Jens.uwe.HARTMANN Afgh Zentralasien

download Jens.uwe.HARTMANN Afgh Zentralasien

of 10

Transcript of Jens.uwe.HARTMANN Afgh Zentralasien

  • 8/3/2019 Jens.uwe.HARTMANN Afgh Zentralasien

    1/10

    Sonderdruck aus:

    Der Buddhismus IDer indische Buddhismus und seine Verzweigungen

    vonHEINZ BECHERT JOHANNES BRONKHORST

    JACOB ENSINK . JENS-UWE HARTMANNPETRA KIEFFER-PLZ . HANS-JOACHIM KLIMKEITSIEGFRIED LIENHARD . IA N WILLIAM MABBETT

    VERLAG W. KOHLHAMMER STUTTGART 2000

    II.5 Die Verbreitung des indischenBuddhismus nach Afghanistanund ZentralasienvonJens-Uwe Hartmann

    Zu r Zeit seiner ma.ximalen Ausbreitung war de r Buddhismus zu einemwesentlichen religisen un d kulturellen Faktor nicht nu r in Indien un din Ost- un d Sdostasien geworden, sondern auch in Afghanistan un d inweiten Teilen Zentralasiens. Im Nordwesten hatte er Merv im heutigenTurkmenien, Termez an de r Sdgrenze des heutigen Usbekistan un dAdzina-tepe stlich von Qurgan-tb im sdlichen Tadschikistan erreicht, l un d den alten Handelsrouten folgend war er von Mnchen un dHndlern nach Chinesisch-Turkistan2 un d von dort weiter nach Chinagebracht worden. In allen jenen Regionen ha t es jedoch der Islam imVerlauf seiner raschen Ausbreitung vermocht, andere religise Bewegungen, darunter vor allem de n Buddhismus, zu verdrngen, so dadieser bereits vor de r Jahrtausendwende im Westen Zentralasiens fastvollstndig verschwunden war und auch im Osten bestndig weiter zurckgedrngtwurde. Lange schon gibt es dort keine Anhnger des Bud-1 Obwohl er sich auch noch weiter nrdlich, etwa in Samarkand, in Quv bei Ferganaun d in Aq Besim bei Frunse, durch Berichte oder Ausgrabungen nachweisen lt,ha t er dort - hnlich wie auch in Merv - wohl nicht dieselbe Bedeutung erlangt wiesdlich des Amu-Darya (Oxus).2 Das Gebiet ist unter mehreren Namen bekannt, etwa als Ostturkistan nach de mHauptteil de r Bevlkerung, als Tarim-Becken nach dem Hauptflu un d eingedeutscht als Sinkiang nach dem Namen der frheren chinesischen Provinz; poli

    tisch entspricht es heute im wesentlichen de r Autonomen Region Xinjiang de rUiguren in de r Volksrepublik China.421

  • 8/3/2019 Jens.uwe.HARTMANN Afgh Zentralasien

    2/10

    11.5 Die Verbreitung des indischen Buddhismus nach Afghanistan un d Zentralasien

    dhismus mehr, un d eine Beschreibung von dessen Geschichte is t daherausschlielich au f archologische Zeugnisse un d au f einige historischeQuellen gesttzt, darunter vor allem die Reiseberichte chinesischerMnche 'wie Faxian (5.Jh.), Xuanzang (7.Jh.), Hueichao (8.Jh.) un danderer, die de r Weg zu de n indischen Sttten des Buddhismus durchZentralasien fhrte. Diese Quellen sind allerdings nicht sehr zahlreich,un d wren nicht eindrucksvolle Monumente wie die beide n berhmtenfnfunddreiig un d dreiundfnfzig Meter hohen Steinstatuen des stehenden Buddha in Bamiyan mitten in Afghanistan oder groe Anlagenvon Hhlenklstern wie die von Dunhuang mi t einer Flle faszinierenderWandmalereien erhalten geblieben, dann htte man jene historischenBerichte gewi als bertreibungen abgetan, so wenig sind Spuren desBuddhismus in de n heutigen Kulturen der genannten Lnder bewahrt.Entsprechend schwierig ha t sich bislang de r Versuch gestaltet, einezusammenhngende Geschichte des Buddhismus in Zentralasien zuschreiben. Ein solches Unterfangen 'wurde sogar fr unmglich erklrt,da die erhaltenen Informationen zu fragmentarisch sind un d ihre Interpretation angesichts zahlreicher schwieriger Probleme oftmals ganz spekulativ bleibt. 3 Inzwischen ist zv.'ar eine kaum mehr berschaubare Flutvon Publikationen vor allem zur buddhistischen Kunst un d Literatur inZentralasien erschienen, aber jene Auffassung ha t dennoch wenig vonihrer Gltigkeit verloren. Obschon unser \'Vissensstand wesentlich erweitert wurde, ist es nmlich nicht gelungen, das ungemein lckenhafte Bildzu vervollstndigen, un d grundstzlich neue historische Quellen konnten seither kaum erschlossen werden.Eine wesentliche Ursache f r die Schwierigkeit liegt darin, da Zentralasien im ersten nachchristlichen Jahrtausend nie eine politische Einheit gebildet hat. Eine beinahe unendliche Zahl von Vlkerschaften erlebte bestndige Machtwechsel; mchtige Nachbarn ",ie die Sassanidenim Westen un d die Chinesen im Osten machten ihren Einflu politischun d militrisch geltend, nomadische Stmme aus den nrdlichen Steppengebieten drangen immer wieder ein, wobei sie teils, "i e etwa im 5.Jh.die Weien Hunnen (Hephtaliten) au f de m Weg durch Afghanistan nachIndien, erhebliche Zerstrungen anrichteten, teils aber selbst, wie etwadie Uiguren, in Zen ralasien sehaftwurden un d die dort vorgefundenenKulturen bernahmen. Sogar Groreiche wie das de r K u ~ a l J . a , das Chinade r Tang-Dynastie oder das Tibet de r Knigszeitbeherrschten immer nu reinen Teil des Gebietes. Das einzige verbindende kulturelle Element desgesamten Raumes bildete de r Buddhismus, aber auch er erschien nichtals eine einheitliche Entitt, sondern wurde in Gestalt beider Hauptrichtungen, des Mahayana wie des HInayana, verbreitet, un d innerhalb desHInayana wiederum durch verschiedene Schulen; damit trgt er seiner-3 J Brough, .,Comments on Third-Century Shan-shan", S. 582.

    422

    11.5 Die Verbreitung des indischen Buddhismus nach Afghanistan und Zentralasien

    seits zur Vielfltigkeit des Bildes bei. Die ungemeine Komplexitt de rKulturen in Zentralasien, besonders in de n Oasenstdten entlang de rSeidenstrae, is t mi t de m modernen Begriff multikulturell bestens beschrieben. Angehrige unterschiedlichster ethnischer Gruppen un dKulturen - Chinesen, Inder, Saken, Sogder, Tibeter, Tocharer, Uiguren(Alttrken) , um nu r die wichtigsten zu nennen -lebten teils nebeneinander un d folgten mehreren religisen berlieferungen - Buddhismus,Manichismus, Zoroastrismus, nestorianischem Christentum-, wobei dieethnischen Grenzen keineswegs mi t Sprach-, Religions- oder Reichsgrenzen identisch waren. Immer wieder ha t es dabei de n Anschein, dadie Koexistenzjener Ethnien, Kulturen un d Religionen wenigstens phasenweise gelang un d in viellaltiger Weise zu gegenseitiger Befruchtunggefhrt hat.Die Verbreitung des Buddhismus in das Gebiet des heutigen Afghanistan drfte sptestens im 3.Jh.v. Chr. begonnen haben, als es de rindischen Maurya-Dynastie un d besonders ihrem Herrscher ASoka (ca.268-233 v. Chr.) gelang, erstmals weite Teile des indischen Subkontinents zu einem Groreich zu vereinen un d die Grenzen ihres Herrschaftsbereiches im Nordwesten bis nach Kabul un d Kandahar in Afghanistan vorzuschieben. Diese Ausdehnung ist durch die berhmtenFels- un d Suleninschriften gu t zu erschlieen, die ASoka an verschiedenen Stellen seines Reiches anbringen lie. Solche Inschriften sind inNordwestpakistan, nmlich in ShabazgarhI und Mansehra, un d auchin Afghanistan erhalten, und zwar in Kandahar, in Lampaka un d amFlu Laghman. Aus de n Inschriften geht hervor, da ASoka di e verschiedenen religisen Bewegungen in seinem Reich gefrdert hat,darunter ganz besonders de n Buddhismus, dem er anscheinend auchpersnlich zugewandt war. Da er gleichzeitig in de n buddhistischenSchriften als einer de r ganz groen Frderer der eigenen Religiondargestellt wird, darf ma n wohl davon ausgehen, da sich unter seinerHerrschaft die Entwicklung des Buddhismus von einer im wesentlichen auf Nordostindien begrenzten Asketenbewegung zu einer Universalreligion sehr beschleunigt un d da die politische Stabilitt einezunehmende Ausbreitung, wohl vor allem entlang de r Handelswege,begnstigt hat.Allerdings sind, von de n Inschriften abgesehen, aus dieser Zeit nu rwenige unmittelbare Zeugnisse f r die Prsenz un d die Verbreitung desBuddhismus erhalten; bekannt is t de r Dharmarajika-Stpa in de r altenStadtTaxila, einer groen Ausgrabungssttte im heutigen Pakistan, de r indie Maurya-Zeitdatiert wird. Dies ndert sich erstum die Zeitenwende, alserneut ei n groes Reich im Nordwesten des Subkontinents eine anhaltende Phase de r Stabilitt garantiert. Im ersten Jahrhundert v. Chr. gelingt es nmlich de n K u ~ a l J . a s , de n Nordwesten zu einen un d ein Reich zugrnden, das von Baktrien ausgehend im Sden bis nach Nordindien, im

    423

  • 8/3/2019 Jens.uwe.HARTMANN Afgh Zentralasien

    3/10

    II.5 Die Verbreitung des indischen Buddhismus nach Afghanistan un d Zentralasien

    Westen nach Afghanistan und im Osten nach Chinesisch-Turkistan hineinreicht. Damit schaffen sie die idealen Voraussetzungen f r gesicherteHandelswege, die de n Femhandel und damit auch den Austausch un ddie Verbreitung von materiellen un d ideellen Kulturgtern ermglichen.Ih r bedeutendster Herrscher, K a n i ~ k a (ca. erste Hlfte des 2.Jh. n. Chr.:die genaue Datierung ist noch immer umstritten), wird, wie vorher schonASoka, in der buddhistischen Literatur als herausragender Frderer desBuddhismus beschrieben. Zwar fehlen unmittelbare uere Anhaltspunkte, die, wie etwa die Inschriften im Falle ASokas, diese Beschreibungbesttigen knnten, un d die buddhistische berlieferung, er habe eingroes Konzil einberufen, lt sich historisch nicht besttigen. Dennochhat er offensichtlich, wie schon ASoka, de n Bau von StUpas veranlat, etwade n auch von de n chinesischen Indienpilgern bestaunten Monumentalba u bei seiner Hauptstadt P u r u ~ a p u r a , de m heutigen Peshawar, un d wohlauch ein Kloster bei KapisI (Begram) errichten lassen. Obschon dieK u ~ a r ; a - H e r r s c h e r offenbar auch andere Religionen gefrdert haben,kann ma n aus de r mi t K a n i ~ k a verbundenen berlieferung gewi schlieen, da de r Buddhismus unter de n K u ~ a r ; a s eine Bltezeit erlebte.Soweit verlliche archologische Befunde vorliegen, scheinen allerdings relativ wenige Klosteranlagen bis in diese Zeit zurckzureichen, soda zumindest de r institutionalisierte Buddhismus offenbar noch nichtso verbreitet war, wie immer wieder angenommen wird.Von grter Wichtigkeit unter den hervorragenden Handelsverbindungen des K u ~ a r ; a - R e i c h e s ist die Seidenstrae, eigentlich eherei n System von Handelswegen mi t vielen Seitenzweigen un d parallelverlaufenden Routen, das in einer Ost-West-Achse den Mittelmeerraumun d damit das rmische Imperium mit dem chinesischen Kaiserreichim Femen Osten verbindet un d nach Sden hi n mi t dem ber Balkh,Bamiyan, Peshawar un d Taxila fhrenden Handelsweg de n indischenSubkontinent erreicht. Buddhistische Hndler und Mnche folgtendiesen Handelsstraen un d verbreiteten ihre Religion au f diese Weiseimmer weiter nach Norden un d Osten. Obgleich sich buddhistischeAktivitten in China erst um di e Mitte des 2.Jh. n. Chr. in greremMae nachweisen lassen - aus dieser Zeit stammen die ltesten erhaltene n bersetzungen buddhistischer Werke ins Chinesische - , sind diefrhesten historisch einigermaen verllichen Erwhnungen desBuddhismus in chinesischen Quellen bereits in das erste Jh . n. Chr. zudatieren. Sptestens in dieser Zeit mssen also die ersten Anhngerjener neuen Religion aus de m Westen im Reich de r Mitte eingetroffensein, un d es ist mi t grter Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dasie au f de m Landweg entlang der Seidenstrae nach China gelangten.Au f eden Fall kamen die ersten bersetzer aus de m Westen Zentralasiens, darunter der Parther An Shigao un d de r Indoskythe L o k a k ~ e m a , die beide um die Mitte des 2.Jh. in de r damaligen chinesischen Haupt-

    424

    11.5 Die Verbreitung des indischen Buddhismus nach Afghanistan un d Zentralasien

    stadt Luoyang ttig waren un d durch ihre bersetzungen die chinesische Aneignung des Buddhismus in Gang brachten. Erst spter wurdenauch Einwohner Ostturkistans als bersetzer ttig. Erwhnung verdienthiervor allem de r berhmte Kumarajlva aus Kuca, Sohn eines indischenVaters und einer einheimischen Prinzessin. Er hatte in Kaschmir studiert un d war nach seiner Rckkehr von einer chinesischen Militrexpedition Anfang des 5.Jh. nach Chang'an gebracht worden, wo er alshochangesehener Gelehrter bis zu seinem To d blieb un d eine neuePhase de r bersetzungsttigkeit einleitete.In die Bltezeit, di e de r Buddhismus im Nordwesten unter der Herrschaft de r K u ~ a r ; a s erlebt, fllt aber nicht nu r seine rasche Ausbreitungnach Osten, die nach wenigen Jahrhunderten dazu fhrt, da er vorbergehend in ganz Zentral- un d Ostasien zum bestimmenden religisenun d kulturellen Faktor wird; gleichzeitig werden offenbar um diese Zeitdie ersten figrlichen Buddha-Darstellungen geschaffen. Whrend de rBuddha anfangs lediglich durch Symbole reprsentiert wurde, die eweilsau f bestimmte Ereignisse in seinem Leben verwiesen, entstanden nunanscheinend gleichzeitig sowohl in Mathura in N o r d ~ v e s t i n d i e n als auchin Gandhara, einer Landschaft in Pakistan, die ersten anthropomorphenBuddha-Darstellungen; beide Ortsbezeichnungen werden f r die jeweilige Kunst verwendet un d bezeichnen dann auch die zugehrigenKunstlandschaften. Bis heute ist zwar nicht wirklich geklrt, ob das ersteBuddha-Bild in Mathura oder in Gandhara geschaffen worden ist, aberviele Gelehrte gehen davon aus, da de r Schritt von de r anikonischen zurikonischen Darstellungsweise mglicherweise doch zuerst in Gandharavollzogen worden ist. Als Vorbilder boten sich dort die Darstellungengriechischer Gtter an.Griechischer Einflu war in de r Folge des Alexanderzuges (327-325v. Chr.) bis in de n Nordwesten des indischen Subkontinents gedrungenun d auch nach dem Zusammenbruch des Alexanderreiches in de n indogriechischen N achfolgestaaten noch fr einige Jahrhunderte sprbargeblieben. Dieser Einflu ha t sich nicht nu r sprachlich bemerkbar gemacht - so ist z. B. die bereits erwhnte ASoka-Inschrift von Kandahar inGriechisch un d Aramisch verfat -, sondern auch im Bereich de r Kunstun d Architektur sichtbare Spuren hinterlassen. Die frhen Darstellungen buddhistischer Kunst aus Gandhara verraten deutlich de n Einfluursprnglich hellenistischerVorlagen; so ist etwa die Gestalt des Buddhanach de m Vorbild de r Darstellung des Aponon geschaffen worden, un deines de r verblffendsten Beispiele f r die Synthese von okzidentalenVorbildern un d buddhistischen Inhalten ist in der Stuckplastik des Vajrapar;i vo n Ha

  • 8/3/2019 Jens.uwe.HARTMANN Afgh Zentralasien

    4/10

    II.5 Die Verbreitung des indischen Buddhismus nach Afghanistan un d Zentralasien

    knnte.4 Die in Gandhara geschaffene Darstellungsweise des Buddhaun d seiner Begleiter wirkte nicht nu r nach Indien selbst; sie vvurde vorallem zu r Grundlage f r die buddhistische Kunst in Zentral- un d Ostasien , wo sie anfangs beinahe unverndert bernommen un d in den folgendenjahrhunderten zu de n jeweils charakteristischen regionalen Forme n weiterentwickelt wurde.Neben Artefakten un d de n berresten von Architektur sind es vorallem Handschriften, die, wenngleich meist auerordentlich fragmentarisch, die Verbreitung des Buddhismus im K u ~ a l ) . a - R e i c h dokumentieren.Gerade in jngster Zeit gelangten ganz berraschende Handschriftenfunde in den Westen, die dazu angetan sind, das bisherige Bild von derfrhen buddhistischen Literatur wesentlich zu modifizieren. Von derBritish Library in London konnten insgesamt dreizehn au f Birkenrindegeschriebene Buchrollen auf dem Kunstmarkt erworben werden, die mi taller Wahrscheinlichkeit aus Afghanistan stammen, obgleich sich Herkunftsort un d genaue Fundumstnde, wie so oft bei solchen Erwerbungen, nicht mi t Gewiheit rekonstruieren lassen. Falls sich erste Datierungsversuche besttigen, dann sind jene Manuskriptrollen in das ersteJh . n. Chr. einzuordnen, un d damit wren sie als di e ltesten erhaltenenbuddhistischen Handschriften anzusehen.5 Bezeichnenderweise sind siein KharosrhI geschrieben, einer von rechts nach links laufenden indischen Schrift, die von de r aramischen Schrift abgeleitet ist un d vor allemim Nordwesten des Subkontinents offensichtlich weite Verbreitung geno; auch fr die beiden bereits envhnten ASoka-Edikte von ShahbazgarhI un d Mansehra ist die Kharo;;thI ven;,rendet worden. whrend dieEdikte in Indien selbst durchwegs in BrahmI geschrieben sind, de r anderen indischen Schrift. die im Gegensatz zur KharosthI eine Weiterentwicklung durchlief un d diese spter nicht nu r in Indien selbst, sondernauch in Zentralasien verdrngt hat.Nicht viel jnger sind einige wenige Fragmente von Palmblatthandschriften, die 1930 in Bamiyan gefunden wurden; sie sind in einem Typusde r BrahmI geschrieben. de r nach de r Dynastie als Kusal).a-BrahmI bezeichnetvvird un d aus palographischen Grnden in das 3.-4.Jh. n. Chr.datiert werden kann. Neben den bereits erwhnten Birkenrindenrollensind gleichzeitig auch eine grere Zahl von weiteren BrahmI-Fragmenten aus Afghanistan, darunter einigen sehr alten, au f de m Kunstmarktaufgetaucht, ber deren Herkunft sich bisher aber ebenso wenig Genaueres in Erfahrung bringen lie. Alle diese Funde sind von grterBedeutung f r die Geschichte des Buddhismus, un d da sie f r eine wis-4 Chaibai Mustamandy: "Herakles, Ahnherr Alexanders, in einer Plastikaus Hadda",

    in: Ozols/Thewalt, Au s dem Osten des Alexanderreiches, S. 176-180 (s. auch Frontispizdes Buches).

    5 R. Salomon, ,.Preliminary Survey".426

    11.5 Die Verbreitung des indischen Buddhismus nach Afghanistan un d Zentralasien

    sensehaftliehe Erschlieung zu r Verfgung stehen, ist damit zu rechnen,da in de n nchsten Jahren wichtige neue Erkenntnisse ber di e frheLiteratur im Westen de r buddhistischen Welt zu gewinnen sind.Diese Funde beleuch en auch bereits einige wesen liche Merkmale deszentralasiatischen Buddhismus. Sie zeigen nmlich, da nicht nu r Sanskrit, sondern - mindestens in de r frhen Zeit - auch noch wenigstens einmittelindischer Dialekt als Literatursprache Verwendung fand. Gleich

    zeitig erweist sich, da indische Sprachformen fr die buddhistischeLiteratur bestimmend blieben, obwohl die Leser un d Schreiber nu r zueinem geringen Teil indischer Abstammung gewesen sein knnen. Diesgilt ganz besonders f r de n Westen Zentralasiens, whrend in ChinesischTurkistan zunehmend bersetzungen in einheimische Sprachen an dieSeite der Sanskrit-Texte traten, die aber offenbar nie obsolet wurden un dbis zum Verschwinden des Buddhismus weiter kopiert un d benutzt wurden. Ferner zeigen die Funde, da es nicht nur eine einzige Form desBuddhismus war, die sich von Indien aus nach Nordwesten verbreitete.Soweit berhaupt bestimmbar, lassen sich die Handschriftenfragmentenmlich de n kanonischen Schriften verschiedener Schulen zuordnen,die gemeinhin unter de m zwar ehvas abwertenden, aber in Ermangelungeines besseren Terminus immer noch verwendeten Oberbegriff des HInayana zusammengefat werden; gleichzeitig enthalten die BrahmIFunde aber auch Fragmente aus Mahayana-Stras, darunter beispielsweise solche aus einem Prajiiaparamira-Werk, die in das 2.-3.Jh. datiertwerden knnen und damit den bei weitem ltesten indischen Beleg f rdiese Literaturgattung bieten.

    Aus de n KharosthI-Inschriften im Nordwesten lt sich vor allem diePrsenz de r Schule de r Sarvastivadins, aber auch die de r Mahasanghikas,de r KaSyapIyas un d de r Dharmaguptakas entnehmen. Dieses Nebeneinandervon Mnchen un d Klstern verschiedener Schulen, durchaus aucham selben Ort, wird nicht nu r durch Inschriften un d Manuskripte, sondern auch durch die Reisebeschreibungen de r chinesischen In dienpilger besttigt, die daruberhinaus noch weitere Schulen erwhnen.So berichtet etwa Xuanzang in Bamiyan von zahlreichen Mnchen de rLokottaravadins, einer Unterschule de r Mahasanghikas, un d in U

  • 8/3/2019 Jens.uwe.HARTMANN Afgh Zentralasien

    5/10

    11.5 Die Verbreitung des indischen Buddhismus nach Afghanistan un d ZentraIasien

    halb der HInayana-Texte aber nur solche, die sich de r Schule de r Mlasarvastivadins zuordnen lassen, darunter eine fast vollstndige Handschrift ihres Vinayavastu, eines de r beiden Hauptteile des Regelwerkes f rdie Mnche un d Nonnen.

    Die Birkenrindenrollen de r British Library sind, wie bereits erwhnt, inK h a r o ~ 1 h I beschrieben; sie enthalten u. a. eine Version des im Pali alsKhaggavis:1:oasutta bekannten Verswerkes aus dem Anfang einer berhmten kanonischen Sammlung von Asketenlyrik. Obwohl mehrereVersionenjenes Werkes erhalten sind, lt sich die K h a r o ~ 1 h I - F a s s u n g mi tkeiner davon in unmittelbaren Zusammenhang bringen, so da die Fragede r Schulzugehrigkeit zunchst offen bleiben mu. Allerdings bestehtmglicherweise ein Zusammenhang zwischen de n Rollen un d fnf groe n Tontpfen, in denen die Rollen vielleicht "begrabe n" worden waren,ei n Verfahren, das in de r gesamten buddhistischen Welt f r beschdigte,abgenutzte oder auer Gebrauch gekommene Handschriften anzutreffen ist. Einer dieser Tpfe trgt eine Weiheinschrift, in de r "Dharmaguptaka-Meister" genannt werden, was einen Hinweis au f die Schulzugehrigkeit de r Manuskripte bieten knnte, falls sich die Beziehung zu de nTpfen eindeutig klren lt.Alle darin enthaltenen Werke sind in GandharI verfat, einer mittelindischen Sprache, die nach ihrer Ursprungsregion Gandhara benanntist, aber ahrhundertelang weit ber diese Region hinaus im NordwestenVerwendung gefunden hat. Schon ASoka hatte sie f r die beiden Felsinschriften in Mansehra un d ShahbzgarhIbenutzt, und diese Funktionals Verwaltungssprache behielt sie unter de n K u ~ a l ) a s be i und bewahrtesie auch nach deren Untergang noch lngere Zeit in de n Reichen vonKhotan un d Loulan am sdlichen Zweig de r Seidenstrae, wie die zahlreichen von Aurel Stein zu Anfang desjahrhunderts in Niya entdecktenDokumen e bezeugen, die au f GandharI verfa sind, un d zwar ebenfallsin de r KharoHhI-Schrift. Frher hatte man vielfach geglaubt, da lediglich eine Schule, nmlich die Dharmaguptakas, die GandharI als Sprachefr ihre kanonischen Schriften verwendet habe. Inzwischen weisen abereinige Indizien darauf hin, da mglicherweise auch die kanonischenWerke anderer Schulen wie die de r Sarvastivadins im Nordwesten einePhase in GandharI durchlaufen haben knnten, bevor sie ab de m 4. oder5.Jh . zunehmend sanskritisiert wurden. 6 Bedenkt man die bergeordnete Rolle der GandharI als Verwaltungssprache, dann liegt es nahe, da diebuddhistischen Mnche angesichts de r berwltigenden Sprachenvielfalt in Zentralasien au f dieses Medium zurckgegriffen haben.

    Trotz ihrer zeitweiligen Bedeutung sind bis heute kaum buddhistischeWerke in GandharI gefunden worden. Lange Zeit hatte man berhauptnur einen einzigen Text gekannt, nmlich die teilweise erhaltene Bir-6 O. v. Hinber, "Sanskritun d Gndhrf', besonders S. 33 f.

    428

    II.5 Die Verbreitung des indischen Buddhismus nach Afghanistan und Zentralasien

    kenrindenhandschrift des Dharmapada, die 1892 in Khotan entdecktun d je zu r Hlfte von de m Franzosen Dutreuil de Rhins un d dem inKashgar stationierten russischen Konsul Petrovskij erworben worden war.Stark zerstrte Bruchstcke von Birkenrindenmanuskripten wurden beide n franzsischen Ausgrabungen in Ha

  • 8/3/2019 Jens.uwe.HARTMANN Afgh Zentralasien

    6/10

  • 8/3/2019 Jens.uwe.HARTMANN Afgh Zentralasien

    7/10

    II.5 Die Verbreitung des indischen Buddhismus nach Afghanistan un d Zentralasien

    dings einen wesentlich lngeren Zeitraum umfassen, auch MahaynaWerke zu finden sind. In Ostturkistan sind entlang der Sdroute derSeidenstrae fast ausschlielich Mahyana-Schriften gefunden worden,whrend am nrdlichen Zweig die HInayana-Literatur berwiegt. Die imNorden gefundenen Manuskripte sind zum groen Teil deutlich lter; biszum Fund de r Birkenrindenrollen aus Afghanistan galten indischePalmblattfragmente aus Qizil, in K u ~ I ) . a - B r a h m I beschrieben un d ausde m 2. bis 3.Jh. stammend, als lteste buddhistische Handschriftenberhaupt. Das Material Palmblatt erweist, da die frhen Manuskriptenoch aus Indien importiert sind, aber etwa ab de m 5.Jh. beginnt eineeigenstndige berlieferung in Ostturkistan, wie aus de r Schriftentwicklung un d einem anderen Material, nmlich de m nach chinesischemVorbild verwendeten Papier, zu entnehmen ist. Zu de n be i weitem hufigsten Einzelwerken unter de n Sanskrit-Handschriftengehrt das Pratimok?asutra, das "Beichtformular" de r buddhistischen Mnche. Zahl un dAbfolge de r Regeln sind schulspezifisch un d ermglichen eine eindeutige Bestimmung de r Schulzugehrigkeit; daraus ergibt sich, da dieberwltigende Menge de r Sanskrit-Handschriften am Nordzweig de rSeidenstrae zur kanonischen un d nachkanonischen Literatur de r Sarvstivadins gehrt. Sie umfassen neben Texten aus de m Vinaya, de mRegelwerk des Ordens, vor allem die Lehrreden des Buddha, di e Sutras,un d besonders de n Udnavarga, eine beraus populre Sammlung vonAussprchen des Buddha in Versform, die de m bereits genannten Dharmapada entspricht. Unter den nachkanonischen Werken ragen zahlenmig besonders die B uddhastotras hervor, Preisgedichte au f de n historischen Buddha.9Wesentlich seltener finden sich Werke aus de m Kanon de r Mulasarvstivdins, un d aus de m de r Dharmaguptakas sind bisher berhaupt nu rdrei Texte bekannt geworden, un d zwar ein Sutra un d zwei Werke ausde m Bhik?uvinaya, zu denen mglicherweise noch zwei Fragmente ausde m B h i k ~ u I ) . I p r a t i m o k ~ a s u t r a , dem Beichtformular de r Nonnen, zustellen sind. lO Ebenso selten wie die kanonischen Schriften andererHInayana-Schulen sind Mahayana-Werke unter de n an der Nordrouteentdeckten Sanskrit-Manuskripten vertreten. Lediglich rund dreiigHandschriften verschiedener Mahayana-Sutras sind bisher durch Fragmente reprsentiert, die berwiegend aus den stlich gelegenen Oasenvon Sorcuq un d Toyoq stammen.9 Zu einem berblick iiber die Verteilung s. HartmannjWille, "Die nord

    turkistanischen Sanskrit-Handschriften", S. 22-24.10 Kla us Wille: "Zwei kleine Fragmente aus de m Bhik-'!unlprtimoksastra", Unter-

    suchungenzur buddhistischen Literatur1I, Gustav Roth zum 80. Geburtstaggewidmet, ed.H. Bechert, S. Bretfeld, P. Kieffer-Piilz, Gttingen 1997 (Sanskrit-Wrterbuch de rbuddhistischen Texte aus de n Turfan-Funden, Beiheft 8), S. 307-314.432

    II.5 Die Verbreitung des indischen Buddhismus nach Afghanistan un d Zentralasien

    Dieses Bild wird durch die bersetzungsliteratur besttigt, soweit sieunmittelbar au f indische Originale zurckgeht. Die vor allem in Kuc,KaraSahr un d Turfan gefundenen tocharischen Handschriften lassenberwiegend dieselbe Zuordnung zur Literatur de r Sarvstivdins erkennen, so da ma n daraus ableiten kann, da es vor allem die Tocharerwaren, be i denen auch die Sanskrit-Originaleweiter in Gebrauch blieben.Zahlreiche zweisprachige Texte in Sanskrit un d Tocharisch sowie Sanskrithandschriften mi t tocharischen Glossen besttigen diese Vermutung.hnliches gilt bis zu einem gewissen Grad auch fr die Literatur de rUiguren. Teile dieses Turkvolkes hatten sich ab 840 nach dem Fall ihresweiter nordstlich gelegenen Reiches in de n Oasen von Kuc, KaraSahrun d Turfan, aber auch in Hami un d im Gansu-Korridor angesiedelt.Besonders in Xoco in der Turfan-Oase bestand von rund 850 bis 1250 einuigurisches Knigreich, in dem die lokalen Sprachen zwar durch dasUigurische ersetzt, die dortigen Religionen aber b ~ r n o m m e n un d weiterentwickelt wurden. Whrend bisher keinerlei Ubertragungen vonMahyna-Werken ins Tocharische bekannt geworden sind, bersetztenuigurische Buddhisten, deren Kultur die de r Tocharer wesentlich berdauert hat, ab dem 8./9.Jh. zunehmend auch chinesische Werke, un ddabei vor allem Mahyana Texte, in die eigene Sprache.Demgegenber sind sowohl unter de n Sanskrit-Manuskripten wie unte r de n khotanischen Handschriften vom Sdzweig de r Seidenstrae fastausschlielich Mahayna-Werke bewahrt. Sie stammen aus de r Zeit vom 7.bis zum 1 O.Jh. un d gehen, soweit sie bersetzt sind, zum grten Teil au fSanskrit-Vorlagen zurck. Besonders verbreitet waren Prajii.pramitsutras, das SuvarI).abhsottamasutra, das Saqlghtasutra un d das erstaunlicherweise offenbar nicht ins Khotanische bersetzte SaddharmapUl).Q.arIkasutra, darunter das berhmte "Kashgar-Manuskript", vondessen ursprnglich 459 Blttern insgesamt 447 ganz oder in Teilenerhalten un d heute auf die Sammlungen in St. Petersburg, London,Berlin, Dalian (China) un d New Haven verteilt sind. Obwohl aus denBerichten de r chinesischen Pilger bekannt ist, da es in Khotan zahlreich e Klster gab, wurden dort fast keine Vinaya-Texte gefunden; unter denSanskrit-Handschriften von de r Nordroute hingegen zhlt das Bhik?uPrtimok?asutra zu de n am besten belegten Texten, da Vinaya-Werke hierzwar in die einheimischen Sprachen bertragen, aber offenbar auch imindischen Original weiterhin gelernt un d benutzt wurden.Werke in Khotanisch sind ausschlielich an de r Sdroute bewahrt, aberauch am Nordzweig de r Seidenstrae wurde eine grere Zahl buddhistischer Schriften in mitteliranischen Sprachen entdeckt. Whrend bisher nur wenige Texte in Tumsuqisch, einer archaischeren Form desSakischen, die nach de r im Westen gelegenen Tumsuq-Oase benannt ist,gefunden werden konnten, wurde von de n deutschen Turfan-Expeditione n eine Reihe von Fragmenten in sogdischerSprache geborgen. Anders

    433

  • 8/3/2019 Jens.uwe.HARTMANN Afgh Zentralasien

    8/10

    II.5 Die Verbreitung des indischen Buddhismus nach Afghanistan un d Zentralasien

    als das Tocharische un d das Sakische, f r das ma n jeweils Formen de rindischen BrahmI benutzte, ~ u r d e n sogdische buddhistische Texte ineiner aus de m Aramischen abgeleiteten Schriftform geschrieben, dieihrerseits dann wieder als Vorlage f r die uigurische Schrift diente. Es ha tde n Anschein, da de n Sogdern eine wichtige Vermittlerrolle be i de rEinfhrung des Buddhismus unter den frhen Trken etwa ab de m 7.Jh.zukam. Die Sogder hatten ab de m 3-Jh. als Nachfolger de r ehemalsindischen Hndler de n Fernhandel besonders entlang de r nrdlichenSeidenstrae bernommen und ein Netzwerk von Handelsposten vonSamarkand bis weit nach China hinein aufgebaut, das auch in das Gebietde r nrdlichen Steppennomaden reichte; sie folgten sowohl de m Buddhismus als auch dem Manichismus, de n sie ebenfalls im nrdlichenTeil Ostturkistans verbreiteten. Hinsichtlich des Buddhismus mssen siesich wesentlich au f chinesische Vorbilder gesttzt haben, denn fast alleerhaltenen un d identifizierten Werke sind aus de m Chinesischen bersetzt, einschlielich einiger erst in China entstandener, apokrypher Sutras; insgesamt handelt es sich beinahe ausschlielich um MahayanaSchriften.De r Anteil an indischen Originaltexten un d deren bersetzungeninnerhalb de r Literatur de r zentralasiatischen Formen des Buddhismusist bemerkenswert. Es ha t de n Anschein, da es nicht wie in China oderspter in Tibet dazu kam, eine nennenswerte eigenstndige Kommentartradition zu entwickeln, un d grere einheimische Werke sind bislangkaum bekannt geworden. Berhmt is t das nach seinem Auftraggeberprovisorisch als "Buch des Zambasta" bezeichnete Werk in Khotanisch,eine umfangreiche Darstellung des Buddhismus in Versen, die mglichenveise aus de m 7.Jh. stammt. ll Gerade in diesem Werk aber beklagtde r Verfasser, da die Khotan-Saken die buddhistische Lehre nicht inihrer eigenen, sondern nu r in indischer Sprache schtzen, die sie allerdings schlecht verstnden, 12 un d dieses Festhalten am Sanskrit als autoritatives Medium kanonischer Schriften - un d vielleicht auch an de rindischen Herkunft - ma g einer de r Grnde fr die geringe Zahl autoch thoner v\Terke sein.Eines de r bedeutendsten einheimischen Werke vom Nordnveig de rSeidenstrae is t das Maitreyasamitinataka, die "dramatische Darstellungdes Zusammentreffens mi t (dem zuknftigen Buddha) Maitreya" in 27Kapiteln, die mglicherweise sogar als Schauspiel konzipiert war. Obwohlde r Text einen indischen Ursprung vorgibt, ist er in Karasahr wohl zunchst in Tocharisch verfat und unter de m Titel Maitrisimit dann ins

    11 Editiert un d bersetzt in R. E. Emmerick: The Book ofZambasta, aKhotanesepoem onBuddhism, Oxford 1968 (London Oriental Series, 21).

    12 Emmerick, op.eil., S. 343.434

    IL5 Die Verbreitung des indischen Buddhismus nach Mghanistan un d Zentralasien

    Uigurische bersetzt worden.13 Er erweist die groe Bedeutung, die inZentralasien de r Verehrung un d de m Kult des Bodhisattva Maitreya alsdem zuknftigen Buddha zukam. DieserKultwurde in gleicherWeise vonden Anhngern des HInayana wie des Mahayana gepflegt, un d bezeichnenderweise is t ih m auch im "Buch des Zambasta" ein Kapitel gewidmet.hnlich 'wie be i Amitabha, dem in Zentralasien populrsten Meditationsbuddha des Mahayana, dessen dortiger Kult de n in Indien bei weite m bertraf, is t verschiedentlich ber einen iranischen Ursprung oderwenigstens Einflu spekuliert worden. Wenngleich manche Elementede r beiden Gestalten durchaus Parallelen bei iranischen Gottheiten aufweisen, lassen sie sich dennoch auch aus de m indischen Hintergrundzwanglos erklren. Die ungemein bewegte Geschichte de r Region ma gdazu beigetragen haben, da de r Wunsch nach Wiedergeburt inSukhavatI, Amitabhas im Westen gelegenes berweltliches Paradies, oderdie Hoffnung au f das Zusammentreffen mi t Maitreya, die sich im Buddhismus immer v.rieder mi t endzeitlichen Erwartungen verbinden lie,gerade in Zentralasien eine besondere Bedeutung in den religisen Vorstellungen de r Anhnger gewannen.Diese Anschauungen lassen sich nicht nu r aus de m literarischen Erbeerschlieen, sondern auch aus de r Kunst. Hier sind es vor allem diezahlreichen '-\Tandmalereien in den Tempeln un d Hhlenklstern, diede n Untergang des Buddhismus berdauert haben und bis h e u t ~ einenEinblick in die Vorstellungsweltihrer einstigen Bewohner geben. Uberalldort, wo etwa Stifterfiguren dargestellt sind, verraten sie sogar Details v.riedie ethnische Zugehrigkeit de r Anhnger, ihre Kleidung, Frisuren usw.Gleichzeitig ermglichen sie bis zu einem gewissen Grad durch Stilunterscheidungen Perioden unterschiedlicher Einflsse un d durchWechsel de r dargestellten Motive auch de n Wandel in de n Vorstellungenzu erkennen. Am besten bekannt sind inZlVischenwohl die Klosterhhlenvon Mogao bei Dunhuang, deren Malereien nicht nu r durch ihren Umfang - sie bedecken eine Flche von rund 45000 m 2 - , sondern auchdurch ihre Vielfalt und den Reichtum an Formen un d Motiven de nBetrachter berwltigen. Zu de n kaum weniger bedeutenden Kultstttenmi Wandmalereien zhlen die Klosterhhlen von Bzklik in de r TurfanOase, wo sich beispielweise die kurze Phase tibetischer Oberhoheit ineinigen Darstellungen des tantrischen Buddhismus niedergeschlagenhat, die Ruinen von Xoco, ebenfalls in de r Turfan-Oase, ferner Qizil un dKumtura in de r Kuca-Oase, un d Tumsuq im Westen. An de r Sdroute13 Leider sind die einzelnen Kapitel de r Harni-Handschrift verstreut publiziert.Einen bibliographischen berblick gibt Elverskog, Uygur Buddhist Literature,

    S. 139 ff.; s. zustzlich auch H.:J. Klimkeit: "Zum Inhalt der aIttrkischen Maitrisi-mit", Suhr.zlekhah. Festgabe f r Helmut Eimer, ed. M. Hahn u. a., Swisttal-Odendorf1996 (Indica et Tibetica, 28), S. 111-119.

    435

  • 8/3/2019 Jens.uwe.HARTMANN Afgh Zentralasien

    9/10

    11.5 Die Verbreitung des indischen Buddhismus nach Afghanistan un d Zentralasien

    konnte in Miran, sdlich des Lop Nor, ein Heiligtum mi t Wandfreskenausgegraben werden, die aus stilistischen Grnden bereits ins 3.Jh. datiert werden.

    Obschon die Begegnung mit de m Islam nicht berall zum sofortigenVerschwinden des Buddhismus fhrte, ist sein Niedergang doch unmittelbar mit dem Siegeszug jener neuen Religion nach Zentralasien verbunden. Vorbergehend bestanden beide Religionen an manchen Orten noch nebeneinander; in Bmiyan etwa nahmen die Herrscher im8.Jh. zwar de n Islam an, aber buddhistische Klster bestanden nochwenigstens hundert Jahre lang weiter. Bis zu r Jahrtausendwende allerdings war de r Buddhismus im Westen Zentralasiens praktisch verschwunden, und der muslimische Gelehrte Al-BirnI (973-1050), demwir eine bedeutende Indienbeschreibung verdanken, kennt nu r nochletzte Reste de r einstmals bestimmenden Religionjener Gebiete.

    In Khotan scheint de r Buddhismus etwa zur selben Zeit rasch verschwunden zu sein, nachdem die Herrscher um 950 de n Islam angenommen hatten. Lediglich an de r nrdlichen Seidenstrae bestand ernoch einige Jahrhunderte lnger, wenngleich er auch hier um diese Zeitseinen Zenith offenbar bereits berschritten hatte. Sptestens am Endedes 15.Jh. ging er dann schlielich in de r weit im Osten gelegenenTurfan-Oase unter, nachdem dort de r lokale Herrscher in Xoco denMnchen seine Untersttzung entzogen hatte. Zwar blieben Uigurenweiter in Ostturkistan sehaft, aber die Erinnerung an ihre buddhistischeVergangenheit schwand ebenso vollstndig wie bei allen anderen einstmals buddhistischen Vlkern Zentralasiens. Lediglich de n allgemeinenklimatischen Bedingungen de r Region un d solchen Umweltvernderungen, die zu r Aufgabe de r frheren Ansiedlungen fhrten, ist es zu verdanken, da Spuren jener einstigen Kulturen erhalten bleiben konnten;sie lassen un s wenigstens erahnen, welch auerordentliche Bedeutungde r Buddhismus im ersten nachchristlichen Jahrtausend in Zentralasienbesessen haben mu.

    436

    Bibliographie

    Allchin, F. R., u. Norman Hammond (Eds.): The Archaeology of Afghanistan from theearliest times to the Timurid Period, London etc. 1978 (bes. D. W. MacDowal! u. M.Taddei, "The Pre-Muslim Period", S. 233-299).

    Beckwith, Christopher I.: The Tibetan Empire in Central Asia: A History of he Struggle OTGreat Power among Tibetans, Turks, Arabs, and Chinese during the Early lvIiddle Ages,Princeton 1987.

    Brough, John: "Comments on Third-Century Shan-shan an d the History of Buddhism", Bulletin of the School of Oriental and African Studies 28 (1965), S.582-612(= CollectedPapers, ed. Minoru Hara,]. C. Wright, London 1996, S. 276-307).

    Dunnell, Ruth W.: The Great State ofWhite and High: Buddhism and State Formation inEleventh-Century Xia, Honolulu 1996.

    Elverskog,Johan: Uygur Buddhi st Literature, Turnhout 1997 (Silk Road Studies, 1).Emmerick, Ronald Eric: .,Buddhism among Iranian Peoples",The Cambridge History of

    Iran, Bd. 3, ed. E. Yarshater, Cambridge 1983, S. 949-964.- A Gu ide to the Literature of Khotan. Second Edition, Thoroughly Revised an d Enlar

    ged, Tokyo 1992 (Studia Philologica Buddhica. Occasional Paper Series, 3).Franz, Heinrich Gerhard (Ed.): Kunst un d Kultur entla ng der Seidenstrae, Graz 1986.Frumkin, Gregoire: Archaeology in Soviet Cenlral Asia, Leiden 1970 (Handbuch de r

    Orientalistik, VII.3.l).Fussman, Gerard: "Upaya-kausalya. L'implantation du bouddhisme au Gandhara", Bouddhisme et cultures locales, ed . Fumimasa Fukui u. G. Fussman, Paris 1994,S.17-51.

    Gabain, AImemarie von: Das Leben im uigurischen Knigreich von Qoco (850-1250), 2Bde., Wiesbaden 1973 (Verffentlichungen de r Societas Uralo-Altaica, 6).

    Gaulier, Simone, RobertJera-Bezard u. Monique MaiIlard: Buddhism in Afghanistanand CentralAsia, 2 Bde., Leiden 1976 (Iconography ofReligions, XIII, 14).

    Hambis, Louis, u. a. (Ed.): L 'Asie Centrale: histoire et civilisation, Paris 1977.Harmatta,J anos (Ed.): History of Civilizations of Central Asia, Bd. 11: The development of

    sedentary and nomadic civilizations: 700 B. C. to A. D. 250, Paris 1994.Hartmann,Jens-Uwe u. Klaus Wille: "Die nordturkistanischen Sanskrit-Handschrif

    ten de r Sammlung Hoernle (Funde buddhistischer Sanskrit-Handschriften, II)",Sanskrit-Texte aus dem buddhistischen Kanon : Neuentdeckungen und Neueditionen, 2,Gttingen 1992 (SWTF, Beiheft, 4), S. 9-63.Hinber, Oskar von: .,Sanskrit un d GandharI in Zentralasien", Sprachen des Buddhismus in Zentralasien, ed. Klaus Rhrborn u. Wolfgang Veenker, Wiesbaden 1983(Verffentlichungen derSocietas Uralo-Altaica, 16), S. 27-34.

    - "Buddhistische Kultur in Zentralasien un d Mghanistan", Die Welt des Buddhismus,ed. HeinzBechert u. Richard Gombrich, Mnchen 1984, S. 99-107.

    Klimburg-Salter, Deborah: The Kingdom of Bamiyan: Buddhist Art and Culture of theHindu Kush, Naples 1989.Klimkeit, Hansjoachim: "Buddhism in Turkish Central Asia", Numen 37 (1990),S.53-69.

    437

  • 8/3/2019 Jens.uwe.HARTMANN Afgh Zentralasien

    10/10

    II.5 Die Verbreitung des indischen Buddhismus nach Afghanistan un d ZemraJasien

    - Die Seidenstrae. Handelsweg un d Kulturbrcke zwischen Morgen- und Abendland, Kln1988.

    Le Coq, AJbert von, u. Ernst Waldschmidt: Die buddhistische Sptantike in Mittelasien, 7Bde., Berlin 1922-33.

    Litvinsky, B.A.: "Central Asia", Encyclopaedia of Buddhism, ed. G. P. Malalasekera, Bd.IV, Colombo 1979, S. 21-52.

    - "Outline History of Buddhism in Central Asia", Kushan Studies in US.S.R, ed. B.Gafurov u. a., Delhi 1970 (Soviet Indology Series, 3), S. 53-132.

    Nattier, Jan: "Church Language and Vernacular Language in Central i\sian Buddhism", Numen 37 (1990), S. 195-219.

    Ozols, Jakob, u. Volker Thewalt (Ed.): Aus dem Osten des A.lexanderreiches. Vlker un dKulturen zwischen Grient un d Okzident: Iran, Afghanistan, Pakistan, Indien, Kln 1984.

    Petech, Luciano: "The Silk Road, Turfan and Tun-huang in the First MillenniumA.D. "', Turfan and Tun-huang: The Texts. Encounterof Civilizati ons on the Silk Route, ed.A. Cadonna, Firenze 1992, S.I-13.

    Pinault, Georgesjean: "Aspects du bouddhisme pratique au nord du desert du Taklamakan, d'apres les documents tokhariens", Bouddhisme et cultures locales. ed.Fumimasa Fukui u. Gerard Fussman, Paris 1994, S. 85-113.

    Pjotrowskij. Michail (Ed.): Die Schwarze Stadt an der Seidenstrae. Buddhistische Kunst ausKhara Khoto (JO.-13.jh.) , Mailand 1993.

    Salomon, Richard: "A Preliminary Survey of Some Early Buddhist Manuscripts Recentl\' Acquired by the British Library", journal of he American Griental Societ)' 117(1997), S. 353-358.

    Sander, Lore: "Buddhist Literature in Central Asia", Encyclopaedia of Buddhism, ed.G. P. Malalasekera, Bd. IV, Colombo 1979, S. 52-75."The earliest manuscripts from Central i\sia an d the San"sti\-da mission", C(JrollaIranica. Papers in honuurofProf Ih: David NeilMacKen:.ieun theoccasion ufhis 65th binhda)'on April 8th, 1991, ed. R. E. Emrnerick u. D. Weber, Frankfurt 1991, S. 133-150.

    Scharlipp, Wolfgang-Ekkehard: Die frhen Trken in Zentralasien: Eine Einfhrung inihre Geschichte und Kultur; Darrnstadt 1992.

    Schmidt, Klaus T.: ,.Zur Erforschung der tocharischen Literatur. Stand un d Aufgaben", Tocharisch. /l.kten der Fachtagung der Indogermanischen Gesellschaft, Berlin, Sept.1990, ed. B. Schlerath, Berlin 1994 (Tocharian an d Indo-European Studies, Supplernentary Series, 4), S. 239-283.

    Seipel, Wilfried (Ed.): Weihrauch un d Seide: Alte Kultur en an der Seidenstrae,Wien 1996.Snellgrove, David: Indo-Tibetan Buddhism, Boston 1987, S.324-362 ("Traces of Bud

    dhisrn in Central A.sia").Stein, M. Aurel: Andent Khotan. Detailed Report of Archaeological Exploration s in Chinese

    Turkestan, 2 Bde., Oxford 1907.Taddei, Maurizio: ,Afghanistan an d Central i\sia", The Image ufthe Buddha, ed. David

    L. Snellgrove, Paris 1978, S. 178-204.- "Neue Forschungsbelege zur Gandhra-Ikonographie", in: Ozols/Thewalt, Au s

    dem Osten des Alexanderreiches, S. 154-175.Dtz, David A.: A Suroey ofBuddhist Sugdian Studies, Tokyo 1978 (Biographia Philologica

    Buddhica, Series Minor, 3).Waldschrnidt, Ernst: Gandhara, Kutscha, Turfan. Eine Einfhrung in die frhmittelalterli

    che Kunst Zentralasiens, Leipzig 1925.

    438

    Bibliographie

    Yaldiz, Marianne: Archologie und Kunstgeschichte Chinesisch-Zentralasiens (Xinjiang) ,Leiden etc. 1987 (Handbuch de r Orientalistik, VII.3.2).

    Zrcher, Erik: "Han Buddhisrn an d th e Western Region", Thought and Law in Qin andHan China. Studies dedicated to Anthon)' Hulsewe on the occasion of his eightieth birthday,ed. W. L. Idema u. E. Zrcher, Leiden 1990, S.158-182.

    439