Jahresreport Föderal-Erneuerbar 2011/12 TH 2012/AEE... · 2009 Auch wenn Ökostrom das...

11
Jahresreport Föderal-Erneuerbar 2011/12 www.foederal-erneuerbar.de Bundesländer mit neuer Energie Jahresreport Föderal-Erneuerbar 2011/12 Zahlen · Daten · Fakten • Interviews mit den Energie- und Umweltministern der Länder • Energiekonzepte auf einen Blick • Best-Practice-Beispiele: Wie bringen die Länder die Energiewende voran? • Über 40 Seiten Statistik zu Erneuerbaren Energien in den Ländern TH

Transcript of Jahresreport Föderal-Erneuerbar 2011/12 TH 2012/AEE... · 2009 Auch wenn Ökostrom das...

Page 1: Jahresreport Föderal-Erneuerbar 2011/12 TH 2012/AEE... · 2009 Auch wenn Ökostrom das meistdisku-tierte Thema ist, braucht es für eine erfolgreiche Energiewende auch Ver-änderungen

56

Bad

en-W

ürtt

embe

rg

Jahresreport Föderal-Erneuerbar 2011/12

www.foederal-erneuerbar.de

Bundesländer mit neuer EnergieJahresreport Föderal-Erneuerbar 2011/12

Zahlen · Daten · Fakten

• InterviewsmitdenEnergie-undUmweltministernderLänder• EnergiekonzepteaufeinenBlick• Best-Practice-Beispiele:WiebringendieLänderdieEnergiewendevoran?• Über40SeitenStatistikzuErneuerbarenEnergienindenLändern

TH

Page 2: Jahresreport Föderal-Erneuerbar 2011/12 TH 2012/AEE... · 2009 Auch wenn Ökostrom das meistdisku-tierte Thema ist, braucht es für eine erfolgreiche Energiewende auch Ver-änderungen

38

Bun

desl

ände

rBundesländer mit neuer Energie

038-039_AEE_1268-Almanach EE_Bundeslaender UeberblickRZ01.indd 38 23.02.2012 11:09:37 Uhr

Page 3: Jahresreport Föderal-Erneuerbar 2011/12 TH 2012/AEE... · 2009 Auch wenn Ökostrom das meistdisku-tierte Thema ist, braucht es für eine erfolgreiche Energiewende auch Ver-änderungen

39

Jahresreport Föderal-Erneuerbar 2011/12

Bun

desl

ände

r

Bundesländer mit neuer energie

038-039_AEE_1268-Almanach EE_Bundeslaender UeberblickRZ01.indd 39 24.02.2012 9:55:13 Uhr

Page 4: Jahresreport Föderal-Erneuerbar 2011/12 TH 2012/AEE... · 2009 Auch wenn Ökostrom das meistdisku-tierte Thema ist, braucht es für eine erfolgreiche Energiewende auch Ver-änderungen

160

Thür

inge

nBundesländer mit neuer Energie

Thüringen gehört gemeinsam mit dem ähnlich großen Schleswig-Holstein nach dem Saarland zu den kleinsten Flächenländern in Deutschland. Die Einwohnerdichte ist im Vergleich der ost-deutschen Bundesländer relativ hoch, liegt aber trotzdem unterhalb der Dichte aller westdeut-schen Länder. Dies liegt nicht zuletzt an der Mit-telgebirgslandschaft Thüringens, die eine ganz-flächig dichte Besiedlung des Landes erschwert. Die wirtschaftlich stärksten Regionen liegen eher im Süden und Westen sowie entlang der Autobahn A 4. Die Stadt Jena mit ihrer Universi-täts- und Forschungslandschaft sowie zahlrei-chen Hightech-Unternehmen gehört zu den ost-deutschen Boomstädten. Die Stärken Thüringens sind seine vielen mittelständischen Betriebe und eine große Branchenvielfalt. Thüringer Bran-chenschwerpunkte sind die Elektroindustrie mit Optik, Solar- und Medizintechnik, Metallindustrie und Automobilwirtschaft, die Ernährungsindust-rie, Kunststoffindustrie und der Maschinenbau. Tourismus spielt ebenfalls eine wichtige Rolle in Thüringen. Natur- und kulturbegeisterten Men-schen wird hier viel geboten – allen voran mit dem Thüringer Wald und dem für die deutsche Klassik namensgebenden Weimar.

Ähnlich positiv wie die wirtschaftliche Entwick-lung der letzten Jahre verlief die Nutzung der Erneuerbaren Energien in Thüringen. Beim Primärenergieverbrauch erreichte das Land 2009 bereits einen Anteil der Erneuerbaren von über 20 Prozent und liegt damit hinter Mecklenburg-Vorpommern ganz vorne. Neben den regenerati-ven Energien sind vor allem Erdgas und Mineral-öl wichtige Energieträger in dem mitteldeutschen Bundesland. Beim Stromverbrauch konnte 2010 ein Anteil von etwa 24 Prozent Erneuerbare Energien erreicht werden, dieser soll bis 2020 auf 45 Prozent gesteigert und damit noch einmal fast verdoppelt werden.

Thüringen

Landeshauptstadt Erfurt

Fläche 16.172,41 km²

Anteil landwirtschaftliche Fläche

54,4 %

Anteil forstwirtschaftliche Fläche

30,1 %

Bevölkerungsdichte 2010 139 Einwohner pro km²

BIP 2010 49,87 Mrd. Euro

Arbeitslosenquote 2011 8,8 %

Schulden 2010 16,3 Mrd. Euro

Politik

Regierungsparteien CDU und SPD

Sitzverteilung im Landtag und Stimmenanteil nach Ergebnissen der Landtagswahl 2009

SPD 18 Sitze (18,5 %)

GRÜNE 6 Sitze (6,2 %)

DIE LINKE 27 Sitze (27,4 %)

FDP 7 Sitze (7,6 %)

CDU 30 Sitze (31,2 %)

Nächste Wahl Herbst 2014

Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht

Für Erneuerbare Energien zuständiges Ministerium

Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Technologie:www.thueringen.de/de/tmwatMinister: Matthias Machnig (SPD)

160-167_AEE_1268-Almanach EE_ThueringenRZ01.indd 160 23.02.2012 11:56:34 Uhr

Page 5: Jahresreport Föderal-Erneuerbar 2011/12 TH 2012/AEE... · 2009 Auch wenn Ökostrom das meistdisku-tierte Thema ist, braucht es für eine erfolgreiche Energiewende auch Ver-änderungen

161

Thür

inge

n

Jahresreport Föderal-Erneuerbar 2011/12

Informationen der Landesregierung zum Ausbaustand Erneuerbarer Energien

Die in dieser Publikation verwendeten Werte stammen aus Quellen, die für das gesamte Bundesgebiet ein-heitlich veröffentlicht wurden und daher untereinander vergleichbar sind. Die einzelnen Bundesländer haben aufgrund anderer Erhebungsmethoden jedoch teilwei-se andere und aktuellere Werte zum Ausbaustand der Erneuerbaren Energien. Offizielle Zahlen und Informa-tionen der Landesregierung dazu finden Sie hier:

www.thueringen.de/de/tmwat/energie/energiepolitik/erneuerbar

Entwicklung der Erneuerbaren Energien

Klimaschutzziele für die Zukunft„Neue Energie für Thüringen“ vom Juni 2011

Ziele Endenergieverbrauch

Anteil Erneuerbare Energien 2020 30 %

Ziel Stromverbrauch 2020

Anteil Erneuerbare Energien 45 % (2010: 23,9 %)

Quellen: Energie- und Klimastrategie Thüringen 2015 „Neue Energie für Thüringen“. Eckpunktepapier der Landesregierung, Juni 2011

Maßnahmen, um die Ziele zu erreichen

Förderprogramme (Auswahl)• 1.000-Dächer-Photovoltaik-Programm www.aufbaubank.de/?p=3&data[lang]=&a=sh

ow&data[pid]=48&• Bürgschaften der Bürgschaftsbank

Thüringen – BBT Sonderprogramm Biomasse www.bb-thueringen.de/index.

php?option=com_content&task=view&id=230&Itemid=195

• Klimaschutzmaßnahmen im Rahmen der Modernisierung und Instandsetzung von Eigenwohnraum (Thüringer Modernisie-rungsdarlehen – Öko-Plus – Effizienzhaus-förderung)

www.aufbaubank.de• THÜRINGEN GREENTECH www.thueringen.de/de/publikationen/pic/

pubdownload1131.pdf

Weitere Förderprogramme des Landes finden Sie unter www.foerderdatenbank.de.

LandesenergieagenturThüringer Energie- und Greentech-Agentur ThEGA• www.thega.de• Gegründet: 2010• Organisatorisch ist die ThEGA an die

Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen gebunden, die strategische Ausrichtung und die Arbeitsschwerpunkte werden zusammen mit dem Thüringer Ministerium für Wirt-schaft, Arbeit und Technologie festgelegt.

Weitere Energieagenturen • Thüringer EnergieAgentur e. V. www.thena.de

Primärenergieverbrauch (PEV) in ThüringenPEV in Terajoule (TJ) im Jahr 2000 und 2009

2009 (0,25 Mio. TJ)

2000 (0,22 Mio. TJ)

GaseSteinkohle

Mineralöl und MineralölprodukteErneuerbare Energien

Braunkohle

Zwischen dem Gesamtwert und der Summe der einzelnen Energieträger ergibt sich eine Differenz. Grund hierfür sind die nicht abgebildeten Pos-ten Stromexport/-import, Fernwärme und Sonstige.Quelle: LAK; Stand: 2012

Deutschland

Thüringen

79.697

52.123

570

5.547

78.601

1.165

98.681

5.070

83.155

7.784

21,2 (2009)3,5 (2000)

2,9 (2000)8,9 (2009)

Anteil der Erneuerbaren Energien am PEV in Prozent

160-167_AEE_1268-Almanach EE_ThueringenRZ01.indd 161 23.02.2012 11:56:36 Uhr

Page 6: Jahresreport Föderal-Erneuerbar 2011/12 TH 2012/AEE... · 2009 Auch wenn Ökostrom das meistdisku-tierte Thema ist, braucht es für eine erfolgreiche Energiewende auch Ver-änderungen

162

Thür

inge

nBundesländer mit neuer Energie

Steigerung des Anteils

Biomasse -strom erzeugungum 6,9 Prozentpunkte

Biomasse als Energiequelle wurde wohl schon von Martin Luther auf der Wart-burg genutzt – auch wenn es sich da-mals noch nicht um Stromproduktion drehte. Heute ist die Biomasse ein wich-tiger Rohstoff zur Elektrizitätserzeu-gung, im Jahr 2010 wurden so allein in Thüringen über 1,3 Mrd. kWh Strom pro-duziert. 13,8 %

2008

20,7 %2009

Auch wenn Ökostrom das meistdisku-tierte Thema ist, braucht es für eine erfolgreiche Energiewende auch Ver-änderungen bei Wärme und Mobilität. Thüringen zeigt einen Ansatz dazu: Der Anteil Erneuerbarer Energien an der Fernwärme wurde hier kontinuierlich ausgebaut und lag 2009 schon über 14 Prozent.

9,5 %2007

11,6 %2008

14,1%

2009

Anteil Erneuerbare Energien

Nettostrom-erzeugungThüringen liegt mittig in Deutschland, ist daher weder klassisches Solar- noch Windland. Nichtsdestotrotz konnte zwi-schen Eisenach und Gera ein hoher An-teil Erneuerbarer Energien an der Net-tostromerzeugung realisiert werden: 2009 erzeugte Thüringen schon über 40 Prozent des Stroms regenerativ.

40,1%

2009

40,12009

40,12009

160-167_AEE_1268-Almanach EE_ThueringenRZ01.indd 162 23.02.2012 11:56:36 Uhr

Page 7: Jahresreport Föderal-Erneuerbar 2011/12 TH 2012/AEE... · 2009 Auch wenn Ökostrom das meistdisku-tierte Thema ist, braucht es für eine erfolgreiche Energiewende auch Ver-änderungen

163

Thür

inge

n

Jahresreport Föderal-Erneuerbar 2011/12

Anteil der Unternehmen der EE-Branche an der

GesamtzahlDass Thüringer Unternehmen mit fort-schrittlichen Produkten erfolgreich sein können, hat Carl Zeiss schon im 19. Jahr-hundert gezeigt. Auch heute sind die Thüringer bei Zukunftsbranchen vorne mit dabei: Der Anteil der Erneuerbare-Energien-Unternehmen an der Gesamt-zahl der Firmen im Land beträgt starke 1,7 Prozent.

Pumpspeicherkraftwerk

LeistungThüringen ist ein Schlüsselland für das Gelingen der Energiewende: Schon heute sind mit ca. 1.500 MW etwa 23 Prozent der deutschen Pumpspeicherleistung in Thüringen installiert, darunter das größte deutsche Kraftwerk in Goldisthal. Vor-bildlicherweise wurden in einem Katas-ter auch schon weitere Potenziale aus-gelotet: Allein die Vorzugsstandorte könnten demzufolge weitere 4.800 MW Pumpspeicherleistung bringen.

2011 Potenzial für neue Anlagen an Vorzugsstandorten

1.525

4.830

MW

1,7 %2011

160-167_AEE_1268-Almanach EE_ThueringenRZ01.indd 163 23.02.2012 11:56:36 Uhr

Page 8: Jahresreport Föderal-Erneuerbar 2011/12 TH 2012/AEE... · 2009 Auch wenn Ökostrom das meistdisku-tierte Thema ist, braucht es für eine erfolgreiche Energiewende auch Ver-änderungen

164

Thür

inge

nBundesländer mit neuer Energie

Das Reaktorunglück von Fu-kushima im März 2011 hat nach den Worten von Thüringens Wirtschaftsminister Matthias Machnig zu einem „Mentali-tätswechsel“ im Land geführt: Die Landesregierung hat das Ausbauziel für Erneuerbare Energien erheblich angehoben. Die große Koalition möchte bis 2020 den Anteil regenerativer Energien am Endenergiever-brauch auf 30 Prozent und am Nettostromverbrauch auf 45 Prozent erhöhen. Aktuell liegt der Anteil am Stromverbrauch bei 24 Prozent. Thüringen gilt als einer der wichtigsten So-larstandorte in Deutschland und Europa; auch Windener-gie-Zulieferer geben starke Impulse für Wachstum und Beschäftigung.

Herr Minister Machnig, was ist der wichtigste Grund für das ambitionierte Ausbauziel?Es ist allerhöchste Zeit für eine wirkliche Energiewende. Das Atomzeitalter ist vorbei, die Ressourcen sind endlich und der Klimawandel wird zur Be-drohung. Der Ausbau der Er-neuerbaren Energien und die Verbesserung der Energieeffi-zienz muss vor diesem Hinter-grund energisch voran getrie-ben werden. Thüringen ist ein

zentraler Solarstandort, Thü-ringen hat viel Potenzial beim Ausbau der Solarenergie, der Windkraft und weiterer nach-haltiger Energieerzeugung. Der Freistaat kann ein Vorreiter sein bei der Energiewende.

Welche Chancen bietet der Ausbau für den Technologie- und Beschäftigungsstandort Thüringen?Die Erneuerbaren sind ein Be-schäftigungsfaktor. Laut Bun-desumweltministerium waren in 2010 rund 367.000 Menschen in Deutschland in der Erneuer-bare-Energienbranche be-schäftigt. In der Thüringer So-larbranche arbeiten rund 6.000 Menschen. Hier ist noch viel Luft nach oben. Wir wollen als Landesregierung Unternehmen aus der Erneuerbaren-Branche nach Thüringen holen und da-mit auch einen Beschäfti-gungszuwachs erreichen. Star-ke Standorte sind Erfurt, Jena und Arnstadt/Ichtershausen.

Gleichzeitig befassen sich mehrere Forschungseinrich-tungen und Hochschulen mit Solarenergie. 2011 haben wir zum Beispiel auch das ThIMO – das Thüringer Innovations-zentrum Mobilität – an der Technischen Universität Ilmen-

„Der Freistaat kann bei der Energiewende Vorreiter sein“

Interview mit Matthias Machnig (SPD), Minister für Wirtschaft, Arbeit und Technologie in Thüringen

au eröffnet, das nachhaltige Mobilität erforscht und ge-meinsam mit Thüringer Auto-mobilunternehmen umsetzt.

Mit welchen Ideen und Pro-jekten unterstützt Thüringen die Energiewende in Gesamt-deutschland? Thema Pumpspeicher: Leis-tungsfähige Energiespeicher sind das Rückgrat der Energie-wende, wenn wir auf Windkraft und Solarenergie umstei-gen. Thüringen verfügt über eine ganze Reihe potenzieller Standorte. Kürzlich haben wir ein Pumpspeicherkataster vorgestellt, das 13 Pumpspei-cherwerke mit einer Leistung von 5,5 Gigawatt in Thüringen identifiziert hat. Sie befeuern gleichzeitig den regionalen Wirtschaftskreislauf und fül-len die Kassen der Kommu-nen. Letztendlich wird nur ein Teil davon realisierbar sein, da Umweltauf lagen und die Interessen der Anwohner na-türlich berücksichtigt werden müssen. Aber damit wäre Thü-ringen schon wieder ein paar Schritte weiter.

Wie binden Sie Bürger, Bür-germeister und regionale Pla-nungsgemeinschaften in die Energiewende ein?

160-167_AEE_1268-Almanach EE_ThueringenRZ01.indd 164 23.02.2012 11:56:36 Uhr

Page 9: Jahresreport Föderal-Erneuerbar 2011/12 TH 2012/AEE... · 2009 Auch wenn Ökostrom das meistdisku-tierte Thema ist, braucht es für eine erfolgreiche Energiewende auch Ver-änderungen

165

Thür

inge

n

tenzial hat – vor allem in der Windenergie. Welche Hinder-nisse müssen Sie aus dem Weg räumen?Die Mehrheit der Thüringer ist für den Ausbau der Windener-gie. Ein Teil der Entscheidungs-träger in den Regionen sollte mit den eigenen Vorurteilen aufräumen, dass Windräder die Landschaft stören. In Thürin-gen gibt es gerade mal 601 Windenergieanlagen mit einer Leistung von rund 800 Mega-watt. Im Bundesländerver-gleich steht der Freistaat an neunter Stelle. Das ist ein ma-geres Ergebnis. Hier müssen wir besser werden. Für Wind-räder entlang von Autobahnen oder in touristisch unattrakti-ven Ort- und Landschaften gibt es noch genügend Platz.

Einige Landkreise und Kom-munen wollen die Stromver-sorgung in den nächsten Jah-ren sogar auf „100 Prozent Erneuerbar“ umstellen. Wel-che Unterstützung kommt da-für vom Land Thüringen?Von solchen Landkreisen und Städten sind wir begeistert! Wir unterstützen sie mit För-derungen wie dem 1.000-Dä-cher-Programm oder mit Be-ratungen durch die ThEGA, die Thüringer Energie- und Green-

Tech-Agentur. Wir fördern derzeit ein Weiterbildungspro-gramm, das Architekten, Ener-gieberater oder Mitarbeiter von Umweltverbänden zu Pro-jektentwicklern qualifiziert, die Bürger auf dem Weg zu einer Energiegenossenschaft unter-stützen. Kommunen, die sich auf den Weg zu einer 100-Pro-zent-Erneuerbaren-Kommune machen, sind bei uns herzlich willkommen!

Kürzlich hatten wir ein Treffen mit den Bürgermeistern aus den Orten, in denen die poten-ziellen Pumpspeicher ausge-macht wurden. Wir beziehen sie von Anfang an ein. Unsere Erkenntnis: Viele sehen eine große Chance darin.

Der große Vorteil an den Er-neuerbaren Energien ist ja ge-rade, dass Landkreise, Städte, ja sogar Dörfer von der regio-nalen Wertschöpfung profitie-ren, die durch Energiegenos-senschaften, Bürgerwindparks oder Solaranlagen auf Privat-häusern entsteht. Das muss nur bekannter werden.

Auch unser 1.000-Dächer-Pro-gramm ist der Renner: Über 130 neue Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von rund 4.500 Kilowatt Peak (Spitzenleistung) sind bis Ende 2011 gefördert worden. Wir mussten es 2011 um eine Million Euro aufsto-cken, da es von so vielen Kom-munen nachgefragt wurde.

2010 wurden Sie im Bundes-ländervergleich „Leitstern“ als „Aufsteiger“ ausgezeich-net. Doch wurde dabei auch angemerkt, dass Thüringen in allen Sparten der Erneuerba-ren noch großes Nutzungspo-

160-167_AEE_1268-Almanach EE_ThueringenRZ01.indd 165 23.02.2012 11:56:39 Uhr

Page 10: Jahresreport Föderal-Erneuerbar 2011/12 TH 2012/AEE... · 2009 Auch wenn Ökostrom das meistdisku-tierte Thema ist, braucht es für eine erfolgreiche Energiewende auch Ver-änderungen

166

Thür

inge

nBundesländer mit neuer Energie

Große Pläne und ein enormes Wachstum bei den Erneuerbaren kann Thüringen für sich verbu-chen. Bis zum Jahr 2020 soll der Anteil der Er-neuerbaren am Stromverbrauch auf 45 Prozent gesteigert werden. Im Jahr 2010 betrug dieser rund 24 Prozent.

Thüringen hatte sich zunächst als Industrie- und Forschungsstandort der Photovoltaik einen Na-men gemacht. Die Nutzung Erneuerbarer Ener-gien wurde dabei lange vernachlässigt. Inzwi-schen wird Versäumtes nachgeholt. Der Anteil der Sonne an der Stromerzeugung machte 2009 zwar nur 1,3 Prozent aus, doch der Trend geht in Richtung Wachstum: Die installierte Leistung verdoppelte sich innerhalb eines Jahres fast auf rund 300 Megawatt im Jahr 2010.

Der Anteil der Erneuerbaren Energien am Pri-märenergieverbrauch hat sich von 0,6 Prozent 1990 über 3,5 Prozent zehn Jahre später auf über 21 Prozent im Jahr 2009 erhöht. Bioenergie lie-ferte dabei den weitaus größten Beitrag, auf dem zweiten Platz folgt die Windenergie, die immer-hin noch 7,1 Prozent zum Primärenergiever-brauch der Erneuerbaren Energien beisteuerte.

Durch das im Oktober 2011 veröffentlichte Eck-punktepapier „Neue Energie für Thüringen“ hat sich das Land klare Ziele beim Ausbau der Erneu-erbaren Energien gesetzt. Der Anteil von Wind, Sonne, Biomasse & Co soll beim Endenergiever-brauch auf 30 Prozent und beim Stromverbrauch auf 45 Prozent steigen.

Zur Realisierung dieser anspruchsvollen Ziele hat die Landesregierung einen Bestands- und Poten-zialatlas für Erneuerbare Energien erarbeiten lassen. Die Ergebnisse zeigen, dass die ange-strebten Ziele realistisch sind und bereits im Re-ferenzszenario erreicht werden können. Bei ma-ximaler Potenzialausschöpfung kann Thüringen im Jahr 2020 sogar zum Stromexporteur werden.

Thüringen

Status: Anteil EE am Stromverbrauch: 23,9 Prozent (2010)Ziel: 45 Prozent EE-Anteil am Stromverbrauch bis 2020Chance: Neue Energie für Thüringen (2011)

Energiepolitik unter der Lupe: Vom Erforscher zum Nutzer der Erneuerbaren

Die größten Potenziale liegen im verstärkten Aus-bau der Windenergie. Schon im Referenzszenario kann hier der Anteil der Windenergie am Netto-stromverbrauch von rund 9 Prozent 2010 auf rund 22 Prozent im Jahr 2020 gesteigert werden.

Mitte 2011 hat das Bauministerium den ersten Entwurf eines Landesentwicklungsprogramms bis 2025 vorgestellt. Dieser enthält eine klare Zielstellung für die Stärkung der Erneuerbaren Energien. Es gibt Mengenvorgaben für den Aus-bau der Erneuerbaren Energien in den einzelnen Planungsregionen. Allerdings gibt es auch Kritik am Programm, insbesondere am Ausschluss des Baus von Windenergieanlagen „in der Umgebung“ von 34 Kulturerbe-Standorten. „Juristisch wird zu überprüfen sein, ob solch eine Einschränkung ge-rade im Hinblick auf die Ziele im Landesentwick-lungsplan zur Umstellung auf Erneuerbare Ener-gien Bestand haben kann“, sagt der Leipziger Rechtsanwalt Martin Maslaton. Martin Gude, Ab-teilungsleiter Politik im Thüringer Wirtschaftsmi-nisterium, bleibt derweil optimistisch. Der Ausbau der Erneuerbaren werde vom 45-Prozent-Ziel der Landesregierung vorangetrieben, sagt er.

Aber nicht nur beim Ausbau der Erneuerbaren treibt die Landesregierung die Planungen voran, auch die Potenziale für unerlässliche Pumpspei-cherkraftwerke wurden erforscht. Ergebnis: Die Speicherleistung allein an den Vorzugsstandor-ten könnte mindestens verdoppelt werden.

160-167_AEE_1268-Almanach EE_ThueringenRZ01.indd 166 23.02.2012 11:56:39 Uhr

Page 11: Jahresreport Föderal-Erneuerbar 2011/12 TH 2012/AEE... · 2009 Auch wenn Ökostrom das meistdisku-tierte Thema ist, braucht es für eine erfolgreiche Energiewende auch Ver-änderungen

167

Thür

inge

n

Jahresreport Föderal-Erneuerbar 2011/12

Energiewende bedeutet nicht nur einen anderen Strommix, sondern die Transformation des Ener-gieversorgungssystems. Um dieses neue System zu verwirklichen, braucht es eine stärkere Ver-netzung und mehr Speicher kapazitäten. Thürin-gen bietet sich dank seiner Mittelgebirgsland-schaft hervorragend für die Realisierung neuer Pumpspeicherkapazitäten an. Nicht umsonst sind schon bisher 23 Prozent der gesamtdeut-schen Pumpspeicherleistung und sogar 32 Pro-zent der Speicherkapazität zwischen Gera und Eisenach installiert – darunter das bislang größte deutsche Pumpspeicherkraftwerk Goldisthal mit einer Leistung von über einem Gigawatt.

Energiegenossenschaften fördern

Energiegenossenschaften haben sich bewährt und wer-den auch in Zukunft steigende Bedeutung erhalten. Darum fördert das Wirtschaftsministerium das Pilot-Weiterbildungsangebot „Projektentwickler Energiege-nossenschaften“. Weiterbilden lassen können sich Architekten, Energieberater, Mitarbeiter aus Umwelt-verbänden oder anderen Institutionen. Das erworbene Wissen soll die Absolventen dazu befähigen, die Erfolgsmodelle in Thüringen erfolgreich zu verbreiten.

www.energiegenossenschaften-gruenden.de

Best-Practice-Beispiel aus dem Land: Stromspeicher für die Energiewende

Rahmen bedingungen eignen. Insgesamt wurden folgende Kriterien zur Beurteilung der Standorte heran gezogen:• Topographische Eignung• Geologie• Wasserangebot• Anbindung an das Stromnetz• Konflikte mit bestehenden Nutzungen • Umwelt; Akzeptanz

Hierbei ist besonders zu würdigen, dass schon bei der Erstuntersuchung potenzieller Standor-te „weiche“ Faktoren berücksichtigt und so auch Umweltschutz- und Bürgerbelange von Anfang an mitgedacht werden. Dass dieser Ansatz sehr erfolgreich sein kann, zeigt das Ergebnis: So wurden zehn Vorzugsstandorte identifiziert, die insgesamt ein Potenzial für 4,8 Gigawatt neue Speicherleistung bieten – das entspricht über 70 Prozent der heute in ganz Deutschland instal-lierten Pumpspeicherleistung!

Auch wenn wohl nicht alle aufgelisteten Stand-orte realisiert werden, bietet das Pumpspeicher-kataster eine hervorragende Grundlage für de-tailliertere Untersuchungen vor Ort. Thüringen kann mit dieser Analyse seine Rolle als füh-render Anbieter für Pumpspeicherleistung in Deutschland stärken – und damit sowohl einen Beitrag zur Energiewende leisten als auch Inves-titionen im Land generieren.

Thüringen ist sich seiner Verantwortung für das Gelingen der deutschen wie auch der landesei-genen Energiewende durchaus bewusst – im-merhin will die Erfurter Regierung selbst den Anteil Erneuerbarer Energien am Nettostrom-verbrauch auf 45 Prozent erhöhen. Um die wei-teren Speichermöglichkeiten auszuloten, hat Thüringen in vorbildlicher Art und Weise ein Pumpspeicherkataster erarbeiten lassen. So-wohl der Neubau von Pumpspeicherkraftwerken als auch die Erweiterung bestehender Talsper-ren wurden in Betracht gezogen.

Dabei wurden nicht nur geologische Ausgangs-bedingungen unter die Lupe genommen, son-dern auch gleich untersucht, ob sich die poten-ziellen Standorte auch hinsichtlich weiterer

Pumpspeicher-Kraftwerk Goldisthal.Quelle: Vattenfall Europe

160-167_AEE_1268-Almanach EE_ThueringenRZ01.indd 167 23.02.2012 11:56:40 Uhr