„Jetzt steht sie wieder“ - dresden-online.de Dresdner Nachrichten / Montag, 31. Oktober 2005...

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Anzeige Gebaut Wie die Kirche aus den Ruinen entstand l Seite 3 31. Oktober 2005 Wochenzeitung für die Landeshauptstadt Dresden Telefon Redaktion: 456 80 119 / Anzeigen: 456 80 111 / Verlag: 456 80 112 www.dresdner-nachrichten.de Gefeiert Wer mit in den Bänken der Kirche saß l Seite 2 Geholfen Warum ein Dresdner Kirchenführer wurde l Seite 6 Stimmen Ein außergewöhnlicher Tag in einer besonderen Stadt Bernhard Walter, Vorsitzender des Stiftungsrates der Stiftung Frauenkirche: „Die Frauenkirche ist auch ein Symbol dafür, dass wir in Deutsch- land durchaus eine Bürgerge- sellschaft sein können, wenn wir es wirklich wollen, und dass aus einem solchen Bürgergedanken heraus Großes leistbar ist.“ Theo Waigel, früherer CSU-Bun- desfinanzminister: „Es ist ein geistiges und geistliches Sinnbild für den Wiederaufbau in den neuen Bundesländern.“ Gesichert Welche Schlösser die Kirche hat l Seite 7 Großer Andrang zum feierlichen Weihe-Gottesdienst. 60.000 Menschen verfolgen von außen, was in der Kirche passiert. Foto(2) Paul Kern/Montage: Mandy Preßler Von Thessa Wolf Neben dem noch amtierenden Bundeskanzler Gerhard Schröder und seiner designierten Nach- folgerin Angela Merkel erlebten Bundespräsident Horst Köhler und der Herzog von Kent den Weihe-Gottesdienst auf den Kir- chenbänken. Geladen waren auch die Botschafter von Frankreich, Großbritannien und der USA. Für die etwa 60.000 Menschen auf dem Neumarkt wurde alles auf Großbildschirmen übertragen. „Jetzt steht sie wieder“, fasste im Anschluss der Erzherzog von Kent, „Jetzt steht sie wieder“ Zehntausende verfolgten die Weihe der Frauenkirche vor Ort – auf Großbildschirmen 1.700 Plätze hat die Frauenkirche in Dresden. Das ist viel für eine Kirche. Aber für die Weihe des wieder aufgebauten barocken Kup- pelbaus reichten sie natürlich lange nicht. Allein 850 Spender und Stifter waren eingeladen – und noch einmal so viele Ehrengäste. Cousin von Königin Elisabeth II. und Schirmherr des britischen „Dresden Trust“ das Geschehen zusammen. Vor zehn Jahren sei er in Dresden gewesen und habe nur einen Haufen Steine erblickt. „Ich bin überwältigt, die Kirche jetzt so zu sehen.“ Die anderen Ehrengäste über- trafen sich mit anerkennenden Worten. „Ein toller Tag“, lachte Gerhard Schröder und freute sich über die „sehr würdevolle Zere- monie“. Die Kirche sei ein Mahn- mal gegen den Krieg und eine Verpflichtung für die Politik, für den Frieden zu arbeiten. Angela Merkel bewunderte, „dass aus vie- len kleinen Steinen ein so großes Werk zusammengesetzt worden ist“. Bundespräsident Horst Köh- ler sinnierte während des Festaktes unmittelbar im Anschluss an den Gottesdienst: „Wer die Zuversicht verlernt hat, der gewinnt sie wie- der beim Anblick der Dresdner Frauenkirche.“ Er erinnerte an das „Projekt, „das damals etwas weltfremd schien“. Viele hätten gemeint, Dresden brauche Straßen und Häuser nötiger als eine Kir- che. Aber, so Köhler, die Menschen lebten nicht vom Brot allein. Damit sprach er Landesbischof Jochen Bohl aus dem Herzen. Er hatte in seiner Predigt auf das Gleichnis vom Senfkorn verwie- sen, jenes unscheinbare Saatgut, aus dem eine große nützliche Pflanze wächst. So sei auch der Wiederaufbau ein großes Werk geworden. „In den 15 Jahren, die seither vergangen sind, ließ sich eine unübersehbare, weltweite Gemeinde von der Hoffnung be- wegen, dass Versöhnung gelebt werden kann in der Folge bekann- ter Schuld.“ Bohl verwies auf die vielen Spenden, insbesondere auf das Turmkreuz – ein Geschenk aus England. Die Kirche selbst sei ein Gottesgeschenk, „das Menschen sich miteinander gemacht haben“. Er sprach vom Glück dieser Zeit, das offenkundig und geradezu mit den Händen zu greifen sei. „Seit 60 Jahren leben wir in Frieden.“ Und dennoch gebe es eine Angst, da vieles ungewiss und fragwürdig er- scheine. Woran kann ich glauben?, Worauf dürfen wir hoffen?, Und welche Liebe hat Bestand?, seien für viele die drängenden Fragen. „Nichts braucht unser Land in dieser verzagten Zeit so nötig wie eine Bewegung in den Köpfen, ei- nen Wandel der Mentalitäten, eine Orientierung auf die spirituellen, auf die geistlichen Dimensionen des Lebens“, predigte Bohl. Im Gottesdienst am Sonntag- vormittag wurde die Kirche selbst geweiht, dann die Kanzel, der Taufstein, der Altar und die Orgel. Neben Stephan Fritz, dem Pfarrer der Frauenkirche, und anderen kirchlichen Würdenträgern kamen auch Menschen zu Wort, die in der Ursprungskirche getauft, konfir- miert oder getraut worden waren. Gute Nachrichten Von Thessa Wolf So oft wie am vergangenen Sonn- tag hört man die Worte Frieden und Versöhnung selten. Die Dresdener Frauenkir- che als Symbol der Versöhnung, Zeichen für den Frieden. Viel Deutschland, etwas Europa und ein bisschen Welt blickt auf die sächsische Landeshauptstadt. Ein Happy End. Man wagt es jetzt kaum noch zu sagen: Die Entscheidung für den Wiederaufbau damals war knapp. Und ich dagegen. Wünschte jedoch eine gepflegte Ruine mit Platz für stilles Ge- denken statt einem Schuttberg mitten in der Stadt. Es schien ein bisschen verrückt, vor allem aber naiv, das Gotteshaus aus Spenden wieder aufbauen zu wollen. Wer hatte schon Geld für eine Kirche? Viele. Jetzt gibt es die herzze- reißenden Geschichten zu hören. Von Kindern, die ihr Taschengeld anbrachten. Von Testamenten zugunsten des Sakralbaues. Von einem, der politisch in Waldheim vier Jahre einsaß – und seine Haftentschädigung komplett für den Wiederaufbau stiftete. Die Realität hat die Phantasie überholt – und das ist wirklich außergewöhnlich. Die Kirche steht, hauptsächlich aus Spenden finanziert. Und Dresden orga- nisiert den Strom der Touristen, sonnt sich im Glanz der guten Nachrichten. Frieden und Versöh- nung – und immer im Zusam- menhang mit Dresden und seiner schönen neuen alten Kirche. Kommentiert

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GebautWie die Kirche aus den Ruinen entstand

l Seite 3

31. Oktober 2005Wochenzeitung für die Landeshauptstadt Dresden

Telefon Redaktion: 456 80 119 / Anzeigen: 456 80 111 / Verlag: 456 80 112 www.dresdner-nachrichten.de

Gefeiert Wer mit in den Bänken der Kirche saß

l Seite 2

GeholfenWarum ein Dresdner Kirchenführer wurde

l Seite 6

■ Stimmen■ Ein außergewöhnlicher Tag in einer besonderen Stadt

Bernhard Walter, Vorsitzender des Stiftungsrates der Stiftung Frauenkirche:„Die Frauenkirche ist auch ein Symbol dafür, dass wir in Deutsch-land durchaus eine Bürgerge-sellschaft sein können, wenn wir es wirklich wollen, und dass aus einem solchen Bürgergedanken heraus Großes leistbar ist.“

Theo Waigel, früherer CSU-Bun-desfi nanzminister:„Es ist ein geistiges und geistliches Sinnbild für den Wiederaufbau in den neuen Bundesländern.“

Gesichert Welche Schlösser

die Kirche hat

l Seite 7

Großer Andrang zum feierlichen Weihe-Gottesdienst. 60.000 Menschen verfolgen von außen, was in der Kirche passiert. Foto(2) Paul Kern/Montage: Mandy Preßler

Von Thessa WolfNeben dem noch amtierenden Bundeskanzler Gerhard Schröder und seiner designierten Nach-folgerin Angela Merkel erlebten Bundespräsident Horst Köhler und der Herzog von Kent den Weihe-Gottesdienst auf den Kir-chenbänken. Geladen waren auch die Botschafter von Frankreich, Großbritannien und der USA. Für die etwa 60.000 Menschen auf dem Neumarkt wurde alles auf Großbildschirmen übertragen.

„Jetzt steht sie wieder“, fasste im Anschluss der Erzherzog von Kent,

„Jetzt steht sie wieder“Zehntausende verfolgten die Weihe der Frauenkirche vor Ort – auf Großbildschirmen

1.700 Plätze hat die Frauenkirche in Dresden. Das ist viel für eine Kirche. Aber für die Weihe des wieder aufgebauten barocken Kup-pelbaus reichten sie natürlich lange nicht. Allein 850 Spender und Stifter waren eingeladen – und noch einmal so viele Ehrengäste.

Cousin von Königin Elisabeth II. und Schirmherr des britischen „Dresden Trust“ das Geschehen zusammen. Vor zehn Jahren sei er in Dresden gewesen und habe nur einen Haufen Steine erblickt. „Ich bin überwältigt, die Kirche jetzt so zu sehen.“

Die anderen Ehrengäste über-trafen sich mit anerkennenden Worten. „Ein toller Tag“, lachte Gerhard Schröder und freute sich über die „sehr würdevolle Zere-monie“. Die Kirche sei ein Mahn-mal gegen den Krieg und eine Verpfl ichtung für die Politik, für den Frieden zu arbeiten. Angela

Merkel bewunderte, „dass aus vie-len kleinen Steinen ein so großes Werk zusammengesetzt worden ist“. Bundespräsident Horst Köh-ler sinnierte während des Festaktes unmittelbar im Anschluss an den Gottesdienst: „Wer die Zuversicht verlernt hat, der gewinnt sie wie-der beim Anblick der Dresdner Frauenkirche.“ Er erinnerte an das „Projekt, „das damals etwas weltfremd schien“. Viele hätten gemeint, Dresden brauche Straßen und Häuser nötiger als eine Kir-che. Aber, so Köhler, die Menschen lebten nicht vom Brot allein.

Damit sprach er Landesbischof Jochen Bohl aus dem Herzen. Er hatte in seiner Predigt auf das Gleichnis vom Senfkorn verwie-sen, jenes unscheinbare Saatgut,

aus dem eine große nützliche Pfl anze wächst. So sei auch der Wiederaufbau ein großes Werk geworden. „In den 15 Jahren, die seither vergangen sind, ließ sich eine unübersehbare, weltweite Gemeinde von der Hoffnung be-wegen, dass Versöhnung gelebt werden kann in der Folge bekann-ter Schuld.“ Bohl verwies auf die vielen Spenden, insbesondere auf das Turmkreuz – ein Geschenk aus England. Die Kirche selbst sei ein Gottesgeschenk, „das Menschen sich miteinander gemacht haben“. Er sprach vom Glück dieser Zeit, das offenkundig und geradezu mit den Händen zu greifen sei. „Seit 60 Jahren leben wir in Frieden.“ Und dennoch gebe es eine Angst, da vieles ungewiss und fragwürdig er-

scheine. Woran kann ich glauben?, Worauf dürfen wir hoffen?, Und welche Liebe hat Bestand?, seien für viele die drängenden Fragen. „Nichts braucht unser Land in dieser verzagten Zeit so nötig wie eine Bewegung in den Köpfen, ei-nen Wandel der Mentalitäten, eine Orientierung auf die spirituellen, auf die geistlichen Dimensionen des Lebens“, predigte Bohl.

Im Gottesdienst am Sonntag-vormittag wurde die Kirche selbst geweiht, dann die Kanzel, der Taufstein, der Altar und die Orgel. Neben Stephan Fritz, dem Pfarrer der Frauenkirche, und anderen kirchlichen Würdenträgern kamen auch Menschen zu Wort, die in der Ursprungskirche getauft, konfi r-miert oder getraut worden waren.

Gute NachrichtenVon Thessa WolfSo oft wie am vergangenen Sonn-tag hört man die Worte Frieden und Versöhnung selten.

Die Dresdener Frauenkir-che als Symbol der Versöhnung, Zeichen für den Frieden. Viel Deutschland, etwas Europa und ein bisschen Welt blickt auf die sächsische Landeshauptstadt. Ein Happy End.

Man wagt es jetzt kaum noch zu sagen: Die Entscheidung für den Wiederaufbau damals war knapp. Und ich dagegen. Wünschte jedoch eine gepfl egte Ruine mit Platz für stilles Ge-denken statt einem Schuttberg mitten in der Stadt. Es schien ein bisschen verrückt, vor allem aber naiv, das Gotteshaus aus Spenden wieder aufbauen zu wollen. Wer hatte schon Geld für eine Kirche?

Viele. Jetzt gibt es die herzze-reißenden Geschichten zu hören. Von Kindern, die ihr Taschengeld anbrachten. Von Testamenten zugunsten des Sakralbaues. Von einem, der politisch in Waldheim vier Jahre einsaß – und seine Haftentschädigung komplett für den Wiederaufbau stiftete.

Die Realität hat die Phantasie überholt – und das ist wirklich außergewöhnlich. Die Kirche steht, hauptsächlich aus Spenden fi nanziert. Und Dresden orga-nisiert den Strom der Touristen, sonnt sich im Glanz der guten Nachrichten. Frieden und Versöh-nung – und immer im Zusam-menhang mit Dresden und seiner schönen neuen alten Kirche.

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Dresdner Frauenkirche2 Dresdner Nachrichten / Montag, 31. Oktober 2005

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Besser konnte es ja gar nicht kommen. Strahlender Sonnen-schein, noch ein bisschen Mor-gennebel. Die Nacht war glück-licherweise um eine Stunde länger. Die Dresdner Innenstadt scheint friedlich vor sich hin zu schlummern. Nur ein paar Spa-ziergänger schlendern am Post-platz entlang.

Friede sei mit Euch!Das große Ereignis ließ sich von ein paar kleinen Pannen nicht weiter stören

■ Während der Weihe

Ab 14 Uhr strömten die Dresdner in ihre Frauenkirche, jeweils 400 Personen wurden für 20 Minuten hineingelassen. Drinnen konnten sie die Frauenkirche als Ort des Gebetes und des Innehaltens erleben. Foto: Theo Wuth

Von Theo WuthDoch dann wird es voll. Zwi-schen Schloss, Verkehrsmuseum und Kulturpalast steht eine riesi-ge Video-Leinwand und Tausen-de Dresdner folgen gebannt der Übertragung aus dem Inneren der Kirche. Denn drinnen ist nur, wer Rang und Namen hat. Auch wenn die richtig hochkarätigen Gäste wie Queen Elizabeth II. oder Uno-Generalsekretär Kofi Annan doch nicht gekommen sind. Bevor alles beginnt, gibt es eine kleine Panne, der Strom fällt aus. „Wir haben für das Fest alles geprobt, nur lei-der die Transformatoren nicht“, wird Stephan Fritz, der Pfarrer der Frauenkirche, später erklären. Die Dresdner Stadtwerke rücken mit Blaulicht an und helfen.

Der Gottesdienst beginnt dann mit zehn Minuten Verspätung mit einer feierlichen Prozession, die acht Glocken läuten und die Mitwirkenden ziehen ein. Schü-lerinnen und Schüler der Inter-nationalen Schule Dresden tra-gen Altarkreuz und Bibel sowie Taufschale und Taufkanne in die Kirche. Bei der anschließenden feierlichen Weihe der Kirche spre-chen zwei ältere Dresdnerinnen die Gebete. Die eine war 1919 in der Frauenkirche getauft, 1934 in ihr konfi rmiert und 1944 dort getraut worden. Dann nimmt der Bischof der evangelisch-luthe-rischen Landeskirche das Wort, Jochen Bohl. In seiner Predigt

spricht er von einem großen Tag, „den wir miteinander erleben dürfen“. Es sei ein Fest, wie es nur wenige gebe. „Unsere Herzen und Sinne sind bewegt von Dank-barkeit und großer Freude.“ Er erläutert, wie der Wiederaufbau der Frauenkirche winzig klein be-gonnen habe und wie er nun zu einem großen Werk im Geist der Versöhnung geworden ist. Dann erinnert er an jene Jugendlichen, die damals am 13. Februar 1982 in der DDR Kerzen an der Rui-ne der Kirche entzündeten. Die-se Bilder der brennenden Kerzen

vor der Ruine seien um die Welt gegangen, sagt Bohl.

Draußen vor den insgesamt drei Videowänden haben sich inzwi-schen rund 60.000 Dresdner ver-sammelt, einigen stehen Tränen in den Augen, wie Renate Krause, die es kaum glauben kann, dass sie in ihre Kirche nun endlich wieder hineindarf. „Ich habe immer noch die Ruine vor Augen und jetzt steht die schöne Kirche wieder“, erzählt die 83-Jährige, während sie auf die Besichtigung wartet.

Doch bis dahin dauert es noch. In der Polizeizentrale laufen die

Drähte heiß, heute muss jede Menge koordiniert werden und zu allem Überfl uss gibt es auch noch eine Bombendrohung. „Wir ha-ben während des Gottesdienstes einen Anruf bekommen“, erklärt der Sprecher der Polizei, Tho-mas Geithner, „aber unmittelbar vorher hatten wir alles abgesucht und der Anrufer machte einen stark alkoholisierten Eindruck.“ Gegen den Anrufer wird jetzt ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Von alldem bekommen die Men-schen auf dem Neumarkt zum Glück nichts mit. Überhaupt geht

es recht ruhig zu, die insgesamt 70 Sanitäter und Notärzte haben dennoch zu tun. „Wir hatten am Vormittag vor allem mit Kreis-laufproblemen und Schürfwun-den zu tun, aber es war auch ein Schlaganfall dabei.“

Um 14 Uhr endlich öffnen sich die Pforten und die Dresdner strö-men in ihre Frauenkirche, staunen über die unfassbare Schönheit und halten andächtig inne. Auf dem Neumarkt zerstreuen sich langsam die Zuschauer, auch wenn das Fest der Freude auf der Bühne noch bis in den frühen Abend reicht.

Alle Kameras nehmen die Kirche ins Visier. Für die Berichterstattung sind einige Journalisten von sehr weit angereist. Foto: Paul Kern

Die zukünftige Kanzlerin lässt sich von ihrem zukünftigen Kanzler-amtsminister durch Dresden führen. Foto: Theo Wuth

Reporter aus aller Welt

■ Hinter den Kameras ■ Vor der Linse

Die Frauenkirchenweihe war ein Medienereignis. Fast 400 Journa-listen berichteten aus Dresden. Das ZDF hatte sich die besten Plätze in und vor der Kirche gesichert und übertrug fast den ganzen Tag live. Aber auch der mdr und die ARD würdigten die Frauenkirche mit Sondersendungen. Viele Journalis-ten aus dem Ausland waren ange-reist, sogar ein Kamerateam aus Ja-pan war vor Ort. Von den Passanten wurden die Journalisten beneidet, durften sie doch mit ihren weißen Plastik-Kärtchen ganz ohne Anste-hen in die Kirche hinein. tw

Sie durften in der ersten Reihe sitzen und die feierliche Weihe aus nächster Nähe genießen. Die wichtigsten deutschen Politiker waren am Sonntag mit dabei: Horst Köhler, Gerhard Schröder, Wolfgang Thierse, Hans Eichel und Angela Merkel. Die hatte es anschließend eilig, zum Empfang des sächsischen Ministerpräsi-denten Georg Milbradt und des Dresdner Oberbürgermeisters Ingolf Roßberg zu kommen, ihr designierter Kanzleramtsminister Thomas de Maizière zeigte ihr den kürzesten Weg. tw

Wie das Fest weitergeht

■ Nach der Weihe

Am Montag gibt es bis früh um 5 Uhr weiterhin gestaltete Besichti-gungen der Frauenkirche. Alle 20 Minuten werden 400 Personen in die Kirche gelassen. Bei Orgelmusik und Psalmlesung können sie die Frau-enkirche als Ort des Gebetes und des Innehaltens erleben. Um 10 Uhr beginnt der Reformations-Festgot-tesdienst mit ehemaligen Gemein-demitgliedern der Frauenkirche, die Predigt wird Frauenkirchenpfarrer Stephan Fritz halten. Zwischen 12 und 17 Uhr kann die Frauenkirche wieder besichtigt werden, parallel dazu laufen auf der Bühne nebenan unter anderem Gespräche mit dem Baudirektor Eberhard Burger, dem Pfarrer Stephan Fritz und mit Pro-fessor Ludwig Güttler. Um 18 Uhr beginnt eine Andacht und Orgelves-per. Um 20 Uhr gibt es dann in der Kirche ein Orgelkonzert, das aber schon ausverkauft ist.

Der Dienstag beginnt um 10 Uhr mit einem Festgottesdienst. Von 12 bis 15.30 ist die Kirche frei zugäng-lich und um 20 Uhr fi ndet ein „Bau-leute-Konzert“ statt (geschlossene Veranstaltung).

Nach dem Fest der Freude wird die Frauenkirche normalerweise je-den Tag von 10 bis 18 Uhr geöffnet sein. Ehrenamtliche Kirchenführer erläutern den Besuchern das Got-teshaus. Täglich um 12 Uhr wird die Friedensglocke läuten, sie lädt zum Innehalten und zum Gebet für den Frieden ein. Nach der Weihe ruft sie dann auch zur täglichen Mittagsan-dacht mit Orgelmusik. Dies ist das feste Angebot der Frauenkirche, am Mittag für zwanzig Minuten zur Ruhe zu kommen. Selbstverständ-lich werden nun auch wieder kirch-liche Trauungen und Taufen in der Frauenkirche möglich sein. Insbe-sondere für Trauungen wurden Ter-mine im Kalender der Frauenkirche reserviert. Anmeldungen werden im Pfarrbüro entgegen genommen. tw

Kanzler, Kanzlerin und Präsident

Dresdner Frauenkirche – Bauchronik 3Dresdner Nachrichten / Montag, 31. Oktober 2005

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199013. Februar: „Ruf aus Dresden“ für den Wiederaufbau aus Anlass des 45. Jahrestages der Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg.14. März: Gründung des Förder-kreises „Wiederaufbau der Frauen-kirche e. V. “ mit 14 Mitgliedern.31. August: Gründung der „Ge-sellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche Dresden e. V.“.

199128. März: Zustimmung der Syno-de der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen zum Wie-deraufbau der Frauenkirche.23. November: Gründung der „Stiftung Frauenkirche Dresden e.V.“; der Stiftungsverein über-nimmt die Bauherrschaft.

199220. Februar: Zustimmung der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Dresden zum Wiederaufbau der Frauenkirche und Zusage fi -nanzieller Unterstützung.

19934. Januar: Beginn der archäologi-schen Enttrümmerung.27. Mai: Baugenehmigung für den Wiederaufbau durch den Oberbürgermeister Dresdens an die „Stiftung Frauenkirche Dres-den e.V.“.1. Juni: Bergung des originalen, aber deformierten Turmkreuzes sowie des Turmknopfes der Later-ne. Wegen zu starker Beschädigung kann das Kreuz nur als Vorlage für die Neuanfertigung durch den bri-tischen Freundeskreis „Dresden Trust“ dienen.23. Dezember: erste weihnachtli-che Vesper an der Frauenkirche seit 49 Jahren mit 50.000 Besuchern.

1994Bis 1996: erstes provisorisches Wetterdach über den freigelegten Ruinenteilen zum Schutz vor Näs-se und starker Sonne.13. Februar: Tag der Besichtigung

des Inneren der Ruine für die Öffentlichkeit.11. Mai: Fund des Grabmals von George Bähr bei der letz-ten Trümmerberäumung in der Westtonne.24. Mai: Abschluss der archäologi-schen Enttrümmerung.27. Mai: offi zieller Beginn des Wiederaufbaus durch das Verset-zen des ersten Altsteins als unterer Stein des rechten Türgewändes des Eingangs A (Südost).28. Juni: Errichtung der öffentli-chen „Stiftung Frauenkirche Dres-den“ durch die Stifter Freistaat Sachsen, Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen und Stadt Dresden; die Stiftung Frauenkir-che Dresden übernimmt die Ge-schäfte der „Stiftung Frauenkirche Dresden e. V.“.Bis 1996: Bau von Funktions-räumen in einem unterirdischen Außenbauwerk für Technik, Gar-deroben, Heizungs- und Be-lüftungsanlagen.Oktober: Beginn der Ret-tungsgrabungen für Begräb-nisstätten außerhalb der Frauenkirche und damit Vorbereitung der Bau-grube für das Außenbau-werk.

1995Ende August: Ab-schluss der archäologi-schen Grabungen; Vor-bereitung der Bau-grube für das neue Außenbauwerk.März 1995: Start für die Aktion „Stifterbriefe“ der Dresdner Bank.3. Mai: Heraus-gabe der 10-DM-Gedenkmünze in einer Aufl age von 7,45 Millionen Stück durch die Bundesregierung (Gewinn: 45 Milli-onen DM für den Wiederaufbau).

1996Bau des neuen, rund 300 Ton-nen schweren Wetterschutzda-ches – eine Kombination von Fassadengerüst und Stabili-sierungsturm.23. Mai: Vollendung der Tonne durch Einsen-ken des Schlusssteins ins Untergewölbe der Frauenkirche.21. August: Weihe der Unterkirche in den ehe-maligen Katakomben.

199724. März: Beseitigung der letzten Bahnen der Winterhülle der Fr auenkir-che; die A u ß e n -m a u e r n sind be-reits acht M e t e r hoch.

17. April: Verleihung des Na-tionalpreises der Deutschen Nationalstiftung an die „Ge-sellschaft zur Förderung des

Wiederaufbaus der Frau-enkirche Dresden e.V.“ durch Bundespräsident Roman Herzog (Dotie-

rung: 75.000 Mark).11. Juni: Der belgische Kronprinz Philippe besucht die Baustelle.

15. Juli: Die ersten Steine der Innenpfeiler werden gesetzt.

199820. Juni: Besichti-gung der Baustelle

und Paten-s c h a f t über den Schluss-stein des inneren Portals

durch die niederländische Königin Beatrix.24. Juni: Beschluss des Stiftungs-rates der Frauenkirche zur Be-seitigung des noch verbliebenen Trümmerberges; die Steine des herabgestürzten Westgiebels der Kirche werden mit eingebaut.22./23. Juli: Fertigstellung von Betstubenempore sowie erster und zweiter Empore; Zusammen-setzen des Altars aus 2.000 Trüm-merteilen. 13. November: Die letzte, erhal-ten gebliebene Glocke der Frau-enkirche wird vor der Baustelle montiert.1. Dezember: Übergabe des neuen Turmkreuzes an Bundespräsident Roman Herzog durch Königin Eli-sabeth II. auf Schloss Windsor.Dezember: Das Evangelisch-Lu-therische Landeskirchenamt plant eine Vollzeitstelle für einen Pfarrer einzurichten; alle Hauptkirchen-fenster sind gebaut.

23. Dezember: Die alte Glo-cke der Frauenkirche läutet die traditionelle Christvesper an der Frauenkirche ein.

199931. März: Abschluss des

Bauloses 3 und 3N. März: Anbau der Trümmerfundstücke an das Altarbild weitestge-

hend abgeschlossen.April: Beschluss des Stiftungsrates, die ba-

rocke Balustrade zwischen Altar-

und Gemein-deraum doch zu bauen.

Oktober: Beginn des Bogenbaus.

200013. Februar: Übergabe des vergoldeten Kup-pelkreuzes durch den Herzog von Kent, königli-cher Schirm-

herr von „Dresden Trust“, an die Stiftung Frauenkirche.August: Abschluss des Chorge-wölbes über dem Altarraum durch das Versetzen des Schlusssteins in knapp 29 Metern Höhe.1. Dezember: Erster Gottesdienst nach 55 Jahren im Hauptraum der Frauenkirche.Dezember: Provisorische Fer-tigstellung des Rohbaus des Hauptraumes.Bis 2001: Aufmauern der Innen-kuppel.

2001Februar: Beschluss zum Neubau der Orgel durch den Stiftungsrat Juni: Fertigstellung der rund zehn Meter hohen Innenkuppel. An-schließend Beginn der Arbeiten zum Ausbau der Kirche.

2003Juni: Zum ersten Mal erklingt das Spiel der neuen Glocken. 40.000 Menschen hören zu.

2004April: Fertigstellen der Laterne und damit Abschluss des Stein-baus der Frauenkirche. Erreichte Höhe: 78 Meter.22. Juni: Aufsetzen des neuen Kup-pelkreuzes mit der Turmhaube in Anwesenheit des Schirmherrn von „Dresden Trust“, Edward Herzog von Kent.

20051. Februar: Freigabe des Aufgangs zur Laterne über den Wendelgang in der Kuppel. April: Feuchtigkeit in der Kuppel.Mai: Beginn des Einbaus der Orgel des Orgelbaumeisters Daniel Kern. Fertigstellung am 30. Juni 2005, danach erfolgte die Intonation.30. Oktober: Mit der Weihe stellt der sächsische Landesbischof Jo-chen Bohl in Anwesenheit des Bun-despräsidenten und internationaler Repräsentanten das Bauwerk 60 Jahre nach der Zerstörung in den Dienst der evangelischen Kirche. Theo Wuth

„Gerade vor dem Hintergrund der Diskussion um den Aufbau Ost ist sie Zeugnis dafür, dass scheinbar Unmögliches Wirklichkeit werden kann – und zwar genau dann, wenn man eine Vision gemeinsam anpackt und realisiert“ (Herbert Walter, Vorstandsvorsitzender der Dresdner Bank). Fotos (4): Paul Kern

Dresdner Frauenkirche4 Dresdner Nachrichten / Montag, 31. Oktober 2005

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■ Dresdner Rückblende

Vor fünfzig Jahren. Aus den Erinnerungen eines alten Dresdners: Dieser Freitag hatte außer den Festgottesdiensten drei Glanz-punkte: (...)2. Abends fand eine Illumi-nation statt, wobei die Frau-enkirche durch Tausende von Illuminationsnäpfchen und in der Höhe durch Hunderte ellengroßer weißer Lampions erleuchtet wurde; der Anblick des majestätischen Gotteshau-ses war überwältigend, und heute noch denke ich mit Er-hebung des Anblickes, der sich mir bot, als ich spätabends mit mehren Freunden die Räck-nitzer Anhöhe hinauf bis in die Gegend des jetzigen Berg-kellers gegangen war und das Auge auf den lichtbekränzten Dom unserer Stadt richtete. (DN, 11.06.1883)

Dresden, 11. Juni

David Faßmann vermerkte in seinem Buch „Der auf Ordre und Kosten seines Kaisers, reisende Chinesier ...“ (1721): „In den Gassen der Stadt fallen einem nicht wenig, recht fürsterliche neu Paläste, so die vor-nehmsten Ministri, Hof-Leute und Generals erbauet, wie auch sehr schöne und prächtige Bürger-Häu-ser in die Augen; wie dann noch alle Jahre mehr und mehr alte Häuser eingeworfen und neue dagegen auf-geführet werden.“

Und Benjamin G. Weinert be-schreibt in seiner „Topographischen Geschichte der Stadt Dresden“ von 1777 die Dresdner des 18. Jahrhun-derts wie folgt: „Die Einwohner selbst sind gesittet, überaus gefällig, der größte Theil ohne Stolz, emsig, arbeitsam, unverdrossen, und we-niger zu Mußiggang geneigt. (…) Die Bildung der Mannspersonen sowohl, als der Frauenzimmer, ist mittelmäßig, unter hundert wird man kaum eine wahre Schönheit antreffen. Der Umgang ist dem oh-nerachtet reizend, und ihr Betragen angenehm. Die meisten Haushal-tungen sind sparsam, doch mit al-

len möglichen Bequemlichkeiten versehen, eingerichtet. Die Gast-freyheit und ein gesellschaftlicher Umgang macht die Einwohner den Fremden liebenswürdig, und hier-inne hat Dresden vor den meisten sächsischen Städten einen rühmli-chen Vorzug. Wegen der Gegenwart des Hofes ist Dresden auch niemals ohne Fremde, aller von dem Hofe öffentlich angestellter Lustbarkeiten kann sich jeder theilhaftig machen.

Im gleichen Buch erinnert Wei-nert sehr ausführlich an die Grund-steinlegung der Frauenkirche: „Die vielen Verbesserungen konnten doch die Baufälligkeit dieses Got-teshauses nicht verhindern. Man musste endlich auf Mittel denken, ein ganz neues an dessen Stelle aufbauen zu lassen. Im Jahre 1722 kam es dahin. (...)

Zu dem festlichen Tage der Grundlegung wählte man end-lich den 26. August 1726. (…) Es brach der von vielen tausenden ge-wünschte Tag an. Der Himmel war heiter, nachdem es die ganze Woche vorher geregnet hatte. Die ganze Stadt war vergnügt, ein Fest zu fey-

ern, das sie in vielen hundert Jahren nicht begangen hatte. Früh nach sechs Uhr zogen hundert Mann von der Bürgerschaft, mit Ober- und Untergewehr, in ihrer gewöhnlichen Montur, vom Altenmarkt auf den Frauenkirchhof, um Parade und einen Kreis um den gegrabenen Grund zu machen, auch das Volk von dem Zulaufe, sowohl an der Kirche, als dem Orte der Grundle-gung, abzuhalten. (…)

Dieser Tag wurde von jedem Einwohner Dresdens vergnügt zugebracht. Die Arbeitsleute be-kamen ein Faß Königsteiner Bier, und alle diese Kosten wurden aus des Raths ansehnlichem Partimo-nialvermögen bestritten. (…)

Weil das Vermögen dieser Kirche sehr schwach war, dachte man nun ernstlich auf die Herbeyschaffung der Baukosten, die der Rathszim-mermeister, George Bähr, in einem Anschlage vom 10. Mai 1726 auf etliche achzigtausend Thaler be-rechnet hatte. (…)

Jeder Einwohner trug etwas dazu bey, dieses Werk bald zu Stande ge-bracht zu sehen, und 1734 stund

Die Frauenkirche plante und erbaute George Bähr in einer für Dresden besonderen Epoche. Innerhalb der Architek-tur vollzog sich allmählich ein stilistischer Wandel. War zu Anfang des 18. Jahrhunderts Dresden eine eher mittelal-terliche Stadt mit aus Holzkonstruktionen errichteten Häusern, so erscheint sie am Ende der Regierungszeit Augusts des Starken im barocken Glanz und fast völlig steinern erbaut. Bis Mitte des 18. Jahrhunderts wurden zwei Dutzend Adelspaläste errichtet, ebenfalls viele ansehnliche Bürgerhäuser. Diese prägten das Stadtbild ebenso wie die prächti-gen repräsentativen Gebäude, die August der Starke bauen ließ. Aus dieser Zeit stammen auch die Flemmingschen Baupunkte, die erstmals gestalterische Forderungen enthielten. So zum Beispiel diese, die Häuser nicht zu dunkel abzuputzen, damit die Gassen und Märkte nicht verfi nstert werden. Allzu bunt dürften die Fassaden auch nicht sein. Verbindlich empfohlen waren gelinde Farben. Alle Entwürfe für Um- und Neubauten mussten zur Genehmigung eingereicht werden. Dies war eine wesentliche Voraussetzung für die Einheitlichkeit und Geschlossenheit des barocken Stadtbildes, das zu dieser Zeit entstand. Die geschwungenen und versetzt geführten Gassen der linkselbischen Stadt-seite bildeten dennoch einen interessanten Kotrast zur Symmetrie und Monumentalität der barocken Gebäude. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts erfreute sich Dresden dank des ansässigen Adels auch ökonomischer Prosperität. Die Be-völkerungszahl stieg rapide an – von rund 21.000 im Jahre 1700 auf 63.000 im Jahre 1755. Auf den Straßen herrsch-te reges Leben, der Neumarkt war die bürgerliche Mitte Dresdens … All das wissen wir aus Geschichtsbüchern. Aber wie haben die Zeitgenossen die Stadt erlebt? Was haben sie von der Grundsteinlegung der Frauenkirche erzählt?

der prächtigste Tempel in Sachsen, das wahre Ebenbild der berühm-ten Peterskirche in Rom, vollendet da, so daß schon den 28. Februar der erste Gottesdienst darinne ge-halten werden konnte. Er ist ein

wahres Meisterstück der Baukunst, das auch im letzten Kriege bey der Belagerung Dresdens die verwüs-tenden Bomben und Haubitzen unbeschädiget haben stehen lassen müssen. Dieser geheiligte Tempel

stehet noch fest unter dem Schutz der gütigen Vorsehung, und hat seit seiner Erbauung wenig Ausbesse-rungen nöthig gehabt.

Zusammengestellt von Radostina Velitchkova

Faßmann (1721): „Alle Augenblicke siehet man fast eine Kutsche bey sich vorbey passiren, in welcher Strasse man auch stehen wolle.“ Repro: Staatliche Kunstsammlungen Dresden/DN

Dresdner Frauenkirche 5Dresdner Nachrichten / Montag, 31. Oktober 2005

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Barock oder nicht Barock?Die Einordnung der Dresdner Frauenkirche in die europäische Kunstgeschichte

Von Christian MatheaDer Petersdom in Rom, der Inva-lidendom in Paris und die Saint Paul’s in London. Diese Bauwerke sind ein Muss für Liebhaber sakra-ler Kuppelbaukunst. „Die Dresdner Frauenkirche reiht sich in diese Tra-dition ein“, erklärt Professor Bruno Klein vom Institut für Kunstge-schichte der Technischen Univer-sität Dresden. Während die Frau-enkirche selbst keinen großen Ein-fl uss auf andere Bauwerke ausüben konnte, weil ihr Bau am Ende einer Kunstepoche stand (Spätbarock),

hat sich ihr Baumeister George Bähr mit Sicherheit an den prominen-ten Vorgängern orientiert. Denn in Dresden waren damals die großen Kuppelkirchen in Rom, Paris und London selbstverständlich bekannt.

Vor allem zum Petersdom in Rom gibt es Verbindungen. Die ersten Skizzen Bährs weisen Ähn-lichkeiten zu den Grundrisszeich-nungen von Michelangelo auf. Wie auch im Petersdom schmücken Darstellungen der Evangelisten die Decke der Dresdner Kirche. In der Entstehungszeit der Frauenkirche

waren Kuppeln typisch nur für ka-tholische Kirchen. Doch Kurfürst August der Starke unterstützte eine solche waghalsige Konstruktion als Bedachung des protestantischen Gotteshauses. George Bähr dachte zuerst an einen Holzaufbau mit Kupferdach. Aber Kupfer war dem Dresdner Stadtrat zu teuer, und so blieb dem Baumeister nur Stein als Baumaterial übrig.

Die Dresdner Kuppel ist anders als die vom Petersdom. In Rom ruht die Kuppel auf einem so ge-nannten Tambour, einem stei-nernen Zylinder mit vorgestellten Säulen. Für die Frauenkirche ver-folgte Bähr eine andere Idee: Seine Kuppel schwingt an ihrem Fuße zunächst nach innen ein und steigt

dann darüber umso steiler nach oben, so entsteht die Form der so genannten „Steinernen Glocke“.

Auf einzigartige Weise ver-schmelzen in dem Bau die Erwar-tungen des sächsischen Königs, der seine Stadt nach internationa-lem Vorbild gestalten wollte, mit den praktischen Anforderungen des Dresdner Rates an die Funk-tion der neuen Kirche. Das ist besonders an den Emporen im überkuppelten Zentralraum zu erkennen. „Man wollte einerseits die Schönheit des leeren Rund-baus über sein Funktionieren stel-len“, erklärt Professor Klein. „Hier drängten die Bürger aber keck in diesen Raum hinein. Sie wollten dort ihre Sitzplätze haben. Dafür waren zahlreiche Emporen not-wendig, die mal vor- und mal zu-rückschwingen, um zwischen die Pfeiler zu passen und auch noch Licht hereinzulassen.“

Zur damaligen Zeit erfreuten sich die Künstler Europas gerade an den Formen des Barock, einer Kunstrichtung, die auf geschwun-gene Formen setzt und mit Bil-dern und Figuren feierliche At-mosphäre verbreiten will. Ob die Frauenkirche nun richtiger Barock ist, das sei von außen nur schwer zu erkennen, bestenfalls an den dekorativen Details, wie Professor Klein erklärt. Aber gera-de weil bei dem Bau mit den bis-herigen Regeln gebrochen wurde, ist sie laut Klein ein Hauptwerk der europäischen Architekturge-schichte: „Die Frauenkirche ist auf der einen Seite End- und Gipfel-punkt der großartigen höfi schen Barockarchitektur und anderer-seits Beginn einer selbstbewussten bürgerlichen Baukunst.“

Sicherheit im historischen GewandDer Organist hat einen speziellen Schlüssel. Mit diesem kommt er auf die Orgelempore. Nur er – und wenige andere. Auch Kirchenführer können für ihre Besucher nur be-stimmte Bereiche aufschließen.

Doch die moderne Schließanla-ge sieht man den historisch nach-gebildeten Kastenschlössern und Beschlägen nicht an. „Es mussten spezielle extralange und asymmet-rische Zylinder entwickelt werden“, so Eckhart Leptien, Geschäftsführer der C. Ed. Schulte Zylinderschloss-fabrik in Velbert. Zusammen mit dem ortsansässigen Fachhändler, der

Felgner Sicherheitstechnik GmbH & Co. KG, habe man ein exakt auf die Bedürfnisse der Dresdner Frauen-kirche zugeschnittenes Sicherheits-konzept entwickelt. „Zum Beispiel hat der längste Zylinder eine Ge-samtlänge von 153 Millimetern. Er ist damit mehr als doppelt so lang wie ein normaler Haustürzylinder“, sagt Leptien. Und alle Profi lzylin-der an den Portal- und Innentüren, Treppenaufgängen, an Zugängen zur Unterkirche, zu Keller- und Neben-räumen sowie zum Kuppelaufstieg seien in eine zentrale Schließanlage eingebunden. KaLo

180 Millionen Euro Spenden sind eine schier unglaubliche Menge Geld. Am Beispiel der Dresdner Frauenkirche hat sich gezeigt, dass ein derart großes gesellschaftliches Engagement möglich ist. Das Got-teshaus wurde allein aus Spenden-mitteln wieder aufgebaut. Den Lö-wenanteil von 68 Millionen brachte die Dresdner Bank mit über 44.000 verkauften Stifterbriefen. Die För-dergesellschaft sammelte bisher etwa 31 Millionen Euro. Weltweit entstanden 21 Freundeskreise mit rund 11.000 Mitgliedern. Die beste Nachricht zur Weihe aber ist die: Der Bau ist bezahlt. Alles, was jetzt noch kommt an Spenden, kann zum Unterhalt des Gotteshauses verwendet werden. DN

Die Frauenkirche erhebt sich hell über dem Neumarkt in Dresden. Bis auf einige dunkle Punkte in der Außenhaut. Von den 60.000 Ton-nen Steinen sind 43 Prozent his-torisch. Nach der archäologischen Enttrümmerung der Ruine ab 1993 waren 8.425 Steine geborgen und erfasst worden. 3.539 Stücke baute man bei der Rekonstruktion wieder in die Außenfassade ein. Außerdem wurden 9.500 Kubikmeter stehen gebliebene Ruinenteile integriert – allein das macht 34 Prozent der Gesamtmasse aus. Insgesaamt ist die Kirche mehr als 90 Meter hoch, 40 Meter breit und 50 Meter lang. Mit dem Außendurchmesser von 26 Metern ist die Sandsteinkuppel eine der größten in Europa. DN

21 Freundeskreise 3.539 alte Steine

■ Steine, Schlösser und Spender ■ Rom, Paris und London

Die Kuppelgemälde von Johann Baptist Grone zeigen die vier Evangelisten und die vier Tugenden. Foto: Wuth

Europa Anfang des 18. Jahrhunderts. Die Wogen der Reformation sind geglättet, der Dreißig-jährige Krieg ist zu Ende. Zu dieser Zeit grübelt der Ratszimmermeister George Bähr in Dresden an der waghalsigen Konstruktion einer Kuppelkirche.

Jedes Schloss ein Unikat.Foto: PR

Dresdner Frauenkirche6 Dresdner Nachrichten / Montag, 31. Oktober 2005

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Herr Sachse, wie sind Sie eigentlich ehrenamtlicher Kirchenführer ge-worden?Damals im Jahre 1993 war es ein-fach notwendig mitzuhelfen und ich wollte unbedingt helfen. Ich hatte das Bedürfnis, den Wieder-aufbau des Wahrzeichens Dres-dens bewusst zu erleben und zu unterstützen.

Waren Sie zu diesem Zeitpunkt be-rufstätig?Nein, ich war im Ruhestand. Hatte zuvor in der Oberfi nanzdirektion im Bereich Bauwesen und Liegen-schaften gearbeitet. Aber ich bin kein Ingenieur. Ich habe eine juris-tische Ausbildung.

Sie sind also seit mittlerweile zwölf Jahren dabei?Ja! Ohne Unterbrechung und ohne je meinen Entschluss bereut zu haben.

Die ganze Zeit über ehrenamtlich?Ja, die ganze Zeit! Obwohl mir das viele nicht glauben wollen. Und ich bin nicht der Einzige. Der Zusammenhalt der Kollegen, die wie ich ehrenamtlich arbei-ten, versinnbildlicht den Geist des Wiederaufbaus.

Hat Sie jemand gebeten zu helfen oder haben Sie selbst die Initiative ergriffen?Niemand hat mich darum gebeten. Ich hatte, wie gesagt, das starke Be-

■ Interview

„Es war der schönste Abschnitt meines Lebens“ Siegfried Sachse über seinen Beitrag zum Wiederaufbau der Frauenkirche

Vielen Millionen Menschen hat er vom Symbol des Friedens er-zählt, von der Frauenkirche damals und heute, von ihrer Bedeu-tung als lutherisches Gotteshaus und als wieder aufgebaute Zierde Dresdens. Bis zu vier Führungen pro Tag hat er mitgemacht. Dabei mitunter bis zu 300 Menschen pro Führung in Atem gehalten. Ei-nen Tag vor der Weihe der Frauenkirche erinnert sich der Kirchen-Führer Siegfried Sachse (72) im Gespräch mit der DN-Redakteurin Radostina Velitchkova an die Zeit, die er nie vergessen wird.

dürfnis, dieses außergewöhnliche Vorhaben zu unterstützen. Ich habe natürlich kurz überlegt, den-noch die Entscheidung ziemlich schnell getroffen.

Momentan machen Sie Kirchen-Führungen. Zu Beginn gab es aber noch keine. Womit haben Sie vor zwölf Jahren den Wiederaufbau un-terstützt?Ja, das stimmt. Anfangs gab es aus nachvollziehbaren Gründen keine Führungen durch die Kirche. Wir haben damit angefangen, Souve-nirs zu verkaufen und Spenden für den Wiederaufbau zu sammeln.

Und wo?In einem kleinen Container neben der Baustelle. Aus den Gesprächen, die wir mit Dresdnern und Gästen der Stadt geführt haben, sind ein Jahr später, 1994, die Führungen – zunächst am Bauzaun – entstan-den. Wir haben erlebt, dass die Leute nicht einfach reinkamen, um etwas zu kaufen wie in einem normalen Geschäft, sondern auch etwas erfahren wollten.

Wonach sind Sie am häufi gsten ge-fragt worden?Man muss es ganz ehrlich sagen – zu Beginn überwogen die Skep-tiker: „Das geht doch nicht gut aus!“, „Heute baut man doch nicht mehr eine so alte Kirche“, „Und wer soll das Ganze bezahlen?“, hieß es unter anderem.

Auf solche Fragen eine Antwort zu fi nden, war für Sie bestimmt nicht einfach. Die Fragen sind auch ein bisschen verletzend, oder?Natürlich tat das auch weh, aber wir haben uns nicht irritieren las-sen und immer wieder optimis-tische Antworten auf skeptische Fragen gegeben. Mit der Zeit ha-ben wir bemerkt, dass die Men-schen anfi ngen Feuer zu fangen.

Woran haben Sie das vor allem zu spüren bekommen?Glücklicherweise an den Spenden. Sie wurden von Jahr zu Jahr mehr. So gibt es auch Leute, die testa-mentarisch ihr Vermögen oder auch Teile davon dem Wiederauf-bau der Frauenkirche überlassen haben.

Solche großen Gesten berühren …Natürlich. Uns haben aber nicht nur die großen Gesten sehr be-wegt. Wissen Sie, wie viele Klein-kinder mit ihren Münzen zu uns kamen und diese so schnell wie

möglich „loswerden“ wollten. Jetzt als Teenager erleben sie die Weihe und können stolz sagen: Ich habe auch was dazu beigetragen.

Woran denken Sie, was fühlen Sie so kurz vor der Weihe?Ich danke Gott, dass ich das erle-ben durfte – es war der schöns-te Abschnitt meines Lebens. Für mich ist es eine Ehre, der großen Familie der wieder aufgebauten Frauenkirche anzugehören. Eine Familie, die über die Jahre hinweg immer größer wurde und immer stärker zusammenwuchs. Einige haben es freilich nicht durchge-halten und sind frühzeitig aus-gestiegen. Die meisten sind aber geblieben. Die Botschaft, die wir übermitteln wollten, haben die Leute in alle Richtungen hinausgetragen. So ist die christliche Botschaft unse-rer Kirche schon vor ihrer Weihe allgegenwärtig gewesen: Brücken bauen, Versöhnung leben, den Glauben stärken.

Hat sich an Dresden nie satt gesehen: Siegfried Sachse bei einer Kuppelführung. Foto: privat

■ Umfrage

Begeistere Besucher rund um die Frauenkirche?

Christian Mathea und Theo Wuth haben nachgefragt

„Ich habe eine Heilpraxis in Ber-lin. Vor elf Jahren hatte ich einen 80-jährigen Patienten, der mir viel von der Frauenkirche erzähl-te. Er hatte 500 Mark gespendet und wollte heute unbedingt hier sein. Es war sein größter Wunsch. Leider kann er nicht kommen, deshalb bin ich für ihn da.“

Marion Rausch (56), Heilprakti-kerin aus Berlin

„Mein Chef ist gerade in der Frauenkirche. Ich nutze die Zeit, um mir den fertigen Bau anzuse-hen. Ich war oft am 13. Februar hier. Immer wenn die Glocken läuteten, hatte ich eine Gänse-haut. Von der Frauenkirche und der Geschichte des Wiederauf-baus bin ich einfach begeistert.“

Siegfried Enge (54), Chauffeur aus Altenburg

„Meine Mutter hat mir zum be-standenen Examen einen Stein in Höhe des Eingangs G gekauft. Je-des Jahr komme ich mit meinen Eltern im Dezember hierher, um zu sehen, wie die Frauenkirche wächst. Heute abend gehen wir zur Orgelweihe. “ Sebastian Otto (30), Jura-Stu-

dent aus Freiburg

„Als Pfadfi nder sind wir bei vie-len Kirchentagen dabei und hel-fen bei der Organisation. Persön-lich bin ich begeistert, was durch Spenden möglich wurde. Am 18. Dezember feiern wir in der Frau-enkirche das Friedenslicht. Dar-auf freue ich mich schon sehr.“Liane Kischkiel (31), Pfadfi nderin

aus Böhlen

Dresdner Frauenkirche 7Dresdner Nachrichten / Montag, 31. Oktober 2005

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Einmal zum Anbrennen, bitteDie Frauenkirche gibt es als Rose, auf Kerzen, Tassen und Tüchern – und natürlich in Wort und Bild

Ein ganz besonderes Souvenir: 25.000 Stück gab es von der Sorte „Rose der Frauenkirche“. Fünf Euro pro verkauftem Exemplar kamen der Kirche selbst zugute. Foto: PR

Von Thessa WolfWas auch immer sich verkaufen lässt – in Dresden ist es mit dem Bild der Frauenkirche geschmückt. „Es gibt Pins und Poster, Postkar-ten und Adventskalender“, zählt

Für 12,95 Euro darf man sie anzünden und zusehen, wie sie ab-brennt – die Kerze mit dem Bild der Frauenkirche drauf. 45,50 Euro kostet es, wenn man die gestickte Silhouette des Gotteshau-ses auf der Brust vor sich hertragen will – auf einem Shirt.

Yvonne Kubitza, Geschäftsfüh-rerin der Dresden Werbung und Tourismus GmbH, auf. Und wei-ter geht’s: „Becher, Bierkrüge und Kerzenlöscher sowie Beutel, Glä-ser, Magnetschilder, Mousepads,

Schlüsselanhänger, T-Shirts, Teller, Zinnfi guren...“

Die Idee, Souvenirs zu verkau-fen, hat einen heren Ursprung: Einst sollte damit Geld gesammelt werden. Heute kann man jedoch die Mitbringsel, von denen ein Teil des Erlöses an die Stiftung Frauenkirche geht, von anderen kaum unterscheiden. Es sei denn, es wird damit geworben. So gehen

■ Ein gutes Geschäft

beispielsweise von den 39 Euro für ein bedrucktes Seidentuch nach einer Idee von Ingrid Biedenkopf 15 Euro in die Spendenkasse. Jetzt hat die Gattin des Ex-Minister-präsidenten von Sachsen noch ein Rosen-Tuch entworfen. Ach ja, die spezielle Frauenkirchen-Rose: Rose: Fünf Euro pro Exemplar bekommt die Stiftung. Ähnlich ist es mit der Frauenkirchen-Uhr. Im Kaufpreis von 49 Euro sind 10 Euro Spende enthalten. Anders der Schwibbbogen mit dem Neu-markt-Ensemble – ein rein kom-merzielles Produkt für reichlich 2.000 Euro. Neun Kerzen zieren den hölzernen Fensterschmuck. Auf Knopfdruck erklingen wahl-weise Glocken oder Orgel.

Seit dem Wochenende gibt es auch zwei Stände auf dem Alt-markt. Das Jahrbuch der Frauen-kirche und DVDs kann man dort kaufen. Und ein paar Schritte wei-ter, im Haus des Buches, sämtliche Publikationen von dem Dresdner Symbol. „Es ist für jeden etwas da-bei, auch für jede Brieftasche“, sagt Mitarbeiterin Barbara Altmann. Ei-nen Favoriten gebe es nicht. „Alles ist schon mehrere hundert Mal ver-kauft worden. Wir bestellen immer wieder nach.“ Sie könne sich selbst kaum entscheiden, welches Buch sie für sich auswählen werde. Immer-hin: Der Ansturm war bereits am Sonnabend groß, am Sonntag – das Haus des Buches hatte von 13 bis 18 Uhr geöffnet - umso mehr. Üb-rigens für 55 Cent gibt es ein Mini-Bildchen des Kuppelbaus. Kurz vor dem Weihe-Wochenende ist es als Briefmarke erschienen. Mehr als 22.000 Stück davon wurden inner-halb von nur zwei Tagen allein in der Filiale der Deutschen Post in der Altmarktgalerie verkauft.

■ Ein großer Plan

Eine „himmlische“ Inszenierung ist der Weihe der Frauenkirche bereits am Freitagabend vorausgegangen. In festliches Licht getaucht feierten am Abend die Investoren des Baus zwischen Kirche, Verkehrsmuseum und Hilton-Hotel Richtfest. Tuch-händler Arturo Prisco hatte mit seinem Architekten Kai von Dö-ring und dem Chef der niederlän-dischen Baufi rma „Kondor Wes-sels“ Dik Wessels zum so genann-ten „Quartier Frauenkirche“ (QF) geladen. Das Geviert mit einer Flä-che von rund 17.000 Quadratme-tern, das rund 65 Millionen Euro kostet und künftig unter anderem Läden und einem Hotel Platz bie-ten soll, enthält einen „Leitbau“, das Weigelsche Haus (Neumarkt 2) und bekommt außerdem vier historische Fassaden. Es soll zum Stadtjubiläum im September 2006 fertig sein.

Prisco sei ein „potenter Inves-tor, jetzt Bauherr und ein Freund dieser Stadt“, freute sich OB In-golf Roberg (FDP) anlässlich des Richtfestes über das Engagement des Italieners, der nach eigenem

Himmlische Inszenierung für irdisches Handwerk

Bekunden in München und Dres-den zu Hause ist. Der Investor und Bau-Chef Dik Wessels wies vor allem auf die reibungslose Zusam-menarbeit des italienisch-hollän-disch-deutschen Trios hin. „Ich wünsche ihnen, dass sie weitere Lücken füllen können und Dres-den noch mehr eine Stadt wird, in der jeder leben und bleiben will“, sagte Wessels zu den hunderten Gästen, die die Feier verfolgten. Prisco selbst, den viele Rossberg zufolge „nur“ als Tuchhändler kennen und vielleicht noch als Schwärmer, kam angesichts der Stimmung auf dem Neumarkt tat-sächlich ins Schwärmen. „Dieser Platz ist so groß und schön, dass wir noch genügen Platz für die Touristen haben“, freute sich der Wahldresdner.

Nachdem die Investoren mit ganzen 31 Schlägen den letzten Nagel in den Dachstuhl eingeschla-gen hatten, begann der Höhepunkt des Abends. Wie schon zur Grund-steinlegung schwebte ein Engel ein, der schließlich den Richtkranz auf das Quartier setzte. tw

Für viele kein Juwel, sondern ein Dorn im Auge: Quartier F. Foto: tw

Dresdner Frauenkirche8 Dresdner Nachrichten / Montag, 31. Oktober 2005

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■ Sehenswert

Frauenkirche und kein Ende. Wer sich noch immer nicht satt gese-hen hat an dem protestantischen Bau, kann die Kirche auch als Kunst erleben. Zahlreiche Aus-stellungen sind diesem Thema gewidmet.

Treffpunkt Galerie Frauenkirche, Georg-Treu-Platz 3: „Künstler se-hen die Frauenkirche“, geöffnet bis 20. November 2005 (Montag bis Freitag 10 bis 18 Uhr, Wochenende 10 bis 17 Uhr).

Stadtmuseum im Landhaus: „Die Frauenkirche zu Dresden. Wer-den – Wirkung – Wiederaufbau“: geöffnet bis Ende 2010 (10 bis 18 Uhr, Freitag 12 bis 20 Uhr).

Galerie Christoff Horschik, in den Räumen am Georg-Treu-Platz

In Öl, Acryl oder als AquarellMehrere Ausstellungen widmen sich der Frauenkirche

3: „Ein anderer Blick – Bilder zur Frauenkirche“: geöffnet bis 20. No-vember 2005 (täglich 12 bis 18 Uhr).

Technisches Rathaus, Hamburger Straße 19: „Der Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche“: geöffnet bis 2. Dezember 2005 (Montag und Mittwoch 8 bis 15 Uhr, Diens-tag und Donnerstag 8 bis 18 Uhr, Freitag 8 bis 12 Uhr).

Hotel The Westin Bellevue: „Frau-enkirche 1985–2005“, geöffnet bis 20. Dezember 2005 (täglich 9 bis 18 Uhr). KaLo

Babak Nayebi hielt den „Blick von der Frauenkirche“ in Öl fest. Der

Künstler ist 1961 in Teheran gebo-ren und seit 1993 Wahl-Dresdner.

Foto: Paul Kern

Dresdner NachrichtenSonderausgabe Weihe der Frauenkirchewww.dresdner-nachrichten.de

Herausgeber, Verlag:MID Verlags GmbH,Geschäftsführer: Karsten TonnTharandter Str. 31–33, 01159 DresdenTel.: 03 51 / 4 56 80-0Fax: 03 51 / 4 56 80-113

Redaktion:Radostina Velitchkova, Thessa Wolf, Theo Wuth, Christian Mathea, Karsten Tonn (v.i.S.d.P.)E-Mail: [email protected]

Layout:Mandy Preßler

Druck:Torgau Druck Sächsische Lokalpresse GmbH

Vertrieb:Pirnaer Rundschau Vertriebs- und Werbeagentur P. Hatzirakleos

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