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1 Willi Körtels: Über jüdische Friedhöfe in der Region Trier im 20. Jahrhundert

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Willi Körtels:

Über jüdische Friedhöfe in der Region Trier im 20. Jahrhundert

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Impressum Willi Körtels Über jüdische Friedhöfe der Region Trier im 20. Jahr-hundert Titelseite: Foto des jüdischen Grabfeldes in Konz Konz im Dezember 2020 Vervielfältigung nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors

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Hinführung zur Thematik Die jüdischen Friedhöfe sind in Deutschland schon seit den

fünfziger Jahren ein öffentliches Thema. In Gesetzen und Best-immungen regelt der Staat in Absprache mit der Jüdischen Kul-tusgemeinde die Pflege der jüdischen Grabstätten, die in der Regel den Aufgaben der kommunalen Werkhöfe zugeordnet ist.1 Für die Pflegearbeiten erhalten die Werkhöfe eine Ent-schädigung in Höhe von 1,30 € pro m2 Friedhofsfläche. Diese Regelung geht auf eine Vereinbarung zwischen dem Deutschen Staat und dem Zentralrat der Juden in Deutschland vom 21. Juni 1957 zurück und gilt für alle Bundesländer.2 Dieses Ab-kommen ist als Resultat historischer Verantwortung zu verste-hen, weil sich der deutsche Staat als Rechtsnachfolger des Drit-ten Reiches sieht; er übernimmt die moralische und materielle Verpflichtung, den Schaden des Nazi-Regimes wieder gut zu machen.3 Einem eigenen Referat der ADD Trier ist die Doku-mentation und Verwaltung der jüdischen Friedhöfe in Rhein-land-Pfalz anvertraut.

Einzelne wissenschaftliche Arbeiten zu den jüdischen Grab-stätten in Deutschland, oftmals mit regionaler Begrenzung, be-reiteten eine günstige Voraussetzung für die systematische Ge-samterfassung aller jüdischen Friedhöfe und Grabsteine vor, die von verschiedenen jüdischen Forschungseinrichtungen ge-tragen wird.4 Gegenwärtig geht man von 1.910 jüdischen

1 Körtels, Willi: Geschichte der Juden von Könen, S. 34 2 Prelimnary Report, S. 20. 3 ebd. 4 Über die Geschichte des jüdischen Friedhofswesens in Deutschland und über die wissenschaftliche Erforschung der jüdischen Friedhöfe in Deutschland informiert die Arbeit “Preliminary Report on Legislation and Practice Relating to the Protection and Preservation of Jewish Burial Grounds, Germany 2008.”

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Friedhöfen, 292 jüdischen Sektionen auf Städtischen Friedhö-fen und 82 jüdischen Massengräbern aus.5

Daneben präsentieren nichtstaatliche Organisationen6 und private Personen7 Fotos von deutschen jüdischen Friedhöfen und Grabsteinen im Internet.8

In den meisten Städten und Dörfern der Region sind Ge-denksteine oder Gedenktafeln an den Friedhöfen angebracht, seltener an den ehemaligen Synagogen. Der Grund für diese Realität liegt darin, dass viele jüdische Gotteshäuser abgeris-sen sind oder anderen Nutzungen zugeführt wurden. Oftmals erinnern diese Gedenktafeln oder Gedenksteine an jüdischen Friedhöfen nur indirekt an das Ende der jüdischen Gemeinden; die Opfer werden in der Regel nicht erwähnt ebenso wenig wie die nationalsozialistischen Täter.9 Das Monument auf dem Städtischen Friedhof Trier, unweit des jüdischen Gräberfeldes, stellt eine positive Ausnahme dar.

5 Preliminary Report, S. 16 6 Steinheim-Institut, alemannia judaica. 7 Beispielsweise www.Lichtblicke.de 8 Peters/Strehlen für NRW und RLP; eine systematische Erschließung aller jüdischen Grabstätten wird unterstützt von der „Lo Tischkach Foundation European Jewish Cemetries Initiative. (siehe Anm. 1). 9 Hermeskeil, Aach, Oberemmel, Konz, Kirf, Freudenburg. Auffallend ist die knappe verbale Gestaltung dieser Tafeln; es dominieren die Begriffe „erin- nern“ und „jüdische Mitbürger“. Gerade der letzte Ausdruck beinhaltet die Einsicht, dass die jüdischen Bürger des Ortes nicht mehr weiterhin ver- schwiegen werden, also dazu gehören. Dies bedeutet eine Abkehr vom Schweigen über die Geschichte der Juden im eigenen Dorf. Kritiker dieser Begriffe weisen darauf hin, dass noch lange nicht alle heutigen Bürger diese neue Sprachregelung teilen. Außerdem fehle auf diesen Gedenkstei- nen oder Gedenktafeln ein sprachlicher Hinweis auf die unmenschliche Realität der Hitler-Zeit, vor allem aber die Namen der Opfer.

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Beispiele aus Irrel und Konz-Oberemmel

Den Opfern der Gewaltherrschaft gewidmetes Monument in Trier

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Das jüdische Gräberfeld in Konz im Jahre 1987 Der heutige Forschungsstand

Die frühesten Daten über jüdische Friedhöfe der Region

wurden überregional von Dieter Peters und Martina Strehlen gesammelt und veröffentlicht.10 Kaum ausgewertetes Archiv-material wird im Landeshauptarchiv Koblenz verwahrt. Die Neuanlage der jüdischen Friedhöfe nach 1945 ist in der Abtei-lung Kommunales und hoheitliche Aufgaben bei der ADD Trier dokumentiert. Zum historischen jüdischen Friedhof an der Weidegasse in Trier hat Annette Haller ein umfangreiches Buch verfasst.11 Bildmaterial und Hintergründe zu jüdischen Fried-höfen des Regierungsbezirks Trier bietet der Internetauftritt

10 Peters, Dieter und Strehlen, Martina: Jüdische Begräbnisstätten, Gedenk- stätten in Rheinland-Pfalz 11 Haller, Annette:: Der jüdische Friedhof an der Weidegasse in Trier, Trier 2003.

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Roscheiderhof.de.12 Vom jüdischen Teil des städtischen Fried-hofs Trier liegt eine Arbeit von Sandra Ost und Stephan Moll vor, die in Form einer Homepage im Internet präsentiert ist.13 Wissenschaftliche Arbeiten speziell zu den jeweiligen jüdi-schen Friedhöfen liegen für Wittlich, Trittenheim, Neumagen-Dhron, Freudenburg, Saarburg und Brauneberg vor.14 Über jü-dische Friedhöfe von Konz bis Koblenz informiert das Buch „Steine über dem Fluss“ von Marianne Bühler und Uwe F.W. Bauer.15 Die jüdischen Friedhöfe Leiwen, Freudenburg, Könen, Oberemmel und Thalfang werden in Arbeiten zur jeweiligen jü-dischen Gemeinde behandelt.16 Über den jüdischen Friedhof Schweich gibt ein Kapitel in der „Festschrift zur Eröffnung der ehemaligen Synagoge von Schweich als Kulturstätte“ Aus-

12 http://www.roscheiderhof.de; weitere Internetquellen im Anhang. 13 http://www.matergloriosa.de/Hauptfriedhof/juedfried.htm 14 Wein-Mehs, Maria; Bohlen, Reinhard: Der jüdische Friedhof in Wittlich, Wittlich 1993; Bohlen, Reinhold: Ein Gang über den jüdischen Friedhof Wittlich, Trier 2014; Schmitt, Christoph: Ein verwaister „Guter Ort“- Trittenheims jüdischer Friedhof 1897-1997, in: Jahrbuch des Kreises Bernkastel-Wittlich 1998, S. 252-259; Weber, Hans-Jonas: Der jüdische Friedhof in Brauneberg, in: Jahrbuch des Kreises Bernkastel-Wittlich 1990, S. 130-135. ders.: Bibelworte auf den Grabsteinen des jüdischen Friedhofs in Brauneberg, in: Jahrbuch des Kreises Bernkastel-Wittlich 1995, S. 174-176.Botzet, Franz: Die jüdische Gemeinde Neumagen und ihr Friedhof, in: Jahrbuch des Kreises Bernkastel-Wittlich 1989, S. 84-88. Heidt, Günter: Der jüdische Friedhof Freudenburg – ein Beispiel für Tradi- tionen und Assimilation sowie Verfolgung deutscher Juden, in: Denkmal! Denkmäler im Unterricht, Bad Kreuznach 1997. S. 239-260. 15 Bauer, Uwe F.W. und Bühler, Marianne: Steine über dem Fluss. Jüdische Friedhöfe an der Mosel, Trier 2002. 16 Erschens, Hermann: Geschichte der ehemaligen Judengemeinde in Lei- wen, Trittenheim 1993; Heidt, Günter/Lennartz, Dirk S.: Fast vergessene Zeugen. Juden in Freudenburg und im Saar-Mosel-Raum 1321-1943, Norderstedt 2000; Körtels, Willi: Geschichte der Juden in Könen, Konz 2011; ders: Geschichte der Juden von Oberemmel, Konz 2012; Weirich, Hilde/ Krause, Winfrid: Beiträge zu Geschichte der Juden in Thalfang, Spiesen-Elversberg 1995.

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kunft.17 Der jüdische Friedhof Bitburg wird in einer Facharbeit in Geschichte von Bettina Rosenbaum thematisiert.18

Zu nahezu allen jüdischen Friedhöfen der Region Trier exis-tieren Beiträge im Internet-Portal www.alemannia-judaica.19

Die jüdischen Friedhöfe der Region Trier sind als Ganzes bis heute noch nicht systematisch erfasst. Bezogen auf die Voll-ständigkeit des Bestandes an Grabsteinen bieten sie ein unein-heitliches Bild. Während in Wittlich, in Trier, in Neuma-gen-Dhron, in Schweich, in Leiwen, in Konz und in Freudenburg noch der Eindruck eines vollständigen Bestandes an Grabstei-nen vorherrscht, sind auf den Friedhöfen in Aach, in Butzwei-ler, Jünkerath, Bollendorf und in Hermeskeil keine oder nur wenige originale Grabsteine vorhanden. Stark reduzierte Be-stände weisen die Friedhöfe in Könen, in Kirf, in Zerf, in Saar-burg und in Oberemmel auf.

Über viele Jahrzehnte nach 1945 wurde der rudimentäre Bestand der Grabsteine (und deren Beschädigungen) auf jüdi-schen Friedhöfen mit den Zerstörungsaktionen der Reichs- pogromnacht am 9. Und 10. November 1938 erklärt. Diese Er-klärung trifft vermutlich auf den ein oder anderen jüdischen Friedhof zu, beispielsweise für Bitburg.20 Bisher ist allerdings nicht systematisch erforscht, in welchen Orten die Verwüstun-gen in der Reichspogromnacht auch auf die jüdischen Fried-höfe ausgedehnt wurden und in welchen sie unterblieben. In einer Anzeige der jüdischen Kultusgemeinde Saar vom 2. Mai 1947 gegen die Täter von Schändungen und Beschädigungen jüdischer Friedhöfe in Saarburg, Kirf, Könen, Ober-emmel und Freudenburg wird die Nazi-Zeit von 1939 bis 1945 als zeitlicher Rahmen für diese Aktionen genannt; eine Eingrenzung auf die

17 Stadtverwaltung Schweich (Hrsg.): Festschrift zur Eröffnung der ehemali- gen Synagoge von Schweich als Kulturstätte, Schweich 1989, S. 42-50. 18 Rosenbaum, Bettina: Juden in Bitburg, Bitburg 1993 19 alemannia-judaica.de 20 Rosenbaum, Bettina: Juden in Bitburg, S. 17

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Reichspogromnacht erfolgt nicht.21 Die Autoren des Buches „Fast vergessene Zeugen“ weisen beispielsweise in diesem Zu-sammenhang mit Bezug zu Freudenburg auf deutsche Wehr-machtssoldaten als Täter hin, die auf dem jüdischen Friedhof eine Feldküche aufgebaut hätten. Außerdem kämen Grana-teinschläge als Ursache für die Zerstörung des jüdischen wie auch des katholischen Friedhofs in Frage.22

In einigen Dörfern fanden allerdings vor der NS-Zeit Schän-dungen jüdischer Friedhöfe statt, die von nationalsozialisti-schen Tätern ausgeführt wurden. In Hermeskeil wurde der dor-tige jüdische Friedhof bereits im August 1929 Ziel einer Schän-dung. Im Jahre 1931 wurde der jüdische Friedhof Neumagen-Dhron verwüstet und im Jahre 1932 der jüdische

21 Heidt, Günter/Lennartz Dirk S.: Fast vergessene Zeugen, S. 459. 22 ebd.

Jüdischer Friedhof Oberemmel

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Jüdischer Friedhof Butzweiler

Jüdischer Friedhof Bollendorf

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Friedhof Butzweiler.23 Es gibt Hinweise, dass einzelne jüdische Friedhöfe mehrmals zerstörerischen Aktionen der Nationalso-zialisten ausgesetzt waren. Der jüdische Friedhof Butzweiler wurde 1932 und vermutlich erneut 1938 geschändet. Dabei seien alle Grabsteine zerstört und entfernt worden.24 Heute vermittelt er das Bild einer leergeräumten Einfriedung.

Im Nazi-Regime

Die Auslöschung jüdischer Friedhöfe gehörte nicht erst nach der Machtergreifung im Jahre 1933 zum Programm der Nationalsozialisten.25 Die zahlreichen antisemitisch motivier-ten Schändungen jüdischer Friedhöfe in Deutschland ab 1923, zu denen auch die frühen Schändungen in der Region Trier in Hermeskeil, Neumagen-Dhron und Butzweiler vor 1933 gehö-ren, belegen diese These.26 Vor 1933 wurden diese Aktionen bei Nacht ausgeführt, weil sie illegal waren. Diese Taten wur-den in den bedeutenden Zeitungen nicht oder nur am Rande thematisiert. Im Einzelfall hatten die polizeilichen Ermittlungen nicht das Ziel, die wahren Täter zu benennen, damit sie be-straft werden konnten. Empörung oder Widerstand gegen die Täter unterblieb. Lediglich jüdische Institutionen setzten sich journalistisch mit diesen Verbrechen auseinander, wie das Bei-spiel der Friedhofsschändung in Hermeskeil aus dem Jahre 1929 zeigt. Da die kriminaltechnische Aufarbeitung der Grab-

23 Körtels, Willi: Antisemitische Übergriffe in der Region Trier vor 1933, S. 8/9. 24 www.roscheiderhof.de. Mit Verweis auf die Publikation von Klaus Pauly: Butzweiler und die Juden, 1988, wird auf die Schändung im Jahre 1938 hingewiesen. 25 Der „Preliminary Report“ stellt fest: „Under Nazi rule the unnihilation of Jewish Communities was interded to include the destruction of cemete- ries.” 26 Körtels, Willi: Antisemitische Übergriffe in der Region Trier vor 1933, Konz 2012.

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schändung durch die Hermeskeiler Polizei die wahren Täter nicht benannte, übernahm diese Arbeit ein Kriminologe im Auftrag des Central-Vereins der deutschen Juden.27 Jüdische Intellektuelle setzten sich mit dem damaligen Phänomen der Grabschändung an jüdischen Friedhöfen auseinander, wie zahlreiche Publikationen zu dieser Thematik zeigen.

Wilhelm Michel beispielsweise nennt im Jahre 1927 in sei-nem Artikel „Kampf gegen Gräber“ die Täter „feige“ Bur- schen. Sie hielten sich nicht für „lichtscheues, gesetzloses Ge-sindel“, sondern für „die Besten ihres Volkes“ und für „Vor-kämpfer des Deutschtums“. Er erkennt in ihnen Opfer einer Hasspredigt, die seit Jahren unser Land durchlärmt und die An-fälligen dazu verleitet, auch ihr letztes bisschen Menschentum dem Dämon in den Rachen zu werfen. Er fragt nach den Ketten für diese Bestien, die den deutschen Namen in der ganzen Welt entehren.28 Bis 1933 werden einzelne Täter polizeilich verfolgt und vor Gericht gestellt. Danach gehörten antisemitische Akti-onen zum Regierungsprogramm der Nationalsozialisten, die nur noch vereinzelt in den ersten Jahren nach der Machtergrei-fung bestraft wurden. Eine größere Zahl von Friedhofsschän-dungen ist in der Reichspogromnacht am 9./10. November 1938 erfolgt, wie in an Einzelbeispielen zu erkennen ist. Die von nationalsozialistischen Zentren gelenkte Aktion richtete sich unter einem Vorwand gegen alles, was mit dem Judentum zu verbinden war, also auch die Friedhöfe. Beschädigte Grab-steine lassen sich auf dem ein oder anderen jüdischen Friedhof heute noch erkennen. Die Täter wurden in der Regel nicht be-straft.

27 Körtels, Willi: Antisemitische Übergriffe in der Region Trier vor 1933, S. 13-19. 28 Michel, Wilhelm: Kampf gegen Gräber, in: Der Morgen 1927-1928, Heft 2, S. 131.

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Quelle: CV-Zeitung Juli 1932, S. 40

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Quelle: CV-Zeitung September 1929, S. 1

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Nach 1938 wurden jüdische Friedhöfe unmittelbar von staatlichen Institutionen des NS-Staates aufgelöst und zer-stört, verstärkt nach den Deportationen ab 1941. Wie die Sy-nagogen sollten die jüdischen Friedhöfe wirtschaftlichen Funk-tionen zugeführt werden; ihre religiöse Bedeutung und die Er-innerung an die Verstorbenen jüdischen Glaubens sollte aus-gelöscht werden. Zu diesem Zweck wurden die Friedhofsflä-chen, nachdem sie leergeräumt waren, sowohl verpachtet als auch verkauft. Diese Aufgabe übernahmen die Finanzämter im NS-Regime.

In den amtlichen Schreiben der NS-Zeit werden die Fried-höfe als „ehemalige jüdische Friedhöfe“ bezeichnet. Mit die-sem Sprachgebrauch wird ihnen das ewige Ruherecht abge-sprochen, die Würde als geschützter Ort der Toten entzogen; sie werden einer „Verwertung“ zugeführt. In einem Schreiben des Oberfinanzpräsidenten Köln [Dr. Walter Kühne]29 an das Fi-nanzamt Trier vom 29. Oktober 1943 wird ausgeführt: „Bei Friedhofsgrundstücken bestehen keine Bedenken, schon jetzt die Grabsteine und Grabeinfassungen zu verkaufen. Irgend-eine Gewähr für die Beschaffenheit des Materials wird nicht übernommen. Die Steine sind auf dem Friedhof zu übergeben und vom Ankäufer auf seine Kosten abzufahren. Die Abfuhr der Steine ist nur gegen Nachweis der erfolgten Überweisung des Preises auf das PSK Köln 58 524 zu gestatten. Bei Verpachtung des Friedhofsgeländes hat der Pächter die Herrichtung des Ge-ländes für seine Zwecke auf eigene Kosten zu übernehmen, ggf. kann ihm ein Nachlass an Pacht gewährt werden, wenn die

29 Leiter des Oberfinanzamtes Köln war von 1938 bis 1945 Dr. Walter Kühne (1892-1968). Von 1949 bis 1957 war er im Bundesfinanzministerium tätig, zuletzt als Ministerialdirektor. Er habe die „Verwertung des Eigen- tums der Deportierten“ mit dem Argument gerechtfertigt, dass die ent- eigneten Güter bedürftigen Familien, insbesondere „Fliegergeschädigten“ zugute kamen. Vgl. Christiane Kuller: Bürokratie und Verbrechen, Anm. 80 und 81.

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Herstellung einer ordnungsgemäßen Wirtschaftsfläche eine verhältnismäßig hohe Aufwendung erforderlich machen sollte. Wo Zweifel über eine zweckmäßige Verwendung bestehen, bitte ich um Bericht.“30

Sowohl die Grabsteine als auch die Friedhofsflächen wer-den in diesem Schreiben allein unter utilitaristischen Gesichts-punkten betrachtet. Grabsteine und Friedhofsflächen haben nur noch Nutzwert, keine Bedeutung mehr im kulturellen oder humanen Verständnis. Am administrativen Vorgang auf Grab-steine und Friedhöfe bezogen wird die von den Nationalsozia-listen vorgenommene Umwertung humaner Werte deutlich. Aufgrund der „Umwertung“ von Friedhof und Grabsteinen hatte sich der Vorsteher des Finanzamtes Trier am 10.Dezem-ber 1943 an drei marmorverarbeitende Betriebe wegen „Ver-kaufs von Grabsteinen und Grabeinfassungen auf den früheren Judenfriedhöfen im Landkreis Trier.“ gewendet. Die Ange-schriebenen sollten die Grabsteine der folgenden jüdischen Friedhöfe für ihre Arbeit benützen: Trier-Kürenz (Restfriedhof), Aach, Butzweiler, Fell, Mehring, Leiwen und Schweich.31 Beim Verkauf der Grabsteine könne keine Gewähr für die Beschaf-fenheit des Materials übernommen werden. Die Steine seien auf dem Friedhof zu übergeben; der Ankäufer habe sie auf ei-gene Kosten abzufahren Die Abfuhr

30 LHA Koblenz Best. 572 Nr. 17118 31 Die jüdischen Friedhöfe Kirf, Freudenburg und Niederleuken gehören zum Kreis Saarburg. Warum die im Kreisgebiet des Landkreises Trier liegenden jüdischen Friedhöfe Kordel, Fell und Zerf in diesem Schreiben nicht vorkommen, bleibt ungeklärt. Mit dem jüdischen Friedhof Trier- Kürenz ist offenbar das seit 1920 belegte jüdische Gräberfeld des Haupt- friedhofs Trier gemeint, weil die damalige Adresse Ruwerer-Straße angegeben ist. Diese Straße heißt heute Herzogenbuscher-Straße und führt am Städtischen Hauptfriedhof entlang. Das jüdische Gräberfeld mit den Grabsteinen aus den Jahren 1938 bis 1943 wirkt intakt, so dass da- von auszugehen ist, dass in der NS-Zeit hier keine Grabsteine entfernt wurden.

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Quelle: LHA Koblenz Best. 572, Nr. 17118

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sei gegen den Nachweis vorher erfolgter Überweisung des Kaufpreises auf das PSK [Postsparkonto] Köln 58524 „Reichs-vereinigung der Juden in Deutschland“ erlaubt.32 Auf die Of-ferte des Finanzamtes Trier antworteten zwei Betriebe.33 Der Firmeninhaber Sch. schrieb am 10. Dezember 1943: „Nach län-gerem Krankenlager komme ich erst heute zur Beantwortung Ihres Schreibens. Der deutsche Grabmal-Fachverband als Spit-zenverband unseres Gewerbes hat von je den Standpunkt ver-treten, dass überfällige alte Grabsteine nicht verkauft, sondern zu Wegebau oder Mauersteinen verwandt werden sollen, wie dies auch in früherer Zeit gehandhabt wurde. Da ich diesen Standpunkt auch der Stadt Trier gegenüber mit Erfolg vertre-ten habe, bedauere ich, kein Angebot abgeben zu können.“ Der Unternehmer M. lehnte das Angebot des Finanzamtes Trier wie folgt ab: „Da mein Sohn, der Führer des Geschäftes, seit langem zur Wehrmacht eingezogen ist, ruht zur Zeit mein Betrieb vollkommen, weshalb ich auch an dem Erwerb der fraglichen Grabsteine kein Interesse habe.“ Die Antwort des dritten Unternehmers ist nicht bekannt. In den Antworten der beiden Betriebsinhaber fällt vor allem die Begründung von Herrn Sch. ins Auge. Seine ablehnende Position sichert er ab mit dem Standpunkt seines Berufsverbandes, der eine eher traditionelle Haltung in der Wiederverwendung von Grabstei-nen vertritt. Ethische Gesichtspunkte fehlen, weil sie vor den Augen der Nationalsozialisten keine Bedeutung hatten. Aus dem Schreiben von Herrn Sch. geht hervor, dass auch die

32 Der Vorsteher des Finanzamtes Trier hält sich genau an die Anordnung der vorgesetzten Institution, des Oberfinanzpräsidenten Köln; die Un- rechtmäßigkeit des Vorgangs thematisiert er nicht. 33 Erhalten sind zwei schriftliche Antworten. Von einem weiteren Betrieb fehlt eine vergleichbare Reaktion im LHA Koblenz Best. 572 Nr. 17118. Daraus kann kaum geschlossen werden, dass dieser Betrieb jüdische Grabsteine „verwertete“.

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Gräberfeld auf dem jüdischen Teil des Städtischen Friedhofs Trier

Mini-Grabsteine für zwischen 1938 und 1943 in Trier verstorbene Juden

Stadt Trier mit gleichem Anliegen an ihn herangetreten war. Bisher ist nicht bekannt, ob der marmorverarbeitende Betrieb, der nicht abschlägig geantwortet hatte, jüdische Grabsteine zur Weiterverarbeitung erwarb.

Von den in diesem Schreiben genannten jüdischen Friedhö-fen der Region vermitteln einige heute den Eindruck der Unbe-rührtheit wie beispielsweise das Gräberfeld auf dem städti-schen Friedhof Trier (Kürenz) und der jüdische Friedhof in Schweich. Dagegen präsentieren sich die jüdischen Friedhöfe in Butzweiler, Mehring, Aach und Hermeskeil zum Teil ohne originale Grabsteine oder nahezu leergeräumt. Ob ein mar-morverarbeitender Betrieb die angebotene Gelegenheit nutzte, ist anhand der Absage zweier Betriebe eher unwahr-scheinlich. Die heutigen grabsteinfreien Friedhöfe sind wahr-scheinlich das Resultat öffentlicher Versteigerungen von jüdi-

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schen Grabsteinen in der NS-Zeit. Vergleichbar den öffentli-chen Versteigerungen jüdischen Hausrats nach den Deportati-onen der jüdischen Bewohner ab 1941 sahen offenbar weder die Anbieter noch die Erwerber jüdischer Gegenstände in der NS- Zeit und in der Zeit nach 1945 in diesem Verhalten ein mo-ralisches Problem.34

Erstmals auf die „Verwertung“ jüdischer Grabsteine auf-merksam gemacht wurde der Verfasser anlässlich einer

Jüdischer Friedhof Könen vor der Umgestaltung

34 Wie sehr sich nach 1945 die antijüdische NS-Ideologie fortsetzte, zeigt der Hinweis des Bonner Innenministerium von 1966, dass es zwischen 1948 und 1966 in der Bundesrepublik 315 Schändungen an jüdischen Friedhöfen gab. Vgl. Aufbau vom 14.9.1966, S. 9. In Bollendorf wurden die jüdischen Grabsteine zum Bau einer Stützmauer verwendet, wie Raimund Schneider vom Referat jüdische Friedhöfe in Rheinland-Pfalz bei der ADD Trier am 2.12.2013 freundlicherweise mitteilte. Es entsteht der Eindruck, dass allgemein akzeptiert wurde, dass das biblische Gebot „Du sollst nicht stehlen.“ jüdischem Eigentum gegenüber ausgesetzt worden war.

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Friedhofsführung auf dem jüdischen Friedhof Könen im Jahre 2009. Ein Besucher führte aus, die Gemeinde hätte Anfang der fünfziger Jahre die vorhandenen Grabsteine des jüdischen Friedhofs meistbietend als Baumaterial versteigert. Er wisse noch, welcher Keller mit jüdischen Grabsteinen errichtet wurde.

Da der jüdische Friedhof Könen bereits in der NS-Zeit als Wiese oder Garten genützt wurde, ist davon auszugehen, dass die Grabsteine zum Zeitpunkt der Versteigerung abgeräumt und am Rande der Friedhofsfläche gestapelt waren.35 Warum die heute noch auf dem jüdischen Friedhof erhaltenen Grab-steine nicht mit veräußert wurden, ist nicht bekannt. Möglich-erweise waren sie zu diesem Zeitpunkt im Erdreich vergraben und wurden erst bei der Wiederherstellung des jüdischen Friedhofs auf Betreiben von Benno Süsskind von der Jüdischen Kultusgemeinde Trier Mitte der fünfziger Jahre aufgestellt. Es ist allgemein bekannt, dass die heutigen Grabsteine keinem re-alen Grab zuzuordnen sind.

Der öffentliche Verkauf jüdischer Grabsteine als Baumate-rial in der frühen Nachkriegszeit signalisiert keine oder nur eine geringe Achtung vor den Zeugnissen jüdischer Kultur; sie ist nicht davon bestimmt, die Reste jüdischer Zeugnisse für die Nachwelt zu erhalten. Der Wert jüdischer Kulturgüter blieb of-fenbar auch nach 1945 auf den Materialwert reduziert; kultu-relle und geistige Wertschätzung, die an diese Gegenstände in einer zivilisierten Kultur stets gebunden sind, war abhanden-gekommen. Darin unterschieden sich weder die Verantwortli-chen dieser kommunalen Verkaufsaktion noch ihre Käufer von den Zielen des Finanzamtes im NS-System. Der Vorsteher des Finanzamtes Trier hatte am 8. Februar 1944 an den Herrn

35 Edith Raim geht davon aus, dass im Krieg der „wüst daliegende“ Juden- friedhof Könen aufgeräumt war, indem die Grabsteine von ihren ur- sprünglichen Standorten entfernt und an der Mauer aufgeschichtet wa- ren. Vgl. Raim. Edith: Justiz zwischen Diktatur und Demokratie, S. 726.

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Amtsbürgermeister in Konz betreffs „Verkauf des früheren jü-dischen Friedhofs in Könen an die Gemeinde Könen“ geschrie-ben, der „Begräbnisplatz ober dem Graben“, insgesamt 8,78 ar groß, sei zu einem Preis von 300 RM käuflich zu erwerben. Sein Kaufangebot ergehe, worauf er besonders aufmerksam ma-che, unter Vorbehalt der endgültigen Entscheidung durch den Herrn Oberfinanzpräsidenten Köln. Ein besonderer Preis für die Grabsteine sei nicht enthalten. Etwa noch vorhandene Grabsteine sollten mit veräußert werden. Mit Ansprüchen von jüdischen Eigentümern an diesen Grabsteinen auch soweit de-ren Vermögen noch nicht eingezogen oder sonst dem Reiche verfallen sein sollte, sei nicht zu rechnen.36

In diesem Schreiben fällt einerseits auf, dass die Gemeinde Könen den jüdischen Friedhof zu einem günstigen Preis erwer-ben konnte. Für die Grabsteine war kein eigener Betrag zu zah-len. Dennoch versteigerte die Gemeinde Könen Anfang der fünfziger Jahre die jüdischen Grabsteine meistbietend und er-zielte damit einen Erlös. Andererseits geht der Verfasser des Behördenschreibens in nationalsozialistischer Zeit noch von jü-dischem Eigentum an den Grabsteinen aus, das übergangen werden könne, weil mit jüdischen Ansprüchen nicht zu rech-nen sei. War er sich deshalb so sicher, weil er über die Ermor-dung der Juden des Ortes informiert war? Oder wusste er um das Prozedere der Klage jüdischer Bürger gegen die Veräuße-rung der Synagoge in Könen durch nationalsozialistische Be-hörden, die in nationalsozialistischer Zeit zurück gewiesen wurde, ohne dass den Klägern das Recht auf Widerspruch ein-geräumt wurde? Welche Informationen hatte der Verfasser über die geflohenen jüdischen Bürger des Ortes Könen? Den unrechtmäßigen Einzug jüdischer Vermögen durch den NS-

36 LHA Koblenz Best. 572 Nr. 17118. Das Finanzamt hatte ein eigenes For- mular zum Verkauf jüdischer Friedhöfe entworfen, das sich im Archivbe- stand erhalten hat.

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Staat, auf den er sich im weiteren Verlauf des Schreibens be-zieht, stellt er nicht infrage.

Der Verfasser dieses amtlichen Schreibens macht außer-dem darauf aufmerksam, dass der jüdische Friedhof Trier-Kü-renz an der Ruwererstraße zum größten Teil an die Stadt Trier verkauft sei, so dass die darauf befindlichen Grabsteine vom Finanzamt nicht mehr veräußert werden könnten.37 Diese Auf-gabe hatten allerdings andere Behörden – ohne Erfolg - über-nommen, wie aus dem Antwortschreiben eines Trierer mar-morverarbeitenden Betriebes hervor geht.38 In Schweich kam es nach Aussagen der „Festschrift zur Eröff-nung der ehemaligen Synagoge von Schweich als Kultur- stätte“ nicht zu einer gezielten Zerstörung jüdischer Grab-steine durch die Nazis. Die Nazis hätten einen Landwirt, in des-sen Besitz sich der jüdische Friedhof seit 1939 befand, vergeb-lich gezwungen, die Grabsteine abzuräumen. Dennoch seien Grabsteine „in den Jahren der Verfolgung“ umgefallen oder umgedrückt worden, wobei sie zerbrachen. Auf dem älteren Teil des jüdischen Friedhofs seien Grabsteine verschwunden.39

37 ebda. 38 Vgl. Anm. 14. 39 Festschrift zur Eröffnung der ehemaligen Synagoge von Schweich als Kulturstätte, S. 43/44. Der Autor ist offenbar bemüht, die Ereignisse seines Wohnortes zu harmonisieren: „locker gewordene Grabsteine“, den jüdischen Friedhof „übereignete der letzte Vorsteher Nathan Kahn das Friedhofsgelände 1939 einem Schweicher Landwirt“. Zu fragen bleibt, ob Juden im Jahre 1939 als geschäftsfähige Partner angesehen wurden. – Gegen die Aussage, der Friedhof sei überlassen worden, steht, dass die Wiedergutmachungskammer 1950 die bedingungslose Rückgabe des Friedhofs verfügte.

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Jüdischer Friedhof Schweich

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Vom jüdischen Friedhof Aach ist bekannt, dass er 1942 von Mitgliedern der Hitlerjugend geschändet wurde. Die Grab-steine seien im Zweiten Weltkrieg zerstört und später abge-räumt worden. Nur ein einziger Grabstein sei erhalten geblie-ben. Dieser sei 1945 neu aufgestellt worden. Es handele sich um den Grabstein für Samuel Levy und seinen im Ersten Welt-krieg gefallenen Sohn Adolf. Nach 1945 sei auch ein Mahnmal errichtet worden.40

Der jüdische Friedhof Oberemmel wurde ebenfalls im Jahre 1938 von Westwallarbeitern demoliert; anschließend wurden die Grabsteine an der Friedhofsmauer gelagert, bevor er 1942 an eine Privatperson verkauft wurde.41

Der jüdische Friedhof Thalfang wurde im Jahre 1938 zum größten Teil zum Bau der Hunsrück-Höhenstraße und eines Wirtschaftsweges verwendet. Die ursprüngliche Fläche von 1366,4 m2 verringerte sich auf 600 m2. Im Rahmen der „Arisie-rung“ jüdischen Eigentums musste Markus Simon im Jahre 1940 zustimmen, dass der jüdische Friedhof der Gemeinde Thalfang übertragen wurde. Heute befinden sich nur wenige Grabsteine auf einer Restfläche von 600 m2.42

Der jüdische Friedhof Wittlich umfasst 162 Grabsteine. Er wurde 1943 unrechtmäßig für 100 Reichsmark an die Stadt Wittlich veräußert. Im Jahre 1948 wurde er Eigentum der Jüdi-schen Kultusgemeinde Trier. Die in der Nazi-Zeit umgestürzten Grabsteine wurden wieder aufgerichtet.43

40 Wikipedia, Suchwort „Juden in Aach“ 29.11.2013 41 Raim, Edith: Justiz zwischen Diktatur und Demokratie, S. 726. 42 alemannia judaica: Suchwort Thalfang 29.12.2013; Weirich, Hilde: Der jüdische Friedhof [Thalfang], in: Beiträge zur Geschichte der Juden in Thalfang, S. 144-146. 43 http://www.alemannia-judaica.de/wittlich_friedhof.htm. Vgl. auch Boh- len, Reinhold: Ein Gang über den jüdischen Friedhof Wittlich, Trier 2014.

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Jüdischer Friedhof Thalfang Der jüdische Friedhof Bollendorf wurde vermutlich in der

Nazi-Zeit abgeräumt. Reste der Grabsteine seien in der südli-chen Stützmauer verbaut.44

Der jüdische Friedhof Bitburg weist 5 Grabsteine in Obelis-kenform auf. Eine Gedenktafel, auf der 30 Namen festgehalten sind, erinnert an die Toten dieses Friedhofs.45

Nach 1945 musste sich ein Winzer aus Trittenheim vor Ge-richt verantworten, weil er 1942 Grabeinfassungen von Grä-bern des verwüsteten Friedhofs zum Pflastern seines Hofes verwendet hatte. Er habe die außerhalb des jüdischen Fried-hofs gelagerten Steine nicht als Friedhofssteine erkannt.46

Nachdem der jüdische Friedhof Malberg 1942 oder 1943 „durch Ortsfremde“ demoliert wurde, habe der Amtsbürger-

44 http://www.alemannia-judaica.de/bollendorf_friedhof.htm; siehe Foto S. 9. 45 http://www.alemannia-judaica.de/bitburg_friedhof.htm. Über die Zer- störungen in der Nazi-Zeit ist kaum etwas bekannt. Siehe Foto S. 26. 46 Raim, Edith: Justiz zwischen Diktatur und Demokratie, S. 719.

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Gräber auf dem jüdischen Friedhof Bitburg

meister [von Kyllburg] in einer Gemeinderatssitzung Ende 1944 beschließen lassen, denselben instandzusetzen. Ein Unteroffi-zier des in Malberg stationierten Flieger-Ersatz-Bataillons 12 habe den Versuch der Friedhofsrestauration denunziert. Da-raufhin habe die Staatspolizei aus Kyllburg die verantwortli-chen Personen festgenommen und ins SS-Son-derlager Hinzert bringen lassen. Sie seien im Frühjahr 1944 wieder entlassen worden. Danach sei der jüdische Friedhof „aufgeräumt“, die Grabsteine in einer Ecke aufgetürmt und die Trümmer entfernt

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worden. Dabei seien auch einige Grabsteine zerschlagen wor-den, um sie wegbringen zu können.47 Nach 1945

Von Theodor Adorno und Max Horkheimer stammt der Satz: „Die Verwüstung der Friedhöfe ist keine Ausschreitung des Antisemitismus, sie ist es selbst.“48 Die nach dem Krieg hier und da anzutreffende Haltung, jüdische Grabsteine – gewinn-bringend - zu entsorgen, ist ohne die antisemitische Prägung eines Teils der deutschen Bevölkerung in der NS-Zeit kaum zu erklären und wurde nicht selten unter dem Vorwand der „Flur-bereinigung“ umgesetzt. Offenbar störten die letzten Reste jü-discher Existenz den Alltagsfrieden im Zeitalter des Wirt-schaftswunders, weil diese an die Ungeheuerlichkeit der NS-Jahre weiterhin erinnerten und nicht in das allgemeine Schwei-gen über die Nazi-Zeit passten. Deswegen mussten sie offen-bar aus dem Blickfeld geräumt werden.49 Unwissenheit kann

47 ebd. 48 Horkheimer, Max/ Adorno, Theodor W.: Elemente des Antisemitismus. Grenzen der Aufklärung, in: dies.: Dialektik der Aufklärung. Philosophi- sche Fragmente, Frankfurt a.M. 1990, zitiert nach Wiede, Wiebke: Rasse im Buch. Antisemitische und rassistische Publikationen in Verlagspro- grammen der Weimarer Republik, S. 15. 49 Aus heutiger Sicht geschah dies oftmals in einer kaum erklärlichen Be- triebsamkeit. Gegenüber den Synagogen verfuhr man ähnlich. Ein Teil der ehemaligen Synagogen wurde beseitigt, um Hof- oder Betriebsflächen zu erweitern oder um kommunal verfügbare Flächen für städteplanerische Maßnahmen zu schaffen; ein weiterer Teil der ehemaligen jüdischen Gotteshäuser wurde durch bauliche Eingriffe so verändert, dass ihre frühere Sakralfunktion nicht mehr zu erkennen war. Als denkmalwürdig wurde kaum eine ehemalige Synagoge anerkannt. Frank Hahn zitiert in seinem Aufsatz „Das Unbegründete nicht vergessen. Gedanken zum Antisemitismus heute und gestern“ den französischen Philosophen Jean- Francois Lyotard mit folgenden Worten: „Man durfte nicht auf halbem Wege stehen bleiben, denn es galt, dem Endlosen, dem Nicht-enden-

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als Rechtfertigungsgrund für dieses Handeln kaum bemüht werden, da nach Kriegsende 1945 noch viele Menschen in den Dörfern und Städten lebten, die mit jüdischen Bürger zusam-mengelebt hatten. Ebenso lebten die Verwaltungsfachleute noch, die in verschiedenen Behörden die antisemitischen Maß-nahmen umgesetzt hatten. Sie hätten sich an ihr systemkon-formes Verhalten erinnern können. Außerdem war allen deut-schen Bürgern das Ermorden der Juden in den Konzentrations-lagern nach 1945 durch die von den Alliierten bestimmte Presse vor Augen geführt worden. Aus dem Erschrecken vieler deutscher Bürger über diese Information erwuchs selten eine Umkehr in ihrem Verhältnis zu Juden und den Überbleibseln ihrer nur wenige Jahre vorher akzeptierten Kultureinrichtun-gen.50 Die jüdischen Friedhöfe in Deutschland wurden nach 1945 selten als kulturelles Erbe geachtet, gepflegt oder als denkmalwürdig eingestuft. Viele Friedhöfe wurden erneut Op-fer von Schändungen oder mussten der neuen Stadtplanung o-der Industrieanlagen weichen. In kaum einem Ort wurde die Neuanlage des jüdischen Friedhofs nach den Verwüstungen der Nationalsozialisten als Anliegen der Bürger begriffen. Die Anregung, die zum Teil „agrarisch verwerteten“ jüdischen Friedhöfe würdevoll neu als Friedhöfe anzulegen, ging von Mit-gliedern der Jüdischen Kultusgemeinde Trier aus und stieß nicht in allen Fällen auf die Bereitschaft der Gemeinderäte, dem Anliegen der Jüdischen Kultusgemeinde Trier zu entspre-chen. In einem Fall, der sich in den ersten Tagen nach der Be-freiung vom Nationalsozialismus durch die amerikanische

Wollenden ein Ende zu setzen. Das Verbrechen sollte vollkommen sein, und das Urteil auf Freispruch wegen Mangels an Beweisen lauten.“ Vgl. Hahn, Frank: Das Unbegründete nicht vergessen, in: Freiburger Rundbrief NF 4 2013, S. 264-272. 50 Jüdische Grabstätten wurden bis 1933 nicht selten wie die Grabstätten der Christen von kommunalen Behörden in Kooperation mit den Religi- onsvertretern angelegt und gepflegt.

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Armee im März 1945 zutrug, konnten einige Bürger von Oberemmel nur durch Drohung des amerikanischen Offiziers mit einer Waffe dazu bewegt werden, die vergrabenen jüdi-schen Grabsteine freizulegen und den Friedhof neu einzurich-ten.51

Die Jüdische Kultusgemeinde Trier richtete in einem Schrei-ben vom 28. April 1947 an das Finanzamt Trier die Bitte, ihr die Vermögenswerte der ehemaligen jüdischen Gemeinden des Regierungsbezirks Trier, die noch vorhanden seien und von dieser Behörde verwaltet werden, zu nennen. Aus dem Wort-laut dieses Schreibens geht hervor, dass die Jüdische Kultusge-meinde Trier ihr Anliegen auf eine Verfügung der Militärregie-rung bezieht, in der festgelegt ist, dass zwar das Vermögen sämtlicher Religionsgemeinschaften der Kontrolle der Militär-regierung unterliegt, aber von den Religionsgemeinschaften frei genutzt werden kann.52 Der Vorsteher des Finanzamtes Trier antwortet bereits am 29. April 1947. In seinem Schreiben an den Vorsitzenden der Kultusgemeinde Trier, Herrn Heinz Kahn, nennt er unter anderem den Judenfriedhof Kürenz, die Judenfriedhöfe in Aach, Mehring und Schweich. Wegen der Friedhöfe in den Kreisen Bitburg, Prüm, Daun, Wittlich und Bernkastel stelle er anheim, bei den Finanzämtern dieser Kreise nachzufragen.53

Bisher ist ein einziger juristischer Vorgang, der sich auf die Verwendung jüdischer Grabsteine als Baumaterial bezieht, be-kannt. Zur Anzeige gebracht wurde ein Winzer aus Tritten-heim, der 1942 seinen Hof mit Bruchstücken des jüdischen Gottesackers gepflastert hatte. Die Grabeinfassungen seien bei der Verwüstung des jüdischen Friedhofs zerstört worden. Sie

51 Körtels, Willi: Geschichte der Juden von Oberemmel, S. 24. 52 LHA Koblenz Best. 572, Nr. 17109, zitiert nach Rummel, Walter und Rath, Jochen: „Dem Reich verfallen“, S. 461. 53 ebd., Seite 462. Es fällt auf, dass die jüdischen Friedhöfe Butzweiler, Zerf, Könen Oberemmel und Hermeskeil nicht genannt werden.

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hätten auf einem Haufen außerhalb des Friedhofs gelegen, wo sie der Winzer an sich brachte und sich später damit vertei-digte, er habe sie nicht als Friedhofssteine erkannt.54

Erst auf Drängen jüdischer Institutionen des In- und Auslan-des wurde am 21. Juni 1957 eine „Vereinbarung zwischen dem Bund und den Ländern über die dauernde Pflege verwaister jü-discher Friedhöfe“ getroffen.55 Diese Vereinbarung war ein erster Schritt, dem jüdischen Verständnis vom vor 1933 nicht angezweifelten Liegerecht der Verstorbenen bis in die Ewigkeit (bet olam = Haus der Ewigkeit) gerecht zu werden. Außerdem war mit der Neuerrichtung der jüdischen Friedhöfe verbunden, zu zeigen, dass dem Zerstörungswerk der Nationalsozialisten kein voller Erfolg beschert war. Die Friedhöfe geben Zeugnis von jüdischen Menschen, die in Deutschland lebten, und erin-nern die heutigen Bewohner an eine jahrhundertealte gemein-same Geschichte von Juden und Christen. Deswegen erhalten die jüdischen Friedhöfe der Region Trier die Funktion eines Denkmals. Führungen auf dem historischen jüdischen Friedhof an der Weidegasse in Trier, in Wittlich und an anderen Orten werden von vielen Interessierten nachgefragt.

Eine systematische Erinnerungsarbeit in Schule, Kirche und Kulturindustrie unterblieb in den fünfziger und sechziger Jah-ren, die die innere Auseinandersetzung der Bürger mit dem Holocaust hätte anstoßen können. Viele heutige Bürger, die in dieser Zeit die Schule besuchten oder kirchlichen Jugendgrup-pen angehörten, bedauern dieses Verschweigen. Einige Bürger beziehen aus dieser Einsicht ihre Motivation zu einem Engage-ment in der gegenwärtigen Erinnerungsarbeit.

Dabei hatten bereits Einzelne und Gruppen auf den ersten Katholikentagen nach 1945 in Mainz und Bochum (1949) ihre Stimme für die Wiedergutmachung erhoben. Dr. Peter Will-

54 Raim, Edith: Justiz zwischen Diktatur und Demokratie, S. 719. 55 Preliminary Report, S. 15

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helm Haurand, ein Vordenker in dieser Angelegenheit, hatte in den ersten Jahren nach 1945 formuliert: „Weder Jude noch feindliche Bomben haben die jüdischen Gotteshäuser zerstört und die jüdischen Friedhöfe geschändet. An diesen Verbre-chen beteiligten sich leider auch viele Christen unseres Volkes. Müssten nicht schon aus diesem Grunde die Christen in Deutschland beginnen, aus eigenem Antriebe die Gotteshäu-ser ihrer jüdischen Brüder in freiwilliger Arbeit wieder aufzu-bauen und die jüdischen Friedhöfe wieder herzustellen?“56 Diese Anregung wurden nur von wenigen beherzigt. Die ge-schändeten Synagogen und jüdischen Friedhöfe der Region Trier waren weder unmittelbar nach 1945 noch in den folgen-den Jahrzehnten wert, als schützenswerte Denkmäler aner-kannt zu werden. Deswegen wurden die meisten Synagogen privatisiert und in der Folge als Nutzgebäude verwertet.57 Da-bei spielt auch eine Rolle, dass sich unmittelbar nach 1945 we-der jüdische noch nichtjüdische Deutsche vorstellen konnten, dass sich jemals wieder jüdische Gemeinden in Deutschland bilden würden. Die Gründung der jüdischen Gemeinde Trier und der Bau einer neuen Synagoge in der Kaiserstraße in Trier durchkreuzen diesen Trend. Die erst in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts restaurierten Synagogen in Wittlich, Schweich und Wawern signalisieren einen Wandel des öffentlichen

56 Haurand, Dr. Peter Wilhelm: Ein Baustein für das neue Deutschland. Wiedergutmachung an den Juden. S. 3. aus: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland Heidelberg (Sig. B/1/18, Nr. 61). 57 Der Versuch, die privatisierte ehemalige Synagoge Könen zu einem Ort des Gedenkens umzugestalten, scheiterte. Die behördlich genehmigten Baumaßnahmen im Jahre 2007 zerstörten bedeutende Hinweise auf die sakrale Funktion dieses Gebäudes. Heute wird eine Werkstatt in diesem Gebäude betrieben. Vgl. Kewes, Monika: Unscheinbares Gebäude-zwei Sichtweisen, in: Trierischer Volksfreund vom 7.3.2007. Über den heutigen Zustand der übrigen Synagogen in der Region Trier informiert Reichard, Robert/ Heidenblut, Thomas: Synagogen im Landkreis Trier-Saarburg, Trier 1998.

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Bewusstsein hinsichtlich der Erinnerung an die regionale jüdi-sche Geschichte. Einigen jüdischen Friedhöfen blieb das Schicksal der meisten Synagogen der Region Trier erspart, weil sich jüdische Bürger frühzeitig um deren Erhalt bemühten.

Jüdische Kriegstote des Ersten Weltkrieges Jüdische Gefallene des Ersten Weltkrieges wurden zum Teil

auf den Tafeln der Kriegerdenkmäler ohne besondere Kenn-zeichnung vermerkt wie in Oberemmel.58 In anderen Orten fehlen sie wie in Schillingen59 oder wurden in der Nazizeit ent-fernt und später wieder hinzugefügt wie in Bitburg.60 In Könen sind die jüdischen Kriegsteilnehmer und der einzige jüdische Gefallene des Ersten Weltkrieges in der Schulchronik festge-halten.61 Im Innern der Synagoge Trier erinnert eine Gedenkta-fel an die jüdischen Kriegstoten des Ersten Weltkrieges.62

Ein Internet-Portal hält inzwischen die Namen der meisten jüdischen Kriegstoten des Ersten Weltkrieges fest.

Seit mehr als 30 Jahren Aufgrund vielfältiger wissenschaftlicher, politischer und pri-

vater Anregungen wird in der Region Trier seit nunmehr über 30 Jahren die jüdische Lokalgeschichte erforscht. In Büchern, Ausstellungen, Vorträgen, Erinnerungsgängen und Gedenkver-anstaltungen wurde und wird an die ehemaligen jüdischen Ge-meinden erinnert.

58 Körtels, Willi: Geschichte der Juden von Oberemmel, S. 107. 59 http://www.germanjewishsoldiers.com/results.php Suchwort Schillingen 60 Film von Adolf Winkler: Juden in der Grenzregion Deutschland, Belgien und Luxemburg 2014. 61 Körtels, Willi: Geschichte der Juden von Könen, S. 138-140 62 Bohlen, Reinhard/ Botmann, Benz [Hrsg.]: Neue Adresse: Kaiserstraße. 50 Jahre Synagoge Trier. Festschrift, S. 51.

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Aufgrund von lokalen Nachforschungen werden nicht sel-ten erstmals die Namen der Opfer bekannt. Die Stadt Trier hat die Namen der jüdischen Opfer anhand von städtischem Ar-chivmaterial in einem Gedenkbuch mit dem Titel „Trier vergisst nicht“63 veröffentlicht. Gut erforscht ist die jüdische Gemeinde Wittlich. Bereits 1996 stellte Maria Wein-Mehs ihr Buch mit dem Titel „Juden in Wittlich 1808-1942“ der Öffentlichkeit vor.64 Noch sind nicht alle Opfer der Region Trier erfasst. Allein aus der Umgebung von Konz (Konz65, Wasserliesch66, Könen67, Wawern68, Wiltingen69, Oberemmel70, Filzen) sind die Namen von 127 jüdischen Bürgern ermittelt, die von den Nationalsozi-alisten ermordet wurden. Den Opfern des Holocaust wurden in einigen Orten wie Hermeskeil, Freudenburg Oberemmel, Pellingen, Bitburg und Konz Gedenksteine und Gedenktafeln errichtet.71 Inzwischen sind in der Stadt Trier ca. 150 Stolper-steine zur Erinnerung an Opfer des Nationalsozialismus ver-legt. In Orten der Region Trier wie in Hermeskeil, Wiltingen, Oberemmel, Saarburg, Konz und Pellingen fanden ebenfalls Stolpersteinverlegungen statt. Die Zahl der verlegten Stolper-steine entspricht weder in Trier noch in den Landgemeinden

63 Stadtarchiv Trier [Reiner Nolden]: „Trier vergisst nicht“. Gedenkbuch für die Juden aus Trier und dem Trierer Land, Trier 2010. 64 Wein-Mehs, Maria: Juden in Wittlich, Wittlich 1996. 65 Körtels, Willi: Material zur Geschichte der Juden von Konz, S. 33-34 66 Körtels, Willi: Geschichte der Juden von Könen, S. 201 67 ebda., S. 192-94 68 Körtels, Willi: Material zur Geschichte von Wawern pdf., S. 36-37 69 Hoff, Ludwig: Nur die Kinder überlebten, in: Trierischer Volksfreund vom 26.2.2007, S. 16 70 Körtels, Willi: Geschichte der Juden von Oberemmel, S. 90 71 Nicht in allen Orten der Region Trier sind Projekte dieser Art erwünscht. Zwar kann sich kein gewählter Gemeindevertreter offen zu einer Ableh- nung eines solchen Projektes bekennen, aber im kommunalen Alltag zeigen sich im Einzelfall Verhaltensweisen, die dem Vereiteln solcher Anregungen sehr nahe kommen.

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der Zahl aller Opfer. Allein im Landkreis Trier-Saarburg sind 512 jüdische Opfer der Schoa laut Bundesgedenkbuch und 676 nach den Angaben von Yad Vashem nachzuweisen.

Die Integration der Opfer des Nationalsozialismus in die Er-innerungsveranstaltungen zum jährlich begangenen Volkstrau-ertag unterblieb in der Region Trier über viele Nachkriegsjahr-zehnte, obwohl die Wiedereinrichtung dieses Gedenktages An-fang der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts festlegte, den im Krieg getöteten Soldaten und den Opfern der Gewaltherr-schaft zu gedenken. Bis heute sind selbst in Orten, in denen Juden über viele Generationen lebten, nicht alle Namen der Er-mordeten bekannt.

In den Schulen werden Facharbeiten vergeben und Projekte durchgeführt, die sich mit der jüdischen Kultur der Region be-fassen. Die Christlich-Jüdische Gesellschaft Trier hat erstmals 2015 einen Preis für Projekte und Facharbeiten an Schulen zu christlich-jüdischen Themen ausgeschrieben.

In jüngster Zeit werden die jüdischen Friedhöfe wieder zu einem öffentlichen Thema. Friedhofsführungen fanden wie-derholt im Rahmen des Europäischen Gedenktages der Jüdi- schen Kultur in Könen, in Oberemmel, in Trier, in Wittlich, in Freudenburg, in Leiwen und in anderen Orten statt, an denen interessierte Bürger teilnahmen, um etwas über die ehemali-gen jüdischen Gemeinden zu erfahren.

Vereinzelt übernehmen Jugendgruppen die Pflege jüdi-scher Friedhöfe der Region, wie in Saarburg und in Zerf. Der jüdische Friedhof Könen wurde im Jahre 2013 in Trägerschaft der Stadt Konz umgestaltet. Diese öffentliche Maßnahme be-zog sich auf die Baumbepflanzung. Die über 50 Jahre alten Bir-ken wurden durch schwach wachsende Ahornbäume ersetzt. Die Anlage der Grabsteine wurde von dieser Maßnahme nicht berührt. Die Kosten dieser Maßnahme wurden von der Stadt Konz und von einer Frauengruppe des Stadtteils Könen

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Foto-Collage zum Engagement von Jugendlichen auf dem jüdischen Friedhof Zerf im November 2013 von Hans Muth, dankeswerterweise übermittelt von Raimund Schneider, Referat Ordnungswesen an der ADD Trier. getragen. Im Rahmen der Präsentation der weitgehend abge-schlossenen Arbeiten wurde an die Geschichte der Juden in Kö-nen erinnert. Anlässlich einer öffentlichen Begehung des jüdi-schen Friedhofs wurde bemängelt, dass die Schriften auf den Grabsteinen nicht mehr leserlich sind. Einem Steinmetz soll deshalb der Auftrag erteilt werden, die verblassten Schriften neu einzufärben.

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Umgestaltung des jüdischen Friedhofs in Könen als kommunales Anliegen

Am 20. April 2015 führte die Gedenkstätte SS-Sonderla-ger/KZ Hinzert eine Exkursion zu den jüdischen Friedhöfen der Südeifel in Bollendorf, Bitburg, Malberg und Wittlich durch. Die „Kooperative Gesamtschule St. Matthias in Bitburg in Trä-gerschaft des Bistums Trier“ erinnerte am 8. November 2013 an den 75. Jahrestag der Reichspogromnacht auf dem jüdi-schen Friedhof Bitburg.72

Die Gedenkarbeit der Region Trier wird heute getragen von verschiedenen Institutionen. Zu nennen sind das Emil-Frank-Institut in Wittlich, die Friedrich-Ebert-Stiftung in Trier, die AGF Frieden in Trier, der Arbeitskreis Bitburg gedenkt, die Arbeits-gruppe Stolpersteine in Trier, die Christlich-Jüdische Gesell-schaft Trier, die Deutsch-Israelische Gesellschaft Trier, die Ge-denkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert, der Förderverein ehe-

72 http://www.st-matthias.de/nachrichten/schuljahr-2013-2014/08-11- 2013/

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malige Synagoge Könen e.V. Gedenkarbeit bis zu dessen Auflö-sung im Jahre 2015 und das Are-Aymon-Institut der Universität Trier. Erinnerungsarbeit ist außerdem ein Anliegen der Par-teien, der Schulen, der Kirchen, der Volkshochschulen und der Kommunen.

Im Rahmen eines Erinnerungsganges zur Geschichte der Ju-den in Konz wurde an die 31 Opfer der Schoa aus diesem Ort gedacht.

Die gegenwärtig sehr lebendige Gedenkarbeit spiegelt sich

in den lokalen Medien. Einzelne Journalisten nehmen ihre Ar-beit über jüdische Themen mit großer Sensibilität wahr. So werden die Gedenkveranstaltungen zum 9. November, die Stolpersteinverlegungen, die entsprechenden Ausstellungen, Vorträge und Buchpräsentationen regelmäßig im Trierischen Volksfreund dokumentiert. Exemplarisch sei auf den Bericht

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aus: Trierischer Volksfreund vom 28.8.2006

von Monika Kewes über den jüdischen Friedhof Oberemmel vom 28.8.2006 im Trierischen Volksfreund hingewiesen.73

2020 erschien im Trierischen Volksfreund, Ausgabe Witt-lich, eine Serie zu den jüdischen Friedhöfen in dieser Region. Die Information und die Kopien zu dieser Artikelserie erhielt ich freundlicherweise von Raimund Schneider vom Referat 23: Ordnungswesen, Hoheitsangelegenheiten, Lohnstelle für aus-ländische Streitkräfte, von der Aufsichts- und Dienstleistungs-direktion Trier.

73 siehe Seite 38.

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aus: Trierischer Volksfreund vom 8.6.2020, S. 10.

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aus: Trierischer Volksfreund vom 12.6.2020, S. 8.

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42

aus: Trierischer Volksfreund 21.7.2020, S. 9.

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43

aus: Trierischer Volksfreund 27.7.2020, S. 9.

aus: Trierischer Volksfreund 19.8.2020, S. 9.

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44

aus: Trierischer Volksfreund 15.9.2020, S. 8.

aus: Trierischer Volksfreund 16.9.2020, S. 8.

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45

aus: Trierischer Volksfreund vom 30.9.2020, S. 10.

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aus: Trierischer Volksfreund vom 17./18.10.2020, S. 11.

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aus: Trierischer Volksfreund 20.10.2020, S. 9.

aus: Trierischer Volksfreund 6.11.2020, S. 8.

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aus: Trierischer Volksfreund 9.11.2020, S. 8. Schändungen nach 1945

Der jüdische Friedhof Wittlich, der sich seit 1948 im Besitz

der Jüdischen Kultusgemeinde Trier befindet, wurde 1970, 1971, 1972, 1983 und 1987 geschändet. Die Verwüstung von 1987 wurde von drei Männern ausgeführt. Sie hatten 111 von 162 Grabsteinen umgestürzt. Ein Gericht verurteilte die Täter zusammen zu 27 Monaten Freiheitsentzug auf Bewährung.74 Auf dem jüdischen Friedhof Sötern wurden am 17. März 2008 60 Grabsteine umgeworfen und die Friedhofsmauer mit roter Farbe beschmiert. Die Täter waren 15 und 23 Jahre alt. Der äl-tere Täter handelte in antisemitischer Gesinnung.75

In Rheinland-Pfalz sind jüdische Friedhöfe immer wieder ein Objekt antisemitischer Straftaten. 2010 wurden in Rheinland-Pfalz vier jüdische Friedhöfe geschändet.76 2011 wurde ein

74 http://www.alemannia-judaica.de/wittlich_friedhof.htm 75 http://www.alemannia-judaica.de/soetern_friedhof.htm 76 http://www.tagesspiegel.de/politik/41-angriffe-auf-juedische-friedhoefe-

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jüdischer Friedhof77 geschändet, 2012 waren es drei78, 2013 ebenfalls drei79 und 2014 einer80.

In der Bundesrepublik gab es zwischen 1950 und 1959 90 Schändungen jüdischer Friedhöfe, in den 60er Jahren waren es 102, in den 70er Jahren 169. Seit den 80er Jahren werden jähr-lich 45 Fälle registriert.81 Im Laufe des Jahres 2015 sind in der Bundesrepublik Deutschland 115 antisemitische Straftaten ge-meldet worden.82

bilanz-2010-polizei-sieht-rechtsextreme-als-taeter/4181752.html 77 2012-VS_Bericht.pdf, S. 21 78 2013_VS_Bericht.pdf, S. 21 79 ebd. 80 2014_VS_Bericht.pdf, S. 20 81 Ridder, Thomas: Das Haus des Lebens. Ein Einführung in Geschichte und Gestaltung des jüdischen Friedhofs in Aschkenas, S. 88. 82 https://www.bundestag.de/presse/hib/2015_05/-/375468

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aus: Aufbau vom 14.9.1966, S. 9

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Literatur- und Materialliste:

1. Bauer, Uwe/Bühler, Marianne: Steine über dem Fluss. Jü-dische Friedhöfe an der Mosel, Trier 2002

2. Bärle-Schinger, Anita (betreuende Lehrerin): …anGesichts – wenn Geschichte lebendig wird. einst in Bitburg (Projek-tarbeit der Klasse 10a der St. Matthias-Schule Bitburg 2013/14), in: Projektarbeit St. Matthias-Schule Bitburg.pdf

3. Bohlen, Reinhold: Ein Gang über den jüdischen Friedhof Wittlich. Reihe Machbarot. Hefte des Emil-Frank-Instituts. (hrsg. von Hans-Georg Gradl), Heft 3, Trier 2014

4. Erschens, Hermann: Geschichte der ehemaligen Judenge-meinde in Leiwen, Trittenheim 1993

5. Festschrift zur Eröffnung der ehemaligen Synagoge von Schweich als Kulturstätte, Schweich 1989

6. Haller, Annette: Der jüdische Friedhof an der Weidegasse in Trier, Trier 2003

7. Heidt, Günter: Der jüdische Friedhof in Freudenburg – ein Beispiel für Traditionen und Assimilation sowie die Verfol-gung deutscher Juden, in: Denk-mal! Denkmäler im Unter-richt, Bad Kreuznach 1997, S. 239-260

8. Heidt, Günter/ Lennartz, Dirk S.: Fast vergessene Zeugen. Juden in Freudenburg und im Saar-Mosel-Raum 1321-1943, Norderstedt 2000

9. Hoff, Ludwig: Nur die Kinder überlebten, in: Trierischer Volksfreund vom 26.2.12007, S. 16

10. http://www.add.rlp.de/presse/broker.jsp?u-Men=84560f23-4693-aefb-e592-613e9246ca93&u-Con=bef50a0c-c646-cd31-458a-02460881a619&u-Tem=aaaaaaaa-aaaa-aaaa-aaaa-000000000042

11. http://www.matergloriosa.de/Hauptfriedhof/framein-dex.htm

12. http://www.roscheiderhof.de/kulturdb/client/einOb-jekt.php?id=2850

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13. http://www.volksfreund.de/nachrichten/region/konz/ak-tuell/Heute-in-der-Konzer-Zeitung-Feldahorn-statt-Birke-Jüdischer-Friedhof-erhält-neue-Pflanzen;art8100,3484330

14. http://www.matergloriosa.de/Hauptfriedhof/jued-fried.htm

15. Ittenbach, Elmar: Jüdisches Leben in Thalfang. Geschichte und Schicksale, Trier 2011

16. Kewes, Monika: Steinerne Zeugen, in: Trierischer Volkfreund vom 28.8.2006

17. Körtels, Willi: Antisemitische Übergriffe in der Region Trier vor 1933, Konz 2012

18. ders.: Geschichte der Juden von Könen, Konz 2011 19. ders.: Geschichte der Juden von Oberemmel, Konz 2012 20. ders.: Materialien zur Geschichte der Juden in Konz, Konz

2014 21. Kuller, Christiane: Bürokratie und Verbrechen: Antisemiti-

sche Finanzpolitik und Verwaltungspraxis im nationalsozi-alistischen Deutschland, München 2013

22. LHA Koblenz Best. 572 Nr. 17118 23. Meyer, Hans-Georg: „Jüdische Friedhöfe und Gedenkstät-

tenarbeit“, in Sachor 6. Jahrgang, Ausgabe 2/96, Heft Nr. 12, S. 7-9

24. Michel, Wilhelm: Kampf gegen Gräber, in: Der Morgen 1927-1928, Heft 2, S. 131-134

25. Monz, Heinz: Vom Friedhof zum „Viehmarkt“? Gedanken zu einem vergessenen jüdischen Friedhof in Trier, in: Sachor 4 (1994), S. 18-19

26. Müller, Rudolf: Der Friedhof der jüdischen Gemeinde in Saarburg, in: Landeskundliche Vierteljahresblätter 39 (1993), S. 155-166

27. ders.: Der Umgang mit den jüdischen Friedhöfen in der Nachkriegszeit am Beispiel des Landkreises Trier-Saar-burg, in: Landeskundliche Vierteljahresblätter 54 (2008), S. 109-120

28. Pauli, Klaus: Butzweiler und die Juden, Butzweiler 1982 29. Prelimnary Report on Legislation and Practice Relating to

the Protection an Preservation of Jewish Burial Grounds,

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Germany 2008 (Lo Tischkach Foundation European Jewish Cemetries Initiative) PDF-Datei

30. Raim, Edith: Justiz zwischen Diktatur und Demokratie, München 2013

31. Ridder, Thomas: Das Haus des Lebens. Eine Einführung in Geschichte und Gestaltung des jüdischen Friedhofs in Aschkenas, Borken 2009

32. Rosenbaum, Bettina: Juden in Bitburg. Facharbeit in Ge-schichte, Bitburg 1993

33. Rummel, Walter/Rath, Jochen: “Dem Reich verfallen”. Enteignung und Rückerstattung jüdischen Vermögens im Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz 1938-1953, Koblenz 2001

34. Schiffmann, Ernst: Der Judenfriedhof zu Brauneberg, in Glaube und Heimat 1998, S. 3

35. Schmitt, Christoph: Ein verwaister ´guter Ort´. Tritten-heims jüdischer Friedhof 1897-1997, in: Jahrbuch des Kreises Bernkastel-Wittlich 1998, S. 252-259

36. Stadtverwaltung Schweich (Hrsg.): Festschrift zur Eröff-nung der ehemaligen Synagoge von Schweich als Kultur-stätte, Schweich 1989

37. Toeplitz, Erich: Jüdische Friedhöfe einst und jetzt, in: Je-schrun 1922, S. 229-235

38. Verfassungsschutzberichte Rheinland-Pfalz 2012, 2013 und 2014 (2012_VS_Bericht.pdf; 2013_VS_Bericht.pdf; 2014_VS_Bericht.pdf)

39. Weber, Hans-Jonas: Der jüdischen Friedhof in Brauneberg, in: Jahrbuch des Kreises Bernkastel-Wittlich 1990, S. 130-135

40. ders.: Bibelworte auf den Grabsteinen des jüdischen Friedhofs in Brauneberg, in: Jahrbuch des Kreises Bernkas-tel-Wittlich 1995, S. 174-176

41. Wein-Mehs, Maria: Juden in Wittlich, Wittlich 1996 42. Wein-Mehs, Maria; Bohlen, Reinhold: Der jüdische Fried-

hof in Wittlich, hrsg. von der Stadt Wittlich, Wittlich 1992 43. Weirich, Hilde: Juden in Hottenbach und Stipshausen.

Eine Spurensuche, Fronhofen 1998

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44. dies.: Der jüdische Friedhof [Thalfang], in: Beiträge zur Ge-schichte der Juden in Thalfang, hrsg. von Winfried Krause, Spiesen-Elversberg 1995, S. 144-152

45. Wiede, Wiebke: Rasse im Buch. Antisemitische und rassis-tische Publikationen in Verlagsprogrammen der Weimarer Republik, München 2011

46. Wikipedia Suchwort Juden in Aach 29.11.2013 47. www.alemannia judaica, Suchworte: Aach, Butzweiler,

Jünkerath, Mehring, Leiwen, Fell, Schweich, Trier, Könen, Kirf, Freudenburg, Saarburg, Oberemmel, Zerf, Hermeskeil

Fotonachweis:

Ort Seite Quelle Bitburg 27 alemannia-judaica.de (Bitburg) Bollendorf 10 alemannia-judaica.de (Bollendorf) Butzweiler 10 Willi Körtels 2012 Irrel 5 alemannia-judaica (Irrel) Könen 20

37 Willi Körtels 2005 Raimund Schneider, ADD, Trier 2013

Konz 6 38

Willi Körtels 1987 Steven Kohlhagen 2015, USA

Oberemmel 5 9

Willi Körtels 2012 Ders.

Schweich 24 Festschrift zur Eröffnung der ehemaligen Synagoge von Schweich als Kulturstätte, S. 42

Thalfang 26 alemannia judaica, Suchwort „Thalfang“ Trier 5

19 Willi Körtels 2005 Willi Körtels 2015

Zerf 36 Raimund Schneider, ADD, Trier 2013 www.blitzlichtkabinett.de

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55

Weitere Fotoquellen

Aach http://lexikon.freenet.de/J%C3%BCdische_ Ge-meinde_Aach

Aach http://www.roscheiderhof.de/kulturdb/cli-ent/einObjekt.php?id=2762

Aach http://lexikapool.de/lexika/J%C3%BCdische_Ge-meinde_Aach.html

Bitburg http://www.alemannia-judaica.de/bitburg_syna-goge.htm

Butzweiler htthttp://www.roscheiderhof.de/kulturdb/cli-ent/einObjekt.php?id=2762p://

Butzweiler www.alemannia-judaica.de/butzweiler_ fried-hof.htm

Fell www.blitzlichtkabinett.de Fell http://www.roscheiderhof.de/kulturdb/cli-

ent/einObjekt.php?id=2762 Fell http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCdischer_

Friedhof_%28Fell%29 Fell http://neptun.fh- trier.de/fell/ortfell/ juedischer

Friedhof.php?nr=7&unr= 3&eTyp= n& lan=de Freuden-burg

www.blitzlichtkabinett.de

Freuden-burg

http://www.roscheiderhof.de/kulturdb/cli-ent/einObjekt.php?id=2762

Hermeskeil http://www.roscheiderhof.de/kulturdb/cli-ent/einObjekt.php?id=2762

Kirf www.blitzlichtkabinett.de http://www.roscheiderhof.de/kulturdb/cli-ent/einObjekt.php?id=2762

Kordel www.blitzlichtkabinett.de Kordel http://www.roscheiderhof.de/kulturdb/cli-

ent/einObjekt.php?id=2762 Leiwen http://www.alemannia-judaica.de/ leiwen_ fried-

hof. Htm

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Leiwen http://meine.name/index.php?cnt=J%C3% BCdi-scher_Friedhof_%28 Leiwen %29

Leiwen http://de.enc.tfode.com/J%C3%BCdischer- _Friedhof_%28Leiwen%29

Schweich http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCdischer_ Friedhof_%28Schweich%29

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Trittenheim http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCdischer_ Friedhof_%

Trittenheim http://www.roscheiderhof.de/kulturdb/cli-ent/einObjekt.php?id=276228Trittenheim%29

Trittenheim http://www.alemannia-judaica.de/ tritten heim-friedhof.htm

Weiterführende Literatur:

Diamant, Adolf: Jüdische Friedhöfe in Deutschland - eine Bestandsaufnahme, Frankfurt a.M. 1982

ders.: Geschändete Jüdische Friedhöfe in Deutschland 1945 bis 1999, Potsdam 2000 Heyne-Maren: Stille Gärten-beredte Steine. Jüdische Fried-höfe im Rheinland, Fotografien, Bonn 1994

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Peters, Dieter: Land zwischen Rhein und Maas. Genealogi-sche Daten von jüdischen Friedhöfen in der ehemaligen Rheinprovinz und in der niederländischen Provinz Limburg, hrsg. von MOSAIK-Familienkundliche Vereinigung für das Klever Land, Kleve 1993

Peters, Dieter und Strehlen, Martina: Jüdische Friedhöfe, Begräbnisstätten, Gedenkstätten in Rheinland-Pfalz, in: Sachor. Beiträge zur jüdischen Geschichte und zur Gedenk-stättenarbeit in Rheinland-Pfalz, 8. Jahrgang, Ausgabe 21/1998, Heft Nr. 16, S. 48-62

Internet-Adressen: www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/ FRIEDHOF/PFALZ/.../l-rlp.htm www.lagrlp.de/.../juedische.../juedische-friedhoefe-in-rheinland-pfalz-ort... www.swr.de/swr1/rp/.../der-juedische-friedhof-in.../index.html spurensuche.steinheim-institut.org/literatur.html www.tripadvisor.de www.christen-und-juden.de/html/friedhoefe.htm http://www.roscheiderhof.de/kulturdb/client/ein-Ojekt.php?id=1299 compactmemory.de