JOHANNES DE LA SALLE - laacce.net · ein Mittler für die Jugend bei der Suche nach ihrem...

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JOHANNES DE LA SALLE30. APRIL 1651 BIS 7. APRIL 1719

(GRÜNDER DER BRÜDER DER CHRISTLICHEN SCHULEN)

„W IR MÜSSEN

DIE HERZEN DER KINDER

GEWINNEN“

INHALTSVERZEICHNIS

I . LEBEN DES JOHANNES DE LA SALLE

I I . D IE FAMILIE DE L A SALLE

I I .1. LOUIS DE LA SALLE, VATER

I I .2 N ICOLE MOËT DE LA SALLE, MUTTER

I I .3 SOZIALES UND RELIGIÖSES LEBEN DER FAMILIE DE LA SALLE

I I .3 .1 DAS SOZIALE LEBEN DER FAMILIE DE LA SALLE

I I .3 .2 RELIGIÖSER EINFLUSS DER ELTERN

I I I. SCHULBRÜDER HEUTE

IV. DE LA SALLE I NTERNATIONAL

V. GESCHICHT E DER SCHULBRÜDER IN ÖSTERREICH: 1857 – 2007

V.1 AUFSTELLUNG DER V ISITATOREN IN CHRONOLOGISCHER REI-

HENFOLGE

VI. E IN BLICK IN DIE ZUKUNFT

VI. 1. LASALLIANISCHE PÄDAGOGIK IM 21. JAHRHUNDERT

VI.1.1. LASALLIANISCHE ZUKUNFT

VI.1.2. SCHULE , EIN ORT ZUM LEBEN

VI.1.3. SEHEN – URTEILEN – HANDELN

VI.1.4. ERZIEHUNG – KEIN FERTIGES PROJEKT

VI.1.5. ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT

VI.1.6. WAS IST ZU TUN?

VI.1.7. INPUT IN EINEN WELTWEITEN HORIZONT

VI.1.8. ZUGANG ZUR ERZIEHUNG

VI.1.9. DER LASALLIANISCHE LEHRER UND ERZIEHER ALS MEDIATOR

VI.2. LASALLIANER UNTERWEGS

VI.2.1. DER NEUE WEG

VI.2.2. E IN WEG IN GEMEINSCHAFT

VI.2.3. DIE SENDUNG ALS EIN BESONDERER WEG

VI.2.4. E IN SCHRITT NACH DEM ANDEREN

VII. ABBILDUNGSVERZ EICHNIS IMPRESSUM:Herausgeber: De La Salle Schule StrebersdorfRedaktion: Präf. Sabine BauerLayout: G. Mannersdorfer; Mag. Heinz Hodics1. Auflage © 2007

Kindergarten: 01/29125/[email protected]: 01/29125/[email protected]. Mittelschule: 01/29125/[email protected] Wien, Anton Böck-Gasse 20

AHS - G/RG/ORG:01/29125/[email protected] Wien, Anton Böck-Gasse 37

Kindergarten: 01/[email protected]: 01/[email protected]. Mittelschule: 01/[email protected] Wien, Gebrüder Lang-Gasse 4

Volksschule: 01/[email protected]. Mittelschule: 01/[email protected] Wien, Schopenhauerstraße 44-46

Volksschule: 01/[email protected] - RG/ORG: 01/[email protected] Wien, Scheidlstraße 2

Haupschule/Sporthauptschule: 06135/[email protected] Bad Goisern, Rudolf-Von-Alt-Weg 5

VIII. PÄDAGOGISCHE WERKE IN ÖSTERREICH

Abb. 1In der Hungersnot im Winter 1683/84 verteilt DLS Brotan die Armen von Reims

Abb. 2Der Pfarrer von St. Sulpice in Paris besucht 1696 eineBrüderschule

Abb. 3 Wenn es nötig war hat DLS selbst unterrichtet Abb. 46. April 1719, gegen Abend verrichteten die Brüdergemeinsam die Sterbegebete

Abb. 5 Reims, Hotel de la Goche, Geburtshaus von DLS Abb. 6 Reims, Hotel de la Goche heute

Abb. 7 Biograph J.B. Blain (li), Priester und Kanonikus in Reims Abb. 8 Stifterstatue im Generalatshaus in Rom

Abb. 9 Fensterbild, DLS legt mit seinen Brüdern Gelübde ab Abb. 10 Die Lasallianischen Regionen Weltweit

Abb.11-13 Besuch des Generalsuperiors und Lasallianische Jugend Abb. 14 K&K Waisenhaus Boltzmanngasse

Abb. 15 Ansicht Strebersdorf 1910 Abb. 16 Schloss Laubegg, Steiermark

Abb. 17 Lasallianische Zukunft, Assoziation mit den Mitarbeitern Abb. 18 Menschliche Erziehung und Spiritualität

Abb. 19In der Hungersnot im Winter 1683/84 verteilt DLS Brotan die Armen von Reims

Abb. 20 Zugang zu christlichen Werten

Abb. 21 Der neue Weg hat bereits begonnen Abb. 22 Brennender Eifer

Abb. 23 Zeichen der Zeit — Licht in die Herzen der jungen Menschen

VII. ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Gegenseitiger Dialog ist dafür notwendig und wesentlich. Diese Einstellungkommt „zusammen und durch Vereinigung“ für die Sendung zustande.Auf diesem Weg, „zusammen und durch Vereinigung“, können wir Visionenfür eine gewandelte zukünftige Gesellschaft aufleuchten lassen.

VI.2.3. D IE SENDUNG ALS EIN BESONDERER WEG

Die Sendung ruft uns auf einen besonderen Weg imErziehungsdienst für unsere Jugend. Wir lernen dieWurzeln von neuer Armut kennen und spüren immer mehrdie Notwendigkeit, Gerechtigkeit und Frieden zu fördern. Sokönnen wir Zeichen der Zeit sein und als lebendigeErinnerung an De La Salle wirken: als Licht in den Herzen

der jungen Menschen und als Licht für die Welt, durch eine Erziehung zumenschlichen und christlichen Werten.

VI.2.4. E IN SCHRITT NACH DEM ANDEREN

Entdecken und teilen wir das lebendige Charisma in kreativer Treue zuunserem Stifter, lassen wir prophetische Gedanken in unserem Leben zuund haben wir den Mut, sie auszusprechen.Wir wollen auf dem Weg von Johannes De La Salle in die Zukunft gehen, imSchein seines Charismas und ein Schritt wird uns zum nächsten führen ineiner Art und Weise, wie wir uns das nie vorstellen können.

Übersetzung und Bearbeitung: Br. Erhard Tietze, Februar 2007

Abb. 23Abb. 23

Die folgenden Seiten geben einen Einblick in die Aufgaben und in das Lebender lasallianischen Gemeinschaft, zu der die Schulbrüder, die vielen

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Partner und Assoziierte gehören. Diemenschliche und christliche Bildung und Erziehung der Jugend ist unser

Ziel, wir verwirklichen das in der Tradition der Schulbrüder und ihresGründers, des

HL. JOHANNES DE LA SALLE30. APRIL 1651 (REIMS) BIS 7. APRIL 1719 (ROUEN)

I. LEBEN DES JOHANNES DE LA SALLE

Johannes war Priester und Domherr in Reims (Frankreich) und lebte in derzweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, zur Zeit König Ludwig XIV. Er erkanntedie Bedeutung einer guten Lehrerbildung für den Unterricht und dieErziehung junger Menschen. Um 1680 hatte er begonnen, Lehrer in seinHaus einzuladen. Bald entstand daraus eine Gemeinschaft, die ihrSelbstverständnis in der Bezeichnung "Bruder" ausdrückte. Nicht Meisteroder Belehrer wollten sie sein, sondern sie verstanden sich als die älterenBrüder für ihre jüngeren Geschwister. Die Schulen des Herrn de La Sallewaren keine "Schreibschulen" oder "Armenschulen"; sie verstanden sich als"Christliche Schulen" und waren für alle Kinder offen. Deswegen nannteman die Lehrergemeinschaft des Johannes von La Salle "Brüder derChristlichen Schulen".

Bereits 1679 gründete er für die Armen eine kostenlose Schule und nahm1681 einige Armenschullehrer in seinem Haus auf. Er gab 1683 seine Stelleals Domherr auf und gründete am 25. Mai 1684 die Kongregation der Brüderder Christlichen Schulen (Schulbrüder). In der Folge schuf er Realschulen,Sonntagsschulen, Erziehungsanstalten für verwahrloste Jugendliche sowieLehrerseminare. 1688 eröffnete er die ersten Schulen in Paris.

"Die Herzen der Kinder" sollten die Brüder gewinnenund ihnen mit der Strenge eines Vaters und derLiebe einer Mutter begegnen. Vor allem sollten sieselbst ausführen, was sie von anderen verlangten.Das von den Kindern mitgebrachte Frühstück wurdein der Schule mit denen geteilt, die nichts zum Essenmitbringen konnten. Am Beginn des Unterrichtsstand eine kurze "Reflexion" (Anregung zumNachdenken), beendet wurde der Unterrichtstag mitdem Religionsunterricht, in dem katechetische Liedergroße Bedeutung hatten. Der

Unterricht wurde in der Muttersprache erteilt und nichtwie üblich in Latein. Anschauungsmittel sollten denUnterricht lebendig machen. Kranke wurden von ihrenMitschülern besucht, wenn es nötig war, hat man ihnengeholfen.

Als sich der Ruf der Gemeinschaft auszuweiten begann,riefen immer wieder Bischöfe die Brüder in ihre

Diözese und forderten sie auf,Schulen zu führen und zuübernehmen. Auf diese Weise breitete sich dasInstitut über ganz Frankreich aus. DerWiderstand gegen die Christlichen Schulen undgegen De La Salle war sehr groß. Lehrer andererSchulen fürchteten um ihren Beruf, der Klerusfürchtete um seinen Einfluss auf schulischemGebiet, nicht alle Brüder waren diesen Spannungenund dem entbehrungsreichen Leben gewachsen.

Aber es gab auch Freunde, die Johannes De LaSalle immer wieder zum Weitermachenermunterten; Schritt für Schritt ging er seinen Weg.

Viele seiner Schriften waren für die Aus- undWeiterbildung seiner Brüder gedacht und gewährenuns heute noch einen Einblick in die Denkweise unddas Charisma des Stifters: Regel, Schulanleitung,Meditationen, Betrachtungsmethode, ...

De La Salle starb am Karfreitag, dem 7. April 1719in Rouen. Beim Tod des Stifters gab es etwa 100Brüder, die in 20 Gemeinden lebten undunterrichteten. Johannes De La Salle lebt weiter inseinem Institut, im Werk Gottes, wie er es genannthat.

Abb. 1

Abb. 2

Abb. 4

Abb. 3

VI.1.9. DER LASALLIANISCHE LEHRER UND ERZIEHER ALS MEDIATOR

Das ist genau die Rolle, die Johannes De La Salle seinen Lehrernvorstellt:

ein Mittler für die Kinder auf der Suche nach Wissen ein Mittler für die Jugend bei der Suche nach ihrem

Selbstverständnis ein Mittler für junge Menschen auf der Suche nach dem Bild

Gottes in der Welt von heute

Englische Übersetzung von Jerzy Geppert FSC:"I want to go to your school!", Salvator Paris 2006

Übersetzung und Bearbeitung: Br. Erhard Tietze, Strebersdorf 2007.

VI.2. LASALLIANER UNTERWEGS

VI.2.1. DER NEUE WEG

Wir alle kommen aus unterschiedlichen Umgebungen, mitverschiedenen pädagogischen und gesellschaftlichenIdeen sowie mit differenzierten religiösen und spirituellenAuffassungen, aber wir sind in einer gemeinsamenSendung vereinigt: in der lasallianischen Sendung dermenschlichen und spirituellen Erziehung einer bedürftigenJugend und im Charisma von Johannes De La Salle.Wir fühlen uns solidarisch und bleiben Johannes De LaSalle treu in unserer Antwort auf die neuen Realitäten: die

Bedürfnisse der neuen Armut in einem multikulturellen und multireligiösenZusammenhang.Der neue Weg hat bereits begonnen und dieser Weg geht weiter.

VI.2.2. E IN WEG IN GEMEINSCHAFT

Immer wieder können wir entdecken, dass dieserneue Weg nur in Gemeinschaft möglich ist. EineGemeinschaft, die sich in Begegnung zeigt, ingegenseitiger Wahrnehmung wächst und in geteilterGroßzügigkeit lebendig bleibt.Diese Gemeinschaft antwortet auf die schreiendenBedürfnisse der Jugend. „Brennender Eifer“ motiviertpersönliche Talente und Leidenschaften zum Wohl der jungen Menschen.

Abb. 22

Abb. 21

und für die, die es konnten, war der Unterricht nicht sehreffektiv. Für die ersten Brüder war es wichtigherauszufinden, wie man den Kindern wirksam helfenkonnte. Auf diese Weise konnten sie in der zukünftigenGesellschaft eine Rolle spielen und durch ihre Bildungund ihren Beruf einen Platz in der menschlichenGemeinschaft einnehmen. Fragen wir uns zuerst: Wasist zu tun? Was hilft den Kindern und Jugendlichen, denFamilien, der lokalen Gemeinschaft und den helfendenOrganisationen?

VI.1.7. INPUT IN EINEN WELTWEITEN HORIZONT

In vielen Ländern der Welt finden wir in den lasallianischen Einrichtungeneine ähnliche Erziehungsatmosphäre. Für die lasallianischen Institutionenist es an der Zeit, diesen besonderen Input in einen weltweiten Horizontzu stellen.

Drei Faktoren lassen einen Synergie-Effekt entstehen:

Die Verankerung der lasallianischen Tradition in der Geschichteund die Weitergabe derselben durch Aus- und Weiterbildung.

Eine Dezentralisierung im Kontext gemeinsamer Ziele. Der Einsatz neuer Technologien zur Entwicklung von weltweiten

Verbindungen.

VI.1.8. ZUGANG ZUR ERZIEHUNG

Lasallianische Pädagogik besteht nicht in bestimmten Techniken, sondernin einem gesamtmenschlichen erziehlichen Zugang, der Originalitätermöglicht. Es ist das die christliche Sicht von Jugend und von Lehrernund Erziehern und wie sie zusammen leben und arbeiten können. Dieganzheitliche Sicht der Erziehung, die die Person und die Zukunfteinschließt.Die lasallianische Sichtweise einer zukünftigen Schule, in der es einfachPlatz zum Leben und Wachsen gibt, ein Platz für alle, die dort leben undarbeiten. Das haben Johannes De La Salle und die ersten Brüder mitihren Christlichen Schulen gemeint.

Abb. 20

Abb. 19

II. DIE FAMILIE DE LA SALLE

Jean-Baptiste De La Salle wurde am 30. April 1651 in Reims in derChampagne, Frankreich, geboren. Seine Eltern waren Louis De La Salle(1625-1672), Richter am Präsidialgericht in Reims, und Nicole MoëtDe La Salle (1633-1671), Tochter des Feudalherrn Jean Moët de Brouillet(1599-1670). Sie hatten am 25. August 1650 in der Pfarrkirche der BrautSaint-Hilaire geheiratet; er war fünfundzwanzig Jahre alt, sie siebzehn. Inzwanzigjähriger Ehe hatten sie elf Kinder; vier starben schon früh.

Es gibt Studien, die darauf schließen lassen,dass Jean-Baptiste im Hotel de La Cloche oderde La Croix d’Or in der Rue de La Chanvreriegeboren wurde. In einer Hälfte des Hauses lebtendie Eltern zusammen mit der Großmutterväterlicherseits. Heute wird das Haus Hôtel de LaSalle bezeichnet. Die andere Hälfte wurde vonSimon De La Salle und seiner Familie bewohnt;

er war der ältere Bruder von Vater Louis De La Salle. Das Haus gehörtezur Pfarre Saint Pierre le Vieil. Jean-Baptiste wurde aber in der KircheSaint Hilaire getauft.

In Übereinstimmung mit den damaligen Gebräuchenwurden die Kinder in der Pfarrkirche der Taufpatengetauft. In späteren Jahren wurde Jean-Baptisteselbst Taufpate bei zwei seiner Brüder, bei Jean-Louis (1664) und Pierre (1666). Seine Unterschriftscheint auch auf einem Begräbnisdokument fürseinen jüngeren Bruder Simon (1667) auf.

II.1. LOUIS DE LA SALLE, VATER

Der Vater von Jean-Baptiste stammte sowohl väterlicherseits (Lancelot)als auch mütterlicherseits (Barbe Cocquebert) von einerreichen Kaufmannsfamilie ab. Im Jahr 1647 hatten ihm seine Eltern dieeinflussreiche Stellung eines Rates am Appellationsgericht in Reimsermöglicht. Louis De La Salle war ein hoch respektierter Mann, einHumanist und Liebhaber von Musik und Kunst. Er war sehr besorgt um dieErziehung seiner Kinder. Als gläubiger Mensch und Gatte war er einaußergewöhnlicher Christ. Zunächst hoffte er, dass sein ältester Sohn ihmin seinem Beruf als Richter folgen werde; er respektierte jedoch volldessen Freiheit, als sich dieser für das Priestertum entschied. Der Vaterwollte für seinen Sohn die bestmögliche Ausbildungsstätte finden und soschickte er ihn in das Seminar von St. Sulpice in Paris.

Abb. 5

Abb. 6

II.2 N ICOLE MOËT DE LA SALLE, MUTTER

Biograph Blain beschreibt die Mutter als eine eherwegen ihrer Frömmigkeit als wegen ihrer adeligenAbstammung bemerkenswerte Frau und schreibtihr einen tiefen Sinn für die Gegenwart Gottes zu;später sollte das Bedeutung in der Spiritualitätihres ältesten Sohnes bekommen. Sie stammteaus der adeligen Familie De Brouilletväterlicherseits, Jean Moët war Herr vonBrouillet und anderen Orten; aber sie verlorihren Anspruch, als sie einen Bürgerlichenheiratete.

Der Name "De La Salle" zeigte die einstige Zugehörigkeit zumAdelsstand an und wurde nicht geändert, als die Zugehörigkeit zumAdel verloren ging.

Die Mutter von Jean-Baptiste starb am neunzehnten Juli 1671 imAlter von 38 Jahren, der Vater starb weniger als ein Jahr später am9. April 1672 im Alter von 47 Jahren. Der letzte Wille und dasTestament von Louis De La Salle, geschrieben und unterzeichnet amTage vor seinem Tod, existiert heute noch; darin wird Jean-Baptiste alsTestamentsvollstrecker und Vormund für seine jüngerenGeschwister genannt, seine Onkel Simon De La Salle, AntoineFrémyn und Nicolas Moët werden darin als seine Unterstützer genannt.

II.3 SOZIALES UND RELIGIÖSES LEBEN DER FAMILIE DE LA SALLE

I I .3.1 DAS SOZIALE LEBEN DER FAMILIE DE LA SALLE

Als achtbare Bürger des gehobenen Mittelstandes war die Familie De LaSalle aktiv am sozialen Leben in Reims beteiligt. Der Alltag wurde vonden Regeln des korrekten und konservativen Verhaltens bestimmt. Musikund Geisteswissenschaften wurden geachtet und gepflegt. Im Hause DeLa Salle befand sich eine gut ausgestattete Bibliothek, die eifrig benutztwurde; manchmal wurde nach dem Abendessen aus den Büchern lautvorgelesen. Aus den Problemen, mit denen Jean-Baptiste De La Sallespäter zu tun hatte, können wir schließen, dass die Ernährung von guterQualität war und dass man sich nach der neuesten Mode kleidete. Es gabDiener, vorwiegend nebenberufliche, die den Kindern die unangenehmenArbeiten abnehmen mussten. Als Kind schien sich Johannes bei denhäufigen kulturellen Abendgesellschaften im Hause De La Sallegelangweilt zu haben.

Abb. 7

oder religiösen Gruppe. Dieser Zugang beruht auf den drei Schritten:Sehen, Urteilen, Handeln. Manchmal verwendet man auch die BegriffeVersenkung, Prozess, Interface. Man benötigt zunächst einmal Zeit, umsich in eine Situation zu versenken, dann beginnt man zu verstehen undkann Hilfestellung geben. Das ermöglicht einen Prozess, der hilfreicheStrategien hervor bringt. Schließlich kann dann entschieden werden,welche pädagogische Struktur geeignet ist, eine Schnittstelle zwischenden Nöten und den gefundenen Antworten herzustellen.

VI.1.4. ERZIEHUNG – KEIN FERTIGES PROJEKT

Meistens arbeiten wir in einer schulischen Umgebung. Für einelasallianische Schule der Zukunft soll es nicht nur um Wissens- undLernstrukturen gehen, vor allem soll Schule ein Leben spendender Ortsein, für einzelne Menschen, für Gruppen, für die Gemeinschaft.Allerdings ist dieser Prozess erst im Bau begriffen, man erfährt auch dieZerbrechlichkeit der sozialen Systeme, der Partnerschaften, der Familien,es gibt einen Werte- und Orientierungsverlust. Eine Reihe vonPädagogen fragt sich daher, ob sie sich noch länger dieser Aufgabewidmen sollen. Erziehung ist also nicht mehr ein fertiges Paket, das in diegesamte Welt verschickt werden kann.

VI.1.5. ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT

In einer lasallianischen Schule wissen wir, dassErziehung viel mit Spiritualität (in einem umfassendenSinn) zu tun hat, sowohl von der Gründung durchJohannes De La Salle her, als auch vom täglichengesellschaftlichen Kontakt und in Begegnung mit denheutigen Werten: Geld, Ansehen, Konsum, Indifferenz,seelische Erkrankungen, … Deshalb werden immermehr spirituelle Events angeboten, durch die manKlarheit über sein Leben gewinnen und nach einer

Perspektive ausrichten kann. Manchmal braucht es Stille, um in sichgehen zu können, oder man spricht sich aus, betet miteinander. Jederversucht seine Lebensgeschichte zu finden und mit anderen zu teilen.

VI.1.6. WAS IST ZU TUN?

Am Beginn der lasallianischen Institution stand nicht ein perfektespädagogisches Projekt, sondern ein ganz klares gesellschaftlichesBedürfnis. Die Kinder der ärmeren Leute konnten nicht zur Schule gehen

Abb. 18

VI. E IN BLICK IN DIE ZUKUNFT

VI. 1. LASALLIANISCHE PÄDAGOGIK IM 21. JAHRHUNDERT

Auszüge aus dem Buch von Nicolas Capelle FSC:"Je veux aller dans ton école!" p. 221 – p. 248, Salvator Paris 2006.

VI.1.1. LASALLIANISCHE ZUKUNFT

Die Autoren dieses Buches kommen ausstädtischem Umfeld von allen fünfKontinenten. Ihre Arbeit machte ihnenverständlich, was es bedeutet, wenn manzusammen lebt und zusammen arbeitet; dasist eine unserer großen Herausforderungen fürunsere gemeinsame lasallianische Zukunft.Lehrer und Erzieher können dabei neueBereiche auf dem Gebiet der humanitären Bildung erschließen: Förderungund Respekt vor den Kulturen, Hinführung zur Demokratie, vertiefendeEntwicklung von Gerechtigkeit und Frieden, interreligiöser Dialog, sozialesEngagement, Frauenrechte, Kinderrechte, Rechte von Minderheiten.Gemeinsames Leben fordert Erneuerung und Anpassung derLehrerausbildung, um in Zukunft in neuen und unterschiedlichenBereichen arbeiten zu können.

VI.1.2. SCHULE, EIN ORT ZUM LEBEN

Unser Institut ist ein gewichtiges soziologisches Gebilde mit dem Ziel:menschliche, christliche und religiöse Werte durch kulturelle undschulische Bildung und Erziehung für die Jugend, besonders für einealleingelassene arme Jugend zu fördern und zu vertiefen.Volksschulen, Mittelschulen, Höhere Schulen, Universitäten, Erziehungs-und Jugendzentren, Nachbarschaftszentren, Druck- und Verlagsarbeit,Zusammenkünfte für die Jugend:Schule bedeutet hier nicht nur schulische Struktur, das ist auch ein Ortzum Leben, der ganzheitliche Bildung und altersgemäßes Wachstumzulässt und fördert.

VI.1.3. SEHEN – URTEILEN – HANDELN

In der „Schule“ ist es die Person, die an erster Stelle steht, dann kommterst der Kontext einer bestimmten Familie oder einer sozialen, ethnischen

Abb. 17

I I .3.2 RELIGIÖSER EINFLUSS DER ELTERN

Zweifellos übten religiöse Themen von frühester Jugendan eine besondere Anziehung auf den jungen Johannesaus. Die ersten Biographen sprechen von der Freude,die ihm die Anwesenheit beim Gottesdienst in derKirche bereitete, von seiner Faszination an denZeremonien und deren Nachahmung im Spiel und vonden eindringlichen Fragen, die er nach dem Sinn all desErlebten oder über die Religion überhaupt stellte. Mankann dies nicht alles samt und sonders alsoberflächliche Religiosität abtun. Umgeben von Liebeund ausgestattet mit einem Vertrauen schenkendenGeist, entwickelte der junge De La Salle ein natürlichesFeingefühl für die Nöte der andern. Dies kam in seinemspäteren Leben zum Vorschein, sodass die Biographen von "dernatürlichen Güte seines aufrichtigen Herzens" sprechen. Die ersteschulische Ausbildung der La Salle Kinder begann zu Hause und wurdevon privaten Hauslehrern erteilt. Johannes De La Salle hat wohl das Lesenund Schreiben aus lateinischen Texten erlernt, wie es so üblich war. Erwar zehn Jahre alt, als er am 10. Oktober 1661 nach vierjährigemPrivatunterricht in die sechste Klasse des "Collège des Bons-Enfants" inReims aufgenommen wurde.

Über den religiösen Einfluss der Eltern aufJean-Baptiste schreibt der Biograph Blain:"Sein Vater war tief religiös und freute sich über dienatürliche Güte und die freundliche Anlage seinesSohnes. Er betete mit seinem Sohn das Brevier,dadurch wollte er seine religiösen Pflichten erfüllen undzugleich seinem Sohn Freude bereiten. Die Religiositätder Mutter war eher zärtlich. Sie hörte nicht auf, denSamen des Glaubens in seine jugendliche Seele zulegen und sie sah eine Saat aufblühen, die alle ihreErwartungen übertraf."Die Informationen, die uns die Biographen über die

Religiosität in der De La Salle-Moët Familie geben, weisen darauf hin,dass sie zu den Familien gehörten, bei denen die religiöse Erneuerung imFrankreich des 17. Jahrhunderts in der Folge des Konzils von TrientFrüchte getragen hatte. Das zeigt auch die Anzahl der Priester- undOrdensberufe unter De La Salles Verwandtschaft und das Engagementvon anderen Familienmitgliedern bei Werken der Nächstenliebe oder beiPfarraktivitäten.

Abb. 8

Abb. 9

III. SCHULBRÜDER HEUTE

„Stifterfest“

Am 15. Mai 1950 wurde Johannes De la Salle zum Schutzpatron allerchristlichen LehrerInnen und ErzieherInnen ernannt.Die Entwicklung in der Gesellschaft und in der Kirche erfordert im Sinneder lasallianischen Sendung, dass sich das Institut von der Dynamik unterden Partnern und Assoziierten herausfordern lässt. Die Brüder müssensich immer wieder fragen, wie ihr "Zusammen und durch Vereinigung" inder Praxis aussieht. Diese Vereinigung muss für sie zu einer Quelledes Persönlichkeitswachstums werden, aus der sich die Solidaritätmit anderen weiterentwickeln kann.Es gibt Partner, die die Sendung der Schulbrüder in den verschiedenenFormen des Unterrichts und der Erziehung, in der katechetischenUnterweisung und in anderen Formen apostolischen Wirkens mittragenund auf diese Weise verwirklichen. Einige wollen auch das Charisma unddie Spiritualität vertiefen. Die Weiterbildung von Brüdern und Partnernwird in den kommenden Jahren Priorität besitzen. So wirdVereinigung im Erziehungsdienst an den Armen als lasallianische Antwortauf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gezielt ermöglicht.

Anschließend einige Beispiele aus der Statistik:

Gesamtzahl der Brüder mit Gelübden: 2006: 5325 in 863 Gemeinden2002: 61421987: 8858

Ordensausbildung:Novizen: 2006: 126

2002: 1321987: 160

Aspiranten und Postulanten: 2006: 6092002: 612

Brüder mit zeitlichen Gelübden: 2005: 4382002: 477

Apostolisches Engagement:Gesamtzahl der Brüder mit Gelübden (Stand Nov.06): 5323Davon :

-) … arbeiten 2393 (~ 45 %) in den Schulen oder in anderen Bereiche(Administration, Aus- u. Weiterbildung etc.).

-) … sind 14 % der Brüder unter 40 Jahre alt.-) … sind 20 % zwischen 40 und 60 Jahren alt.-) … sind 66 % über 60 Jahre alt.

Seit dem 1. November 2006 gibt es nur mehr eine lasallianische RegionEuropa (REL).

Seit einigen Jahren haben sich die Schuldirektoren derlasallianischen Werke in der Vereinigung ASSEDILzusammengeschlossen.Im Sektor Österreich gibt es in einigen Werken keineOrdensgemeinde mehr (Währing, Marianum), nicht alleNiederlassungen konnten gehalten werden. Im Jahr 2002wurde Laubegg an das Rote Kreuz Steiermark verkauft,die Verlegung der Ordensgemeinde wird überlegt. Die

Gemeinde Feldkirch wurde aufgelöst und das Haus wird ebenfallsverkauft. Die Frage einer zukünftigen Schulerhalterschaft inÖsterreich muss noch geklärt werden.

Die lasallianischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind jedoch sehraktiv. Ein Arbeitskreis für Öffentlichkeitsarbeit wurde gegründet, für dieKinder aus den Werken in Wien hat man einen De La Salle Cup ins Lebengerufen; ein Wettbewerb mit sportlichen und künstlerischen Aktivitäten. Inden einzelnen Schulen gibt es ein Pastoralteam, das sich mit derlasallianischen Tradition und den Bedürfnissen der Schul pastoralbeschäftigt. Alle Lasallianer sind eingeladen, sich mit der lasallianischenTradition zu beschäftigen, in Aus- und Weiterbildung, in religiöserErneuerung, in internationaler Zusammenarbeit.Ab dem Jahr 2007 gedenken wir dem hundertfünfzigjährige Wirken derSchulbrüder in Österreich. Die einzelnen Schulen feierten diesesim Rahmen ihrer Schulfeste.Im Mai des selben Jahres gab es aus diesem Anlass in Strebersdorf einegroße Festmesse für die Jugend.Wir Lasallianer stehen alle in der Tradition des Gründers derSchulbrüder, Johannes De La Salle. Sein Charisma gehört dergesamten Kirche, er führt uns in eine neue Zukunft, teilweise hat sie schonbegonnen. Der Stern im Logo bedeutet das Zeichen des Glaubens, erweist uns den Weg und gibt uns Hoffnung.

V.1 AUFSTELLUNG DER V ISITATOREN ( IN CHRONOLOGISCHER REIHENFOLGE)

1854 bis 1868 Br. Modestus 1958 bis 1967 Br. Liebhard Felber

1868 bis 1872 Br. Vizentius 1967 bis 1978 Br. Bertrand Fetter-Schönberger

1872 bis 1887 Br. Marianus Arens 1978 bis 1986 Br. Bruno Schmid

1887 bis 1910 Br. Cosmus Knauff 1986 bis 1994 Br. Klemens Ladner

1910 bis 1914 Br. Gerhard Kahl 1994 bis 1996 Br. Bruno Schmid

1914 bis 1925 Br. Cosmas Fuhrmann 5. 1. 1996 bis 16. 3. 1996 Br. Engelbert Dunkel

1925 bis 1934 Br. Hyacinth Brückner 1996 bis 2002 Br. Klemens Ladner

1934 bis 1958 Br. Fridolin Staribacher Seit 2002 Br. Paul Kaiser

Herrschaft 1948 die in Ungarn und Rumänien zum Opfer. Während desZweiten Weltkrieges wanderten 60 Brüder in fremde Länder aus, 24Brüder fielen an der Front oder starben an den Kriegsfolgen. Viele jüngereBrüder verließen infolge der politischen Verhältnisse den Orden.

Trotz der schwierigen Umstände wurde noch 1945 im Pensionat, in Wien15 und 18 mit dem Unterricht begonnen. Fünf Niederlassungen(Rosenhügel, Tullnerbach, Stetten, Lienz und Stuhlfelden) wurden nichtmehr eröffnet. Allmählich kehrten die Brüder von der Gefangenschaftoder aus dem Ausland zurück und halfen mit am mühsamenWiederaufbau.

Das Jubiläum „100 Jahre Schulbrüder in Österreich“ wurde am 18. März1957 mit einer großartigen Festakademie im Wiener Musikvereinssaalgefeiert.Um 1960 gab es in Österreich mehr als 140 Brüder, die in sechsNiederlassungen wirkten: Strebersdorf, Schopenhauerstraße,Fünfhaus, Bad Goisern, Feldkirch, Laubegg.

Das Noviziat befand sich in Maria Laubegg inder Steiermark, die jungen Brüder wurden inStrebersdorf in der Lehrerbildungsanstaltausgebildet. In Strebersdorf, Fünfhaus,Feldkirch und Goisern wurde neu gebaut, dieanderen Niederlassungen wurden renoviert.Großer Wert wurde auf die Einrichtungmoderner Sportanlagen gelegt. 1984 haben dieSchulbrüder das Marianum in 1180 Wien,

Scheidlstraße, von den Marienbrüdern übernommen. Ab den 80erJahren wurden unsere Schulen koedukativ geführt, neue Schulzweigewurden eingeführt, andere Betreuungsformen kamen dazu.

Nach der Wende von 1989 haben die Brüder in der Slowakei und inRumänien mit verschiedenen Projekten begonnen, die auch vonÖsterreich unterstützt worden sind. In Österreich haben immer mehrFrauen und Männer durch viele Jahre das Apostolat mit den Brüderngeteilt und die Sendung des Institutes mitgetragen, jetzt war es Zeit, ihnenauch Verantwortung für diese Werke zu übertragen. Aus den Schulen derSchulbrüder wurden die De La Salle Schulen, die in eineminternationalen Netzwerk untereinander verbunden sind. Durch dieständig sinkende Brüderzahl wurde es im Jahre 1994 notwendig, diebisher bestehenden Distrikte in Mitteleuropa zu vereinigen und im DistriktZentraleuropa mit folgenden Sektoren zusammenzufassen:

Deutschland, Österreich (mit Ungarn und Tschechien) Slowakei,Rumänien, Niederlande (seit 2006 eigener Sektor in der Provinz Zentraleuropa)

Abb. 16

Anzahl der Schulen:

2006: 933 Asien: 119Lateinamerika: 267Afrika: 95Europa: 369USA/Kanada: 83

2002: 10371994: 918

MitarbeiterInnen (inkl. Brüder) in der las. Sendung:

2006: 77.361

2.393 (3 %) Schulbrüder720 (1 %) Priester und Ordensleute anderer

Gemeinschaften74.248 (96 %) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der

lasallianischen Sendung, davon38.865 = 52 % Frauen35.383 = 48 % Männer

2002: 791531994: 58093

IV. DE LA SALLE INTERNATIONAL

Das Institut der Schulbrüder ist in 80 Ländernauf der ganzen Welt vertreten. In diesenLändern werden gegenwärtig 933 Werke undEinrichtungen betreut. Viele dieser Schulensind auf verschiedene Weise im pädagogischenEngagement tätig: Kindergarten, Volksschule,Hauptschule, Mittelschule, Universität. Es

gibt darunter Schulen mit klassischem, wissenschaftlichem, technischem,künstlerischem, religiösem, landwirtschaftlichem und pädagogischemSchwerpunkt. Landwirtschaftliche Trainingszentren in Entwicklungsländernwerden ebenso geführt wie BoysTowns, Waisenhäuser für Straßenkinder,Zentren für Randgruppen, Schreib- und Lesekurse und Heime fürstraffällig gewordene Jugendliche. In all diesen verschiedenenEinrichtungen, die von Brüdern oder von Laien geleitet werden oder indenen Laien und Brüder einfach mitarbeiten, wird die Sendung desInstitutes erfüllt: eine menschliche und christliche Bildung und Erziehungfür die jungen Menschen zu ermöglichen, besonders für die Armen.

Brüder und MitarbeiterInnen sehen sich dabei als "Partner imErziehungsdienst an den Armen als lasallianische Antwort auf dieHerausforderungen des 21. Jahrhunderts".(43. GK) In den933 Schulen befinden sich 878.249 Jugendliche, die von 77.361

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MitarbeiterInnen begleitet werden, sei es in leitender Position oder alsLehrer, Erzieher, Mitarbeiter, sei es im pastoralen oder im administrativenBereich. Die Jugendlichen gliedern sich auf in 25.977 Interne (16.737Burschen, 9.240 Mädchen), 852.272 Halbinterne und Externe (davon531.776 Burschen und 320.496 Mädchen). Nach der Statistik sind nur3 % von den betreuenden 78.354 Personen Schulbrüder, 1 % sindPriester oder Ordensleute aus anderen Gemeinschaften und 96 % sindFrauen und Männer als Partner in der lasallianischen Sendung. Das zeigtdeutlich die unersetzbare Rolle der MitarbeiterInnen im Bildungs- undErziehungsauftrag des Institutes. In diesen Zahlen ist der wertvolleBeitrag so vieler Menschen, der Freunde und Wohltäter, der Ehemaligenund vieler anderer, die unsere Erziehungsvision mit uns teilen, nichtenthalten.

Alle, die am lasallianischen Erziehungsunternehmen teilnehmen,bilden die "lasallianische Erziehungsgemeinde". Das schließt Christenund Personen mit einem anderen Religionsbekenntnis mit ein und auchMitarbeiterInnen, die meinen, über den Weg des HumanismusTranszendenz erreichen zu können. Zu den Gruppen, die anlasallianischen Schulen leben und arbeiten, gehören die Brüder, dielasallianischen Schwestern, die Katechisten, die Signum-fidei-Gruppe, Mitglieder des Dritten Ordens, Lehrer, Erzieher,MitarbeiterInnen, lasallianische Freiwillige (Volunteers), lasallianischeJugend, Schüler, Eltern und Ehemalige. Sie alle können aufverschiedenen Wegen und in verschiedenen Graden die lasallianischeSpiritualität und Sendung teilen.

Unsere Hoffnung ist heute, dass die Annahme der Anregungen des43. Generalkapitels in den kommenden Jahren für die gesamte

lasallianische Gemeinschaft wie eine neue Pfingsterfahrung seinkönnte ... eine neue Hoffnung für unsere Zukunft, den Mut und den

notwendigen Eifer, um gemeinsam und durch Vereinigung denHerausforderungen des 21. Jahrhunderts die Stirn bieten zu können.

(Aus der Botschaft des 43. GK)

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V. GESCHICHTE DER SCHULBRÜDER IN ÖSTERREICH (1857 BIS 2007)

Im Mai 1857 kamen acht Brüder aus Deutschlandnach Wien, und die Regierung übertrug ihnen dieLeitung des k. k. Waisenhauses in derBoltzmanngasse, 1090 Wien. Zunächst übernahmensie nur die Aufsicht, später die Verwaltung und 1858die Volksschule. Damals wurden 270 Waisenknabenunterrichtet und betreut. Im Jahr 1913 übersiedeltedas Waisenhaus in ein modernes Gebäude auf dem

Rosenhügel. Nach dem Ersten Weltkrieg kam der Waisenhausfonds für110 Waisenkinder auf. Daneben gab es etwa 200 zahlende Schüler. Mitder Schließung der katholischen Schulen im Jahre 1938 wurde die Anstaltvom Land Niederösterreich als Eigentümer übernommen und nach demKrieg in ein Spital umgewandelt.

Vom Waisenhaus aus wurden auch die Schulen in Fünfhaus (1869) unddas Waisenhaus „Norbertinum“ in Tullnerbach (1880) gegründet. Diebesondere Sorge galt von Anfang an der Suche nach einem geeignetenOrt für die Ordensausbildung. Am 15. Oktober 1886 zogen die erstenBrüder in ein, dem Stift Klosterneuburg gehörendes Schlösschen inStrebersdorf ein. Das Areal wurde gekauft und als „Marienheim“Ausbildungsstätte für den Ordensnachwuchs und Zentrale für die gesamteProvinz. Im Jahre 1889 wurde der Grundstein zum Pensionat St. Josefgelegt.In Wien entstanden Schulen im 3. Bezirk („Johanneum“), im 4. Bezirk(Ziegelofengasse) und im 18. Bezirk (Schopenhauerstraße). In BadGoisern wurde 1902 das „Stephaneum“ in Lienz 1928 eineHandelsschule gegründet.

Von Wien aus verbreitete sich die Kongregationallmählich in der gesamten Österreichisch-UngarischenMonarchie: 1861 Bukarest, 1885 Sofia, 1888 Feldkirch,1894 Csorna und Ungarn, 1896 Budapest, 1898 Prag,1898 Bukarest. Seit 1910 gab es den DistriktÖsterreich-Ungarn, in dem 470 Brüder in 30Niederlassungen lebten und arbeiteten. Insgesamt wurden 6600 Schülerunterrichtet. Nach dem Ersten Weltkrieg sank die Brüderzahl auf 300 unddie Schülerzahl auf unter 5000. Die tschechischen und polnischenHäuser wurden abgetrennt und bildeten eigene Distrikte. Im Jahr 1938gehörten zum Distrikt Österreich-Ungarn 23 Anstalten, darunter 16Internate, mit zusammen 453 Brüdern und 5300 Schülern, von denen 2420intern waren.Dem nationalsozialistischen Regime fielen 1938 sämtliche Schul- undErziehungsanstalten der Kongregation in Österreich, der kommunistischen

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