Jonathan Harrington Das Lautwandel-Modell von John Ohala.

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Jonathan Harrington Das Lautwandel-Modell von John Ohala

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  • Lautwandel Sien e sege and e assaut watz sesed at Troye, e bor brittened and brent to bronde and askez, Chaucer, Canterbury Tales, late 14 th C. Sincesiegeassaultceased burgburntashes People often ask me what made me take up writing... You see I put it all down to the fact that I never had any education. Agatha Christie, 1955
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  • Lautwandel wird nur durch die physischen Prinzipien der Sprachproduktion und perzeption erklrt. Analog zur Geologie 'progress in geology was made by adopting the uniformitarian principle, that the composition of the stars and the earth and the forces and processes that shaped them are the same as the elements and forces that are detectable now' Sound change is based on uniformitarianism: variation in speech studied today parallels variation in centuries past. Lautwandel-Modell: John Ohala
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  • Es wird zwischen den Ursprung und die Verbreitung des Lautwandels unterschieden werden Der Ursprung des Lautwandels ist oft eine fehlerhafte Interpretation des Hrers: Hypo- und Hyperkorrektur. Gegenstand der Untersuchung ist vor allem Lautwandel, der in mehreren oft nicht-verwandten Sprachen vorkommt. Haupteigenschaften von Ohalas Modell Lautwandel ist nicht kognitiv, nicht phonologisch, und nicht teleologisch (ziellos).
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  • Lautwandel wurde allzu oft im Rahmen der Vereinfachung der Artikulation interpretiert (also Lautwandel kommt zustande, weil sich Sprecher nicht so viele Mhe geben wollen). Ohalas Kritik: Ursprung des Lautwandels nach Ohala akustische Eigenschaften und der Hrer spielen eine viel bedeutendere Rolle als zuvor vermutet. es ist sehr schwierig, artikulatorische Mhe, oder Vereinfachung der Artikulation zu definieren. Die (phonetischen) Bedingungen, die zu Lautwandel fhren
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  • 1. Variation in der Produktion der Sprache verursacht Zweideutigkeiten in der Perzeption der Sprache. 2. Wegen der Zweideutigkeiten macht der Hrer manchmal eine falsche Interpretation der Sprachproduktion. Dies ist der Ursprung eines Mini-Lautwandels. 3. Ob dieser Mini-Lautwandel zu einem tatschlichen (Maxi) Lautwandel wird, hngt von psychologischen und soziologischen Faktoren ab. Nur 1. und 2, jedoch nicht 3 knnen wissenschaftlich/empirisch laut Ohala untersucht werden. (!) Verbreitung Ursprung und Verbreitung des Lautwandels Ursprung
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  • Koartikulation und der Ursprung des Lautwandels Koartikulation die berlappung und gegenseitige Beeinflussung von Sprachlauten in der Zeit ist fr Ohala mit dem Ursprung des Lautwandels verbunden. Perzeption: Hrer kompensieren oder normieren fr die Koartikulation. Lautwandel kann vorkommen, wenn ausnahmsweise Hrer ungengend (Hypocorrection) oder zu viel (Hypercorrection) fr die Koartikulation kompensieren. Koartikulation ist vielfltig: es gibt keine uerung ohne Koartikulation und Koartikulation ist auch variabel. Nur ein Bruchteil der Koartikulation verursacht Lautwandel, weil wir als Hrer in der Regel so effektiv fr Kontext normieren
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  • Koartikulation und Produktion SchufSchief Zeit Frequenz
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  • Normierung (Kompensierung) fr Koartikulation in der Perzeption si su Frequenz vom Gerusch AKUSTIK 1. Lippenrundung verursacht eine akustische Senkung der Energie im Gerusch (wie wir gesehen haben) PERZEPTION Hrer macht die Koartikulation rckgngig sisu 2. Ein Hrer kennt die Wirkungen der Lippenrundung und 'schiebt' perzeptiv das Gerusch vom gerundeten [s] in der Frequenz nach oben *e.g. Fujisaki & Kunisaki, 1977; Mann & Repp, 1980 ;
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  • Perzeptive Kompensierung fr Koartikulation: Evidenzen 1 1. Kontinuum synthetisieren zwischen /s/ und // durch Gerusch-Senkung s 3. Forced-choice test: war es ein /s/ oder //? + /u/ 2. Kontinuum mit /u/ und mit /i/ verbinden + /i/ s 1. Siehe Literatur Thema 3 4. Hrer nehmen mehr /s/ im /u/-Kontext war, weil Gerusch- Senkung teilweise der Koartikulation perzeptiv zugeordnet wird
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  • Normierung fr Kontext Normierung in der Vision: die Sulen werden als gleich hoch wahrgenommen, weil fr die Entfernung normiert wird.
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  • Related sound change e.g. umlaut: OHD guest, plural Gasti Gesti Gste Mutual vowel influence a parta piece Jaw- position high low Koartikulation und Verbindung mit Lautwandel Development of vowel harmony e.g. Hungarian hoz-unk ('we bring')nz-nk ('we look') back vowelsfront vowels
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  • west gast gasti west Listener normalisation for coarticulation Note: sound change in the listener's ear......which may (or may not) be replicated by the listener in his/her speech production VCV-Koartikulation, Perzeption, Hypokorrektur, Lautwandel Listener /e / /a/ categorisation Listener categorisation No normalisation west gast gasti > gesti west Conditions for sound change
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  • Hypokorrektur = ungengende Normierung fr Kontext Insufficient normalisation manbad In context Latin: 'manus' > French 'main' = /ma/ (Hand) Associated sound change
  • Folie 15 /n/ plant /ba, b/ [ba, b] Fr: bas, bain">
  • Phonologisierung: Neue Phoneme wegen Hypokorrektur (der Hrer : "der Sprecher plante /bn/") Hrer als SprecherSprecherHrer plant /ban/ [bn] erzeugt [bn] Akustik kompensiert fr Koartikulation rekonstruiert /ban/ rekonstruiert /bn/ // wird phonologisiert, wenn es auch in Kontexten produziert wird, die sich nicht mehr durch die Koartikulation erklren lassen Mini- Lautwandel: /an/ -> /n/ plant /ba, b/ [ba, b] Fr: bas, bain
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  • Eventuell weil der Kontext, der fr die Koartikulation verantwortlich ist, allmhlich verloren geht. zB Sprecher plant: /on/ Nasalisierung Koart. Kompensierung Hrer rekonstruiert /on/rekonstruiert:/o n / oder eher /o/ Warum wird ungengend korrigiert? [on] Nasalisierung und silbenfinale K Schwchung [o n ] [ n ] wird kaum wahrgenommen, daher geht der Ursprung fr Nasalisierung verloren, daher keine Kompensierung
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  • Hypokorrektur Hyperkorrektur Die koartikulatorischen Wirkungen werden versehentlich als geplant interpretiert Eine geplante Lauteinheit wird versehentlich der Koartikulation zugeordnet. Der Hrer normiert ungengend fr Kontext Der Hrer normiert zu viel fr Kontext
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  • Lautwandel und Hyperkorrektur Sprecher intendiert /mana/ Erzeugt: [mana] /mada/ D.h., der Hrer meint: der Sprecher plante /mada/ und [n] ist nur unter dem Einfluss des /m/ zustande gekommen. Koart. Kompensierung Hrer rekonstruiert /mana/ Hyperkorrektur (=korrigiert zu viel!)
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  • 1. http://www.welt.de/wissenschaft/articl e11443233/Darum-fallen-Sie-auf- optische-Taeuschungen-rein.html Zu viel Korrektur = Hyperkorrektur -> Dissimilation Dissimilation Latin /kw nkwe/ lip-roundingfactor out (too much) lip-rounding /k nkwe/ (cf. French, Italian cinque) Hier wird zu viel fr Kontext (Perspektive) normiert was dazu fhrt, dass die Zwillinge unterschiedlicher Gre erscheinen 1.
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  • Hyperkorrektur und Dissimilation Hyperkorrektur-Lautwandel betrifft eher Laute, die mehrere Segmente berbrcken, also Merkmale, die ein langes Zeitfenster haben (von ber 100 ms). Wie zB Labialisierung, Palatalisierung, Velarisierung = die nicht robusten Sprachlaute. Laute wie [p, t, m], die in den meisten Sprachen vorkommen. Robuste SprachlauteNicht-robuste Sprachlaute Laute, die es in Sprachen nur gibt, nachdem die robusten Laute ausgeschpt sind. zB keine Sprache hat [t w, k w ] ohne auch [t, k]. Daher ist [ w ] nicht robust.
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  • Weitere Unterschiede Hypokorrektur-Lautwandel Hyperkorrektur-Lautwandel Der Kontext, der fr den Lautwandel verantwortlich war: geht oft verloren kann nie verloren gehen zB /on/ -> /o/ kwnkwe/ -> /knkwe/ Kann Lautwandel neue Segmenten bilden, die noch nicht Bestandteil des Phoneminventars sind? Ja, wie /o/ Nein
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  • Lautwandel ist nicht kognitiv, nicht phonologisch, nicht teleologisch
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  • Lautwandel erfolgt durch natrliche, physiologische und auditive Prinzipien. Sprecher und Hrer sind sich dieser Prinzipien nicht bewusst. (Analogie: das Verdauen ist nicht kognitiv d.h. man braucht nicht von Vorgngen der Chemie informiert zu sein, um Speisen zu verdauen). Insofern ist fr Ohala Lautwandel nicht kognitiv sondern ein fr den Sprecher und Hrer unaufflliger Vorgang, der aus den physischen Prinzipien der Beziehungen zwischen der Produktion und der Perzeption der Sprache auf eine natrliche Weise entsteht. Nicht kognitiv
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  • Vor allem ist fr Ohala die (gesamte) Phonologie eine Beschreibung, aber keine Erklrung. Eine phonologische Regel wie: /o/ -> / o / _ +nasal (Lautwandel Regel) ist nicht die richtige Metasprache, um Lautwandel zu modellieren. Laut der generativen Phonologie kommt Lautwandel wegen einer nderung in der Grammatik vor. Jedoch kann dies nicht der Fall sein wenn: (a) (laut der generativen Phonologie) die Phonologie kognitiv ist und (b) Lautwandel durch nicht kognitive Vorgnge entsteht. Nicht phonologisch
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  • Teleologie = folgt einem Ziel, hat einen Sinn, einen Zweck. Und daher, contra viele Forscher: Lautwandel kommt nicht zustande, um die Sprache zu verdeutlichen, oder zu verbessern (oder weil, wie oft vermutet wird, junge Leute absichtlich die Sprache fr die ltere Generation unverstndlicher machen wollen). Lautwandel kann nicht teleologich sein, weil Lautwandel unbeabsichtigt durch eine fehlerhafte Interpretation (des Hrers) zustande kommt Ohala: For the same reason that the mature sciences such as physics and chemistry do not explain their phenomena (any more) by saying that the gods willed it, linguists would be advised not to have the speaker's will as the first explanation for language change. Nicht teleologisch
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  • Nicht teleologisch aber systematisch? Wenn aber Lautwandel nicht teleologisch ist, wieso ist Lautwandel systematisch oder nicht willkrlich? Lautwandel gehen oft in eine Richtung: Praspiration verschwindet hufiger als Post-Aspiration Vokal-Frontierung hufiger als Rckverlagerung... z.B. Vokal-Kettenverschiebung, Grimms-Law