerichtet werden oder welche auch unausgesprochenen Botschaften beispielsweise über die Medien der einheimischen Gesellschaft an sie als Zuwanderer vermittelt werden.

Der Diskurs über Migranten beider Geschlechter in den Medien

Im Allgemeinen gibt es ein Problem bei der Arbeitssuche der Migranten im Medienbereich, aber dieses Problem haben sie gemeinsam mit den deutschen Journalisten. Die Verantwortlichen stellen bevorzugt Bewerber aus ihren Bekanntenkreis ein. So etwas wie einen „freien Markt“ gibt es nicht – es sei denn, man betrachtet die Freiheit des Marktes als die Freiheit, die Bekannten und Freunde zu begünstigen.

Migrantissimo

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Miltiadis Oulios, Radioreporter beim WDR und Autor bei Tages- und Wochenzeitungen wie TAZ und Die Zeit, sah sich dazu veranlasst in Düsseldorf eine Veranstaltung mit dem Titel „Wieviel Platz ist in deutschen Medien für Kanak Power?“ zu organisieren. Bei seiner Arbeit für verschiedene Redaktionen hatte er die Erfahrung gemacht, dass in deutschen Medien kein Platz für Themen ist, die für die Mehrheitsgesellschaft vielleicht unbequem sind, die aber aus der migrantischen Perspektive sinnvoll sind. Auf der Veranstaltung ging er der Frage nach: Wieviel Platz ist für Journalismus, der Migranten weder als Opfer, noch als Täter darstellt, sondern als Menschen, die mit ihrer Lebensweise und auch mit ihrem praktischen Kosmopolitismus die Selbstverständlichkeiten des Nationalstaats infrage stellen? Eine diese Selbstverständlichkeiten erklärt er fol-gendermaßen: „Es wird viel berichtet über so genannte Ghettos – damit sind dann Wohnviertel gemeint, in denen viele Einwanderer leben. Aber in dem Moment, wo es darum geht, wo eigentlich Ghettos von deutschen Mittelschichtsangehörigen sind – also von denen, die sich als die Norm begreifen – und inwieweit deren Schließungstendenzen auch ein Problem für die Gesellschaft darstellen, zeigt sich immer, dass dafür kein Platz ist, oder man zumindest stark argumentieren muss, dass dafür auch Platz sein muss.”7

Wie in anderen Tätigkeitsbereichen haben Migranten beider Geschlechter in Deutschland auch bei den Massenkommunikationsmedien keinen selbstver-ständlichen Zugang zu Arbeitsplätzen. Das Recht auf Arbeit wird auch in diesem sensiblen Bereich mit Argumenten beschnitten, die immer implizit um das nationale Bewusstsein kreisen und festhalten wollen, wer zur Nation dazugehört, und wer nicht. Ein Blickwinkel der Berichterstattung, welcher vom bürgerlichen, deutschen abweicht, wird zensiert. Die Existenzform der Medien in Deutschland ist selbst ein Teil des Diskurses der beschränkten Partizipation. “Partizipation” darf nur dort und in dem Maße stattfinden, wo der Status Quo nicht infrage gestellt wird.

Welchen Diskurs verbreiten die Medien?

Offensichtlich bei der Betrachtung der Berichterstattung der deutschen Medien ist, dass sie die Ereignisse, an denen Migranten beteiligt waren oder welche Fragen über die Identität der deutsche Gesellschaft aufwerfen, durch sensa-tionserheischende Themen verdrängt werden. In Bezug auf die Berichterstattung zu den Mordfällen der NSU-Terrorzelle aus Zwickau konstatiert die deutsch-iranische

7. Ralf Hutter: Kanak Media Attak. Die Selbstverständlichkeiten des Nationalstaats infrage stellen. In: Neues Deutschland 22.03.12.

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Sozialwissenschaftlerin und Medienbeobachterin Naika Foroutan: “Statt dieser offen in der Mitte der Gesellschaft platzierten rassistischen Äußerung mit einer offen geführten Diskussion über Rassismus zu begegnen, sprechen wir monatelang über Integration und die Rolle des Islam in Deutschland. Zehn Menschen werden von Nazis hingerichtet, der Verfassungsschutz ermittelt in die entgegengesetzte Richtung, die Mörder werden von einem breiten Umfeld gedeckt - und, statt über Rassismus zu reden, reden wir neun Wochen lang über Christian Wulff.8

In den deutschen Massenmedien nimmt die Narrative der >Gäste< immer noch einen zentralen Platz ein. Ein Motiv dieser Erzählung lautet: “Es ist unmöglich, zweien Herren zu dienen, man muss sich entscheiden”. Die Interkulturalität wird für unmöglich gehalten. So eine Teilnehmerin aus Berlin auf dem Bundesfachkongress Interkultur im Oktober 2012 in Hamburg.

„Die Arbeitslosenquote der Migranten war Ende 2011 mit 24,2 Prozent fast doppelt so hoch wie für alle Leipziger mit 11,6 Prozent.“9 Diese Angabe von einem verabsolutierten Verhältnis verschweigt die relativen Zahlen: Die Migranten machen 19% der Bevölkerung im bundesweiten Durchschnitt aus, die Einheimischen 81%. Die Schlagzeile suggeriert, dass eine übertrieben hohe, absolute Zahl von Ausländern erster und zweiter Generation Leistungen vom sozialen System beziehen und somit den deutschen Steuerzahlern auf der Tasche liegen.

Arbeitsmarkt und Bildung

Seit April 2012 ist das sog. Anerkennungsgesetz des Bundes („Gesetz zur Verbesserung der Feststellung und Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifikationen“) in Kraft. Erstmals erhalten Bewerber mit ausländischen Diplomen und anderen Abschlüssen damit einen Anspruch, ihre Qualifikation von der zuständigen Behörde bewerten zu lassen – ganz unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit und der Herkunft ihres Zeugnisses. Von einem „Paradigmenwechsel“ spricht Maria Böhmer, die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung.

Für die Kosten des Verfahrens müssen die Bewerber allerdings weiter selbst aufkommen – ein Umstand, den die Opposition kritisiert. Auch die Diakonie mahnt finanzielle Unterstützung für die Zuwanderer an. Menschen mit geringem

8. Naika Foroutan: Morde der Zwickauer Terrorzelle. Ein Angriff, der uns allen gilt. In: Die Zeit 23. Februar 2012.

9. Migrationsbericht der Stadt Leipzig 2012.

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Einkommen können sich die Gebühren und Kosten, etwa für notwendige Übersetzungen, oft nicht leisten.

In einer ganzen Reihe von Berufen in Deutschland waren die Berufsausübung und auch der Zugang zu den entsprechenden Anerkennungsverfahren bisher an die deutsche Staatsangehörigkeit oder die eines EU-Mitgliedsstaates geknüpft. Das Gesetz schafft diese Kopplung weitestgehend ab. Ausschlaggebend sind in den meisten Berufen künftig nur der Inhalt und die Qualität der Berufsqualifikationen, nicht aber die Staatsangehörigkeit oder Herkunft. Dies war bisher - selbst wenn man in Deutschland studiert hatte - nicht möglich.

Qualifizierung, Unterstützung, Förderung

Migrant/innen streben immer häufiger leitungs-, führungs- oder entscheidungs-tragende Positionen an. Qualifizierung und Weiterbildung haben jedoch in den letzten Jahren eine problematische Konnotation erhalten. Die über die Medien vermittelte Behauptung, Integrationswilligkeit ließe sich nur an der Beherrschung der deutschen Sprache belegen, hat schon längst den Charakter eines Assimilationsdrucks angenommen. Diejenigen, die außer der hohen Qualifizierung auch perfekt Deutsch sprechen, sind auf dem Arbeitsmarkt ernsthafte Konkurrenten. Als solche werden sie von vielen Einheimischen als Bedrohung erlebt und strukturell diskriminiert. Das heißt, Migrant/innen können im besten Fall über Bildung in der Gesellschaft ankommen.

Partizipation

Partizipation ist als Grundlage zu verstehen für politisches Handeln. Bund, Länder und Kommunen haben im vergangenen Jahrzehnt ihre Anstrengungen verstärkt, um die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund gezielt und nachhal-tig zu verbessern. Hierzu gehören die Reform des Staatsangehörigkeitsrechts, die Verabschiedung des Zuwanderungsgesetzes und eine weit reichende Neugestaltung der Integrationsförderung auf Bundesebene ebenso wie die Entwicklung von Konzepten und Leitlinien in den Ländern sowie die Bündelung und strategische Ausrichtung integrationspolitischer Maßnahmen in den Städten, Gemeinden und Landkreisen.

Viele Kommunen unternehmen schon seit Jahrzehnten beachtliche Anstrengungen, um die Integration von Zuwanderern zu fördern. Die Erkenntnis,

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dass die Bundesrepublik Deutschland eine Einwanderungsgesellschaft geworden ist, die von gelingender Zuwanderung profitieren kann und die mit Migrationsbewegungen verbundenen Herausforderungen aktiv gestalten muss, hat auf kommunaler Ebene früh eingesetzt. Viele Städte, Gemeinden und Landkreise bemühen sich gegenwärtig verstärkt, aus den verschiedenen Ansätzen in den zentralen Handlungsfeldern integrationspolitische Gesamtkonzepte zu entwickeln.

In der Erklärung des Bundes und im Beitrag der Länder zum Nationalen Integrationsplan werden die integrationspolitischen Leistungen der Kommunen ausdrücklich gewürdigt. Gleichzeitig ist festzustellen, dass viele der in den Kommunen auf Papier vereinbarten Anstrengungen kaum bei den migran-tischen Organisationen ankommen. Der Integrations-beauftragte der SPD-Bundestagsfraktion Adan Özoguz und die zuständige Berichterstatterin Daniela Kolbe bemängelten, dass in Anbetracht der enormen Beiträge, die von mi-grantischen Organisationen seit Jahrzehnten geleistet werden, eine tragfähige Förderung längst überfällig ist. Klar ist, dass auf Nachhaltigkeit angelegte profes-sionelle Arbeitsansätze nur mit einer auf Dauer ausgelegten Förderung möglich sind. An die Staatsministerin Maria Böhmer richten beide SPD-Bundespolitiker die Mahnung, die Arbeit von Migrantenorganisationen nicht nur symbolisch „bei warmen Worten, Kaffeerunden und netten Bildern“ zu würdigen, sondern diese mittels kontinuierlichen Förderungen zu untermauern.10

Für eine effiziente Verknüpfung zwischen migrantischen Engagement und Potentialen einerseits und der Kommunalpolitik andererseits müssen noch Praktiken erprobt bzw. ausgewertet und Strategien entwickelt werden. Trotz der Selbstverpflichtungen, die sich die Kommunen auferlegt haben, scheinen viele Maßnahmen nicht den Erwartungen der jeweiligen Akteure zu entsprechen. Das liegt zum einen daran, dass den migrantischen Organisationen (MO) häufig Informationen über das Wirken der kommunalen politischen Strukturen, aber auch über andere wichtige gesellschaftliche Akteure, wie den Parteien, den Gremien, den Stiftungen sowie den unterschiedlichen zivilgesellschaftlichen Akteuren fehlen. Auf der anderen Seite fehlen den Vertretern der Kommunen, der Städtetage, der Landtage und anderer gestaltenden Gremien grundlegende Informationen über das Wirken, die konkreten Potentiale, die organisatorischen und operativen Realitäten der MO. Und schließlich ist auf beiden Seiten zu beobachten, dass die fehlenden Kompetenzen das Aufeinander zugehen, im Sinne einer gemeinsamen Politikgestaltung und des Co-Development, behindern. Zu den noch zu entwickelnden Kompetenzen gehören einerseits Erfahrungen in der Lobbyarbeit, in der vernetzten Arbeit, in Führungsarbeit, in Advocacy und

10. Pressemitteilung der SPD-Fraktion zur tragfähigen Förderung der MO vom 26.10.2012.

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Empowerment. Auf der anderen Seite fehlen interdisziplinäre, interkulturelle und Diversity-Kenntnisse und Kompetenzen. Positive Effekte des Co-Development sind so nur schwer zu generieren und erfahrbar zu machen.

Rassismus

Die Spitze des Eisbergs rassistischer Gewalt in den letzten 10 Jahren sind die terroristischen Morde der NSU, die bis jetzt noch nicht vollständig aufgeklärt wurden. Vorsätzlich geplante Mordanschläge, die der Staat seit 10 Jahren nicht aufklären konnte. Die vollständige Aufklärung dieser feigen Anschläge sowie die Offenlegung der Verbindungen zwischen der NSU und der Neonazi-Partei NPD stehen noch aus.

Racial Profiling ist die Bezeichnung für Personenkontrollen, die ausschließlich aufgrund der Hautfarbe durchgeführt werden. Eine gängige Praxis, der in Deutschland tagtäglich unzählige Personen ausgeliefert sind. Die meisten von ihnen haben nicht den Mut, sich gegen diese diskriminierende Praxis zu wehren. Jedoch erreicht die wachsende Bekanntheit des Anti-Diskriminierungsgesetzes

Migrantissimo

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immer mehr Betroffene, die nicht bereit sind, sich diesem Vorgehen schutzlos auszusetzen. So kam es 2012 in Deutschland zu mehreren Beschwerden gegenüber der Praxis, aufgrund der Hautfarbe oder des ausländischen Erscheinungsbildes ohne konkreten Verdacht kontrolliert worden zu sein. Blickt man auf dokumen-tierte Sammelklagen in anderen europäischen Ländern, wird das Ausmaß der Problematik auf europäischer Dimension sichtbar. Vor dem Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz wurden im November 2012 diese völker-, menschen- und ver-fassungsrechtlichen Bedenken eingeräumt und den Klägern Recht gegeben.

Zum Tag der Menschenrechte veröffentlicht der Interkulturelle Rat Materialien zur Thematik „Rassismus als Menschenrechtsverletzung“. Rassismus verletzt Menschen in ihrer Würde – durch Worte, Taten und ungerechte Strukturen. Rassismus gehört in der Mitte und an den Rändern der Gesellschaft zu Deutschland. Dies zeigen auch die einschlägigen Studien.

Von Seiten der Migrant/innen und auf Grundlage der Erfahrungen von Lichtenhagen, hätte man die NPD seit Jahren verbieten müssen, aber merkwürdi-gerweise hat die herrschende politische Klasse sie toleriert und ihre Entwicklung über viele Jahre hinweg erlaubt. Einige argumentieren, dass „mit einem Verbot das Problem nicht gelöst werde“. Dr. Jürgen Micksch, der Vorsitzende des Interkulturellen Rates, erklärt: „Ein NPD-Verbot beseitigt nicht die Wurzeln des Rechtsextremismus. Wichtiger dafür sind die vielen Veranstaltungen in den Internationalen Wochen gegen Rassismus. Dort wird der Rassismus in der Mitte der Gesellschaft bekämpft, der Nährboden für den Rechtsextremismus ist.“ Man weiß, dass mit einem Verbot das Problem nicht gelöst wird, aber es wäre ein erster Schritt und ein wichtiger Beitrag zur globalen Strategie im Kampf gegen den Rechtsextremismus. Die Aufklärung über rechtsextremistischen Ideen muss über viele Jahre hinweg geführt werden. Das bedeutet viel pädagogische Arbeit, denn das Problem hat sich in vielen Köpfen festgesetzt.

Migrantische Organisationen leisten eine unverzichtbare Arbeit für die Demokratisierung

Die Professorin und eine der prominentesten Vertreterinnen der kritischen Migrationsforschung Maria do Mar Varela Castro beschreibt den Beitrag der in Deutschland tätigen migrantischen Beratungsstellen für MO als „einen wesent-lichen Beitrag zur Demokratisierung unserer Gesellschaft“.11 Diese Bewertung geht weit über die bisher anzutreffenden Beschreibungen hinaus, die sich eher auf eine „Brückenfunktion“ von migrantischen Engagement beschränken. In der

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konkreten Realität der MO drückt sich jedoch weder die eine noch die andere formulierte Wertschätzung in Form von finanzieller Absicherung oder Stabilität der Strukturen aus. Die meisten migrantischen Organisationen und Verbände hangeln sich von einem Projekt zum anderen. Noch immer wird ein Großteil der „Brückenfunktion“ ehrenamtlich erfüllt.

Die Umsetzung von Diversity-Strategien durch MO bedarf des differenzier-ten Blicks auf die einzelnen Organisationen. Wohl aber kann vorpolitische so-ziale Selbsthilfe, wie im Bereich der Sozialberatung oder der Förderung von Schulkindern zu mehr Sichtbarkeit, Repräsentanz von Interessen und Partizipation als Einforderung von Gleichstellung führen. Ob und in welchem Umfang die Brückenfunktion der Eigenorganisationen realisiert werden kann, hängt im hohen Maß von der Bereitschaft der deutschen Institutionen ab, dieses Potenzial anzuerkennen und zu fördern.

Viele Förderprogramme im Bereich der Integration räumen Migrantenorganisationen nicht nur eigene Förderrichtlinien ein, sondern sehen eine Kooperation mit Migrantenorganisationen zwingend vor (z.B. sog. Tandemmodelle).12

Das BMZ ragt mit seinem Engagement in der Unterstützung und Förderung migrantischer und diasporischer Organisationen deutlich positiv heraus. Förderprogramme, Dialogforen, fachliche Anerkennung migrantischer Expertisen durch Einberufung (wie von MEPa) ins Kuratorium, Qualifizierungsangebote und wertschätzender Einbezug in konzeptionelle Überlegungen sind Ergebnis einer Förder-Pilot-Phase, in der die Projekte moveGLOKAL vom Eine-Welt-Netzwerk Hamburg und moveGLOBAL vom Berliner Entwicklungspolitischen Ratschlag gefördert wurden.

Das Projekt „Migrant/innen orientieren, vernetzen und empowern global“ moveGLOBAL wurde in der Studie des Wiener Institutes für Internationalen Dialog und Zusammenarbeit VIDC im November 2012 als „European Good Practice Examples of Migration and Development with a particular Focus on Diaspora Engagement“ geehrt.13 Das Projekt moveGLOBAL steht für einen selbstbewussten und innovativen entwicklungspolitischen Beratungsansatz. Erfahrene Migrant/innen orientieren sich am Beratungsbedarf und an den Handlungspotentialen

11. Aus dem im Auftrag des BMZ erstellten Evaluationsbericht über das Projekt moveGLOBAL, Berlin 2012.

12. Hierzu liegen neuere Evaluationsergebnisse vor (BAMF 2011; Gesemann et al. 2011).

13. Die Studie wurde im Rahmen des EU-geförderten und ADA-kofinanzierten Projektes CoMiDe, Initiative für Migration und Entwicklung, erstellt. Autorinnen: Marlene Keusch und Nadja Schuster.

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der Migrant/innen, die sich zivilgesellschaftlich im Zusammenhang der Einen Welt engagieren und sich in die kritische Debatte über Globalisierung einbringen.

Über die verschiedenen Initiativen an mehreren Standorten der Republik14 starteten bis dahin isoliert agierende, migrantische Akteure einen zunächst informellen und kollegialen Austausch. Im Februar 2010 gründeten sie den “Fachkreis Migration, Entwicklung und Partizipation“. Mit der Namensgebung wurde der bisherige Diskurs über „Migration und Entwicklung“ um den aus migrantischer Sicht unverzichtbaren politischen Schwerpunkt der Partizipation erweitert. Aus diesem Fachkreis entstand im September 2012 der migrantische Verband MEPa e.V. Die Priorität bundesweit liegt in der Schaffung migrantischer Strukturen, die operatives Vertrauen erwecken. MEPa setzt einen Akzent auf die bisher kaum wahrgenommenen Anstrengungen der migrantischen Communitys und der Diaspora, sich mit ihren Potentialen in die Gestaltung der Gesellschaft einzubringen. Das betrifft sowohl die Gestaltung der Herkunfts- als auch der Aufnahmegesellschaft. Auf der Basis der Selbstvertretung wird der gesamt- gesellschaftliche entwicklungspolitische Dialog eingeleitet. Migrant/innen em-powern und motivieren andere Migrant/innen innerhalb ihrer solidarischen und entwicklungspolitischen Anstrengungen und reflektieren ihre Rolle als gleichbe-rechtigte Partner/innen. Migrantische Strukturen bewähren sich als Herberge innovativer Handlungsmöglichkeiten und als Schutz vor Assimilationsdruck.

Bisher haben die Nichtregierungsorganisationen eine parallele Entwicklungsdebatte geführt und Perspektiven für die Globalisierung entworfen. Die migrantische Präsenz hätte zu der Überlegung führen sollen, dass es für eine gemeinsame entwicklungs-politische Debatte auch eines gemeinsamen Dialoges bedarf. Diesen gilt es jetzt zu installieren. Migrant/innen können oftmals auf eine Biographie zurückgreifen, in der sie sich Rassismus, Neokolonialismus und anderen Unterdrückungsformen widersetzt haben. Diese Erfahrungen gilt es nun zu bündeln.

14. Paulino Miguel vom Forum der Kulturen in Stuttgart, Miguel Ruiz im Ein-Welt-Netzwerk Sachsen, Ruben Cardenas vom Migrantenrat in Mecklenburg Vorpommern, Ali Fathi von moveglokal Hamburg, Rahime Diallo von ADPC in Den Haag, Marianne Mandoballe von PAWLO in Potsdam und Lucía Muriel von moveGLOBAL in Berlin.

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Empfehlungen

1. Migrationsbedingte, rechtliche Benachteiligungen aufspüren und abbauen

Was aus migrantischer Sicht mit höchster Priorität auf der politischen Agenda behandelt werden muss, ist das Thema der zivil-, arbeits- und nicht zuletzt men-schenrechtlichen Absicherung der global agierenden (zirkulierenden) Arbeitskräfte. Gegenwärtig tragen die Migrant/innen aus dem Süden die mit der zirkulären Arbeitsmigration verbundenden Lebensrisiken als persönliche Belastung. Das betrifft auch die Krankenversicherung, Altersversorgung, Arbeitsplatzsicherung, Bildungs- & Studienrechte für die Angehörigen.

2. Anerkennung migrantischer Co-Development - EffekteDie Remittances wurden international (von der UNO als auch von der

Internationalen Entwicklungsbank) als ein entwicklungspolitisch und ökonomisch relevanter Beitrag anerkannt, jedoch drückt sich das z.B. nicht in steuerlicher Gerechtigkeit aus. Bisher werden solche Benachteiligungen nicht thematisiert. Um hier effiziente Lobbyanstrengungen zu entwickeln, muss aussagefähiges Datenmaterial erhoben werden.

3. Sicherung der gleichberechtigten politischen Teilhabe von Migrant/innenVoraussetzung für gleichberechtigte politische Teilhabe von Migranten

und Migrantinnen sind die ersatzlose Streichung der Optionspflicht aus dem Staatsangehörigkeitsrecht, die generelle und dauerhafte Hinnahme von Mehrstaatigkeit durch Einbürgerung sowie die Trennung von Wahlrecht und Staatsangehörigkeit auf kommunaler Ebene.

4. Überwindung von Rassismus und AusgrenzungIm Zusammenhang mit den rassistischen Morden der terroristischen

Untergrundeinheit NSU wurde in der Öffentlichkeit monatelang von „Döner - Morden“ gesprochen. Damit wurden die Gefühle der gesamten migran-tischen Community und deren Angehörigen verletzt. Die Störung zwischen dem gesellschaftlichem Zentrum und Peripherie muss aufgearbeitet werden. Lobbyanstrengungen müssen die Errichtung einer zentralen Gedenkstätte verfol-gen. Zur Überwindung von bestehenden Stigmatisierungen sollen Begriffe wie Problembezirke oder Problemschulen, die auf eine numerisch hohe Anwesenheit migrantischer und diasporischer Familien hinweisen, vermieden werden. Umgekehrt ist zu empfehlen, dass die Stadtteile, Schulen oder Bezirke mit einem hohen migrantischen Anteil als besonders „empfehlenswert“ gelabelt werden.

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5. Migrantische Netzwerke bildenAlle aktuellen Datenerhebungen und Veröffentlichungen über MO belegen

vor allem eine Gemeinsamkeit: Migrant/innen streben für die Umsetzung ihrer Interessen, die Entwicklung von notwendigen Lobbystrategien und das Schaffen politischer Teilhabe Selbstvertretung und bessere Vernetzung an. Die oft anzutreffende Vereinzelung des migrantischen Engagements erlangt nur eine geringe politische Kraft. Daraus leitet sich die Wichtigkeit der Gründung von migrantischen Strukturen ab. Zur Unterstützung dieser Ziele müssen sie in die Lage versetzt werden innovative community-, bereichs- und generationsübergreifende Konzepte umsetzen zu können. Empfehlenswert ist dabei der direkte Einbezug der Diaspora bzw. der zweiten Generation. Auch wenn es nicht viele gibt, haben die wenigen konkreten Beispiele bundesweit Leuchtturm-Wirkung. Zu nennen sind hier das Forum der Kulturen in Stuttgart, die migrantische Selbstvertretung Migranet in Mecklenburg Vorpommern und die Gründung des ersten Berliner Verbandes von Migranten in der Einen-Welt-Arbeit moveGLOBAL e.V. Den migrantischen Trägern solcher Netzwerke gebührt eine key-role aufgrund des migrantischen Expertenwissens.

6. Role model als good practiceMigrant/innen lernen am besten von anderen erfolgreichen, selbstbewuss-

ten Migranten. Kompetenzen wie transkulturelle Empathie und interkulturelle Konfliktstärke oder auch Diversity-Kompetenzen sind nachweislich bei denjenigen am ehesten zu finden, die aus der eigenen Lebenssituation wissen, was es heißt, sich trotz des Merkmals «Migrant/in» erfolgreich als zivilgesellschaftlicher Akteur, Fachkraft oder als Unternehmer in dieser Gesellschaft einzubringen.

7. Diversity MainstreamingDas Konzept Diversity-geht davon aus, dass es unabdingbar ist, (migra-

tionsbedingte) Vielfalt als eine zentrale Ressource für die Gestaltung von Gesellschaft anzuerkennen. Das kann nur mit integrativen und diversitätsbewusst arbeitenden Bildungseinrichtungen erreicht werden, die die Bedeutung von Mehrfachzugehörigkeiten und hybriden Lebensentwürfen von Jugendlichen als Normalität anerkennen und ihre Bildungsziele daran ausrichten. Die bisherigen Konzepte in diesem Bereich sind oft defizitorientiert und korrespondieren kaum mit den Lebenswirklichkeiten der Betroffenen.

8. Schaffung eines Redigier-ServicesKeine Redaktion in Deutschland verfügt über ein Redigier-Service für die

Fertigstellung der Beiträge von migrantischen Journalisten. Dabei dürfte die Schaffung eines solchen Services den Redaktionen kein Problem bereiten.

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Offensichtlich ist es nicht gewollt, dass andere Stimmen die deutsche Wirklichkeit thematisieren. Die Gründung von Massenmedien seitens der Menschen mit Migrationserfahrung wird durch ihre finanzielle Situation unmöglich gemacht. In den Fällen, in denen solche Medien von Kulturbehörden der Bundesländer oder von Nicht-Regierungsorganisationen finanziert werden, kommen die Unternehmungen letztendlich zum Erliegen, weil die Finanzierung niemals - als wäre es ein Vorsatz - den Vertrieb und die Werbung mit einbezieht. So konstatiert die deutsche Politikerin und Kulturreferentin der FDP in Hamburg bei einer Podiums-diskussion des Bundesfachkongresses für Interkulturalität in Hamburg im Oktober 2012: “Die Medien der Migranten erreichen nicht ihr Zielpublikum”. Sie verschweigt das Problem mit dem Vertrieb und der Werbung und lässt in der Luft die Idee hängen, die Projekte seien nicht genug durchdacht. Das Bundesamt für Migration sollte finanzielle Ressourcen bereitstellen, damit ein bundesweiter Redigier-Service als Internetplattform geschaffen werden kann und Migranten der ersten Generation eine Monatszeitung von bundesweiter Verbreitung betreiben können.

9. Aufklärung der Terrorakte der NSUDie Migrantenorganisationen in Deutschland fordern eine umfassende Aufklärung

der Terrorakte der NSU und die möglichst schnelle Anklage aller, die damit in Verbindung standen und der terroristischen Bande geholfen haben.

10. Verbot der NPDDie Migrantenorganisationen fordern und empfehlen bereits seit Jahren das

Verbot der verfassungswidrigen NPD und unterstützen die Initiative der Länder und des Bundesrats in diese Richtung. Die Bundesregierung, der Bundestag und der Bundesrat muss alles unternehmen, um ein erfolgreiches Verbot dieser Partei zu erreichen. In diesem Moment müssen alle Verfassungsorgane Einigkeit und Geschlossenheit zeigen.

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.4.Präsentation der deutschen

Plattform von eunomad

Am 22.08.2012 besuchte der Präsident von EUNOMAD (European Network on Migration and Development) Ronald Lucardie und Agnes Rivet von der ADER (Association for regional economic development) das Interkulturelle Zentrum der Hansestadt Rostock und den Förderverein des Migrantenrates FABRO e.V., um die Zusammenarbeit und Vernetzung mit EUNOMAD zu koordinieren.

Am 15.09.2012 beschloss das Netzwerk der Migrantenorganisationen aus MV (MIGRANET-MV) einstimmig sich mit EUNOMAD zu vernetzen. Am 20.09.2012 beschloss ebenfalls der Migrantenrat der Hansestadt Rostock (MIGRO) und sein Förderverein ( FABRO e.V. ) mit EUNOMAD zusammenzuarbeiten.

Am 21.0 9.2012 wurde der Verband „Migration Entwicklung und Partizipation (MEPa) in Berlin gegrün-det. MEPa fungiert zurzeit als deutsche Plattform von EUNOMAD.

Die Mitglieder der deutschen Plattform von EUNOMAD sind der Migrantenrat der Hansestadt Rostock (MIGRO), sein Förderverein FABRO, das Netzwerk der Migrantenorganisationen aus MV (MIGRANET-MV) und der Verband Migration Entwicklung und Partizipation MEPa.

Der Migrantenrat der Hansestadt Rostock (MIGRO) ist ein wichtiges kom-munales Gremium, um wirkungsvoll die Interessen aller in Rostock wohnenden Ausländerinnen und Ausländer sowie Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler zu vertreten.

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Die Anzahl der Ratsmitglieder ist in seiner Satzung festgelegt und beträgt 9 stimmberechtigte Mitglieder, die von der Bevölkerung mit Migrationshintergrund für 5 Jahre demokratisch gewählt werden. Hinzukommen können 4 Mitglieder mit bera-tender Stimme. Diese werden auf Beschluss des Migrantenrates von Vereinen oder

ausländischen Einwohnerinnen und Einwohner sowie Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler berufen.

Der Migrantenrat hat e ine eigene Geschäftsordnung. Die Arbeit des Migrantenrates ist ehrenamtlich.

Die Aufgaben, Rechte und Pflichten des Migrantenrates der Hansestadt Rostock sind in seiner Satzung festgelegt. Er hat insbesondere die Aufgabe sich für die Verständigung und das friedliche Zusammenleben aller EinwohnerInnen der Hansestadt Rostock einzusetzen sowie Vorschläge und Stellungnahmen diesbezüglich zu erarbeiten.

In Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung hat der Rat auch die Informations-, Beratungs- und Kulturarbeit der ausländischen EinwohnerInnen und SpätaussiedlerInnen in Rostock zu fördern.

Der Migrantenrat als kommunales Gremium hat engen Kontakt mit dem Oberbürgermeister, der Stadtverwaltung und den politischen Fraktionen der Bürgerschaft Rostocks. MIGRO ist auch Mitglied im Integrationsbeirat des Sozialministeriums sowie im Bundeszuwanderungs- und Integrationsbeirat (der Dachverband der Migranten-Integrationsräte Deutschlands). Mehr Informationen dazu unter: www.rostock.de/auslaenderbeirat

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Der Förderverein des Migrantenrates FABRO e.V. wurde 2005 mit dem Ziel gegründet die Projekte des Migrantenrates im Bereich der Integration, der inter-kulturellen Arbeit und der Entwicklungspolitik zu unterstützen.

Der FABRO e.V. verwaltet das Interkulturelle Zentrum der Hansestadt Rostock. Hier sind verschiedene Vereine angesiedelt, die in den Bereichen Sport, Integration und interkultureller und entwicklungspolitischer Arbeit tätig sind. Diese haben eine gemeinsame Arbeitsstruktur entwickelt, welche durch FABRO e.V. koor-diniert wird.

Der FABRO e.V. ist Träger des Projektes „Netzwerk der Migrantenorganisationen aus M-V und Rostock“, das durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gefördert wird und koordiniert die Aktivitäten der Migrantenorganisationen aus MV. Bei FABRO e.V. ist die Geschäftsstelle des MIGRANET-MV angesiedelt. Der Förderverein führt wichtige Projekte zur Stärkung der Migrantenorganisationen wie zum Beispiel „Wir Engagieren uns“ und das Teilprojekt von IQ „Bildung und Qualifizierung“ durch. Seit August 2012 koordiniert FABRO e.V. die Aktivitäten der deutschen Plattform von EUNOMAD. Auch die Geschäftsstelle von MEPa e.V. ist vorübergehend bei FABRO e.V. angesiedelt.

FABRO e.V. arbeitet mit verschiedenen Organisationen der Stadt zusammen. Hauptförderer des Vereins sind unter anderem das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), das Landesamt für Gesundheit und Soziales Mecklenburg-Vorpommern (LaGuS), die Stiftung Nord-Süd-Brücken (NSB), die Norddeutsche Stiftung für Umwelt und Entwicklung (NUE), das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern (LUNG), die Engagement Global GmbH und die Stiftung :do.

Das Netzwerk der Migrantenorganisationen in Mecklenburg-Vorpommern (MIGRANET-MV) wurde 2009 gegründet. Ziel dieses Zusammenschlusses ist es, die aktive Partizipation und das gesellschaftliche Engagement von Migrantinnen und Migranten zu stärken und die Übernahme von gesellschaftlicher Mitverantwortung zu fördern. Ebenso soll die Bildung von legitimierten Interessenvertretungen sowie die Selbstorganisation von Migrantinnen und Migranten in Mecklenburg-Vorpommern unterstützt werden. Zudem geht es darum, die Einbeziehung

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von Vertreterinnen und Vertretern der Migrantenorganisationen in die Planung, Durchführung und Auswertung von Integrationsmaßnahmen auf kommu-naler und Landes-ebene zu sichern.

Gegenwärtig sind mehr als 40 Organisationen bei MIGRANET-MV vernetzt.

MIGRANET-MV ist die legitimierte Vertretung der in Mecklenburg-Vorpommern lebenden Migrantinnen und Migranten gegenüber der Landesregierung, der Politik und

Gesellschaft. Vertreter des Netzwerkes arbeiten in verschiedenen Gremien des Landesintegrationsrates Mecklenburg-Vorpommern mit. MIGRANET-MV mischt sich in alle Fragen, die die Integration von Migrantinnen und Migranten im Land betreffen, ein. Einmal im Jahr führt MIGRANET-MV eine Konferenz der Migrantenorganisationen aus MV durch, in der mit Landespolitikern und Experten Fragen der Partizipation und Integration, des Rassismus, der Interkulturalität, der Entwicklungspolitik und der Migration diskutiert werden.

Daneben vertrit t MIGRANET-MV Mecklenburg -Vorpommern im Bundeszuwanderungs- und Integrationsrat (BZI) und beim Integrationsgipfel der Integrationsbeauftragten im Kanzleramt. MIGRANET-MV pflegt Kontakte zu anderen Netzwerken auf Landes- und Bundesebene.

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Mitglieder des Netzwerkes in Mecklenburg-Vorpommern

Hansestadt Rostock : Dien Hong e.V., Freunde der russischen Sprache e.V., Islamischer Bund in Rostock e.V., Jüdische Gemeinde Rostock, Russisch - Or thodoxe Kirchengemeinde, CTSD e.V., Talide e.V., U.R.T.M. e.V., Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V., Tuimaada e.V., R.D.R. e.V., Deutsch-Ungarische Gesellschaf t e.V., Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V., Von Frau zu Frau e.V. e.V., Migrantenrat der Hansestadt Rostock, FABRO e.V.

Mecklenburg-Vorpommern: I n t e r e s s e n v e r t r e t u n g d e r S p ä t a u s s i e d l e r , H a g e n o w, Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V., Neubrandenburg, Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V., OV Röbel, Röbel, Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V., OV Waren, Waren/Müritz, Islamisches Kulturzentrum Neubrandenburg e.V., Neubrandenburg, Jugendklub ASSOL, JunOst e.V., Wismar, Migra Dialog e.V., Gelbensande, DAZ e.V., Greifswald, Korni e.V., Wolgast, Jurte der Kulturen, Stralsund, Jugendbund Deutscher Regenbogen e.V. in der DJO, LV MV, Ribnitz-Damgarten, Bernsteinschule, Ribnitz-Damgarten, Kontakt e.V., Schwerin, Wissen e.V., Schwerin, Islamischer Bund in Schwerin e.V., Schwerin, Islamisches Zentrum in Schwerin e.V., Schwerin, Die Platte lebt e.V., Schwerin, Jüdische Gemeinde zu Schwerin, Schwerin, Kuljugin e.V., Schwerin, Makkabi e.V., Schwerin, Perspektive Deutschland e.V., Schwerin, Koordinierungsrat der Muslime in MV (KRMV), Schwerin, Antirassistische Initiative, Schwerin, Kanimambo e.V., Schwerin, Afrikanische Initiative e.V., Schwerin.

Mehr Informationen unter: www.migranet-mv.de

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MEPa e.V.

MEPa e.V. ist der erste migrantische und community-übergreifende Fachverband der BRD, der in der Entwicklungszusammenarbeit und Entwicklungspolitik mi-grantische Vereine aus allen Bundesländern vereint.

Dieser Verein hat unter anderem folgende Ziele: die ideelle, personelle und materielle Unterstützung der Migrantenorganisationen; die Erforschung und Darstellung der Ursachen und Wirkungen der Migration auf die BRD und der hier lebenden Menschen; die Förderung der konstruktiven Zusammenarbeit und Verständigung zwischen EinwohnerInnen der Bundesrepublik Deutschland unterschiedlicher Herkunft, einschließlich der Förderung von Begegnungen zwi-schen Deutschen und MigrantInnen; die Förderung bürgerlicher Aktionen, die das friedliche Zusammenleben von zugewanderter und angestammter Bevölkerung unterstützen; die Förderung des Problembewusstseins für die politische, sozi-ale, ökonomische und kulturelle Lage der Herkunftsländern von MigrantInnen in Deutschland.

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Durch entwicklungspolitische Bildungsarbeit, Förderung von Maßnahmen zur Verbesserung der politischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Lage in den Herkunftsländern von MigrantInnen, Projekte der Entwicklungszusammenarbeit und Vereinstätigkeit soll ein Beitrag zur Völkerverständigung, Gendergerechtigkeit, Entwicklungszusammenarbeit, Bildung, Vernetzung, Stärkung der politischen Partizipation von migrantischen und diasporischen Organisationen und zum Austausch mit allen gesellschaftlichen Akteuren geleistet werden.

MEPa ist als erste migrantische Fachorganisat ion Mitgl ied im Kuratorium der Engagement Global GmbH, die das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in diesem Bereich berät.

MEPA e.V. arbeitet mit verschiede-nen Organisationen auf Landes- und Bundesebene zusammen, wie zum Beispiel der Arbeitsgemeinschaft der Eine -Welt-Landesnetzwerke in Deutschland e.V. (AGL). MEPa e.V. bereitet zurzeit wichtige Projekte wie zum Beispiel das Fortbildungsprojekt „Diversity-Management“ und das Projekt „Corporate Identity von MEPa“ vor.

Haupt förderer des Vere ins sind das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), die Stiftung Nord-Süd-Brücken (NSB) und Engagement Global GmbH.

Zurzeit sind folgende Organisationen Mitglieder bei MEPa:

Baden-Württemberg: Forum der Kulturen e. V. Berlin: move, Yanapakuna e.V., Brandenburg: PAN African Women`s Empowerment a Liberation Organisation e.V. (PAWLO) Bremen: Afrikanisches Netzwerk Bremen e.V. Hamburg: IKW e.V., Miteinanders Mecklenburg-Vorpommern: FABRO e.V., MIGRANET-MV e.V. Nordrhein-Westfalen: Deutsch-Marokkanisches Kompetenznetzwerk e.V. (DMK),

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Ethiopian german Forum e.V., Forum für Umwelt und gerechte Entwicklung e.V. (FUgE), The Bridge e.V. Sachsen: Deutsch-Spanische Freundschaft e.V. (DSF)

SprInt-Rostock - Eine innovative Dienstleistung für Einrichtungen des Sozial-, Bildungs-

und Gesundheitswesens

… ist Teilprojekt des bundesweiten Verbundprojektes SprIntpool-Transfer mit Standorten in neun Bundesländern. An den einzelnen Standorten werden Vermittlungszentralen für Sprach- und Integrationsmittlung auf- und ausgebaut.

SprInt

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… sind qualifizierte Sprach- und IntegrationsmittlerInnen, die das Fachpersonal im Gesundheits-, Sozial- und Bildungswesen bei der Kommunikation mit Zugewanderten unterstützen.

Da sie selbst über einen Migrationshintergrund verfügen, sind sie sowohl mit der Sprache als auch der Kultur des jeweiligen Landes vertraut. Sie können nicht nur dolmetschen, sondern auch interkulturell vermitteln. Ihre Anwesenheit schafft Vertrauen und Sicherheit in Gesprächen. Alle Gesprächsbeteiligten können ihre Anliegen somit präziser darlegen und schneller klären. Damit verbessert sich auch die Chance auf eine erfolgreiche Beratung, Betreuung bzw. Behandlung.

Die MittlerInnen

… werden im Rahmen des Projektes qualifiziert und fachlich begleitet. Sie bieten unter Wahrung der berufsethischen Grundsätze Verschwiegenheit, Neutralität und Unparteilichkeit.

• kultursensibles Dolmetschen (persönlich und telefonisch)• Übersetzung von Schriftsachen nach Vereinbarung

Einsatzbereiche

… sind beispielsweise Ämter und Behörden, Arbeitsvermittlungen, ARGEN, Arztpraxen, Beratungsstellen, Einrichtungen der Erziehungs- und Familienhilfe, Frauenhäuser, Träger der Kinder- und Jugendhilfe, Krankenhäuser und Kliniken, Pflegeeinrichtungen und Pflegedienste, Psychiatrien, psychosoziale Zentren, psychotherapeutische Einrichtungen, Schulen und Kindertagesstätten, Soziale Dienste der Kommunen und freien Träger

Das Sprachangebot

… wird nach und nach ausgebaut und umfasst bisher: Arabisch, Aserbaidshanisch, Bulgarisch, Englisch, Ewe (Ghana, Togo), Französisch, Gen/ Mina (Togo, Benin), Hindi, Italienisch, Kroatisch, Kurdisch/ Kurmandschi, Lettisch, Persisch (Dari, Farsi), Polnisch, Portugiesisch, Poular (Guinea), Punjabi-Urdu (Pakistan), Russisch,

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Serbisch, Spanisch, Türkisch, Ungarisch, Vietnamesisch.

Über den Vermittlungsservice

… können Sie telefonisch, per E-Mail oder Fax MittlerInnen anfragen und entsprechende Termine vereinbaren. SprInt Rostock vermittelt Personen mit dem

erforderlichen sprachlich-kulturellen Hintergrund.

Im Zuge der Anfrage werden mit Ihnen alle für den Auftrag notwendigen Daten geklärt und ggf. der Auftrag bestätigt. Bei Bedarf setzt sich der/die MittlerIn vor dem Einsatztermin mit Ihnen in Verbindung.

Sie erreichen SprInt

montags bis freitags von 09:00 bis 16:00

Ein Auftragsformular steht auf der Webseite unterwww.sprint-rostock.de zum Download bereit.

Kontakt/ Ansprechpartnerinnen:

Frau Van Vu (Projektkoordinatorin)Frau Antje Schneider (SprInt-Beraterin)Frau Kerstin Wolde (Vermittlungszentrale)Frau Kathrin Handloik (Vermittlungszentrale)

E-Mail: [email protected]: 0381 / 769 83 05

Migrantissimo: Portraits und Rezepte von Zuwanderern in der Hansestadt Rostock

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MIGRANTISSIMO: unter diesem Titel hat der Förderverein des Migrantenrates FABRO e.V. zum 20. Jubiläum des Bestehens des Migrantenrates ein Buch mit Portraits und Rezepten von Zuwanderern, die in der Hansestadt Rostock leben, herausgegeben.

Dieses Buch, vorbereitet unter der Leitung von Birgit und Thomas Pätzold, bildet Portraits und Rezepte aus fast allen Kontinenten der Welt ab. Es zeigt konkret die kulinarischen Bereicherungen, die die Migrantinnen und Migranten in das Leben unserer Hansestadt mitbringen. Dieses Buch zeigt auch, um wieviel vielfältiger und weltoffener Rostock geworden ist.

Umgangssprachlich sagt man: „Liebe geht durch den Magen“. So hoffen der Migrantenrat und der Förderverein des Migrantenrates mit der Veröffentlichung dieses Buch zu der „Liebe“ und dem friedlichen Zusammenleben zwischen Menschen verschiedener Herkunft in Rostock beizutragen. Das Buch wurde beim KLATSCHMOHN-Verlag veröffentlicht und von der Norddeutschen Stiftung für Umwelt und Entwicklung und der Stiftung:do gefördert.

Viele Deutsche interessieren sich für die ausländische Küche. Dabei ist die Kochkunst oft Vermittler für die Kultur und den Alltag fremder Länder und deren Einwohner. Über die Küche eines anderen Landes auch mehr über das Leben und die Alltagskultur zugewanderter Mitbürger zu erfahren, stand bei die-sem Projekt im Mittelpunkt.

Mit dem Buchpro jek t wur-den dreißig in Rostock lebende Einwandererfamilien aus 5 Kontinenten in ihrem Alltagsleben, ihrem kulturel-len Hintergrund, ihren Wünschen und Hoffnungen porträtiert. Jede Familie wurde in Wort und Bild vorgestellt.

Im Kochbuch ging man auf Ihre Geschichte und Beweggründe ein; wie sie nach Deutschland kamen, um ein neues Leben anzufangen; wie sie aufgenommen wurden; wie sie in ihrem Alltag zurechtkamen; wo sie eine Arbeit

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fanden; wie es den Kindern in der Schule erging; und, vor allem, wie ihr Alltag in der Familie aussah.

Den Mittelpunkt eines jeden Familienporträts bildete dabei ein Essen mit deutschen Gästen. Zu jeder Geschichte gibt es ein Rezept und ein Foto, so dass das Nachkochen leicht gelingt.

Vorgestellt wurden 45 Gerichte aus 4 Kontinenten, wie zum Beispiel:aus Südamerika: Chile, Cuba, Mexiko, Ekuador; aus Afrika: Togo, Mozambique, Kenia, Marokko, Ghana. aus Asien: Pakistan, Vietnam, Kurdistan, Tschetschenien, Indien.aus Europa: Russland, Frankreich, Portugal, Albanien, und Bulgarien.

Das besondere an den Rezepten: sie stammen von Migrant/innen, die in Rostock leben! Neben den Rezepten gab es auch hilfreiche Tipps, wo man seltene Gewürze und Zutaten in Rostock finden kann, die für die Zubereitung notwendig sind. Somit lernt der Leser nicht nur eine neue Küche kennen, sondern auch die Menschen

und ihre Geschichten. Besonders bei interkulturellen Veranstaltungen zur auslän-dischen Küche war das Buch eine Bereicherung. Nach den Veranstaltungen war das Buch käuflich zu erwerben, so dass der Besucher einen kleinen Überblick über die internationale Küche Rostocks bekommen konnte. Auch bei der „Nacht der Kulturen“ wurde das Buch präsentiert und verkauft.

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Aus diesem Engagement erhofft der Förderverein des Migrantenrates FABRO e.V. eine verstärkte interkulturelle Arbeit zwischen Migranten und Deutschen in der Hansestadt zu fördern.

KontaktFABRO e.V. E-Mail: [email protected] Telefon: 0381 / 128 69 90

Wir engagieren uns!

Das Projekt „Wir engagieren uns“ befördert die gesellschaftliche Teilhabe von Drittstaaten-angehörigen durch ein gestärktes und qualifiziertes entwicklungs-politisches Engagement und eine erhöhte Inanspruchnahme von entwicklungs-politischen Programmen. Dadurch sind die Migrantenorganisationen auf kom-munaler, Länder- und Bundesebene aktiver und sichtbarer im gesellschaftlichen Handlungsfeld der Entwicklungspolitik eingebunden.

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Beiträge zu den Oberzielen:Das verstärkte Engagement im Bereich der Entwicklungspolitik wirkt sich positiv

auf die Integration der Drittstaatenangehörigen in die Gesamtgesellschaft aus. Das Projekt leistet einen wichtigen Beitrag damit engagierte Drittstaatenangehörige „vor Ort“ gesellschaftlich anerkannt werden und am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.

Die Projektaktivitäten waren:

Der Aufbau einer migrantischen Beratungsstelle beim FABRO e.V.: Die Berater stellten an drei Wochentagen regelmäßige Bürosprechzeiten zur Verfügung und nach Bedarf wurden weitere Termine angeboten. Das Projektbüro war über Telefon, E-Mail und die Homepage www.migranet-mv.de erreichbar. Dazu wurde dort ein eigener Bereich „Entwicklungspolitik“ eingerichtet, der Informationen zum Themenfeld, zur Beratungsstelle und zu den realisierten Projekten zur

Verfügung stellt.

D a s i m R a h m e n v o n Vorläuferprojekten aufgebaute Netzwerk der MultiplikatorInnen wurde teilweise in die Beratungsarbeit mit einbezogen.

Zusammen mit dem Eine-Welt-L andesnetzwerk M -V wurde ein zweitägiges gemeinsames Netzwerktreffen von LNW und MIGRANET-MV in Linstow durch-geführt. Dieses diente der weiteren Vernetzung, insbesondere auf der Ebene der Mitgliedsvereine beider Netzwerke und damit auch der weiteren Einbeziehung der MultiplikatorInnen in die Beratungsarbeit und die Projektentwicklung.

Das Projekt WEU wurde auf einer der Sprecherratssitzungen von MIGRANET vorgestellt und weckte großes Interesse bei den Vertretern der Migrantenorganisat ionen.

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Das Netzwerk der MO aus MV (MIGRANET) hat mehrere Beschlüsse über seine Tätigkeit im Bereich der EPB und EZ gefasst. Auf allen Sprecherratssitzungen und auf der jährlichen Konferenz wurden Themen der Entwicklungspolitik auch mit der Unterstützung der Beratungsstelle behandelt und diskutiert. Unter anderem wur-den auf der Konferenz auch Themen wie Fundraising und Interkulturelles Lernen, welche sehr wichtig für die Projektarbeit sind, behandelt.

Während der Projektlaufzeit wurden ca. 50 Beratungen mit MigrantInnen und Vertretern der Migrantenorganisationen in Mecklenburg-Vorpommern dur-chgeführt. Diese Beratungen hatten in der Regel 1-3 TeilnehmerInnen.

Durch das Projekt WEU ist es gelungen, einige neue Migrantenorganisationen für die entwicklungspolitische Tätigkeit zu gewinnen. Bei den Beratungsgesprächen in der Anfangs-phase konnte man feststellen, dass manchen Vertretern der MO schlichtweg die sprachliche Kompetenz fehlte, um eigenständig Projekte zu entwickeln.

Mehr als 10 Projekte wurden durch die Beratungsstelle beraten, betreut und durch die Vereine beantragt.

In dem Zeitraum wurde eine neue Migrantenorganisation: die „Afrikanische Initiative“ e. V. in Schwerin gegründet.

Das Projekt wurde im Jahr 2012 durchgeführt und von der Stiftung Nord-Süd-Brücken und der Stiftung Norddeutsche Stiftung für Umwelt und Entwicklung gefördert.

Multikulturelle Wochen der Hansestadt Rostock

Die Multikulturellen Wochen werden in Rostock bereits seit den 90 Jahren vom Migrantenrat Rostock organi-siert und haben sich in der kulturellen Szene der Hansestadt bereits einen festen Platz erobert. Im Gegensatz zur „Interkulturellen Woche“, die jedes Jahr bundesweit vom Ökumenischen Vorbereitungsausschuss koordiniert wird, werden in Rostock im Laufe von mehreren Wochen verschiedene Veranstaltungen durchgeführt.

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Welche Ziele verfolgen die Multikulturellen Wochen?

D i e e r k l ä r te A b s i c h t d e r Multikulturellen Wochen, die regel-mäßig in den Monaten von August bis Dezember stattfinden, ist es, das Zusammenleben von Deutschen und MigrantInnen in Rostock zu fördern. Dies geschieht insbesondere durch das vielfältige Angebot kultureller Veranstaltungen im Bildungs- und Sportbereich, die mit fremden Kulturen und Lebensweisen vertraut machen wollen, um auf diese Weise Vorurteile abzubauen und Interesse zu wecken.

Wer organisiert und beteiligt sich an den Multikulturellen Wochen?

Bei de r O rgan isa t ion und Koordination der MKW hat der Migrantenrat der Hansestadt den Hut auf. Dagegen spielen bei der Umsetzung die Migrantenvereine der Hansestadt eine herausragende Rolle, haben sie hier doch eine ein-zigartige Möglichkeit, sich und ihre Kultur vorzustellen. Aber natürlich beteiligen sich auch viele deutsche Vereine, die sich für andere Kulturen und die 3. Welt engagieren, an dem Gelingen der Wochen.

Wie würden Sie die Entwicklung der MKW in den vergangenen Jahren kennzeichnen?

Im Laufe der vergangenen Jahre hat sich ein bunter Mix aus kulturel-len und sportlichen Veranstaltungen, Vo r t r ä g e n , A u s s t e l l u n g e n ,

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Weiterbildungsmöglichkeiten, Werkstatttagen und Diskussionsforen entwic-kelt, der den Multikulturellen Wochen ein ganz eigenes Profil verliehen hat. In Zusammenarbeit mit der „Bunt statt Braun“ Initiative hat der Migrantenrat verschiedene Friedensfeste als Antwort auf rechtsextreme Gewalt in Rostock organisiert. Hervorzuheben ist die lebhafte Diskussion über Strategie und Taktik der Bekämpfung von Rechtsextremismus.

Das Angebot ist zahlreicher und vielfältiger geworden und immer mehr deutsche und Migrantenvereine betei-ligen sich. Jedes Jahr werden mehr als 40 Projekte durchgeführt.

Vor einigen Jahren wurde das Interkulturelle Zentrum im „Waldemar Hof“ eingeweiht, welche Rolle spielt es bei den Multikulturellen Wochen?

Der „Waldemar Hof“ mit sei-nem Interkulturellem Zentrum kristallisiert sich immer mehr zu einem Zentrum der Organisation, Koordination und Durchführung von Veranstaltungen, nicht nur im Rahmen der Multikulturellen Wochen, heraus. Es zeigt sich, dass die Einrichtung eines solchen Zentrums eine gute Investition und Bereicherung für die Durchführung von interkulturellen Veranstaltungen war und ist.

Die Multikulturellen Wochen der Hansestadt Rostock werden vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern, der Hansestadt Rostock, verschie-denen Privatsponsoren und den Migrantenvereinen finanziert.

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