Jes 8/2012: Was soll das alles? Warum wir Weihnachten feiern

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DOPPEL- AUSGABE suchen. fragen. finden. Jes . Das katholische Magazin für Braunschweig Dezember 08 . 2012 WAS SOLL DAS ALLES? Warum wir Weihnachten feiern

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Jes. Das katholische Magazin für Braunschweig.

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Rubriktitel

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Jes . Das katholische Magazin für Braunschweig Dezember 08 . 2012

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Editorial . Inhalt

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Sie halten unser Heft zum Fest in den Händen. Weihnachten

taucht fast überall in der Ausgabe auf – und das ist auch gut

so. Das schönste Fest des Jahres steht schließlich vor der

Tür: Wir feiern die Geburt Jesu, wir freuen uns, wenn wir im

Kreise unserer Liebsten sein können. Wir machen Geschen-

ke, wir bekommen Geschenke – mit dem Nebeneffekt, dass

der Einzelhandel dank Gottes Menschwerdung die beste Zeit

des Jahres feiert. Süßer die Kassen nie klingen.

Doch irgendwann ist der Trubel vorbei, alle Pakete sind

gepackt, die Einkaufsstraßen menschenleer. Das Weihnachts-

ereignis naht, und wir können fast sicher sein, in der Kirche

oder zu Hause ein Lied zu hören, das der Popmusiker Paul

Simon mal als „perfekten Song“ bezeichnet hat: „Stille Nacht,

heilige Nacht“ von Franz Xaver Gruber und Joseph Mohr.

Ein Welthit, der Heiligabend 1818 Premiere feierte, geschaf-

fen von einem Kirchenmusiker und einem Pfarrer aus Öster-

reich. Manch einer mag dieses Lied nicht mehr hören, weil es

schon so oft gespielt wurde. Andere können nie genug von

ihm bekommen, weil es sie in seiner schlichten Feierlichkeit

jedes Mal aufs Neue rührt.

Vielleicht ist das Lied deshalb so beliebt, weil es klarmacht:

Die Stille wirkt mehr als jeder Lärm. In der weihnachtlichen

Ruhe, weit weg von der Hektik und den Sorgen des Alltags,

können wir die Zeit finden, uns auf das zu besinnen, was

im Leben wesentlich ist und länger währt als das Glück der

hübsch verpackten Dinge.

Frohe Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr

wünscht Ihnen

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Wenn Sie uns schreiben wollen: Redaktion Jes,

Propsteipfarramt St. Aegidien, Spohrplatz 9, 38100 Braunschweig,

[email protected], www.Jes-braunschweig.de

Volker Röpke, Redaktion Jes

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eingesammeltGeschenke hinter Gittern s. 6

nah dranAlles bereit für die Ankunfteines neuen Erdenbürgers s. 8

gesprächsstoffBestseller-Autor Matussek über Weihnachten s. 12

Leib und seeleKekse als Medizin s. 17

im FokusWas Sie beim Spenden beachten sollten s. 18

entdecktWeltkulturerbe unter Tage s. 22

engagiertDer wohltätige Diakon von St. Aegidien s. 25

Jes JuniorDer Nikolaus und ein Kranz im Advent s. 26

erlebenswertWintertheater in Braunschweig s. 29

TermineMusik und besinnliche Texte zum Jahresausklang s. 30

PS.: Die nächste Ausgabe erscheint im Februar 2013.

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Weihnachtskrippe im XXL-FormatDie Kirche von Polenzko in Sachsen-Anhalt beherbergt die vermutlich größte Weihnachtskrippe Deutschlands. Im chorraum der romanischen Dorfkirche stehen zum Teil über drei Meter große Holzfi guren, die Josef, Maria, das christuskind und die Hirten darstellen. Geschaff en hat sie der Bildhauer Horst Sommer. Die Polenzkoer Kirche ist eines von mehreren Gotteshäusern in Sachsen-Anhalt, die unter dem Motto „Entschlossene Kirchen“ zum Besuch einladen. Im Nachbarort Trüben entsteht eine Osterkirche. www.KirchensTiFTung-zerbsT.de

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230 Euro wollen die Deutschen durchschnittlich in diesem Jahr für Weihnachtsgeschenke ausgeben. Das sind acht Prozent mehr als im Vorjahr. Besonders spendabel sind die 46- bis 55-Jährigen: Sie planen Ausgaben von mehr als 250 Euro. Das hat die Wirtschaftsprüfungs-gesellschaft Ernst &Young herausgefunden. Im vergangenen Jahr standen Spielwaren, uhren und Schmuck, Bücher, unterhaltungselektro-nik und Parfümerie-Artikel ganz oben auf dem Einkaufszettel. Immer häufiger verschenken die Deutschen Gutscheine.

Eingesammelt

weihnachtspakete für HäftlingeDie katholische Gemeinde St. Aegidien möchte Inhaftierten eine Freude machen, die in Braunschweig in Untersuchungs-haft sitzen. Die Gemeinde ruft zu Spenden von 15 bis 20 Euro auf. Mit dem Geld kauft Diakon Detlef Schötz löslichen Kaf-fee, Tabak und Süßigkeiten ein und verpackt die Waren als Weihnachtspakete für Häftlinge, die keine Angehörigen ha-ben, die sie unterstützen.

Kurz vor Weihnachten reicht Schötz die Geschenke an den Justizvollzugsseelsorger Franz-Josef Christoph weiter, der sie hinter Gittern verteilt. Die Gemeinde ruft bereits seit 2007 dazu auf, bedürftige Inhaftierte zu unterstützen. Bis-her konnten Spendenwillige Geld geben oder selbst Pakete schnüren, Letzteres ist aus Sicherheitsgründen nicht mehr erlaubt. Daher bittet die Gemeinde nun ausschließlich um einen finanziellen Beitrag. Die Paket-Aktion sei eine gute Sache, sagt Christoph, man könne den Inhaftierten damit eine große Freude machen. Löslicher Kaffee, Tabak und Sü-ßigkeiten gehören nicht zur Essensgrundversorgung in der Justizvollzugsanstalt. Die Häftlinge müssten diese Waren extra kaufen, doch vielen fehlt dafür das Geld, so Christoph. Der Justizvollzugsseelsorger sagt, er könne es verstehen, wenn Menschen für mutmaßliche Straftäter nicht spenden möch-ten. Zum christlichen Auftrag gehöre es aber, sich um Gefan-gene zu kümmern: „Es gibt auch im Gefängnis Bedürftigkeit.“

Spenden für die Weihnachtspakete können bis zum 20. Dezember

auf folgendes Konto überwiesen werden: Pfarramt St. Aegidien,

Kontonummer 23839301, Bankleitzahl 25010030, Postbank Hannover,

Verwendungszweck: Gemeindecaritas-Aktion JVA. Fragen zu der

Aktion beantwortet Diakon Detlef Schötz unter der Telefonnummer

0531 – 244 90 27.

Er sorgt für eine schöne Bescherung hinter Gittern:

Justizvollzugsseelsorger Franz-Josef Christoph.

Adventsquiz: Jeden Tag gewinnen

Vom 1. bis 24. Dezember lohnt es sich, täglich bei www.bistum-hildesheim.de vorbeizuschauen: Das Bistum Hildesheim versüßt die Tage bis zum Weih-nachtsabend wieder mit einem „Adventsquiz“. Im virtuellen Kalender verbirgt sich hinter jedem Türchen eine Frage. Wer richtig antwortet, kann gewinnen: zum Beispiel eine DVD zur Baugeschichte des Hildesheimer Doms, einen Kalender mit Motiven der Bernwardtür, einen Dom-Regenschirm, eine cD „Himmlisches Jerusalem“ und vieles mehr. Die einzel-nen Türchen des Adventsquiz sind nur am jeweiligen Tag freigeschaltet, sodass die Fragen auch nur dann beantwortet werden können. Das Bistum Hildesheim lost den Tagespreis unter allen richtigen Antworten aus und verschickt ihn an den Gewinner. www.bisTum-hiLdesheim.de

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Eingesammelt

» weihnachten bedeutetein Stück Heimat für mich.«

»was wäre das Leben ohne hoffnung? ein Funke, der aus der Kohle springt und verlischt.« Friedrich Hölderlin

Die Sängerin und Schauspielerin Yvonne Catterfeld (32) freut sich aufs Fest. „Weihnachten mag ich, weil es nicht viele Rituale in meinem Leben gibt und es ein Stück Heimat für mich bedeutet“, sagte sie der Nachrichtenagentur dpa. „Es ist, als wenn man für ein paar Tage zurück zu seinen Wurzeln in die Ver-gangenheit reist, die Zeit und der manchmal rasende Alltag scheinen stillzustehen.“ Sie klappe dann ihr Laptop zu und widme sich ganz der Familie.

» ich glaube, dass selbstder Papst als Mensch zweifelt.«

» Lebensqualität sieht unserSozialsystem nicht vor.«

Karl Wetter (60), Leiter des katholischen Altenpflege-heims St. Hedwig in Braunschweig, ist stolz auf seine ehrenamtlichen Helfer. Diese besuchen die Bewohner regelmäßig, gehen mit ihnen spazieren oder bereiten ihnen auf andere Art und Weise Freude im Alltag. „unser Sozialsystem sieht Lebensqualität nicht vor. Dass wir unseren Bewohnern mehr Lebensqualität ermöglichen können, verdanken wir besonders dem Engagement ehrenamtlich tätiger Menschen. Ich bin ihnen sehr dankbar“, sagt Wetter.

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Ein Video erzählt die Geschichte des Hildesheimer Doms

Schatten viermotoriger Bomber ziehen über die Stadt, wenig später steht der Hildeshei-mer Dom, ein Meisterwerk der Romanik, in hellen Flammen. Jene Zerstörung im Zweiten Weltkrieg war nur einer der dramatischen Höhepunkte in der langen Geschichte des Hildesheimer Doms. In einem 22-minütigen animierten Video hat das Bistum Hildesheim die knapp 1.200-jährige Geschichte seines Domhügels aufgearbeitet und erzählt darin sehr anschaulich das wechselvolle Schicksal von Dom und Domhof. Mit den Mitteln der Animation verdichteten die Graphikexperten des Hildesheimer unternehmens media.plus X, die das Video im Auftrag des Domkapitels er-stellten, die komplizierte Baugeschichte des Domhofs: von der Gründungskapelle Ludwigs des Frommen im Jahre 815 über die erste Kathedralkirche und die imposanten Gottes-burgen der Bischöfe des Mittelalters bis zum Dom, wie wir ihn heute kennen. Das Video mit dem Titel „1.200 Jahre Hildesheimer Dom – Eine Baugeschichte“ entstand unter der wissenschaftlichen Leitung von Professor Karl Bernhard Kruse und Bistumsarchivar Thomas Scharf-Wrede.

Angereichert mit ausführlichem Bonus-material, ist es ab sofort für 14,90 Euro plus Versandkosten im Internet erhältlich.www.domsanierung-shop.de

Die Publizistin Beatrice von Weizsäcker (54) hält den Zweifel an Gott für etwas ganz Normales. „Ich glaube, dass selbst der Papst als Mensch zweifelt“, sagte die Tochter des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker der „Frankfurter Rund-schau“. „Jeder Mensch erlebt doch Enttäuschungen und Schicksalsschläge.“ Mit dem Buch „Ist da je-mand? Gott und meine Zweifel“ hat von Weizsäcker nun ein persönliches Glaubensbekenntnis formu-liert. „Ich glaube an einen Gott, der da ist, egal wo ich bin und wie es mir geht“, sagte sie.

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Der Beginn der christlichen Zeitrechnung: Vor mehr als 2000 Jahren kam in einem Stall Jesus auf die Welt, Gottes Sohn.

Die Geschichte dieses Wunders wird im Lukas-Evangelium erzählt.

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Nah dran

das wunderDER GEBuRTDie eine hilft, Babys auf die Welt zu bringen, die andere pflegt Mutter und Säugling direkt nach der Entbindung. Die Hebamme Beate Grebe und die Krankenschwester claudia Klingenberg begleiten Frauen, deren Leben durch die Geburt ihres Kindes auf den Kopf gestellt wird. Ein Besuch im katholischen Krankenhaus St. Vinzenz in Braunschweig.

„stress soll gar nicht erst entstehen.

wenn mutter und Vater das gefühl

haben, dass ihr baby bei uns sicher zur

welt kommen kann, hilft das sehr.“

Dass Weihnachten für sie ausfällt, damit muss Beate Grebe in ihrem Beruf rechnen. Es kann sein, dass sie einen Anruf bekommt und in die Klinik eilt, während sich die meisten Menschen zur Bescherung um den

Weihnachtsbaum versammeln oder in den Kirchen einer der berühmtesten Erzählungen der Weltliteratur lauschen: der Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium.

Wer kennt sie nicht, die biblische Geschichte über Jo-sef und seine Frau Maria, die in Bethlehem Jesus zur Welt bringt: „Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Nie-derkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.“

Während die Pfarrer in den Kirchen die wundersame Menschwerdung Gottes schildern, kann es sein, dass Bea-te Grebe mehr als 2000 Jahre nach Beginn der christlichen Zeitrechnung gerade beim Start einer ganz irdischen Lebens-geschichte dabei ist: der Geburt eines Kindes. So wie schon tausende Male in ihrer beruflichen Laufbahn.

Beate Grebe ist Hebamme, seit 28 Jahren. Weil Babys keine Tageszeiten kennen, weil sie kommen, wann sie wollen, und sich nicht um Terminpläne scheren, ist sie rund um die Uhr in Bereitschaft, an Wochenenden und an Feiertagen, sogar an Weihnachten, wenn es sein muss.

Nur im urlaub steht ihr Telefon still

Nur wenn sie Urlaub macht oder eine Fortbildung besucht, bleibt ihr Telefon still. Ansonsten ist die 55-Jährige allzeit bereit, Schwangeren zu helfen, ein neues Leben auf die Welt zu bringen – so wie sie Katja Groenendijk geholfen hat. Die 33-Jährige ist seit wenigen Tagen Mutter von Noah Elija. Im katholischen Krankenhaus St. Vinzenz in Braunschweig kam ihr Sohn zur Welt. „Eine unkomplizierte Geburt“, sagt Beate Grebe und lächelt die junge Mama an, die sich noch ein we-

nig in der Klinik erholt, ehe sie mit ihrem Mann und ihrem Baby nach Hause gehen wird.

Die Anstrengungen der Entbindung habe sie schon fast vergessen, meint Katja Groenendijk: „Im Nachhinein kann ich sagen: Es war ein sehr schönes Erlebnis. Ich bin nur noch glück-lich.“ Für die Hebamme heißt das, sie hat alles richtig gemacht.

Keine Geburt ist gleich. Nicht jede Komplikation, die wäh-rend einer Entbindung auftauchen kann, lässt sich verhin-dern. Aber Beate Grebe tut alles dafür, dass die Schwangere mit möglichst wenig Strapazen gebären kann. Wenn die wer-dende Mutter nicht richtig atmet, leitet sie die Atmung an, sie massiert und lockert die Muskulatur, sie hört zu und beruhigt.

„Stress soll gar nicht erst entstehen. Wenn die Eltern sich gut aufgehoben fühlen und das Gefühl haben, dass ihr Baby bei uns sicher zur Welt kommen kann, hilft das sehr.“ Aus-schlaggebend dafür ist ein persönliches und vertrauensvol-les Verhältnis der Hebamme zu den werdenden Eltern. Um eine gute Beziehung zu ihnen aufzubauen, hat Beate Grebe meist mehrere Monate lang Zeit.Das Krankenhaus St. Vinzenz arbeitet mit Belegärzten und Beleghebammen zusammen – sie sind für werdende Eltern während der gesamten Schwangerschaft zuständig und hel-fen das Kind auf die Welt zu bringen. Der Vorteil für die wer-

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Die Krankenschwester Claudia Klingenberg kümmert sich um Säuglinge, die im Krankenhaus St. Vinzenz zur Welt kommen.

denden Eltern ist, dass die Entbindung nicht von für sie frem-den Geburtshelfern begleitet wird, die zufällig Schicht haben, sondern von vertrauten Gesichtern. Auch während der Wo-chenbett- und Stillzeit sind die Beleghebammen und -ärzte die bevorzugten Helfer für Mutter und Kind.

„Ich wollte unbedingt eine Beleghebamme. Während der Geburt Menschen um mich zu haben, die ich kenne, war mir am wichtigsten. Das hat mir sehr geholfen“, sagt Katja Groe-nendijk. Ihr Kind schlummert seelenruhig in ihren Armen, eingepackt in einen Strampelanzug und Handtücher.

Mit der Geburt dieses kleinen Menschen ist für sie nichts mehr so, wie es vorher war. Sie und ihr Mann werden das Leben neu kennenlernen: das Leben zu dritt, das Leben in Verantwortung für ihr Kind, das nun den Rhythmus ihres Alltags – hin und wieder auch lautstark – bestimmen wird.

Die Pflege von Mutter und Kind ist die Aufgabe der Krankenschwester claudia Klingenberg

Ihre ersten Schritte als Mutter muss Katja Groenendijk nicht allein machen. Profis wie Claudia Klingenberg wissen, wie Neugeborene in den ersten Tagen ihres Lebens versorgt wer-den müssen. Die Krankenschwester arbeitet in der Geburts-hilfe-Station von St. Vinzenz, das bedeutet: permanente Pflege von Mutter und Kind im Drei-Schicht-System. Claudia Klingenberg kontrolliert regelmäßig die Blutwerte aller Pati-

enten, sie wickelt die Neugeborenen, wenn deren Mütter sich ausruhen, sie hilft Frauen, die von der Entbindung noch ganz erschöpft sind, oder sie passt auf, dass sich die Aufregung für Mutter und Kind in Grenzen hält, wenn die Verwandtschaft kommt, um das neue Familienmitglied zu begrüßen. „Manch-mal bin ich auch der Ruhepol, wenn ein Kind ohne Ende schreit und sich die Mutter in diesem Moment überfordert fühlt“, sagt Claudia Klingenberg. Ihre Gelassenheit bezieht die 44-Jährige aus mehr als zwei Jahrzehnten Berufserfah-rung. Außerdem ist sie selbst Mama.

Anderen Mamas Tipps zu geben macht ihr Freude. Sogar Müttern von Zwillingen kann sie spielend Auskunft geben, schließlich hat sie selbst welche zur Welt gebracht. „Ich weiß, wie man zwei Babys gleichzeitig füttert und was man tun kann, wenn beide zur gleichen Zeit wach werden und schrei-en“, sagt sie schmunzelnd.

Solche Herausforderungen hatte Maria in Bethlehem nicht zu meistern. Sie konnte sich auf ein Neugeborenes konzent-rieren. Allerdings ging es reichlich provisorisch zu, als das Christkind das Licht der Welt erblickte: Ein Stall voll Stroh als Geburtsort, kein Arzt ließ sich blicken, auch keine Kranken-schwester oder Hebamme. Die werdende Mutter von heute muss nicht mit einem Stall vorliebnehmen. In St. Vinzenz hat sie die Wahl zwischen zwei modernen Kreißsälen. Über den Kreißbetten an der Decke gibt es einen Sternenhimmel aus

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Hier Hörprobeherunterladen:

Katja Groenendijk mit ihrem

Sohn Noah Elija. Hebamme

Beate Grebe (unteres Foto,

links) half bei der Geburt.

Zur Ausstattung des Kreiß-

saals in St. Vinzenz gehört

auch eine Gebärwanne.

Claudia Klingenberg (rechts)

zeigt, wie werdende Mütter

darin Platz nehmen können.

strahlenden LED-Leuchten, der Entspannung verspricht. Auch eine Geburt in einer bequemen Gebärwanne ist möglich.

Alles steht parat für die Ankunft eines neuen Erdenbür-gers, entstanden aus ein paar mikroskopisch kleinen Anla-gen von Mann und Frau. Sie reichen aus, den Bauplan des Lebens in Gang zu setzen. Neun Monate wächst das neue Leben im Mutterleib heran, ehe es bereit ist, sich durch den Geburtskanal ins Licht der Welt zu wagen.

Dann der erste Atemzug, der erste Schrei des Neugebore-nen, die unmissverständliche Ansage „Hallo Leute, ich bin da!“, ehe das kleine Wesen zum ersten Mal in die Arme seiner über-wältigten, aber stolzen Mutter gelegt wird. Ist das ein Wunder?

Beate Grebe sagt Ja: „Wenn man bedenkt, was die natürli-chen Vorgänge einer Geburt beinhalten, so kann man ihnen nur mit großem Respekt begegnen.“ Diesen Respekt hat sie nie abgelegt. Sie freut sich jedes Mal, wenn eine Geburt ge-klappt hat, wenn sich die unvergleichliche Anstrengung der Mutter in grenzenloses Glück verwandelt und die Eltern vol-ler Rührung und Staunen auf ihr Kind blicken.

Es sind Momente wie diese, die Beate Grebe vergessen las-sen, dass ihr Telefon sie jederzeit aus dem Feierabend reißen kann, und die Claudia Klingenberg dafür entschädigen, dass sie im Schichtdienst ran muss. Ihre Motivation ist: Sie kön-nen Wunder bei der Arbeit erleben, Tag für Tag.

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Kein Freund VOM WEIHNAcHTSMANNGegen den Kitsch und Konsum zum Fest hat das christkind keine chance, sagt der Bestseller-Autor Matthias Matussek im Interview. Der Katholik fordert seine Kirche auf, deutlicher zu machen, worum es Weihnachten wirklich geht. Außerdem verrät er sein Patentrezept gegen Zweifel an Gottes Mensch-werdung und spricht über die Wunder in seiner Weihnachts-erzählung „Die Apokalypse nach Richard“.

Mögen Sie den Weihnachtsmann?Ich habe vor dem Weihnachtsmann als Kind großen Respekt gehabt. Der Weihnachtsmann war bei uns immer verbunden mit Knecht Ruprecht, der eine Rute dabei hatte und alle Misse-taten geahndet hat. Wenn ich an den Weihnachtsmann denke, dann denke ich an Kindheit und eine Mischung aus Freude und Angst. Inzwischen mag ich den Weihnachtsmann aber zuneh-mend weniger, weil er er doch diese kitschige Ablenkung von dem eigentlichen Fest bedeutet, das wir Weihnachten feiern, nämlich die Glückserfahrung, dass Gott Mensch geworden ist.

Dann wird Ihnen auch der Slogan „Weihnachten wird unterm Baum entschieden“ nicht gefallen haben, mit dem eine Elek-trohandelskette im vergangenen Jahr geworben hat.Das ist das, wogegen die Figur Roman, ein polemischer Jour-nalist, in meiner Weihnachtserzählung wütet. Er geht auf

Matthias Matussek, Jahrgang 1954, studierte Amerikanistik und ver-gleichende Literaturwissenschaften in Berlin. Als Journalist arbeitete er zunächst für den Berliner ABEND und den STERN, ehe er zum SPIEGEL kam. Für das Magazin berichtete er vom Fall der Mauer bis zum Tag der deut-schen Einheit aus Ost-Berlin und erhielt für eine seiner Reportagen den Egon-Erwin-Kisch-Preis. Anschließend war er als Korrespondent des Blattes in New York, Rio de Janeiro und London tätig. Von 2005 bis 2007 leitete er das Kulturressort des SPIEGEL, seit 2008 schreibt er als Autor für das Magazin. Außerdem hat er einen Videoblog auf SPIEGEL ONLINE. Matussek verfasste Romane, Theaterstücke und Kurzgeschichten. Mit seinen Büchern „Wir Deutschen“ (2006) und „Das katholische Abenteuer“ (2011) stand er monatelang auf der Bestsellerliste. Kürzlich erschien seine Weihnachtser-zählung „Die Apokalypse nach Richard“. Matussek ist verheiratet, hat einen Sohn und lebt in Hamburg.

eine Demo, am Tag vor Heiligabend. Da sitzt einer im Iran im Knast wegen seines christlichen Glaubens, und die Leute hasten vorbei mit ihren Geschenkbergen und Schnäppchen von „Saturn“. Slogans wie „Weihnachten wird unterm Baum entschieden“ sind für mich Ausdruck der sittlichen Vero-hung und der inneren Leere. Wenn es uns nur noch darum geht, uns mit Geschenken zu überbieten, verlieren wir den Kern dieses Festes aus den Augen.

Sagen die Kirchen angesichts der Vereinnahmung von Weihnachten für Werbezwecke denn deutlich genug „Das ist unser Fest!“?Die Kirche sollte offensiver klarmachen, worum es Weih-nachten geht. Das größte Geschenk ist, dass Gott Mensch ge-worden und in unsere Geschichte gekommen ist. Ich war in diesem Jahr auf dem Katholikentag in Mannheim. Dort gab

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es einen Stand, an dem der Nikolaus verteilt wurde. Das war eine Aktion, um den Weihnachtsmann durch den Nikolaus zu ersetzen. Ich fand das sehr sinnvoll. Der heilige Nikolaus ist ja derjenige, der die Bedürftigen beschenkt hat, der eine soziale Rolle innehatte und eine Emblemfigur für die karitative Kir-che ist. Der Weihnachtsmann dagegen ist eher so eine Kühler-grill-Figur für den satten Wohlstandsbürger, der schon alles hat und sich mit Ersatz-Gefühlen und Kitsch berieseln lässt.

Kann der Glaube an ein armes, wehrloses Kind in der Krippe überhaupt bestehen gegen den Konsumismus von heute?Nein, das geht nicht.

Schlechte Zeiten für das Christkind in der Krippe.Ja, das Christkind hat wirklich zu kämpfen. Das ist die Para-doxie: Wir feiern ein Fest, an dem es um Armut geht. Es ist eine Familie von Vertriebenen, die da unterwegs Rast macht und in erbärmlichsten Verhältnissen Gottes Sohn zur Welt verhilft. Aber gegen diesen Konsumterror und diesen Kleister aus Hollywood-Melodien hat das Christkind keine Chance.

Wie halten Sie es mit Geschenken?Mein Sohn kriegt etwas, aber meine Frau und ich schenken uns eigentlich nichts mehr zu Weihnachten. Wir stiften für wohltätige Zwecke. Das finde ich viel sinnvoller als Geschenke.

Zum Fest sind die Kirchen voll, ansonsten oft leer. Wie erklären Sie sich diesen Wunsch, Weihnachten doch in der Kirche sein zu wollen?Das ist leider Gottes generell der Fall, dass wir Spektakel-Anlässe brauchen, um die Kirche vollzukriegen. Selbst die Glaubensfernsten wollen bei ihrer Hochzeit nicht auf die fei-erliche Handlung in der Kirche verzichten. Auch bei der Be-erdigung ist die Kirche gefragt. Es gibt Momente im Leben, in denen die Kirche auch auf die Glaubensfernsten eine Anzie-hung ausübt. Leider sind das nur diese Schauspiel-Anlässe. Aber das ist halt so, das muss man akzeptieren.

Was bedeutet Ihnen Weihnachten?Es war früher für mich das ganz große Fest des Jahres und mit ganz vielen Erwartungen verbunden – die Adventszeit, der Weihnachtskalender, all diese Folklore. Und es war das Fest der Familie, der große Tag, an dem die Familie wirklich zusammenkommt und sich als Familie erlebt. Ich hatte an Weihnachten immer den Glanz der Familie und des Famili-enereignisses vor Augen. Das war sehr schön.

Und wie feiern Sie das Fest heute?Da muss ich leider sagen: Wir fahren nach Ägypten in den Urlaub (lacht). Also manchmal sind wir an Weihnachten im Ausland, aber wir feiern es immer, indem wir in den Got-tesdienst gehen. Als wir in Thailand waren, haben wir einen wunderbaren Gottesdienst in einer kleinen katholischen Ge-meinde besucht. Ordensschwestern hatten ein Krippenspiel organisiert. Das Kind in der Krippe und diese Ikonographie sind ein ganz wunderbares Erleben. Es war eine sehr schöne Messe, es war das Gefühl, dass überall auf der Welt Weihnach-ten dieses besondere Fest der Familie ist.

In Ihrem neuen Buch „Die Apokalypse nach Richard“ feiern Sie Weihnachten als Fest, das Gräben zuschüttet, Verge-bung stiftet und eine verstreute Familie wieder zusam-menbringt. Ist es ein Plädoyer dafür, solche Momente der Versöhnung als kleine zwischenmenschliche Wunder zu begreifen?Das kann man so sehen. Dass diese Familie wieder zusam-menfindet, ist das eigentliche Wunder in diesem Buch. Da fügt sich eine zerbrochene Ehe wieder zusammen, ein Zwist unter Brüdern wird geheilt. Alle schütteln ihre Vorgeschich-ten ab wie den Schnee auf ihren Jacken und kommen unter dem Weihnachtsbaum zusammen. Richard, der Patriarch der Familie, erlebt das Fest als sein letztes bewusstes Weihnach-ten, weil er in die Demenz abrutscht. Für ihn geht die Welt un-ter, und er verabschiedet sich auf eine gewisse Weise, aber ich möchte jetzt nicht zu viel verraten. Es ist ein Märchen, eine Sehnsuchts- und Hoffnungsgeschichte. Dieses Buch ist ein Plädoyer für die Liebe, die Familie und unsere Aufmerksam-keit Wundern gegenüber. Ich glaube, dass es Wunder gibt.

Zweifeln Sie nie daran, dass Gott Mensch gewordenund wiederauferstanden ist?Doch, aber da hilft beten. Hinknien, die Klappe halten und sich wirklich versenken in das Gebet. Dann tauche ich auch wieder anders auf, mit einer neuen Gewissheit. Ich erlebe so viel, das mir klarmacht: Ich werde gehalten von einer göttli-chen Kraft und einem Du. Der christliche Glaube ist für mich tatsächlich auch ein Beziehungsglaube. Ich rede oft mit Gott, mit meinem Gott. Und dann ist es mir auch egal, ob es ihn gibt oder nicht. Ich rede mit ihm – und dadurch gibt es ihn. Natürlich bin ich nicht auf den Kopf gefallen, natürlich stel-le ich mir Fragen. Zweifel gehören auch dazu, zum Beispiel, wenn es um die Frage geht, warum ein gütiger Gott Leid zu-lässt. Der Glaube ist ein Ringen, aber ein Ringen, das ich ger-ne auf mich nehme.

Matthias MatussekDie Apokalypse nach RichardEine festliche GeschichteAufbau-Verlag, 2012Hardcover, gebunden189 S., 19,5 cm16,99 E

J INTERVIEW: VOLKER RÖPKE

Am 2. Dezember um 18.00 Uhr liest Matthias Matussek aus seinem Buch „Die Apokalypse nach Richard“in der Braunschweiger St.-cyriakus-Kirche, Donaustraße 12.

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Leib und Seele

Seinen Ursprung hat das geflügelte Wort in einem Streit über den Zeitpunkt der Geburt Christi und den Jahres-anfang zu Beginn der neuen Zeitrechnung. „Der Begriff

erinnert daran, dass je nach Gegend und Zeit sowohl am 25. Dezember, am 1. Januar als auch am 6. Januar Jahresbeginn gefeiert wurde“, sagt der katholische Theologieprofessor Manfred Becker-Huberti aus Köln.

Er hat sich ausführlich mit dem Brauchtum zum Jahres-wechsel beschäftigt und weiß, dass sich erst seit dem 17. Jahr-hundert der 1. Januar als offizieller Jahresbeginn festigte: „Die Zeit zwischen den verschiedenen Jahresanfängen, das war die Zeit zwischen den Jahren.“

Vor Christi Geburt begann das römische Amtsjahr am 1. Januar. Ein Datum, das mit dem am ersten Advent begin-nenden christlichen Kirchenjahr in Konflikt geriet. Im Mit-telalter wechselte die Kirche den Neujahrsbeginn mehrmals, bis Papst Innozenz XII. im Jahr 1691 den letzten Tag des Jah-res endgültig festlegte und nach Papst Silvester I. benannte.

Becker-Huberti erzählt von vielerlei Volksbräuchen zwi-schen den Jahren. Vom Neujahrstanz, der für Harmonie steht, die das ganze Jahr über anhalten soll. Von Glücksbrin-gern wie Kleeblättern, Hufeisen und Schornsteinfegern. Weit verbreitet sind heute noch Aberglauben, nach denen in die-ser Zeit keine Wäsche gewaschen, nicht gesponnen und nicht genäht werden darf, um ja kein Unheil heraufzubeschwören. Und angeblich gehen alle Träume dieser Nächte im neuen Jahr in Erfüllung.

Zu den wiederkehrenden Ritualen gehören zudem Neu-jahrsvorsätze, die allerdings oft schnell vergessen werden. Jes gibt Tipps, wie es leichter fällt, auf Zigaretten und Alkohol zu verzichten oder sich mehr zu bewegen.

Nehmen Sie sich nicht drei Dinge gleichzeitig vor. Das kann Sie schnell überfordern. Ein Neujahrsvorsatz reicht – und den wirklich umsetzen!

Stecken Sie sich realistische Ziele, keine utopischen. Sonst sind Sie schnell frustriert und werfen den ganzen Vorsatz bald über Bord.

Kehraus und Neustart

Überlegen Sie zuvor, wie Sie mit Aus-nahmen umgehen wollen. Will ich mich auch am 80. Geburtstag von Tante Hulda am Büfett zurückhalten? Soll ich auch im All-Inclusive-urlaub auf Alko-hol verzichten? Was mache ich, wenn mein Sportprogramm ausfällt, weil ich

Ein Vorsatzreicht

dringend zum Elternabend muss? Wer sich vorher im Klaren ist, wie er mit diesen Fragen umgeht, hat es leich-ter, trotz Ausnahmen in der Spur zu bleiben.

Gewinnen Sie Mitmacher! Sport im Team fällt leichter. Verzicht auf Kalo-rien ist einfacher, wenn in der Familie nicht Eisbein oder Mousse au chocolat auf den Tisch kommen.

Lassen Sie sich nicht zu schnell entmutigen! Wer nicht raucht, weniger nascht oder mehr Sport treibt, entwi-ckelt bald Glücksgefühle – auch wenn es anfangs schwerfällt.

„Zwischen den Jahren“ ist nicht nur eine Redewendung für die Zeit zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag am 6. Januar. Sie bezeichnet auch Tage mit einem ganz besonderen Lebensgefühl. Viele Menschen blicken dann auf das alte Jahr zurück und wagen innerlich einen Ausblick auf das, was kommt.

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Leib und Seele

medizin aus derWeihnachtsbäckerei

In den Klöstern wurden schon früh die selbst angebauten Kräuter in Brote eingebacken und als Heilmittel verteilt. Gesüßt wurde das Ge-bäck mit Honig, einem Nebenprodukt der Kerzenherstellung, die man

für die Kirchen brauchte. Mit dem Beginn der Kreuzzüge im 11. Jahrhun-dert hielten exotische Gewürze Einzug in Europa. Diese waren jedoch ex-trem teuer: Ein Kilo Muskatblüte kostete so viel wie eine Kuh, und Pfeffer wurde zeitweise mit Gold aufgewogen. Viele Klöster waren zu dieser Zeit durch umsichtiges Wirtschaften zu Wohlstand gelangt und konnten die Gewürzwaren bezahlen. Neben den heimischen Heilkräutern rührten die Klosterbäcker von da an auch die neuartigen Gewürze Pfeffer, Mus-kat und Zimt in den Teig. Dabei machten die Kloster-Heilkundigen des Mittelalters die Erfahrung, dass die Zutaten wärmten und in der dunklen Jahreszeit stimmungsaufhellend wirkten. Zudem tat beispielsweise Ing-wer dem Magen gut, und Nelken lösten Hustenschleim. Was im Mittel-alter Erfahrungswissen war, bestätigen moderne Laboruntersuchungen.

Im Laufe der Jahrhunderte stellten auch Bäcker außerhalb der Klos-termauern Lebkuchen her, besonders in Städten entlang der Handels-straßen. Hier waren die nötigen Gewürze am leichtesten zu bekommen. Auf diese Weise wurde übrigens auch Braunschweig zu einer Lebkuchen-stadt, begünstigt durch die nahe gelegene Lüneburger Heide, die die Lie-ferung von Honig sicherstellt.

Weiterführende Informationen:

www.sonnenTor.aT, apotheca Braunschweig (Bezugsquellen für Gewürzmischung

„Nervenkekse“), www.braunschweig.de (Infos zum Braunschweiger Lebkuchen)

Arnd Erbel/Petra Teetz: Kleines Lebkuchenbüchlein – Vom Klostergebäck

zum Weihnachtsklassiker

Nervenkekse nach Hildegard von Bingen

375 g Dinkelmehl (je zur Hälfte Typ 630 und Vollkorn)5 g gemahlener Zimt5 g geriebene Muskatnuss 1 g gemahlene Nelken250 g weiche Butter125 g Honig1 Prise Salz1 Ei

Herstellung: Den Backofen auf 190°c (Ober- und unterhitze) vorheizen. Zwei Backble-che mit Backpapier belegen. Mehl, Zimt, Muskatnuss und Nelken mischen. Butter, Honig und Salz schaumig schlagen. Das Ei einrühren. Mit der Mehlmischung von Hand zu einem sehr weichen Teig verkneten. Den Teig portionsweise in einen Spritzbeutel mit eher großer Sterntülle füllen und Rosetten aufs Blech spritzen. Die Plätzchen im Ofen etwa 15 Min. backen. Mit dem Papier vom Blech ziehen und abkühlen lassen.

Alle Jahre wieder steigt bei den meisten Menschen mit den ersten Wintertagen die Lust auf Lebkuchen mit Zimt, Nelken oder Ingwer. Sind das nur Kindheits-erinnerungen oder steckt mehr dahinter?

SILKE STäDING

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spenden, ABER WEM?Gerade vor Weihnachten bitten viele Hilfsorganisationen um unterstützung ihrer Arbeit. Aber wie sicher ist, dass das Geld auch wirklich dort an-kommt, wo es benötigt wird? Wir haben nachgefragt. Zwei Braunschweiger Organisationen, zwei katholische Hilfswerke und eine bundesweite Einrichtung haben Auskunft gegeben.

Im Fokus

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Die Währung von Alfred Huge heißt „gesundes Gott-vertrauen“. Das hat der Geschäftsführer der Braun-schweiger Tafel schon viele Jahre. Geschadet hat es ihm noch nie. Denn mit diesem Gottvertrauen hat

er es mit seinen Kollegen geschafft, seit 16 Jahren immer genügend Geld mit Spenden einzunehmen, damit die Tafel laufen kann. Und es sind immerhin rund 60.000 Euro, die der Kaufmann und Diakon pro Jahr für den Unterhalt der Tafel benötigt.

Gerade erst haben die 110 ehrenamtlichen Mitarbeiter, die wöchentlich 6.000 Menschen aus 1.700 Haushalten versor-gen, ein neues Auto angeschafft. Möglich wurde das durch eine anonyme Spende in Höhe von 10.000 Euro. „Wir leben vom guten Ruf unserer Arbeit“ sagt Huge. Ein Spendensiegel hat die Braunschweiger Tafel nicht. Das ist auch nicht nötig, sagt das Vorstandsmitglied. Denn was die Menschen bei der Tafel mit den Spenden tun, könne jeder sehen.

Eine ehrenamtliche Buchhalterin kümmert sich um die Finanzen, ein Wirtschaftsprüfer schaut nach dem Rechten, jährlich prüft das Finanzamt. „Gefälligkeits-Spendenbe-scheinigungen“, die gibt’s bei Alfred Huge nicht. Dafür wis-sen die Menschen nur zu gut, wann es Zeit wird. Als 270.000 Euro für den Umbau neuer Räume benötigt wurden, melde-te sich überraschend eine Familie und sagte nach zweiwö-chigen Gesprächen hunderttausend Euro zu. Seitdem sind die Braunschweiger stets als Unterstützer dabei, im Hinter-grund und unerkannt.

Mit einer Wunschliste im Internet wirbt die Lebenshilfe in Braunschweig um Spenden. 5.000 bis 25.000 Euro im

Vierteljahr verbucht Christine Garn von der Lebenshilfe an Spenden. Ob nun für Turngeräte oder Bilderbücher, für Gar-tenmöbel oder einen Rollstuhlesstisch: Für die Arbeit mit behinderten Kindern und Erwachsenen haben die Braun-schweiger eine genaue Liste aufgestellt, was gebraucht wird und was es kostet.

Einige Dauerspender gibt es, für die Spendenarbeit wird aber ansonsten kein großer Aufwand betrieben. „Bettelbrie-fe“ werden nicht verschickt, nur zu Weihnachten werden die Mitglieder angeschrieben, dabei stellt Garn ihnen dann ein Projekt für ihre Weihnachtsspende vor. Das notwendige Geld für die Arbeit an den 30 Standorten rund um Braun-schweig mit 500 Mitarbeitern und 1.500 betreuten Men-schen stammt aus Erlösen und Beiträgen.

Wirtschaftsprüfer und Finanzamt schauen, ob die Lebenshilfe ihre Spenden korrekt verwendet

Viele Stiftungen unterstützen das Engagement der Braun-schweiger Institution, zudem hat die Lebenshilfe selbst eine Stiftung gegründet, die sich um Erbschaften oder Großspen-den bemüht. Jeder Spender erhält nach der Überweisung ein Dankschreiben mit Spendenbescheinigung, ganz genau wird ihm mitgeteilt, wofür sein Geld ausgegeben wird. „Wenn er das möchte, kann er das sogar bei uns nachverfolgen“, sagt Chris-tine Garn. Wirtschaftsprüfer und Finanzamt sind auch bei der Lebenshilfe Garant für eine korrekte Spendenwirtschaft.

Eine Liga darüber spielen die großen katholischen Hilfs-werke. Sowohl Adveniat, das im Advent sammelt, als auch Misereor, das zur Fastenzeit aktiv ist, verfügen über das Sie-

Im Fokus

Geben ist seliger als Nehmen –

aber wird das gespendete Geld

auch richtig verwendet? Lebens-

mittelspenden finden fast immer

den Weg in den richtigen Haushalt.FOTO

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gel des Deutschen Zentral Institutes für soziale Fragen (DZI). Es bescheinigt Mitgliedern eine korrekte Verbuchung und Verwendung der Spenden. Zugleich prüft es aber auch, ob der Aufwand für Verwaltung und Werbung nicht zu hoch ist.

Für Misereor aus Aachen, das Hilfswerk, das in den armen Ländern des Südens Projekte unterstützt, gab es bisher im-mer Bestnoten. Nur rund 6,2 Prozent werden für Verwaltung und Werbung ausgegeben, sagt Spendenchef Andreas Loh-mann. Über 60 Millionen Spenden pro Jahr fließen an das große Hilfswerk, zusätzlich kommen noch knapp 108 Milli-onen öffentliche Mittel aus der Entwicklungshilfe. Das sorgt dafür, dass bei Misereor immer alles doppelt bis dreifach ge-prüft wird. Im eigenen Hause, von der Bundesregierung und dem Finanzamt.

Ähnlich ist es bei Adveniat aus Essen, das größtenteils in La-teinamerika aktiv ist. Auch ihm bescheinigt das DZI, sehr gut abzuschneiden, wenn es um Verwaltung oder Werbung geht. Da das Spendensiegel des DZI wiederum viel Geld kostet, kön-nen es sich nur große Organisationen leisten, ihre Buchhal-tung entsprechend den Richtlinien des DZI aufzubauen.

Es ist ein Weg, den der Volksbund Deutsche Kriegsgräber-fürsorge (VDK) aus Kassel nicht geht. Rund 30 Millionen Euro an Spenden sammelt der VDK in jedem Jahr für seine Arbeit: die Suche nach den Toten der Weltkriege sowie die Pflege ih-rer Gräber. Ein Vorhaben, das noch viele Jahre in Anspruch nehmen wird und viel mit Völkerverständigung zu tun hat.

Das Spendensiegel will Martin Dodenhoeft, Chef der Spendenabteilung, trotzdem nicht beantragen. Das koste rund 14.000 Euro Prüfgebühren, hinzu kämen der Antrags-aufwand sowie die Mehrkosten für die Buchhaltung. Das sei nicht notwendig, der Volksbund habe rigorose interne Prüfkriterien. Die muss er auch haben, der Schirmherr ist schließlich kein Geringerer als der Bundespräsident. Die rund 700.000 Spender würden aber nie nach Spendensie-geln fragen, sie vertrauten dem VdK, so Dodenhoeft. J

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So spenden Sie richtig

Spenden Sie für Projekte, die Sie kennen oder die bei Ihnen vor Ort sichtbar sind. Dort können Sie auch direkt nachfra-gen, ob Ihr Geld wirklich ankommt. Nicht alle Organisationen ohne Spendensiegel sind unsichere Partner für Sie. Kleine können sich die Siegelgebühren für die Prüfung nicht leis-ten, manche Große haben eigene Verpflichtungserklärungen zum sorgsamen umgang mit den Spenden. Fragen Sie nach, ob Sie den Weg Ihrer Spende nachverfolgen können.

Wählen Sie bei überregionaler Hilfe große und renommierte Organisationen aus. Ob mit oder ohne Spendensiegel, sie werden einen Rechenschaftsbericht haben, der sich über das Internet einsehen lässt. Danach können Sie entscheiden, ob es die richtige Organisation für Sie ist.

Haben Sie spezielle Interessen, wie Hilfe in Nordostindien oder Alphabetisierung in Afrika oder Landbauernprojekte in Peru, dann finden Sie über das Internet Organisationen, die dort helfen. Sie haben oft eine ganz kleine Verwaltung. Fragen Sie dort im Zweifelsfall in der Buchhaltung nach, wie die Spenden verbucht und kontrolliert werden. Verfügen

Organisationen über eine Gemeinnützigkeitsbescheini-gung des Finanzamtes, heißt das, dass dort in der Regel sehr genau geprüft und auch nachgefragt wird, wenn es zu hohe Verwaltungsausgaben gibt.

Die Spendenbereitschaft der Deutschen ist groß. Nach Angaben des Deutschen Spendenrats haben die Bundes-bürger im Jahr 2011 rund 4,3 Milliarden Euro gespendet. Viele Organisationen schicken gerade vor Weihnachten Spendenbriefe. Sie tun dies, weil sie dringend auf Spen-den angewiesen sind. Die Spendenbriefe informieren in der Regel auch über die einzelnen Projekte, für die um Geld gebeten wird. Spenden lassen sich als Sonderausga-be von der Steuer absetzen.

Misstrauen ist angebracht, wenn Sie zu einer Spende gedrängt werden. Wer seriös um Spenden wirbt, übt kei-nen Druck aus. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen und der Deutsche Spendenrat haben im Internet Ratschläge für Spender zusammengetragen: www.dzi.de/spenderberaTung/spenden-Tipps

Das Hilfswerk Adveniat bittet unter anderem um Spenden

für arme Kinder in Bolivien.

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22 Jes 08 . 2012

mit „glückauf“ werden besucher am rammelsberg bei goslar willkommen geheißen. der traditionelle gruß beschreibt die hoffnung der bergleute, dass sie glücklich die schätze des berges heben und gesund ans Tageslicht zurückkehren mögen. heute sind es nicht mehr die be-gehrten erze, sondern zeugnisse einer tausendjährigen montangeschichte in einer unvergleichlichen industrie-landschaft, die als weltkulturerbe im museums- und besucherbergwerk rammelsberg gehütet werden.

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Entdeckt

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Dunkel und ein wenig unheimlich gähnt das Mund-loch des Roederstollens. Ein kühler Windzug und von der Decke tropfendes Wasser lassen die Besu-cher frösteln. Aber zum Glück gibt es heute in dem

über 200 Jahre alten Stollensystem elektrisches Licht und den Grubenführer Hendrik Grüger. An diesem Mittwoch be-fährt er mit einer 26-köpfigen Gruppe den Berg und erklärt gleich: „Das heißt bei Bergleuten so, wir laufen natürlich“.

Der Grubenführer passt auch auf, dass niemand verloren geht beim Auf und Ab über hölzerne und eiserne Treppen, die 25 Meter in die Tiefe führen. Von den Decken und Wän-den hängen Trauben und Zapfen in Grün, Braun, Blau und Weiß. Es sind Metallverbindungen, Vitriole, die aus Kupfer, Eisen, Mangan und Zink entstandenen sind. „Nicht kosten, das gibt fürchterliche Bauchschmerzen“, warnt Grüger.

Bergwerk, Altstadt und Wasserwirtschaft gehören zur Welterbeliste der uNEScO

Die Harzer Berge sind ein beliebtes Touristen-Ziel. Aber dass die Wälder, Gewässer und großartigen Fachwerkhäuser in Gos-lar zu einer uralten Industrielandschaft gehören, wissen viele Besucher nicht. Der Rammelsberg und die Goslarer Altstadt sind 1992 als herausragendes Zeugnis europäischer Montange-schichte in die UNESCO-Liste des Welterbes eingetragen wor-den. Rund um die Frankenberger Kirche wohnten im 16. Jahr-hundert die Bergarbeiter in Buden, die noch heute existieren. An der Marktkirche errichteten die reichen Bergherren ihre eindrucksvollen Häuser wie das „Brusttuch“ des Johann Tillig.

2010 wurde die historische Bergbauregion um die Ober-harzer Wasserwirtschaft erweitert, die jetzt auch zum UNESCO-Welterbe zählt. Das Wasser aus den bereits im 16. Jahrhundert angelegten Teichen, Gräben und Kanälen war lange Zeit für die Harzer Montanbetriebe die einzige Ener-giequelle zum Antrieb von Rädern und Pumpen.

Diese einmalige Ansammlung industrieller Kulturdenk-mäler begeistert nicht nur Wissenschaftler. Nach der Still-legung im Jahr 1988 ist das Erzbergwerk schrittweise in das Besucherbergwerk und das Bergbaumuseum Rammelsberg umgewandelt worden. Den Mittelpunkt des übertägigen Be-reichs bilden die Zechengebäude aus den 30er-Jahren.

Im ehemaligen Magazingebäude wird unter anderem der Einfluss der Arbeit auf das Leben des Menschen gezeigt. Zur Einstimmung hängen am Eingang Banner mit Zitaten aus der Bibel, aus Friedrich Schillers „Glocke“, aus Schriften Karl

Marx’ und sogar aus dem Märchen vom Schlaraffenland. In der Aufbereitung sind die Mineralien ausgestellt, die in der Tiefe des Berges gewachsen sind.

Die Besuchergruppe um Hendrik Grüger steht inzwischen staunend vor hölzernen Kehrrädern mit mehr als acht Me-tern Durchmesser. Kehrräder heißen so, weil sie Förderkörbe im Wechsel auf und ab befördern können. Sie wurden bereits im 16. Jahrhundert in Bergwerken eingesetzt.

Es war der Bergbeamte Johann Christoph Roeder, erläu-tert der Grubenführer, der um das Jahr 1800 mit einem ausgeklügelten Kanal-Rad-System aus dem alten Bergwerks-betrieb eine moderne Erzgrube machte. Er nutzte das Stau-Wasser des vergrößerten Herzbergteiches, sodass das Erz aus dem Berg befördert werden konnte und die Gruben entwäs-sert wurden.

Nach einer guten Stunde in der Unterwelt geht der Auf-stieg zurück ans Tageslicht über steile Leitern mit insgesamt 101 Stufen. Alle Führung beginnen in der Mannschaftskaue, in der sich einst die Bergleute zur Schicht umzogen. Dort hängen an der Decke noch die Mäntel und Ausrüstungen der ehemals hier tätigen Bergleute.

Im Dezember zieht der „Weihnachtliche Rammelsberg“ jedes Jahr tausende Besucher an.

Der Roeder-Stollen erstrahlt dann im Kerzenschein, außerdem gibt es Weihnachtsmärkte über und unter Tage.FOTO

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24 Jes 08 . 2012

Entdeckt

Bis zur Schließung des Bergwerks waren schätzungsweise 27 Millionen Tonnen Erz aus dem Berg herausgeholt worden, berichtet Hans-Georg Dettmer, wissenschaftlicher Mitarbei-ter des Museums. Lange Zeit waren Wissenschaftler über-zeugt, dass der Beginn der Montangeschichte am Rammels-berg auf das Jahr 968 festgelegt werden könnte. Doch dann belegten archäologische Funde, dass Erzlagerstätten am Rammelsberg schon in der Bronzezeit um 1100 vor Christus bekannt waren.

Anfangs war es Kupfererz, das abgebaut wurde, da Kupfer neben Zinn für die Herstellung von Bronze benötigt wurde. Berühmte bronzene Kunstwerke des Hochmittelalters wären ohne die reichen Erzfunde aus dem Harz wohl nicht entstan-den: der Braunschweiger Burglöwe, der Goslarer Krodo-Altar und die Hildesheimer Christussäule.

„Doch das Kupfererz enthielt auch Silber, und wer Silber besaß, konnte daraus Münzen schlagen“, gibt Dettmer zu be-

Führungen und Veranstaltungen

Täglich werden Führungen über und unter Tage angebo-ten. Die Einfahrt in den Roederstollen, eine Tour mit der Grubenbahn, eine Seniorentour oder eine vierstündige Abenteuerführung durch den 800 Jahre alten Rathstiefs-tenstollen machen den Besuch zum spannenden Erlebnis.Im Museums- und Besucherbergwerk Rammelsberg gehören geführte Wanderungen zur Oberharzer Wasser-wirtschaft und in die Altstadt von Goslar, Sonderausstel-lungen, an die 40 Veranstaltungen pro Jahr und Themen-führungen zum Rahmenprogramm. Darunter ist auch die Führung „Bergbau und Literatur“, die unter anderem an Johann Wolfgang von Goethes Harzreisen in den Jahren 1777 bis 1784 und seinen Besuch des Bergwerks erinnert. Pädagogisch geschulte Grubenführer bieten für Schul-klassen ein museumspädagogisches Progamm an. Die übertägigen Anlagen können die Besucher allein und mithilfe eines Audio-Guides erkunden.

Weltkulturerbe Rammelsberg, Museum und Besucherbergwerk

Bergtal 19, 38640 Goslar, Telefon 05321 750

Anmeldung für Gruppen, Führungen im Rathstiefsten Stollen

und fremdsprachliche Führungen unter 05321 750122.

Veranstaltungskalender, Eintrittspreise und viele

Informationen unter www.rammeLsberg.de

Im Dezember zieht der „Weihnachtliche Rammelsberg“

mit Lichterfest und Weihnachtsmarkt jedes Jahr tausende

Besucher an. Dieses Jahr wird die Veranstaltung am

Sonnabend, 15. Dezember von 14.00 bis 18.00 uhr (Eintritt 7 Euro)

und am Sonntag, 16. Dezember von 11.00 bis 17.00 uhr

(Eintritt 8 Euro) angeboten.

Der Bahnhof der Grubenbahn und die Mannschaftskaue,

an deren Decke noch die Mäntel und Ausrüstungen der

ehemals tätigen Bergleute hängen, gehören zu den vie-

len Sehenswürdigkeiten des ehemaligen Erzbergwerks.

Bis 1988 wurde hier Bergbau betrieben.

denken. In Goslar geprägte Silbermünzen waren bereits im späten 10. Jahrhundert im Umlauf. Bleierze spielten ab dem 15. Jahrhundert eine wichtige Rolle, Zink im 20. Jahrhundert, sodass die Lagerstätte zu einem bedeutenden machtpoliti-schen Faktor wurde. Die Rechte an dem Bergwerk waren ent-sprechend begehrt. Vor tausend Jahren wurde der Bergbau unter königlicher Regie betrieben. Dann wechselten sich die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg als Lehnsherren, die Stadt Goslar und welfische Fürstenhäuser als Besitzer ab, bis der Rammelsberg 1874 unter Preußische Berghoheit kam.

Eigentümer waren nun der preußische Staat und das Her-zogtum Braunschweig. Die Nationalsozialisten prägten ab 1935 mit dem Bau neuer Übertageanlagen das Gesicht des Berges. Die Gebäude der Industrie-Baumeister Fritz Schupp und Martin Kremmer gelten neben der Kaiserpfalz als Wahr-zeichen Goslars. ILONA SOuRELL

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Detlef Schötz kümmert sich darum, dass bedürf-tige Menschen regelmäßig Lebensmittel oder Kleidung erhalten können. Vor allem aber hat der Diakon von St. Aegidien ein offenes Ohr und ein großes Herz für die Nöte der Armen.

helfer in der Not

Mit ehrenamtlicher

Hilfe organisiert Diakon

Detlef Schötz eine

Essensausgabe für

Bedürftige im Propstei-

pfarramt St. Aegidien.

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25Jes 08 . 2012

Am Beginn des Lebens von Detlef Schötz steht eine Flucht. Es ist 1960, ein Jahr vor dem Mauerbau. Detlef Schötz ist gerade mal zwölf Monate alt, als seine Eltern mit ihm aus seinem Geburtsort Lübben im Spreewald in einer Nacht-und-Nebel-Aktion über Berlin in den Westen fliehen.

„Sie haben damals geahnt, dass die DDR kein freiheitli-cher Staat sein würde. Außer mir hatten sie nichts, als sie nach Pforzheim zur Mutter meines Vaters kamen. Ihre ers-ten Möbel waren Obstkisten, bis zum Eigenheim war es ein langer Weg für meine Eltern“, sagt Schötz. Von ihnen hat er gelernt, was es heißt, nicht aus der Fülle leben zu können.

Die zweite maßgebliche Erfahrung, die Schötz geprägt hat, war ein schwerer Unfall, den er mit 18 Jahren hatte. Das Auto, in dem er saß, überschlug sich mehrfach. Doch er blieb – bis auf ein paar Schrammen – unversehrt. „Ich habe ein zweites Leben geschenkt bekommen“, sagt er, „seitdem weiß ich, dass es Wichtigeres gibt als nach materiellen Gütern zu streben.“

Heute kümmert sich Detlef Schötz um Menschen, die am Rande des Lebens stehen, am Abgrund, die schwer krank sind oder abhängig von Drogen, die kein Dach über dem Kopf haben, denen es an fast allem mangelt, um ein men-schenwürdiges Dasein zu führen. Der 53-Jährige ist Diakon der Gemeinde St. Aegidien in Braunschweig. Er unterstützt den

Pfarrer, Propst Reinhard Heine, in der Seelsorge, vor allem aber ist er für soziale und wohltätige Aufgaben zuständig. „Ich diene den Armen“, sagt Schötz.

Jeden Dienstag organisiert er mit ehrenamtlicher Unter-stützung eine Lebensmittelausgabe im Propsteipfarramt. Not leidende Menschen erhalten hier Waren, die der Braunschwei-ger Tafel gespendet wurden. Bedürftige Häftlinge können sich zu Weihnachten über löslichen Kaffee, Tabak oder Süßigkeiten freuen, seit Schötz vor ein paar Jahren eine Spendenaktion für Inhaftierte ins Leben rief (siehe Seite 6).

Der Diakon ist auch für die Kleiderkammer am Kirchort St. Joseph zuständig, deren ehrenamtliche Helfer zweimal pro Woche gespendete Kleidung an diejenigen abgeben, die kein Geld haben, sich neue Sachen zu kaufen. Und er deckt mit weiteren helfenden Händen einmal pro Monat einen Mittagstisch und zweimal im Monat in St. Joseph einen Früh-stückstisch für Bedürftige.

Rund 40 Menschen kommen meist zusammen, um ge-meinsam mit den „Tischdeckern“ zu essen und Erfahrun-gen auszutauschen. Bei dieser und anderen Gelegenheiten wird Schötz, der auch Ortsseelsorger der Malteser ist, oft mit schweren menschlichen Schicksalen konfrontiert.

Manchmal nimmt ihn dieses Leid so sehr mit, dass er auf dem Nachhauseweg zu seiner Familie am Südsee Halt macht, sein Rad abstellt, sich auf eine Bank setzt und Gott bittet, ihm einen Teil seiner seelischen Last abzunehmen. Er sagt: „Ich kann die gesellschaftlichen Missstände nicht ändern, aber ich kann die Menschen in ihrer Not ernst nehmen und ihnen helfen, soweit es mir möglich ist.“

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Schon vor Jahren hat eine umfrage bei Kindern er-geben, dass Sankt Nikolaus ihr Lieblingsheiliger ist. Kein Wunder, denn an seinem Gedenktag während der Adventszeit, am 6. Dezember, bekommen sie kleine Geschenke – in Erinnerung an die guten Taten des heiligen Mannes.

Sankt Nikolaus und der Advent

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Bischof statt Weihnachtsmann

Weihnachtsmänner begegnen uns in der Adventszeit vor je-dem Kaufhaus, doch nur wenige wissen, dass sie ihren Ur-sprung in einem heiligen Mann haben: Bischof Nikolaus. Er lebte um 300 n. Chr. in der heutigen Türkei und war Bischof der Hafenstadt Myra. Heute heißt die Stadt Demre. Seine Eltern hatten ihm ein kleines Vermögen hinterlassen, aber Nikolaus war ein bescheidener Mann. Er lebte einfach und teilte seinen Besitz mit den Armen. Oft half er, ohne sich zu zeigen. Von ihm sind viele Geschichten überliefert.

So soll er einem armen Mann, der vor lauter finanziellen Sor-gen seine ältesten Kinder verkaufen wollte, Beutel mit Gold durchs Fenster geworfen haben. Ebenso auch einem Vater, der kein Geld hatte, um seine drei Töchter zu verheiraten. Auch Wunder soll er getan haben, wie das Getreidewunder, als in Myra eine große Hungersnot herrschte. So erzählt eine Legende, dass Nikolaus einen Sturm beruhigte, der die Ge-treideschiffe daran hinderte, in den Hafen einzulaufen. Und in einer anderen überredete er die Schiffer, einen Teil des Getreides, das für den römischen Kaiser bestimmt war, in Myra zu entladen. Doch beim Ausladen zeigte sich, dass das Getreide im Schiff nicht weniger wurde .

Bischof Nikolaus starb am 6. Dezember zwischen 345 und 348. Das genaue Todesjahr ist nicht überliefert. Weil die Men-schen ein Vorbild in ihm sahen, verehrten sie ihn gleich nach seinem Tod als Heiligen.

Warten auf die Geburt

Ursprünglich war die Adventszeit eine Fastenzeit, die aber schon vor langer Zeit abgeschafft wurde. Geblieben sind die vier Adventswochen. Advent heißt Ankunft oder Erwartung. Erwartet wird die Geburt, die Menschwerdung Jesu an Weih-nachten. Kindern kommt die Zeit bis Weihnachten manch-mal sehr lang vor. Sie fragen dann: „Wann ist denn endlich Weihnachten?“

Diese Kinderfrage hatte der evangelische Theologe und Er-zieher Johann Hinrich Wichern vom „Rauhen Haus“, einer Art Kinderheim in Hamburg, irgendwann satt. So kam er 1839 auf die Idee des ersten Adventskalenders. Er gestalte-te einen Adventskranz mit vier großen Kerzen für die vier Adventssonntage und dazwischen für jeden Wochentag eine kleine Kerze. So konnten die Kinder sehen, wie die Zeit bis Weihnachten immer kürzer wurde. Daraus hat sich der Ad-ventskalender mit 24 Türchen entwickelt.

Den Wichern-Kranz gibt es noch. Allerdings sind fast überall die Tages-Kerzen verschwunden. Geblieben ist der Advents-kranz mit den vier Sonntags-Kerzen. Die Sonntage im Advent sind kleine Höhepunkte in der düsteren Zeit vor Weihnach-ten. Durch das Entzünden jeweils einer weiteren Kerze soll die Welt heller werden. Die Lichter stehen für die Vorfreude auf die Geburt Jesu und sind Zeichen dafür, sich auf diese Ankunft vorzubereiten. Eine große Gestalt in der Bibel, Jo-hannes der Täufer, ruft den Menschen damals wie heute zu: „Kehrt um, bereut, was ihr Falsches getan habt, und bereitet dem Herrn den Weg.“

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Gesehen, gelesen, gehört

Swana Seggewiß im morgenkreis advent feiernWie schön ist doch die besinnliche Adventszeit mit stillen Momenten, den vielen Liedern und der Vorfreude der Kinder. Der Morgenkreis im Kindergarten wird so ein ganz besonderes Ritual. Für alle, die den Nikolaus gerne mit einem neuen Lied begrüßten möchten, bietet dieses Praxisbuch ge-nügend Anregungen und flotte Songs, die durch die beiliegende CD erlernt werden können. Martin Göths Lieder sind religiös und dennoch mitreißend. Die Ideen, Geschichten und Lieder sind nicht alle längst bekannt, ansprechend und von der zeitlichen Dauer gut für den Morgenkreis geeignet. Die Beiträge werden ganzheitlich betrachtet, bauen aufeinander auf, können jedoch auch als ein-zelnes Element herausgegriffen werden. – Ein wirklich umfassendes Praxisbuch für die schönste Zeit im Jahr, das mit Sicherheit allen entgegenkommt, die selbst kein Instrument spielen. Viele der Ideen sind übrigens auch für Eltern bestens geeignet. Sehr empfehlenswert.2011, Don Bosco Verlag, 19,95 €

Marie-Aude Murail Vielleicht sogar wir alleMutter Lehrerin, Vater Filialleiter einer Speditionsfirma, Bruder hochbegabt – das sieht zunächst nach einer glücklichen Familie für Charlie aus. Aber glücklich sind sie alle nicht! Die Mutter leidet unter der Diskrepanz zwischen ihren Schülern der Vorschulklasse und absurden pädagogischen Anforderungen, dem Vater drohen Entlassungen seiner Angestellten, vielleicht sogar die eigene, der Bruder wird gemobbt und Charlie selber, die eigentlich Charlene heißt, findet keine echten Freunde. – Amüsant, oft zum Lachen komisch und mit charmanter Ironie beschreibt die Autorin den täglichen Wahnsinn der modernen Gesellschaft. Ihre Sympathie gilt dabei den Unangepass-ten, die einen Weg suchen, sich diesem Wahnsinn zu entziehen und dabei ihr Glück finden. Ähn-lich wie in ihrem Vorgängerroman „Simpel“ stellt sie all diejenigen in positives Licht, die durch Menschlichkeit für eine bessere Welt sorgen. Sehr empfehlenswert.2012, Fischer, 12,99 €

Literatur

Pueri cantores hört die engel jubelnd singenWer die jungen Chorsänger der Singschule St. Aegidien in Braunschweig, die Pueri Cantores, hören möchte, kann in die Kirche gehen – oder sich die Musik in die eigenen vier Wände holen. Auf der CD „Hört die Engel jubelnd singen“ zeigen die rund 40 Kinder und Jugendlichen unter der Leitung von Regionalkantor Bernhard Schneider ihr Können. Zu hören ist weihnachtliche Chormusik: Bearbeitungen be-kannter Melodien wie „Maria durch ein Dornwald ging“ und „Stille Nacht, heilige Nacht“, aber auch reizvolle Werke, die nicht zum gängigen Weihnachtsrepertoire zählen. Darunter sind Stücke von Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts wie Rheinberger, Fauré, Reger, Dyson, Chilcott und Guilmant. Alle Chorstücke werden von Bernhard Schneider an der großen Klais-Orgel der Kirche St. Aegidien beglei-tet. In sechs Stücken erklingt die Orgel allein.Die Weihnachts-cD, erschienen bei „Klangexzellenz“, ist im Fachhandel für 19,90 €

erhältlich. Im Pfarrbüro St. Aegidien, Spohrplatz 9, 38100 Braunschweig, kann sie für 10 €

erworben werden. Das Geld aus dem cD-Verkauf kommt der chorarbeit zugute.

Hörbuch

Der Borromäusverein e.V. aus Bonn unterstützt uns bei der Bücherempfehlung.

Weitere Informationen: www.borromaeusVerein.de

roman

sachbuch

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Erlebenswert

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die „braunschweiger weihnachtsgeschichte“Winterheater im historischen Spiegelzelt

Rund 9.000 Besucher

kamen im vorigen Jahr zu

den 22 Vorstellungen der

„Braunschweiger

Weihnachtsgeschichte“.

K A R I N D Z I O N A R A

Ja, das Krippenspiel gehört zu den Klassikern in der Weih-nachtszeit. Für Kinder ist es oft die erste Begegnung mit dem Theater. Viele Erwachsene erinnern sich später gern an ihre Rollen – als Josef, Maria oder Engel, dem biblischen Perso-nal nach dem Lukas-Evangelium. Die Weihnachtsgeschich-te prägt das Gemeindeleben, doch selbst kirchenentwöhnte Großstadtflaneure und notorische Weihnachtsskeptiker lieben die vielleicht berühmteste Geschichte der Welt – die Geburt Jesu unter widrigen Umständen in einem Stall, Och-se und Esel als Zeugen, jubilierende Engel am Himmel und staunende Hirten auf dem Feld.

In Braunschweig führt die Spur in die Oker-Stadt der Nachkriegszeit. In diese Atmosphäre verlegen der Autor und Regisseur Peter Schanz, vormals künstlerischer Direktor am Staatstheater Braunschweig, und der Leiter der Jazz-Kantine Christian Eitner das Geschehen um Josefs Kleinfamilie.

Es ist dunkel in Brunswiks verschneiten Straßen, ein Paar sucht verzweifelt einen Platz zum Übernachten, doch alle Unterkünfte in der Innenstadt sind belegt. Das behaupten zu-mindest die Wirte. So landen Josef und Maria in einem alten Schuppen, und die erschöpfte Frau bringt ihr Kind zur Welt ...

Im vergangenen Jahr feierte die „Braunschweiger Weih-nachtsgeschichte“ mit traditionellen, jazzigen und heuti-gen Weihnachtssongs in der Interpretation der bundesweit erfolgreichen Jazz-Kantine in dem nostalgischen Spiegelzelt

an der Martinikirche Premiere. Der Erfolg war überwälti-gend, rund 9.000 Besucher kamen zu insgesamt 22 Vorstel-lungen. Daran wollen die Veranstalter des Wintertheaters in diesem Jahr anknüpfen – mit ihrem vorwiegend heiteren Weihnachtsspiel, besinnlichen Zwischentönen, drei Schau-spielern und fünf Musikern auf einer großen, runden Bühne mitten im Publikum.

Den entscheidenden Impuls zur Inszenierung der bib-lischen Überlieferung gab übrigens der heilige Franz von Assisi: Um den Menschen die christliche Geburt besonders wirkungsvoll zu präsentieren, verlegte Franziskus, hier ganz Pädagoge, das Szenario aus der Kirche in den Wald, damals mit echten Ochsen und Eseln. Dieses frühe mittelalterliche „Open-Air-Theater“ im Winter 1223 gilt als Geburtsstunde des Krippenspiels. Bis heute wird die Weihnachtsgeschichte immer wieder neu und weiter erzählt, häufig auch mit Lokal-kolorit. In Hamburg etwa wurde das weihnachtliche Wunder sogar im Kiez verortet. Als Sozialdrama auf der Reeperbahn.

Die „Braunschweiger Weihnachtsgeschichte“ wird bis zum

16. Dezember im Spiegelzelt an der Martinikirche gespielt.

Karten unter 0531 31055310 und unter www.winTerTheaTer.de

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Termine

30 Jes 08 . 2012

Leseabend am Kamin19. Dezember, 20.00 uhrEine faszinierende Geschichte über Toleranz, Weisheit und die ungewöhnliche Freundschaft zwischen einem jüdischen Jungen und dem muslimischen Besitzer eines Kolonialwarenladens in Paris ist die Erzählung „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“ des französischen Schriftstellers Éric-Emmanuel Schmitt. Der Braunschwei-ger Autor und NDR-Redakteur Andreas Döring liest die Geschichte vor. Veranstaltet wird der „Leseabend am Kamin“ von der evangelischen Studierendengemeinde und dem katholischen Hochschulzentrum in Braunschweig in den Räumen der ESG (Pockelsstraße 21).

silvesterkonzert in st. aegidien31. Dezember, 21.00 uhrVirtuose Orgelmusik und besinnliche Texte verspricht das Silvesterkonzert in der katholischen Hauptkirche St. Aegidien in Braunschweig. Regionalkantor Bernhard Schneider spielt an der großen Klais-Orgel das „carillon de Westminster“ op. 84/6 von Louis Vierne, Präludium und Fuge D-Dur BWV 532 von Johann Sebastian Bach und die Symphonie gothique op. 70 von charles-Marie Widor. Zwischen den Orgelsätzen rezitiert der Pastoral-referent Siegfried J. Mehwald von der Braunschweiger citypastoral besinnliche Texte zum Jahreswechsel. Der Eintritt ist frei.

ImpressumJes . Das katholische Magazin für Braunschweig

Verlag Bernward Medien GmbH, Domhof 24, 31134 HildesheimVerantwortlich für den Inhalt: Matthias Bode, Domhof 24, 31134 Hildesheim

Redaktion Volker Röpke, Propsteipfarramt St. Aegidien, Spohrplatz 9, 38100 Braunschweig, Telefon 0531 24490-25, [email protected], www.jes-braunschweig.deMitarbeiter dieser Ausgabe: Karin Dzionara, Ilona Sourell,Silke Städing, Edmund DeppeGestaltung Bettina Höhne, Bernward Medien GmbHAnzeigen Mirco Weiss (verantwortlich), Domhof 24, 31134 Hildesheim, Telefon 05121 307-858Druck Westermann Druck GmbH, Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig

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vom Himmel fälltein stern, ein kleiner,unmittelbar vor meine Füße.Wahrscheinlich schicktmir irgendeiner auf diese Weiseschöne Grüße.Frantz WittkampFO

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Die Autostadt ist ein ganz besonderer Ort zum Erleben, Entdecken und Genießen. In einer über 28 Hektar großen Parklandschaft schaffen Architektur, Design und Natur den Rahmen für vielseitige Attraktionen: Ausstellungen zeigen Klassiker der Automobilgeschichte und illustrie-ren, warum sie in ihrer Zeit Maßstäbe setzten. Forschungs-stationen laden zum Mitmachen ein.

In der FahrSchule erleben Kinder virtuell verschiedene realitäts-nahe Situationen im Straßenverkehr und lernen dabei interaktiv, sich verkehrsgerecht zu verhalten. Das RumfahrLand bietet seinen drei- bis elfjährigen Besuchern eine Rallyestrecke für schnelle Flitzekisten sowie zahlreiche Stationen für kreatives Gestalten, Rätseln oder Spielen. Im Familienrestaurant Pizza AMano wird die Pizza von Hand gemacht und im Steinofen gebacken. Für Kinder gibt es hier ein Mitmach-Angebot.

Gegenüber der Autostadt liegt die Experimentierlandschaft phæno. Erleben Sie im phæno, wie Tornados, Geysire, Anti-schwerkräfte und leuchtende Gase Ihre Neugier auf die Geheimnisse und Phänomene der Natur wecken. Es gibt für jeden – egal welchen Alters oder Wissensstandes – etwas zu entdecken. Und das Beste: Sie selbst sind gefragt das ganze Geschehen mitzubestimmen und zu beeinfl ussen. Sie sind dazu aufgefordert, über 350 Experimentierstationen auszuprobieren, zu enträtseln oder sich auf faszinierende Kunstwerke einzu-lassen. Kommen Sie den Phänomenen auf die Schliche!

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10.00 Uhr Wolfenbüttel, SchmidtTerminal10.20 Uhr BS-Heidberg, Thüringenplatz10.30 Uhr Braunschweig, ZOBanschl. Weiterfahrt nach Wolfsburg11.00 Uhr Ankunft in der Autostadt17.00 Uhr Rückreise

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