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Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017

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Jahresplanung des IAB

Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 2

Inhaltsverzeichnis

Neue Impulse für Forschung und Beratung .................................................................... 3

Fokusthemen ........................................................................................................................................ 6

Schwerpunkt A: „Gesamtwirtschaft und Institutionen“ ............................................. 17

Forschungsbereich A1 „Arbeitsmarktprozesse und Institutionen“ .................................... 18

Forschungsbereich A2 „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“ ..................... 22

Forschungsgruppe „Grundsicherungsbezug und Arbeitsmarkt“ ........................................ 25

Schwerpunkt B: „Regionale und Internationale Arbeitsmarktforschung“ ............... 28

Forschungsbereich B1 „Migration, Integration und internationale

Arbeitsmarktforschung“ ................................................................................................................. 29

Forschungsbereich B2 „Regionale Arbeitsmärkte“ ................................................................. 34

Regionales Forschungsnetz ........................................................................................................... 38

Schwerpunkt C: „Arbeitsmarktpolitik“ ........................................................................... 42

Forschungsbereich C1 „Arbeitsförderung und Erwerbstätigkeit“ ...................................... 43

Forschungsbereich C2 „Grundsicherung und Aktivierung“ ................................................. 47

Schwerpunkt D: „Betriebe, Qualifizierung und Berufe“ .............................................. 49

Forschungsbereich D1 „Betriebe und Beschäftigung“ .......................................................... 50

Forschungsbereich D2 „Bildung, Qualifizierung und Erwerbsverläufe“ ........................... 53

Forschungsgruppe „Berufliche Arbeitsmärkte“ ....................................................................... 56

Schwerpunkt E: „Lebenschancen und soziale Ungleichheit“ ...................................... 59

Forschungsbereich E2 „Erwerbslosigkeit und Teilhabe“ ........................................................ 60

Forschungsbereich E3 „Panel Arbeitsmarkt und soziale Sicherung“ ................................. 64

Schwerpunkt F: „Methoden und Daten“ ........................................................................ 67

Kompetenzzentrum Empirische Methoden .............................................................................. 68

Forschungsdatenzentrum .............................................................................................................. 71

Institutsleitung, Forschungsgruppe des Direktors und Stabsstellen ........................ 74

Institutsleitung und Forschungsgruppe des Direktors .......................................................... 75

Stabsstelle Forschungskoordination ........................................................................................... 79

Stabsstelle Presse ............................................................................................................................. 82

Wissenschaftsmanagement und Geschäftsbereiche .................................................... 84

Wissenschaftsmanagement ........................................................................................................... 85

Personal, Qualifizierung und Infrastruktur .............................................................................. 87

Finanzen und Planung .................................................................................................................... 90

Wissenschaftliche Medien und Kommunikationsstrategie .................................................. 92

Daten und IT-Management ........................................................................................................... 94

Wissenschaftliche Fachinformation und Bibliothek .............................................................. 97

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Neue Impulse für Forschung und Beratung

Die hervorragende Lage am deutschen Arbeitsmarkt fungiert als Stabilitätsanker in

Zeiten, in denen vieles, was bislang als selbstverständlich galt, gefährdet erscheint. Der

Brexit und die damit einhergehenden Folgen für den europäischen Binnenmarkt, sowie

politische Spannungen, beispielsweise ausgelöst durch die Fluchtmigration, setzen

Grundpfeiler der Europäischen Union aufs Spiel. Forschung kann und muss zur Ver-

sachlichung der Debatten beitragen. Wie in kaum einem anderen Politikfeld werden

rationale Entscheidungen am Arbeitsmarkt durch evidenzbasierte Beratungen unter-

stützt. Dazu leistet das IAB weiterhin seinen Beitrag.

Seit mehr als einem halben Jahrhundert ist das IAB bestrebt, Forschung auf qualitativ

höchstem Niveau und zielgruppengerechte Politikberatung miteinander zu verbinden.

Die empirisch und theoretisch fundierte Forschung des IAB beruht auf einer breiten

und gesicherten Datengrundlage und wendet Methoden nach internationalen Stan-

dards an. Die Evaluation durch den Wissenschaftsrat im kommenden Jahr nehmen wir

zum Anlass, interne Strukturen auf den Prüfstand zu stellen, uns mit unseren Strate-

gien auseinanderzusetzen und wichtige Zukunftsthemen für die Forschung zu reflek-

tieren. Unter Federführung der Stabsstelle Forschungskoordination wurde eine Ar-

beitsgruppe eingerichtet, die aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verschiedener Be-

reiche des Instituts besteht. Die Evaluation durch den Wissenschaftsrat wird dabei als

eine institutsweite Aufgabe wahrgenommen, an der alle Bereiche intensiv mitarbeiten.

Darüber hinaus wurden im Vorfeld beispielsweise durch die Ernennung eines Beauf-

tragten für wissenschaftliche Qualitätssicherung die Anstrengungen zur kontinuierli-

chen Verbesserung unserer Arbeit weiter auch institutionell abgesichert.

Auch in den nächsten Jahren werden wir den Wandel der Arbeits- und Berufswelt un-

tersuchen. Aus Sicht der Arbeitsmarktforschung sind die tiefgreifenden Veränderungen

durch digitale Technologien und deren Herausforderungen für Institutionen, Wirt-

schaft und Gesellschaft von herausragender Bedeutung. Weitere bedeutsame Trieb-

kräfte des Wandels sind die demografischen Trends wie Alterung und Schrumpfung

der heimischen Bevölkerung und zugleich die Einwanderungsbewegung, die sich nicht

nur auf die Fluchtmigration beschränkt. All dies bedeutet eine Zunahme des Anpas-

sungsbedarfs am Arbeitsmarkt. Um die Grundlagen dafür zu schaffen, den Wandel zu

gestalten, bedarf es einer Forschung zu Bildungschancen und Fachkräftesicherung

ebenso wie zu Teilhabe und Arbeitsmarktintegration, zu Lohnentwicklung und Lohn-

struktur, zur Lösung verfestigter Arbeitslosigkeit, zu den zukünftigen Qualifikations-

bedarfen und zu den Wirkungen arbeitsmarktpolitischer Instrumente – um nur einen

Teil der Themen zu nennen, mit denen sich die Forschung am IAB beschäftigt.

In den letzten Jahren hat sich die Sichtbarkeit des Instituts sowohl in der Wissenschaft

als auch in der Fachöffentlichkeit deutlich erhöht. Unsere Politikberatung richtet sich

im Rahmen des gesetzlichen Auftrags zum einen an die Zentrale der Bundesagentur

für Arbeit, deren Selbstverwaltung sowie die dezentralen Organisationseinheiten Re-

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gionaldirektionen, Arbeitsagenturen und Jobcenter. Zum anderen ist in der Grundsi-

cherungsforschung und -beratung das Bundesministerium für Arbeit und Soziales un-

ser wichtigster Adressat.

Die vier Fokusthemen „Migration und Integration“, „Arbeit in der digitalisierten Welt“,

„Langzeitleistungsbezug“ und „Qualität der Beschäftigung“ reflektieren sowohl die

wissenschaftliche Debatte als auch die Diskussionen in Medien und der Fachöffent-

lichkeit. Sie werden daher auch 2018 fortgeführt. In allen vier Feldern ist die Wissen-

schaft gefragt, weitere Daten und Erkenntnisse zu liefern sowie Zusammenhänge zu

verdeutlichen, um die Politik fundiert zu beraten.

Im Bereich der Migration und Integration ist danach zu fragen, wie Geflüchtete er-

folgreich in den Arbeitsmarkt integriert werden können und inwieweit Zuwanderung

den demografischen Wandel beeinflussen kann. Zu diesem Themenkomplex kann das

IAB auf Basis verschiedener Datensätze in den nächsten Jahren Erkenntnisse liefern,

die für Politik und Verwaltung von hoher Bedeutung sind. Bei der Digitalisierung stellt

sich die Frage, welche konkreten Auswirkungen diese auf den Arbeitsmarkt und seine

Strukturen hat. Auch der Abbau von Langzeitarbeitslosigkeit und Langzeitleistungsbe-

zug gestaltet sich weiterhin schwierig. Daher ist es notwendig zu betrachten, welche

Faktoren zur Verfestigung beitragen und unter welchen Bedingungen ein Ausstieg

dennoch gelingen kann. Die Qualität der Beschäftigung ist auf unterschiedlichen Ebe-

nen von Bedeutung. Welche Merkmale eines Jobs beeinflussen die Beschäftigungsauf-

nahme, welche Rolle spielen Tarifverträge für die Lohnfindung und wie verändern sich

Arbeitsplätze? Die Forschung zu den Fokusthemen wird in bereichsübergreifenden Ar-

beitsgruppen gebündelt, durch die der Austausch zwischen den Forschenden im Insti-

tut befördert wird.

Ein veränderter Zuschnitt des Instituts trägt seit Mitte 2017 zur besseren Vernetzung

der Bereiche bei. Der Schwerpunkt D umfasst nun neben dem Forschungsbereich „Be-

triebe und Beschäftigung“ und der Forschungsgruppe „Berufliche Arbeitsmärkte“ auch

den Forschungsbereich „Bildung, Qualifizierung und Erwerbsverläufe“. Die Forschungs-

gruppe „Grundsicherungsbezug und Arbeitsmarkt“ wurde aufgrund ihrer gesamtwirt-

schaftlichen Ausrichtung dem makroökonomischen Schwerpunkt „Gesamtwirtschaft

und Institutionen“ zugeordnet. Alle Maßnahmen dienen dazu, bereichsübergreifende

Kooperationen und die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu stärken.

Darstellung des Forschungs- und Arbeitsprogramms

Das vorliegende Forschungs- und Arbeitsprogramm informiert über zentrale For-

schungsvorhaben, die am IAB im Jahr 2018 bearbeitet werden. Neben beitragsfinan-

zierten Projekten im Rahmen der Forschung nach § 282 SGB III und Projekten der

steuerfinanzierten Grundsicherung nach § 55 SGB II werden auch durch öffentliche

Einrichtungen oder Institutionen der Forschungsförderung finanzierte Drittmittelpro-

jekte aufgeführt. Durch Drittmittelforschung eröffnen sich dem IAB neue Forschungs-

felder, es stärkt seine Rolle in der Wissenschaftslandschaft und erschließt neue Koope-

rationsmöglichkeiten.

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Die Darstellung der Projekte orientiert sich inhaltlich an den Forschungsschwerpunk-

ten und den jeweiligen Bereichsprofilen. Zunächst werden die vier Fokusthemen de-

taillierter vorgestellt, im Anschluss wird über die einzelnen Projekte und Aktivitäten

des IAB im Jahr 2018 berichtet.

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Fokusthemen

Migration und Integration

Die Integration in den Arbeitsmarkt ist generell ein wichtiger Schritt für die ökonomi-

sche und gesellschaftliche Partizipation. Arbeit und das damit verbundene Einkommen

befördern den Zugang zu Bildung sowie Kultur und ermöglichen die Weiterentwick-

lung eigener Fähigkeiten. Von daher verbessert eine bessere Ausschöpfung der beruf-

lichen Erfahrungen, Potenziale und Kompetenzen auch der ausländischen Arbeits-

kräfte nicht nur deren individuelle Lebenssituation, sondern auch den sozialen Zusam-

menhalt der Gesellschaft.

Migrantinnen und Migranten in Deutschland sind keine homogene Gruppe, sondern

unterscheiden sich in vielen Aspekten, wie z. B. dem Migrationsmotiv, der Bleibeab-

sicht, dem Herkunftsland, dem Alter und den schulischen und beruflichen Vorausset-

zungen. Insbesondere Geflüchtete haben einen hohen Orientierungs- und Beratungs-

bedarf, da ihnen meist wichtige institutionelle Kenntnisse (z. B. zur Bedeutung der

dualen Berufsausbildung) fehlen. Weitere Aufgaben für die Arbeitsvermittlung sind die

Identifikation unterschiedlicher Kompetenzen und Erwerbsmotivationen sowie die An-

passung von vorhandenen Qualifikationen an konkrete betriebliche Anforderungen.

Der Erwerb von allgemeinen und berufsbezogenen Sprachkenntnissen ist notwendige

Voraussetzung für die berufliche Integration von Geflüchteten. Deren erfolgreiche Ar-

beitsmarktintegration hängt wesentlich davon ab, inwieweit es gelingt, frühzeitigen

Spracherwerb, Ausbildung sowie berufsqualifizierende Maßnahmen mit einer zeitna-

hen und nachhaltigen Aufnahme von sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung zu

verbinden.

Das neue Integrationsgesetz folgt dem Prinzip des „Förderns und Forderns“ und bietet

bestimmten Gruppen bessere Bleibeperspektiven und einen leichteren und früheren

Zugang zum Arbeitsmarkt, z. B. durch die Aussetzung der Vorrangprüfung in den

meisten Agenturen für Arbeit, die Öffnung der Zeitarbeit oder den erleichterten Zu-

gang zur betrieblichen Ausbildung für Geduldete. Geflüchtete, die Integrationsmaß-

nahmen ablehnen oder abbrechen, erhalten weniger Leistungen nach dem Asylbewer-

berleistungsgesetz.

Zusätzlich zum bundesweiten Integrationsgesetz verfügen z. Z. Baden-Württemberg,

Bayern, Berlin und Nordrhein-Westfalen über jeweils eigene Landesintegrationsgesetze

mit spezifischen Aufgaben und Zielen zur Unterstützung der Integrationsbemühungen.

Die unterschiedlichen lokalen Arbeitsmarktsituationen und die administrative Umset-

zung von Erlassen und Verwaltungsvorschriften beeinflussen den Integrationsprozess.

Ende des Jahres 2016 lebten laut Ausländerzentralregister über 10 Millionen Personen

mit ausländischer Nationalität in Deutschland. Von August 2016 bis August 2017

wuchs die ausländische Bevölkerung um rund 448.000 Personen (+4,6 %). 2016 ist die

Zahl der neueingereisten Asylsuchenden mit ca. 280.000 im Vergleich zum Vorjahr

deutlich zurückgegangen. Im Zeitraum Januar bis August 2017 wurden ca. 150.000

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Asylanträge (inkl. Folgeanträge) gestellt, weitere rund 114.000 Anträge waren im Au-

gust noch nicht entschieden. Im August 2017 waren laut Migrations-Monitor Arbeits-

markt der Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) in den Rechtskreisen SGB II und

SGB III knapp 497.000 Drittstaaten-Angehörige im Kontext von Fluchtmigration als

arbeitsuchend registriert. Dies entspricht 10,7 Prozent aller Arbeitsuchenden. Auf-

grund der noch zu entscheidenden Asylverfahren werden künftig viele Personen aus

dem Rechtskreis SGB III in den Bereich des SGB II wechseln. Für Migrantinnen und

Migranten kommt neben der Arbeitsvermittlung insbesondere Netzwerken, persönli-

chen Kontakten, sozialer Unterstützung und der Aufnahmebereitschaft der Wirtschaft

eine besondere Bedeutung bei der Arbeitssuche zu. Geflüchtete stehen vor besonderen

Herausforderungen: sie finden deutlich später eine erste Beschäftigung, sind häufiger

überqualifiziert und verdienen durchschnittlich geringere Löhne als andere Migrantin-

nen und Migranten.

Laufende und zukünftige Forschung am IAB umfasst die Erhebung, den Aufbau und

die Erweiterung verschiedener Datensätze für die Migrations- und Integrationsfor-

schung, Analysen zum Umfang spezifischer Migrantengruppen (z. B. Neuzuwanderer,

Geflüchtete) sowie Fragen zur Struktur der Zugewanderten, dem Bildungserwerb, dem

Eintritt in Ausbildung und der Aufnahme einer Beschäftigung. Auf Basis der IAB-

BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten wird der Zusammenhang zwischen dem

Asylverfahrensstatus, der Arbeitsmarktintegration und Bildungsinvestitionen von Ge-

flüchteten unter Berücksichtigung rechtlicher und institutioneller Änderungen unter-

sucht. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Frage, wie die rechtlichen und insti-

tutionellen Rahmenbedingungen die Entwicklung und den Erfolg bei der Arbeits-

marktintegration von Geflüchteten beeinflussen (z. B. die Aussetzung der Vorrangprü-

fung). Zudem gab es bei der Jubiläumstagung „Arbeitswelten im Wandel – Herausfor-

derungen für Politik und Forschung“ des IAB in Berlin ein Panel zur „Fluchtmigration“.

Ein weiteres Projekt untersucht die Sichtweise der operativen Ebene der Arbeitsver-

waltung und ermittelt Einschätzungen der Vermittlungsfachkräfte und Fallmanager

aus beiden Rechtskreisen in einer standardisierten onlinegestützten Befragung. The-

matisch geht es dabei z. B. um die Ausstattung mit notwendigen Ressourcen und um

die Organisation der eigenen Arbeit. Dazu kommen Fragen zur eigenen Qualifizierung

bzw. Vorbereitung auf die Arbeit mit Geflüchteten, zu Kooperationen inner- und au-

ßerhalb der BA und zur Rolle des Sozialstaats und der Arbeitsverwaltung bei der Er-

werbsintegration von Geflüchteten im Allgemeinen. Diese Fragen werden ergänzt

durch Einschätzungen über die Eigenschaften der Geflüchteten selbst.

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Tabelle 1

Migration und Integration (Fokusthema I)

Bereich Thema / Projekt Seite

Schwerpunkt „Gesamtwirtschaft und Institutionen“

A1 Betriebliche Einstellungsbereitschaft gegenüber ehemaligen Flüchtlingen (IAB-Pro-jekt 3114)

18

Schwerpunkt „Regionale und Internationale Arbeitsmarktforschung“

B1 Befragung von Geflüchteten (IAB-Projekt 1783) 29

B1 Begleitevaluation der arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen für Geflüchtete (IAB-Pro-jekt 3311)

30

B1 Auswirkungen von rechtlichen Veränderungen auf die Arbeitsmarktintegration von Ge-flüchteten (IAB-Projekt 3089)

31

B1 Genderspezifische Einflussfaktoren auf die Erwerbslosigkeit und den Leistungsbezug von Migranten in Deutschland (IAB-Projekt 3353)

32

B2 Die regionale Dimension der Arbeitsmarktintegration von SGB-II-Empfängern mit Migra-tionshintergrund (IAB-Projekt 3398)

36

RFN Das deutsche Green-Card Programm 2000-2004 (IAB-Projekt 1698) 41

Schwerpunkt „Arbeitsmarktpolitik“

C1 Begleitforschung „Kooperationsmodell zur Integration von geflüchteten Menschen“

(IAB-Projekt 3250) 44

C2 Netzwerke der Integration? Eine explorative Studie zur Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen (IAB-Projekt 3100)

48

Schwerpunkt „Betriebe Qualifizierung und Berufe“

D2 Wellcome – Wiederholungsbefragung zu jungen (Flucht-)Migranten aus Syrien (IAB-Pro-jekt 3130)

53

D2 Betriebliche Ausbildung junger Geflüchteter mit Duldungsstatus (IAB-Projekt 1341) 54

Schwerpunkt „Lebenschancen und soziale Ungleichheit

E3 Auswirkungen der kleinräumigen Wohnumgebung auf die Dynamik im SGB II (IAB-Pro-

jekt 3117) 65

Aus anderen Bereichen

Foko Quantitative Befragung von Vermittlungsfachkräften zum Themenbereich Asyl und Flucht (IAB-Projekt 3303)

79

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Arbeit in der digitalisierten Welt

Die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt sind aktuell eines der meist-

diskutierten Themen in der Arbeitsmarktpolitik, in der Wissenschaft und in der Öffent-

lichkeit. Die Forschungsergebnisse des IAB tragen maßgeblich dazu bei, diese Debatte

zu versachlichen. So zeigen Untersuchungen des Instituts, dass Investitionen in digitale

Techniken in den letzten Jahren im Durchschnitt weder zu massiven Beschäftigungs-

verlusten noch zu deutlichen -gewinnen geführt haben. Allerdings zeigen sich für be-

stimmte Gruppen unterschiedliche Effekte: bei hochkomplexen Expertentätigkeiten in

technologieaffinen Betrieben der Informations- und Kommunikationstechnologie

(IKT), aber auch in bisher nicht-wissensintensiven Dienstleistungen ausüben, lassen sich

eher Beschäftigungsgewinne finden. Tendenziell ergeben sich Verluste am ehesten bei

Personen, die Helfertätigkeiten im Bereich der nicht-wissensintensiven Dienstleistun-

gen ausüben.

Für die Zukunft legen die Projektionen des IAB nahe, dass auch in den nächsten 15

Jahren kein massiver Beschäftigungsabbau im Zuge der digitalen Transformation be-

vorstehen dürfte. Diese Befürchtungen wurden auch durch weitere Analysen relati-

viert, die die Ersetzbarkeit von Tätigkeiten durch Computer und Maschinen in den Blick

nahmen. Weitere wichtige Themengebiete der Arbeitsgruppe waren die regionalen

Auswirkungen der Digitalisierung, die Veränderung der betrieblichen Personalpolitik

und die Aus-und Weiterbildung im digitalen Zeitalter.

Die Forschungsergebnisse zu diesen Themen flossen maßgeblich in die Politikberatung

ein: so fand hierzu beispielsweise ein Gespräch mit der Bundeskanzlerin im Bundes-

kanzleramt statt. Weitere Beratungsempfänger waren u. a. das BMAS, verschiedene

Bundestagsfraktionen, Landesregierungen, die OECD, Verbände sowie Selbstverwal-

tung, Vorstand und die Regionaldirektionen der BA. Einem breiten Publikum wurden

die Ergebnisse der Arbeitsgruppe auf verschiedenen Veranstaltungen vorgestellt: Die

Jubiläumstagung „Arbeitswelten im Wandel – Herausforderungen für Politik und For-

schung“ des IAB in Berlin beinhaltete ein Panel zur Digitalisierung der Arbeitswelt, das

Thema „Berufe in der digitalisierten Arbeitswelt“ wurde bei der Veranstaltung „Wissen-

schaft trifft Praxis“ intensiv diskutiert.

Im Jahr 2018 widmen sich die Arbeiten im Institut zum einen der weiteren Verbesse-

rung der Datenlage. Nachdem einzelne Aspekte der Arbeitswelt 4.0 bereits in verschie-

denen IAB-Befragungen (z. B. dem IAB-Betriebspanel, der IAB-Stellenerhebung oder

dem Linked Personnel Panel) beleuchtet werden, wird aufbauend auf die IAB-ZEW-

Arbeitswelt-4.0-Betriebsbefragung ein verknüpfter Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Daten-

satz konzipiert, mit dem die Auswirkungen des Technologieeinsatzes in den Betrieben

auf die einzelnen Arbeitskräfte dieser Betriebe noch genauer untersucht werden kön-

nen. Dazu wird in einem Kooperationsprojekt mit dem Bundesinstitut für Berufsbil-

dung (BIBB) und dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) unter den

Beschäftigten eine repräsentative Befragung durchgeführt, um eine umfassende Da-

tengrundlage zu den Herausforderungen betrieblicher Digitalisierungsprozesse für die

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Beschäftigten aus sozialpolitischer Perspektive zu erhalten. Daneben wird die Digitali-

sierung des Arbeitsplatzes im Rahmen des Projekts „Arbeitsqualität und wirtschaftli-

cher Erfolg“ auch in der vierten Welle des sogenannten Linked Personnel Panels einen

Schwerpunkt ausmachen.

Zum anderen erweitern und vertiefen zahlreiche Projekte die Erkenntnisse über die

Arbeitswelt 4.0. So untersucht ein Projekt die Wirkungen von Betriebsräten auf die

Digitalisierung. Mit Daten des IAB-Betriebspanels soll geklärt werden, ob das Vorhan-

densein von Betriebsräten dazu beitragen kann, die unterschiedlich intensive Ausei-

nandersetzung mit Digitalisierung und Automatisierung in Betrieben in Deutschland

zu erklären. Ebenfalls auf Basis des IAB-Betriebspanels beschäftigen sich für das Jahr

2018 geplante Forschungsaktivitäten mit der Entwicklung und den Strukturen der be-

trieblichen Weiterbildung sowie mit den Faktoren, die diese begünstigen. Es wird un-

tersucht, ob die Nutzung von modernen Digitalisierungs- und Automatisierungstech-

nologien mit einem verstärkten Weiterbildungsengagement der Betriebe einhergeht

und in welchem Zusammenhang sie mit der Weiterbildungsquote einzelner Beschäf-

tigtengruppen steht. Ein anderes Projekt beruht auf Daten, die mittels eines Sonder-

fragebogens im Rahmen der IAB-Stellenerhebung im Jahr 2016 erhoben wurden. Hier

werden Stellenbesetzungen im Kontext von Wirtschaft 4.0 analysiert. Nachdem das

Projekt bereits zeigen konnte, dass Digitalisierung sowohl die Anforderungen an die

neu eingestellten Beschäftigten verändert als auch signifikanten Einfluss auf ihre Ar-

beitsbedingungen hat, wird nun untersucht, welche Berufe in der näheren Zukunft

besonders von veränderten Arbeitsbedingungen betroffen sein werden.

Die Ersetzbarkeit von Tätigkeiten durch Computer und Maschinen wird auch weiterhin

im Fokus der Arbeitsgruppe stehen. Diese sogenannten Substituierbarkeitspotenziale

wurden bisher auf Basis von Berufsdaten aus der Expertendatenbank BERUFENET der

BA für das Jahr 2013 berechnet. Da es aber absehbar ist, dass einige Tätigkeiten, die

2013 nicht durch Computer oder computergesteuerte Maschinen ersetzbar waren, zu

ersetzbaren Tätigkeiten werden, ist eine Aktualisierung der Substituierbarkeitspoten-

ziale geplant. Somit können die Folgen der Digitalisierung für die Arbeitswelt durch

aktuelle Substituierbarkeitspotenziale berechnet werden als auch Veränderungen von

Substituierbarkeitspotenzialen über die Zeit analysiert werden.

Mögliche Beschäftigungsverluste oder -gewinne in deutschen Betrieben infolge der

Digitalisierung sind Gegenstand eines weiteren Projekts. Die digitale Transformation

führt dazu, dass in immer mehr Bereichen menschliche Arbeit durch Maschinen, Ro-

boter und Computer ersetzt wird. Auf der anderen Seite führen dadurch entstehende

Produktivitätsgewinne dazu, dass Produkte und Serviceleistungen billiger angeboten

werden können und über eine vermehrte Nachfrage sogar Beschäftigungsgewinne in

diesen Betrieben entstehen können. Welcher dieser Effekte in den Betrieben in

Deutschland überwiegt, wird im Zuge des Projekts untersucht. Wie sich der Breitband-

ausbau auf die Technologieinvestitionen, die damit zusammenhängende Weiterbil-

dungsbeteiligung und die wirtschaftliche Entwicklung von Firmen ausgewirkt hat, wird

in einem weiteren Projekt analysiert, das in Zusammenarbeit mit dem ifo-Institut Mün-

chen durchgeführt wird.

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 11

Tabelle 2

Arbeit in der digitalisierten Welt (Fokusthema II)

Bereich Thema / Projekt Seite

Schwerpunkt „Gesamtwirtschaft und Institutionen“

A1 Einfluss regionaler Internetverfügbarkeit auf die Dauer von Arbeitslosigkeit und Vakanzen (IAB-Projekt 3168)

19

A2 Stellenbesetzungen im Kontext von Wirtschaft 4.0 (IAB-Projekt 3082) 23

Schwerpunkt „Regionale und Internationale Arbeitsmarktforschung “

B2 Entwicklung eines regionalen Indikatorensystems zu Branchenspezialisierung

und Wirtschaftsstruktur (IAB-Projekt 3221) 34

Schwerpunkt „Betriebe, Qualifizierung und Berufe“

D1 Betriebliche Weiterbildung (IAB-Projekt 670) 51

D2 Breitbandzugang, IT-Investitionen und Firmenerfolg (IAB-Projekt 3257) 53

FG BAM Digitalisierung und Wandel der Beschäftigung (DiWaBe): Eine Datengrundlage für die interdisziplinäre Sozialpolitikforschung (IAB-Projekt 3233)

57

FG BAM Aktualisierte Substituierbarkeitspotenziale von Berufen durch Digitalisierung (IAB-Projekt 3276)

58

FG BAM Der Einfluss von Betriebsräten auf den Stand der Digitalisierung in den Betrieben (IAB-Projekt 3342)

58

Aus anderen Bereichen

FG Dir Die Auswirkungen der Digitalisierung auf Firmen und Beschäftigte (IAB-Projekt 3146)

75

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 12

Langzeitleistungsbezug – Gründe, Konsequenzen und Auswege

Die nahezu unverändert hohe Zahl von Langzeitarbeitslosen war in den letzten Jahren

eines der Schwerpunktthemen der arbeitsmarkt- und sozialpolitischen Debatten. Wäh-

rend die Beschäftigung weiter wächst, geht die Langzeitarbeitslosigkeit, d.h. die Zahl

der Personen, die mindestens ein Jahr arbeitslos sind, nicht in starkem Maße zurück.

Knapp neun von zehn Langzeitarbeitslosen beziehen Leistungen der Grundsicherung

für Arbeitsuchende. Die Zahl der erwerbsfähigen Personen in der Grundsicherung liegt

bei über vier Millionen. Der Bezug von Leistungen der Grundsicherung ist nach wie vor

durch lange Bezugszeiten geprägt. Langzeitarbeitslose machen aber nur etwa ein Vier-

tel der erwerbsfähigen Leistungsbezieherinnen und -bezieher aus. Der Leistungsbezug

hat somit neben (Langzeit-)Arbeitslosigkeit weitere Gründe. Dazu zählen beispielsweise

eine Erwerbstätigkeit mit einem Einkommen, das nicht für die gesamte Bedarfsgemein-

schaft reicht, die Teilnahme an Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik, Ausbil-

dung oder Familienaufgaben. Langzeitarbeitslosigkeit und langer Leistungsbezug ge-

hen somit nicht immer miteinander einher. Darüber hinaus stellt die Sicherung sozialer

Teilhabe von Menschen mit mittelfristig wenig Chancen auf eine Beschäftigung am

ersten Arbeitsmarkt ein zentrales Thema dar.

Forschung zu diesen Aspekten ist somit eines der zentralen, übergreifenden Themen

für das IAB. Das Institut konnte neue Erkenntnisse zu Verlaufsmustern in der Grundsi-

cherung sowie zur Wirkung von Vermittlungshemmnissen und Sanktionen vorlegen. In

der Politikberatung ist u. a. die Rolle geförderter Beschäftigung bedeutsam. Das IAB

führte im Oktober 2017 einen Workshop für die Selbstverwaltung der BA zum Thema

Langzeitarbeitslosigkeit durch, bei dem Potenziale für öffentlich geförderte Beschäfti-

gung einen Schwerpunkt bildeten. Auf wissenschaftlicher Seite organisierte das IAB

einen Stream zum Thema Dynamik von Leistungsbezug und Arbeitslosigkeit bei der

ESPAnet-Konferenz in Lissabon, um den internationalen Austausch zu diesem Themen-

feld zu vertiefen.

Eine wichtige Datenbasis für die Forschung zu diesem Thema ist das Panel Arbeitsmarkt

und soziale Sicherung, zu welchem anlässlich der zehnten zur Verfügung stehenden

Befragungswelle im Oktober 2017 eine Nutzerkonferenz stattfand. Daneben wurde mit

der Stichprobe integrierter Grundsicherungsbiografien (SIG) eine neue Prozessdaten-

basis aufgebaut, die für Grundsicherungsempfängerinnen und -empfänger deren Leis-

tungsbezugs-, Arbeitslosigkeits-, Beschäftigungs- und Maßnahmeteilnahmebiografien

zusammenführt und die detaillierte Informationen zum Haushaltskontext und den Bi-

ografien aller Haushaltsmitglieder enthält.

Im Jahr 2018 werden die zentralen Forschungsstränge zu dem Thema fortgeführt. Kon-

krete Projekte beschäftigen sich mit der Rolle der Erwerbstätigkeit beim Ausstieg aus

dem Leistungsbezug, den Konstellationen, in denen erwartungswidrige Übergänge ge-

lingen und mit der Frage, welche Rolle berufs- und tätigkeitsbezogene Konzessionen

bei der Stellensuche von Arbeitslosen spielen. Des Weiteren stehen die psychische Ge-

sundheit sowie die Fortführung der Analysen zu Maßnahmewirkungen im Fokus der

Forschung.

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 13

Tabelle 3

Langzeitleistungsbezug – Gründe, Konsequenzen und Auswege (Fokusthema III)

Bereich Thema / Projekt Seite

Schwerpunkt „Gesamtwirtschaft und Institutionen“

A1 Beschäftigungschancen Langzeitarbeitsloser (IAB-Projekt 3225) 18

FG GAMA Verweildauer in Leistungsbezug und Arbeitslosigkeit: Determinanten und Zeitabhängigkeit (IAB-Projekt 3169)

25

FG GAMA Berufs- und tätigkeitsbezogene Konzessionsbereitschaft von Leistungs-empfängern bei der Stellensuche (IAB Projekt 3266)

26

Schwerpunkt „Regionale und Internationale Arbeitsmarktforschung“

B1 Umverteilung und Armutsrisiko von Arbeitslosen im europäischen Vergleich (IAB-Projekt 3157)

32

Schwerpunkt „Arbeitsmarktpolitik“

C2 Die Zusatzjobförderung nach der Instrumentenreform (IAB-Projekt 3039) 47

C2 Einfluss von Maßnahmeteilnahmen der Eltern auf den Ausbildungs- und Arbeitsmarkterfolg ihrer Kinder (IAB-Projekt 1657)

48

Schwerpunkt „Betriebe, Qualifizierung und Berufe“

D2 Arbeitslose Jugendliche und seelische Gesundheit (IAB-Projekt 1671) 54

Schwerpunkt „Lebenschancen und soziale Ungleichheit“

E2 Erwartungswidrige Übergänge aus der Grundsicherung (IAB-Projekt 1674) 62

E3 Panel Arbeitsmarkt und soziale Sicherung (IAB-Projekt 915) 64

Aus anderen Bereichen

Foko Beratung und Vermittlung von Langzeitarbeitslosen (IAB-Projekt 3349) 79

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Qualität der Beschäftigung

Die Qualität von Arbeit steht bereits seit einigen Jahren im Fokus arbeitsmarktpoliti-

scher Debatten. Ein hohes Maß an Arbeits- und Beschäftigungsqualität macht Unter-

nehmen für Fachkräfte attraktiv und bindet sie langfristig an das Unternehmen. Das

Thema Beschäftigungsqualität hat sehr unterschiedliche Facetten. Die auf nationaler

und internationaler Ebene entwickelten Indikatoren zur Messung von Beschäftigungs-

qualität erstrecken sich daher auf verschiedene Kerndimensionen, wie etwa: Einkom-

men und soziale Sicherung, Beschäftigungssicherheit, Lern- und Entwicklungsmöglich-

keiten, Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, Arbeitsintensität, das Verhältnis von

Arbeitsbelastungen und -ressourcen sowie soziale Beziehungen am Arbeitsplatz.

Der Forschungsstand zum Thema Arbeitsqualität wird am IAB intensiv diskutiert und

mit eigenen Projekten erweitert. Dabei spielt der Austausch mit Experten aus anderen

Forschungseinrichtungen eine wichtige Rolle. So war das Institut im vergangenen Jahr

an der Organisation thematisch einschlägiger Workshops beteiligt. Gemeinsam mit

dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) wurde der „Third Internati-

onal Workshop on Assessing the Impact of Human Resource Management Practices“

durchgeführt. Der Workshop hatte die Bedeutung von Personalpolitik für die Bindung

von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern an und den wirtschaftlichen Erfolg von

Unternehmen zum Gegenstand. Das Thema heterogene Beschäftigungsverhältnisse

wurde bei der Tagung „Arbeit und Ungleichheit - Die Rolle der Institutionen auf dem

Arbeitsmarkt“ erörtert. Die Veranstaltung wurde von der Akademie für Politische Bil-

dung Tutzing in Zusammenarbeit mit dem IAB und dem Leibniz-Institut für Ost- und

Südosteuropaforschung (IOS) ausgerichtet.

Zudem wurden Forschungsergebnisse auf einschlägigen internationalen Konferenzen

vorgetragen. Beim „20th Colloquium on Personnel Economics“ an der Universität Zü-

rich wurde der Einfluss digitaler Technologien auf die Arbeitsqualität erörtert. Auch

die Themen atypische und flexible Beschäftigung wurden auf verschiedenen Tagungen

behandelt, etwa im Rahmen eines Vortrags zu den Bestimmungsgründen flexibler Ar-

beitszeitmodelle beim International Research Workshop „Exploring the Dynamics of

Organisational Working Time Regimes: Managerial, Occupational, and Institutional

Perspectives on Extreme Work” an der Karl-Franzens-Universität Graz. Schließlich wid-

meten sich verschiedene Vorträge dem Zusammenhang von Arbeitsqualität und Ge-

sundheit. Bei der „10th European Public Health Conference“ in Stockholm und der

Jahrestagung der „Society for Longitudinal and Lifecourse Studies“ in Stirling wurden

Studienergebnisse zur Wechselwirkung zwischen dem beruflichen Anforderungsni-

veau, hohen Arbeitsbelastungen und physischer Gesundheit präsentiert.

Aus den Forschungsprojekten zur Arbeitsqualität gingen verschiedene Publikationen

hervor, beispielsweise zu Themen wie atypischer Beschäftigung, Digitalisierung,

Scheinselbständigkeit, der Arbeitsqualität von erwerbstätigen Grundsicherungsemp-

fängerinnen und -empfängern oder dem Zusammenhang von Überqualifizierung und

Löhnen. Außerdem flossen Forschungsergebnisse in die Beratung von Akteuren aus

Politik und Praxis ein. Im Rahmen der Wanderausstellung „Minijob? Da geht noch

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 15

mehr!“ wurden beispielsweise Erkenntnisse zur Arbeitsqualität im Kontext geringfügi-

ger Beschäftigung vorgestellt. Beim „13. Arbeitsmarktfrühstück in der Hochschule der

BA“ in Schwerin wurden gemeinsam mit Gästen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft

und Gesellschaft u.a. die Konsequenzen der Digitalisierung auf Qualitätsaspekte der

Arbeit diskutiert.

Schließlich wurde der Forschungsdatensatz (Scientific Use File) zur ersten Welle der

„Studie Mentale Gesundheit bei der Arbeit“ (S-MAG) über das FDZ der BA im IAB ver-

öffentlicht. Diese Studie wird in Kooperation mit der Bundesanstalt für Arbeitsschutz

und Arbeitsmedizin (BAuA) durchgeführt.

Auch im Jahr 2018 widmen sich verschiedene Forschungsprojekte dem Thema Beschäf-

tigungsqualität. Der Forschungsbereich „Panel Arbeitsmarkt und soziale Sicherung“

untersucht beispielsweise, inwieweit inhaltliche Merkmale von Jobangeboten den ge-

forderten Lohn und die Arbeitsleistung bei Annahme eines Jobangebots beeinflussen.

Im Forschungsbereich „Arbeitsförderung und Erwerbstätigkeit“ wird in einem Projekt

der Einfluss von Nachbarschaftsnetzwerken auf die Beschäftigung sowie die Entloh-

nung untersucht. Ein Projekt des Forschungsbereichs „Betriebe und Beschäftigung“ be-

fasst sich mit Veränderungen im Zeitverlauf bei der Tarifbindung sowie mit der Rolle,

die Tarifverträge bzw. Betriebsräte für die betriebliche Lohnfindung spielen. Das For-

schungsteam des Vizedirektors analysiert, welche Rolle atypische Erwerbsformen bei

der zunehmenden Erwerbstätigkeit Älterer spielt. In Kooperation mit dem Bundesin-

stitut für Berufsbildung (BIBB) und dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsfor-

schung (ZEW) generiert die Forschungsgruppe „Berufliche Arbeitsmärkte“ einen Da-

tensatz für die interdisziplinäre Sozialpolitikforschung, mit dem die Auswirkungen der

Einführung neuer digitaler Technologien auf die Arbeitsqualität untersucht werden

kann. Zudem werden im Bereich Daten- und Informationsmanagement weiterhin An-

strengungen unternommen, die hohe Qualität der zur Verfügung stehenden Daten zu

verbessern, z. B. bei der Beschäftigtenhistorik.

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 16

Tabelle 4

Qualität der Beschäftigung (Fokusthema IV)

Bereich Thema / Projekt Seite

Schwerpunkt „Gesamtwirtschaft und Institutionen“

A1 Auswirkungen Erwerbstätigkeit 60plus (IAB-Projekt 3323) 20

A2 Bestimmungsfaktoren flexibler Arbeitszeiten (IAB-Projekt 3079) 22

A2 Arbeitszeiten im Lebensverlauf (IAB-Projekt 3215) 23

Schwerpunkt „Regionale und Internationale Arbeitsmärkte“

RFN Entlassungen aus der Perspektive von Vermittlung und „Recallern“ (IAB-Projekt 3023) 40

Schwerpunkt „Arbeitsmarktpolitik“

C1 Soziale Netzwerke und Arbeitsmarkterfolg (IAB-Projekt 3142) 45

Schwerpunkt „Betriebe, Qualifizierung und Berufe“

D1 Tarifbindung und Betriebsrat (IAB-Projekt 671) 50

D1 Aufstocker in deutschen Betrieben (IAB-Projekt 3186) 51

D1 Arbeitsqualität und wirtschaftlicher Erfolg (IAB-Projekt 3305, Nachfolgeprojekt zu IAB-Projekt 1359)

52

FG BAM Berufsspezifische und tätigkeitsorientierte Suche nach Arbeitskräften (IAB-Projekt 3056) 57

Schwerpunkt „Lebenschancen und soziale Ungleichheit“

E3 Bedeutung von Arbeit und Arbeitsangebot (IAB-Projekt 3239) 64

E3 Qualität der Arbeit im Zeitverlauf (IAB-Projekt 3185) 65

Schwerpunkt „Methoden und Daten“

FDZ Der Einfluss familienfreundlicher Maßnahmen in Betrieben auf das Arbeitsmarktverhalten von Müttern und Vätern – eine empirische Analyse mit verknüpften Betriebs- und Personendaten (IAB-Projekt 1705)

73

Aus anderen Bereichen

FG Dir Struktur und Entwicklung von atypischen Beschäftigungsverhältnissen (IAB-Projekt 3164) 75

Schwerpunkt A:

„Gesamtwirtschaft und Institutionen“

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 18

Forschungsbereich A1

„Arbeitsmarktprozesse und Institutionen“

Ziel des Forschungsbereichs „Arbeitsmarktprozesse und Institutionen“ ist es, zu einem

besseren Verständnis der Prozesse beizutragen, die der gesamtwirtschaftlichen Arbeits-

marktentwicklung zugrunde liegen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Analyse

von Anpassungsprozessen am Arbeitsmarkt sowie der Rolle, die bestehende institutio-

nelle Rahmenbedingungen hierbei einnehmen. Darüber hinaus werden die allgemeine

Beschäftigungsentwicklung, Aus- und Weiterbildung, betriebliche Flexibilität, die in-

dustriellen Beziehungen, die Lohnpolitik sowie Produktivität und Innovation erforscht.

Der Bereich nähert sich diesen Fragen aus mikroökonomischer Perspektive und nimmt

dabei ebenso die gesamtwirtschaftlichen Konsequenzen in den Blick. Im Vordergrund

stehen hierbei Größen der Beschäftigungsdynamik, wie Einstellungen und Entlassun-

gen, die Schaffung und der Abbau von Arbeitsplätzen, die Dynamik von Arbeitslosig-

keit sowie die Lohndynamik und die Matchqualität von Beschäftigungsverhältnissen.

Wichtige Vorhaben und Nutzen für Wissenschaft und Praxis 2018

Betriebliche Einstellungsbereitschaft gegenüber ehemaligen Flüchtlingen

(IAB-Projekt 3114)

Mit den Flüchtlingsbewegungen des Jahres 2015 ist eine große Zahl potenzieller Ar-

beitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf den deutschen Arbeitsmarkt gekommen. Bis-

her gibt es jedoch kaum belastbare Informationen darüber, wie Betriebe dieser Perso-

nengruppe gegenüberstehen und in welchem Ausmaß Betriebe Geflüchteten den Ein-

stieg in eine Beschäftigung in Deutschland ermöglicht haben. Erste Untersuchungen

im Jahr 2017 zeigen, dass der Anteil der Betriebe, die Erfahrungen mit dieser Perso-

nengruppe gesammelt haben, im vierten Quartal 2016 bei fast zehn Prozent lag. 2018

soll auf Basis der IAB-Stellenerhebung untersucht werden, wie viele Geflüchtete be-

reits von den Betrieben eingestellt wurden und welche Anforderungsniveaus die Stel-

len hatten, die von Betrieben mit geflüchteten Personen besetzt wurden. Weiterhin

sollen mit Hilfe der IAB-Stellenerhebung branchen- und betriebsgrößenspezifische De-

terminanten der Einstellungsbereitschaft von Geflüchteten identifiziert werden.

Die aus diesem Projekt gewonnenen Informationen sollen dazu beitragen, Schlussfol-

gerungen hinsichtlich betrieblicher Determinanten der Einstellungsbereitschaft und

geeigneter Maßnahmen für eine schnellere und zielgenauere Vermittlung von Flücht-

lingen in Beschäftigung abzuleiten.

Beschäftigungschancen Langzeitarbeitsloser (IAB-Projekt 3225)

Zur Beurteilung der Wiedereingliederungschancen von Langzeitarbeitslosen ist die be-

triebliche Sicht auf diese Personengruppe von großer Bedeutung. Im Rahmen der IAB-

Stellenerhebung soll untersucht werden, inwiefern Betriebe Langzeitarbeitslose bei der

Besetzung offener Stellen überhaupt in Betracht ziehen. Es sollen zudem die Gründe

Langzeit-

leistungsbezug

Migration und

Integration

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 19

dafür identifiziert werden, warum diese Personen im Einstellungsprozess deutlich sel-

tener zum Zuge kommen. Weiterhin ist vorgesehen, die betrieblichen Einschätzungen

der arbeitsmarktrelevanten Eigenschaften Langzeitarbeitsloser zu untersuchen, um be-

triebliche Anforderungen und Ausschlusskriterien im Stellenbesetzungsprozess ermit-

teln zu können. Solche Anforderungen und Kriterien können beispielsweise nicht-be-

rufsspezifische Merkmale betreffen, die Bewerberinnen und Bewerber für eine Neu-

einstellung erfüllen müssen. In diesem Zusammenhang ist von besonderem Interesse,

ob langzeitarbeitslose Bewerberinnen und Bewerber andere Voraussetzungen mitbrin-

gen müssen als nicht-langzeitarbeitslose Bewerberinnen und Bewerber und welche Ei-

genschaften und Voraussetzungen für die Einstellung Langzeitarbeitsloser besonders

relevant sind.

Das Projekt soll Aufschluss darüber geben, welche Ansatzpunkte Betriebe sehen, Lang-

zeitarbeitslose zu fördern. Die Ergebnisse können dazu beitragen, Strategien zu entwi-

ckeln, um die Qualifizierung und Weiterbildung Langzeitarbeitsloser gezielt zu fördern

und so die Chancen für einen Wiedereinstieg in Beschäftigung zu verbessern.

Einfluss regionaler Internetverfügbarkeit auf die Dauer von Arbeitslosigkeit

und Vakanzen (IAB-Projekt 3168)

Ziel des Projekts ist es, den Einfluss regionaler Internetverfügbarkeit auf die Dauer von

Arbeitslosigkeit, die Qualität der Passung von Beschäftigten und Arbeitsplätzen sowie

die Dauern von Vakanzen zu untersuchen. Grundidee ist, dass die Nutzung des Inter-

nets und die damit verbundene Bereitstellung von kostenlosen und umfangreichen In-

formationen über den Stellenmarkt eine effizientere Suche nach einer geeigneten Be-

schäftigung sowie nach geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern ermöglichen kann.

Hierzu sollen Daten aus den Integrierten Erwerbsbiografien (IEB), aus dem Panel Ar-

beitsmarkt und soziale Sicherung (PASS) sowie der IAB-Stellenerhebung genutzt wer-

den. Im Projekt werden technisch bedingte Unterschiede in der regionalen Internetver-

fügbarkeit in der ersten Hälfte der 2000er Jahre ausgenutzt. Im Jahr 2018 wird vor

allem die Untersuchung des Einflusses von Online-Rekrutierungsmethoden auf die

Dauer von Vakanzen im Vordergrund stehen. Auf Basis der Projektergebnisse sollen

Politikempfehlungen hinsichtlich der Nutzung von Online-Rekrutierungsmethoden

abgeleitet werden, um einen Abbau von Arbeitsmarktfriktionen erreichen zu können.

Das Projekt wird gemeinsam mit Kooperationspartnern vom Zentrum für Europäische

Wirtschaftsforschung (ZEW) und der Universität Mannheim durchgeführt.

Entlassungskosten, Screening-Intensität und Match-Qualität (IAB-

Projekt 3196)

Hohe Entlassungskosten schaffen einen zusätzlichen Anreiz für Arbeitgeber, Beschäf-

tigte vor ihrer Einstellung intensiv im Hinblick auf ihre Produktivität und Fähigkeiten

zu überprüfen. Dies kann wiederum Implikationen für die Passung von Beschäftigten

und Arbeitsplätzen haben. In dem Projekt testen wir die Hypothese, dass höhere Ent-

lassungskosten die Screening-Intensität bei neu begonnenen Beschäftigungsverhält-

nissen erhöhen und hierüber vermittelt zu einem verbesserten Match zwischen Betrie-

Arbeit in der

digitalisierten Welt

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 20

ben und Beschäftigten führen. Für dieses Projekt nutzen wir Variationen in den Ent-

lassungskosten, die aus Unterschieden in den Einstellungs- und Einarbeitungskosten

sowie exogenen Änderungen im gesetzlichen Kündigungsschutz resultieren. Die Da-

tenbasis umfasst die IAB-Stellenerhebung sowie die integrierten Erwerbsbiografien der

BA.

Für die Politikberatung sind wichtige Hinweise zur Bedeutung des Kündigungsschutzes

für die Dauer bei der Besetzung offener Stellen sowie für die Passung von Beschäftigen

und Arbeitsplätzen zu erwarten.

Auswirkungen des Mindestlohns auf Betriebe und Unternehmen (IAB-

Projekt 3248)

Ziel des Projekts ist es, die Auswirkungen des flächendeckenden Mindestlohns auf Be-

triebe und Unternehmen in Deutschland quantitativ zu analysieren. Untersuchungs-

einheiten sind dabei Betriebsstätten gemäß der Betriebsdatei der BA. Untersucht wer-

den die betriebliche Arbeitsnachfrage, die Entwicklung von Praktikantenstellen, be-

triebliche Investitionen in Sach- und Humankapital, produktivitäts- und profitabili-

tätsrelevante Charakteristika, Betriebsschließungen und Heterogenitäten der Effekte

in grenznahen Regionen. Als primäre Datenquelle werden Wellen des IAB-Betriebspa-

nels der Jahre 2015 und 2016 verwendet, wobei in vertiefenden Analysen zur Arbeits-

nachfrage auch die IAB-QUEST-Befragung herangezogen wird und in den Analysen zu

Betriebsschließungen und den Effekten in grenznahen Regionen das Organisations-File

des IAB-Betriebspanels Verwendung findet. Neben deskriptiven Analysen ist vorgese-

hen, kausale Wirkungsanalysen mit Hilfe eines Differenzen-in-Differenzen-Ansatzes

als Vergleich von betroffenen mit unberührten Betrieben vor und nach der Einführung

des Mindestlohns durchzuführen. Für die Politikberatung werden Schlüsse auf die kau-

salen Wirkungen des flächendeckenden Mindestlohnes abgeleitet.

Auswirkungen Erwerbstätigkeit 60plus (IAB-Projekt 3323)

In den letzten Jahren ist die Erwerbstätigkeit im Rentenalter deutlich gestiegen. Dieser

Trend soll durch Gesetzesänderungen zur Verlängerung der Lebensarbeitszeit und zur

Flexibilisierung des Rentenübergangs noch verstärkt werden. Über die Muster und die

Bedingungen der Erwerbstätigkeit im Rentenalter ist allerdings wenig bekannt. In dem

Projekt soll untersucht werden, welche Konditionen die Erwerbstätigkeit von Personen

im Rentenalter (etwa zwischen 60 und 85 Jahren) beeinflussen. Hier kommen erstens

institutionelle Regelungen in Frage, die die Weiterbeschäftigung jenseits der Regelal-

tersgrenze oder einen flexiblen Rentenübergang betreffen. Zweitens können betrieb-

liche Bedingungen und die betriebliche Arbeitsnachfrage zum Beschäftigungserhalt

sowie zu einer Erwerbstätigkeit auch im höheren Alter beitragen. Drittens sind indivi-

duelle Determinanten wie biografische Erfahrungen, Motivation, Gesundheit, Qualifi-

kation und Beruf zu nennen. Datengrundlage für das Projekt bilden verschiedene Be-

fragungsdatensätze, wie die IAB-Stellenerhebung und das Nationale Bildungspanel

(NEPS) sowie prozessproduzierte Daten der BA. Für die Politikberatung können Schluss-

folgerungen mit Blick auf die betrieblichen und individuellen Determinanten einer

Weiterbeschäftigung im Rentenalter abgeleitet werden.

Qualität der

Beschäftigung

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 21

Folgen familiär- und krankheitsbedingter Erwerbsunterbrechungen im

Kontext sozialpolitischer Institutionen (IAB-Projekt 3214)

In dem Projekt soll untersucht werden, inwiefern bestehende Institutionen der sozialen

Sicherung in der Lage sind, mögliche negative Konsequenzen von familiär- und krank-

heitsbedingten Erwerbsunterbrechungen für den weiteren Erwerbsverlauf abzumil-

dern. Besonderes Augenmerk soll dabei dem Risiko zuteilwerden, nach solchen Episo-

den unfreiwillig arbeitslos zu werden. Sozialpolitische Regelungen, die der sozialen Ab-

sicherung während dieser Unterbrechungen dienen, beinhalten zwar häufig eine di-

rekte materielle Absicherung, aber nicht immer einen besonderen Kündigungsschutz

während der Unterbrechungszeiten. Ebenso gilt in der Regel kein spezieller Kündi-

gungsschutz nach der Rückkehr aus den o.g. Episoden. Vor diesem Hintergrund ist vor-

gesehen, vor allem die Bedeutung des gesetzlichen Kündigungsschutzes für die Konti-

nuität von Erwerbsverläufen nach Kindererziehungszeiten und längeren Krankheiten

in den Blick zu nehmen. Als Datengrundlage kommen prozessproduzierte Daten der BA

und der Deutschen Rentenversicherung zum Einsatz. Für die Politikberatung sollen

Schlussfolgerungen darüber abgeleitet werden, inwiefern bestehende Institutionen der

sozialen Sicherung in der Lage sind, mögliche negative Konsequenzen von Erwerbsun-

terbrechungen für den weiteren Erwerbsverlauf abzumildern, und welche Rolle der ge-

setzliche Kündigungsschutz für die Kontinuität von Erwerbsverläufen nach den o.g.

Unterbrechungen spielt.

Die Auswirkung der Hartz-Reformen auf die Selektion von Arbeitskräften

(IAB-Projekt 3189)

Es liegt bereits eine Reihe von Untersuchungen zu den gesamtwirtschaftlichen Aus-

wirkungen der Hartz-Reformen vor, die sich meist auf Übergänge aus Arbeitslosigkeit

in Beschäftigung konzentrieren. Da sich aber die Zusammensetzung der Arbeitslosen

mit den Reformen 2005 geändert hat, können die Ergebnisse dieser Studien verzerrt

sein. Das geplante Forschungsprojekt umgeht dieses Problem, indem es sich auf die

Selektionsrate konzentriert. Mit der Selektionsrate wird die Wahrscheinlichkeit gemes-

sen, mit der ein Kontakt zwischen Betrieb und Bewerberin bzw. Bewerber in einer Ein-

stellung mündet. Sie wurde auf Basis der IAB-Stellenerhebung berechnet. In dem Pro-

jekt wird auch unterschieden, ob die Einstellung aus einer vorherigen Beschäftigung,

aus kurzer Arbeitslosigkeit oder Langzeitarbeitslosigkeit erfolgte. Um die beobachteten

Muster erklären zu können, wird ein geeignetes theoretisches Modell formuliert, das

die Selektionsentscheidung abbildet. Für die Politikberatung sind Schlussfolgerungen

hinsichtlich der Auswirkungen der Hartz-Reformen zu erwarten. Das Projekt wird ge-

meinsam mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg durchgeführt.

.

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 22

Forschungsbereich A2

„Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“

Der Forschungsbereich analysiert und prognostiziert die kurz- und langfristige gesamt-

wirtschaftliche Entwicklung des Arbeitsmarkts. So werden detaillierte Jahresprognosen

zur Arbeitslosigkeit und Erwerbstätigkeit erstellt. Wir untersuchen die Dynamik und

Struktur des Arbeitsmarkts sowie Interaktionen mit Konjunkturzyklen und institutio-

nellen Reformen. Der langfristige Fachkräftebedarf wird über Modellierungen des Ar-

beitsmarkts und der Gesamtwirtschaft abgebildet. Auf der Arbeitsangebotsseite wer-

den z. B. Erwerbspersonenpotenzial und Stille Reserve quantifiziert und projiziert. Zu-

dem ermitteln wir ein differenziertes Bild der Arbeitszeit und untersuchen deren Fle-

xibilität und Entwicklung.

Wichtige Vorhaben und Nutzen für Wissenschaft und Praxis 2018

Gründe des deutschen Arbeitsmarktaufschwungs (IAB-Projekt 3306)

Das Projekt analysiert die Gründe des Arbeitsmarktaufschwungs in Deutschland seit

2005. Dafür wird ein strukturelles makroökonometrisches Modell erstellt. Dieses er-

möglicht es, die Wirkung verschiedener Einflussfaktoren auf den Arbeitsmarkt zu mes-

sen und das Auftreten dieser Faktoren über die Zeit festzustellen. Wir unterscheiden

verschiedene institutionelle Faktoren, die beispielsweise mit Reformen oder Lohnset-

zung verbunden sein können, sowie Arbeitsangebots- und Produktivitätseffekte. Das

Projekt erfolgt in Kooperation mit der Universität Mannheim.

Bestimmungsfaktoren flexibler Arbeitszeiten (IAB-Projekt 3079)

Viele Beschäftigte haben inzwischen flexible Arbeitszeiten. Betriebe sehen flexible Ar-

beitszeiten als notwendig an, um schnell auf Nachfrageschwankungen zu reagieren,

Lieferzeiten kurz zu halten und Kundenwünsche zu realisieren. Beschäftigte möchten

durch flexible Arbeitszeiten vor allem Beruf und Familie miteinander vereinbaren. Für

den langfristigen Erfolg unternehmerischen Handelns ist es von zentraler Bedeutung,

die Bedürfnisse der Betriebe mit den Bedürfnissen der Beschäftigten in Einklang zu

bringen. Wir untersuchen, inwieweit Merkmale der Beschäftigten, des Jobs und des

Betriebs flexible Arbeitszeiten bestimmen. Darüber hinaus untersuchen wir, wie sich

eine arbeitnehmer- oder arbeitgebergesteuerte Arbeitszeitflexibilität auf verschiedene

Aspekte zur Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit im Betrieb, wie Gesundheit oder

Zufriedenheit der Beschäftigten, auswirkt. Grundlage unserer Analysen sind die Daten

des Linked Personnel Panels. Dieser Datensatz verknüpft Informationen aus einer Be-

triebs- und Beschäftigtenbefragung und ermöglicht somit die Analyse von Wirkungs-

zusammenhängen auf der Betriebs- und Beschäftigtenseite.

Qualität der

Beschäftigung

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 23

Arbeitszeiten im Lebensverlauf (IAB-Projekt 3215)

Tatsächliche oder vereinbarte Arbeitszeiten weichen häufig von den Wünschen der Ar-

beitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab. Jedoch vernachlässigen bisherige Untersu-

chungen zum Thema die Längsschnittperspektive, die im geplanten Projekt besonders

im Fokus stehen soll. Es untersucht die Anpassung von Arbeitszeitwünschen und von

tatsächlichen Arbeitszeiten im Lebensverlauf. Neben einer Veränderung der tatsächli-

chen Arbeitszeiten können Arbeitszeitpräferenzen insbesondere bei neuen Lebenssitu-

ationen, wie zum Beispiel der Geburt eines Kindes, variabel sein. Da theoretisch Anpas-

sungsmechanismen sowohl über Wünsche als auch über realisierte Arbeitszeit begrün-

det werden können, soll eine empirische Untersuchung das Thema näher beleuchten.

Hierbei sollen Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) genutzt werden.

Langfristige Qualifikations- und Berufsfeldprojektion (IAB-Projekt 1090)

Politische Entscheidungsträger benötigen eine wissenschaftlich begründete, d.h. em-

pirisch fundierte und nachvollziehbare Prognose künftiger Arbeitsmarktentwicklun-

gen, um gegebenenfalls mit zielgerichteten Konzepten gegensteuern zu können. Eine

sinnvolle Interpretation der Ergebnisse ist allerdings nur dann gewährleistet, wenn der

Bedarf an Arbeitskräften einem zur Verfügung stehenden Angebot gegenüber gestellt

werden kann. Gerade in einem berufsfachlich gegliederten Arbeitsmarkt wie in

Deutschland ist der Beruf als institutionelles Bindeglied zwischen dem Bildungs- und

Erwerbssystem ein unerlässliches Merkmal, um fachspezifische Engpässe aufdecken zu

können. Daher werden wir erstmalig eine Projektion auf Basis der 144 Berufsgruppen

der Klassifikation der Berufe 2010 veröffentlichen. Die Ergebnisse dieser Projektionen

könnten dann auch in die Berufsberatung einfließen. Das Projekt wird in Zusammen-

arbeit mit dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und der Gesellschaft für Wirt-

schaftliche Strukturforschung (GWS) durchgeführt.

Stellenbesetzungen im Kontext von Wirtschaft 4.0 (IAB-Projekt 3082)

Die Veränderung der Arbeitswelt ist ein Kernpunkt der Diskussionen um mögliche Aus-

wirkungen der Digitalisierung. Wir konnten bereits zeigen, dass die Digitalisierung so-

wohl die Anforderungen an die neu eingestellten Beschäftigten verändert als auch

signifikanten Einfluss auf ihre Arbeitsbedingungen hat. In einem weiteren Forschungs-

schritt werden wir nun untersuchen, welche Berufe in der näheren Zukunft besonders

von veränderten Arbeitsbedingungen betroffen sein werden. Wir nehmen dabei drei

Bedingungen in den Fokus, die in Zusammenhang mit steigenden Flexibilitätsanforde-

rungen an die Beschäftigten stehen: ihre Arbeitszeit, ihren Arbeitsort und ihre Selbst-

organisation. Grundlage der Analysen sind Antworten auf einen Sonderfragebogen im

Rahmen der IAB-Stellenerhebung des Jahres 2016. Hier wurden Betriebe, die nach ei-

gener Einschätzung in der nahen Zukunft von zunehmender Digitalisierung ausgehen,

um Auskunft darüber gebeten, in welchen für sie relevanten Berufen sie eine besonders

starke Veränderung der genannten Arbeitsbedingungen erwarten. Unsere Forschung

soll einen empirischen Beitrag zur Diskussion um die Veränderung der Arbeitswelt 4.0

leisten. Dabei wird sie auf mögliche Konflikte zwischen Beschäftigten und Arbeitge-

bern hinweisen sowie Vorschläge bezüglich ihrer Lösung erörtern.

Qualität der

Beschäftigung

Arbeit in der

digitalisierten Welt

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 24

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 25

Forschungsgruppe

„Grundsicherungsbezug und Arbeitsmarkt“

Die Forschungsgruppe untersucht die Bedeutung von arbeitsmarktrelevanten indivi-

duellen und institutionellen Faktoren für den Bezug von Leistungen der Grundsiche-

rung für Arbeitsuchende, die Dauer des Leistungsbezugs sowie die Dynamik im Leis-

tungsbezug. Zur Analyse des Einflusses sozialrechtlicher Bestimmungen auf individu-

elle Arbeitsangebotsentscheidungen und die Inanspruchnahme von Leistungen nutzt

die Forschungsgruppe ein Mikrosimulationsmodell (IAB-MSM). Der Einfluss individuel-

ler Ressourcen und Restriktionen im Haushaltskontext auf die Erwerbsbeteiligung und

den Leistungsbezugsverlauf wird anhand von Befragungsdaten sowie den in der For-

schungsgruppe erstellten administrativen Daten der „Stichprobe Integrierte Grundsi-

cherungsbiografien (SIG)“ untersucht.

Wichtige Vorhaben und Nutzen für Wissenschaft und Praxis 2018

Verweildauer in Leistungsbezug und Arbeitslosigkeit: Determinanten und

Zeitabhängigkeit (IAB-Projekt 3169)

Die Zahl der Leistungsbezieherinnen und -bezieher in der Grundsicherung bleibt trotz

der positiven Beschäftigungsentwicklung in den letzten Jahren weitgehend konstant.

Ca. 6,1 Millionen Personen, von denen 4,4 Millionen erwerbsfähig sind, bezogen Leis-

tungen. Im Schnitt werden die Leistungen über einen langen Zeitraum bezogen. Ar-

beitslosigkeit ist dabei nur eine von mehreren möglichen biografischen Phasen der

Leistungsbeziehenden und in der Regel von kurzfristigerer Natur. So ist lediglich die

Hälfte der erwerbsfähigen Leistungsbeziehenden arbeitslos und etwa ein Viertel lang-

zeitarbeitslos. Umgekehrt hat sich auch gezeigt, dass nur ein Teil derjenigen, die den

Leistungsbezug beenden, dies durch die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit tun. For-

schungsergebnisse aus anderen Ländern haben gezeigt, dass die Determinanten der

Verweildauer im Leistungsbezug sich je nach Art des Ausstiegs – etwa in Verbindung

mit einer Erwerbstätigkeit – unterscheiden. Nachdem im ersten Teil des Projekts die

Determinanten der Verweildauer im Leistungsbezug generell untersucht wurden, rückt

nun die Rolle der Erwerbstätigkeit beim Ausstieg aus dem Leistungsbezug in den Vor-

dergrund. Untersucht wird insbesondere, wie sich die Determinanten der Verweildauer

nach der Art des Ausstiegs aus dem Leistungsbezug unterscheiden.

Durch diese Analysen können detaillierte Erkenntnisse gewonnen werden, welche Fak-

toren zu längeren oder kürzeren Leistungsbezugsdauern führen und welche Art des

Ausstiegs sie begünstigen oder erschweren können. Diese Erkenntnisse liefern Ansatz-

punkte für die spezielle Unterstützung von Leistungsempfängerinnen und

-empfängern im SGB II.

Langzeit-

leistungsbezug

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 26

Berufs- und tätigkeitsbezogene Konzessionsbereitschaft von Leistungs-

empfängern bei der Stellensuche (IAB Projekt 3266)

Die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit durch arbeitslose Leistungsempfängerinnen und

-empfänger gehört zu den zentralen Zielsetzungen, die mit der Einführung des SGB II

verbunden waren. Um einen Übergang aus einer Phase der Erwerbslosigkeit heraus zu

ermöglichen, sind das Suchverhalten der Arbeitslosen und ihre Konzessionsbereitschaft

im Rahmen der Stellensuche von zentraler Bedeutung. Unter Konzessionsbereitschaft

ist dabei zu verstehen, dass die Arbeitsuchenden bereit sind, gegebenenfalls Einschrän-

kungen in Bezug auf die angebotene Stelle, z. B. hinsichtlich des Lohnes oder der Ar-

beitszeit hinzunehmen.

In diesem Kooperationsprojekt der Forschungsgruppe „Grundsicherungsbezug und Ar-

beitsmarkt“ und dem Forschungsbereich „Bildung, Qualifizierung und Erwerbsverläufe“

wird Konzessionsbereitschaft vor allem in Hinblick auf Eigenschaften des gesuchten

Berufs untersucht. Dabei werden für die Analysen kombinierte Längsschnittdaten der

Integrierten Grundsicherungsbiografien sowie der Arbeitsuchendenhistorik herange-

zogen, die u. a. detaillierte Informationen zur gesuchten Berufstätigkeiten enthalten.

Aus einer erwerbsverlaufsbezogenen Perspektive untersucht das Projekt, ob die be-

troffenen Leistungsempfängerinnen und -empfänger mit zunehmender Dauer des

Leistungsbezugs nach anderen Tätigkeiten suchen (und diese gegebenenfalls auch auf-

nehmen) als zu Beginn des Suchprozesses und ob diese Tätigkeiten eine Konzession

gegenüber den ursprünglich gesuchten Tätigkeiten darstellen, d.h. schlechter entlohnt

sind oder andere Nachteile aufweisen. Im weiteren Verlauf des Projekts wird außerdem

betrachtet, ob Konzessionen mit unterschiedlichem Erfolg beim Übergang in den Ar-

beitsmarkt einhergehen.

Arbeitsangebotsverhalten von Niedrigeinkommensbeziehern unter Berück-

sichtigung arbeitsnachfrageseitiger Restriktionen (IAB-Projekt 3165)

Das Mikrosimulationsmodell des IAB (IAB-MSM) erlaubt es, die Auswirkungen von Re-

formen des Steuer- und Transfersystems auf das Arbeitsangebot der Haushalte abzu-

schätzen. Theoretischer Hintergrund hierfür ist das sogenannte statische neoklassische

Arbeitsangebotsmodell: der Haushalt entscheidet sich gemäß seiner Präferenzen für

eine nutzenmaximale Kombination aus Einkommen und Freizeit, wobei ein als exogen

angenommener Stundenlohn und die jeweils geltenden Steuer- und Transfer-Regelun-

gen seine Konsummöglichkeiten beschränken. Dieser traditionelle Ansatz der Model-

lierung des Arbeitsangebots vernachlässigt, dass für Arbeitnehmerinnen und Arbeit-

nehmer individuelle arbeitsnachfrageseitige Beschränkungen bezüglich der Verfügbar-

keit von Jobs bestehen. Solche Beschränkungen betreffen beispielsweise die Qualität

bzw. das Anforderungsniveau der Jobs, deren regionale Verfügbarkeit oder die mit den

Stellen verknüpfte Arbeitszeit. Insbesondere für Personen im Niedrigeinkommensbe-

reich sind diese nachfrageseitigen Beschränkungen bei der Arbeitsplatzwahl von gro-

ßer Bedeutung. Im Rahmen des Projekts werden daher verschiedene Arbeitsangebots-

modelle entwickelt und diskutiert, die solche individuellen Beschränkungen bezüglich

Langzeit-

leistungsbezug

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 27

der Verfügbarkeit von Jobs berücksichtigen. Dies erlaubt eine realistischere Abschät-

zung, welche Auswirkungen Politikmaßnahmen insbesondere im Niedrigeinkommens-

bereich auf das Arbeitsangebotsverhalten, die Einkommensverteilung und den Fiskus

haben.

Schwerpunkt B:

„Regionale und Internationale

Arbeitsmarktforschung“

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 29

Forschungsbereich B1

„Migration, Integration und internationale

Arbeitsmarktforschung“

Die steigende Mobilität von Arbeit und Kapital, die Ausweitung des internationalen

Handels und die Europäische Integration beeinflussen die Arbeitsmärkte in Deutsch-

land und Europa. Der starke Anstieg der Fluchtmigration im Jahr 2015 zeigt, wie schnell

globale Prozesse nationale Arbeitsmärkte vor neue Herausforderungen stellen können.

Als Antwort auf die Herausforderungen dieser Internationalisierungsprozesse und na-

tionale Beschäftigungskrisen haben Deutschland, die Mitgliedsstaaten der EU und an-

dere OECD-Länder in den vergangenen Dekaden umfassende Reformen des Arbeits-

markts und Sozialstaates eingeleitet. Der Forschungsbereich untersucht deshalb die

Folgen von Migration und anderen Aspekten der Internationalisierung wie Handel und

Kapitalverkehr für die Arbeitsmärkte und analysiert die Institutionen des Arbeitsmarkts

und die Arbeitsmarktpolitik im internationalen Vergleich. Zudem leistet der Bereich

mit dem Aufbau neuer Längsschnittbefragungen von geflüchteten Menschen und an-

deren Migrantinnen und Migranten Grundlagenarbeit für die Migrations- und Integ-

rationsforschung sowie die evidenzbasierte Politikberatung in diesem Themenfeld.

Wichtige Vorhaben und Nutzen für Wissenschaft und Praxis 2018

Befragung von Geflüchteten (IAB-Projekt 1783)

Seit 2016 führt der Forschungsbereich gemeinsam mit dem Forschungszentrum des

Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge und dem Sozio-oekonomischen Panel

(SOEP) eine Längsschnittbefragung von geflüchteten Menschen und ihren Angehöri-

gen durch, die seit 2013 nach Deutschland gekommen sind. Die Befragung umfasst

rund 5.000 Personen und erlaubt repräsentative Aussagen über diese Bevölkerungs-

gruppe. Neben der Bildungs-, Erwerbs- und Migrationsbiografie werden umfassend die

Fluchtursachen, Fluchtwege, Registrierung und Asylverfahren, der Bildungshinter-

grund, Gesundheitszustand, das Wohnumfeld, Einstellungen und Persönlichkeitsmerk-

male sowie alle Aspekte der Arbeitsmarktintegration erhoben. Die Befragung ergänzt

die IAB-SOEP-Migrationsstichprobe und ist in das SOEP integriert, so dass verglei-

chende Analysen mit anderen Migrantinnen und Migranten und Personen ohne Mig-

rationshintergrund durchgeführt werden können. Sie wird auch mit den IEB des IAB,

die aus der amtlichen Statistik präzise Informationen zu Löhnen und dem Erwerbssta-

tus enthalten, verknüpft, wodurch das Analysespektrum erheblich erweitert wird. Die

erste Welle der Befragung wurde im zweiten Halbjahr 2016 durchgeführt. Die Daten

werden Ende 2017 veröffentlicht, die zweite Welle ist seit Juli 2017 im Feld.

Die Daten werden für ein Monitoring der Arbeitsmarktintegration von geflüchteten

Menschen, das das IAB für das BMAS durchführt, und vertiefte Analysen, etwa über

die Wirkungen der Asylverfahren, von Netzwerken, der Wohnsituation u. ä. genutzt.

Erste Ergebnisse zeigen, dass es überproportional viele Geflüchtete mit sehr hoher und

Migration und

Integration

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 30

sehr niedriger Schulbildung gibt. Der Anteil von Geflüchteten, die über eine abge-

schlossene Berufs- oder Hochschulausbildung verfügen, ist gering, die Bildungsaspira-

tionen sind aber hoch. Die Arbeitsmarktintegration erfolgt mit einer ähnlichen Ge-

schwindigkeit wie bei den Geflüchteten in den 1990er Jahren: im ersten Jahr nach dem

Zuzug waren rund zehn Prozent erwerbstätig, im zweiten Jahr 22 Prozent und im drit-

ten Jahr 30 Prozent.

Die Längsschnittbefragung von Geflüchteten bietet weltweit eine einmalige Daten-

grundlage, die eine umfassende und breit angelegte Forschung zu den unterschied-

lichsten Aspekten der Fluchtmigration und der Integration von geflüchteten Menschen

erlaubt. Dies ist gleichermaßen für die angewandte Forschung und die Politikberatung

als auch für die Grundlagenforschung von großem Interesse. Diese Erkenntnisse sollen

dazu beitragen, die Geschäftspolitik der BA, aber auch anderer Politikbereiche weiter-

zuentwickeln. Die Daten werden auch der Wissenschaftsgemeinschaft zur Verfügung

gestellt, um die Erkenntnisse zu Fragen der Migration und Integration zu erweitern.

Begleitevaluation der arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen für Geflüchtete

(IAB-Projekt 3311)

Gegenstand des Forschungsvorhabens, das im Auftrag des BMAS durchgeführt wird,

ist eine Evaluation der arbeitsmarktpolitischen Integrationsmaßnahmen für Geflüch-

tete. Um Aussagen über die Wirksamkeit der Instrumente zur arbeitsmarktorientierten

Integration der Geflüchteten sowie ihres Zusammenwirkens treffen und im Hinblick

auf die integrationspolitischen Ziele der Bundesregierung überprüfen zu können, be-

darf es einer umfassenden und wissenschaftlich fundierten Analyse ihrer Umsetzung

und Wirkungszusammenhänge. Dabei werden die Rahmenbedingungen und Prozesse

bei den arbeitsmarktpolitischen Akteuren, insbesondere den Jobcentern, in den Blick

genommen. Auf Grundlage der Evaluationsergebnisse sollen möglichst konkrete Hand-

lungsempfehlungen für eine zielorientierte Gestaltung des Portfolios an arbeitsmarkt-

politischen Integrationsmaßnahmen – unter Berücksichtigung denkbarer Konflikte mit

anderen Zielsetzungen der Integrationspolitik des Bundes – abgeleitet werden. Dazu

werden neben deskriptiven Analysen auch kausale Wirkungen der Integrationsmaß-

nahmen geschätzt und ihre Ressourceneffizienz bewertet. Weiterhin wird auf die Wir-

kung auf verschiedene Teilgruppen und eventuelle Verdrängungseffekte eingegangen.

Das IAB übernimmt das Teilprojekt der Konzeption der Befragung von Geflüchteten

und die Entwicklung der dafür erforderlichen Erhebungsinstrumente, das Teilprojekt

der quantitativen Evaluation von Maßnahmen zur Aufnahme einer Erwerbstätigkeit

und zu Beschäftigung schaffenden Maßnahmen sowie die stellvertretende Projektlei-

tung. Das Projekt wird durch das BMAS finanziert. Das IAB ist Teil eines Bieterkonsor-

tiums, das vom IZA angeführt wird. Neben dem IAB sind zudem Kantar Public, DIW,

RWI, IAQ und IAW beteiligt.

Migration und

Integration

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 31

Auswirkungen von rechtlichen Veränderungen auf die

Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten (IAB-Projekt 3089)

Die Entwicklung und der Erfolg der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten hängen

maßgeblich auch von rechtlichen und institutionellen Rahmenbedingungen ab. Der

Fokus des Forschungsprojekts liegt in der Untersuchung der Auswirkungen einer Reihe

von arbeitsmarktpolitischen Entscheidungen seit Sommer 2015 auf die Erwerbsbetei-

ligung von Geflüchteten. Wir untersuchen rechtliche Veränderungen im Zugang zu

Maßnahmen und Förderprogrammen für Geflüchtete, in der Aufenthaltsdauer und

Wohnortzuweisung, der faktischen Verlängerung der Wartezeit für den Zugang zum

Arbeitsmarkt durch die Verlängerung der Pflicht zum Aufenthalt in der Erstaufnahme-

einrichtung (EA) von drei auf sechs Monate seit Oktober 2015 sowie die Aussetzung

der Vorrangprüfung bei der Beantragung von Arbeitserlaubnissen in 133 der insgesamt

156 Agenturbezirken seit August 2016. Für die Durchführung der empirischen Analy-

sen werden verschiedene Registerdatensätze der BA (IEB- und SHZ-Datensätze) ver-

wendet. Dadurch können präzise Angaben hinsichtlich der Löhne, Beschäftigung, Ar-

beitslosigkeit, Teilnahme an Maßnahmen und des Leistungsbezugs zur Generierung von

arbeitsmarktrelevanten Indikatoren herangezogen werden. Die Ergebnisse des For-

schungsprojekts liefern wichtige Erkenntnisse zum Bedarf an frühzeitiger Förderung

sowie zur Bedeutung von Arbeitsmarktregulierungen und sind damit von hoher Rele-

vanz für die Gestaltung der Arbeitsmarkt- und Integrationspolitik.

Internationalisierung der Güter- und Kapitalmärkte: Entwicklung der

Tätigkeits- und Aufgabenstruktur in deutschen Unternehmen (IAB-

Projekt 3000)

Die vergangenen Jahrzehnte sind durch eine anhaltende Internationalisierung der Gü-

ter- und Kapitalmärkte gekennzeichnet. Gleichzeitig verändert sich die Tätigkeits- und

Aufgabenstruktur im Produktionsprozess. So werden z. B. standardisierte Aufgaben

heute weniger im eigenen Betrieb durchgeführt. Ob diese Veränderungen auf den ver-

mehrten Einsatz von Maschinen oder die Verlagerung bestimmter Produktionsschritte

ins Ausland (Offshoring) zurückzuführen sind, ist die zentrale Fragestellung in einem

Projekt, das zusammen mit den Universitäten Bayreuth und Hagen sowie CESifo Mün-

chen durchgeführt wird. Auf Basis der verknüpften Betriebs- und Personendaten des

IAB (LIAB) sowie von Befragungsdaten des BIBB, die eine inhaltliche Spezifikation ein-

zelner beruflicher Tätigkeiten erlauben, wird in einem ersten Schritt dokumentiert, wie

sich die Tätigkeits- und Aufgabenstruktur in den vergangen Jahrzehnten entwickelt

hat, und welche Anforderungen dabei an Bedeutung gewonnen bzw. verloren haben.

Darauf aufbauend wird untersucht, worauf diese Veränderungen zurückzuführen sind,

z. B. auf die digitale Revolution oder Verlagerungen einzelner Arbeitsschritte im Pro-

duktionsprozess ins Ausland. Von diesem Projekt werden neue Erkenntnisse zur Ent-

wicklung der Arbeitskräftenachfrage erwartet, welche insbesondere vor dem Hinter-

grund der Fachkräftesicherung von Bedeutung sind.

Migration und

Integration

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 32

Umverteilung und Armutsrisiko von Arbeitslosen im europäischen Vergleich

(IAB-Projekt 3157)

Die Reduktion des Armutsrisikos ist eines der zentralen Ziele der EU im Rahmen ihrer

Strategie „Europa 2020“. Arbeitslose gehören in allen Ländern zu den Personengruppen

mit dem höchsten Armutsrisiko. Dabei gibt es aber große Länderunterschiede. In

Deutschland ist der Anteil der armutsgefährdeten Arbeitslosen mit über 65 Prozent

außergewöhnlich hoch. Insbesondere arbeitslose Bezieher von SGB-II-Leistungen sind

häufig auch relativ arm. Das ist umso bemerkenswerter, als das Niveau der Geldleis-

tungen für Arbeitslose in Deutschland im EU-Vergleich nicht unterdurchschnittlich ist.

Vor diesem Hintergrund untersuchen wir zusammen mit der Forschungsgruppe

„Grundsicherungsbezug und Arbeitsmarkt“ im europäischen Ländervergleich, welchen

Einfluss das jeweilige staatliche Steuer- und Transfersystem auf die Armutsreduktion

bei Arbeitslosen hat. Dazu wird in Regressionsanalysen auch der Einfluss der Verteilung

der Markteinkommen, des Haushaltskontexts von Arbeitslosen und ihrer individuellen

Merkmale berücksichtigt. Als Datengrundlage dient der Datensatz „Leben in Europa“

(EU-SILC), eine jährliche Haushaltsbefragung innerhalb der EU. Ergänzend werden in

einem zweiten Schritt mit dem Simulationsmodell EUROMOD Änderungen in der Um

verteilung, beispielsweise der Arbeitslosenunterstützung, und ihre Wirkung auf die Ar-

mutsreduktion simuliert. Damit soll die Frage beantwortet werden, um wieviel die Aus-

gaben für Unterstützungsleistungen in den einzelnen Ländern erhöht werden müssten,

um das Ausmaß der Armut bei Arbeitslosen zu reduzieren. Die Ergebnisse des Projekts

sollen nicht nur über die Wirkung des Steuer- und Transfersystems insgesamt Auf-

schluss geben, sondern auch über einzelne Steuer- und Transferarten. Das Projekter-

gebnis kann wichtige Impulse im Hinblick auf Regelungen zur wirksamen Reduktion

des Armutsrisikos von Arbeitslosen sowie deren fiskalische Kosten geben.

Genderspezifische Einflussfaktoren auf die Erwerbslosigkeit und den

Leistungsbezug von Migranten in Deutschland (IAB-Projekt 3353)

Die Integration von erwerbslosen Migrantinnen und Migranten stellt eine besondere

Herausforderung für die Arbeitsmarktpolitik dar. Die Arbeitslosenquote der ausländi-

schen Bevölkerung im SGB II ist etwa um das Vierfache höher als die der deutschen

Bevölkerung. Die Beschäftigungsquote von Frauen mit Migrationshintergrund liegt

deutlich unter der Beschäftigungsquote der Männer mit Migrationshintergrund und

der von Frauen ohne Migrationshintergrund. Gleichzeitig zeigen Ergebnisse der IAB-

SOEP-Migrationsstichprobe, dass Migrantinnen zum Zeitpunkt ihres Zuzuges nach

Deutschland im Durchschnitt besser qualifiziert sind als Migranten.

Insgesamt kann konstatiert werden, dass derzeit nur wenig über die Einflussfaktoren

auf die Erwerbslosigkeit und den Leistungsbezug von Migranten und insbesondere

Migrantinnen bekannt ist. Dies gilt auch für die Faktoren, die das Risiko, erwerbslos zu

sein oder Leistungen nach dem SGB II zu beziehen, beeinflussen können. Auch die

Gründe für die großen Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Zuwande-

rern wurden für Deutschland bislang wenig untersucht. Im Rahmen dieses Forschungs-

projekts sollen diese Sachverhalte mit Mikrodaten der IAB-SOEP-Migrationsstichprobe

Migration und

Integration

Langzeit-

leistungsbezug

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 33

und der Integrierten Erwerbsbiografien detailliert analysiert werden. Die Studie trägt

damit dazu bei, politikrelevante Erkenntnisse für die Erwerbsintegration dieser Perso-

nengruppen zu gewinnen.

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 34

Forschungsbereich B2

„Regionale Arbeitsmärkte“

Die günstige Lage auf dem Arbeitsmarkt insgesamt sollte nicht darüber hinwegtäu-

schen, dass es nach wie vor Regionen in West- und Ostdeutschland gibt, die von dieser

Entwicklung nur wenig profitieren. Diese Regionen weisen strukturelle Probleme auf,

die einer positiven Entwicklung auch bei sich verbessernden Rahmenbedingungen ent-

gegenstehen.

Eine zentrale Aufgabe des Forschungsbereichs „Regionale Arbeitsmärkte“ besteht in

der Analyse dieser strukturellen Probleme. Wir untersuchen ihre Ursachen und be-

schäftigen uns mit der Funktionsweise regionaler Arbeitsmärkte, mit regionalen Wan-

derungen und mit dem regionalen Gründungsgeschehen. Durch Analysen auf klein-

räumiger Ebene werden Erkenntnisse gewonnen, die für die Erklärung gesamtwirt-

schaftlicher und gesellschaftlicher Zusammenhänge von Bedeutung sind.

Wichtige Vorhaben und Nutzen für Wissenschaft und Praxis 2018

Entwicklung eines regionalen Indikatorensystems zu Branchenspezialisierung

und Wirtschaftsstruktur (IAB-Projekt 3221)

Kenntnisse über regionale Spezialisierungen, strukturelle Defizite und Dynamiken stel-

len eine wichtige Grundlage für Forschung und Regionalpolitik dar. Ausgehend von

einer Identifizierung von Branchenspezialisierungen, der wirtschaftlichen Stärken und

Schwächen der Regionen geht es dabei insbesondere um ein Verständnis von regiona-

len Wachstumsdynamiken und Innovationsprozessen. Dynamik und Innovation entste-

hen auf der Grundlage von bereits in der Region vorhandenem Wissen und dort ver-

fügbaren Fertigkeiten, d.h. sie sind „pfadabhängig“. Gerade dieser Aspekt wird von

etablierten Indikatoren zur Messung von Spezialisierungen und Strukturschwächen

nur unzureichend abgedeckt. Ziel des Forschungsvorhabens ist es deshalb, Indikatoren

zu entwickeln, die eine umfassende Analyse des regionalen Strukturwandels, der

Pfadabhängigkeiten und der Innovationsprozesse ermöglichen. Gemeinsam mit den

bereits verfügbaren Indikatoren werden diese neu entwickelten dazu verwendet, Emp-

fehlungen zur Unterstützung von Regionen mit entsprechenden Problemlagen zu ent-

wickeln. Das neue Indikatorensystem soll zum besseren Verständnis des regionalen

Strukturwandels und der technologischen Entwicklung beitragen und so eine effekti-

vere und effizientere regionale Förderung ermöglichen.

Bei diesem Projekt handelt es sich um ein Forschungsvorhaben des Bundesministeriums

für Bildung und Forschung, welches in Kooperation mit der Philipps-Universität Mar-

burg durchgeführt wird.

Arbeit in der

digitalisierten Welt

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 35

Der Einfluss regionaler Faktoren auf die Beschäftigungsentwicklung von

Gründungen (IAB-Projekt 3400)

Junge Unternehmen schaffen Beschäftigung. Die Ergebnisse jüngster Forschungen le-

gen nahe, dass sie sogar deutlich mehr Arbeitsplätze schaffen könnten als sie es tat-

sächlich tun. Zum Beispiel konnten Unternehmen, die während der Rezession in den

Jahren 2007 und 2008 gegründet wurden, vom relativ günstigen Arbeitskräfteangebot

profitieren. Trotz der Krise stellten diese Unternehmen häufiger Mitarbeiterinnen und

Mitarbeiter ein und wuchsen im Durchschnitt deutlich stärker als Unternehmen, die

vor oder nach der Krise gegründet wurden. Dieser Größenvorteil ist nachhaltig, auch

sieben Jahre später sind sie noch signifikant größer als „Nicht-Krisengründungen“. Der

Grund dafür dürfte im günstigen Arbeitskräfteangebot zu Beginn liegen, durch das sie

in der Lage waren, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu beschäftigen, die zu konjunk-

turell günstigeren Zeiten besser bezahlte und sicherere Arbeitsplätze in Bestandsun-

ternehmen gefunden hätten.

In diesem Forschungsprojekt wird untersucht, ob sich diese konjunkturellen Effekte

auch auf Regionen übertragen lassen: Unternehmen, die in Regionen mit ausreichen-

dem Arbeitskräfteangebot gegründet werden, sollten bessere Wachstumsbedingungen

vorfinden als Unternehmen in Regionen mit relativer Arbeitskräfteknappheit. In dem

neuen Forschungsprojekt soll daher der Einfluss regionaler Faktoren auf die quantita-

tive und qualitative Beschäftigungsentwicklung junger Unternehmen analysiert wer-

den.

Löhne und Beschäftigte in den Ausbildungsberufen des MINT-Bereichs (IAB-

Projekt 1577)

Die deutsche Wirtschaft ist auf Fachkräfte mit einer Berufsausbildung in sogenannten

„MINT-Berufen“ (Mathematik, Ingenieur- und Naturwissenschaften, Technik) angewie-

sen. Die demografische Entwicklung, aber auch der steigende Anteil Studierender,

führt zumindest tendenziell zu regionalen Engpässen beim Nachwuchs von Fachkräf-

ten mit Berufsausbildung. Dieses Projekt nutzt solche regionalen Engpässe und analy-

siert auf individueller Ebene, ob eine Verknappung von Fachkräften zu einem verstärk-

ten Lohnwachstum in den entsprechenden Ausbildungsberufen führt. In Kooperation

mit der Technischen Universität Dresden beantworten wir die Frage, ob Personen, die

eine Ausbildung in einem MINT-Beruf absolviert haben, in den auf die Ausbildung fol-

genden zehn Jahren höhere Lohnsteigerungen erzielten als Absolventen anderer Aus-

bildungsberufe. Erste Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass Personen, die zwischen

1995 und 2000 eine duale Ausbildung im MINT-Bereich absolvierten, tatsächlich von

einem relativ stärkeren Lohnwachstum profitieren konnten, das durch eine relative

Verknappung entsprechend qualifizierter Fachkräfte erklärbar ist.

Im kommenden Jahr sollen diese Analysen vertieft werden. Dabei wird sich die For-

schung auf mögliche substitutive oder komplementäre Beziehungen zwischen Be-

schäftigten des MINT-Bereichs mit Berufsausbildung und solchen mit Hochschul- und

Universitätsabschluss konzentrieren, d.h. es wird beispielsweise untersucht, ob Lohn-

steigerungen bei Fachkräften mit einer Berufsausbildung im MINT-Bereich mit einer

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 36

höheren Präsenz von Hochschulabsolventinnen und Hochschulabsolventen in diesem

Bereich einhergehen. Ein besonderer Fokus wird darauf gelegt, inwiefern das regionale

berufsspezifische Umfeld die auf individueller Ebene gewonnen Ergebnisse verfestigt

oder relativiert.

Bayerisch-tschechische Arbeitsmarkteffekte von Direktinvestitionen (IAB-

Projekt 1128)

Ein von der Bayerisch-Tschechischen Hochschulagentur (BTHA) geförderter For-

schungsverbund untersucht im Projekt „Bavarian-Czech Labour Market Effects of Fo-

reign Direct Investment“ die Rolle multinationaler Unternehmen in den bayerisch-

tschechischen Grenzregionen. Dem Freistaat Bayern fällt bei deutsch-tschechischen

Unternehmensverflechtungen eine zentrale Rolle zu. Aufgrund der direkten Grenze mit

Tschechien haben gerade im Grenzland zahlreiche Unternehmen die Chance der Inter-

nationalisierung wahrgenommen, eine Niederlassung im nahen Böhmen zu gründen.

Durch die erstmalige Verknüpfung von Unternehmensdaten über ausländische Direk-

tinvestitionen deutscher Firmen in der Tschechischen Republik mit Betriebs- und Per-

sonendaten ist innerhalb des ReLOC-Projektes am IAB ein einzigartiger Datensatz ent-

standen, der es ermöglicht, die individuellen Wirkungen von Auslandsinvestitionen zu

erfassen. Die durch das Projekt gewonnenen Erkenntnisse werden zur Politikberatung

von Entscheidungsträgern beitragen, um dringende Arbeitsmarktprobleme zu lösen

und können Grundlage für weitere Forschungsprojekte sein. Kooperationspartner sind

die Otto-Friedrich-Universität Bamberg, die Universität Regensburg, das Center for

Economic Research and Graduate Education (CERGE) an der Prager Karlsuniversität

und das Institute for Democracy and Economic Analysis (IDEA) am Economics Institute

(EI) der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik.

Die regionale Dimension der Arbeitsmarktintegration von SGB-II-

Empfängern mit Migrationshintergrund (IAB-Projekt 3398)

Steigende Zuwanderung stellt eine besondere Herausforderung für die Jobcenter dar.

Die Zahl der erwerbslosen SGB-II-Empfängerinnen und -Empfänger aus den Asylher-

kunftsländern hat sich in den letzten Monaten deutlich erhöht. Einen Anspruch auf

SGB-II-Leistungen haben Geflüchtete, wenn ihr Asylantrag anerkannt ist und sie keine

Arbeit finden. Bisher waren Zugewanderte aus Drittstaaten oder der EU überwiegend

in westdeutschen Ballungszentren konzentriert, die Fluchtmigration zeigt allerdings

teilweise andere Verteilungsmuster. Regionale Arbeitsmärkte in Deutschland sind dabei

einerseits von persistenten Disparitäten und damit von unterschiedlichen lokalen In-

tegrationschancen geprägt. Andererseits bestimmen diese Unterschiede in Wirt-

schaftskraft und Arbeitslosigkeit auch die regionale Verteilung der Zugewanderten.

Außerdem wird die regionale Verteilung von ethnischen Netzwerken bereits in

Deutschland lebender Migrantinnen und Migranten (z.B. bei Familiennachzug) gelenkt.

Somit hat die Arbeitsmarktintegration von Personen mit Migrationshintergrund eine

dreifache regionale Dimension.

Mit Prozessdaten aus VerBIS und den Integrierten Erwerbsbiografien soll in diesem

Projekt der Einfluss der regionalen Arbeitsmarktsituation auf die Übergänge aus dem

Migration und

Integration

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 37

SGB II in Erwerbstätigkeit für unterschiedliche Zuwanderungsgruppen (EU, Drittlän-

der, Fluchtmigration) bestimmt werden. Ergebnisse des Projektes unterstützen die Aus-

richtung und Weiterentwicklung der Integrationspolitik am regionalen Bedarf. Es sol-

len diejenigen Faktoren bestimmt werden, die speziell für die Gruppe der Zugewander-

ten zu Übergängen aus dem SGB II in Erwerbstätigkeit beitragen.

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 38

Regionales Forschungsnetz

Die zehn Einheiten des IAB in den Regionaldirektionen der BA bilden zusammen mit

dem Regionalbüro in Nürnberg das „Regionale Forschungsnetz (RFN)". „Regional“ be-

schreibt die dezentrale Organisationsstruktur und verweist auf die Aufgabe des RFN,

die Funktionsweise regionaler Arbeitsmärkte und die regionale wirtschaftliche Ent-

wicklung zu untersuchen. Dabei werden fundierte Analysen mit Praxisnähe für die Re-

gionaldirektionen der BA und andere Arbeitsmarktakteure „vor Ort" erstellt. In der For-

schung arbeitet das RFN inhaltlich eng mit dem Forschungsbereich „Regionale Arbeits-

märkte“ zusammen und stimmt sich mit diesem ab. Zu den zentralen Leitfragen des

RFN zählen: Wie gestaltet sich die Arbeitsmarktentwicklung in den Bundesländern,

Agenturbezirken und Kreisen? Was sind die Determinanten der Arbeitsmarktentwick-

lung und wie verändern sie sich zukünftig? Welche Faktoren beeinflussen die räumli-

che Verteilung wirtschaftlicher Aktivität von Unternehmen? Welche Faktoren bestim-

men die Mobilität von Arbeitskräften innerhalb von Deutschland und über seine Gren-

zen hinaus? Welche Auswirkungen hat Mobilität auf die regionalen Arbeitsmarktbe-

dingungen?

Wichtige Vorhaben und Nutzen für Wissenschaft und Praxis 2018

Regionale Arbeitsmarktprognosen (IAB-Projekt 819)

Alle Arbeitsmarktakteure sind im Hinblick auf zukünftige Entwicklungen von Arbeits-

markt und Wirtschaft bei ihren Entscheidungen auf Prognosen angewiesen – trotz aller

Unsicherheit, mit der diese behaftet sind. Das Abschätzen der künftigen Arbeitsmarkt-

entwicklungen umfasst dabei neben der kurzfristigen Perspektive, wie z. B. den Folgen

konjunktureller Einbrüche, auch mittelfristige Trends, wie den demografischen Wandel

und sich abzeichnende Engpässe bei der Fachkräfterekrutierung. Den hohen Bedarf an

regionalen Arbeitsmarktprognosen bedient das regionale Forschungsnetz wie jedes

Jahr mit Projektionen von Arbeitslosigkeit (nach Rechtskreisen), sozialversicherungs-

pflichtiger Beschäftigung und der Zahl der erwerbsfähigen Leistungsbeziehenden im

Frühjahr für das restliche Jahr sowie im Herbst mit Einschätzungen für das letzte Quar-

tal des laufenden Jahres und für das kommende Jahr. Diese Prognosen werden separat

für Ost- und Westdeutschland sowie für die einzelnen Bundesländer und Agenturbe-

zirke erstellt. Sie ergänzen die Bundesprognose des IAB und sind mit dem Forschungs-

bereich „Prognosen und Strukturanalysen“ abgestimmt. Derzeit wird ein neues Prog-

nosemodell anhand von Stromgrößen entwickelt, mit dem Ziel, erwartete Umkehrun-

gen von Trends der Arbeitsmarktentwicklung besser prognostizieren zu können. Ge-

plant sind zudem erste Analysen für unterschiedliche siedlungsstrukturelle Regionsty-

pen, also z. B. für ländliche und verstädterte Räume mit unterschiedlicher Bevölke-

rungsdichte.

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 39

Wirkungsanalyse der Investitionsförderung (IAB-Projekt 1509)

In den ostdeutschen Bundesländern ist die Arbeitslosigkeit nach wie vor überdurch-

schnittlich hoch. Ein Grund hierfür liegt in der sehr kleinteiligen Prägung der ostdeut-

schen Wirtschaftsstruktur. Dem Wachstum der klein- und mittelständischen Unterneh-

men wird daher große Bedeutung für einen nachhaltigen Beschäftigungsaufbau in den

ostdeutschen Regionen beigemessen. Vor diesem Hintergrund ist das Ziel des Projekts,

das in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH)

durchgeführt wird, mittels einer evidenzbasierten Wirkungsanalyse die Arbeitsmarkt-

effekte von öffentlicher Förderung für Betriebe zu untersuchen. Konkret erfolgt die

Analyse der Beschäftigungsentwicklung derjenigen Betriebe in Sachsen-Anhalt und

Sachsen, die Unterstützung aus Maßnahmen der Investitionsförderung (GRW) erhalten

haben. Hierzu werden einzelbetriebliche Förderdaten mit Individualdaten des IAB ver-

knüpft. Ein Schwerpunkt der Analyse liegt auf der Fragestellung, in welchem Ausmaß

Beschäftigungsmöglichkeiten für von überdurchschnittlich hoher Arbeitslosigkeit be-

troffene Geringqualifizierte geschaffen werden konnten. Ebenso lassen sich Implikati-

onen für die zukünftige Förderpolitik und ihre Beschäftigungswirkungen in struktur-

schwachen Regionen ableiten.

Erwerbsbiografien von jungen Hochqualifizierten und des wissenschaftlichen

Nachwuchses (IAB-Projekt 1444)

Studierende treffen bereits mit der Wahl des Studienfachs eine weitreichende Ent-

scheidung, da jedes Fach für bestimmte Tätigkeitsfelder auf dem Arbeitsmarkt qualifi-

ziert. Nach dem Ende des Studiums stehen sie vor der Herausforderung, den Übergang

ins Erwerbsleben erfolgreich zu meistern. Derzeit wird in diesem Projekt der Erwerbs-

eintritt von Hochschulabsolventinnen und -absolventen analysiert. Zentrale Frage ist,

welche Faktoren einen erfolgreichen Übergang in Beschäftigung ermöglichen. Beson-

deres Augenmerk ruht hierbei auf dem Mobilitätsverhalten der Absolventinnen und

Absolventen vor und nach ihrem Studium. Welche räumlichen Wanderungsmuster

weisen die Absolventinnen und Absolventen auf, und wie lange verbleiben sie in der

Hochschulregion? Ist es für sie lohnenswert, bei Beginn ihrer ersten Beschäftigung die

Hochschulregion zu verlassen? Welche Rolle spielen regionale Rahmenbedingungen

für die Mobilität der Absolventinnen und Absolventen? Auf Basis der Verknüpfung von

Absolventenstatistiken mit den IEB des IAB werden schwerpunktmäßig diese Fragestel-

lungen untersucht. Aus den Ergebnissen zur Absolventenmobilität lassen sich Schluss-

folgerungen zur Passung zwischen dem Bildungsangebot der Hochschule und der re-

gionalen Arbeitsplatznachfrage ziehen. Diese Erkenntnisse können in der regionalen

Bildungs- und Strukturpolitik verwertet werden, um die Passung gegebenenfalls zu

verbessern. Dieses Projekt wird von mehreren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im

Regionalen Forschungsnetz in Zusammenarbeit mit der Justus-Liebig-Universität Gie-

ßen durchgeführt.

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 40

Vorzeitige Vertragslösungen oder Abbruch einer dualen Berufsausbildung

(IAB-Projekt 1702)

Mit dem Abschluss einer dualen Berufsausbildung werden heute noch die Weichen für

einen nachhaltigen Berufseinstieg und lückenlose Berufskarrieren gestellt. Jedoch

schaffen nicht alle Personen, die eine Ausbildung beginnen, auf direktem Weg einen

Abschluss. In diesem Projekt wird der Frage nachgegangen, welche Faktoren die Ent-

scheidung beeinflussen, nach einer vorzeitigen Vertragslösung die Ausbildung in einem

anderen Bereich fortzusetzen, also zu unterbrechen, oder ganz aus dem Ausbildungs-

system auszuscheiden, also abzubrechen. Untersucht wird, inwiefern die betrieblichen

Rahmenbedingungen während der Ausbildung bzw. beim ersten Arbeitgeber die künf-

tigen Berufskarrieren von Personen mit abgebrochener Berufsausbildung beeinflussen.

Basis der Untersuchung ist das „Ausbildungspanel Saarland“, das Daten der Industrie-

und Handelskammer sowie der Handwerkskammer im Saarland mit den IEB des IAB

verknüpft. Erwartet werden politikrelevante Schlussfolgerungen über individuelle Bil-

dungsentscheidungen sowie Erkenntnisse für die Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik

speziell für Jugendliche, die Schwierigkeiten mit dem (Aus-)Bildungssystem in

Deutschland haben. Dabei steht insbesondere die Dauerhaftigkeit ihrer Integration in

den Arbeitsmarkt im Fokus. Das Projekt läuft in Kooperation mit dem Forschungsbe-

reich „Bildungs- und Erwerbsverläufe“.

Warum Frauen in manchen Regionen mehr verdienen als Männer: Eine

Erklärung der regionalen Unterschiede im Gender Pay Gap (IAB-Projekt 3259)

Männer verdienen – bezogen auf Gesamtdeutschland – immer noch substanziell mehr

als Frauen. Je nach Datengrundlage liegt die sogenannte Lohnlücke zwischen Frauen

und Männern aktuell zwischen 18 und 22 Prozent. Auf regionaler Ebene variiert diese

Lücke allerdings recht deutlich. In einzelnen Kreisen Ostdeutschlands verdienen Frauen

im Durchschnitt sogar mehr als Männer. Im Projekt wird untersucht, in welchem Aus-

maß diese geschlechtsspezifischen Lohnunterschiede nicht nur von individuellen bzw.

soziodemografischen Merkmalen abhängen, sondern auch von regionalspezifischen

Faktoren wie der Branchenstruktur, dem Ausmaß der Spezialisierung oder der Be-

triebsgrößenstruktur. Um die regionale Heterogenität im Hinblick auf die Lohnunter-

schiede zu quantifizieren, werden die Komponenten, die die regionale Wirtschafts-

struktur ausmachen, betrachtet und deren Bedeutung für die jeweilige Region identi-

fiziert. Die Ergebnisse können neue Erkenntnisse zu den Ursachen der geschlechtsspe-

zifischen Lohnunterschiede liefern.

Entlassungen aus der Perspektive von Vermittlung und „Recallern“ (IAB-

Projekt 3023)

Temporäre Entlassungen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern als eine Form

diskontinuierlicher Beschäftigung sind ein betriebliches Mittel zur Flexibilisierung der

Personalkosten bei gleichzeitiger Stabilisierung der Humankapitalressourcen. Geprägt

ist diese Beschäftigungsform durch ein Ende der Beschäftigung der Arbeitnehmerin

bzw. des Arbeitnehmers mit anschließender, aber zeitversetzter, Wiedereinstellung

Qualität der

Beschäftigung

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 41

derselben Arbeitnehmerin bzw. desselben Arbeitnehmers im selben Betrieb. Dabei han-

delt es sich aus Perspektive der betroffenen Beschäftigten um eine rechtsgültige Kün-

digung, an die sich oftmals eine Arbeitslosigkeitsphase anschließt. Aus analytischer

Sicht kann dieses Beschäftigungsmodell auch als Beschäftigungsform mit einem tem-

porären Verlust der Betriebsmitgliedschaft bezeichnet werden. Die betroffenen Perso-

nen werden auch „Recaller“ genannt. Das Projekt stellt sich der Frage, in welcher Form

Kundinnen und Kunden der Agentur für Arbeit diese Art der Wiedereinstellung kom-

munizieren und wie die Arbeitsvermittlung mit den geäußerten Wiedereinstellungsab-

sichten umgeht. Das Projekt wertet hierfür qualitative Interviews mit Vermittlerinnen

und Vermittlern, Kundinnen und Kunden sowie Protokolle von Vermittlungsgesprächen

aus. Das Projekt wird in Kooperationen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern

der Universität Bielefeld und dem Soziologischen Forschungsinstitut Göttingen durch-

geführt.

Das deutsche Green-Card Programm 2000-2004 (IAB-Projekt 1698)

Das Green-Card-Programm der Jahre 2000 bis 2004 hatte das Ziel, einem von der Wirt-

schaft und Fachverbänden befürchteten Engpass an IKT-Fachkräften entgegenzuwir-

ken. Aus der Analyse der Erwerbsbiografien von zugewanderten Green-Card-Empfän-

gerinnen und –Empfängern lassen sich deshalb wichtige Erkenntnisse zur langfristigen

Integration arbeitsmarktbedingter Zuwanderung aus Drittstaaten gewinnen. Dazu

werden die Erwerbsbiografien von knapp 1.500 der in den Jahren 2000 bis 2004 nach

München zugewanderten Green-Card-Empfängerinnen und -Empfänger untersucht.

Eine wichtige bisherige Erkenntnis dieser Studie zum Green-Card-Programm ist, dass

eine langfristige ökonomische Integration (hochqualifizierter) ausländischer Fach-

kräfte in Deutschland häufig gelingt. So lebte eine große Zahl der Green-Card-Emp-

fängerinnen und -Empfänger des Samples Ende 2010 noch in Deutschland und ging

weit überwiegend einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. Die Wahr-

scheinlichkeit für eine erfolgreiche Integration eines Green-Card-Empfängers in den

deutschen Arbeitsmarkt, so die ersten Ergebnisse dieser Studie, ist durchaus hoch und

steigt mit zunehmender Betriebsgröße, einem vereinbarten Lohn in moderater Höhe,

einem eher technisch ausgerichteten Beruf und einer insbesondere mittel- oder ost-

europäischen Herkunft signifikant. Die Ergebnisse geben dabei vor dem Hintergrund

der aktuellen Debatte um den demografischen Wandel und dem zunehmenden Fach-

kräftemangel Hinweise darauf, wie international gefragtes und entsprechend mobiles

Humankapital langfristig an den deutschen Arbeitsmarkt gebunden werden kann.

Migration und

Integration

Schwerpunkt C:

„Arbeitsmarktpolitik“

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 43

Forschungsbereich C1

„Arbeitsförderung und Erwerbstätigkeit“

Ziel des Forschungsbereichs „Arbeitsförderung und Erwerbstätigkeit“ ist es erstens,

wissenschafts- und praxisrelevante Befunde zu Instrumenten und Programmen der Ar-

beitsförderung vorzulegen. Der Bereich evaluiert dabei insbesondere Ansätze, die die

Vermittlung in Arbeit befördern sollen, und Ausgestaltungsmerkmale der passiven Ar-

beitsmarktpolitik. Ein zweites Ziel des Bereichs ist es, die Qualität und Art von Beschäf-

tigungsverhältnissen sowie Aspekte der Lohnbildung zu untersuchen. Die forschungs-

leitenden Fragen des Bereichs sind entsprechend: Tragen arbeitsmarktpolitische Maß-

nahmen zur Vermittlung, Aktivierung, Qualifizierung und Integration von Arbeitsu-

chenden dazu bei, deren Arbeitsmarktchancen zu verbessern? Welche Mechanismen

beeinflussen Arbeitsmarktstrukturen, Arbeitsmarktübergänge und die Entlohnung? Die

Analysen basieren überwiegend auf den Prozessdatensätzen der BA, teils aber auch auf

eigenen Befragungen sowie Daten aus eigenen Feldexperimenten. Der Bereich nutzt

dabei vor allem mikroökonometrische Verfahren

Wichtige Vorhaben und Nutzen für Wissenschaft und Praxis 2018

Info-Treatment freiwillige Arbeitslosenversicherung (IAB-Projekt 1803)

Aktuelle Studien zeigen, dass die gezielte Bereitstellung eigentlich bereits zugänglicher

Informationen das Verhalten verändern kann. Das IAB verschickt im Laufe der Jahre

2016 und 2017 an rund 16.000 zufällig ausgewählte Personen, die neu mit dem Grün-

dungszuschuss gefördert werden, ein Anschreiben, eine Infobroschüre sowie Formulare

zur Arbeitslosenversicherung auf Antrag. Durch die zufällige Auswahl lässt sich später

eindeutig der kausale Effekt der zusätzlichen Informationen ermitteln. Mit einer kur-

zen Befragung angeschriebener sowie nicht angeschriebener geförderter Gründern soll

in den Jahren 2017 und 2018 ermittelt werden, ob die angeschriebenen Personen die

Versicherung häufiger kennen, welche die Gründe für den (Nicht-)Abschluss der Ver-

sicherung waren, und ob die Selbständigkeit zum Befragungszeitpunkt noch besteht.

Zudem soll untersucht werden, ob sich informierte Personen häufiger versichern. In

den Folgejahren soll auf Basis von BA-Prozessdaten ermittelt werden, ob Angeschrie-

bene im Erwerbsverlauf häufiger arbeitslos bzw. seltener sozialversicherungspflichtig

beschäftigt sind. Die Ergebnisse können erstens Hinweise für die Praxis der Gründer-

beratung liefern, etwa falls tatsächlich Informationsdefizite zum Zeitpunkt der Bean-

tragung des Gründungszuschusses vorliegen. Zweitens lassen sich durch das Projekt

auch Hinweise über die Effekte der Versicherung selbst gewinnen. Das IAB führt das

Forschungsvorhaben gemeinsam mit der University of Bristol durch.

Inhalte von Eingliederungsvereinbarungen im SGB II (IAB-Projekt 3182)

Eingliederungsvereinbarungen zwischen Jobcentern und erwerbsfähigen Leistungsbe-

rechtigten sollen dazu beitragen, den Eingliederungsprozess in den Arbeitsmarkt zu

strukturieren. Forschungsergebnisse zur Wirkung von Eingliederungsvereinbarungen

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 44

liegen bisher nur für die Arbeitslosenversicherung vor. Die Befunde lassen sich aller-

dings nicht auf den Rechtskreis SGB II übertragen, in dem sich die Merkmale des Kun-

denkreises und die rechtliche Stellung der Eingliederungsvereinbarung deutlich vom

SGB III unterscheiden. In einem Modellprojekt erhalten Neuzugänge in den Leistungs-

bezug in ausgewählten Jobcentern zunächst unterschiedliche Varianten der Eingliede-

rungsvereinbarung bzw. keine Eingliederungsvereinbarung. Durch eine zufällige Zu-

ordnung der Varianten lassen sich im Anschluss die Wirkungen von unterschiedlichen

Formen der Eingliederungsvereinbarungen auf die Beschäftigungschancen und auf die

Reduktion von Hilfebedürftigkeit (und ggf. auf die Vergabe von Sanktionen) schätzen.

Standardisierte und qualitative Erhebungen – eine Vermittlerbefragung sowie leitfa-

dengestützte Interviews, Gruppendiskussionen und Beobachtungen von Beratungsge-

sprächen – ergänzen die Wirkungsanalyse. Sie sollen Hinweise auf relevante Faktoren

für die Wirkung von Eingliederungsvereinbarungen liefern. Zwischenergebnisse aus

diesen Erhebungen liegen Ende des Jahres 2018 vor; Wirkungsergebnisse sind im Jahr

2021 zu erwarten. Das Projekt wird gemeinsam mit der Forschungskoordination des

IAB und der University of Bristol und in enger Kooperation mit der BA-Zentrale und

dem BMAS durchgeführt.

Begleitforschung „Kooperationsmodell zur Integration von geflüchteten

Menschen“ (IAB-Projekt 3250)

Die BA kooperiert mit Sozialpartnern, dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge

(BAMF) und anderen Akteuren des Arbeitsmarkts, um geflüchtete Menschen zeitnah

sprachlich und beruflich zu qualifizieren sowie das gemeinsame Ziel der nachhaltigen

beruflichen Integration zu erreichen. Das Kooperationsmodell ist auf eine Verzahnung

von beruflicher Tätigkeit, Spracherwerb und berufsbegleitender abschlussorientierter

Weiterbildung angelegt. Zielgruppe sind über 25-Jährige, das Modell soll bundesweit

und branchenübergreifend eingeführt werden und steht auch einheimischen Arbeit-

nehmerinnen und Arbeitnehmern im Niedriglohnbereich offen. Das IAB führt im zwei-

ten Halbjahr 2017 eine standardisierte Online-Befragung von Integrations- und Ver-

mittlungsfachkräften durch. Themen der Befragung sind die lokale Umsetzung des Mo-

dells sowie die Einschätzungen des Modells, auch im Vergleich zu anderen Fördermög-

lichkeiten. Die Ergebnisse sollen Hinweise auf Verbesserungspotenziale bei der regio-

nalen Umsetzung des Kooperationsmodells geben. Sie sollen dem Verwaltungsrat im

Jahr 2018 präsentiert werden.

Langzeitevaluation der Arbeitsmarktpolitik in Deutschland (IAB-Projekt

3309)

Zahlreiche Studien haben bereits die Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik in

Deutschland evaluiert. Allerdings gibt es kein wirklich einheitliches Bild: Verschiedene

Studien kommen zum Teil zu recht unterschiedlichen Ergebnissen. Bislang kann nur

spekuliert werden, wie es zu diesen Unterschieden kommt. Beispielsweise unterschei-

den sich die einzelnen Studien hinsichtlich der untersuchten Zeitperiode, der verwen-

deten Stichprobe, der Gruppierung einzelner Programme und der verwendeten Me-

thodik. Deshalb gestaltet es sich mitunter schwierig, konkrete Empfehlungen für die

Migration und

Integration

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 45

arbeitsmarktpolitische Praxis abzuleiten. Gegenstand des Projektes ist eine systemati-

sche Evaluation der wichtigsten Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik in

Deutschland für den Rechtskreis SGB III. Untersucht werden soll in einem einheitlichen

Analyserahmen ein Zeitraum von mindestens zehn Jahren; ein besonderer Fokus liegt

dabei auf Trainingsmaßnahmen und Maßnahmen zur Förderung beruflicher Weiterbil-

dung. Die Analyse berücksichtigt dabei die Art, Dauer und Ausgestaltung der Maßnah-

men, die Art der Teilnehmerzuweisung, institutionelle und ökonomische Rahmenbe-

dingungen, die Zusammensetzung der Teilnehmenden sowie verschiedene methodi-

sche Aspekte. Ziel ist es, konkrete Empfehlungen für einen effizienten Einsatz der Maß-

nahmen abzuleiten. Das Projekt wird in Kooperation mit der Universität Basel durch-

geführt.

Die Auswirkungen der Arbeitslosigkeit auf verschiedene Indikatoren des

Wohlbefindens (IAB-Projekt 3111)

Das Projekt untersucht die Auswirkungen von Arbeitslosigkeit auf das subjektive, psy-

chologische und physische Wohlbefinden. Hierfür werden im Jahr 2017 von Entlas-

sungswellen betroffene Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Hilfe von administ-

rativen Daten identifiziert, bereits kurz nach der Arbeitsuchendmeldung angeschrieben

und um die Beteiligung an wiederholten Befragungen gebeten. Die Erhebung erfolgt

mit Hilfe einer innovativen Smartphone-App. Damit kann das Zusammenspiel von Ar-

beitslosigkeit und verschiedenen Indikatoren des Wohlbefindens im Zeitablauf wesent-

lich detaillierter analysiert werden als bislang. Die Befragung erlaubt es ferner, soge-

nannte Resilienzfaktoren – wie beispielsweise die Ausgangsniveaus der verschiedenen

Wohlbefindensmaße – und die Auswirkungen von Unterschieden im Bewältigungsver-

halten zu identifizieren. Die neu erhobenen Daten sollen zudem mit administrativen

Daten verknüpft werden, so dass Zusammenhänge zwischen den Wohlbefindenseffek-

ten unfreiwilliger Arbeitslosigkeit und der Verweildauer in Arbeitslosigkeit analysiert

werden können. Die neu gewonnenen Erkenntnisse hinsichtlich der individuellen

Wohlfahrtseffekte von Arbeitslosigkeit, der psychologischen Abläufe und des Bewälti-

gungsverhaltens im Zeitablauf sowie der Resilienz können dabei helfen, Maßnahmen

der aktiven Arbeitsmarktpolitik individuell besser anzupassen und damit effizienter als

bisher auszugestalten. Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft

(DFG) gefördert und erfolgt in Kooperation mit der Freien Universität Berlin.

Soziale Netzwerke und Arbeitsmarkterfolg (IAB-Projekt 3142)

Ziel des Vorhabens ist es, den Einfluss von Nachbarschaftsnetzwerken auf die Über-

gangswahrscheinlichkeit aus Arbeitslosigkeit in Beschäftigung sowie die Entlohnung

im darauffolgenden Beschäftigungsverhältnis zu untersuchen. Hierbei soll überprüft

werden, ob die Übergangswahrscheinlichkeit sowie die Entlohnung – neben den indi-

viduellen Charakteristika – auch von arbeitsmarktrelevanten Merkmalen der unmittel-

baren Nachbarschaft abhängt. Eine solche Abhängigkeit könnte als Netzwerkeffekt in-

terpretiert werden. Ferner soll untersucht werden, inwieweit soziale Normen der Nach-

barn – z.B. einer Erwerbsarbeit nachzugehen – oder Informationen über offene Stellen

durch Nachbarn der Grund für einen Arbeitsmarkterfolg sind. Das Projekt konzentriert

Qualität der

Beschäftigung

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 46

sich dabei auf Personen, die infolge von Betriebsschließungen ihren Arbeitsplatz ver-

loren haben. Endgültige Ergebnisse sind Mitte des Jahres 2018 zu erwarten. Die Pro-

jektergebnisse dürften für die Arbeitsverwaltung von praktischem Interesse sein: Ein

positiver Effekt arbeitsmarktrelevanter Merkmale der Nachbarschaft, wie beispiels-

weise der Beschäftigungsquote, auf den individuellen Arbeitsmarkterfolg, könnte ein

Hinweis dafür sein, dass Instrumente der aktiven Arbeitsmarktpolitik besonders in

Problembezirken positiv wirken können. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der

Technischen Universität Darmstadt durchgeführt.

Der Effekt der Verfügbarkeit von Kinderbetreuungsplätzen auf die

Erwerbstätigkeit von Müttern (IAB-Projekt 3278)

Die Förderung der Erwerbsmöglichkeiten von Müttern ist ein wesentliches Ziel des Aus-

baus des öffentlichen Betreuungsangebots für Kinder unter drei Jahren und des

Rechtsanspruchs auf einen Kinderbetreuungsplatz für Kinder im Alter von einem bis

drei Jahren. Daher untersucht dieses Vorhaben mittels administrativer Daten, wie sich

die Verfügbarkeit von Kinderbetreuungsplätzen für Kinder im Alter von einem bis drei

Jahren auf die Erwerbstätigkeit von Müttern auswirkt. Um den Effekt der Verfügbarkeit

von Kinderbetreuungsplätzen zu ermitteln, werden einerseits regionale Unterschiede

in der Geschwindigkeit des Ausbaus des Kinderbetreuungsangebots ausgenutzt. Ande-

rerseits wird der Sachverhalt ausgenutzt, dass mit der Einführung des Rechtsanspruchs

zum Stichtag 1. August 2013 für Kinder aus verschiedenen Geburtskohorten der

Rechtsanspruch in einem unterschiedlichen Lebensalter entstand. Die Untersuchung

konzentriert sich dabei auf die Berufsrückkehr von Frauen, die ihr erstes Kind bekom-

men und vor der Geburt vollzeiterwerbstätig waren. Das Vorhaben kann Hinweise lie-

fern, inwiefern ein Ausbau des öffentlichen Kinderbetreuungsangebots die Erwerbs-

möglichkeiten von Müttern verbessert und damit die Gleichstellung von Mann und

Frau fördert. Erste Ergebnisse sind im Laufe des Jahres 2018 zu erwarten. Das Projekt

wird in Kooperation mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

durchgeführt.

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 47

Forschungsbereich C2

„Grundsicherung und Aktivierung“

Mit der Einführung des SGB II wurde die Arbeitsmarktpolitik für erwerbsfähige Leis-

tungsberechtigte vereinheitlicht und deren Aktivierung in den Vordergrund gerückt.

Der Forschungsbereich analysiert vor diesem Hintergrund die Effektivität und Effizienz

der Leistungen für Empfängerinnen und Empfänger von Arbeitslosengeld II (ALG II)

ebenso wie Auswirkungen von Sanktionen. Die zentrale Frage lautet, ob bedürftige

Arbeitslose durch die Instrumente besser in den Arbeitsmarkt integriert bzw. an den

Arbeitsmarkt herangeführt werden und inwiefern es gelingt, ihre Abhängigkeit von

ALG-II-Leistungen zu verringern. Analysiert werden arbeitsmarktpolitische Maßnah-

men hinsichtlich ihrer Teilnehmerstrukturen, Ausgestaltung und Umsetzung sowie ih-

rer Wirkungen auf den Arbeitsmarkterfolg der Geförderten. Dieser Fokus steht auch im

Mittelpunkt der Forschung zu Sanktionen. Es werden ferner Wirkungen der Instru-

mente auf Teilhabe und psychosoziale Ergebnisvariablen untersucht.

Wichtige Vorhaben und Nutzen für Wissenschaft und Praxis 2018

Die Zusatzjobförderung nach der Instrumentenreform (IAB-Projekt 3039)

In diesem Projekt werden die Wirkungen von Arbeitsgelegenheiten (auch Zusatzjobs

oder „Ein-Euro-Jobs“) nach der Instrumentenreform 2012 untersucht. Zentrale Inten-

tion der Reform war u. a. die zielgenauere Zuweisung von erwerbsfähigen Leistungs-

berechtigten in Zusatzjobs. Evaluationen zu deren früheren Ausgestaltung bescheinig-

ten Zusatzjobs negative Ergebnisse für einzelne Personengruppen. Demnach sind unter

25-Jährige und arbeitsmarktnahe Teilnehmende von sogenannten „Einsperreffekten“

betroffen, ohne dass nach Abschluss der Teilnahme eine verstärkte Eingliederung in

den Arbeitsmarkt erfolgt. Vor diesem Hintergrund untersucht das Projekt die Teilnah-

mewirkungen auf verschiedene Zielvariablen, wie die Ausübung einer sozialversiche-

rungspflichtigen Beschäftigung, den Bezug von Arbeitslosengeld II oder das Erwerbs-

einkommen. Die Analysen umfassen dabei verschiedene Personengruppen. Besonderes

Augenmerk gilt den unter 25-Jährigen, die infolge der Reform deutlich seltener in Zu-

satzjobs zugewiesen werden.

Die Analyse gründet auf administrativen Daten und einer Stichprobe von arbeitslosen

erwerbsfähigen Leistungsberechtigten. Innerhalb dieses Personenkreises werden mit-

hilfe von Matching-Verfahren Zusatzjob-Teilnehmende mit ähnlichen Nicht-Teilneh-

menden verglichen, um die Wirkungen der Maßnahmenteilnahme zu quantifizieren.

Damit werden Anhaltspunkte gewonnen, inwieweit die Effektivität der Förderung

durch einen zielgenaueren Einsatz von Zusatzjobs verbessert werden könnte.

Langzeit-

leistungsbezug

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 48

Einfluss von Maßnahmeteilnahmen der Eltern auf den Ausbildungs- und

Arbeitsmarkterfolg ihrer Kinder (IAB-Projekt 1657)

Dieses Projekt untersucht, inwiefern Maßnahmeteilnahmen von arbeitslosen Eltern im

Arbeitslosengeld-II-Bezug die späteren Ausbildungs- und Erwerbschancen ihrer Kinder

beeinflussen können. Die Maßnahmen können die Erwerbschancen und finanziellen

Ressourcen der Eltern verbessern, wodurch sie ihre Kinder besser unterstützen können.

Positive Auswirkungen könnten aber auch durch eine Verbesserung des Selbstwert-

gefühls der Eltern entstehen, welches sich auch auf ihre Kinder übertragen kann. Die

Kinder von Maßnahmeteilnehmerinnen und -teilnehmern könnten so auch eher zur

Aufnahme einer Ausbildung oder Beschäftigung befähigt werden. In diesem Projekt

werden Matchinganalysen auf Basis von administrativen Daten durchgeführt. Die Kin-

der sind bei der Maßnahmeteilnahme der Eltern 14 bis 17 Jahre alt. Ersten Ergebnissen

zufolge wirken sich Weiterbildungen der Eltern positiv auf spätere betriebliche Ausbil-

dungschancen der Jugendlichen im Alter von 19 bis 21 Jahren aus. Analysen zu inter-

generationalen Effekten der Förderung von Eltern mit dem Einstiegsgeld und dem Ein-

gliederungszuschuss sowie mit Arbeitsgelegenheiten werden im Jahr 2018 fertigge-

stellt. Im Anschluss sind weiterführende Untersuchungen zur Frage geplant, inwieweit

die beobachteten intergenerationalen Maßnahmeeffekte auf die erhöhten Arbeits-

marktchancen der Eltern durch ihre Maßnahmeteilnahme zurückzuführen sind. Zudem

sind Vergleiche zwischen Eltern unterschiedlich ausgeprägter Erwerbserfahrung ge-

plant.

Netzwerke der Integration? Eine explorative Studie zur

Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen (IAB-Projekt 3100)

Die Studie betrachtet den Integrationsprozess von Geflüchteten aus der Perspektive

der Betroffenen. Wie gelingt die Integration in Gesellschaft und Arbeitsmarkt und wo-

ran scheitert sie? Der Fokus liegt auf der Rolle von Netzwerken bei der Arbeitsmarktin-

tegration und auf den Arbeitsmarktstrategien der Geflüchteten sowie sozialer Unter-

stützung, die Geflüchtete über persönliche Kontakte erhalten.

Für die Beratung von Politik und Praxis der Arbeitsvermittlung ermöglicht das Projekt

Einblicke in die Perspektiven von Geflüchteten. Wie schätzen Geflüchtete ihre Situa-

tion in Deutschland ein? Wie wirken sich persönliche Netzwerke auf Aktivitäten am

Arbeitsmarkt aus? Welche Rolle spielen die Agenturen (aus ihrer Sicht) bei der Arbeits-

marktintegration?

Die Untersuchung ist als explorative qualitative Studie angelegt. Dieses Forschungsde-

sign erlaubt einen Zugang zu neuartigen sozialen Phänomenen, macht komplexe Zu-

sammenhänge sichtbar und verdichtet diese zu Fallstudien und Netzwerken. Im An-

schluss an die Vorstudie im Jahr 2017 wird im Jahr 2018 die erste von zwei Erhebungs-

wellen mit Geflüchteten durchgeführt.

Migration und

Integration

Langzeit-

leistungsbezug

Schwerpunkt D:

„Betriebe, Qualifizierung und Berufe“

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 50

Forschungsbereich D1

„Betriebe und Beschäftigung“

Die Beobachtung, Messung und Erklärung der betrieblichen Nachfrage nach Arbeits-

kräften stehen im Mittelpunkt der Forschungsaktivitäten des Bereichs „Betriebe, Bil-

dung und Berufe“. Von besonderem Interesse sind die Entwicklung und Zusammenset-

zung der betrieblichen Belegschaften, die Personal-, Lohn- und Bildungspolitik, die in-

dustriellen Beziehungen sowie die Innovations- und Produktivitätsforschung. Zu den

zentralen Untersuchungsinstrumenten gehören das IAB-Betriebspanel und die Linked-

Employer-Employee-Datensätze. Hinzu kommen spezielle Befragungen von Betrieben

bestimmter Branchen sowie die Beschäftigtenbefragung im Rahmen des Projektes „Ar-

beitsqualität und wirtschaftlicher Erfolg“.

Im Jahr 2017 wurde bereits die 25. Welle des IAB-Betriebspanels erhoben. Neben re-

gelmäßig enthaltenen Kernfragen schließt das IAB-Betriebspanel auch Schwerpunkt-

fragen zu aktuellen Themen des deutschen Arbeitsmarkts ein. Im Jahr 2017 handelt es

sich hierbei um Fragen zu den Themen Beschäftigung geflüchteter Personen, Digitali-

sierung und Arbeit 4.0 sowie den Gründen für die Befristung von Beschäftigungsver-

hältnissen. Die durch das IAB-Betriebspanel und die weiteren Erhebungen gewonnenen

Informationen legen eine wichtige Basis für die Forschung innerhalb und außerhalb

des IAB. Der lange Zeitraum der Datenverfügbarkeit ermöglicht aussagekräftige Ergeb-

nisse unter Verwendung ökonometrischer Panelmethoden. Die finanzielle Unterstüt-

zung durch die Bundesländer und das Institut für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH)

ermöglicht regionale und sektorale Aufstockungsstichproben, die eine wichtige Grund-

lage zur Entscheidungsfindung von Politik, Tarifparteien und Verbänden liefern.

Wichtige Vorhaben und Nutzen für Wissenschaft und Praxis 2018

Tarifbindung und Betriebsrat (IAB-Projekt 671)

Die Verbreitung von Betriebsräten und die Tarifbindung von Betrieben gehören schon

seit langem zu den wichtigen Kernthemen des IAB-Betriebspanels. Dieser Forschungs-

zweig zählt zu den Alleinstellungsmerkmalen des IAB, da es keine andere umfassende

Datenquelle mit entsprechenden Informationen gibt. Auch im Jahr 2018 wird sich der

Forschungsbereich mit Themen aus dem Feld der industriellen Beziehungen beschäfti-

gen. Dabei geht es u. a. um Veränderungen im Zeitverlauf – beispielsweise bei der

Tarifbindung – sowie um die Rolle, die Tarifverträge bzw. Betriebsräte für die betrieb-

liche Lohnfindung spielen. Ein Teilprojekt widmet sich den Vertretungsinstitutionen

jenseits des Betriebsverfassungsgesetzes. Auf Grundlage des IAB-Betriebspanels wer-

den die personalpolitischen Wirkungen alternativer Mitarbeitervertretungen im Ver-

gleich zu Betriebsräten untersucht. Letztlich geht es um die Frage, ob diese Einrich-

tungen eher als Ausdruck einer „aufgeklärten“ personalpolitischen Strategie zu be-

trachten sind oder als funktionales Äquivalent zu einem Betriebsrat gelten können.

Dieses Projekt wird in Kooperation mit der Business School Southampton durchge-

führt.

Qualität der

Beschäftigung

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 51

Betriebliche Weiterbildung (IAB-Projekt 670)

Nicht zuletzt vor dem Hintergrund des immer zügiger voranschreitenden technologi-

schen Wandels kommt der Weiterbildung eine wachsende Bedeutung zu. Auf Basis der

Daten des IAB-Betriebspanels lässt sich die Weiterbildungsbeteiligung der Betriebe

ebenso analysieren wie die Weiterbildungsquote der Beschäftigten. Für das Jahr 2018

geplante Forschungsaktivitäten beschäftigen sich mit der Entwicklung und den Struk-

turen der betrieblichen Weiterbildung sowie den treibenden Faktoren dahinter. Ein be-

sonderes Augenmerk wird dabei auf die spezifische Rolle der Digitalisierung gerichtet,

zu der in der aktuellen Welle des IAB-Betriebspanels detaillierte Informationen zur

Verfügung stehen. Es wird untersucht, ob die Nutzung von modernen Digitalisierungs-

und Automatisierungstechnologien mit einem verstärkten Weiterbildungsengagement

der Betriebe einhergeht und in welchem Zusammenhang sie mit der Weiterbildungs-

quote einzelner Beschäftigtengruppen steht.

Betriebliche Ausbildung (IAB-Projekt 670)

Der deutsche Ausbildungsstellenmarkt ist in der jüngeren Vergangenheit durch starke

Passungsprobleme gekennzeichnet. Einer steigenden Anzahl von unbesetzten Ausbil-

dungsplätzen steht eine nach wie vor hohe Zahl an unversorgten Ausbildungsplatzbe-

werberinnen und -bewerbern gegenüber. Zudem wird von einer rückläufigen Ausbil-

dungsbeteiligung der Betriebe berichtet. Mit den Daten des IAB-Betriebspanels lässt

sich das betriebliche Ausbildungsplatzangebot näher beleuchten. Für 2018 geplante

Forschungsvorhaben widmen sich insbesondere betrieblichen Stellenbesetzungs-

schwierigkeiten im Bereich der Ausbildung. Dabei wird u. a. danach gefragt, welche

Betriebe besondere Schwierigkeiten haben, (geeignete) Auszubildende zu finden und

welche Rolle neben firmenspezifischen Faktoren angebotsseitige Größen wie z. B. die

Anzahl der Schulabgängerinnen und -abgänger in einer Region spielen.

Aufstocker in deutschen Betrieben (IAB-Projekt 3186)

Sogenannte „Aufstocker“ können aus verschiedenen Gründen den Lebensunterhalt ih-

res Haushalts nicht allein mit ihrem Erwerbseinkommen bestreiten. Im Fokus der bis-

herigen Forschung zu Aufstockenden stehen neben der Arbeitszeit (Teilzeit, Minijobs)

meist persönliche und haushaltsbedingte Faktoren. Es ist jedoch anzunehmen, dass ne-

ben diesen Faktoren auch betriebliche, branchenspezifische und regionale Einflüsse

eine Rolle spielen. Zu nennen wären beispielsweise die betriebliche Beschäftigungs-

struktur und -dynamik, die industriellen Beziehungen im Betrieb (Tarifbindung, Exis-

tenz eines Betriebsrats), das branchenspezifische Wettbewerbsumfeld oder die regio-

nale Arbeitsmarktsituation. In dem Forschungsprojekt wird in einem ersten Schritt un-

tersucht, in welchen Betrieben und Branchen Aufstockende vermehrt beschäftigt sind

und welche betrieblichen, branchenspezifischen und regionalen Kontextfaktoren einen

Erklärungsbeitrag für deren Verbreitung liefern. Da Aufstockende häufiger als Erwerbs-

tätige ohne Leistungsbezug Tätigkeiten im Niedriglohnbereich ausüben, sind sie auch

stärker von der Einführung des Mindestlohns betroffen. Aus diesem Grund wird in ei-

nem zweiten Schritt die Frage untersucht, wie sich die Verbreitung von Aufstockenden

Qualität der

Beschäftigung

Arbeit in der

digitalisierten Welt

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 52

in den Betrieben im Zeitverlauf vor und nach der Einführung des Mindestlohns entwi-

ckelt hat. Datengrundlage ist das IAB-Betriebspanel, das mit Beschäftigten- und Leis-

tungsbezugsinformationen von Aufstockenden aus den IEB verknüpft wird. Dabei

werden neben deskriptiven Analysen multivariate Panel- und Kontrollgruppenverfah-

ren angewandt.

Arbeitsqualität und wirtschaftlicher Erfolg (IAB-Projekt 3305,

Nachfolgeprojekt zu IAB-Projekt 1359)

Mit voranschreitendem demografischem Wandel, individualisierten Lebensläufen und

einer steigenden Zahl hochspezialisierter Berufsbilder hängt die Innovationsfähigkeit

von Unternehmen entscheidend von ihrer Fähigkeit ab, qualifizierte Fachkräfte zu ge-

winnen, zielgerichtet in deren Fähigkeiten zu investieren und sie langfristig im Betrieb

zu halten. Ziel des Projektes ist die Erstellung eines verknüpften Forschungsdatensat-

zes, der die Analyse kausaler Zusammenhänge zwischen Unternehmenskultur und wirt-

schaftlichem Erfolg von Betrieben in Deutschland ermöglicht. Ebenso wie in den be-

reits bestehenden Befragungswellen werden auch in der geplanten vierten Welle in

einem ersten Schritt Betriebe des IAB-Betriebspanels zu ihrem Personalmanagement

und ihrer Unternehmenskultur befragt. Daran anschließend wird die erlebte Arbeits-

platzqualität von Beschäftigten dieser Betriebe erhoben. Diese Befragungsdaten wer-

den bei Einwilligung der Befragten zusätzlich mit den administrativen Daten des IAB

zusammengespielt und stellen damit einen in seiner Vielseitigkeit einmaligen For-

schungsdatensatz dar. Mit Hilfe dieses Datenproduktes können Fragen zum Zusam-

menhang von betrieblichen Personalmaßnahmen, wahrgenommener Arbeitsqualität

und Betriebserfolg beantwortet werden. Somit knüpft das Projekt an die internationale

Forschung zu Unternehmenskulturen an. Nachdem auf Basis der bereits am FDZ ver-

fügbaren Wellen mehrere wissenschaftliche und weitere politikrelevante, viel beach-

tete Veröffentlichungen entstanden sind, soll die vierte Befragungswelle das Potenzial

des Datenprodukts für die Forschung weiter erhöhen. Kooperationspartner sind neben

dem Forschungsdatenzentrum (FDZ) des IAB die Universität zu Köln und die Universität

Tübingen sowie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mann-

heim.

Qualität der

Beschäftigung

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 53

Forschungsbereich D2

„Bildung, Qualifizierung und Erwerbsverläufe“

Bildung ist eng mit individuellen Arbeitsmarktchancen verbunden. So haben Hochqua-

lifizierte beispielsweise günstigere Beschäftigungs- und Einkommensmöglichkeiten als

Geringqualifizierte. Gleichzeitig gewinnt aufgrund des technologischen und organisa-

torischen Wandels lebenslanges Lernen an Bedeutung. Der Forschungsbereich „Bil-

dung, Qualifizierung und Erwerbsverläufe“ untersucht daher die vielfältigen Zusam-

menhänge zwischen Bildung und Arbeitsmarktchancen im Lebensverlauf. Bildung wird

dabei breit gefasst: allgemeine wie berufliche Bildung, Erstausbildung wie Weiterbil-

dung, zertifizierter Bildungserwerb sowie nicht zertifizierte Kompetenzen und Qualifi-

kationen. Projekte des Forschungsbereichs basieren auf quantitativen und qualitativen

Befragungsdaten sowie administrativen Daten der BA und umfassen u. a. Fragen des

Übergangs von der Schule in den Arbeitsmarkt, der Hochschulbildung, der Weiterbil-

dung sowie der Migration und Bildung.

Wichtige Vorhaben und Nutzen für Wissenschaft und Praxis 2018

Wellcome – Wiederholungsbefragung zu jungen (Flucht-)Migranten aus

Syrien (IAB-Projekt 3130)

In der Wellcome-Studie werden junge (Flucht-)Migrantinnen und Migranten aus Sy-

rien interviewt, die erstmalig in den Registern der BA erfasst werden. Neben Flucht-

motiven und Fluchterfahrungen, psychosozialer Befindlichkeit und Traumatisierung

werden insbesondere Aspirationen der Integration in Deutschland sowie erste Schritte

der Integration in Bildung und Beschäftigung beobachtet. Die für das Jahr 2018 ge-

planten Analysen beschäftigen sich mit dem Bildungserwerb, dem Eintritt in Ausbil-

dung und der Aufnahme einer Beschäftigung. Ergänzend werden Analysen zu Inter-

viewer-Effekten und zu Effekten sozialer Erwünschtheit beim Antwortverhalten

durchgeführt.

Breitbandzugang, IT-Investitionen und Firmenerfolg (IAB-Projekt 3257)

Das Projekt untersucht, wie sich die Verfügbarkeit von Breitbandinternet über die letz-

ten zwanzig Jahre auf die Technologieinvestitionen, die damit zusammenhängende

Weiterbildungsbeteiligung und die wirtschaftliche Entwicklung von Firmen ausgewirkt

hat. Zu diesem Zweck wurde ein Datensatz entwickelt, der detaillierte Betriebsdaten

mit Daten zum Breitbandausbau auf der Basis von Geokoordinaten verknüpft. Mit Hilfe

dieses Datensatzes kann die Entfernung zwischen Firmen und Hauptverteilern präzise

gemessen werden. Das Projekt wird in Kooperation mit dem ifo-Institut München

durchgeführt.

Arbeit in der

digitalisierten Welt

Migration und

Integration

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 54

Ursprüngliche Studienabsicht und tatsächliche Studienaufnahme: zum

Einfluss elterlicher Bildungserwartungen auf die Studienentscheidung (IAB-

Projekt 3334)

Die zum Abschluss der Schulzeit geäußerte Studierabsicht hat einen hohen Vorhersa-

gewert hinsichtlich einer späteren Studienaufnahme. Die Ergebnisse des Studienbe-

rechtigtenpanels des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung

(DZHW) zeigen jedoch, dass viereinhalb Jahre nach der ersten Befragung ein relevanter

Teil der Befragten ein Studium aufgenommen hat, obwohl sie dies ursprünglich nicht

vorhatten. Bislang ist nur wenig über diese spezifische Studierendengruppe und die

Gründe bekannt, aufgrund derer die Personen ihre ursprünglichen Pläne ändern. Diese

Gruppe soll nun auf Basis der Daten des Studienberechtigtenpanels näher untersucht

werden. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Rolle, die elterliche Bildungserwar-

tungen in diesem Entscheidungsprozess spielen. Das Projekt wird in Kooperation mit

dem Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) durch-

geführt.

Arbeitslose Jugendliche und seelische Gesundheit (IAB-Projekt 1671)

Mit der Studie wird der Zusammenhang von psychischer Beeinträchtigung und Ar-

beitsmarktpositionierung im Jugendalter untersucht. Die Datenerhebung von drei Pa-

nelwellen wurde im Jahr 2017 abgeschlossen. Die erhobenen Daten bieten die Gele-

genheit, um den Einfluss der psychischen Belastung auf Übergänge von jungen Men-

schen zu analysieren, die erstmalig in Arbeitslosigkeit eingetreten sind. Ebenso können

die Übergänge von jungen Erwachsenen untersucht werden, die zeitnah eine berufs-

vorbereitende Maßnahme bzw. eine betriebliche Ausbildung beenden und für die ein

erhöhtes Risiko besteht, in Arbeitslosigkeit einzutreten. Im Jahr 2018 stehen Analysen

zum Risiko des Übergangs in Langzeitarbeitslosigkeit bzw. zum Risiko wiederholter Er-

werbslosigkeit und Maßnahmeteilnahme im Mittelpunkt.

Betriebliche Ausbildung junger Geflüchteter mit Duldungsstatus (IAB-

Projekt 1341)

Beginnend im Jahr 2008 ist der Zugang zum Ausbildungsmarkt und zu Förderinstru-

menten für viele junge Geflüchtete geöffnet worden, die aufenthaltsrechtlich nur ge-

duldet sind. Ausbildung und anschließende qualifizierte Beschäftigung werden recht-

lich immer mehr zur Voraussetzung, um aus der unsicheren Duldung in eine Aufent-

haltserlaubnis wechseln und langfristig dem Arbeitsmarkt in Deutschland als Fachkraft

zur Verfügung stehen zu können. Bei der Integration dieser jungen Geflüchteten in

Ausbildung bestehen aber eine Reihe von Hürden – so bereits veröffentlichte Befunde

des qualitativen IAB-Projekts. Eine Hürde zeigt sich bei jungen Menschen ohne Perso-

nendokumente bzw. mit Identitätsangaben, die von Behörden zumindest in Teilen an-

gezweifelt werden. Eine betriebliche Ausbildung setzt eine Beschäftigungserlaubnis

voraus; Ausländerbehörden dürfen sie nur erteilen, wenn junge Geduldete ausreichend

an der Klärung und am Nachweis ihrer Identität mitwirken. Bislang ist dieser Prozess

der aufenthaltsrechtlichen Identitätsklärung kaum erforscht. Auf Basis vor allem von

Migration und

Integration

Langzeit-

leistungsbezug

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 55

Experteninterviews und Gruppendiskussionen in Ausländerbehörden und Beratungs-

stellen untersuchen wir im Jahr 2018 Faktoren, die in diesem Prozess bedeutsam sind.

Dabei sollen auch Hinweise erarbeitet werden, wie die Integration in Ausbildung ge-

lingen kann. Das Forschungsprojekt wird in Kooperation mit der Hochschule der BA

(HdBA) in Mannheim durchgeführt.

Nationales Bildungspanel (IAB-Projekt 3322)

Das Nationale Bildungspanel (NEPS) geht 2018 in sein zehntes Jahr. In dieser Längs-

schnitterhebung werden Bildungsaktivitäten und Kompetenzentwicklung vom Kindes-

bis ins hohe Erwachsenenalter untersucht. In der neunten Welle, die bis zum Frühjahr

2018 im Feld ist, wird der Bildungs- und Erwerbsverlauf der Befragten seit der letzten

Erhebung fortgeschrieben. Zudem werden ehrenamtliche Tätigkeiten, politische und

soziale Beteiligungen sowie Zielverfolgungsstrategien der Befragten erfasst. Ein wei-

terer Schwerpunkt im Jahr 2018 liegt auf den Vorbereitungen für die zehnte Befra-

gungswelle, in der u. a. die Jobqualität sowie das Kultur- und Sozialkapital der Be-

fragten erhoben wird. Das NEPS wird von einem Netzwerk verschiedener Universitäten

und Institute getragen. Das Teilpanel „Bildung im Erwachsenenalter und lebenslanges

Lernen“ (Etappe 8, Startkohorte 6) bearbeitet das IAB gemeinsam mit dem Wissen-

schaftszentrum Berlin (WZB) und dem Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi).

Förderschulen und Inklusion (IAB-Projekt 3328)

Inklusive Beschulung ist ein gesamtgesellschaftliches Ziel. Allerdings ist wenig darüber

bekannt, welche Auswirkungen inklusive Beschulung auf die Arbeitsmarktchancen von

Jugendlichen mit schulischem Förderbedarf hat. In diesem Projekt werden anhand der

Daten des NEPS (Etappe 6, Startkohorte 4) Bildungserfolg und Arbeitsmarktergebnisse

von ehemaligen Förderschülern mit Jugendlichen verglichen, die in Kompetenztests

des NEPS ähnliche Fähigkeiten zeigen, jedoch eine Regelschule besucht haben. Um

mögliche Selektionen, beispielsweise durch den Einfluss der sozialen Herkunft und el-

terlicher Bildungsaspirationen auf die Schulwahl, auszuschließen und somit kausale

Effekte messen zu können, greifen wir auf die zeitliche und regionale Variation der

Verfügbarkeit von Förderschulen zurück.

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 56

Forschungsgruppe

„Berufliche Arbeitsmärkte“

Die Forschungsgruppe „Berufliche Arbeitsmärkte“ untersucht, wie Berufe den Arbeits-

markt strukturieren. Der Beruf wird dabei verstanden als eine typische Kombination

von Fertigkeiten und Kenntnissen, die zur Erledigung einer bestimmten Arbeitsaufgabe

notwendig sind, und als ein Regelsystem, welches das Arbeitsmarktverhalten prägt. Auf

dieser Grundlage untersucht die Forschungsgruppe beispielsweise, welchen Einfluss

bestimmte Eigenschaften von Berufen und deren Veränderungen im Zuge des techno-

logischen Wandels auf die Entlohnung, Beschäftigungschancen oder die Stellenbeset-

zung haben. So leistet die Forschungsgruppe – nicht zuletzt durch die enge Verzah-

nung soziologischer und ökonomischer Ansätze – einen innovativen Beitrag zur Be-

schreibung und Erklärung der Folgen der digitalen Transformation für die Beschäfti-

gungschancen und die Berufslandschaft in Deutschland.

Wichtige Vorhaben und Nutzen für Wissenschaft und Praxis 2018

Einfluss struktureller Eigenschaften des Berufs auf den Arbeitsmarkt (IAB-

Projekte 1797 und 3191)

Empirische Befunde belegen, dass Berufe nach wie vor das Geschehen auf dem Arbeits-

markt in Deutschland wesentlich beeinflussen. Bislang wurde allerdings zu wenig be-

achtet, dass die Stärke dieser Strukturierung je nach Beruf variiert. In verschiedenen

Projekten wird das Ausmaß dieser Strukturierung anhand unterschiedlicher Indikato-

ren messbar gemacht. Es sollen weitere berufsspezifische Indikatoren entwickelt und

deren Relevanz für das Beschäftigungswachstum oder die Lohnentwicklung empirisch

überprüft werden. So sollen Indikatoren entwickelt werden, die etwas darüber aussa-

gen, wie viel Humankapital zwischen einzelnen Berufen übertragen werden kann oder

welche Bedeutung IT-Kenntnisse in den einzelnen Berufen haben.

Die Bedeutung betrieblicher Eigenschaften für die geschlechtsstereotype

Stellenbesetzung (IAB-Projekte 1546 und 3084)

Nach wie vor ist der Arbeitsmarkt in Deutschland – wie in vielen anderen entwickelten

Industriegesellschaften – stark nach Geschlecht segregiert: Der Anteil der Frauen, der

in Berufen arbeitet, die überwiegend von Männern ausgeübt werden – und umgekehrt

–, hat sich seit Jahrzehnten kaum verändert. Um dies zu erklären, wurde bislang vor

allem darauf verwiesen, dass Frauen und Männer unterschiedliche Berufe wählen.

Jüngste Untersuchungen belegen, dass darüber hinaus aber auch Betriebe eine maß-

gebliche Rolle spielen. Bei der Stellenbesetzung werden Frauen systematisch häufiger

in überwiegend von Frauen ausgeübte Berufe und Männer in häufig von Männern

ausgeübte Berufe selektiert. Um Gestaltungsempfehlungen geben zu können, muss

man den hinter diesen Befunden stehenden Mechanismen auf die Spur kommen. Auf-

grund von u. a. Antidiskriminierungsgesetzen und Gleichstellungsvorgaben können

Betriebsbefragungen darüber jedoch keine Auskunft geben, sondern führen eher zu

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 57

sozial erwünschten Antworten. Deswegen wurde eine quasiexperimentelle Befragung

durchgeführt, bei der Personalverantwortliche anhand fiktiver Bewerbungsunterlagen

entschieden haben, wer zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wird. Durch eine

systematische Variation der individuellen Merkmale in den Bewerbungsunterlagen

konnte gemessen werden, welche dieser Merkmale in welchen Berufen Einfluss auf die

Auswahlentscheidung haben und wie stark dieser Einfluss ist. Indem diese Daten mit

den beim IAB vorliegenden Betriebsinformationen verknüpft wurden, ist es nun mög-

lich zu untersuchen, welche betrieblichen und beruflichen Eigenschaften eine ge-

schlechterstereotype Stellenbesetzung positiv oder negativ beeinflussen.

Berufsspezifische und tätigkeitsorientierte Suche nach Arbeitskräften (IAB-

Projekt 3056)

Berufsbezeichnungen und das Wissen über die damit gemeinten Tätigkeitsinhalte kön-

nen Unsicherheiten bei der Rekrutierung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern

reduzieren und so den Rekrutierungsprozess erleichtern. Vor diesem Hintergrund soll

überprüft werden, ob und welche Eigenschaften des Berufes den Verlauf von Rekru-

tierungsprozessen beeinflussen. Auf Grundlage der Daten der IAB-Stellenerhebung

wird untersucht, inwieweit die Komplexität von Tätigkeitsinhalten und der Grad der

Standardisierung des nachgefragten Berufs den Rekrutierungsprozess beeinflussen –

insbesondere die Suchdauer, die Suchkosten und die Qualität der daraus entstehenden

Beschäftigung.

Digitalisierung und Wandel der Beschäftigung (DiWaBe): Eine

Datengrundlage für die interdisziplinäre Sozialpolitikforschung (IAB-

Projekt 3233)

Die Digitalisierung der Arbeitsprozesse schreitet immer weiter voran. Die neuen Tech-

nologien führen zu einem grundlegenden Strukturwandel in der Arbeitswelt. Um eine

umfassende Datengrundlage zu den Herausforderungen betrieblicher Digitalisierungs-

prozesse für die Beschäftigten aus sozialpolitischer Perspektive zu erhalten, soll ein

verknüpfter Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Datensatz entstehen. Das Projekt baut dazu

auf die bestehende IAB-ZEW-Betriebsbefragung „Arbeitswelt 4.0“ auf, welche den

Stand der Digitalisierung in den Betrieben gegenwärtig und vor fünf Jahren abbildet.

Um die Auswirkungen der neuen Technologien zu erfassen, sollen diese Daten nicht

nur mit den am IAB vorhandenen administrativen Beschäftigtendaten verknüpft, son-

dern auch eine Beschäftigtenbefragung der in diesen Betrieben Beschäftigten durch-

geführt werden. So soll ein Datensatz für die interdisziplinäre Sozialpolitikforschung

generiert werden, mit dem die Auswirkungen der Einführung neuer digitaler Techno-

logien für die Beschäftigten dieser Betriebe untersucht werden können. Beispielsweise

lässt sich damit untersuchen, ob und wie es Beschäftigten gelingt, den veränderten

Arbeitsanforderungen gerecht zu werden, oder wer die Gewinner oder Verlierer der

Einführung neuer digitaler Technologien sind. Der Datensatz wird in Kooperation mit

dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und dem Zentrum für Europäische Wirt-

schaftsforschung (ZEW) erstellt.

Arbeit in der

digitalisierten Welt

Qualität der

Beschäftigung

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 58

Aktualisierte Substituierbarkeitspotenziale von Berufen durch Digitalisierung

(IAB-Projekt 3276)

Um die Folgen der Digitalisierung für die Arbeitswelt zu bestimmen, hatte die For-

schungsgruppe 2015 sogenannte Substituierbarkeitspotenziale von Berufen berech-

net. Auf Basis von Berufsdaten aus der Expertendatenbank BERUFENET der BA wurde

für die einzelnen Berufe ermittelt, wie hoch der Anteil an Tätigkeiten ist, der im Jahr

2013 von Computern oder computergesteuerten Maschinen erledigt werden könnte.

Diese Substituierbarkeitspotenziale fließen in den sogenannten Job-Futuromat ein, der

im Rahmen der ARD-Themenwoche „Zukunft der Arbeit“ im Herbst 2016 entwickelt

wurde. Der Job-Futuromat, der momentan noch auf der ARD-Homepage angeboten

wird, soll auf den Internetseiten des IAB implementiert werden. Weil absehbar ist, dass

einige Tätigkeiten, die 2013 nicht durch Computer oder computergesteuerte Maschi-

nen ersetzbar waren, zu ersetzbaren Tätigkeiten werden, ist eine Aktualisierung der

Substituierbarkeitspotenziale geplant. Einerseits sollen die Beurteilungen der Ersetz-

barkeit von Tätigkeiten für das Jahr 2016 aktualisiert werden. Andererseits werden ak-

tuelle Daten aus dem BERUFENET zu den Tätigkeiten für das Jahr 2016 verwendet.

Somit können sowohl die Folgen der Digitalisierung für die Arbeitswelt durch aktuelle

Substituierbarkeitspotenziale berechnet als auch Veränderungen von Substituierbar-

keitspotenzialen über die Zeit analysiert werden.

Der Einfluss von Betriebsräten auf den Stand der Digitalisierung in den

Betrieben (IAB-Projekt 3342)

Betriebsräte könnten die Einführung moderner Automatisierungs- und Digitalisie-

rungstechnologien in unterschiedlicher Weise beeinflussen: Einerseits könnten Be-

triebsräte aufgrund ihres gesetzlichen Mitbestimmungsrechtes, z. B. um den Arbeit-

nehmerdatenschutz durchzusetzen, die Einführung moderner digitaler Technologien

zumindest verzögern, wenn nicht sogar ganz verhindern. Andererseits haben Betriebs-

räte ein Interesse daran, die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten zu verbessern.

Deshalb könnten Betriebsräte auch die Einführung moderner digitaler Technologien

einfordern und damit die Digitalisierung der Betriebe fördern. Empirisch belegt wurde

bislang, dass sich Betriebe sehr deutlich darin unterscheiden, wie intensiv sie sich mit

Digitalisierungstechnologien beschäftigt haben. Welche Rolle dabei Betriebsräte spie-

len, wurde jedoch noch nicht untersucht. Deshalb soll in diesem Projekt analysiert wer-

den, ob und unter welchen Umständen die Existenz von Betriebsräten die Digitalisie-

rung und Automatisierung in Betrieben in Deutschland bremst oder beschleunigt.

Arbeit in der

digitalisierten Welt

Arbeit in der

digitalisierten Welt

Schwerpunkt E:

„Lebenschancen und soziale Ungleichheit“

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 60

Forschungsbereich E2

„Erwerbslosigkeit und Teilhabe“

Das übergreifende Ziel des Forschungsbereichs besteht darin, die Auswirkungen des

SGB II und anderer arbeitsmarktpolitischer Regulierungen auf soziale Ungleichheit,

Teilhabe und Integration von Arbeitslosen und erwerbsfähigen Leistungsberechtigten

empirisch zu untersuchen. Die wichtigsten Forschungsfragen richten sich auf Formen,

Bedingungen und Folgen eingeschränkter sozialer und Erwerbs-Teilhabe und Möglich-

keiten ihrer Verbesserung. Der Ansatz des Forschungsbereiches besteht in der qualita-

tiven und quantitativen Mikroanalyse der Lebenszusammenhänge in Arbeitslosigkeit

und Grundsicherungsbezug auf der Ebene von Individuen und Haushalten. Hierzu zählt

die Analyse von Statuspassagen, wie biografischen Übergängen in die und aus der Er-

werbsphase, Eintritte in und Austritte aus Beschäftigung, Auswirkungen arbeitsmarkt-

politischer Maßnahmen sowie von Krankheit bzw. Gesundheit, aber auch die Interak-

tion von Arbeitslosen und Leistungsempfängerinnen und -empfängern mit den betreu-

enden Organisationen und Veränderungen dieser Organisationen selbst.

Wichtige Vorhaben und Nutzen für Wissenschaft und Praxis 2018

Resilienz bei vulnerablen Haushalten in sozioökonomischen Krisen (RESCuE)

(IAB-Projekt 1556)

Im Projekt RESCuE wurde untersucht, inwieweit und unter welchen Bedingungen man-

che Haushalte mit Einkommen um die Armutsgrenze ihre Lage besser bewältigen als

unter den widrigen Umständen erwartbar wäre – ein Phänomen, das man als Resilienz

bezeichnet. Untersucht wurden 250 Familien und 70 Expertinnen und Experten in neun

europäischen und Nachbarländern: Finnland, Irland, Griechenland, Spanien, Portugal,

Polen, das Vereinigte Königreich, die Türkei und Deutschland.

Ein sozialpolitisch bedeutsamer Befund ist zunächst die Notwendigkeit der Aufrecht-

erhaltung oder Schaffung eines leistungsfähigen Wohlfahrtstaates, denn Resilienz von

Niedrigeinkommenshaushalten ist nicht nur selten, sondern oft genug instabil. Über-

dies zeigt sich deutlich die Notwendigkeit eines umfangreichen Spektrums von Ge-

meingütern, die im Prinzip allen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung stehen, je-

doch vor allem Niedrigeinkommensbezieherinnen und -beziehern das Leben erleich-

tern können. Resilienzbezogene Förderstrategien, wie etwa die Ermutigung von Nied-

rigeinkommenshaushalten zu wirtschaftlicher Betätigung, zu beruflicher, alltagsbezo-

gener und kultureller Bildung, sozialer Vernetzung und zivilgesellschaftlicher Teilhabe

im Sinne von aktiver Beteiligung – und deren institutionelle Ermöglichung – wären

auch diskutabel für eine Erweiterung des Interventionsspektrums im Themenfeld von

Armut und verfestigter Arbeitslosigkeit in Deutschland.

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 61

Nach dem planmäßigen Ende der EU-Förderung im Frühjahr 2017 wurde ein IAB-Dis-

cussion Paper (12/2017) veröffentlicht; auf Basis dieses Papieres und weiterer Analysen

wird 2018 eine erweiterte und vertiefte Fassung einer Typologie von resilienten Haus-

halten im Armutsbereich erarbeitet.

Inwiefern formen Leistungen zur Teilhabe behinderter Menschen die Aus-

bildungs- und Erwerbsverläufe von jungen Menschen mit Behinderungen?

(Teilstudie im IAB-Projekt 1575)

Grundsätzlich haben Leistungen zur Teilhabe behinderter Menschen am Arbeitsleben

(LTA) das Ziel, u. a. jungen Menschen mit Behinderungen die berufliche Ersteingliede-

rung am Arbeitsmarkt zu erleichtern bzw. zu ermöglichen. Dies wird durch die Bereit-

stellung unterschiedlicher Qualifizierungsangebote und Zuschüsse realisiert. Im Rah-

men des Projektes „Leistungen zur Teilhabe behinderter Menschen am Arbeitsleben“

soll untersucht werden, für wen LTA in welcher Form der Förderung zu (langfristiger)

Erwerbsintegration führt und für wen nicht.

Auf Basis des sogenannten LTA-Reha-Prozessdatenpanels (LTA-RehaPro) werden Ju-

gendliche mit LTA-Anerkennung in ihrer Erwerbs- und Rehabilitationsbiografie mit-

hilfe typisierender Verfahren charakterisiert und gruppiert. Die Untersuchung setzt

beim Ende der Schulzeit im Jahr 2008 an und umfasst einen Zeitraum von 6,5 Jahren.

Es werden Jugendliche betrachtet, die 2008 an einer Berufsberatung der BA teilge-

nommen haben und die maximal einen mittleren Schulabschluss aufweisen.

Es finden sich drei (außer-)betriebliche Ausbildungsgruppen bzw. -cluster, die etwa

zwei Drittel aller Personen in der Stichprobe umfassen und größtenteils erfolgreiche

Erwerbsübergänge zeigen. Drei weitere „Nicht-Ausbildungscluster“ verweisen einer-

seits auf Personen, die nach der Schule einen direkten Übergang in eine Werkstatt für

behinderte Menschen aufweisen. Andererseits finden sich darunter auch Personen, de-

ren Biografie von langen Perioden ohne administrative Spuren im Erwerbssystem ge-

prägt ist; die Rehabilitationsverfahren werden dabei häufiger aufgrund von Krankheit

beendet. Das dritte Nicht-Ausbildungscluster beinhaltet Personen, deren Erwerbsbio-

grafie zunächst durch den Besuch vorbereitender Maßnahmen und durch teils lange

Arbeitslosigkeitszeiten geprägt ist. Diese Gruppe kommt zu großen Teilen aus einem

SGB-II-Haushalt. Auf Basis dieser Erkenntnisse ist für 2018 geplant, einen Vergleich

der beruflichen Übergangsmuster zwischen Jugendlichen mit und ohne Behinderun-

gen durchzuführen.

Typische Armutsmuster während der Kindheit (Teilstudie im IAB-

Projekt 3004)

Auf Basis der Daten des PASS werden Einkommenslagen und soziale Teilhabe der Haus-

halte von Kindern über fünf Zeitpunkte im Längsschnitt untersucht. Eine Längsschnitt-

betrachtung ist notwendig, um differenziertere Aussagen zu Armut im Kindesalter

treffen zu können. Hinsichtlich der Einkommenslage dieser Haushalte zeigt sich, dass

sich die Wahrscheinlichkeit erhöht, dauerhaft in Armut aufzuwachsen, wenn ein Kind

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 62

in einem Alleinerziehenden-Haushalt lebt. Weitere Armutsrisiken sind ein Migrations-

hintergrund und ein niedriges Qualifikationsniveau der Eltern. Arbeitslosigkeit der

Mutter oder ein nur geringer Erwerbstätigkeitsumfang sind ebenfalls eng mit einer

dauerhaften Armutslage verknüpft. Nachdem 2017 Ergebnisse zur Einkommenslage

publiziert wurden, sind für 2018 Analysen zur sozialen Teilhabe von Armutshaushalten

mit Kindern geplant. Das Projekt wird in Kooperation mit dem Forschungsbereich „Pa-

nel Arbeitsmarkt und soziale Sicherung“ und der Forschungsgruppe „Grundsicherungs-

bezug und Arbeitsmarkt“ durchgeführt.

Vermittlerhandeln im weiterentwickelten Zielsystem der BA. Veränderungen,

Probleme und Erfolge in der Praxis. Eine organisationsethnografische Studie

(IAB-Projekt 1592)

Die bis Ende Juni 2018 laufende organisationsethnografische Studie untersucht das

weiterentwickelte Ziel- und Controllingsystem der BA. Herausgearbeitet werden die

produktiven und kontraproduktiven, die beabsichtigten und unbeabsichtigten Wech-

selwirkungen der Reform des Zielsystems mit dem Vermittlerhandeln und seinen Kon-

texten und Rahmenbedingungen. Dabei wird das Vermittlerhandeln nicht nur vor dem

Hintergrund lokal spezifischer Arbeitsmarktbedingungen beleuchtet, sondern auch mit

Rücksicht auf organisationstrukturelle und kulturelle Gesichtspunkte, die einerseits in

den Agenturen „vor Ort“, andererseits aber auch an sämtlichen „neuralgischen“ Punk-

ten der Kennziffernkommunikation in der gesamten Organisation aufzusuchen sind. In

den empirischen Daten, die mittels teilnehmender Beobachtungen sowie leitfadenge-

stützten Interviews mit Fach- und Führungskräften auf allen Ebenen der Organisation

durchgeführt gewonnen wurden, hat sich bislang Folgendes gezeigt: Erstens ist die

Sicht auf das Controlling umso kritischer, je niedriger die beobachtete Hierarchieebene

ist. Dies verweist zumindest auf ein Kommunikationsproblem. Zweitens zeichnet sich

im Alltag der Vermittlungspraxis ein Spannungsfeld entlang der Frage ab, was als er-

folgreiche Gestaltung des Vermittlungsprozesses gelten soll: Einerseits den konkreten

Problemlagen der Kundinnen und Kunden und andererseits den Ansprüchen des Ziel-

systems gerecht zu werden. Die qualitativen Erhebungen sind weitestgehend abge-

schlossen. Auf Basis des qualitativ-explorativ gewonnenen Materials wird bis Ende

2018 eine quantitative Onlinebefragung durchgeführt und ausgewertet, um die ge-

wonnen Ergebnisse zu validieren und zu kontrastieren.

Erwartungswidrige Übergänge aus der Grundsicherung (IAB-Projekt 1674)

Untersuchungen des PASS zeigen, dass ein Übergang in reguläre Beschäftigung für

Langzeitarbeitslose im Grundsicherungsbezug mit einer steigenden Zahl von Vermitt-

lungshemmnissen statistisch gesehen unwahrscheinlicher wird. Dennoch finden sich

im PASS Fälle, denen trotz dieser schlechten statistischen Prognose die Aufnahme einer

regulären (bedarfsdeckenden) Erwerbstätigkeit geglückt ist (sogenannte „erwartungs-

widrige Übergänge“). Diese Fälle wurden mit qualitativen Methoden untersucht, um

Bedingungen solcher zwar unwahrscheinlichen, aber dennoch erfolgreichen Über-

gänge zu analysieren. Erste, auf Basis der qualitativen Fallstudien gewonnene Ergeb-

nisse zeigen, dass derartige erfolgreiche Übergänge Ergebnis des Zusammenwirkens

Langzeit-

leistungsbezug

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 63

verschiedener Bedingungen sind: Neben hoher Motivation, Eigeninitiative und sozialer

Kompetenz der entsprechenden Grundsicherungsbeziehenden waren dies der Zugang

zu und die spezifische Nutzung von privaten und institutionellen Netzwerken sowie

die Akquise einer „fallgerechten“ Arbeitsstelle. Aus den Fallstudien lassen sich Empfeh-

lungen für Maßnahmen und Beratungsstrategien ableiten, mit welchen sich die Chan-

cen auf derartige Übergänge vermutlich erhöhen ließen – einige davon sind bereits

Bestandteil aktueller Bemühungen zur Steigerung der Erwerbschancen von Langzeit-

arbeitslosen. Das Projekt wird von den Forschungsbereichen „Panel Arbeitsmarkt und

soziale Sicherung“ und „Erwerbslosigkeit und Teilhabe“ gemeinsam durchgeführt; für

2018 sind insbesondere vertiefte Ergebnisdarstellungen in arbeitsmarktpolitischen Dis-

kussionszusammenhängen und wissenschaftlichen Veröffentlichungen geplant.

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 64

Forschungsbereich E3

„Panel Arbeitsmarkt und soziale Sicherung“

Der Forschungsbereich ist verantwortlich für die Planung, Durchführung und Aufberei-

tung des „Panels Arbeitsmarkt und soziale Sicherung“ (PASS). PASS ermöglicht es, Le-

benslagen von Empfängerinnen und Empfängern von Grundsicherungsleistungen im

Vergleich zur übrigen Bevölkerung detailliert zu beschreiben und ausgewählte Aspekte

des Lebens- und Erwerbsverlaufs zu untersuchen. Hervorzuheben sind insbesondere

Möglichkeiten, die Dynamik des Leistungsbezugs und der Versorgungslage zu analysie-

ren. Die Weiterentwicklung des Fragenprogramms und des Erhebungsdesigns, die Vor-

bereitung der Befragungswellen mit dem Institut für angewandte Sozialwissenschaft

(infas), die Aufbereitung und Dokumentation des Scientific Use Files und die Sicherung

der Qualität in allen Phasen der Erhebung gehören zu den regelmäßigen Leistungen.

Dauer und Dynamik von Arbeitslosengeld-II-Bezug und Einkommensarmut, die Versor-

gungslage von Haushalten, die Qualität von Beschäftigung und die methodische Be-

gleitforschung zu PASS bilden die Forschungsschwerpunkte des Bereichs.

Wichtige Vorhaben und Nutzen für Wissenschaft und Praxis 2018

Panel Arbeitsmarkt und soziale Sicherung (IAB-Projekt 915)

Im Jahr 2018 wird der Forschungsbereich den Datensatz der elften Welle von PASS

fertig stellen und dokumentieren. Damit wird dieser den Nutzerinnen und Nutzern in-

nerhalb und außerhalb des IAB ab Herbst 2018 über das Forschungsdatenzentrum der

BA im IAB zur Verfügung stehen. Über das regelmäßige Erhebungsprogramm hinaus

enthält diese Welle u. a. Schwerpunkte zu Zuwanderung, Qualität von Beschäftigung,

Ausbildungswünschen von Schülerinnen und Schülern sowie jungen Arbeitslosen, Bil-

dung über finanzielle Fragen und sozialer Teilhabe. Parallel dazu finden von Februar

bis September 2018 die Erhebungen der zwölften Welle statt. In der zweiten Jahres-

hälfte wird der Bereich die dreizehnte Erhebungswelle vorbereiten. Der Datensatz bil-

det die Grundlage für eine Fülle von Forschungs- und Beratungsprojekten des IAB und

wird zudem von einer Vielzahl externer Forscherinnen und Forscher genutzt.

Bedeutung von Arbeit und Arbeitsangebot (IAB-Projekt 3239)

Die Entscheidung einer arbeitsuchenden Person, ein vorliegendes Jobangebot anzu-

nehmen, wird maßgeblich durch die mit dem Jobangebot einhergehende Entlohnung

bestimmt. Daneben spielen aber auch nicht-monetäre Anreize eine wesentliche Rolle.

So werden Personen, die eine starke Präferenz für eine anspruchsvolle oder gesell-

schaftlich relevante Tätigkeit haben, nur bei entsprechend hohem Lohn bereit sein Be-

schäftigungen aufzunehmen, die diese Kriterien nicht oder nur in unzureichendem

Maße erfüllen. Gleichermaßen werden diese Personen wahrscheinlich für einen gerin-

geren Lohn arbeiten, wenn die Tätigkeit die gewünschten nicht-monetären Anreize

aufweist. Im Rahmen eines Online-Arbeitsmarktexperiments wird einer repräsentati-

ven Auswahl von arbeitslosen und beschäftigten Teilnehmerinnen und Teilnehmern des

Langzeit-

leistungsbezug

Qualität der

Beschäftigung

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 65

PASS eine Tätigkeit im Umfang von einer Stunde gegen Bezahlung angeboten. Dabei

wird – bei sonst gleicher Tätigkeit – die Bedeutung der Arbeit zufällig variiert. Auf Basis

dieser Daten wird untersucht, inwieweit die inhaltliche Bedeutung der Arbeit das Ar-

beitsangebot, den geforderten Lohn und die Arbeitsleistung bei Annahme des Joban-

gebots beeinflusst. Zudem soll in dem Projekt der Reservationslohn, also der geringste

Lohn, zu dem die arbeitsuchende Person zu arbeiten bereit wäre, anhand eines echten

Arbeitsangebots anstatt wie üblich durch eine hypothetische Frage gemessen werden.

Für die Arbeitsvermittlung kann das Projekt Aufschluss darüber geben, ob finanziell

unattraktive Angebote möglicherweise bei Betonung nicht-monetärer Merkmale eher

von Jobsuchenden akzeptiert werden. Es handelt sich um ein Kooperationsprojekt mit

den Universitäten Leuven und Mannheim.

Auswirkungen der kleinräumigen Wohnumgebung auf die Dynamik im SGB II

(IAB-Projekt 3117)

Die Wohnumgebung stellt einen wesentlichen Einflussfaktor individuellen Verhaltens

dar. Gleichzeitig kommt es durch Grundsicherungsbezug häufig zu finanziell bedingten

Umzügen, die zu einer Veränderung der Wohnumgebung führen können. In der Lite-

ratur gibt es Hinweise darauf, dass Kontextfaktoren als „Arbeitslosigkeitsfallen“ wirken

können; dies wurde bisher jedoch entweder auf Ebene von Bundesländern oder Ar-

beitsmarktregionen oder aber fallstudienartig für einzelne Städte oder Stadtteile ana-

lysiert. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Wirkmechanismen eher im alltäglich

wahrgenommenen lokalen Umfeld zu verorten sind. Die Analysen auf der angestrebten

kleinräumigen Ebene werden durch die sogenannte Georeferenzierung der Wohnad-

ressen von PASS-Befragten ermöglicht. Dabei werden den Adressen der PASS-Befrag-

ten Geokoordinaten zugeordnet. Damit ist es möglich, innerhalb eines kleinräumigen

Umkreises (z. B. eines Quadratkilometers) weitere Kontextdaten zuzuspielen und somit

Indikatoren über Lage und Qualität der Wohnumgebung zu erstellen. Mithilfe dieser

neuartigen Daten eröffnen sich in Verbindung mit dem umfangreichen Datenangebot

von PASS neue Analysepotenziale. So lassen sich zum ersten Mal deutschlandweit sys-

tematische Analysen kleinräumiger Kontexteffekte vornehmen. Insbesondere für Ge-

flüchtete im SGB II lassen sich Segregationstendenzen und der Integrationserfolg in

den Arbeitsmarkt anhand des lokalen Wohnumfelds untersuchen.

Qualität der Arbeit im Zeitverlauf (IAB-Projekt 3185)

Erwerbsverläufe von erwerbstätigen Grundsicherungsbeziehenden („Aufstockern“)

sind häufig vergleichsweise instabil. Der bisherige Forschungsstand zeigt, dass eine

nachhaltige Arbeitsmarktintegration u. a. durch ungünstige persönliche Vorausset-

zungen (z. B. ein geringes Qualifikationsniveau) und familiäre Lebensumstände er-

schwert wird. Welche Rolle die Qualität der Arbeitsverhältnisse von Aufstockern dabei

spielt, ist nicht gut erforscht. Mit der geplanten Untersuchung soll die Frage beant-

wortet werden, welches Potenzial die Arbeitsverhältnisse von Aufstockern im Hinblick

auf eine nachhaltige und existenzsichernde Integration in den Arbeitsmarkt haben. Auf

Basis von Daten des PASS werden subjektive und objektive Indikatoren der Arbeitsqua-

lität im Zeitverlauf betrachtet. Im Beobachtungszeitraum ergeben sich insbesondere

Migration und

Integration

Qualität der

Beschäftigung

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 66

aus der Einführung des allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns veränderte arbeits-

marktpolitische Rahmenbedingungen, die sich sowohl auf die Beschäftigungsstabilität

als auch auf Aspekte der Arbeitsqualität auswirken können, z. B. auf das Lohnniveau,

die Arbeitsintensität, die wahrgenommene Arbeitsplatzsicherheit oder die Arbeitszu-

friedenheit. Bei dem Projekt handelt es sich um eine Kooperation mit dem Forschungs-

bereich „Betriebe und Beschäftigung“.

Institutionelle Kinderbetreuung und mütterliche Erwerbstätigkeit im SGB-II-

Umfeld (IAB-Projekt 3321)

Seit dem 1. August 2013 gilt in Deutschland auch für unter Dreijährige ein Rechtsan-

spruch auf öffentliche Kinderbetreuung. Allgemein wird mit einem Ausbau öffentli-

cher Kinderbetreuung neben dem Ziel der frühkindlichen Bildung vor allem die Ver-

besserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbunden. In diesem Zusammen-

hang kann anhand internationaler Vergleiche gezeigt werden, dass solch ein Ausbau

dazu geeignet ist, eine höhere Frauenerwerbstätigkeit zu ermöglichen und Lohneinbu-

ßen von Müttern zu verringern. Eine verstärkte Integration von Müttern in den Ar-

beitsmarkt wirkt sich positiv auf die finanzielle Situation des Haushalts aus und kann

daher einen SGB-II-Leistungsbezug des Haushalts verhindern oder verkürzen und das

Armutsrisiko von Familien verringern helfen. In dem Projekt wird die Situation vor und

nach dem Inkrafttreten des Rechtsanspruchs für öffentliche Kinderbetreuung für unter

Dreijährige beleuchtet. Dabei soll untersucht werden, ob und wie sich mit dem Rechts-

anspruch die Nutzung von und Einstellung zu öffentlicher Kinderbetreuung und letzt-

endlich die mütterliche Erwerbstätigkeit verändert – auch für bestimmte Gruppen wie

Alleinerziehende, Haushalte mit Arbeitslosengeld-II-Bezug, Familien mit Migrations-

hintergrund. Als Datengrundlage dient das PASS, mit dem aufgrund der Panelstruktur

die Situation vor und nach 2013 verglichen werden kann. Das Projekt wir gemeinsam

mit der Forschungsgruppe „Grundsicherungsbezug und Arbeitsmarkt“ bearbeitet.

Schwerpunkt F:

„Methoden und Daten“

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 68

Kompetenzzentrum Empirische Methoden

Aufgabe des Kompetenzzentrums Empirische Methoden (KEM) ist es, die Qualität em-

pirischer Arbeitsmarktanalysen laufend zu verbessern. Dies geschieht durch Forschung

im Bereich der Survey-Methodologie und Survey-Statistik sowie durch den Einsatz und

die Weiterentwicklung statistischer und ökonometrischer Methoden und durch Analy-

sen der Qualität von Prozess- und Survey-Daten. Bisherige Forschungsschwerpunkte

sind Antwortverzerrungen in komplexen Surveys und Panel-Studien, Probleme der

Nichtteilnahme bei Befragungen sowie die Generierung und Bereitstellung faktisch

anonymisierter Daten für die Wissenschaft. In Zusammenarbeit mit dem Forschungs-

datenzentrum beschäftigt sich KEM zudem mit der Evaluation der Qualität von admi-

nistrativen Daten und der Nutzung von „Big Data“ zur Verbesserung der Arbeitsmarkt-

forschung. Das Kompetenzzentrum Empirische Methoden steht allen Bereichen inner-

halb des IAB bei Fragen der Datenerhebung und der empirischen Analyse beratend zur

Seite, insbesondere im Rahmen der wöchentlich angebotenen Methodensprechstunde.

Für das Graduiertenkolleg übernimmt der Bereich die Lehre im Bereich Methoden und

Statistik. Darüber hinaus bietet KEM monatlich Weiterbildungsveranstaltungen für alle

IAB-Mitarbeiterinnen und IAB-Mitarbeiter an („KEM learning hour“).

Wichtige Vorhaben und Nutzen für Wissenschaft und Praxis 2018

Fortsetzung: Strategien zur Modernisierung der Kodierung von Berufen in

der KldB 2010 (IAB-Projekt 1766)

Die Erfassung des Berufs in Umfragen ist aufwändig: Die berufliche Tätigkeit wird üb-

licherweise mit zwei bis drei offenen Fragen erfasst und erst nach der Umfrage in eine

existierende Klassifikation der Berufe (KldB 2010 oder ISCO-08) eingeordnet. Dieser

Prozess ist fehleranfällig, wenn Freitextangaben zu allgemein oder mehrdeutig sind,

und zeitintensiv, da ein Großteil der Antworten nur manuell kodiert werden kann. Die-

ses Projekt untersucht eine alternative Herangehensweise: Die Kodierung soll mittels

geeigneter Algorithmen und geänderter Fragen bereits während der Umfrage gesche-

hen. Ergebnisse einer Vorstudie deuten darauf hin, dass dies machbar ist und Kosten

sparen kann. Jedoch muss das getestete Verfahren noch weiterentwickelt werden, da-

mit sich die Qualität der Kodierung nicht verschlechtert und nach Möglichkeit sogar

noch gegenüber der derzeitigen Praxis verbessert. Dieses Projekt wird zusammen mit

einem von der DFG geförderten Projekt am Mannheimer Zentrum für Europäische So-

zialforschung (MZES) durchgeführt.

Experiments in Establishment Survey Methodology (IAB-Projekt 1776)

Betriebsbefragungen werden bisher vor allem in Form von Papier- und/oder Telefon-

befragungen sowie persönlichen Interviews durchgeführt. Seit einiger Zeit stehen diese

Vorgehensweisen in Konkurrenz zu den deutlich kostengünstigeren, aber weniger zu-

verlässigen und weniger gut untersuchten Websurveys. In der ersten Phase des vorlie-

genden Projekts wurde durch experimentelle Vergleiche verschiedener Erhebungsmodi

analysiert, wie Betriebsbefragungen auf Websurveys umgestellt werden können bzw.

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 69

inwieweit beide Formen – mit dem Ziel der langfristigen Umstellung auf Web – parallel

angeboten werden können. Über die methodischen Erkenntnisse hinaus werden die

gewonnenen Daten auch inhaltlich erforscht. Beispielsweise wird in einem von der Ar-

beitsgruppe Mindestlohn des IAB gestalteten Schwerpunkt erfragt, welche Einschät-

zungen Betriebe zum gesetzlichen Mindestlohn haben und wie sie darauf reagieren.

Neben der deskriptiven Auswertung dieser Fragen sollen durch Verknüpfung mit dem

Betriebshistorikpanel des IAB Informationen zur betrieblichen Beschäftigung im Jahr

2016 zugespielt und dahingehend untersucht werden, ob die Fluktuation der Beschäf-

tigten in Folge der Einführung des Mindestlohns abgenommen hat.

Umschätzung der Klassifikation der Wirtschaftszweige (IAB-Projekt 3319)

Die Arbeitswelt ist einem stetigen Entwicklungsprozess unterworfen. Während be-

stimmte Tätigkeiten und Wirtschaftszweige im Laufe der Jahre zunehmend an Bedeu-

tung verlieren, entstehen durch neue Technologien an anderer Stelle völlig neue Tä-

tigkeitsfelder. Um diese Entwicklungen adäquat abbilden zu können, muss die amtliche

Klassifikation der Wirtschaftszweige immer wieder angepasst werden. So wurde diese

in der BA seit 1999 bereits drei Mal überarbeitet. Für Analysen über längere Zeiträume

stellen die Anpassungen der Klassifikationen allerdings ein Problem dar, insbesondere

weil eine eindeutige Überführung des Wirtschaftszweigs nach der alten Klassifikation

in einen Wirtschaftszweig nach der neuen Klassifikation nicht immer möglich ist. Das

Forschungsdatenzentrum des IAB stellt daher schon seit mehreren Jahren für die ad-

ministrativen Daten der BA zusätzliche Variablen zur Verfügung, in denen die alten

Wirtschaftszweigklassifikationen künstlich weitergeschrieben werden. Allerdings kom-

men hier bisher einfache Heuristiken zum Einsatz, die insbesondere bei längeren Zeit-

räumen dazu führen, dass kleine Wirtschaftszweige in den Daten systematisch unter-

schätzt werden. Außerdem werden bei dem bisher verwendeten Verfahren die Zusam-

menhänge zwischen dem Wirtschaftszweig und anderen Merkmalen wie beispielsweise

der Betriebsgröße nicht berücksichtigt. In einem aktuellen Projekt arbeitet KEM an ei-

ner Verbesserung dieses Verfahrens. Dabei kommen sogenannte CART-Modelle (Classi-

fication and Regression Trees) zum Einsatz. Diese Modelle sind besonders geeignet,

komplexe Beziehungen zwischen den Merkmalen abzubilden. Außerdem stellt die

große Anzahl an Wirtschaftszweigen für diese Methode kein Problem dar. Darüber hin-

aus rechnen CART-Modelle äußerst effizient und sind damit besonders geeignet für

große Datenmengen. In Simulationsstudien konnte bereits eine substanzielle Verbes-

serung gegenüber der bisherigen Methodik nachgewiesen werden. Im nächsten Schritt

geht es nun darum, die Programmroutinen auf sämtliche Wirtschaftszweigklassifikati-

onen anzuwenden und so aufzubereiten, dass sie dauerhaft für die Fortschreibung äl-

terer Wirtschaftszweigklassifikationen im FDZ verwendet werden können.

Korrektur der Arbeitszeitinformation in der BeH (IAB-Projekt 3331)

Im Zuge der Umstellung des Tätigkeitsmerkmals in der Beschäftigtenstatistik im Jahr

2011 kam es zu einem deutlichen Anstieg der Teilzeitbeschäftigung, der auf eine Un-

tererfassung der Teilzeitbeschäftigung in den Vorjahren hinweist. Die Abweichungen

bei der Arbeitszeit betreffen vor allem bestehende Beschäftigungsverhältnisse. Dies

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 70

legt den Verdacht nahe, dass die Meldung von Übergängen von Vollzeit- in Teilzeitbe-

schäftigung gelegentlich versäumt wurde. Die Untererfassung von Teilzeitbeschäftig-

ten stellt vor allem für die Messung der Lohnungleichheit über längere Zeitreihen ein

Problem dar. Im vorliegenden Projekt soll deswegen versucht werden, die (kategoriale)

Variable „Teilzeit“ vom aktuellen Rand bis 1990 zu korrigieren. Die Korrektur basiert

überwiegend auf (deterministischen) Plausibilitätsregeln. Beispielsweise wird eine als

vollzeitbeschäftigt gekennzeichnete Person als in teilzeitbeschäftigt korrigiert, wenn

der/die Beschäftigte den Median des Tageslohns anderer Beschäftigter desselben Be-

triebs mit demselben Beruf um X Prozent unterschreitet. Die kritische Grenze X wird

statistisch und datengetrieben bestimmt. Die deterministischen Entscheidungsregeln

werden durch statistische Korrekturmethoden (Regression) ergänzt. Kooperationspart-

nerin ist die Humboldt-Universität zu Berlin.

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 71

Forschungsdatenzentrum

Das Forschungsdatenzentrum (FDZ) der Bundesagentur für Arbeit im IAB ist eine Ser-

viceeinrichtung für die nicht-kommerzielle empirische Forschung. Das FDZ hat das Ziel,

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im In- und Ausland den Zugang zu Mikro-

daten der BA und des IAB durch transparente und standardisierte Regeln zu erleich-

tern. Das FDZ stellt unter Wahrung des Datenschutzes verschiedene umfangreiche und

international konkurrenzfähige Mikrodatensätze zur Verfügung. Zudem berät es über

Datenauswahl, Datenzugang, Datenhandling, Analysemöglichkeiten sowie Reichweite

und Gültigkeit der Daten. Eine hohe Qualität des Datenangebots und der Beratung

erfordern Forschung im FDZ, die durch eigene Forschungsarbeiten der Mitarbeiterin-

nen und Mitarbeiter sowie durch Drittmittelprojekte realisiert werden. Durch die Daten

des FDZ hat die internationale Arbeitsmarkt- und Berufsforschung eine sehr gute em-

pirische Basis für arbeitsmarktpolitische Analysen und Empfehlungen. Dies kommt ne-

ben der Forschung auch dem operativen Bereich der BA zugute.

Wichtige Vorhaben und Nutzen für Wissenschaft und Praxis 2018

Datenangebot (IAB-Projekt 1315)

Das FDZ aktualisiert fortlaufend das Datenangebot, indem es neue Datensätze erstellt

bzw. erweitert und vorhandene Merkmale bereinigt oder neu generiert. Ein Großteil

der Daten kann im Rahmen von Gastaufenthalten oder über kontrollierte Datenfern-

verarbeitung analysiert werden. Zusätzlich bietet das FDZ eine Vielzahl an Scientific

Use Files an. Auch für 2018 ist geplant, vorhandene Datensätze zu aktualisieren und

neue Datensätze zu erschließen. Beispielsweise werden im IAB-Projekt 3158, das ge-

meinsam von der FG GAMA und dem Geschäftsbereich DIM bearbeitet wird, administ-

rative Daten aus der SGB-II-Verwaltung organisiert und aufbereitet, um eine For-

schungsgrundlage insbesondere für Längsschnittanalysen bedürftiger Personen und

Haushalte im SGB II zu schaffen. Die Individualdaten werden mit Informationen zu

Erwerbstätigkeit, Arbeitsuche und Maßnahmenteilnahmen aus anderen Datenstan-

dardprodukten angereichert. In Zusammenarbeit mit beiden Bereichen wird das FDZ

einen Forschungsdatensatz für die Forschungsgemeinschaft generieren und zugäng-

lich machen.

Datenzugang und -austausch (IAB-Projekt 1316)

Das FDZ verbessert kontinuierlich den grenzüberschreitenden Datenzugang und insbe-

sondere den Zugang über sichere Leitungen und Personenidentifikation („Remote Ac-

cess“). Zugangsmöglichkeiten in Deutschland zu den Datenprodukten des FDZ stehen

derzeit an sechs dezentralen Standorten zur Verfügung (Berlin, Bremen, Dresden, Düs-

seldorf, Hannover und Mannheim). Auch in den USA (University of Michigan, Cornell

University, University of California – Berkeley, University of California – Los Angeles,

Harvard University und Princeton University) und in Großbritannien (University of

Essex und University College London) wurde dieser Zugang an mehreren Hochschulen

erfolgreich etabliert.

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 72

Darüber hinaus wurde in Kooperation mit dem Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA)

erfolgreich die IT-Anwendung JoSuA („Job Submission Application“) im Rahmen der

Datenfernverarbeitung eingeführt. Forschende können nun über eine Internetplatt-

form Aufträge für die Datenfernverarbeitung einreichen. Die geprüften Ergebnisse der

Programmläufe werden über eine Webansicht in JoSuA dargestellt bzw. stehen als

Download zur Verfügung. Nach der erfolgreichen Implementation dieses Verfahrens

strebt das FDZ im Jahr 2018 an, diese technische Lösung weiter auszubauen, um sein

Serviceangebot für die Wissenschaftsgemeinschaft weiter verbessern zu können. Dar-

über hinaus wird das FDZ ein Ticketsystem zur Optimierung der Prozessabläufe einfüh-

ren.

Verknüpfte Datenprodukte (IAB-Projekte 1601 und 3316)

Das FDZ arbeitet stetig darauf hin, sein Portfolio an verknüpften Datenprodukten aus-

zuweiten. 2018 werden zu diesem Zweck Projekte in unterschiedlichen Entwicklungs-

stadien fortgeführt. Im Projekt 1601 werden die bisherigen Arbeiten fortgesetzt, kom-

merzielle Unternehmensdaten von Bureau van Dijk unter Verwendung von sogenann-

ten Record-Linkage-Techniken mit den Daten des IAB und der BA zu verknüpfen. Ziel

ist es, einen für Deutschland einmaligen Linked-Employer-Employee-Datensatz für die

Forschungsgemeinschaft aufzubauen, der verknüpfte Mikrodaten auf der Unterneh-

mens-, Betriebs- und Beschäftigtenebene enthalten wird. Damit können neue Erkennt-

nisse für die Arbeitsmarktforschung gewonnen werden, z. B. zum Einfluss von Finanz-

märkten auf den Arbeitsmarkt oder zu Determinanten von Unternehmenserfolg und

-insolvenzen. Vor dem Regelangebot des Datensatzes über das FDZ wird dieser inner-

halb des IAB durch verschiedene Forschungsarbeiten qualitätsgeprüft.

Ein weiteres Projekt befasst sich mit der Verknüpfung von Befragungsdaten auf Per-

sonenebene mit den administrativen Daten des IAB und dem anschließenden Daten-

angebot. In Projekt 3316 läuft ein gemeinsames Datenangebot des FDZ mit dem Leib-

niz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi) e.V. an. Ziel der Kooperation ist eine Instituti-

onalisierung des gemeinsamen Datenangebots NEPS-SC6-ADIAB, das die Befragungs-

daten der Erwachsenenkohorte des Nationalen Bildungspanels (NEPS) mit den admi-

nistrativen Daten des IAB verknüpft. Diese Daten erlauben u. a. Analysen zum Zusam-

menspiel von kognitiven (Lese- und Rechenfähigkeit, Kompetenz im Umgang mit In-

formationen, Computern und Technologie, naturwissenschaftliche Kompetenz) und

nicht-kognitiven Kompetenzen (Persönlichkeitseigenschaften) und dem Arbeitsmarkt-

erfolg.

Arbeitsmarktspiegel - Entwicklungen in Zeiten des Mindestlohns (IAB-

Projekt 1765)

Mit der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns in Deutschland entstand ein großer

Bedarf an möglichst aktuellen, qualitativ hochwertigen und umfangreichen Daten, um

die Wirkungen des Mindestlohns frühzeitig einschätzen zu können. Da Mindestlohn-

wirkungen potenziell komplex und vielfältig sein können, muss das verfügbare Daten-

material in der Lage sein, diese Details offenzulegen. Ansonsten besteht die Gefahr,

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 73

dass wichtige Wirkungskanäle in der öffentlichen und wissenschaftlichen Debatte ig-

noriert werden. Ziel dieses Projektes ist es, regelmäßig den Arbeitsmarktspiegel zum

Mindestlohn zu veröffentlichen. Der Arbeitsmarktspiegel soll mit Hilfe aggregierter

Statistiken die Entwicklung wichtiger Arbeitsmarktindikatoren vor und nach Einfüh-

rung des Mindestlohns aufzeigen. Die Indikatoren lassen sich dabei grob gliedern in

Bestände, Veränderungen und individuelle Übergänge zwischen verschiedenen Ar-

beitsmarktzuständen. Diese Indikatoren sollen für Beschäftigte, Arbeitslose und Leis-

tungsbeziehende ausgewiesen werden. Außerdem liegt ein Fokus auf relevanten Un-

tergruppen, die im Zuge der Mindestlohneinführung besonders beachtet werden soll-

ten, etwa weil in diesen Gruppen der Anteil der voraussichtlich direkt Betroffenen sehr

hoch ist (z. B. geringfügig Beschäftigte) oder aber weil in diesen Gruppen besondere

Regelungen gelten (z. B. branchenspezifische Ausnahmen). Der Arbeitsmarktspiegel

ergänzt somit die bekannten Veröffentlichungen der Statistik der BA.

Der Einfluss familienfreundlicher Maßnahmen in Betrieben auf das

Arbeitsmarktverhalten von Müttern und Vätern – eine empirische Analyse mit

verknüpften Betriebs- und Personendaten (IAB-Projekt 1705)

Die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gilt seit einigen Jahren als

eine der zentralen Herausforderungen für die Beschäftigungs- und Sozialpolitik. Ent-

sprechende familienfreundliche Maßnahmen sollen bei der Erwerbsbeteiligung und Ar-

beitsmarktintegration beispielsweise nach familienbedingten Erwerbspausen, aber

auch bei der Ausgestaltung der Erwerbsarbeit, etwa der Realisierung bestimmter Ar-

beitszeitwünsche, helfen. Unternehmen erhoffen sich dabei Effizienzgewinne durch

eine höhere Arbeitszufriedenheit und Betriebsbindung ihrer Beschäftigten. Einige fa-

milienpolitische Maßnahmen wurden bereits evaluiert, bei betrieblichen Maßnahmen

besteht hingegen noch Forschungsbedarf, weil Maßnahmen bislang nur rudimentär

und meist aus einer stark praxisorientierten Perspektive untersucht wurden. Zudem

wurde entweder allein die Arbeitgeber- oder die Arbeitnehmerseite betrachtet. Das hat

zur Folge, dass nur ein unvollständiges Bild über das Zusammenspiel von individuellem

Handeln, betrieblichen Strategien der Umsetzung von Maßnahmen zur Vereinbarkeit

von Familie und Beruf und deren Einbettung in einen Kontext gezeichnet werden

konnte. Unklar ist, wie wirksam familienfreundliche Maßnahmen in Betrieben tatsäch-

lich sind und welche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer davon profitieren können.

Das geplante Projekt hat daher zum Ziel, auf Basis von verknüpften Betriebs- und Per-

sonendaten die Wechselwirkungen zwischen betrieblich angebotenen Maßnahmen

und staatlich gesteuerten Rahmenbedingungen sowie regionalen Kontextfaktoren auf

individuelle Arbeitsmarktentscheidungen zu untersuchen.

Qualität der

Beschäftigung

Institutsleitung, Forschungsgruppe des Direktors

und Stabsstellen

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 75

Institutsleitung und

Forschungsgruppe des Direktors

Die Institutsleitung versteht sich als „forschende Leitung“. Sie und ihre Mitarbeiterin-

nen und Mitarbeiter bearbeiten thematisch breit gefächerte wissenschaftliche Pro-

jekte. Das Team des Vizedirektors befasst sich wie in den letzten Jahren mit atypischen

Erwerbsformen. Der inhaltliche Schwerpunkt der Forschungsgruppe des Direktors liegt

im Bereich der regionalen Arbeitsmarktforschung und internationalen Arbeitsteilung,

der Analysen von Lohnzyklizität und des Kurzarbeitergelds sowie den Auswirkungen

der digitalen Transformation. Neue Forschungsprojekte untersuchen z. B. die Folgen

von äußeren Bedingungen zu Lebensbeginn auf Erwerbsverläufe oder die Auswirkun-

gen von Humankapital auf andere Marktteilnehmende. In weiteren Projekten geht es

um die Frage, ob Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur zu einer besseren Passung

zwischen Beschäftigen und Betrieb beitragen.

Im Rahmen ihrer Projekte und Tagungen arbeiten die Institutsleitung und die For-

schungsgruppe des Direktors eng mit anderen Bereichen des IAB und mit weiteren

Forschungseinrichtungen im In- und Ausland zusammen.

Wichtige Vorhaben und Nutzen für Wissenschaft und Praxis 2018

Struktur und Entwicklung von atypischen Beschäftigungsverhältnissen (IAB-

Projekt 3164)

Atypische Erwerbsformen wie Teilzeitbeschäftigung, befristete Beschäftigung, gering-

fügige Beschäftigung oder Leiharbeit stehen weiterhin im Fokus öffentlicher Bericht-

erstattung und wissenschaftlicher Analysen – auch wenn die absoluten Zahlen in letz-

ter Zeit stagnieren oder leicht zurückgegangen sind. Neben der Betrachtung genereller

Trends wirft das Team des Vizedirektors einen genaueren Blick auf neuere Entwicklun-

gen in der Beschäftigungsstruktur. Atypische Erwerbsformen spielen beispielsweise

auch bei der zunehmenden Erwerbstätigkeit Älterer eine wichtige Rolle. Dabei werden

u. a. Ausmaß und Struktur der Tätigkeiten von über 65-Jährigen nach dem Renten-

eintritt im Zeitverlauf analysiert. Ein weiterer Fokus der Analysen bezieht sich auf die

Dynamik und eine potenzielle „Brückenfunktion“ von atypischen Beschäftigungsver-

hältnissen. Anhand von Paneldaten aus dem PASS können Übergänge von atypischen

Beschäftigungsverhältnissen in das sogenannte „Normalarbeitsverhältnis“, einer unbe-

fristeten Vollzeittätigkeit außerhalb der Leiharbeit, betrachtet werden. Eine verglei-

chende Übergangsanalyse einzelner atypischer Erwerbsformen in das Normalarbeits-

verhältnis ist dabei zentraler Betrachtungsgegenstand.

Die Auswirkungen der Digitalisierung auf Firmen und Beschäftigte (IAB-

Projekt 3146)

Inwiefern moderne Automatisierungs- und Digitalisierungstechnologien zu Beschäfti-

gungsverlusten oder -gewinnen in deutschen Betrieben führen, ist Gegenstand dieses

Projekts. Die digitale Transformation führt dazu, dass in immer mehr Bereichen

Qualität der

Beschäftigung

Arbeit in der

digitalisierten Welt

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 76

menschliche Arbeit durch Maschinen, Roboter und Computer ersetzt wird. Auf der an-

deren Seite führen dadurch entstehende Produktivitätsgewinne dazu, dass Produkte

und Serviceleistungen billiger angeboten werden können und über eine vermehrte

Nachfrage sogar Beschäftigungsgewinne in diesen Betrieben entstehen können. Wel-

cher dieser Effekte in den Betrieben in Deutschland überwiegt, wird im Zuge des Pro-

jekts untersucht. Neben der Heterogenität der Betriebe, z. B. hinsichtlich ihrer Be-

triebsgröße oder Sektorzugehörigkeit, analysieren wir auch, wie sich die digitale Trans-

formation auf die verschiedenen Beschäftigtengruppen in den Betrieben auswirkt. Das

Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und die Forschungsgruppe Be-

rufliche Arbeitsmärkte (FG BAM) sind Kooperationspartner in diesem Projekt.

Äußere Bedingungen zu Lebensbeginn und die Effekte auf Arbeit,

Einkommen und Rente im späteren Leben (IAB-Projekt 1729)

Beeinflussen die äußeren Bedingungen zu Lebensbeginn Erwerbsverläufe im späteren

Leben? Schlechte Bedingungen zu Lebensbeginn wie mangelnde Ernährung oder Stress

können den Gesundheitszustand sowie die kognitiven Fähigkeiten beeinflussen. Zu er-

warten ist, dass dies wiederum Folgen für die Erwerbstätigkeit und die Produktivität

im gesamten Lebensverlauf hat, und damit auch für die Einzahlungen in die gesetzliche

Rentenversicherung.

Ziel des Projektes ist es, den Einfluss der äußeren Bedingungen zu Lebensbeginn auf

das Erwerbsverhalten im Lebensverlauf und auf die Renteneintrittsentscheidung zu

untersuchen. In unserer Studie stehen Personen im Fokus, die in den Jahren 1935 bis

1950 in Deutschland geboren wurden und mittlerweile fast alle im Ruhestand sind. Bei

Personen aus diesen Geburtsjahrgängen existiert eine extreme Variation in den Lebens-

bedingungen zu Lebensbeginn, beispielsweise dadurch, dass bestimmte Personengrup-

pen Bombardierungen im zweiten Weltkrieg und/oder anschließenden Hungerzeiten

ausgesetzt waren. Mit den Prozessdaten des IAB und den damit verknüpfbaren Infor-

mationen zu Geburtsorten aus dem Datenbestand der deutschen Rentenversicherung

lassen sich Erwerbsverläufe unter Einbezug regionaler Informationen analysieren, u. a.

zu Bombardierung oder der Verteilung von Essensrationen zu Lebensbeginn. Koopera-

tionspartner bei diesem Projekt sind die University of Bristol und das Rostocker Zent-

rum zur Erforschung des Demografischen Wandels.

Matching Matters - Interaction of transport infrastructure and improved job

matching (IAB-Projekt 3313)

Jedes Jahr investiert der Bund Millionen in den Bau und Erhalt der öffentlichen Ver-

kehrsinfrastruktur. Durch den Neubau von Straßen und Schienen soll u. a. die Erreich-

barkeit der Stadt durch das Umland oder die wirtschaftliche Interaktion zwischen

Städten erleichtert werden. Über die indirekten Vorteile der Investitionen für den Ar-

beitsmarkt ist bisher wenig bekannt. Wir analysieren die Rolle der Veränderungen in

der Verkehrsinfrastruktur auf die Verbesserung der Passung zwischen Beschäftigen und

Betrieb. Dabei nutzen wir die Variation des Arbeitsmarktzugangs, der durch den Infra-

strukturausbau von 1999 bis 2015 entstand. Durch einen verbesserten Zugang zu Be-

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 77

schäftigungsmöglichkeiten können Beschäftigte, ausgehend von ihrem Wohnort, in-

folge verbesserter infrastruktureller Bedingungen eine andere Anstellung finden, in der

sie womöglich produktiver sind. Diese Steigerung lässt sich durch die Lohnzuwächse

der Beschäftigten messen. Unsere Ergebnisse liefern neue Hinweise auf die Relevanz

der räumlichen Vereinigung von Arbeitsmärkten als treibende Kraft höherer Löhne in

Städten sowie der ungleichen räumlichen Verteilung wirtschaftlicher Aktivität im All-

gemeinen. Es handelt sich um ein gemeinsames Forschungsprojekt mit der London

School of Economics und der Universität Bristol.

Die Verteilung von Hochqualifizierten innerhalb von Städten und Kreisen und

deren Produktivitätseffekte (IAB-Projekt 3337)

Hochqualifizierte tragen zur technischen Weiterentwicklung bei und regen den Wis-

sensaustausch an. Dadurch steigern sie nicht nur ihre eigene Produktivität, sondern

auch die anderer Beschäftigter in ihrem Umfeld. Dieses Phänomen wird unter dem

Begriff Humankapitalexternalitäten zusammengefasst. Die Forschungsgruppe nutzt

georeferenzierte Daten um die genaue Reichweite solcher Humankapitalexternalitäten

zu bestimmen. Präzise Geodaten ermöglichen es, die Konzentration von Hochqualifi-

zierten in verschiedenen Abständen um einen Arbeitsplatz zu bestimmen. Dadurch

kann sowohl die Reichweite von Humankapitalexternalitäten als auch deren Intensität

berechnet werden. Die Forschungsgruppe erwartet, dass die Intensität der Externalitä-

ten mit wachsender Distanz abnimmt. Dies wiederum hätte zur Folge, dass auch die

Produktivität ansässiger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit einem größeren

Abstand zu Hochqualifizierten sinkt. Außerdem werden die im Forschungsprojekt ge-

nerierten Daten genutzt, um die Verteilung von Hochqualifizierten innerhalb von Städ-

ten und Landkreisen zu analysieren.

Eine empirische, modellbasierte Untersuchung des Kurzarbeitergeldes in

Deutschland (IAB-Projekt 3076)

In der Rezession 2008/2009 hat sich der deutsche Arbeitsmarkt im internationalen Ver-

gleich als sehr robust erwiesen. Trotz eines massiven Rückgangs der Wirtschaftsleistung

stieg die Arbeitslosigkeit nur moderat. Vielfach wird als Ursache dafür der großzügige

Einsatz des Kurzarbeitergeldes zur Subventionierung vorübergehend bedrohter Ar-

beitsverhältnisse vermutet. Robuste Forschungsergebnisse dazu sind bislang kaum vor-

handen.

Mit Hilfe von Daten der BA-Statistik und des FDZ zur Kurzarbeit im Arbeitsagenturbe-

zirk Nürnberg soll eine Wirkungsanalyse dieses Instruments vorgenommen werden.

Diese erlaubt deskriptive Aussagen zur Inzidenz von Kurzarbeit. Weiterhin sind er-

werbsbiografische Vergleiche von Kurzarbeiterinnen und -arbeitern mit Individuen

möglich, die im Untersuchungszeitraum ihren Arbeitsplatz verloren haben bzw. wei-

terhin vollzeitbeschäftigt tätig waren. Veränderungen in der Generosität des Pro-

gramms spiegeln sich in erhöhter Inanspruchnahme durch Unternehmen wider.

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 78

Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen über diesen exemplarischen Arbeits-

markt lassen sich Modelle zur Beantwortung der Frage simulieren, inwieweit die Ar-

beitslosigkeit sich in der kontrafaktischen Situation ohne Kurzarbeit entwickelt hätte

und welche Kosten-Nutzen-Bilanz sich hieraus für den Staat, die Unternehmen und

die Arbeitnehmerschaft ergeben. Daraus können Handlungsempfehlungen für den Fall

künftiger Rezessionen abgeleitet werden.

Individuelle Beschäftigungseffekte deutscher Direktinvestitionen in der

Tschechischen Republik (IAB-Projekt 1128)

Jüngste Forschungsergebnisse zeigen, dass die Verlagerung von Produktionsschritten

ins Ausland von den Tätigkeiten abhängt, die auf den jeweiligen Arbeitsplätzen ausge-

übt werden. Jobs, die einen hohen Grad an Routinetätigkeiten und wenig Interaktion

mit anderen aufweisen, sind demnach einfach zu verlagern. In diesem Projekt wollen

wir herausfinden, ob es genau diese inländischen Jobs sind, die durch deutsche Direkt-

investitionen in der Tschechischen Republik hierzulande wegfallen. Dazu nutzen wir

einen einzigartigen Datensatz aus dem Projekt „ReLOC – Research on Locational and

Organisational Change“, der erstmalig Unternehmensdaten über ausländische Direkt-

investitionen deutscher Firmen in der Tschechischen Republik mit Betriebs- und Per-

sonendaten des IAB verknüpft. Somit können wir verfolgen, welchen Effekt ausländi-

sche Direktinvestitionen deutscher Firmen auf das weitere Erwerbsleben von Personen

in diesen Firmen haben, wie sich z. B. ihre Löhne und Jobchancen im Vergleich zu einer

Kontrollgruppe in Betrieben ohne ausländisches Engagement entwickeln. Kooperati-

onspartner sind der Forschungsbereich „Regionale Arbeitsmärkte“, die Universität

Bamberg und das tschechische Forschungsinstitut CERGE-EI.

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 79

Stabsstelle Forschungskoordination

Die Stabsstelle Forschungskoordination (Foko) unterstützt die Institutsleitung bei allen

Prozessen, die die Forschung im IAB betreffen. Hierzu gehört auch die Koordination

der Arbeiten im Vorfeld der Evaluation des IAB durch den Wissenschaftsrat im ersten

Halbjahr 2018. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Forschungskoordination über-

nehmen eine Reihe unterschiedlicher interner Beratungsaktivitäten: sie sind Ansprech-

partner für wissenschaftliche Qualitätssicherung, beraten zu Fragen der Drittmittelak-

quise sowie zur Umsetzung von Vergabeprojekten. Ebenfalls zu Foko gehören neun

Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter. In ihren Agenturen vor Ort leisten sie wich-

tige Unterstützung für zahlreiche IAB-Projekte. Foko agiert als wesentliche Schnitt-

stelle zur Zentrale der BA sowie zum Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Sie

koordiniert u. a. das jährliche Forschungs- und Arbeitsprogramm und organisiert die

regelmäßige Abstimmung mit dem BMAS, insbesondere zur Grundsicherungsforschung

nach § 55 Abs. 1 SGB II. Neben den genannten Aufgaben werden eigene Forschungs-

projekte durchgeführt, die einen Schwerpunkt auf die Beratungs- und Vermittlungs-

tätigkeit in Agenturen und Jobcentern legen.

Wichtige Vorhaben und Nutzen für Wissenschaft und Praxis 2018

Quantitative Befragung von Vermittlungsfachkräften zum Themenbereich

Asyl und Flucht (IAB-Projekt 3303)

In jüngster Zeit hat das IAB die Themenbereiche Fluchtmigration und Asyl sowie deren

Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt verstärkt in den Blick genommen. Die Stabsstelle

Forschungskoordination erweitert die Forschungsagenda des IAB um eine standardi-

sierte Online-Befragung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Agenturen und

Jobcenter. Dabei sollen Vermittlungsfachkräfte und Fallmanager aus beiden Rechts-

kreisen Einschätzungen über ihre Arbeit mit geflüchteten Menschen sowie über deren

Integrationschancen und -hemmnisse abgeben. Die Vermittlungsfachkräfte üben eine

wichtige Funktion für die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten aus, indem sie ei-

nen Abgleich zwischen offenen Stellen und den (anerkannten) Asylbewerberinnen und

-bewerbern herstellen. Durch den Einsatz von Förderangeboten können sie die Passung

zwischen individuellen Fähigkeiten und betrieblichen Stellenanforderungen erhöhen.

Neben Einschätzungen über arbeitsmarktrelevante Eigenschaften der Geflüchteten

werden Fragen zur Beratungs- und Vermittlungstätigkeit, zu Kooperationen in- und

außerhalb der BA sowie zur Rolle der Arbeitsverwaltung bei der Erwerbsintegration

von Geflüchteten im Allgemeinen gestellt. Die Ergebnisse der Befragung sind relevant

für Politik und Verwaltung, weil sie Einblicke in die Herausforderungen und Chancen

bei der Erwerbsintegration von Fluchtmigrantinnen und -migranten aus der Sicht der

operativen Ebene der Arbeitsverwaltung bieten.

Beratung und Vermittlung von Langzeitarbeitslosen (IAB-Projekt 3349)

Seit dem Krisenjahr 2009 ist zwar ein Rückgang der Arbeitslosigkeit zu beobachten,

zuletzt hat sich dieser jedoch merklich abgeschwächt. Dies gilt nicht zuletzt auch für

Migration und

Integration

Langzeit-

leistungsbezug

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 80

Langzeitarbeitslose, deren Zahl seit 2011 bei rund einer Million stagniert. Knapp 90

Prozent von ihnen beziehen Leistungen der Grundsicherung für Arbeitsuchende. Wäh-

rend die individuellen Folgen von Langzeitarbeitslosigkeit und die arbeitsmarktpoliti-

sche Förderung der von ihr betroffenen Personen breit beforscht wird, existiert über

die Beratung und Vermittlung dieses Personenkreises durch die Jobcenter bislang nur

wenig empirisch gesichertes Wissen. Dies gilt insbesondere für die Rolle des Fallmana-

gements und die Einbeziehung der im SGB II vorgesehenen kommunalen Eingliede-

rungsleistungen. Vor diesem Hintergrund rückt das Forschungsvorhaben die Struktu-

ren, Prozesse und Praktiken der Beratung und Vermittlung von langzeitarbeitslosen

Leistungsberechtigten in den Fokus. Dazu stützt es sich auf qualitative wie quantitative

Befragungen von Integrationsfachkräften, Fallmanagern und Langzeitarbeitslosen. Ziel

der Untersuchung ist es, eine umfassende Bestandsaufnahme der Beratungs- und Ver-

mittlungspraxis von langzeitarbeitslosen Hilfeempfängerinnen und -empfängern vor-

zunehmen und daraus Überlegungen zur Weiterentwicklung bestehender Konzepte

abzuleiten.

Beratung und Vermittlung von Mehrpersonen-Bedarfsgemeinschaften im

SGB II (IAB-Projekt 1824)

Die Leistungen des SGB II zielen auf die individuelle Integration von Frauen und Män-

nern in den Arbeitsmarkt. Dabei könnten sich die Vermittlungsbemühungen noch im-

mer an den Vorstellungen einer Familie mit einem männlichen Haupternährer orien-

tieren. Vor diesem Hintergrund fragt das Forschungsprojekt, wie Vermittlungsfach-

kräfte in Jobcentern mit dem rechtlichen Konstrukt der Bedarfsgemeinschaft umge-

hen, wenn sie Arbeitslose beraten und in Erwerbsarbeit vermitteln. Dabei berücksich-

tigt das Projekt die Wertvorstellungen der Fachkräfte, die strukturellen Rahmenbedin-

gungen der Arbeitsvermittlung sowie die spezifischen Konstellationen, in denen meh-

rere Personen in einer Bedarfsgemeinschaft zusammenleben. Das Projekt wurde Ende

2015 an das Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung e.V. (IAW) vergeben, das

die Forschung in Kooperation mit dem IAB durchführt. Das Projekt besteht aus zwei

Teilen, die aufeinander bezogen sind und sich gegenseitig ergänzen. Zunächst wurden

in sechs Jobcentern Fallstudien durchgeführt, die den Prozess der Arbeitsvermittlung

mit einem gezielten Blick auf Besonderheiten von Bedarfsgemeinschaften beleuchten.

Daran anschließend erfolgte eine standardisierte Online-Befragung von Vermittlungs-

fachkräften, die insbesondere die Einstellungen und die Tätigkeiten der Befragten mit

Bezug auf Bedarfsgemeinschaften erfasst. Nach der Durchführung der Online-Befra-

gung war die Datenerhebung im Sommer 2017 abgeschlossen. Derzeit werden die Da-

ten ausgewertet und schließlich sollen die Ergebnisse und Schlussfolgerungen aus bei-

den Teilen des Projekts bis Frühjahr 2018 in einem Projektbericht zusammengeführt

werden.

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 81

Qualitätssicherung in der Forschung (IAB-Projekt 3354)

Die Sicherung und Verbesserung der Qualität von Daten, Forschungsprojekten, Publi-

kationen und Politikberatung ist eine Daueraufgabe des IAB. Nachdem 2016 die Richt-

linien zur guten wissenschaftlichen Praxis überarbeitet wurden und 2017 neue Regeln

für die Qualitätssicherung neuer Forschungsvorhaben in Kraft getreten sind, wird das

IAB im nächsten Jahr weitere Maßnahmen zur Qualitätssicherung ergreifen. Hierzu

gehört, die vielfältigen Aktivitäten der Qualitätssicherung in einem Qualitätsbericht

systematisch zu reflektieren und Entscheidungen über die strategische Ausrichtung

eines zukünftigen Qualitätsmanagements zu treffen. Dieses muss den Aufgaben des

IAB als wissenschaftlichem Institut angemessen sein und unterscheidet sich daher vom

Qualitätsmanagement in Behörden und Unternehmen. Die Entwicklung und Instituti-

onalisierung eines IAB-eigenen Qualitätsmanagements fällt in die Zuständigkeit des

neu ernannten Beauftragten für Qualitätssicherung in der Forschung, der bei der For-

schungskoordination angesiedelt ist. Neben dem IAB selbst profitieren auch die Bera-

tungsempfängerinnen und -empfänger in Politik und Verwaltung von qualitätsgesi-

cherten Prozessen und Produkten auf höchstem wissenschaftlichem Niveau.

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 82

Stabsstelle Presse

Das IAB als seriöse, wissenschaftlich unabhängige und kompetente Adresse im Bereich

der Arbeitsmarktforschung in den Medien und der Öffentlichkeit zu profilieren, ist das

zentrale Ziel der Stabstelle Presse. Damit wird das Renommee des Instituts weiter ge-

steigert und das Vertrauen in die Marke IAB gesichert. Die primäre Aufgabe der Pres-

sestelle ist Wissenschaftskommunikation: Die Forschungsergebnisse des IAB werden so

präsentiert, dass sie in Presse, Hörfunk und Fernsehen Resonanz finden und dadurch

einer breiteren Öffentlichkeit bekannt werden. Der bei der Pressestelle angesiedelte

allgemeine Informationsservice bietet neben Journalistinnen und Journalisten auch

anderen die Möglichkeit, sich mit Fragen an das IAB zu wenden: Bürgerinnen und Bür-

ger, wissenschaftliche Einrichtungen, Arbeitsagenturen, Behörden und Verbände nut-

zen dieses Angebot rege.

Wichtige Vorhaben und Nutzen für Wissenschaft und Praxis 2018

Hohe Medienresonanz

Durch die aktive Pressearbeit konnte das IAB seine Medienresonanz in den letzten Jah-

ren erheblich steigern. Zeitungen, Zeitschriften und Online-Medien berichten pro Mo-

nat im Schnitt in rund 700 Beiträgen über die Arbeit des Instituts. Die gezielte Aufbe-

reitung der Forschungsergebnisse für Presse, Hörfunk und Fernsehen schafft die

Grundlage dafür, dass das IAB auch 2018 den öffentlichen Diskurs im Bereich Arbeits-

marktpolitik mitprägt. Mehr als 90 Prozent der IAB-Presseinformationen führen zu

Meldungen von Nachrichtenagenturen, den wichtigsten Multiplikatoren in der Medi-

enlandschaft. Diese außerordentlich hohe Quote gilt es auch 2018 zu halten.

Ansprache internationaler Medien

Soweit Themen und Relevanz es zulassen, wendet sich die Pressearbeit des IAB auch an

Vertreter der internationalen Presse, insbesondere durch die gezielte Ansprache der

Deutschlandkorrespondenten ausländischer Medien. Damit wird die Erwähnung der

IAB-Forschungsergebnisse in wichtigen internationalen Medien wie dem Economist

angestrebt.

Audiodienst für den Hörfunk

Bei besonderen Anlässen werden auch im Jahr 2018 für den Hörfunk Audiofiles mit

Interviews bereitgestellt. Neben kleinen Privatsendern nutzen auch große öffentlich-

rechtliche Sendeanstalten den IAB-Audiodienst.

Medientrainings für IAB-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler

Die Zahl der Fernseh- und Hörfunk-Interviews hat in den letzten Jahren deutlich zu-

genommen. Durch das Fortbildungsangebot „Medienauftritte professionell gestalten“

wurden bereits rund 140 Forscherinnen und Forscher des IAB mit den Besonderheiten

der Medien Hörfunk und Fernsehen vertraut gemacht. Die Medientrainings werden

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 83

auch im kommenden Jahr fortgesetzt. Geplant sind zwei Termine mit jeweils fünf bis

sechs Teilnehmenden.

IAB-Twitter-Account „@iab_news“

Seit Januar 2017 setzt die Pressestelle des IAB Twitter aktiv als Social-Media-Kanal ein.

Anders als beispielsweise bei Facebook ist bei Twitter eine vergleichsweise gezielte An-

sprache unserer Stakeholder möglich: Twitter wird u. a. von vielen Journalistinnen und

Journalisten genutzt. Mit den Tweets lassen sich Meldungen, die keine Presseinforma-

tion tragen, aber dennoch für die Öffentlichkeit interessant sind, schnell und unkom-

pliziert verbreiten – beispielsweise Hinweise auf Veranstaltungen und Publikationen

des IAB. In den ersten sechs Monaten nach der Aktivierung des Twitter-Accounts konn-

ten bereits mehr als 500 Follower erreicht werden. 2018 soll die Reichweite des Twit-

ter-Accounts mit dem gleichen hohen Tempo weiter gesteigert werden.

Wissenschaftsmanagement

und Geschäftsbereiche

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 85

Wissenschaftsmanagement

Das Wissenschaftsmanagement (WiM) unterstützt die Institutsleitung des IAB durch

die Steuerung und Koordination der Geschäftsbereiche, die Optimierung der internen

Services für die Forschung sowie durch strategische Beratung (u. a. zu Themen der

Organisationsentwicklung). Ebenfalls zum Verantwortungsbereich des Wissenschafts-

managements gehört WiM-Rechtsangelegenheiten (WiM-RA). WiM-RA berät und un-

terstützt Forscherinnen und Forscher in Datenschutzfragen und Rechtsangelegenhei-

ten der Forschung.

Wichtige Vorhaben und Nutzen für Wissenschaft und Praxis 2018

Projektkoordination

Die Projektkoordination der Entwicklungsvorhaben „Neue Bibliothekssoftware“ und

„Relaunch des Internets des IAB“ wird weiter fortgeführt. Das Wissenschaftsmanage-

ment vertritt damit die Interessen der Auftraggeber und Stakeholder bei Entwicklungs-

vorhaben der wissenschaftsorientierten Services mit übergreifender Bedeutung.

Projektgenehmigungen

In Zusammenarbeit mit dem Bereich FPL wird das 2017 flächendeckend eingeführte

IT-gestützte Projektgenehmigungsverfahren sukzessive um weitere Module ergänzt.

Damit wird die Integration von projektbezogenen Geschäftsprozessen weiter vorange-

trieben. Das schlanke, workflowbasierte Verfahren wird einen schnelleren, flexibleren

und damit wirtschaftlicheren Arbeitsablauf ermöglichen. Darüber hinaus werden

durch eine konsolidierte Projektdatenbasis alle relevanten Projektdaten für das IAB-

Reporting unmittelbar verfügbar, was die Transparenz für interne und externe Stake-

holder weiter steigert.

EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO)

Am 25.05.2018 löst die DSGVO das Bundesdatenschutzgesetz ab. Einheitliche europä-

ische Datenschutzregeln mit hohem Schutzniveau gelten in ganz Europa. Die DSGVO

ist dann die wichtigste Rechtsquelle für den Datenschutz. Öffnungsklauseln ermögli-

chen es den Einzelstaaten, eigenes nationales Recht z. B. für Forschung oder Verbands-

klagen usw. zu treffen. Die Kenntnis der Vorgaben der unmittelbar geltenden DSGVO

ist damit für Forschungsinstitute und alle anderen Anwender von großer Bedeutung.

Bis zum 25. Mai 2018 müssen sich alle Stellen, die personenbezogene Daten verarbei-

ten, auf die neuen Regeln einstellen. Auf Datenschutzbeauftragte und Anwenderinnen

und Anwender kommt vor allem in der Anfangszeit eine erhöhte Aufgabenlast zu. Den

Prozess für die Anpassung des Sozialdatenschutzes (SGB X) wird das IAB aufmerksam

begleiten.

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 86

Beratungs- und Kontrollbesuch des BfDI

Ausgehend vom Beratungs- und Kontrollbesuch des Bundesbeauftragten für den Da-

tenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI) hat das IAB ein Pseudonymisierungskon-

zept mit dem BMAS abgestimmt, das es 2018 – nach Freigabe durch die BfDI – umzu-

setzen gilt.

Zusammenarbeit mit Universitäten

Die Vernetzung des Instituts und seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit univer-

sitären und außeruniversitären Einrichtungen ist für das IAB ein hohes Gut. Die Kon-

takte zu Universitäten werden daher weiter institutionalisiert, nicht zuletzt durch ge-

meinsame Berufungen zwischen Universitäten und dem IAB. Diese erfolgen nach den

von der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz empfohlenen Modellen zum wechsel-

seitigen Nutzen der Universität und der BA. Die regelmäßige Überprüfung der Erfor-

derlichkeit dieses Instruments erfolgt datengestützt entlang eines systematischen

Nachhaltungskonzepts.

Rechtliche Begleitung der Drittmittelforschung

Ein weiterer Aufgabenschwerpunkt, der auch im kommenden Jahr im Fokus stehen

wird, ist die rechtliche Begleitung der Drittmittelforschung auf Grundlage des „Kon-

zepts zur Einwerbung und Vereinnahmung von Drittmitteln für Forschungsarbeiten“.

Für das IAB als wissenschaftlich unabhängige Forschungseinrichtung ist die Veröffent-

lichungsfreiheit von zentraler Bedeutung. Der Prozess zur Abstimmung von Drittmit-

telverträgen stellt sicher, dass Rechte des IAB an Forschungsergebnissen gewahrt blei-

ben.

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 87

Personal, Qualifizierung und Infrastruktur

Das wichtigste Kapital des IAB sind seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Exzellente

wissenschaftsorientierte Personalarbeit ist Voraussetzung für die Leistungsfähigkeit

des Instituts. Das IAB legt Wert darauf, als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu

werden. Eine auf ein Forschungsinstitut ausgerichtete Rekrutierung, vielfältige indivi-

duelle Beschäftigungsmodelle sowie eine moderne wissenschaftsorientierte Personal-

entwicklung zählen daher zu den Kernelementen des Bereichs „Personal, Qualifizierung

und Infrastruktur“. Instrumente wie das „Audit Beruf und Familie“, Unterstützungsleis-

tungen für Kinder- und Pflegebetreuung sowie ein aktives Gesundheitsmanagement

ergänzen unsere moderne Personalpolitik. Darüber hinaus ist der Geschäftsbereich für

Infrastrukturthemen und die Organisation von wissenschaftlichen Veranstaltungen zu-

ständig.

Aufgrund des hohen Stellenwertes von personalpolitischen und veranstaltungsrele-

vanten Themen für die Evaluation durch den Wissenschaftsrat 2017/2018 wird die Be-

antwortung von spezifischen Fragestellungen im Jahr 2018 einen großen Anteil an

unserer Arbeit haben.

Wichtige Vorhaben und Nutzen für Wissenschaft und Praxis 2018

Weiterentwicklung der Personalrekrutierung und -entwicklung

Mit der Einführung des E-Recruitings 2016 wurde ein Grundstein zur Weiterentwick-

lung der Personalrekrutierung gelegt. Stellenbesetzungsvorgänge werden hierbei wei-

testgehend über ein spezielles IT-System abgewickelt, das vielfältige Unterstützungs-

möglichkeiten von der Stellenausschreibung bis zur Bewerberadministration und

-kommunikation bietet. 2018 wird die zweite Ausbaustufe des E-Recruitings umge-

setzt. Darunter fällt beispielsweise das Berichtswesen oder die Einrichtung einer

Schnittstelle zur JOBBÖRSE. Durch die verstärkte Nutzung des E-Recruitings möchten

wir die Digitalisierung im Personalbereich forcieren.

Ein permanentes Ziel aller Maßnahmen der Personalentwicklung ist die Steigerung der

Arbeitgeberattraktivität des IAB. Viele Detailmaßnahmen unterstützen dieses Ziel. Zur

Integration neuer Beschäftigter, dem so genannten „Onboarding“, wurden Maßnah-

men entwickelt, die 2018 implementiert werden. Darüber hinaus wird die weitere In-

ternationalisierung des Institutes durch die Verbesserung der Rahmenbedingungen für

unsere nicht Deutsch sprechende Mitarbeiterschaft forciert.

Zur Begleitung der Karriereentwicklung von Wissenschaftlerinnen und Fachexpertin-

nen am IAB gibt es zwischen Juli 2017 und Juni 2018 eine weitere Kohorte des IAB-

Mentoringprogramms. Zudem möchte der Geschäftsbereich die unterstützenden Maß-

nahmen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Promotionen und Habilitationen

anstreben, intensivieren und stärker strukturieren. Ein Konzeptpapier zur Nachwuchs-

förderung ist für 2018 geplant.

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 88

Vorhaben des Personalservice

Zur Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist es Ziel des Personalservice,

auch die Leistungen zur Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger transparent darzu-

stellen. Zudem wird die Internationalisierung des IAB zum einen durch spezifische Be-

ratungen zu sozialversicherungs- und steuerrechtlichen Fragestellungen begleitet,

aber auch bei der Beantragung und Abrechnung von Forschungsaufenthalten. Nach

der Implementierung des neuen Onboarding-Konzeptes (siehe auch Punkt 1) werden

Prozesse und Angebote bei der Einstellung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im

Personalservice angepasst. Zudem erfordert die Neufassung des Wissenschaftszeitver-

tragsgesetzes im Jahr 2017 auch 2018 weitere Umsetzungsmaßnahmen und eine An-

passung von Arbeitsverträgen an die geänderten rechtlichen Rahmenbedingungen.

Qualifizierung der Belegschaft

Für 2018 wird wie in den Vorjahren ein zunehmender Bedarf an Qualifizierungsmaß-

nahmen erwartet. Themen sind beispielsweise die Steigerung der kommunikativen und

sprachlichen Kompetenz, Medienkompetenz, Methodenkompetenz, IT-Kompetenz,

Fach- und Forschungskompetenz. Zudem besuchen die IAB-Beschäftigten zunehmend

Summer Schools. Die Schulungen werden – soweit notwendig – speziell auf die Anfor-

derungen unseres Institutes ausgelegt. Darüber hinaus werden spezielle Maßnahmen

zur Begleitung der Evaluation organisiert.

Ab 2018 sollen im Rahmen des Onboarding-Konzeptes verstärkt Grundqualifizierun-

gen für Forschende und andere Beschäftigte unseres Forschungsinstitutes angeboten

werden.

Die Führungskräftequalifizierung am IAB wird weiter ausgebaut. Ziel ist ein wissen-

schaftsorientiertes Angebot an Maßnahmen, das durch innovative Elemente ergänzt

wird. Dazu zählt beispielsweise der „Perspektivenwechsel Forschung“ mit einem zwei-

tägigen Praktikum an einer sozialen Einrichtung. Darüber hinaus wurden die Bereiche

im IAB in den vergangenen Jahren verstärkt durch externe Moderatorinnen und Mo-

deratoren bei der Team- und Prozessentwicklung begleitet. Dies soll auch 2018 fort-

gesetzt werden.

Graduiertenprogramm

Im Jahr 2018 wird das IAB wieder bis zu sechs Stipendien für Doktorandinnen und

Doktoranden vergeben. Der Geschäftsbereich ist sowohl für die Koordination des Gra-

duiertenprogramms zuständig als auch für die organisatorische Unterstützung der

Teilnehmenden bei ihren Promotionsvorhaben. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten

des Graduiertenprogramms finden somit im Geschäftsbereich Ansprechpartnerinnen

und -partner zu allen administrativen Fragen.

Veranstaltungsmanagement

Das Veranstaltungsmanagement unterstützt die Institutsleitung und die Forschungs-

bereiche bei der Ausrichtung und Organisation von Konferenzen, Tagungen, Diskussi-

onsrunden, Workshops, Seminaren und Sitzungen. Für 2018 sind jährlich stattfindende

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 89

Veranstaltungen vorgesehen, z. B. die „Nürnberger Gespräche“, „Wissenschaft trifft

Praxis“, „Forum Zeitarbeit“ und ein Nachwuchswissenschaftler-Workshop.

Darüber hinaus werden zahlreiche nationale und internationale Konferenzen und

Workshops im und mit Beteiligung des IAB stattfinden, bei deren Planung und Orga-

nisation das Veranstaltungsmanagement Ansprechpartner ist und für professionelle

Rahmenbedingungen sorgt.

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 90

Finanzen und Planung

Zum 1. Februar 2017 wurde der Geschäftsbereich Finanzen und Planung neu einge-

richtet, um die Dienstleistungen der Finanzplanung, -steuerung und -bewirtschaftung

in den verschiedenen haushälterischen Segmenten sowie die planerischen Aufgaben

des Leistungs- und Finanzcontrollings zu erbringen. Hier erfolgt die Unterstützung und

Beratung der einzelnen Abteilungen des IAB bei allen finanziellen und planungstech-

nischen Fragestellungen. In Haushalts- und Finanzfragen sowie bei Fragen des Ziel-

steuerungsprozesses werden Institutsleitung und Wissenschaftsmanagement beraten

und die Organisationseinheiten des IAB fachlich unterstützt.

Im Sachgebiet Finanzen sind insbesondere die Verantwortung für die Haushalts- und

Finanzplanung des IAB sowie die Haushaltsführung, die Koordinierung des IT-Haus-

halts, die Drittmitteladministration sowie Grundsatzfragen zu Inhouse-Gastwissen-

schaftlerinnen und -Gastwissenschaftlern angesiedelt. Das Sachgebiet Planung und

Controlling berät strategisch und stellt entscheidungsrelevante Informationen für die

Institutsleitung und Führungskräfte sowie externe Stakeholder und die Öffentlichkeit

bereit.

Wichtige Vorhaben und Nutzen für Wissenschaft und Praxis 2018

Bündelung aller wissenschaftsnahen Finanz- und Drittmittelprozesse

Die Errichtung des Geschäftsbereichs Finanzen und Planung erfordert eine Neustruk-

turierung der Aufgaben innerhalb des Bereichs Finanzen, aber auch der Prozesse hin-

sichtlich der Schnittstellen zu anderen Bereichen des IAB – insbesondere zu den Ge-

schäftsbereichen Personal, Qualifizierung und Infrastruktur (PQI), Daten- und IT-Ma-

nagement (DIM) sowie der Forschungskoordination (Foko) und des Wissenschaftsma-

nagements (WiM).

Gezielte Erfolgskontrollen finanzwirksamer Maßnahmen werden durch den konse-

quenten Einsatz des IT-gestützten Prozesses der Beauftragten für den Haushalt (BfdH)

durchgeführt. Dabei sollen künftig Bewirtschaftungskriterien zum Einsatz kommen, die

die Auslastung der einzelnen Haushaltspositionen weiter optimieren sollen. Die In-

tegration von Prozessen der Finanzdatenverwaltung wird angestrebt.

Steueränderungsgesetz 2015

Mit dem „Steueränderungsgesetz 2015“ hat der Steuergesetzgeber den Unternehmer-

begriff der öffentlichen Hand grundlegend neu gefasst. Damit einhergehende Prüfun-

gen bzw. Klärungen von Sachverhalten erfolgen in Zusammenarbeit mit den zuständi-

gen Bereichen in der Zentrale und des BA-Service-Hauses.

Konzeption und Einführung eines IT-gestützten, workflowbasierten IAB-

internen Projektantrags

Das Projekt hat das Ziel, Bürokratie abzubauen und die heterogenen Verfahren zur

Freigabe von Projektplanungen auf einen IT-gestützten Projektgenehmigungsprozess

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 91

umzustellen. In der 2018 anstehenden zweiten Phase wird das schlanke, workflowba-

sierte Verfahren Schritt für Schritt auf alle Projekte ausgeweitet, um einen schnelleren,

flexibleren und damit wirtschaftlicheren Arbeitsablauf zu ermöglichen. Darüber hinaus

werden alle relevanten Projektdaten für das IAB-Reporting unmittelbar verfügbar ge-

macht, was die Transparenz für interne und externe Stakeholder weiter steigert. Im

Zuge dessen wird auch das Drittmittelreporting am IAB konsolidiert und neu aufge-

baut.

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 92

Wissenschaftliche Medien und

Kommunikationsstrategie

Der Geschäftsbereich Wissenschaftliche Medien und Kommunikationsstrategie bildet

eine der Brücken des Instituts zur Öffentlichkeit. Im Vordergrund steht die umfassende

und aktuelle Information über die Forschungsergebnisse des IAB. Der Bereich WMK

entwickelt Strategien, Konzepte und Instrumente für die Publikationsaktivitäten, die

Außendarstellung sowie die interne Kommunikation des Instituts und setzt diese um.

Die redaktionelle Aufbereitung und mediale Verbreitung der IAB-Forschungsergebnisse

basiert auf einer kundenorientierten dreistufigen Medienkonzeption, die auf die Ziel-

gruppen wissenschaftliche Öffentlichkeit, Fachpublikum und allgemeine Öffentlichkeit

ausgerichtet ist. Eine breite Palette von Print- und Online-Medien sowie die Nutzung

von Social-Media-Plattformen trägt den jeweiligen Interessen, Lese- und Nutzerge-

wohnheiten dieser Zielgruppen Rechnung. Während bei der wissenschaftlichen Öffent-

lichkeit die Forschungsergebnisse des IAB im Vordergrund stehen, werden der Fachöf-

fentlichkeit aus Politik, Wirtschaft, Arbeitsverwaltung, Verbänden und Institutionen

vor allem Ansatzpunkte für Erfolg versprechendes Handeln und mögliche Risiken poli-

tischer Entscheidungen aufgezeigt.

Wichtige Vorhaben und Nutzen für Wissenschaft und Praxis 2018

Neugestaltung des Webangebots von IAB und FDZ

Die gesamte digitale Kommunikation (Webangebote, Social-Media-Plattformen, Apps

und andere digitale Formate) nimmt angesichts der Änderungen des Informations- und

Kommunikationsverhaltens sowie neuer technischer Entwicklungen mittlerweile eine

zentrale Stellung in der Wissenschaftskommunikation des IAB ein. Mit dem Projekt

„Konzeption und Umsetzung der neuen digitalen Informationswelt des IAB“ (Kosmos)

wird das Webangebot des IAB einschließlich des Webauftritts des FDZ an Änderungen

des Informations- und Kommunikationsverhaltens sowie neue technische Entwicklun-

gen angepasst und auf künftige Anforderungen vorbereitet. Daraus sollen alle Ziel-

gruppen bzw. wichtige Stakeholder und Dialogpartner vielfältigen Nutzen ziehen. Ziele

sind u. a. die bessere Vernetzung mit der nationalen und internationalen wissenschaft-

lichen Gemeinschaft und Fachöffentlichkeit, der Ausbau zielgruppenorientierter Infor-

mations-, Service- und Datenangebote, die Steigerung der Nutzerfreundlichkeit sowie

die Verbesserung der technischen Plattform bzw. Softwareplattform und deren Sicher-

heit. Nachdem in einer ersten Phase die fachliche und technische Architektur geplant

wurde, haben im 4. Quartal 2017 die Vorbereitungen zur Umsetzung begonnen. Das

Projekt soll Mitte 2019 abgeschlossen werden.

Weiterentwicklung des Online-Magazins „IAB-Forum“

Am 30. Juni 2017 ist das Online-Magazin „IAB-Forum“ als digitaler Nachfolger des seit

2005 erscheinenden Printmagazins an den Start gegangen. Dieses Online-Medium soll

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 93

dazu beitragen, die Fachöffentlichkeit aus Politik und Praxis noch schneller über rele-

vante Forschungsthemen und aktuelle Forschungsergebnisse des IAB zu informieren.

Mit einem eigenen englischsprachigen Informationsangebot, das gezielt für die inter-

nationale Fachöffentlichkeit aufbereitet wird, wird das IAB zudem den Informations-

bedürfnissen dieser Zielgruppe deutlich besser als bislang gerecht. Im Jahr 2018 soll

das Magazin von externen Expertinnen und Experten einer sogenannten Blattkritik

unterzogen und nach verschiedenen Kriterien wie Inhalt, redaktionelle und grafische

Aufbereitung sowie Gesamteindruck beurteilt werden, um Weiterentwicklungs- bzw.

Optimierungspotenziale abzuleiten.

Weitere Publikationen für Wissenschaft und Praxis

Mit dem inzwischen rein englischsprachigen Journal for Labour Market Research (ehe-

mals: Zeitschrift für ArbeitsmarktForschung) strebt das IAB an, hochkarätige Beiträge

von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland einzuwerben

und für die IAB-Forschung fruchtbar zu machen. Seit der Umstellung der Zeitschrift

auf Open Access im Jahr 2016 hat sich deren Präsenz in der Scientific Community,

gemessen etwa an der Zahl der Volltext-Downloads, nochmals deutlich verbessert. Für

2018 ist u. a. eine Serie zum Thema „Jugendarbeitslosigkeit in Europa“ mit starker in-

ternationaler Beteiligung geplant.

Außerdem werden im nächsten Jahr mindestens 25 Ausgaben der IAB-Kurzberichte

und mehrere Neuerscheinungen in der Buchreihe IAB-Bibliothek zu Themen aus der

gesamten Forschungsbandbreite des Instituts veröffentlicht werden. Dazu gehören

auch Beiträge zu den Fokusthemen des IAB.

Veranstaltungen

In der Veranstaltungsreihe „Nürnberger Gespräche“ werden Expertinnen und Experten

aus Wissenschaft und Praxis wieder über aktuelle und drängende Probleme des Ar-

beitsmarkts diskutieren. Die zweimal jährlich stattfindenden „Nürnberger Gespräche“

werden von der BA, unter Federführung des IAB, und der Stadt Nürnberg ausgerichtet

und stehen allen Interessierten offen. Sie wenden sich in starkem Maße auch an die

breite Öffentlichkeit. Die Veranstaltungsreihe gibt einen Überblick über aktuelle Posi-

tionen der Arbeitsmarktforschung, bringt Forschende, Praktikerinnen und Praktiker so-

wie andere an arbeitsmarktpolitischen Themen Interessierte miteinander ins Gespräch

und führt so unterschiedliche Perspektiven zusammen. Darüber hinaus dient sie dazu,

den Bekanntheitsgrad und das Ansehen des IAB und der BA in der Region sowie die

Beziehungen zur Stadt Nürnberg weiter zu stärken. Der Bereich WMK wird darüber

hinaus bei der gemeinsam mit der Zentrale der BA organisierten Konferenz „Wissen-

schaft trifft Praxis“ und weiteren Veranstaltungen des IAB für die mediale Begleitung

und das Veranstaltungsmarketing verantwortlich sein.

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 94

Daten und IT-Management

Der Geschäftsbereich Daten- und Informationsmanagement (DIM) bündelt die Kom-

petenz zur Erschließung prozessgenerierter Verwaltungsdaten für die Forschung. Dazu

beobachtet das wissenschaftliche Personal laufend aktuelle Entwicklungen in den ent-

sprechenden IT-Verfahren, stimmt sich mit Datenlieferanten ab, identifiziert Verbesse-

rungspotenziale und schlägt den IAB-Forschungseinheiten geeignete Datendesigns

vor. Es informiert in Dokumentationen, Basisschulungen und projektspezifischer Bera-

tung über Möglichkeiten und Grenzen von Datenprodukten und Sonderaufbereitun-

gen. Es gewährleistet einen komfortablen, zeitnahen und datenschutzgerechten Zu-

gang durch projektspezifische Stichprobenziehungen aus umfangreichen, regelmäßig

aktualisierten Datensätzen.

Der Geschäftsbereich steuert auch die Versorgung der Forschenden mit forschungs-

spezifischer Hard- und Software und berät mit fachlichem Know-how. Sofern Stan-

dardprodukte auf dem Markt nicht zur Verfügung stehen, entwickelt DIM IAB-spezifi-

sche Software. Insbesondere ein großer Teil der IAB-Geschäftsanwendungen wird von

DIM erstellt.

Wichtige Vorhaben und Nutzen für Wissenschaft und Praxis 2018

Datengrundlagen

Der Arbeitsschwerpunkt „Flucht, Asyl, Migration, Integration“ (FAMI) im IAB wird von

DIM bereits seit 2015 begleitet. Die Hauptherausforderung für den Geschäftsbereich

ist es, eine breite Datengrundlage zu erschließen, die für alle Aspekte der Forschung

im Arbeitsschwerpunkt genutzt werden kann. Während in den ersten Jahren bei den

Datenarbeiten die Identifikation von Zugewanderten in den verfügbaren Datenquellen

im Fokus standen, wird sich der Schwerpunkt 2018 voraussichtlich auf Daten zur För-

derung und Integration der Geflüchteten in den Arbeitsmarkt verschieben.

Die Datengrundlagen der „Leistungshistorik Grundsicherung“ (LHG) im Datawarehouse

der Statistik ändern sich aufgrund des Wechsels des Datenbanksystems (Oracle-Mig-

ration) und eines erheblichen Performanzgewinns bei den Aufbereitungsprozessen im

Vorfeld der monatlichen Pressekonferenz der BA zur aktuellen Arbeitsmarktentwick-

lung. Erforderliche Anpassungen des IAB-Produkts wurden 2017 konzipiert und sollen

2018 umgesetzt werden, damit die Datenversorgung vor allem für Analysen des Lang-

zeitleistungsbezuges auf ähnlichem Niveau sicher gestellt ist.

In der Verarbeitung der Beschäftigtenstatistik der BA sind 2016 rückwirkend für 2015

Lücken in den Jahresmeldungen aufgetreten. In der Folge fehlen Meldungen auch in

den darauf aufsetzenden Forschungsdaten des IAB, der Beschäftigtenhistorik (BeH).

Ende 2017 soll die Beschäftigtenstatistik korrigiert sein. Aufgrund der zentralen Be-

deutung der BeH für die Arbeitsmarktforschung wird daran anschließend eine zusätz-

liche Zwischenversion erstellt, damit die Korrektur nicht erst Ende 2018 bei den For-

schungsprojekten ankommt. Die dabei anfallenden Arbeiten umfassen die Analyse der

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 95

Fehlergröße in den BeH-Daten und der Güte der in der Beschäftigtenstatistik gewähl-

ten Lösung für die Forschungsaspekte. Möglicherweise ergibt sich daraus ein zusätzli-

cher, IAB-spezifischer Korrekturbedarf.

Beratung und Datenbereitstellung für interne und externe Forschungs-

projekte

Eine bereits 2017 gestartete Initiative zur Erleichterung des Datenzugangs für die IAB-

Projekte wird noch einen Schritt weitergedacht. Für die beiden am häufigsten genutz-

ten DIM-Datenprodukte BeH und Integrierte Erwerbsbiografien (IEB) können For-

schende auf eigenen Wunsch die für den projektspezifischen Datenauszug nötigen

Aufbereitungsskripte selbst umsetzen. Konkret erstellt das Projekt anhand der seit dem

Vorjahr standardmäßig angebotenen Zwei-Prozent-Stichproben STATA-do-Files, die

an DIM übergeben und dort auf das Gesamtmaterial der IEB bzw. BeH angewandt wer-

den. Grundsätzlich bedarf dieser Weg allerdings einer umfassenden Erfahrung der For-

schenden im Umgang mit den DIM-Datenprodukten. Daher ist diese Form des Daten-

zugangs auch künftig nur als optionale Variante zu den klassischen, durch DIM auf

Basis der fachlichen Vorgaben programmierten Datenauszügen zu sehen.

Interne und externe Projekte mit spezifischen Datenanforderungen werden also in be-

währter Form versorgt und beraten. Von hoher Relevanz sind darunter sehr wahr-

scheinlich auch die Auftragnehmerinnen und Auftragnehmer einer groß angelegten

Evaluation des BMAS zur Integration von Geflüchteten sowie die Evaluation des Min-

destlohns im Auftrag der Mindestlohnkommission. Daneben ist abzusehen, dass die

individualisierte Datenbereitstellung zum Mindestlohn für die Fachöffentlichkeit über

ein Online-Tool durch regelmäßige Aktualisierungen fortgesetzt wird.

IT-Infrastruktur

Im Rahmen der BA-Vorgaben sollen dem IAB effektive und innovative Hard- und Soft-

warelösungen zur Verfügung stehen, um die Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitar-

beiter des IAB bestmöglich zu unterstützen. IT-Beschaffungen werden im eigenen Ver-

antwortungsbereich selbst initiiert; Bedarfsträger aus den Forschungs- und Geschäfts-

bereichen werden bei IT-Beschaffungen beraten und begleitet. Im Jahr 2018 muss

DIM-IT im Vorfeld der Einführung von Windows 10 im Rahmen seiner Produktverant-

wortung für die IAB-Verfahren IISI und pallas.stat sowie verschiedene Sondersoftware-

produkte durch Tests und ggf. Anpassungen deren fehlerfreie Funktion sicherstellen.

Die Umstellung aller Arbeitsplätze soll in mehreren Wellen im Jahr 2019 durchgeführt

werden. Ein reibungsloser Betrieb der IAB-Infrastruktur im Rahmen des BA-Standards

wird durch Abschluss bzw. Anpassung von Service-Level-Agreements mit dem IT-Sys-

temhaus auch in Zukunft sichergestellt.

IAB-Geschäftsanwendungen

Für die IAB-Geschäftsanwendungen, zu denen u. a. IABaktiv, IABkontakte und das

IAB-Intranet zählen, soll der Betrieb weiterhin zuverlässig und effizient sichergestellt

werden. Dies betrifft beispielsweise die Problemanalyse und -behebung während des

laufenden Betriebs. Weiterentwicklungen sowie notwendige Anpassungen erfolgen

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 96

auf Basis von fachlichen Anforderungen sowie Änderungen der technischen Infra-

struktur der BA. Dadurch werden die Funktionsfähigkeit und Sicherheit der Geschäfts-

anwendungen gewährleistet und die Aufwände im Betrieb reduziert. Außerdem sollen

die IAB-Projekte zur Migration des Bibliothekssystems, des Intranets sowie des Inter-

nets weiterhin technisch begleitet werden, da hier Schnittstellen zu den Geschäftsan-

wendungen bestehen.

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 97

Wissenschaftliche Fachinformation und

Bibliothek

Der Geschäftsbereich Wissenschaftliche Fachinformation und Bibliothek ist der zent-

rale Informationsdienstleister für das IAB und das Verwaltungszentrum der BA. Die

bibliothekarischen Dienstleistungen umfassen neben der Bereitstellung von gedruck-

ten und elektronischen Medien auch einen Table-of-Contents-Service, personalisierte

Literaturrecherchen und die Zusammenstellung regelmäßig aktualisierter Literaturpro-

file. Die internen Datenbasen werden durch lizenzierte externe Datenbanken für For-

schung und Verwaltung ergänzt. Für die allgemeine Fachöffentlichkeit bietet der Ge-

schäftsbereich Wissenschaftliche Fachinformation und Bibliothek Selbstinformations-

systeme an: die IAB-Infoplattform und das Arbeitsmarktpolitische Informationssystem

im IAB-Web sowie die IAB-Literaturdatenbank im sozialwissenschaftlichen Fachportal

sowi-port. Die IAB-Dokumentation kooperiert weiterhin mit den Fachinformationsein-

richtungen des Leibniz-Instituts für Sozialwissenschaften (GESIS), des Bundesinstituts

für Berufsbildung (BIBB) und des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische

Forschung (DIPF). Die Bibliothek beteiligt sich zudem aktiv im Arbeitskreis der Biblio-

theken der Ressortforschung des Bundes.

Wichtige Vorhaben und Nutzen für Wissenschaft und Praxis 2018

IAB-Infoplattformen zu Fokusthemen

Mit den IAB-Infoplattformen stellt der Geschäftsbereich Wissenschaftliche Fachinfor-

mation und Bibliothek auf der IAB-Website thematisch strukturiert Literaturnach-

weise, Volltexte und Projektinformationen zu Themen aus der Arbeitsmarkt- und Be-

rufsforschung zur Verfügung. Dieses Angebot richtet sich an die interessierte Fachöf-

fentlichkeit. Die IAB-Fokusthemen „Arbeit in einer digitalisierten Welt“, „Migration und

Integration“, „Qualität der Beschäftigung“ sowie „Langzeitarbeitslosigkeit/Langzeit-

leistungsbezug“ werden in diesem Rahmen bereits durch zahlreiche, kontinuierlich ge-

pflegte Quellensammlungen abgedeckt, die um neue Themen ergänzt werden sollen.

Geplant sind 2018 außerdem IAB-Infoplattformen aus den Themengebieten „Qualifi-

zierung, Lebenslanges Lernen und Weiterbildungsberatung“. Das gesamte Angebot fin-

den Sie unter www.iab.de/infoplattform.

Neue Bibliothekssoftware

Die Bibliothekssoftware dient neben dem Nachweis der Bibliotheksbestände und wei-

terer Ressourcen der Unterstützung bibliothekstypischer Geschäftsgänge bei Erwerb,

Katalogisierung, Nutzerverwaltung und Verwaltung elektronischer Lizenzen. Sie ist zu-

dem verzahnt mit den Geschäfts- und Webanwendungen des Instituts. Mit der Einfüh-

rung eines neuen Systems im Rahmen des IT-Projektes „Bibliothekssoftware neu“ (BI-

SON) werden eine Optimierung der internen Geschäftsprozesse und eine verbesserte

Integration in die IAB- und BA-Umgebungen angestrebt. Zugleich soll ein deutlich

Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 98

verbessertes Angebot für die Nutzerinnen und Nutzer der Bibliothek geschaffen wer-

den. Die im Vorjahr begonnenen Arbeiten zur Implementierung des Systems in die BA-

IT und die Geschäftsdatenumgebung des IAB sollen 2018 abgeschlossen werden. Es ist

vorgesehen, die neue Software Mitte des Jahres institutsweit einzuführen.

Organigramm des IAB

Organig rm des I

Impressum

Herausgeber

Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung

Regensburger Straße 100

90478 Nürnberg

Redaktion

Dr. Martin Dietz

Marie-Christine Heimeshoff

Dr. Christopher Osiander

Dr. Holk Stobbe

Wir bedanken uns bei Helen Stöhr für die wertvolle Unterstützung bei der Erstellung des

Dokuments.

Rechte

Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des IAB gestattet

Website

www.iab.de

Bezugsmöglichkeit

http://www.iab.de/1971/section.aspx