Jahrgang 9, Ausgabe 16 Juni 2014 - pzgren352.de · Liebe Kameraden , Freundeund Förderer, ......

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Jahrgang 9, Ausgabe 16 Juni 2014 Aus dem Inhalt: Informationen zum KFG - Jahresausflug 2014 Drohnen für die Bundeswehr Protokoll der Jahreshauptversammlung 2014 Tag der offenen Tür und Kameradschafts-Tag

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Jahrgang 9, Ausgabe 16

Juni 2014

Aus dem Inhalt:

• Informationen zum KFG - Jahresausflug 2014

• Drohnen für die Bundeswehr

• Protokoll der Jahreshauptversammlung 2014

• Tag der offenen Tür und Kameradschafts-Tag

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KFG e.V. Vorsitzender

Gerhard Höhn

Liebe Kameraden , Freunde und Förderer,

die ersten fünf Monate des neunten Jahres seit

unserer Vereinsgründung liegen hinter uns und wir

können mit den Ereignissen, die uns berührten die

16. Ausgabe des Kuriers problemlos füllen und

viele Informationen weitergeben. Nach der Winter-

pause des DokuZ vom 1. Dezember 2013 bis 28.

Februar 2014, ging es mit der Jahreshauptver-

sammlung und Neuwahl des Vorstands am 14.März

gleich mit Schwung los. Der 2. Vorsitzende, Major

der Reserve Christian Herbig, leitete die Ver-

sammlung und Oberstabsfeldwebel a. D. Udo

Straub leitete die Wahl des neuen Vorstands.(

siehe Protokoll Seite…) Persönlich war ich auf

Grund eines Todesfalles in der Familie verhindert.

Um so mehr bin ich für das Vertrauen dankbar, das

mir die Versammlung entgegenbrachte und mich

für weitere vier Jahre zum Vorsitzenden wählte.

Ich werde auch in den kommenden Jahren ein

Großteil meiner Zeit und Arbeitskraft in den Dienst

unserer Gemeinschaft stellen und bin sicher, dass

ich dabei auf die Unterstützung des nahezu un-

veränderten Vorstands rechnen kann.

Danach stand die Betreuung des Doku-Z im

Blickpunkt. Mit 63 Personen zu den offiziellen

Besuchszeiten (2. und 4. Sonntag im Monat) und

189.- Euro Eintrittsgeld erreichten wir im März

einen neuen Besucherrekord. Im April waren es

zwei Schulklassen mit 44 Schülern und 15 Per-

sonen und im Mai scheint sich dieses hohe

Interesse an unserem „musealen Denkmal“ fortzu-

setzen. Dies verlangt neben den Museumsführern

einen hohen Einsatz von freiwilligen Helfern, die

dankenswerterweise auch zur Verfügung stehen.

Diese Monate waren aber auch geprägt von

der Vorbereitung auf unser Museumsfest mit

Ehemaligentreffen am 10.Mai.(siehe Bericht Seite

…) Trotz des wieder einmal ungünstigen Wetters

war das Fest ein beachtlicher Erfolg und neben den

Sonderausstellungen und dem guten Eintopf aus

der Feldküche, vom Ehemaligentreffen bestimmt.

Wir prüfen daher, ob dieses Frühlingsfest zur

Tradition werden könnte und wollen nächstes Jahr

wieder zum Museumsfest einladen. Allerdings dann

nach den Eisheiligen, die uns schon letztes Jahr

schlechtes Wetter besorgten.

Die Lage in der Ukraine und die Probleme

des Umfelds der Fußballweltmeisterschaft in

Brasilien bestimmen zur Zeit die aktuelle Lage. Bei

den Rückblicken steht vor allem der Beginn des 1.

Weltkriegs im Vordergrund zu dem wir den Artikel

„Verantwortung für den Frieden“ von General

Jürgen Reichardt, aus der Zeitschrift „Treue

Kameraden“ des Bayerischen Soldatenbunds leicht

gekürzt übernommen haben. (siehe Seite 3)

Unser Jahresausflug im Sommer rückt näher

und ich denke wir haben wieder eine interessante

Tagesfahrt vorbereitet, an der sich die Teilnahme

lohnt. Dank der günstigen Bedingungen, die uns

das Mellrichstädter Busunternehmen OSM bietet,

konnte wir auch die Kosten niedrig halten.

Zum Schluss noch einmal zum DokuZ . Das

ehemalige Stabsgebäude ist nun 52 Jahre alt. Auf

der Westseite beginnen die alten Holzfenster zu

zerfallen. Da die Stadt Mellrichstadt zur Zeit kaum

Geld zur Verfügung hat und unsere gesamten

Nebenkosten übernimmt, kann sie diese Maß-

nahme nicht alleine tragen. Für 10.000,- Euro

könnte die gesamte Westfront ( 20 Fenster) er-

neuert werden. Wir wollen ein Teil der Kosten

übernehmen. Dies bremst aber die weitere

museumspädagogische Ausgestaltung unseres

Dokumentationszentrums. Hier bitte ich alle, nach

Möglichkeit, um eine Spende auf unser Konto

179879 bei der Sparkasse Bad Neustadt BLZ 793

530 90 mit dem Hinweis „Fenstererneuerung“.

Zuletzt noch ein Hinweis. Wir haben

bekannte Mellrichstädter und Ostheimer Unter-

nehmen gebeten gegen eine entsprechende

Spende in unserem Kurier Anzeigen zu setzen.

Fünf Unternehmen waren spontan dazu bereit. Mit

diesen Anzeigenspenden werden die Druck- und

Versandkosten abgedeckt, was uns wiederum eine

qualitativ hochwertige Ausgabe des Kuriers

ermöglicht. Ich bitte um Ihre Beachtung der

Anzeigen.

Ich wünsche Ihnen einen sonnigen

Frühsommer und viel Freude

beim Lesen des 16. Kuriers.

Ihr

Gerhard Höhn, Oberstleutnant a.D.

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Gedanken und Folgerungen zum 100. Jahr des

Beginns des 1. Weltkriegs von General Jürgen

Reichardt.

Im Vordergrund der Rückblicke

2014 steht der Ausbruch des

Weltkrieges vor einhundert Jahre.

Wer hatte ihn zu verantworten?

Wie eine Erlösung wird derzeit

das umfangreiche Werk „Die

Schlafwandler“ des australischen

Historikers Christopher Clark

empfunden. Er schildert, was

sich nur wenige deutsche

Kollegen zu sagen trauten: Der Krieg hatte viele

Väter. Jede Großmacht hätte ihn verhindern

können. Alle Gegner hatten ein größeres Interesse

am Waffen-gang als das Deutsche Reich. Von einer

Schuld Deutschlands am Weltkrieg kann keine

Rede sein! Nicht die Heeresstärken, nicht der

Flottenbau, nicht die Reden oder Reisen des

Kaisers – der wirtschaftliche Aufstieg, die

wissenschaftliche Dominanz, der technische

Fortschritt trugen wesentlich dazu bei, dass andere

Großmächte nach Bündnissen gegen das Reich

suchten. Englands Sorge vor der deutschen

Hegemonie gewann Vorrang vor den Rivalitäten

der imperialen Kolonialmächte. Die Tragödie des

Jahrhunderts lag darin, dass alle den Orlog falsch

eingeschätzt haben. Warum scheuten so viele

deutsche Historiker diese offenkundige Erkenntnis?

Weil sie ihre Aufgabe darin sahen, zur Bildung

einer neuen Gesinnung beizutragen, um nationale

Vorbehalte auszuräumen. Erziehung statt

Forschung.

Waren also die vorherrschenden Nachkriegslehren

richtig, wonach Europa damals Opfer des preuß-

isch-deutschen Militarismus geworden war, bedroht

von hegemonialen „Weltmachtphantasien“, von der

Geltungssucht eines eitlen Kaisers? So lehrte man

es. Folglich wurde es zur Staatsräson, künftig in

der „Völkergemeinschaft“ nur das zu tun, was ver-

bündete Großmächte für richtig hielten, eigene

Interessen aber tunlichst nicht zu verfolgen – als

Konsequenz aus der Geschichte: der lange Weg

nach Westen. Der „Kalte Krieg erlaubte das. Kann

das noch gelten, seit das freie Europa so weit nach

Osten reicht? Unsere Mittellage erfordert andere

Rücksichten als Randlagen. Unsere Wirtschafts-

macht verlangt freien Handel – wie 1914. Europas

Großmacht Nr 1 ist Russland. Dass dieser größte

Staat der Erde politisch, sozial, wirtschaftlich und

ethnisch nicht so homogen sein kann wie Holland

oder Dänemark, versteht sich von selbst. Es kann

nicht unsere Aufgabe sein, diesem rätselhaften

Reich unsere Vorstellungen von inneren Ver-

hältnissen vorzuschreiben – wie es vielfach

geschieht. Wir müssen die Probleme der Völker

und Volksgruppen dort nicht lösen. Wir können sie

aber lindern, wenn wir Russland das gleiche Recht

einräumen, auf seine Weise damit fertig zu

werden, wie wir das China oder Indien gestatten.

Wenn wir nicht Moral predigen und Zensuren ver-

teilen, sondern Respekt vor seiner Kultur, Ge-

schichte und Entwicklung bekunden. Unsere frei

gewählte Ordnung ist nicht das Maß aller Dinge für

den Rest der Welt. Der russische Präsident spricht

gut deutsch. Ein ungewöhnlicher Vorteil für gute

Verständigung, den unsere Regierung auch

weitsichtig nutzt. Es sind Berufstätige in den

Medien, die sich berufen fühlen, über den Präsi-

denten der Großmacht überheblich und abfällig

herziehen zu können. Oft in erschreckender

Dämonisierung, wie es im tiefsten Ost-West Kon-

flikt nie der Fall war. Fördert das Frieden und

Verständigung? Unsere geopolitische Mittellage

verlangt, so drückte das Kanzler Kohl immer aus,

Behutsamkeit und Rücksicht auf die empfindlichen

Kleinen. Um wie viel behutsamer müssen wir mit

Russland umgehen! Wir tragen mehr Verantwort-

ung für ein gutes vertrauensvolles Verhältnis zu

Russland als andere. Nicht als Mittler der EU, nicht

auf Geheiß Amerikas, sondern im eigenen

Interesse. Es ist sehr anerkennenswert, dass

unsere Bundesregierung das im gegenwärtigen

Konflikt um die Ukraine auch geduldig zur Geltung

bringt. Uns würden “Sanktionen“ stärker schaden

als anderen, und mehr als ein Ausdruck der

Hilflosigkeit sind sie nicht. Wer sie verhängt muss

wissen, wann sie enden sollen, falls der Zweck

nicht erreicht wird, und wo die Grenze zur Lächer-

lichkeit liegt.

Die uns fremde Ukraine in die EU oder gar in die

NATO zu zerren, hätte für uns keinen Nutzen.

Jeder russische Patriot müsste das als Demütigung

und Bedrohung empfinden. Die Lehren von 1914

verlangen, anderen die Angst zu nehmen und

Kompromisse einzugehen, anstatt Gegenmaß-

nahmen herauszufordern. Das Völkerrecht wurde

schon häufiger sehr flexibel gehandhabt.

Seite 3

Von General a.D. Jürgen Reichardt

General General

Jürgen ReichardtJürgen Reichardt

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Donnerstag, 24. Juli 2014

07.15 Uhr - Busbereitstellung auf der Streuwiese

07.30 Uhr - Abfahrt Mellrichstadt – Streuwiese - Fahrt via A 71 – Kreuz Erfurt –

Sömmerda bis Autobahnende, über Oldisleben zur Kyffhäuser-Kaserne

LogBtl 131 in Bad Frankenhausen

10.00 Uhr - Kasernen-Führung

11.45 Uhr - Mittagessen im Kyffhäuser-Casino

13.00 Uhr - Abfahrt zum Kyffhäuser-Denkmal

13.25 Uhr - Ankunft am Parkplatz

> von hier aus ca. 15 Min. Fußweg

> Eintrittskosten für Gruppen ab 15 Personen € 6,00

13.45 Uhr - Individuelle Besichtigung des Kyffhäusers

14.30 Uhr - Gelegenheit zum Kaffeetrinken im Gasthaus

Burghof

15.15 Uhr - Treff am Bus und Weiterfahrt nach Bad

Frankenhausen

15.45 Uhr - Besichtigung des Panoramamuseums mit Führung

> Eintrittskosten ab 20 Personen € 5,00 p.P. mit Führung, die kostenlos

angeboten wird

17.15 Uhr - Abfahrt am Parkplatz des Panorama-Museums

19.15 Uhr - Einkehr zum Abendessen im Berggasthof

Charlottenhaus in Kühndorf

20.45 Uhr - Abfahrt und direkte Rückfahrt via A 71

21.30 Uhr - Rückkunft in Mellrichstadt/Streuwiese

Seite 4

Kosten: 20,00 Euro pro Person, Eintritt zusätzlich

Anmeldung bis 27.Juni 2014 bei Christian Herbig

Tel.: 09776/706666 oder E-Mail : [email protected]

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Fortsetzung auf Seite 6

Der Tag der offenen Tür ist für die Besucher des

Dokumentationszentrums im Hainberg-Areal immer

auch ein Tag der Begegnung von alten Kameraden

aus Bundeswehrzeiten. Das war am vergangenen

Samstag nicht anders, als der Kameradschafts-

und Freundeskreis der Garnison Mellrichstadt

(KFG) als der Trägerverein des Doku-Zentrums die

Öffentlichkeit zum Besuch dieses militärhistor-

ischen Museums in seine Mauern einlud. Das

Wetter war nicht gerade günstig. Dennoch kamen

überraschend viele Besucher (nicht nur ehemalige

Soldaten), die sich die Dokumentation über die

Zeit des Kalten Kriegs und besonders die beiden

Sonderschauen zum 1. Welt-krieg und zu den

„IED“ ansehen wollten.

Besonderer Gast war Mellrichstadts Bürgermeister

Eberhard Streit, der zusammen mit dem Leiter des

Museums Gerhard Höhn die Ausstellung zum 1.

Weltkrieg eröffnete, musikalisch von der

Mellrichstädter Jagdhornbläsergruppe umrahmt.

Höhn konnte auch drei ehemalige Offiziere und

zwei ehemalige Kommandeure der Garnison

begrüßen: Oberst Rainer Nücken, Oberstleutnant

a.D. Matthias Kremin, Oberst a.D. Wolfgang Hasch,

Oberst a.D. Kewitsch und Oberstleutnant a. D.

Reinhard Resch. Einen besonderen Block unter den

Besuchern bildete die Kameradschaft der

ehemaligen Soldaten der 3. Kompanie, die sich

dank der Organisation von Maria und Tobias

Küspert mit ihrem ehemaligen Kameraden Volker

Moos im Hainberg-Areal getroffen hatten.

Streit erkannte in seinem Grußwort, dass das

Doku-Zentrum eine wichtige Aufgabe erfüllt, indem

es daran erinnert, wie einst Deutschland und die

Welt in der Zeit des Kalten Kriegs auf beiden

Seiten war und wohin die Entwicklung geführt

hatte. Besonders die junge Generation bedürfe der

Erinnerung, müsse an den Wahnsinn von Aber-

millionen von Toten durch die beiden Weltkriege

erinnert werden. Hinter jedem Toten stehe ein

Einzelschicksal. Und damit werde auch deutlich,

welch außerordentlicher, unschätzbarer Gewinn es

sei, dass wir heute in einer von der Kriegsgefahr

befreiten Europäischen Union leben. Er forderte

darum auch seine Zuhörer dringend auf, am 25.

Mai zur Wahl des Europäischen Parlaments zu

gehen. Streit wies aber auch auf die aktuellen

kriegerischen Spannungen in der Ukraine hin, auch

diese liege in Europa. Das fordere die Politik

heraus, dass sie nicht wieder in eine Situation

hineinschlittere, die der Lage vor Ausbruch des 1.

Weltkriegs ähnelt. Streit sah da bereits bedrohliche

Parallelen.

Das Stadtoberhaupt freute sich sehr über diesen

Tag der offenen Tür und besonders auch über die

Sonderschauen, denn die Stadt Mellrichstadt

unterstützt das Doku-Zentrum erheblich und hat

ein Interesse daran, dass ihr dieses weit in die

Region ausstrahlende Alleinstellungsmerkmal er-

halten bleibt.

„IED“ steht für das englische „Improvised

Explosive Devices“, auf gut Deutsch „improvisierte

Sprengfallen“. Das sind die heimtückischen Vor-

richtungen, die den ISAF-Truppen in Afghanistan

oft so schwere Probleme bereiten. Stabsfeldwebel

Kai Sell vom Zentrum für Kampfmittelbeseitigung

in Stetten am Kalten Markt hatte zusammen mit

Lukas Amberg vom KFG zur Demonstration zwei

Zelte auf dem Parkplatz neben dem Doku-Zentrum

aufgebaut.

.

Von Fred Rautenberg

Bürgermeister Eberhard Streit und Vorsitzender Gerhard Höhn

eröffnen die Sonderausstellung „100 Jahre 1.Weltkrieg“

Stabsfeldwebel Kai Sell und Lukas Amberg am IED

Infostand

Volker Moos (im Rollstuhl) und die Ehemaligen der dritten

Kompanie

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Darin, in verschiedene Abteilungen aufwändig

eingeordnet, waren sehr unterschiedliche Beispiele

für Sprengfallen auf Tischen bzw. in Sand

eingebettet zu sehen, so, wie sie in Afghanistan

angetroffen und entschärft wurden. Sell war selbst

dreimal im Einsatz in Afghanistan gewesen, war

persönlich mit Selbstmordattentätern konfrontiert

und weiß, wie schwer diese getarnten, oft extrem

primitiven, aber wirkungsvollen Explosivkörper zu

entdecken sind. Seine Aufgabe als Leiter eines

mobilen Ausbildungsteams sei es, die zum Einsatz

nach Afghanistan befohlenen Soldaten für die

Gefährdung durch diese versteckten Sprengkörper

zu sensibilisieren und sie auf diese Weise zu

schützen. Sell und Amberg waren erfreut über das

große Interesse der Besucher an ihrer Schau, die,

wie Sell sagte, sich zum Teil nicht hatten vorstellen

können, welchen Gefahren unsere Soldaten in

Afghanistan ausgesetzt sind.

Diese Sonderschau allein hätte schon den

Besuch im Hainberg-Areal gerechtfertigt. Aber es

gab mit der Erinnerungsausstellung zum Ausbruch

des 1. Weltkriegs am 28. Juni 1914 noch einen

weiteren Höhepunkt. Werner Kraus vom KFG hatte

sein über viele Jahrzehnte hinweg gesammeltes

Material an Exponaten zur Verfügung gestellt,

Höhn hatte es aus Beständen des Doku-Zentrums

ergänzt. Kraus führte Streit dann persönlich durch

diese Sammlung und beantwortete dessen

interessierte Fragen. Begleitet wurden die beiden

von Oberst a. D. Jürgen Kewitsch, der einst Chef

der 5. Kompanie gewesen war. Er war extra aus

Schleswig-Holstein angereist, um an diesem Tag

dabei zu sein, und bekundete dadurch seine

Verbundenheit zu seiner ehemaligen Kaserne. Die

Sonderausstellung zum 1. Weltkrieg wird übrigens

noch bis Ende August geöffnet bleiben.

Gerhard Höhn war am Ende sehr zufrieden, nicht

nur über den Publikumszuspruch, sondern auch

über die finanzielle Bilanz. Das Technische

Hilfswerk hatte 140 Portionen Erbsensuppe aus

seiner Feldküche verkauft, Bratwürste mussten

nachgefordert werden, ebenso Getränke, und auch

die Kaffeebar war sehr gut besucht. Besonders

gemütlich war es im Mannschaftszelt auf der

Wiese, wo auch der große Sponsor des Doku-

Zentrums Karl-Hermann Reich sich eingefunden

hatte und ein Bier mit Freunden trank.

Anzeige Fa. Sum

Mitglieder des THW unter Anleitung von Horst Simonoff

(vorne links) bereiten den Erbseneintopf zu.

Fortsetzung von Seite 5

Werner Kraus (rechts) erläutert Bürgermeister Eberhard

Streit (mitte) die Exponate

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Von Edelbert Völkl

Die Unteroffizierslehrgänge in der Truppe

beim Panzergrenadierbataillon 352 von 1972

bis 1976.

Im November 1971 bekam ich vom damaligen

Kommandeur des Bataillons, Herrn Oberstleutnant

Günter Zirpel, den Auftrag einen Unteroffiziers-

lehrgang Truppe im 1. Quartal 1972 als Lehrgangs

leiter durchzuführen. Zu diesem Zeitpunkt war ich

Kompanietruppführer in der Panzermörserkompa-

nie.

Die Unteroffizierslehrgänge Truppe wurden seit

den 60er Jahren in den Bataillonen durchgeführt,

sie dienten der Entlastung der Schulen des Heeres.

Teilnehmer waren Wehrpflichtige im letzten Quartal

ihrer Dienstzeit, wenn sie vorher als Truppführer

eingesetzt waren oder besonders förderungs-

würdig waren.

Die Dauer der Lehrgänge betrug drei Monate. Die

Lehrgangsteilnehmer (LT) wurden zu der Kompanie

kommandiert in der der Lehrgang durchgeführt

wurde, ebenso das Ausbildungspersonal. Ich hatte

dann später eine ZBV-Stelle im Bataillon. Die Lehr-

gänge wurden in einem Zuggebäude unterge-

bracht. Die Kompanie wurde beauftragt, die Kfz,

Waffen und Gerät für die Ausbildung zu stellen.

Weiterhin die Verwaltungsangelegenheiten zu

regeln.

Als Grundlage für die Lehrgänge und auch die

Ausbildungsthemen diente die Einzelanweisung für

die Führerausbildung im Heer. Im Bataillon wurde

etwa alle 2-3 Jahre ein Lehrgang durchgeführt.

Die Ausbilder Klaus König, Harald Sternberger und

Edelbert Völkl. Dahinter eine Attrappe des SPz HS

30 auf einem Unimog-Fahrgestell.

Der erste Lehrgang wurde unter meiner Leitung

im 1. Quartal 1972 in der 3. Kompanie durch-

geführt. Ausbildungsklasse PzGren SPz (HS 30)

und Jäger. Die Dienstpläne wurden von mir erstellt

in Absprache mit der Kompanie dem S3 StOffz

vorgelegt und von ihm abgezeichnet. Als Lehr-

gangsleiter war ich dem Kommandeur direkt

unterstellt. Die Ausbilder im Dienstgrad Unter-

offizier und Stabsunteroffizier wurden durch die

Kompanien gestellt deren Soldaten als Lehr-

gangsteilnehmer teilnahmen. Es handelte sich

hierbei um die „Besten“. Meist Stabsunteroffiziere

bevor sie an einem Feldwebellehrgang teilnahmen,

aber auch später um Unteroffiziere die vorher an

einem Lehrgang im Bataillon teilgenommen hatten.

Ich denke hier an die Stabsunteroffiziere und

Unteroffiziere Klaus Vogt, Kurt Kastner, Udo

Straub, Harald Sternberger, Klaus König und Bernd

Karper. Das sind einige von vielen die durch die

Lehrgänge geprägt wurden und dann als

Unterführer ihren Mann standen. Gruppenführer

auf die man sich voll verlassen konnte.

Insgesamt habe ich als Lehrgangsleiter 15

Lehrgänge durchgeführt.

Jahr Anzahl LT

1972 3 120

1973 4 136

1974 4 107

1975 3 76

1976 1 21

Gesamt: 15 460

Die Durchfallerquote lag bei ca. 10%.

Der Lehrgangsteilnehmer

Gefreiter UA Schuhmann

(Später Hauptmann und

Kompaniechef) bei der

Erkundung der Wassertiefe

und des Untergrundes in

einer Furt.

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Der Unteroffiziersnachwuchs wurde für das

PzGrenBtl 352 ausgebildet. Ab 1973 auch für das

PzGrenBtl 362 (Walldüren) und das PzGrenBtl 342

(Koblenz) sowie für die AusbKp 2/12 der

PzGrenBrig 35 und der 12. PzDiv.

Mein Schwerpunkt in der Ausbildung, auch ab-

weichend vom Ausbildungsplan, war die Gefechts-

ausbildung mit folgenden Themen: Alarmposten,

Feldposten, Spähtrupp (auf- und abgesessen) und

Orientieren im Gelände. Die andern Themen

waren: Waffen-/ Gerätekunde, Sportausbildung,

Innere Führung, Schießausbildung, Formalausbild-

ung, Sanitätsausbildung, Sprengen, Minenkampf

und Methodik der Ausbildung. Während des Lehr-

gangs wurde eine Lehrübung „Stoßtrupp“ durch die

Lehrgangsteilnehmer durchgeführt. Auf dem Weg

zur Schießanlage wurde die Waldkampfformation,

geöffnete Ordnung oder Marsch mit Gesang geübt.

Wöchentlich fand eine Nachtausbildung (4 – 6

Stunden) statt. Zusätzlich eine Nachtalarmübung

mit einer anschließenden Orientierungsübung (4-6

km). Dabei wurde die Orientierung im Gelände

geschult und der Gebrauch von Karte, Skizze und

Kompass geübt.

Vor Beendigung des Lehrgangs wurde eine zwei-

tägige Durchschlageübung durchgeführt. Die

Marschleistung zu Fuß betrug dabei 50 bis 60 km.

Dabei Orientieren, Übersetzen über Gewässer mit

Hilfsmitteln, Sanitätsausbildung, Panzererkenn-

ungsdienst, Waffenausbildung, Schießen und Pan-

zerabwehrausbildung.

Der Lehrgang endete mit einer 1 ½ tägigen Be-

sichtigung durch den Bataillonskommandeur und

einem Kompaniechef.

Die Besichtigungsthemen waren:

•Gefechtsausbildung (eingesetzt als Führer einer

Gruppe im Feldposten, einer Spitzengruppe beim

Auftreffen auf eine Sperre)

•Formalausbildung (als Ausbilder vor der Front)

•Waffenausbildung (als Gruppenunterricht und

praktische Ausbildung)

Foto: Überqueren eines Gewässers (Burgwallbacher

See). Die Ausrüstung wurde in die Zeltplane verstaut

und so trocken an das andere Ufer befördert. Auf den

Rettungsboot, das zur Sicherheit diente, der Ausbilder

Udo Straub)

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Fortsetzung von Seite 5

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Bis vor kurzem waren Drohnen ein Reizthema

in unserem Land. Aber wenn es in den letzten

Wochen und Monaten auch wieder aus den

Medien verschwunden ist, ist die Frage, ob

Kampfdrohnen ein erlaubtes Mittel der mo-

dernen Kriegsführung sind, noch lange nicht

im Konsens beantwortet. Aufklärung tut not,

darüber, was Drohnen können und wo ggf.

ihre bedenklichen Seiten liegen.

Dieser Aufgabe, einmal Klarheit in die Diskussion

zu bringen, stellten sich am 14. Januar Gerhard

Arnold aus Würzburg und Ulrich Bucher aus Mell-

richstadt. Im Bildhäuser Hof in Bad Neustadt

hielten sie einen zweigeteilten Vortrag „über die

militärische, politische und ethische Perspektive

des Einsatzes von Kampfdrohnen“. Bucher stellte

in einer Präsentation zunächst vor, welche Arten

von Drohnen es gibt, welche Fähigkeiten sie haben

und welche die Bundeswehr bereits im Einsatz hat

bzw. eventuell haben wird. Der evangelische Pastor

und Publizist Arnold konzentrierte sich auf die

Kampfdrohnen, wie sie z. B. die Amerikaner im

Kampf gegen den islamistischen Terror einsetzen.

Bucher machte klar, dass Drohne nicht gleich

Drohne ist. Es gibt ganz unterschiedliche Arten von

Drohnen, Mikro-Größen von wenigen Zentimetern

bis zu riesigen Vögeln mit Tragflächenspannweiten

wie die großen Passagierflugzeuge, z. B. bei dem

US-Aufklärungs- und Vermessungsflugzeug Boeing

Condor, das am obersten Rand der Atmosphäre

operieren kann. Äußerst unterschiedlich sind auch

die Verwendungszwecke.

Die meisten Drohnen werden für zivile Aufgaben

eingesetzt, z. B. für polizeiliche Aufklärung, zur

Begutachtung von Schäden durch Sturm, Brand

oder Wasserschäden auf Dächern, für den Einsatz

von Feuerwehren oder dem THW bei Katastrophen

mit einer speziellen Ausstattung mit Gasmess-

geräten. Drohnen dienen bei der und Informations-

gewinnung über Hurrikans, sie werden von der

Luftbildarchäologie und Luftbildfotografie ver-

wendet, oder mit ihrer Hilfe kann der Windpark-

Effekt bei Windparks erforscht werden.

Dieser Zweig der Technologie erlebt zurzeit einen

geradezu stürmischen Boom. Einige Drohnenkon-

struktionen sind auch für den militärischen Dienst

brauchbar, andere sind nur für den Kampfeinsatz

gedacht. UAS = unmannedaerialsystem oder UAV

= unmannedaerialvehiclewerden sie im Fachjargon

international genannt. Der entscheidende Vorteil

der militärischen Aufklärungs- und Kampfdrohnen

ist natürlich, dass das eingesetzte Personal weit

weniger oder gar nicht feindlicher Waffenein-

wirkung ausgesetzt ist. Minutiöse Aufklärung über

lange Zeiträume hinweg und gezieltes Ausschalten

von feindlichen Waffen oder auch von einzelnen

Personen mit einem relativ geringen Anteil an un-

beabsichtigten Tötungen (den euphemistisch be-

zeichneten „Kollateralschäden“) sind weitere mili-

tärische Vorteile der UAS.

Die Entwicklung von Kampfdrohnen schreitet

offenbar unaufhaltsam voran. Inzwischen gibt es

schon Spionage-Kleinstdrohnen in Gestalt eines

Mosquito, der sein Opfer u. a. mit einer Giftspritze

ausschalten kann. Einen Mikrochip hat er, eine

Mikrokamera und natürlich auch ein winziges Ort-

ungssystem. Solche „Dröhnchen“ könnten auch als

Schwärme eingesetzt werden, mit entsprechender

Wirkung. Die Entwicklung zur Winzigkeit geht u. U.

sogar in den Nanobereich.

Die Bundeswehr setzt in Afghanistan mit Erfolg

die Klein-Drohnen Mikado und Aladin ein, die fast

wie Spielzeug wirken, aber hervorragend für die

Aufklärung geeignet sind. Mikado ist vom Typ her

ein Quadrocopter, d. h. er hat vier Rotoren ähnlich

einem Hubschrauber, ist aber nur rund einen Meter

im Durchmesser groß. Er ist für Einsätze in bebau-

tem oder schwer zugänglichen Gelände geeignet

und kann darum zivil wie militärisch benutzt

werden. Aladin ähnelt einem Modellflugzeug. Mit

der Wunderlampe des cleveren Arabers aus 1001

Nacht hat der Name nichts zu tun, er ist vielmehr

ein Akronym und heißt in voller Länge „Abbildende

luftgestützte Aufklärungsdrohne im Nächstbe-

reich“.

Gerhard Arnold rückt Zerrbilder in der öffentlichen Sicht zurecht

Mikro-Drohne

für die

Aufklärung

Foto unten:

Drohne ALADIN

Foto oben:

Drohne MIKADO

Von Fred Rautenberg

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Fortsetzung auf Seite 11

Die Bundeswehr hat auch größere Drohnen im

Einsatz, so besonders das Aufklärungs-UAS „Luna“

mit über 4 m Spannweite und für die taktische

Aufklärung das „Kleinfluggerät Zielortung“, kurz

KZO genannt. Das KZO startet mit Raketenantrieb,

fliegt dann propellerangetrieben weiter und landet

mit einem Fallschirm. Über Funk liefert es bestän-

dig Videos an die Bodenstation. Die Reichweite ist

über 100 km, was auch für Luna gilt. Einige Exem-

plare der israelische Drohne Heron 1 hat auch die

Bundeswehr im Einsatz. Dieses unbewaffnete Auf-

klärungsflugzeug hat eine Länge von über 8 m und

eine Flügelspannweite von über 16 m. Es operiert

in mittleren Höhen und kann bis über 40 Stunden

im Einsatz verweilen. Große Kampfdrohnen, die mit

Raketen von der Art Hellfire ausgestattet sind, also

etwa die amerikanischen UAS „Predator“ oder

„Reaper“, hat die Bundeswehr nicht, ihre Anschaff-

ung ist aber im Gespräch, führte Bucher aus.

Damit war er bei dem Stichwort angelangt, das in

Arnolds Vortrag im Zentrum stand.

Mit Ursula von der Leyen im neuen Kabinett der

Bundesregierung hat die Bundeswehr erstmals in

ihrer Geschichte eine Frau als Chefin. Diese hat

gleich nach ihrem Amtsantritt ganz neue Akzente

angekündigt: Sie will die Bundeswehr familien-

freundlicher machen und, dies besonders, man

dürfe keine Kosten sparen, wenn es um die Sicher-

heit unserer Soldaten im Einsatz gehe. Ranghohe

Soldaten und auch der Vorsitzende des Deutschen

Bundeswehrverbands OTL André Wüstner „packten

die Ministerin gleich beim Wickel“, sagte Arnold,

indem sie die Ministerin daran erinnerten, dass

Drohnen sehr wohl dem Schutz der Soldaten

dienen könnten. Im Koalitionsvertrag gebe es

keine klare Aussage zur Einführung von Kampf-

drohnen in die Bundeswehr, nur, dass vorher alle

relevanten Fragen geklärt werden müssten.

Damit hatte Arnold an sein Thema herangeführt.

Denn geklärt werden muss das Für und Wider von

Kampfdrohnen, und dazu leistete der Pastor und

auf sicherheitspolitischem Gebiet hochinformierte

Publizist aus Würzburg mit seinem Vortrag einen

außerordentlich beachtenswerten Beitrag. Er

gliederte seinen in angenehm verständlicher, freier

Rhetorik in zwei Teile: Im ersten stellte er die drei

Haupteinwände gegen die Anschaffung von Bun-

deswehr-Kampfdrohnen dar, im zweiten Teil gab er

seine eigene Sicht dazu.

Einleitend sagte er, es sei ein uraltes militär-

isches Prinzip, geradezu ein militärischer Impera-

tiv, die eigenen Soldaten im Kampf durch genaue

Waffeneinwirkung aus der Distanz zu schonen.

Darüber habe sich niemand aufgeregt, z. B. als die

ersten Fernlenkwaffen zur Panzerbekämpfung auf-

kamen. Dass es heute Kampfdrohnen sind, die aus

der Distanz in den Kampf geführt werden, hielt

Arnold nicht für den grundsätzlich neuen Quanten-

sprung. Der sei bereits vor Jahren erfolgt, nämlich

als die sog. Marschflugkörper eingeführt wurden,

die mit einer eigenen Fluggeschwindigkeit von 800

km/h und über eine Entfernung von 350 km

hinweg mit automatischer Zielfindung wirken

können.

Anders als die Bundeswehr, die gar nicht die

logistischen Voraussetzungen hat, können die USA

global operieren. Denn sie haben mit GPS das

weltweite Satellitensystem zur Steuerung der

Drohnen und zur Lokalisierung von Zielen, und da

könne ihnen niemand reinreden. Arnold erinnerte

aber auch an die Anfälligkeit der Drohnen: Sie

seien keineswegs alle allwettertauglich, sie seien

leicht abzuschießen, weil sie relativ langsam

fliegen, und das heißt, dass man sie nur bei

eigener Lufthoheit über dem Kampfgebiet

einsetzen könne. Auch die hohen Kosten dieser

teuren unbemannten Fluggeräte (bis zu 400

Millionen US-Dollar) bremsen deren vorschnellen,

risikoreichen Einsatz. Damit beugte Arnold dem

Vorwurf und der Befürchtung vor, dass jetzt

amerikanische Drohnen überall in der Welt quasi

allgegenwärtig sein werden und jederzeit ihr

Vernichtungswerk betreiben könnten.

Drohne

LUNA

Kleinfluggerät

Zielortung

KZO

Drohne

HERON 1

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Drei Hauptvorwürfe, führte Arnold aus, werden

gegen die Kampfdrohnen vorgebracht:

•Drohnen seien Instrumente für gezielte Tötungen,

wie es sich in der Praxis der USA und der Israeli

herausgebildet habe. Davon aber gehe eine

kontraproduktive Wirkung aus, weil diese Tötungen

zu einer weiteren Rekrutierung von zu allem

bereiten Terroristen führe. Außerdem gehe die

politische Dimension verloren, das heißt, die

politische Führung verliere die Kontrolle über den

militärisch motivierten Einsatz.

•Drohnen setzen die Tötungshemmschwelle herab,

dadurch, dass durch die Distanz des Einsatzortes

zur Kontrollstation der Gegner anonymisiert werde,

und das führe zu einer Automatisierung des

Einsatzes und des Liqudationsvorgangs.

•Befürchtet wird auch die technische

Weiterentwicklung zu einer vollautomatischen

Killerdrohne, diese sei möglich und sogar

wahrscheinlich, wenn auch zurzeit noch große

technische Probleme gelöst werden müssten.

Arnold, bei seiner Auseinandersetzung mit diesen

Haupteinwänden gegen Kampfdrohnen, zeigte

zunächst ein Bild von vermummten islamistischen

Terroristen und erinnerte damit daran, welche

Leute es sind, die mit Drohneneinsatz mit gezielter

Tötung bekämpft werden. Das heißt, es werden

gezielt die führenden Köpfe des Feindes

herausgesucht, so wie es die Israeli etwa mit

Scheich Ahmad Yassin gemacht hatten. Dieser war

der geistige und fanatische Führer der radikalen

Hamas und wurde im März 2004 von einem

israelischen Hubschrauber aus zusammen mit

sieben Leibwächtern mit Hellfire-Raketen gezielt

getötet. Yassin war der Anführer, der Einpeitscher

und Ideengeber für Gewalttaten, die gegen die

Menschenrechte verstießen, darum sei auch seine

Liquidation im Rahmen des Kriegs der Israeli gegen

den Hamas-Terror mit den Menschenrechten zu

vereinbaren gewesen.

Die Frage war allerdings, ob es auch politisch

klug war, Yassin auf diese Weise auszuschalten.

Zweifel waren erlaubt angesichts der hoch-

schäumenden Emotionen bei der Beerdigung von

Yassin, wo tausende Palästinenser den Israeli

Rache und Tod schworen und es zur Soldarisierung

mit der Hamas kam.

Arnold erwähnte ein anderes Beispiel: Pakistan.

In den Jahren 2011 und 2012 seien dort durch

Drohen etwa 2 bis 2,5 Tausend Menschen ums

Leben gekommen. Der Anteil von Zivilisten betrug

maximal 600 Personen, und das waren 25 Prozent

weniger als bei Kampfflugzeugeinsätzen. Bei einem

solchen Einsatz tötete der Pilot 58 Menschen einer

Hochzeitsgesellschaft, was bei einem

Drohneneinsatz wohl kaum passiert wäre. Was der

Pilot nämlich nicht kann, das kann der

verantwortliche Soldat im Drohnenkontrollzentrum:

Er muss nicht schnell handeln, um einer

eventuellen feindlichen Gegenwehr

zuvorzukommen, er hat vielmehr lange Zeit den

zum Abschuss ausgesuchten feindlichen Anführer

beobachtet, er kennt dessen Gewohnheiten und die

der Personen in seinem Umfeld und kann darum

den günstigsten Augenblick für die gezielte Tötung

abwarten und damit die „Kollateralschäden“ auf ein

Minimum reduzieren. Doch auch hier stellte Arnold

die Frage, ob diese gezielten Tötungen politisch

klug waren.

Für die USA war der Angriff auf das World Trade

Center 2001 ein tiefsitzendes Schockerlebnis.

Arnold zeigte darum vom Psychologischen her

Verständnis für die USA, dass sie die globale

Überwachung des Terrorismus anstreben. Aber was

hat dieser weltweite Krieg gegen den Terror den

USA gebracht? Welche Reputation hat das Land

heute weltweit? Hat sich in diesem Licht der

Irakkrieg gelohnt?

In Afghanistan findet ein innerstaatlicher Konflikt

statt, von dem allerdings eine Bedrohung der

internationalen Sicherheit ausging und ausgeht.

Der UN-Sicherheitsrat hat darum den Einsatz der

ISAF-Truppen in einer Resolution gerechtfertigt.

Den USA wird aber vorgeworfen, dass sie mit ihren

Drohnen rücksichtslos verdächtige Personen töten,

und daraus leiten die Kritiker ab, dass es auch bei

der Bundeswehr zu einem solchen Einsatz der

Kampfdrohnen kommen könnte. Arnold zeigte für

diese Logik allerdings kein Verständnis. Was die

USA machen habe doch nichts mit Deutschland zu

tun, und man solle nie vergessen, dass es

Terroristen sind, die bekämpft werden. Bei uns

aber gelte das Grundgesetz und eine

Rechtsprechung, die über die Einhaltung des

Grundgesetzes wacht.

Dass der Feind aus der Distanz bekämpft wird, sei

absolut nichts Neues. Marschflugkörper und die im

6000 Meter Höhe angreifenden Bomberpulks des

Zweiten Weltkriegs hätten auch nichts anderes

getan. Dem Drohneneinsatz gehe eine

Beobachtungszeit von bis zu zwei Wochen voraus,

in der die günstigste Gelegenheit für den Einsatz

ermittelt wird.

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Wenn der Drohnen-Pilot seine Waffe auslöst, sieht

er auch in voller Länge, welche Wirkung er erzeugt

hat, und das wirkt sich auf ihn psychologisch ganz

anders aus, als wenn er nur von der Aufklärung

später erfährt, welche Wirkung er erzielt hat. Nie

war früher ein Pilot so eng dabei wie beim

Drohneneinsatz. Es sei kein Zufall, dass die

posttraumatische Belastungsstörung gerade bei

den Drohnenpiloten zunimmt. Von einer Auto-

matisierung und Anonymisierung des Tötungs-

vorgangs könne überhaupt keine Rede sein, so

Arnold. Beim Einsatz der Marschflugkörper wären

die Vorwürfe weit eher gerechtfertigt, nicht aber

bei Drohnenpiloten. Diese Vorwürfe von den

Drohnengegnern verrieten nur einen Mangel an

Fachkenntnissen.

Die Weiterentwicklung der vollautomatischen

Kampfdrohnen zu noch wirkungsvolleren Tötungs-

maschinen wollte Arnold nicht ausschließen,

obwohl noch enorme technische Schwierigkeiten

überwunden werden müssten. Die Israeli arbeiten

offenbar daran mit einer Weiterentwicklung der

Heron 1, die beim Einsatz vom Gegner nicht mehr

gestört werden kann, aber Arnold war auch

überzeugt, dass „die Bäume nicht in den Himmel

wachsen“.

Arnold sah die Probleme mit den Drohnen ganz

wo anders liegen, nämlich im politischen Bereich:

•Es werde sich nicht aufhalten lassen, dass auch

Problemstaaten wie China, Nordkorea oder der Iran

Drohnen haben werden.

•Darum sei eine internationale Konvention über

das Verbot von voll automatisierten Roboter-

Drohnen anzustreben.

•Auch die NATO müsse gemeinsame Einsatzgrund-

sätze definieren.

China verfolge „eine hoch aggressive Politik“, und

autoritäre Staatsführungen haben eine niedrigere

Hemmschwelle, „da wird mir echt bange“, sagte

Arnold, und „ich möchte da nicht Israeli sein!“ Eine

internationale Übereinkunft könne nach dem

Muster der Konvention zum Verbot von Streu-

bomben gefunden werden. Der Druck dazu müsse

von der Zivilgesellschaft ausgehen, und für

Deutschland heißt das, dass die neue Ministerin

innerhalb der NATO eine entsprechende Initiative

ergreife. Dass die USA von amerikanischem Ge-

lände auf deutschem Territorium aus ihre Drohnen-

angriffe in den Sudan oder in den Jemen starten,

das sei ein schwerer völkerrechtlicher Affront

gegen die deutsche Regierung. Wenn diese sich

nicht dagegen wehrt, macht sie sich u. U. mit-

schuldig.

Schließlich bleibt die Frage, ob wir Kampf-

drohnen überhaupt brauchen für militärische Ein-

sätze. „Nach Afghanistan wird es nichts Vergleich-

bares mehr geben“, sagte Arnold. Was wollen wir

dann mit Kampfdrohnen anfangen? Bei uns ist die

Frage der Flugrechtbewilligung für Drohnen ein

heißes Streitthema. Der Umgang mit diesen UAS

könnte in den USA trainiert werden, sie könnten

dort stationiert werden, wo sie voraussichtlich

gebraucht werden, also etwa auf Sizilien, Zypern

oder Kreta. Kampfdrohen, fasste Arnold seine

Ausführungen zusammen, sind eine sinnvolle

Ergänzung der Bewaffnung der Bundeswehr, „aber

das Ganze muss klug gemacht sein. Die Politik

muss es richten!“

Seien aber mit dem Einsatz von Kampfdrohnen

alle moralischen Grenzen gesprengt? Arnold beant-

wortete die Frage mit seiner Problemanalyse also

mit einem eindeutigen, klaren Nein.

Kampfdrohne EURO HAWK

in der Bundeswehr noch nicht eingeführt

Norbert Klein bedankte sich beim

Referenten Gerhard Arnold

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Kampfdrohne "Predator": "Es geht darum, auch

eingreifen zu können"

Der Bundeswehrverband hat sich für eine

Anschaffung von Kampfdrohnen zum Schutz

der eigenen Soldaten ausgesprochen. Ihnen

müsse "das Optimum an Ausrüstung zur Ver-

fügung gestellt werden". Der Wehrbeauf-

tragte des Bundestags schloss sich der

Forderung an.

Berlin - Der Bundeswehrverband hat die Anschaff-

ung von Kampfdrohnen zum Schutz der eigenen

Soldaten gefordert. "Das ist eine Fähigkeit, die

auch wir gebrauchen können", sagte Verbandschef

André Wüstner der Nachrichtenagentur dpa.

"Wenn Soldatinnen und Soldaten in den Einsatz

geschickt werden, dann muss ihnen auch das

Optimum an Ausrüstung zur Verfügung gestellt

werden." Bereits zuvor hatte der Verband auf die

Wichtigkeit von Drohnen bei Auslandseinsätzen

hingewiesen.

Auch der Wehrbeauftragte des Bundestags,

Hellmut Königshaus, forderte, die Schutzfunktion

von unbemannten Kampfflugzeugen in der De-

batte stärker zu berücksichtigen. "Es geht darum,

bei einer Gefahr für die eigenen Soldaten oder

Verbündete nicht nur zusehen zu müssen, sondern

auch eingreifen zu können." Man dürfe die Solda-

ten "nicht schutzlos lassen".

Die ethischen Fragen dürften in der Debatte

allerdings auch nicht zu kurz kommen, so Königs-

haus. "Alles, was die Bundeswehr bekommt und

einsetzt, braucht letztlich die moralische Unter-

stützung auch der Bevölkerung."

Der Kommandeur der deutschen Afghanistan-

Truppe setzt sich ebenfalls für die Anschaffung von

Kampfdrohnen ein. Generalmajor Jörg Vollmer

sagte: "Ich halte das unverändert für ein Mittel,

das bestmöglich den Schutz unserer Soldaten ge-

währleistet." Kampfdrohnen könnten 24 Stunden

ununterbrochen ein bestimmtes Gebiet beobach-

ten und bei Gefahr wohlabgewogen Waffen

einsetzen.

Union und SPD hatten die Anschaffung von Kampf-

drohnen in ihrem Koalitionsvertrag zwar nicht aus-

geschlossen. SPD-Verhandlungsführer Frank-

Walter Steinmeier hatte aber - noch bevor er

Außenminister wurde - klargemacht, dass er nicht

von einer Entscheidung in dieser Legislaturperiode

ausgehe. Allerdings wurde im Dezember bekannt,

dass hinter den Kulissen die Anschaffung von

Kampfdrohnen weiter betrieben wird. Nach

Informationen von SPIEGEL ONLINE soll 2014 eine

Entscheidung darüber fallen, welches Modell

gekauft wird. Als Favoritin gilt die amerikanische

"Reaper".

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen

(CDU) hat den Soldaten versichert, dass sie alles

für ihren Schutz tun und keine Kosten scheuen

werde. Zu Kampfdrohnen hat sie sich bisher aber

nicht geäußert. Ihr Amtsvorgänger Thomas de

Maizière (CDU) hatte intensiv für die Anschaffung

von Kampfdrohnen geworben, auch das

"Eurohawk" –Debakel brachte ihn davon nicht ab.

In einer Antwort seines Hauses auf eine SPD-

Anfrage hieß es im Mai, man sei mit dem US-

Hersteller der amerikanischen Kampfdrohne

"Predator" und dem israelischen Konkurrenten,

der die Drohne "Heron" produziert, im Gespräch.

Doch nicht nur die SPD, auch die CSU hatte sich in

den Koalitionsverhandlungen gegen die Pläne

gestellt.

Ausrüstung der Armee: Bundeswehrverband

drängt auf Kauf von Kampfdrohnen

Von Spiegel - online

US-Kampfdrohne REAPER

Bundeswehr prüft US-Drohne

Das Verteidigungsministerium will noch in diesem

Jahr über die Anschaffung von Kampfdrohnen

entscheiden. Die Vorbereitungen sind weiter ge-

diehen als bisher bekannt. Ein amerikanisches und

ein israelisches Modell stehen in der engeren Aus-

wahl. Im Januar erteilte die Behörde von Ministerin

Ursula von der Leyen (CDU) den Auftrag ans Wehr-

beschaffungsamt, mit der Musterprüfung für die

US--Drohne "Reaper" zu beginnen. Vorbereitet

wird dies schon seit dem Jahr 2012. Man habe da-

mals bei der US-Regierung ein solches Luftfahrt-

system angefragt, heißt es in einer Stellungnahme

des Ministeriums. Gleichzeitig sei die zuständige

Dienststelle angewiesen worden, "zulassungs-

relevante Aspekte zu prüfen"; damit habe das

"Zulassungsrisiko" für die Drohne, die sich auch

bewaffnen lässt, minimiert werden sollen. Die

Beschaffung der Aufklärungsdrohne "Euro Hawk"

ist an dieser Frage im Frühjahr 2013 gescheitert.

Mit dem "Reaper" hat das Ministerium die modern-

ste und teuerste Variante des "Block 5" im Visier.

Diese ist größer und leistungsstärker als die Vor-

gänger, so dass mehr Treibstoff oder Waffen zuge-

laden werden können. Der Grünen-Ver-

teidigungsexperte Tobias Lindner fordert das

Ministerium auf, das Parlament rechtzeitig vor

anstehenden Entscheidungen zu informieren: "Es

wäre befremdlich, wenn Vorfestlegungen ohne

Information des Bundestags erfolgen sollten."

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Fortsetzung auf Seite 16

Wie die Krone aller Waffen, die Infanterie, eine

Schlappe einstecken musste. Eine Episode aus der

Geschichte der Garnison Mellrichstadt“

Ende 1962 zog in der neu errichteten Hainberg-

Kaserne in Mellrichstadt das Panzergrenadier-

bataillon 352 von Wildflecken ein, zur selben Zeit

auch das Panzerartilleriebataillon 355 aus Ham-

melburg. Durch die beiden Bataillone war nach

einer gewissen Zeit eine Enge festzustellen. Einige

Jahre später kam noch ein Kompanie-Block dazu.

Die Mannschaftsstuben waren mit acht Soldaten

belegt, Betten übereinander.

Da unser Kantinenwirt Wagner in Wildflecken

verblieb, brachte das Panzerartillerie Bataillon 355

ihr Kantinenwirt-Ehepaar Schulze aus Hammel-

burg mit. Mit ihrem Sohn Fred, Schwiegertochter

und einigen weiblichen Fachkräften meisterten sie

den Kantinenbetrieb der Offiziere, Unteroffiziere

und Mannschaften.

Auch in den Kantinenräumen stellte man nach

Dienstschluss eine gewisse Enge fest. So ge-

nehmigte man in den Kompanie- und Batterie-

gebäuden kleine Hausbars einzurichten, damit der

Soldat, der nach Dienstschluss sich im Fernseh-

oder Leseraum aufhielt, sich etwas Trinkbares

besorgen konnte.

Die Offiziere und Unteroffiziere der beiden

Bataillone lernten sich mittlerweile kennen und

vertrugen sich gut. Etwas anderes war es bei den

Mannschaften. Hier war ein gewisser Waffenstolz

festzustellen. Nach Dienstschluss saßen in der

Kantine die Grenadiere zusammen, aber auch die

Artilleristen. Da die Grenadiere auf Grund der

Bataillonsstärke in der Mehrzahl waren, rückten

sie im Kantinenraum der Mannschaften des

Öfteren die Tische zusammen und erzählten vom

Tagesablauf oder sangen Lieder wie „Infanterie,

du bist die Krone aller Waffen, Infanterie du trägst

mit Stolz den schweren Affen“ (Tornister) oder

„Annelie, du hast schon lange nicht geschrieben,

Annelie, bist du mir treu geblieben, schreib einen

langen, langen Brief und leg hinein viel Liebe und

einen 10-Mark-Schein“.

Diese kräftig aussagenden Lieder nervten die

Artilleristen natürlich sehr, so dass sie des Öfteren

Stänkereien begannen. „Ihr Stoppelhopser und

Furchendackel“, riefen sie den Grenadieren zu,

diese erwiderten sofort mit „Ihr Pulversäcke

schießt sowieso immer zu kurz, wenn’s drauf an-

kommt.“ Vermutlich erzählten ihre Väter oder

Opas zuhause Weltkriegsgeschichten wie etwa von

vorgeschobenen Beobachtern (VB) der Artillerie,

die ihren Beobachtungsstand oft bei der Infanterie

hatten. Bei Feindeinbrüchen in die eigene Stellung

gab’s oft nur eine Rettung der VBs, nämlich die

Durchgabe an die schießende Abteilung „Feuer auf

die eigene Stellung“.

An den Feiertagen hatten die Kompanien und

Batterien je nach geleisteten Dienststunden unter-

schiedlichen Dienstschluss. Der Vormittag war

ausgefüllt mit Formalausbildung, Kompaniebe-

lehrung, Innen- und Außenrevierreinigen, Waffen-

reinigen und Waffenabgabe. Früher hatte man

auch an Samstagen Dienst.

Das Mittagessen nahmen die Kompanien und

Batterien auch zu verschiedenen Zeiten ein, damit

sich alle schön satt essen konnten. An Freitagen

bekamen die Soldaten zum Mittagsessen meistens

ihr Abendessen als Lunchpäckchen mit. In Perga-

mentpapier war eingewickelt: Verschiedene

Wurstsorten, etwas Butter, ein Stück Käse, eine

Gurke, ein hart gekochtes Ei, eine Tomate, Brot

war aufgeschnitten in Behältern; ob ein Soldat

drei oder fünf Scheiben nahm, hatte keiner was

dagegen. Auch Tee und Kaffee stand zum Mit-

nehmen bereit. Dieses Lunchpäckchen konnten sie

mit nach Hause nehmen und verzehren oder den

Familienangehörigen überlassen. Ich hörte oft von

Müttern lobende Worte über die gute Verpflegung

ihrer Söhne bei den Mellrichstädter Soldaten.

Es war ein Freitag. Zur Mittagszeit klingelte im

OvWa-Zimmer das Telefon. Ich nahm den Hörer

ab. Der Kantinenwirt Schulze meldete sich mit den

Worten: „Siegfried, komm rüber, in der Mann-

schaftskantine sieht es aus wie Sau! An der Decke

und den Wänden hängt Tomatenmark, auf dem

Fußboden liegen Eierschalen und Eidotter herum.

Bitte komm!“

Ich legte den Hörer auf, schnallte mein Koppel

um, setzte meinen Stahlhelm auf und marschierte

Richtung Mannschaftskantine. Während des Hin-

überlaufens machte ich mir schon Gedanken über

mein Vorgehen (Beurteilung der Lage, Entschluss,

Befehl) ‒ werde sicherlich nach amerikanischer Art

handeln, Verkauf einstellen, Rollos herunter, alle

verlassen sofort den Kantinenraum. Beim Betreten

des Kantinenraums erkundigte ich mich zunächst

nach den Übeltätern. Man erzählte mir, sie hätten

bereits die Flucht ergriffen.

Eine Kurzgeschichte von Siegfried Kestler

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Eine starke Gruppe Artilleristen hatte einen Wort-

wechsel mit Grenadieren gehabt. Sie verließen

den Kantinenraum. Im Gang zwischen Speisesaal

und Kantine, vis-à-vis der Telefonzelle auf der

langen Fensterbank der Atriumseite hatten sie

ihre Lunchpäckchen abgelegt, sie geöffnet, hatten

das Ei, die Gurke, die Tomate und den Käse

herausgenommen und wieder den Kantinenraum

betreten. Auf das Kommando „Feuer frei!“

bombardierten sie die Grenadiere von allen

Seiten, selbst der Sohn des Kantinenwirts und die

weiblichen Angestellten mussten hinter der

Ladentheke in volle Deckung zu Boden gehen,

denn einiges flog auch in den Verkaufsraum. Die

Artilleristen waren angeblich sofort in ihr Unter-

kunftsgebäude geflüchtet.

Nun traf ich den

Kantinenwirt Heinz

Schulze und machte

den Vorschlag, die

Mannschaftskantine zu

schließen: „Rollos her-

unter! Ich fordere alle

Soldaten auf, den Raum

sofort zu verlassen!“

Der Kantinenwirt schaut

mich an, wird rot im

Gesicht und sagt: „Sieg-

fried, das können wir nicht

machen, ich habe viele Wurst-, Käse- und Fisch-

brötchen bereitliegen, wenn ich diese nicht heute

verkaufe, kann ich sie morgen wegwerfen. Denn

morgen ist Samstag, anwesend sind dann nur die

Wache, ein Bereitschaftszug und einige Soldaten,

die wegen weiter Heimreise nicht heimfahren

wollen oder können.“ Ich sagte darauf, dann ist

die Sache geklärt, stellte zwei Frauen ab mit

Kehrschaufel und Handbesen, lasse die Eier-

schalen und den Käse zusammenkehren und führe

den Kantinenbetrieb weiter, was auch geschah.

Die Maler der Standortverwaltung hatten sich

am darauf folgenden Montag mit Ausbesserungs-

arbeiten zu beschäftigen. Die Übel- und Attentäter

ließen sich während ihrer gesamten Dienstzeit

nicht mehr in der Kantine blicken.

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Fortsetzung von Seite 15

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Fortsetzung auf Seite 18

Eine fatalistische Betrachtung der europä-

ischen Geschichte.

Oder: Sind wir drauf und dran, die euro-

päische Chance zu vertun?

Es gibt gute Gründe, den Ersten und den Zweiten

Weltkrieg als eine Einheit anzusehen. Viele His-

toriker begreifen das, was Hitler und die Nazis

angerichtet hatten, als einen Revanchekrieg, um

das, was Deutschland in der ersten großen Runde

verloren ging bzw. nicht gelang, doch noch zu

erzwingen. Wenn man diese Sichtweise teilen

möchte, und man muss dabei den Nationalsozialis-

mus und seine Verbrechen absolut nicht relati-

vieren, dann käme dem 28. Juli 1914 die ent-

scheidende Bedeutung zu, als habe das Verhängnis

des 20. Jahrhunderts hier seinen Anfang ge-

nommen.

Ich bezweifle das. Das Verhängnis fing nach

meinem Geschichtsverständnis nicht erst mit dem

Attentat auf den österreichischen Erzherzog Franz

Ferdinand an. Es begann schon viel, viel früher,

eigentlich schon in der Zeit, als Europa sich so

allmählich im frühen Mittelalter herauszubilden

begann. Das antike Rom war zweifellos keine rein

europäische Macht gewesen, und trotzdem war

diese Macht auch ein Vorläufer für eine gewisse

europäische Einheit innerhalb des Imperium

Romanum, obwohl dessen Grenzen nicht das ganze

geografische Europa umfassten und andererseits

viel weiter gezogen waren als um das, was man

später das Abendland nannte. Karl der Große mit

seinen Eroberungen kam einer Vorstufe der euro-

päischen Einheit schon viel näher. Man kann es als

eine Ironie der Geschichte ansehen, dass mit

diesem Frankenreich die Einheit schon relativ

deutlich gelungen war. Aber die Söhne von Ludwig

dem Frommen zerstörten gegen den Willen von

Karl und dessen Nachfolger Ludwig das politisch

von Karl einst geeinte europäische Kernland wieder

durch die Reichsteilung von Verdun im Jahr 843.

Seither war Europa als politische Einheit zerfallen,

es bildeten sich Teil- und Nationalstaaten heraus,

die immer wieder im Streit miteinander lagen und

nicht zur Kenntnis nehmen wollten, dass über die

trennenden politischen Grenzen hinweg eine groß-

artige gemeinsame Kultur aus Religion, Philoso-

phie, Künsten, Wissenschaften und zivilisator-

ischem Fortschritt entstand. Damit hatte Europa

die Welt geprägt, aber zu einem die Politik ver-

ändernden Bewusstsein der europäischen Zusam-

mengehörigkeit reichte das trotzdem nicht. Im

Gegenteil. Der Welt wollten sie die europäische

Zivilisation bringen, aber jeweils nur in der

eigenen, nationalistisch gefärbten Variante:

„bearing the white man’s (= Englishman’s)

burden!“„Am deutschen Wesen sollte die Welt

genesen.“„La supériorité de la civilisation-

française“. Zum Ende des 19. Jahrhunderts war

aus dem von Anfang an zweifelhaften Sendungs-

bewusstsein nur ein aberwitziger, gehässiger

Wettlauf um die noch nicht vergebenen Brocken

der Erde geworden.

Man hat Deutschland wohl zu Recht als die ver-

spätete Nation bezeichnet. Als in Europa die

meisten Nationalstaaten sich herausgebildet

hatten, allen voran Frankreich, Russland und Groß-

britannien, aber auch Staaten wie Spanien,

Schweden oder die Niederlande, war das Heilige

Römische Reich Deutscher Nation selbst um 1800

immer noch ein Konstrukt von Partikularstaaten,

dem die europäischen Mächte und die deutschen

Fürsten seit dem Westfälischen Frieden von 1648

konsequent die Zentralgewalt verweigert hatten,

indem sie die Macht des deutschen Kaisers bis zur

Gegenstandslosigkeit schwächten.

Ein weiteres Kuriosum der Geschichte: Es war

Napoleon, der den Deutschen wieder die Erinner-

ung an ihre Zusammengehörigkeit in den Befrei-

ungskriegen beibrachte. Die Revolution in Frank-

reich, deren Erbe der Diktator-Kaiser der Franzo-

sen geworden war, hatte ein unheilvolles Wesen

hervorgebracht, den Nationalismus und, über-

steigert, den Chauvinismus, der wie ein anstecken-

des Fieber die Europäer erfasste und der mit dem

Imperialismus und dem zwangsläufig damit ver-

bundenen Militarismus den Weg in die Katas-

trophen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

unausweichlich vorbereitete. Der Patriotismus, der

für die Revolutionsheere der Franzosen eine Über-

lebens Notwendigkeit im Kampf gegen die Armeen

der antirevolutionären Aristokraten war, entwik-

kelte sich bis zur Obsession im Laufe des 19. Jahr-

hunderts in allen europäischen Völkern (und,

nebenbei bemerkt, anderswo auch, z. B. in Japan

oder in den USA).

Von Fred Rautenberg

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Fortsetzung auf Seite 19

Auch Deutschland wurde davon erfasst, miss-

trauisch und feindselig beobachtet von den ande-

ren Europäern, als es sich zu einer Industrienation

erhob, als es glaubte, seinen Anspruch auf

Weltgeltung in wenigen Jahrzehnten nachholen zu

müssen, eine Geltung, die bei den Spaniern,

Portugiesen, Franzosen und Engländern über

Jahrhunderte gewachsen war. Bismarck hatte die

Gefahr erkannt und sie durch sein Bündnissystem

einzudämmen gewusst. Wilhelm II. hatte sie nicht

erkannt. Frankreich hatte die Schmach der Nieder-

lage im deutsch-preußisch-französischen Krieg mit

den nachfolgenden Gebietsabtretungen von Elsass-

Lothringen und die Demütigung der deutschen

Reichsgründung 1871 ausgerechnet in Versailles

nicht vergessen. Und als den Briten mit dem Deut-

schen Reich, seiner Wirtschaftsmacht und seiner

Flotten- und Kolonialpolitik ein gefährlicher Rivale

heranwuchs, der die Weltvormachtstellung Groß-

britanniens in Frage stellen konnte, waren alle

Weichen gestellt, in den Krieg hinein, auf dessen

Schlachtfeldern die Blüte der europäischen Jugend

verblutete. In den Krieg, der waffentechnische

Dimensionen annahm, mit denen keiner gerechnet

hatte. In den Krieg, der den Verlust der Welt-

geltung der Europäer einleitete und neue Welt-

mächte hervorbrachte.

Wir Europäer wollten es nicht anders, wir

mussten durch die selbstverschuldete Katastrophe

zweier Vernichtungskriege von globaler Dimension

gehen, mussten diese fürchterlichen Lehrstunden

von 1914 bis 1918 und von 1939 bis 1945 durch-

machen, ehe wir zur Besinnung kamen und uns

endlich auf das Einende, Verbindende besannen.

War das das Ziel der europäischen Geschichte? Die

Einheit Europas erkauft durch fürchterliche Kriege

und Zerstörung? Man fühlt sich an Hegels Philoso-

phie vom Ziel der Geschichte erinnert. Der Welt-

geist geht über Millionen von Leichen, über Aber-

millionen, wenn es sein muss, um zu dem Ziel des

Bewusstsein seiner selbst zu gelangen.

Doch heute? Sind wir uns noch der grauenhaften

Opfer bewusst, die es brauchte, bevor wir Europäer

zur Besinnung kamen? Dient Europa heute diesem

Weltgeist, der letztlich auf Versöhnung, auf

Harmonie, auf friedliche Entwicklung aus ist? Hat

es seine Rolle für die weitere Entwicklung der Welt

wirklich erkannt? Wie lebendig ist nach der

anfänglichen Euphorie der europäische Gedanke

noch in den Völkern unseres Kontinents? Wohin

hat sich die europäische Einheit entwickelt?

Vieles ist hängen geblieben im Regulieren und

„Harmonisieren“ von Alltagsdingen und Triviali-

täten durch eine wuchernde europäische Büro-

kratie. In den entscheidenden, nur gemeinsam zu

lösenden Aufgaben hapert es dagegen. Wo ist eine

in sich schlüssige europäische Außenpolitik? Wo

eine ganz Europa erfassende Umweltpolitik? Wo ist

die wirkungsvolle europäische Verteidigungs-

fähigkeit, die Bekämpfung der länderüber-

greifenden Kriminalität? Wo ist die Überzeug-

ungskraft, ohne schulmeisterlich zu werden, das

Beispiel, das wir Europäer der übrigen Welt geben

könnten, das Beispiel für einen friedlichen Zu-

sammenschluss der Nationen, zu einem friedlichen

Ausgleich der Interessen, zu einem Einstehen für

die hehren Prinzipien unseres Selbstverständnisses

auch in der rauen politischen Alltagspraxis?

Energieversorgung, Regulierung des Finanz-

wesens, Sicherung der gemeinsamen Währung,

staatliches verantwortungsvolles Wirtschaften, die

Förderung eines auch vom Herzen her

empfundenen europäischen Zusammengehörig-

keitsbewusstseins bei den Bürgern Europas ‒ das

wären Aufgaben, denen wir Europäer uns mit aller

Entschlossenheit und auch unter Verzicht auf

nationale Souveränitätsrechte stellen müssten. Im

besten Fall kann ich nur Ansätze dazu sehen. Die

meisten Bewohner Europas haben wohl noch gar

nicht kapiert, welch ungeheuren Gewinn es

bedeuten würde, wenn wir alle Europa als unser

größeres Vaterland begriffen, mit dem Verstand

und mit dem Herzen. Früher konnten die großen

Entfernungen noch als ein Kriterium der Fremdheit

vor einander gelten, heute in der Zeit der Tele-

kommunikation und der Turbomobilität zählt das

nur eingeschränkt, wenn überhaupt noch.

Europa ist immer nur dann zusammengerückt,

wenn es einen gemeinsamen Feind hatte (und

davon gab es etliche, von den Hunnen im Altertum

über die Herausforderung der Mauren, der

Mongolen, der Türken und vieler anderer bis zur

Bedrohung durch die Sowjetmacht). Merkwürdiger-

weise kam die Bedrohung fast immer aus dem

asiatischen Raum. Unter einer solchen Bedrohung

fand Europa die Kraft zur Gegenwehr, militärisch,

aber auch ideell.

Wladimir Putin hat bei der Münchner Sicher-

heitskonferenz von 2007 aufhorchen lassen. Er

nahm sich kein Blatt vor den Mund, um das zu

sagen, was er wirklich über die Probleme der

internationalen Sicherheit und seine Machtan-

sprüche für Russland dachte. Er ließ den Worten

Taten folgen: beim Kaukasuskrieg 2008 z. B. oder

im noch immer andauernden syrischen Bürgerkrieg

und neuerdings auf der Krim und in der Ukraine.

15 000 Gräber auf dem Fort Douaumont

Weltkriegsfriedhof (Frankreich)

Fortsetzung von Seite 17

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Seite 19

Sollen wir am Ende Putin gar dankbar sein dafür,

dass er uns Europäer mit seiner Politik heraus-

fordert, unser Stehvermögen und unseren Zu-

sammenhalt auf die Probe stellt? Und uns daran

erinnert, dass wir nur gemeinsam stark sind?

Wahrscheinlich sind die russischen Daumen-

schrauben noch nicht scharf genug angezogen

worden, um eine solidarische Haltung unter den

Europäern auszulösen. Aber muss es denn immer

erst zu einer wirklich bedrohlichen Heraus-

forderung kommen, sind die vorhandenen

kontinentalen und globalen Herausforderungen

nicht stringent genug, um uns zur Einheit zu

bewegen? Offenbar nicht, obwohl sie dicke

ausreichen müssten. Sollen alle Überzeugungs-

versuche in diesem europäischen Hühnerhof nur in

den Wind gesprochen sein?

Es wäre sehr zu wünschen, dass die Europäer und

besonders wir Deutsche bei den Wahlen zum

Europäischen Parlament am 25. Mai ein Zeichen

setzten, ein Zeichen unserer Entschlossenheit,

unserer Zustimmung zu diesem Europa, zu dieser

unglaublichen Chance für die Gegenwart und für

die Zukunft, indem wir mit einer überwältigenden

Beteiligung zu den Wahlurnen gingen und die

Kandidaten wählten, die sich für das geeinte

Europa einsetzen.

Fortsetzung von Seite 18

Der Erste Weltkrieg

2014 jährt sich der Beginn des Ersten Weltkrieges

zum hundertsten Mal. In dieser „Urkatastrophe

des 20. Jahrhunderts“ mit seinen mörderischen

„Ausblutungsschlachten“ fanden fast 10 Millionen

Soldaten einen grausamen Tod, weitere 20

Millionen wurden verwundet und blieben fürs

Leben an Körper oder Seele gezeichnet. Ganze

Landstriche wurden verwüstet – von Granaten

zerklüftet, durch Giftgas verseucht. Namen wie

Verdun, Ypern, Tannenberg oder die

Somme stehen für ein bis dahin beispielloses

Massensterben, das der damaligen Propaganda

vom „Heldentod“ hohnlacht.

Der Erste Weltkrieg veränderte das Leben der

Menschen, Gesellschaften und Staaten in Europa.

Die gemeinsame Erinnerung an diesen kollektiven

Albtraum, seine Ursachen und Auswirkungen ist

deshalb unverzichtbarer Bestandteil des

europäischen Integrationsprozesses. Trotz

Unterschieden in den nationalen Gedenkkulturen

gilt die grundsätzliche Überzeugung, dass wir

heute mehr sind als eine Zwangsgemeinschaft zur

Lösung aktueller finanz- und wirtschaftspolitischer

Probleme.

Der luxemburgische Premierminister Jean-Claude

Juncker hielt deshalb in seiner Gedenkrede im

Deutschen Bundestag anlässlich des

Volkstrauertages 2008 Skeptikern entgegen:

„Wer an Europa zweifelt, wer an Europa

verzweifelt, der sollte Soldatenfriedhöfe besuchen!

Nirgendwo besser, nirgendwo eindringlicher,

nirgendwo bewegender ist zu spüren, was das

europäische Gegeneinander an Schlimmstem

bewirken kann.“

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Seite 21

Fortsetzung auf Seite 22

Protokoll der KFG-

Jahreshauptversammlung am

14.03.2014

Anwesende: lt. Anwesenheitsliste, Beginn: 19.00

Uhr

TOP1: Begrüßung durch 2. Vorsitzenden

Christian Herbig

• stellt fest, dass ordentlich eingeladen wurde;

• begrüßt Bürgermeister Eberhard Streit

• Grußwort des Bürgermeisters:

• entschuldigt 1. Vorsitzenden Gerhard Höhn;

• Rückblick der vergangenen 2 Jahre des DOKZ

•TOP2: Ehrungen

• Totenehrungen mit Schweigeminute für Oberst-

leutnant d.Res. Zollmann und Brigadegeneral a.D.

Tousaint

• Ehrungen der alten Kassenprüfer Mamfred Sell

und Gerd Hein

TOP3: Genehmigung des Protokolls für 2013

• Abgelichtet im Kurier

• keine Einwände und genehmigt

TOP4: Bericht des 1. Vorsitzenden

• Überarbeitete Satzung ist genehmigt und beim

Registergericht eingetragen.

Rückblicke :

• Museumsfest vom 11.05.-12.05.2013

• Jahresausflug 2013

• Vortrag des „General Defence Plan“ in

Schweinfurt

• Kriegsgräbersammlung unter Leitung von

Siegfried Diemer

• Volkstrauertag

• Mitgliederversammlung und Kameradschafts-

abend im Nov. 2013

• Mitgliederentwicklung lt. Statistik

• Anzahl der Besucher im DOKZ in 2013

Vorhaben 2014:

• Museumsfest am 10.05.2014 ab 10.00 Uhr

• Jahresausflug nach Bad Frankenhausen am

24.07.2014

• Kriegsgräbersammlung an Allerheiligen

• Volkstrauertag

• Kameradschaftsabend im November

Danksagungen der Vorstandschaft an:

• Stadt Mellrichstadt

• TrübPlK Wildflecken

• BWDLZ Hammelburg

• Firmen: Reich, Förster, Weihrauch, Streck-Bräu;

• Unterstützende Mitglieder

TOP5: Bericht der Schatzmeisterin

Anfangsbestand: 17.574,94€

Endbestand: 15.680,64 €

Einnahmen:

Mitgliedsbeiträge, Chronikverkauf, Spenden,

Zinsen, sonstige Einnahmen, Bierstüberl

Ausgaben:

Retouren Mitgliedsbeiträge, Kontogebühr,

Teeküche (Bierstüberl), sonstige Ausgaben

lt. Aufstellung im Anhang

TOP6: Bericht der Kassenprüfer

lt. Bericht im Anhang

TOP7: Aussprache

Zustimmung der Anwesenden

TOP 8: Entlastung der Vorstandschaft

Die Vorstandschaft wurde einstimmig entlastet

-PAUSE-

TOP9: Neuwahl der Vorstandschaft

Wahlleiter: Udo Straub

• Feststellung der Anzahl der Stimmberechtigten

(24 stimmberechtigte Mitglieder)

• Wahl per Handzeichen

Wahlvorschläge Vorstandschaft:

• Vorsitzender OLT a.D. Gerhard Höhn

• Vorsitzender Major d. Res. Christian Herbig

Schriftführer und Betreuer Internetseite SU d.

Res. Markus Budde

Schatzmeisterin Frau Brigitte Rommel

Abstimmung:

• Vorsitzender: Gerhard Höhn > einstimmig

• 2. Vorsitzender: Christian Herbig > einstimmig

• Schriftführer und Betreuer Internetseite:

Markus Budde > einstimmig

• Schatzmeisterin: Brigitte Rommel > einstimmig

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Wahlvorschläge Beisitzer:

• Vertreter Stadt Mellrichstadt

BGM Eberhard Streit

• Presse und Öffentlichkeitsarbeit

Herr Fred Rautenberg

• Redaktion Kurier

OSF a.D. Udo Straub

• Sprecher der Pensionäre:

H a.D. Karl Naumann

• Verbindungsoffizier zu PzGrenBtl 391

SF Stefan Blatt

• Traditionsräume der Kompanien

M d. Res. Georg Smolorz

• Museum/Traditionsräume

SF a.D. Siegbert Diemer

• Museum/Verwaltung Fundus

HG d. Res. Werner Kraus

• Museum/Traditionsräume

SF a.D. Wilfried Kahle

• Objektmanager (Hausmeister)

SU d. Res. René Fischer

Abstimmung:

Blockwahl: einstimmig

Wahlvorschläge Kassenprüfer:

OG d. Res. Lucas Amberg

OF Philipp Leeb

Abstimmung:

Lucas Ambergeinstimmig

Philipp Leeb einstimmig

TOP10: Anträge und Anregungen

• E. Völkl:

RK Fulda besucht Tag der offenen Tür der

Marineflieger Interessenten können sich

anschließen.

• U. Straub:

Wünscht Belebung des Kuriers durch neue und alte

Geschichten.

• Schlägt Schulung für Museumsführer vor.

• K. Sell:

Bietet Vortrag über seinen letzten Einsatz an.

• S. Diemer:

Appelliert an die anwesenden Mitglieder sich als

Hilfspersonal für das DOKZ zu melden.

• E. Völkl:

Will Bericht der Baufirma Sturm über den Bau der

Kaserne besorgen

• K. Sell:

Anregung die Beschilderung zum Museum zu

ändern/verbessern (Schilder an der B19 sowie

Schild vor der Kaserne)

Ende der Versammlung um 21.05 Uhr

Anlagen:

•Anwesenheitsliste

•Jahresabschluss per 31.12.2013

•Bericht der Kassenprüfer

•Wahlvorschläge des Vorstandes

•Einzelne Erklärungen zur Vorstandswahl

Protokollführer Versammlungsleiter

Lucas Amberg Christian Herbig

Fortsetzung von Seite 21

Mitgliedsanträge

unter

Vorhaben der Pensionäre

Uffz-Korps 352

im Kalenderjahr 2014

09.07.2014 – Grillnachmittag

14.12.2014 - Jahresabschlussessen

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Seite 23

Aktueller Mitgliederstand des

KFG e. V. zum 01.05.2014

Mitglieder der KFG Gesamt

272

davon aktive Soldaten 77

davon Soldaten a. D. 44

davon Soldaten d. R. 81

davon Beamte/ Angestellte 3

davon ehemalige Beamte/ Angestellte 5

davon zivile Personen 60

davon jur. Personen öffentl. Rechts 2

männlich 250

weiblich 20

Alle bisherigen Ausgaben des

Kuriers auch als PDF-Datei

erhältlich.

Wir begrüßen als neue

Mitglieder

in unserem Verein:

Bitte werbt weitere Mitglieder !

Bertog, Klaus Gundelfingen

Dietz, Gabriele Mellrichstadt

Hasch Wolfgang Bobenheim

Stricker Jens Wächtersbach

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Stammtisch

im Gasthaus „Goldenes Roß“

in Mellrichstadt

Am zweiten Mittwoch im Monat haben wir

unseren Stammtisch.

Mittwoch, 09.07.2014 ab 17:30 Uhr

Mittwoch, 13.08.2014 ab 17:30 Uhr

Mittwoch, 10.09.2014 ab 17:30 Uhr

Mittwoch, 08.10.2014 ab 17:30 Uhr

Mittwoch, 12.11.2014 ab 17:30 Uhr

Mittwoch, 10.12.2014 ab 17:30 Uhr

Seite 24

Impressum

Herausgeber:

Kameradschafts und Freundeskreis der

Garnison Mellrichstadt e.V. (KFG)

Gerhard Höhn, 1. Vorsitzender

Ignaz -Reder -Straße 26

97638 Mellrichstadt

Tel.: 09776 – 5840

Beiträge, soweit nicht besonders

gekennzeichnet:

Mit freundlicher Genehmigung der

Redaktion des Rhön- und Streuboten

Redaktion, Bearbeitung und Gestaltung:

Fred Rautenberg, Udo Straub

Titelbild:

Eröffnung der Sonderausstellung 1. Weltkrieg

Unser „runder“ Geburtstagskalender 2014

Kontaktadresse und Telefonnummer

über KFG - Schriftführer

Name Vorname

wird am

… alt Datum

Rommel Brigitte 65 08.01.

Postler Konrad 65 03.03.

Gerber Alfred 65 21.06.

Olf Wolfgang 65 08.08.

Meyer Dirk 65 20.08.

Straub Udo 65 10.11.

Studen Karl-Heinz 70 31.03.

Wegerich Klaus 70 29.04.

Wüchner Albert 70 21.07.

Beck Barbara 70 19.09.

Studen Margret 70 13.12.

Liegmann Horst 75 25.04.

Müller Walter 75 28.06.

Bucher Ulrich 75 04.09.

Habeth Kar-Heinz 75 08.11.

Seufert Hermann 80 14.06.

Eizenhöfer Linus 80 15.11.

Dietrich Alfred 80 21.11.

Adressaufkleber