J.C.K. Hofmann (1852). «Ueber Die Entstehungszeit Des Buches Henoch». ZDMG 6, 87-91.

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87 Noüzcn, Correspondenzen und Verniischles. lieber die EntstehuDgszeit des Buches Henoch. \ on Dr. J. Chr. K. Hoflnann. Im zu ermitteln, wann das Bucb Henoch entstanden sei, wird man am besten thun , von der immer doch fragliche* Scheidung urs|irünglicber und oingeschohener Bestandtheile desselben zunächst l'mgang zu nehmen, und vor allem diejenigen Abschnitte zu befragen , welche ihre Abfassungszeit am un¬ zweideutigsten zu erkennen geben , so dass man dann ersl zusieht, ob andere Theile aus einer frühem Zeit stammen müssen. Wir richten also unser Augenmerk zuvörderst auf die Abschnitte, in welchen die angebliche Weissagung zur Darstellung des weltgeschichtlichen N'erlaufs wird. Kine solche Darstellung ist zweimal gegeben , das eine Mul in der an Methuschclach gerichteten Rede c. 71 if. als Erzählung eines Ge¬ sichts vun dem Gange der Weltgeschichte , das andere Mul in der an die ganze Nachkommenschaft Henoch's gerichteten Rede c. 92 fS. als Weissagung von der WeltzeiL In jenem Gesichte bewegt sich der ganze Verlauf von da an, wo Israel von seiuem Gotte und sein Gott desshalb von ihm lässt, bis dahin, wo ihm Gott wieder aushilft und das Gericht an seinen Feinden vollführt, um die siebenzig Hirten, von denen es 88 , 94 heisst, dass Gott sie bestrill habe, über sein Volk zu walten , und su Viele aus der Zuhl desselhen zu tödten, als er ihnen zu tödten befehlen werde: wobei aber Gott \orhersiebt, duss sie ihrer eine grössere Zahl nacb Willkür tödten werden, duher er Buch und Rechnung darüber führen heisst, um seiner Zeit RechenschuD von ihnen zu fordern. Scbon die Aufgabe , welche diesen Hirten gegeben ist. lässt nicbt daran denken, dass einheimische Fürsten des israelitischen Volkes unter ihnen begrilfen seyn sollten. Aber die einheimische Geschichte des selben ist ja auch bereits bis dahin verfolgt, wo Gott sein von den Pro¬ pheten vergebens gewarntes Volk und das Haus seiner Wohnung aufgiebt und preisgiebt, ehe des Auftrags uu jene Siebenzig gedacht wird. Ks sind ihrer siebenzig nach der bekanntlich aus Gen. c. 10 entnommenen Zahl der siebenzig Völker, und mit jenem Auftrage beginnt dio bis znm Gerichte währende Heidenzeit, von welcher es Sach. 1, 15 heisst: nsHI OJJÖ T1BS)5 Diese Heidunzuit zerfällt nun in drei Zeiträume, den der H7 oder 35, den der 23 und den der IV' Hirten, In den ersten gehört die später zu be

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estudios sobre el desarrollo de la literatura henóquica

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87

Noüzcn, Correspondenzen und Verniischles.

lieber die EntstehuDgszeit des Buches Henoch.

\ on

Dr. J. Chr. K. Hoflnann.

Im zu ermitteln, wann das Bucb Henoch entstanden sei, wird man am

besten thun , von der immer doch fragliche* Scheidung urs|irünglicber und

oingeschohener Bestandtheile desselben zunächst l'mgang zu nehmen, und vor

allem diejenigen Abschnitte zu befragen , welche ihre Abfassungszeit am un¬

zweideutigsten zu erkennen geben , so dass man dann ersl zusieht, ob andereTheile aus einer frühem Zeit stammen müssen.

Wir richten also unser Augenmerk zuvörderst auf die Abschnitte, in

welchen die angebliche Weissagung zur Darstellung des weltgeschichtlichenN'erlaufs wird. Kine solche Darstellung ist zweimal gegeben , das eine Mul

in der an Methuschclach gerichteten Rede c. 71 if. als Erzählung eines Ge¬

sichts vun dem Gange der Weltgeschichte , das andere Mul in der an die

ganze Nachkommenschaft Henoch's gerichteten Rede c. 92 fS. als Weissagungvon der WeltzeiL

In jenem Gesichte bewegt sich der ganze Verlauf von da an, wo Israelvon seiuem Gotte und sein Gott desshalb von ihm lässt, bis dahin, wo

ihm Gott wieder aushilft und das Gericht an seinen Feinden vollführt, um

die siebenzig Hirten, von denen es 88 , 94 heisst, dass Gott sie bestrillhabe, über sein Volk zu walten , und su Viele aus der Zuhl desselhen zu

tödten, als er ihnen zu tödten befehlen werde: wobei aber Gott \orhersiebt,duss sie ihrer eine grössere Zahl nacb Willkür tödten werden, duher er

Buch und Rechnung darüber führen heisst, um seiner Zeit RechenschuD von

ihnen zu fordern. Scbon die Aufgabe , welche diesen Hirten gegeben ist.lässt nicbt daran denken, dass einheimische Fürsten des israelitischen Volkes

unter ihnen begrilfen seyn sollten. Aber die einheimische Geschichte des

selben ist ja auch bereits bis dahin verfolgt, wo Gott sein von den Pro¬

pheten vergebens gewarntes Volk und das Haus seiner Wohnung aufgiebt und

preisgiebt, ehe des Auftrags uu jene Siebenzig gedacht wird. Ks sind ihrersiebenzig nach der bekanntlich aus Gen. c. 10 entnommenen Zahl der siebenzig

Völker, und mit jenem Auftrage beginnt dio bis znm Gerichte währende

Heidenzeit, von welcher es Sach. 1, 15 heisst: nsHI OJJÖ T1BS)5

Diese Heidunzuit zerfällt nun in drei Zeiträume, den der H7 oder 35,

den der 23 und den der IV' Hirten, In den ersten gehört die später zu be

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88 Hofmann, über die EnUlehungszeil des Uuehes Henoch.

spreclieiide zwüirslündige Herrschaft einer ungenannten Zuhl von Hirten , undnacb derselben die Wiederherstellung des jüdischen Gemeinwesens und dea

Tempels zu Jerusalem unter steter Fortdauer des verderblichen Thuns derHirten. Am Ende des zweiten Zeitraums ist die Schafheerde des jüdischen

Volkes in einem Zustande, wie ihn Ezechiel beschreibt, wo er sein Gesieht

von dem Feld voll Todtengebeinc erzäblt : da ist nicht Fleisch , noch Haut,

neck Sehne, sondern blosies Gebein, welches am Boden liegt. Im drittenZeitraum werden Lämmer geboren von den weissen Schafen , welche deu

Scbafen gütlich zusprechen, aber taube Ohren linden, bis endlich an einemder Schafe ein Horn des Heils hervorkoaint und den übrigen die Augen auf¬

geben. Die Rinder gesellen sicb zu ibnen und zu dem Träger jenes Horns,das wilde Gethier aber streitet wider ibn und wider die ins Hciligthum ge¬

flüchteten Sebafe , bis Gott der Herr mit dem Sehrecken seiner Macht erseheint

und seinen Scbafen aushilft nnd ihnen die Gewalt giebt, das Gericht an ihren

Feinden zu vollziehen. Da werden dann die siebenzig Hirten gerichtet undin den feurigen Abgrund geworfen.

Nur von dem zweiten dieser drei Zeiträume wird die Dauer angegeben,indem es 89, 7 von des 23 Hirten heisst, dass sie 53 Zeiten füllen. Man

könnte meinen, diess seyen die Zeiten der 35 und der 33 Hirten, aber nachdem Wortlaute der Stelle gehören sie nur den letzteren. Sollten sich nun

vielleicbt diese 58 Zeiten berechnen lassen? Sie endigen mit einem Zustande

des jüdischen Volkes, welcher dem zur Zeit Ezecbiel's gleicht, alsu nicht

etwa mit der Drangsal, welche Antiochus Epiphanes über dasselbe verhängt

hat, sondern mit der zweiten Vernichtung des jüdischen Gemeinwesens. Vom

Jahre 70 n. Chr. rückwärts wallen die 58 Zeiten berechnet scyn. Nun giebt

es dreierlei Zeiteinheiten in der jüdischen Zeitrechnung: Jahre, Sabbathperio-den, Jobelperioden. Jahre sind zu kurz, Jobelperioden zu laug. Rechneuwir Sabbatbperioden , so führen uns deren 58 von 70 n. Chr. an rückwärtsin das Jabr 336 v. Chr. , also in den Regierungsanfang des macedonischen

Alexander. Es bedarf keiner Erinnerung, dass der Uebergang der Weltherr¬

schaft vom Morgenland in das Abendland eine zureichende Veranlassung abgab,

an dieser Stelle die erste Hälfte der Heidenzeit enden, die zweite anfangenzu lassen. Jeder von beiden Hälften, oder, mit anderen Worten, den ersten

zwei und den letzten zwei danielischen Weltreichen, sind 35 Hirten zuge¬

wiesen. Denn dass 89, 1 die Zahl 37 nicht richtig seyn kann, wird doch

wohl durch die beiden folgenden Zablen 23 nnd 12, welche die Zabl 70

voll machen sollen, ausser Zweifel gesetzt. Eine Zählung geschichtlich nach¬weisbarer einzelner Machthaber liegt bei keiner dieser Zahlen zu Grunde,sondern die Zabl 70 ist zuerst in zwei Hälften geschieden , und dann die

zweite Hälfle, damit die runde Zahl 12 für die rückständige Zeit übrig bleibe,in zwei Drittheile nnd ein Drittheil auseinandergelegt.

Ist unsere Auffassung des Gesichts von dem Verlaufe der WeltgeschichtebegrSndet, so hat dasselbe die Zentümng des jüdischen Oemeinweaens durcb

die R5aer, womit der zweite Zeitranm der Reidenzeit zu Ende geht, zu seinerVoraussetzung. Das Gleiche gilt rdr die Weissagung von der Weltzeit. Zehn

Weltwoehen zXMt Henoch. Wie er die Weltwoebea rechnet, erhellt unzwei¬

deutig daraus , dass er 92, 4 von der ersten sagt , er sey am siebenten Tkge

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Uiifmann , über die Entstelmngszeit des Uuehes Henoch. §9

derselben geboren. Nun ist über Henoch dem hebräischen Texte von Gen. C. S

zurolge im J. 822 d. \V. geboren. Der Verfasser rechnet also eine Welt¬

woche 7.U sieben Tagen vun je hundert Jabren. l'nd dazu stimmt auch alles

Folgende. Nach dem Ende der zweiten Woche, also nach 1400, wird dieWelt für das Gericht der grossen Floth reif, und wird dieses Gericht über

sie verhängt. Gegen das Ende der dritten, nämlich 2083, geschieht Abram's

Berufung, gegen das Ende der vierten, nämlich 2729, die sinaitisebe Ge¬

setzgebung, gegen dus Ende der fünften, nämlich 3208, der salomonische

Tempelbau. Von der sechsten Woche heisst es, dass die in ibr Lebendender Finsterniss und dem \ ergessen der Weisheit anheimfallen werden , aber

auch, dass Er, der rechte Mann, in ihr erstehen ^wird. Dass unler diesem

Manne nicht etwa Elia, sondern Jesus zu vcrstebcA-ist , erhellt aus dem, was

auf das Ende dieser Woche geweissagt ist, dass dann der Tempel verbrannt

und das Volk Gottes zerstreut wird. Die Zerstörung des Tempels durchNebukadnezar fiele ja in den Anfang der sechsten Woche, die durch Titusfällt dicht binter das Ende derselben, in das Jahr 4273. Endlicb die sie¬

bente Woche bringt das verkehrte Geschlecht, welches zum Gerichte reift,und das Gericht selbst.

Auch hier ist also zu seben , dass der Verfasser nach der römischen

Zerstörung Jerusalem's geschrieben hat. Die Richtigkeit unserer Berechnung

der Weltwochen crbält übrigens eine Bestätigung durch die Uebereinstimmung

der Stundenrecbnung des Verfassers mit derselben. Wir haben oben derHirten gedacht, welche vur der Wiederherstellung des jüdischen Gemein-weseus durch .Serubbahel zwölf Stunden gewaltet haben. Ohue Willkür zu

üben , kann man diese Stunden nur im Einklänge mit den Tagen der Wclt-

wuchenrechnung verstehen. Ein sulcher Tag ist ein Jahrhundert. Stunden

aber hat der Tag zufolge C. 71, 18 — 42, also zufolge eines Bestandtheils

desselben Abschnittes , achtzehn an der Zahl , so dass zwölf Stunden zwei

Drittheile eines Tages ausmachen. Rechnet man uun den Tag der Weltzeit

zu hundert Jahren, so sind zwölf Stunden desselben gleicb 66| Jahren, alsogleich der Zeit, welche die dort gemeinte Chaldäerherrschaft gedauert hat.

Dieselbe ist gemäss Jer. C. 25 von 604 an gerechnet, und hat mit 538 ihreEndschaft erreicht.

Ich habe schon gezeigt, dass die Weissagung von der Weltzeit Jesu

gedenkt. Ebenso ist auch in dem Gesichte von dem Verlaufe der Welt¬

geschichte, was von den Lämmern im Unterschiede von den Schafen gesagt

ist, nur unter der Voraussetzi^ng des schon vorbandenen Christenthums zuverstehen. Die von den weissen Schafen stammenden Lämmer sind die jüdi¬

schen Christen, welche vergebens das jüdische Volk anflehen, dass es sich

von seiner Blindheit bekehre. Die Rinder aber, welche sich ihnen ansehlies¬

sen, sind die heidnischen Christen. Wie in der johanneischen Apokalypsedie Gläubigen aus der Heidenwelt und die aus dem schliesslich doch noch

bekehrten Zwölfstämnievolke unterschieden werden, und der Kampf des Dra¬

chen und des aus dem Abgrunde gekommenen Thieres zunächst gegen dieLetzleren geht, eben so in dem Buche Henoch; und was in dem letztern

von den Schafen gesagt ist , welche vor den Schrecknissen der letzten Zeit

geflüchtet nnd in dem Heiligthume auf ihr Angesicht niedergefallen sind.

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90 Hofmann , über die Enlslehungsieil des Baches Henoch.

erinnert so stark nn Apokal. tl, 1, dass niun sicli schwer des (iedankcn,serwehren wird, der Verfasser habe diese neuteslamentliche Stelle dabei im

Sinne gehabt. Aber ancb schon die Bezeichnung des Messias als des Men-scbensohnes ist ein zureichender Beweis, dass der Verfasser des Buches

Christ gewesen. Denn dass diess eine geläufige Jüdische Bezeichnung dessel¬

ben gewesen, lässl sich nicht beweisen. Aua dem löJN "133 Dan. 9, 1.3,wo nur eine menschliche Gestalt den vorher erschienenen Thiergeslalten ent¬

gegengesetzt wird, kann sie nicbt herrühren, und nentestamentliche Stellenwie Matth. 16, 13—16 oder Job. 12, 34 widerstreiten jener Behauptung.

Es fragt sich nun nur noch , ob anderwärts in dem Bucbe Spuren zufinden sind, welche auf »ine frühere Abfassung, sey es des Ganzen odereinzelner Tbeile, hinweisen. Eine solcbe Spur hat man in C. 54, U fS. irr¬

thümlich zu finden gemeint, indem man die Weissagung von einem Kriegs¬

zage der Parther und Meder in das heilige Land für eine Beziehung auf

jenen partbiscben Kriegszug nabm , durch welchen der Sohn des Aristobuluszur Herrschaft gebracht werden sollte. Aber jene Weissagung geht ja aufdas letzte Ende der Völkergescbichte , und erklärt sich , zwar nicht aus

Ezechiel's Weissagung von Gog und Magog , wohl aber aus denen des Jesajawider Babel in C. 13 und 2t , nnd aus der wider Jerusalem in C. 22. Denn

dort sind es die Meder oder Meder und Elamiter, welche das weltheberrschende

Babel überwältigen, und Elamiter sind es, welche Jerusalem berennen. Vondort stammt die Anschauung , dass die jenseit des Tigris wohnenden Völker

den Sieg gewinnen werden über die weltbeberrscbenden Könige , um dannauch das heilige Land zu bestürmen , hier aber vor dem schützenden Rächer-

arme Gottes zn fallen.- Dass auf jene Weissagungen Bezng genommen ist,wird noch gewisser, wenn man sieht, wie sicb in C. 55, was im nächstenZusammenbange mit jener Stelle von der Menge der Wagen und den auf

denselben mit Sturmeseile von Morgen, Abend und Mittag Kommenden ge¬

sagt ist, auf die zweite Hälfle jenes jesajanischen Spruches wider BabelC. 21, 6 —10 bezieht, indem hier wie dort nicht die Wagen eines feind¬

lichen Kriegsheeres gemeint sind, sondern die Wagen , anf welchen die Zer¬streuten Israel's helmgebracht werden.

!Mun hat aieh auf die Testamente der zwölf Patriarchen berufen , duss

in ibnen das Buch Henoch, wenn auch ein vielfach anders gestaltetes, voraus¬

gesetzt werde. Aber wenn man überschaut, wie dort den Patriarchen füralles, was sie von der Zukunft ihres Volkes, von seiner Versündigung und

Bestrafung, von der Erwählung Jerusalem's, vom Messias und seinem Ge¬

schicke oder von dem Endgeriehte vorhersagen , Henoch als Zeuge und Bürgeangefahrt wird , io dessen Buche sie es gelesen haben ; so wird man sich

überzeugen, dass dort alle Weissagung der späteren Propheten, damit sie

den Patriarchen in den Mund gelegt werden kann, schon dem voraändfluth-

lichen Propheten zugeschrieben wird , ohne dass der Verfasser ein wirklichvorhandenes Bucb meint. In den Testamenten der zwölf Patriareben wird

uur gedichtet, dass Henoch ein Buch der Weissagung geschrieben hahc.

Die Erdichtung des Buches selbst ist später, wie man sich gerade durch dieVergleichung der Testamente überzeugen kann. Als Sloff für das zu crdich-

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llofmann, über die Enlslehungsieil des Buches Henoch. 9t

Ivnde Buch bot sicb vor allem das Geriebt dar, welches durch die Ver¬

sündigung der D^JiVkFJ ^32 oder 7^^''* und deren Verführung der Men¬schen herbeigeführt worden, so wie die Ueberlieferung, dass Henoch von

diesem Gerichle, an welches sich dann das ibm entsprechende Endgericht

anfügte , geweissagt und in seinem Verkehre mit den O^nbK — denn es

heisst von ihm OTl jNrjntj -lYnrtfl — ausserordentliches Wissen ge¬wonnen habe. Aus solcher Ueberlieferung stammt der Spruch Henoch's im

Briefe Judae, welcher nicbt entnommen ist aus unserem oder aus irgend einem

Buche Henoch , sondern an welchen sich die Erdichtung eines solchen Bucbes

angeschlossen hat: daber dasselbe gleich mit jenem Spruche anhebt.

Welches die ursprüngliche Gestalt dieses Boches gewesen , dürfte sich nundoch wohl nachweisen lassen. Es beginnt angemessen mit einer Einleitung

C. 1—6, welche ans Erweiterung jenes von Jndas überlieferten Spruches er¬wachsen ist, und mit einer Erzählung der geschichtlichen Thatsachen, in

welche sich Henoch's Weissagong einrahmen soll, C. 7—10. Seine Weis¬sagung selbst besiebt ans zwei Gesichten und zwei Reden. Das erste der

beiden Gesichte handelt von dem Gerichte, dem die verfallen, C. 12

— 35. Da« zweite zerlegt sich in drei, nicht hundert und drei, Spmch-reden, von welchen die erste, C. 38 — 44, was im Himmel ist, die zweite,

C. 45 — 55, die Sünder, die dritte, C. 56 — denn 57 ist ein späteres An¬

hängsel — die Gerechten zum Gegenstände hat. Von den beiden Weissagungs¬reden ist die eine an Henoch's Sohn Methuschelach gerichtet, C. 71—89. Sie

ist wieder dreitheilig: der erste Theil umfasst C. 71—81, 4, das Buch von,der Erkenntniss der Natnr; die beiden andern Tbeile berichten Tränme

Henoch's, C. 82 — 83 einen Traum von dem bevorstehenden Gericht, C. 84

— 89 einen andern, in welcbem er den ganzen Verlauf der Geschichte ge¬

sehen bat Die andere Weissagungsrede ist an seine gesammte Nachkommen-achaft gerichtet, nnd umfasst C. 90—104, jedoch ohne das übel unterbre¬

chende C. 91. Das letzte Capitel, 105, giebt sich eben so dentlich alsZnsatz zu erkennen, wie alles, was zwischen dem Bucbe der beiden Ge¬

sichte und dem der beiden Reden stebt, als Einschiebung. Was die Ein-

sebiebnng betrifft, so ist sie am augenrälligsten , wenn sich C. 58 — 63 ein

Gesicht Henoch's aus seinem fünfhundertsten Lebensjahre oder 64 — 67, 1

ein Gesicht Noah's in die letzte der drei Sprachreden eindrängt. Vereinzelte,

ausser Zusammenhang stehende Stücke sind das Gespräch Michael's und

Raphael's C. 67, 2 — 68, 18, die Stelle vom Schwüre tfles 68, 19 — 48,

und das Gesicht von der himmlischen Herrlichkeit der Engel C. 70; nnd

C. 69 bezieht sich auf das eingeschobene Stück C. 63 ff. , und giebt dadurchseinen sp'ätern Ursprung zu erkennen. Endlich C. 61, 5—25 ist eine störende

und unpassende Erweiterung der letzten Worte von 81, 4. Beseitigt maiialle diese Anhängsel und Einschiebsel, so bleibt ein in seiner Weise wohl¬

geordnetes und in allen seinen Theilen gut zusammenstimmendes Bucb, desseneinheitliche Entstehung ganz gut denkbar ist.

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Einige auf Krishna's Geburtsfest bezilgliche Data.Von

Dr. Albreclit ft'eber.

Zusaininengestellt bei Gelegenheit einer neuen Catalogisirung derSanskrithandschriften auf der künigl. Bibliothek zu Berlin •).

1194 (Chamb. 640). Verschiedene Legenden aus den Purana.18 füll. Gute Schrift.

I. { ri j a n m äs h t am i V ra tak a Ihä v i sh n up u r ä nok t a : 131 vv. bisfol. 6 a. Es findet sich aber weder bei Wilson in der l'ebersetzung des

Vishnupuräna nocb im Te.\tc (INr. 487) etwas dein Wortlaute oder dein

Gonge dieser Erzählnng Entsprechendes.Beginnt: Indra uväca | brahmaputra atifreshtha sarva^ästravi^ärada |

brühi vratottainain deva yena mnktir bhaven nrinäm ||Närada nväc» | Treläyuge vyalite bi Dväparasya samügaine |

daityah Kansukhya utpannuh päpishlho dushlakarmakril {|Indra sprach: „0 Brahinasohn, vortrelflichster , aller Lehrbücher Kun¬

diger I sag der Gelübde höchstes mir, wodurch dem .Mensch Erlösung

wird." II Narada sprach : „Vorüber war die Treläzeit und der Uvaparakam heran | Kansa der Daitya da entstand, der Frevler, Böses fre¬

velnde II ."Ein Astrolog sagt dem Hansa, dass Krishna, der achte Sohn seiner

Schwester Devaki, ihn tödten würde. Er befiehlt sie zu bewachen. Als sie

nun einst nm Wasser zu holen nach einem See geht und dort bitterlich

weint, kommt Yai^odä, die Frau des Kuhhirten Nanda, dazu und ver¬

spricht ihr das Kind, falls es ein Knabe sei, gegen ein Mädchen auszutau¬schen: in des Bhädrapada ( Angust-Septemher) schwarzer Hälfte, am achten

Tage derselben, einem Dienstage, ward daun Krishna um .Uitternachl bei

Mondesaufgang in der Siegesstonde geboren. Die Riegel des Gemaches , inwelchem Devaki eingesperrt war, ölfneten sich von selbst, die Thürbüterverloren das Bewnsstsein. Devaki inachte sich auf zu ihrem Gatten und

gab ihm das Kind, um es bei Va^odu umzutauschen. Dazwischen strömte die

reissende Yamunä,^aber sobald sie von dem Fusse Krishna's berührtward, schwand sie zusammen: so auch beim Rückwege nach geschehenem

Tausche. Am Morgen meldet man dem Kansa, dass die Devaki ein Mäd¬

chen geboren : er befiehlt es zu tödten , es verschwindet aber als Blitz inder Luft, nachdIV es zuvor dem Kansa verkündet, dass der Knabe im

Hause des Nanda verweile. Alle nun folgenden Nachstellungen vereiteltKrishna durch seine Wunderkräfte.

2. j a ninäs h t aini V ra 1 0 d y ap ana vid b i h , bis fol. 8 a.

Beginnt: Yndhishtbira uvuea | tvatprasudad dhrishikeyu 9rntain me vratamuttamam |

kslushain ea gatain sarvam ||

idäniiii kripayä bruhi vratodyäpanam uttamam | — ||^rikrishna iivaca | frinu Pändava vaxyümi .

I) Vorgetragen hei der Generalversamml. zu Erlangen, am X (»ct. 1851. 1'- II e d.