Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der...

36
DFG-Projekt Johann Fischarts ›Daemonomania Magorum‹. Edition und Kommentar der deutschen Übersetzung von Jean Bodins Dämonologie Jean Bodin / Johann Fischart DE DAEMONOMANIA MAGORUM (1581, 1586, 1591) Edition und Kommentar von Johann Fischarts Übersetzung der ›Démonomanie des sorciers‹ (1580) Jean Bodins (Johann Fischart, Sämtliche Werke, Band IX) Arbeitspapiere zum Werkstattgespräch 2018 Teil 1: Edition I,2 Tobias Bulang, Raffaela Kessel, Isabella Managò, Hannah Mieger, Nicolai Schmitt, Johannes Stuhrmann, Joana van de Löcht Arbeitsstand: März 2018

Transcript of Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der...

Page 1: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]

DFG-Projekt

Johann Fischarts ›Daemonomania Magorum‹.

Edition und Kommentar der deutschen Übersetzung

von Jean Bodins Dämonologie

Jean Bodin / Johann Fischart

DE DAEMONOMANIA MAGORUM

(1581, 1586, 1591)

Edition und Kommentar von Johann Fischarts Übersetzung

der ›Démonomanie des sorciers‹ (1580) Jean Bodins

(Johann Fischart, Sämtliche Werke, Band IX)

Arbeitspapiere zum Werkstattgespräch 2018

Teil 1: Edition I,2

Tobias Bulang, Raffaela Kessel, Isabella Managò, Hannah Mieger,

Nicolai Schmitt, Johannes Stuhrmann, Joana van de Löcht

Arbeitsstand: März 2018

Page 2: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]
Page 3: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]

INHALTSÜBERSICHT

TITELBLÄTTER DER AUSGABEN 1581 UND 1586

Titelblatt 1581 (Faksimile)

Titelblatt 1586 (Faksimile)

Titelblatt 1581 (Transkription)

Titelblatt 1586 (Transkription)

Variantenapparat zu den Titelblättern

EDIERTER TEXT (1586)

Kapitel I, 2 Das Erst Buch von der Demonomany/ oder von Wüterei der b sen Geister/ vnd diser/ so von jnen rasend gemacht/ getriben vnd gef rt werden. Das II. Capitul. Von Zugesellung/ Gemeinschafft vnd Beywohnung der Geyster zu den Menschen.

Page 4: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]
Page 5: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]

i elblä er Der AusgAben 1 5 8 1 unD 1 5 86

Page 6: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]

De MAgorVM DAeMonoMAniA ‧ eDi ion

Exemplar der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek Dresden, Signatur 36. 8. 8328

Page 7: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]

i elblA 1581 unD 1586

Exemplar der Saarländischen Universitäts- und Landesbibliothek Saarbrücken, Signatur 86-7948

Page 8: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]

De MAgorVM DAeMonoMAniA ‧ eDi ion

5

10

15

20

25

30

De DAeMonoMAn iAMAgorVM.

Vom AußgelaßnenWütigen Teuffelsheer der Beses-senen Vnsinnigen Hexen vnd Hexenmey-

ster/ Vnholden / Teuffelsbeschwerer/ Warsager/Schwartzkuͤ nstler/ Vergiffter/ Nestelverknipffer/

Veruntreuer/ Nachtschaͤdiger/ Augenverblender/ etc. vnd aller andererZauberer geschlecht/ sampt jhrn vngeheurn haͤndeln: Wie sie

vermoͤg der Recht erkant/ eingetrieben/ gehindert/ erkün-digt/ erforscht/ Peinlich ersucht vnd ge-

strafft sollen werden.

Alles nicht alleyn auß H. Schrifft/ vnd nachder hieruͤber außgangenen Determination der Theolo-

gen zu Pariß/ sondern auch auß gründlicher Philosophi/ Hi-storien/ vnd gemeynen Rechten gezogen/ vnd wider Doctoris J. Wier Buch

hievon geschriben/ durch den Edeln/ Hochgelehrten vnd FerrberütenH. Johan Bodin/ der Rechten Doctorn/ vnd des Parle-

ments Rahts inn Franckreich/ etc.

Nun erstmals durch den auch Ehrnvesten vnd Hochge-lehrten H. Johann Fischart/ der Rechten Doctorn/ auß

Frantzoͤsischer Sprach/ treulich inn Teutsche gebracht/ vnd anetlichen enden gemehret vnd erklaͤret.

Heutigs Tags/ bei nun zumal zweiffelhafftiger Nachfragvon der Hexen verdienst vnd Straff/ den Theologen/ Rechtsgelehr-

ten/ Medicis/ Amptleuten/ Richtern/ Rhaͤten/ Rhatsper-sonen/ vnd jeder Oberkeyt notwendig zuwis-

sen vnd sich darnach zurichten.

Mit Roͤm: Key: May: Freiheyt auff zehen Jar.Straßburg bei B. Jobin. 1581.

Page 9: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]

5

10

15

20

D e M A g o rV M DAe M o n o M A n i A .

Vom AußgelaßnēWuͤtigen Teuffelsheer Aller-hand Zauberern/ Hexen vnd Hexenmei-stern/ Vnholden/ Teuffelsbeschwerern/ Warsa-

gern/ Schwartzkuͤnstlern/ Vergifftern/ Au-genverblendern/ etc.

Wie die vermoͤg aller Recht erkant/ ein-getrieben/ gehindert/ erkuͤndigt/ erforscht/ Pein-

lich ersucht vnd gestrafft werden sollen.

Gegen des Herrn Doctor J. Wier Buch von der Geisterverfhrungen/ durch den Edlen vnd Hochgelehrten Herrn

Johann Bodin/ der Rechten D. vnd des Parlements Rhats inFranckreich außgangen.

Vnd  nun  erstmals  durch  den  auch  Ehrnvesten  vnd  Hoch-gelehrten H. Johann Fischart/ der Rechten D. etc. auß Frantzoͤsischer sprach

trewlich in Teutsche gebracht/ vnd nun zum andernmal an vielenenden vermehrt vnd erklrt.

[Druckersignet]

Mit Roͤm: Key: May: Freyheit auff zehen Jar.Straßburg bei B. Jobin. 1586.

sApi

eniA

ConsAns.

i elblA 1581 unD 1586

Page 10: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]
Page 11: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]

VAriAn enAppArA zuM i elblA Der AusgAbe 1586

1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/] der Besessenen Vnsinnigen A 5 Teuffelsbeschwerern] Teuffelsbeschwerer A 5 f. Warsagern] Warsager A 6 Schwartzkuͤnstlern] Schwartzkuͤnstler A 6 Vergifftern/] Vergiffter/ Nestelverknipffer/ Veruntreuer/ Nacht-

schaͤdiger/ A 6 f. Augenverblendern] Augenverblender A 7 f. etc. ¶ Wie die] etc. vnd aller anderer Zauberer geschlecht/ sampt jhrn

vngeheurn haͤndeln: Wie sie A 8 aller] der A10 werden sollen.] sollen werden. A11 Gegen des Herrn Doctor] Alles nicht alleyn auß H. Schrifft/ vnd nach

der hieruͤber außgangenen Determination der Theologen zu Pariß/ sondern auch auß gründlicher Philosophi/ Historien/ vnd gemeynen Rechten gezogen/ vnd wider Doctoris A

11 f. von der Geisterverfhrungen/] hievon geschriben/ A12 f. Edlen vnd Hochgelehrten Herrn Johann] Edeln/ Hochgelehrten vnd

Ferrberüten H. Johan A13 D.] Doctorn/ A14 Franckreich außgangen.] Franckreich/ etc. A15 Vnd nun] Nun A16 D. etc.] Doctorn/ A16 sprach] Sprach/ A17 nun zum andernmal] <fehlt> A17 vielen] etlichen A18 vermehrt] gemehret A19 Sapientia [Druckersignet] Constans.] <fehlt> A21 Straßburg bei B.] Getruckt zu Straßburg/ bei Bernhart C21 1586.] 1581. A ; 1591. C

Page 12: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]
Page 13: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]

EDIERTER TEXT (1586)

Der folgende Textauszug stammt aus Buch I der ›Daemonomania Magorum‹

Das Erst Buch von der Demonomany/ oder von Wüterei der bsen Geister/ vnd diser/ so von jnen rasend gemacht/ getriben vnd gefrt werden. Das II. Capitul. Von Zugesellung/ Gemeinschafft vnd Beywohnung der Geyster zu den Menschen.

Die Seitenzahlen entsprechen der Edition.

Page 14: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]
Page 15: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]

65

Das II. Capitul.Von Zugesellung/ Gemeinscha

vnd Beywohnung der Geyster zuden Menschen.

ES mag keine Gesellscha noch vereynigung bestehn noch erhal-5 Zwischen gleichen

besteht gleichheit.ten werden/ dann nur vnder vnd zwischen gleichen Sachen/ oder

die eine gleichnuß oder zusammen artung vnd guten willen ge-

gen einander tragen vnd haben. Gleich wie die Jmen sich zusammen

thun vnd gesellen/ vonwegen der gleichnuß/ die zwischen jhnen ist/ vnd

des nutzes/ den sie auß jhrer geselliger zusammenhaltung knnen erho-10

len vnd schpffen: Deßgleichen auch die Aumeysen/ vnd andere zusam-

men wonende vnd gesellige Thier.

Hingegen zwischen den Wlffen vnd Schafen/ zwischen denen Gott

eine Antipathiam, oder natrliche gegenartung vnd widerwillen/ vnd ei- Von gegenartung vnd mittelartung aller ding.

ne vnversnliche/ auff Leib vnd leben schdliche Feindscha Gott ein-15

genaturt hat: als zwischen gantz auß der massen verruchten Gottlosen/

vnd Heiligen Gottsfrchtigen Leuten/ da kan gleich so wenig eine be-

stndige geselscha vnd verein sich erhalten/ als zwischen den Reinen

Engeln vnd den vnsaubern Geistern.

Gleichwol hat es noch mitteler art Menschen/ die weder gar bß/ 20 Der Mensch ist das mittel zwi-schen Engeln vnd Teuffeln.

noch gar gut seind/ vnd schicken sich in vnd zu beiderley geschlecht

Leuten/ also daß man sagen mcht/ daß die verstndige Seel des Men-

schen/ das mittel oder die mittel art sei zwischen Engeln vnd den Teuf-

feln. ⟨ ⟩Dann man erfhrt/ daß der gewaltige Gott der natur/ alle ding durch 25

mittelsachen/ die sich zu vnd gegen den Extremitatibus, oder ussersten

widerwertigkeiten anschickten/ reimten vnd mßigten/ hat fein zusam-

men verpflicht vnd in einander verknip : Auch die Harmony oder Zwo gegenwelt vnd ein mittelwelt.zusammenartung vnd inn einander fgliche stimmung der Oberen ver-

stndigen Erkantnußklugen/ oder Intelligibilia, vnd demnach der Himli-30

schen/ vnd letzlich der Elementarischen Welt/ durch vnaufflßliche mit-

telfgung vnd gemssigte verpflichtung vnnd verflechtung/ artlich vnd

ordenlich zusammen geschicket.

8 Jmen] Jemen A 18 Reinen] ⟨fehlt⟩ A 19 vnsaubern Geistern] Teuffelen A 30 Intelligibilia] Intelligibilis A

5 M1 besteht A] bestēht B

Page 16: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]

66 ‧

Vnd zu gleicher weiß/ wie die Harmonia oder Rechtfglichkeit vnd

zusammen gerichtete vberein stimmung zerfallen vnnd vnkr ig wer-

den mßte/ wann die widerwertige stimmen nit durch mittelstimmen

zusammen gerichtet/ gleichsam in einander geknip vnd gezogen wr-

den: Also hat es auch ein gestalt mit der Welt vnd seinen theilen. 5

Als im Himmel/ seind die widerwertige zeichen mit eim zeichen/ das Exempel der mittelmßigen

Creaturen.mit beiden vberein kommet vnnd zutriffet/ zusammen verbunden. Zwi-

schen dem Stein vnd der Erden/ sicht man den Mergel/ Thon vnd Lett/

als mittelstuck. Jnn mittel der Erden vnd den Metallen/ die Marcasiten

oder Feurstein vnd Kupfferertz vnd andere Mineralien oder Bergwerck- 10

ertz. Zwischen den Steinen vnd Kruteren/ seind die geschlecht der

Corallen mittelmssig: Dann sie seind zu Stein gewordene Kruter/ die Corallengewchs.

Wurtzeln/ stengel vnd cht frpringen. Zwischen den Kruteren vnnd

den Thieren/ seind die Zoophyta, oder Plantanimalia, das ist/ die Kru-Halb Thier halb Kruter. terthier/ oder Thierkruter/ oder lebha Kruter vnd Sa lebend Thier/ 15

die ein empfindnuß vnnd ⟨ ⟩ bewegnuß haben/ vnd ziehen ein leben an

sich durch die an Stein vnnd Felser gehe e Wurtzeln/ als die Mroste-

ren/ Muschelfisch/ Napfmuschelen/ Mreichelen/ Mrpensel/ Mrster-

nen/ Mrjgel/ vnd andere Schngfisch oder Schneyckfisch/ auch sonst

allerhand Schwammen. Jn zwischen der Jrdischen Thier/ vnnd denen 20

inn den Wasseren/ seind die Amphybia, oder Beidlebige Thier/ als die

Biber/ Otter/ Schnecken/ so jnner vnd ausserhalb dem Wasser knnen

leben. Jn mittel der Wasserlebenden vnnd den Vgelen/ seind die flie-gende Fisch. Zwischen den anderen Thieren vnd den Menschen/ sind

die Affen vnd Meerkatzen. 25

Vnd zwischen allen vnvernn igen Thieren/ vnd den verstndlichen Mensch ist halb Thier vnd halb

Engel.Naturen oder Erkantnußkr en (welches die Engel vnd Teuffel seind)

hat Gott den Menschen inn mitten gesetzt/ dessen ein theil sterblich

ist/ als der Leib/ vnnd ein theil vnsterblich/ als der Seelha verstand.

Aber die Heiligen Mnner/ so das sterblich vnd Jrdisch theil vernich- 30

tigen/ damit sie jhr verstandkr ig Seel mit den Engeln zugleichen vnd

verbinden/ suchen ein anders band/ nemlich der obgedachten Erkantnuß-

wesen vnd verstandgenossen Welt mit der vndern Welt. Welchs sich am

4f. geknip vnd gezogen wrden] geknipffet wirden A 16f. ein leben an sich durch die an Stein]

jhr leben durch die an die Stein A

6 M1 Exempel der mittelmßigen Creaturen.] ⟨Position nach A; in B neben vorausgehendem Absatz⟩10 Feurstein A] Fenrstein B 27 Erkantnußkr en] Erkantnuß | kr en A B

Page 17: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]

67 ‧

ersten damals begeben hat/ da Adam inn den stand der vnschuld geschaf-

fen worden/ vnd darbei noch den eien willenᵇ gut oder bß zusein hatte. b Genes. ca. . Deut. ca. .Daher kompts/ daß die Hebreer sagen/ Gott hat zum letzten den Gut Argument fr die Astrology.Menschen geschaffen/ vnd die Engel darzu beruffen/ inmassen Philo

Iudæus darvon schreibet: Beides darmit anzuzeigen/ daß der Mensch von 5

der verstndlichen oder Erkantnußkr igen Natur sein theil habe/ vnd

auch daß die vnterste Welt mit der Obersten vereiniget seie. ⟨ ⟩ (Hie

aber kan ich der Vertent gewissens halben den Leser zuwarnen nit vn-

derlassen/ daß er diser meynung/ als daß der Herr die Engel zur erschaf-

fung des Menschen beruffen hab/ nicht schlechtlich beifall thue/ seit-10

einmal sie sehr Judentzet/ vnnd auß dem so Gott dort sagt/ Laßt vns

Menschen machen/ vbel geschp wird/ damit sie/ die Juden allein die

Treifaltigkeit/ welche auß gedachtem Spruch die Christen bewren/ m-gen widersprechen.)

Sonst anlangend die anderen lebha en wesen oder Thier/ da wird al-15

lein gesagt/ daß er den Wassern befohlen/ Vgel vnd Fisch zugeben: Vnd

der Erden/ die anderen Thier zubringen: Aber gar keins nicht den Men- Die Erd hat kein Menschen ge-bracht.

schen: Welcher ein band vnd verknipffung der vnsichtbaren verstandge-

msen zu der Sichtbaren Sinnbegreifflichen Welt sein mußte. Welche

verpflichtung zwischen den Engelen vnd den Heiligen Leuten stts an 20

einander gewret/ durch das Gebett/ vnd durch andere mittel/ durch

welche allezeit das Menschlich geschlecht erhalten worden.

Deßhalben dort im Psalmen gesagt wird/ Gott hab den Menschen Psal. . Paulò minuisti eum ab Angelis.

etwas geringer dann die Engel gemacht. Allda das Wort מאלחים nicht

Gott bedeut/ wie es etliche vertolmetschet haben: Auch haben es die 25

zwei vnd sibentzig Tolmetschen der Bibel fr Engel außgelegt: vnd der

Chaldeisch Außleger hats fr מלאכיא gegeben: Welchs auß dem Hebrai-

schen wort מלכים genommen ist/ so einen Engel heisset/ damit also das

Aequiuocum oder das zugleich vilerley bedeutend Wort אלהים auffgehe-bet wird.30

Vnd derwegen solt der vil bermbt Frantzsisch Poet Clement Ma-

rot/ da er das gedacht Ort inn ⟨ ⟩ dem Achten Psalmen auff folgende

weiß gereimet hat.

1 den] dem A 7–14 (Hie aber … widersprechen.)] ⟨fehlt⟩ A 19 zu der] zu den A 21f. andere mittel/ durch

welche allezeit] die mittel/ durch die A 24 מאלחים A B] מאלהים Bodin 29 אלחים [אלהים A; אלוהים Bodin

31 Frantzsisch] ⟨fehlt⟩ A

B ¿לכים [A Bodin מלכים 28

Page 18: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]

68 ‧

Tu l’as faict tel, que plus il ne luy resteAndere verteut-schen es. Hast jn ein wenig minder

gemacht dann Gott/ Andere.

Hast jn ein kleins von Gott lassen

verlassen sein.

Fors estre Dieu. Das ist.

Du hast jhn gschaffen also fein/

Daß jhm nichts fehlt/ dann Gott zusein.

Es darfr also gegeben haben/ 5

Du hast jhn gschaffen also hoch

Daß er geht kleins den Engeln noch.

Darumb nennen die Hebreerᶜ die Engel/ der Menschen Zuchtmeis-c In Lib.פירקיאבות. ter vnd Pædagogos, gleich wie die Menschen der Thier oder des Viechs

Hirten sein. Daher/ als es Platoᵈ von den Hebreern gelehrnet gehabt/ 10d In Simposio Protagorę, politica,

Critia, & in legibus & in Epinomide.

hat er geschrieben/ man gebe die Geyssen nit den Geyssen/ noch das

Vieh dem Vieh zu hten noch zu Hirten/ sondern den Menschen/ vnnd

die Menschen den Engeln zubewaren. Nos inquit, sicut Oues, mira Diui-Engel seind Men-schenhirten/ vnd

Menschen Viech-hirten.

norum Pastorum custodia semper egemus. Wir bedrffen stts/ spricht er

noch weiter/ gleich wie die Schaaff der verwarung vnd Hirtung der Gtt- 15

lichen Himlischen Hirten.

So dann nun die Engel gut seind/ vnd die Teuffel bß/ so haben

auch die Menschen einen eien willen gut oder bß zusein. Jnnmassen Deut. .Genes. . Gott inn seinem Gesatz sagt. Jch hab dir/ spricht er/ frgestellt das gut

vnd das bß/ das Leben vnd den todt/ so wehl dann nun das gut/ so 20

wirstu leben. etc. Vnd noch vil heller wird an einem andern ende gesagt. Vom Menschli-chen eien Wil-len/ fahr nit hie Menschlich ei-

genwillig.

Als Gott den Menschen schuff/ ließ er jhne bei seinem eien Willen/

vnd sagt zu jm/ wann du wilt/ so bewarest du mein Gebott/ vnnd sie

werden dich bewaren. Jch hab dir Fewr vnd Wasser frgelegt/ du hast

die macht/ dein Hand inn das ein oder das ander zustrecken. Du hast 25

das gut vnd das bß/ das Leben vnd den Tod vor dir stehn/ dir kan

werden/ welchs dir gefallt. ⟨ ⟩Vnd darmit erscheine/ daß nach dem fall Adams/ der Mensch den Genes. .

eien Willen nicht verlohren habe/ so ist folgender Spruch inn dem Ge-

satz Gottes eingemenget/ vnnd daselbst zu dem Cain geredt worden/ er 30

habe macht gutes oder bses zuthun. Darber Moises Maymon schreibt/

die Hebreer kommen alle hierinn vberein/ daß der Mensch einen eien

willen habe/ vnd daß solchs in keinen zweiffel gezogen werde: darber

er Gott lob vnd danck saget. Diß sind ja verstndliche wort/ die sich bey

1f. Tu l’as faict … Dieu. Das ist.] ⟨fehlt⟩ A 8 M2 פירקיאבות A B] פירקי אבות Bodin 12 zu Hirten] zu hirten A

15 vnd Hirtung] ⟨fehlt⟩ A 34 Diß sind ja verstndliche wort] Seind diß nicht eygentliche wort A

5 Es … haben/] ⟨Einzug in A B fälschlicherweise auf Höhe der ersten beiden deutschen Verse⟩18 M5 Genes. . A] Genes. B

Page 19: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]

69 ‧

dem gedachten Maymon finden. (Hie ist der Leser abermal zuerinne- Lib. . ren/ daß er die vom Authore angezogen Sprch/ zu behauptung desנמרי הככוכיפ

eien willens wol bewre. Dann der H. Schri gemß zureden/ wie kan

der gefallen Mensch sich von sich selber auffrichten/ was soll der guts

wehlen/ dessen dichten/ trachten vnd gelsten bß ist/ wie kan fleisch 5

das Geistlich erkennen/ wie kan die Vernun vrtheilen/ die man soll

gefangen nemmen/ vnnd die da wandeln inn eitelkeit jhres Sinns? wie

kan diser erkennen/ was gerecht ist/ der da mangelt der vrsprnglichen

angeschaffenen Gerechtigkeit/ vnd keins wegs weiß die Gerechtigkeit die

fr GOTT gilt: wie kan der Todt/ oder der ent embdt ist vom Leben 10

vrtheilen vom leben/ die Finsternuß/ oder deren Sinn vom Gott diser

Welt verblendt sind/ vom Liecht? wann nicht der Morgenstern in den

Hertzen ist auffgangen? wie wird das jrrig Schaf sich selber suchen/

finden vnd binden? wie kan der Snden leibeiger knecht/ ein Freiherr

sein/ er werde dann ey gemacht? Sie sagen wol/ sie erkennen Gott/ 15

aber mit den Wercken verleugnen sie jhn: Derwegen ist der alt vnnd

new Mensch zuvnder⟨ ⟩scheiden/ der Saulus von Paulo/ der vngew-schen vnbekehrt Mor/ von dem/ vom Apostel Philippo getau en Mo-

ren. Kurtzumb der Mensch muß durch den Glauben auß gnaden mit dem

Heiligen Geist erschaffen sein/ vnd zum bild Gottes verklret vnd wider-20

geboren/ vnd also klug werden: dann wie kan er antworten/ wann man

jm nit ruffet? S. Paulus sagt zun Philippern/ Gott ists/ der in euch

wirckt beide das wllen (wehlen) vnd das thun/ nach seim wolgefallen:

der nimpt vnser gemt vnd willen vnder den gehorsam des Glaubens ge-

fangen: vnd welcher Ackerman wird einerndten/ der nicht zuuor gesyet 25

hat? Ja auch die eusserlichen werck geschehen nit on Gottes hlff/ wie

S. Jacobus saget am . cap. Die jhr nun sagt/ Heut oder Morgen wllen

wir gehn in dise oder jene Statt/ die jr doch nicht wßt/ was morgen

sein wird/ darfr jhr sagen soltet/ So der Herr will/ vnnd so wir leben/

wllen wir diß oder das thun.)30

Vnd auff solche weiß/ pleibt der Theologen obgesetzte Decision vnd

Entschluß warha / daß alle Geister gut oder bß/ vnnd diß falls von

einander vnderscheiden seien. Welches die Theologen durch diese wort

angedeutet sein frgeben/ als da dort steht/ Gott habe die Wasser von

den Wassern gescheiden: vnd daß derhalben die Menschen das mittel 35

1 M1 הנכוכים [הככוכיפ A Bodin 1 finden.] finden? A 1–30 (Hie ist der Leser … oder das thun.)] ⟨fehlt⟩ A

1 M1 Lib. . נמוי חנכןכיס] ⟨Position nach Bodin; steht in B neben Zeile  , in A neben Zeile  ⟩ 15 gemacht?]

gemacht B 31 Vnd auff ] ⟨hier in B falsche Teilwiederholung der vorigen Maginalie:⟩ Lib.  .

Page 20: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]

70 ‧

zwischen beiden seien vnd machen. Dann etliche seind den Engeln/ etli-Imò wir seind Gott all verwandt/ aber

nit all zugethan.che den Teuffeln zugethan vnd verwandt/ etliche aber bekmmeren sich

weder vmb einen noch den andern.

Dise verwandtscha / eundscha oder geselscha aber/ sie seie

nun mit den reinen oder vnreinen Geisteren/ so hebt sie entweders an 5

durch stillschweigende/ oder durch deutliche außgedruckte Conuention

oder vergleichung. Dann wir geden⟨ ⟩cken vns hie diser wort zubehelf-

fen/ deren S. Augustin/ auch Thomas von Aquin/ vnnd die andere The-

ologen sich gebraucht.

Es hat zwar Menschen/ die sich nimmermehr zur betrachtung der 10

Himmlischen Erkantnußreichen sachen oder Intellectualium pflegen zu-

begeben/ noch jhren Geist nimmer hher dann jhre kl zuerheben/ son-

dern hin zuleben wie Schwein vnd anders vnuernn ig Viech: von de-

nen die Schri sagt. Sie seind kein Menschen mehr/ sondern gleichen Su haben mit keinen Geistern

zuthun.sich dem Viech/ mit welchem leib vnnd Seel mit einander dahin fhret. 15

Vnd dise betreffend/ scheint es/ als ob sie mit keinerley Geisteren

gemeinscha haben/ weder mit guten noch bsen/ von wegen des gros-

sen vnterscheids/ so zwischen disen Swen ist vnd den Geistern/ so von

Natur vnleibha e Geistliche wesen seind.

Aber dise/ die alle jhre Sinn vnd gedancken auf alle boßheit vnd b- 20

berei verwenden vnd verkehren/ die verkern zu gleich auch jr Seel (wie Iambl. Lib. . cap. . Iamblicus daruon red) in eine Teuffelische art/ erstlich/ durch heimliche

Paction vnd vergleichung/ so stilschweigender weiß zugehet/ in massen Zweierley verglei-chung mit dem

Bsen.hernach daruon folgen wirt: Vnd demnach durch außgetruckte eygentli-

che vberein konuß/ Conuention vnd vertrag. 25

Jm gegenspil dann/ wann der Mensch auff gutes sich legt vnd be-Gemeinscha der ommen mit den Engeln.

gibt/ vnnd seine Seel erhebt zu Gott/ zu gutem vnd zur Thugend/ so kan

sich begeben/ daß nach dem durch die Gnad Gottes seine Seel ist ge-

reinigt worden/ vnd sich beides inn den Erkantnuß geheimen Thugen-

den/ oder Virtutibus Intellectualibus, vnd inn den gutsitlichen Thugenden/ 30

oder Virtutibus Moralibus, gebet hat/ daß er eine solche gemeinscha

mit dem Engel Gottes bekommet/ daß er nicht allein von demselbigen

be⟨ ⟩wart vnd verht wirt/ sondern auch seine gegenwertigkeit spret

vnnd gleichsam fhlet: auch die stuck/ so er jhm befilhet oder verbietet/

3 vmb einen] von eynē A 8 auch] ⟨fehlt⟩ A 13 hin] ⟨fehlt⟩ A 14 sagt] recht sagt A

7 zubehelffen A ] znbehelffen B 21 M3 Iambl. A] Imbl. B

Page 21: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]

71 ‧

rechtsinnig erkennet. Aber diß widerfhrt sehr wenigen/ vnd allein auß

einer besonderen hohen gnad vnd gte Gottes.

Der Hochberhmpt Medicus vnnd Philosophus Auerroës nennet diß

Adeptionem Intellectus, Erlangung der hchsten Erkantnuß: Vnd sagt/

das hierin die grste Wolfahrt vnd Glckseligkeit/ so inn diser Welt ist/ 5

bestehe.

Welchs der mbst Philosophus Socrates, am aller ersten vnter den Von des Socratis Dæmonio.Griechen/ so sich der Weißheit beflissen/ hat wargenommen: wie wir

solches bey seim Discipulo Platone, im Buch von der Weißheit/ genant

Theages lesen. Adest, inquit, mihi Diuina quadam sorte Dæmonium quod-10

dam, à prima pueritia me sequutum. Daß ist. Von meiner Jugend auff/ spricht er/ habe ich stts auß Gttlicher Gnaden/ weiß nit was fr ein

Geist/ der mir nachhenget vnd folget/ empfunden vnd wargenommen.

Darnach sagt er weiter darauff/ daß er mehrmals eine sti hre/ durch

welche er verstehen knne/ daß er des jenigen/ so er vorhabens/ mssig 15

stehn solle.

Sonst ist diß bey den Hebreern oder Juden viel breuchlich gewesen/ Von der Propheten Engeln.in massen in heiliger Geschri zusehen/ welche tausent solcher Exem-

pel voll ist/ wie Gott den Heiligen Leuten durch seine Engel beigestan-

den/ durch Engel verstndlich mit jhnen geredt/ vnd anderen durch zei-20

chen seinen willen zuverstehn geben. (Aber dises beweret noch nit die

vorgedachte Adeptionem spirituum, daß man die Geister durch sonder

geschicklichkeit solt zuwegen bringen: Sondern den Propheten vnnd

Patriarchen seind allein die Engel als gesanten/ wie auch ⟨ ⟩ der Nam

Angelorum mit sich bringt/ erschienen/ jnen etwas zuoffenbaren/ Auch 25

wirt der Namen Engel o fr Menschliche gesandten vnnd Botten/ als

Priester oder Propheten außgelegt/ als im Buch der Richter am . Cap.

vnd da Johannes der Teuffer ein Engel genandt wirt/ vnnd in der Offen-barung Johannis durch vnd durch/ zu dem schreibt die H. schri die

gaab der Propheceiung nimmer den Engelische Geistern zu/ sonder al-30

lein dem H. Geist.)

Vnnd vnter denen/ die gemeinscha mit den guten Geistern haben/ Gradus der Ge-meinscha mit Geistern.

hat es vielerley Gradus, Auffsteigungen vnnd zunemmungen. Dann etli-

chen hat GOTT so einen frtrefflichen Engel gegeben/ daß jhre Pro-

pheceiungen vnd vorsagungen stts war vnnd gewiß gewesen: Wie man 35

dann von Mose, Helia, Samuel, vnnd Heliseo saget.

13 nachhenget] nachhencket A 21 geben] gegeben A 21–31 (Aber dises … H. Geist.)] ⟨fehlt⟩ A

Page 22: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]

72 ‧

Andere haben sich nicht stts also gewiß vnnd vnfehlbar befunden/

entweders auß vrsach/ daß ein Geist etwas vnkr iger vnnd vnvollkom-Einer trben Seelen Erkant-

nuß ist trbe.mener als der ander ist/ oder daß die matery/ daruon sie gehandelt/

nicht so eygentlich vnd gewiß geschaffen geweßt. Gleich wie die Sonn

sich nicht also hell vnnd klar inn der Erden als im Wasser erzeiget/ vnd 5

nicht so hell im trben als klarem/ noch im erwegten vnnd vngest-men/ als stillem Wasser scheinet. Auch mgen die Anfechtungen einer

betrbten Seelen/ oder ein Seel/ mit Betrbnussen verunrhwiget/ nicht

so wol die Jntellectualisch oder Erkandtnuß kr ige klarheit/ oder die

vberklare durchleuchtige Himmlische Erkantnuß begreiffen vnd auffnem- 10

men/ als eine vnbekmmerte/ vnangefochtene vnd vnbetrbte. ⟨ ⟩Wir haben kurtz hie vor gedacht/ daß ein sondere gab Gottes sey/ Nicht alle om-

men haben gleich kr ige Engel/

oder spüren jren Engel.

wann er seinen guten Geist dem sendt/ den er lieb hat/ also daß er stts von jhm verstanden/ gehrt/ auffgenommen/ vnd in allen seinen hnde-

len geleitet wirt. Dann es kan sich wol schicken/ daß ein Mensch Thu- 15

gentha ig vnd Gottsfrchtig sey/ auch jhne ohn vnderlaß anru vnnd

Gott jhm doch seinen Geist nit widerfahren lasse: Aber jhm gleichwol

so viel Weißheit vnd verstand gibt/ als er von nten hat.

Oder wann er jhm schon seinen guten Engel/ jhm zubewaren/ zu-

gibt/ wie die Theologen daruon halten/ vnd die H. Gttlich Schri von 20

dem jenigen redt/ der inn dem Schutz des hchsten ist/ von dem er sei-Psalm. .nen Engelen befehl gethan/ jhne auff allen seinen wegen vnd stegen zu-

behten vnd zufhren. Wirt doch nicht gleich derselbig die gegenwer-

tigkeit des Engels Gottes spren vnnd mercken.

Jn massen an dem Exempel des Patriarchen Abrahams Dieners oder 25Genes. .Schaffners Eliezer zusehen/ zu welchem/ wiewol Abraham sagt/ als er

jhne außsandt seinem Sohn in embden Landen vmb ein Hauß aw zu-

werben/ das Gott seinen Engel zu seinem gesch vor jhm her senden

werde/ vnd es auch also warha geschehen ist/ jedoch hat Eliezer des-

selbigen nichts gemerckt: Eben so wenig als die Kinder oder Sinnver- 30

ruckte Leut mercken/ daß Gott sie mehrmals durch seine Engel beh-tet/ da sonst/ wa derselbig Engelisch schutz nicht thete/ sie inn tausend

vnd aber tausend Noht vnd gefahr gerhieten/ deren sie nimmermehr ent-

kommen mchten.

4 vnd gewiß] ⟨fehlt⟩ A 6f. vngestmen] vngestümmem A 8 verunrhwiget] verunrhuigt A 12 M2 jren] jhre A

15 geleitet] geleydet A 19 jhm zubewaren] jhn zubewaren A 27 außsandt] ausschickt A30 gemerckt] gemrckt A

12 M2 jren Engel A] jren Eugel B

Page 23: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]

73 ‧

Aber welchem Gott die besondere gnad erzeiget/ das er jhn gleich-

sam Sinnlicher vnd empfind⟨ ⟩licher weiß laßt die gegenwertigkeit sei-

nes Engels erkennen/ vnd mit jhm also gemeinscha pflegen/ daß er

jhn verstehet/ der mag sich viel seliger dann die andern halten vnd sch- Prophetischer Geist ist der hchst.

tzen. Vnd noch seliger ist er/ wann er die gaab der Prophecey darbey 5

hat/ welches die hchste Ehr ist/ dahin ein Mensch inn disem leben

mag erhcht werden. Auch sicht man/ daß derselbigen allezeit sehr we-

nig gewesen.

Da Gott sein Volck durch die Wsten fhret/ hat es allein zwey vnnd

sibentzig Mnner/ denen solche gnad widerfuhre: wiewol des Volcks 10 Num. .sechs hundert tausend war/ ohn die so vnder zwentzig Jaren waren. Vnd

Jeremias war allein der jenig zu seiner zeit/ welchem Gott befahl/ dem

Barachia der von Gott die gaab der Prophecey begerte/ anzuzeigen/ das Das widerspiel ist dem Salomon wi-derfahren/ der sol-ches erbotten hat.

er eine zu vil grosse sach begerte. Was bedarff es vil bewrens? Die gantz

H. Schri ist solcher gemeinscha en der Engel mit den Ausserwelten 15

Gottes voll.

Jch weiß wol/ daß die Epicurer/ Atheisten vnd Rochloß Leut/ dises

fr eine fabel halten: aber ich bin nicht gesinnt sie klug zumachen.

Gleichwol weyß ich auch diß/ daß allerley geschlecht der Philosophen

vorgedachts von beiwonung der guten Geister fr vnzweiffelha halten.20

Dann Plutarchus im buch/ daß er von dem Dæmonio oder geselligem

Geist des Socratis geschriben/ helt die vereinigung oder Gesellung der Von Socratis Ge-selligem Geist.Geister zu den Menschen fr gantz gewiß vnd schreibt/ das angeregter

Socrates, welcher der mst in Griechenland geacht worden/ o zu

seinen Freunden gepflegt hab zusagen/ das er stts die gegenwart eines 25

Geistes spre/ der jn on auffhren vom bsen vnd gefahr abhielte. Die

erzehlung des Plutarchi an demselbigen ort ist etwas weitluffig/ ⟨ ⟩ es

mag jeder daran war glauben was er will.

Aber diß kan ich fr ein warheit sagen/ daß ich von einer gewissen Ein wunderliche Newliche Histori von eim ommen Mann/ der ein Gefrtigen Geist hatte.

Namha en Person/ so noch in leben/ verstanden/ daß er einen Geist 30

gehabt/ der weder tag noch nacht jhne verlassen/ vnnd jhn erst hab an-

gefangen zuerkennen/ da er vngefehrlich sieben vnd dreissig Jar alt wor-

den: wiewol dieselb Person darfr hielt/ daß jhm dieser Geist sein lebtag

gefrtig sey gewesen: vnnd dasselb neme er auß den vorgangenen Tru-

men vnd Gesichten ab/ darin er stts vor lasteren vnnd vngemach ge-35

13 M3 erbotten] erbetten A 17 Rochloß Leut] Rochloßleut A 22 geschriben] geschriben hat A24 welcher] so A

4 M1 Geist A] Geister B

Page 24: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]

74 ‧

warnet ward. Vnnd gleichwol hab er jhn damals nie sinnlich gefhlet

oder vernommen/ in massen er jn nach seinem siben vnd dreissig Jri-gem Alter hat gespret.

Vnd dasselbig sey jhm/ wie er sagt/ auff folgende weiß begegenet: Er

hab ein gantz Jar zuvor vnauffhrlich Gott auß einbrnstigem hertzen 5

morgens vnd Abends angeruffen vnd gebetten/ jhme seinen guten Engel

zusenden/ der jhn in seinen sachen leite vnd fhre: Vnd vor vnnd nach

dem Gebett jedesmal etwas zeit zur betrachtung der werck Gottes an-

gewendt/ also daß er bißweilen zwo oder drey stunden vber jhm selbst Welchs die war Religion? allein gesessen/ vnnd mit sinnen vnd trachten/ mit durchsuchung seines 10

Geystes/ mit nachdenckung seines verstands/ vnd mit lesung der Bibel

sich beernstiget vnd bemhet/ damit er doch finde vnd wßte/ welche

vnter allen den heut streittigen Religionen die rechtest vnd warha igst were: Vnnd sprach darzu vielmals diese folgende Verß auß dem hundert/ Jm Frantzsischen

sind diß Maroti verß: anfangend/

⟨ ⟩ Seigneur Dieu, oy L’oraison.

drey vnd viertzigsten Psalmen. 15

Lehre mich thun/ daß dir thu gefallen/Dann du bist mein Gott stts ob allem/ ⟨ ⟩

Dein guter Geist mich fhr vnd leiteAuff vnschuldigem Weg allzeite/

Dein gtiger Geist fhr mich fortan 20

Auff der vnschuld gantz ebner ban.Stra darneben die jhenigen/ welche Gott bitten/ daß er sie bey jh-

rer einmal eingesogenen vnnd gefaßten meinung erhalten wlle.

Als er nun solches betten an einander triebe/ vnd die Heilig Ge-

schri lase/ da fand er zu seinem vorhaben inn des Philonis Iudæi Buch 25

von den Opfferen/ wie daß grst vnnd angenemst Opffer/ so ein om-Sich selber Gott auffopfferen/ ist der best Gottes-

dienst.

mer auffrechter Mensch Gott thun knte/ were allein/ so er/ nach dem

er zuvor von Gott gereiniget/ sich selber jhm auffopfferte/ vnnd Gott

dem Herren ein Opfferung auß sich selber machte.

Disem Rhat folget er/ vnnd Opffert Gott seine Seele/ vnnd erließ 30

sich gantz jhm fr eygen. Nach demselbigen/ wie er daruon redet/ hat

er angefangen Trum vnd Gesicht zu haben/ die voller guter lehr vnd

vnterweisung waren/ vnd jne jetzunder dieses lasters/ dann eins andern

halben stra en/ bißweilen vor gefahr warneten/ zuzeiten inn einer be-

6 angeruffen vnd] ⟨fehlt⟩ A 16 gefallen] gfallen A 22 jhenigen] ⟨fehlt⟩ A 23 einmal eingesogenen vnnd gefaßten]

⟨fehlt⟩ A 24 nun] nu A 25 fand] fund A 26 wie daß] daß das A

10 durchsuchung seines Geystes/ mit nachdenckung seines verstands/ A] durchsuchung seines verstands/ B

14 M2 sind A] slnd B

Page 25: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]

75 ‧

schwerlichkeit jhme ein guten rhat zeigten/ oder etwann sonst zu ehr-

lichen sachen anmaneten/ vnd dasselb nicht allein inn Gttlichen sa-

chen/ sondern auch in Menschlichen.

Vnd vnder anderem bedaucht jhn einsmals/ wie er schlaffend Gottes

sti hrte/ die zu jhm sagte: Jch will deine Seel erlsen vnd Selig 5

machen/ Jch bin es/ der dir vor der zeit erschienen ist.

Darnach hab der Geist jeden Morgen vmb drey oder vier vren an der

Thren pflegen zu klopffen/ vnd bißweilen sey er auffgestanden/ die Der gute Geist wecket zum Gebett.

Thr auffgethan/ aber niemand gesehen. Solches hab der ⟨ ⟩ Geist zu

gedachter zeit an einander getriben: Vnd wann er nicht auffgestanden/ 10

hab es widerumb angeklopffet/ vnd jhn so lang geweckt/ biß er auffge-wacht/ vnd sich auffgemacht.

Alsdann hab er begunnen sich zufrchten/ vermeinend/ wie er sagt/

es were ein bser Geist. Vnd diser vrsachen halb/ hab er vnauffhrlich

gebett/ also/ daß er es auch nicht einen tag vnderlassen/ vnd sehnlich 15

von Gott begert/ daß er jhm seinen guten Engel zusenden wlle. Hab Psalmen lehren recht auff Gott vertrawen.

auch o vnd viel die Psalmen gesungen/ welche er beinah alle außwen-

dig geknt.

Darauff hab sich der Geist/ als er gewacht/ zuerkennen geben: Vnd

des ersten tags/ da er den Geist gefhlt vnd vernommen/ sehr hpsch-20

lich vnd lieblich/ vil streich an ein Glserin geschirr gethan/ welches jhn

sehr erschreckt gehabt.

Zwen tag hernach/ hab er seiner Freund einen/ des Knigs Secreta- Des Geistes klopffen.rium/ so noch in leben/ zu eim Mittagmal zu Gast gehabt: derselbig als

er hrt/ daß der Geist auff einer Scabell gleich neben jhm auch also 25

klopffet/ fieng er an darber sich rotprecht zuentfrben/ vnd forchtsam

zuwerden. Aber er der Gasthalter hab gleich zu jhm gesagt/ frcht euch

nicht gnstiger Freund/ dann es hat nichts zubedeuten. Vnd gleichwol

auß dem Argwon jhne gntzlich zu bringen/ hab er jhme den handel/

wie er in der Warheit geschaffen/ erzehlet.30

Hat darneben fr gewiß gesagt/ daß jhne der Geist von der zeit an

stts gefhret vnnd geleitet/ vnnd jhme ein empfindlich warzeichen zur

losung geben hab: als nemlich/ daß er jhm bißweilen daß recht Or/ Des Geistes Orenpfetzen.wann er etwas vnrechts gethan/ vnnd bald das linck Or/ wann er recht

daran gewesen/ angegriffen habe. ⟨ ⟩35

1 jhme ein guten] ⟨fehlt⟩ A 18 geknt] gekonnt A 22 gehabt] ⟨fehlt⟩ A 27 der Gasthalter] ⟨fehlt⟩ A29 Argwon] Argtwon A

9 auffgethan] auff | gethan A B

Page 26: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]

76 ‧

Wann dann einer zu jm kommen/ der jn betriegen vnd hindergehen

wllen/ hab er bald die losung am griff des rechten Ohrs gemercket:

Wars aber ein ommer Man/ der jm zu nutz vnd wolfart kme/ so fhlt

er das zeichen am lincken Ohr. Vnnd wann er etwas/ so jm schdlich/

trincken oder essen wolt/ merckt er gleichsfals dasselbige warzeichen. 5

Auch so er etwan im zweiffel stunde/ etwas frzunemmen oder zuhand-

len/ warnet jn gleicher weiß das Ohrntasten. Wann er etwas arges ge-

dacht/ vnd sich doch zweiffelha hinderdacht/ empfieng er ebener ge-

stallt gleich die vorgemelte Ohrenlosung/ jne daruon abwendig zu-

machen. 10

Zuzeiten/ wann er anfieng Gott mit einem Psalmen zu loben/ oder

von seinen Wunderthaten red zuhalten/ befand er sich gleichsam mit

Geistlicher kra eingenommen/ die jme recht einen Mut darzu scha .Vnd darmit er die Trum/ so etwas bedeiteten/ lehreten oder warne-Wie die Rechten

Trum geschaffen sein.

ten/ von den andern fantastischen betrglichen einbildungen/ welche 15

sich begeben/ wann man vbel auff/ oder im Sinn betrbet ist/ mchte

vnderscheyden/ ward er stts vmb zwo oder trei Vhren Morgens von

dem Geist auffgeweckt/ daß er vber ein kleins wider einschlaffet. Da

hett er alsdann vnflbare warha e Trum/ anzeigend/ was jhm inn den

zweiffeligen Sachen/ so jhm frfielen/ zuthun/ zuglauben oder zulassen 20

ware/ oder was sie fr ein End gewinnen wrden. Also daß er sagt/ es

sei jhm von der zeit an/ kaum das geringste begegnet/ dessen er nit vor

verwarnet worden/ oder kaum ein zweiffel von glublichen oder vn-

glublichen sachen eingefallen/ dessen er durch gedacht mittel nit guten

bericht vnd entscheyd empfangen. ⟨ ⟩ 25

Gleichwol sei nicht on/ er hab keinen tag hingehn lassen/ da er nit Fromme Leut setzen jhnen ei-

willige Feirtag.Gott angeruffen/ daß er jne seinen willen/ Gesatz vnd warheit lehren

solte. Auch bracht er ausserhalb dem Sontag (vonwegen wie er sagt/ der

mancherley rgerlichkeit vnd grober vngebr die am selben tag huffig vorgehn) ein besondern tag in der Wochen zu mit lesung der Bibel/ mit 30

nachsinnung vnd betrachtung des jenigen so er gelesen/ vnd mit prei-

sung Gottes durch einen Lobpsalmen/ Auch gieng er an demselben jm

selbst eiwillig angesetzten Feirtag nimmer nicht auß dem Hauß/ son-

dern gebrauchet seiner daheim zu vorgehrten Heiligen bungen.

13 scha ] verliehe A 16 im Sinn] inn Sinn A 18f. Da hett] So hat A 20 frfielen] rfuhlen A 27 daß er]

⟨fehlt⟩ A 27f. lehren solte] zulehren A 29 grober vngebr] groben fhler/ A 29 huffig] ⟨fehlt⟩ A

17 vmb A] vb B 21 sie A] fie B

Page 27: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]

77 ‧

Jedoch erzeigt er sich nicht desto weniger zu allen seinen Hndeln

zimlicher massen lustig/ mutig vnnd lich/ vnd zohe darber auß der Facies sancto-rum lætæ.Schri den Spruch an/ Vidi facies sanctorum lætas. Der Heiligen Andlitz

sahe ich eudig gestaltet.

Aber wann sich bei der Gesellscha zutruge/ daß er etwas bser 5

wort außstiesse/ oder etliche tag das betten anstehen liesse/ so ward er

dessen zeitlich bald im Schlaff erinnert vnd verwarnet. Wann er ein b-ses oder rgerlich Buch lase/ schmiß der Geist gleich auff das Buch/ zur Aergerliche B-

cher verbotten.warnung/ es fahren zulassen. That er dann etwas abbrchlichs seiner

Gesundheit/ ward er gleich daruon abgewisen/ vnd in seiner kranckheit 10

sehr sorgfeltiglich bewaret vnd verhtet.

Kurtz die Geschicht zubeschliessen/ diser omb Man/ hat mir so vil Frü zum Gebett auffstehn/ gefallet Gott.Daher sagt Dauid o Mane astabo & videbo.

von seinem Verwarergeist angezeigt/ daß es zuuil wer/ alles an disem ort

zuerzelen. Aber vor allem/ ist er stets auffzustehn ermant worden/ vnd

dasselb gemeinglich zu vier Vren: Vnd sagt/ daß er einmal im Schlaff 15

eine Sti gehrt/ welche gesagt. ⟨ ⟩Wer ist der/ so am ersten wacht/

Vnd zum Gebett sich isch auffmacht?Auch meldt er/ wie er mehrmals ermant worden Allmusen zugeben/

vnd alsdann/ je mehr er dasselbige gereicht/ je mehr hab er seiner sa-20

chen wolfart vnd heilsamen vorstand gespret.

Vnd als auff ein zeit seine Feinde beschlossen/ jhne vmb das leben

zubringen/ vnd wußten/ daß er durch ein Wasser ziehen mußte/ da het

er ein Gesicht im traum/ als wie jhm sein Vatter zwey Pferd zufhrete/

eins Rot/ das ander weiß: Darauff gab jhm diß vrsach/ daß er des 25

folgenden Tags zwey Pferd entlehnen hiesse: da bracht jhm sein Man/

den er darnach geschickt/ zwey Pferd/ das ein Rot/ das ander weiß/ wie-

wol er jhm nichts daruon angezeigt gehabt/ welcher Haar er sie begerte.

Jch agt jn/ warumb er mit dem Geist nicht offentlich pflegte zure-

den/ da gab er mir zur Antwort/ daß er auff ein zeit jhne gebetten/ mit 30

jhme zureden/ aber alsbald habe der Geist sehr hart/ gleichsam als mit Nit jeder Geyst redt gern.eim Hammer/ an seine Thr geschlagen/ jme darmit zu verstehen ge-

bend/ daß er dises ansuchens kein gefallen trge: Vnd deßhalben habe

er jn o vom schreiben vnd lesen/ wann er dem selbigen zu streng ob-

lage/ abgehalten/ jhne dardurch zuvermgen/ seinen Geist vnnd Sinn 35 Meditationes lieben die Geister.zur Rhu zubegeben/ vnd mit jm selber allein nachsinnens vnd Meditie-

23 wußten] wußt A

Page 28: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]

78 ‧

rens zupflegen. Hab auch o mals wachend eine gar reine subtile vnd

jnarticulierte oder onvnterschiedliche Sti gehret.

Jch agt jhn auch/ ob er den Geist je inn einer gewissen gestalt ge-

sehen habe: da sagt er mir/ daß er wachend nie nichts gesehen/ ohn al-Gestallt der Er-scheinung der

Geister.leine etwas liechts oder glantzes/ in gestallt einer Runden gar hellen kla- 5

ren kugel oder scheiben. Aber eins tags/ ⟨ ⟩ als er in usserster gefahr

seins lebens gestanden/ vnd Gott von hertzen gebetten/ jhne zubewaren/

da sagt er/ habe er gegen dem anbrechenden Tag/ noch halb schlfferig vber seim Bett/ darinn er lag/ ein junges vber die massen wundersam

schnes Kind/ so mit eim weissen vnd auff Purperfarb sich ziehendem 10

Rcklein bekleidet gewesen/ gesehen: Vnd solchs behielt er theur vnd

hoch/ angeregter gestallt erschienen sein.

Auff eine andere zeit/ als er widerumb in usserste gefahr kommen/

vnd sich zu bett schlaffen legen wllen/ hat jhn der Geist ohn vnderlaß

daran gehindert/ vnd nicht nachgelassen/ biß er jhne widerumb auffge- 15

bracht: Vnd alsdann beharrt er vngeschlaffen die gantze Nacht im Ge-

bett zu Gott. Des folgenden tags/ errettet jhn Gott auff eine wunderbare

vnglubliche weiß auß etlicher Mrder blutgirigen hnden. Vnd als er

der gefahr entkommen geweßt/ sagt er/ hab er im Schlaaff eine Sti ge-

hrt/ die gesagt. 20

Nun sagt man recht zu diser ist/Psal. . Qui en la garde du

haut Dieu. &c. Auß Cl. Marots

Psalmen.

Wer inn dem Schutz des Hchsten ist

Vnd sich Gott thut ergeben/Der spricht/ du HE R R mein zuflucht bist/

Mein Gott/ Hoffnung vnd Leben: 25

Ja wer im Schirm des Hchsten lebtVnd vnter seinem Schatten schwebt/

Der spricht inn aller angst vnd NotMein Hlff vnd Burg/ die ist mein Gott.

Vnd nun gefrte erzelung abzukrtzen/ ist krtzlich diß zuwissen/ 30

daß er inn allen seinen beschwerlichkeiten/ allen Reysen vnd vorhaben/

Gott vmb Rhat/ hlff vnd beistand bittlich vnd sehnlich an⟨ ⟩gesucht habe. Vnnd als er auff ein zeit Gott bate/ jme mit seinem Gttlichen g-tigen Segen beizuwohnen/ het er zu Nacht im Schlaff ein Gesicht/ wie

er sagt/ als sehe er seinen Vatter/ der jne gesegnet vnd benedeiet. 35

Jch hab von obgedachter Person/ diß so mir zu wissen kommen/ hie

deßhalben erzehlen wllen/ damit scheinbar zumachen/ daß die gemein-

35 gesegnet] segnet A

Page 29: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]

79 ‧

scha vnnd zugesellung der Bsen Geyster den Leuten nicht so embd

vnd selsam soll frkommen/ wann die Engel vnnd guten Geyster solches

obgehrten verstands mit dem Menschen pflegen.Belangend aber/ daß er sagt/ der gut Engel habe jhm das Ohr zu

gewissen malen gerhrt/ diß find man auch im Job vnd Jesaia angezeigt/ 5 Der Geyst pfetzet den Propheten die Ohren. Jesai. . Job .

da er sagt/ Dominus vellicauit mihi aurem diluculo, Der Herr hat mir das

Ohr inn aller e angereget/ etc. Vnd Job sagts noch heller/ da er meldt/

Gott taste die Ohren der Menschen/ daß er den verstndigen die Ge-

heimnussen offenbare vnd entdecke. Dardurch also Gott sich allgemach

gleichsam empfindlich zuerkennen gibt.10

Vnd betreffend/ daß er sagt/ er hab den Geyst gleichsam mit eim Die Engel geben sich mit klopffen zuerkennen.

Hammer hren schlagen/ lesen wir/ daß diß der Propheten erstes Ge-

merck gewesen. Dann im Buch der Richter wird vom Manoha des Sam-

sons Vatter gemeldt/ daß der Engel des Herren vor jhm anfieng zuklopf- Judicum . Daher auch an Aarons kleid die Glcklein gemacht worden.

fen: Jnnmassen der Rabi Dauid sagt. Allda das Hebraisch wort 15 לפעמו

schlagen/ klingen oder thnen heißt/ vom wort פעמוו welchs ein Schelle-

lein/ Glcklein/ Trummen oder Pucken bedeutet.

Aber zusagen/ daß jeder seinen guten Engel habe/ das will sich et-

was beschwerlich schicken. Dann obwol dise meynung sehr alt ist/ inn-

massen diese ⟨ ⟩ Griechische Verß außweisen.20

Ἁπαντι Δαίμων Ἀνδρὶ τῷ γενομένω,Ἁπαντός ἐστι μυσταγωγὸς τοῦ Βίου.Jeder Mensch/ der geboren wird/Hat ein Geist/ der sein Leben fhrt/ etc.

Jedoch scheint das widerspiel war sein: Dann man sicht außtrucklich/ 25 . Reg: . Klang erweckt das Pro-pheceien.

daß auff den Saul/ nach dem er von dem Propheten Samuel zu einem

Knig gesalbet vnd gesegnet worden/ vnd vnder wegen den Reyen der

Propheten/ welche auff Seytenspielen spileten/ angetroffen/ der Geist

Gottes kommen seie/ vnd/ wie die H. Schri sagt/ er gantz sei gendert

worden. Daher sagt Samuel zu jhm/ daß er alsdann alles thun soll/ was 30

jhm inn Sinn kommet.

Vnd als stehet/ daß Gott habe von des Mosis Geist genommen/ vnd Numeri .jhn auff die zwo vnd sibentzig Personen/ so er auß sechs tausenten jm

12f. Gemerck] gemrck A 14 M3 Judicum] Jud. A 16 פעקוך [פעמוו A; פעמוך Bodin 23 Jeder] Das ist. ¶ Jeder A

29 er] ⟨fehlt⟩ A 32 habe von des Mosis Geist genommen] von des Mosis Geyst genommen habe A

4 Belangend A] Belangen B 14 M3 worden A] werden B 21 τῷ A] τω B Bodin 21 γενομένω Bodin]

γενομένῳ A B 22 Ἁπαντός ἐστι Bodin] Απαντος ἐσί A B 22 μυσταγωγὸς] μυστάγωγος A B Bodin

Page 30: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]

80 ‧

erwehlt gehabt/ außgetheilt/ vnd daß sie warsagten/ wann der Geist

Gottes auff jhnen ruhete: darauß kan man wol abnemmen/ das der Geist

Gottes zuuor noch nicht mit jhnen war. Man nimpt auch darauß ab/ Gottes Geist ist wie ein Liecht. daß der Geist Gottes seie wie ein Liecht oder glantz/ der sich ohn Rin-

gerung auß vnd mittheilet/ vnnd daß er allein bei wenigen Personen/ 5

vnd darzu nicht allzeit bei denselbigen sei.

Gleich wie inn ebenmsigem fall inn angeregter H. Schri gemeldet

wird/ daß der Geist des Herren den Knig Saul verlassen/ vnnd jhn biß-

weilen der bß Geist geplagt habe: vnd so bald er seine zu vnderschide-

nen dreien malen zu Samuel vnd Dauid/ vnd anderen Propheten/ so bei 10

jhnen waren/ abgefertigte Gesandten/ zu jhnen nherten/ so bald sei der

Geist Gottes vber sie kommen/ vnd ⟨ ⟩ haben gepropheceiet. Ja selbst

Saul/ als er kam sie zufangen vnd zutden/ ward gleichsfals alsbald von

dem H. Geist eingenommen/ vnd fieng an Gott zuloben vnd warzusa-Samuel . Wer die Propheten verlas-set/ den verlasset

auch der H. Geist.

gen. So bald er aber der Propheten Reyen verlassen/ verließ jhn auch der 15

Geist des Herren: Vnd war nicht dest weniger eine kurtze zeit zuuor von

dem Bsen Geist eingenommen gewesen/ vnd von sinnen kommen/ vnd

hatte auch gepropheceiet: Wie dann die Schri ᵃ gar eigentlich hiervon a Samuel. . Bse Geister knnen

auch propheceien.redet: Vnd also wird diß wort/ Propheceien/ inn gutem vnd bsem ver-

stand genommen. Wie dann wissentlich/ daß der vnrein Geist die Wun- 20

der Gottes nachthun/ vnd also zureden/ Contrafaiten kan/ vnd zu verste-

hen geben/ daß er auch zukn ige ding wisse.

Gleichwol/ wie gedacht/ kan sich wol begeben/ daß ein Person durch Vil haben Geis-ter/ die sie nicht

hlen. ein Engel Gottes geleitet vnd bewart werd/ da man seinen doch nit ge-

war wird/ noch mit disem Geist/ der einen verht/ weder verstandknd- 25

lich noch empfindlich gemeinscha hat. Jn erwegung/ weil die frtreff-lichkeiten der Engel sehr vnderscheiden sind. Jnmassen ich von dem

Geist Mosis/ Samuels vnnd Helie daroben gedacht hab: welche die Geis-

ter vnd Engel viler anderen Propheten/ die der Geistlichen Jntelligentz

oder Erkantnuß nicht gnugsam fhig waren/ weit vbertraffen. Sihe da/ 30

diß sei also genug von der gemeinscha vnd zugesellung der guten Geis-

ter mit den Menschen geredt. Berrend dann ferrner die zuwonung der

Menschen zu den Teuffeln/ wllen wir im gantzen nachfolgendem Trac-

tat nach der lenge daruon handlen:

1 außgetheilt] außgetheylt habe A 2 wol] ⟨fehlt⟩ A 6 darzu] ⟨fehlt⟩ A 6 sei] ist A 25 Geist] ⟨fehlt⟩ A

13 sie A] fie B 18 M3 (a) propheceien A] propheeeien B 27 sind. A] sind B

Page 31: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]

81 ‧

Aber vor allem muß man von dem vnterscheid der guten vnnd bsen

Geister ein grndliches wissens haben: dasselb wllen wir nun gleich

kurtzlich durchfhren. ⟨ ⟩

Page 32: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]
Page 33: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]
Page 34: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]
Page 35: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]
Page 36: Jean Bodin / Johann Fischart - Heidelberg University€¦ · VAriAnenAppArA ÿ zuM ielblA Der AusgAbe 1586 1 Magorvm Daemonomania] Daemonomania Magorvm A 3 f. Allerhand Zauberern/]

Jean Bodin, De la Démonomanie des Sorciers (1580) Johann Fischart, De Daemonomania Magorum (1581)

4. Arbeitsgespräch zur Kommentierung

frühneuzeitlicher Wissensliteratur

13. April 2018 | 10.00 – 16.00 Uhr

Germanistisches Seminar | Raum 123