Jane Austen - Reclam Verlag · Jane Austen Verstand und Gefühl Roman Aus dem Englischen übersetzt...

25
Jane Austen Verstand und Gefühl

Transcript of Jane Austen - Reclam Verlag · Jane Austen Verstand und Gefühl Roman Aus dem Englischen übersetzt...

Page 1: Jane Austen - Reclam Verlag · Jane Austen Verstand und Gefühl Roman Aus dem Englischen übersetzt von Ursula und Christian Grawe Nachwort und Anmerkungen von Christian Grawe Reclam

Jane AustenVerstand und Gefühl

Page 2: Jane Austen - Reclam Verlag · Jane Austen Verstand und Gefühl Roman Aus dem Englischen übersetzt von Ursula und Christian Grawe Nachwort und Anmerkungen von Christian Grawe Reclam
Page 3: Jane Austen - Reclam Verlag · Jane Austen Verstand und Gefühl Roman Aus dem Englischen übersetzt von Ursula und Christian Grawe Nachwort und Anmerkungen von Christian Grawe Reclam

Jane Austen

Verstand undGefühl

Roman

Aus dem Englischen übersetzt von

Ursula und Christian Grawe

Nachwort und Anmerkungen

von Christian Grawe

Reclam

Page 4: Jane Austen - Reclam Verlag · Jane Austen Verstand und Gefühl Roman Aus dem Englischen übersetzt von Ursula und Christian Grawe Nachwort und Anmerkungen von Christian Grawe Reclam

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

33

Austen, Verstand und Gefühl29.6.18 V:/020409_Austen_Verstand_und_Gefuehl/4_Herstellung/4_1_Innenteil/4_1_2_Nachaufla-gen/2180163_Titelei_20409.pod Seite 4

Englischer Originaltitel:Sense and Sensibility

RECLAM TASCHENBUCH Nr. 204091981, 2016 Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG,Siemensstraße 32, 71254 DitzingenUmschlaggestaltung: Anja Grimm Gestaltung,unter Verwendung des Farbkupferstichs »Tulipe cultivée (Variété)«von Langlois nach Pierre-Joseph Redouté (1759–1840). akg-imagesDruck und Bindung: Canon Deutschland Business Services GmbH,Siemensstraße 32, 71254 DitzingenPrinted in Germany 2018RECLAM ist eine eingetragene Markeder Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, StuttgartISBN 978-3-15-020409-2

Auch als E-Book erhältlich

www.reclam.de

Page 5: Jane Austen - Reclam Verlag · Jane Austen Verstand und Gefühl Roman Aus dem Englischen übersetzt von Ursula und Christian Grawe Nachwort und Anmerkungen von Christian Grawe Reclam

5

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

33

Austen, Verstand und Gefühl3.6.15 V:/030047_Austen_Die sechs Romane/4_Herstellung/4_1_Innenteil/4_1_2_Nachauflagen/

Kapitel 1

Die Familie Dashwood war seit langem in Sussex ansässig.Ihr Besitz war ausgedehnt, und ihr Herrenhaus lag in Nor-land Park, im Zentrum ihrer Ländereien, wo sie viele Ge-nerationen lang auf so achtbare Weise gelebt hatten, dasssie bei den Bekannten in der Umgebung allgemein in ho-hem Ansehen standen. Der vorherige Eigentümer des Be-sitzes war ein Junggeselle, der ein sehr hohes Alter erreichtund in seiner Schwester viele Jahre lang eine ständigeGefährtin und Haushälterin gehabt hatte. Aber ihr Tod,der zehn Jahre vor seinem eigenen eintrat, brachte großeVeränderungen in seinem Haus mit sich, denn um ihrenVerlust zu ersetzen, lud er die Familie seines Neffen Mr.Henry Dashwood ein, des gesetzlichen Erben von Norland,dem er den Besitz ohnehin vermachen wollte, in seinemHaus zu leben. In der Gesellschaft seines Neffen und sei-ner Nichte und ihrer Kinder verbrachte der alte Herr seineTage in großer Behaglichkeit. Alle wuchsen sie ihm mehrund mehr ans Herz. Die ständige Sorge von Mr. und Mrs.Henry Dashwood um sein Wohlergehen, die nicht bloßemEigennutz, sondern echter Herzensgüte entsprang, ge-währte ihm all die Bequemlichkeit, die er in seinem Alterbrauchte, und die Ausgelassenheit der Kinder gab seinemLeben einen zusätzlichen Reiz.

Aus einer früheren Ehe hatte Mr. Henry Dashwood ei-nen Sohn, von seiner jetzigen Gemahlin drei Töchter. DerSohn, ein zuverlässiger, angesehener junger Mann, war

Page 6: Jane Austen - Reclam Verlag · Jane Austen Verstand und Gefühl Roman Aus dem Englischen übersetzt von Ursula und Christian Grawe Nachwort und Anmerkungen von Christian Grawe Reclam

Austen, Verstand und Gefühl3.6.15 V:/030047_Austen_Die sechs Romane/4_Herstellung/4_1_Innenteil/4_1_2_Nachauflagen/

6

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

33

durch das beträchtliche Vermögen seiner Mutter, das beiseiner Volljährigkeit zur Hälfte in seinen Besitz gekommenwar, großzügig versorgt. Durch seine eigene Heirat, diekurz darauf stattfand, vergrößerte er sein Vermögen nochweiter. Die Nachfolge auf Norland war also für ihn nicht sounbedingt wichtig wie für seine Schwestern, denn ihr Ver-mögen würde ohne das, was ihnen durch den Anspruch ih-res Vaters auf den Besitz zufallen würde, nur gering sein.Ihre Mutter hatte nichts, und ihr Vater nur siebentausendPfund zu seiner eigenen Verfügung, denn die restlicheHälfte des Vermögens seiner ersten Frau sollte ebenfalls anihren Sohn übergehen, und er verfügte darüber nur zu sei-nen Lebzeiten.

Der alte Herr starb, sein Testament wurde eröffnet undgab wie fast alle Testamente ebenso Anlass zu Enttäu-schung wie zu Freude. Er war weder so ungerecht noch soundankbar, seinem Neffen den Besitz vorzuenthalten, aberer vermachte ihn ihm unter Bedingungen, die das Erbe zurHälfte wieder entwerteten. Mr. Dashwood war daran mehrum seiner Frau und seiner Töchter willen als seinet- undseines Sohnes wegen gelegen gewesen, aber eben an diesenSohn und dessen Sohn, ein Kind von vier Jahren, ging derBesitz über, und zwar so, dass der Vater keine Möglichkeithatte, durch eine finanzielle Belastung des Grundbesitzesoder durch den Verkauf seines wertvollen Holzbestandesfür die zu sorgen, die ihm am nächsten standen und dieseine Fürsorge am dringlichsten brauchten. Alles sollte ei-nes Tages diesem Kind zugutekommen, das bei den gele-gentlichen Besuchen mit seinem Vater und seiner Mutterdurch Reize, die bei zwei- oder dreijährigen Kinderndurchaus nicht ungewöhnlich sind, wie eine kindliche Aus-sprache, den unbeirrbaren Wunsch, seinen Willen durch-zusetzen, viele ausgelassene Streiche und eine Menge

Page 7: Jane Austen - Reclam Verlag · Jane Austen Verstand und Gefühl Roman Aus dem Englischen übersetzt von Ursula und Christian Grawe Nachwort und Anmerkungen von Christian Grawe Reclam

7

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

33

Austen, Verstand und Gefühl3.6.15 V:/030047_Austen_Die sechs Romane/4_Herstellung/4_1_Innenteil/4_1_2_Nachauflagen/

Krach, die Zuneigung seines Großonkels so weit gewonnenhatte, dass all die Fürsorge, die dieser jahrelang von seinerNichte und ihren Töchtern empfangen hatte, sie nicht auf-wogen. Er hatte allerdings nicht die Absicht, lieblos zusein, und als Beweis seiner Zuneigung zu den drei Mäd-chen hinterließ er jeder eintausend Pfund.

Mr. Dashwoods Enttäuschung war zuerst empfindlich.Aber er war von Natur heiter und optimistisch und hatteallen Grund zu der Hoffnung, noch viele Jahre zu lebenund durch sparsames Wirtschaften eine erhebliche Summeaus dem Ertrag eines Besitzes beiseitezulegen, der ohnehinschon ergiebig war und fast von heute auf morgen nochertragreicher gemacht werden konnte. Aber der Reichtum,der so lange auf sich hatte warten lassen, sollte ihm nurein Jahr lang zugutekommen. Länger überlebte er seinenOnkel nicht, und zehntausend Pfund, einschließlich derSumme an die Mädchen, war alles, was für seine Witweund seine Töchter übrig blieb.

Sobald sein Gesundheitszustand erkannt war, wurdesein Sohn gerufen, und mit all der Überzeugungskraft undEindringlichkeit, die er bei seiner Krankheit aufbringenkonnte, legte ihm Mr. Dashwood die Sorge um seine Stief-mutter und seine Schwestern ans Herz.

Mr. John Dashwood ließ sich nicht so von Gefühlen lei-ten wie der Rest der Familie. Aber ein solcher Wunsch zueiner solchen Zeit verfehlte seine Wirkung auf ihn nicht,und er versprach, alles in seiner Macht Stehende zu tun,um ihnen das Leben zu erleichtern. Sein Vater fühlte sichdurch diese Versicherung von einer Last befreit, und Mr.John Dashwood hatte nun Muße, darüber nachzudenken,wie weit er bei aller Vorsicht in seiner Hilfsbereitschaft ge-hen konnte.

Er hatte keinen schlechten Charakter, es sei denn, man

Page 8: Jane Austen - Reclam Verlag · Jane Austen Verstand und Gefühl Roman Aus dem Englischen übersetzt von Ursula und Christian Grawe Nachwort und Anmerkungen von Christian Grawe Reclam

Austen, Verstand und Gefühl3.6.15 V:/030047_Austen_Die sechs Romane/4_Herstellung/4_1_Innenteil/4_1_2_Nachauflagen/

8

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

33

hielte eine gewisse Gefühlskälte und einen gewissen Egois-mus für einen Mangel an Charakter, aber er war im Allge-meinen recht angesehen, denn er ließ es bei der Erfüllungseiner alltäglichen Pflichten an Anstand nicht fehlen. Hätteer eine liebenswürdigere Frau geheiratet, hätte er sich viel-leicht zu einem noch angeseheneren, hätte er sich viel-leicht sogar zu einem liebenswürdigen Menschen entwi-ckelt, denn er war noch sehr jung, als er heiratete, undhing sehr an seiner Frau. Aber Mrs. John Dashwood wareine ausgesprochene Karikatur seiner selbst: nur noch eng-stirniger und egoistischer.

Als er seinem Vater sein Versprechen gab, dachte erdaran, das Vermögen seiner Schwestern durch ein Ge-schenk von je eintausend Pfund zu vergrößern. Er glaubtedamals selbst, es über sich bringen zu können. Die Aus-sicht auf viertausend Pfund pro Jahr zusätzlich zu seinemgegenwärtigen Einkommen, dazu die restliche Hälfte ausdem Vermögen seiner Mutter, erwärmte ihm das Herz undgab ihm das Gefühl, er könne sich Großzügigkeit leisten.Ja, er würde ihnen dreitausend Pfund geben, das wäre ge-nerös und nobel! Es wäre genug, um sie aller Sorgen zuentheben. Dreitausend Pfund! Er könnte eine so erheblicheSumme ohne große Einschränkungen entbehren. Er dachteden ganzen Tag und noch viele weitere Tage darüber nachund bereute nichts.

Kaum war das Begräbnis seines Vaters vorüber, als Mrs.John Dashwood, ohne ihre Schwiegermutter vorher vonihrer Absicht in Kenntnis zu setzen, mit ihrem Kind undihrem Personal eintraf. Niemand konnte ihr das Recht zukommen streitig machen; das Haus gehörte unmittelbarmit dem Tod seines Vaters ihrem Mann. Die Ungehörig-keit ihres Benehmens wurde außerordentlich stark emp-funden und wäre für jede Frau in Mrs. Dashwoods Lage,

Page 9: Jane Austen - Reclam Verlag · Jane Austen Verstand und Gefühl Roman Aus dem Englischen übersetzt von Ursula und Christian Grawe Nachwort und Anmerkungen von Christian Grawe Reclam

9

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

33

Austen, Verstand und Gefühl3.6.15 V:/030047_Austen_Die sechs Romane/4_Herstellung/4_1_Innenteil/4_1_2_Nachauflagen/

die auch nur ein Fünkchen Zartgefühl gehabt hätte, äu-ßerst unangenehm gewesen. Aber sie selbst besaß ein soausgeprägtes Ehrgefühl, eine so romantische Großzügig-keit, dass eine derartige Beleidigung, gleichgültig, wer sieverursachte oder wem sie zugefügt wurde, sie mit unüber-windlicher Abscheu erfüllte. Mrs. John Dashwood war beider Familie ihres Mannes nie sehr beliebt gewesen. Abersie hatte bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Gelegen-heit gehabt, ihnen zu zeigen, mit wie wenig Rücksicht aufdas Wohlergehen anderer sie handeln konnte, wenn dieUmstände es erforderten.

So empfindlich traf Mrs. Dashwood dieses unfreundli-che Verhalten und so gründlich verachtete sie ihre Schwie-gertochter dafür, dass sie bei ihrer Ankunft auf der Stelleausgezogen wäre, wenn das Zureden ihrer ältesten Tochtersie nicht veranlasst hätte, erst noch einmal über die Rich-tigkeit ihrer Abreise nachzudenken, und wenn ihre eigenezärtliche Liebe für alle drei Kinder sie anschließend nichtbewogen hätte, zu bleiben und um ihretwillen den Bruchmit ihrem Stiefsohn zu vermeiden.

Elinor, die älteste Tochter, deren Rat befolgt wurde, be-saß einen so klaren Verstand und ein so nüchternes Ur-teilsvermögen, die sie trotz ihrer neunzehn Jahre zur Rat-geberin ihrer Mutter machten und es ihr häufig erlaubten,zum Vorteil aller, der Impulsivität von Mrs. Dashwoodentgegenzuwirken, die sonst zu vorschnellem Handeln ge-führt hätte. Sie war ein hochherziger Mensch, liebevollvon Natur, mit starken Empfindungen, aber sie wusste sichzu beherrschen – eine Kunst, die ihre Mutter noch lernenmusste und die eine ihrer Schwestern entschlossen war,sich niemals beibringen zu lassen.

Mariannes Fähigkeiten standen denen Elinors keines-wegs nach. Sie war gefühlvoll und gescheit, aber in allem

Page 10: Jane Austen - Reclam Verlag · Jane Austen Verstand und Gefühl Roman Aus dem Englischen übersetzt von Ursula und Christian Grawe Nachwort und Anmerkungen von Christian Grawe Reclam

Austen, Verstand und Gefühl3.6.15 V:/030047_Austen_Die sechs Romane/4_Herstellung/4_1_Innenteil/4_1_2_Nachauflagen/

10

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

33

überspannt. Ihr Schmerz und ihre Freude kannten keinMaß. Sie war großzügig, liebenswürdig, interessant, siewar alles – außer besonnen. Die Ähnlichkeit zwischen ihrund ihrer Mutter war auffallend groß.

Elinor betrachtete das Übermaß von Empfindsamkeitbei ihrer Schwester mit Sorge. Aber von Mrs. Dashwoodwurde es geschätzt und ermutigt. Die beiden bestärktensich nun gegenseitig in ihrem heftigen Schmerz. Der gren-zenlose Jammer, der sie zuerst überwältigt hatte, wurdeneu belebt, absichtlich erneuert, wurde immer wieder auf-gerührt. Sie gaben sich ihrem Kummer völlig hin, suchtenihr Elend durch jedes Thema zu steigern, das sich dazu an-bot, und waren entschlossen, auch in Zukunft für keinenTrost empfänglich zu sein. Auch Elinor litt sehr, aber siekonnte sich wehren, sie konnte sich überwinden. Sie konn-te Beratungen mit ihrem Bruder führen, ihre Schwägerinbei ihrer Ankunft empfangen und mit der nötigen Auf-merksamkeit behandeln, ihre Mutter zu ähnlicher Selbst-überwindung aufrütteln und zu ähnlicher Nachsicht er-muntern.

Margaret, die dritte Schwester, war ein gutmütiges,zugängliches Mädchen. Aber da bereits eine Menge vonMariannes Schwärmerei auf sie abgefärbt hatte, ohne dasssie deren Einsicht besaß, waren mit dreizehn ihre Aussich-ten, es später im Leben mit ihren Schwestern aufnehmenzu können, gering.

Page 11: Jane Austen - Reclam Verlag · Jane Austen Verstand und Gefühl Roman Aus dem Englischen übersetzt von Ursula und Christian Grawe Nachwort und Anmerkungen von Christian Grawe Reclam

11

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

33

Austen, Verstand und Gefühl3.6.15 V:/030047_Austen_Die sechs Romane/4_Herstellung/4_1_Innenteil/4_1_2_Nachauflagen/

Kapitel 2

Mrs. John Dashwood ließ sich nun als Hausherrin in Nor-land nieder, und ihre Schwiegermutter und Schwägerinnenwurden zu bloßen Besuchern herabgesetzt. Als solche wur-den sie von ihr allerdings mit reservierter Höflichkeit undvon ihrem Mann mit so viel Wohlwollen behandelt, wie erfür Menschen außer sich selbst, seiner Frau und seinemKind aufzubringen vermochte. Er drang sogar mit einergewissen Ehrlichkeit in sie, Norland als ihr Zuhause zu be-trachten, und da sich Mrs. Dashwood keine bessere Mög-lichkeit bot, als zu bleiben, bis sie ein Haus in der Nach-barschaft gefunden hatte, wurde seine Einladung ange-nommen.

Weiter an einem Ort zu leben, wo alles sie an früheresGlück erinnerte, war genau das, was sie in ihrer Gemütsver-fassung brauchte. An heiteren Tagen strahlte niemand soviel Heiterkeit aus wie sie oder war in solchem Maße von je-ner unerschütterlichen Glückserwartung erfüllt, die schondas Glück selbst bedeutet. Aber im Schmerz ließ sie sichebenso von ihrer Einbildungskraft hinreißen und war fürTrost so unzugänglich, wie sie im Glück unbeirrbar war.

Mrs. John Dashwood billigte ganz und gar nicht, wasihr Mann für seine Schwestern zu tun beabsichtigte. DasVermögen ihres lieben kleinen Jungen um dreitausendPfund zu schmälern, würde ihn auf den trostlosesten Gradvon Armut reduzieren! Sie drang in ihren Mann, sich dieSache noch einmal zu überlegen. Wie konnte er es vor sichselbst verantworten, sein Kind, und noch dazu sein einzi-ges Kind, einer solchen riesigen Summe zu berauben? Undwelchen Anspruch an seine Großzügigkeit auf eine so gro-ße Summe hatten denn die Miss Dashwood überhaupt, diedoch nur seine Stiefschwestern waren, was sie als Ver-

Page 12: Jane Austen - Reclam Verlag · Jane Austen Verstand und Gefühl Roman Aus dem Englischen übersetzt von Ursula und Christian Grawe Nachwort und Anmerkungen von Christian Grawe Reclam

Austen, Verstand und Gefühl3.6.15 V:/030047_Austen_Die sechs Romane/4_Herstellung/4_1_Innenteil/4_1_2_Nachauflagen/

12

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

33

wandtschaftsbeziehung gar nicht gelten ließ? Alle Weltwusste doch, dass von Anhänglichkeit zwischen den Kin-dern eines Mannes aus verschiedenen Ehen keine Redesein konnte, und warum wollte er sich und ihren armenkleinen Harry ruinieren und all sein Geld an seine Stief-schwestern verschenken?

»Es war meines Vaters letzter Wunsch an mich«, erwi-derte ihr Mann, »dass ich seiner Witwe und seinen Töch-tern beistehe.«

»Er wusste doch gar nicht, was er sagt. Zehn zu eins, erwar zu der Zeit gar nicht mehr zurechnungsfähig. Wäre erbei Sinnen gewesen, dann wäre er gar nicht darauf gekom-men, dir zuzumuten, das halbe Vermögen deines eigenenKindes zu verschenken.«

»Er hat auf keiner bestimmten Summe bestanden, mei-ne liebe Fanny, er hat mich nur ganz allgemein gebeten,ihnen beizustehen und ihnen das Leben angenehmer zumachen, als er es vermochte. Vielleicht hätte er die Ange-legenheit lieber ganz und gar mir überlassen sollen. Erkonnte sich ja denken, dass ich sie nicht zu kurz kommenlassen würde. Aber da er auf dem Versprechen bestand,konnte ich es ihm schlecht abschlagen – jedenfalls schienes mir damals so. Nun ist das Versprechen einmal gegebenund muss gehalten werden. Es muss etwas für sie getanwerden, wenn sie Norland einmal verlassen und sich in ei-nem neuen Haus einrichten sollten.«

»Also gut, dann soll eben etwas für sie getan werden,aber dieses Etwas braucht doch keine dreitausend Pfund zusein. Bedenke doch«, fügte sie hinzu, »wenn man sich ersteinmal von dem Geld getrennt hat, ist es ein für allemalverloren. Deine Schwestern werden heiraten, und dann bistdu es für immer los. Wenn man es allerdings unserem ar-men kleinen Jungen wieder zukommen lassen könnte …«

Page 13: Jane Austen - Reclam Verlag · Jane Austen Verstand und Gefühl Roman Aus dem Englischen übersetzt von Ursula und Christian Grawe Nachwort und Anmerkungen von Christian Grawe Reclam

13

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

33

Austen, Verstand und Gefühl3.6.15 V:/030047_Austen_Die sechs Romane/4_Herstellung/4_1_Innenteil/4_1_2_Nachauflagen/

»Allerdings«, sagte ihr Mann sehr nachdenklich, »dannsähe die Sache ganz anders aus. Vielleicht kommt einmalder Zeitpunkt, wo Harry es bedauert, dass wir uns von ei-ner so großen Summe getrennt haben. Sollte er zum Bei-spiel eine zahlreiche Familie haben, dann wäre dieses Geldeine sehr willkommene Ergänzung.«

»Allerdings.«»Vielleicht wäre es dann für alle Beteiligten besser,

wenn man die Summe um die Hälfte verringerte. Fünf-hundert Pfund wären ein beträchtlicher Zuwachs ihresVermögens.«

»Oh, über alle Maßen! Welcher Bruder würde auch nurhalb so viel für seine Schwestern tun, selbst wenn sie seinerichtigen Schwestern wären! Und wie die Dinge liegen –nur Stiefschwestern! Aber du bist von Natur so großzügig.«

»Ich möchte auf keinen Fall kleinlich sein«, entgegneteer. »Man tut bei solchen Gelegenheiten lieber zu viel alszu wenig. Wenigstens kann niemand behaupten, ich hättenicht genug für sie getan. Sogar sie selbst können kaummehr erwarten.«

»Was sie erwarten, das weiß man nie«, sagte die Ge-mahlin, »aber über ihre Erwartungen brauchen wir unsnicht den Kopf zu zerbrechen. Die Frage ist, was du erübri-gen kannst.«

»Natürlich, und ich glaube, ich kann fünfhundertPfund für jede erübrigen. Wie die Dinge liegen, wird jedeohne meine Unterstützung beim Tod ihrer Mutter mehrals dreitausend Pfund haben – ein sehr anständiges Vermö-gen für eine junge Frau.«

»Allerdings, und wenn ich es recht bedenke, dann findeich, dass sie deine Unterstützung gar nicht brauchen. Siebesitzen gemeinsam zehntausend Pfund. Wenn sie heira-ten, machen sie bestimmt eine gute Partie, und wenn nicht,

Page 14: Jane Austen - Reclam Verlag · Jane Austen Verstand und Gefühl Roman Aus dem Englischen übersetzt von Ursula und Christian Grawe Nachwort und Anmerkungen von Christian Grawe Reclam

Austen, Verstand und Gefühl3.6.15 V:/030047_Austen_Die sechs Romane/4_Herstellung/4_1_Innenteil/4_1_2_Nachauflagen/

14

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

33

dann können sie alle zusammen sehr anständig von denZinsen ihrer zehntausend Pfund leben.«

»Eigentlich hast du recht, und deshalb weiß ich nicht,ob es alles in allem nicht ratsamer wäre, etwas für dieMutter zu ihren Lebzeiten statt für die Mädchen zu tun –ich denke an so etwas wie eine Leibrente. Das käme mei-nen Schwestern genauso zugute wie ihr selbst. Mit ein-hundert Pfund pro Jahr hätten sie ein ausgesprochen an-ständiges Auskommen.«

Seine Frau zögerte jedoch ein wenig, diesem Plan ihreZustimmung zu geben.

»Allerdings«, sagte sie, »ist das besser, als sich auf ein-mal von fünfzehnhundert Pfund zu trennen. Aber was,wenn Mrs. Dashwood noch fünfzehn Jahre lebt, dann sindwir ganz und gar die Dummen.«

»Fünfzehn Jahre! Meine liebe Fanny, ihr Leben kanndoch höchstens halb so lange dauern.«

»Sicher, aber achte einmal darauf: Leute leben immerewig, wenn es darum geht, ihnen eine Leibrente zu zahlen.Und sie ist sehr robust und gesund und noch keine vierzig.Eine Leibrente ist eine ernste Angelegenheit, sie will Jahrfür Jahr gezahlt sein, und man wird sie nie wieder los. Duahnst ja nicht, worauf du dich da einlässt. Ich habe eineMenge Ärger mit Leibrenten erlebt, denn für meine Mut-ter war die im Testament meines Vaters festgelegte Zah-lung an drei alte, arbeitsunfähige Diener ein wahrer Klotzam Bein, und du kannst dir gar nicht vorstellen, wie lästigihr das war. Zweimal im Jahr mussten die Leibrenten ge-zahlt werden, und dann wusste man nicht, wie man ihnendas Geld zukommen lassen sollte, und dann war angeblicheiner gestorben, und hinterher stellte sich heraus, dass esgar nicht stimmte. Meine Mutter war die Sache gründlichleid. Bei diesen ständigen Forderungen, sagte sie, war sie

Page 15: Jane Austen - Reclam Verlag · Jane Austen Verstand und Gefühl Roman Aus dem Englischen übersetzt von Ursula und Christian Grawe Nachwort und Anmerkungen von Christian Grawe Reclam

15

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

33

Austen, Verstand und Gefühl3.6.15 V:/030047_Austen_Die sechs Romane/4_Herstellung/4_1_Innenteil/4_1_2_Nachauflagen/

nicht Herr über ihr eigenes Geld. Und es war um so rück-sichtsloser von meinem Vater, als das Geld meiner Muttersonst ausschließlich zur Verfügung gestanden hätte, ohneirgendwelche Einschränkungen. Ich habe seitdem einensolchen Horror vor Leibrenten, dass ich mich um nichts inder Welt auf eine solche Zahlung festnageln lassen würde.«

»Es ist zweifellos eine unangenehme Sache«, erwiderteMr. Dashwood, »sein jährliches Einkommen auf diese Wei-se zu belasten. Wie deine Mutter ganz richtig sagt, ist mannicht Herr über sein eigenes Vermögen. Zur regelmäßigenZahlung einer solchen Summe verpflichtet zu sein, an je-dem Zahltag, ist nicht gerade wünschenswert. Es raubteinem die Unabhängigkeit.«

»Zweifellos, und man erntet noch nicht einmal Dankdafür. Sie haben ausgesorgt, du hast ja nur deine Pflichtgetan, und von Dankbarkeit kann keine Rede sein. Wennich du wäre, würde ich mir bei allem, was ich täte, völligeHandlungsfreiheit bewahren. Ich würde mich nicht darauffestlegen, ihnen jährlich etwas zukommen zu lassen. Esmögen Jahre kommen, wo uns die Ausgabe von hundert, jasogar fünfzig Pfund von unserem eigenen Geld sehr unge-legen kommt.«

»Ich glaube, du hast recht, mein Schatz. Es ist wohlbesser, wenn von einer Leibrente gar nicht die Rede ist.Wenn ich ihnen von Zeit zu Zeit etwas gebe, kommt ihnendas mehr zugute als eine jährliche Rente, denn ihr Lebens-stil würde nur aufwendiger werden, wenn sie sich auf eingrößeres Einkommen verlassen könnten, und am Ende desJahres wären sie keinen Pfennig reicher. Das ist auf jedenFall die beste Lösung. Hin und wieder ein Geschenk vonfünfzig Pfund wird sie, glaube ich, vor allen Geldsorgenbewahren und das Versprechen meinem Vater gegenübervoll und ganz erfüllen.«

Page 16: Jane Austen - Reclam Verlag · Jane Austen Verstand und Gefühl Roman Aus dem Englischen übersetzt von Ursula und Christian Grawe Nachwort und Anmerkungen von Christian Grawe Reclam

Austen, Verstand und Gefühl3.6.15 V:/030047_Austen_Die sechs Romane/4_Herstellung/4_1_Innenteil/4_1_2_Nachauflagen/

16

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

33

»Allerdings. Ja, um die Wahrheit zu gestehen, ich bininnerlich davon überzeugt, dass dein Vater gar nicht darangedacht hat, dass du ihnen überhaupt Geld gibst. Die Un-terstützung, die er im Sinn hatte, bezog sich bestimmt nurauf das, was im Rahmen des Vernünftigen von dir erwartetwerden kann. Zum Beispiel, sich nach einem kleinen Hausfür sie umzusehen, ihnen beim Umzug zu helfen und Fischund Wild und so weiter als Geschenk zu schicken, wannimmer sie verfügbar sind. Ich lege meine Hand dafür insFeuer, dass er weiter nichts im Sinn hatte, ja, es wäre sehrmerkwürdig und unvernünftig, wenn es anders wäre. Be-denke doch nur, mein lieber Mr. Dashwood, wie überausanständig deine Stiefmutter und ihre Töchter von den Zin-sen der siebentausend Pfund leben können, abgesehen vonden eintausend Pfund der einzelnen Mädchen, die ihnen jefünfzig Pfund pro Jahr einbringen und wovon sie ihrerMutter natürlich den Unterhalt bezahlen. Alles in allemhaben sie gemeinsam fünfhundert Pfund pro Jahr, undwozu um alles in der Welt brauchen vier Frauen mehr? Siehaben doch keine Ausgaben. Ihr Lebensunterhalt ist nichtder Rede wert. Sie haben keine Kutsche, keine Pferde undkaum Personal; sie haben keine gesellschaftlichen Ver-pflichtungen und können deshalb keinerlei Ausgaben ha-ben. Denk doch nur, wie anständig sie leben können! Fünf-hundert pro Jahr! Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie sieauch nur die Hälfte davon ausgeben wollen. Und was denZuschuss von dir angeht, so ist der Gedanke daran absurd.Viel eher könnten sie dir etwas abgeben.«

»Tatsächlich«, sagte Mr. Dashwood, »ich glaube, duhast völlig recht. Mein Vater hatte mit seinem Wunsch be-stimmt nichts anderes im Sinn, als du sagst. Mir ist es jetztvöllig klar, und ich werde meine Verpflichtungen Punktfür Punkt erfüllen, indem ich ihnen mit hilfreichen und

Page 17: Jane Austen - Reclam Verlag · Jane Austen Verstand und Gefühl Roman Aus dem Englischen übersetzt von Ursula und Christian Grawe Nachwort und Anmerkungen von Christian Grawe Reclam

17

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

33

Austen, Verstand und Gefühl3.6.15 V:/030047_Austen_Die sechs Romane/4_Herstellung/4_1_Innenteil/4_1_2_Nachauflagen/

freundlichen Gesten, wie du sie beschrieben hast, unter dieArme greife. Wenn meine Mutter umzieht, will ich ihr, so-weit ich kann, bereitwillig zur Seite stehen. Vielleicht istdann auch das eine oder andere Möbelstück als Geschenkangebracht.«

»Natürlich«, entgegnete Mrs. John Dashwood. »Aberwie auch immer, eins darf man nicht vergessen. Als deinVater und deine Mutter nach Norland zogen, wurden zwardie Möbel von Stanhill verkauft, aber das ganze Geschirr,Silber und die ganze Tisch- und Bettwäsche wurden be-halten, und nun hat sie deine Mutter geerbt. Ihr Hauswird deshalb fast vollständig eingerichtet sein, sobald sieeinzieht.«

»Das ist zweifellos ein wesentlicher Gesichtspunkt.Eine wahrhaft wertvolle Erbschaft! Und einiges von demSilber wäre eine sehr erfreuliche Ergänzung unserer eige-nen Sammlung hier gewesen.«

»Ja, und das Frühstücksgeschirr ist zweimal so hübschwie das, was in dieses Haus gehört. Meiner Meinung nachbei weitem zu hübsch für die Häuser, die sie sich je werdenleisten können. Aber wie auch immer, so ist es nun einmal.Dein Vater hat nur an sie gedacht. Und eins muss ich nochbetonen: Du brauchst ihm weder besonders dankbar zusein noch auf seine Wünsche Rücksicht zu nehmen, dennwir wissen genau, wenn er gekonnt hätte, hätte er fastalles, was er hatte, ihnen hinterlassen.«

Dieses Argument war unwiderlegbar. Es gab seinen Ab-sichten die Entschlossenheit, die ihnen bisher noch gefehlthatte, und er war schließlich überzeugt, dass es völlig un-nötig, wenn nicht höchst ungehörig war, der Witwe undden Kindern seines Vaters mehr zu helfen als durch solcheGesten nachbarlichen Wohlwollens, wie seine eigene Frausie angedeutet hatte.

Page 18: Jane Austen - Reclam Verlag · Jane Austen Verstand und Gefühl Roman Aus dem Englischen übersetzt von Ursula und Christian Grawe Nachwort und Anmerkungen von Christian Grawe Reclam

Austen, Verstand und Gefühl3.6.15 V:/030047_Austen_Die sechs Romane/4_Herstellung/4_1_Innenteil/4_1_2_Nachauflagen/

18

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

33

Kapitel 3

Mrs. Dashwood blieb noch einige Monate in Norland, abernicht weil sie sich gescheut hätte, auszuziehen, als der An-blick all der bekannten Winkel nicht länger die heftige Ge-mütsbewegung hervorrief wie vorher, denn als sie sich vonihrer Niedergeschlagenheit zu erholen begann und in derLage war, sich mit etwas anderem zu beschäftigen, als ihrLeid durch melancholische Erinnerungen zu verschlim-mern, war ihr durchaus daran gelegen, auszuziehen, undsie war unermüdlich in der Suche nach einer geeignetenUnterkunft in der Nähe von Norland, denn sich von demgeliebten Fleckchen zu entfernen, war ihr unmöglich. Abersie hörte von nichts Geeignetem, das ihren Vorstellungenvon Bequemlichkeit und Behagen angemessen schien undzugleich der Umsicht ihrer ältesten Tochter entsprach,nach deren nüchternem Urteil einige Häuser, die ihreMutter gebilligt hätte, als zu groß für ihr Einkommenausschieden.

Mrs. Dashwood war von ihrem Mann über das feier-liche Versprechen seines Sohnes zu ihren Gunsten infor-miert worden, das der Trost seiner letzten irdischen Über-legungen gewesen war. Sie bezweifelte die Ehrlichkeitseiner Zusicherung genauso wenig wie er selbst, und derGedanke daran erfüllte sie um ihrer Töchter willen mitGenugtuung, obwohl sie selbst überzeugt war, dass sie miteiner viel kleineren Summe als siebentausend Pfund ihrgroßzügiges Auskommen gehabt hätte. Es freute sie auchfür ihren Stiefsohn und für seine eigene freigebige Gesin-nung, und sie machte sich Vorwürfe, dass sie ihn bisherverkannt, indem sie ihm Großzügigkeit abgesprochen hat-te. Seine Fürsorglichkeit gegenüber ihr selbst und seinenSchwestern überzeugte sie, dass ihm ihr Wohlergehen am

Page 19: Jane Austen - Reclam Verlag · Jane Austen Verstand und Gefühl Roman Aus dem Englischen übersetzt von Ursula und Christian Grawe Nachwort und Anmerkungen von Christian Grawe Reclam

19

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

33

Austen, Verstand und Gefühl3.6.15 V:/030047_Austen_Die sechs Romane/4_Herstellung/4_1_Innenteil/4_1_2_Nachauflagen/

Herzen lag, und lange Zeit verließ sie sich fest auf dieHochherzigkeit seiner Absichten.

Die Verachtung, die sie beinahe von Anfang an für ihreSchwiegertochter empfunden hatte, wurde durch die grö-ßere Vertrautheit mit ihrem Charakter, die ein halbjährigerAufenthalt in ihrer Familie bot, nur noch verstärkt, undvielleicht wäre es den beiden Damen trotz aller Zurückhal-tung, die Mrs. Dashwood sich aus Höflichkeit und mütter-licher Zuneigung auferlegte, unmöglich gewesen, so langeunter einem Dach zu wohnen, wäre nicht ein besondererUmstand eingetreten, der ihr einen längeren Aufenthaltihrer Töchter in Norland noch wünschenswerter erschei-nen ließ.

Dieser Umstand war eine wachsende Neigung zwischenihrer ältesten Tochter und Mrs. John Dashwoods Bruder,einem wohlerzogenen und angenehmen jungen Mann,dessen Bekanntschaft sie bald nach dem Einzug seinerSchwester in Norland machten und der seitdem den größ-ten Teil seiner Zeit dort verbracht hatte.

Manche Mütter hätten die enge Beziehung vielleichtaus eigennützigen Überlegungen ermutigt, denn EdwardFerrars war der älteste Sohn eines Mannes, der sehr reichgestorben war, und manche hätten sie vielleicht aus Be-sonnenheit unterbunden, denn abgesehen von einer unbe-deutenden Summe hing sein ganzes Vermögen von derWillkür seiner Mutter ab. Aber Mrs. Dashwood war vonbeiden Überlegungen gleichermaßen unbeeinflusst. Es ge-nügte ihr, dass er liebenswürdig erschien, dass er ihre Toch-ter liebte und dass Elinor seine Zuneigung erwiderte. Eswidersprach allen ihren Grundsätzen, dass unterschiedlicheVermögensverhältnisse zwei Menschen auseinanderhaltensollten, die sich durch ähnliche Anlagen zueinander hinge-zogen fühlten; und dass jemand, der Elinor kannte, ihre

Page 20: Jane Austen - Reclam Verlag · Jane Austen Verstand und Gefühl Roman Aus dem Englischen übersetzt von Ursula und Christian Grawe Nachwort und Anmerkungen von Christian Grawe Reclam

Austen, Verstand und Gefühl3.6.15 V:/030047_Austen_Die sechs Romane/4_Herstellung/4_1_Innenteil/4_1_2_Nachauflagen/

20

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

33

Vorzüge nicht zu würdigen wüsste, ging über ihre Vor-stellung.

Edward Ferrars empfahl sich ihrer guten Meinungdurch keine besonderen Reize in seinem Äußeren oderseinen Umgangsformen. Er war nicht hübsch, und manmusste schon mit ihm vertraut sein, um sein Benehmenansprechend zu finden. Er war zu schüchtern, etwas aussich zu machen. Aber wenn er seine angeborene Schüch-ternheit überwunden hatte, verriet sein Benehmen ein of-fenes, liebevolles Herz. Er besaß natürliche Intelligenz, diedurch seine solide Erziehung ausgebildet worden war, aberweder seine Fähigkeiten noch seine Anlagen entsprachenden Wünschen seiner Mutter oder Schwester, die densehnlichen Wunsch hatten, ihn sich auszeichnen zu sehenals … als was, wussten sie eigentlich auch nicht. Sie woll-ten, dass er auf irgendeine Weise eine gute Figur in derWelt machte. Seine Mutter hatte den Wunsch, ihn für Po-litik zu interessieren, ihn im Parlament zu sehen oder ihnmit einigen der großen Männer seiner Zeit in Verbindungzu bringen. Mrs. John Dashwood hatte den gleichenWunsch, aber so lange, bis diese hochgesteckten Ziele er-reicht waren, hätte es ihrem Ehrgeiz genügt, ihn in einerKutsche fahren zu sehen. Aber Edward hatte keinen Sinnfür große Männer oder Kutschen. Alle seine Wünscherichteten sich auf häusliche Behaglichkeit und die Unge-störtheit eines privaten Lebens. Zum Glück hatte er einenjüngeren Bruder, der vielversprechender war.

Edward hatte schon einige Wochen in ihrem Haus ver-bracht, bevor er Mrs. Dashwood überhaupt auffiel, dennsie war zu der Zeit so von ihrer Trauer in Anspruch ge-nommen, dass sie ihre Umwelt kaum zur Kenntnis nahm.Sie sah nur, dass er still und unaufdringlich war, und dasmachte ihn ihr sympathisch. Er störte sie in ihrer unglück-

Page 21: Jane Austen - Reclam Verlag · Jane Austen Verstand und Gefühl Roman Aus dem Englischen übersetzt von Ursula und Christian Grawe Nachwort und Anmerkungen von Christian Grawe Reclam

21

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

33

Austen, Verstand und Gefühl3.6.15 V:/030047_Austen_Die sechs Romane/4_Herstellung/4_1_Innenteil/4_1_2_Nachauflagen/

lichen Verfassung nicht durch Unterhaltungen zur falschenZeit. Sie wurde zum ersten Mal durch eine Bemerkung, dieElinor eines Tages zufällig über den Unterschied zwischenihm und seiner Schwester machte, veranlasst, ihm Auf-merksamkeit und weitere Anerkennung zu schenken. Eswar ein Gegensatz, der ihm Mrs. Dashwoods ungeteilteSympathie gewann.

»Das genügt«, sagte sie. »Zu sagen, dass er anders istals Fanny, genügt. Darin allein liegt schon genug Liebens-wertes. Ich liebe ihn schon jetzt.«

»Ich glaube, du wirst ihn mögen«, sagte Elinor, »wenndu ihn besser kennst.«

»Ihn mögen!«, erwiderte ihre Mutter mit einem Lä-cheln. »Ich kenne keine Sympathieregung, die nicht denNamen Liebe verdiente.«

»Du kannst ihn doch schätzen.«»Ich habe nie verstanden, worin der Unterschied zwi-

schen schätzen und lieben besteht.«Mrs. Dashwood gab sich nun alle Mühe, ihn kennenzu-

lernen. Sie hatte ein entgegenkommendes Wesen und lock-te ihn bald aus seiner Reserve. Sie erkannte seine gutenSeiten schnell. Vielleicht schärfte ihre Gewissheit, dass Eli-nor ihn mochte, ihren Blick, doch war sie wirklich von sei-nem Wert überzeugt, und selbst seine ruhige Art, die ihrenfesten Vorstellungen, wie ein junger Mann aufzutretenhatte, völlig widersprach, schien ihr nicht länger uninteres-sant, als sie wusste, dass er ein zärtliches Herz und ein lie-bevolles Wesen besaß.

Kaum nahm sie das kleinste Zeichen von Liebe in sei-nem Verhältnis zu Elinor wahr, da hielt sie eine ernsthafteVerbindung zwischen den beiden auch schon für sicherund freute sich auf die unmittelbar bevorstehende Hoch-zeit.

Page 22: Jane Austen - Reclam Verlag · Jane Austen Verstand und Gefühl Roman Aus dem Englischen übersetzt von Ursula und Christian Grawe Nachwort und Anmerkungen von Christian Grawe Reclam

Austen, Verstand und Gefühl3.6.15 V:/030047_Austen_Die sechs Romane/4_Herstellung/4_1_Innenteil/4_1_2_Nachauflagen/

22

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

33

»In wenigen Monaten, meine liebe Marianne«, sagtesie, »wird Elinor in aller Wahrscheinlichkeit ein für allemalversorgt sein. Wir werden sie vermissen, aber sie wirdglücklich sein.«

»Oh, Mama, was sollen wir ohne sie machen?«»Mein Schatz, von Trennung kann gar keine Rede sein.

Wir leben ein paar Meilen voneinander entfernt und sehenuns jeden Tag. Du wirst dabei einen Bruder gewinnen, ei-nen wirklichen, liebevollen Bruder. Ich halte große Stückeauf Edwards Charakter. Aber du machst ein ernstes Ge-sicht, Marianne, billigst du die Wahl deiner Schwesternicht?«

»Ich bin vielleicht«, sagte Marianne, »ein bisschenüberrascht davon. Edward ist sehr liebenswürdig, und ichliebe ihn zärtlich. Und trotzdem … er ist nicht der Typ vonjungem Mann … etwas fehlt ihm … seiner Erscheinungfehlt das gewisse Etwas. Er hat nicht den Charme, den ichvon einem Mann erwarten würde, der meine Schwesterernsthaft fesseln soll. Seinen Augen fehlt der Geist, dasFeuer, die gleichzeitig Tugend und Intelligenz verraten,und darüber hinaus fürchte ich, Mama, hat er keinen wirk-lichen Geschmack. Musik scheint ihn kaum zu interessie-ren, und obwohl er Elinors Zeichnungen sehr bewundert,liegt darin nicht die Bewunderung eines Menschen, der ih-ren Wert zu schätzen weiß. Er ist häufig bei ihr, währendsie zeichnet, und doch ist deutlich, dass er in Wirklichkeitvon der Sache nichts versteht. Er bewundert als Liebhaber,nicht als Kenner. Für meinen Geschmack muss beides ver-einigt sein. Ich könnte mit einem Mann nicht glücklichwerden, dessen Geschmack nicht in allen Punkten mit mei-nem eigenen übereinstimmt. Er muss alle meine Gefühleteilen; die gleichen Bücher, die gleiche Musik muss unsbeide bezaubern. O Mama, was für eine temperamentlose,

Page 23: Jane Austen - Reclam Verlag · Jane Austen Verstand und Gefühl Roman Aus dem Englischen übersetzt von Ursula und Christian Grawe Nachwort und Anmerkungen von Christian Grawe Reclam

23

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

33

Austen, Verstand und Gefühl3.6.15 V:/030047_Austen_Die sechs Romane/4_Herstellung/4_1_Innenteil/4_1_2_Nachauflagen/

was für eine langweilige Art Edward gestern beim Vorle-sen hatte! Ich hatte richtiges Mitleid mit meiner Schwes-ter. Aber sie trug es mit so viel Fassung. Es schien ihrkaum aufzufallen. Ich konnte nur mit Mühe stillsitzen.Diese wunderbaren Zeilen, an denen ich mich oft regel-recht berauscht habe, mit so viel unerschütterlicher Ruhevorgetragen zu hören, mit solch entsetzlicher Gleichgültig-keit …«

»Er wäre sicher einem schlichten, eleganten Prosastückgerechter geworden, aber du wolltest ihm unbedingtCowper1 geben.«

»Also, Mama, wenn ihn nicht einmal Cowper anregt!Aber über Geschmack soll man nicht streiten. Elinor emp-findet nicht so wie ich, und deshalb kann sie darüber hin-wegsehen und mit ihm glücklich sein. Aber wenn ich ihnliebte, hätte es mir das Herz gebrochen, ihn mit so wenigÜberschwang lesen zu hören. Mama, je mehr ich die Weltkennenlerne, desto überzeugter bin ich, dass ich nie einenMann treffen werde, den ich wirklich lieben kann. Ich er-warte so viel! Er muss all die Tugenden Edwards haben,und sein Äußeres und seine Umgangsformen müssen sei-ner menschlichen Haltung die nötige Anmut verleihen.«

»Bedenke, mein Schatz, dass du noch nicht siebzehnbist. Es ist noch zu früh im Leben, um die Hoffnung aufsolch Glück aufzugeben. Warum solltest du weniger vomGlück begünstigt sein als deine Mutter? Nur in einer Hin-sicht, liebe Marianne, soll dein Schicksal sich von ihremunterscheiden.«

Page 24: Jane Austen - Reclam Verlag · Jane Austen Verstand und Gefühl Roman Aus dem Englischen übersetzt von Ursula und Christian Grawe Nachwort und Anmerkungen von Christian Grawe Reclam

Austen, Verstand und Gefühl3.6.15 V:/030047_Austen_Die sechs Romane/4_Herstellung/4_1_Innenteil/4_1_2_Nachauflagen/

24

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

33

Kapitel 4

»Wie schade, Elinor«, sagte Marianne, »dass Edward kei-nen Sinn fürs Zeichnen hat.«

»Keinen Sinn fürs Zeichnen«, entgegnete Elinor. »Wiekommst du darauf? Er zeichnet zwar nicht selbst, aber erbetrachtet die Bilder anderer mit großem Vergnügen, unddu kannst mir glauben, dass es ihm keinesfalls an natürli-chem Geschmack dafür fehlt, obwohl er keine Gelegenheithatte, ihn auszubilden. Hätte er sich je damit beschäftigt,dann hätte er, glaube ich, recht gut gezeichnet. Er miss-traut seinem eigenen Urteil in solchen Fragen so sehr, dasser sich immer scheut, seine Meinung über irgendein Bildabzugeben. Aber er besitzt eine natürliche Sicherheit undSchlichtheit des Geschmacks, die ihn im Allgemeinen aufden richtigen Weg führt.«

Marianne wollte ihre Schwester nicht verletzen undsagte weiter nichts zu dem Thema. Aber die Art von Bei-fall, die Elinor zufolge die Bilder anderer in ihm hervorrie-fen, hatte nichts mit dem schwärmerischen Entzücken zutun, das ihrer Meinung nach allein den Namen Geschmackverdiente. Doch obwohl sie innerlich über den Irrtum lä-cheln musste, rechnete sie ihrer Schwester die blinde Zu-neigung zu Edward, die für diesen Irrtum verantwortlichwar, hoch an.

»Du findest hoffentlich nicht, Marianne«, fuhr Elinorfort, »dass es ihm grundsätzlich an Geschmack fehlt. Ja, ei-gentlich kann das doch nicht sein, denn dein Verhalten ihmgegenüber ist geradezu herzlich, und wenn das wirklichdeine Meinung wäre, dann wärst du sicher nicht so entge-genkommend zu ihm.«

Marianne wusste kaum, was sie sagen sollte. Sie wolltedie Gefühle ihrer Schwester auf keinen Fall verletzen, und

Page 25: Jane Austen - Reclam Verlag · Jane Austen Verstand und Gefühl Roman Aus dem Englischen übersetzt von Ursula und Christian Grawe Nachwort und Anmerkungen von Christian Grawe Reclam

25

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

33

Austen, Verstand und Gefühl3.6.15 V:/030047_Austen_Die sechs Romane/4_Herstellung/4_1_Innenteil/4_1_2_Nachauflagen/

doch war es ihr unmöglich zu sagen, was sie nicht glaubte.Schließlich antwortete sie:

»Nimm es mir nicht übel, Elinor, wenn mein Lobliedauf ihn deiner Einsicht von seinem Wert nicht in jederHinsicht entspricht. Ich hatte nicht so viele Gelegenheiten,seine verborgenen Geistesgaben, seine Neigungen undVorlieben so schätzen zu lernen wie du. Aber ich habe eineaußerordentlich hohe Meinung von seiner Güte und seinerEinsicht. Ich halte ihn für ausgesprochen schätzenswertund liebenswürdig.«

»Mit einem solchen Lob«, sagte Elinor mit einem Lä-cheln, »wären bestimmt auch seine besten Freunde nichtunzufrieden. Ich sehe nicht, wie du dich verständnisvollerausdrücken könntest.«

Marianne war von Herzen froh, ihre Schwester soleicht zufriedenstellen zu können.

»An seiner Einsicht und seiner Güte«, fuhr Elinor fort,»kann, glaube ich, niemand zweifeln, der oft genug Gele-genheit hatte, sich zwanglos mit ihm zu unterhalten. Seinehohe Intelligenz und seine Grundsätze bleiben höchstenshinter der Schüchternheit verborgen, die ihn viel zu oftschweigen lässt. Du kennst ihn gut genug, um seinem in-neren Wert gerecht werden zu können. Aber seine verbor-genen Geistesgaben, wie du sie nennst, sind dir aus be-stimmten Gründen eher unbekannt geblieben als mir. Erund ich haben uns oft die Zeit miteinander vertrieben,während du und unsere Mutter gemeinsam in Schwärme-reien versunken waren. Ich habe viel Zeit mit ihm ver-bracht, habe seine Einstellung eingehend kennengelerntund mir seine Meinungen über Fragen der Literatur unddes Geschmacks angehört. Und alles in allem wage ich zubehaupten, dass er gut informiert ist, außerordentlich gro-ßes Gefallen an Büchern findet, eine lebhafte Fantasie, eine