Jorge Muñoz

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Jorge Muñoz, Chef der Kinderabteilung der USP-Klinik Palmaplanas.

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Jorge MuñozFettleibigkeit in der Kindheit einzudämmen, ist eine

der neuen großen Herausforderungen in der Medizin

Jorge Muñoz leitet das multidisziplinäre Team der Kinderabteilung an der USP Privatklinik Palmaplanas. Der Ehemann und Vater von 4 Kindern ist ein unermüdlicher Arzt, der sich mit Leidenschaft der Kinderheilkunde widmet - das ist seine Berufung, in der er aufgeht. Dabei geht seine Arbeit weit über die Medizin hinaus. Durch und durch solidarisch mit der notleidenden Bevölkerung im Tschad widmet er sich seit Monaten den schwächsten Kindern dort.

Für seine Solidarität mit sozial Benachteiligten wurde ihm vom Innenministerium die Silbermedaille für Soziale Verdienste zugunsten von Haftgefangenen verliehen - für sein beständiges, wirksames und unparteiisches Engagement als freiwilliger Arzt in der pädiatrischen Gesundheitsversorgung für Kinder von inhaftierten Müttern durch die „Unidad de Madres de Mallorca“ (Müttervereinigung Mallorcas).

Text: María Pineda LázaroBind: Manuel Malvar Tombo

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Sie leiten die Kinderabteilung der USP Palmaplanas. Was kön-nen Sie uns von der Kinderstation berichten?

Die Kinderabteilung der Klinik bietet eine umfassende Gesundheitsvorsorge von der Geburtenplanung bis zum Ende der Pubertät, sowohl ambulant als auch stationär, und fungiert als Förderer und Anwalt der kindlichen Gesundheit.

Unsere Ärzte sind spezialisiert auf alle Aspekte, die mit der Gesundheit von Säuglingen und Kindern jeden Alters zusammenhängen: wir haben Spezialisten für Dermatolo-gie, Kinderchirurgie, Neuropädiatrie, Endokrinologie, Neo-natologie, etc. In diesem Sinne arbeitet unser Facharztteam interdisziplinär bei beständiger Berücksichtigung neuer wissenschaftlicher und technologischer Standards, die zur Ausübung der jeweiligen Fachrichtung nötig sind.

Bei dieser interdisziplinären Konzeption von Gesundheit - welche pädiatrischen Fachrichtungen zählen genau dazu?

Das heißt, dass Ihre Abteilung rund um die Uhr im Dienst der Gesundheit steht?

In der Tat. In der Palmaplanas Klinik hatte es schon im-mer Priorität, sich um die Allerkleinsten zu kümmern. Des-halb bieten wir einen beständigen Service von 365 Tagen im Jahr.

EINRICHTUNG GEGEN FETTLEIBIGKEIT BEI KINDERN

Kinderärzte warnen permanent mit alarmierenden Zahlen vor Fettleibigkeit besonders bei Kindern in Spanien, die inner-halb Europas bereits an erster Stelle stehen. Was würden Sie den Eltern eines fettleibigen Kindes sagen?

Ich würde ihnen sagen, dass sie sich darüber im Klaren sein sollen, dass während der Kindheit gefürchtete Krankhei-ten wie beispielsweise Herzkrankheiten Gestalt annehmen, die sich dann im Erwachsenenalter zu manifestieren beginnen.

Zum Thema Fettleibigkeit: was sind für Sie die wichtigsten Auslöser?

Eine unausgewogene und unangemessene Ernährung und ein Bewegungsmangel sind die wichtigsten Auslöser für Fettleibigkeit. Unser Programm fördert die körperliche Bewegung und reduziert den Bewegungsmangel. Um eine

Veränderung zu erreichen, wird die ganze Familie mit ein-geschlossen.

Die Ursachen für Übergewicht und Fettsucht sind vielfältig und aus diesem Grund muss die Behandlung mit einem multidisziplinären Ansatz geführt werden, der vers-chiedene Bereiche der Intervention umfasst. Die Methode, um Fettleibigkeit bei Kindern zu behandeln, basiert grun-dlegend auf der Kombination einer entsprechenden Diät und verstärkter körperlicher Aktivität, sowie dem Verände-rung bestimmter Verhaltensmuster. Das ist aber nur wirk-sam, wenn das Kind die Unterstützung und Ermutigung seiner Familie erfährt.

Gibt es Faktoren, die Übergewicht begünstigen?Bei Einzelkindern, den jüngsten Geschwisterkindern

und einer übergewichtigen Familie erhöht sich die Nei-gung zu dieser Erkrankung. Wenn dann noch mit dem Bus in die Schule gefahren wird, statt Treppen immer der Auf-zug genommen wird, bei außerschulischen Aktivitäten viel gesessen wird, übermäßig lange Fernsehen geschaut oder Videospiele gespielt werden, dann erzeugt das mittel- bis langfristig einen wenig aktiven Lebensstil.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Einstellung, die Familien gegenüber der Ernährung haben. In vielen Fällen sind die Eltern froh, wenn ihre Kinder eine Menge essen. Dabei ist es auch wichtig, sich die Art der Nahrungsmit-tel anzuschauen, denn schon kleine Kinder mögen oft kein Obst und Gemüse, während sie Lebensmittel mit hohem tierischem Fettanteil und Zucker lieben.

Von wem hängt eine vernünftige Erziehung in Dingen Er-nährung ab?

Es ist wichtig, dass Zuhause beide Elternteile, aber auch die Lehrer und die Schulkantine helfen, die Essgewohnhei-ten junger Menschen durch eine ausgewogene Ernährung und körperliche Aktivität zu stimulieren.

Was sind die schwersten Folgen von Fettleibigkeit bei Kindern? ( Es besteht ein erhöhtes Risiko für folgende Krankheiten:

Herz-Kreislauf-Krankheiten, Bluthochdruck, Diabetes, Krankheiten des Bewegungsapparates, Atmungs- und Stoffwechselkrankheiten sowie psychische Probleme.

( Psychologische und soziale Nachteile: ein geringes Se-lbstwertgefühl und Vertrauensverlust, schlechte Schu-lleistungen, soziale Ablehnung, Unzufriedenheit mit dem Körperbild, Introvertiertheit, Angststörungen, Depres-sionen, etc.

( Gastroenterologie. ( Endokrinologie. ( Neonatologie. ( Lungenheilkunde. ( Neurologie. ( Kinderchirurgie. ( Kardiologie. ( Psychologie.

( Allergie. ( Pädiatrische

Dermatologie. ( HNO. ( Logopädie. ( Kindertraumatologie. ( Zahnmedizin. ( Augenheilkunde.

Einzelkinder und jüngste Geschwisterkinder haben eine erhöhte Tendenz zu Übergewicht

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( Eine geringere Lebenserwartung um ca. 13 Jahre.

Können Sie uns erklären, was die Entstehung von Her-zerkrankungen bei Kindern bedingt?

Herzerkrankungen sind meistens das Resultat der Ve-rengung von Arterien durch Arteriosklerose (ein Syndrom, das durch die Ablagerung und Infiltration von Fettstoffen an mittleren und großen Arterien entsteht). Nach neus-ten wissenschaftlichen Studien, die Ärzte an medizinischen Befunden unter Kindern und Jugendlichen durchgeführt haben, kann folgendes hervorgehoben werden:

( Arteriosklerose beginnt sich bereits in den ersten Jahren des Lebens zu entwickeln.

( Risikofaktoren, die die Entwicklung einer koronaren Erkrankung begünstigen (Fettleibigkeit, Bewegungs-mangel, hoher Cholesterinspiegel, etc.), können bereits in den ersten Jahren des Lebens ausgemacht werden.

( Kinder, die übergewichtig sind und sich nicht ausrei-chend bewegen, leiden höchstwahrscheinlich unter eben jenen Krankheiten im Erwachsenenalter.

( Gleichzeitig ist es sehr vernünftig, auch daran zu denken, dass, wenn die Risikofaktoren in der Kindheit und Ju-gend gesenkt werden (sportlichere und schlankere Kinder, Nichtraucher), d.h. in einem Alter, in dem sich noch nicht irreversible degenerative Veränderungen gebildet haben, eine deutliche Senkung der hohen Sterblichkeitsrate, die sich aus diesen Erkrankungen ergeben, erreicht werden kann.

Ist Übergewicht in der Kindheit auch mit Diabetes verbunden?Die Typ-2- Diabetes ist eine Erkrankung, die sich nor-

malerweise nach dem vierten Lebensjahrzehnt eines Menschen manifestiert. Allerdings haben die steigenden Fälle von Übergewicht bei Kindern in den Entwicklungs-ländern dazu geführt, dass derzeit diese Erkrankung bereits bei Jugendlichen diagnostiziert wird.

Aus diesem Grund, und weil die Prävention in frühen Jahren so wichtig ist, hat die USP Klinik Palmaplanas eine

Einrichtung speziell gegen Fettleibigkeit bei Kindern einge-richtet, die von einem Team von Spezialisten aus verschie-denen Fachbereichen.

KINDER IN BEWEGUNG!

Aus dieser Erkenntnis entstand “Kinder in Bewegung!” Ja, von Seiten der Kinderstation haben wir ein multi-

disziplinäres Programm zur Behandlung von Übergewicht und Adipositas bei Kindern entworfen: „Kinder in Bewe-gung!“ ist ein Projekt, um Essgewohnheiten, Lebensstil und auch emotionale Aspekte zu verändern, welche übrigens auch dazu beitragen, dass Kinder unter Übergewicht und Fettsucht leiden.

„Kinder in Bewegung!“ fördert die körperliche Aktivität und kämpft gegen die Passivität an, behandelt den Man-gel an Selbstwertgefühl und hilft den Kindern, persönliche Beziehungen zu verbessern. Dazu wird eine gesunde und ausgewogene Ernährung und Lebensweise sowohl für das Kind als auch für das familiäre Umfeld gefördert. Letztlich ist die Gesundheitserziehung ja besonders eine Frage der Familien.

An welche Kinder richtet sich das Programm? An Kinder zwischen 7 und 12 Jahren mit Gewichtspro-

blemen und Fettsucht und an ihr familiäres Umfeld.

Können Sie uns etwas mehr über die Methode des Projektes erklären?

Die Methode basiert auf der aktiven Teilnahme der Kinder einmal wöchentlich anderthalb Stunden über einen Zeitraum von 11 Wochen.

“El Ejército también ha tenido que amoldarse

a los recortes presupuestarios derivados

de la crisis”

Der Kinderarzt Jorge Muñoz wurde 2010 mit der Silbermedaille für Soziale Verdienste zugunsten von Haftgefangenen geehrt

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Wie entstand die Idee einer Reise in den Tschad, einem Land in der Geißel des gewaltsamen Konflikts, diverser Krankheiten, sozialer Gewalt und einer schlechten Gesundheitsversorgung?

Während eines Dienstes habe ich mit meiner Partnerin Dr. Reina Lladó, der Leiterin der Abteilung für Ernährung und Fettleibigkeit bei Kindern an der USP Palmaplanas, diese solidarische Reise ins Krankenhaus von Saint Joseph geplant. Das ist eine prekäre Krankenstation in Bebedjia - 600 Kilo-meter unwegsamer Straßen von N’Djamena, der Haupts-tadt des Tschads, entfernt.

Und so fing alles an…

Ja. Anfang März nutzten wir zwei Wochen Ferien und na-hmen ein Flugzeug Richtung N’Djamena, in die Hauptstadt dieses Landes südlich der Sahara.

Sie und Dr. Lladó sind Eltern einer großen Familie. War die Partnerschaft der Schlüssel für diese Entscheidung?

Selbstverständlich. Die Kooperation von zwei Eheleuten war fundamental für die Realisierung dieses Projektes.

Warum ausgerechnet der Tschad?

Magdalena Ribas, eine Schwester des Comboni Ordens aus Santa Maria, die seit 30 Jahren im Tschad hilft, kam im letzten Sommer zu mir und erläuterte die Probleme, die sie im Krankenhaus von Saint Joseph haben. Nachdem ich ihr zugehört und darüber nachgedacht habe, entschloss ich mich zu helfen.

Was fanden Sie dort vor?

Jeden Tag ist uns ein Kind gestorben - an Krankheiten, die in der westlichen Welt leicht zu vermeiden sind. Wir waren wie nackt – ausgerüstet nur mit einem Stethoskop, um für ein Leben zu kämpfen. Immer wenn ein Kind starb, fühlten wir eine große Ohnmacht. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an diese Kinder dort denke. Ständig kreisen meine Gedanken um sie und ich frage mich immer wieder: „Was mache ich hier?“

Derzeit sind über 45 Kinder längerfristig dort unterge-bracht, doch es kommen ständig neue Notfälle. Wenn die Sonne aufgeht, dann machen sich die Eltern auf einen sehr langen Weg, um die Kinder von extrem weit entfernten Dör-fern in die Krankenstation zu bringen. Die Kinder kommen sehr erschöpft und in extrem schlechter Verfassung an, denn wenn die Eltern sich für diese letzte Option entscheiden, sind die Kinder schon durch die Hände der traditionellen Heiler vor Ort gegangen.

Wie ist die Lage in der Krankenstation von Saint Joseph?

Die Krankenstation von Saint Joseph kann nicht einmal mit der ältesten und schäbigsten Krankenstation der so ge-

Muñoz berichtet über seine Erfahrungen in einem Krankenhaus im Tschad: „ Jeden Tag ist uns ein Kind gestorben – an Krankheiten, die in der westlichen Welt leicht zu vermeiden sind. Wir waren wie nackt – ausgerüstet nur mit einem Stethoskop, um für ein Leben zu kämpfen. Immer wenn ein Kind starb, fühlten wir eine große Ohnmacht.“

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SOLIDARISCHE HILFE FÜR DEN TSCHAD

nannten Ersten Welt verglichen werden. Als einziger Arzt im ganzen Krankenhaus arbeitet dort der kongolesische Arzt Paul, zusammen mit ein paar Krankenpflegern, die hervorra-gende Arbeit leisten, und den Nonnen, die irgendwie wei-termachen.

Sicherlich haben Sie und Reina dem Krankenhaus das zur Verfügung gestellt, was Sie am besten können: die Behandlung der ganz Kleinen ...

Reina Lladó und ich möchte einen weiteren Schritt tun und arbeiten deshalb derzeit an einer neuen Initiative: Wir möchten 32.000 Euro sammeln, um damit eine spezielle Ein-heit nur für Kinder in dem afrikanischen Krankenhaus von Saint Joseph errichten zu lassen, damit wir in der Lage sind, die Kleinen zumindest mit etwas Würde zu behandeln.

Deshalb sagen Sie immer: „Wir müssen die Kinder aus die-sem Verschlag herausholen!“

Ja. Die Nonnen bauen bereits mit Lehmziegeln, aber sie brauchen dringend Hilfe. Jetzt sind dort gerade 46 Grad - der Tschad ist eines der heißesten Länder in Afrika. Gerade mussten sie dort einen Hurrikan überstehen sie haben bis morgens um drei Uhr aufgeräumt und die Patienten betreut.

Wie beabsichtigen Sie das Geld für das afrikanische Kranken-haus von Saint Joseph zusammen zu bekommen?

Um die 32.000 benötigten Euro zu erlangen, bereite ich in diesem Sommer ein öffentliches Charity-Dinner vor und, wenn alles gut geht, einen weiteren Event mit einem Ein-trittsgeld von 150 Euro für berühmte Persönlichkeiten, de-ren Unterstützung ich mich gerade sichere. Außerdem mo-bilisiere ich die Unterstützung von Kollegen, damit sie dieser vergessenen Region Afrikas eine Hand reichen.

Dr. Muñoz’ Arbeit geht weit über die Medizin hinaus und er wird für seine solidarischen Projekte sehr geschätzt. Das Innenministerium hat mit ihm daher die Silbermedaille für Soziale Verdienste zugunsten von Haftgefangene für sein beständiges, wirksames und unparteiisches Engagement als freiwilliger Kinderarzt in der pädiatrischen Gesundheitsver-sorgung für Kinder von inhaftierten Müttern durch die „Uni-dad de Madres de Mallorca“ (Müttervereinigung Mallorcas) verliehen.

Konkret arbeitet Dr. Munoz seit über zwei Jahren mit der Gefängnisanstalt zusammen und besucht wöchentlich die Kinder von Frauen, die in Haft sind.

Außerdem steht er praktisch 24 Stunden am Tag für je-den kinderärztlichen Notfall zur Verfügung.

SILBERMEDAILLE FÜR SOZIALE VERDIENSTE FÜR HAFTGEFANGENE

Eines meiner großen Ziele ist es, 32.000 Euro zu sammeln, um eine Kinderabteilung im Krankenhaus von Saint Joseph, im Tschad, aufzubauen.

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