JENSEITS DER FEINDBILDER -...

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DOKUMENTATION der Diskussionsveranstaltung zum Themenjahr 2009 „20 Jahre Mauerfall“ JENSEITS DER FEINDBILDER Die Bedeutung des „Kalten Krieges“ und seiner Überwindung für das heutige Europa

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DOKUMENTATION der Diskussionsveranstaltung zum Themenjahr 2009 „20 Jahre Mauerfall“

JENSEITS DER FEINDBILDERDie Bedeutung des „Kalten Krieges“ und seiner Überwindung für das heutige Europa

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Begrüßung

BarbaraKisseler 3

MartinSabrow 4

MarkusMeckel 6

Keynote

HorstTeltschik 8

Erwiderung

RichardC.Barkley 12

Der „Kalte Krieg“ aus zeithistorischer Perspektive

ChristianOstermann 16

HorstMöller 17

SandrineKott 19

WłodzimierzBorodziej 21

Resümee

KonradH.Jarausch 24

Anhang

AufrufzurGründungeines „MuseumsdesKaltenKrieges–DieTeilungEuropasundihreÜberwindung“ 26

ProgrammderVeranstaltungam20.März2009 28

ReferentenundModeratoren 30

WirdankenfürihreUnterstützung:

INHALTSVERZEICHNIS

B e r l i n e r Fo r u mf ü r g e s c h i c h t e u n d g e g e n w a r t e.V.

ZENTRUM FÜR ZEITHISTORISCHE FORSCHUNG POTSDAMMitglied der Leibniz-Gemeinschaft

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Barbara Kisseler

SehrgeehrterHerrSabrow,sehrgeehrterHerrMeckel,verehrterHerrTeltschick,Exzellenz,sehrgeehrterHerrBarkley,

ichdarfSieimNamendesRegierendenBürgermeistersKlausWowereitundimNamendesSenatsvonBerlinimRotenRathausganzherzlichbegrüßen.IchhalteesfüreinausgesprochengutesZeichen,dassSiegeradehierandiesemOrtdarübernachdenken,welcheBedeutungzwanzigJahrenachderfriedlichenRevolutionunddemFallderMauerinderehemaligenFrontstadtBerlindemKaltenKriegausheutigerSichtzukommtundwieerdieZukunftEuropasmöglicherweisebeeinflusst.20JahresindeigentlicheineüberauskurzeZeit.Wirallespüren–wirsagenesauchimmerwieder,ohnesorichtigdarübernachzudenken–,wieschnelldochdieZeitvergeht.Jedervonunsweiß,alswennesgesterngewesenwäre,woihnodersiedieNachrichtvomFallderMauererreichte.UnddochrücktgleichzeitigdieZeitvor1989unaufhaltsaminimmergrößereFerneundmitihrleiderauchdasBewusstseinfüralldas,waswirmitdieserEpoche–dasdarfman,glaubeich,sonennen–undmitdemKaltenKriegverbinden.VieleStichwortefallenunssofortein:Berlin-Blockade,ErrichtungderMauer,sowjetischeundamerikanischePanzer,diesichamCheckpointCharliegegenüberstanden,SchikanierungenandenGrenzenusw.AberwaswardaseigentlichfüreinPhänomen,dieserKalteKrieg?Wasbedeuteteer,nichtnurfürBerlin,sondernfürganzEuropa,jaeigentlichfürdieganzeWelt?WirhabenunshierinBerlinbewusstdagegenentschieden,imJahre20nachdemFallderMauereinfachnureingroßesEvent-Spektakelzuinszenieren,dasdiesen–wieichmeine–glücklichstenallerMomenteinderjün-gerendeutschenGeschichtewürdigt.VielleichthättesichdieeineoderandereEvent-AgenturinBerlindasgewünscht,aberdereindeutigeHöhepunktwirddasFreiheitsfestam9./10.November2009sein,unddasistdochdas,wasgefeiertwerdensoll.

WerdasPhänomendesKaltenKriegeszubegreifensucht,kommtnatürlichanBerlinnichtvorbei.Hierwurdeam13.August1961dieMauererrichtetunddieBerlinerhabensehrunterdiesergewaltsamenTeilunggelitten.Familienwurdenauseinandergerissen,esgabToteundVerletzteanderMauer,undwennsichdieDingezueinerinternationalenKrisezuspitzten,warmeist–zumindestauch–vonBerlindieRede.DerKalteKriegwareininternationalerKonflikt,derdieganzeWeltineinbipolaresSchemazwängteundspaltete.

DerfrühereBundespräsidentRichardvonWeizsäckerhateinmalgesagt,„WerkeineErinnerunghat,derverliertdieOrientierungfürdieZukunft.“UndwirwollendiesesJahr2009,indemwirandiefried-licheRevolution,andenFallderMauererinnern,auchdazunutzen,umvordemHintergrundunsererAuseinandersetzungmitderGeschichtedesKaltenKriegesüberdieGegenwart,überdieBedingungeneinerbesserenZukunftnachzudenken.EinederinteressantenFragenkönntesein,welcheSzenarienzivilerKonfliktlösungwirandieStellederimKaltenKrieggelerntenSzenarientotalermilitärischerKonfrontationsetzenkönnen,umnichterneutineinWettrüstenhineinzuschlittern,dasangesichtsderVielzahlvonstaatlichen,aberauchnicht-staatlichenAkteureninZukunftohnejedenZweifelkaumnochbeherrschbarwäre.EsgibtganzzweifelloseinengroßenBedarfananschaulicherundzugleichwissenschaftlichfundierterDarstellungdesKaltenKrieges.

DasbeeindruckendbesetztePodiumderheutigenVeranstaltungwirdeinenwesentlichenBeitragdazuleisten,übereinedifferenziertehistorischeEinordnungdiesesPhänomensnachzudenken,aberauchübergeeigneteFormenöffentlicherVermittlung.WirbraucheneinenOrtderreflektiertenErinne-rungandieTeilungEuropas.WirbraucheneinenOrt,andemdertiefeRissdurchBerlinerlebbarunderkennbarwird,einenangemessenenOrtinderStadt,diefürallesichtbarerAusdruckdieserSpaltungwar.ErlaubenSiemirzumSchlusseinekleinepersönlicheAnmerkung,diemeinemfrüherenLebenalsKultur-Staatssekretäringeschuldetist.DassmanbeidiesemThemanichtvorschnellinalteDeutungs-musterverfallensollte,kannmangeradesehranschaulichinderAusstellungArts of two GermaniesinLosAngeleserleben,dieabdem3.Oktober2009inBerlinimDeutschenHistorischenMuseumzusehenseinwird.DieAusstellung,die,kuratiertvonderwirklichunerschrockenenStephanieBarron,feinsinnigundunübersehbarzeigt,welcheOst-West-Feindbilder,welcheStereotypeinderdeutschenKunstderNachkriegszeitvorhandenwarenundwieüberraschendähnlichsichgleichzeitigRealismusOstundAbstraktionWestwaren.DieseAusstellungverweigertjedeEindimensionalitätunddecktdie

BEGRÜSSUNG

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WidersprüchederdeutschenKunstgeschichteauf,erläutert,wieHannoRauterberginseinerRezensioninderZEITformulierthat,imSystemvergleich,dasspolitischeUnfreiheitnichtderKunstschadenmussundumgekehrtpolitischeFreiheitfastschonbedrohlichseinkann.Diesenanalytischkühlen,abermitLeidenschaftinszeniertenBlickaufdasPhänomendesKaltenKriegesinderKunst,diesenBlickwün-scheichdemPodium,denwünscheichunsalleninderaktuellenDiskussion.

Martin Sabrow

FrauStaatssekretärin,HerrMinister,HerrBotschafter,meinesehrverehrtenDamenundHerren,

700laufendeForschungsprojektezurDDRzählteeineUmfrageinden1990erJahren.DieseZahlgiltbisheutealsSymboleinerkurzzeitigenunddannbaldwiederabgeflautenAufarbeitungskonjunkturimFachZeitgeschichte.Wennmanschaut,wasalleinimBerlinerRaummitHilfedesBundesgedenkstät-tenkonzepts,desBerlinerMauerkonzepts,desBrandenburgerLandesgedenkstättenkonzeptsindenletztenJahrenanöffentlichenPräsentationendernahenVergangenheitentstandenistodergeradevorbereitetwird,dannlässtsichmitgutemGrundfragen,obdieseKonjunkturjetztschlichtvondenArchivplätzenaufdieAusstellungsräumeübergeschwapptist,umsoneueAbsatzchanceneinernach1990ausgeufertenZeitgeschichtezunutzen.

Fastmöchteessoscheinen,wennichdenkritischenÜberlegungeneinergroßendeutschenWochen-zeitungfolge.Einedrohende„InflationierungderErinnerung“beklagteHeinrichWefinginderZEIT,alsdieIdeeeinesMuseumsdesKaltenKriegesamCheckpointCharliekonkretereGestaltgewann.Underwarntevor„einemFreilichtmuseumderWeltgeschichtedes20.Jahrhunderts“undeinerBerlinerDenkmalslandschaft,dieinihrer„KleinteiligkeitundSpezialisierung,inihremAktionismusundihremMisstrauengegendieklassischenFormendergeschichtlichenBildung,dasBuchunddenSchulunter-richt,geradedaszuzertrümmern“drohe,wassieeigentlichbietenwollte:„diehistorischeÜbersicht,dengroßenerzählerischenBogen“.

Ichfinde,dasswirgutdarantun,unsmitsolchenMahnungenernsthaftauseinanderzusetzen.DieWarnungvoreineruferlosenMemorialmöblierungderRepublikhatihreBerechtigung,undwerdenhistorischenEventismusunsererZeitausdistanziertererPerspektiveverfolgt,kannsichsehrwohlanNietzschesMahnungausdenUnzeitgemäßen Betrachtungenerinnertfühlen,dassdie„ÜbersättigungeinerZeitinHistoriedemLebenfeindlichundgefährlich“sei,weil„durchdiesesÜbermaß[…]eineZeitindieEinbildung(gerät),dasssiedieseltensteTugend,dieGerechtigkeit,inhöheremGradebesitztalsjedeandereZeit“.

2009begehenwirnichtnurden60.JahrestagderdoppeltendeutschenStaatsgründungundden20.JahrestagdesMauerfalls,sondernebensoden–übrigensseltsamunbeachtetgebliebenen–90.Jubi-läumstagderRepublikgründung,den70.JahrestagdesKriegsausbruchs1939und–last,butcertainlynotleast–den80.JahrestagderWeltwirtschaftskrise.Undwirahnenschonbeklommen,wasunsbevorstehenkann,wennalldas,waswirjetztzurErinnerungandiefriedlicheRevolutionvon1989aufbieten,sichinfünfJahrenwomöglichnochrunderundnochgewaltigerwiederholenwird.

TrotzdemtrifftderVorwurfderErinnerungsinflationierungdieIdeeeinesMuseumsdesKaltenKriegesoderauchnurdereuropäischenTeilunginBerlinnicht.ErgehtanderLebenswirklichkeitunddemSelbstverständigungsbedürfniseinerStadtvorbei,derenBewohnerundBesucherihreIdentifikations-bedürfnisseinstarkemMaßeausdergeschichtlichenGewordenheitherleiten.Zeithistorikerprofitierendavon,dassdasGedächtnisdieZukunftalsPathosformelderZeitabgelösthat.Dochwirengagierenunsnichtdafür,diesenParadigmenwechselzudenunzierenundgarzubekämpfen,sondernwirenga-gierenunsdafür,ihninderGegenwartmitkritischemundselbstkritischemFachverstandzubegleitenundinspätererZukunftzuhistorisieren,wennnachdemFortschrittsboomauchderBesinnungsboomeinmalGeschichtegewordenseinwird.

SoverstehtdasZentrumfürZeithistorischeForschung(ZZF)seineRolleimDialogzwischenFachwis-senschaftundÖffentlichkeit.EshatdieIdeeeinesMuseumsdesKaltenKriegesamCheckpointCharlieoderaneinemanderenOrtinBerlinmitinitiiertundvondenerstenIdeenskizzenanfachlichundöffentlichbegleitet,dieKonradJarausch,DieterVorsteherundHans-HermannHertle2005vorlegten.DabeileiteteunsderGedanke,dassesdemzeitgeschichtlichenGedächtnisguttut,auchdieAufarbei-tungderSED-DiktaturinzeitlichundthematischübergreifendeBezügezustellen.Damitwolltenund

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wollenwirmitunserenMittelnderTendenzzurIsolierungundVerinselungderAuseinandersetzungmitderDDRundderinnerdeutschenTeilungentgegenwirken,dieinderzeithistorischenDDR-Forschungnach1990nachunsererAuffassungdominantzuwerdendrohteundebensoinderstarkauflokaleBezügeundInitiativengestütztenöffentlichenErinnerung.

Ichglaube,dassdieIdeeeinesMuseumsdesKaltenKriegesindieserHinsichteinTrendsetterzurÜber-windungeinerkleinteiligenunddisparatenErinnerungskulturwerdenkann.AuchinBrandenburgnehmenindiesenTagenÜberlegungenGestaltan,mitSchlossCecilienhofinVerbindungzurGlienickerBrückeeinenKnotenpunktdeskulturellenGedächtnisseszuschaffen,andemdieeuropäischeunddieglobaleDimensionderSystemkonkurrenzsichtbarwird,diedieBevölkerungsverschiebungenundGrenzverläufe,dieLagerbildungenundSinnweltendesOst-West-Konfliktsbestimmte.

Natürlichkommenglobaleundregionale,garlokalePerspektivennichtmüheloszurDeckung.IchkanndiebesorgteFragenachvollziehen,obeinsostarkvomTäter-Opfer-GegensatzdurchtränkterOrtwiederCheckpointCharliederbesteOrtist,umeinmitübergreifendenBezügenausgestattetesMuseumdesKaltenKriegeszuschaffen,dessenLernpotentialjanichtzuletztauchinderErkenntnisliegt,dassdiefeindlichenGesichterdesKaltenKriegessichnichtseltenverzweifeltähnlichsahen.UndichhabeauchdiestilleHoffnungnochnichtaufgegeben,dassdieEingangshalledesFlughafensTempelhofalsPendantzumTränenpalasteinemusealeRolleinderöffentlichenErinnerungandieZeitspielenwird,inderdiegeteilteStadtBerlinSymbol,OpferundAkteureinergeteiltenWeltzugleichwar.

DochinjedemFallbrauchtgeradederKonfliktderErinnerungenundderErinnerungsebenendiezeit-historischeFachwissenschaft,diedenfachlichenForschungsstandzurmusealenGeltungbringt,histori-scheMythenhinterfragt,AusstellungsthemeninweiterführendeDeutungsperspektivenundProblem-horizonteeinbettet.DiegeschichtskulturelleBeratungstätigkeitdesFachesZeitgeschichteistindenletztenbeidenJahrzehntenspürbargewachsen,unddiewissenschaftsbasiertePolitikberatungbzw.Öf-fentlichkeitsorientierungzähltzudenKernaufgaben,diedemZZFalsInstitutderLeibniz-Gemeinschaftgestelltsind.

IndiesemSinnehattenHans-HermannHertle,KonradJarauschundich2005ineinemMemorandumfestgehalten:„FürlangfristigePlanungenmussdieOptiküberdasBauwerkMauerhinausaufdenKontextausgeweitetwerden,indendassteinerneGrenzregimeumBerlinherumgehört.DieBerlinerMaueristnichtnureinBerlinerundnichtnureindeutscherErinnerungsort.IhreErrichtungstehtalsSymbolfürdieSpaltungEuropasunddieTeilungderWelt,ihrFallfürderenÜberwindung.WasBerlinfehlt,isteinMuseumdesKaltenKriegesimZentrumderStadt.WirbraucheneinenOrtderreflektier-tenErinnerungandieTeilungEuropasundanihrevielfältigenDimensioneninPolitik,Gesellschaft,WirtschaftundKultur,diedenRissdurchBerlinalsAusdruckdeseinhalbesJahrhunderttiefprägendenGegensatzeszwischenzweiWeltenerlebbarunderkennbarmacht.DieSuchenacheinerüberzeugen-denFormderErinnerungverlangteineGesamtkonzeption,diesichdiesernationalenundeuropäischenVerantwortungbewusstist.“

AusderIdee,derBedeutungdesKaltenKriegesundseinerÜberwindungaufdieseWeiseinBerlinstärkergerechtzuwerden,sindmittlerweilekonkreteVorhabengeworden.Einesdavonstelltunse-reheutigeVeranstaltungdar,esgehtderFragenach,welchenBeitragdieehemaligeFrontstadtdesKaltenKriegesalsReflexions-undErinnerungsortzueinerdauerhaftenAuseinandersetzungmitderTeilungundBefreiungEuropasleistenkann.

DazuführtunsereVeranstaltungWissenschaftlerundPolitikerausdemIn-undAuslandzusammen,dievielfachBeobachterundAkteurezugleichwarenundheutedieZeitunddenBegriffdesKaltenKriegesaussehrunterschiedlichenPerspektivenundmitsehrunterschiedlichenArgumentenreflektieren.Ichfreuemich,dasswirSiealleheuteimFestsaaldesRotenRathausesvonBerlinbegrüßendürfen,undichdenke,wirhabenaufschlussreicheunddiskussionsfreudigeStundenvoruns.DazuwünscheichunseremZusammentreffengutenintellektuellenErtragundvielöffentlicheResonanz.

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Markus Meckel

SehrgeehrteFrauStaatssekretärinKisseler,lieberHerrProfessorTeltschik,lieberHerrBotschafterBarkley,lieberHerrSommer,liebeFreunde,sehrgeehrteDamenundHerren,

eigentlichistBerlinindiesenWochenundMonatendesJahres2009miteinemanderenJubiläumbeschäftigt,mitderErinnerungan20JahreFriedlicheRevolutionundFallderMauer.DieErinnerungunddasGedenkenandieseZeitjedochsindsehrunterschiedlich.WirhabeninDeutschlanddazunochkeinegemeinsameSprachegefunden.

ImDeutschenBundestagfasstenwirvoreinigerZeitdenBeschluss,dasswirinErinnerungandieEreignissevor20JahreninBerlineinDenkmalerrichtenwollen.DochschonalsesumdieBenennungging,wurdeesinteressant.DieInitiatorensprachenvorzehnJahrenvoneinemEinheits-undFreiheits-denkmal.DieserTitelwurdeindieDiskussionimDeutschenBundestagaufgenommen,alswir2002einenGruppenantrageinbrachten.Ichselbstbinvehementdafüreingetreten,dassdieReihenfolgevonEinheitundFreiheitimTitelverändertwerdenmuss,dennesmusseinFreiheits-undEinheitsdenkmalsein.ErstdieFriedlicheRevolution–derKampfderMenschen,derdieDiktaturhinweggefegthat–hatdenWegzurEinheiteröffnet.Insofernkommtesdaraufan,sehrgenauhinzusehenundzuüberlegen,wasmanausdrückenwill.

Alswiram9.November1999wiederumimDeutschenBundestageineFeierstundeabhielten,warendazuderfrüheresowjetischeGeneralsekretärderKPdSUundspäterePräsidentMichailGorbatschow,derfrühereamerikanischePräsidentGeorgeH.W.BushundHelmutKohlalsderKanzlerzurZeitderDeutschenEinheiteingeladen.ZudemsolltenatürlichderdamaligeKanzlerGerhardSchröderreden.AllerdingshattemanimÄltestenratdesDeutschenBundestagesvergessen,dassessinnvollseinkönn-te,aucheinenOstdeutschenzuWortkommenzulassen–dennschließlichhatderFallderMauerjaauchetwasmitdenOstdeutschenzutun.Wirkonntendiesnurnochnachträglichdurchsetzen–undJoachimGauckhatdanneinebemerkenswerteRedegehalten.

Interessantistebenfalls,dassbisindieseTagehinein–etwaineinemPapiereinergroßendeutschenPartei–davongesprochenwird,dassam9.November1989dieSEDdieMauergeöffnethabe.Auchhierkannichnursagen:Mansolltegenauhinsehen!IchbinnichtderMeinung,dassdieMauervonderSEDgeöffnetwurde.EswarehereinMissverständnisbeiderPressekonferenzvonGünterScha-bowski;erinformierteübereinneuesReisegesetzderSED,welchesdasRechtzurAusreiseenthielt.DamitliefdieSEDdenEreignissenhinterher,suchtenachAkzeptanz.DochdieMenschengingenandieMauerundhobendieSchlagbäume.SchonbeidengroßenDemonstrationenseitdem9.Oktoberwarnichtgeschossenworden–undseitdemwarunsklar,dassdiesaucham9.Novembernichtpassierenwürde,dasswiresschaffenwürden.DieMauerfielalsounterdemDruckderMassen,siewurdevoninnenaufgedrückt!

Dasbedeutet,dassderMauerfallindenKontextderFriedlichenRevolutioninderDDRgehört.DieseselbstistwiederumTeileinermitteleuropäischenRevolution,inwelcherFreiheitundDemokratiedenSiegerrangen.DazugehörenderKampfderpolnischenGewerkschaftSolidarnosc,derRundeTischunddiehalbfreienWahleninPolenimJahr1989,dieVeränderungeninUngarn1988/89,dieÖffnungderungarisch-österreichischenGrenze,wodurchdieerstenSteineausderMauergenommenwurden,undschließlichdererstenichtkommunistischeMinisterpräsidentinPolen.DiesallesgehörtineinenZusammenhangmitdenEreignisseninderDDR!DieVoraussetzungdafürwaraber,dassMichailGor-batschowdamalsinderSowjetunionmitGlasnostundPerestroikaneueWegegingundnichtwieseineVorgängerinfrüherenJahrzehntenPanzerrollenließ.

DieBerlinerMauerwardasSymboldereuropäischen,derglobalenTeilungunddesKaltenKrieges.EbensowurdeihrFallzumSymbolfürdasEndedesKaltenKrieges.ImDeutschenBundestaghatderBundesbeauftragtefürKulturundMedienimvergangenenJahreinGedenkstättenkonzeptvorgelegt,welchesnichtnureinebessereAusstattungderGedenkstättenzumNationalsozialismusvorsieht,sondernauchdenAspektderkommunistischenGeschichtestärkerinsZentrumrückt.Besonderswichtigistes,dass–aufdieInitiativeBerlinshin–darinaucheinKonzeptzumGedenkenanMauerundTeilungenthaltenist.Langewaresso,dassTouristenausallerWeltinBerlindieMauersuchten–siejedochnichtsofortfindenkonnten.Insofernsindwirsehrdankbar,dassBerlinundderBunddiesesKonzeptaufdenTischgelegthabenundumsetzen.

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DochliegtderSchwerpunktdabeizumeistaufdenErfahrungenderBerlinerundderDeutschen.AberBerlinwarebennichtnurvonlokalerBedeutung.Hier–anderBerlinerMauer–warendieweltweitkonkurrierendenSystemedirektmiteinanderkonfrontiert.DieamerikanischenPräsidentenvonKennedybisReaganverstandendieseSymbolkraftundhabensiepolitischzumAusdruckgebracht.Gleichzei-tigwarBerlin–icherinnereandenRegierendenBürgermeisterWillyBrandt–dieStadt,inderinden1960erJahrendieerstenSchritteeinerOst-undEntspannungspolitikunternommenwurdenundinderwiederumBrandtalsBundeskanzlerdieWeltdesKaltenKriegesveränderte.ErhatteeinePolitikbegon-nen,dieimRahmenderKSZEineinVertragswerkkomplizierterArtmündensollte.Selbstdiejenigen,diedamalsdagegenwaren,bekanntenspäter–undicherinneredabeianRedenvonHelmutKohlimDeutschenBundestaginden1990erJahren–,dassdieWestbindungAdenauersunddieOstpolitikBrandtsdiebeidenzentralenSäulenderdeutschenPolitikwaren,dienichtunwesentlichzumglückli-chenEndederÄraderKonfrontationundderTeilungbeitrugen.

DiedeutschePolitikunddieSituationderTeilungsowieihrerÜberwindungwerdennurverständlich,wennmandieinternationalenZusammenhängebetrachtet.EsbrauchteinenOrt,andemandieeuro-päischeundglobaleTeilungerinnert,andemsiedifferenziertdargestelltwird.Wosolltedasgesche-hen,wennnichthierinBerlin!Deshalbtretenwir,dieInitiatorenunddergroßeKreisderUnterstützer,dafürein,inBerlinamCheckpointCharlieeinMuseumdesKaltenKriegeszuerrichten.

BerlinmussseinenBesucherinnenundBesuchernausallerWelt,diedieMauersuchen,einAngebotmachen:Siemüssenfinden,wassiesuchen,nämlichihreeigeneGeschichte,diemitBerlininderZeitdesKaltenKriegesaufbesondereWeiseverbundenwar.FürvieleMenscheninderganzenWelt–fürAmerikaner,BritenundFranzosen,fürRussen,Polen,Ungarn,BaltensowiefürMenschenindenLändernderdamalssogenanntenDrittenWelt–istBerlinTeilihrereigenenGeschichte.Dasmüssenwirernstnehmenunddemmüssenwirgerechtwerden!SieallemüssenhierinBerlindiesenTeilihrereigenenGeschichtewiederfinden.

BerlinistessichselbstundallerWeltschuldig,einsolchesMuseumdesKaltenKriegeszuerrichten.JetztgibtesdafüreinegroßeChance–undichbinsehrdankbar,dassderBerlinerSenatdieseChanceergriffenhat.WirInitiatorenhabendaraufhinversucht,einenbreitenpolitischenUnterstützerkreiszugewinnen.Undichwarüberrascht,aufwelchbeeindruckendeWeisediesgelungenist.VielederAn-gesprochenenhabenunmittelbar„Ja“gesagt,oderauch„Wo,wennnichtinBerlin!“.WirhabenüberdiehierAnwesendenhinauseinenbreitenKreisvonnamhaftenPolitikernundHistorikernausEuropaundAmerikazurUnterstützungunsererInitiativegewonnen.VielevonihnenwarennichtnurZeitzeu-gen,sondernhabendieEntwicklungendereinenoderanderenPhasedieserZeitmitbeeinflusst.(Vgl.Anhang,S.26f.)

Ichbinsicher,dassdiesesMuseumkommenwird;esistinzwischenmehralseineIdee.Eswirdkom-men,essollkommenundessollfürdieMenschenauchdereneigenePerspektivewiderspiegeln.EsmusseinmultiperspektivischesMuseumsein,indemRussenundAmerikaner,DeutscheundFranzosensichundihrejeweilseigeneSichtweisewiederfindenkönnen.NurinderZusammenschaukönnendieverschiedenenStandpunkteundDeutungendiekomplexeSituationdesKaltenKriegesdurchsichtigmachen.

Ichfreuemichsehr,dassdieheutigeVeranstaltungzustandegekommenistundmöchtemichsehrherzlichbeiallenUnterstützernbedanken,insbesonderenatürlichbeidenjenigen,dieheuteteilneh-men,mitwirkenunddiesesProjektdurchihreBeteiligungeinerRealisierungnäherbringen.IchmöchtedemBerlinerSenatdanken,derdiesesProjektmitsogroßemEngagementvoranbringt.

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Horst TeltschikAlsPräsidentVladimirPutinam10.Februar2007inseinerRedeaufder43.MünchnerKonferenzfürSicherheitspolitikoffenundschonungslosalleMeinungsverschiedenheitenundProblememitdenUSA,mitderNATOundmitdeneuropäischenPartnernansprach,fragteihneinbekannterHerausgeberderZEIT,obdieseRedejetztden„BeginneinesneuenKaltenKrieges“bedeute.ErhattedamitdieSchlag-zeilefürdiedeutscheundinternationalePressedesnächstenTagesgeliefert.DieseDebattefandihrenneuenHöhepunktimAugust2008anlässlichdes„heißenFünf-Tage-Krieges“zwischenGeorgienundRussland.EswardeshalbauchkeineÜberraschung,dassnochimgleichenJahreinneuesBuchvonPeterScholl-LatouraufdenMarktkammitdemTitelDer Weg in den neuen Kalten Krieg.

DieseinjederWeiseoberflächlicheundkurzatmigeBetrachtungsweiseundAnalyseinternationalerPolitikistschlichtärgerlich.MitleichtfertigenAnalogienwerdenSchlussfolgerungeninsinuiert,dieneueÄngsteschüren,obwohlsievölligunzutreffendsind.DieseaktuelleundverfälschendeDiskussionrechtfertigtfürsichdieErrichtungeinesMuseumsdesKaltenKrieges,um45JahreOst-West-Konfliktzudokumentieren,derunsindenJahren1961/62andieGrenzedesIII.Weltkriegesgeführthat.Undnoch1983hatdersowjetischeGeneralsekretärJuriAndropowmiteinemdrittenWeltkrieggedroht.VonsolchenBedrohungenkanndochheutewirklichkeineRedemehrsein.

AngesichtsderVielzahlvonHistorikern,dieheutezuWortekommen,werdenSieverstehen,dassichkeinenwissenschaftlichenVortraghaltenmöchte.DaichAngehörigereinerGenerationbin,diedenKaltenKrieginverschiedenenFunktionensehrunmittelbarerlebthat,willichIhnensehrpersönlicheErfahrungenundSchlussfolgerungenzumuten.

IchkommeauseinerFamilie,dieseit1301inMähren/Sudetenlandgelebthat,bissie1945vertriebenwurde.Mein80-jährigerGroßvaterwolltedenErbrichterei-Hofnichtverlassenundwurdevonsowje-tischenSoldatenerschossen.MeinVaterwurde1914als18-JährigerindenKriegeingezogen,gerietschwerverwundetinsowjetischeGefangenschaftundkehrteerst1922ausSibirienzurück.1939wur-deererneuteingezogenundkonnte1946dersowjetischenGefangenschaftentfliehen.Erverbrachte15JahreseinesLebensimKriegundfandsichamEndemitseinerFamiliealsFlüchtlinginOberbayernwieder,ohneHabundGutundohneArbeit.

EinBrudervonmirwurdeimFebruar1945mit14JahrenvoneinerSchuleinPilsenzurWehrmachteingezogen.NachsechsWochenAusbildungwurdeeralsSoldateingesetzt.MeineMutterverließimFebruar1945mitdreianderenSöhnen,fünfundneunJahrealt,daseigeneHausundkamnachmeh-rerenEtappenimFrühjahr1946ineinemAuffanglagerinBayernan.

IchbinineinerFamilieaufgewachsen,indereshieß:NiewiederKrieg.NiewiederFaschismus,niewiederFluchtundVertreibung,aberauch:KeinekommunistischeDiktatur.Den17.Juni1953unddenUngarnaufstand1956habenwiramRadiositzendmitohnmächtigemZornverfolgt.

MeineBundeswehrzeitvon1960bis1962warvonderBerlin-KriseundvomKuba-Konfliktgeprägt.UnserPanzerbataillonwurde1961kriegsmäßigmitscharferMunitionaufgerüstet,dieUnterziehräumefürdenKrisenfallinderNähevonKasselbesichtigt.DievölligeAusgangssperreübermehrereWochenmachteunsdenErnstderLagedeutlich.

ImpolitischenUnterrichthabeichalsReserveleutnantdasDritteReichdurchgenommen.Ichmusstenichtaufdie68erwarten,ummichmitdemNationalsozialismusunddemKommunismusauseinanderzusetzen.

ImOktober1962begannichmeinStudiumamOtto-Suhr-InstitutderFUBerlin.DieerstenWochenschliefichbeieinemFreund,dernochwährenddesMauerbausausderDDRgeflohenwar.ImWinter1962gingichwöchentlichzumKohlenhändler,umdiekontingentiertenBrikettsfürdenKachelofeninmeinerStudentenbudezukaufen.InOst-BerlinerlebteichFreunde,dienachdemBauderMauervölligresignierthatten.EswarengebrocheneMenschenohneHoffnung.Siebrauchtenlange,sichmitihremSchicksalabzufinden.

IcherlebtediemenschenunwürdigenSchikanenamGrenzübergangFriedrichstraßeunddieTränenbeimAbschiedimTränenpalast.IcherlebteindensechzigerJahreninOstberlindievierjährigeToch-

KEYNOTE

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tereinesFreundes,diezuihremVatersagte,siewissedoch,wassieimKindergartensagenundnichtsagendürfe.DerVaterhattesieermahnt,nichtzuerzählen,dasssiesicheineSendungimWestfernse-henangeschauthatten.1968mussteichumMitternachtmeinschlafendesBabyausdemKinderwagennehmenundauswickeln.WashätteichschonausderDDRschmuggelnsollen?Undheutediskutierenwirdarüber,obdieDDReinUnrechtssystemgewesenseiodernicht!

Ichhabe1963JohnF.KennedyvordemSchönebergerRathauserlebt.DieganzeStadtlagihmzuFüßen–auchdieBerlinerStudenten,alsKennedydieFUbesuchte.DievorausgegangeneamerikanischeInvasion1961inderSchweinebuchtinKubaundderverstärkteEinsatzamerikanischerTruppen1963inVietnamnochunterKennedywarenkeinThema.VielederStudenten,dieKennedyzugejubeltundnachseinerErmordungaufdemKurfürstendammdemonstrierthatten,habensichnach1964immerstärkergegendieUSAengagiert.DieKriseinBerlinwarjadankamerikanischerUnterstützungvorbei.

WasindenfolgendensechzigerJahreninBerlinauffallendundanlässlichderStudentenrevoltefürmichunverständlichwar,dassderSchahvonPersien,dieRevolteinNicaragua,derKrieginVietnamvieleStudentenzuProtestenundDemonstrationenbewegten,aberMauerundStacheldraht,derMordanDDR-Flüchtlingen,dasunmenschlicheSystemderDDRundselbstdieblutigeNiederwerfungdesPrager FrühlingskeinestudentischenProtesteauslösten.JeentfernterdieKonflikte,destogrößerdieWirkunginBerlin.AmHöhepunktderKulturrevolutionmitMillionenvonermordetenChinesenzogenBerlinerStudentenmitderrotenMao-BibelinderHandundHo-Chi-Minh-RufenüberdenKurfürstendamm.SchriftenvonMarx,LeninundMaowurdennichtamrealen SozialismusderDDRoderderSowjetuniongemessen,sondernwarendieneueBibel.WährendinFrankreichdieIntellektuellennachderLektürevonSolshenizynsArchipel Gulagbegannen,sichwiederkritischmitdenkommunistischenSystemenauseinanderzusetzen,bliebseineVeröffentlichungbeidersogenanntenAPOohneResonanz.

DieJahre1958bis1962warenHöhepunktedesKaltenKrieges,diedieWeltandenRandeinesdrittenWeltkriegesgeführthaben.SinnbilddafürwarendiesowjetischenundamerikanischenPanzer,diesichimOktober1961amCheckpointCharlieinSichtweitegegenüberstanden,unddiesowjetischenRaketenaufKuba.AbergeradedieseKrisenwarenauchderAusgangspunktfüreinUmdenkeninderdeutschenAußenpolitikundinderAtlantischenAllianz.

Dieseit1955verfolgteHallstein-DoktrinhattesichdurchdierealenEntwicklungenalsunwirksamer-wiesen.AlsGerhardSchröder1961Außenministerwurde,begannermitUnterstützungdesBundes-kanzlersLudwigErhardüberdieEinrichtungvonHandelsvertretungenunddenAbschlussvonHandels-abkommenmitPolen,UngarnundRumänienersteSchritteeinerneuenOstpolitikeinzuleiten.DieDDRbliebjedochausgeklammert.

WarumerwähneichdieseerstenSchritteeinervorsichtigenÖffnungdeutscherAußenpolitikinRich-tungOsten?Weilichimmerwiederüberraschtbin,wiedieZahlderVäterderWiedervereinigungvonJahrzuJahrwächstundwerallesunablässigfürdieWiedervereinigunggearbeitethabe.

NatürlichwardieOstpolitikvonAußenministerWillyBrandtnach1966undvorallemdannvonBrandtalsBundeskanzlereinewichtigeWeichenstellungfüreinePolitikderEntspannungundderZusammen-arbeitmitdemOsten.DochhattenichtKonradAdenauer1955diediplomatischenBeziehungenmitderSowjetunionaufgenommenunddieRückkehrallerdeutschenKriegsgefangenenerreicht?

WäreWillyBrandtsOstpolitikmöglichgewesenohnevorherigeEinbindungWestdeutschlands1955indieAtlantischeAllianzund1957indieEuropäischeGemeinschaft?WiegroßdasMisstrauenunsererwestlichenNachbarngegenübereinemmöglicherweisewiederneutralenodersichdesintegrierendenDeutschlandwar,konntenwirdochnoch1989erfahren,alszurÜberraschungvonBundeskanzlerHel-mutKohlselbstderfranzösischePräsidentMitterrand,ganzzuschweigenvonderbritischenPremiermi-nisterinMargaretThatcher,zögerte,diePolitikderBundesregierungzurWiedererlangungderdeut-schenEinheitzuunterstützen.ErstdieZusagevonBundeskanzlerHelmutKohl,dieWährungsunionzuverwirklichen,undseineInitiativefüreinepolitischeUnionimJanuar1990sowiedieklareAussage,eingeeintesDeutschlandmüsseMitgliedderNATOsein,habendiebestehendenBedenkenunsererwestli-chenBündnispartnerweitgehendausräumenkönnen.

ImÜbrigenbinichfestdavonüberzeugt,dassderErfolgderEGeinewichtigeFunktionfürdieVerän-derungsprozesseinnerhalbderWarschauer-Pakt-Staatenhatte.DieEGwurdeweltweitzumVorbildfüreinePolitikderVersöhnung,derFreundschaftundengenZusammenarbeitzwischenehemaligenErzfeinden,diebis1945unversöhnlichschienen.

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AuchWillyBrandthatseineOstpolitikamEndenichtohnedenRückhaltseiner,wennauchzögerlichen,westlichenPartnerverfolgt.ErhattenurdenMut,eineFührungsrollezuübernehmen.ErwardererstewestlicheAußenminister,derimFrühjahr1969–wenigeMonatenachdersowjetischenInvasioninderTschechoslowakeiundderDurchsetzungderBreshnew-Doktrin–denaltensowjetischenVorschlageinereuropäischenSicherheitskonferenz,derspäterenKSZE,aufgriff.AberletztlicharbeiteteauchernichtohneNetz.

ImDezember1967hattedieNATOeineneueSicherheitsstrategiebeschlossen.IndemsogenanntenHarmel-Bericht über die künftigen Aufgaben der AllianzhattensichalleMitgliederaufeineDoppel-strategieverständigt,indereswörtlichhieß:„MilitärischeSicherheitundeinePolitikderEntspannungstellenkeinenWiderspruch,sonderneinegegenseitigeErgänzungdar.“DaswareineweiseFormel.SiehatdiePolitikallerBundesregierungenseit1969biszurWiedervereinigungDeutschlandsbestimmt.

EswareineaußerordentlicherfolgreicheFormel,dennsieführteamEndezurÜberwindungnichtnurderTeilungDeutschlands,sondernauchdesKaltenKriegesunddesOst-West-Konfliktes.

Ichfragemichheutestets,warumderWestenausseineneigenenErfahrungensoweniglernt.HabenwirinEuropanichterlebt,dasseinePolitikderpolitischenIsolierung,derwirtschaftlichenSanktionennichtnurzunichtsführt,sondernSpannungennurerhöhtunddamitdieSicherheitgefährdet?Habenwirandererseitsnichterfahren,dasseinePolitikderEntspannung,desDialogesundderZusammenar-beitaufderGrundlagegarantierterSicherheitEuropaveränderthat?

WarumnutzenwireinesolcheStrategienichtgegenübereinemLandwieIranoderKubaoderMyan-maroder,oder?InNordkoreawirdesversucht,jetztanscheinendauchgegenüberWeißrussland.

DieharteinnenpolitischeAuseinandersetzungüberdieOstverträgevonWillyBrandtistunvergessen.SicherlichhatsieauchzupersönlichenVerletzungengeführt.ZuGrundelagdieSorge,obdieOstver-trägenichtzueinerendgültigenvölkerrechtlichenAnerkennungdesStatusquoinEuropaundvorallemderTeilungDeutschlandsführen.DaswarjaauchdaserklärteInteressedersowjetischenFührung.

EinesolcheinnenpolitischeKontroversezwischenRegierungundOppositionsolltemanaberauchfunk-tionalsehen,alseineArtArbeitsteilung.RegierungenmüssenimInteressederMenschenmiteinanderredenundverhandelnundeinenModusVivendifürdieZusammenarbeitfinden,unabhängigvomje-weiligenpolitischenSystem.DieOppositionwieübrigensauchdieMedienkönnengegenüberanderenRegierungenPositionenoffenundunmittelbarartikulieren,ohnevielRücksichtaufdieWirkungenbeiVerhandlungspartnernnehmenzumüssen.SicherlichhatauchdasGrenzen.AbersolcheöffentlichenDiskussionenkönnendemokratischeRegierungeninVerhandlungennutzen,umihrenPartnernvoralleminautoritärenStaatendeutlichzumachen,dasssieErgebnissebrauchen,diesiezuHauseauchvertretenunddurchsetzenkönnen.

DerBrief zur Deutschen EinheitanlässlichderUnterzeichnungdesMoskauerVertragesam12.08.1970,vonderCDU/CSUalsOppositiondurchgesetzt,warsicherlicheinBeispielfüreinsolchesZusammen-spiel,auchwenndieÜbergabeinMoskauetwasdubiosverlief.DasseineOppositionspolitikzuweitgehenkann,zeigtedieunverständlicheAblehnungderKSZE-SchlussaktevonHelsinkivon1975seitensderUnionsparteien.Essolltedabeiabernichtübersehenwerden,dassesderParteivorsitzendederCDUwar,MinisterpräsidentDr.HelmutKohl,derunterAndrohungseinesRücktrittsalsCDU-Vorsitzen-derfürdieMehrheitimBundesratsorgte.Erwaresauch,dervonAnfangangegenüberdenOstverträ-genvonpactasuntservandasprach.

DieSchlussaktewirktefürimmermehrMenschenindenkommunistischenStaatenwieeineSauerstoff-zufuhr.VáclavHavelschieb1987zum10.JahrestagderCharta77:„DerKörper,dertotzuseinschien,gabaufeinmalwiederLebenszeichen.DieGeschichtekehrtezuunszurück.DasEndeöffnetesichwieder.Vielleichtwirdeswiedergewaltsamgeschlossen.Ichglaubenichtdaran,aberaucheinesolcheMöglichkeitkannichnichtausschließen.Dochauchwennestatsächlichgeschehenwürde,würdenwirausdieserleidvollenWeltnichtmitdemGefühlscheiden,völligüberflüssigeDingegetanzuhaben.UnddasistdasBewundernswertesteanderSache.“(Die Welt,21.02.1987)

DochdieteilweisevorhandeneEuphorieüberdieEntspannungspolitiksolltebaldeinenentscheidendenDämpfererhalten.TrotzderUnterzeichnungderKSZE-SchlussaktehattedieSowjetunionmitGeneral-sekretärLeonidBreshnewanderSpitzeeinJahrspätermitderAufstellungnuklearerMittelstreckenra-keten(SS20)begonnen.SiewarenausschließlichaufWesteuropagerichtet–trotzEntspannungspolitik.

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1979marschiertedieSowjetunioninAfghanistanein.1980wurdeAndreiSacharownachGorkiindieVerbannunggeschickt,weileresgewagthatte,öffentlichgegendenEinmarschinAfghanistanzudemonstrieren.DiesePolitikderSowjetunionsprachjederEntspannungspolitikHohn.

ZwarhattesichMoskau1972mitdemSALTI-Vertragund1979mitdemSALTII-VertraginbilateralenVerhandlungenmitdenUSAbereitgefunden,diestrategischenNuklearwaffen,dieTrägersystemeundGefechtsköpfezubegrenzen,aberdienuklearenMittel-undKurzstreckensystemebliebenausge-klammert.

EswarBundeskanzlerHelmutSchmidt,deralsersterineinerRedeam28.Oktober1977vordemLondonerInternationalInstituteforStrategicStudiesaufdieseEntwicklungunddiedamitverbundenenukleareErpressbarkeitWesteuropashinwies.Dasführteam12.Dezember1979zudembekanntenDoppelbeschlussderNATO.AufderGrundlagederHarmel-StrategiewardaseinkonsequenterSchritt.SicherheitundEntspannungsinddiezweiSeiteneinerMedaille.

DochdieSowjetunionwarzueinerNull-Lösungnichtbereit.DasmussteBundeskanzlerHelmutSchmidterfahren,alsBreshnewimNovember1981zueinemviertägigenBesuchnachDeutschlandkam.DasmussteBundeskanzlerHelmutKohlerfahren,alserimJuli1983mitGeneralsekretärJuriAndropowinMoskauzusammentraf,dermitderErrichtungeinesRaketenzaunsundmitderGefahreinesdrittenWeltkriegesdrohte.

BreshnewwarseitEndedersiebzigerJahreeinschwerkrankerMann,derimGesprächmitHelmutKohl1981nurantwortenkonnte,wennihmseinAußenministerGromykoaufeinemZetteldieAnt-wortzuschob.AndropowwarbeimGesprächmitBundeskanzlerKohleinvonKrankheitgezeichneterMann.SeinNachfolgerTschernenkosollteauchnurnocheinJahrleben.IchweiseaufdieseUmständehin,weileinMitarbeitervonAndropowmirspätereinmalberichtete,dassdieser1982bereitszukrankgewesensei,umdieweitreichendenVorschlägederUSAvomSeptember1983nochimPolitbürodiskutierenzulassen.SiebliebenohneAntwort.

InallenFällenhattedieNachfolgediskussionbegonnen,die,weilinstitutionellnichtorganisiert,immereinePhasederUnsicherheit,derSchwächeundderLähmungwar.WirkönnendasheutewiederinNordkoreabeobachten.ZudieserHandlungsunfähigkeitgeselltsicheinverstärktesDrohpotentialnachaußen.

Heutewissenwir,dassdamalsdiesowjetischeFührungauchaufdiesogenannteFriedensbewegunginWesteuropa,voralleminDeutschland,gesetzthat.Rund500.000DemonstrantenaufdenBonnerRheinwiesenbliebennichtohneResonanzinderSPD.HelmutSchmidthattekeineMehrheitmehrfürseinePolitikinseinereigenenParteiundFraktion.DieAuswirkungenderFriedensbewegungreichtenbisindasPräsidiumderCDU.ÖlindasFeuergoss1983PräsidentReaganmitseinerSDI-Initiative.

Vielewollenesbisheutenichtwahrhaben.PräsidentMichailGorbatschowhatesmirpersönlichmehr-fachgesagt.BeidewestlichenEntscheidungen–amerikanischenukleareMittelstreckenraketeninEuro-pazustationierenunddieAnkündigungvonSDI–habendasPolitbüromitderAmtsübernahmevonGorbatschowinMoskaubewogen,einenKurswechseleinzuleiten.DiesowjetischeFührungwusste,dasssiesicheinneuesWettrüstenmitdemWestennichtmehrleistenkonnte.

HättedieBundesregierung1983demDruckderFriedensbewegungnachgegeben,diedieMehrheitderDeutschenhintersichwusste,gäbeesheuteauchkeineamerikanischennuklearenMittelstrecken-raketeninWesteuropa,abersiestündennochinRussland.HeutegibtesaufbeidenSeitenkeinemehr.JetztmüsstennochdieKurzstreckensystemeabgerüstetwerden.

BundeskanzlerHelmutKohlundAußenministerDietrichGenscherhieltenkonsequentanderPolitikvonHelmutSchmidtfestundhabennochimgleichenJahrdieBundestagswahlengewonnen.Politikerkön-nenauchmitunpopulärenEntscheidungenWahlengewinnen,wenndieWählererkennen,siewissen,wassiewollen,siekämpfendafürundsiestellensichmitvollemRisikoderWahl.Davonbinichzutiefstüberzeugt.

NachderWiederwahlvonPräsidentReagan1985gelangesHelmutKohlwenigeWochenspäterinWashington,ReaganineinemvonbeidenunterschriebenenKommuniquéaufdieWiederaufnahmederbilateralenGipfelgesprächemitMoskau,aufdieWiederaufnahmevonAbrüstungsverhandlungenfest-zulegen.Damitstellteersicher,dassdieEntspannungspolitikeineneueChancebekam.DiesesBeispielistfürmicheinBeweisdafür,dasseineBundesregierungunddieEuropäerdurchausamerikanischePolitik

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beeinflussenkönnen.Siemüssennurselbstwissen,wassiewollen,undnichtnurabwarten,welcheInitiativendieamerikanischeRegierungergreifenwird.DasscheintmirimAugenblickderFallzusein.

GeneralsekretärMichailGorbatschowwarnatürlicheinGlücksfallderGeschichte.Seineab1987ein-geleiteteReformpolitikvonGlasnostundPerestroikaverändertedieSowjetunion.DamitschaffteerdenSpielraumfürdieDemokratisierungspolitikinPolenundUngarn.DasmussteAuswirkungenaufdieDDRhaben.

BundeskanzlerHelmutKohl,derdieEntspannungspolitikseinerVorgängeraufderGrundlagederOst-verträgekonsequentweiterführteundweiterentwickelte,unddasgiltauchhinsichtlichderDDR,warvonAnfanganentschlossen,dieReformpolitikinPolen,inUngarnundab1988auchinderSowjetuni-onzuunterstützenunddamitdenDruckaufdieDDRzuerhöhen,ebenfallsReformeneinzuleitenodersichweiterzuisolieren.BeideswärezueinerÜberlebensfragederDDRgeworden.Gleichzeitigintensi-vierteerdieBeziehungenzurDDRinvielfältigerForm.

AlssichimHerbst1989nachderÖffnungderMauerdieEreignisseüberschlugen,entschiedersich,mitseinerZehn-Punkte-Redeam28.NovemberimDeutschenBundestageineStrategievorzulegen,wiedieEinheitDeutschlandserreichtwerdenkönne.DieseStrategieenthieltbewusstkeinenZeitplan.„DasHandelnvonHelmutKohlam28.November1989wareinBeispielvonweltpolitischerBedeu-tung“,schreibtHelmutSchmidtinseinemBuchAußer Dienst.HelmutKohlhabedie„ChancezurdeutschenVereinigung“erkanntund„beschloßsiezunutzen“.(S.167)Sowares.UndichhattedasGlück,dabeizusein.

Ichhättemirdeshalbgewünscht,dassindenBeiträgenderverschiedenenProfessorenzurBegründungeinesMuseums zum Kalten KriegaucheinmalderNamevonHelmutKohlaufgetauchtwäre.SeinBei-tragzurÜberwindungdesKaltenKriegesbegannnichterst1989,sondernmitdenOstverträgen1970.

VergessenwirauchnichtseineBeiträgezureuropäischenIntegration.GemeinsammitPräsidentMit-terrandhaterdenBinnenmarkt,dieWirtschafts-undWährungsunion,denEurounddenBeginneinerpolitischenUniondurchgesetzt.OhnedieseeuropäischeEinbindungwäredieZustimmungallerunsererNachbarnzurdeutschenEinheitwesentlichzögerlicherausgefallen.

1990endetederKalteKrieg.ImNovember1990unterzeichnetenalleStaats-undRegierungschefsderKSZE-StaateninParisdieChartafüreinneuesEuropa,einEuropavonVancouverbisWladiwostok,das,wieGorbatschowdamalssagte,einEuropaderDemokratienundderMarktwirtschaftseinsolle.Welch’einTraum!Ihaveadream…

WarumhabenwirdieseChancebishersoschlechtgenutzt?

Richard C. Barkley

Soseltsamesauchscheinenmag:IchhabeheutetatsächlichzumerstenMaldasVergnügen,dieseshistorischeRathauszubetreten.WährendichübervierJahreinBerlin,sowohlOstwieWest,tätigwar,durftennachderdamaligenPraxisderAlliiertenihreDiplomatenkeinesfallseinoffiziellesGebäudederRegierungvonOst-Berlinbetreten.Daszutun,sagteman,hättebedeutet,dieserRegierungeinenStatusalsrechtmäßigerVertretungeinervonunsnichtanerkanntenEinheitzugewähren.NurdiesowjetischeBesatzungsmachtverfügtenachunsererAuffassungindiesemSektorderStadtübereineMachtbefugnis.VersuchenSieeinmal,denSinndieserPolitikderjungenGenerationzuerklären!

Wirsindheutehierversammelt,umzuversuchen,denVerlaufdesKaltenKriegesundseineAuswir-kungenaufdasheutigeEuropaeinzuschätzen.Ichmusszugeben,dassichdafürnichtdasidealeAlterhabe,dennobwohlichnochnichtanfange,senilzuwerden,binichdochzualtundpersönlichdenEreignissenzunahe,umrevisionistischehistorischeAnschauungendieserZeitzuakzeptieren.Anderer-seitsistjetztgenugZeitvergangen,sodassderProzesseinerleidenschaftslosenAnalysediesesalsKal-terKriegbezeichneten40-jährigenZeitraumseinerstarkenideologischenRivalitätbegonnenwerdenkann.Deshalbbegrüßeiches,dassdasBerlinerForumdiesenProzessunterstützt,undkannmirkeinenbesserenAnsatzpunktvorstellen,alsüberdiedämonisierenden Bilderzusprechen,diedieseZeitsobeherrschthaben.

ERWIDERUNG

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NatürlichunterscheidetsichdieamerikanischeWahrnehmungdesKaltenKriegeserheblichvonderdeutschen.ObwohlwirüberallinEuropagroßeGarnisonenunterhielten,warunserEngagementwirk-lichglobalundumfassteeinigesehrheißeundausgedehnteKriegeinKoreaundVietnam.

TrotzdemwaresvonAnfanganklar,dassderHauptfokusEuropawar.DortwarendieLinienamklarstengezogenunddieideologischen,wirtschaftlichenundmilitärischenRivalitätenamstärksten.AufgrundderriesigenArmeenundNuklearwaffenpotentiale,diesichgegenseitiginSchachhielten,hättehierauchjedeFehlkalkulationdieschlimmstenKonsequenzenhabenkönnen.DurchihreLagemittenimZentrumEuropaswarenDeutschlandundBerlininamerikanischerebensowieinsowjetischerSichteinSchlüsselfürdieZukunftEuropasunddeshalbwardortderWettlaufzwischenOstundWestamheftigsten.

Sosehr,wieEuropaimZentrumderAufmerksamkeitderbeidenGroßmächtedesKaltenKriegesstand,bargesironischerweisedochauchdenKeimfüreinefriedlicheLösunginsich.SowohlbeidenVerei-nigtenStaatenalsauchbeiderSowjetunionhandelteessichumStaaten,dieichperiphereeuropäischeMächtenennenwürde.Damitmeineich,dassbeidetrotzmancherCharaktermerkmale,diesievonEuropaunterscheiden,ihregesellschaftlichen,kulturellenundwirtschaftlichenWurzelnindeneuro-päischenGeistestraditionenhaben.SicherlichhabenderDeutscheKarlMarxebensowiederSchotteAdamSmitherheblichzuderideologischenKluftbeigetragen.GleichzeitigteiltensieaberdieKonzeptederLogikundVernunft,diedaswestlicheDenkenseitJahrhundertenbestimmthatten.Und,wasviel-leichtentscheidendist,suizidaleInstinktewarenderwestlichenKultur,inderdieErreichungweltlichenGlücksdasZielfastjederTheorieundIdeologiewar,vollkommenfremd.Das,sodenkeich,impliziertezumindesteingewissesMaßanToleranzundKompromissbereitschaft.

NichtsdestowenigerwareninsbesonderediefrühenJahredesKaltenKriegesvoneinerheftigenRivalitätundhäufigvonbrutalenRepressaliengeprägt.IcherinneremichnochgutanmeinenerstenBerlin-BesuchalsStudentAnfang1961,sechsMonatevordemBauderBerlinerMauer.DersowjetischeSektorwarmitStacheldrahtumzäunt,abermankonntesichnochrelativfreibewegen.IchbefandmichinderU-BahninOst-BerlininRichtungWesten.KurzvordemBahnhofFriedrichstraßezerrtendieVo-poseinvölligverstörtesälteresPaarmitabgestoßenenKoffernausdemZug.Eswarfurchtbar,daszubeobachten.Aberichfürchte,eswareinVorfall,dersichindieserintensivenPhasedesKaltenKriegesnurallzuoftwiederholthat.

InmeinerdiplomatischenKarrieredurfteichvielZeitmitdeutschenAngelegenheitenverbringen.ÜberdieHälftederZeitzwischen1969und1990warichnacheinanderinderAbteilungfürDeutschland-AngelegenheitendesAußenministeriums,deramerikanischenBotschaftinBonn,derUS-MissioninBerlinundderamerikanischenBotschaftinderDDRtätig.

InderTatwarEuropainden60erJahrenineinemStadiumrelativerRuheangekommen,dasnichtleichtzuerreichengewesenwarundinSchlüsselbereichenOsteuropas,zunächstinOst-BerlinundUngarnunddannvielspäterinderTschechoslowakei,nochallzuoftdurchRepressiongetrübtwurde.AuchgabesimmerwiederBedrohungenfürdiewestlichePositioninBerlin.AberbiszurZeitmeinerpersönlichenBeteiligunghattedieBundesrepublikeinbeneidenswertesWirtschaftswachstumerreichtundeineallgemeinakzeptierteDemokratieaufgebaut.DieDDRhinkteweithinterher,aberihreBevöl-kerung,diesichderGrenzenvollbewusstwar,dieihrdurchdieMauerundihreöstlichenVerbündetengesetztwurden,hattesichmiteinemgewissenMaßvonAkzeptanzindiesemLandeingerichtet.UndBerlin,indemsichdieSpaltungdesrestlichenDeutschlandswiderspiegelte,hatteebenfallseinegewis-seerleichterte,wennauchetwasängstlicheRuhegefunden.

MeineersteRückkehrnachDeutschland,1971nachBonn,fandineinerbemerkenswertenPhasederpolitischenOst-West-Beziehungenstatt.DieUSAunddieSowjetunion,konfrontiertmitbesondersschwierigenEngagementsinAsienunddemNahenOsten,strebteninEuropaStabilitätundKoope-rationanundleiteteneinePeriodederDétenteein.InzwischenleiteteeineselbstbewusstgewordeneundflorierendeBRDmitUnterstützungderAlliiertenihreOstpolitikein,diediebestehendenGrenzenzuOsteuropaakzeptierteundderDDReineeingeschränkteAnerkennungzugestand.UndimRahmendieserPolitikverhandeltendieAlliiertenmitderSowjetunioneinneues,erheblichverbessertesZu-gangssysteminBerlin.InsgesamtgesehenverändertedieserProzessdiepolitischeundpsychologischeLandkarteMitteleuropasbeträchtlich.

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1972wurdeichzurUS-MissioninBerlinberufen,woichdieVerantwortungfürdenBereichInnenpolitikderDDRübernahm.InsbesonderewaresmeinAuftrag,ersteAnnäherungsversucheandieostdeut-schenFunktionärezuunternehmen,wasjetztmöglichwar,dawirunsderAnerkennungnäherten.Undichdurftetatsächlich1974dieersteamerikanischeDemarchebeimAußenministeriumderDDReinrei-chen.(AuchdieletzteDemarche16JahrespäterwarmeinAuftrag.)Icherinneremich,dassesumdieFischereiimNordatlantikging,dennsogarFischewareneinThemadesKaltenKrieges.IcherhieltauchdenAuftrag,dieGebäudefürunsereoffiziellediplomatischeMissionfürdieDDRauszuwählen,dieinOst-Berlinliegensollten.UndichgehörtedemamerikanischenTeaman,dasdieangemesseneBezeich-nungfürunsereBotschaftwählte,dieineinemStadtteilliegensollte,derausStatusgründennichtalsTeilderDeutschenDemokratischenRepublikanerkanntwerdenkonnte.EinheiklesThema,dasaberdurchdieErklärung,dassdieAmerikanischeBotschaftfürdieDDRundnichtinderDDRwar,zufrieden-stellendgelöstwurde.Wichtigwar,dasswirindieserproduktivenZeitetwasWesentlichesgelernthaben:Stabilität,unddamitauchBerechenbarkeit,istoftderSchlüsselzuVerhandlungsfortschritten.

MeinnächsterdeutscherEinsatzalspolitischerBeraterinBonn1982erfolgteebenfallsineinement-scheidendenMoment.1977stelltendieSowjetsindemdeutlichenVersuch,dietransatlantischeAllianzzuunterminieren,neuenukleareMittelstreckenraketeninOsteuropaauf.BundeskanzlerSchmidtschlugAlarmundwiesaufeinedramatischeAbkoppelungderamerikanischenvondeneuropäischenWaffenarsenalenhin.DieNATOreagiertemiteinemDoppelbeschluss,indemneueRaketengefordertwurden,umdieserBedrohungentgegenzutreten.DieseEntscheidungwurdevongroßenTeilenderdeutschenBevölkerungheftigangeprangert,wassogarzumSturzderRegierungführte.DieneueRegierunghieltjedochstandunddernotwendigeLeveldesnuklearenGleichgewichtswurdewieder-hergestellt.Undnochetwashabenwirgelernt:SolidaritätangesichtseklatanterHerausforderungenistdieVoraussetzungfürStabilität.

MeineletzteRückkehrnachDeutschlandfand1988statt,alsichzumUS-BotschafterfürdieDDRbe-rufenwurde.SicherlichwareseineZeitvoneinanderunabhängigerpolitischerUnruhenundAufständeineinerReihevonosteuropäischenStaaten,insbesondereinPolen.AberobwohlmirinintellektuellenKreisenderDDRfrüheGerüchteüberHoffnungenaufGlasnostzuOhrenkamen,spürteichnicht,dassderLevelderUnzufriedenheitkurzvordemÜberkochenwar.Tatsächlicherinnereichmich,wieichimMärz1989zumeinerFrausagte,OstdeutschlandseidaslangweiligsteLandderWelt.Vielleichtlagdasdaran,dassichjedenTagdasNeue Deutschlandlas.Jedenfallsdauerteesnichtlange,bisichmichei-nesBesserenbesann.WirkennenallediedarauffolgendenEreignisse.Dasssiedramatischundumwäl-zendwaren,isteineUntertreibung.EbensowichtigistjedochdieTatsache,dassnichtsdavonohnedenMutunddieEntschlossenheitderBevölkerungderDDRundohnedieWeisheitderStaatsmännerallerbetroffenenLänderinOstundWestpassiertwäre.

NatürlichliefendieDrähtezwischenWashington,BonnundBerlindamalsheiß.DieUngewissheitwarungeheuergroß,besondershinsichtlichderReaktionderSowjetunion.TrotzdemwarPräsidentBusheinerderersten,dersichfürdieVereinigungaussprach,unterdereinzigenBedingung,dasseinneuerdeutscherStaatindenwestlichenInstitutionenverankertbleibenmüsse.TatsächlichwardieseEin-bindungaufgrundderdeutschenIntegrationindieEuropäischeGemeinschaftunddesschonlangebestehendendeutschenNATO-EngagementsniemalsinFragegestellt,ebensowenigwiedieTatsache,dasseinerfolgreichesOst-West-AbkommensofortdieNaturderNATOverändernwürde.WasjadannauchderFallwar.

NatürlichwardieamerikanischeBotschaftinderDDRdurchdiedortigendramatischenEreignisseäußerstinAnspruchgenommen.VorallemmusstenwirWashingtonsogutwiemöglichüberdieEnt-wicklungenaufdemLaufendenhaltenundRatschlägeanbieten,wieambestenvorzugehensei.Unddawirüberzeugtwaren,dassdieSowjetsderSchlüsselzumErfolgwaren,betontenwir,wiewichtigessei,keineAktionenzuunternehmen,dieentwederinSchadenfreudeüberdieEntwicklungbestehenodereinemilitärischeReaktionaufwelcherEbeneauchimmerprovozierenwürden.LetztlichwarenwiraberinersterLinieZeugenderEreignisseunddesErfolgsderBevölkerung,diedieSacheselbstindieHandnahmundihreZukunftselbstbestimmte.EswareinephantastischeZeit.Wassichdarausvielleichtzulernenlohnt:MauernundGeheimpolizeikommennichtangegendenWillendesVolkes.

EsistjetztdielöblicheAufgabeunteranderemdesBerlinerForums,denKaltenKrieghintersichzulassenundobjektivzuanalysieren,waseigentlichpassierte.BeiallemEifer,mitdemmandastunwird,istesmeinesErachtenswichtig,dasenormeLeiden,dasstattgefundenhat,nichtherunterzuspielen.

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Kriegebrutalisieren,undderKalteKriegwarkeineAusnahme.UndeinigeDingewarenwirklichdämo-nisch.ArchivealleinkönnenzumBeispielnichtdasLeidunddieVerzweiflungdesGulagsunddasrücksichtsloseNiederschlagenderOppositionerfassen.WennwiraberdieEreignisseimGesamtkontextsehenunddieMenschenehrenkönnen,dieeinederlangwierigstenundschwierigstenEpochendermodernenGeschichteüberwundenhaben,wirdesunsgelingen,einangemessenesDenkmalfürdenTriumphdesmenschlichenGeisteszuerrichten.

Übersetzung: Annette Rhiel-Molière, Senatskanzlei Berlin

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Christian Ostermann

LassenSiemichvorabsagen,dassichdasVorhabeneinesMuseumszurGeschichtedesKaltenKriegesaußerordentlichbegrüße.EsgibtinBerlinkeineGedenkstätte,keinMuseum,keineEinrichtung,diedieGeschichtedesKaltenKriegesinihremglobalenZusammenhangbedenktunderzählt.Diesistnatürlichnichteinfach,denn,wiewirallewissen,dauertederKonfliktüber40Jahreundhattezahl-reicheDimensionen.HierwurdeschonaufeinigedieserFassettenhingewiesen:aufdenideologischenKonflikt,denSystemkonflikt,diemachtpolitische,militärische,nukleareAuseinandersetzung,aberauchaufdenwirtschaftlichenundkulturellenKonflikt.DerKalteKriegwareinmultilokales,komplexesundindenAuswirkungenderKonfrontationaufdiebeteiligtenundselbstdieumDistanzbemühtenblockfreienGesellschaftenannäherndtotalesPhänomen.SeinerasanteDynamikerklärtesichausdenmachtpolitischenBedingungenamEndedesZweitenWeltkriegs,denMöglichkeitenundGrenzeneinespotentiellweiteTeiledesGlobusmitZerstörungbedrohendenKriegesimNuklearzeitalterundausdenalsexistentiellangesehenen,mitmissionarischemEiferverfolgtenkonträrenGesellschaftsentwürfen.EinKonfliktalso,dersichdurch–wieesinderneuestenForschungbetontwird–erstaunlicheMehr-dimensionalitätundenormeKomplexitätauszeichnet.UndeinersterPunktwäre,dasseinMuseumdieseMehrdimensionalitätundKomplexitätwiderspiegelnsollte.

ZumZweitenistzusagen,dasseinProblemdarinbesteht–unddieswirdaucheinederHerausforde-rungenfürdasMuseumsein,dassesheutekeinmaster narrative,keineMeistererzählungdesKaltenKriegesmehrgibt.WirhabenesheutemiteinerPluralitätvonErzählungenzurGeschichtedesKaltenKriegeszutun,unddieseErzählungen,dieseVerortungenhängenvomErfahrungshorizontderAutorenundvielenanderenFaktorenab.DasunterscheidetdieheutigeSituationvonderinAmerikawährenddesKaltenKrieges,inderessozusagenhistorischeMeistererzählungen,historischeSchulen,gab.ZunennenisthierdietraditionalistischeSchulederGeschichtsschreibungzumKaltenKrieg,dieinden50erund60erJahrenindenUSAdominierte,dieinorthodoxerArtundWeisedenAusbruchdesKaltenKrieges,dieSchuldanderEntstehungdesKonfliktes,einersowohlideologisch,marxistisch-leninistischwieauchtraditionellimperialistischmotivierten,aufExpansionausgerichtetenSowjetmachtzuwiesunddiePolitikdesWestensalsEindämmungspolitik,ebenalseineReaktionaufdiesowjetischePolitikbeschrieb.DerDiskursdrehtesichbesondersindiesenfrühenJahrenvorallemumdieFrage,weramKaltenKriegSchuldtrage.ErbegründetesichinersterLiniedarin,dassdieGeschichtsschreibungzumKaltenKriegeineFortsetzungderinneramerikanischenpolitischenDiskussionüberdieRichtigkeit,überZieleundZweckederamerikanischenAußenpolitikwährenddesKonflikteswar.Erstinden60erJahrenbrachdiesertraditionelleKonsensvordemHintergrunddesVietnamkriegesauf.RevisionistischeHistorikerhabenunteranderemaufwirtschaftliche,auchaufideologischeMomenteinderamerikani-schenPolitikhingewiesenundihreineweitausoffensivereFunktionzugemessen.

Inden70erJahren,inderPhasederEntspannungspolitik,kamenperzeptionstheoretischeAnsätzehinzu.EntspannungspolitiksetzteaufdenAbbauvonBedrohungsvorstellungen.IndiesemSinnefokussierteauchdieGeschichtsschreibungaufdieIdeevonPerzeptionenundFehlperzeptionen,dieaufbeidenSeitenwesentlichzurEskalierungdesKaltenKriegesbeigetragenhatten.PerzeptionenundGeopolitikrücktenindenVordergrundderBetrachtung,ideologischePrämissenundSystemkonflikttratenindenHintergrund.BeideSeitentrugenindieserSichtMitschuldamAufbauderSpannungen.JohnLewisGaddis,derführendeamerikanischeHistorikerdesKaltenKrieges,tratsehrfürdiesepost-revisionistischeTheseein.

MittlerweilesprichtauchGaddisvoneinerneuen GeschichtedesKaltenKrieges.Sicheristesrichtigervonneuen GeschichtendesKaltenKriegeszusprechen.DieseprofitierenvondemWissenumdasEndedesKaltenKrieges.DiesesWissenhatmithinzutriumphalistischenInterpretationenseitenseini-gerHistorikerundPublizistengeführt.AberdasEndedesKonfliktsbefreitedieDiskussionderHistorikervonihrerakutenpolitischenBrisanz,vonderkonstantenPolitisierung.MitzunehmenderhistorischerDistanzkannseitdemEndedesKaltenKriegesingrößererGelassenheitaufdieGeschichtezurückge-blicktwerden.

DieHistorisierungdesKaltenKriegesschrittvoranmitderKenntnisdermittlerweilezugänglichenAk-tenderPartei-undStaatsarchivederehemaligenKontrahenten.ZuerstöffnetensichdieArchiveindenVereinigtenStaaten,woinden70erJahrendieAktenfürdiePeriodenach1945freigegebenwurden,

DER „KALTE KRIEG“ AUS ZEITHISTORISCHER PERSPEKTIVE

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danninWesteuropaundschließlich,nach1989/1991,inderDDR,inOsteuropaundinRussland.Mitt-lerweilehabenwirsogarzunehmendZugangzuArchiveninAsien,voralleminChina.IchverbringevielZeitdamit,internationaleArchivederForschungzuerschließen,undgeradeindenletztenJahrenmachendieChinesenindieserHinsichtsehrgroßeFortschritte.ImletztenJahrkonntenwirzumerstenMalauthentischeAktendeschinesischenAußenministeriumsfürdieZeitdesKaltenKriegespublizieren.

DieseneuenQuellenstellennichtnureineweitausfundiertereWissensbasisdar,sondernsieerlaubenesuns,denKaltenKriegalseinemultidimensionaleinternationaleGeschichtedarzustellen,eineErzäh-lung,diedeninteraktivenProzessdesKonfliktsausderPerspektivebeiderSeitenwieauchderdrittenKräfte,derneutralenStaaten,erhellt.FürdenBetrachterweitausspannenderkannnunderKalteKriegalswechselseitigeAktionundReaktionnachvollzogenwerden.AuchdieErzählerschafthatsichverän-dert.WährenddesKaltenKriegeswurdedieGeschichteüberwiegendvonamerikanischenHistorikernundeinigenwenigenwesteuropäischenKollegengeschrieben.MittlerweilehatsichdieErzählerschaftinternationalisiertundinstitutionelldiversifiziert.Forschungseinrichtungen,diesichausschließlichodervornehmlichderGeschichtedesKaltenKriegeswidmen,findensichnichtnurindenUSAundWest-europa.EsgibtsieebenauchinChina,Albanien,Bulgarien,UngarnoderPolen.Ichhalteesfürnot-wendig,dieseinternationaleForschungsgemeinschaftindenDiskursüberdieInhalteeinesMuseumszumKaltenKriegeinzubeziehen.

AuchdiezentralenFragestellungenhabensichinderinternationalenGeschichtsschreibunggewandelt.EsgehtnichtmehrnurumdieFrage,werfürdenKaltenKriegverantwortlichwar.NatürlichistdieseineFrage,dienachwievorkontroversdiskutiertwird.DahabenauchdiezahlreichenneuenQuellenbislangzukeinemKonsensgeführt.Aberesgehtumweitausmehralsumdiesenurvordempoli-tischenHintergrundzuverstehendeFrage.WieerklärtsichdieDauerderAuseinandersetzung,wieerklärtsichihreEskalationundihreDeeskalation?UndwiekameszudemüberwiegendfriedlichenEnde?DasInteresserichtetsichinderinternationalenForschungheutezunehmendaufdasWesenderKonfrontationselbst,umderenBeginnundAbschlusswirnunwissen.MitderenBezeichnungalsKalterKriegbedientemansich1946/47imZeichensteigenderamerikanisch-sowjetischerSpannungeneineszeitgenössischen,inseinerBildlichkeitnurbegrenztaussagekräftigenTerminus.WelcheRollespieltenideologischePrämissenwährenddesKaltenKriegesimVergleich,inderGewichtunggegen-übermachtpolitischenInteressen?WelcheRollekamineinergrundsätzlichbipolarausgerichtetenWeltsekundärenundtertiärenMächtenzu,blockinternenBündnispartnern,supranationalenOrganisationenundtransnationalenBewegungen,jaselbstprivatenEinrichtungen?WarderKalteKriegeininEuropaentstandenerunddortauchendenderKonflikt,dersichzentralumdasgeopolitischeSchicksalEuropasdrehte?OderwarderKonfliktletztlicheineneokolonialeKonkurrenzzweierkompetitiverEntwürfege-sellschaftlicherEntwicklungzurModerne,wieesdernorwegische,anderLondonSchoolofEconomicslehrendeHistorikerOddArneWestadbeschreibt,derkonsequenterweisedenHauptschauplatzdesKaltenKriegesindenEntwicklungsländernverortet.Wiemussman,sofragensichHistorikerheute,dasVerhältnisvoninnerenundäußerenEntwicklungensehen?FüreinenKonflikt,fürdenaufallenSeiteneineumfassendeMobilisierungstaatlicherundgesellschaftlicherRessourcenalserforderlichgalt?UndwiebeeinflusstedieNarrationdesKaltenKriegesalldieanderen,parallelverlaufendenhistorischenEnt-wicklungsstränge:Dekolonialisierung,dietechnischeRevolution,dieDynamikregionalerundlokalerKonflikte,wiebeeinflusstensiewiederumdenVerlaufdesKaltenKrieges,wiewirktensieaufdenKal-tenKriegzurück?KonsensimSinneeinerMeistererzählungbestehtzudiesenFragennicht.DennochsollteeineaufdemneuestenStandderForschungberuhendeinhaltlicheKonzeptioneinesMuseumsdesKaltenKriegesdieVielfaltdieserFragestellungenundPerspektivenberücksichtigen.

Horst Möller

TatsächlichhandeltessichbeimKaltenKriegumeineeuropäische,umeineweltpolitischeAngelegen-heitundinsofernstimmeichHerrnMeckelzu,dassmandieDarstellungdesKaltenKriegesnichtaufBerlinundauchnichtaufDeutschlandbeschränkenkann.Wennmanbedenkt,dassderKalteKriegJahrzehntedauerteundindenAugenderZeitgenossenauchgarnichtalstransitorischesPhänomengesehenwordenist,wieesunsheuteerscheint,dannmussmansicherzweiDimensionenberücksichti-gen:DaseineistdierealhistorischeEntwicklung,überdieHerrTeltschikeindrucksvollgesprochenhat,unddasanderesinddieWirkungen,diesichausseinemEnde1989/91ergeben.Wennmanbedenkt,dassderKalteKriegtatsächlichdesÖfterenzueskalierendrohtezueinemheißenKrieg,dasserein

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GleichgewichtdesSchreckensmitdematomarenPattherbeigeführthatte,indemkleinereFehlereinzelnerStaatsmänneroderMilitärszuKatastrophenhättenführenkönnen–zuKatastrophen,diedievorherigenKatastrophendes20.JahrhundertsinvielerleiHinsichtnochüberschrittenhätten,dannkannmansichimRückblicknurwundern,dasswirvieleJahre,selbstnachseinemEnde,soruhigundsoresigniertgedachthaben,eshabesichumeinedochziemlichstabilePhasegehandelt.DieMauerinBerlinwareinSymboldesKaltenKrieges.

WennichanmeineeigeneZeitdenke–ichlebtebis1977inBerlinundwaramFriedrich-Meineke-Instituttätig–,istesfrappierend,wiedieStudentenbewegung,dieHerrTeltschikgeschilderthat,denKaltenKriegsofalschbeurteilthat.Wirsehendaran,dassesnienurumdieRealitätengeht,diedieHistorikerherauspräparierenwollen,sondernimmerauchumdiePerzeptionderRealitäten.DiesePerzeptionverschiebtsich,mankennteineGeschichtenur,wennmandasEndekennt.FürdenKaltenKrieggiltdasalsoerstseitden1990erJahren.Undwennichmichselbstkritischfrage:HabeichmitderWiedervereinigunggerechnet?–dannmüssteichantworten,ichhabeimmergehofft,dassessiegebenwird.IchhabeeineWiedervereinigungalsHistoriker,damansovieleWendungeninderGeschichtekennt,auchniefürausgeschlossengehalten,habemichimmerdafürausgesprochen,aberichhättenieangenommen,dasssiezumeinenLebzeitengeschieht.UndinsofernbinichnochheuteglücklichüberdiesesWunder,dasaberkeineswegswieeinMirakelüberunshereingebrochenist,son-derndasErgebnisvielerenergischer,äußerstgeschickterSchrittedarstellt.

DiesführtzuderzweitenFrage,wennmandieObjektivitätunddiePerzeptionderGeschichtediffe-renziert:EsverschiebensichdurcheinefundamentaleZäsurdieserArttatsächlichdieGewichte.DasbeginntmitdenBegriffen.WennmandenBegriffWendehört,merktman,nichtnurweilervonEgonKrenzstammt,dassvieleMenschennichtbegreifen,worumeswirklichgeht.Wendeisteinausge-sprochenlascherBegriff,denmanfürallesMöglichenimmt,machtpolitischeWende–WahlGustavHeinemannszumBundespräsidenten,moralisch-geistigeWende,alsHelmutKohlBundeskanzlerwur-de,usw.DerBegriffWendeisteinvölliguntauglicherBegriff,wennmandarandenkt,dassessichhierumeinenweltpolitischenVorganghandelt,jaumeineRevolutioninDeutschland,inEuropaundinderWelt.EineRevolution,die,wasmanvonfrüherenRevolutionennichtkennt,durchdiplomatischeKunst,durchvielerleiEinzelvorgängeund-verhandlungeneinefriedlicheRevolutionblieb.Nichtallein,weildieRevolutioninderDDRoderdieBürgerrechtsbewegungnichtinGewalteskaliertist,sondernauchindemSinne,dasseinProblem,dasüberJahrhunderteeineRollespielte,nämlichdieschonseitdem17.JahrhundertungeklärtedeutscheFrage,dasersteMalinderGeschichtewirklichfriedlich,ohneKonflikte,KriegeoderSiegeüberNachbarngelöstwordenist.DiesesistfürDeutschlandeinweltrevo-lutionärerVorgang.UndhierwillichdiegroßeLeistungvonHelmutKohlundseinenMitstreiternher-vorheben,weilsieoftunerwähntbleibt.AbereshandeltsichauchumeinenweltrevolutionärenVor-gangfürganzOstmitteleuropa.Denn:SolidarnoscinPolenundandereReformbewegungeninkommu-nistischenDiktaturenhabengezeigt,wieporösdasMachtgefügeimWarschauerPakttatsächlichwar,wiewenigdieLegitimationderdortigenDiktaturendurchRepressionerreichtwerdenkonnte.EsbleibtdieTatsache,dassaufgrunddiesesweltgeschichtlichenVorgangsalleostmitteleuropäischenStaatenvielentschiedener,alssiedasinden1980erJahrenkonnten,DemokratisierungenundÖffnungenzurMarktwirtschafterlebthaben.TrotzallerzumTeilkuriosenoderabsurdenStreitereienhabenwirnach1989/91eineEuropäisierungerlebt,dieebennichtanderElbe,nichtvorderDDRhaltgemachthat.

DieseweltgeschichtlicheRevolutionistalsoeinwesentlichesThema.DieSchritte,diejetztinderErfor-schung,aberauchimWandelderErfahrungnach1990gemachtwordensind,dürfennichtdieReali-tätdiesesKaltenKriegesindenHintergrunddrängen.NatürlichneigenwirHistorikerinregelmäßigenAbständennichtalleinzuKontroversen,sondernauchzumodischenInterpretationskategorien,natür-lichauchzuneuen,zuinnovativen.TrotzdembleibendiepolitischenVoraussetzungenentscheidend:BeidiesemKaltenKrieghandelteessichumeinezwarkalte,aberdochumeineKonfrontationmitextrememmilitärischenBedrohungspotential,nichtnurumeineideologischeSystemkonkurrenz,son-dernumeineSystemfeindschaft,umeinenWirtschaftskrieg,umeineAuseinandersetzungüberEinflussinderDrittenWelt,umeinekulturpolitischeAuseinandersetzung–umnurdiesePunktezunennen.DieseRealitätensindebensounbestrittenwiedieFeststellung,dassesjanichtnurdenKaltenKriegalsKonfrontationgegebenhat,sondernauchdauerndeEntspannungsbemühungen.DasindwirdannbeiderFrage,diedieHistorikerimmerbesondersinteressiert,unddieineinerAusstellungüberdenKaltenKriegschwerzuvisualisierenist,weilessichumKausalerklärungenundAnalysenhandelt:WiekameszumEndediesesKaltenKrieges,wassinddieUrsachen?Wennwirfrühergesagthaben,dasSystem

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derBlöckeseivölligstabil–unddieMauerbildetegeradezudaszementierteSymboldieserStabilität–beobachtenwirseit1991eineneueUnübersichtlichkeit.Aberwirmüssennatürlichfragen,obdiewelt-politischeLagevor1989wirklichsostabilwar.WelcheswarendieWegmarken,welchesdieausschlag-gebendenSchritte?NatürlichkannmandannüberdieOstpolitikreden,überVeränderungderaußen-politischenKoordinatenschonseitEndeder1950erJahreunddannbesondersnach1961,nachdemMauerbau.MankannüberdieKSZEreden,nursolltemannichtsotun,alswennalldiesesgeplantwordenwärealsSchrittzurWiedervereinigung.EsistfürPolitikersehrverführerischzusagen,„Ja,wirhabendasjaimmersovorausgesehen.“HistorikerunterliegeneineranderenVerführung,nämlichzusagen:Weilesjetztsogekommenist,mussteessokommen.Tatsächlichmussteesüberhauptnichtsokommen.EsgabimmerwiederhöchstgefährlicheAlternativen,diedurchdasverantwortungsbewussteHandelnderStaatsmänner,derDiplomaten,derBeteiligtenüberhauptvermiedenwurden.HinzukameinevölligneueQualitätderBürgerrechtsbewegungen.Solidarnoschatesgeschafft,inPolenimmerbisandieSchwelledesmilitärischenEingreifensderSowjetunionzugehen.AberebenbisandieSchwelle,keinenDeutdarüberhinaus.Dennsonsthätteesmöglicherweisegeendetwie1953inderDDR,wie1956inUngarnoder1968inderCSSR.

DieseDeutungsmuster,diewirentwickeln,müssensichnatürlichheuteauchaufdieFrageerstrecken,worindiementalenAuswirkungenlagen.Wirhabenwiedereinmalerfahren,dassDemokratisierungkeinsimplerVorgangist,sonderndasssieletztlichein,zweiGenerationendauert.Wirallehabenge-hofft,inzehnJahren,in20JahrenseiendieFolgenüberwunden,dochtatsächlichdauerteinmentalerWandellänger.UnddaswissendieHistorikerauch.Manmussbedenken,wasesbedeutet,dassaufdeutschemBodendiejenigen,diealsunter70-Jährige1989/90dieWiedervereinigungunddamitdieEinführungvonDemokratie,RechtsstaatundsozialerMarktwirtschaftinganzDeutschlanderlebthaben,nieeinenwirklichfunktionierendendemokratischenRechtsstaatauspersönlicherAnschauungkannten.UndauchdieWeimarerRepublikhatebennichtdauerhaftfunktioniert.DieProblematikdesmentalenWandelssehenwirheutestärkeralsfrüher.Undwirsehennatürlichauchschärfer,wasindieserideologischenSystemkonkurrenzundAuseinandersetzungnurinstrumentellesBeiwerkfürPropagandawarundwasfundamentalerGegensatz.Wirsolltenjedochnichtvergessen,werwarumindieserAuseinandersetzunggesiegthat.EswarendieDemokratien,eswarendieRechtsstaaten,dieliberalenMarktwirtschaften,auchwennwirheuteKrisenhaben,diemanchmalzuRückschrittenimDenkenführen.

Sandrine Kott

InderTatistderKalteKriegnichtnureindeutscherKalterKrieg,sonderneineuropäischerKalterKrieg,undmanmussberücksichtigen,dasserinjedemLandandersgeschehenundanderserlebtwordenist.DieseFragedesErlebnisses,derErfahrungscheintmirsehrwichtig.

Ichhattenichtvor,hieralsFranzösinaufzutreten,umsowenigeralsicheineBiografieBismarcksge-schriebenhabeundeigentlicheineDeutschland-Historikerinbin.Abernachdem,wasHorstMöllerausgeführthat,mussichunbedingtunterstreichen,dassdiedeutscheSituationdochspezifischistunddassesnichtinjedemLandsogelaufenistwieinDeutschland.Ichmussdochbetonen,dassderKalteKrieginFrankreichandersverlaufenistundanderserfahrenwurde.Folgendesmussberücksichtigtwerden(undichdenke,daswürdeauchfürItaliengelten,wasichhierberichte,istnichtfrankreich-spezifisch).EsgabinFrankreich,wieSiewissen,einestarkekommunistischePartei,dieprosowjetischwarwiealledamaligenkommunistischenParteien.AberdieMitgliederderParteihabensichselbernichtprimäralsKämpferfürdieSowjetunionempfunden,siewolltenvorallemimeigenenLandeineandereGesellschaftaufbauen.UnddasistdasInteressantedabei:DerKalteKrieginFrankreichoderinItalienwarwenigereinKriegzwischenzweigroßenMächtenalsvielmehreininternerKriegzwischeneinanderwidersprechendenVorstellungenvonderZukunft,erwareinBürgerkrieg.DieLagerstandensichineinemLandgegenüberundjedeSeitehatteihreTruppen,ihreWerte,ihreSubkultur.Tatsäch-lichwardieKommunistischeParteieineZeitlangdiestärksteParteiFrankreichsundkonnteinden1950er,den1960erundauchnochinden1970erJahren–dannistdieKommunistischeParteisehrvielschwächergeworden–zusammenmitihrenSchwesterorganisationenalseineArtSubgesellschaftfunktionieren,vergleichbarmitderSPDimKaiserreich.DasistfürDeutschevielleichtschwerzuver-stehen–oderzuakzeptieren.Aberdennochistessogewesen.

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DiesekommunistischeSubgesellschaftwarsogarstärkerausgeprägt,weilinFrankreichimUnterschiedzumKaiserreich,woesnurausnahmsweisesozialdemokratischeBürgermeistergab(wieimElsass),invielenGemeinden–wiez.B.indem,wasmandenRoten GürtelvonParisgenannthat(aberauchinvielenanderen)–dieKommunistenanderMachtwaren.UnddeshalbwarenfürdieFranzosenKom-munismusoderdieKommunistischeParteietwasAlltägliches,alsonichtwirklichfremdundfeindlich.

EinbestimmtesSegmentderBevölkerunghatmehroderwenigerimKommunismusgelebt,obwohlmanineinemkapitalistischenLandwar.UndesistdieseMischung,diesohochinteressantist,weildieKonfrontationinnerhalbderGesellschaftselbstbestand.EsgabIntellektuelle,esgabanderUnizumBeispielauchintellektuelleFronten,dieäußerstscharfwaren.InsofernistesganzandersalsetwainDeutschlandgewesen,woderKommunismusalssehrfremdundsehrfeindlichempfundenwurde.

IndiesemZusammenhangmöchteichhervorheben,dassderKalteKriegnichtnureineSachedergro-ßenPolitik,sondernaucheineErfahrungderLeutegewesenist,unddasnichtnurinFrankreich.Wasichdamitmeine,ist,dassderKalteKriegdasLebenjedesBürgersgeprägthat.PolitikwarimAlltagpräsent:Wasmangelesenhat,wiemandasgelesenhat,dieFilme,diemangesehenhat,dieLokale,diemanbesuchthat,wasmangekaufthat,womandieFerienverbrachthat,alleswarpolitischgefärbt.WasmanheutealsprivateoderpersönlicheWahlbetrachtenwürde,warpolitischundvomKaltenKrieggeprägt.

IneinemMuseumüberdenKaltenKriegistessehrwichtig,auchzudokumentieren,wasesfürdieLeutebedeutethat,imKaltenKriegzuleben,wiederKalteKriegdenAlltagderLeutegeprägthat.UnddabeisolltennichtnurdieLeuteberücksichtigtwerden,diedarunterdirektgelittenhaben,wiez.B.dieMenschenindenöstlichenDiktaturen,sondernalleLeute,auchdienichtdirektdavonbe-troffenen,dievompolitischenDiskursbetroffenen,dieimFernsehensahen,wiedieWeltinFreund-Feind-Bilderndargestelltwurde.DashatsicherdieSozialisierungderLeuteunddieArt,wiesiePolitikgemachthaben,sehrstarkbeeinflusst.

UndichmöchtenochzweiPunkteerwähnen.MansprichtzuRechtvonSystemkonkurrenz.Aberesmussauchgesagtwerden,dassdieseSystemkonkurrenzinmancherHinsichtproduktivgewesenist.GreifenwirnurdensozialenAspektheraus.SeitdemeskeinesozialistischenLändermehrgibt–so-zialistischeDiktaturen,wiemaninDeutschlandsagt(auchdaseingroßerUnterschiedzuFrankreich,wopays socialistes–sozialistische Länderoderdémocraties populaires–VolksdemokratiensogarinSchulbüchernsteht).DashatsichermiteinerbestimmtenWahrnehmungderRealitätzutun.Also,dieSystemkonkurrenzhatdazubeigetragen,dassauchindenwestlichenLänderneinSozialstaatbestand,derdeneigenenBürgernetwasbietenwollteinKonkurrenzzudenöstlichenLändern.Auchwennmanjetztweiß,dassderSozialstaatindenöstlichenLändernvielleichtnichtsogutwar,wiemanessichgedachthatte,sogabesdochdieVorstellung,dassdieöstlichenLänderindieserHinsichtetwaszubietenhatten.UnddurchdieSystemkonkurrenzistetwasProduktivesentstanden.DenkenwirauchanRaumfahrt.DassdieAmerikaneramEndeaufdemMondgewesensind,hängtauchdamitzusammen,dasssieinKonkurrenzmitderSowjetunionstanden.DassindnurzweiBeispiele,abermankönnteweiterenennen.DieKonkurrenzistingewisserWeiseproduktivgewesen.Ichwillnichtdamitsagen,dassderKalteKrieggutist,aberdieseSeitegibtesauchundsiemussberücksichtigtwerden;manmusssiereflektieren.Manmussdarübernachdenken,wasmanmacht,wenndieseproduktiveSeitenichtmehrdaist.DannmussmanetwasNeueserfinden.

Undzweitens,trotzallerDivergenzengabesdochKonvergenz.EsgabeinegewissegemeinsameModernitätundsogareinenAustauschzwischendenBlöcken,dersicherviellebhaftergewesenist,alsoftbehauptetwird.UnddafüristBerlinwichtig,weilBerlineinZentrumdieserKonfrontationzwischenOstundWestwar.Interessantwäreeigentlich,zuuntersuchen,wiesichdieserAustauschinBerlinvoll-zogenhat.AlsozwischendenbeidenBerlin,alsKnotenpunktsozusagen.EsgabauchandereOrtedesAustauschs,wiez.B.dieinternationalenOrganisationen.DahabensichdieLeuteausbeidenBlöckengetroffen,siehabenmiteinandergesprochenundhabensichverstanden.Daswäreauchetwas,wasmannochgründlicheruntersuchensollte.EsgabnichtnurKonfrontation.

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Włodzimierz Borodziej

IchbeginnemiteinerErinnerung,dieinBerlinspielt,imFrühjahr1992.IchwaraufeinerKonferenzhier,diesichalsziemlichlangweiligherausstellte.UndmitMałgorzataŁukasiewicz,einerbekanntenÜber-setzerindeutscherLiteraturundPhilosophie,habeichdieZeitgenutztundeinenlangenSpazierganggemacht.WirkanntenbeideWest-undOst-BerlinausderZeitvor89.

WirkamenandenCheckpointCharlieundhabennurgestaunt.Dawarbisaufdas,wasbisheutegebliebenist,nichtsmehr.Wirwaren–entsetztwärevielzuvielgesagt,aberirgendwieschoner-schüttert,dassmaneinsolchesDenkmal,daswirbeideinErinnerunghattenalsetwasausgesprochenDüsteres,aberaucheuropäischBesonderes,einfachschleifenkann.

IchkommeaufdenSatzvonHorstMöllerzurück,dassmandieRealitätdesKaltenKriegesindement-stehendenoderangedachtenMuseumnichtverdeckensoll,undmusseinwenigausholen.DergroßeMannderpolnischenOppositionJacekKuronhatmehrmalsbeschrieben,wieervoneinemzwarun-orthodoxen,dennochglühendenstalinistischenJugendfunktionärzueinemRevisionisten,politischenHäftlingundheldenhaftenOppositionellengewordenist.UnddaspielennatürlichdiepolnischenZäsu-ren,56,68,70undSolidarnoscdieentscheidendeRolle.

DasAuslandbleibtdabeistetseinwichtigerBezugspunkt,vorallemdieRiesensympathiefürUngarn1956.DieTschechoslowakei1968warfürdieseGenerationebenfallsvonBedeutung.1953hingegen,dieDDR–kommtindendreiautobiografischenBüchernKuronsaneinereinzigenStellemitinsgesamtsechsknappenSätzenvor:„ImJuni1953wurdederAufstandderBerlinerArbeiterbrutalnieder-geschlagen.InPolenhatdieskaumjemandentrauriggemacht,weilseitdemKriegerstachtJahrever-gangenwarenunddieStimmungantideutschgebliebenwar.Alsichsagte,hierseiderWiderstandderArbeiterklassegebrochenworden,lachtenmeineKollegen.IchfühltemicheinsaminderBeurteilungdessen,wasinDeutschlandgeschehenwar.FürmichbedeuteteArbeiterbewegung–egalobdeutsch,russischoderpolnisch–etwas.AberdiemeistenMenschenhabensichgefreut,dassdieSowjetsdenDeutscheneinsdrübergegebenhaben.“

AusdemJahrdesMauerbauskennenwirrelativvieleQuellen.SielesensichähnlichwiedieausderZeitderKuba-KriseimfolgendenJahr:HamsterkäufeundelementareAngstvordemDrittenWeltkrieg.AberimAugust61ist–zumindestausdenBerichten,dieichkenne–keineSympathiefürdieDeutschenher-auszulesen,wasmichzuderVermutungverleitet,dassesebenindieservomKaltenKriegzugedeckteninternationalenWirklichkeitdurchaussehrvielweiterreichendeTraditionsliniengibt,unddassdieMau-erinPolen–dasistdieStimmung,inderichaufgewachsenbininden1960erJahren–ichformulieredasjetztabsichtlichbrutal,dassdieMauerinPolenvonvielenMenschenalseinegerechteStrafeemp-fundenwordenist.(Zwischenruf Sandrine Kott: „In Frankreich auch.“)UndnichtnurinFrankreich.

Ichwürdesagen:mindestenszweiJahrzehntelang.DerProzessdesUmdenkens,dassdieMauernichtdieLösungdesProblems,sondernselbsteinProblemdarstellt,undzwarnichtnureindeutsches,son-derneineuropäischesunddamitauchpolnischesProblem,fängtmeinesWissensindenspäten1970erJahrenanundführtdanninden1980erJahrensozusagenzueinerumgekehrtgelagertenStimmung,dieesHerrnHorstTeltschikimSpätsommerundHerbst1989ermöglicht,vernünftigeGesprächspartnerzutreffen,mitdenenmansichschnellverständigenkann.DieserWandeldereuropäischenPerzeptionderMauer–wieSiesehen,trifftdasnichtnuraufPolenzu–wäreaucheinThemafürdiesesMuseum.

DernächstePunkt.WirbefindenunsindemJubiläumsjahr2009–dasistschonmehrmalsangespro-chenworden–unddagibtesinPoleneinenpermanentwiederkehrendenVorwurf,dassüberdenFallderMauerdieVorgeschichtevergessenwird.GemeintistnichtGorbatschow,derwirdjanichtver-gessen,sonderndieSolidarnosc.MarkusMeckelhatbereitsdarübergesprochen,ichmacheeskurz:NehmenwirdasLeaflet,daswiralsoffiziellesBegleitmaterialzuunsererVeranstaltungbekommenhaben(ichweiß,einLeafletistkeineenzyklopädischeAbhandlung).DarinlesenwirimAbschnittVor-geschichtegenaudas,wasmeineLandsleuteverständlicherweiseaufdiePalmebringt:„DiepolitischenÄnderungeninderSowjetunion,diemassenhafteFluchtvonBürgernundBürgerinnenausderDDRunddiewachsendeZahlderDemonstrationensetzendasSED-RegimeunterDruck…“Esisttatsächlichso,dassmaninDeutschland–keineswegsimmer,undhoffentlichimmerseltener–vergisst,wasdieVorgeschichtedieserBildervomNovember89ist.IneinemeuropäischenMuseumdarfmansienichtvergessen.Andererseitsdarfmananderswoauchnichtvergessen,dassdieIkonediesesJahres89ebendieBerlinerMauerist.

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IchhabevoreinerStundeüberderpolnischenBotschaftUnterdenLindendasBannergesehen„EsbegannaneinemrundenTisch“mitdemdazugehörigenRiesenfoto.Dasist,obwohlvollundganzrichtig,einechtesAntisymbol,sozusagendasperfekteGegenteilzurErstürmungderBastille:57Män-nermittlerenAlterssitzenaneinemrundenTischundreden.Medialgesehen:einVerhütungsmittel.Wir,diePolen,habendamitinternundinternationaleinProblem:ObwohldasPatentfürdenverhan-delten,friedlichenunderfolgreichenÜbergangvonderDiktaturindieDemokratieanderWeichselerfundenwordenist,fehlenunszuHauseundimAuslanddieBilder,mitdenenmandieVorreiterrolleebensowiedenInhalt–denrevolutionärenGehaltdiesesVorgangs–inErinnerungrufenkönnte.IneinemMuseumlässtsichdasnachholen.

DannbinichinderVorbesprechunggefragtworden,obichetwaszurWahrnehmungvonBerlinvor89sagenkönnte.IchhabemirdazueinenDialogmiteinemBachelor-Studentenausgedacht,denichsonochniegeführthabe.Einleitendseigesagt,eshandeltsichbeimeinemimaginärenGesprächspartnernichtumeinen16-Jährigen,dersichnichtfürGeschichteinteressiert,dennderweiß–inPolenundanderswo–überhauptnicht,dasseseineDDRgegebenhat,undwennerdenBegriffhört,kannermitihmherzlichweniganfangen.Wirstellenunsvielmehreinen20-Jährigenvor,derGeschichtestudiert.WirsindineinerPrüfungüberdas20.Jahrhundert,wirkommenzumKaltenKriegundichfrageihn:„WeswegenwarBerlinwichtigfürdiePolennach45?“Dannantworteterwahrscheinlich:„DieMauer.“;sovielwirderalsBachelor-Studentwissen.Undwennerintelligentist,fügterhinzu:„Dasistdiewest-licheGroßstadt,dieamnächstenzurvolkspolnischenGrenzelag.“Ichfrageihn:„InwelchewestlichenLänderdurftendieBürgerVolkspolensohneVisumreisen?“Weißervermutlichnicht;daswareninden70erJahrenÖsterreich,Finnland,SchwedenundWest-Berlin.„Aha“,sagter.MeinenächsteFrage:„JetztsagenSiemal,warumsinddennnichtMillionenvonPolennachWest-Berlingefahren,wosiedochkeinVisumgebrauchthaben,lagjawiederamnächsten,vielnäheralsHelsinki,Stockholm,auchnäheralsWien?“DievorhersehbareAntwort:„Weißichnicht.“NächsteFrage:„WissenSie,wiemanindieDDRfahrenkonnteinden70erJahren?“Antwort:„Nein.“Wirkommenallmählichdarauf,dassmanfürdieDDR-GrenzezuersteinenPassfürsozialistischeLänderbrauchte,seit1972nurnocheinenPersonalausweis,hingegenfürWest-BerlinweiterhineinenPassfürkapitalistische,westlicheLänder,derunvorstellbarschwierigerzubekommenwaralsjenerfürdiesozialistischen.NunistderStudentwirklichratlosundfragtzurück:„WiesogabessovieleArtenvonPässen,wassolltedasGanze?“UndsokönnteichdiesenimaginärenDialogfortsetzenüberdieWahrnehmungderbeidenBerlinvor89bzw.darüber,wasdavonübriggebliebenist;meinesErachtens–sehrwenig.

KommenwirjetztkonkretaufdieIdeedesMuseumszurück:SelbstverständlichgehörteinsolchesMuseumnachBerlin.IchkannIhnendabeinurdreiDingewünschen:erstens,dassderOst-West-Gegen-satz,denMarkusMeckelundichhierangesprochenhaben,beidieserGelegenheitnichtvertieftwird;dasistwirklichnichtnotwendig;dasszweitensdiegeistigenArchitektendiesesProjektesnichtindenvorhinvonMartinSabrowangesprochenenNietzscheanischenGerechtigkeitswahnverfallen.DaswirdmannievölliggerechtmachenkönnenunddieWeltwirddurcheinsolchesMuseumauchnichtge-rechter.MeindritterundletzterWunsch:SiehabenindenUnterlagenfürdieseTagungeineBroschüremiteinemAufsatzvonKarlSchlögelbekommen,indemesunteranderemumdenExpressParis–Moskaugehtinden70erund80erJahren.IchwünscheIhnen,dassindiesemMuseumdas,worüberSchlögelschreibt,zurSprachegebrachtwerdenkann–Farben,Formen,GerüchederVergangenheit.

MeineLageistschwierig,sosehrichmitdemsympathisiere,wasHerrOstermanngesagthat,dassesebenkeinprovinziellesMuseumwerdensoll.AndererseitsistdieVorstellung,dassmandenganzenKaltenKriegindenBlickbekommt,erstenseinigermaßenschwerzurealisieren;zweitenssagtmirmeinGefühl,dassdieinletzterZeitentstandenenbzw.heuteentstehendenMuseenvonimperialenGeschichtserzählungenmehrundmehrabgehen.DasBeispiel,dasSiezuRechterwähnthaben:derchinesisch-sowjetischeKonflikt–wiekannmanihninBerlinausstellen,wennnichtalsblutleerePflicht-übung?DasseheichwirklichalsProbleman.

MeineVermutung,diesichnichtzuletztaufdieErfahrungältererKollegenstützt,ist:Sosetzensich,wieesinderpolitischenKulturDeutschlandsüblichist,dieHistorikerzusammenundstreiten.EinlangesPa-pierentsteht.UnddannkommendieVisualisierungsspezialisten,diesagen:„Dasgehtnicht,dasauchnichtunddaskönnenwirüberhauptnicht.IhrmüsstdasGanzenocheinmalumschreiben.“WomitderDenkprozessnocheinmalvonvorneanfängt.DiegroßeneuropäischenMuseendes20.Jahrhundertshatten–nachSchätzungmeineskenntnisreichenKollegenKrzysztofPomian–einedurchschnittlicheEntstehungszeitvonetwazehnJahren.

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Konrad H. Jarausch

Die Bedeutung des Kalten Krieges und seiner Überwindung für das heutige Europa. Bericht über eine öffentliche DiskussionsveranstaltungImFestsaaldesBerlinerRathausesfandam20.März2009inAnwesenheitvonmehrerenBotschafts-vertreternundrund250weiterenGästenausderinteressiertenÖffentlichkeitundderWissenschafteineDiskussionsveranstaltungzurVorbereitungeinesMuseumsdesKaltenKriegesstatt.AusdenEröffnungsbeiträgenvonHorstTeltschik,Vize-KanzleramtschefundaußenpolitischerBeraterHelmutKohlsvon1983biszurdeutschenWiedervereinigung,undRichardC.Barkley,1988bis1990letzterUS-BotschafterinOst-Berlin,sowieausdenStatementsdervierinternationalrenommiertenZeithisto-rikerWłodzimierzBorodziej(Polen),SandrineKott(Frankreich),HorstMöller(IFZMünchen)undChristianOstermann(USA)gingenfolgendeErgebnissehervor:

1.DieseVeranstaltungunterstrichnocheinmaldieeminenteWichtigkeitdesThemasKalter Krieg,denneinhalbesJahrhundertlangwarendieWelt,Europa,DeutschlandundBerlingeteilt.FürlangeJahrzehntewarderOst-West-KonflikteinedominanteBedingungderinternationalenPolitikwiedestäglichenLebens.GleichzeitigvergegenwärtigtendieVorträgediemilitärischenGefahrenunddieIn-tensitätderjeweiligenFeindbilder–erinnertenaberauchanihreschließlichgelungeneÜberwindung,ausdersicheinehoffnungsvolle,positiveBotschaftfürdieWeltergebenhat.VorallemmachtendieAusführungenvonHorstTeltschikdeutlich,wietiefderKalteKriegindasLebenderEinzelneneinge-griffenundihrepolitischenEntscheidungengeprägthat.Eszeigtesichdarüberhinaus,dasssichdiewissenschaftlichenDiskussionenmitzeitlichemAbstandvonderSchuldfragezurFragederUrsachen,deswechselhaftenVerlaufsunddesüberraschendenEndesverlagerthaben,sodassdieRealgeschichtederKonfrontationen,KrisenundEntspannungsversuchenunauseinerwenigerideologisiertenPerspek-tiveindenBlickkommt.GleichzeitighatsichdurchdieFragederkulturellenPrägungindenKöpfenderBeteiligtendasInteressevondenEreignissenselbstzurindividuellenodergesellschaftlichenErinnerungverschoben.

2.DieVorträgeundmeistenReaktionenausdemPublikumbegrüßtendieSchaffungeinesMuseumderTeilungEuropasundihrerÜberwindung.AusderDiskussionüberdasMauergedenkenwardieIdeeentstanden,dassdasHausamCheckpointCharliemitseineninteressantenExponatendurcheinewissenschaftlichfundiertereAusstellungergänztwerdensollte,umdenweltpolitischenKontextanhandseinerAuswirkungenaufdenkonkretenOrtdarzustellen.DerBundestagsabgeordneteMarkusMeckelundichformuliertendahereinenAufrufzurGründungeinesMuseumsdesKaltenKriegesamhistori-schenOrt,daseinneuesVerständnisdesOst-West-KonfliktsjenseitsderFeindbilderstiftenundeineeuropaweiteAusstrahlungerreichensollte.AufgrundderUnterstützungvonprominentenPolitikern,wieJamesBaker,WładysławBartoszewski,RolandDumas,VáclavHavelundHans-JochenVogelsowievonWissenschaftlernwieTimothyGartonAshoderSergeiKovalev,sowieangesichtsderErmunte-rungdurchdieKulturverwaltungdesLandesBerlinentstandeineinformelleArbeitsgruppe,dieanderVerwirklichungdiesesPlansgearbeitethat.DieseInitiativesiehtsichnichtalsKonkurrenz,sonderalskomplementärzudenbestehendenEinrichtungenwiedemAlliiertenMuseum,demMuseumKarlshorstunddemMuseumHausamCheckpointCharlie.

3.DieDebattentrugenauchzurargumentativenBegründungeinerneuenEinrichtungineinerStadtbei,diebereitszahlreichezeithistorischeMuseenbesitzt.ZweiJahrzehntenachdemEndedesKaltenKriegesistseineBedrohungdabei,demVergessenanheimzufallen,obwohlseineFeindbildernochinvielenKöpfennachwirken.MittlerweileisteineganzeGenerationherangewachsen,welchedieKrisenundEntspannungsversuchenurnochausSchulbüchernkennt.GleichzeitighatderZugangzuneuenQuellen,voralleminRussland,manchewissenschaftlichenInterpretationenverändert,derenneueEin-sichteneinembreiterenPublikumzugänglichgemachtwerdensollten.StattdergegenseitigenSchuld-zuweisungendurchdieSupermächtesindnundievermittelnde,friedensstiftendeRolleEuropassowiederglobaleKontextderAuseinandersetzungeninderDrittenWeltstärkerindenVordergrundgetre-ten.WegendereigentümlichenMischungvonAmnesieundNachwirkungdesKaltenKriegesistesnotwendig,denTriumphalismusderSiegerebensowiedasÄquidistanz-ArgumentderVerliererzu

RESÜMEE

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überwinden,umdenOst-West-Konfliktkritischzuhistorisieren.DieseAufgabekannnichtalleindurchdieerweiterteMauergedenkstätteanderBernauerStraßeübernommenwerden(dadiesevorallemaufdieTeilungBerlinsausgerichtetist),sondernverlangteinenbreiteren,weltpolitischenAnsatz.

4.DieVorträgeundPodiumsdiskussionenhalfenebensobeiderPräzisierungdesinhaltlichenKonzeptseinessolchenMuseumsdesKaltenKrieges.DabeistandenfolgendeGesichtspunkteimVordergrund:DieErinnerungandenOst-West-KonfliktmussvondermilitärischenBedrohungdesWettrüstensunddendiplomatischenKrisenwiedenEntspannungsbemühungenausgehen,aberauchdieneuerdingsdiskutiertensozialenundkulturellenDimensionenderAuseinandersetzungberücksichtigen.UmeinedeutscheNabelschauzuverhindern,solltederregionaleFokusaufderanfänglichenRolleEuropasalsObjektundinderletztenPhaseauchalsvermittelndesSubjektdesKonfliktsliegen.Dabeiistdasgloba-leAusmaßderKonfrontationeninAsien,LateinamerikaundAfrikaimmereinzubeziehen–allerdingseherinseinenAuswirkungenaufBerlin,daeineGesamtdarstellungderweltweitenundteilweisesogarheißenKriegedenRahmeneinersolchenEinrichtungsprengenwürde.Wichtigwäreesvorallem,dassinderzuschaffendenAusstellungdiebetroffenenBerlinerihreunterschiedlichenErfahrungenmitdie-serZeitebensowiederfindenkönnenwieBesucherausanderenTeilenDeutschlands,EuropasundderWelt.WeildiejüngereForschungeineeinheitlicheMeistererzählungdesKaltenKriegesdekonstruierthat,solltedasMuseumskonzeptfürkonkurrierendeInterpretationenoffensein.

5.AlleKommentatorenstimmtendarinüberein,dassBerlinalsFokuswiederholterKrisenundalsdurchdieMauergeteilteStadtdergeeigneteStandortfürdieMusealisierungderErinnerungandieTeilungdesKontinentsist.DerCheckpointCharliebietetsichalshistorischerOrtfüreinesolcheAus-stellungan,weilerschonjetztfestimBerlin-Tourismusverankertist.DieüberraschendpositiveReso-nanzaufdievomBerlinerForumfürGeschichteundGegenwartunddemZentrumfürZeithistorischeForschungvorbereitetenundvomSenatinAuftraggegebenenGaleriewandzeigteinstarkesBedürfnislokaler,nationalerundinternationalerBesuchernachzuverlässigenInformationen,diedieOst-West-KonfrontationvorOrtineinenglobalenZusammenhangstellen.DurcheineÜbereinkunftderSenats-kanzleimiteinemirischenInvestor,derdiebeidenfreienGrundstückeamCheckpointCharliebebauenwill,solldorteinInformationsortgeschaffenwerden,derdiebestehendenBilderundTextederGalerie-wandverstetigt,indemersiesozusagennachinnenverlagert.EinewirksamereundüberzeugendereLösungwärejedochdieGründungeinessichselbsttragendenMuseumsvonetwa2.500Quadratme-tern,daseinevoneinemwissenschaftlichenBeiratbetreuteDauerausstellunganbietenundalsOrtderBegegnungfungierenkönnte.DerZweckdieserVeranstaltungwaresdaher,eineöffentlicheDiskussiondarüberanzuregen,wiediesesZielindergegenwärtigwahrlichnichteinfachenfinanziellenLagezuerreichenist.

EinsolchesMuseumderTeilungEuropasundihrerÜberwindungmüssteinhaltlichoffen,überparteilichundinternationalkonzipiertsein,umüberdenVerlaufdesKaltenKriegeszuinformieren,dieErinne-runganseineGefahrenzubewahrenunddasBewusstseinfürdeneuropäischenBeitragzuseinerBeendungzustärken.OhnedenUnterschiedzwischenDiktaturundDemokratiezuverwischen,solltennebenderdurchausrealenBedrohungundUnterdrückung,diegemeinsameVerhinderungdesDrittenWeltkriegssowiedieendlichgeglückteÜberwindungderFeindbilderimMittelpunktstehen.DaeinesolcheEinrichtungaucheinstadtpolitischerGewinnfürBerlinwäre,ruftderInitiativkreiszuihrerbaldi-genRealisierungauf.UmdievielenHindernissebiszuihrerGründungzuüberwinden,sindwirfürjedeFormderUnterstützung,seiesinFormvonöffentlicherZustimmung,seiesinGestaltvoninhaltlichenVorschlägen,dankbar.

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Aufruf zur Gründung eines „Museums des Kalten Krieges – Die Teilung Europas und ihre Überwindung“

FasteinhalbesJahrhundertlanghatderKalteKriegdieinternationalePolitikunddastäglicheLebeninOstundWestdominiert.ErhatDeutschlandgeteilt,EuropazerrissenundandereLänderderWeltgespalten.DieinimmerneuenKrisengipfelndenKonfrontationenhabendenFriedenwiederholtge-fährdet.DaskonventionelleundnukleareWettrüstenhatdasÜberlebenderMenschheitbedroht.DieAuseinandersetzungzwischendenSystemenkommunistischerDiktaturundfreiheitlicherDemokratiehatsowohlinternationaleSpannungenverschärftalsauchdasKlimaderinnerenPolitikvergiftet.AuchwenndieheißenKriegeinAsienundAfrikastattfanden,hatderOst-West-KonfliktinEuropaeinKlimaderAngstgeschaffen,dasüberseinEndehinauswirkt.

DennochistesdenbeidenfeindlichenBlöckengelungen,dienukleareVernichtungzuvermeidenundsichnachvergeblichenAnläufenausderPsychosegegenseitigerVerteufelungzulösen.ImmerwiederhabenverantwortlicheStaatsmänneraufbeidenSeitenversucht,dieKoexistenzdurchEntspannungs-gestenzueinerdauerhaftenDétenteauszubauen.BlockübergreifendhatsichdieFriedensbewegungumdieBegrenzungdesWettrüstensunddieÜberwindungdesKonfliktsbemüht.SchließlichistderKommunismuszusammengebrochen,habendieBürgerinnenundBürgerFreiheitundDemokratiedurchgesetztundsichvondersowjetischenVorherrschaftbefreit.DieLänderOstmitteleuropasge-wannenihreUnabhängigkeitzurückunddereuropäischeKontinentkannwiederzusammenwachsen.

ZweiJahrzehntenachdemEndedesKaltenKriegeshatsichdieWeltsostarkverändert,dassesschwerfällt,sichanseineBedrohlichkeitsowiederenÜberwindungzuerinnern.DieÜberrestedesEisernenVorhangsundderMauersindweitgehendverschwunden;diebefreitenundwiederaufblühendenLänderOstmitteleuropassindMitgliederderNATOundEUgeworden.DieseschnellenVeränderungenlassendieErfahrungendesKaltenKriegesvergessen.Dienach1989geboreneGenerationhatkeinepersönlicheErinnerungmehranUnterdrückungundTeilungdesKontinents.SelbstBerlin-BesucherausallerWelthabengroßeSchwierigkeiten,nochSpurendervormalssoprägendenAuseinandersetzungzufinden.

WirrufenzurGründungeines„MuseumsdesKaltenKrieges“auf,umdieErinnerungandieTeilungEuropasundandieEreignisse,welchezurÜberwindungdieserTeilungbeitrugen,dauerhaftzusichern.DergeeigneteOrtdafüristBerlin,„Frontstadt“desOst-West-Konflikts,inzweiHälftengeteiltunddurcheineunmenschlicheMauergetrennt,dieselbstdurchwiederholteKrisenzumSymbolwurde.DievorhandenenEinrichtungenwiedasAlliiertenMuseuminBerlin-Zehlendorf,dasDeutsch-RussischeMuseuminBerlin-KarlshorstoderderCecilienhofinPotsdambenötigeneingemeinsamesPortal,dassiedurchDarstellungdesinternationalenKontextesvernetzt.

WirforderndieBundesregierungunddenBerlinerSenatauf,amehemaligenGrenzübergangCheck-pointCharliegeeigneteRäumlichkeitenfüreinumfassendesMuseumzusichern.WirbittendafürumUnterstützungdurchUnterschriftenundSpenden.Initiatoren JamesD.Bindenagel,Botschaftera.D.,VicePresidentofCommunity,Governmentand InternationalAffairs,DePaulUniversity,USADr.JacksonJanes,ExecutiveDirector,AmericanInstituteforContemporaryGermanStudies(AICGS),USAProf.Dr.KonradH.Jarausch,LurcyProfessorofEuropeanCivilization,UniversityofNorthCarolina, ChapelHill,USA;SeniorFellow,ZentrumfürZeitgeschichtlicheForschung(ZZF),Potsdam, DeutschlandMarkusMeckel,MdB,Außenministera.D.(DDR1990),DeutschlandErstunterzeichner, veröffentlicht am 16. Juni 2008 Prof.Dr.h.c.mult.WładysławBartoszewski,Außenministera.D.,PolenElmarBrok,MdEP,Deutschland†Prof.Dr.Dr.h.c.mult.BronisławGeremek,MdEP,PolenDr.h.c.VáclavHavel,Präsidenta.D.,TschechischeRepublikToomasHendrikIlves,PräsidentderRepublikEstland

ANHANG

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JohnC.Kornblum,Botschaftera.D.,USAMiklósNémeth,Premierministera.D.,UngarnProf.AdrianSeverin,MdEP;Vizepremierministera.D.,Außenministera.D.,RumänienProf.Dr.h.c.HorstM.Teltschik,MinisterialdirektorimBundeskanzleramta.D.,DeutschlandDr.Hans-JochenVogel,Bundesministera.D.,RegierenderBürgermeistervonBerlina.D.,Deutschland Weiter Unterzeichner, veröffentlicht am 20. März 2009

Dr.JamesA.BakerIII.,Außenministera.D.,USARichardC.Barkley,Botschaftera.D.(1988–1990inOst-Berlin),USAProf.Dr.GünterBischof,ChairandMarshallPlanProfessorofHistory,CenterAustria,University ofNewOrleans,USA/ÖsterreichDr.CarloAzeglioCiampi,Senator,Präsidenta.D.,ItalienProf.EmilConstantinescu,Präsidenta.D.,RumänienDr.Dr.h.c.LothardeMaizière,Ministerpräsidenta.D.(DDR1990),DeutschlandDr.PavolDemes,Außenministera.D.,SlowakeiRolandDumas,Europaministera.D.;Außenministera.D.;Verfassungsgerichtspräsidenta.D., FrankreichLawrenceS.Eagleburger,Außenministera.D.,USAProf.Dr.TimothyGartonAsh,ProfessorofEuropeanStudies,IsaiahBerlinProfessorialFellow, St.Antony‘sCollege,Oxford,Großbritannien;SeniorFellow,HooverInstitution,Stanford University,USADr.IstvánGyarmati,Botschaftera.D.;Verteidigungsstaatssekretära.D.;PräsidentundCEO, InternationalCenterforDemocraticTransition(ICDT),Budapest,UngarnProf.Dr.HopeM.Harrison,Direktorin,InstituteforEuropean,RussianandEurasianStudies; Direktorin,GeorgeWashingtonUniversityColdWarGroup;AssociateProfessorofHistoryand InternationalAffairs,GWUElliottSchoolofInternationalAffairs,WashingtonD.C.,USAProf.Dr.JanneHaalandMatlary,Außenstaatssekretärina.D.,NorwegenDr.SergejA.Kowalew,Vorsitzendervon„Memorial“;frühererMenschenrechtskommissarder RussischenFöderationProf.Dr.MarkKramer,Direktor,HarvardProjectonColdWarStudies;SeniorFellow/Direktor, DavisCenterforRussianandEurasianStudies,HarvardUniversity,USAAleksanderKwasniewski,Präsidenta.D.,PolenJánosMartonyi,Außenministera.D.,UngarnProf.Dr.Dr.h.c.mult.HorstMöller,ProfessorfürNeuereundNeuesteGeschichte, Ludwig-Maximilians-UniversitätMünchen;Direktor,InstitutfürZeitgeschichteMünchen-Berlin (IfZ),DeutschlandProf.Dr.ValtersNollendorfs,DirektorfürAußenbeziehungen,LettischesOkkupationsmuseum, Riga,LettlandProf.Dr.ChristianF.Ostermann,Direktor,ColdWarInternationalHistoryProject(CWIHP); Direktor,EuropeanStudiesProgram/HistoryandPublicPolicyProgram,WoodrowWilson InternationalCenterforScholars,WashingtonD.C.,USAEvaQuistorp,MdEPa.D.,DeutschlandProf.Dr.AdamDanielRotfeld,Außenministera.D.,PolenProf.Dr.WilliamRichardSmyser,stellv.GeneralsekretärderVereintenNationena.D.;frühererpoliti- scherBerater,US-Botschaft,Bonn;einstmalsAssistentvonGeneralLuciusD.ClayinBerlin,USAProf.Dr.Georges-HenriSoutou,ProfessorfürGlobaleZeitgeschichte,UniversitätParisSorbonne– ParisIV,FrankreichProf.Dr.MichaelStürmer,ChefkorrespondentderZeitung„DieWelt”,DeutschlandDr.BorisTarasjuk,Abgeordneter,Außenministera.D.,UkraineDr.AntanasValionis,Abgeordneter,Außenministera.D.,LitauenDr.Dr.h.c.mult.VairaVıke-Freiberga,Präsidentina.D.,LettlandProf.Dr.PhilipZelikow,WhiteBurkettMillerProfessor,DepartmentofHistory,UniversityofVirginia, Charlottesville,USA

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Öffentliche Diskussionsveranstaltung zum Themenjahr 2009

Freitag, den 20. März 2009 16:00 bis 19:30 Uhr mit anschließendem Empfang Berliner Rathaus, Festsaal

Veranstalter:KulturprojekteBerlinGmbHinZusammenarbeitmitdemBerlinerForumfürGeschichteundGegenwarte.V.,demZentrumfürZeithistorischeForschung,Potsdam,undderSenatskanzleiBerlin–KulturelleAngelegenheiten

MitUnterstützungderZEIT-StiftungEbelinundGerdBucerius,Hamburg

PlanungundOrganisation:BerlinerForumfürGeschichteundGegenwartwww.bfgg.de

DievonWinstonChurchillinseinerRedeüberden„EisernenVorhang“von1946konstatierteTeilungEuropaswardieeinschneidendsteEntwicklungderzweitenHälftedes20.Jahrhunderts.SiezerrissdengesamteneuropäischenKontinent,teilteDeutschlandunddieStadtBerlin.DieeuropäischenLändergruppiertensichinideologischeLagerundbildetenzweiBlöcke,diesich,ingegnerischenBündnissenorganisiert,feindlichgegenüberstanden.

InderumfassendenAuseinandersetzungzweier„Supermächte“mitkonkurrierendenundbiszumEndeunvereinbarenGesellschaftsentwürfenstandendievonderSowjetuniondominiertenkommunistischenDiktaturen,derenutopischerAnspruchdurchdenGULAGwiderlegtwurde,denvondenVereinigtenStaatenangeführtenkapitalistischenDemokratiengegenüber,welche–manchenUnduldsamkeitenzumTrotz–westlicheFreiheitsvorstellungenvertraten.DierasanteDynamikderAuseinandersetzungenlässtsichnurzumTeilausdenzutreffendenoderverfehltenWahrnehmungenderjeweiligenGegen-seiteerklären.EbensowardafüraufbeidenSeitenderWilleverantwortlich,diealsexistentiellverstan-deneAuseinandersetzungsiegreichzuEndezuführen:DerKalteKriegsolltegewonnenwerden.

DasichderKonfliktaufverschiedenenKontinentengleichzeitigentwickelte,warerprinzipiellglobal,auchwennsichbis1961diegroßenKonfrontationeninEuropaereigneten.WährendsichWesteuropamitMontanunionundEGwirtschaftlichmehrundmehrintegrierte,gelangdieserProzessmitdemCOMECONnurteilweise.OsteuropawardamitbiszumZusammenbruchdesKommunismusvomZu-sammenwachsendesKontinentsabgeschnitten.DieKrisenvon1948und1958–1961sowiederBauderBerlinerMauermachtendiefrüheredeutscheHauptstadtzumSymboldieserAuseinandersetzung.AufgrunddesViermächtestatusverdichtetesichhierderKonflikt.

NachdemEndederfast45-jährigenKonfrontationzwischen1947und1991gehtesumdieHistori-sierungdesGesamtkonfliktsjenseitsderFeindbilder,diederKalteKriegbisheuteindenKöpfenhinter-lassenhat.Diesewerdennichtzuletztdadurchbeeinflusst,dassnochimmerdieMehrheitderBe-völkerungdenKonfliktselbstmiterlebthat.DieÖffnungdersowjetischenArchivehatesinzwischenermöglicht,stärkerzwischenderpropagandistischenPolemikunddentatsächlichenAbläufenzuunter-scheiden.GleichzeitighatdieSchuldfrageinderRetrospektiveanGewichtverlorenundsoeinenwenigeraufgeregtenUmgangmitdemKaltenKrieg–alseineminteraktivenProzessungleicherAnta-gonisten–möglichgemacht.DerbedrohlicheCharakterderAuseinandersetzunggerätlangsaminVergessenheit,erscheintdieEpocheimNachhineindochalsvoneinerüberraschendenstrukturellenStabilitätgeprägt.AuchistnebendemkonventionellenundatomarenWettrüstendiekulturelleDimen-sionderAuseinandersetzungalsideologischerWettbewerbderLoyalitätenzwischendemsogenann-ten„LagerdesFriedens“undder„FreienWelt“stärkerinsBlickfeldgerückt.

KonradH.Jarausch,Februar2009

DieÜberwindungderFolgenderTeilungEuropasbleibteinewichtigeAufgabedergegenwärtigenPolitik.DieöffentlicheDiskussionsveranstaltungimBerlinerRathaussolldeshalbdieBedeutungdes„KaltenKrieges“unddessenÜberwindungfürEuropathematisierensowiePositionenausPolitikundWissenschaftzuderFrageeinholen,welchenBeitragBerlinalsehemalige„FrontstadtdesKaltenKrieges“zudiesemProzessleistenkann.

JENSEITS DER FEINDBILDER Die Bedeutung des „Kalten Krieges“ und seiner Überwindung für das heutige Europa

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16:00 Uhr | Begrüßung

Barbara KisselerStaatssekretärin,ChefinderSenatskanzleiBerlin

Martin SabrowProfessorfürNeuesteGeschichteundZeitgeschichte,UniversitätPotsdam;DirektordesZentrumsfürZeithistorischeForschung,Potsdam

Markus Meckel, MdBAußenminister(1990);seit2001stellvertretenderaußenpolitischerSprecherderSPD-FraktionimDeutschenBundestag;Mitinitiatoreines„MuseumsdesKaltenKrieges–DieTeilungEuropasundihreÜberwindung“amCheckpointCharlie 16:30 Uhr | Keynote

Horst TeltschikMinisterialdirektorimBundeskanzleramt(1983–1991),LeiterderMünchnerKonferenzfürSicherheitspolitik(1999–2008) 17:00 Uhr | Erwiderung

Richard C. BarkleyBotschafterderVereinigtenStaatenvonAmerikainderDDR(1988–1990)KurzePause17:30 Uhr | Der „Kalte Krieg“ aus zeithistorischer Perspektive

Christian OstermannDirektordesColdWarInternationalHistoryProject(CWIHP),WoodrowWilsonCenter,WashingtonD.C.

Horst MöllerProfessorfürNeuereundNeuesteGeschichte,Ludwig-Maximilians-UniversitätMünchen;DirektordesInstitutsfürZeitgeschichteMünchen/Berlin

Sandrine KottProfessorinfürZeitgeschichte,UniversitédeGenève

Włodzimierz BorodziejProfessorfürNeuereGeschichte,UniwersytetWarszawski

Moderation:Theo Sommer EditoratLarge,DIEZEIT,Hamburg 19:00 Uhr | Resümee

Konrad H. Jarausch LurcyProfessorofEuropeanCivilization,UniversitätofNorthCarolina,ChapelHill;Mitinitiatoreines„MuseumsdesKaltenKrieges–DieTeilungEuropasundihreÜberwindung“amCheckpointCharlie 19:30 Uhr | Empfang

Barbara KisselerStaatssekretärin,ChefinderSenatskanzleiBerlin

PROGRAMM

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BEGRÜSSUNGBarbara KisselerStaatssekretärin,ChefinderSenatskanzleiBerlin

Martin Sabrow ProfessorfürNeuesteGeschichteundZeitgeschichte,UniversitätPotsdam;DirektordesZentrumsfürZeithistorischeForschung,Potsdam

Markus Meckel, MdB Außenminister(1990);seit2001stellvertretenderaußenpolitischerSprecherderSPD-FraktionimDeutschenBundestag;Mitinitiatoreines„MuseumsdesKaltenKrieges–DieTeilungEuropasundihreÜberwindung“amCheckpointCharlie

KEYNOTEHorst Teltschik geb.1940;StudiumderPolitischenWissenschaften;Hochschulassistent;1970LeiterderGruppeAußen-undDeutschlandpolitikinderBundesgeschäftsstellederCDU;1972ReferentinderStaats-kanzleiRheinland-Pfalz;1977LeiterdesBürosdesVorsitzendenderCDU/CSU-Bundestagsfraktion;1982–1990LeiterderAbteilungfürauswärtigeundinnerdeutscheBeziehungen,EntwicklungspolitikundäußereSicherheit;seit1983StellvertreterdesChefsdesBundeskanzleramts;1991GeschäftsführerderBertelsmann-Stiftung;seit1993MitgliedderBMWAG,VorstandsmitgliedWirtschaftundPolitik;arbeitetu.a.alsGeneralkonsulvonIndienfürBayernundThüringensowiealsLehrbeauftragteranderFakultätfürWirtschafts-undSozialwissenschaftenanderTUMünchen;1993bis2000MitglieddesVorstandsvonBMW,verantwortlichfürdasRessortWirtschaftundPolitik;VorsitzenderdesVorstandsderHerbert-Quandt-Stiftung;seitAnfang2003HonorarprofessorderneuenFakultätfürWirtschafts-wissenschaftenderTUMünchen.Quelle: Chronik der Wende, rbb

ERWIDERUNGRichard C. Barkley geb.1932;StudiumanderMichiganStateUniversityundderWayneStateUniversity;bis1957Militär-dienstinderUnitedStatesArmy;1959–1961DozentderUniversityofMaryland;1962EintrittindenAuswärtigenDienstderUSA;1965–1967VizekonsulinderDominikanischenRepublik;1968–1971ReferentdesUS-AußenministeriumsfürInternationaleBeziehungen;ab1971imAuslandtätig,daruntervon1971–1972inderUS-BotschaftinBonnundvon1972–1974inderUS-BotschaftinderDDRinBerlin;1974–1977persönlicherAssistentvonBotschafterEllsworthBunker;bis1979imBürofürmittel-europäischeAngelegenheiten(OfficeofCentralEuropeanAffairs)desAußenministeriums;1979–1982stellvertretenderLeiterderdiplomatischenVertretungderUSAinNorwegen;1982–1985politischerBeraterderamerikanischenBotschaftinBonn;ab1985stellvertretenderLeiterderUS-GesandtschaftinPretoria;1988–1990(2.Oktober)US-BotschafterinderDDR;1991–1994außerordentlicherundbevollmächtigterBotschafterundLeiterderUS-BotschaftinderTürkei.Quelle: Ernennungs-Veröffentlichung (www.reagan.utexas.edu/archives)

REFERENTENChristian Ostermann Ph.D.,StudiumderGeschichte(ModernandMedievalHistory)inKölnundBonn(M.A.)sowiederGe-schichteundPolitologie(HistoryandPoliticalScience)anderMiamiUniversity;wissenschaftlicherMit-arbeiterbeiderKommissionfürGeschichtedesParlamentarismusundderpolitischenParteieninBonn;DozentfürGeschichteundInternationalePolitikanderGeorgeWashingtonUniversityundProfessorialLectureranderGeorgetownUniversity;BeraterfürmehrerehistorischeDokumentationen,darunterdieCNN/JeremiIsaacsProduktion„COLDWAR“(1998);Mitherausgeberder„ColdWarHistory“(London)undSeniorResearchFellowamNationalSecurityArchive(GeorgeWashingtonUniversity);1999FellowamNorwegianNobelInstituteinOslo;DirektordesWoodrowWilsonCenter’sColdWarInternationalHistoryProject(CWIHP),demerseit1997angehört,undHerausgeberdes„CWIHPBulletin“;zahlreicheVeröffentlichungen,darunter„UprisinginEastGermany,1953:TheColdWar,theGermanQuestion,andtheFirstMajorUpheavalBehindtheIronCurtain“.Quelle: Woodrow Wilson Center, Website

REFERENTEN UND MODERATOREN (in der Reihenfolge ihres Auftretens)

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Horst Möller geb.1943;StudiumderGeschichte,PhilosophieundGermanistikinGöttingenundBerlin(Staats-examen1969,Promotion1972,Habilitation1978);1969–1977Wiss.Assistentbzw.Priv.Doz.anderFUBerlin;1978MitarbeiterimBundespräsidialamtBonn;1979–1982Stv.DirektordesInstitutsfürZeitgeschichteMünchen;1982–1989OrdinariusanderUniversitätErlangen-Nürnberg;1989–1992DirektordesDeutschenHistorischenInstitutsinParis;seit1992DirektordesInstitutsfürZeitgeschichteMünchen-Berlin,zugleichOrdinariusfürNeuereundNeuesteGeschichteanderUniversitätRegens-burg(1992–1996),seit1996anderLMUMünchen;zahlreicheVeröffentlichungen;Herausgeberu.a.von:„VierteljahrsheftefürZeitgeschichte“undderSchriftenreihederVfZ(gemeinsammitH.Altrichter,H.-P.SchwarzundA.Wirsching),„AktenzurAuswärtigenPolitikderBundesrepublikDeutschland“(mitK.HildebrandundG.Schöllgen);„DasDritteReich.HerrschaftsstrukturundGeschichte“(1983,mitM.Broszat)Quelle: Institut für Zeitgeschichte, Website

Sandrine Kott geb.1960;StudiumderGeschichtswissenschaftanderUniversitätParisXundParisVII;von1992bis2004DozentinfürNeuereGeschichteanderUniversitätPoitiers;2001HabilitationanderPariserSorbonne;seit2004ProfessorinfürNeuereGeschichteamEuropäischenInstitutderUniversitätGenf(IEUG);MitgliedinderinterdisziplinärenForschungsgruppezudenLändernMittel-undOsteuropas(GEPECO-Grouped´Étudessurlespaysdel‘Europecentraleetorientale);Forschungsprojekte/-schwer-punktezurzeit:SozialgeschichtederkommunistischenundpostkommunistischenLänderinMitteleuro-pa,derpostkommunistischeÜbergang(Transition)inderGeschichte,DDRunddieTransformations-prozesseinFrankreich;AssoziierteForscherinamCentreMarcBlochinBerlin;Mitgliedimwissenschaft-lichenRedaktionsbeiratverschiedenerZeitschriftenwie„GenèsessciencessocialesetHistoire“,„His-toireetsociété“,„ZeithistorischeForschung“;zahlreicheVeröffentlichungen,u.a.„Lecommunismeauquotidien“,2001,„Bismarck“,2003,„DieostdeutscheGesellschaft.EinetransnationalePerspektive“(Hg.mitEmmanuelDroit),2006.Quelle: Universität Genf, Website

Włodzimierz Borodziej geb.1956;StudiumderGeschichteundGermanistikinWarschau;1984DissertationmitdemTitel„TerrorundPolitik.DiedeutschePolizeiunddiepolnischeWiderstandsbewegungimGeneralgouverne-ment1939–1944“(Deutsch1999);1991HabilitationinderZeitgeschichteanderHistorischenFakultätderUniversitätWarschau;ProfessorfürNeuereGeschichteamHistorischenInstitutderUniversitätWar-schau;1992–1994GeneraldirektorinderSejmkanzlei(Parlamentsverwaltung);1994–95GastprofessuranderPhilipps-UniversitätinMarburg;1997–2007polnischerCo-VorsitzenderderDeutsch-PolnischenSchulbuchkommission;1999–2002VizepräsidentenamtesderUniversitätWarschau;2004–2005anderFriedrichSchillerUniversitätJena;diverseStipendienundGastprofessurenführtenihnnachTübingen,WienundMarburg.Verfasseru.a.von„DerWarschauerAufstand1944/TheWarsawUprisingof1944“(2004/2006);Mitherausgeberu.a.von„OptionEuropa.Deutsche,polnischeundungarischeEuropa-plänedes19.und20.Jahrhunderts“(3Bände,2005);Herausgeberu.a.von„Polskawobeczjednocze-niaNiemiec1989–1991.Dokumentydyplomatyczne“(2006);imAuftragdesPolnischenInstitutsfürInternationaleAngelegenheitenHerausgeberderPolskieDokumentyDyplomatyczne(2005ff.).Quelle: Zentrum für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften

MODERATORENTheo Sommer geb.1930;StudiumderGeschichteundderpolitischenWissenschafteninTübingen;PromotionzumDr.phil.beiHansRothfelsinTübingenmiteinerArbeitüber„DeutschlandundJapanzwischendenMächten,1935–1940“;seit1949tätigalsJournalist;ChefredakteurderWochenzeitung„DIEZEIT“vom1.Januar1973bis30.September1992;Herausgeberder„ZEIT“nebenGräfinDönhoffundHelmutSchmidtvom1.Oktober1992bis31.März2000;seit1.April2000EditoratLarge;BeschäftigungvorwiegendmitaußenpolitischenFragen;vorallemDeutschland-undOstpolitik,Verteidigungs-undSicherheitspolitik,Europafragen,EntwicklungAsiens;1969–1970LeiterdesPlanungsstabesimBun-desministeriumfürVerteidigung;1992–2005VorstandsmitgliedDeutscheWelthungerhilfe;seit1973KuratoriumsmitgliedderZEIT-Stiftung;BeiratsvorsitzenderDeutscheStiftungFriedensforschung.Quelle: Die Zeit, Büro Dr. Sommer

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Konrad H. Jarausch geb.1941,StudiumderdeutschenGeschichteanderUniversityofWisconsin,Postdoktoranten-StudiumamShelbyCullomDavisCenter,Princeton;1968–1983AssistanttoFullProfessorfürGeschichteanderUniversityofMissouri,Columbia;1983LurcyProfessorforEuropeanCivilizationanderUniversityofNorthCarolina,ChapelHill;1994StellvertretenderDirektordesDukeCenterforEuropeanStudiesanderUNC;1994–2006Co-DirektordesZentrumsfürZeithistorischeForschungPotsdam;Ko-GründerundPräsidentderFriendsoftheGermanHistoricalInstitute;ehem.VorsitzenderderInternationalCom-missionforApplicationofQuantitativeMethodsinHistory;ehem.VorsitzenderderGermanStudiesAssociation;ehem.geschäftsführenderSekretärundnachfolgendPräsidentderConferenceGroupforCentralEuropeanHistory;ehem.VorsitzenderderAmericanHistoricalAssociationProgramCommittee;Senior-HerausgebereinesneuenelektronischenNetworkszurSozial-undKulturgeschichte;Mitheraus-geberschaft„JahrbuchfürUniversitätsgeschichte“;Historisch-SozialwissenschaftlicheForschungen;HistoryofHigherEducationAnnual;früher:CentralEuropeanHistory,GermanStudiesReview,HistoryofEducationQuarterlyu.a.;MitgründerundCo-DirektordesUNC-DukeCentersforEuropeanStudiessowiefrühererPräsidentderFreundedesDHI;BeiratsmitgliedschaftenimHAIT,CentreMarcBloch,FRIAS,undiminternationalenBeiratderAlexandervonHumboldt-Stiftung.Seit2006SeniorFellowamZentrumfürZeithistorischeForschungPotsdam.Quelle: Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam, Website

JENSEITSDERFEINDBILDERDieBedeutungdes„KaltenKrieges“undseinerÜberwindungfürdasheutigeEuropa

ÖffentlicheDiskussionsveranstaltungzumThemenjahr2009am20.März2009imBerlinerRathaus

Veranstalter:KulturprojekteBerlinGmbHinZusammenarbeitmitdemBerlinerForumfürGeschichteundGegenwarte.V.,demZentrumfürZeithistorischeForschungPotsdam,undderSenatskanzleiBerlin–KulturelleAngelegenheiten

MitUnterstützungderZEIT-StiftungEbelinundGerdBucerius,Hamburg

Veranstaltungsplanungund-organisation:BerlinerForumfürGeschichteundGegenwarte.V.

DokumentationderVeranstaltungRedaktion:MonicaGeyler-vonBernus,ReinhardvonBernusfürBerlinerForumfürGeschichteundGegenwarte.V.www.bfgg.de

SatzundLayout:SabineKlopfleisch,d17CorporateMediaDesign,Berlin

Titelfoto:08.08.2006,Meißner,ullsteinbild00845452

©bfgg2009—fürdieArtikelbeidenAutoren

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