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   G   e   n   e   r   a    t   e    d    f   o   r    j   u    l    i   a    d    d   o    (    U   n    i   v   e   r   s    i    t   y   o    f    P   e   n   n   s   y    l   v   a   n    i   a    )   o   n    2    0    1    5     1    0     0    1    1    0   :    0    9    G    M    T    /    h    t    t   p   :    /    /    h    d    l  .    h   a   n    d    l   e  .   n   e    t    /    2    0    2    7    /   m    d   p  .    3    9    0    1    5    0    0    6    9    9    5    3    2    1    P   u    b    l    i   c    D   o   m   a    i   n    i   n    t    h   e    U   n    i    t   e    d    S    t   a    t   e   s  ,    G   o   o   g    l   e     d    i   g    i    t    i   z   e    d    /    h    t    t   p   :    /    /   w   w   w  .    h   a    t    h    i    t   r   u   s    t  .   o   r   g    /   a   c   c   e   s   s _   u   s   e    #   p    d    u   s    g   o   o   g    l   e Topographie der stadt Rom im alterthum, von H. Jordan.  Jordan, Henri, 1833-1886. Berlin, Weidmannsche buchhandlung, 1871-1907. http://hdl.handle.net/2027/mdp.39015006995321 Public Domain in the United States, Google-digitized h t t p : / / w w w . h a t h i t r u s t . o r g / a c c e s s _ u s e # p d - u s - g o o g l e We have determined this work to be in the public domain in the United States of America. It may not be in the public domain in other countries. Copies are provided as a preservation service. Particularly outside of the United States, persons receiving copies should make appropriate efforts to determine the cop yright status of the work in their country and use the work accordingly. It is possible that current copyright holders, heirs or the estate of the autho rs of individual portions of the work, such as illustrations or photographs, assert copyrights over these portions. Depending on the nature of subsequen t use that is made, additional rights may need to be obtained independe ntly of anythi ng we ca n add ress. The digi tal images and OCR of this work were produced by Google, Inc. ( indicated by a waterm ark on each page in the PageTurner). Googl e requests that the images and OCR not be re-hosted, redistributed or used com mercially.  Th e im ag e s a re pro vi d e d fo r e d u ca ti o na l, sc h ol a rl y, non-commercial purposes.

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    Topographie der stadt Rom im alterthum, von H. Jordan.

    Jordan, Henri, 1833-1886.Berlin, Weidmannsche buchhandlung, 1871-1907.

    http://hdl.handle.net/2027/mdp.39015006995321

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    TOPOGRAPHIEDER

    STADT EOM IM ALTERTHUM

    VON

    H*JORDAN.

    ERSTER BAND.

    ERSTE ABTHEILUNG.

    MIT ZWEI TAFELN ABBILDUNGEN.

    BERLIN,

    WEIDMANNSCHE BUCHHANDLUNG.

    1878.

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    WILHELM HENZEN

    IN ROM

    ZUGEEIGNET.

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    Vorwort.

    Als ich vor mehr als zehn Jahren es unternahm diegrundlegende Arbeit Beckers zeitgemss umzugestalten und

    zu erweitern, richtete sich meine Aufmerksamkeit hauptschlich auf drei Dinge : es musste erstens dem neuen Werke

    ein anderer Plan zu Grunde gelegt werden, welcher durch

    die Verbindung geschichtlicher und beschreibender Darstel

    lungsweise das Zerreissen zusammengehriger Dinge ver

    hten sollte; zweitens galt es die sogenannten Urkunden inihrem Zusammenhange zu untersuchen und kritisch zu be

    arbeiten; drittens den erhaltenen Resten der Stadt und ihrerBauten die gebhrende und von Becker fast ganz vernach

    lssigte Bercksichtigung zuzuwenden. Konnte und musste

    in diesen drei Beziehungen das Beckersche Buch wesentlich

    umgestaltet werden, so Hess sich dagegen eine erhebliche

    Ergnzung der von ihm gesammeltenZeugnisse aus der alten

    Litteratur kaum erwarten und unausgesetzte Durchforschungderselben hat diese Erwartung durchaus besttigt. Der da

    mals von mir entworfene Plan nun ist bis ins Einzelne fest

    gehalten worden und zur Ausfhrung gekommen: aber weder

    bersah ich, dass die Bearbeitung der Urkunden so umfang

    reiche Untersuchungen erfordern wrde, wie sie inzwischen

    gefhrt und im zweiten Bande wie in der Forma urbis ver

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    VI VORWORT.

    ffentlicht worden sind, noch konnte ich ahnen, dass dieUeberreste der Stadt in solcher Ausdehnung das Tageslicht

    wieder erblicken wrden, wie es seit dem Jahre 1870 geschehen ist. So ist es gekommen, dass die Vollendung des

    Buches sich ber Gebhr verzgert hat und lngst ausge

    arbeitete Theile desselben immer aufs Neue haben ber

    arbeitet, einige, wie der dritte Abschnitt dieses ersten Theils,

    ganz von Frischem in Angriff genommen werden mssen. Ein verhltnissmssig gnstiger Zeitpunkt um abzu-schliessen schien mir durch die Sistirung der grossen Aus

    grabungen auf dem Forum und dem Esquilin im Jahre 1876

    angezeigt zu werden. Die dankenswerthe Gewhrung eines

    halbjhrigen Urlaubs seitens des hohen Ministeriums setzte

    mich in den Stand im Frhjahr dieses Jahres in Rom nebeneiner allgemeinen Revision der neuen Funde noch genauere

    Untersuchungen ber drei wichtige Hauptfragen anzustellen :

    ber die Steinmetzzeichen auf der servianischen Mauer, ber

    die Inschriften und die Zerstrungsgeschichte des Forums,ber den kapitolinischen Tempel. DieErgebnisse der ersten

    liegen in diesem Bande, die der zweiten im dritten Bandeder Ephemeris epigraphica, die der dritten in dem Jahr

    gange 1876 unserer Annali vor. Den Rest der Msse konnteich auf die Vollendung des grsseren Theils dieses Bandesverwenden, whrend des Drucks wurde den letzten drei

    Abschnitten die Schlussfassung gegeben. Ich muss aus

    drcklich hervorheben, dass, als ich Schnes und Nissens

    Untersuchungen ber Pompeji gegen das Ende der vorigenHerbstferien zu Gesicht bekam, die Arbeit soweit vorge

    schritten war, dass es nicht mehr mglich war, den Aufstellungen dieses Buches eine eingehende Bercksichtigung

    zuzuwenden; es schien deshalb angemessen etwaige Zustim

    mung oder etwaigenWiderspruch einstweilen zurckzuhalten :

    kaum bedarf es der Hervorhebung, dass ich es besonders

    bedaure, den ersten Abschnitt der Einleitung ohneKenntniss

    dessen, was Schne ber Material und Bautechnik vonPom

    peji ermittelt hat, haben ausarbeiten zu mssen.

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    VORWORT. VII

    Dies Buch erscheint in einer Zeit, in welcher die pltzliche Erfllung der Hoffnungen, mit denen sich Rafael und

    seine Freunde trugen, die Fea zu verwirklichen vergeblichbestrebt war, wenig oder gar keinen Eindruck zu machenscheint. Zwar ist es begreiflich, dass die glnzenderen

    gleichzeitigen Entdeckungen in Olympia fr weitere Kreise

    eine strkere Anziehungskraft ausben: kaum begreiflich da

    gegen, dass die von den Italinern in rascher Folge denfremden Mitforschern vorgelegtenneuenThatsachen bei diesen,

    und besonders bei unsDeutschen, bisjetzt so wenig Beachtunggefunden haben, dass man in unserer breit dahinstrmenden

    wissenschaftlichen Litteratur sich vergebens

    auch nur nach

    einem Wiederschein der neuen Kunde umsieht. Und doch

    sollten gerade wir es freudig und dankbar begrssen, dass die

    italinische Wissenschaft in mchtigemAufschwnge sich der

    grossen von ihr selbst gestellten Aufgabe gewachsen zeigt.Dass ich zu wiederholten Malen Gelegenheit gehabt habe in

    lngerem persnlichem Verkehr mit den rmischen Fach-

    genossen die Freude an den frisch aus der Erde steigendenkostbaren Resten der ewigen Stadt zu theilen und ihre Be

    lehrung zu gemessen, ist fr mich nicht bloss eine unver-

    gessliche Erinnerung: ich habe auch in diesem Verkehr diejenige geistigeErfrischung, diejenigeermunternde Theilnahme

    gefunden, welche auf einem langen und nicht eben dornen

    losen Wege kaum entbehrt werden kann und welche in der

    nordischen Heimath fr mich nicht zu finden war. Ich darf

    nicht unterlassen allen denen, welche, namentlich im Frh

    jahr des Jahres 1876 in Rom in zuvorkommendster Weise

    meinen Wnschen und Fragen entsprochen haben, den herz

    lichsten Dank an dieser Stelle zu wiederholen und sie um

    eine unbefangene Prfung

    dessen zu bitten, was ich etwa

    hie und da im Widerspruch mit ihnen geglaubt habe be

    haupten zu mssen. Zu besonderem Dank aber fhle ich

    mich denHerren Direktor Fiorelli undP. Bruzza und meinem

    werthen Freunde Rodolfo Lanciani verpflichtet, welche mir

    bei den oben erwhnten Untersuchungen vielfach hilfreich

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    VIII VORWORT.

    gewesen sind, nicht minder Sr. Excellenz dem Botschafterdes deutschen Reiches Herrn von Keudell und den Leitern

    des deutschen archologischen Instituts, deren bereitwilligesEntgegenkommen mir die Arbeit ber den kapitolinischen

    Tempel erleichtert hat.

    Die zweite Abtheilung dieses Bandes hoffe ich in kurzerFrist nachfolgen lassen zu knnen: sie wird die bereits inder Einleitung dieser ersten angekndigten Plne bringen.Einstweilen wird der Leser mit einem der besseren nach

    1871 erschienenen Plne der neuen Stadt, insbesondere dem

    H. Kieperts, sich gengend zurechtfinden. Nachtrge be

    halte ich der zweiten Abtheilung vor: inzwischen mgen

    einige Druck- und Schreibversehen, die mir beim Durchlaufen des Buches aufgestossen sind, schon hier berichtigtwerden.

    Knigsberg, im Februar 1878.

    H. Jordan.

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    INHALT.

    Seite

    Einleitung 1 114

    1. Die Trmmer und ihre Deutung 3 36

    2. Die Ueberlieferung des Alterthums und die Zer

    strung des Mittelalters 37 74

    3. Die topographische Forschung seit dem fnfzehnten

    Jahrhundert 75104Anhang: Die Stadtplne 105 114

    Erster Theil 115550

    1. Lage, Boden, Klima 117152

    2. Die ltesten Ansiedelungen 153 200

    3. Beschreibung der servianischen Mauer und ihrerThore 201245

    4. Die tarquinischen Bauten und die servianischeStadt 246295

    5. Die Stadt der XIV Hegionen und ihr Wachsthuin 296339 6. Beschreibung der aurelianischen Mauer und ihrer

    Thore 340392 7. Brcken-, Ufer- und Hafenbauten, Kloaken und

    Wasserleitung 393480

    8. Der innere Ausbau 481 550Tafel I und II zu Theil I 3.

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    BERICHTIGUNGEN.

    7 A. 10 Z. 7f. ist dasCitatHerz og bis ('pietra Gabina') zustreichen: diese Angabe bezieht sich auf dasMaterial der cippi.

    97 A. 39 ist die bibliographische Notiz ber Piale ausgefallen :

    Dissertazioni, 2 Bde Rom 18321834 (24 Abhandlungen gelesen in der Acad. pont. di arch.) und Ausg. desVenati(A. 34).

    107 Z. 10 1. Lafrere.145 A. 37 Z. 3 1. Ambrosch.189 A. 63 Z. 6 1. gehren.196 A. 74 Z. 10 v. unten 1. cerimonia.232 A. 62 ist (x) zu setzen: das (*) gehrt in A. 61 a. E.241 Z. 7 1. wir halten.245 A. 82 Z. 5 v. unten 1.= 1, 56 r. Meile.253 Z. 5 v. unten 1. Streben.298 Z. 13 1. Kriegsdocks.305 Z. 2 v. unten streiche: die Vermuthung anderer: es ist

    bekanntlich bezeugt Digg. 1, 15.

    336 A. 36: De Rossi hat in der Sitzung des Instituts v. 11. Jan.1855 darber gesprochen. Vgl. Arch. Anzeiger 1856, 147*.

    453 A. 80 1. Mon. d. inst. 1876 T.460 Z. 6 v. unten streiche ihnen.509 Z. 2 streiche und.

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    EINLEITUNG.

    Jordan, rmische Topographie. I. 1. 1

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    1.

    DIE TRMMER UND IHRE DEUTUNG.

    Wie andere Stdte Italiens so hat auchRom sein Bau-material zu Anfang dem Boden entlehnt, den es zu eigenhatte: dem Boden der Stadt und der nchsten Umgebung1)

    (vgl. Th.I 1). Erst die allmhliche Ausdehnung des Gebiets, die steigende Kultur und die Vervollkommnung der

    Bauweise gestatteten oder nthigten aus weiterer Ferne zum

    Theil geeignetereStoffe herbeizuschaffen. In derStadt selbst

    und ihrem Weichbilde standen wir sprechen zunchstvon dem monumentalen Steinbau (saxa quadrata A. 14)

    der submarine Tuf(tofus) der HgelinverschiedenenVarietten

    ')Noch in der Zeit des Augustus sagt Vitruv von den Steinbrchen von Statonia inEtrurieu (2, 7, 4): quae si prope urbem

    essent, dignum esset ut ex his ofeinis omnia opera perficerentur.cum ergo propter propinquitatem necessitas cogat exRubris lapidicinis et Pallensibus et quaesunt urbi proximaecopi uti si qui voluerit sine vitiis perficere ita erit praeparandum(weiter oben 1nennt er als molles die lapidicinae Rubrae PallensesFidenates Albanae, vgl. A. 2). Die Abhngigkeit Roms wie andererStdte Italiens von dem heimischen Material errtert am besten PromisAlba Fucense S. 106 ff.; die Wahl des Orts fr die 'grkoita-lischen' Ansiedlangen berhaupt lsst Semper (Stil 1

    ,451) durch das

    vorhandene Gestein bedingt sein. Eine der hier entwickelten ganzhnliche Geschichte des allmhlich sich erweiternden Bezugsgebietes

    des Baumaterials weist Pompeji auf: vgl. Fiorelli Gli scavi di Pompeidal 1861 al 1872, Nap. 1873. Die lteren allgemeinen Besprechungendes Baumaterials der Stadt von Piranesi, Uggeri (Journ. pitt. Bd. 3),Corsi (Delle pietre antiche 1828. 1833. 1846) u. a., besonders abervon Nibby (fters: Foro S. 7 ff. Antichit di Roma 1

    , 1830, Roma

    snt 1, 234 ff.) und Bunsen (Beschr. Roms, Bd. 1) sind durch die

    neueren Entdeckungen antiquirt.

    1*

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    4 EINLEITUNG.

    zu Gebote, ein schon von den Alten mit Recht wegen seiner

    Zersetzbarkeit als schlecht bezeichnetes Material2). Besser

    waren, wie sie ebenfalls mit Recht bemerkt haben3), die denEruptionen des Vulkans der Albanerberge entstammen

    denLavasorten, welche sie als lapis Gabinus und lapisAlbanus

    unterschieden (schon bei Isidorus piperinus), noch brauch

    barer und besonders schner der lngs der Ufer des Flusses

    abgelagerte sedimentre, aus dem Apenninenkalk entstammende

    lapis (auch wohl silex) Tiburtinus. Dazu kam endlich die

    schwrzliche Lava (ebenfalls silex genannt), deren Strme bis

    in die nchste Nhe von Rom reichen und hier vielfach in

    ihrer natrlichen erstarrten Form zu Tage liegen, wie im

    I. Th. l weiter gezeigt werden wird4). Vom Marmor undvom Ziegel sehen wir hier noch ab.

    >) Ueber tofus A. 3 und Th. I. 1. In dem Abschnitt berdie lapidicinae, welchen sowohl die saxa quadrata als die caementa

    entnommen werden, bezeichnet Vitruv 2, 7 (s. A. 1), die Rubrae

    Pallenses Fidenates Albanae als molles , die Tiburtinae Amiterninae

    Soractinae als temperatae, die etrurischen als durae oder siliceae. Da

    zwischen spricht er von dem tofus ruber, niger, albus Campaniens,

    Umbriens und Venetiens, die er zu den molles rechnet. Zu ihrenFehlern gehrt, dass sie leicht durch die Witterung aufgelst werden.

    Den ganzen Abschnitt entlehnt in verkrzter Gestalt Plinius 36, 166,dessen Bemerkung tofus aedificiis inutilis est mortalitate also keinenbesonderen Werth hat.

    *)Tacitus Ann. 15, 43: saxo Gabino Albanove . . quod is lapis

    ignibiis inpervius est. Dieselbe Eigenschaft scheint Vitruv a. 0. nurdem etrurischen harten Gestein beizulegen. Doch mssen die Baumeister des Augustusforum wie Tacitus gedacht haben.

    *)S. Promis Alba Fuc. S. 95 ff., welcher gezeigt hat, dassinderbesten Zeit silex den harten Stein berhaupt, insbesondere den Apenninenkalk (s

    .besonders die Inschrift von Ferentinum CIL 1, 1161

    vgl. Cato bei Fest. 281: saxis Sabinis, silieibus repastinandis), denTravertin, die schwarze Basaltlava das gewhnliche Materialder Strassenpflasterung (Liv. 38, 21, 3. 41, 27, 5) ja auchden Marmor (unten A. 29) bezeichnet. In dem etruskischen zilc

    thufi (und zilachnuce) erkennt daher Corssen Etr. 1, 472 und 663 wohl

    mit Recht silicem tofium {ex silice fabrieavit ?): es sei der sogenannteNenfro (S. 683 f.). Vgl. A. 7

    . Man ersieht hieraus das schwankendein dem Gebrauch des Wortes tofus.

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    DIE TRMMER. 5

    Es ist nun eine noch immer ziemlich allgemein ver

    breitete Ansicht, dass die Rmer zur Zeit der Knige sich

    ausschliesslich ihres heimischen Tufs, erst in der Zeit derRepublik des Gabiner und Albaner und erst gegen Ausgangder republikanischen Epoche des Tiburtiner Gesteins bedient

    haben5). Diese Ansicht ist zum Theil geradezu falsch, zumTheilmuss sie in bestimmtere Grenzen eingeschrnkt werden.Zunchst aber ist die Frage berechtigt, ob denn die Bezeich

    nungen lapis Gabinus und Albanus in derThat ausschliesslichdie Brche von Gabii und Alba bezeichnen, whrend dochdie in diesen gefundenen Varietten, wie Th. I 1 gezeigt werden soll, keineswegs allein dort, sondern im

    weiteren Kreise an der nordwestlichen und sdstlichen Ab

    dachung des Gebirges gefunden werden. Wenn sich in

    neuester Zeit ein dem Gabinerstein ganz hnlicher in einem

    altenBruch 1 Kilometer vor porta S. Lorenzo gefunden hat6),

    wenn andrerseits, wie es scheint, lapis Tiburtinus nicht blos

    den beiTivoli gebrochenen, sondern berhaupt den weicheren

    weissen Kalkstein bezeichnet7), so spricht die Wahrscheinlich

    keit dafr, dass die drei Namen nicht die den Rmern allein

    bekannten, sondern dieHauptbezugsquellen bezeichnen. Da

    zu kommt, was jede Untersuchung heutzutage erschwert, dieUnsicherheit in der Unterscheidung der Tufarten und des

    Sperone an den erhaltenen Gebuden: die jahrhundertalte

    6) Die verschiedenen Modifikationen aufzuzhlen ist unntz. In der

    Hauptsache hat Nibby (s. A. 1)die Ansicht formulirt.

    *) Beschreibung beiLanciani Bull, dell' inst.1872,68 f.undmun. 1873,6, welcher den Stein als

    'tufa lamellare cinereo' und das. 1874, 48

    als'

    cappellaccio simile alla Gabina'

    bezeichnet. Aehnliche schwankende Ausdrcke bei demselbeu Ann. 1871, 54. 57. Die Mineralogenhaben ihr Urtheil ber diese im J. 1872 gemachte Entdeckung meinesWissens nicht abgegeben: jetzt ist der Bruch wieder verschttet.

    ') Schon aus Vitruv 2, 7, 2 (Tiburtina et quae eodem genere

    sunt) lsst sich dies schliessen. Vgl. Promis in der A. 4angezogenenStelle. Ob aber der lapis albus damit identisch ist, ist zweifelhaft.Dieser Name istjetzt von Mommsen auch auf einer frher falsch gelesenen unteritalischen Inschrift wieder hergestellt worden (mndlicheMittheilung desselben).

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    23/578

    6 EINLEITUNG.

    Verwitterung hindert hufig einesichereBestimmung auf ande

    rem als auf chemischem Wege und erschwert sie auch auf

    diesem. Wir sind also bei der Feststellung von Zeitgrenzenvon vornherein zur ussersten Vorsicht gemahnt. Endlich

    ist allzuhufig bersehen worden, dass die Einfhrung eines

    neuen Materials die weitere Benutzung des alten nicht aus-

    schliesst,und dasseinegleichzeitigeBenutzung aller zuverschie

    denenZwecken sehr wohl denkbar ist. Trotz dieser Schwierigkeiten drfen wir hoffen, durch eine Analyse der datirtenDenkmler zu einigermaassensicherenErgebnissen zugelangen.

    Die monumentalen Bauten der Knigszeit bestehen inihren ursprnglichen Theilen in der That, wie es scheint,

    nur aus dem den rmischen Hgeln entnommenen Materialund die Bruchstellen desselben sind zum grossen Theil noch

    nachweisbar8). Aus dem Tuf dieser Hgel sind gebaut dielteste Befestigung des Palatin, die sogenannte servianische

    Mauer, die grosse Kloake, das Tullianum unter dem Kapitol :

    die aus anderen Gesteinen bestehendenTheile derWallmauer,

    der Kloake und des Tullianum werden wir als jngere Zu-thaten auch aus anderen Grnden nachzuweisen versuchen.

    Jedoch ist es wahrscheinlich (besonders nach den neuesten

    Untersuchungen ber die

    Wallmauer), dass auch

    Steinbrcheder nchsten, damals zum Weichbild gehrigen, UmgebungHorns ihr sehr hnliches, aber besseres Material gleichzeitiggeliefert haben (Th. I, 3.). Die erste Anwendung desSperone und Peperin drfte demnach in die republikanischeZeit fallen: allein den Zeitpunkt nher zu bestimmen, istunmglich. Wir haben nur zufragen, wie lange sichRom

    8) Steinbruch auf dem Palatin: Lanciani und Visconti Guida delPalatino S. 128 ff.; auf dem Kapitol: Ponzi Ann. 1865, 44; hier undauf anderen Hgeln: rocchi Dello stato fisico del suolo romano

    S. 150 ff. ; vor porta S. Lorenzo: s. A. 6. Der Name lautumiae,welcher an dem Nordostabhange des Kapitols haftet, beweist zwar dieExistenz von Steinbrchen daselbst, gleichzeitig deutet er aber alsFremdwort (neben dein heimischen lapicidinae) auf eine besondere,wahrscheinlich sptere Benutzung desselben nach dem Vorbilde dersyrakusanischen Latomien hin (vgl. unten A. 49).

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    1.] DIE TRMMER. 7

    ausschliesslich dieser drei odervier Materiale bedient hat, wie

    frh der Travertin hinzugekommen ist.Zur Entscheidung dieser Frage reichen die Trmmer

    rmischer Gebude aus der republikanischen Zeit nicht hin.

    Smmtliche erhaltene Tempelreste rhren aus einer Zeit her,

    inwelcher ohnehin die Verwendung des Travertins ausser

    Zweifel ist9). Auch will es nicht viel sagen, dass die einzi

    gen erhaltenen Profanbauten der Zeit vor den punischen

    Kriegen, die beiden ltesten Wasserleitungen, Appia und

    Anio Velus (wie noch die Marcia aus dem Anfange des 7.Jahr

    hunderts), aus Gabiner- und Albanerstein bestehen, aus Albaner Stein wohl auch diePfeiler des circus Flaminim (doch

    wissen wir nicht, ob sie dem ursprnglichen Bau gehren) 10). Dagegen lehrt uns eineMusterung der erhaltenen

    ')Wenn man von den Substructionen des capitolinischen Tempelsabsieht, welche aus Cappellaccio, d

    .h. rmischem Tut', bestehen. Denn

    von dem ursprnglichen Bau des Satnrntempels ist nichts mehr brig;dass der Unterbau des Kastortempels, in welchem Tuf und Travertinverbaut sind, dem Umbau frhestens desMetellus Delmaticus gehrt,beweisen schon diedaraufgefundenen Steinmetzzeichen (ausserdem andereUmstnde: Th.II); alle brigen Tempel, an denen Travertin verbaut ist(A. 12), sind entweder spter gegrndet oder spter restaurirt als die

    panischen Kriege, wie die Errterungen im II. Th. lehren werden.

    10) Ueber die Appia (noch nicht gengend untersucht vgl.

    Th. I 7) Fabretti 1,

    14 (s. die Tafel): 'latera ex lapide Albano

    quibus rivus arctabatur', und vielleicht gehrt dazu der von Descemet

    (Ann. 1857, 72) beschriebene Kanal bei S. Sabina mit dem 'mur com-

    pose de prismes rectangulaires en tuf granulaire verdtre assembles

    sans ciment, 0,40 X 0,27 ';ber den Anio (dessen Kanal in Villa Ne-groni und specus in Via 'principe Umberto) Herzog Bull. delT inst.

    1861, 13 ('pietra Gabina ') und Lanciani Bull. mun. 2,

    203 f. 206

    ('pietre di tufa eGabine) ;ber die Marcia (specus in Via porta S.Lo-

    renzo) derselbe das. S. 204 ('pietre Gabine e Albane') vgl. Borgnana

    dell' acqua di Quinto Marcio Re edel suo condotto, R. 1861 S.

    17

    ('pietra Albana; le sposde di vario genere di pietra'). Ueber dencircus Flaminius s. Forraa urbis S. 22. Jetzt kommt aus Cassiano delPozzo (Lumbroso in der 3 gen. Schrift S

    .48) die Notiz hinzu, dass

    gegenber von S. Caterina de'Funari 'pezzi di trevertino grandissimi'

    gefunden wurden: natrlich ist nicht auszumachen, ob sie berhauptzum Circus und noch weniger, ob sie zu dem ersten Bau gehrten.

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    8 EINLEITUNG.

    Inschriften, dass das Material derselben, also hauptschlich

    allerdings das derGrab- undEhrendenkmler, der Altre und

    Votivsteine, aber auch grsserer architektonischer Werke,

    schwerlich vor der Zerstrung Karthagos und Korinths der

    Tiburtiner Kalkstein war, dass er seit dieser Zeit aber in

    stetiger Steigerung die brigen Materiale verdrngte. Esdarf daher mit Sicherheit behauptet werden, dass eineindem

    Unterbau des capitolinischen Tempels gefundene Travertin-

    konstruktion den Wiederherstellungsarbeiten frhestens des

    Catulus angehrt11). Hierzu stimmt auch die sparsame Weise,

    mit welcher er noch in der Zeit von Sulla und Csar an er

    haltenen Bauten verwendet ist. Nur die Kunstformen der

    selben, wie Kapitelle, Basen, Geblkgliederungen, oder Eckstcke und Bindungen, pflegen in dieser Epoche von Tra-vertin, Cellenwnde, Sulenschfte, Stylobaten, alle grossenMauern berhaupt, wie noch die Umfassungsmauer des Au-

    u) Von den datirten Inschriften vor dem zweiten panischen Kriegesteht nach dem bisher bekannten nur die Weihung des Bicoleius, jetztim Museo Cap. des Collegio romano (Bull, dell' i. 1873, 89), wiemir jetzt auch Dr. Dressel ausdrcklich versichert ich habe sienicht gesehen auf Travertin; nicht die Marcellusinschrift in NeapelCIL 1, 530 denn Garrucci (Sylloge n.

    870) wird richtig 'lapide

    Albano' angeben , nicht die Inschrift von der Via Ostiensis (Eph.epigr. 1873, 1; Garrucci 567 sagt falsch 'columna' und schweigt berdas Material) nach dem gewichtigen Urtheil Ponzis, der den Stein fr' corniculanisch' erklrt. Ein leiser Zweifel an der Richtigkeit derAngabe ber den Stein des Bicoleius wird also immerhin gestattetsein. Alle brigen Inschriften auf Travertin scheinen dem 7. Jahrhundert anzugehren und zwar sind die ltesten die des Mummius 609 ?CIL 1, 541, wenn sie Original ist (ich zweifle mit E. Q. Visconti Philol1863, 450 ff.), die Bauteninschrift von 639 Ephem. 1874, 198 ff., dieara sei deo (nach 630?), die Inschriften vom Fabierbogen 698 u. s. w.Die grosse Menge der archaischen Inschriften steht aufAlbanerstein

    (Scipioneninschriften, Weihung Vedwvei patrei, Base des M. FulviusNobilior aus dem Musentempel u. s. w.). Unglcklicher Weise aberbietet Ritschl's Enarratio der Priscae latinitatis mouumenta fr dieEntscheidung der vorliegenden Frage gar kein, Mommsens erster Bandein unzulngliches Material und ich muss daher erwarten, meine Aufstellungen berichtigt zu sehen. Ueber denJuppitertempel s. die f.A.

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    Vi 9DIE TRMMER.

    gustusforum von Tuf, Sperone oder Peperin gebaut zu wer

    den, und das erste datirte Gebude, dessen Aussenwand ganz

    mit Travertin verkleidet ist, ist das von Csar begonnene, vonAugustus vollendete Theater des Marcellus12). Bis dahin hatte

    man die Mngel, welche derTuf wie derPeperin, wenn auchin verschiedenem Grade und in verschiedener Art, frKunst

    formen mit sich bringt, durch den Stuckberzug zu ersetzen

    gewusst, wie es die bei den Tempelbauten schon frh thtigen

    1S)

    Canina und die ihn ausschreiben schweigen ber das Material

    der Tempelbauten entweder ganz (z.

    B. ber das der wichtigen Tempelunter S

    . Nicola in Carcere) oder berichten ungengend, die lteren

    schwanken oft in ihren Angaben. Folgende von mir im J.1867 berdie inBetracht kommenden Tempel gemachten Aufzeichnungen habeich leider nicht noch einmal nachprfen knnen : jonischer T. bei

    Ponte rotto: Wnde und Halbsulen Tuf (ich meine alle, nicht'viele' wie Corsi Pietre 71 sagt), Sulen der Vorhalle Travertin;

    Rundtempel bei S. Nicola a'Cesarini: Sulen Tuf, eine Basis im

    Keller Travertin; T. am Forum holitorium (S. Nicola in carcere),mittlerer: Stylobat Tuf mit Travertin bekleidet, Geblk Peperin;stlicher: Stylobat Travertin, Sulen Peperin; (westlicher ?);Palatin: sog. T. des Juppiter Victor, Unterbau Tuf und Peperin.Ferner (1872. 1876) Castortempel (oben A. 9.): Stylobat Tuf, ussere

    Bekleidung Travertin; Kapitol: Unterbau Tuf, im Kellerraum Travertin (Neubau des Catulus, vgl. Ann. 1876, 167 (f.). Von anderenGebuden, von denen keins lter als Sulla ist (denn ber den Circus

    Flaminius s. A. 10) 'Tabularium' (Bau des Catulus? jedesfalls dieserZeit, einstweilen s. Ann. a. 0, S. 156 ff.): Tuf (oder Sperone?Corsi S

    . 70), Geblk, Kapitelle und Bgen Travertin; Grab desBibclus (7. Jahrh.): Travertin; pons Fabricius (692, restaurirt 733):Peperin, bekleidet mit Travertin ; wahrscheinlich gleichzeitig die Be

    kleidung der Tiberinsel: ebenso (Ann. 1867, 390); wahrscheinlichvon Csar gebaut 'Tabernen' der asilica Julia: Tuf, Eckstckeund Bgen Travertin (Hermes 7, 290); die Untersuchungen ber dasPompejustheater , theatrum lapideum, worber A. 35 (Forma S. 22 B'.

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    10 EINLEITUNG.

    griechischen Baumeister gelehrt hatten18). Wir sehen also,

    dass fr die Bauten bis auf Augustus das Material gewisse

    chronologische Kriterien abgiebt.Auch die Bauweise der kniglichen und republikanischen Zeit hat ihre fr die Bestimmung der einzelnen Beste

    nutzbare Geschichte. Es ist lngst bemerkt worden, dass die

    Abwesenheit des Polygonalbaus in Born und in der latinischen

    Ebene mit der Beschaffenheit des ltesten Baumaterials, der

    vulkanischen Tufe, zusammenhngt u). Wie der Apenninen-kalkstein polygonal, so bricht der Tuf in parallelen gradenSchichten und verarbeitet sich mit Leichtigkeit zu jenen 6

    bis 8Fuss langen, 2 Fuss hohen und breiten Parallelepipeden

    (saxa quadrata), deren man sich beim Bau aller grossen

    Steinkonstruktionen bediente. In der ltesten Zeit fgtemandiese Blcke ohne jedes Bindemittel in dem sogenanntenLufer- und Bindersystem zusammen15): in spterer Zeit

    tritt mit einerVerminderung des Maasses derBlcke die regel

    mssige Schichtung nach der Lnge der Blcke ein; Ver

    klammerung mit metallenen Krampen wird bei gewaltigenMassen, Mrtel zum Bestreichen dergenauergearbeiteten Bei-bungsflchen verwandt. Aber wann sind diese Vernderungen

    eingetreten? Jedes Bindemittel entbehren die palatinische

    ls) lieber das dealbare columnas Cicero Verr. 1 132. 145. 147.Erhaltene Sulen : jonischer Tempel am Tiber und Rundtempel bei

    S. Nicola a'Cesarini (A. 12) ; Peperinsulen auf dem Palatin Lauciani

    Guida S. 132. Frbung des Stuck nimmt bekanntlich Semper an

    (1, 488 f.).

    ") Zuerst richtig beurtheilt von Promis Alba Fuc. 110, vgl.Abeken Mittelitalien 138 ff.; neuerdings Semper, Der Stil 2, 356 f.:'es ist gewiss nicht zufllig .. dass der Quaderbau in solchen Gegendenseit Urzeiten erblich war in denen vorher blttriges Lagergestein zumGebrauche nahe zur Hand lag.

    'Saxa quadrata (oder saxum quadra-

    tutn), welche Vitruv (oben A. 2) den caementa entgegensetzt, bildendie Substruction des Capitolium (Liv. 6, 4, 12), eine semita vom cape-nischen Thor nach dem Marstempel (10, 23, 12); lapide quadrato istdas Grabmal des Porsena gebaut (Varro bei Plin. 36, 91) u. s. w.

    ") Vgl. Abeken a. 0. 153 Btticher Tektonik l2, 191 und untenTh. I 5.

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    DIE TRMMER. 11

    und die sogenannte servianische Mauer, die Kloake und das

    Tullianum denn die Eisenklammern an gewissen Theilen

    derWallmauer werden so gut wie derPeperin zu den Merkzeichen des Restaurationsbaus gehren16). Kein Mrtel ist

    bei der Fgung der Quadern der Leitung derAppia und des

    Anio Vetus verwandt; sicher dagegen ist dieVerwendung eines

    dem heut sehr hnlichen Mrtels bei dem 'Tabularium', wel

    ches man trotz der Zweifel an der Richtigkeit des Namens

    in die Zeit des Sulla setzen muss (oben A. 12). Eine Ana

    lyse anderer datirter Bauten fehlt, wird aber auch bei der

    Sparsamkeit der Trmmer aus der Zeit vor Sulla schwerlich

    genauere Zeitgrenzen ergeben. Von untergeordneter Bedeu

    tung ist die Frage, ob schon in dieser Periode und wann die

    sogenannte Bossirung (Rustika-Schnitt) der Werkstcke sich

    linde. Doch glaube ich auch auf diese Frage wenigstens hin

    weisen zu mssen, da sie sich bei der Beurtheilung eines

    Theilsder servianischen Mauer als wichtig erweist (s.Th.I4).

    Ausser an diesem Stck findet sich der Rustika-Schnitt bei

    spielsweise sicher an der Aussenseite der Umfassungsmauer

    des Augustus und an der Ostseite des noch nicht sicher be

    nannten rechteckigen Gebudes, welches spter die Basilika

    der Heiligen Cosmas und Damianus iuxta templum Romuliwurde17).

    ")Ebenso die Klammern in der Decke des Tullianum: s. Th.I

    5. Verklauimerung in altgriechischen Bauten: Btticher 1, 192.Hlzerne Dbel, sogenannte Schwalbenschwnze, sollen die Werkstckeder Umfassungsmauer des forum Augusti verbinden : aber der sorgfltige Uggeri Journ. pit. 3 S. 23 hat sie nicht gefunden.

    ")Fr die Appia (?)

    Descemet, fr den Anio Fetus Lanciani inden A. 10 citirten Stellen. Die chemische Analyse desMrtels in den

    Fugen desTabularium, von Hrn. Laspeyres gemacht, hat mirvor JahrenHr. R. Schne mitzutheilen die Gte gehabt. Derselbe machte Bull,

    dell' inst. 1868, 114 darauf aufmerksam, dass das restaurirte Stck der

    Servinsmauer in Vigna Torlonia (Th. I3u) mit Hilfe von Mrtel,nicht so das ursprngliche konstruirt ist. Die Untersuchung ist dawo es sich nur um eine ganz dnne Lage scharf auf einander gepassterBlcke handelt (vgl. Btticher 1, 12), namentlich wegen der die Fugender Tutblcke zusammenklebenden Feuchtigkeit sehr schwer und die

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    12 EINLEITUNG.

    Fr die Geschichte der ltesten Bauten Roms wie fr

    die Baugeschichte berhaupt ist die Frage ber die Zeit der

    Einfhrung des vollendeten Keilschnitts des Rundbogens anStelle des durch Ueberkragung hergestellten Spitzbogens in

    Rom und ber die Heiniath des ersteren von besonderer

    Wichtigkeit. Glcklicherweise aber lsst sich die Chronologie

    derdrei Gebude, um die es sich frRom eigentlich allein han

    delt, des ursprnglich in jener rohen Art gedeckten Tullianum,

    des darberstehenden Baus und derKloake beide im Keilschnitt gewlbt auch unabhngig von diesem Problemfeststellen und dadurch rckwrts sehr wahrscheinlich machen,

    dass erst die Tarquinier den Bogenbau aus Sdetrurien nach

    Rom gebracht haben18). Bgen annhernd gleichenAlters wie

    bisherigen Angaben darber sind meist unzuverlssig. Ich habe keine

    eigenen Beobachtungen beizubringen. Bossirung: bereits 'ansyrisch-

    phnikischen Substructionen'

    beobachtet (Semper 2, 358). Rom: vgl.

    Uggeri 2 T. 45.

    ls) Die ganze Frage , welche zu entscheiden weder meine Sache

    ist, noch berhaupt nach dem heutigen Stande unserer Kenntniss ent

    schieden werden kann, ist von Canina (Cere antica S. 62 ff., Etruriamarittima 1, 174 f. 2, 151 ff

    .u. anderwrts) soformulirt worden oder

    muss nach seinen oft schwankenden Prmissen so formulirt werden :

    der untere Theil des 'mamertinischen Gefngnisses' ist,

    wie nament

    lich Gell erkannt hatte, ursprnglich ein konisch mittels Ueberkragunggedeckter Bau, demnach wie die Gebude gleicher Konstruktion, be

    sonders das Brunnenhaus von Tusculum (Canina Tusculo T. XIV), dieGrber von Caere ('Regulini- Galassi', Cere T. IV = Etr. mar. LI),Veji ('Campana', E. m. XXXV, 2), Monteroni (das. XL) u. a. lterals der durch die Tarquinier im vollendeten Keilschnitt konstruirte

    Bogen der grossen Kloake; jnger als diese mssen alle brigenerhaltenen in Keilschnitt konstruirten Bgen sein, also auch derobere Theil des mamertinischen Gefngnisses, der Bogenvon Neu-Falerii (E. m.X. XI), die Bgen von Tarquinii (E. m.LXXXVIIvgl. 2, 35), von Sutri (T. XVIII vgl. Nibby Contorni 3

    ,140) u. a.

    Grade ber das Alter der etruskischen Bogenbauten fehlen abschliessendeUntersuchungen: ber die Richtigkeit der Bemerkungen von PromisAosta S. 184 f. kann ich daher nicht urtheilen. Dazu kommt die Bemerkung von Promis Alba Fuc. 113 ff., nach welchem der Bogen-

    wie der Quaderbau in Rom durch die Natur des Materials mindestens

    gefrdert worden ist. Anders Semper 1, 488.

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    1] '

    13DIE TRMMER.

    die Kloake haben sich inRom nicht erhalten19). Aber natr

    lich lsst weder dieser zufllige Umstand weitere Schlsse zu,

    noch ist es gestattet, unterirdische Kanle von verhltniss-mssig geringer Breite nur deswegen fr uralt zuhalten, weil

    sie nicht berwlbt sondern durch horizontal oderdachfrmig

    im Winkel gelegte grosse Steinplatten gedeckt sind20).Die mehrfach von Architekten wiederholte allgemeine Be

    hauptung, dass das 'eigentlich nationale Mauerwerk bei den

    Italern' derZiegelbau odergenauer der Bau aus ungebrannten Ziegeln sei21), drfte in dieser Allgemeinheit fr Rom

    nicht haltbar sein. Oeffentliche Bauten aus Backsteinen hat

    es nach dem unzweideutigen Zeugniss Vitruvs und dem Be

    fund der Trmmer bis in die Epoche des Augustus in Born

    nicht gegeben. Bei dem Fehlen von Resten anderer ffent

    licher Bauten als der grossen Mauerbauten aus saxum qua-

    dratum mssen wir es dahin gestellt sein lassen, wie wiruns

    19) Namentlich ist es zu bedauern , dass sich kein Thor der ser-

    vianischen Mauer oder doch keine Bedachung eines solchen erhalten

    hat: Th. I4.5. Der Bogen des restaurirten Stcks derselben (A. 17)kommt wegen seines spaten Ursprungs nicht in Betracht.

    *) Der aus Gabiuerstein gebaute Kanal der aqua Marcia von 0,70 1.

    Weite ist abwechselnd mit horizontalen und im spitzen Winkel gegeneinander gestelltenPlatten gedeckt (fr die Appia (?) bezeugen Fabretti

    und Descemet in der A. 10 citirten Abhandlung S. 70 hnliches),

    whrend die etwas engeren Kanle der Iulia und Tepula, welche aus

    opus reticulatum bestehen, elliptisch berwlbt sind: Lanciani Bull,

    mun. 2, 204 f. Ein allerdings sehr viel breiterer kanalartiger Gangwelcher unterirdisch vom Forum am Tullianum vorbei nach dem Forum

    Julium fhrt, ist nach Parker's Darstellung (Archeol. of Korne 1(Plates), ch. 3 (constr. of Walls) T. XXII, eh. 4 (Suppl.) T. XIX:ich babe nicht hinein gelangen knnen), nicht berwlbt, sondern durch

    drei in stumpfen Winkeln gegen die senkrechten Wnde und gegeneinander gelegten Platten gedeckt. Diese Konstruktion hat also eine

    gewisse Aehnlichkeit mit der wie es scheint uralten des Grabes von

    Monteroni (Canina Et. m. T. XL). Indessen ist das kein Grund, denKanal fr gleichaltrig mit dem Tullianum zu halten und Parkers ganzeTheorie ber das alte 'Gefngniss' ist nichtig.

    ") So Semper 1, 487 f., hnlichBergau Philol. 24, 470 und andere.

    Aehnlich verhlt essichmitdem 'nationalrmischen Baustil'

    (unten A.46).

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    14" EINLEITUNG.

    die nicht in diesem Stil aufgefhrten zu denken haben22).Was die Privatbauten anlangt, so ist es eine schwer wiegende

    Thatsache, dass kein einziges der erhaltenen Backsteingrberin die republikanische Epoche hinaufreicht und dass dieum

    fangreichen Aufdeckungen der republikanischen Nekropole auf

    dem esquilinischen Felde keine andern als Konstruktionen

    aus heimischem Haustein zu Tage gefrdert haben23). Die

    beiden einzigen wohlerhaltenen Privatgebude aus der Zeit

    des Uebergangs von der Republik zum Principat, dasWohnhaus auf dem Palatin und das sogenannte 'Auditorium' am

    servianischen Wall sind aus wrfelfrmigen Stcken des hei-

    ") Richtig bemerkt Lanciani (Guida del Pal. 131) ber die sehralten Bauten auf dem Palatin an der sogenannten Cacusstiege (berS.Anastasia): 'e facilissiino avvedersi ch' esse certamente ne richiamano

    ai primi tempi diRoma allorche I'uso dei marmi peregrini non solo ma

    anche quello dei mattoni era pressoche sconosciuto '. Der einzige

    Tempel, dessen Grndungszeit ber die obengedachte Epoche hinaufdatirt und an dem Ziegelwerk meines Wissens erhalten ist (abgesehen

    natrlich von falschen Benennungen, wie den 'Tempeln des Dens Redi-culus und des 'Honos und Virtus' bei Uggeri Journ. pitt. 2 T. 5

    p. 24 f. u. a.), ist der der Juno in der porticus Octaviae: allein sein

    Ziegelwerk gehrt dem 2. oder 3. Jahrhundert n. Chr., also einer

    Restauration des Tempels an (Forma Urbis S. 33). Vitruv 2,8, 9:ilaque nonnullis civitatibus et publica opera et privatas domos etiamregias e ledere struetas licet videre, und nun folgt eine Aufzhlung

    dieser merkwrdigen Ziegelbauten in Griechenland und Kleinasien , da

    zwischen als einziges Beispiel in Italien die Mauer von Arezzo (A.27).Der ganze Zusammenhang zeigt deutlich, dass er in Rom kein ffent

    liches oder vornehmes Gebude aus Ziegeln kennt. Sehr wichtig wre

    es, wenn Fabretti Recht htte, dass uns ein Stck des Emporium des

    Aemilius Paulus erhalten sei (opus incertum aus Tuf): aber vgl.Formaurbis S. 44, unten A. 41.

    2>)

    Die ltesten Grabsttten auf dem esquilinischen Felde (Aschen

    kisten, Sarkophage, Grabkammern) sind smmtlich aus einheimischemHaustein hergestellt, zu den Grabdenkmlern der sullanischen und deretwas frheren Zeit ist ausserdem Peperin verwendet (s. besondersLanciani Bull. mun. 3, 43 ff.), dieser auch zu zahlreichen anderen

    Grabdenkmlern, bisTravertin-, Marmor- und Backsteinbau gleichzeitigum die Zeit Caesars die Herrschaft gewinnen: worber ich im einzelnen hier nicht handeln kann.

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    32/578

    DIE TRMMER. 15

    mischen Gesteins in der Weise des opus incertum und reti-

    culatum (s.

    unten) gebaut24). Nimmt man hinzu, dass ein

    und derselbe Bau, die Stadtmauer von Turin, in eben dieserKonstruktion von Csar begonnen, im Ziegelbau von Augustus

    vollendet ist85), dass inRom dieZiegelstempel nicht ber die

    augusteische Epoche hinaufreichen , ausserhalb Rom in Colo-

    nien undMunicipien schwerlich ber die Zeit des Sulla se), so

    wird man den rmischen Backsteinbau schwerlich berhaupt fr lter halten drfen als die letztgenannte Epocheund eine frhe Entwickelung desselben in Italien nur fr

    Etrurien als erwiesen annehmen knnen. Es stimmt damit

    berein, dass Vitruv den Ziegelbau als etwas aussergewhn-

    liches fr bestimmte Bauten zweckmssigesempfiehlt27). Wenn

    ") Ueber beide Gebude s. Jahresbericht 1875, 776 ff.

    783 ff.;

    vgl. unten A. 56 und Th. II.

    2S)

    Promis Storia dell' antica Torino S. 176 f.

    **)

    Ziegelstempel (s. 2A. 27) den Namen des Eigentmers

    der Ziegelei enthaltend, aus republikanischer Zeit sind in rmischen

    Kolonien und Municipien gefunden worden (zuCIL 1S. 203 ff.

    kommen

    noch M.Tulivon Tusculum und Caisar vor Nemi, d. h. wahrscheinlich vonden Landgtern des Cicero und Csar, De Rossi Ann. 1873, 216 f.),inRom bis jetzt kein einziger; denn vor dem Brennen mitdemFinger

    eingedrckt in einen kreisrunden Ziegel ist das eco C.

    AntoniosJahresb. 1876, 184. Daraus folgt natrlich nicht, dass es Ziegeleiendamals nicht gab (s. die f. A.), wohl aber bleibt das Fehlen der

    Stempel im Zusammenhang mit den oben erwhnten Thatsachenim hchsten Grade merkwrdig. Die oskischen Ziegelstempel vonPompeji (Mommsen Dial. 175. 185 Bull, degli scavi n. s. 1869, 153)scheinen nicht viel lter zu sein als die rmische Kolonie; die lte

    sten Huser bestehen aus Haustein und opus incertum (Fiorelli Scavi,A.

    1.). Aehnlich in Alba Fucense: Promis S. 100.

    "J Vitruv 2,8, 9 videre licet . . .in Ilalia Arreti vetustum murum

    egregie factum (obenA. 22) ; sein Ausschreiber Plinius 35, 173: inltalia

    tpioque latericius murus Arretit

    eum euagine est, so

    nach Detlefsen

    die Hss. ausser B. (doch schweigt derselbe Philol. 31, 412 f.); hchstauffallend wre es, wenn die Bamb. wirklich htte was in den Textensteht Arreti et Mevaniae. Steckt in jener Lesart egregie? Ziegeldienen 'den sehr alten vejentischen Quader-Mauern als Unterlage'

    Abeken Mittelit. S.

    153; Gell, Rome and its vic. 1 448 f. mit der Ab

    bildung auf dem Plan von Veji.

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    16 EINLEITUNG.

    nichtsdestoweniger Varro die Wohngebude der Altvordern

    als Ziegelbauten, Cicero geradezu die Stadt berhaupt als

    einen Bau ' vonZiegeln und Bruchsteinen '

    und Augustus dieselbe, wie er sie vorgefunden, als 'Ziegelstadt' bezeichnet,

    so bleibt schwerlich ein anderer Ausweg als die Annahme,

    dass man bis auf Cicero mit ungebrannten Ziegeln (lateres)Privathuser ganz oder theilweise gebaut und erst seitdieser

    Epoche den Backsteinbau gepflegt hat. Aber auch diese Annahme lst mir die vorhandenen Widersprche nicht vllig28).

    Gleichzeitig mit derAufnahme des Backsteinbaues ist die

    des Marmorbaues. Erst Augustus hat nicht blos Bom, sondern Italien die Marmorbrche von Luna

    erschlossen29). Bis

    l8) Zu diesem Resultat scheint auch Semper 1, 488 gekommen

    zu sein. Fr die letzte Zeit der Republik bezeugt Cicero de div.

    2, 47, 99: in totere aut in caemento, ex quibus urbs effecta est, vgl.

    Suet. Aug. 28: urbem . . marmoream se relinquere quam latericiam

    accepisset, und Dio 39, 61, wo die Ueberschwemmung d. J. 700 dieolxCai ix nUv&iov tpxoofitjfitvat wegschwemmt. Fr die ltere Zeitdie Hauptstelle bei Varro (bei Non. 48, 13): antiqui nostri in domibuslatericiis paululum modo suffundatis, ut humorem ejf'ugerent , habi-

    tabant. Zu diesem Huserbau sind die antiqui nach der Vorstellung

    der Gelehrten seiner Zeit durch das Vorbild der Vogelnester gelangt.

    Varro (bei Non. 308, 32): ut hirundines virgulis oblitis biio tegulasfingebant (so ist wohl zu schreiben, ingulinis obliti die Hss.) vgl.Vitr. 2, 1, 2: nonnulli hirundinum nidos et earum aedicationes imitan-tes de luto etvirgulisfacere loca quaesubirent. Lucil. (bei Non. 445, 21) :

    nam laterem qui ducit habet nihilamplius umquam quam commune lutumet paleas caenumque aceratum. Von diesen lalericiae structurae {laterund ti/UVSos: Curt Et. 279) unterscheidet Vitr. 2, 8, 16 f. die wie esscheint damals neu aufgekommenen testaceae. Dieangeblichen Restevon in die Erde gegrabenen Wohnsttten aus derKnigszeit (M. deRossiBuonarotti 1874, 79 ff.) sind problematisch(Jahresber. 1875, 780, 1876,

    184).Uebrigens ist auch hierber die Revision der augeschichte von

    Pompeji abzuwarten.29)

    Ueberden Marmor als rmisches Baumaterial istjetzt diegrundlegende Arbeit die von Bruzza, Icrizioni dei marmi grezzi Ann. 1870,106 204, daneben hat Corsi Delle pietre antiche (oben A. 1) nochWerth als Katalog der in Rom erhaltenen antiken Sulen. Die lteren Angaben ber die Qualitt des Marmors rmischer Bauten sindnicht immer zuverlssig; wir mssen uns meist begngen den heutigen

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    II.] 17DIE TRMMER.

    dahin war Marmor fr Bauten ein fremdes, aus dem hellenischen Osten und Afrika bezogenes Material, in Rom schwer

    lich bekannt vor den punischen Kriegen, und seit diesen wohlmeist in der Gestalt fertiger Sulen und Werkstcke, welcheso gut wie die plastischen Werke den Gebuden eroberter

    Stdte entrissen wurden, um als Beutestcke heimgebrachtund hier zum Umbau lterer oder zum Bau neuer Tempel,

    sehr selten und schchtern bis aufCsar zur Ausschmckung

    von Privathusern verwendet zu werden30). Aller Wahrschein

    lichkeit nach ist der ' Marmortempel '

    des Metellus Macedoni-

    cus nichts anderes als ein zum Staunen Roms mit solchen

    geraubten Marmorstcken ausgezierter Tempel und wird eben

    wegen der fr damalige Zeit ganz alleinstehenden Pracht er

    whnt: um so mehr als noch Sulla bei derWiederherstellung

    des capitolinischen Tempels hnlich verfahren ist (Th. II)31).

    Stand der Untersuchung zu referiren. Den Marmor von Luna nenntzwar schon Varro bei Plinius 36, 135: silicem Luniensem serra secari

    (rilex ist eben marmor, oben A. 3.), und er ist sowohl den Etruskern

    (Semper 1,488) als in RomvorAugustuswohl bekannt, aber nichtals Bau

    material. Ueber den Betrieb der Brche Bruzza a. 0. 166 ff.

    vgl. 'Ita-

    sius Lemniacus' zur Uebersetzung des Rutilius Namatianus (Berlin 1872)S.

    199 ff. Schon Strabo 5, 2, 5unterscheidet die feinere weisse

    und die schlechtere blaugraue Qualitt, ber welche unten AA. 34ff.Vgl. das Testament des Lingoners (Wilm Excmpla 315), welcher sicheine ara . .ex lapide lunensi quam optimo bestellt (1. Jahrh.).

    ,0) Die bekannten Notizen ber die Verwendung des fremden Mar

    mors (von Chios, Karystos, Hymettos, Numidien) vor Augustus treten,was gewhnlich bersehen wird, lediglich inVerbindung mit der Geschichte des Luxus, namentlich der Privathuser, auf und beziehen sich

    fast ausschliesslich auf Sulen. So auch Catos Klage ber die pavi-menta Poenica (Festus 242). S

    . darber Bruzza a. 0. 140. 163. 149.

    ") Die vielberhmte Stelle des rhetorisch stark auftragenden Vel-lejns 1, 11 ber Q

    . Metellus Maceiionicus: primus aedem ex marmore

    ifecit)

    vielleicht die aedes lovis Metellina des Festus 363 unddie a. in porticu Metelli lovis statoris Hermodori des Vitruv 3, 2, 5,

    worber Th. II wird in der Regel gemissbraucht um die frhe Verwendung des fremden Marmors zu beweisen , zugleich mit der noch

    weniger besagenden Stelle desselben Schriftstellers ber die Porticus

    des Cn. Octavius 2, 1, 2.

    Sehr auffallen wrden auch die Phrygiae

    columnae der Basilica Aemilia (Plin. 36, 102), wenn diese, wie Bruzza

    Jordan, rmische Topographie. I. 1. 2

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    18 EINLEITUNG.

    Dass die gewhnliche Art des Kunstbaus noch nach dieser

    Zeit selbst fr Tempel, welche vonsiegreichen Feldherrn aus

    der Beute prchtiger wiederhergestellt werden sollten, diealte

    war und man sich noch immer mit den columnae dealbatae

    begngte,beweistzurGengedieWiederherstellung des Castor-

    tempels am Markt an dem doch wahrlich nicht gespartwerden durfte und besttigen die Trmmer aller vor-augustischen Tempel32). In gewissem Sinne also hat dasgeflgelte Wort des Augustus, er habe eine Ziegelstadt gefunden, eine Marmorstadt hinterlassen, Recht33), in derThat

    ist er der erste, der in grossartigem Maassstabe mit Marmor,

    und zwar wohl grsstentheils mit dem weissen lunensischen,

    die ffentlichen Gebude gebaut oder restaurirt hat. Undzwar war das ganz besonders Staunenswerthe , dass er nicht

    allein Marmorsulen verwendete und die Wnde mit Marmorinkrustirte, sondern auch mit Marmorquadern baute. Dies ist

    von seinen Neubauten, den Tempeln des Jupiter Tonans und

    Apollo, bezeugt und es hat also auch von dieser Seite einige

    a. 0. 139. 155 aus Cicero ad Att. 4, 16, 14 (eisdem antiquis columnis)schliesst, voii dem Bau vou 575/J 79 herrhrten: er bersieht aber, dassuns ein grosser Neubau vor dem J. 700 bekannt ist(Jahresbericht 1875,741 ff

    .und Th.

    II), dem sie angehren knnen wenn nicht mssen.

    Die erhaltenen Tempel mit Marmorschmuck gehren smmtlich nach

    weislich der Kaiserzeit an: die Bauten des Augustus (s. die ff. AA.),die Neubauten oder Restaurationsbauten des Tiberius und der folgenden Kaiser am Forum, der Peripteros am Ponte rotto (aus stilistischen

    Grnden; parischer Marmor? Corsi 377), die Sulen in S. Maria inCosmcdin (tiberianischer Cerestempel?), der Tempel auf Piazza diPietra u. a. Wenn die Marmorsulen bei Monte di Pieta (Bull. man.

    1873, 212 ff.) auch nach Brunns Vermuthung dem Neptunustempel desCn. Domitius gehren sollten (ich kann das nicht als erwiesen an

    sehen, Jahresbericht 1876, 188) so ist die Annahme eines Neubaus nicht

    ausgeschlossen.

    ss) Oben A. 12. 13. Wie Sulla werden eben mehrere verfahrensein und sich nicht mit dem Erls aus der Beute (demanibi, s. Formaurbis S. 29) begngt haben, auch nicht mit der praeda einzelner Kunstwerke wie Marcellus (liinnadcepit) oder M. Fulvius Nobilior (Ambraciacepit), wieschon dieKlagendesCato ber letzterendurchblicken lassen.

    ) Suet. Aug. 28: s. oben A. 28

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    1.] 19DIE TRMMER.

    Wahrscheinlichkeit, dass die Marmorquadern , auf welche die

    Triumphal- undConsularfasten eingegraben sind, der im J.718

    von ihm neu aufgefhrten Regia angehren. DerTempel desMars-Ultor ist mit Marmor bekleidet und hat marmorne Su

    len, dasselbe darf wohl von dem Tempel des Divus Julius

    angenommen werden34). Vorangegangen waren dem Augustus

    indieserBauweise Csar und Pompejus : wir wissen, dass die

    Saepta Iulia ein Marmorgebude werden sollten und dass der

    Tempel der VenusGenetrix von Marmor war. Hervorragende

    TheiledesTheaters desPompejus, wie die Bhne, msseneben

    falls mit diesem Material geschmckt gewesen sein: der ganze

    Bau kann unmglich eineMarmorbekleidung gehabt haben35).

    M) Marmorquadern und lunensischer Marmor: vom Apollotempel

    sagt Servius zu Aen. 8,720: de solido marmore quod allalum fuerat deportu Lunae. Ganz allgemein bezeugt Strabo 5, 2, 5, dass der Marmor der rmischen Prachtbauten von Luna komme. Marmorquadern

    (sotidae glebae) hatte der Tempel des Jupiter Tonans (Plin. 36, 50) undebenso die Regia, wenn die oben erwhnte Hypothese sich bewhrt (bestritten habe ich sie Hermes 7, 270 nicht, wie behauptet worden, aber

    sie ist nichts weniger als sicher). Ob die Marmorstufen und ein Stckdes Giebels des Tempels des Divus Julius dem Bau des Augustus oderdemNeubau Hadrians gehren, vermag ich nicht zu sagen: sie schienen

    mir lunensisch zu sein. Denselben Marmor nimmt wohl mit RechtPiale (zu Venuti 1

    ,136) als Material der Sulen des Mars Ultor am

    Arco de' pantani an: Venuti glaubte parischen zu erkennen, CorsiPietre 301 thasischen (Greco livido). Die Cellawnde dieses Tempelsaber bestehen aus Tufquadern und waren nur mit Marmor inkrustirt.Unsicher ist es ob die erhaltenen Sulen der porticus Octaviae, welche

    schwerlich der Restauration des Severus angehren, von parischem Mar

    mor sind (so Corsi 33).

    s6) Ueber Csars saepta marmorea Cic. ad Att. 4,

    16, 14 (die er

    haltenen Travertinpfeiler ehemals mit Marmor inkrustirt? Forma urbisS.

    35 f.), ber seine Venus Genetrix Palladio 4, 3 ('vi fu trovato una

    quantit grandissima di marmo lavorato').

    Das Theater des Pompejus bezeichnet der Kalender (Amit. 12. Aug.): in theatro marmoreo,

    dasselbe als theatrum lapideum Vitruv 3, 2, 2. Undenkbar ist es, dassschon zur Zeit des Amit. Kalenders marmoreus fr 'steinern' gebrauchtwerden konnte (vgl. pons lapideus, marmoreus Th.I7), ebenso un

    denkbar aber, wie oben gesagt, dass das ganze Theater aus Marmorbestand (vgl. A. 12).

    2*

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    20 EINLEITUNG.

    Dass auch fernerhin die bessere weisse Qualitt des lunen-

    sischen Marmors neben den fremden Marmorarten in Ge

    brauch blieb, lehren dieMonumente38).

    :

    Es liegt ausserhalb der Grenzen dieser Errterungen, die

    Verwendung der verschiedenen Marmorarten seit Augustus

    und die kaiserliche Verwaltung der Steinbrche und des

    Transports im Einzelnen zu verfolgen. Die neuesten Entdeckungen haben gezeigt, eine wie fast unbersehbare Menge

    von Marmor, Granit und Porphyr aus allen Welttheilen nach

    Rom strmte und hier am Emporium (s.Tb.I 7) gelagert

    wurde. Die durch die amtlichen Vermerke auf den einge

    fhrten Stcken bisher gefundenen chronologischen Indicien

    haben die Zeitgrenze von 17 206 n. Chr. und fr die Zeitvon Domitian bis zu den Antoninen eine besonders grosse

    Menge von Daten ergeben. Obwohl die Verwendung werth-voller fremder Marmorarten mit diesem Jahre schwerlich auf

    gehrt hat, so ist doch das gerade seit diesen Jahren bemerk

    bare Sinken der gesammten Kultur, wie es sich in Sprache,Literatur und Kunst merkwrdig scharf bemerklich macht37),eine Thatsache, die vielleicht zur Erklrung jener anderendienen kann. Das Sinken der Baukunst in jenen Jahren, der

    Regierungszeit der rhm- und baulustigen Kaiser Severus

    und Caracalla, offenbart sich wie im Stil so im Material am

    klarsten in denRuinen derKaiserpalste. Whrend der Palast

    des Domitian die ganze reiche Pracht der kostbarsten farbi

    gen Marmorarten aller Lnder entfaltete08), stossen wir inden jngsten dem 3

    .Jahrhundert gehrigen Palastruinen auf

    S6) Nach Corsi bestehen aus diesem Marmor die drei Sulen des

    Castortempels (Pietre 364), die drei desVespasian und Titus (das.), die

    vom Forum transitorium (302), vom Tempel auf Piazza di Pietra (87),

    die Fokassule und zwei gleiche auf demForum gefundene (364) wozu

    jetzt eine vierte kommt.*') S. meine Errterung dieser Thatsache Forma urbis S. 7.

    s8) Ich verweise vorlufig auf meine Kaiserpalste Roms (B. 1867)und Lancianis Guida: in dem kleinen Museum auf demPalatin (s. Guida

    S. 66 ff.) hat Rosa sehr lehrreich die gefundenen Arten zusammen

    gestellt.

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    1] 21DIE TRMMER.

    der Sdhlfte des Hgels auf die geringere Qualitt des Mar

    mor von Luna, dem auch fr Inschriften in jener Zeit

    trgt mich mein Gedchtniss nicht

    berwiegend, wennnicht ausschliesslich, angewandten Material. Es kommt dazu,

    dass aller Wahrscheinlichkeit nach damals und damals zuerst

    von lteren Monumenten werthvolle Sulen zum Bau neuer

    eilfertig aufgefhrter Werke entnommen wurden. Kaum lassen

    die Berichte ber das Septizonium eine andere Erklrung

    zu39). Dies Septizonium aber war ausser den nur einmalerwhnten Thermen dereinzigeNeubau des Kaisers: alle bri

    gen waren Restaurationsbauten.

    Es ist oben gezeigt worden, dass der Backsteinbau in

    Rom erst zur Zeit des Augustus Eingang gefunden hat unddass Privatbauten jener Zeit in dem sogenannten opus reticu-

    latum construirt waren. Vitruvius bezeichnet diese Konstruk

    tion als die zu seiner Zeit allgemein bliche, daneben eine

    ltere als das opus incertnm*0). Beiden dienen kleineWrfelaus heimischem Tuf. Jene ist allgemein bekannt; ob diese,ber deren Wesen gestritten wird, wie man meint, eine Ab

    art des in Latium doch nicht bekannten Polygonalbaus sei,

    jene sich aus dieser kunstmssig entwickelt habe, ist eine

    Frage, welche die

    Techniker beantworten mgen41). Hierkommt es allein darauf an, die Dauer des Reticulatbaus zu

    flxiren. Seine schon vonVitruvbemerkte, aus derKeilfrmigkeit des Gefges entstehende Unhaltbarkeit suchte man, wohl

    nicht vor der Zeit des Nero , durch Einfgung horizontaler

    *)

    Zusammengestellt Forma urbis S. 37 ff.

    Bestimmt bezeugt ist,dass die Sulen von verschiedenem Material waren.

    '

    40) Vitruv 2,8, 1: strueturarum genera sunt Ziaee, reticulatum,

    quo nunc omnes utuntur, et antiquum quod incertum dicitur.

    41) Man versteht jetzt ziemlich allgemein darunter den Bau auskleinen nicht wrfelfrmigen, sondern unregelmssigen eaementa. Rosa

    glaubt diese Konstruktionsweise, wie er uns aufExcursionen (1862.

    1863) mehrmals auseinandersetzte, z. B. in den Substruktionsmauernvon Terrassen republikanischer Villen bei Tusculum nachweisen zu

    knnen. Eben dahin rechnete schon Fabretti die Mauer dessogenannten Emporium des Aemilius Paulus , oben A. 22. Ich muss mich be

    gngen dies anzufhren.

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    2-2 EINLEITUNG.

    Ziegellagen aufzuheben. Diese Technik erlangte zur ZeitHadrians einebesondereVollendung, nach derRegierung dieses

    Kaisers aber scheint die ganze Bauweise zu verschwinden.

    Das opus reticulatum diente in allen Huser- und Zierbautendem Bewurf als Trger, als Rohbau drfte es schwerlichanders als etwa in Substruktions- und hnlichen Bauten behandelt worden sein42).

    Mit dem Verschwinden des Reti-culatbaus gelangt neben dem monumentalen Quader- undMarmorbau derBacksteinbau zurAlleinherrschaft. DieEntwicklung der Technik der Fabrikation der Backsteine wieder Konstruktion ist fr die ganze Chronologie der Bautender Kaiserzeit also von grsster Wichtigkeit. Wir besitzen

    zum Glck in den Fabrikstempeln der Ziegel (s.

    2

    A. 26)einen sicheren chronologischen Wegweiser, dazu kommen aberdie auch unabhngig von diesen festgestellten Kriterien desAlters, die Dimensionen der Ziegel und, was davon untrennbar ist, die Art der Bindung derselben durch Mrtel43). Die

    Techniker haben bemerkt, dass die ausgezeichnete Qualittdesselben und seine mit der Zeit zunehmende Unzerstrbar

    keit durch seineZusammensetzung und durch die klimatischen

    Einflsse bedingt wird. Diese Trefflichkeit des Mrtels ist

    der Grund, weshalb man ihn in Rom jelnger jemehr nicht

    blos als Bindemittel, sondern als billiges Baumaterial verwen-

    45) Kurze Uebersicht ber die Geschichte des opus reticulatum bei

    Vespignani Bull. mun. 2, 147 f. (von lteren vgl. Uggeri Journ. pitt.T. 6. 8 f.). Zu den ltesten datirten Beispielen des reinen Retikulat-baus gehren das oben A. 24 angefhrte Privathaus auf dem Palatin,der unterirdische Kanal der aqua Iulia, gebaut 719 (Bull. mun. 2

    ,205),

    die Villa der Livia bei Prima porta, dasMausoleum des Augustus (vgl.auch die Relazione Slle scoperte archeol. u. s. w. 1873, S. 73), dersogenannte Muro torto am Monte Pincio (horti Domitii?). MischungmitZiegelbau zeigen schon die Trmmer des goldenen Hauses des Nero,

    fr die Hadrianische Bauweise gaben frher die Trmmer derVilla beiTivoli, und geben jetzt die vortrefflich erhaltenen datirten Uferbauten am Emporium das beste Beispiel (s. Th.I7). Kein Reti-culatbau unter den Antoninen, z. B. Bull. mun. 2, 229.

    ") Es bedarf kaum der Bemerkung, dass auch ber diese Fragenkein eigenes Urtheil beansprucht wird.

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    L] 23DIE TRMMER.

    det hat, d. h. weshalb die ursprnglich kaum sichtbare Mr

    telschicht im Lauf der Zeit in stetigem Wachsen begriffen ist,

    bis sie fast der Breite der Ziegel gleichkommt. Auch dieDimensionen der Ziegel selbst verndern sich regelmssig in

    der Weise, dass sie ursprnglich bei ausserordentlicher Lnge

    und Breite sehr dnn sind, spter injenen Dimensionen ab-,

    in dieser zunehmen. Der Versuch, diese Vernderungen mit

    Hilfe der datirten Backsteinbauten geradezu in einer mathe

    matischen Progression darzustellen, darf als missglckt be

    zeichnet werden und es wird, wo die Daten der Stempelfehlen, kaum mglich sein, mehr als Hauptepochen zu be

    stimmen, diese aber auch mit Sicherheit. In den angegebenen Wandelungen treten am deutlichsten hervor die klassischeSchnheit der Bauten der ersten Hlfte des ersten Jahrhun

    derts; eine starke Vernderung drfte die Epoche der An

    tonine aufweisen: derVerfall beginnt auch hier mit der Re

    gierung des Severus und Caracalla und steigert sich nun in

    schnellem Tempo bis zur constantinischen und nachconstan-

    tinischen Epoche, deren Ende jene aus Tufstcken, ZiegelnundMrtel eilfertig aufgefhrten Mauern bezeichnen 44).

    Noch tiefer in die rein technischen Fragen fhren die

    verschiedenen Bauweisen, derRohbau

    welcher schon im1. Jahrhundert trefflich entwickelt und zu Darstellungen von

    Kunstformen benutzt ist , derBewurfbau, die Konstruktionder Gewlbe. Wir mssen uns begngen, auf die chronolo-

    **) Ueber dieTechnik der Ziegelbauten Roms giebt es ausser den

    bekannten Darstellungen von Piranesi, Canina, Nibby u. a. keine um

    fassende neuere Untersuchung. Ich nenne besonders Salzenberg Ann.

    1818, 156 ff.

    und die neueste hauptschlich fr den Gewlbebau wichtige

    Schrift von Choisy, L'art de btir chez les Romains, Paris 1873. Urheber jener mathematischen Scala ist Parker in der Archeology ofRome

    IText ch. 3. S. 21: auf den Fuss kommen im 1.Jahrhundert 10, im 2teu8, im 3ten 6, im 4ten 4Ziegel 'included mortar' (Jahresbericht 1875,

    792). Seine Abbildungen datirter Ziegelbauten sind nur zum Theilbrauchbar, zum Theil sind sie zu klein und zu undeutlich. Eine Dar

    stellung und gute Errterung der sptesten Konstruktionsweise beiFea-Bianconi Cerchi T. XVIII. Aehnlich die Baureste zwischen dem

    Titusbogen und dem Constantinsbogen westlich der Strasse.

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    24 EINLEITUNG.

    gischen Kriterien hinzuweisen, welche nach dem Urtheil der

    Sachkenner auchin diesenDingen liegen. DieLsung schwie

    riger Probleme wie die Bestimmung des als 'Minerva Medica'

    bekannten Gebudes und des amphitheatrum castrense ist ebenso sehr von der genauesten technischen Analyse des Baus

    wie von derAuslegung der vielleicht darauf bezglichen Zeug

    nisse abhngig45).

    Die Geschichte des rmischen Baustils ist zwar imGanzen wie im Einzelnen vonFachmnnern, inbesondere vonden franzsischen Architekten (vgl. 3) vielfach grndlichbehandelt worden, keineswegs aber in solcher Weise, dassdie chronologischen Merkmale, deren wir fr dieTopographie

    bedrfen, systematisch und berzeugend ermittelt wren. Hatdoch ber einzelne Denkmler das Urtheil derselben zwischen

    weitauseinanderliegenden Epochen undJahrhundertenschwanken knnen (A. 55). Es thte vor allemNoth, aus den da-tirten Bauten eine umfassende Analyse aller sicheren Vern

    derungen zu gewinnen und bersichtlich vorzulegen.

    Dass der etruskische Stil beim Bau des capitolinischenund des Cerestempels (261 d. St.) zur Anwendung kam, istbekannt, wahrscheinlich dass die zwischen beide Grndungen

    fallenden Bauten des Saturn (257), Mercur (259) und

    Castortempels (270), mglich, dass auch noch die nchstfolgenden (288 Dius Fidius 323 Apollo) nach dem etruskischen

    Schema erbaut worden sind (Th. II u. A. 9 oben). Frdiese Mglichkeit geben indessen meines Wissens die Trmmer

    in Born keinen Beleg. Freilich ist dabei zu bedenken, dass

    die fortwhrenden Neu- und Umbauten leicht die Spurenetruskischer oder sogenannter italischer Tempelformen, wiesie in anderen Stdten Italiens erhalten sind, gnzlich verwischt haben knnen: aber auf der andern Seite ist es von

    45) S. besonders Choisy a.0. und die zerstreutenBemerkungen an

    derer Architekten, namentlich von Promis, Caristie (Monuments antiques

    d'Orange), Isabelle (Les edifices circulaires et les domes). lieber den

    Kuppelbau auch Rabn, Ueber den Ursprung und die Entwicklung deschristl. Central- und Kuppelbaus, L. 1866.

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    !]

    25DIE TRMMER.

    Gewicht, dass auch sonst, wie z. B. in dem in neuerer Zeiterst bekannt gewordenen ltesten Grberbau sich keine Spur

    von Einwirkung des Etruskischen gefunden hat. Es scheint,dass der dorische und jonisch-attische Stilfrh nebeneinander

    Eingang gefunden und auch das Ornament der Grab- und

    Ehrendenkmler wie der Altre beherrscht haben. Erst spterwird der korinthische aufgenommen worden sein, der seit der

    Epoche des Augustus mehr und mehr zur Alleinherrschaft

    gelangt46). Dass bei den hufigen Neubauten Umformungen

    *) Fr die Behauptung Bergaus (Philol. 26, 90 f. vgl. Arch Z.1866, 20 ff.), dass es einen aus dem 'etruskischen' entwickelten 'natio

    nalen' rmischen Baustil gebe, der von den von Vitruv beschriebenenUnterscheidungen des dorischen, jonischen, korinthischen noch nichtswisse diesem Stil soll sogar dasBibulusdenkmal angehren und beidemselben nicht von dorischen Pilastern gesprochen werden drfen scheinen mir ebenso wie fr die damit verknpfte Annahme des 'nationalen' Ziegelbaus (oben A. 21) die Beweise zu fehlen. Eine wissenschaftliche Untersuchung von Fachmnnern msste sich auf eine um

    fassende Untersuchung des Thatbestaudes sttzen und an die Bauge-schichte Pompejis anknpfen, fr welche bei Btticher u. a. vorgearbeitet ist. Zur Technik des jonischen Stils vgl. bes. Semper 2. 459 f.Einstweilen stelle ich ber die drei Stile zusammen, was mir erreichbar und, wie es scheint, nirgend zusammengestellt ist. Dorisch:

    'Tabnlarium', unsicherer T. auf dem Palatin, stlicher am Forum holi-torium, Rundtempel am F. boarium (Hercules Victor); Grabdenkmlerdorisch (oder mit dorischen Elementen): G. des Bibulus, neugefundenesauf dem Esquilin, am 4. Meilenstein der Appia (archaisirend?CaninaV.

    Appia T. 22, 1. 43, 4); jonisch: Tempel, westl. und mittlereram Forum holitoriuin, Pseudoperipteros bei Ponte rotto, des Saturn

    (s. A.50), des Neptun im Marsfelde (?? Bull. mun. 1

    .T. VI), des DivusJulius (? Dutert Forum S. 40; die Hermes 9

    ,353 beschriebene

    Mnze scheint die Wahl zwischen jonisch und dorisch zu lassen);Ehrendenkmal des C.Minucius auf einerMnze des 7.Jahrh. (?Momm-sen Mnzw. S. 549 f. n. 154 = Bd. 2, 303 f. n. 109 franz. A.);'jonisch-dorisch': Facade und Sarkophag des Scipionengrabes (?).Fortdauer der Verwendung des dorischen Stils im Porticusstil :Forum (Jahresber. 1875, 743 Dutert S. 38), Theater des Marcellusn. s. w. Whrend die aufgezhlten Denkmler voraugusteisch sind

    oder voraugusteische nachbilden, sind die erhaltenen korinthischenTempel (vom Castortempel an) wie es scheint, smmtlich Neubautenoder Restaurationsbauteu der Zeit von Augustus (Mars Ultor) an.

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    26 EINLEITUNG.

    aus dem lteren in den jngeren Stil in Rom wie in Pom

    peji stattgefunden haben, ist erweislich, andererseits aber

    auch das Festhalten an dem lteren durch eine Reihe von

    Neubauten hindurch47). DieRegel des Vitruv, dass bestimm

    ten Gottheiten bestimmte Stile zukommen, erweist sich als

    eine Theorie, welche in Rom nicht festgehalten worden ist48).Wie weit nun der griechische Baustil vor den Zeiten deszweiten punischen Krieges auch den jedesfalls wenig ent

    wickelten Profanbau und Privatbau beherrscht hat, lsst sich

    bis jetzt nach den vorhandenen Trmmern nicht gengendbeurtheilen. Seit dieser Zeit zeigen uns sichere Thatsachen,

    die Aufnahme der Fremdwrter basilica, tholus, emporium,

    vielleicht auch lautumiae (lter aber wie alt? camera,carcer) und die Herbeiholung bewhrter griechischer Baumeister

    zum Behuf derAusfhrung vonProfanbauten wie frher zumBau oder zumDekoriren der Tempel, dass das Wort desPor-

    47) Vgl. A. 49. Die Baugeschichte von Pompeji weist Umwandlung von dorischen in korinthische Sulen nach (vgl. Overbeek * 460).Es ist deshalb fr Rom die Frage, ob bei Neubauten von Tempeln dasselbe gewagt wurde. Auffallend ist, dass der Tempel des Saturn zurZeit Trajan's (also nach seiner Wiederherstellung durch Plancus), wiedie Darstellung der Reliefschranken des Forums zeigt, jonisch war(vgl. Jahresber. 1875 S. 740: die anderweitigen hier angedeutetenGrnde werden gerade durch den Umstand verstrkt, dass die brigendargestellten Tempel suimtlieh korinthischer Ordnung sind) und dassdiese Ordnung noch in der sptesten uns erhaltenen Restauration beibehalten wurde. Dagegen muss fr den capitolinischen Juppiterteinpel

    (Domitian) und wahrscheinlich auch fr die Tempel des Castor (Tibe-rius, Domitian) und der Ceres (S. Maria in Cosmedin, Tiberius?),welche smmtlich korinthisch sind, eine Verwandlung des Stils angenommen werden. Ueber diese Tempel s. das Nhere Th. II.

    48) Vitruv 1,2, 5 verlangt fr Minerva Mars Hercules dorische, frJuno Diana Bacchus jonische, fr Venus Flora Proserpina und die

    Nymphen korinthische Tempel. Vgl. Btticher la 275. Der T. desHercules am Circus war nach der vonDeRossi in den Ann. 1854 T. 3publicirten Zeichnung allerdings dorisch (?), der Minerventempel desNerva aber korinthisch. Fr die brigen sind in Rom keine sicherenBeispiele vorhanden. Die berwiegende Anzahl der auf Mnzen dar

    gestellten rmischen Tempel sind korinthischer Ordnung. S. A. 50.

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    DIE TRMMER. 27

    cius Licinus, die Muse habe seit jener Zeit mit beflgeltem

    Schritt sich zu dem Kriegervolk des Romulus begeben, von

    der Baukunst so gut wie von der Litteratur gilt. Aber wiein der Litteratur nationale Elemente in die griechische Formensprache bersetzt wurden und diese umbildeten, so auch

    hier. Seit derselben Epoche hren wir von einheimischenrmischen Baumeistern; eine nationale Entwickelung ist inder Konstruktion des opus incertum und antiquum zu erken

    nen; auch nationale Kunstformen hat man vielleicht mit Recht

    gefunden in dem Bogen- und Gewlbebau49).Wir haben gesehen, dass der Bogen (fornix)50) als Trger

    vonLasten seit ltesterZeit in Rom bekannt ist. Die Kloake,

    ") Fremdwrter (vgl. Th. I 6): basitiea, ungewiss woher, seitCato: emporium seit 562. 580. Arch. Z. 1868 S. 19 (vgl. Th. I 7);tkolut seit 574 (s

    . A. 54) ;lauiumiae vgl. Th. IIund A. 8, ber carcer

    und camera A. 54 z. E. Ueber die Architekten am genauesten, obwohlmit zahlreichen Missverstndnissen, Promis, Gli architetti el'archi-tettura presso i Romani (Memorie dell' ac. di Torino 1873, sc. mo-

    rali, S.1 181). Ueber den Salaminier Hermodoros (baut in Rom 608

    und 618 Tempel, vollendet vielleicht 612 die INavaiien) Forma urbis

    S.45. Aber um dieselbe Zeit baut der civis Romanus Cossutius (Vitr.

    7pro. 15: Promis S. 167 f. hlt ihn freilich fr einen griechischen

    Freigelassenen) in Athen das Olympieion (bis 589, vgl. WachsmuthAthen 1

    , 643), wie zur Zeit Giceros Gajus und Marcus Stallius das

    Odeion (Rckh CIG 1, 357 Vitr. 5, 9, 1vgl. Wachsmuth 667, Pro

    mis 163 IT.). Auch sonst berwiegen unter den Architekten Roms seit

    Marius (Gajus Mucius) die rmischen Namen. Heber die griechischen

    Baumeister des Trajan und Hadrian vgl. Th. II.

    50) Fornix (die Zusammenstellung mit &6lof, Corssen, Krit. Beitr.

    175 ganz unsicher) auch in Bauteninschriften der Colonien und Muni-

    eipien seit dem 7.Jahrhundert nicht selten fr lasttragende Bgen:

    Jundamenta fornices CIL 1, 1162 (Ferentinum) ;aquam . . .fomicesque1166 (Aletrium); murum ab fornice ad circum et fornieem eisternamque

    (Brunnenhaus ?) 1412 (Assisium); spter portasfornic{em) aedificand()2,1087 (Ilipa) ; for]mces Bull, dell' inst. 1873, 86 (Formiae)wahrscheinlich zum Hafenbau gehrig, ebenso wohl: portas et pilas pontis (pontiszo streichen?) in Tiberi quibus pilis posl aliquot annos P. Scipio AJri-ttmu et L

    . Mummius eensores locauerunt imponendos, Liv. 40, 51, 4vgl. Hermes 4

    ,258 und Th. I 7

    . Damit stimmt auch der jngereSprachgebrauch berein: z. B. Liv. 36, 23, 3. 44, 11, 5und Vitruv.

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    28 EINLEITUNG.

    der Oberbau des Tullianum, die zweite Wasserleitung geben

    noch jetzt Zeugniss fr seine Verwendung, nicht minder spiegelt sich dieTradition des rmischen Bogenbaus in den Bauten der rmischen Colonien und Municipien wieder. Dass

    im 7. Jahrhundert die stilistische Verwendung desselben imArkaden- nnd Porticus-Bau gewhnlich war, dafr beweisen

    die erhaltene Halle des sogenannten Tabularium (vgl. obenA. 12), dieDarstellung der Villapublica als eines zweistcki

    gen im unteren Stockwerk von Arkaden getragenen Bauwerks

    auf einer ums J. 700 geschlagenen Mnze, die Beschreibungdes voraugustischen Circus und die Analogie des ebenfalls

    voraugustischen Amphitheaters vonPompeji, whrend anderer

    seits dieMnzdarstellung der aemilischen Basilika des siebenten Jahrhunderts die Hallen des unteren Stockwerks abweichend von dem spteren Umbau mit gradlinigem Geblk zeigt.Wenn einer vereinzelten Erwhnung zu trauen ist, sodrftenhnliche Anlagen bereits in der Zeit des zweiten punischenKrieges vorhanden gewesen sein. In der That scheint hier,wie die Vergleichung hnlicher hellenistischer und hellenisi-render Porticusanlagen zeigt, eine selbstndige rmische

    Schpfung erkennbar zu sein, wenn auch deren Ursprung imDunkel

    liegt51). Das

    gleiche giltvielleicht von der

    Benutzungdes fornix als eines freistehenden ber Strassen errichteten,Statuen, Weihgeschenke oderTrophen tragenden Bogen und

    dem verwandten oder gleichen ursprnglich wohl als Eingangsbogen zu geschlossenenPltzen dienenden ianus. Auch

    61)

    Aemilische Basilica, Bau vor 700, (Jahresbericht 1875, 742)Cohen, Aem. 8,T. 1 = Moimnseu, Mnzw. S. 633f.; villa publica Baudes Titus D