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darum- journal 4/2015 Liebe Leserin, lieber Leser, Mission bewegt – das erkennt man auf diesem Foto nicht nur am Jubiläumslogo auf den T-Shirts. Die Teilnehmenden des ersten internationalen Team Visit sind bewegt von dem, was sie auf ihrer Reise nach Ghana erlebt haben. Lassen Sie sich von Heike Bosien mit auf diese Reise nehmen. Ihre Reportage finden Sie auf Seite 4 und 5. „Mission moves“ so lautet das Jubiläumsmotto, unter dem in diesem Jahr die internationale EMS-Gemeinschaft 200 Jahre Basler Mission gefeiert hat. Jubi- läumsgottesdienste, die Ausstellung „Unterwegs zu den Anderen“, Begegnungen und Tagungen – der Kalender war voll und das Erlebte klingt sicher noch lange nach. Aber Mission bewegt uns nicht nur in einem Jubiläumsjahr, sondern es ist das Herzstück der EMS. Lesen Sie mehr davon in diesem Jahresbericht. Eine informative Lektüre wünscht Ihnen Corinna Waltz Redakteurin Jahresbericht

Transcript of journal - ems-online.org fileschen Kreisen in Thailand Pogromstim-mung gegen die Muslime im Land...

Idarum-journal

darum-journal4/2015

Liebe Leserin, lieber Leser,

Mission bewegt – das erkennt man auf diesem Foto nicht nur am Jubiläumslogo auf den T-Shirts. Die Teilnehmenden des ersten internationalen Team Visit sind bewegt von dem, was sie auf ihrer Reise nach Ghana erlebt haben. Lassen Sie sich von Heike Bosien mit auf diese Reise nehmen. Ihre Reportage finden Sie auf Seite 4 und 5. „Mission moves“ so lautet das Jubiläumsmotto, unter dem in diesem Jahr die internationale EMS-Gemeinschaft 200 Jahre Basler Mission gefeiert hat. Jubi-läumsgottesdienste, die Ausstellung „Unterwegs zu den Anderen“, Begegnungen und Tagungen – der Kalender war voll und das Erlebte klingt sicher noch lange nach. Aber Mission bewegt uns nicht nur in einem Jubiläumsjahr, sondern es ist das Herzstück der EMS. Lesen Sie mehr davon in diesem Jahresbericht.

Eine informative Lektüre wünscht Ihnen

Corinna Waltz Redakteurin

Jahresbericht

II darum-journal

Mission heute

In einer großen überregionalen Tages-zeitung finden sich an ein und demselben Augusttag 2015 auf einer Doppelseite mehrere längere Artikel, die die religiö-sen Verhältnisse weltweit beleuchten:

Ein Journalist schreibt über den erstar-kenden Protest gegen die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff in der Bevöl-kerung, der sich unter anderem aus den evangelikalen Kirchen des Landes speist. Gegen diese könne man keine Politik mehr machen. Ein zweiter Artikel führt schwere Auseinandersetzungen in einem deutschen Asylbewerberheim darauf zurück, dass afghanische Asylsuchende Koranseiten demonstrativ in die Toilette gespült hätten. Ein dritter Reporter stellt mit Sorge fest, wie sich aus buddhisti-schen Kreisen in Thailand Pogromstim-mung gegen die Muslime im Land breit mache, die sich in Regierungspolitik um-setze. In einem vierten Artikel erfahren

die Leserinnen und Leser, dass Schiiten, Christen und Jesiden im Irak weiterhin in Angst und Schrecken vor dem Islamischen Staat lebten. Eine weitere Notiz unterrich-tet über die Maßnahmen der Regierung Israels gegen gewaltbereite nationalreli-giöse Siedler.

Religion ist im 21. Jahrhundert keine private Angelegenheit geworden. Reli-gion ist immer häufiger öffentlich und fordernd. Sie will nicht nur Gesellschaf-ten umformen. Sie arbeitet auch auf politische Mitgestaltung hin, mitunter sogar auf Vorherrschaft. Mehr und mehr erlaubt sie sich, das Recht in die eigene Hand zu nehmen. Sie ist intoleranter ge-worden. Die Scharfmacher drängen die ausgleichenden Kräfte zurück. Überzoge-ne Feindbilder und Bedrohungsszenarios werden verbreitet. Eine erschreckende Bereitschaft zur Gewalt im Namen Gottes macht sich breit.

Die Missionserklärung des Ökumeni-schen Rates der Kirchen von 2013 trägt be-zeichnenderweise den Titel „Gemeinsam für das Leben“. Sie beginnt mit dem Satz: „Wir glauben an den dreieinigen Gott, den Schöpfer, Erlöser und Bewahrer al-len Lebens. Gott hat die ganze oikumene (den ganzen Erdkreis) nach seinem Bild geschaffen und ist in der Welt unablässig am Werk, um sich für das Leben einzuset-zen und es zu schützen“. Wir haben als Christinnen und Christen guten Grund zu glauben, dass wir Gottes Wirken bei den Friedfertigen erkennen. Er ist dort am Werk, wo Menschen sich für ein gelin-gendes Miteinander einsetzen. Christen sollen diejenigen sein, die nicht nur für sich selber sorgen, sondern jene im Blick haben, die leicht unter die Räder geraten. Christen machen keine Klientelpolitik mit dem ausschließlichen Blick auf ihre ei-genen Vorteile. Keinesfalls stiften sie zur Gewalt an.

Wir können das nicht tun, ohne den Na-men Jesu Christi zu nennen. Die friedfer-tige und lebensfördernde Botschaft ist die des gekreuzigten Gottessohnes. Wir ha-ben uns das nicht ausgedacht. Das Werk des barmherzigen Gottessohnes unter den Menschen und seine Bereitschaft, da-für auch Leiden in Kauf zu nehmen, haben uns angesprochen und wir versuchen, das in unserem Leben wirken zu lassen. Un-sere Mission geht dem Christus nach, den wir als Weggefährten der Unscheinbaren kennengelernt haben.

Mission im Namen Christi im 21. Jahr-hundert stellt sich gegen überzogen auf-trumpfende und beängstigende Züge von Religion. Unsere Mission ist es, Gottes heiligen Namen zu ehren, indem Men-schen ihn mit Großherzigkeit und Achtung vor dem Anderen verbinden.

Jürgen Reichel

Mission für ein Miteinander

Die Zeitungen sind gefüllt mit Nachrichten von Krisen, Konflikten und Unruhen – oft auch religiös motiviert. Mission im Namen Christi habe dem etwas entgegen zu setzen, ist Jürgen Reichel überzeugt.

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EMS-Generalsekretär Jürgen Reichel beobachtet bedrohliche Instrumen-talisierung von Religion. Umso wichtiger wird die friedensstiftende Mission im Namen Christi – unsere Mission.

IIIdarum-journal

Meditation

Einer der frühen und sehr prägenden Eindrücke meiner Zeit in Indien war ein Gespräch mit einem Masterstudenten der Theologie im Tamilnadu Theological Seminary (TTS) in Madurai, Südindien. Er berichtete über Dorfgemeinden in den ländlichen Gegenden Tamil Nadus und seine Arbeit dort. Als junger Pfarrer nach der Ordination habe er sich zunächst besonders über das rege Interesse an Abendmahlsfeiern gefreut und die Fröm-migkeit der Gemeinde gelobt. Bald war klar, dass nicht nur Christen die Abend-mahlsgottesdienste besuchten, sondern auch in den kleinen Orten lebende Hin-dus und Muslime. Sein vorsichtiges Nach-fragen ergab recht schnell, dass für einen grossen Teil der Gottesdienstbesucher Brot und Wein des Abendmahls die ein-zige Mahlzeit des Tages waren. Er habe dann, so berichtete er, das Geld aus dem Budget für Wein und Brot in Reis und Lin-sen angelegt, gemeinsam mit den Men-schen gekocht und nach dem Gottesdienst gegessen.

Eine andere Erfahrung will ich schil-dern: Ein Kollege im TTS feierte in seiner Sonntagabend Andacht das Abendmahl mit uns, der College-Gemeinde. Bevor er uns zum Tisch des Herrn einlud, erklärte er, dass er an diesem Tag nach dem Mit-tagessen einige Häuser auf dem Campus besucht und die Reste des Mittagsmahles erbeten habe. Die habe er dann zusam-mengeschüttet und – wir sollten nicht erschrecken – sie bildeten für diesen Got-tesdienst die Elemente des Abendmahls.

Dalits, die Kastenlosen oder Unberührba-ren, die als Tagelöhner arbeiten, müssen von ihren Arbeitgebern, die in der Regel nicht Dalits sind, verköstigt werden; so will es die Tradition. Aber ein Aufwand wird dafür nicht betrieben. Was immer übrig ist, wird in ein Gefäß geschüttet und den hungrigen und erschöpften Arbeite-rinnen und Arbeitern und ihren Famili-en zum Essen gereicht, auch die Abfälle der eigenen Mahlzeit. Ob diese Praxis ein Ausdruck unmenschlicher Demütigung ist, ob das zur Verfügung gestellte Essen ausreichend für alle ist, das interessiert nicht; viel wichtiger ist ihnen, das Gefäß nach beendeter Mahlzeit draussen im Hof zu reinigen und darauf zu achten, dass es für die Familie im Haus nicht benutzt wird.

Welche Mission bewegt mich?Für Dr. Kerstin Neumann, neue Leiterin der Abteilung Mission und Partnerschaft in der EMS-Geschäftsstelle, sind zwei Abend-mahlsszenen aus Indien zu einer persönlichen Mission geworden.

Von einem solchen Büffet können die Tagelöhner in Indien nur träumen, sie bekommen meist die Reste ihrer Arbeitgeber in einen Topf geschüttet vorgesetzt.

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Wir Christen feiern im Abendmahl un-sere Teilnahme am Heilsgeschehen Gottes in der Welt, Menschwerdung, Kreuzigung und Überwindung des Todes. Das Abend-mahl macht unsere Gottesbeziehung konkret und lebendig. Christus ist mitten unter uns und wir sind nach dem Mahl gestärkt und mit Gott als auch mit unse-ren Mitmenschen verbunden.

Ich habe am Abendmahl der gemisch-ten „Mittagessen-Saucen“ nicht teilneh-men können. Aber jedes Abendmahl, das ich feiere, enthält seither für mich den Aufruf, nicht nur an diejenigen zu den-ken, die hungern und unter unwürdigen Bedingungen leben, sondern gegen solch unsagbares Unrecht mit all meiner Kraft anzukämpfen.

Kerstin Neumann

IV darum-journal

Gemeinsame Mission

„Hier ruht Kölle‘s Erstgeborener“ lese ich auf dem Friedhof von Abokobi. Ein namenloses Kind wird am 10. Januar 1893 vor den Toren Accras bestattet. „Hiob“ ist noch auf dem Emailschild zu lesen. Der Vers ist verschwunden. Sechszehn Mona-te später stirbt die Mutter Lina Kölle. Ei-nen Tag vor ihrem 30. Geburtstag. Auch sie hat ihr Grab hier in Abokobi. Lina und ihr Mann gehörten zu den vielen jungen Menschen, die im 19. Jahrhundert im Auftrag der Basler Mission nach Ghana aufbrachen. Mitte 20 waren sie. Voller Ideen und hoffnungsfroh. „Was fühlen Sie, wenn Sie an den Gräbern dieser Mis-sionare stehen?“, fragt uns das Stamme-

soberhaupt von Odumase-Krobo, Nene Sakitte II. „Es sind meine Vorfahren“, sagt er, „und es sind Ihre Vorfahren. Wir haben hier in Ghana den Basler Missio-naren sehr viel zu verdanken. Wir wären ohne sie nicht das Land, das wir sind.“ In einem Land, in dem der Ahnenkult zur traditionellen Religion gehört, werden die Missionare ebenfalls hochverehrt, zu-mal wenn sie als diejenigen angesehen werden, die sich aus Sklavenhandel und kolonialer Ausbeutung herausgehalten haben. Auf die guten Verbindungen zwi-schen Kirche und dem Stammesober-haupt ist Nene Sakitte II stolz: „Wenn Sie ein Kind hätten, und es käme jemand wie

Zimmermann mit anderer Hautfarbe, an-deren Gesichtszügen und einer anderen Religion und würde sagen, geben Sie mir ihr Kind in die Ausbildung. Hätten Sie es getan? Mein Urgroßvater hat es getan. Er gab Zimmermann einen seiner Söhne.“ Mit dieser Geste begann 1858 die Zusam-menarbeit zwischen Johannes Zimmer-mann aus Gerlingen und dem damali-gen Stammesoberhaupt in Odumase. Mit diesem Schritt entschied sich an diesem Ort die Offenheit der traditionellen Macht gegenüber den Einflüssen und Ideen je-ner Fremden, die von Europa nach Ghana kamen.

Auf den Spuren der MissionOdumase ist einer der Orte, an dem die Prägung Ghanas durch die Arbeit der Basler Mission bis heute mit Händen zu greifen ist. Die neunköpfige internationale Gruppe, die zum Team Visit der EMS nach Ghana gereist ist, staunt immer wieder. In zahlreichen Begegnungen und Ge-sprächen im ganzen Land wird für uns offensichtlich, wie vieles Menschen mit dem Stichwort „Basel“ bis heute verbin-den. Ob Schulsystem, Gesundheitswesen, Verschriftlichung der indigenen Sprachen, Bibelübersetzungen, Landwirtschaft, Handelsbeziehungen – alles scheint auf eine Weise von jener Arbeit beeinflusst zu sein, die mit der Ankunft der ersten Basler Missionare 1828 begann.

Schnell wird uns aber in den Gesprä-chen auch deutlich, dass die entscheiden-den Impulse für den Erfolg der Arbeit oft von Einheimischen ausgingen, die mit den Missionaren eng zusammenarbeite-ten. So wie jedes Stammesoberhaupt ei-nen Linguisten an seiner Seite hat, der die offiziellen Gespräche lenkt und führt, so hatten die Missionare stets Brückenbauer um sich, die ihre Arbeit in den ghanai-schen Kontext hinein übersetzten. Das Er-innern an ihre Rolle und ihre Bedeutung gehört mit auf die Tagesordnung, wenn

Mission damals und heute –ein Team-Besuch in GhanaIm September fand in Ghana der erste von vier internationalen EMS-Team Visits statt. Zu Gast bei der Presbyterianischen Kirche von Ghana fragten Teilnehmende aus Korea, Japan, Südafrika, Ghana und Deutschland nach der Bedeutung von Mission heute und nach den Spuren der Basler Mission im Land. Heike Bosien war mit dabei.

Ein Festgottesdienst darf anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der Basler Mission nicht fehlen – mittendrin die internationale Delegation des Team Visit.

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Vdarum-journal

Gemeinsame Mission

Trommeln, Schlafmatte, Trompete und Lampe vom Basler Missionar Fritz Ramseyer. Man hat sie über hundert Jahre als kostbare Zeitzeugen der Missionsarbeit in und um Kumasi gehütet, nun werden sie stolz den internationalen Gästen präsentiert.

Heik

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Sdie Presbyterianische Kirche in diesem Jahr mit vielen Aktivitäten, nationalen Veranstaltungen und einer Ausstellung in Accra auf 200 Jahre Basler Mission zu-rückblickt.

„Africanize christianity“, den christli-chen Glauben afrikanisieren, das sei die Aufgabe vor der wir stehen, so Pfarrer An-drews Odonkor am Ende des Symposiums am 17. September 2015 in Accra zum The-ma „200 Jahren Basler Mission“. Es ist ge-wiss keine neue Aufgabe. Ob Trommeln, traditionelle Gewänder oder Musik, vieles hat sich im Gottesdienstleben der Presby-terianischen Kirche von Ghana (PCG) in den letzten Jahrzehnten gewandelt. Doch für viele gehen diese Veränderungen nicht weit genug. Junge Leute wünschen sich mehr Heilungsgottesdienste, mehr freie Gebetstreffen, mehr Geist-Orientierung. Professor Martey, Moderator der PCG, nimmt diese Elemente auf, wenn er sagt: „Jede Kirche muss pfingstlerisch, charis-matisch und apostolisch sein.“ Das klingt zunächst harmlos, doch hinter diesen Worten stehen richtungsweisende Ent-scheidungen und Fragestellungen: Wohin entwickelt sich die PCG? Wieviel Basel-Balast muss da noch über Bord? Wie viel Hinwendung zu pfingstlerisch-charisma-tischen Gottesdienstformen braucht es? Was ist presbyterianische Identität? Was unterscheidet diese Kirche von allen an-deren im Land? Es sind spannende Fra-gen, die wir mit ganz unterschiedlichen Menschen auf unserer 12-tägigen Reise diskutieren.

Musik als Teil der MissionImmer wieder ist es das Musikleben, an dem sich diese Frage entzündet. Wird ein Lied zu langsam gesungen, dann heißt es „That's Basel“. Werden die Drums un-terlegt und das Tempo verdoppelt, sind wir beim presbyterianisch-afrikanischen Stil angelangt. Alte europäische Hym-nen finden ihren Platz neben englischem

Lobpreis und eigenen Kompositionen. Die Mischung aus europäischen Wur-zeln und Erneuerung prägt das heutige Erscheinungsbild der PCG. „Noch“, sa-gen manche. „Musik ist ein sehr großer Teil der Mission“, sagt Emmanuel Tettey, der als ghanaisches Mitglied den Team Visit begleitet. Jede Band, jeder Chor ist ein eigenes Missionsprojekt. „Musik be-geistert die Menschen und macht sie le-bendig“, so Tettey. Musik ist Teil der Mis-sionsarbeit in Ghana und gleichzeitig ein Seismograph für die Afrikanisierung des Christentums und den Umgang mit den eigenen Wurzeln. Für die Ghanaerin Eli-sabeth Aduama, ebenfalls Mitglied der Delegation, ist aber auch klar: „Alle Ge-nerationen brauchen ihren Platz in unse-rer Kirche“ – auch jene, die noch stärker von europäischen Chorälen geprägt sind. Sie begeistert es, wenn die alten Frauen im Gottesdienst zu lauter Bandmusik tan-zen und gleichzeitig Choräle schmettern. „Erinnert ihr Euch an jene fast 90-Jährige in Akropong?“, fragt Elisabeth lachend bei der Auswertung. „Diese alte, schmächtige

Frau mit ihrer Sonnenbrille, die uns tan-zend entgegenrief: „I'm always happy in my fathers house. I must be happy. I don't need a disco.“

Heike Bosien

Mission im Teamspiegel

Anlässlich des 200. Jubiläums der Basler Mission besuchen 2015-2016 vier international besetzte Delegati-onen EMS-Mitgliedskirchen in Ghana, Indien, Deutschland und Indonesien. Die vier Teams haben die Aufgabe, dem Missionsverständnis der verschiedenen EMS-Kirchen auf den Grund zu gehen. Die Teamglieder setzen das, was sie vor Ort finden, in Bezug zum Missionsver-ständnis ihrer eigenen Kirchen. Es ent-steht so ein „Missionsspiegel“ – eine gegenseitige Reflektion dessen, was die Kirchen der EMS-Gemeinschaft un-ter Mission verstehen. Die Ergebnisse der vier Besuche werden Anfang 2017 in einem anschließenden Symposium zusammengetragen und ausgewertet.

Riley Edwards-Raudonat

VI darum-journal

EMS-Projekte

Christinnen und Christen stellen in der indischen Gesellschaft eine Minderheit dar. Menschen unterschiedlichen Glau-bens leben Tür an Tür und das nicht nur in den Städten, sondern auch in den ent-legenen Dörfern. Neben den Gemein-depfarrerinnen und -pfarrern der Kirche von Südindien (CSI) müssen vor allem auch die Katecheten und Missionarinnen bei der Weitergabe des Evangeliums re-spektvoll auf die pluralistische Gesell-schaft reagieren. Angesichts der immer wieder aufflammenden Spannungen in Indien sind Formen eines interkulturell und interreligiös sensiblen christlichen Zeugnisses gefragt. Dafür bedarf es einer fundierten Ausbildung und regelmäßiger Schulungen. Neben etwa 4.000 Pfarrerin-nen und Pfarrern, die die vier Millionen Gemeindemitglieder der CSI versorgen, gibt es etwa 2.000 Missionarinnen und Missionare, die vor allem in entlegenen Gebieten, in sogenannten ‚mission fields‘, das Leben der Menschen teilen, ein offe-nes Ohr für ihre Nöte und Sorgen haben, und mit ihnen über die Gute Nachricht sprechen. Obwohl viele von ihnen kaum ausgebildet sind, leisten sie erstaunliche Arbeit. Sie zu stärken, ist Aufgabe der Ab-teilung Mission und Evangelisation der Kirche von Südindien.

Im Fokus steht nicht nur die Weiterbil-dung der Missionare, sondern auch die

Fit für die Gemeindearbeit

ihrer Frauen und der Missionarinnen. Die Frauen spielen eine wichtige Rol-le, wenn es darum geht den Ehefrauen, Müttern und Mädchen in den Dörfern zur Seite zu stehen. In einem extra eingerich-teten Trainingsprogramm werden diese in ihren Führungsqualitäten und ihrer Fähigkeit, sich mit sozialen Fragen aus-einanderzusetzen, gestärkt. Die Frauen-arbeit der jeweiligen Diözese organisiert und plant dieses Programm. Das Training selbst erfolgt nach dem Train-the-Trainer-Prinzip. Das heißt, die Frauen geben ihre erworbenen Fähigkeiten anschließend an andere weiter. Sie können dann den Ge-meindemitgliedern und deren Familien als Gesprächspartnerinnen zur Seite ste-hen und ihnen helfen, mit den verschie-denen Herausforderungen des Lebens umzugehen. Sie ermutigen die Menschen

zum Gottesdienstbesuch und fördern ei-nen positiven Blick auf den christlichen Glauben. Zu ihren Aufgaben gehört es auch, das Bewusstsein in moralischen und ethischen Fragen zu stärken und ge-gen Ausgrenzung und Diskriminierung vorzugehen.

Ruthamma und ihr Mann sind schon lange Missionare. Derzeit arbeiten sie in Garlagudem in der Dornakal-Diözese. Ruthamma erzählt: „Das Führungskräf-tetraining für Missionarsfrauen hat mich ermutigt, meinen Dienst auf sinnvolle Weise zu tun – indem man die Menschen durch Bibelarbeit an die Bibel heran-führt, sie aber auch bei gesundheitlichen Fragen unterstützt und ihnen seelsorger-liche Beratung anbietet. Die ganze Kir-che schätzt die Weiterbildungsangebote sehr!”

Die Kirche von Südindien bietet ihren Mitarbeitenden eine Viel-zahl an Weiterbildungsmöglich-keiten, nur so sind diese ihren Aufgaben in der multireligiö-sen, sich rasant verändernden Gesellschaft Südindiens ge-wachsen.

Frauen spielen eine wichtige Rolle im Leben des Dorfes und in der Gemeinde. Sie sind es, die den Ehefrauen, Müttern und Mädchen in den Dörfern zur Seite stehen. Daher bietet die Kirchen von Südindien für sie spezielle Weiterbildungsprogramme an.

CSI

VIIdarum-journal

Kinder – sie sind die Zukunft der Kirche. Das weiß auch die Kirche von Südindien und investiert daher in die junge Generation und in die Ausbildung der Kindergottesdienst-Mitarbeitenden.

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Sorge um den Nachwuchs – auch in SüdindienFür ihre Arbeit mit Kindern und Jugendli-chen sucht die Kirche von Südindien nach neuen Wegen. Schulstress, Freizeitmög-lichkeiten und der Zugang zu Fernsehen und Internet haben im Vergleich zu frü-her deutlich zugenommen. Das Interesse an kirchlichen Angeboten lässt hingegen nach. Eine bedenkliche Entwicklung für die 15.000 Gemeinden der CSI, denn über eine Million der CSI-Mitglieder sind Kin-der und Jugendliche unter 18 Jahren.

Damit die jungen Gemeindemitglieder wieder gerne in den Kindergottesdienst kommen, bietet die CSI für ehrenamtliche Mitarbeitende Aus- und Fortbildungen an, in denen die Ehrenamtlichen lernen, den Kindergottesdienst zeitgemäßer zu gestalten. Jedes Jahr finden in vier Diöze-sen der CSI Fortbildungen für jeweils 50 Mitarbeitende statt. Dort lernen sie unter anderem etwas über die städtische oder ländliche Lebenswelt der Kinder und Ju-gendlichen sowie über das Weltbild der heutigen Generation. Die christlichen Erzieherinnen und Erzieher lernen, die Bibel mit den Augen der Kinder zu lesen und zu verstehen. Sie werden psycholo-gisch und pädagogisch geschult, damit

Jeder Beitrag hilft, die Gemeindear-beit der Evangelisten, Katechetinnen und Ehrenamtlichen in den ländlichen Gebieten Südindiens weiter zu stärken und voranzubringen.

Helfen Sie mit Ihrer Spende!

Stichwort: Südindien, Fortbildungen für den Gemeindeaufbau Spendenkonto Evangelische Mission in Solidarität (EMS)Evangelische Bank eGIBAN: DE85 5206 0410 0000 0001 24BIC: GENODEF1EK1

sie zudem besser auf die einzelnen Kinder eingehen können. Ein zweiter Schwer-punkt der Seminare liegt auf der Vermitt-lung von spielerischen Methoden, die in

EMS-Projekte

Mission bewegt: Projekte vernetzen sich

2015 förderte die EMS 115 Projekte in der Evangelisations- und Menschen-rechtsarbeit, der Armutsbekämpfung und im Diakonie- und Bildungssektor ihrer Mitgliedskirchen. In den Projekten gewinnen die Themen und Ziele der Ge-meinschaft praktische Gestalt. „Mission bewegt“ heißt hier: Wir tauschen uns aus, wir lernen voneinander und wir bewegen gemeinsam etwas über unsere Region hinaus.Konkret wird das etwa in Sulawesi, wo die Toraja-Kirche ein erfolgreiches Dor-fentwicklungsprogramm betreibt, das Gesundheitsversorgung, landwirtschaft-liche Entwicklung und interreligiösen Dialog einschließt. Drei weitere Kirchen vor Ort kooperieren mit dem Programm, um eigene Entwicklungszentren nach

demselben Modell aufzubauen. Auch in anderen Bereichen wie der beruflichen Bildung und der Arbeit mit Behinderten ist der Wunsch groß, mit Projekten aus anderen Kirchen und Ländern innovative Ansätze und Fachwissen auszutauschen. Durch diese Vernetzung Bewegung in die gemeinsame Mission zu bringen, ist eine zentrale Aufgabe der EMS-Projekt-förderung für die nahe Zukunft.Ein weiterer Schwerpunkt ist die soge-nannte Wirkungsorientierung: Schon in der Planung eines Projekts fragen sich die Kirchen dabei, welche konkreten Auswirkungen ihr Vorhaben auf das Leben der Betroffenen haben soll. Also wie es durch das Projekt gelingen kann, eine schlechte Ausgangssituation nach-haltig positiv zu verändern. Auch dieser Paradigmenwechsel bewegt viel in der Mission.

Christine Grötzinger

den Kindergottesdienst eingebaut werden können, um diesen lebendiger und kind-gerechter zu gestalten.

Angelika Jung

VIII darum-journal

Europa sieht sich mit neuen Heraus-forderungen konfrontiert. Die Situation in Syrien mit seinen Nachbarländern, die zunehmende Verarmung und Ausweglo-sigkeit, politische Unterdrückung sowie die Benachteiligung von Minderheiten in vielen Ländern Afrikas, Asiens, Latein-amerikas, aber auch in Europa führen vermehrt dazu, dass sich Menschen in ih-ren ausweglosen Situationen auf den Weg in die Länder Europas machen, in denen sie Schutz und hoffentlich Arbeit bekom-men. Viele finden Zuflucht in einem Euro-pa, das mit einer wirtschaftlichen Unaus-gewogenheit kämpft und in wesentlichen Fragen mühevoll um Einigkeit ringt. Ihre

neu geschaffene Währung, eine histori-sche Errungenschaft, findet keinen Boden unter den Füßen.

Die geopolitische Lage beeinflusst auch maßgeblich die Arbeit der EMS. Schwer-punkte der Arbeit waren im vergangenen Jahr die Krisenregionen der Welt. Für die Unterstützung in Syrien sowie in den Nachbarländern oder in Nigeria für die Kirche der Geschwister, zu der die Basler Mission – Deutscher Zweig und Mission 21 Beziehungen unterhalten, konnten im Jahr 2014 umfangreich Mittel eingewor-ben werden.

Neben der deutlichen Zunahme von Spendeneinnahmen, die mehr und mehr

für konkrete Projekte und Programme eingehen, hat sich insgesamt die Einnah-mesituation weiter konsolidiert. Beiträge und Ersätze sind im geplanten Umfang eingegangen. Einzig Erträge aus Finanz-anlagen haben aufgrund der Niedrigzins-situation stagniert, die weiterhin durch die maßgeblichen Zentralbanken fortge-führt wird. Finanzinvestments in nachhal-tige Kapitalfonds zur langfristigen Siche-rung der Kaufkraft, der Rückstellungen und Rücklagen werden sorgsam durch den Finanzausschuss der EMS geprüft.

Die erfreuliche Entwicklung bei den Einnahmen erlaubte es, im Jahr 2014 zu-sätzlich Mittel für Projekte und Program-me zur Verfügung zu stellen. So sind die Ausgaben für diesen wichtigen und zent-ralen Bereich der EMS deutlich angestie-gen. Eine Entwicklung, die nach ersten Hochrechnungen im September auch im Jahr 2015 anhalten wird. Dadurch wird die nachhaltige und verlässliche Partner-schaftsarbeit der EMS gestärkt.

Jahresrechnung 2014

Krisenregionen bestimmen das Weltgeschehen. Die EMS-Gemeinschaft antwortet mit ideellem und finanziellem Beistand.

EMS-Finanzen

2.971.474,75

2.343.887,83

3.974.871,67 3.957.876,76

873.026,571.015.511,75

31.253,09

547.457,89

163.411,84147.779,19

67.069,9158.529,48

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2.500.000

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3.500.000

4.000.000

2014 2013 2014 2013 2014 2013 2014 2013 2014 2013 2014 2013

Spenden/Opfer Zuwendungen durchKirchen

Erstattungen und Beiträge Durchlaufende Spenden Zinsen und Dividenden Verkaufs-erlöse

Fairtrade

Jahresvergleich - Einnahmen

Gesamt Einnahmen 2013: 8.071.082,90 €2014: 8.081.107,83 €

Jahr

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IXdarum-journal

Kinder und Jugendliche erhalten Zu-kunftsperspektiven, Kranke und von der Gesellschaft Ausgegrenzte erfahren Zuwendung. Wo Gewalt und Krieg herr-schen, werden Zeichen des Friedens und der Versöhnung gesetzt. Wo Menschen in Angst und Not leben, gewinnt die Hoffnung Raum. Dies ist möglich, weil an vielen Orten Menschen von Gottes Geist bewegt werden, und weil wir auf diesem Weg miteinander und voneinan-der lernen.

Mit Ihrer Hilfe können wir künftig noch mehr tun!

Um die Partnerschafts- und Bildungsar-beit der EMS weltweit unter den Mitglie-dern, aber insbesondere in der Öffent-lichkeit weiter zu vernetzen, wurde in die Öffentlichkeitsarbeit mit einem neu auf-gestellten Team investiert. Zudem rückt der Bereich Social Media mehr und mehr in den Fokus, um Netzwerke aufzubauen und zu pflegen.

Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit in inhaltlicher, aber auch finanzieller Hin-sicht sind die Jugendprogramme – allen voran das Ökumenische Freiwilligen-Programm (ÖFP), welches im Jahr 2013 ausgeweitet wurde. Im Jahr 2014 wurden im Süd-Nord-Austausch acht junge Men-schen aus unseren Mitgliedskirchen in Gemeinden im Südwesten Deutschlands vermittelt. Das Nord-Süd-Programm, ge-fördert über das weltwärts-Programm der deutschen Bundesregierung, vermittelte 35 Freiwillige. Die Erfahrungen, die die jungen Menschen in den jeweiligen Kul-turen sammeln, sind von unschätzbarem Wert und stärken das Bewusstsein für das

EMS-Finanzen

1.794.070,46

1.612.858,18

150.052,83225.399,33

843.478,68 767.148,80

1.072.019,33

564.362,56

416.616,70432.129,91

3.275.462,09 3.318.187,33

88.548,29

547.457,89

300.000,00

600.000,00

140.859,453.538,90

0

500.000

1.000.000

1.500.000

2.000.000

2.500.000

3.000.000

3.500.000

2014 2013 2014 2013 2014 2013 2014 2013 2014 2013 2014 2013 2014 2013 2014 2013 2014 2013

PersonalkostenProgrammarbeit

PersonalkostenÖkumenischeMitarbeitende

PersonalkostenVerwaltung

SachkostenProgrammarbeit

SachkostenSonstige

Zuwendungenan Partner

DurchlaufendeSpenden

Rücklagen-zuführung

Überschuss

Jahresvergleich - Ausgaben

Gesamt Ausgaben2013: 8.071.082,90 €2014: 8.081.107,83 €

Unterstützen und stärken Sie die EMS-Stiftung mit Ihrer Spende, Zustiftung oder einem Nachlass.

Damit mehr Menschen die Hilfe bekom-men, die sie dringend brauchen.

Stiftungskonto:Evangelische Bank eGBLZ 520 604 10, Konto Nr. 333 333 7IBAN: DE31520604100003333337BIC: GENODEF1EK1

Andere und zum Teil fremd Erscheinende in dieser Welt.

Den großen Herausforderungen, denen unsere Arbeit in vielen Ländern und Regi-onen begegnet, können wir uns auch wei-terhin stellen. Dank stetiger und nachhal-tiger Unterstützung vieler Einzelner und

unserer Mitgliedskirchen ist Kontinuität und Verlässlichkeit gewährleistet, wichti-ge Elemente einer Programm- und Pro-jektarbeit. Mit den Schaubildern sind die wesentlichen Einnahmen und Ausgaben dargestellt.

Rudolf Bausch

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Elin, 26, China, MusiklehrerinEs ist wunderschön hier. Der Himmel ist blau, die Luft frisch und klar. Die Deut-

schen sind so, wie ich es mir vorgestellt habe. Pünktlich, halten sich an Abma-chungen, alles ist in Ordnung. Die Straßen sind sauber, die Küchen blitzblank. Ich habe gleich ein Foto von einem deutschen

Besteckkasten gemacht. In China liegt al-les durcheinander.

Bobo, 24, Hongkong, StudentinDer Kirchentag war das größte Kirchen-Event, das ich je erlebt habe. Ich habe mir dort ein Henna-Tatoo machen lassen. Der Erlös war für Bedürftige in Indien. Ganz toll fand ich die Kirche, bei der jeder, der

wollte einen gläsernen Mosaikstein hin-zufügen konnte. Wie schon beim Camp in China ist mir aufgefallen, dass deutsche Frauen und Männer gleich stark sind. Deshalb bieten deutsche Männer nur Hilfe an, wenn man sie fragt.

Iris, 26, Deutschland, MedizintechnikerinIch habe mich sehr gefreut, die Leute wie-der zu sehen, mit denen ich im Workcamp in China und Malaysia war. Mit manchen habe ich Kontakt gehalten. Ich wollte un-seren Gästen etwas zurückgeben, was wir an Gastfreundschaft in Asien erfahren haben. Auf dem Kirchentag konnten sie sehen, wie viele Christen es bei uns gibt, und wie öffentlich wir unsere Religion ausüben.

Wallex, 23, Malaysia, Pfarrer

Unser Kirchenpräsident hat uns aus tau-senden Jugendlichen ausgewählt, um nach Deutschland zu kommen, unseren Glauben zu teilen, unsere Kultur auszu-

„Deutsche sind gläubig, auch wenn sie nicht dauernd beten“

Das vierte Internationale Workcamp zum 200. Jubiläum der Basler Mission fand in Deutschland statt. Welche Erfahrungen die internationalen und die einheimischen Teilnehmenden gemacht haben, hat Sabine Eigel zusammengestellt.

Mission packt an

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Es war das vierte Internationale Workcamp unter dem Motto „Mission moves“. Diesmal trafen sich etwa 30 junge Menschen aus Deutschland, Ma-laysia, Hongkong und China in Heilbronn. Eine kleinere Gruppe mit Gästen aus Ghana und Nigeria war in Beuggen zugange. Im Mittelpunkt standen gemein-same Arbeitseinsätze auf verschiedenen Baustellen und das Wiedersehen mit vertrauten Gesichtern von den letzten Camps in Kamerun, Südchina und Sabah in Malaysia. Klar, dass der Besuch auf dem Kirchentag in Stuttgart das fleißige Werkeln auf angenehme Weise unterbrochen hat. Auf dem Campingplatz, im Besitz der Kirchengemeinde Großgartach und Schluchtern, hielt selbst strö-mender Regen die Jugendlichen nicht davon ab, Stein für Stein durch das Ju-gendhaus zu transportieren, um eine neue Terrasse zu bauen. Sabine Eigel hat einige von ihnen nach ihren persönlichen Eindrücken gefragt.

XIdarum-journal

Mission packt an

Internationaler Jugend-Workshop in Planung

Was habe ich heute gelernt? Was war überraschend, was war komisch? Was war für mich „die kostbare Perle des Ta-ges“? Zu diesen Fragen haben die fünf Teilnehmenden aus dem Internationa-len EMS-Jugendnetzwerk an der „Ver-sammlung für eine neue Solidarität“ der Taizé-Bruderschaft vom 9. bis 16. August ein Tagebuch geführt und sich einmal täglich ausgetauscht. Dominic aus dem Jugendnetzwerk in Ghana, Ika aus Indonesien, Melina aus Indien und Tine und Anna aus Deutschland haben sich auf den Weg dorthin gemacht, um sich für den bevorstehenden Ju-gendworkshop im Rahmen des EMS-Fokus 2016 in Indien inspirieren zu lassen. Sie haben Workshops besucht wie „Kunst – Das Evangelium ohne Worte“, „Rolle der Christen in der Po-litik“ oder „Solidarität – Wage, Bezie-hungen aufzubauen und Unterschiede zu überwinden“, um nur einige Bei-spiele zu nennen. Ihre Erfahrungen aus den Workshops und die Methoden, die sie kennen gelernt haben, sollen in die Planung des Jugendworkshops in Indien einfließen. Für die Teilnahme in Indien ist große internationale Be-teiligung geplant: Vertreterinnen und Vertreter der Jugend aller Kirchen der EMS-Gemeinschaft werden dazu ein-geladen. Die Gruppe nimmt am Na-tionalen Jugendtreffen der Kirche von Südindien teil und wird dort das Fokus-Thema „Leben in Fülle für alle – Missi-on in Solidarität“ einbringen.

Birgit Grobe-Slopianka

tauschen, Liebe zu teilen, Freundschaft zu stärken. Letztes Jahr haben uns die Deutschen in Sabah geholfen, jetzt war es unser Wunsch, ihnen zu helfen. Es ist die erste Reise meines Lebens, sie ist wun-derbar. Die hiesigen Gottesdienste finde ich sehr traditionell, mit klassischen Lie-dern, die schon vor 100 Jahren gesungen wurden.

John, 26, Malaysia, IT ManagerIch kann nun sehen, wie die Deutschen ihren Glauben leben. Sie sind viel unkom-plizierter als wir, halten Gottesdienste, wo sie wollen. Wir brauchen dafür ein Dach über dem Kopf und Stühle. Wir dachten vor der Reise, die Kirche in Europa hätte ihre Ziele aus den Augen verloren. Aber

die Kirche nutzt ihre gute Infrastruktur, damit es anderen besser geht, und um die Moral in der Gesellschaft zu verankern. Ich habe gelernt, dass Deutsche gläubig sind, obwohl sie nicht dauernd beten, dass sie ihre Umwelt schonen, für Frieden und Gerechtigkeit eintreten. Ihr Glaube steckt ihnen im Blut. Ich finde ihr Bemühen, die Natur für die Nachwelt zu erhalten und nicht gnadenlos auszubeuten, ganz er-staunlich.

Janada, 26, Nigeria, StudentinIch dachte vor meiner Reise, die Gast-freundschaft in Afrika ist größer als in Europa. Aber das stimmt überhaupt nicht. Deutsche sind so freundlich, ich habe hier das Gefühl, zuhause zu sein, so herzlich wurde ich aufgenommen. Die Kirche in

meiner Heimat Nigeria ist anders als die deutsche. Wir tanzen und singen im Got-tesdienst, wir sind glücklich, uns dort zu treffen. Wir spenden gern dafür. Wir füh-len uns frei, Gott zu loben. Hier scheint es mir anders zu sein. Wo sind die jungen Leute, die für Stimmung sorgen? Bei uns

sind alle Generationen im Gottesdienst vereint, aber die Mehrzahl ist jung.

Robin, Architekt, Mitglied des LeitungsteamsLetztes Jahr beim Workcamp in Malaysia war die Gruppe die ganze Zeit zusammen. Diesmal gab es mehrere Stationen: Wup-

pertal, Stuttgart, Heilbronn und Basel. Die Atmosphäre ist super, egal wie das Wetter ist, alle machen mit.

Thai An, Informatikerin, Mitglied des LeitungsteamsEs war ganz schwierig für die Leute, ihre Visa zu bekommen, obwohl die Camps mit Bundesmitteln gefördert werden. Erst einen Tag vor ihrem Abflug hatten die Chi-nesen ihr Visum von der Deutschen Bot-schaft in der Hand. Die Kameruner und die Ghanaer mussten absagen, weil sie

keine Visa für Deutschland erhalten ha-ben. Das ist sehr schade.

Sabine Eigel

XII darum-journal

„Es sollte in jedem Jahr eine internatio-nale Jugendaktivität geben, wie den Work-shop in Indonesien 2014. Und die Jugend aller EMS-Mitgliedskirchen sollte dazu eingeladen werden.“ So bringt es Victo-ria, die Delegierte der Presbyterianischen Kirche in Korea auf den Punkt. Die Jugend der EMS will sich stärker an der Arbeit der Gemeinschaft beteiligen. So haben es die jungen Delegierten in der Vollversamm-lung im vergangenen Jahr eingebracht. Und so sieht es die Agenda der EMS für die kommenden Jahre auch vor.

Das Jugendnetzwerk arbeitet nun an ei-ner Jugend-Policy, um die Sichtweise der Jugend in der Arbeit der EMS zu veran-kern. Eine Arbeitsgruppe aus verschiede-nen Jugendbereichen hat sich getroffen, den Rahmen der Policy diskutiert und sich auf jugendrelevante Inhalte und Ziele verständigt. Nun sollen in internationalen Tandem-Gruppen Richtlinien für die prak-tische Arbeit in Arbeitsgruppen und Semi-naren erarbeitet werden. Hier gilt es auch zu definieren, wer eigentlich alles „EMS-Jugend“ ist. Zudem wollen die Mitglieder des Jugendnetzwerks eine theologische

Begründung für ihren speziellen Auftrag gemeinsam erarbeiten.

Das Ökumenische FreiwilligenPro-gramm, als ein Jugendbereich der EMS, hat seinen Schwerpunkt darauf gelegt, die Austauschrichtungen Süd-Nord und Süd-Süd zu stärken. Erste Erfolge zeichnen sich schon ab: Der Süd-Süd-Austausch konnte wiederbelebt werden. PARK Hae-lin, eine Freiwillige von der Presbyteri-anischen Kirche in der Republik Korea, hat in diesem Jahr zusammen mit Diana Yerlikaya, einer Freiwilligen aus Deutsch-land, ihren Freiwilligendienst im Women Worker‘s Training Centre der Kirche von Südindien in Nagalapuram absolviert. Ein weiterer Einsatz einer Freiwilligen aus der Toraja-Kirche in Indonesien war geplant, ist aber an den Visabestimmungen ge-scheitert. Leider sieht es ganz danach aus, dass alle Austauschrichtungen im ÖFP – Nord-Süd, Süd-Nord und Süd-Süd – im-mer häufiger mit Visa-Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Im letzten Jahr wurden alle Visaanträge für Indonesien abgelehnt – eine große Enttäuschung für insgesamt zehn junge Menschen, die sich intensiv

auf ihre Einsätze vorbereitet hatten. Auch für die Indonesien-Freiwilligen des aktu-ellen Jahrgangs gibt es bisher leider keine Entwarnung – die Visa-Bescheide wurden noch nicht vergeben. Aber das ÖFP-Team gibt die Hoffnung nicht auf und setzt auf die verstärkte Unterstützung durch den Nationalen Kirchenrat Indonesiens. Bei Erscheinen dieser Ausgabe sind die sechs Freiwilligen hoffentlich bereits wohlbe-halten in Indonesien angekommen.

Zurück zu guten Neuigkeiten: Im Süd-Nord-Programm haben in diesem Jahr acht Freiwillige einen Einsatz in Deutsch-land absolviert. Sie haben in Kindergärten und Gemeinden, in Partnerschaftssemi-naren und im Jugendnetzwerk mitgear-beitet. Mit acht Freiwilligen ist Deutsch-land das Gastland, das – nach Indien – die meisten Freiwilligen im Ökumenischen FreiwilligenProgramm aufgenommenhat. Birgit Grobe-Slopianka

Mission moves – Jugend in BewegungDie Jugend will sich mehr in die EMS einbringen und hat dafür auch schon konkrete Pläne.

Mission Jugend

Das EMS-Jugendnetz-werk in Deutschland trifft sich regelmäßig für ein gemeinsames

Wochenende, um Aktivitäten zu planen

und um sich auszutauschen.

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ÖFP mit Siegel ausgezeichnet

Qualität in Freiwilligendiensten ist die Bedeutung der etwas sperrigen Ab-kürzung „Quifd“. Am 1. August 2015 ist der EMS das Siegel verliehen wor-den. Es ist zunächst für ein Jahr gültig. Alle Freiwilligendienste, die sich dem weltwärts-Programm angeschlossen haben, müssen ab diesem Jahr das Siegel nachweisen, um weiterhin ge-fördert zu werden. Wir freuen uns über das sichtbare Zei-chen für die Qualität unserer engagier-ten Arbeit.

Birgit Grobe-Slopianka

XIIIdarum-journal

Dr. Rima Nasrallah begleitet als Dozentin die deutschen Teilnehmenden des Programms „Studium im Mittleren Osten“ an der Near East School of Theology in Beirut, Libanon.

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Mission Studium

Das Programm „Studium im Mittleren Osten” gibt Studierenden die Möglich-keit, ein ökumenisches Studienjahr an der Near East School of Theology in Beirut zu verbringen. Die Studie-renden lernen die Kirchen im Nahen Osten in ihrem islamischen Kontext kennen. Zudem entsendet die EMS Stu-dierende nach Japan. Am NCC Center for the Study of Japanese Religions be-schäftigen sich die Teilnehmenden aus Deutschland mit dem interreligiösen und interkulturellen Dialog in Japan. Sie reflektieren auch ihren eigenen multireligiösen Hintergrund und kön-nen später ihre Heimatkirche für einen Dialog sensibilisieren. Derzeit studie-ren fünf Teilnehmende in Japan und zwei im Libanon. Weitere Informationen unter www.ems-online.org/weltweit-aktiv/studi-enprogramme

Studienprogramme der EMS

Studieren im Angesicht von Umbruch und UngewissheitDr. Rima Nasrallah, Dozentin an der Near East School of Theology (NEST), spricht im Interview über die Besonderheiten und die Herausforderungen eines Theologiestudiums im Mittleren Osten.

Was macht das Studium an der NEST be-sonders?

Nasrallah: Die NEST ist eine Brücke zwischen Kulturen, Religionen und Tra-ditionen. Sie spricht zwei Sprachen: die Sprache des Westens und die Sprache des Ostens. Da die Schule eine protestantische Institution ist, ist den westlichen Studie-renden die Theologie vertraut. Zudem finden der Unterricht, die Gespräche und die Gottesdienste auf Englisch statt, also in einer Sprache des Westens.

Aber auch die Sprache des Ostens ge-hört zur NEST: Die Studentenschaft, der Lehrkörper und die Mitarbeitenden kom-men aus verschiedenen Ländern und Kul-turen der Region. Diese Mischung und Vielfalt ist einzigartig.

Osten und Westen sind heute nicht mehr so fern voneinander. Unser Schick-sal ist mehr und mehr miteinander ver-woben. Daher bin ich überzeugt, dass Theologiestudierende mit dem Nahen Osten als Region und all den Glaubens-traditionen hier vertraut sein sollten. Das Austauschprogramm bietet hierfür eine tolle Möglichkeit.

Theologie studieren im Mittleren Osten – was macht den Standort der NEST aus?

Nasrallah: Der Standort der NEST in Beirut ist aus verschiedenen Gründen strategisch gut gelegen, denn der Liba-non ist ein Land, in dem Religionsfreiheit herrscht. Es ist ein kleines Land und er-laubt daher problemlos Ausflüge in Nach-barländer, um Klöster und Moscheen zu besuchen. Wer in der Metropole Beirut

lebt, trifft auf Menschen mit unterschiedli-chem sozialen und religiösen Hintergrund aus allen möglichen Ländern der Welt. Das allein ist eine tolle Bereicherung. Hin-zu kommt die unmittelbare Nähe zu drei großen Universitäten: der American Uni-versity of Beirut, der Lebanese American University und der Armenian Haigazian University. Dort können unsere Studie-renden auch Kurse belegen. Aufgrund von Krieg und Konflikten leben zudem sehr viele Flüchtlinge im Libanon: aus Paläs-tina, dem Irak und Syrien. Sie geben dem Land nochmal ein ganz eigenes Gesicht.

Vor welchen Herausforderungen stehen Theologiestudierende im Libanon?

Nasrallah: Theologie ist weder ein pres-tigeträchtiges, noch ein lukratives Studi-enfach im Libanon. Studierende, die eine

Karriere oder gute Gehälter anstreben, entscheiden sich für andere Studien-gänge. Der Arbeitsmarkt für Theologen ist auf den Gemeindedienst und das Un-terrichten an einer christlichen Schule beschränkt. Protestanten sind im Nahen Osten eine verschwindende Minderheit; im Libanon bilden sie weniger als ein Prozent der Bevölkerung. Daher sind pro-testantische Kirchen weder groß, noch reich und können sich, wenn überhaupt, nur einen Pfarrer pro Gemeinde leisten. Hinzu kommt die schwierige Lage in der Region. Im Angesicht von Krieg und Ge-walt ringen viele Studierende mit der Theodizee-Frage. Sie müssen sich darauf vorbereiten, unter ständiger Gefahr zu leben und zu arbeiten. Sie werden zu-künftig Gemeinden begleiten müssen, in denen die Menschen entweder trauma-tisiert sind oder auswandern. Eine sehr unsichere Zukunft.

Das Interview führte Corinna Waltz.

XIV darum-journal

Herr RHEE Kwon-Ho, welche Aufgaben liegen als Bildungsreferent der EMS vor Ihnen und was erwarten Sie von Ihrer neuen Tätigkeit?

RHEE: Die vergangenen drei Jahre war ich bereits bei der Evangelischen Landes-kirche in Württemberg im Dienst für Mis-sion, Ökumene und Entwicklung (DiMOE) als Bildungsreferent und Ökumenischer Mitarbeiter tätig. Die Tätigkeit als Bil-dungsreferent führe ich nun bei der EMS weiter. Außerdem soll ich die Verbindung zwischen den Mitgliedskirchen der EMS und die ökumenische Beziehung zwischen Deutschland und Asien verstärken. Meine Tätigkeiten fokussieren sich jedoch nicht allein auf diese beiden Punkte, denn die aktuellen entwicklungspolitischen The-men sind die Grundlage für meine Arbeit. So wie sich die Weltpolitik ändert, ändert sich auch die Ökumene und wir müssen auf diese Veränderungen eingehen.

Welche Veränderungen meinen Sie?RHEE: Deutschland und Europa haben

bislang viel Entwicklungshilfe geleistet. Nun stehen die europäischen Länder vor einer großen Herausforderung, da sich Ökonomie und Weltwirtschaft verändern. Es gibt unter anderem im asiatischen Raum viele Schwellenländer, die bereits eine starke eigene Regierung haben und in Eigenverantwortung Politik gestalten. Diese Veränderungen sind der Ausgangs-punkt meiner Arbeit und der Grund war-um „Brot für die Welt“ diese Projektstelle

finanziert hat. Denn die veränderte Welt-wirtschaft ist auch für die ökumenische und soziale Arbeit wichtig und die Missi-onswerke möchten und müssen sich dar-auf einstellen.

Inwiefern ist die veränderte Weltpolitik für die Ökumene relevant?

RHEE: Die Schwellenländer haben nicht mehr nur eine nehmende Rolle, sondern sind bereit auch selbst Ver-antwortung zu übernehmen und eine mitwirkende Rolle in der Weltpolitik einzunehmen. Damit einhergehend gibt es aber auch immer größere Probleme, die durch das schnelle Wachstum in den Schwellenländern entstehen. Zum Beispiel die Geschlechterrolle, die Öko-logie, aber auch die anwachsende Kluft zwischen Arm und Reich. In den eins-tigen Entwicklungsländern herrschen oftmals noch traditionelle Denkhierar-chien. Doch traditionelle gesellschaft-liche Diskriminierungen bleiben nicht mehr verborgen, sondern werden glo-bal wahrgenommen. Die Länder müs-sen deshalb einen Weg finden, solche Probleme anzugehen. Durch eine gute Zusammenarbeit zwischen den Län-dern und durch eine gute Vernetzung kann ein Dialog mit vielen Ländern und

Personen entstehen. Dazu soll mein Bil-dungsauftrag beitragen.

Welche konkreten Maßnahmen stellen Sie sich vor?

RHEE: Die Themenstellung meiner von Brot für die Welt mitfinanzierten Projekt-stelle ist weit gefasst, konkrete Punkte werden noch fixiert. So möchte ich gerne vorhandene Partnerschaften in der EMS nutzen, diese ausbauen und vertiefen. Dafür muss ich zunächst die Erfahrungen und Interessen der Partnerschaften ken-nenlernen und ihre Beziehung zueinan-der erfahren. Im nächsten Schritt kann ich die bestehende Vernetzung erweitern. Und das nicht nur mit ihnen, sondern durch sie und mit anderen. Ich möchte als Brücke zwischen diesen Beziehungen stehen und die unterstützen, die Hilfe in der Entwicklungszusammenarbeit benöti-gen. Doch mein Blick richtet sich nicht nur auf kirchliche Ebenen, sondern ich träu-me von einer großen Beziehung über die kirchlichen Verknüpfungspunkte hinaus. Ich versuche immer, eine möglichst breite Vernetzung aufzubauen. Und besonders wichtig ist für solch eine Arbeit, dass ich mich selber für die vielfältigen Kooperati-onen öffnen kann.

Das Interview führte Elisa Heiligers.

„Ich möchte als Brücke zwischen den Beziehungen stehen“Anfang September hat RHEE Kwon-Ho seine Stelle als EMS-Bildungsreferent angetreten. Im Interview erzählt er von seinen neuen Aufgaben und inwieweit die Weltpolitik für die Arbeit der Missionswerke relevant ist.

Mission Bildung

Pfarrer RHEE Kwon-Ho wird in den kommenden drei Jahren als

Bildungsreferent mit Schwerpunkt Schwellenländer Asiens in der EMS-Geschäftsstelle tätig sein.

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EMS

XVdarum-journal

Erst seit August 2015 lebt Kerstin Neu-mann wieder in ihrem Herkunftsland Deutschland – nach zwanzig Jahren im Süden Indiens. Dort hat sie am Tamilna-du Theological Seminary doziert. Sie ist mit einem Inder verheiratet und hat zwei Töchter. Nach einer so langen Zeit in einer anderen Kultur fühlt sie sich nun in Deutschland manchmal fremd: „Gerade gestern musste ich über mich selbst lachen. Auf meinem Weg zur Ar-beit gehe ich an Sträuchern vorbei. Und da raschelte es. Ich bin sofort instinktiv zur Seite gesprungen und mein Kopf dachte: Schlange. Wenn es in Indien im Gebüsch raschelt, dann geht man schnell weg, weil es natürlich sein kann, dass da eine Schlange drin sitzt. Und wer will schon von einer Schlange gebissen wer-den!“ Diese Reflexe, die sie am Anfang in Indien mit Mühe erlernt hat, zeigen ihr jetzt, dass vieles in ihr indisch funk-tioniert. Diese Umstellungsphase ist eine spannende Zeit. Sich in zwei sehr unter-schiedlichen Kulturen sowohl fremd als auch zu Hause zu fühlen, rüstet Kerstin Neumann für die Internationalisierung der EMS.

Die Internationalisierung der EMS sei eine ganz entscheidende Schwelle, die vor allem durch praktischen Austausch gelingen könne, beispielsweise in ge-meinsamen Gottesdiensten, Aktivitäten und Gesprächen, so die promovierte Theologin. Es sei natürlich möglich und im Grunde genommen erwünscht, dass in einem solchen Austausch unterschied-liche kulturelle und auch religiöse Wahr-nehmungen und Überzeugungen aufein-

Zwischen zwei Kulturen balancieren

anderprallen. Ein solcher Zusammenstoß könne eine gute Basis für gegenseitiges Verständnis schaffen. Durch ihre lang-jährige Erfahrung in Indien, wo unter-schiedliche Religionen zu Hause sind, hat sie beobachtet: „Es gibt viele Menschen,

Kerstin Neumann freut sich auf ihre neuen Auf-gaben als stellvertretende Generalsekretärin und Leiterin der Abteilung Mission und Part-nerschaft.

Elis

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EMS

Kerstin Neumann lebte und arbeitete 20 Jahre in Südindien, bevor sie im August die Abteilung Mission und Partnerschaft der EMS in Stuttgart übernommen hat.

Porträt

Mitarbeitende mit Brückenfunktion

Seit 2012 ist Karina Schumacher als Ökumenische Mitarbeiterin in Ko-rea tätig. Sie arbeitet im Ökozentrum der Presbyterianischen Kirche in der Republik Korea mit und setzt sich dort seit Anfang 2015 für den Erhalt eines naturnahen Flussökosystems ein. Neben Karina Schumacher sind aus Deutschland gegenwärtig Sabi-ne Kluger nach Japan und Dorothee Beck in den Libanon entsandt. Neben diesem Nord-Süd-Austausch gibt es in der EMS-Gemeinschaft noch zwei weitere Austauschrichtungen für Mit-arbeitende. Die EMS-Geschäftsstelle ist für den Nord-Süd- und den Süd-Süd-Austausch zuständig, während die Mitgliedskirchen in Deutschland Ökumenische Mitarbeitende aus an-deren Ländern anstellen. Die Ökume-nischen Mitarbeitenden, kurz ÖMAs genannt, bringen in ihren Dienst ihre Fachkompetenz ein und nehmen eine Brückenfunktion zwischen den Kirchen in der Gemeinschaft wahr. Im Nord-Süd-Austausch sind neue Einsätze in den Regionen Afrika und Indonesien im Blick.

Weitere Informationen: http://ems-on-line.org/weltweit-aktiv/oekumenische-mitarbeitende/

sind wichtige menschliche Eigenschaf-ten, die aus Kerstin Neumanns Sicht für den gemeinsamen Austausch eine zen-trale Rolle spielen. Mit ihr hat die EMS sowohl für die Abteilung Mission und Partnerschaft als auch für die Internatio-nalisierung der EMS eine Frau mit großer interkultureller Sensibilität gewonnen.

Judith Kausch

die vor einem Dialog mit Menschen an-derer Konfessionen als auch Religionen Angst haben, weil sie befürchten: Mir könnte etwas von meinem Glauben ab-handen kommen, wenn ich mit anderen Gottesbildern, anderen Ethikvorstellun-gen und Lebensweisen konfrontiert wer-de. Das ist aber gar nicht der Fall. Im Ge-genteil: wer angeregt wird, über seinen eigenen Glauben neu nachzudenken und verständliche Antworten zu formulieren, der fühlt sich am Ende eher gestärkt als geschwächt.“

Aktiv aufeinander zuzugehen und sich eine kritische Selbstreflexion zu wahren,

XVI darum-journal

EMS aktuell

Impressum31. Jahrgang ISSN 1611-1737Zeitschrift der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)Herausgeber: Jürgen Reichel(Vogelsangstraße 62, 70197 Stuttgart) Die Evangelische Mission in Solidarität e. V. (EMS) ist ein Zusammen schluss von 23 Kirchen und fünf Missions ge-sellschaften in zehn Ländern in Asien, Afrika, dem Nahen Osten und Europa. Es setzt sich ein für weltweite Mission und kirchliche Zusammen arbeit.Mitglied der Kooperation deutsch sprachiger Missions zeitschriften Redaktion dieser Ausgabe: Corinna WaltzLayout: Helge Neuschwander-LutzVerantwortlicher Redakteurin i.S. des baden-württembergischen Pressegesetzes: Corinna WaltzRedaktionsadresse: darum-journal, EMS, Vogelsangstraße 62, 70197 Stuttgart, Tel.: 0711 636 78 -0; Fax: 0711 636 78 -55, E-Mail: [email protected], Internet: www.ems-online.orgDruck: MHD Druck und Service GmbH, Harmsstraße 6, 29320 HermannsburgVertrieb: EMS, Vogelsangstraße 62, 70197 Stuttgart, Telefon: 0711 636 78 - 0, Fax: 0711 636 78 -45, E-Mail: [email protected] Spendenkonto: Evangelische Kreditgenossenschaft eG, Konto-Nr. 124, (BLZ 520 604 10) IBAN: DE85 5206 0410 0000 0001 24 BIC: GENODEF1EK1Bezug: darum-journal erscheint vier Mal jährlich. Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.Beilagenhinweis: Überweisungsträger Exemplarische Projekte 2015Titelbild: Der Teambesuch in Ghana war nicht nur reich an neuen Erfahrungen, er hat auch richtig Spaß gemacht, erzählen die Teilnehmenden aus Korea, Japan, Südafrika, Ghana und Deutschland. (Heike Bosien / EMS)

Print kompensiertId-Nr. 1221976

www.bvdm-online.de

Seit 2013 arbeiteten die Kolleginnen und Kollegen in der Geschäftsstelle EMSig an den Vorbereitungen für den Kirchentag 2015 in Stuttgart. Nach einer gründlichen Planungsphase und der Auswahl des Veranstaltungsangebots wählte das EMS-Team in intensiver Abstimmung mit dem Kirchentagskomitee die einzelnen Veran-staltungsorte aus.

Highlights des EMS-Programms am Kirchentag waren der gemeinsame Mes-sestand von BMDZ, DOAM, EMS und EVS sowie die Jubiläums-Ausstellung "Unter-wegs zu den Anderen", der Abend der Missionswerke, das Benefizkonzert des Stuttgarter Kammerchors, das Bibelfrüh-stück und der englischsprachige Internati-onale Gottesdienst. Nach den Zusagen des Kirchentags für die EMS-Veranstaltungen liefen die Vorbereitungen ab Februar 2015 auf Hochtouren und die Vorfreude der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stieg stetig.

Elis

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EMS

Trotz brütender Hitze in den Zelten des Markts der Möglichkeiten war am Kooperationsstand von BMDZ, DOAM, EMS und EVS immer etwas los.

Kirchentag in Stuttgart – Rückblick

Die Zahl der internationalen und natio-nalen Gäste, die sich ankündigten, wurde wöchentlich größer und stieg bis auf circa 350 Gäste an. Durch den großartigen und engagierten Einsatz der Mitarbeiterin-nen und Mitarbeiter der EMS sowie der Ehrenamtlichen fanden auch spontan an-gereiste Gäste gute Übernachtungsmög-lichkeiten. Auch die Freundlichkeit des Kirchentagkomitees und der Pfadfinder haben zum Erfolg des Veranstaltungspro-jektes beigetragen.

Die EMS-Veranstaltungen während des Kirchentags fanden zwischen Donnerstag, dem 4. Juni und Samstag, dem 6. Juni statt. Ein Kooperationsstand im Markt der Möglichkeiten bot täglich verschiedene Aktionen. Highlights waren zum Beispiel VIP-Interviews mit internationalen Exper-ten, das digitale EMS-Quiz, eine Mitmach-aktion der chinesischen Scherenschnitt-künstlerin Fan Pu und das Café Salam des EVS mit arabischem Kaffee und Nougat.

Trotz der brütenden Hitze − in den Zelten stiegen die Temperaturen bis auf gefühlte 40 Grad − herrschte gute Stimmung und reger Publikumsverkehr.

Die sehr gute Zusammenarbeit und Kul-tur der Hilfsbereitschaft unter den Mitar-beitenden der EMS-Geschäftsstelle trugen elementar zum Erfolg des großen Projek-tes bei.

Regina Karasch-Böttcher / Judith Kausch