Johannes Vom Kreuz - Lebendige Flamme

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    JOHANNES

    VOM KREUZ

    DIE

    LEBENDIGE FLAMME

    BRIEFE

    und

    ANWEISUNGEN

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    ZUM VELAG

    PDF ersell von Andr ademacher

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    Inhalt

    BRIEFE

    0I. BIEF 502. BIEF 503. BIEF 6

    04. BIEF 605. BIEF 706. BIEF 809. BIEF 910. BIEF 1011. BIEF 1112. BIEF 1313. BIEF 1414. BIEF 14

    15. BIEF 1516. BIEF 1617. BIEF 16l8. BIEF 1719. BIEF 1820. BIEF 1921. BIEF 2022. BIEF 2123. BIEF 22

    24. BIEF 2225. BIEF (FRGMEN) 2226. BIEF 2327. BIEF (FRGMEN) 23

    WEISUNGEN 25

    WEISUNGEN AN EINEN ODENSGEISLICHEN 25ZU ELANGUNG DE VOLLKOMMENHEI 25

    VOSICHSEGELN 27GEGEN DIE WEL 27GEGEN DEN DMON 28GEGEN DAS FLEISCH 30GUACHEN DES HEILIGEN BE EINE ODENSOCHE 30UND DIE BEGLEIESCHEINUNGEN IHES GEBEES 30 AUSSPCHE EINSICHIGE LIEBE ' GEBE 31 WEISUNGEN DE LIEBE 37 WEISUNGEN DES HEILIGEN 42

    ANDEE WEISUNGEN 43GEBE HEILIGE LIEBE 43

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    G E D I C H T E 46

    LEBENDIGE LIEBESLOHE 47GESNGE DE SEELE IN DE INNIGSEN GOEINIGUNG 47Erse Srophe 48Zweie Srophe 59

    DIE SOPHE 69 viere Srophe

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    BRIEFE

    I. BIEF

    An die M. Caalina von Jesus

    Caalina von Jesus lege die Gelbde bei den Karmeliinnen der eorm in Valladolid ab, im Jahre 1572. Sie warin der Grndung Palencia, als Johannes vom Kreuz ihr diesen Brie schrieb. Von dor nahm eresa sie r ihreGrndung in Burgos mi. Sie h in einem Kloser der eorm in Soria. Der Heilige schreib ihr als einer verrauenocher und spiel au seine Geangenscha in oledo an, sich mi Jonas vergleichend.

    Jesus sei in Ihrer Seele, meine ocher Caalina!

    Wenn ich auch nich wei, wo Sie weilen, mche ich Ihnen doch diese Zeilen schreiben, im Verrauen, da un-sere Mu er sie Ihnen zusellen wird, alls Sie nich mi ihr unerwegs sind. Und wenn Sie nich mi ihr reisenknnen, dann rsen Sie sich mi mir: ich bin enlegener verbann und einsamer hierzulande. Seidem mich je-ner Walsch einschlucke und mich in diesem selsamen Haen ausspie, is es mir niemals beschieden gewesen,weder sie noch die Heiligen dor zu sehen. Got lenke es zum Heil Verlassenhei meiel uns aus, und erduldeeFinsernis is Vorluer sarken Liches.

    Gealle es Got, da wir nich in Finsernis dahingehen. Oh, gar vieles mche ich Ihnen sagen! Doch ich schreibeallzusehr ins Dunkle hinein, ohne Honung, da Sie solches empangen; so breche ich ab.

    Gedenken Sie meiner vor Got. Nichs weieres mche ich Ihnen von hier miteilen, der Sinn seh mir nichdanach.

    Baeza, 6. Juli 1581Ihr Diener in Chrisus

    Fray Juan de la Cruz

    2. BIEF

    Die an zweier und driter Selle angehren Briee des Ordensvaers ensammen einer eierlichen Erklrung derEmpnger' die sie unvollsndig ziier. Die Empngerin, Ana von S. Albus, gehr zu den verrauen chern

    der Ordenselern. Im Jahre 1575 wurde sie von eresa zur Grnderin in Caravaca besimm ein Karmel, in demsie sich viele Jahre als Prior in bewhre. Whrend seines ekoraes in Baeza war Johannes zum ersenmal im Kar-mel zu Caravaca, nachdem eresa ihn der Priorin brieich als ihr anderes Ich, als begnadeen Heler in seelischenNen empohlen hate. Erhalen is noch ein Brie des Heiligen an die Priorin aus dem Jahre 1586 (Nr. 4) und

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    ein weierer aus seinem odesjahr.

    An die M. Ana von S. Alberus, Priorin im Karmel von Caravaca

    Wie lange vermeinen Sie, ocher, da remde Arme Sie voranbringen sollen? Ich mche Sie nun in so groerEnblung und Unabhngigkei von der Kreaur sehen, da die ganze Hlle Sie nich zu erschtern vermag.Wie unberech ig sind die rnen, die Sie jez vergieen! Wieviel wer volle Zei, bedenken Sie, geh Ihnen bersolchen Skrupeln verloren! Wenn Sie mir Ihre Schwierigkeien miteilen wol len, dann reen Sie vor jenen makel-losen Spiegel des ewigen Vaers, vor seinen Sohn, in dem ich Sie jeden ag gewahre; und ohne Zweiel werden Sievon dor gerse hinwegge hen und es nich nig haben, vor den ren armer Leue zu beteln.

    3. BIEF

    An die M. Ana von S. Alberus, Priorin in Caravaca

    Wenn Sie mir auch nichs sagen ich sage Ihnen, seien Sie nich rich, plagen Sie sich nich mi Berchungen,die Ihre Seele enmuigen. Sie schulden Got, was er Ihnen gegeben ha und ag r ag gib. Es ha den Anschein,als wollen Sie Got mi dem Mae Ihrer eigenen Fhigkei essen; und das dar nich sein. Bereien Sie sich vor:Got will Ihnen eine groe Gnade erweisen.Fray Juan de la Cruz

    4. BIEF

    An die M. Ana von S. Alberus, Priorin in Caravaca

    Sevilla, Juni 1586

    Jesus sei in Ihrer Seele. Als ich nach Granada zur Grndung in Cordoba aurach, habe ich Ihnen in Eile ge-schrieben. Und hier in Cordoba empng ich Briee von Ihnen und von den Herren, die nach Madrid reisenund die wohl glauben, mich au der Ordensagung zu reen. Wissen Sie, zu dieser Versammlung is es nichgekommen, da ein Ende dieser Visiaionen und Grndungen noch nich abzusehen is. Der Herr geh in diesenagen so srmisch vor, da wir kaum durch solchen Andrang hindurchwaen knnen. Die Grn dung unseresMnchskarmel in Cordoba is abgeschlossen, mi einer Feslichkei und einem Beiall der ganzen Sad, wie siehier noch keinem Orden bereie worden sind. Denn die ganze Geislichkei und die Bruderschaen schlossensich an; und das Heiligse Sakramen wurde aus der Haup kirche aus eierlichse hinausgeragen; alle Sraenreich aus geschmck, und das Volk wie an Fronleichnam. Das war am Sonnag nach Himmelahr; und der Herr

    Bischo kam und predige und spendee uns hohes Lob. Das Kloser bende sich in der besen Lage der Sad, imSprengel der Haupkirche. Schon sorge ich in Sevilla r die bersiedelung unserer Nonnen; diese haben einigeausgezeichnee Huser dor ge kau und bezahlen roz deren Wer von mehr als zwanzig ausend Dukaen nurewa vierzehnausend Dukaen dar. Schon sind sie eingezogen; und am age des heiligen Barnabas wird der

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    Kardinal das Heiligse Sakramen mi groer Feierlichkei dor ausellen. Und ich mche dor vor meiner Abrei-se ein anderes Mnchskloser grnden, so da deren zwei in Sevilla geben wird. Von hier breche ich Johannisagnach Ecija au, wo wir mi Gotes Beisand ' weieres grnden werden, und von dor sogleich nach Mal ga, vondor weier zur Ordensagung.

    Wolle Got, ich hte Ermchigung r die erwhn Grndung, wie ich sie r die hier genannen habe, dann

    wrde ich unverweil ans Werk gehen. Au der agung will ich mein Beses un. Sagen Sie das jenen Herren, de-nen ich noch schreiben will.

    Es mill mir, da mi den Pares der Gesellscha Jesu nich sogleich der Verrag abgeschlossen worden is.Nach meiner Erahrung sehen sie nich zuverlssig zu ihrem Wor sie knnen nich nur manches abndern wol-len, sondern wie ich sie kenne, bei einem lngeren Hinzgern ihre Zusage ganz zurckziehen, alls es ihnen nz-lich erschein. So las sen Sie sich's gesag sein: verhandeln Sie mi Herrn Gonzalo Munoz, ohne den Pares oderanderen Personen ewas mizueilen. Verhandeln Sie mi ihm ber den Kau jenes anderen Hauses in der anderenLage. Machen Sie alles schrilich; am Ende werden jene dann zugnglicher. Und wenig Heg daran, wenn man

    nachrglich erhr, da wir mi dem Kau der Huser uns von jenem rger bereien wollen. Vielleich werdenjene schlielich einlenken, so da wir ohne derariges Kopzerbrechen zum Ziele kommen. Unerrichen Sie nurwenige und handeln Sie; denn Umschweien kann man o nur durch Umschweie begegnen.

    Das Bchlein mi den Kanzonen des Geislichen Gesanges mche ich von Ihnen zurckerbiten. Denn inzwi-schen dre Madre de Dios die Abschri vollende haben.

    Allzusehr verzger sich diese agung; das bedaure ich, weil sich die Aunahme von Dona Caalina dadurch hin-zieh. Ich wrde sie gern gewhren ...

    Ihr Diener Fray Juan de la CruzBite empehlen Sie mich Herrn Gonzalo Munoz, dem ich nich durch Schreiben lsig allen will.Auch wird Euer Liebden ihm meinen Brie miteilen.

    5. BIEF

    An die unbeschuhen Karmeliinnen in Beas

    Von den zweiellos zahlreichen Brieen, die Johannes an die ihm besonders liebe Gemeinscha und an einzelneSchwesern dieser Gemeinscha geschrieben haben wird, sind nur die drei olgenden erhalen. Einige dieser Kar-meliinnen, zumal Ana de Jesus, sind von kirchengeschichlicher Bedeuung.

    Jesus sei in Ihren Seelen, meine cher. Denken Sie viel leich, weil ich so summ bleibe, ich verlre Sie aus den Augen, und ich beachee nich mehr, wie beraus leich Sie au Ihrem Wege heilig werden knnen, und wie Sie imsicheren Schuz Ihres beseligenden Gelieben und Bruigams voran schreien? Nun, ich komme zu Ihnen, und

    Sie werden sehen, ich verga Sie nich; und wir werden Ihre Schze zusammen berachen, die gewonnen sindin der reinen Liebe und au den Paden des ewigen Lebens, berachen werden wir Ihr schnes Voranschreien inChrisus. Enzcken und Krone sind ihm seine Brue, Kronen, die nich ber den Boden rollen dren, sondernnach ihrem Were von Engelhnden erhoben und ehrrchig au das Haup des Herren gesez werden sollen.

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    Wenn das Herz zur Erde niederrache, dann roll die Krone hinab, und jede Niedrigkei kann sie mi Fenreen. Doch wenn das Herz hochsrebend wird, wie David es kennzeichne, dann wird Got erhh und bekrnmi der Hochherzigkei seiner Brau, am age seiner innigen Freude, seines Weilens mi den Menschenkindern.Diese Gewsser innerer Erquickung enspringen nich der Erde. Empor zum Himmel soll sich der Mund desVerlangens richen, rei von allem anderen Ausllenden. Und dami der Mund des Verlangens nich durch den

    Geschmack eines andersarigen Bissens geschmler wird, ne er sich unbelase empor zu ihm, der verhei:ne deinen Mund wei, und ich werde ihn dir anllen (Ps 80, 11).

    Wer demnach bei irgend ewas seine Lus such, der is bereis nich mehr ledig r Gotes ausllende Beseli-gungen. Ensprechend dem Beginn is der Verlau. Wer mi beladenen Hnden vor Got hinrit, der kann seineGaben nich mehr ergreien. Got bereie uns von so argen Belasungen, die uns so kosbarer Freihei berauben.

    Dienen Sie Got, meine gelieben cher in Chrisus; olgen Sie seinen Fuspuren, seiner Selbsverleugnungin aller Geduld, im Sillschweigen und im Verlangen nach Lei den als Vernicher des Behagens, abend, was

    vielleich noch zu eren blieb, so da nichs die innere Auersehung des Geises behinder, der in Ihren Seelenweilen mge.

    Aus Malaga, 18.November 1586Ihr DienerFray Juan de la Cruz

    6. BIEF

    An die unbeschuhen Karmeliinnen von Beas

    Jesus, Maria seien in Ihren Seelen, meine cher in Chrisus. rslich war mir Ihr Brie; unser Herr vergeleIhnen. Wenn ich nich schrieb, war es nich ehlender Wille, denn aurichig wnsche ich Ihr Beses. Nur scheines mir, es sei genug gesag und geschrieben, ausreichend, um das Wich ige ins Werk zu sezen. Und wenn nochewas ehlen solle, so is es nich Schriliches oder Mndliches, woran zumeis kein Mangel beseh, sondern esis Schweigen und Wirken. Zudem zersreu das Sprechen, und schweigende Beigung

    bring Sammlung und shl den Geis. Sobald jemand au gea ha, was ihm zu seiner Frderung gesag wurde,brauch er nichs Weieres zu hren oder zu reden, er brauch es nur ernslich ins Werk zu sezen, in Sille undSorgal, in selbsverleugnender Demu und Liebe. Nich u es no, sogleich au Neues auszugehen, womi nurder rieb nach uerlichem beriedig werden soll und doch nich beriedig wird, wodurch aber der Geis ge-schwch und de wird, ohne innere Kra. Bei solcher Veruerlichung rder we der das Erse noch das Leze;es is wie eine berladung mi Speisen, wobei die narliche Wrme sich zerspale und die Kra ehl, die Speisezum Nhrso zu verarbeien, was zur Erkrankung hr. beraus nowendig is es, meine cher, den Kern desGeises dem Dmon und der Sinnlichkei zu enziehen. Geschieh das nich, so nden wir uns unversehens zu-

    rckgegliten und wei enern von den ugenden Chrisi. Und wenn wir zu uns kommen, dann nden wir unse-re Arbei miraen; und unsere Lampe, die zu leuchen schien, schein nun erloschen, so als ob unser anachenderHauch nur dazu gedien hte, sie zu ersicken. Um das zu verhindern, sage ich: es gib kein besseres Hilsmitelals Leiden, Wirken und Schweigen und die Augen schlieen, hingegeben an die Einsamkei, im Vergessen aller

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    Kreauren und aller Ereignisse, mag auch die Wel vergehen. Ob Gues oder Bses, bleiben Sie gelassenen Her-zens, voll inbrnsigen Verlangens, bei allem, was sich biee, sich zu kaseien. Denn die Vollkommenhei is vonso erhabener Bedeuung, und die Beseligung des Geises ha so hohen Preis, wolle Got, da all das Genannedar hinreich. Got zu nahen, is ja unmglich, es sei denn in der ugendkra des Handelns und Leidens, ganzeingehll in Schweigen. Das habe ich mir sagen lassen, cher: die Seele, die ihre Aumerksamkei leichhin auGerede und Umgang riche, sie merk sehr wenig au Got. Merk sie au ihn, dann wird sie von inneren Mchen

    ugs in das Schweigen gezogen,

    Hochwrden mi seer Sorgal darau achen, da weder Prieser noch andere sich in die Ausbildung der No-vizen einmischen. Wie Euer Hochwrden wei, gib es r die Novizen nichs Verderblicheres, als durch vieleHnde zu gehen und von Unzusndigen durchgertel zu werden. Und da in Ihrem Konven so viele sind, solleder Paer Fray Angel Unerszung und Erleicherung nden, wie wir ihn denn auch zum Prior ernann haben,um ihm mehr Auori zu verleihen. Hingegen schein Paer Fray Miguel in Ihrer Gemeinscha jez nich unen-behrlich zu sein, so da er dem Orden an anderer Selle wohl besser dienen knne. ber Paer Gracian is nichsNeues zu berichen, auer da Paer Fray Anonio schon dor is.

    Aus Segovia, 9.November 1588.

    Fray Juan de la Cruz

    9. BIEF

    An Dona Juana de Pedraza in Granada

    Juana de Pedraza hate in Granada den Heiligen, damals Prior des hochgelegenen Klosers Los Marires, zumSeelenhrer gewonnen. Er hr auch sie, wie ein zweier erhalener Brie (18.Brie) be krig, den Seilweg derSubida. Die verliche Warmherzigkei seiner Fhrung, in den Brieen sprbar, wird von Dona Juana selber be-zeug: Johannes hie sie nach der Beiche in seinem Kloser waren und den Absieg nach Granada ers zu einerbesimmen Sunde unernehmen. Whrend dieser Warezei brach ein heiges Gewiter herein, das bei Ablaudieser Fris sich verlogen hate.

    Jesus sei in Ihrer Seele. Vor wenigen agen schrieb ich Ihnen durch Vermitlung von Paer Fray Juan [Evangelisa],

    als Anwor au Ihren lezen Brie, der so gu augenommen wurde, wie Sie es hoen. Ich schrieb in jener An-wor, da ich doch wohl all Ihre Briee empangen habe, und da ich Ihre Beschwerden und Leiden und Einsam-keien mi hle. Ohne Wore rhren all Ihre Ne sndig mich an, so wahrnehmbar, da die Feder nich sovielausdrcken kann. All dies is ein liebeheischendes Anpochen und Anschlagen an die Seele; es beweg zu Gebeenund Seuzern des Geises empor zu Got, dami er das erll, was die Seele in seinem Sinn erbite. Bereis sageich Ihnen, da r das Eingehen in jenen ... nichs anderes no sei, als das Auerlege auszuhren. Und solle manIhnen Hindernisse bereien: Gehorsam und Nachrich an mich. Und Got wird das Bese vorsehen. Die Gotwahrha lieben, erahren seine Frsorge, ohne da sie sich um ihre Anliegen bemhen.

    Am besen is es r die Sicherhei der Seele, sich an nichs zu klammern und nichs zu begehren; doch mu dieSeele sich ganz aurichig an den halen, der sie hr andernalls widersreb sie einer Fhrung. Und wenn einSeelenhrer als der richige erprob is, dann sind weiere berssig oder srend. An nichs soll sich die Seeleheen; wo Gebe is, da sorg Got r das Besizum, das in Wahrhei das seine is. Dies is meine Ansich: je mehr

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    die Dinge mir zu eigen sind, um so ieer vergrb sich Seele und Sorge darein. Denn das Geliebe wird eines midem Liebenden, und so wird Got eines mi dem, der ihn lieb. So kann man das Ge liebe nich vergessen, ohneseiner eigenen Seele zu verges sen. Und ber dem Gelieben wird sogar die eigene Seele vergessen, da der Lieben-de mehr im Gelieben als in sich selber leb.

    O groer Got der Liebe, unser Herr! In welchem beru ergiees du deine eichmer in den, der nichs

    lieb und niemanden begehr als dich! Dich selber gibs du ihm hin in verschmelzender Liebe! Und in solcherVerschmelzung l du die Seele kosen und lieben, was sie am meisen in dir begehr und was ihr am Heilvollsenis. Wie dar das Kreuz uns ehlen, da es unserm Gelieben bis hin zu seinem Liebesode nich ehle. Er ordne un-sere Leidenschaen, in der Liebe zu dem am innigsen Begehren. So wird unsere Auoperung grer und damiunser Wer. Allein alles is kurz: das Messer wird wider Isaak erhoben; und sogleich wird sein Leben bewahr, undes erolg die Verheiung reicher Nachkommenscha.

    Geduld u no, meine ocher, in einer Armu, die uns ein gues Scheiden von unserer Erde bereie und einengu en Eingang in das Leben, das uns mi allem erquicken wird, in das Leben ... Nich wei ich zur Zei, wann ich

    weggehen werde. Mein Ergehen is gu, wenn auch die Seele sehr zurckgewende. Schlieen Sie mich in IhrGebe. Und geben Sie die Briee an Fray Juan weier und, wenn mglich, auch huger an die Nonnen. Wren sieweniger knapp, so wre es besser.

    Segovia, 28. Januar 1589.

    Fray Juan de la Cruz

    10. BIEF

    An ein junges Mdchen aus der Provinz Avila,die im Karmel augenommen werden mche

    Nach ihrer Aunahme in den reormieren Karmel nahm die Empngerin dieses Briees den Namen Ana de laCruz an, aus Verehrung r ihren geislichen Meiser, als dessen wrdige ocher sie sich er wies.

    Jesus sei in Ihrer Seele. Der Boe r die Pos is zu einer Zei vorbeigekommen, wo ich noch keine Anwor sen-den konne; und auch jez ware er bereis. Got gebe Ihnen, meine ocher, immer seine verklrende Gnade, soda alles in allem seiner heiligen Liebe dien; nichs anderes is Ihre Augabe, nur dar sind Sie geschaen underls worden. ber die drei Punke, die Sie mir vorlegen, liee sich viel aushren, mehr, als es die knappe Zei rden Brie erlaub, poch werde ich Ihnen drei andere nennen, die Ihnen ewas weierhelen knnen.

    Snden, die Got so sehr verabscheu, da er zu ihrer il gung den od au sich nahm, sollen von Ihnen beweinund gemieden werden; dar is es nig, Umgang mi Leuen so wei wie nur angngig zu iehen und zu jederAngelegen hei nich mehr als das Nige zu reden; denn mi Menschen ber das reinweg Erorderliche hinaus

    umzugehen, ha niemandem, so heilig er sein mge, gugean. Und dazu: Gotes Gesez einhalen, mi Genauig-kei und voll Liebe.

    Im Mileiden mi der Passion des Herren kaseien Sie sich mi Ma, ben Sie Selbsverleugnung und Demi-

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    gung und beriedigen Sie Ihren Willen und Ihr Gels in nichs, bedenkend, da Sie Anla seines Leidens undSerbens waren. Doch bei alldem beolgen Sie den a Ihrer Muter.

    Um das Drite, die ewige Seligkei rech zu berachen und zu lieben, erachen Sie alle Schze und Freuden derWel r Unra und ekle Eielkei, wie sie es in Wahrhei sind; und halen Sie nichs r unschzbar, wie gro undkosbar es auch sei. Kslich is nur, mi Got zu weilen. Das Bese hienieden is, mi jenen ewigen uns vorherbe-

    simmen Gern verglichen, hlich und biter. Und diese Biterkei und Hlichkei, an sich kurz, sie werden rimmer in einer Seele haen, die sie hochschz.

    Ihr Anliegen vergesse ich nich, wenn ich auch im Augen blick , roz besen Willens, nichs darin un kann. ragenSie es vor Got, und nehmen Sie zu Ihren Sachwalern Un sere liebe Frau und den heiligen Joseph.

    Auch Ihrer Muter, der ich mich empehle, gil dieser Brie. Und gedenken Sie beide meiner vor Got, und bitenSie Ihre Freundinnen, aus rommer Liebe das gleiche zu un.

    Got erlle Sie mi seinem Geis.

    Aus Segovia, im Februar.Fray Juan de la Cruz

    11. BIEF

    An einen von ihm geleieen Mnch

    Der Friede Jesu Chrisi sei immer, Sohn, in Ihrer Seele. Ich empng Ihren Brie, Hochwrden, worin Sie von demgroen Verlangen sprechen, das unser Herr Ihnen eingib dem Verlangen, sich ihm mi ganzem Willen hinzuge-ben und ihn ber alles zu lieben. Und Sie erbiten von mir einige aschlge, um solchem Verlangen gerechzu-werden.

    Es reu mich, da Got in Ihnen so heilige Wnsche er weck ha; und sehr viel mehr werde ich mich reuen,wenn sie von Ihnen in die a umgesez werden. Dar mssen Sie beachen, wie alle Gelse, Gensse und Nei-

    gungen immer in der Seele kra des Willens erreg werden, durch ein Verlangen nach Gegensnden, die sich alsgu, zusagend und lusvoll anbieen und die als erreulich und lusvoll angenommen werden. Und ensprechendrichen sich die Neigungen au sie: der Wille erho sie; und ha er sie gewonnen, genie er sie und rche, siezu verlieren. Und gem ihren Neigungen, ihren Genssen an den Dingen wird die Seele beunruhig und auge-whl.

    Um solche Neigungen zu kaseien, alle Gelse nach dem, was nich Got is, zu vernichen, mu Folgendes ver-merk werden: alles, was der Wille deulich genieen kann, is s und erreulich, weil es ihm so erschein. Undnichs An genehmes und Lusvolles, woran er Genu nden kann, is Got. So wenig Got von den brigen See-

    lenkren era werden kann, so wenig ll er uner die Gelse und Gensse des Willens. Denn da die Seele indiesem Leben Got nich nach seinem Wesen genieen kann, so is alles Angenehme, alles Ksliche, wie erlesenes sei, unmglich Got.

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    Alles, was der Wille in Deulichkei begehren und verkosen kann, beri immer diesen oder jenen wahrgenom-menen Gegensand. Da der Wille niemals Got so erahren ha, wie er is, ihn niemals mi Hile einer riebregungerkann ha und olglich nich wei, was Got is, so kann sein Gels ihn nich wesenlich erassen, noch wei ernich mi seinem Gels und Geallen Got rech zu ersreben, ihn, der ber eine Fassungskra erhaben is. Sodre es klar geworden sein da nichs deulich Besonderes, das der Wille zu genieen vermag, Got sein kann.Will er sich mi ihm vereinigen, mu er sich reimachen von jeder ungeordneen Hin neigung zu deulichen Ge-

    gensnden der Lus, seien sie himmlisch oder irdisch, zeilich oder geislich. Is er einmal ledig aller ungeordneenriebe, Gelse und Gensse, dann kann er sich ganz, mi all seinen Neigungen der Liebe zu Got hingeben. Dennwenn es r den Willen eine Weise gib, Got zu erassen und sich mi ihm zu einen, dann is es die Liebe undnich eine bildhae Vorsellung der Begierde.

    Und weil das Angenehme und Wohlige, weil jede Ar von Lus im Bereich des Willens nich Liebe is, so ergibsich, da keinerlei Lusgehl als angemessenes Mitel den Willen mi Got ein, sondern nur dessen lauere Be-igung. Es is die Beigung des Willens durchaus unerschieden von seinen Gehlswallungen: durch seineBeigung einig er sich mi Got als seinem einzigen Ziel, mi ihm, der Liebe is; und solches u er keineswegs

    durch Gehle und Vorsellungen seines riebes, der die Seele selber zum Ziel ha und in ihr sich essez. Sollder Wille emporgelangen, dann dren Gehle nur als Beweger zur Liebe Gelung nden. Die Lusgehle alssolche reiben die Seele nich voran zu Got, sondern halen sie bei sich es. Aber bei der Beigung des Willens,nmlich in der Liebe zu Got, riche die Seele nur au ihn ihre Neigung, ihre Freude und Beriedigung, mi einerLiebe, die ber alle Dinge hinausgeh.

    Wenn dem nach jemand zur Gotesliebe beweg wird, ohne da ihn liebliche Gehle dazu anreiben, dann ha erjenes Wohlge hl schon berwunden und seine Liebe au Got geriche, den er nich hl. Wrde er hingegenseine Liebe au das Wohlgehl richen und bei ihm verweilen, so wre das bereis eine Hinwendung zu ewas

    Geschpichem, eine Au werung des Moivs zum Endziel. Und das wre eine Fehlbeigung des Willens; dennda Got unbegreiar und un zugnglich is, so dar der Wille, der seine Liebesbeigung an Got hinzugebensreb, sich nich au das dem riebe Greiare und Fabare richen, vielmehr au das, was er mi ihm nich assen,nich greien kann. Au solche Weise be harr bei einer gewissen und wahrhaigen Liebe der Wille im Sinne desGlaubens im Leeren und im Dunkeln mi all seinen Empndungen r alles Fhlbare und Vorsellbare, er verharrin einem Glauben und in einer Liebe, die alles Faliche berschwingen.

    So wre es hchs rich, bei einem Fehlen geislichen Wohlgehls anzunehmen, da dami auch Got ehle,und bei einem Vorhandensein von Lusgehl zu whnen, dami habe man Got selber. Und noch richer wre

    es, solches Wohlgehl in Got zu suchen und darin zu schwelgen. Bei solchem Verhalen wrde Got nich mieinem Willen gesuch werden, der au ledigen Glauben und ledige Liebe sich sz; im Verolgen riebhaenGenusses wrde geisliche Lus beim Geschpichen gesuch werden. Das hiee Got nich ber alles heben,die ganze Kra des Willens lauer ihm zuwendend; denn der Wille, der sich verlangend an ein solches Geschpanhee, der schwing sich nich dar ber hinaus zu Got, dem unzugnglichen. Is es doch un mglich, da derWille zu der milden Beseligung der Got einigung gelangen kann, da er umangend das Hebreiche UmangenGotes zu empnden vermag, es sei denn in voll ( kommener Enblhei von der Gier nach Sonderreuden,kmen sie von oben oder unen. Das wolle David mi seinen Woren sagen:ne deinen Mund, und ich willihn dir llen (Ps 80,11).

    Die Begierde, das mu man wissen, is der Mund des Willens, der oenseh, wenn ihn nich ein Bissen Lusaus ll und beleg. Denn riche sich die Begier au irgend e was, so vereng sich dadurch der Mund, da allesauer Got Engnis is. Soll demnach die Seele erolgreich zu Got hin sreben und sich ihm einigen, so mu sie

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    den Mund ihres Willens ausschlielich r Got erschlieen und jeden Bissen der Begier abweisen, um ganz vonGotes holder Liebe er ll zu werden. Hungernd und drsend nur nach Got, so mu sie verharren, ohne anAnderem ein Gengen zu nden, da Got hier nich nach seinem Wesen verkose werden kann. Was die Begier-de sill, mach unempnglich r Got. Das lehr Isaias:Ihr alle, die ihr drse, komm zu den Wassern (Is 55,1). Dami ld er alle, die nur nach Got schmachen, zu den sillenden Gewssern der Goteinigung , alle nmlich,die nich ihre Gelse beriedigen.

    Wollen Euer Hochwrden ieen Seelenrieden genieen und Vollkommenhei gewinnen, dann geben Sie IhrenWillen gnzlich Got hin, dami er sich Ihnen eine; beschigen Sie ihn nich mi den Niedrigkeien der Erde.

    Die gtliche Majes mache Sie so geisig und heilig wie ich es wnsche.

    Segovia, 14. April [1589?]

    Fray Juan de la Cruz

    12. BIEF

    An M. Maria de Jesus, Priorin in Cordoba

    Zwei weiere Briee, hier Nr. IJ und Nr. /9, an die gleiche Empngerin sind erhalen. Sie besrken die Priorin derNeugrndung in den egeln und dem Geis des erneueren Karmel. Jesus sei in Euer Ehrwrden und mache Sie

    so heilig, so geisig arm, wie Sie es begehren. Und ein Gleiches erbiten Sie r mich von der gtlichen Majes!Hier sehen Sie die Lizenzen r die vier Novizinnen. Achen Sie darau, da diese sich r Got eignen. Jez willich au all Ihre Zweiel anworen, in der mir geboenen Krze. Ich habe sie zuvor mi jenen Pares errer, daunser Paer [Doria] nich hier sondern unerwegs is. Got lenke ihn.

    1. Es gib keine Kaseiung mi uen mehr, auch nich bei eierglichem Ozium. Dies wurde mi dem Oziumdes alen Karmel beseiig, der minder ausgedehn war und wenig Feierage kanne.

    2. Als zweies: Geben sie weder der Gemeinscha noch den Einzelnen Erlaubnis, augrund jenes Wegalls oder

    aus anderen Grnden dreimal in der Woche die Disziplin zu nehmen; machen Sie keine Ausnahmen. Sehen Siezum echen. Bewahren Sie das Gemeinschaliche!

    3. Im allgemeinen soll niemand rher ausehen als es die Konsiuion, das hei, die Gemeinscha anordne.

    4. Die Genehmigungen erlschen mi dem Abgang des Vorgesezen. Deshalb sende ich Ihnen neue Genehmi-gun gen, dami im Noall ein Beichiger, ein Arz, Bader oder Handwerker das Kloser bereen kann.

    5. Als nes: In Ihrem Kloser is noch reichlich Plaz r Nonnen; wenn es nowendig werden solle, dann knn-

    e man den Einrit der Schweser Aldonza in Erwgung zie hen. Bringen Sie die Schweser und mich vor Got. Ersei mi Ihnen. ber anderes kann ich mich nich verbreien.

    Segovia, 7. Juni 15 89.

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz - Lebendige Flamme

    14/11514

    Fray Juan de la Cruz

    13. BIEF

    An M. Leonor de San Gabriel in Cordoba

    Leonor de San Gabriel war eine der verrauesen cher der bei den Grnder. Aus dem Karmel zu Malagnnahm eresa diesen Engel an Einal, wie sie diese Nonne in einem Briee nenn, mi zur Grndung nach Se-villa. Muter Leonor wurde wahr scheinlich au Veranlassung des Ordensvaers als Subpriorin r die Grndungin Cordoba besimm. An sie riche sich ein weierer, nich voll lesbarer Brie, hier Nr. 14. Diese Schreiben, wie einweieres an die Priorin, mhen sich um den Geis der Erneuerung in dem jungen Karmel zu Cordoba.

    Jesus sei in Ihrer Seele, meine ocher in Chrisus. Ich danke Ihnen r Ihr Schreiben. Und ich danke Got, da es

    ihm geallen ha, sich Ihrer bei dieser Grndung zu bedienen, womi auch Sie selber gewi Frderung erahrensollen. Je mehr Got gewhren will , um so lebendigeres Verlangen erweck er, bis alle anderen Wnsche verdrngsind und er uns mi seinen Gern erllen kann. Die Schwesern, die Sie in Sevilla zurckgelassen haben, knneneinander mi ihrer Liebe rsen; Sie aber mche der Herr ganz einsam wissen, in seiner Liebe mche er in Ih-nen das Verlangen wecken, nur ihm allein zugesell zu sein. Denn Gotes ber srmende Ger knnen nur voneinem ledigen, einsamen Herzen augeangen werden. Und so mu Euer Ehrwrden darau bedach sein, nur anseiner Zugesellhei Genge zu nden. Selbs im Himmel nde die Seele kein Gengen, wenn ihr Wille nich sol-che Zugesellhei ersrebe. Wenn Got auch immer mi uns weil, die Seele kann nich zur uhe kommen, soernsie nich ausschlielich Got anhng.

    Gern will ich glauben, da die in Sevilla sich ohne Sie vereinsam hlen werden. Doch vielleich hate Euer Ehrwrden dor schon so rderlich gewirk, wie es mglich war, und Sie sollen nach Gotes Willen jez in der neuenGrndung, die vorbildlich sein soll, segensreich wirken. Und so mgen Sie der Muter Priorin hilreich zur Seiesehen, mi liebevoller bereinsimmung in allen Dingen. Doch das brauche ich Ihnen kaum anzuempehlen, soerahren wie Sie sei langem in den Vorgngen bei Grndungen sind. Darum eben haben wir Euer Ehrwrdenausersehen. An Nonnen, die dar nich geeigne sind, hten wir dor keinen Mangel gehab.

    Der Schweser Maria de la Visiacin bite ich meinen reuen Gru zu bermiteln und der Schweser Juana de

    San Gabriel meinen Dank r den ihren.Got gebe Euer Ehr wrden seinen Geis.

    Segovia, 8. Juli 15 89.Fray Juan de la Cruz

    14. BIEF

    An M. Leonor de San Gabriel in Cordoba

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz - Lebendige Flamme

    15/11515

    Jesus sei in Ihrer Seele, meine ocher in Chrisus. Ihr Brie lie mich Ihre Beschwerden mihlen; und michbekm mer der Schaden, den Ihr Geis, aber auch Ihre Gesundhei dadurch erleiden kann. Doch wissen Sie,mir schein, Sie men sich die Sache weniger zu Herzen nehmen. Denn ich ... [and] unsern Paer ohne jedenUnwillen gegen Sie... gbe es wirklich einen Verso, er wre mi Ihrer eue er ledig ... Und wenn noch ewaszurckgeblieben wre, ... ich wrde ... [bei gegebener Gelegenhei] ... zum Guen reden. Lassen Sie sich nich nie-derdrcken und geben Sie der Sache kein Gewich, es beseh wirklich kein Anla da zu. Und so bin ich der ber-

    zeugung, da der Dmon Sie dami versuch und Ihnen diese Sache vergegenwrig, da mi Sie sich nich Gotvergegenwrigen. Mu, meine och er ! Geben Sie sich voll Eier dem Gebe hin, darber dieses und anderesvergessend. Gib es doch kein anderes Heil, ... keinen anderen Hal, keinen ros [als] ... dies. Da wir alles r Gotverlassen haben, so is es rech, da wir an nichs... Hal suchen auer an ihm. Es is ein groes [Erbarmen?], ihn zuhaben; mi ihm sollen wir [verharren?]..., dann wird Sie nichs beschweren... rsen Sie sich mi dem Gedanken,da Sie [durch die Gnade des Himmelsknigs] ... gerete sein werden, da wir nich seine Gnade eingeb haben... [Solle es dennoch nig sein?], so werde ich ...

    Madrid, Juli...

    15. BIEF

    An M. Maria de Jesus, Priorin der unbeschuhen Karmeliinnen zu Cordoba

    Jesus sei in Ihrer Seele. Ihre Gemeinscha is verpiche, sich vor dem Herrn als wrdig des Beialls zu erweisen,

    mi dem Sie dor empangen worden sind. Sicherlich, der Berich darber war mir rslich. Und da die Gemein-scha in so rmliche Huser, und dies bei solcher Hize, eingezogen is, das war Gotes Anordnung: Geben Siedenn ein erbauliches Beispiel, un Sie dar, was Ihre Gelbde enhal en: Chrisus, den enblen. Dann ersehenjene, die noch einreen wollen, in welchem Geise sie sich einnden mssen.

    Hiermi sende ich Ihnen alle Genehmigungen. Achen Sie darau, wen Sie anangs aunehmen; denn enspre-chend diesen werden die Folgenden sein. Und bewahren Sie sorg lig den Geis der Armu und der Abweisungvon allem, und lassen Sie es sich an Got gengen. Andernalls wer den Sie in ausend geisliche und zeilicheNe geraen. Und seien Sie sich bewu: Sie werden nur das als No emp nden, woran Ihr Herz versklav is.

    Is doch der geisig Arme im Mangel am gleichmigsen und heiersen. Ha er doch sein Ganzes au nichs undwieder nichs gesez und so die Unbeschrnkhei des Herzens gewonnen. Glck seliges Nichs und glckseligeVerborgenhei des Herzens, von so hohem Wer, da sie alles unerwir, ohne ewas un erweren zu wollen, alleSorgen verlier und hhere Liebes glu gewinn!

    Gren Sie im Herrn alle Schwesern von mir. Sagen Sie ihnen: da unser Herr sie zu Eckseinen erwhl ha,mssen sie sich als solche bewhren; au sie, als die srkeren, mssen die anderen sich szen. Erschlieen Siesich diesem ur sprnglichen Geis, den Got zum Anbeginn verleih, und beschreien Sie den Weg der Vollkom-menhei mi neuer Frische, demig, innerlich und uerlich losgels, nich mi kindischem Gem, sondern mi

    kravollem Willen. Beolgen Sie Kaseiung und Bue, im Verlangen, r diesen Chrisus ewas auzuopern, undseien Sie nich wie jene die Bequemliches und rsliches suchen, in Got wie auer ihm. Suchen Sie in ihm undauer ihm das Leiden r ihn in Schweigen und Hoen und liebevollem Gedenken. Sagen Sie das Gabriela undden Ihren aus Malaga; denn auch ihnen gil mein Schreiben. Ihnen gebe Got seinen Geis. Amen.

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz - Lebendige Flamme

    16/11516

    Segovia, 18. Juni 1589.Fray Juan de la Cruz

    Paer Fray Anonio und die Pares empehlen sich Ihnen. Dem Paer Prior von Guadalczar sagen Sie Gre vonmir.

    16. BIEF

    An M. Magdalena del Espiriu Sano in Cordoba

    Die Empngerin is eine begabe und begnadee ocher des Hei ligen. Sei der ersen Bekannscha in Beas, imJahre 1578 bis zu seinem ode is er ihr ausschlielicher Seelenhrer. Ihre Auzeich nungen ber sein Leben auGrund ihrer Erahrungen sind ein wer volles Dokumen.

    Jesus sei in Ihrer Seele, meine ocher in Chrisus. Erreu haben mich Ihre guen Vorsze, die ich aus IhremBrie er sehe. Ich lobe Got, der in allem vorsorg. Denn wohl be dren Sie deren beim Beginn einer Grndung,in Sommer hize, Beenghei, Armu und Mhsal jeder Ar; bei solcher Hile mssen Sie nich ragen, ob ewasschmerz oder nich schmerz. Bedenken Sie, da Got bei solchen Anngen die Seelen rei von rghei, Verzr-elung und Selbsliebe will. Und deshalb hil der Himmelsknig mehr bei solchem Be ginn. Und so knnen Sie

    bei einigem Eier jez in jeder ugend Forschrite machen; und Sie mssen es als groes Glck ansehen, da ernich Andere, sondern gerade Sie zu dieser Grndung ausersah. Mag Ihnen das Zurckgelassene noch so euersein es is ein Nichs, ein Ewas, von dem Sie sich rher oder sper doch hten rennen mssen. Und um Got inallem zu haben, mu man reslos nichs haben, Denn wie kann das Herz, das einem selbs gehr, gnzlich einemAnderen gehren?

    Das Gleiche sage ich der Schweser Juana. Gedenken wolle sie meiner vor Got, der in Ihrer Seele wohnen mge.Amen.

    Segovia, 28. Juli 1589.

    Fray Juan de la Cruz

    17. BIEF

    An P. Nicolas de Jesus (Doria) Generalvikar der Unbeschuhen

    Es is der einzige erhalene Brie den der Ordensvaer an den Generalvikar der eorm, den von der Ordensmu-er herausgehobenen Genuesen Doria schrieb, als deren Sellverreer bei dem neuge schaenen Zenralorgan

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz - Lebendige Flamme

    17/11517

    der eorm, der Consula. Uner dem Generalvikaria dieses Genuesen wurde der geisliche Lieblingssohn derheiligen Muter, Gracian de la Madre de Dios, aus ihrer Grn dung ausgesoen und and der Migrnder Johan-nes die von ihm er sehne maryriumgleiche Verolgung durch die eigenen geislichen Shne.

    Jesus Maria seien mi Euer Hochwrden. Es ha uns au richig gereu, da Euer Hochwrden gu angelang isund dor alles, und auch den Herrn Nunius, wohl ange roen ha. Got wird die Ihnen Anverrauen in Ob-

    hu nehmen. Bei uns sind die Armen wohlau und einrchig. Ich werde das von Ihnen Angeordnee sogleicherledigen, sobald die erwareen (?) angekommen sind. Was jene angeh, die in Genua sich um Aunahme indie dorige Grndung bewerben, ohne Grammaik sudier zu haben, so meinen hier die Pares, solches sei vongeringer Bedeuung, soern sie das Laein so wei beherrschen, wie es vom Konzil vorgeschrieben wurde, derar,da sie die Sazbildung versehen. Wenn das dor zur Prieserweihe geng, dann, meinen die Pares, knne mansie aunehmen. Wenn jedoch den Priesern dor solche Ausbildung nich geng, dann meinen die Pares enspre-chen sie nich den Anorderungen des Konzils; und es wre mhevoll, sie zur Weihe und Ausbildung hierher zubringen. Und um die Wahrhei zu sagen: sie mchen nich, da viele Ialiener hierherkmen.

    Die Briee werden an Padre Fray Nicolas adressier wer den, wie Euer Hochwrden es wnschen, den unser Herrnach seinem aschlu uns bewahren mge.

    Segovia, 21. Sepember 1589.

    Frayjuan de la Cruz

    l8. BIEF

    An Dona Juana de Pedraza in Granada

    Auer einem rheren Brie (hier Nr. 9) is von der Korrespondenz zwischen dem Seelenhrer und Juana dePedraza nur noch dieser eindringliche Brie erhalen.

    Jesus sei in Ihrer Seele. Und ihm sei Dank, da Sie mir von ihm gegeben sind, dami ich, wie Sie es nennen, dieArmen nich vergesse. Wenn Sie schreiben, ich verge Sie gleich einem Schaten, dann me ich heig zrnen,

    alls Sie es wirklich meinen. Sie zu vergessen, rech bel wre das von mir, nach allem, was Sie mir erwiesen, auchdann, wenn ich es am wenigsen verdiene. Das ehle noch, da ich Sie ver ge. Sehen Sie doch ein: wie kannewas vergessen werden, was der Seele so ie eingeprg is, wie Sie es sind. Weil Sie sich in Finsernissen, in der Wse geisiger Armu benden, so whnen Sie, da Sie von allen verlassen sind und von allem. Das is keinWunder; schein es Ihnen in solchem Zusand doch sogar, da Got Sie verlassen ha. Allein Ihnen ehl nichs.Sie brauchen nichs zu bereiben. Sie haben keinen Grund zu solcher Klage, Sie wissen keinen und werden keinennden. Alles is unbegrndeer Argwohn. Wenn Sie nichs als Got verlangen, dann verbleiben Sie nich in Finsernissen, so umdunkel und arm Sie sich auch nden. Und wer sich nich anmaend verhl, nich seine eigeneBerie digung bei Got und bei den Geschpen such und nich seinem Eigenwillen bei ihm und bei jenen rnen

    mche, der kann nich sraucheln, der brauch nich a zu suchen. Sie sind au rechem Weg. Gehen Sie gelassenund reudig. Wer sind Sie, da Sie um sich selber bangen? Lassen Sie das sein.

    Niemals sand es mi Ihnen besser als jez; denn niemals waren Sie so demig, so ergeben, niemals von solcher

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    18/11518

    Ge ringschzung r sich und r zeiliche Ger. Niemals haben Sie sich r so schlech gehalen und Got rso gu, niemals dienen Sie Got mi so reiner Selbslosigkei wie jez; nich olgen Sie den UnvollkommenheienIhres Wil lens und Sarrsinns, wie Sie vielleich es zu un pegen. Was wnschen Sie noch? Was r ein Leben,was r ein Verhalen malen Sie sich r dieses Dasein aus? Was halen Sie r gotdienlich, wenn nich dieses:Schleches meiden, seine Geboe erllen und nach unserm Vermgen r ihn wirken? Wenn dies vorhanden is,was brauch es dann noch anderer Sorgen, anderer Erleuchungen und Kslichkeien von diesseis und jenseis,

    bei denen der Seele zumeis keine Verirrungen und Geahren erspar bleiben, da sie sich mi ihren Ansichen undrieben selbs berg und beriedig, zumal wenn ihre eigenen Vermgen sie irreleien! So ge whr Got einegroe Guns, wenn er diese Vermgen ver dunkel und die Seele dadurch so verarmen l, da sie von ihnennich irregeleie werden kann. Und wenn sie nich irregeh, was is da noch zu grbeln? Nur zu au dem geeb-neen Weg der gtchen Sazung und der Kirche, hinein in ein Leben ausschlielich erll vom dunkeln undwahren Glauben, von gewisser Honung und ungeeiler Liebe in Honung au die Heilsger drben, hier aberlebend als Pilger, als Arme, als Verbanne, Waise, Ungesille, ohne

    Hal, ohne irgend ewas, alles von drben erhoend.

    Freuen Sie sich im Verrauen au Got. Ha er Ihnen doch Beweise dar gegeben, da Sie ihm sehr verrauen kn-nen, ja verrauen mssen. Andernalls knne er Ihnen zrnen, da Sie voranaumeln wollen, wo er Sie doch zuIhrem Heile hr und Ihnen so sicheren Or anwies. Sreben Sie nach nichs anderem als nach dieser Weise, dennes seh gu mi Ihnen; und kommunizieren Sie wie gewohn. Beichen Sie, wenn ein klarer Anla vorlieg; undhalen Sie sich zurck. Lieg ewas vor, dann werden Sie es mir schreiben; und schreiben Sie schnell und mehr alseinmal durch Vermitlung von Dona Ana knnen Sie es un,

    wenn nich durch Vermitlung der Nonnen.

    Ewas krank bin ich gewesen, doch nun bin ich gesund. Hingegen is Juan Evangelisa krank. Been Sie r ihn undauch r mich, meine ocher im Herren.

    Segovia, 12. Okober 1589.

    Eray Juan de la Cruz

    19. BIEF

    An M. Maria de Jesus, Priorin der Unbeschuhen in Cordoba

    Es is der leze erhalene Brie an die Priorin zu Cordoba. Er mahn dringlich, die Verwalungssorgen des Ameshiner dem Sreben nach Heiligkei zurckzusellen.

    Jesus sei in Ihrer Seele, meine ocher in Chrisus. Wenn ich Ihnen nich schrieb, so lange nich, wie Sie sagen,

    so lieg das eher an meinem abgelegenen Auenhal in Segovia als mangelnder Bereiwilligkei. Denn diese warimmer die gleiche und wird es so hoe ich in Got auch bleiben.

    Ihre Ne hle ich mi.

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz - Lebendige Flamme

    19/11519

    Die zeilichen Ne dieses Hauses sollen Ihnen nich soviel Sorge bereien. Sons knne Got Ihrer vergessen;und es wrden Sie viele zeiliche aber auch geisliche Ne berkommen. Sind es doch unsere Besorgnisse, dieuns bedrig machen. ocher, weren Sie Ihre Sorgen au Got, und er wird Sie versorgen. Er, der beschenk unddas Gre hinschenken will, kann im Geringeren nich versagen. Haben Sie darau ach, da Ihnen nich derWunsch mangel, in Mangel und Armu zu sein; denn zu gleicher Sunde wird Ihnen der Geis mangeln, und Sie

    werden in den ugenden nachlassen. Und wenn Sie zuvor Armu begehren, jez, wo Sie Oberin sind, mssenSie die Armu sehr viel kravoller begehren und Heben. Denn Sie mssen das Haus sehr viel mehr mi ugendenverwalen und mi lebendigen Wnschen nach dem Himmlischen be reichern, als es mi Sorgen und Plnen berZeiliches und Erdhaes leien. Beehl der Herr uns doch, uns weder um Speise noch um Kleidung des kni-gen ages zu sorgen.

    Was Ihnen oblieg, is dieses: danach zu sreben, Ihre Seele und die Seelen Ihrer Nonnen in aller Vollkommenheiund Ordensreue mi Got zu einigen und darber alle Geschpe und alle cksichen au Geschaenes zuvergessen. Sind Sie alle in Got versenk und voll Jubel mi ihm, dann wird es, glauben Sie mir, am brigen nich

    ehlen. Jez schon anzunehmen, da die Huser ewas ab weren, weil sie an so guem Or liegen und weil darinso gue Nonnen augenommen werden, das schein mir ge wag. Immerhin, wenn ich eine Mglichkei sehe,dann will ich un, was ich kann.

    Der M. Subpriorin wnsche ich reichen ros. Ich hoe in Got, da sie ihn empangen wird, wenn sie nur aperihre Pilgerscha und Verbannung in Liebe zu ihm au sich nimm. Meinen chern Magdalena, San Gabriel undMaria de San Pablo, Maria de la Visiacion, San Francisco und allen wnsche ich Wohlergehen in unserm Heil, inihm, der immer in Ihrem Geise weile, meine ocher. Amen.

    Madrid, 20. Juni 1590.

    Fray Juan de la Cruz

    Bald werde ich vermulich nach Segovia zurckkehren.

    20. BIEF

    An eine Karmeliin, die uner Skrupeln lit

    Jesus Maria. Erwecken Sie in diesen agen ihr Verlangen nach dem Kommen des Heiligen Geises und seinemPngsen; und nach seinem Fes halen Sie ihn sich immer gegenwrig, mi solchem Eier und solcher Hingabe,da Ihnen nichs anderes wichig und beachlich schein, seien es nun Qualen oder andere Ihnen gegenwrigeBeschwerden. Und all diese age erheben Sie sich in der Liebe des Heiligen Geises ber die Mngel, die es imHause geben mag. Das sind Sie dem Frieden und der Sille der Seele schuldig, da rin er in seiner Herablassung

    weil.

    Es wre wohl besser r Ihre uhe, r die berwindung Ihrer Gewissensne, wenn Sie in diesen agen nichbeich en wrden. Doch wenn Sie beichen sollen, dann un Sie es au diese Weise: Beichen Sie nich Vorsel-

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz - Lebendige Flamme

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    lungen und Gedanken, die Ureilen oder Gegensnden oder ungeord neen Phanasien gelen, soern diese e-gungen ungewoll und unbejah und ohne bewues Verweilen in der Seele vorgehen. Geben Sie ihnen keineBedeuung; am besen is es, sie zu vergessen, wieviel Qual sie auch der Seele bereien mgen. Falls es Sie sehrbedrck, dann beichen Sie im allgemeinen die Unerlassungen und Nachlssigkeien, die mangelnde Luerungund Vervollkommnung der innern Kre, der Gedchniskra, Erkennniskra und Willenskra. Bei den Wor-en wre zu beichen ein ber ma an eden und geringer Bedach au Wahrhaigkei und echlichkei, au

    Nowendigkei des edens und au lauere Absich. Bei den Werken vielleich die mangelnde Einsellung au daseinzige Ziel, unabgelenk allein au Got.

    Wenn Sie so beichen, werden Sie Beriedigung nden, ohne im besonderen das Erwhne zu beichen, mag es Sienoch so sehr anechen. Sie werden nich nur an den gewohnen agen, sondern auch am Pngses die heiligeKommunion nehmen.

    Widerhr Ihnen ewas Miliches und Biteres, dann schweigen Sie im Gedenken an den Gekreuzigen.

    Leben Sie im Glauben, in der Honung, wenngleich im Dunkeln. Got schz in solchen Finsernissen die Seele.Weren Sie Ihre Sorge au Got, er l Sie nich allen; auch wird er Sie nich vergessen. Meinen Sie nich, da erSie im Sich l; solches hiee ihn geringschzen.

    Lesen und been Sie. Freuen Sie sich in Got, Ihrem Wohl, Ihrem Heil. Er mge Sie bewahren und begnaden biszum age der Ewigkei. Amen. Amen.

    Fray Juan de la Cruz

    21. BIEF

    An M. Ana de Jesus in Segovia

    Es is dies der einzige erhalene Brie des Heiligen an seine Lieblingsocher, die hochherzige und wagemuigeAna de Jesus, die nich nur als Mysikerin und Grnderin ausgezeichne war, sondern auch durch Schnhei und

    Geis. Schon bei der Karmelgrndung in Segovia hate sie der Ordensmuter zur Seie gesanden, der

    groen eresa uner all ihren geislichen chern zweiellos am ebenbrigsen. Sie war Priorin zu Beas, als derHeilige nach seiner Fluch aus dem Kerker von oledo der Seelenhrer in ihrem Kloser wurde. Auch sie wurdesein Beichkind, nach einigem Wider sreben gegen einen so jungen Vaer. Ihr als einer in Got und Goteslie-be Erahrenen widmee er seinen Canico. Die Weis seines Hohenliedes schwing in der Schluwendung seinesBrieessana amada suya seine heilige Geliebe. Er war Heler bei ihrer Karmelgrndung in Granada undgeleiee sie ein Sck des Weges bei ihrer Grndung in Madrid. Sarkmiger als die anderen reuen cherder Muter eresa vereidige sie deren heiliges Erbe gegen die Eigenmchigkei des Generalvikars Doria, alle

    Folgen und selbs den Kerker au sich nehmend Ebenso sarkmig ra Johannes dem Ordensobern engegen,um eresas eorm zugunsen ihrer geislichen cher aurechzuerhalen. Das hre zu seiner Enkleidung vonallen mern und zu dem einer Verbannung gleichkommenden Aurag, in Mexiko zu missionieren, ein Au rag ,dessen Durchhrung von seinem od verhinder wurde. Ana de Jesus, die von ihm die geisliche Fhrung aller

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz - Lebendige Flamme

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    Karmeliinnen er hoe, schrieb ihm, oenbar in Besrmung, sogleich nach diesen En scheidungen. Der Heiligeanwore:

    Jesus sei in Ihrer Seele. Da Sie mir geschrieben haben, da r wei ich Ihnen von Herzen Dank, dar hle ichmich noch ieer in Ihrer Schuld. Wenn die Dinge nich so verlau en sind wie Sie es wnschen, solle Ihnen daseher ros sein und ein Anla, Got Dank und wieder Dank zu sagen. In seiner Majes ha er es so geg; und so

    wird es r al le das Bese sein. Es bleib nur noch unser Wille seinem a schlu anzugleichen, dami dieser wahreuns auch wahr er scheine. Denn was uns nich gell, erschein uns schlech und widrig, so gu und heilsam esauch sein mag. Und in diesem Fall lieg es klar zuage, da die Ereignisse nich widrig sind, weder r mich nochr irgend jemanden. Fr mich bringen sie sogar groes Gedeihen. Denn mi der Frei hei und Enlasung vonSeelenhrung kann ich gewi, mi Hile gtlicher Guns, den Frieden und die Einsamkei genieen und dieerquickende Fruch einer Vergessenhei sei selbs und aller Dinge. Und auch den anderen komm es zugue wennich von ihnen abgesonder bin; so sind sie auch rei von den Fehlern, die sie in Beolgung meiner unzu lnglichenaschlge begehen knnen.

    Um eines bite ich Sie, ocher: been Sie zu Got, da er solche Gnade au jede Weise orseze. Denn nochimmer rche ich, sie knnen mich wieder nach Segovia schicken und mich nich derar rei von allem lassen,selbs wenn ich mi allen Kren suchen werde, mich auch davon zu bereien. Doch wenn das nich sein soll,dann is auch Muter Ana de Jesus nich von meiner Leiung reigekommen, engegen ihrer Annahme; und dannbrauchen Sie nich vor Ihrem ode darber zu klagen, da Ihnen zugleich mi meiner Fh rung auch die ver-meinliche Gelegenhei zu hoher Heiligkei genommen worden sei. Allein ob ich gehe, ob ich bleibe, ich werdeSie nich vergessen,nich, wie Sie schreiben, aus meiner Bereuung allen lassen. Wnsche ich doch von HerzenIhr Heil r immer.

    Inzwischen aber, bevor Got uns das Heil des Himmels ge whr, verbringen Sie die Zei mi der Ausbung vonu genden und von Geduld, und in dem Verlangen, durch Leiden unserem groen Got hnlicher zu werden,ihm, dem gedemigen und gekreuzigen. Is doch dieses Leben, wenn es nich seiner Nacholge dien, zu nichsnuze. Got in seiner Allmach bewahre und enale Sie in seiner Liebe, Amen, als seine heilige Geliebe.

    Madrid, 6. Juli 1591.

    Fraj Juan de la Cruz

    22. BIEF

    An M. Maria de la Encarnacion in Segovia

    Dieser Brie, nur als Fragmen erhalen, wurde am gleichen ag und zum gleichen Anla wie der vorhergehendegeschrieben. Die Empngerin war damals Priorin des Karmeliinnenklosers ? Segovia.

    Was mich selber angeh, ocher, das dar Ihnen nich Kummer bereien, mach es doch mir selber nich dengeringsen Was mir hingegen groen Schmerz bereie, is die Berch ung , es mchen Unschuldige mi Schuldbelase werden Solches Geschehen wirken nich die Menschen, sondern Got, der wei, was uns zukomm und

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz - Lebendige Flamme

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    alles zu unserm Heil anordne. Halen Sie es r nichs als r Anordnungen Gotes. Und wo keine Liebe is, dalegen Sie Liebe hinein; und Sie werden Liebe herausholen ...

    23. BIEF

    An P. Juan de Sana Ana in Segovia

    Jesus. Wenn irgendwann, mein Bruder, irgend jemand, sei er Vorgesezer oder ein anderer, Sie mi seiner Lehrezu greren Erleicherungen und Freiheien berreden will, dann nehmen Sie solche Lehre nich an und lebenihr nich nach, selbs dann nich, wenn sie durch Wunder bekrig wrde. Sondern Bue, und mehr Bue undLoslsung von allem. Und niemals, wenn Sie Chrisus gewinnen wollen, suchen Sie ihn ohne das Kreuz.

    24. BIEF

    An M. Ana de San Albero, Priorin zu Caravaca

    In diesem lezen erhalenen Schreiben an die Empngerin von Brie 2,3,4, weis der Ordensvaer au weierge-hende Verolgungen hin. s wurde in dieser Zei versuch, seine heilige Seelenliebe in den Schmuz zu ziehen undihm sogar, wie der leze erhalene Brie an deue, aus dem von ihn gegrndeen Orden auszusoen.

    Meine ocher: Bereis werden Sie die vielen Drangsale wisen die wir erdulden. Got l es zu, um seine Erwhl-

    en zu Verherrlichen. In Sille und Honung soll sich unser Sarkmu bewhren. Gedenken Sie meiner vor Got,der Sie heilig mache.

    LaPeuela, 1591.

    25. BIEF (FRGMEN)

    An ein unbekannes Beichkind

    Got gebe uns in allem rechliche Gesinnung und Abwei sung bewuer Snde. Wo das gegeben is, da werdenSie selbs im Beschu von vielerlei Anechungen sicher gehen; und alles wird sich Ihnen zur Siegeskrone gen.Und sagen Sie Ihrer Schweser meine Wnsche r ihr Wohl, und r Isabel de Soria mein sarkes Gedenken imHerrn und die verwundere Frage, warum sie nich in Jan is, wo sie ihr Kloser ha.

    Der Herr sei in Ihrer Seele, ocher in Chrisus.

    Aus La Penuela, 22. Augus 1591.

    Fray Juan de la Cruz

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz - Lebendige Flamme

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    26. BIEF

    An Dona Ana Del Mercado y Penalosa in Segovia

    Wie Dona Juana de Pedraza, der Empngerin des neunen Brie war Dona Ana in Granada Beichtocher desHeiligen. Bei der' Grndung des Nonnenkarmels in Granada durch Ana de Jesus gewhre sie mi ihrem im Brieerwhnen Bruder bis zur Vollendung des Klosers den Karmeliinnen grozgige Gasreundscha. Vielleichis Dona Ana in ihre Geburssad Segovia zurckgekehr um ihrem Seelenhrer nahe zu sein. Der Brie Zeugnisreund schalicher Verrauhei, is darin jenem an M. Caalina (Nr. /) vergleichbar, da er ieen Einblick in dieSeele des Meisers gib.

    Jesus sei in Ihrer Seele, ocher. Ich empng hier in La Penuela ein Pckchen Briee, die mir der Diener brache.Die sorgliche Aunahme hier verpiche mich zu Dank. Morgen breche ich nach Ubeda au, um leiche Fieber-anlle zu kurieren. Da sie mich sei ach agen ohne auszusezen beallen, schein es mir nig, rzliche Hile zusuchen. Allein ich scheide in der Absich, sobald wie mglich hierher zurck zukehren. Wirklich, in dieser heiligenEinsamkei hle ich mich rech wohl. Und wenn Sie mich davor warnen, mich dem Paer Fray Anonio anzu-schlieen, so seien Sie versicher: ich werde in allem, wo Sie mir Vorsich anraen, auch achsam sein.

    Es ha mich ie erreu, da der Herr Don Luis Prieser des Herrn geworden is; mche er es viele Jahre sein, und

    mchen ihm seine innersen Wnsche erll werden. O wie gu is dieser Sand r die Bereiung von Sorgenund r die Bereicherung der Seele. Sagen Sie ihm meine Glck wnsche. Ich wage nich, ihn zu biten, er mgeeinmal bei der Darbringung des Opers meiner gedenken. Ich selber, als sein Schuldner, will es immer un. Magich auch vergelich sein, er is viel zu eng mi seiner Schweser verbunden, die mir immer gegenwrig is, als daich ihn vergessen knne.

    Meiner ocher Dona Ines sagen Sie viele gue Wnsche im Herrn. Und ehen Sie doch beide zu ihm, er mgemich beimachen und mi sich empornehmen. Jez wei ich nich mehr, was noch zu schreiben wre. Und auchdes Fiebers wegen hre ich au, so gern ich auch noch orahren mche.

    La Penuela, 21. Sepember 1591.

    Fray Juan de la CruzSie schreiben mir nichs von dem Proze, wie er voran geh.

    27. BIEF (FRGMEN)

    An P.Juan de Sana Ana Ubeda, 1591.

    Jesus ... Sohn, das bereie Ihnen keinen Schmerz. Denn das Ordenskleid knnen sie mir nich nehmen, es seidenn,

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz - Lebendige Flamme

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    ich wre unverbesserlich und ungehorsam. Und ich bin sehr berei, mich in allem zu bessern,worin ich geirr haben solle, und im Gehorsam jede mir verhnge Bue au mich zu nehmen ...

    WEISUNGEN

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz - Lebendige Flamme

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    WEISUNGEN

    WEISUNGEN AN EINEN ODENSGEISLICHENZU ELANGUNG DE VOLLKOMMENHEI

    1. Euer Hochwrden baen mich um vieles in wenigen Woren. Dar wre viel Zei und Papier vonnen. Da mirbeides ehl, will ich eine Zusammenassung darbieen und nur einige Weisungen vorlegen, die im Ganzen vielenhalen und dem, der sie beolg, viel Vollkommenhei vermiteln knnen. Wer ein wahrhaer Gotesdienersein will, wer den Vorsaz ha, seine heiligen Gelbde zu erllen und in den ugenden sich zu vervollkommnenund die holden rsungen des Heiligen Geises zu genieen, der kann nich anders, als mi grer Gewissen-

    haigkei olgende vier Weisungen beolgen: Ergebung, Demigung, Ausbung von ugenden und leiblichewie geisige Einsamkei.

    2. Um das erse, Ergebung, zu bewahren, mu einer so im Kloser leben, als wre er der Einzige, der darin weil. Somge er sich niemals in Woren oder Gedanken in die Angelegenheien der Gemeinscha oder der Einzelnen einmischen; er mge ihr Gues und ihr Schleches nich vermerken wollen, noch ihre Eigenaren, nein, nichs davonvermerken, nich sich einmischen, ginge auch die Wel uner. So wird der Friede der Seele bewahr, im Gedenkenan Los Weib, das den Kop nach dem Geschrei der Unergehenden wande und deshalb zu harem Sein wurde.Das mssen Sie mi groer Kra durchhren; so werden Sie sich von vielen Snden und Unvollkommenheien

    reihalen und die riedvolle Sille Ihrer Seele bewahren, zu Ihrer groen Frderung vor Got und den Menschen.Achen Sie genau darau; denn viele Ordensleue, die dies vernachlssigen, konnen sich nich durch andere u-gendwerke und Ordensleisungen auszeichnen, sie elen zurck, vom Schlechen zum Schlimmeren.

    3. Um das zweie, Demigung, zu ben und dadurch zu wachsen, mssen Sie olgende Wahrhei beherzigen: indas Kloser sind Sie nur eingereen, dami dor die ugend aus Ihnen herausgemeiel wird, nich anders wie einSein behauen und geglte werden mu, bevor er in das Gebude eingeg werden kann. Und so mssen Sie alleim Kloser so ansehen, als wren sie von Got eingeseze Werkleue, dazu besimm, Sie durch Demigungen zuormen und zu glten. Und die einen haben Sie durch das Wor auszumeieln, durch miliebige Aussellungen;

    andere durch das Werk, indem sie Ihnen in schwer errglicher Weise engegenarbeien; andere durch ihr Wesen,das Ihnen an sich lsig und beschwerlich is, ebenso wie durch ihr Verhalen, andere durch ihre Gedanken, indenen Sie ein Fehlen von Schzung und Liebe r Ihre Person zu erkennen glauben. Und all solche Demigun-gen und Beschwerden mssen Sie mi innerer Geduld erleiden, in Schweigen aus Liebe zu Got, in der Einsich,da Sie nur r dieses Zurechmeieln in den Orden gekommen sind, um au diese Weise des Himmels wr digzu werden. Wre nich dies das Ziel, dann bliebe man bes ser, sat ein Ordenskleid zu nehmen, in der Wel undsuche dor seinen ros, Ehre und Ansehen und Zwanglosigkei.

    4. Und diese zweie Weisung is unabweislich r den im Orden Lebenden, will er anders seinem Sande gengen

    und wahre Demu, Gelassenhei und Freude im Heiligen Geise nden. Und wenn er sich in solchem nich be-ig, dann verseh er es nich, ein Ordensglied zu sein, und wei nich einmal, warum er in den Orden einra;wei vielmehr nur sich selber zu suchen, nich Chrisus. Weder wird er in seiner Seele Frieden nden, noch wirder auren, zu sndigen und sich wieder und wieder zu verwirren. Denn niemals ehlen im Orden Gelegenheien

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz - Lebendige Flamme

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    zum Sndigen, auch is es nich Gotes Wille, da sie ehlen. Er beru die Seelen da hin, dami sie sich erprobenund luern, wie Gold bei Feuer und Hammer; und so dren Prungen und Versuchungen durch Menschenund Dmonen, durch Feuer der Angs und roslosigkei ihnen nich ehlen. In solchen Anechungen soll derMnch sich erproben und danach sreben, sie mi Geduld und in Angleichung an Gotes Willen zu besehen, satsich in der Prung so zu verhalen, da er sat Gotes Billigung seinen adel erhr, weil er Chrisi Kreuz nichin Geduld ragen wolle. Da viele Ordensleue den Sinn ihrer Beruung nich richig erassen, erragen sie die Mi-

    brder schlech und werden zur Zei der echenscha beschm in ihrem Selbsberug dasehen.

    5. Um das drite ins Werk zu sezen, die Ausbung der ugenden, mu man Besndigkei in den Augaben seinesOrdens und im Gehorsam bezeigen, ohne cksich au die Wel, einzig Got zuliebe. Und um das rckhallosdurchzuhren, legen Sie nie Gewich au das Angenehme oder Unangenehme Ihrer Arbei, nich au die Nei-gung, sie durchzuhren oder zu lassen; verweilen Sie bei dem guen Grunde, sie r Got zu vollenden. So ms-sen Sie alles, das Wohlgellige wie das Absoende, nur in der Absich un, Got dami zu dienen.

    6. Und um mi sarkmiger Besndigkei sich zu beigen und die ugenden bald ans Lich zu rdern, seien

    Sie immer darau bedach, sich mehr dem Schwierigen als dem Leichen zuzuneigen, mehr dem auhen als demSanen, mehr dem Peinvollen und Widrigen einer Arbei als dem Lusvollen und Angenehmen. Und erwhlenSie nich das geringere Kreuz, weil es Ihnen als leichere Las erschein; vielmehr: je schwerer es drck, um soleicher is es, soern es r Got geragen wird. Sreben Sie auch danach, den Mibrdern bei allen Erleicherun-gen den Vorrang vor sich selber zu geben. Suchen Sie sich immer den niedrigsen Plaz, und das aus aurichigemHerzen; denn das is die Weise im Geise der Hhere zu sein. So sag es Got im Evangelium: Wer sich ernied-rig, soll erhh werden (Lk 14, 11).

    7. Um das viere, die Einsamkei zu erringen, mssen Sie alle Dinge der Wel als abgean ansehen; und wenn es

    unvermeidlich is, sich mi ihnen zu beassen, dann so unbeeilig, als wren sie nich,

    8. Und um die Dinge drauen kmmern Sie sich nich; ha Got Ihnen doch die Sorge um diese abgenommen.Das Gesch, das eine drite Person r Sie erledigen kann, bereiben Sie nich selber; denn es is gu r Sie,niemanden sehen zu wollen und von niemandem gesehen zu werden. Und halen Sie es sich gegenwrig: wennGot von jedem seiner Gereuen r ein miges Wor genaue echenscha verlang, wie ers von einem ihmGeweihen, der ihm sein ganzes Leben und Wirken dargebrach ha, wie ers wird er von ihm r alle Wore e-chenscha ordern!

    9. Ich will dami nich sagen, Sie sollen Ihr Am und irgend ein anderes, das Ihnen der Gehorsam auerleg, nichmi aller erorderlichen Gewissenhaigkei ausben. Nur, Sie sollen es derar verwalen, da sich Ihnen nichsSchuldhaes anhee; so wei zu gehen verlang weder Got noch der Gehorsam. Darum bemhen Sie sich,sndig im Gebe zu verweilen; und auch inmiten von krperlichen Beigungen lassen Sie nich davon ab. ObSie essen oder rinken, ob Sie mi Welleuen oder mi irgend ewas anderem zu un haben, bewahren Sie in IhremHerzen immer dabei ein Verlangen nach Got, eine Hinneigung zu ihm in Ihrem Herzen. Das is hchs nowen-dig r die inwendige Einsamkei, darin die Seele keinen Gedanken hegen dar, der nich Got gle, und alles ver-gessen soll, was in diesem elenden und kurzen Leben beseh und vergeh. Begehren Sie au keine Weise anderesWissen als wie Sie Got mehr dienen und die Augaben Ihrer Gemeinscha besser durchhren knnen.

    10. Beolgen Euer Hochwrden diese vier Dinge mi Sorgal , dann is das Ziel der Vollkommenhei bald erreich.Die vier Weisungen szen sich wechselseiig; ll eine von ihnen aus, dann geh auch die Frderung, die durchdie an deren Weisungen gewonnen werden knne, mi verloren.

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    VOSICHSEGELNDen Karmeliinnen zu Beas gegeben.

    1. Folgende Belehrungen mssen von Gotesreunden beherzig werden, wenn sie in kurzer Zei heilige Samm-lung, Sille und geisliche Armu, erlangen wollen, um dami die riedvolle Erquickung des Heiligen Geises zugewinnen, die Einigung mi Got, die Bereiung von all den hinderlichen Geschpen dieser Wel, die Abwehreuischer Arglis und die Loslsung von sich selbs.

    2. Wer diese egeln mi der gewohnen Sorgal beolg, wird ohne andere Ansrengung und ohne dabei einePich seines Sandes zu vernachlssigen, mi groer Schnelle zu hoher Vollkommenhei voranschreien, die Ge-samhei der ugenden gewinnen und zum heiligen Frieden gelangen.

    3. Als erses is darau hinzuweisen, da die Schdigungen, die von der Seele erliten werden, durch die drei schongenannen Widersacher ensehen: durch die Wel, den Dmon und das Fleisch. Die Wel is ein minder schwie-riger Gegner. Der Dmon is schwerer zu durchschauen. Das Fleisch is zher als alles, und seine Anechungenenden ers mi dem alen Menschen.

    4. Soll irgendeiner dieser drei Feinde besieg werden, dann mssen alle drei besieg werden. Wird einer von ihnengeschwch, dann werden es auch die anderen beiden. Und sind diese drei einmal besieg, dann is die Seele reivom Krieg.

    GEGEN DIE WELUm dich vollkommen von dem Schaden zu bereien,

    den dir die Wel zugen kann, mu du drei egeln beolgen.

    ESE EGEL

    6.Gegenber allen Personen verhale dich mi gleicher Liebe, gleichem Vergessen, sie mgen dir verwand seinoder nich; lse dein Herz von den einen wie von den andern. Und von den Verwanden lse dich in ewa mehrnoch als von den andern, aus Furch, da Fleisch und Blu bei der narlichen Liebe, wie sie zwischen Verwand-en herrsch, srker auebe; und diese Liebe zu dmpen, verlang die geisige Vollkommenhei. Verhale dichzu ihnen wie zu Fremden. Au solche Weise wirs du ihnen eher gerech werden als wenn du die Zuneigung, dieGot gebhr, au sie berrgs. Liebe nich den einen mehr als den anderen, dann kanns du nich irren; dennnur der is grerer Liebe wrdig, den Got mehr lieb, und du wei nich, wen Got mehr Heb. Wenn du siealle gleichermaen vergi, wie es r die Sammlung au Got nowendig is, dann bis du da vor behe, durch

    ein Zuviel oder Zuwenig zu irren. Denke nichs ber sie, weder Gues noch Schleches; meide sie, so wei du es imGuen un kanns. Wenn du das nich beach es, dann versehs du es nich ein Gotesreund zu sein, noch kannsdu zur heiligen Sammlung gelangen, noch dich von den Unvollkommenheien der Zersreuung bereien. Undwills du dir darin einige Freiheien einrumen, dann wird dich der Dmon bei dem einen oder anderen uschen,

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz - Lebendige Flamme

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    oder du selber wirs dich durch irgendeine Verlschung zum Guen oder Bsen bergen. In der Beolgung desGesagen lieg die Sicherhei; denn anders kanns du dich von den Unvollkommenheien und Schdigungennich bereien, die aus dem Umgang mi Geschpen sich ergeben.

    ZWEIE EGEL

    7. Die zweie Manahme gegen die Wel riche sich gegen die zeilichen Ger: wills du dich in Wahrhei vonihren Schdigungen bereien und das berma des Begehrens dmpen, dann mu du jede Ar von Besiz ver-abscheuen und dich um nichs derariges bekmmern, nich um Speise, nich um Kleidung, nich um Gescha-enes, nich um den kommenden ag. Au Anderes, Hheres mu deine Sorge sich richen, au das Gotesreich,au das Besehen vor Got; und alles brige, so verhei es der hchse Herrscher, wird uns hinzugegeben werden.Nich wirs du von Dem vergessen werden, der sich selbs der iere annimm. Dami wirs du Beschwichigungund Frieden im Sinnenbereich erlangen.

    DIE EGEL

    8. Die drite Mahnung is sehr nowendig, dami du im Kloser vor jedem durch die Gemeinscha bedingenSchaden bewahr bleibs. Da viele sich nich davor heen, verloren sie nich nur den heilvollen Frieden ihrerSeele, sie gerieen berdies zumeis in viele bel und Snden. Du mu dich mi aller Achsamkei davor hen,Gedanken oder gar Wore au die Vorgnge im Kloser zu richen, handle es sich nun um solche der Gemein-scha oder um rhere oder jezige bei einem Einzelnen: nich ber seinen Charaker, nich ber sein Verhalen,nich ber irgend ewas von ihm, wie schwerwiegend es auch sein mag, sage irgend ewas; sage nichs uner dem

    Anrieb des Eierns oder Abhelens, es sei denn zur gegebenen Zei dem hierr Zusndigen. Und niemals em-pre oder verwundere dich ber ewas, das du sehen oder hren solles, sondern srebe danach, all das deinerSeele ernzuhalen.

    9. Wenn du au Beobachungen ausgehs, werden dir, selbs wenn du uner Engeln lebes, viele Dinge unguerscheinen, weil du sie verkenns. Darum nimm Los Weib zur Warnung: weil sie sich ber den Unergang derSodomier errege und sich nach dem, was sich ereignee, umwande, ha Gotes Gerich sie zur Salzsule verwan-del. Daraus kanns du Gotes Willen ersehen. Selbs uner Dmonen mes du so leben, da du den Kop nichzu ihrem reiben hinwendees, sondern sie sich selber berliees. ein und vollsndig wende deine Seele zu

    Got hin, unabgelenk durch zersreuende Gedanken. Und darum sehe es r dich es: niemals ehl in Klsernund Gemeinschaen ewas, woran Anso genommen werden kann; denn niemals ehlen Dmonen, die es auden Surz von Heiligen absehen, was Got zu deren Luerung und Prung zul. Und wenn du dich nich sozurckhls, als ob du im Hause nich anwesend wres, dann kanns du roz allen Bemhens kein eches Or-densmiglied sein, noch kanns du die heilige Ledigkei und Sammlung erreichen, noch den Geahren solchenVerhalens engehen. Beolgs du diese Mahnung nich, dann wirs du roz beser Absich und reinen Eiers indem einen oder anderen vom Dmon geangen werden; und schon has du dich verangen, wenn du deiner Seelesolcherlei Zersreuung erlaubs. Erinnere dich an die Wore des Aposels Jakobus: Wenn jemand sich r rommhl und seine Zunge nich zgel, dann is seine Frmmigkei eiel (Jk i, 26). Das gil ebenso r das innere

    Sprechen wie r das uere.

    GEGEN DEN DMON

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz - Lebendige Flamme

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    10. Folgende Mahungen mu der zur Vollkommenhei Srebende beherzigen, will er sich anders vom Dmon,seinem zweien Feind bereien. Dar is zu beachen: Uner den vielen nken des Dmons, mi denen er geisli-che Menschen bergen will, is das hugse eine Voruschung von ewas Guem, nich von ewas Bsem; denner wei bereis, da sie zu ewas Schlechem, das sie als solches erkennen, nich zu verleien sind. Und so mu duimmer das, was gu erschein, beargwhnen, zumal, wenn es nich durch Gehorsam georder wird. Sicher und

    richig wirs du gehen, wenn du dem dir zugewiesenen ageber olgs.

    ESE EGEL

    11. In Beolgung der ersen egel beasse dich mi keiner Sache, es sei denn im Gehorsam; seh ab von Hand-lungen, sie mgen dir noch so gu und wohlig r dich oder andere innerhalb und auerhalb des Hauses er-scheinen, wenn diese Handlungen nich im Gehorsam vollzogen werden. Dami gewinns du Verdiense undSicherhei. Lehne Besiz ab und du engehs dem Dmon und unerkannen Schden, r die du dich eins vorGot veranworen mu. Und wenn du diese Mahnung nich im Groen wie im Kleinen beaches, dann mags

    du dich noch so sehr au dem richigen Wege whnen, der Dmon wird dich im Groen oder im Kleinen miSicherhei irrehren. Und wre es nur dies, da du dich nich in allem vom Gehorsam leien l, dann irrs dubereis schuldha. Sell Got doch Gehorsam hher als Oper. Und die Handlungen des Gotgeweihen gehrennich ihm, sondern dem Gehorsam; und wenn du sie dem Gehorsam enwendes, werden sie als Verunreuun-gen von dir zurckgeorder werden.

    ZWEIE EGEL

    12. Die zweie egel is, da dir dein geislicher Vorgesezer an Gotes Selle gelen soll, nich weniger, mag er

    sein, wie er will . Und wisse, hier ha der Dmon als Feind der Demu hug seine Hand im Spiel. Sells du deinenVorgesezen so hoch, wie ich sage, dann is der Gewinn und die Frderung gro; andernalls is es der Schaden,der gro is, und der Verlus. Und darum beache mi viel Wachsamkei, da du nich au seine Eigenar und seinBenehmen, nich au sein ueres schaus, nich au andere Weisen seines Vorgehens. Sons has du zu deinemgroen Schaden den gtlichen Gehorsam zu einem menschlichen erniedrig. Has du dich doch durch das amVorgesezen Sichbare zu un oder Nichtun bewegen lassen, und nich durch den unsichbaren Got, dem duin jenem diens. Und eiel wird dein Gehorsam sein und um so unruchbarer, je mehr du durch die rauhe Ar desVorgesezen gekrnk oder durch seine wohlwollende Weise erreu bis. Wegen des Haens an solchen Dingensind sehr viele Ordensleue durch den Dmon um die Vollkommenhei gebrach worden. Und ihr Gehorsam

    is vor Got von geringem Wer, da sie ihn von ueren Umsnden abhngen lassen. Wenn du dich nich dahinbringen kanns, da dir der eine Vorgeseze soviel gil wie der andere, sowei es dein persnliches Gehl angeh,dann bis du kein geislicher Mensch und kanns deine Gelbde nich richig halen.

    DIE EGEL

    13. Gem der driten egel rits du dem Dmon geradewegs engegen, wenn du in Wor und Werk dich vonHerzensgrund demigen lerns, wenn du dich ber des Nchsen Wohl wie ber dein eigenes reus, und wenndu in aller Aurichigkei wnsches, da er von allen dir vorgezogen wird. Und dies wende vor allem bei jenen an,

    die bei dir am wenigsen Geallen nden. Und sei gewi: wahre Nchsenliebe wird dich ohne solche berwin-dung nich beseelen, und nich wirs du in dieser Liebe wachsen. Und ses sei es dir lieber, da alle dich belehren,als da du den Geringsen uner ihnen belehrs.

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz - Lebendige Flamme

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    GEGEN DAS FLEISCH

    14. Weiere drei egeln mu beolgen, wer sich selbs und seine Sinnlichkei, seinen driten Feind, besiegen will.

    ESE EGEL

    15. Als erses berzeuge dich, da du nur deshalb in das Kloser eingereen bis, dami alle dich pren und ab-schleien Und um dich von den Unvollkommenheien und Srungen zu bereien, die aus dem Charaker undder Umgangsweise anderer Ordensleue erwachsen knnen, und um aus jedem Vorkommnis Gues zu gewin-nen, mu du dir vorsellen, da alle im Kloser dazu angesell sind, an dir zu arbeien wie es auch in Wahrhei is.Die Einen sollen dich mi Woren herausbilden, andere durch Werke, wieder andere durch dir ungnsige Ge-

    danken. Du aber mu sillhalen, wie ein Sandbild dem sillhl, der es orm, und dem, der es bemal und dem,der ihm Gold aueg. Und wenn du das nich beaches, dann wirs du deine Sinnlichkei und dein Selbsgehlnich zu besiegen wissen, noch wirs du dich mi den Einzelnen der Gemeinscha gu verragen, noch wirs duden heiligen Frieden, noch die Freihei von manchem Anso und bel erlangen.

    ZWEIE EGEL

    16. Als zweies: Unerla keine Werke, die dir unangenehm und lsig sind, wenn ihre Durchhrung dem Diensunseres Herrn gem is. Auch unernimm sie nich ausschlielich, weil du Geschmack daran ndes; vielmehr

    mu du dich ihnen nich anders unerziehen, als wie du es bei den dir unwillkommenen aes. Ohne solchesVerhalen is es unmglich r dich, Besndigkei zu gewinnen und deine Schwche zu besiegen.

    DIE EGEL

    17. Die drite egel laue: Niemals dar der geisliche Mensch bei seinen bungen die Aumerksamkei au dasAngenehme in ihnen richen und daran haen bleiben und es zum Beweggrund seines Handelns machen. Eben-sowenig soll er das Herbe in seinen bungen iehen; vielmehr suche er das Beschwerliche und ihm Widerse-hende. Dami zgel er seine Sinnlichkei. Au keine andere Weise wirs du deine Eigenliebe ablegen und die

    Gotesliebe gewinnen und empangen.

    GUACHEN DES HEILIGEN BE EINE ODENSOCHEUND DIE BEGLEIESCHEINUNGEN IHES GEBEES

    Vera au Wunsch des damaligen Generalvikars P. Doria, in der lezen Lebenszei des Beguachers

    Die gehlsbeone Weise dieser Seele zeig n Mngel, die ihren Geis nich als ech erscheinen lassen. Alserser Mangel zeig sich eine Begier zur Aneignung; der eche Geis aber zeig sich immer ledig von Begier. Alszweien Mangel ha sie eine bergroe Selbssicherhei und allzu wenig Furch vor Selbstuschung; und GotesGeis geh immer mi solcher Furch zusammen, um die Seele wie der Weise sag vor Schaden zu bewahren. Als

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz - Lebendige Flamme

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    Drites: es schein diese Seele darau bedach zu sein, ihre inneren Erahrungen als gu, ja, als sehr gu glaubhazu machen. So is es nich bei einem echen Geis: dieser sreb im Gegeneil danach, geringgeschz zu werden,und er selber rg dazu bei. Das Viere und Wesenliche: ihre Gebesweise bring keine Demu zum Vorschein.Wren aber ihre Begnadungen gtlichen Ursprungs, wie sie es behaupe, dann wrde die Seele als erses beisolcher Goterahrung in ieser Demu zuniche werden. Wre diese Gnadenwirkung hier eingereen, so htediese Seele es nich unerlassen, auch darber ewas und sogar sehr viel niederzuschreiben. Denn das erse, was

    der Seele hier bewu wird und was zum Ausdruck drng, is die Folgeerscheinung der Demu, einer so wirksa-men Demu, da sie nich verleugne werden kann. Mgen auch die Goterahrungen nich immer von gleicherEindringlichkei sein, diese hier, die von ihr als Goteinigung bezeichne wird, vollzieh sich niemals, ohne ieseDemu zu bewirken. Wird doch die Seele, bevor sie erhh wird, erniedrig (Spr 18, 12). Und: es is gu rmich, da du mich gedemig has (Ps 118, 71). Als Fnes: Ihre Ausdrucksweise ensprich nich dem Geis,der diese Seele nach ihren Angaben erll. Eben dieser Geis lehr einen schcheren Sil, ohne Gezierheienund Beeuerungen, wie sie von ihr vorgebrach werden. Und alles, wovon sie behaupe, sie habe es Got gesagund Got angeblich ihr, erschein unsinnig.

    Ich mche vorschlagen: es soll ihr weder beohlen noch auch erlaub werden, weieres dieser Ar auzuschreiben.Auch soll ihr Beichvaer sich nich so verhalen, als hre er solches guglubig an; vielmehr soll er nur zuhren,um das Vorgebrache au sein Nichs zurckzuhren. Man pre sie schar was die bung der ugenden angeh,zumal Selbsverleugnung, Demu und Gehorsam; und am Klang des Mealls wird sich die Weichlichkei der See-le zeigen, in der angeblich so groe Gnaden hervorgebrach wurden. Und die Prung mu durchgreiend sein;denn es gib keinen Dmon, der nich r seine Ehre ewas au sich nhme.

    AUSSPCHE EINSICHIGE LIEBE ' GEBE

    Auch in diesen Sprchen lichvoller Liebe zu dir, mein Got, meine Beseligung, wolle meine Seele ihre Liebezu dir bekunden. Wohl is mir die Fhigkei des Ausdrucks verliehen; doch mir ehl, was du hher sells alsSprachgewal und die ausgedrcke Einsich, mir ehl das Vollbringen, die Kra der ugend. So mgen andereuner dem Einu dieser Sprche am Ende dir besser in Liebe dienen und da emporgelangen, wo ich versage.Und meine Seele kann sich dami rsen, Anla gewesen zu sein, da du in anderen andes, was sie selber nich

    zu geben vermoche.

    Du, Herr, liebs die Einsich, du liebs das Lich, und die Liebe is dir ber alle anderen egungen der Seele lieb.Daum sind diese Aussprche solche der Einsich r die Wahl des Weges, solche des Liches zur Erhellung desWeges und solche der Liebe r die Kra des Wanderns. Fern bleibe hier die edekuns der Wel, ern die Ausge-gossenhei und die rockene Beredsamkei der menschlichen Weishei, dieser schwchlichen und spizndigen.Solche nde niemals Geallen vor dir. Zum Herzen wollen wir sprechen, mi Woren, durchrnk von holderLiebe, so wie es dir gell. So mgen am Ende durch diese Sprche Widrigkeien und Hindernisse aus dem Weggerum werden, zum Nuzen vieler Seelen, die aus Unwissenhei sraucheln und aus Unwissenei ehlgehen, in

    dem Wahn, deinem huldreichen Sohn, unserm Herrn Jesus Chrisus au seinem Wege nachzuolgen und ihmhnlich zu werden, so im Leben, Verhalen und in ugenden wie in der Weise der Ledigkei und Lauerkei seinesGeises. Gib das Vollbringen, Vaer der Barmherzigkei; denn ohne dich, Herr, kann nichs gelingen.

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    I. Gem dem Auograph von Andujar

    1 Immer enhlle der Herr die Schze seiner Weishei, seines Geises den Serblichen; doch jez, da das Bsesein Gesich unverhller zeig, endeck er sie um vieles deulicher.

    2. O Herr, mein Got! Wer dich mi lauerer, einliger Liebe such, wie solle er dich nich nach seines Herzens

    Begehren nden? Brichs du doch zu denen au, die dich begehren, und komms ihnen als erser engegen.

    3. Wenn der Weg auch r Menschen guen Willens eben und san is, so wird der nur wenig und nur mhsamvorankommen, der nich mi aperer Beharrlichkei ausschreie.

    4. Besser is es, belase neben einem Sarken zu sehen, als enlase neben einem Schwachen. Bis du belase, sosehs du neben Got, der deine Srke is, er, der den Bedrcken beispring. Bis du erleicher, so sehs du nur zudeinem Selbs, das deine Schwche is: Denn die ugendkra der Seele wchs und esig sich in den Prungender Geduld.

    5. Wer ohne den Hal eines Meisers besehen will, der gleich dem Baum, der einsam und herrenlos au dem Fel-de seh: so viele Frche er auch rg, die Vorbeigehenden werden sie abreien, bevor sie ausgerei sind.

    6. Der Baum, den ein wohliger Herr behe und peg, gib Fruch zu seiner Zei.

    7. Die meiserlose Seele, die ugendkra besiz, gleich einer vereinzelen brennenden Kohle; sie wird eher er-kalen als weierglhen.

    8. Er, der als Einsamer srz, lieg einsam am Boden. Und er schz seine Seele gering, da er sie nur sich selberanverrau.

    9. Mags du auch nich rchen, als Einsamer zu srzen, wie maes du dir an, dich allein vom Surz zu erheben?Sieh, zwei zusammen vermgen mehr als einer allein.

    10. Wer mi einer Las niederll, der wird sich nur schwer mi seiner Las erheben.

    11. Got schz an dir mehr eine Gewissensreinhei selbs geringen Grades als alle Werke, die du vollbringen

    knnes.

    12. Got schz an dir mehr den geringsen Grad von Gehorsam und von Ergebung als all jene Diense, die dudir vornimms.

    13. Hher sell Got deine Hinneigung zur rockenhei und zum Leiden aus Liebe zu ihm als alle Mediaionen,die du erdenken kanns, und all deine rsungen und Visionen.

    14. Verleugne deine Wnsche, und du wirs nden, was dein Herz sich wnsch. Was wei du, ob dein Begehren

    Got gem is?

    15. Holdseligse Liebe Gotes, kaum erkanne! Wer deine Herzader schlagen hle, kam zur uhe.

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    16. Da die Beriedigung deines Willens dir doppele Biternis einbring, beriedige ihn nich, wenn du auch inBiternis verbleibs.

    17. Mehr Unauglichkei r den Ausieg zu Got belase eine Seele, die noch das geringse Begehren nach ewasWellichem heg, mehr Unlauerkei beschwer sie, als wenn sie mi smlichen hlichen Versuchungen unddrckenden Finsernissen beladen wre vorausgesez, da ihr Vernunwille sie nich zulassen will ; in diesem Fall

    mag sie verrauensvoll vor Got hinreen, vom Wor des Hchsen ermuig: Komm her zu mir alle, die ihrmhselig und beladen seid, und ich will euch erquicken.

    18. Wohlgelliger is vor Got eine Seele, die in rockenhei und Mhsal sich dem Vernungemen unerwir,als eine solche, die ohne Ergebung alles in Geroshei bereib.

    19. Hher sell Got ein geringes Werk, das im Verborgenen und ern von Schausellung vollbrach wird, alsausend andere, die der Schausellung vor den Menschen dienen sollen ; denn wer mi lauerser Liebe r Gotwirk, dem Heg nichs an der Beachung der Menschen; ihn reib nich einmal der Wunsch, da Got selber da-

    rum wei. Auch wenn Got niemals darum we, wrde er ihm weierhin die gleichen Diense mi der gleichenHeierkei und der gleichen Lauerkei der Liebe darbringen.

    20. Das reine, geschlossene Werk r Got, vollende in lauerer Seeleniee, biee seinem Herren ein esgegeseich.

    21. Zweiach plag sich der Vogel, der sich au einer Leimrue niederlie: er mu loskommen und mu sich da-nach vom Leim reinigen; doppel also mu der sich mhen, der seinem rieb rne: er mu sich reimachen, undnach der Loslsung mu er sich von dem reinigen, was ihm noch ankleb.

    22. Wer sich nich hinreien l von seinen Begierden, ieg leich in dem Wehen des Geises wie ein Vogel miehllosem Geeder.

    23. Die Fliege, die sich au den Honig sez, behinder ihren Flug; und die Seele, die sich an der Se des Geiseses saugen will, behinder ihre Freihei und ihre Goterahrung.

    24. Vergegenwrige dir nich die Geschpe, wenn du Gotes Anliz klar und ungebrochen in der Seele bewah-ren wills; bereie und enremde deinen Geis vllig von ihnen, und dich erllen gtliche Erleuchungen; denn

    Got hnel ihnen nich.

    25. Der wohlgeluere Geis bemeng sich nich mi beremdlichen Eindrcken, nich mi menschlichen ck-sichen; einsam und rei von allen Phanasmen ausch er sich im Innern voll kslicher Enspannung mi Gotaus. Denn sei ne Eingebungen gewinn er in heiliger Sille.

    26. Die liebende Seele is gsam, sanmig, demig und geduldig.

    27. Die Seele, har in ihrer Eigenliebe, verhre sich. Wenn du in deiner Liebe, o giger Jesus, die Seele nich er-

    weiches, me sie immer in ihrer narlichen Hre verharren.

    28. Wer die Gelegenhei enschlpen l, gleich einem, der den Vogel in seiner Hand nich eshl; er wird ihnnich zum zweienmal assen.

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    29. Noch habe ich dich, Herr, nich erkann; denn noch immer wolle ich Geschaenes kosen und genieen.

    30 Willkommene Wandlung von allem! Sie zwing uns, Zuuch zu suchen, Herr unser Got, bei dir!

    31. Ein einziger Gedanke des Menschen is mehr wer als die ganze Wel; so is niemand seiner wer als Got

    allein.

    32. Fr das bersinnliche das Nich Spren, r das Sinnliche die Sinne und r Gotes Geis dein Denken.

    33. Beache: nich immer erreg dir dein Schuzengel das Verlangen, zu wirken, doch immer erleuche er die Ver-nun; so ware nich mi Werken der ugend, bis du Lus danach versprs, dir genge dar deine erleucheeVernun.

    34. Das Begehren gib einer Einwirkung des Engels nich aum, wenn es anderen Dingen verhae is.

    35. Ausgezehr wurde mein Geis, weil er verga, sich an dir zu weiden.

    36. Was du ersrebs und am eirigsen begehrs, das wirs du nich au deinem Wege und nich in erhabener Be-schauung nden, sondern in ieer Demu und Herzenshingabe.

    37. Ermate nich; denn nich eher wirs du des Geises Holdhei verkosen, als bis du alles dir Begehrenswerehiner dir liees.

    38. Denk, da die zarese Ble am schnellsen Schnhei und Du verlier; darum he dich davor, dem Geisdes Wohlgeschmacks nachzugehen und so die Besndigkei ein zuben. Erwhle dir einen markigen Geis, ernvon Versrickung, und du wirs holden Frieden im beru nden; denn die schmackhae, dauernde Fruchwird im rockenen und Khlen gepck.

    39. Bedenke, dein Fleisch is schwach, und nichs in der Wel vermag deinem Geis Sarkmu und ros zu geben;denn was aus der Wel geboren wird, is Wel, und was aus dem Fleisch enseh, is Fleisch, und der gue Geiswird nur aus dem Geise Gotes geboren, aus ihm, der nich durch die Wel und nich durch das Fleisch migeeilwird.

    40. berlege mi deiner Vernun und olge ihrem a au dem Wege zu Got; das wird dir eher helen Got zuerlangen als alle Werke, die du ohne solche berlegung vollendes, und als alle geisigen Wohligkeien, die duersrebs.

    41. Glckselig, wer rei von Gels und Neigung die Dinge nach Gerechigkei und Billigkei berache, um da-nach zu handeln.

    42. Wer vernungem handel, gleich dem, der das Kernige speis; wer seinem Belieben olg, gleich dem, der

    aulige Fruch verzehr.

    43. Du, Herr, kehrs reudig und liebreich um, den empor zuheben, der dich schmhe. Und ich kehre nich um,den auzuheben und zu ehren, der mir rgernis gab.

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    44. O machvoller Herr, wenn ein Funke aus dem eich deiner Gerechigkei soviel in dem serblichen Frsenver mag, da er das Volk beherrsch und leie was wird deine allmchige Gerechigkei am Gerechen und amSnder vollbringen?

    45. Wenn du deine Seele von wesensremdem Besiz und Gels luers, dann kanns du die Dinge dem Geise

    nach auassen; und wenn du die Begier nach ihnen verleugnes, dann kanns du ihre Wahrhei genieen und dasGewisse in ihnen begreien.

    46. Herr mein Got, remd bis du nich r den, der sich nich selber dir enremde. Wie nur sagen sie, du seieses, der sich enremde?

    47. Der ha in Wahrhei alle Dinge ber wunden, der von ihrem Angenehmen nich zur Lus beweg wird und vonihrem Widrigen nich zur raurigkei.

    48. Wills du zur heiligen Sammlung gelangen, dann gewhre nich Einla, sondern weise ab.

    49. Wo ich auch gehe, mein Got, ich gehe mi dir; oran sei, wie ich begehre, all mein Gehen r dich.

    50. Nich gelang zur Vollkommenhei, wer nich danach rache, in nichs Genge zu nden, derar, da die na-rliche und die geisliche Begier gesill im Leeren verharren, wie es r das Erlangen iesen geishaen Friedensnowendig is. Und bei solchem Zusand komm in der reinen und geschlicheen Seele die Liebe zu Got o insWirken.

    51. Got is unzugnglich; so versuche nich, ihn mi dem, was deine Vermgen erassen und deine Sinne empn-den knnen, dir zugnglich zu machen. Sons gibs du dich mi Geringerem zurieden und verliers die Leichig-kei der Seele r deinen Ausieg zu Got.

    52. Gleich einem der seine Karre bergauwrs zieh, verhl sich au ihrem Wege zu Got die Seele, die ihre Sor-gen nich abschtel und ihre riebe nich dmp.

    53. Gotes Wille is es nich, da die Seele versr sei und Mhsale leide; es samm aus der Schwche der Seele,da sie uner den Widrigkeien der Wel leide; denn die Seele des Vollkommenen jubel ber das, worber der

    Unvollkommene klag.

    54. Der Weg des Lebens brauch gar wenig Berieb und Geschigkei; er verlang mehr Demigung des Wil-lens als viel Wissen. Wer am wenigsen von den Dingen und Ge nssen zu sich nimm, wird ihn am leichesendurchmessen.

    55. Got wohlzugeallen erreichs du nich so sehr durch vieles Werkeln, als durch ein Wirken aus guem Willen,rei von Besizrieb und cksichnahmen.

    56. Am Ende werden sie deine Liebeskra durchpren. Lerne es, Got so zu lieben, wie er gelieb sein will, undla ab von deiner Eigenweise.

    57. He dich davor, dich in remde Angelegenheien ein zumischen, ja, ru sie dir nich einmal ins Gedchnis; es

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    mche dich an der Durchhrung deiner Augabe hindern.

    58. Wenn bei jemandem die ugenden, die du erwares, nich hervorleuchen, so bedenke: vor Got mag er u-gen den haben, die du nich vermues.

    59 Nich wei der Mensch sich rech zu erreuen und rech zu beklagen; denn nich ermi er den Absand zwi-

    schen Gu und Bse.

    60. Berbe dich nich jhlings ber widrige Ereignisse im Welgeschehen; denn du wei nich, welches Heil siein sich bergen ein Heil, vorgesehen von Got r die ewige Seligkei seiner Erwhlen.

    61. Freue dich nich ber zeiliches Wohlergehen; denn nich wei du, ob es dir das ewige Leben sicher.

    62. In Drangs