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e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 1 Journal Zeitschrift für studentische wasserbezogene Forschung Hochwasserrisikomanagement 1. Jahrgang I Heft 2 I September 2017 Photo: Colourbox.com/PetraD Profilschwerpunkt Wasser des Geographischen Instituts der Universität Bonn

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e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement

1

Journal

Zeitschrift für studentische wasserbezogene Forschung

Hochwasserrisikomanagement

1. Jahrgang I Heft 2 I September 2017

Photo: Colourbox.com/PetraD

Profilschwerpunkt Wasser des Geographischen Instituts der Universität Bonn

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e.Wa Journal - Zeitschrift für studentische wasserbezogene Forschung e.Wa Journal ist eine Zeitschrift für studentische wasserbezogene Forschung. Ziel ist es, die im Rahmen von Se-

minaren erbrachten Leistungen und damit die gewonnenen Erkenntnisse für alle Seminarteilnehmerinnen und

Seminarteilnehmer sowie für interessierte Kommilitoninnen und Kommilitonen als Quelle von Inspiration und

Wissensvermittlung verfügbar zu machen. Das Spektrum der geographischen Beiträge reicht dabei von einer so-

zialwissenschaftlichen bis zu einer naturwissenschaftlichen Herangehensweise.

e.Wa – e.laboratory for inter- and transdisciplinary water research and education e.Wa dient als Wissens- und Austauschplattform mit dem Fokus auf inter- und transdisziplinäre Forschung und

Lehre zu Wasserthemen. e.Wa stellt unter anderem eine Methodenbibliothek, Datenübersichten, e-learning Ma-

terialien und ein (virtuelles) Trainingszentrum für die Anwendung von sozio-technischen Tools bereit.

Redaktion Prof. Dr. Mariele Evers Layout und Satz Arne Claßen Hinweis Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und der Herausgeberin wieder. Alle Artikel wurden unkorrigiert übernommen und lediglich hinsichtlich des Layouts und der konsistenten Be-schriftung angepasst. Herausgeber

AG Ökohydrologie und Wasserressourcenmanagement- Prof. Evers

Geographisches Institut

Meckenheimer Allee 172

Universität Bonn

Herausgeber des Themenheftes

Prof. Dr. Mariele Evers

AG Ökohydrologie und Wasserressourcenmanagement

Geographisches Institut

Meckenheimer Allee 172

Universität Bonn

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Inhalt

Vorwort (Mariele Evers)………………………………………..……………………………………………………………………4

1 Hochwasser-Governance an der Mittleren Sieg (Miriam Gruber, Julia Hölzemann, Joline Kerpen

und Simon Uhr) ................................................................................................................................ 6

2. Visualisierung sozialer Vulnerabilität Kölns. Eine ArcGIS-gestützte Untersuchung (Eva-Christina

Katz, Jakob Niedzwiedz und Lea Steyer) ........................................................................................ 15

3. Herausforderungen der Hochwasserrisikokommunikation (Hanna Schulze-Steinen und Sarah

Harden) .......................................................................................................................................... 23

4. Der Starkregen-Kompass– Gefahrenbasierte Maßnahmenfindung zur Vorbeugung von Schäden

durch Starkregen (Florian Bröder, Paul Faber, Andreas Fritz, Krisitina Militzer und Konstantin

Sander) ........................................................................................................................................... 33

5. Ecosystem Services of Floodplains: How is the concept used in German and French Flood Risk

Management? (Katrin Hoffmann und Anneke Müller) .................................................................. 43

Anhang A 2.……………………………………………………………………………………………………………………….…54

Anhang B 3…………………………………………………………………………………………………………………………..60

Anhang C (Maßnahmenkatalog und Tool)……………………………………………………..externe Anhänge

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e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement

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Vorwort

Herzlich Willkommen zur zweiten Ausgabe des

e.Wa Journals, der Zeitschrift für studentische

wasserbezogene Forschung. Die vorliegende

Ausgabe behandelt das Thema Hochwasserrisi-

komanagement, das im Rahmen eines Pro-

jektseminars im Sommersemester 2017 von

studentischen Gruppen bearbeitet wurde.

Zentrale Elemente des Seminars war der Aus-

tausch mit Praxisakteuren im Rahmen von ein-

geladenen Vorträgen und Vor-Ort-Begehungen

wie beispielsweise in Köln der Hochwasserlehr-

pfad und Bonn-Mehlem, aber auch eine Ex-

kursion nach Brüssel und Paris, um Institutio-

nen der UN (UNISDR, UNESCO), EU Kommis-

sion, das Pariser Katastrophensimulationszent-

rum kennen zu lernen sowie ein Austausch mit

UniversitätskollegInnen zum Thema Starkre-

genforschung.

Hochwasserereignisse sind die Naturereig-

nisse, die weltweit für immer höhere Schäden

und Todesfälle verantwortlich sind. Allein im

Jahr 2016 kam es weltweit zu Schäden in Höhe

von fast 60 Mrd. US$.

War in der Vergangenheit überwiegend von

Flusshochwassern die Rede, rückten in den

letzten Jahren immer mehr Starkregenereig-

nisse in den Fokus. Aktuelles Beispiel sind die

starken Überschwemmungen in Folge von

Starkregenereignissen am 30. Juni 2017 in Ber-

lin. Starkregenereignisse treten deutlich klein-

räumiger als Flusshochwasser auf, die räumli-

che Ausdehnung ist schwer vorherzusagen und

sehr kurzfristige Vorwarnzeiten sind zentrale

Charakteristika, die Herausforderungen sind

für kommunalen Hochwasser- und Katastro-

phenschutz.

Und so ging es in dem Seminar „Hochwasserri-

sikomanagement“ darum, zu den unterschied-

lichsten Aspekten des Hochwasserrisikomana-

gements Forschungsansätze zu entwickeln und

in Kleingruppen zu bearbeiten.

Im ersten Kapitel beschäftigen sich GRUBER,

HÖLZEMANN, KERPEN UND UHR mit Hochwasser-

Governance an der Mittleren Sieg. Dort lässt

sich beobachten wie wichtig das Zusammen-

spiel der verschiedenen Akteure für einen er-

folgreichen Hochwasserschutz ist, und wie

schwierig es ist das Einzugsgebietsbezogene

Handeln über administrative Grenzen hinweg

einzuführen und vor allem kontinuierlich fort-

zuführen. Doch auch auf der lokalen Ebene gibt

Verbesserungspotential bei der Entscheidungs-

findung. Eine Möglichkeit ist dabei die Einbe-

ziehung der Vulnerabilität. KATZ, NIEDZWIEDZ &

STEYER haben dafür anhand des Fallbeispiels

Köln Karten entwickelt, die die Vulnerabilität in

Abhängigkeit von den verwendeten Indikato-

ren anzeigt. Dabei wurde deutlich, dass sich die

Auswahl der Indikatoren maßgeblich auf die Er-

gebnisse auswirkt. Zudem stellte sich heraus,

dass ortsgenauere Daten, die Grundlage für die

Analyse sind, nur teilweise verfügbar sind.

Auch die von SCHULTZE-STEINEN UND HARDEN un-

tersuchte Hochwasserrisikokommunikation ist

gerade für das kommunale Hochwasserrisiko-

management von großer Bedeutung. Da das

kommunale Handeln beim Hochwasserschutz

enge Grenzen hat, ist es von entscheidender

Bedeutung, dass die potenziell betroffene Be-

völkerung informiert wird, um eigenständig

Maßnahmen umzusetzen. Dies ist gerade vor

dem Hintergrund der Starkregenereignisse von

Relevanz, da diese in Gebieten auftreten an de-

nen Überschwemmungen abseits von Gewäs-

sern nicht erwartete werden. BRÖDER, FABER,

FRITZ, MILITZER UND SANDER haben daher ein Tool

entwickelt, mit dessen Hilfe sowohl Bürger als

auch Kommunen angeleitet werden sollen, um

nach einer kleinen Abfrage entsprechende

Maßnahmen vorgeschlagen werden, die einen

wichtigen Beitrag zur Vorsorge leisten können.

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Im Beitrag von HOFFMANN & MÜLLER geht es da-

rum, die Leistungen von Überschwemmungs-

gebieten als Ökosystemleistungen zu quantifi-

zieren und zu monetarisieren, um so eine inte-

grierte Betrachtung zu ermöglichen und öko-

nomische Aspekte einzubeziehen.

Die hier präsentierten Forschungsarbeiten, die

im Rahmen des Master-Projektseminars ent-

standen, zeichnen sich durch eine selbststän-

dige Wahl von Forschungsfragen und -design

sowie die in großen Teilen eigenständige

Durchführung aus, Analyse und Aufbereitung

der Forschungsergebnisse aus.

In diesem Zusammenhang möchte wir uns ganz

herzlich für die enge Zusammenarbeit mit

Herrn Johann und Herrn Scheibel vom Hoch-

wasserKompetenzCentrum (HKC), Frau Dr.

Willkomm von den Stadtentwässerungsbetrie-

ben Köln, AöR und Herrn Esch und Herrn Dr.

Walther von der Stadt Bonn bedanken, die Ihre

Zeit und Expertise den Studierenden zur Verfü-

gung stellten.

Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre

und einige Anregungen für weitere For-

schungsvorhaben.

Prof. Dr. Mariele Evers

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1. Hochwasser-Governance an der Mittleren Sieg

Miriam Gruber, Julia Hölzemann, Joline Kerpen und Simon Uhr

Keywords: Hochwasser-Governance, Hochwasserpartnerschaft, Sieg, Spatial Fit, Institutional Fit

Einleitung

Im Jahr 2007 wurde auf europäischer Ebene die so-

genannte Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie

implementiert. Der Hochwasserschutz, dessen Aus-

übung in Deutschland Aufgabe der Bundesländer

ist, erfuhr dadurch eine Verschiebung vom Katastro-

phenschutz in der Reaktion auf Hochwasserereig-

nisse hin zur vorausschauenden Planung, die mög-

lichst im Vorfeld versucht, Hochwasserrisiken zu mi-

nimieren (EUROPÄISCHE UNION 2007). Diese Verlage-

rung hin zum Umgang mit dem Risiko wurde auch

aufgrund immer höherer Schäden durch auftre-

tende Hochwasserereignisse notwendig.

Bereits vor Inkrafttreten der Hochwasserrisikoma-

nagement-Richtlinie wurde für das Einzugsgebiet

der Sieg ein sogenannter Hochwasser-Aktionsplan

entwickelt. In diesem wurden der aktuell vorhan-

dene Hochwasserschutz genauer betrachtet, das

Hochwasserschutzziel beschrieben sowie Maßnah-

men erläutert, die zur Realisierung des Ziels beitra-

gen sollten. Mit der Umsetzung der EU-Richtlinie

und der damit einhergehenden Erstellung von

Hochwassergefahrenkarten und Hochwasserrisiko-

karten wurde der Aktionsplan abgelöst (KREISSTADT

SIEGBURG o.J.).

Die Erstellung der bereits erwähnten Karten er-

folgte innerhalb des gesamten Einzugsgebietes der

Sieg, welches sich über zwei Bundesländer er-

streckt, sowohl Rheinland-Pfalz als auch Nordrhein-

Westfalen. Aufgrund der Landesgrenze verlief auch

die Betrachtung und Darstellung des Flusseinzugs-

gebietes zweigeteilt, was die Frage nach einer mög-

lichen länderübergreifenden Zusammenarbeit an

Abstract

Wassereinzugsgebiete entsprechen in der Regel nicht den administrativen Einheiten, in denen öf-

fentliche Verwaltungen arbeiten oder den sozio-kulturellen Regionen, denen sich Bürgerinnen und

Bürger zugehörig fühlen: Wasser und vor allem Hochwasser halten sich nicht an Kreis- oder Län-

dergrenzen. Angesichts zunehmender Starkregenereignisse erfordert jedoch gerade das Hochwas-

serrisikomanagement innovative und kreative Lösungen, um den neuen Herausforderungen ge-

recht zu werden und nicht nur die Bevölkerung zu schützen, sondern auch nachhaltiges Flussge-

bietsmanagement zu betreiben. Ein erfolgversprechender Ansatz sind Hochwasserpartnerschaf-

ten, in denen Akteure verschiedener Fachgebiete und Planungsebenen miteinander kooperieren.

In diesem Beitrag soll ein Beispiel zur Hochwasser-Governance an der Mittleren Sieg betrachtet

werden, der zudem die Besonderheit aufweist, dass verschiedene Bundesländer involviert sind.

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Gruber et. al. (2017): Hochwasser-Governance an der Mittleren Sieg

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e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 7

der Sieg aufwarf. In diesem Zusammenhang stan-

den Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen je-

doch zusätzlich vor der Schwierigkeit, dass das

(Hoch-) Wassermanagement unterschiedlich orga-

nisiert ist und die zuständigen Akteure sowie deren

Arbeitsabläufe dementsprechend unterschiedlich

ausgestaltet sind.

In dem hier vorgestellten Forschungsprojekt wer-

den Fragen der Hochwasser-Governance an der

Mittleren Sieg näher beleuchtet. Dabei wird zu-

nächst die Zielsetzung genauer erläutert und das

Untersuchungsgebiet vorgestellt. Es folgt die Erläu-

terung der Methode sowie des grundlegenden the-

oretischen Konzeptes. Darauf aufbauend wird die

Hochwasserpartnerschaft näher betrachtet und die

Ergebnisse in einer Akteurskonstellation visualisiert.

Abschließend werden die Ergebnisse diskutiert.

Zielsetzung

Im Rahmen des Forschungsprojektes sollten unter-

schiedliche Fragen beantwortet werden. Zunächst

ging es um die Klärung, ob Kooperationen im Hoch-

wasserschutz an der Sieg existieren und wie diese

gestaltet sind. Dabei wurde bald der Fokus auf den

Abschnitt der Mittleren Sieg gelegt, da dieser die

einzige Managementeinheit bildet, die sich über die

zwei Bundesländer erstreckt. Zudem besteht in die-

sem Bereich eine sogenannte Hochwasserpartner-

schaft, an der verschiedene Akteure beider Bundes-

länder gemeinsam beteiligt sind. Innerhalb dieser

Partnerschaft sollte nun eine genaue Akteurskons-

tellation erstellt werden, die die unterschiedlichen

Verknüpfungen und die Zusammenarbeit aller ein-

zelnen Akteure darstellt. Auch die Bewertung der

Zusammenarbeit, ob positiv oder negativ, spielte

eine wichtige Rolle, um herauszufinden inwieweit

die Hochwasserpartnerschaft als erfolgreich einge-

stuft werden kann. Es wurde angestrebt, die Zusam-

menarbeit der unterschiedlichen Fachplanungen

und Verwaltungsebenen zu betrachten und die Ver-

teilung der Kompetenzen zu untersuchen, um auch

die Konzepte des Spatial und Institutional Fit am

Beispiel der Mittleren Sieg aufzugreifen. Anschlie-

ßend wurde der Schwerpunkt auf mögliche Interes-

senkonflikte gelegt, aus denen heraus Verbesse-

rungsvorschläge für gemeinsames, länderübergrei-

fendes Hochwasserrisikomanagement erarbeitet

wurden.

Untersuchungsgebiet

Die Quelle der Sieg befindet sich im Rothaargebirge,

im östlichen Nordrhein-Westfalen. Auf einer Ge-

samtlänge von ca. 152 km durchquert die Sieg die

Abbildung 1: Einzugsgebiet der Sieg (Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Datei:Verlaufskarte_Sieg.png )

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e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 8

nördliche Spitze von Rheinland-Pfalz, bevor sie wie-

der in Nordrhein-Westfalen bei Bonn in den Rhein

mündet (siehe Abb. 1). Während die Sieg im Ober-

lauf durch industrielle Einflüsse stark technisch aus-

gebaut und kanalisiert ist, durchfließt sie auf den 35

km in Rheinland-Pfalz ländlich geprägte Regionen.

Auch im Unterlauf kurz vor der Mündung weist sie

trotz stärkerer Bebauung ein relativ naturnahes Bild

auf (LANUV o.J.). Von der Quelle bis zur Landes-

grenze zu Rheinland-Pfalz ist die Sieg ein Gewässer

zweiter Ordnung, bis zur Mündung wird sie sowohl

in Rheinland-Pfalz als auch in Nordrhein-Westfalen

als Gewässer erster Ordnung geführt (BEZIRKSREGIE-

RUNG KÖLN 2015). Somit ist die Struktur- und Geneh-

migungsdirektion Nord bzw. die Bezirksregierung

hier für die Unterhaltung des Gewässers zuständig.

Die über 30 Nebengewässer der Sieg werden der

Gewässerordnung zwei und drei zugeordnet, sodass

die Unterhaltung in die Zuständigkeit der jeweiligen

Kreise fällt. Die Nebengewässer haben aufgrund ih-

rer Einzugsgebietsgrößen und ihres Mittelgebirgs-

charakters markantere Abflussspitzen als die Sieg

selber, da sie nach Starkregenereignissen schnell

anschwellen. Das größte Nebengewässer der Sieg

ist die Agger, die in Nordrhein-Westfalen in der

Nähe von Siegburg in die Sieg mündet. Auf rhein-

land-pfälzischer Seite ist insbesondere die Nister als

Nebenfluss zu nennen (MKULNV 2011). Sie mündet

kurz vor der Grenze zu Nordrhein-Westfalen in die

Sieg und war Anlass für eine gemeinsame Maß-

nahme der beiden Bundesländer. Hochwasser an

der Sieg selber ereignen sich relativ regelmäßig,

überwiegend im Winterhalbjahr, zeichnen sich je-

doch meist über einen längeren Zeitraum hinweg

ab, sodass im Unterschied zu Gewässern niedrigerer

Ordnung Maßnahmen eingeleitet werden können.

Das höchste an der Sieg gemessene Hochwasser er-

eignete sich 1984 und entsprach am Mittel- und Un-

terlauf einer Jährlichkeit von seltener als HQ100

(ebd. 2011).

Methode

In 30- bis 60-minütigen Interviews wurden mehrere

Experten in einem persönlichen Gespräch zu den

Themen Hochwasserrisikomanagement an der Sieg

sowie der Hochwasserpartnerschaft befragt und an-

schließend um eigene Einschätzungen dazu gebe-

ten. Als oberste Genehmigungsbehörden wurden

auf rheinland-pfälzischer Seite die Struktur- und Ge-

nehmigungsdirektion Nord sowie auf nordrhein-

westfälischer Seite die Bezirksregierung Köln be-

fragt. Auf Ebene der Kreise konnte nur der Kreis

Altenkirchen für ein Interview gewonnen werden.

Zusätzlich wurde der Wasserverband des Rhein-

Sieg-Kreises befragt, der für elf Kommunen die Un-

terhaltung und Pflege der Fließgewässer über-

nimmt. Im Bereich des Katastrophenschutzes

konnte stellvertretend die Feuerwehr Eitorf inter-

viewt werden, die ebenfalls Teil der Hochwasser-

partnerschaft ist. Abschließend wurde das Hoch-

wasser Kompetenz Centrum in Köln mittels Telefon-

interview hinzugezogen, um eine externe Meinung

zu Hochwasserpartnerschaften einzuholen und ei-

nen besseren Überblick über diese zu gewinnen. Die

gestellten Interviewfragen waren teils für alle Ge-

sprächspartner gleich, um unterschiedliche Sicht-

weisen in Erfahrung zu bringen, teils waren sie auf

den konkreten Akteur bzw. seine Aufgaben inner-

halb der Hochwasserpartnerschaft zugeschnitten.

Die Interviews wurden soweit möglich aufgezeich-

net oder protokolliert und im Anschluss an die Ge-

spräche wurden Gedächtnisprotokolle angefertigt,

die abschließend ausgewertet werden konnten.

Theorie

Als theoretische Grundlage dienten die sogenann-

ten „Problems of Fit“, in diesem Fall besonders das

Konzept des Spatial und des Institutional Fit. Sie be-

sagen, dass unterschiedliche räumliche oder institu-

tionelle Zuständigkeiten grundsätzlich nie perfekt

aufeinander abgestimmt sein können und daher

Konflikte hervorrufen können. So gibt es zum Bei-

spiel politische Gebietsabgrenzungen, kulturelle o-

der auch sozioökonomische oder rechtliche; alle

können jedoch unterschiedliche Formen und Grö-

ßen aufweisen. Für jedes Themengebiet wäre dem-

nach eine andere Abgrenzung notwendig (MOSS

2004 und Moss 2012).

Eine besondere Herausforderung der „Problems of

Fit“ ist, dass eine Lösung eigentlich nicht möglich ist.

Durch die Überlagerung verschiedener räumlicher

Abgrenzungen in unterschiedlichen Themenberei-

chen entsteht ein komplexes Geflecht von Zustän-

digkeiten, das sich nicht einfach neu ordnen lässt,

bzw. bei dem eine Neuordnung sofort wieder neue

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e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 9

Probleme hervorrufen würde. Würde man bei-

spielsweise Managementeinheiten für wasserbezo-

gene Aufgaben anpassen, könnte dies beispiels-

weise eine Verschlechterung für den Naturschutz

bedeuten, wenn dort Habitate zerschnitten werden

würden. Es gilt also, mit einem gewissen „Misfit“ zu

arbeiten und über Kooperationen auszugleichen,

was sich über die Gebietsabgrenzungen und institu-

tionellen Zuständigkeiten nicht regeln lässt (MOSS

2004 und MOSS 2012).

Beim Spatial Fit liegt der Schwerpunkt der Theorie

auf der Entstehung von Konflikten aufgrund unter-

schiedlicher Gebietsabgrenzungen. Die „räumliche

Passform“ ist also nicht identisch, was zu sogenann-

ten „Misfits“ führt. Zeigt man dies am Beispiel Was-

ser, so gibt es deutschlandweit zehn Einzugsgebiets-

einheiten aber 16 Länder. Die Gebietsabgrenzung

der Einzugsgebiete pass also nicht mit den födera-

len Strukturen der Bundesrepublik überein. Ein Ein-

zugsgebietmanagement scheint daher politisch

nicht möglich und kann nur durch übergreifende be-

hördliche Kooperationen ermöglicht werden. Abbil-

dung 2 zeigt das Problem des Spatial Fit: Der Fluss

mit seinem Einzugsgebiet durchläuft mehrere admi-

nistrative Einheiten (MOSS 2012).

Betrachtet man den Institutional Fit, so weist dieser

einige Ähnlichkeiten und Parallelen zum Spatial Fit

auf. Der Institutional Fit betrachtet vor allem die

Probleme (Misfits), die in der Zusammenarbeit un-

terschiedlicher Institutionen aufgrund der Interak-

tion oder auch unterschiedlicher Interessen entste-

hen können, beispielsweise zwischen Hochwasser-

und Naturschutz. Durch die föderale Struktur

Deutschlands gibt es diese Misfits jedoch nicht nur

auf horizontaler Ebene innerhalb eines Einzugsge-

bietes, sondern auch vertikal zwischen Bund, Län-

dern und Kreisen, wie Abbildung 3 veranschaulicht.

So gibt es beispielsweise im Bereich Wasser einer-

seits Zielkonflikte zwischen unterschiedlichen Fach-

planungen bei der Maßnahmenumsetzung inner-

halb eines Wassereinzugsgebietes. Andererseits

gibt es aber auch unterschiedliche institutionelle

Zuständigkeiten innerhalb jedes Bundeslandes so-

wie verschiedene Zuständigkeiten je nach Gewäs-

serklasse (MOSS 2003).

Abbildung 3: Institutional Fit (Quelle: www.ufz.de/iwas-

sachsen/index.php?en=22431)

Wie bereits beschrieben kann ein vorhandener Mis-

fit niemals vollständig gelöst werden und wird es nie

einen perfekten Spatial oder Institutional Fit geben.

Zur Verkleinerung der Misfits ist es jedoch nötig,

übergreifende Partnerschaften, wie zum Beispiel

die Hochwasserpartnerschaft Mittlere Sieg zu grün-

den. Im Austausch mit allen Akteuren können dann

bestmögliche Lösungen für alle Beteiligten gesucht

und koordinierte Maßnahmen umgesetzt werden

(MOSS 2012).

Die Hochwasserpartnerschaft Mittlere

Sieg

Die Hochwasserpartnerschaft Mittlere Sieg wurde

2012 durch die Initiative des Informations- und Be-

ratungszentrums Hochwasservorsorge Rheinland-

Pfalz (IBH) gegründet. Kurz zuvor hatte sich an der

Sieg erneut ein Hochwasser ereignet. Der freiwillige

Abbildung 2: Spatial Fit (Quelle: www.ufz.de/iwas-sachsen/index.php?en=22431)

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Zusammenschluss der Akteure im Hochwasserrisi-

komanagement im Bereich der Mittleren Sieg

wurde mit einer Partnerschaftsurkunde besiegelt.

Die Gemeinden Eitorf, Windeck und Morsbach, die

Verbandsgemeinden Hamm und Wissen, der Land-

kreis Altenkirchen, der Oberbergische Kreis sowie

der Rhein-Sieg-Kreis und dessen Wasserverband ge-

hören zu den Mitgliedern (siehe Abb. 4). Koordinie-

rend arbeiten neben dem IBH die Bezirksregierung

Köln und die Struktur- und Genehmigungsdirektion

Nord in der Partnerschaft mit. Vertreter aus Natur-

schutz und Land- und Forstwirtschaft nahmen zwar

an den Veranstaltungen der Hochwasserpartner-

schaft teil, sind allerdings keine Mitglieder. Bei re-

gelmäßigen Treffen wurden in insgesamt neun

Workshops Themen wie Wasserrückhalt, Hochwas-

serschutz, Gefahrenabwehr und Information und

Sensibilisierung der Öffentlichkeit diskutiert. Die

Treffen wurden jeweils von verschiedenen Gemein-

den ausgerichtet. Die letzte Veranstaltung der

Hochwasserpartnerschaft fand 2015 statt. Die Ziele

der Hochwasserpartnerschaft waren Planungsab-

stimmungen im Hochwasserschutz, die Erarbeitung

gemeinsamer Vorsorgemaßnahmen und neue Ko-

operationen und Vernetzungen im Siegeinzugsge-

biet. Insgesamt standen der Erfahrungsaustausch

zwischen den verschiedenen Akteuren sowie die Er-

arbeitung eines Maßnahmenkataloges für den

Hochwasserrisikomanagementplan und somit die

Verbesserung der regionalen Hochwasservorsorge

im Vordergrund (IBH o.J.).

Zudem wurden in der Hochwasserpartnerschaft

Maßnahmen erarbeitet, die den Hochwasserschutz

an der Mittleren Sieg optimieren sollen. In einigen

der Interviews wurde vor allem der Nisterpegel her-

vorgehoben. Die Nister mündet in Rheinland-Pfalz

in die Sieg, löst aber durch ihren Zufluss im nord-

rhein-westfälischen Teileinzugsgebiet Hochwasser

aus. Um die Auswirkungen der Nister auf die Sieg

besser einschätzen zu können, wurde im Rahmen

der Hochwasserpartnerschaft ein Nisterpegel in und

von Rheinland-Pfalz gebaut und von Nordrhein-

Westfalen finanziert, da dort der Nutzen dieses Pe-

gels besonders groß ist.

Aus den vorangegangenen Experteninterviews

konnte das Zusammenspiel der einzelnen Akteure

innerhalb der Hochwasserpartnerschaft erarbeitet

werden. In der Akteurskonstellation in Abbildung 5

wurden diese schematisch dargestellt, um so die je-

weiligen Beziehungen der Institutionen zueinander

auf einen Blick zu visualisieren. Hierbei sind zu-

nächst die beiden Oberen Wasserbehörden der Län-

der, SGD Nord und Bezirksregierung Köln, zu nen-

nen. Diese tauschen sich stets auf ihrer jeweiligen

Ebene aus, um speziell die grenzübertretenden

Flüsse in Sachen Hochwasser zu betreuen. Diese

stehen wiederum mit ihren jeweiligen Unteren

Wasserbehörden, ansässig bei den Kreisverwaltun-

gen Altenkirchen in Rheinland-Pfalz und Rhein-Sieg

in Nordrhein-Westfalen, in Kontakt. Diese sind erste

Ansprechpartner für die jeweiligen Kommunen

Abbildung 4: Gebiet der Hochwasserpartnerschaft Mittlere Sieg (Quelle: IBH, SGD Nord & BEZIRKSREGIERUNG KÖLN o.J.)

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beim Thema Hochwasserschutz. Zudem stehen sie

in engem Kontakt zu den Feuerwehren, die im Falle

eines Hochwassers an erster Stelle der Krisenbewäl-

tigung stehen. Da die Sieg ein Gewässer erster Ord-

nung ist und somit die Oberen Wasserbehörden zu-

ständig sind, sind die Kommunen auch direkt mit

der Bezirksregierung, bzw. der SGD verbunden, ins-

besondere in Bezug auf konkrete Maßnahmen und

deren Umsetzung. Hier sind vor allem Genehmi-

gungsverfahren zu nennen, aber auch die Bereit-

stellung von Fördermitteln, die ein Volumen von bis

zu 90 % der Gesamtkosten einer einzelnen Hoch-

wasserschutzmaßnahme annehmen können. Der

Wasserverband kümmert sich konkret um die Be-

wirtschaftung und den Naturschutz an den Neben-

flüssen der Sieg. Hierbei sind auch Hochwasser-

schutzmaßnahmen inbegriffen. Finanziert wird er

über eine Umlage der Städte und Gemeinden in des-

sen Zuständigkeitsgebiet. Dabei tauscht er sich mit

diesen aus und bezieht auch die Kreisverwaltung

mit ein.

Diese Institutionen und Akteure formen dann die

Hochwasserpartnerschaft. Hierbei ist jedoch zu be-

rücksichtigen, dass dabei keine Vertreter von Natur-

schutzbehörden beziehungsweise Verbänden inklu-

diert sind. Gleiches gilt für die nicht minder wichti-

gen Vertreter der Land- und Forstwirtschaft. Auch

sind die direkt betroffenen Bürger nicht Teil des

Ganzen. Zur effektiveren Arbeit und umfänglichen

Koordinierung ist es von Nöten, dass alle relevanten

Akteure vereint werden. Hier werden somit die be-

reits angesprochenen „Problems of interplay“

(siehe Abb. 3) im Zuge des Institutional Fit bzw. Mis-

fits deutlich.

Diskussion und Verbesserungsvor-

schläge

Zunächst muss festgehalten werden, dass die Hoch-

wasserpartnerschaft an der Mittleren Sieg relativ

erfolgreich verlaufen ist, wie alle Gesprächspartner

übereinstimmend betonten. Andere Partnerschaf-

ten geraten häufig bereits nach kurzer Zeit wieder

Abbildung 5: Akteurskonstellation in der Hochwasserpartnerschaft Mittlere Sieg (Quelle: eigene Darstellung)

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in Vergessenheit, es werden keine Maßnahmen er-

arbeitet oder es erfolgt keine Umsetzung dieser. Vor

diesem Hintergrund sind die Verbesserungsver-

schläge nicht als Kritik an der Hochwasserpartner-

schaft zu verstehen, sondern lediglich als Optimie-

rungsmöglichkeiten.

Von den Interviewpartnern wurde zunächst der

Vorschlag gemacht, die Genehmigungsverfahren

der Hochwasserschutzmaßnahmen zu beschleuni-

gen. Durch die Erforderlichkeit verschiedener Gut-

achten zum Beispiel im Naturschutz vergehen meh-

rere Jahre von der Planung bis zur Umsetzung einer

Maßnahme. Allerdings stellt sich die Frage, wie eine

Beschleunigung in der Praxis aussehen soll, da diese

Gutachten unverzichtbar sind, um weitere betei-

ligte Akteure wie beispielsweise den Naturschutz

einzubeziehen. Hier ist es wieder fraglich, ob eine

Ausweitung der Kompetenzen sinnvoll wäre oder

weitere Konflikte mit sich bringt. Alternativ dazu

wäre eine noch engere und frühzeitigere Koopera-

tion im Planungsprozess, die auch länderübergrei-

fend stattfindet, wünschenswert. Eventuell könnte

sogar eine Ausweitung der Partnerschaft auf das

Gesamteinzugsgebiet der Sieg sinnvoll sein. Aktuell

existieren dort sechs Managementeinheiten, die

aufgrund des kleinen Einzugsgebietes und der ra-

schen Abflüsse der Nebenflüsse aufeinander ange-

wiesen sind (siehe Abb. 6).

Weiterhin wurde von mehreren Interviewpartnern

betont, wie wichtig es sei, Maßnahmen gewisser-

maßen „in der Schublade“ zu haben, um sie nach ei-

nem Hochwasserereignis umsetzen zu können. Die-

sem Vorschlag liegt die Theorie zugrunde, dass sich

immer nach Schadensereignissen ein sogenanntes

„Window of Opportunity“ öffnet, innerhalb dessen

eine größere Akzeptanz gegenüber neuen Maßneh-

men besteht. Je länger ein Ereignis jedoch zurück-

liegt, desto weiter sinkt das Verständnis für vorbeu-

gende Maßnahmen. Vor diesem Hintergrund er-

scheint es den Interviewpartnern notwendig, inner-

halb der Hochwasserpartnerschaft einen abge-

stimmten Maßnahmenkatalog zu erarbeiten.

Trotz der Zusammenarbeit in der Hochwasserpart-

nerschaft bestehen nach wie vor einige strukturelle

Probleme: Die Hochwassergefahren- und -risikokar-

ten der jeweiligen Länder enden an den Landes-

grenzen, die angegebenen Bezeichnungen und Pe-

gelstände sind nicht aufeinander abgestimmt und

für die gleichen Maßnahmen werden in den Län-

dern unterschiedliche Begrifflichkeiten genutzt. Es

ist allerdings zu bedenken, dass Nordrhein-Westfa-

len und Rheinland-Pfalz nicht nur für die Sieg zu-

ständig sind, sondern auch weitere Kooperationen

an anderen Gewässern pflegen müssen, sodass der

Beginn einer Vereinheitlichung schnell eine

Abbildung 6: Managementeinheiten im Einzugsgebiet der Sieg (Quelle: BEZIRKSREGIERUNG KÖLN 2015)

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e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe

e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 13

deutschlandweite Vereinheitlichung nach sich zie-

hen würde, doch wäre es zumindest wünschens-

wert, wenn an grenzüberschreitenden Flüssen die

Karten noch einen weiteren Abschnitt abdecken

würden.

Momentan ist die Hochwasserpartnerschaft auf

freiwilliger Basis organisiert, sodass es lediglich eine

Gründungsurkunde aber keine Verträge gibt.

Dadurch besteht keine Verpflichtung zu regelmäßi-

gen Treffen und die Partnerschaft konnte nach Er-

stellung des Maßnahmenkataloges und der Umset-

zung der Maßnahmen auslaufen. Es besteht nun die

Gefahr, dass eine Wiederaufnahme ausbleibt. Dies

gilt es zu verhindern, damit auch weiterhin das

Thema aktuell gehalten wird. Ansonsten könnte es

passieren, dass es erst im Jahr 2021, bei der Überar-

beitung der Managementpläne, wieder zu einer Ko-

operation kommt. Es wäre sinnvoll, der Hochwas-

serpartnerschaft eine Satzung zu geben, die eine

Verbindlichkeit schaffen und unter anderem ihre

Mitglieder zu regelmäßigen Treffen verpflichten

würde. Inwiefern ein solches erzwungenes Treffen

jedoch sinnvoll ist, wenn die Beteiligten keinen Sinn

darin sehen, kann ebenfalls bezweifelt werden.

Fazit

Innerhalb von Hochwasserpartnerschaften stehen

Austausch und gemeinsame Lernprozesse im Vor-

dergrund. Dennoch können Hochwasserpartner-

schaften unterschiedlich erfolgreich verlaufen. Im

Bereich der Sieg gab es nach Aussage der Experten

noch weitere Partnerschaften, die jedoch weniger

effektiv waren als die beschriebene an der Mittleren

Sieg.

Im Kontext von Hochwasserrisikomanagement kön-

nen wie bereits beschrieben Zielkonflikte entste-

hen. Diese ergeben sich auf institutioneller Seite

durch unterschiedliche Fachplanungen und ver-

schiedene Verwaltungsebenen, die nicht immer rei-

bungslos zusammenarbeiten. Hinzu kommen im Fall

der Sieg die unterschiedlichen räumlichen Gege-

benheiten vor Ort, die nicht nur die Organisations-

struktur umfassen, sondern auch zu verschiedenen

Darstellungen in den Risikokarten führen. Diese

Schwierigkeiten werden in den Theorien von Spatial

und Institutional Fit betrachtet. Eine komplette Auf-

lösung der Misfits ist zwar nicht möglich, da sich so-

fort an anderen Stellen neue Probleme ergeben

würden, doch können sie durch Hochwasserpart-

nerschaften entscheidend verbessert werden.

Trotz der verhältnismäßig erfolgreichen Zusammen-

arbeit lassen sich auch einige Verbesserungsvor-

schläge nennen. Zunächst wäre es wünschenswert,

wenn Verfahren beschleunigt werden könnten, um

die beschlossenen Maßnahmen zeitnah umzuset-

zen. Ein weiterer wichtiger Aspekt der von allen Ex-

perten betont wurde ist, dass durch die Vorberei-

tung von Maßnahmenkatalogen die Möglichkeit

verbessert würde, das sogenannte „Window of Op-

portunity“ kurz nach Ereignissen zu nutzen. Zudem

wäre es für die Beteiligten sicher hilfreich, wenn Or-

ganisationsstruktur und Kartenmaterial länderüber-

greifend besser aufeinander abgestimmt würden.

Und zuletzt wäre es notwendig, der Hochwasser-

partnerschaft eine Form zu geben, die regelmäßige

Treffen auch nach Ende der Workshop-Phase er-

möglicht, um das Thema Hochwasser in Politik und

Verwaltung aktuell zu halten und um die gute Zu-

sammenarbeit auch in Zukunft zu gewährleisten.

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e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe

e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 15

2. Visualisierung sozialer Vulnerabilität Kölns

Eine ArcGIS-gestützte Untersuchung

Eva-Christina Katz, Jakob Niedzwiedz und Lea Steyer

Keywords: Vulnerabilität, soziale, Hochwasserrisikomanagement, Gefahrenkarten, Risiko, Köln, ArcGIS

Einleitung

Im Hochwasserrisikomanagement ist das Risiko ein

fester Bestandteil und wichtiger Analysepunkt. In

der Risikoanalyse und -vorsorge wird immer wieder

über das Konzept der Vulnerabilität gesprochen. Es

stellt einen wesentlichen Bestandteil des Risikoma-

nagements dar und ist somit essentiell für zukünf-

tige Untersuchungen (MERZ & EMMERMANN 2006).

Vulnerabilität ist deshalb so wichtig, da ein Naturer-

eignis erst dann zur Katastrophe wird, wenn die Ge-

sellschaft davon negativ betroffen ist. Ein Hochwas-

serereignis stellt für diese nur dann ein Risiko dar,

wenn es in einer besiedelten Region auftritt, die

nicht ausreichend vorbereitet ist (KRON 2002). Vul-

nerabilität ist somit, neben dem Ereignis selbst, ein

zentrales Element des Risikos und somit grundle-

gend für die Risikoforschung. Je nach Vulnerabilität

verändern sich die Entwicklung und das Ausmaß des

Risikos (DE LÉON 2005). Im Hochwasserrisikoma-

nagement spielen Gefahren- und Risikokarten eine

zentrale Rolle. Sie dienen einerseits zur Aufklärung

der Bevölkerung und sollen auf der anderen Seite

zur Orientierung für Handlungs- und Schutzmaß-

nahmen dienen (MERZ et al. 2005). In der Richtlinie

2007/60/EG des Europäischen Parlaments und des

Rates vom 23. Oktober 2007 über die Bewertung

und das Management von Hochwasserrisiken wird

vorausgesetzt, dass die Länder Hochwassergefah-

ren- und Hochwasserrisikokarten erstellen und

diese der Bevölkerung frei zur Verfügung stellen.

Die Karten sollen Szenarien mit unterschiedlichem

Ausmaß darstellen. Dabei ist es wichtig, dass das

Ausmaß der Überflutung, die Wassertiefe bzw. der

Wasserstand sowie die Fließgeschwindigkeit oder

der relevante Wasserabfluss deutlich werden. Im

Unterschied zu den Gefahrenkarten, die lediglich

das Ereignis darstellen, sollen Risikokarten die

durch das Hochwasser hervorgerufenen Auswirkun-

gen abbilden.

Abstract

Vulnerabilität, als Ergebnis der Exposition, der Anfälligkeit und des Bewältigungsvermögens, nimmt

eine entscheidende Rolle beim Risikomanagement ein. Hochwasserereignisse werden im Hochwas-

serrisikomanagement üblicherweise in Gefahren- und Risikokarten dargestellt. Außer Acht gelassen

wird hierbei die Vulnerabilität der Personen, die sich im Risikogebiet befinden. Ebenfalls problema-

tisch ist die Darstellung von Vulnerabilität in Karten. Anhand einer GIS-Analyse wird gezeigt, welche

Unterschiede es bei verschiedenen Gewichtungen der einzelnen Indikatoren gibt. Die gewonnenen

Ergebnisse zeigen ebenfalls deutlich, dass nach Hinzuziehen mehrerer Indikatoren die Unterschiede

zwischen den Karten größer werden. Ungeklärt bleibt deshalb die Aussagekraft der Vulnerabilitäts-

karten in Bezug auf deren unterschiedlichen Anwendungsgebiete.

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Katz, E.-C., Niedzwieds, J., L. Steyer (2017): Visualisierung sozialer Vulnerabilität Kölns. Eine ArcGis-gestützte Untersuchung

e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe

e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 16

Dazu gehören „a) Anzahl der potenziell betroffenen

Einwohner (Orientierungswert); b) Art der wirt-

schaftlichen Tätigkeiten in dem potenziell betroffe-

nen Gebiet; c) Anlagen gemäß Anhang I der Richtli-

nie 96/61/EG des Rates vom 24. September 1996

über die integrierte Vermeidung und Verminderung

der Umweltverschmutzung (1), die im Falle der

Überflutung unbeabsichtigte Umweltverschmutzun-

gen verursachen könnten, und potenziell betroffene

Schutzgebiete gemäß Anhang IV Nummer 1 Ziffern

i, iii und v der Richtlinie 2000/60/EG; d) weitere In-

formationen, die der Mitgliedstaat als nützlich be-

trachtet, etwa die Angabe von Gebieten, in denen

Hochwasser mit einem hohen Gehalt an mitgeführ-

ten Sedimenten sowie Schutt mitführende Hochwas-

ser auftreten können, und Informationen über an-

dere bedeutende Verschmutzungsquellen“ (EG-

HWRM-RL 2007). Der Faktor Vulnerabilität wird hier

jedoch nicht erwähnt. Es stellt sich die Frage was für

Möglichkeiten es gibt, Vulnerabilität zu messen und

darzustellen. Ferner bleibt offen, ob es Wege gibt

diese zu verallgemeinern.

Theoretischer Hintergrund

Vulnerabilität ist das zentrale Thema der vorliegen-

den Arbeit. Einer von vielen in der Forschung ge-

brauchten Definitionsansätzen lässt sich in Form ei-

ner Gleichung darstellen (DE LEÓN 2006) (Abbildung

1). In dieser Definition setzt sich Vulnerabilität aus

der Exposition, der Anfälligkeit und dem Bewälti-

gungsvermögen zusammen.

Die Exposition beschreibt die räumliche Ebene, bei

der sich auf eine Person oder ein Objekt bezogen

wird, welche sich in einer Gefahrenzone befindet.

Die Anfälligkeit, beziehungsweise Empfindlichkeit,

ist höher oder niedriger je nachdem welche äuße-

ren, physischen, sozialen, ökonomischen oder öko-

logischen Eigenschaften diese beeinflussen. Das Be-

wältigungsvermögen (Coping Capacity) beschreibt

wie gut und schnell eine Reaktion auf das Ereignis

erfolgt. Diese kann durch Risikomanagementpläne

in Form von Frühwarnsystemen, Aufklärung und

Vorbereitung verbessert werden (BIRKMANN & WIS-

NER 2006; DE LEÓN 2005). Das Konzept der Vulnerabi-

lität wurde in der Forschung mit der Zeit immer wei-

ter aufgeschlossen. In Abbildung 2 ist zu erkennen,

dass Vulnerabilität ausgehend vom internen Risiko-

faktor mittlerweile eine umfangreiche multidimen-

sionale Ebene eingenommen hat. In dieser Ebene

werden physische, soziale, ökonomische, ökologi-

sche sowie auch institutionelle Eigenschaften mit-

einbezogen. Durch diese Multidimensionalität er-

langt der Begriff detaillierten Inhalt, gleichzeitig

wird es immer schwieriger den Begriff zu fassen und

dementsprechend zu messen.

Vulnerabilität zu messen erweist sich als kompli-

ziert. Es sind jedoch verschiedene Methoden zur

Abschätzung entwickelt worden. Grundsätzlich

werden zwei Ansätze unterschieden: Zum einen

Vulnerabilitäts-Modelle und zum anderen Vulnera-

bilitäts-Indizes. Beide Methoden verwenden ver-

schiedene Indikatoren, welche die Vulnerabilität

Abbildung 1: Definition Vulnerabilität (eigene Darstellung nach DE LEÓN 2006).

Abbildung 2: Konzept der Vulnerabilität (eigene Darstellung nach BIRKMANN 2006).

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e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 17

beeinflussen. Die meisten Methoden berücksichti-

gen jedoch nur die physische Vulnerabilität und

nicht die soziale Vulnerabilität. Um Vulnerabilität

messen zu können, können unterschiedliche Indika-

toren verwendet werden. Differenziert wird meist

zwischen physischen und sozialen Indikatoren. Phy-

sische Indikatoren beziehen sich z. B. auf Straßen,

Häusertypen oder die Gebäudenutzung. Soziale In-

dikatoren sind z. B. die Altersstruktur, das Einkom-

men oder der Bildungsstand. Bei der Abschätzung

der Vulnerabilität mit Hilfe von Modellen werden

Informationen über das Risiko, die Exposition und

die Vulnerabilitäts-Indikatoren mit einander kombi-

niert. Dabei werden zwei Modelltypen unterschie-

den. Die indexbasierten Modelle und die Modelle,

welche Vulnerabilitäts-Kurven verwenden. Die in-

dexbasierten Modelle bewerten Vulnerabilität ba-

sierend auf statistischen Daten zu den Indikatoren.

Die Modelle fassen die unterschiedlichen Indikato-

ren in einem Index zusammen. Dieser zeigt dann die

Vulnerabilität beispielsweise von einem Haushalt,

einer Gesellschaft oder einem Land in Bezug auf

eine Naturgefahr. Der Flood Vulnerability Index (FVI)

ist ein möglicher Index, der unterschiedliche Ursa-

che-Wirkungs-Faktoren kombiniert. Dieser besteht

aus der meteorologischen, der hydrogeologische

und der sozioökonomischen Komponente sowie ei-

ner Gegenmaßnahme (DE RUITER et al. 2017). Die

Modelle, welche Vulnerabilitäts-Kurven verwen-

den, basieren meist auf Verlust-Funktionen oder

Unsicherheitskurven, welche meist die physischen

Vulnerabilitäts-Indikatoren mit Gefahrenparame-

tern verknüpfen. In Hochwasser-Schadens-Model-

len wird Vulnerabilität meist dadurch berechnet,

dass die Fluttiefe in Beziehung zu Gebäuden oder

Landnutzungstypen gesetzt wird. Dabei entste-

hende Vulnerabilitätskurven liefern Schätzungen zu

potentiellen Schäden (JONGMAN et al. 2012).

Eine integrative Bewertung von Vulnerabilität sollte

alle wichtigen Einflussfaktoren miteinbeziehen. Das

bedeutet, dass alle Dimensionen der Vulnerabilität

(Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft) berücksich-

tigt werden sollten (FUCHS et al. 2011). Auf Grund

von mangelnder Datenverfügbarkeit konnten in die-

ser Arbeit lediglich die sozialen Faktoren untersucht

werden.

Methode

Die vorliegende Arbeit orientiert sich an der Vorge-

hensweise von DE BRITO (2017, unveröffentlicht). In

der Arbeit von DE BRITO (2017) werden durch einen

multi-critera-decision-making-Ansatz Bewertungs-

möglichkeiten für Vulnerabilität in Form von Indi-

katorgewichtungen festgelegt.

Untersuchungsgebiet

Das für die vorliegende Arbeit ausgewählte Unter-

suchungsgebiet ist die Stadt Köln. Die Untersuchung

wird auf Ebene der Stadtteile bzw. der Postleitzah-

len durchgeführt. Die Stadt Köln liegt am Fluss

Rhein, welcher einen der stärksten Abflüsse Euro-

pas hat. Der Rhein hat seinen Nullpunkt bei circa 35

Metern über dem Meeresspiegel und der durch-

schnittliche Pegel beträgt 3,12 Meter. In Köln wer-

den ab 4,50 Metern erste Hochwasserschutzmaß-

nahmen eingeleitet (STADTENTWÄSSERUNGSBETREIBE

KÖLN, online). In Köln leben 1.069.192 Menschen,

davon circa 700.000 linksrheinisch und etwa

400.000 rechtsrheinisch. Die Gesamtfläche Kölns

beträgt 40.489 Hektar, von denen 1.984 Hektar

Wasserfläche und 13.116 Hektar bebaute Fläche

sind (STADT KÖLN, 2015). Das letzte markante Hoch-

wasser in Köln ereignete sich 1995 mit einem Pegel-

stand von 10,69 Meter. Bei diesem Hochwasser

handelte es sich um ein HQ100 Ereignis (STADTENT-

WÄSSERUNGSBETRIEBE KÖLN, online).

Vorbereitung der Untersuchung

Die Untersuchungsergebnisse werden in Form von

Vulnerabilitätskarten, welche mit ArcGIS erstellt

werden, dargestellt. Hierfür werden von den Stadt-

entwässerungsbetrieben bereitgestellte Über-

schwemmungsdaten des Flusses Rhein sowie Bevöl-

kerungsdaten der Stadt Köln durch das Onlineportal

Offene Daten Köln genutzt. Weiterhin ist ein Frage-

bogen entwickelt worden, der nach interner Befra-

gung sowie der Befragung von Experten, ausgewer-

tet wird, um einen Vergleich für die Gewichtung der

Indikatoren erstellen zu können. Die für den Frage-

bogen ausgewählten Indikatoren richten sich nach

den sozialen Indikatoren von DE BRITO (2017).

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Tabelle 1 zeigt in der linken Spalte alle sozialen Indi-

katoren von DE BRITO (2017). Die rechte Spalte listet

alle Indikatoren die soziale Relevanz haben und von

der Stadt Köln bereitgestellt werden. Die ersten drei

Indikatoren (Kinder, Erwachsen und Personen mit

Behinderung) sind so für die Arbeit übernommen

worden. Der Indikator Einkommen ist ausgeschlos-

sen worden, da die vorhandenen Daten keine de-

taillierte Analyse erlauben, weil sie nur für ganz Köln

und nicht auf Stadtteilebene vorhanden sind. Dafür

sind die Faktoren Arbeitslosigkeit, Migrationshinter-

grund und Wohnform aufgenommen worden. Zu-

sätzlich wird die Kritische Infrastruktur in der Ana-

lyse verwendet.

Methodisches Vorgehen

Für einen Vergleich wird ein Fragebogen (siehe An-

hang) von unterschiedlichen Akteuren aus dem Be-

reich Hochwasserrisikomanagement aus dem Groß-

raum Kölns bearbeitet. Im Fragebogen wird die

Wichtigkeit der einzelnen Faktoren in Betracht von

sozialer Vulnerabilität im Falle eines Hochwassers

zugeordnet. Weiterhin sollte auch prozentual die

Relevanz der einzelnen Indikatoren untereinander

angegeben werden.

Die aus dem Fragebogen resultierenden Gewichtun-

gen werden mittels einer Tabellenkalkulation aus-

gewertet. Hierbei wird die Gewichtung aller Exper-

ten zu einem Indikator gemittelt, sodass folglich

eine durchschnittliche „Experten-Gewichtung“ ent-

steht. Da einerseits der Vergleich mit drei Indikato-

ren und andererseits mit fünf Indikatoren erfolgt,

wird mithilfe einer Verhältnisgleichung sicherge-

stellt, dass die Gewichtung zwischen den drei bzw.

fünf Indikatoren relativ zueinander bleibt.

Der nächste Schritt umfasst die Datengenerierung

bzw. die Standardisierung der Daten. Aufgrund un-

terschiedlicher Messungsgrößen ist es notwendig

die Daten vor der Anwendung zu standardisieren,

um sie vergleichbar zu machen. Dafür gibt es unter-

schiedliche Methoden. In dieser Arbeit werden die

Daten durch die Min-Max-Methode normalisiert.

Durch diese Normalisierung erhalten alle Indikato-

ren eine gleiche Spannweite zwischen 0 und 1. Der

Wert der Indikatoren wird hier jeweils durch das Mi-

nimum subtrahiert und durch die Summe von Mini-

mum und Maximum geteilt (siehe Abbildung 3)

(JOINT RESEARCH CENTRE-EUROPEAN COMMISSION 2008).

Durch die Fragebogenauswertungen können Ge-

wichtungen nach den Experten und eigene Gewich-

Tabelle 1: Mögliche Indikatoren

Indikatorauswahl

Nach De Brito + eigene

Gewichtung

De Brito, eigene, Experten

Berechnung der

Vulnerabilität

In ArcGIS (Raster Calculator)

Erstellen der Karten

In ArcGIS

Standardisierung

𝐼 = 𝑥 − 𝑚𝑖𝑛 𝑥

𝑚𝑎𝑥 𝑥 − 𝑚𝑖𝑛 𝑥

Quelle: nach JRC 2008

Abbildung 3: Arbeitsablauf (eigene Darstellung von Eva Katz).

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Abbildung 4: Schematische Darstellung Prozess Raster Calculator (DAPUETO et al. 2015).

tungen festgelegt werden. Nach der Standardisie-

rung und Gewichtung folgt die Berechnung der Vul-

nerabilität in ArcGIS durch Anwendung des Raster

Calculator. Mit dem Tool Raster Calculator werden

die einzelnen Indikatoren mit ihrer Gewichtung auf

Rasterebene verschnitten. In Abbildung 4 wird die-

ser Prozess schematisch dargestellt und es ist er-

kennbar wie die individuelle Vulnerabilität für jede

Zelle berechnet wird.

Ergebnisse

Die Ergebnisse des Projektes spiegeln sich in den

Karten 1–5 (siehe Anhang) wider. Die Karten zeigen

die soziale Vulnerabilität Kölns nach unterschiedli-

chen Gewichtungen und Indikatoren. Allgemein

wird die Berechnung auf Stadtteilebene durchge-

führt. Die Stadtteile sind mit einem Hochwasserer-

eignis HQ500 verschnitten. Demnach werden ledig-

lich Bereiche der Stadtteile dargestellt, die auch tat-

sächlich von Hochwasser betroffen sind. Weiterhin

ist zu bemerken, dass die wichtige Infrastruktur mit

einem Radius von 4 km um den Rhein dargestellt

wird. Einrichtungen, die sich weiter außerhalb be-

finden sind bewusst ausgeblendet.

Die durch die Fragebögen gewonnenen Gewichtun-

gen sind den Tabellen 2 und 3 zu entnehmen, wobei

darauf geachtet werden muss, dass die Werte von

DE BRITO ihrer Dissertation entnommen sind (DE

BRITO 2017). Hauptsächlich unterscheiden sich bei

der Analyse mit nur drei Indikatoren (Kinder unter

14 Jahren, Erwachsene über 60 Jahre und Men-

schen mit Behinderung) die Gewichtungen der Ex-

perten mit denen von DE BRITO und der internen Er-

gebnisse.

Tabelle 2: Gewichtung der drei Indikatoren (DE BRITO (2007) & eigene Erhebung).

Gewichtung Eigene

Gruppen-erhebung

Experten De Brito

Kinder unter 14 Jahre

0,3093 0,1607 0,2979

Erwachsene über 60 Jahre

0,3064 0,3226 0,2908

Personen mit Behinderungen

0,3843 0,5167 0,4113

Summe 1 1 1

Tabelle 3: Gewichtung der fünf Indikatoren (eigene Erhe-bung).

Gewichtung Eigene

Gruppen-erhe-bung

Experten

Kinder unter 14 Jahre

0,2306 0,1444

Erwachsene über 60 Jahre

0,2303 0,2850

Personen mit Be-hinderungen

0,2819 0,4691

Arbeitslosigkeit 0,1450 0,0170

Migrations-hinter-grund

0,1122 0,0845

Summe 1 1

Besonders auffällig ist die Wichtigkeit der Personen

mit Behinderungen. Diese ist mit 52 % die wichtigste

bei den Experten, mit 41 % bei DE BRITO und 38 % bei

den internen Ergebnissen (Abbildung 5). Diese Auf-

fälligkeit lässt sich den Karten 1–3 entnehmen, denn

die farblichen Unterschiede der Karten 1 und 2 sind

relativ gering und sofern Karte 3 hinzugezogen wird,

lassen sich deutlichere Unterschiede erkennen.

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Abbildung 5: Gewichtung der drei Indikatoren (siehe Tabelle 2).

Unter Betrachtung von fünf Indikatoren, erweitert

um Arbeitslosigkeit und Migrationshintergrund,

werden die Unterschiede deutlicher. Anders als bei

der Analyse mit drei Indikatoren sind Erwachsene

über 60 Jahre bei den Experten wichtiger als der

Projektgruppe. Jedoch erscheinen der Projekt-

gruppe Kinder unter 14 Jahren und besonders Ar-

beitslosigkeit bedeutsamer. Der Migrationshinter-

grund erweist lediglich einen geringen Unterschied

von 3 % (Abbildung 6). Zusätzlich wird in den Karten

4–5 die wichtige Infrastruktur mit dargestellt. In die-

sen Karten sind wesentlich größere Unterschiede

zwischen den Gewichtungsgruppen festzustellen.

Allgemein ist zu erkennen, dass der nördlichere Teil

Kölns entsprechend der Vulnerabilitätskarten eine

deutlich höhere Vulnerabilität hat, als der Süden.

Besonders markante Stadtteile sind hier Mülheim,

Riehl sowie Niehl.

Werden die Vulnerabilitätskarten mit den fünf Indi-

katoren in direktem Vergleich betrachtet, so er-

scheint ein deutlicherer Unterschied als bei dem

Vergleich der Vulnerabilitätskarten mit nur drei In-

dikatoren. Dies ist zurückzuführen auf die deutlich

größeren Unterschiede der Gewichtungen. Schluss-

folgernd wären die Unterschiede noch größer,

würde es mehr als fünf Indikatoren zur Auswahl ge-

ben.

Diskussion

Die erstellten Vulnerabilitätskarten geben eine Ant-

wort auf die zu Beginn gestellten Fragen. Sie zeigen

eine bestehende Möglichkeit Vulnerabilität zu mes-

sen und dementsprechend darzustellen. Zusätzlich

zeigen sie auch, dass die Methodik von DE BRITO

(2017) in gewisser Weise übertragbar ist und somit

Raum für internationale Vergleiche schafft. Es gibt

demnach die Möglichkeit Darstellungsweisen zu

verallgemeinern. Allerdings muss bedacht werden,

dass nicht ausreichend Indikatoren mit einbezogen

werden können. So musste zum Beispiel die Ein-

kommensverteilung ausgelassen werden. Es ist

auch zu bemerken, dass im Idealfall alle Ebenen der

Vulnerabilität ausgewertet werden sollten, um ein

Gesamtbild der Situation herzustellen. Natürlich ist

auch zu beachten, dass Vulnerabilitätskarten immer

davon abhängig sind wer sie verwendet und wofür

sie gebraucht werden. Der Arbeitsablauf und die

Darstellungsweise, die in dieser Arbeit präsentiert

werden, können zwar theoretisch verallgemeinert

und übernommen werden, müssen allerdings auf

Gebrauch und Ereignis angepasst werden. Das be-

deutet, dass die Indikatorauswahl und die Gewich-

tung immer davon abhängig ist vor welchem Gefah-

renhintergrund sie stehen und welche Experten sie

bewerten. So ist anzunehmen, dass Wissenschaftler

anders bewerten als Einsatzkräfte von technischen

Betrieben oder der Feuerwehr.

Abbildung 6: Gewichtung der fünf Indikatoren (siehe Tabelle 3).

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Katz, E.-C., Niedzwieds, J., L. Steyer (2017): Visualisierung sozialer Vulnerabilität Kölns. Eine ArcGis-gestützte Untersuchung

e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe

e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 21

Diese Arbeit soll zeigen, dass es durchaus möglich

ist Vulnerabilität visuell darzustellen. In der Theorie

wurde deutlich, wie umfangreich das Konzept rund

um die Vulnerabilität ist. Eine Darstellung der ge-

samten multidimensionalen Ebene würde sich in

erster Linie durch eine ausreichende Datenbeschaf-

fung erschweren. Durch die hohe Individualität je-

der Person ist es auch fraglich, ob quantitative Da-

tenauswertungen in dieser Hinsicht überhaupt aus-

reichend sind und die erwünschten Informationen

inhaltlich korrekt wiedergeben könnten. In dieser

Arbeit zeigt sich auch, dass es relativ schnell zu un-

terschiedlichen Gewichtungen kommt, sodass sich

die Frage stellt welche Gewichtung als „richtig“ zu

bezeichnen ist.

Weiterhin stellt sich die Frage, ob Vulnerabilitäts-

karten international vergleichbar sind. Sobald Vul-

nerabilitätskarten eine gleiche Gewichtung beinhal-

ten, sind diese zwar vergleichbar, doch unter Um-

ständen nicht aussagekräftig, da sich die Vulnerabi-

lität sozialer Gruppen je nach Ort deutlich unter-

scheiden können. Sinnvoller erscheint in diesem Zu-

sammenhang eine für jeden Ort abgestimmte Ge-

wichtung, die die soziale Vulnerabilität eindeutig wi-

derspiegelt. Eine derartige Herangehensweise

könnte die Bevölkerung für das Hochwasser-Thema

sensibilisieren und Gefahren frühzeitig aufzeigen.

Fazit

Abschließend kann zusammengefasst werden, dass

sich Vulnerabilität mithilfe von verschiedenen Indi-

katoren gut visualisieren lässt. Das Konzept der Vul-

nerabilität hat eine umfangreiche multidimensio-

nale Ebene eingenommen, sodass in dieser physi-

sche, soziale, ökonomische, ökologische sowie auch

institutionelle Eigenschaften miteinbezogen wer-

den. Um dieser Multidimensionalität gerecht zu

werden, bedarf es Indikatoren, die die Eigenschaf-

ten besitzen Vulnerabilität aufzuzeigen. Für die so-

ziale Vulnerabilität werden in dieser Arbeit fünf In-

dikatoren einbezogen. Neben Kindern unter 14 Jah-

ren, Erwachsenen über 60 Jahre, Menschen mit Be-

hinderungen werden ebenfalls Arbeitslose sowie

Personen mit Migrationshintergrund in die Analyse

berücksichtigt. Für die Darstellung der Vulnerabili-

tätskarten ist es von höchster Bedeutung die vor-

handenen Daten zu standardisieren um einen Ver-

gleich möglich zu machen. Erst dann ist die Gewich-

tung der Indikatoren möglich, welche der Vulnera-

bilitätskarte eine Aussage vermittelt. Die Komplexi-

tät der Thematik lässt zunächst nicht zu, dass eine

Gewichtung der Indikatoren für alle Orte zutrifft.

Dementsprechend muss die Gewichtung der Indika-

toren für jeden Ort eigens ermittelt werden, um

aussagekräftig zu sein. Wegen der Vielfältigkeit von

Vulnerabilität ist es besonders wichtig, eine präzise

Auswahl der Daten und Indikatoren zu treffen. Ob

und inwiefern bestimmte Aspekte hinzugezogen

werden, entscheidet ein Experte unter genauer Be-

trachtung der im Raum gegebenen Situation. Es

empfiehlt sich Vulnerabilitätskarten der Verwen-

dung anzupassen, da Einsatzkräfte und Wissen-

schaftler unterschiedliche Informationen benöti-

gen. Ebenfalls von großem Interesse ist die Anwen-

dung der Vulnerabilitätskarten in anderen Teilberei-

chen des Risikomanagements. Unter Anbetracht

des sich ändernden Weltklimas steigt nicht nur die

Gefahr von Flusshochwasser, sondern ebenfalls das

Risiko von Starkregenereignissen sowie der Anstieg

des Meeresspiegels.

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Katz, E.-C., Niedzwieds, J., L. Steyer (2017): Visualisierung sozialer Vulnerabilität Kölns. Eine ArcGis-gestützte Untersuchung

e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe

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e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe

e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 23

3. Herausforderungen der

Hochwasserrisikokommunikation

Hannah Schulze-Steinen und Sarah Harden

Keywords: Hochwasserrisiko, Risikokommunikation, Risikowahrnehmung

Aktuelle Relevanz

Weltweit steigt die Anzahl hydrologischer Ereig-

nisse und deren teils katastrophale Folgen: die An-

zahl und Intensität der Ereignisse steigt ebenso wie

die volkswirtschaftlichen und versicherungswirt-

schaftlichen Schäden (MUNICH RE 2016; Abb. 1).

Durch die intensive Nutzung von Siedlungsräumen

erhöht sich das Risiko einer Naturgefahr. Die Anfäl-

ligkeit des gesellschaftlichen Systems steigt. Auch

die anthropogen verursachten Umweltveränderun-

gen wie der Klimawandel und die zunehmenden

Starkregenereignisse führen zu einer erhöhten Ge-

fahr.

Die gesellschaftliche Bedeutung von „Risiko“ insge-

samt nimmt in den letzten Jahren deutlich zu (RENN

et al. 2007: 14 ff.). In Deutschland ist in diesem Zu-

sammenhang neben dem Terrorismus das Risiko

von Hochwasser sehr aktuell. Die Rheinhochwasser

von 1993 und 1995 sind immer noch sehr präsent,

genauso wie die Hochwasser an der Elbe in 2003

und 2013. Diese Ereignisse sind im Volksmund klas-

sischerweise mit Hochwasser verbunden. Aktuell

sind aber genauso Starkregenereignissen und Sturz-

fluten, die zu Hochwasser führen können (siehe Er-

eignisse im Juli 2017 in Köln und Berlin) (KÖLNER

STADTANZEIGER ONLINE 2017; ZEIT ONLINE 2017). Ur-

bane Sturzfluten gab es in Bonn am Mehlemer Bach

im Juli 2010, 2013 und 2016. In Bad Godesberg

Abstract

Die Hochwasserrisikokommunikation wird durch eine steigende Anzahl von Hochwasserereignis-

sen und eine sich verändernde Gesellschaft zunehmend vor große Herausforderungen gestellt. Ziel

des Artikels ist es, aktuelle Herausforderungen der Hochwasserrisikokommunikation darzustellen.

Diese Kommunikation beinhaltet alle Prozesse der Kommunikation und die gesellschaftliche Be-

wertung von Hochwasserrisiko. In Kooperation mit dem HochwasserKompetenzCentrum e.V.

(HKC) wurde eine empirische Befragung im Bonner Stadtgebiet konzipiert, welche einen Beitrag

zur Maßnahmenableitung zur Kommunikation von Risiken leisten soll. Untersucht wird, inwiefern

ein Wissen und Bewusstsein über ein vorhandenes Risiko besteht und wie es in Zukunft bestmög-

lich vermittelt werden könnte. Abschließend werden die Ergebnisse mit solchen ähnlicher Studien

verglichen und daraus Handlungsempfehlungen für eine optimierte Öffentlichkeitsarbeit des HKC

abgeleitet.

.

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Schulze-Steinen, H., Harden, S. (2017): Herausforderungen der Hochwasserrisikokommunikation

e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe

e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 24

führte ein solches Ereignis im Juni 2016 zu Strom-

ausfall durch Überschwemmungen von Verteiler-

stationen.

Trotz aller räumlicher und natürlicher Variabilität

lässt sich für NRW und Bonn feststellen, dass es ei-

nen Trend zu feuchteren Wintern und trockeneren

Sommern gibt. Ein Trend zu mehr extremen Fluss-

Hochwasserereignissen ist nicht deutlich erkenn-

bar, hingegen ist ein leicht steigender Trend von

Starkregenereignissen zu beobachten (vgl. MUNICH

RE 2016).

Neben der hygrologischen, naturwissenschaftlichen

Komponente hat ein Hochwasserereignis auch eine

soziale/gesellschaftsrelevante Komponente, sobald

„Menschen und deren materielle/immaterielle

Werte betroffen sind“ (ZEHETMAIR 2012: 21). Zur Ka-

tastrophe wird ein Hochwasserereignis erst durch

den Menschen, wenn er oder sein Hab und Gut be-

schädigt oder zerstört werden. ZEHETMAIR 2012

nennt drei Problemfelder von Hochwasserrisiken:

„Gefährdung für die Menschen, eine Gefährdung

für die Umwelt und eine Gefährdung für die Wirt-

schaft“ (ZEHETMAIR 2012: 22). Im Folgenden liegt der

Fokus auf der Gefährdung für den Menschen und

sein Eigentum. Um den möglichen Betroffenen so-

wohl das potentielle Risiko als auch die drohenden

Schäden zu vermitteln, ist eine adäquate Risikokom-

munikation von großer Bedeutung. Die Massenme-

dien haben eine besondere Rolle innerhalb der

Hochwasserrisikokommunikation: Neben der Be-

richterstattung und Unterhaltung sollen sie über

„Risiken aufklären und Vorsorgemaßnahmen publik

machen.“ (ZEHETMAIR 2012: 133). Diese Rolle ist sehr

bedeutend: die Massenmedien sind somit „für

Hochwasserthemen jenes soziale Funktionssystem,

das die Realität konstruiert.“ (ZEHETMAIR 2012: 133).

In der öffentlichen Wahrnehmung sind Naturkata-

strophen durch mediale und öffentliche Verbrei-

tung und Diskussionen sehr präsent. Im Bereich der

Hochwasserrisikokommunikation agieren nicht nur

Medien und öffentliche Akteure, sondern durch die

Verbreitung von Meldungen auch die Gesellschaft

(vgl. HAGEMEIER-KLOSE 2010: 1).

„Je größer und schadensträchtiger eine Ka-

tastrophe ist, desto mehr und desto umfas-

sender wird über sie kommuniziert, insbe-

sondere im öffentlichen Raum von öffentli-

chen Akteuren. Je näher an der eigenen Le-

benswelt die Katastrophe oder auch eine

potenzielle Katastrophe ist und je höher

die Betroffenheit oder die Identifikation

Abbildung 1: Weather-related loss events worldwide 1980-2015. Number of relevant events by peril. (http://reliefweb.int/si-

tes/reliefweb.int/files/resources/Loss_events_worldwide_1980-2015.pdf).

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e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe

e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 25

mit Betroffenen ist, desto mehr wird im All-

tag über sie kommuniziert.“ (HAGEMEIER-

KLOSE 2010: 1).

Die Kommunikation von Hochwasserrisiken wird

durch verschiedene Steakholder, deren unter-

schiedliche Zuständigkeiten und weitere kommuni-

kationswissenschaftliche, finanzielle, persönliche,

oft auch bilaterale Beziehungen erschwert und stellt

das soziale System vor große Herausforderungen.

Die große Anzahl involvierter Akteure in den Fach-

verwaltungen auf verschiedenen Ebenen „bedingt

einen enormen Kooperations- und Abstimmungsbe-

darf“ (ZEHETMAIR 2012: 201). Ein Beispiel hierfür sind

die Verhandlungen rund um die Festlegung des Be-

messungshochwassers zwischen verschiedenen

Bundesländern bei transregionalen Flüssen.

Problemaufriss

In diesem Zusammenhang leistet das deutsche

HochwasserKompetenzCentrum e.V. (HKC) mit sei-

ner Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Vermittlung

des Hochwasserrisikos (siehe Abb. 2) und berät bei-

spielsweise bereits Betroffene oder Interessierte,

die einem Schaden durch Hochwasser vorbeugen

möchten. Diese Arbeit soll einen Beitrag zur Maß-

nahmenableitung zur Kommunikation von Risiken

leisten. Untersucht wird, inwiefern ein Wissen und

Bewusstsein über ein vorhandenes Risiko besteht

und wie es in Zukunft bestmöglich vermittelt wer-

den könnte. Diese Ergebnisse sollen dem HKC zur

weiteren Arbeit dienen, z.B. um die Öffentlichkeits-

arbeit zu optimieren.

In enger Kooperation mit dem HKC und dem Beirats-

sprecher Herrn Scheibel wurde die Befragung zum

Ziel der Maßnahmenableitung im Bereich der Hoch-

wasserrisikokommunikation durchgeführt. Dabei

sollten sowohl der Status quo und das aktuelle

Hochwasserrisikoempfinden rund um die Kommu-

nikation als auch mögliche zukünftige Elemente der

Kommunikation des Themas erhoben werden:

Methodik

Untersuchungsraum

Der Untersuchungsraum für die Befragung wurde in

Absprache mit Herrn Koch vom Tiefbauamt der

Stadt Bonn gewählt. Da vor allem die Einschätzun-

gen von Eigentümern für die Fragen interessant

sind, wurden Einfamilienhaussiedlungen gewählt.

Ausgewählte Häuser waren dort in der Vergangen-

heit schon einmal von Hochwasser betroffen (siehe

Abb. 3, 4). Während in Bad Godesberg der Rhein

und der Godesberger Bach eine Gefährdung darstel-

len, sind es in Ippendorf und Holzlar-Gielgen eher

Starkregen und/oder Kanalrückstaue.

Ziel: Herausforderungen der Hochwasserrisi-kokommunikation

- Welches Bewusstsein gibt es gegen-

über Hochwasserrisiko?

- Wie kann das Bewusstsein gestärkt

werden (Hochwasserpass)?

- Wie kann der Bekanntheitsgrad des

Hochwasserpasses erhöht werden?

- Wie kann das vorhandene Risiko ver-

mittelt werden?

- Wie kann Verhaltensvorsorge vermit-

telt werden?

Abbildung 2: Potentielle Hochwassergefahrenquellen (www.hochwasser-pass.com).

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e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 26

Abbildung 3: Ausschnitt Gefährdungskarte Rhein in Bonn-

Bad Godesberg (Bezirksregierung Köln: fluss.nrw.de).

Quantitative Forschung

Durch empirische Forschung sollen theoretische Zu-

sammenhänge mittels ausgewählter Methoden an-

hand einer spezifischen Zielgruppe beschrieben,

überprüft und erklärt werden. Anders als bei quali-

tativer Forschung soll die standardisierte Datener-

hebung große Datenmengen in festgelegte Katego-

rien einordnen. Im Vordergrund steht hier das Gü-

tekriterium der intersubjektiven Überprüfbarkeit.

Anhand einer möglichst hohen Stichprobenanzahl

sollen regelhafte Muster aufgedeckt werden, um

somit für größere Zielgruppen repräsentative Aus-

sagen zu treffen. Zu Beginn werden a priori-Hypo-

thesen aufgestellt: vor der Datenerhebung werden

gezielte Aspekte ausgewählt. Auf Grundlage des bis-

herigen Forschungsstandes werden konkrete Frage-

stellungen formuliert und daraufhin ein standardi-

siertes Datenerhebungsinstrument, bspw. ein Fra-

gebogen, konstruiert. Mittels statistischer Verfah-

ren lassen sich schließlich die zuvor erarbeiteten

Fragestellungen beantworten (siehe Abb. 5; PORST

2011; REUBER u. GEBHARDT 2011; BURZAN 2015).

Zunächst ist ein übergreifender Forschungsplan auf-

zustellen, der das Ziel der Untersuchung sowie ein

grundsätzliches Konzept des weiteren Vorgehens

festlegt – das sogenannte Forschungsdesign (1). Die

Präzisierungsphase ist dafür verantwortlich, die Be-

rücksichtigung zentraler Aspekte sicherzustellen

wie auch ein systematisches Vorgehen für die wei-

teren Forschungsschritte einzuleiten. Anhand bis-

heriger Studien zu vergleichbaren Themen oder the-

oretischer Beiträge sind die für das Forschungsziel

relevanten Aspekte und Dimensionen zu sammeln

und zu systematisieren. Auf Grundlage dieser a pri-

ori Kategorisierung werden die Forschungsfragen

formuliert. Die Basis der Untersuchung bildet der

theoretische Rahmen, innerhalb dessen zentrale

Begriffe im Forschungskontext zu definieren sind

sowie die zu überprüfende Theorie zu erklären ist.

Von zentraler Bedeutung ist es weiterhin, den aktu-

ellen Forschungsstand aufzuarbeiten (2), um die

Studienergebnisse später mit bisherigen Ergebnis-

sen vergleichen zu können (BURZAN 2015).

Nach diesen anfänglichen Schritten auf inhaltlicher

Ebene ist das Forschungsdesign auf statistisch-me-

thodischer Ebene zu konkretisieren. Aufgabe der

Operationalisierungsphase (3) ist es begründet fest-

zulegen, wie die Forschungsfragen empirisch beant-

wortet werden sollen. Neben der Auswahl der Erhe-

bungsmethode werden theoretische Überlegungen

in messbare Variablen (Indikatoren) übersetzt und

ein standardisiertes Datenerhebungsinstrument

entwickelt. Weiterhin erfolgt in dieser Phase die

raum-zeitliche Einordnung der Untersuchung,

Abbildung 4: Untersuchungsgebiet im Stadtgebiet Bonn (Openstreetmap.org).

Abbildung 5: Ablauf quantitativer Forschung. (Eigene Darstellung auf Basis von Bahrenberg et al. 2010: 12 und Zimmermann-Janschitz 2014:41).

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e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 27

sprich Beschreibung des Untersuchungsraums und

die Auswahl der Stichprobe. Vor der eigentlichen

Datenerhebung (5) empfiehlt sich die Durchführung

eines Pretests (4) zur Überprüfung der Operationa-

lisierung. Dabei wird eine geringe Anzahl an Perso-

nen befragt, um mögliche Unverständlichkeiten und

Probleme bei der Beantwortung des Fragebogens

offenzulegen. Der Forscher hat verschiedene inhalt-

liche und ablauftechnische Aspekte kritisch zu re-

flektieren, darunter die Verständlichkeit der Formu-

lierungen, die Eindeutigkeit und Vollständigkeit der

Fragen und Antwortmöglichkeiten, die Effekte der

Fragereihenfolgen sowie der durchschnittliche Zeit-

aufwand des Ausfüllens in Verbindung mit der Mo-

tivation der Befragten. Bei der Auswertung der Häu-

figkeitsverteilungen der Antworten ist zu überprü-

fen, ob die Antwortskalen angemessen sind, wo

Werte fehlen ob dabei die entsprechenden Fragen

unverständlich sind oder ob deren Beantwortung

unangenehm ist (MUMMENDEY u. GRAU 2008; BURZAN

2015). Der entscheidende Schritt quantitativer For-

schung ist schließlich die Datenaufbereitung und In-

terpretation (6). Dabei werden mittels statistischer

Verfahren Hypothesen geprüft, Forschungsfragen

beantwortet und daraus folgernd die Angemessen-

heit der Theorie anhand eines konkreten Sachver-

haltes bewertet (PORST 2011; BURZAN 2015).

Fragebogen

Die Befragung mittels eines Fragebogens ist die am

besten durchführbare Primärerhebungsmethode

für die geplante Untersuchung. Eine Befragung

kennzeichnet sich durch die Kommunikation zwi-

schen einer interviewenden und einer befragten

Person, die schriftlich oder mündlich abläuft (ZIM-

MERMANN-JANSCHITZ 2014). Stärke mündlicher Befra-

gungen ist die Möglichkeit, eine angenehme Ge-

sprächssituation herstellen zu können und seitens

der Probanden Rückfragen stellen zu können.

Schwächen jedoch sind die fehlende Anonymität

wie auch Effekte durch das Auftreten des Intervie-

wers (bspw. Beeinflussung durch Kleidung oder Al-

ter). Vorteil schriftlicher Befragungen ist die Ge-

währleistung von Anonymität, sodass eine erhöhte

Bereitschaft zur Beantwortung heikler Fragen wahr-

scheinlich ist (MUMMENDEY u. GRAU 2008). Aus die-

sem Grund wird hier der schriftliche Befragungsmo-

dus gewählt, da die Beantwortung persönlicher Fra-

gen zu Gefahreneinschätzung und die sozio-demo-

graphischen Daten von besonderer Wichtigkeit für

das Forschungsinteresse sind.

Ein Fragebogen zeichnet sich nicht nur durch die

Verbindung von Theorie und Empirie aus, sondern

nimmt auch die Zwischenstellung zwischen einem

subjektiven und einem objektiven Datenerhebungs-

verfahren ein. Auf der einen Seite lassen sich durch

die Fragebogen-Items zusätzlich zu offen beobacht-

baren Verhaltensweisen von Menschen auch innere

Zustände und Wahrnehmungen in Erfahrung brin-

gen, die kaum von außen beobachtbar sind. Ande-

rerseits werden infolge der Standardisierung ledig-

lich Antwortmöglichkeiten als Reize vorgegeben,

die Antwort ist somit als Reaktion auf einen Stimu-

lus aufzufassen. Die Erhebung mittels eines Frage-

bogens ermöglicht folglich die Verbindung zwischen

einer schematisierten, standardisierten Reaktions-

erfassung und der Gelegenheit zur Selbstbeobach-

tung und –beschreibung (MUMMENDEY u. GRAU 2008;

PORST 2011).

Ein Fragebogen erlaubt das Abfragen einer großen

Bandbreite an Merkmalen. Zusätzlich zur Erhebung

von Einstellungen und Persönlichkeitsmerkmalen

lassen sich auch Verhaltensmuster untersuchen

(MUMMENDEY u. GRAU 2008). Durch die ergänzende

Abfrage von sozio-demographischen Daten kann

analysiert werden, ob diese Merkmale verstärkt in-

nerhalb bestimmter Bevölkerungsgruppen auftau-

chen (vgl. PORST 2011).

Durchführung

Knapp 400 Fragebögen wurden mit einem dazuge-

hörigen Anschreiben mit einer kurzen Forschungs-

beschreibung in Umlauf gebracht. Zwei Tage, nach-

dem sie in die Briefkästen geworfen worden sind,

wurden sie wieder abgeholt. An diesen insgesamt

acht Erhebungstagen führte der Rücklauf von n=54

zu einer Quote von 13,5%. Beim Einsammeln der

Fragebögen wurde bewusst darauf geachtet, dass

die Abholung zu unterschiedlichen Zeiten stattfand

(früher Nachmittag/Nachmittag/Abend). Auch die

Witterung war mit Regen, Gewitter oder Sonnen-

schein und Temperaturen über 30°C sehr divers.

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e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 28

Analyse/Auswertung

Die Auswertung der Daten erfolgte mit der Soft-

ware „SPSS“.

Um einen soliden Hintergrund der Umfrage erstel-

len zu können, werden an den Anfang der Auswer-

tung die soziodemographischen Daten gestellt.

Hierbei stellte sich heraus, dass sich der Anteil von

weiblichen und männlichen Teilnehmern bei n=54

auf genau jeweils 27 aufteilt. Es lässt sich zudem

festhalten, dass der Großteil verheiratet ist. Die

Sensibilität von soziodemographischen Daten lässt

sich unter anderem anhand der Frage nach dem Bil-

dungsabschluss erkennen. Hier gaben zwar knapp

40% an, einen Hochschulabschluss zu besitzen, al-

lerdings wollte auch knapp ein Viertel keine Anga-

ben machen. Im Weiteren konnte festgestellt wer-

den, dass das Ziel, möglichst Eigentümern von Im-

mobilien zu befragen, mit einem Anteil von 94% er-

reicht wurde. Hierbei besaßen die meisten einen

Keller. Oft korreliert die Selbsteinschätzung des ei-

genen Risikos mit dem Besitz eines Kellers. Sobald

kein Keller vorhanden war, wurde die Gefährdung

als eher gering eingeschätzt. Abbildung 6 verdeut-

licht, dass auch die Bereitschaft zur Maßnahmen-

durchführung mit dem Besitz eines Kellers zusam-

menhängt. Ist das Eigentum vollständig unterkel-

lert, werden schneller Maßnahmen ergriffen.

Der Wohnraum der befragten Eigentümer befindet

sich in der Regel im Erdgeschoss. Der Wohnzeit-

raum ist zwischen fünf und bis über 25 Jahren relativ

ausgeglichen, jedoch war zu beobachten, dass in

den untersuchten Gebieten kaum neu zugezogene

lebten.

56% gaben an, schon einmal von Hochwasser be-

troffen gewesen zu sein. Dabei wurde deutlich, dass

dies mit fast 19% dem Kanalrückstau zugeschrieben

wurde. Am wenigsten wurde der Rhein als Ursache

genannt. Hier gilt allerdings zu beachten, dass nur

ein Untersuchungsgebiet- nämlich Bad Godesberg-

konkret durch den Rhein gefährdet ist. Starkregen

wurde von 11% der Befragten als Ursache angege-

ben. Fragt man nach der Selbsteinschätzung der ei-

genen Gefährdung, so geben knapp 35% an, eher

nicht gefährdet zu sein. 26% sagen sogar aus, über-

haupt nicht gefährdet zu sein. 11% sind sich der Ge-

fährdung bewusst und rund 22% geben an, eher ge-

fährdet zu sein. Bei der Betrachtung dieser Ergeb-

nisse zeigt sich, dass die Hochwassergefahr nicht als

primär angesehen und oft unterschätzt wird. Bei der

Maßnahmendurchführung, wie in Abbildung 7 dar-

gestellt, wiederum sehen sich über 75% selber in

der Verantwortung. Nur ein kleiner Teil meint, dass

dies nicht die Aufgabe des Eigentümers sein sollte.

Abbildung 7: Verantwortung Maßnahmendurchführung (Eigene Darstellung).

Betrachtet man nun, wie viele Befragte auch eine

Beratung durch Sachkundige nutzen würden, so

sinkt die Zahl der Zustimmenden leicht auf 61%.

Deutlich wird, dass diese Beratung nicht mehr als

300 Euro kosten sollte, über 30% gaben sogar an,

diese nur umsonst in Anspruch nehmen zu wollen.

Die Motivation, überhaupt Maßnahmen an seinem

Objekt durchzuführen, sind unterschiedlich. Klar

herausgestellt wird jedoch, dass mit jeweils deutlich

über 50% die Kenntnis über persönlich zu erwarten-

den Schäden und Folgen einer Überschwemmung

und Kenntnis über mögliche Minimierung eben die-

ser dominierend sind. Das bedeutet, dass sich pri-

mär für Prävention interessiert wird, wenn einem

bewusst ist, wie hoch das Risiko ist und wie stark

man dieses verringern kann. Weniger interessant

scheint die Reduzierung der Versicherungsprämie

zu sein. Nur knapp ein Viertel gaben an, dass dies

unter anderem auch ein Grund zur Maßnahmener-

greifung wäre. Zu beachten gilt, dass bei dieser

75,9%

24,1%Ja

Nein

Maßnahmendurchfüh-rung

Gesamt Ja Nein Kel-ler

Ja 35 9 44

teil-weise

2 3 5

Nein 4 1 5

Gesamt 41 13 54

Abbildung 6: Kreuztabelle Keller* Maßnahmendurchfüh-rung (Eigene Darstellung).

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e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 29

Frage Mehrfachnennungen möglich waren. Span-

nend für den Hochwasserpass ist, dass die Versiche-

rungsprämie keine große Rolle in der Motivation

der Eigentümer zu spielen scheint. Trotzdem lässt

sich generell sagen, dass für die Versicherungen ein

großes Potential in diesem Bereich liegt. Zwar ge-

ben über die Hälfte der Befragten an, versichert zu

sein, allerdings sind circa 15% nicht versichert und

über 30% gaben sogar an, dies nicht zu wissen. Ei-

gentümer, die subjektiv gesehen schon genug Maß-

nahmen ergriffen haben, sehen sich oft nicht in der

Verantwortung, eine Versicherung abzuschließen,

da sie aus ihrer Sicht eher nicht gefährdet sind. In

Abbildung 8 wird deutlich, dass die Bereitschaft zur

Ergreifung von präventiven Maßnahmen steigt,

wenn man selber schon einmal von Hochwasser be-

troffen war. Allerdings ergab die Befragung auch,

dass bei Nicht-Betroffenheit mehr Menschen an der

Durchführung einer Maßnahme interessiert sind als

abgeneigt. Hier gehen die Meinungen stark ausei-

nander und es zeigt sich, dass die Prävention noch

mehr in den Vordergrund rücken muss.

Gibt man den Befragten Raum, eigene Ideen zur

Verbesserung des eigenen Wissens durch die Be-

hörden vorzuschlagen, so lassen sich diese grob in

zwei Kategorien unterteilen. Auf informativer

Ebene wird sich vor allem mehr Kommunikation und

Aufklärung gewünscht. Dies kann durch unter-

schiedlichste Mittel geschehen, sei es per App oder

Flugblätter. Auch Informationsveranstaltungen sind

gewünscht. Betrachtet man die Infrastruktur, so

sollte vor allem das Kanalsystem angepasst werden.

Es gilt jedoch auch zu beachten, dass nur etwas

mehr als die Hälfte aller Befragten eigene Vor-

schläge eingebracht haben.

Im Hinblick auf die Aktualität des Themas und der

entstehenden Schäden stellt sich die Frage, wie das

Bewusstsein der Eigentümer für das eigene Hoch-

wasserrisiko gestärkt werden kann. Um herauszu-

finden, wo es am sinnvollsten ist, Werbung für das

betreffende Thema zu schalten, wurde die Informa-

tionsquelle von aktuellen Hochwasserlagen erfragt.

Am meisten genannt wurden hier Radio/Fernsehen,

Printmedien und Internet, wobei Radio/Fernsehen

mit 61% am meisten genutzt wird. Fragt man nun,

wo die Eigentümer am ehesten auf Hinweise zur

Hochwasservorsorge aufmerksam werden würden,

so decken sich die Antworten mit denen zu der vo-

rangegangenen Frage. Abbildung 9 verdeutlicht,

dass auch hier Radio/Fernsehen, Printmedien und

Internet am häufigsten genannt werden. Über 85%

der Befragten gaben an, durch Radio oder Fernse-

hen am ehesten auf Werbung und Hinweise auf-

merksam zu werden.

Abbildung 9: Hinweise zur Hochwasservorsorge (Eigene Darstellung).

Es zeigt sich, dass die Informationsquelle auch der

Ort ist, an dem der Großteil am schnellsten auf Hin-

weise und Werbung aufmerksam wird. Jedoch fällt

auf, dass Printmedien zur Informationsbeschaffung

genutzt werden, man auf Werbung eher im Fernse-

hen aufmerksam wird. Dazu im Widerspruch steht

jedoch die Aussage, dass das Hintergrundwissen

zum Thema von den meisten auf eigener Erfahrung

basiert. Abbildung 10 macht deutlich, dass 87% auf

das eigens generierte Wissen vertrauen. Mit jeweils

unter 10% liegen Printmedien und Internet hier auf

den letzten Plätzen.

Fernsehen/Radio

Printmedien

Internet

Soziale Medien

Außenwerbung

Veranstaltungen/persönliche Beratung

gar nicht

eigene Angabe

weiß nicht

Maßnahmendurchfüh-rung

Ge-samt Ja Nein

Hoch-was-serbe-troffen-heit

Ja 27 2 29

Nein 14 11 25

Ge-samt

41 13 54

Abbildung 8: Kreuztabelle Hochwasserbetroffenheit*Maß-nahmendurchführung (Eigene Darstellung).

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e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe

e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 30

Abbildung 10: Hintergrundwissen (Eigene Darstellung).

Allgemein lässt sich sagen, dass das Bewusstsein der

eigenen Gefährdung durch Hochwasser eher gering

ist. Werbung für die Stärkung eben dieser sollte vor

allem im Fernsehen geschaltet werden.

Erhebungsnotizen

Zahlreiche Eindrücke sind während der Befragung

festgehalten worden. In bilateralen Gesprächen mit

möglichen Betroffenen wurde in vielen Fällen ein

Desinteresse gegenüber der Hochwasserrisikothe-

matik deutlich. Dies hatte (laut Angabe) verschie-

dene Gründe. Der Begriff „Hochwasser“ wird in der

Umgangssprache anders gebraucht als in der Wis-

senschaft. Er wird zur Bezeichnung von überlaufen-

den Gewässern benutzt. Die anderen Thematiken

wie z.B. Starkregen oder Kanalrückstau sind für viele

Befragte kein Phänomen, das sie mit „Hochwasser“

beschreiben würden. Trotz der aktuellen Relevanz

des Starkregens, welcher kurz vor der Befragung in

Berlin großen Schaden anrichtete (ZEIT ONLINE 2017),

war es, so der subjektive Eindruck, nicht präsent.

Dies wurde beispielsweise an Aussagen wie „Was

wollen Sie hier? Wir sind hier auf einem Berg.“ deut-

lich. Die Sprache und die Wahrnehmung gegenüber

dem Thema der Hochwasserrisikothematik unter-

scheiden sich zwischen Laien und Experten stark

(siehe Diskussion).

Die sozio-demographischen Daten wurden von vie-

len Befragten als sensibel aufgefasst. Zum Teil führ-

ten diese Fragen, obwohl eindeutig beschrieben

war, dass man Fragen auslassen kann oder „keine

Angabe“ ankreuzen kann, zum Abbruch. In vielen

Häusern schien aufgrund des Baualters zudem ein

frischer Generationswechsel vollzogen worden zu

sein, was ebenfalls das Risikobewusstsein mindert,

da die „eigenen Erfahrungen“ (siehe Frage 3) kürzer

sind als beim durchschnittlichen Befragten.

Diskussion

Im Vergleich mit anderen Projektergebnissen zu

Hochwasserrisiken wird deutlich, dass die Wahr-

nehmung von Laien in verschiedenen Befragungen

in verschiedenen Teilen Deutschlands zur vorliegen-

den Befragung sehr ähnlich ist. HEINRICHS u. GRUNEN-

BERG 2007: 94f. stellen in ihrem INNIG-Projekt fest,

dass im Hochwasserschutz in Bremen und Hamburg

die Massenmedien als Informationsquelle als sehr

wichtig angesehen werden. Radio und Fernsehen

sind, genau wie in den hier vorliegenden Ergebnis-

sen, die am häufigsten genannten Medien. Darauf

folgen die Printmedien. Weitere Informationsmög-

lichkeiten, wie der Kontakt zu Nachbarn, Bürgerfo-

ren oder städtische Informationsveranstaltungen,

folgen auch hier auf den hinteren Plätzen (vgl. HEIN-

RICHS u. GRUNENBERG 2007: 94 f.).

Schon 2003 kommt MARKAU zu allgemeingültigen

Aussagen über die Risikowahrnehmung von Hoch-

wasser (MARKAU 2003: 167 f.): durch die Betroffen-

heit von Hochwasser wird das Bewusstsein einer-

seits erhöht, kann aber andererseits auch zu Ge-

wöhnung oder bei extremen Ereignissen gar Ver-

drängung führen. Das Hochwasserrisiko wird als

anthropogen verursacht wahrgenommen. Inwie-

fern ein Individuum ein Risiko wahrnimmt, hängt

stark mit der Erinnerung an vergangene Ereignisse

und der Vorstellbarkeit zukünftiger Ereignisse zu-

sammen. HAGEMEIER-KLOSE 2010 fasst verschiedene

Studien zur Risikowahrnehmung und –vorbeugung

zusammen: das Gefahren- bzw. Risikobewusstsein

der Bevölkerung ist ereignisdominiert (WAGNER

2004: 81 ff.; SIEGRIST u. GUTSCHER 2006: 977 f.; HAGE-

MEIER-KLOSE 2010: 18 ff.). Die persönliche Betroffen-

heit eines Hochwasserereignisses hat eine hohe Be-

deutung bei der Risikoeinschätzung.

Empirische Studien zeigen, dass „Hochwasser in der

Alltagswelt nicht zwangsläufig mit Risiko assoziiert

wird; als Risiken werden eher alltägliche Bedrohun-

gen, verursacht etwa durch Verkehr, Kriminalität,

Terrorismus oder allgemeine Umweltrisiken, gese-

hen. Gesellschaftliche Probleme (Wirtschaft, Ver-

kehr, Kriminalität, Technik) überwiegen dabei deut-

lich den Risiken, die in der Natur (Umwelt, Naturge-

fahren) gesehen werden.“ (HAGEMEIER-KLOSE 2010:

19) (vgl. HEINßEN et al. 2002: 103 ff).

eigene Erfahrungen

Hörensagen

Radio/Fernsehen

weiß nicht

Printmedien

Internet

Veranstaltungen/persönliche Beratung

eigene Angabe

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e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 31

Probleme in der Hochwasserrisikokommunikation

entstehen durch „Differenzen in der Risikowahrneh-

mung und –bewertung von Experten und Laien“

(HAGEMEIER-KLOSE 2010: 20). Um sie also zu verbes-

sern, muss der Fokus mehr auf dem sozialen, psy-

chologischen und kommunikationswissenschaftli-

chen Aspekt liegen, um die vorliegende unter-

schiedliche Risikowahrnehmung zu überwinden.

Laien und Experten nehmen Risiko aber nicht nur

unterschiedlich wahr, sondern haben ebenfalls eine

unterschiedliche Risikoakzeptanz. Für Laien sind

qualitative Risikomerkmale wichtiger, sodass die

„einfache“ Formel Produkt aus Eintrittswahrschein-

lichkeit und möglichem Schaden nicht ausreicht.

„Die Höhe der Eintrittswahrscheinlichkeit des Risi-

kos ist in der Laienwahrnehmung weniger bedeut-

sam als der potenzielle Schaden. (...) Für die Beur-

teilung von Laien sind das Schadenpotential, die

Kontrollierbarkeit, die Freiwilligkeit der Übernahme

und die Bekanntheit von Risiken von entscheiden-

der Bedeutung.“ (HAGEMEIER-KLOSE 2010: 20). Exper-

ten hingegen berechnen ein objektiv messbares Ri-

siko auf Grundlage von Datensätzen, Mathematik

und Schätzungen auf wissenschaftlich-technischer

Basis (vgl. RENN 2002: 385; PLAPP 2004: 18 ff.)

Ausblick

Es ist eine umfassendere Forschung notwendig, um

die oben genannten Hypothesen zu überprüfen.

Dies ist nach der Erfahrung der vorliegenden Befra-

gung mit einem relativ hohen Aufwand verbunden,

da die Rücklaufquote eher gering ist (13,5% in die-

sem Fall). Insbesondere in Bezug auf die aktuell zu-

nehmende Anzahl an (schweren) Starkregenereig-

nissen im Zuge des Klimawandels ist das Thema der

Hochwasserrisikokommunikation größer denn je.

Die Bedeutung für das HochwasserKompetenzCent-

rum e.V. lässt sich so formulieren: das Thema des

Hochwasserrisikos muss stärker in der Öffentlich-

keit platziert werden. Dabei sollte der Schwerpunkt

auf die traditionellen Medien gelegt werden. Auch

das Potential für Versicherungen zeigt sich anhand

der Erhebung als hoch, da oft Unwissenheit

herrscht. Wichtig ist aber das Zusammenspiel, denn

oft wächst der Gedanke an eine Versicherung erst

nach einem Ereignis mit unmittelbarer persönlicher

Betroffenheit.

Danksagung

Ein herzlicher Dank gilt Herrn Scheibel vom Wup-

perverband, welcher ebenfalls Beiratssprecher

beim HKC ist. Durch seine Unterstützung und Ver-

mittlung von Kontakten konnte die Forschung pra-

xisnah und zielorientiert organisiert und durchge-

führt werden. Dies war nicht nur motivierend, son-

dern auch dem fachlichen Output sehr dienlich, der

nun gerne dem HKC und weiteren Institutionen zur

Verfügung gestellt wird

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e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe

e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 33

4. Der Starkregen-Kompass–

Gefahrenbasierte Maßnahmenfindung zur Vorbeugung

von Schäden durch Starkregen

Florian Bröder, Paul Faber, Andreas Fritz, Kristina Militzer und Konstantin Sander

Keywords: Starkregen, urbane Sturzfluten, Entscheidungsunterstützungssystem, Gefahrenbasierte Maßnahmenfindun

Einleitung

„In den letzten Jahren haben Starkniederschlage

wiederholt schwere Überschwemmungen mit enor-

men Sachschäden verursacht und mancherorts so-

gar Menschenleben gekostet. Diese Schadensereig-

nisse führen immer wieder vor Augen, wie empfind-

lich Siedlungsgebiete gegenüber Sturzfluten sind

und wie machtlos Anwohner und Einsatzkrafte den

Wassermassen gegenüberstehen“ (STADT DORTMUND

STADTENTWÄSSERUNG 2014: 6). Die langjährige Erfah-

rung der Deutschen Versicherer zeigt: Über die

Hälfte der regulierten Überflutungsschäden resul-

tieren aus derartigen lokal begrenzten Extremereig-

nissen, sogenannten „urbanen Sturzfluten“, die

grade auch fernab von Gewässern zu Überschwem-

mungen führen können (STADT DORTMUND STADTENT-

WÄSSERUNG 2014).

Der Klimawandel erhöht in diesem Zusammenhang

zusätzlich die dringende Notwendigkeit, der Über-

flutungsvorsorge zukünftig eine erhöhte Aufmerk-

samkeit zu schenken. Ausmaß und Intensität der

Folgen des Klimawandels können jedoch nicht ge-

nau prognostiziert werden und unterliegen damit

großen Unsicherheiten. Dies gilt besonders für

große Betrachtungszeitspannen und kleine Betrach-

tungsräume (ILLGEN 2013). Die globale Erwärmung

führt neben einer möglichen Verschiebung der Nie-

derschlagsmengen von den Sommer- auf die Win-

termonate zu einem erhöhten Wasserdampfgehalt

in der Atmosphäre. Die dadurch verstärkte Konvek-

tion wirkt sich auf die Häufigkeit und die Intensität

von Starkregenereignissen aus. Gleichzeitig beein-

flusst die zunehmende Inanspruchnahme und Ver-

siegelung von Siedlungsgebieten die lokale Bildung

von konvektiven Niederschlägen und die Zugbah-

Abstract

Starkregenereignisse haben in den vergangenen Jahren zugenommen und werden sich auch zu-

künftig voraussichtlich häufiger und mit extremeren Ausmaßen ereignen. Die hohen Schadenssum-

men, die durch urbane Sturzfluten entstehen, zeigen, dass die betroffenen Akteure nicht ausrei-

chend auf die Auswirkungen von Starkregenereignissen vorbereitet sind. Aus diesem Grund wurde

ein Excel-basiertes Entscheidungsunterstützungssystem, der sogenannte Starkregen-Kompass, für

kommunale und private Akteure entwickelt. Dabei hilft eine individuelle Gefahrenanalyse, geeig-

nete Maßnahmen zur Vorbeugung von Schäden durch Starkregen für den jeweiligen Nutzer zu

identifizieren. Die Entstehung dieses Werkzeugs, sowie eine Vorstellung seines Aufbaus und seiner

Funktionen behandelt der folgende Artikel. Einige Expertenmeinungen aus der kürzlich erfolgten

Vorstellung des Starkregen-Kompasses geben außerdem anschließend Raum für eine Diskussion.

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Bröder et al. (2017): Der Starkregen-Kompass-Gefahrenbasierte Maßnahmenfindung zur Vorbeugung von Schäden durch Starkregen

e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe

e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 34

nen von Gewitterzellen (BENDEN 2014). Nieder-

schlagsdaten im Zeitraum von 1950 bis 2008 lassen

bereits einen Anstieg der Häufigkeit von Starkrege-

nereignissen erkennen (MBWSV NRW u. MKULNV

NRW 2016: 5). Deren potenzielle Auswirkungen wa-

ren in den letzten Jahren regelmäßig in Deutschland

sichtbar. Allein in Münster wurden 2014 292 Milli-

meter Niederschlag innerhalb von sieben Stunden,

und damit weit mehr als der vom DWD festgelegte

Schwellenwert für ein Starkregenereignis, gemes-

sen (siehe Abbildung 1). So entstand durch 30.000

Schadensfälle in Nordrhein-Westfalen, vor allem in

Münster, ein Sachschaden von über 140 Millionen

Euro (VKU 2015).

Abbildung 1: Starkregenereignisse im Frühling und Som-mer 2014 in Deutschland (Quelle: VKU 2015)

Nach den Erkenntnissen der letzten Jahre sind

Starkregenereignisse besonders auf lokaler Ebene

als gefährlich und risikoreich einzustufen. Die Ana-

lyse der Schadensursachen zeigte, dass eine indivi-

duelle Vorsorge in vielen Fällen das Schadensaus-

maß hätte verringern können. Extreme Wettereig-

nisse sind bislang vor allem im stadthydrologischen

Kontext, wie auch in der Stadtplanung und der Stra-

ßenplanung nahezu gänzlich unberücksichtigt ge-

blieben. Hier hat in den letzten Jahren zumindest in

der Siedlungswasserwirtschaft bereits ein Bewusst-

seinswandel und eine verstärkte Sensibilisierung für

die Thematik eingesetzt (ILLGEN 2013).

Ausgehend von dieser Problematik wurde im Rah-

men des Projektseminars „Hochwasserrisikoma-

nagement“ ein Tool zur gefahrenbasierten Maßnah-

menfindung zur Vorbeugung von Schäden durch

Starkregen entwickelt. Dabei standen die Fragestel-

lungen, wie unterschiedliche Akteure durch Starkre-

genereignisse gefährdet sind, welche Maßnahmen

helfen potenziellen Gefahren vorzubeugen und wie

die Akteure bei der Maßnahmenfindung unterstützt

werden können, im Fokus der Untersuchung. Das

Microsoft-Excel basierte Entscheidungsunterstüt-

zungssystem, der sogenannte Starkregen-Kompass,

soll eine möglichst schnelle, einfache und effektive

erste Gefährdungsanalyse für Privatgrundstücke,

bzw. kommunale Untersuchungsgebiete ermögli-

chen und darauf aufbauend geeignete Maßnahmen

empfehlen, die bei dem Management von Starkre-

genereignissen helfen können.

Methoden

Zur Erstellung des Starkregen-Kompasses wurden

die Ergebnisse aus einer umfangreichen Literatur-

recherche und Experteninterviews in Excel zusam-

mengeführt. Im Folgenden werden die genutzten

Methoden näher dargestellt.

Literaturrecherche

Um sich dem Thema Starkregen zu nähern, wurde

zunächst eine umfangreiche Literaturanalyse von

allen Gruppenmitgliedern durchgeführt. So erhiel-

ten alle einen allgemeinen Überblick über das The-

mengebiet. Auf dieser Basis wurden folgende drei

Themenschwerpunkte gebildet: Gefahrenanalyse,

Maßnahmenspektren und die Ergebniseinbindung

in ein Excel-Tool. Es folgte ein intensiveres Studium

der Literatur zu den jeweiligen Themenschwerpunk-

ten. Wichtige Bezugspunkte waren dabei zahlreiche

graue Literaturquellen, welche aus Informations-

broschüren für Kommunen und Privatbürger von

unterschiedlichen öffentlichen Herausgebern, wie

zum Beispiel der Metropolregion Nordwest, der

Stadt Dortmund oder der Stadtentwässerungsbe-

triebe Köln, bestanden. Um einen politisch, ökono-

misch, strukturell und klimatisch relativ homogen

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Bröder et al. (2017): Der Starkregen-Kompass-Gefahrenbasierte Maßnahmenfindung zur Vorbeugung von Schäden durch Starkregen

e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe

e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 35

gestalteten Bearbeitungsraum zu erhalten, bezog

sich die Literaturrecherche ausschließlich auf

Deutschland.

Experteninterviews

Drei semistrukturierte Experteninterviews dienten

dazu, die ersten Ergebnisse und Visualisierungen

der Themenschwerpunkte mit Fachleuten zu reflek-

tieren und gegebenenfalls Änderungen vorzuneh-

men. Als Experten wurden Dr. Hendrik Walther (Lei-

ter der Abteilung Stadtentwässerung der Stadt

Bonn), Dipl.-Ing. Peter Esch (Amtsleiter des Tiefbau-

amts der Stadt Bonn) sowie Georg Johann (Ge-

schäftsführer des Hochwasser Kompetenz Cent-

rums) gewählt. Herr Walther und Herr Esch schie-

nen für ein Experteninterview besonders geeignet,

da sie sich beruflich in verschiedenen Richtungen

mit dem Thema Starkregen beschäftigen und vor al-

lem die kommunale Perspektive vertreten. Hier

wurden inhaltliche Fragen zum Aufbau und zur

Nutzbarkeit des Tools für Kommunen und Privatper-

sonen gestellt sowie der Maßnahmenkatalog be-

sprochen. Mit Herrn Johann, der maßgeblich bei der

Erstellung eines ähnlichen Tools, dem Hochwasser-

pass, involviert war, wurden vor allem strukturelle

Fragen zur Umsetzbarkeit und Anwenderfreundlich-

keit besprochen.

Als Ergebnis der Literaturrecherche und der Exper-

teninterviews wurde ein Fragebogen zur Gefahren-

analyse und ein Maßnahmenkatalog erstellt. Diese

bilden die Datengrundlage zur Erstellung des Ent-

scheidungsunterstützungssystems.

Entscheidungsunterstützungssysteme

Die Entscheidungsfindung bei komplexen Sachver-

halten und umfangreichen Themenfeldern, basie-

rend auf nachvollziehbaren Schlussfolgerungen und

nicht nur aufgrund von Intuition, ist gerade für Laien

sehr schwierig. Entscheidungsunterstützungssys-

teme (Decision Support Systems (DSS)) können hier

die Entscheidungsfindung durch die Einbindung von

Datenbanken und Expertenwissen in automatisierte

Entscheidungsfunktionen deutlich vereinfachen

und nachvollziehbarer machen (SHIM et al. 2002:

111). Nach SHIM et al. (2002: 111) beinhalten DSS in

der Regel drei Hauptkomponenten:

1. Datenbanken; Expertenwissen

2. Modelle; Entscheidungsfunktionen

3. Userinterface

Bei der Entwicklung eines DSS ist es wichtig, die in-

dividuellen Anforderungen der Nutzer zu berück-

sichtigen (EVERS 2007: 698). Im Fall des Starkregen-

Kompasses bestehen die Nutzergruppen aus kom-

munalen und privaten Akteuren (Immobilienbesit-

zer). Aus zeitlichen Gründen jedoch konnte eine

umfassende Einbeziehung der genannten Akteure

vom Anfang bis zum Ende der Entwicklung des DSS

nicht umgesetzt werden. Nichtsdestotrotz wurden

Experten während der Entwicklungsphase hinsicht-

lich des Tooldesigns konsultiert. Des Weiteren

wurde versucht die individuellen Nutzeranforde-

rungen zu antizipieren.

Die oben beschriebene Datengrundlage in Form ei-

nes Fragen- und Maßnahmenkatalogs galt es in

Excel durch Funktionen und Verknüpfungen sinnvoll

zu verschneiden und nutzergerecht aufzubereiten

und darzustellen. Der erste Arbeitsschritt, der nach

der Literaturanalyse anstand, war die Verknüpfung

der individuellen Fragen aus der Gefahrenanalyse

mit Maßnahmen, die genau den abgefragten Gefah-

ren entgegenwirken. Die Verknüpfungen wurden

mit einer binären Kodierung (0 = nicht verknüpft, 1

= verknüpft) in einer Fragen-Maßnahmen-Matrix

auf einem gesonderten Tabellenblatt festgehalten

(siehe Abbildung 2). Dieser Schritt wurde für beide

Nutzergruppen durchgeführt.

Abbildung 22: Ausschnitt der Verknüpfungsmatrix (eigene Darstellung)

Die Gefahrenanalyse bildet jeweils den ersten

Schritt im Starkregenkompass. Im kommunalen Fra-

gebogen des Tools wurde hierfür eine dreistufige

Zustimmung gewählt. Diese ist gut geeignet, um die

Fragen nach bestimmten Charakteristika großer Be-

trachtungsgebiete, welche in der Regel nicht präzise

mit Ja oder Nein beantwortet werden können, zu

beantworten. Bei Immobilien ist es hingegen eher

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e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 36

möglich Fragen hinsichtlich bestimmter Charakte-

ristika eindeutig mit Ja oder Nein zu beantworten,

weshalb für die Private Nutzergruppe nur dicho-

tome Fragen gestellt wurden.

Die in der Gefahrenanalyse gegebenen Antworten,

werden über „WENN; DANN; SONST“-Abfragen in

ein Rechner-Tabellenblatt übertragen, in welchem

der Zustimmungswert für jede Frage festgehalten

wird. Die Ergebnisse, also die für einen individuellen

Nutzer geeigneten Maßnahmen, werden in der so-

genannten Maßnahmenmatrix festgehalten. Durch

weitere „WENN; DANN; SONST“-Funktionen wird

hier für jede mögliche Kombination aus Frage und

Maßnahme zunächst die Verknüpfung aus der Ver-

knüpfungsmatrix erfragt. Besteht eine Verknüp-

fung, wird der Zustimmungswert für die jeweilige

Frage in die Zelle eingefügt und wird so Teil der Pri-

oritätsberechnung für die Maßnahme. Die binäre

Antwortmöglichkeit im privaten Teil des Tools ver-

hindert eine mehrstufige Priorisierung in der Maß-

nahmenmatrix. Durch die Funktion der „bedingten

Formatierung“ werden auf Grundlage der enthalte-

nen Werte in der Maßnahmenmatrix nur entspre-

chende Signalfarben aber keine Zeichen angezeigt,

um die sehr umfangreiche Matrix übersichtlicher zu

machen.

Neben der Maßnahmenmatrix beinhaltet der Stark-

regen-Kompass mit der Beurteilung zur Gefahren-

analyse und der Maßnahmenliste zwei weitere Er-

gebnisdarstellungen. Die Auswertung der Gefahren-

analyse soll im ersten Schritt nach der Befragung ei-

nen groben Überblick über die Gefährdung in den

verschiedenen Rubriken der Gefahrenanalyse ge-

ben. Die Ergebnisse sind abhängig von der relativen

Anzahl an „Ja“-Antworten (privat), beziehungsweise

der gewichteten relativen Anzahl an „trifft teilweise

zu“- und „trifft zu“-Antworten (kommunal) in den

jeweiligen Fragenblöcken. Nur wenn ein Fragen-

block vollständig negativ beantwortet wurde, be-

steht in dieser Gefahrengruppe keine akute Gefähr-

dung durch Starkregen. Von der Arbeitsgruppe fest-

gelegte Schwellenwerte klassifizieren die Ergeb-

nisse für jede Rubrik in Gefahrenstufen, welche in

Wort und Farbe dargestellt werden.

Die Maßnahmenliste soll als vereinfachte Ergebnis-

darstellung neben der Maßnahmenmatrix beste-

hen. In ihr können die Maßnahmen nach Priorität

geordnet werden. Diese ergibt sich aus der (gewich-

teten) Häufigkeit der Nennung einer Maßnahme in

der Maßnahmenmatrix. Auch hier wurde durch

Schwellenwerte eine Farbkodierung implementiert,

um die Übersichtlichkeit zu gewährleisten.

Neben den oben beschriebenen technischen De-

tails, wurde in einem letzten Schritt das Layout des

Starkregenkompasses überarbeitet um ein im Rah-

men von Microsoft-Excel nützliches grafisches User-

interface zu erhalten. Dies beinhaltete zunächst das

Verfassen von Einleitung und anderen beschreiben-

den Texten, die für die Bedienung des Tools durch

einen Nutzer unerlässlich sind. Außerdem wurde

eine farbliche Unterscheidung des Layouts zwischen

privatem und kommunalem Teil vorgenommen. Die

in Excel omnipräsenten Gitternetzlinien wurden in

den sichtbaren Tabellenblättern verdeckt und nur,

wenn nötig durch Trennlinien zur Vereinfachung der

Lesbarkeit ersetzt. Um ein unkompliziertes Navigie-

ren zwischen den verschiedenen Tabellenblättern

zu ermöglichen wurden außerdem zahlreiche Hy-

perlinks eingefügt.

Tool Vorstellung

Der Excel-basierte Starkregen-Kompass beginnt mit

einer Einführungsseite, auf der sich eine kurze Er-

läuterung zur Relevanz des Tools, sowie eine Erklä-

rung wie dieses zu nutzen ist, findet. Anschließend

folgt das Tool dem Schema: (1.) Fragebogen zur Ge-

fahrenanalyse, (2.) Auswertung der Gefahrenana-

lyse und schließlich (3.) vorgeschlagene Maßnah-

men in zwei Darstellungsformen.

Zu Beginn muss sich der Nutzer des Starkregen-

Kompasses entscheiden, ob er ihn als privater Im-

mobilienbesitzer oder als kommunaler Aufgaben-,

bzw. Entscheidungsträger ausführen möchte und

den entsprechenden Button auswählen.

Das Tool für den privaten Gebrauch

Um potenziellen Gefahren durch Starkregen auf

dem Grundstück und für das Haus des

Nutzers festzustellen, ist zunächst ein Fragebogen

auszufüllen. Dieser besteht aus 28 Fragen, welche

mit Ja oder Nein zu beantworten sind (z.B.: „Ist der

Kanalanschluss Ihres Gebäudes bzw. Grundstücks

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mit einer Rückstausicherung bzw. Hebeanlage ge-

schützt und funktioniert diese einwandfrei?“). Um

die Gefahrenanalyse übersichtlich zu gestalten, sind

die Fragen in folgende acht Gefahrengebiete grup-

piert: Oberflächenabfluss, Entwässerung und Kanal-

netz, kleine Fließgewässer, Topographie, Boden und

Flächennutzung, Bebauungsstruktur, Grundhoch-

wasser und Sickerwasser sowie Information.

Nach der Beantwortung aller Fragen wird der Nut-

zer zur Auswertung der Gefahrenanalyse weiterge-

leitet. Hier wird eine Einschätzung der individuellen

Gefahrensituation auf Basis der vorherigen Abfrage

gegeben. So werden die für den Nutzer relevanten

Gefahrengruppen mit entsprechendem Handlungs-

bedarf auf einen Blick dargestellt. Die Abstufung der

Gefahrensituation erfolgt dabei in „keine“, „nied-

rig“, „mittel“ und „hoch“.

Nachdem potenzielle Gefahren für das private Ob-

jekt ermittelt wurden, folgt die Empfehlung von in-

dividuell passenden Maßnahmen zur Reduzierung

jener Gefahren. Dafür kann der Nutzer zwischen

zwei verschiedenen Darstellungsformen wählen:

der Maßnahmenmatrix und der Maßnahmenliste.

Abbildung 33: Ausschnitt aus der Maßnahmenmatrix für den privaten Gebrauch (eigene Darstellung)

In der Maßnahmenmatrix (siehe Abbildung 3) sind

zeilenweise alle Fragen aus der Gefahrenanalyse,

und spaltenweise alle Maßnahmen, die zu einer

Verbesserung der Resilienz gegen Starkregen in

Frage kommen, aufgeführt. Für den Nutzer rele-

vante und geeignete Maßnahmen werden in Rot

hervorgehoben. Die Relevanz ergibt sich dabei aus

der jeweiligen Antwort auf eine Frage und der Ver-

knüpfung dieser Frage mit der bestimmten Maß-

nahme. Durch die Darstellung der Ergebnisse in ei-

ner Matrix sollen eine größtmögliche Transparenz

und Nachvollziehbarkeit gewährleistet werden, da

so erkennbar ist, wegen welcher Frage eine be-

stimmte Maßnahme vorgeschlagen wird.

Für einen vereinfachten Überblick werden die Maß-

nahmen zusätzlich in einer nach Priorität geordne-

ten Liste dargestellt (siehe Abbildung 4). Hier wer-

den mögliche Synergieeffekte, durch die positive

Auswirkung einer Maßnahme auf mehrere Gefah-

ren, zusätzlich mit eingebunden. Werden die Maß-

nahmen in absteigender Reihenfolge nach Priorität

durchgeführt, ist es deshalb möglich, dass seltener

genannte Maßnahmen inzwischen obsolet gewor-

den sind. Um die Dringlichkeit und den positiven

Nutzen der einzelnen Maßnahmen zu symbolisie-

ren, werden sie mit einem Farbcode belegt. Rot

markierte Maßnahmen sollten dabei unverzüglich

durchgeführt werden und haben hohe Synergieef-

fekte, während gelb markierte Maßnahmen eher

mittelfristig bearbeitet werden sollten. Grün mar-

kierte Maßnahmen müssen gar nicht beachtet wer-

den, da diese entweder schon durchgeführt wur-

den, oder aber gar kein Bedarf besteht.

Abbildung 4: Ausschnitt aus der Maßnahmenliste für den privaten Gebrauch (eigene Darstellung)

Die Darstellung in der Maßnahmenliste bietet wenig

Transparenz bezüglich der Verknüpfung von Maß-

nahmen zu Fragen, zeichnet sich dafür aber durch

eine hohe Übersichtlichkeit und eine schnelle Er-

fassbarkeit der Ergebnisse aus.

Welche Darstellungsform als Output gewünscht ist,

wird zunächst nach der Gefahrenanalyse gewählt.

Es kann aber auch von der Maßnahmenmatrix zum

Maßnahmenkatalog und umgekehrt gewechselt

werden.

Das Tool für den kommunalen Gebrauch

Die Grundstruktur des Tools für den kommunalen

Gebrauch gleicht der des privaten Gebrauchs. Statt

einzelner Grundstücke oder Gebäude werden hier

aber potenzielle Gefahren durch Starkregen für eine

Kommune oder ein von dem Nutzer festgelegtes

Gebiet untersucht. Da der Untersuchungsraum im

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kommunalen Gebrauch dementsprechend größer

und komplexer ist, als für den privaten Nutzer, um-

fasst der Fragebogen zur Gefahrenanalyse hier 39

Fragen. Außerdem gibt es statt zwei Antwortmög-

lichkeiten, wie in der „Ja-Nein-Abfrage“, zusätzlich

eine dritte Antwortmöglichkeit dazwischen. Die Fra-

gen sind hier mit „trifft nicht zu“, „trifft teilweise zu“

und „trifft zu“ zu beantworten (z.B. „Sind die Stra-

ßen im Siedlungsgebiet überwiegend mit Niederbor-

den ausgestattet bzw. barrierefrei ausgeführt?“). In

der kommunalen Gefahrenanalyse sind die Gefah-

ren in sechs Gefahrenklassen gruppiert: Bebauungs-

struktur und Infrastruktur, Boden und Flächennut-

zung, Topographie, kleine Fließgewässer, Entwässe-

rung und Kanalnetz sowie Oberflächenabfluss.

Die Auswertung der Gefahrenanalyse erfolgt nach

dem gleichen Schema wie im privaten Teil. Danach

kann wieder gewählt werden, in welcher Form die

passenden Maßnahmen vorgeschlagen werden sol-

len.

In der Maßnahmenmatrix ist nun eine zweifarbige

Hervorhebung zu finden. Fragen, die mit „trifft teil-

weise zu“ beantwortet wurden, sind durch gelbe

Felder gekennzeichnet; „trifft zu“ durch rote. Dies

beeinflusst auch die Priorität der jeweiligen Maß-

nahme. Die Anzahl roter Felder wird dafür im Ver-

gleich zu den gelben Feldern doppelt gewichtet. Die

Maßnahmenliste gleicht in ihrer Funktion und Les-

art der Liste des privaten Gebrauchs.

Sowohl aus der Maßnahmenmatrix, als auch aus der

Maßnahmenliste wird durch Klicken auf eine ge-

nannte Maßnahme jeweils auf die entsprechende

Seite in einem Maßnahmenkatalog verlinkt, um dort

in Steckbriefform mehr Informationen über die Ei-

genschaften und die Umsetzung der gewählten

Maßnahme zu erhalten. Dieser Katalog wird im Fol-

genden vorgestellt.

Katalog-Vorstellung

Der Maßnahmenkatalog soll eine Übersicht der

Maßnahmen geben, die auf kommunaler und priva-

ter Ebene dafür geeignet sind, Schäden durch

Starkregenereignisse zu verringern. Ziel des Maß-

nahmenkataloges ist es, eine schnelle Übersicht

über potenziell relevante Maßnahmen auf kommu-

naler oder privater Ebene zu erhalten, sowie ihre

Umsetzbarkeit auf individueller Ebene abzuschät-

zen. Da die genaue Ausführung einer Maßnahme

stark vom Einzelfall abhängt, wurde auf eine detail-

reiche Beschreibung der Maßnahmen im Katalog

verzichtet. Für eine einfache Lesbarkeit der Maß-

nahmen-Steckbriefe und eine gute Vergleichbarkeit

untereinander, wurde für jede Maßnahme das glei-

che Darstellungsdesign gewählt. Für sämtliche Maß-

nahmen wurde differenziert, welches Potenzial

(Rückhalt, Ableitung, Versickerung und Verduns-

tung von Regen- bzw. Oberflächenwasser) die

Durchführung der Maßnahme mit sich bringt. Das

Kernelement des Steckbriefes ist eine Bewertung

der Maßnahme bezüglich der folgenden sechs Krite-

rien: Wirkungsgrad, Wirtschaftlichkeit, Flächeneffi-

zienz, Umsetzbarkeit, Einfachheit der Wartung und

Synergie (siehe Abb. 5). Dies soll eine schnelle Beur-

teilung der Maßnahme gewährleisten. Am Ende des

Steckbriefes werden mögliche Synergien und Kon-

flikte genannt, die bei der Umsetzung der Maß-

nahme auftreten können. Dadurch wird dem Nutzer

weiter dabei geholfen zu entscheiden, inwiefern die

Ausführung einer geeigneten Maßnahme zur Ver-

ringerung von Schäden durch Starkregen im Indivi-

dualfall beiträgt.

Abbildung 5: Darstellung der Bewertungskriterien im Maßnahmenkatalog (eigene Darstellung)

Die Maßnahmen im kommunalen Bereich unter-

scheiden sich von solchen im privaten Bereich hin-

sichtlich ihrer Angriffspunkte und Wirkungsweisen.

Für den kommunalen Bereich spielt die Außenge-

bietsentwässerung, wie das Rückhalten des Ober-

flächenwassers in Retentionsräumen sowie inner-

orts eine schnelle Ableitung des Oberflächenwas-

sers, eine wichtige Rolle. Zu beachten ist hierbei,

dass die kommunale Kanalisation nicht für außerge-

wöhnliche Starkregenereignisse ausgelegt ist. Des-

halb muss bei solchen Ereignissen auch die Nutzung

von Verkehrs- und Freiflächen als Fließwege oder

Retentionsraum in Betracht gezogen werden.

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Auf privater Ebene gilt es oberflächlich abfließendes

Niederschlagswasser vom Gebäude fernzuhalten o-

der dieses vom Grundstück abzuleiten. Essentiell ist

auch der Schutz vor Kanalrückstau durch Rückstau-

sicherungen und eine Sensibilisierung der Bevölke-

rung für ein starkregenangepasstes Verhalten.

Da es sich bei Starkregenereignissen um besondere

Ausnahmesituationen handelt, ist sowohl auf priva-

ter als auch auf kommunaler Ebene eine Kombina-

tion unterschiedlicher Maßnahmen sinnvoll.

Diskussion

Selbstkritisch müssen aus Sicht der Autoren in ers-

ter Linie zunächst sowohl die Auswahl der Fragen

der Gefahrenanalyse und deren Bewertung, aber

auch die anschließende Auswahl und Zuordnung

der Maßnahmen hinterfragt werden, da diese vor-

nehmlich auf subjektiven Schwellenwerten und Er-

wägungen beruhen, denen zwar eine umfangreiche

Literaturrecherche zugrunde liegt, die aber den-

noch nicht in jedem Fall einer geeigneten Gewich-

tung bestimmter Aspekte Rechnung tragen können.

Ursächlich hierfür sind sicherlich in besonderem

Maße die mangelnde Evaluierung des Tools und sei-

ner Komponenten, sowie die nicht ausreichende Ex-

pertise der Autoren. Aus diesem Grund ergibt sich

an dieser Stelle ein weiterer hoher Handlungs- bzw.

Forschungsbedarf im Rahmen einer potenziellen

Weiterentwicklung.

Anlass zur weiteren Diskussion des Starkregen-

Kompasses und seiner Umsetzung geben im Folgen-

den jedoch in besonderem Maße die Expertenmei-

nungen, welche im Rahmen der Abschlusspräsenta-

tion nach der Vorstellung des Starkregen-Kompas-

ses geäußert wurden und die besonders auf den As-

pekt der Zielgruppe, welche mit diesem adressiert

werden soll, abzielten.

Als Zielgruppe für den Starkregen-Kompass sind ge-

mäß der ursprünglichen Planung kommunale Aufga-

ben- und Entscheidungsträger, wie beispielsweise

Mitarbeiter von Bauämtern oder Entwässerungsbe-

trieben einerseits und (private) Immobilienbesitzer

andererseits, vorgesehen worden. Obwohl für diese

beiden Nutzergruppen unterschiedliche Gefähr-

dungsanalysen und Maßnahmenkataloge entwor-

fen worden sind, ist das Ziel des Starkregen-Kom-

passes für beide dennoch das Gleiche. Für beide soll

eine Selbsteinschätzung zur individuellen Gefähr-

dungslage durch Starkregenereignisse ermöglicht

und hieran anknüpfend passende Handlungsoptio-

nen aufgezeigt werden. Diese Herangehensweise

stellt, zusammen mit dem großen Umfang der Fra-

gen- und Maßnahmenkataloge, nach Ansicht der Ex-

perten allerdings bereits einen erweiterten Schritt

in der Starkregenprävention dar, dem eine Sensibi-

lisierung der potenziell Betroffenen vorangehen

muss, sofern diese ein solches Interesse nicht be-

reits, z.B. aufgrund einer kürzlichen unmittelbaren

Betroffenheit, von selbst mitbringen. Dieser erste

Schritt der Sensibilisierung war dabei ursprünglich

ebenso als Aufgabe des Starkregen-Kompasses vor-

gesehen. Hiervon sind die Autoren mittlerweile auf-

grund des Feedbacks der Experten jedoch abge-

rückt, welche den Kompass, sowohl auf kommuna-

ler, wie auch auf privater Ebene als zu umfangreich

erachteten, um die Aufmerksamkeit eines möglichst

breiten Publikums zu gewinnen. Diese Einschätzung

führte sogar soweit, dass, aufgrund des ausgedehn-

ten Fragen- und Maßnahmenkatalogs, vorgeschla-

gen wurde, den Starkregen-Kompass auch als Hoch-

wasser-Kompass vermarkten zu können. Dieser Be-

urteilung folgen die Autoren jedoch nicht, da sie alle

enthaltenen Gefahren und Maßnahmen in direktem

Bezug zu Starkregenereignissen sehen. Zielführend

für eine Abwandlung des Kompasses, die auch zur

Sensibilisierung der Menschen geeignet ist, könnte

jedoch eine separate und deutlich vereinfachte

bzw. verkürzte Version sein, welche ohne den gro-

ßen Funktionsumfang eher dazu fähig ist, ein in die-

sem Bereich noch wenig erfahrenes bzw. interes-

siertes Publikum anzusprechen.

Wo der Starkregen-Kompass einerseits also für ei-

nen leichten Einstieg in die Thematik Starkregen be-

reits zu umfangreich ist, reicht sein Funktionsum-

fang andererseits jedoch in keinem Fall aus, um eine

vollumfängliche Gefahrenanalyse, wie sie insbeson-

dere auf kommunaler Ebene in Form von topogra-

phischen GIS-Analysen und Simulationen zur hyd-

raulischen Leistungsfähigkeit des Kanalnetzes (ge-

mäß DWA 2013) nötig ist, zu ersetzen. Derartige

Funktionsumfänge sind durch die Excel-basierte

Umsetzung und die begrenzten Fähigkeiten der Pro-

grammierung auf Seiten der Autoren allerdings

auch nie vorgesehen gewesen. Stattdessen war der

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Starkregen-Kompass von Anfang an darauf ausge-

legt auf kommunaler Ebene, insbesondere bei der

Erstellung einer "vereinfachten Gefährdungsab-

schätzung" (gemäß DWA 2013) zu unterstützen,

welche für die Kommunalverwaltung jedoch nur

den ersten Schritt einer umfassenden Überflutungs-

vorsorge darstellt.

Auch im privaten Bereich ist über die Einschätzung

des Starkregen-Kompasses hinaus selbstverständ-

lich eine weitere Expertise nötig, um geeignete

Maßnahmen zu verifizieren, zu planen und umzu-

setzen. Der Kompass ist daher besonders für dieje-

nigen Immobilienbesitzer interessant, die bereits

für das Thema Starkregen sensibilisiert sind und nun

den nächsten Schritt einer Selbsteinschätzung der

eigenen Gefährdung gehen wollen. Genau hier trifft

der Starkregen-Kompass dabei nach Einschätzung

der Autoren gut die Lücke zwischen dem Vorabfra-

gebogen zum Hochwasserpass, der mit 16 Fragen

und weiteren offenen Angaben einen leichten Ein-

stieg zur Sensibilisierung der Bürger schafft und on-

line zur Verfügung steht, und dem Hochwasserpass

selbst, der, unter einem entsprechenden Kosten-

aufwand, anschließend eine präzise Expertenein-

schätzung bereitstellt.

Wie die ebenfalls in diesem Journal enthaltene Ar-

beit von Sarah Harden und Hannah Schulze-Steinen

zeigt, ist der Anteil der Menschen, die sich einer Ge-

fahr durch Starkregen bzw. Hochwasser bewusst

sind und die gleichzeitig auch bereit sind eine ge-

wisse Summe in eine Experteneinschätzung wie den

Hochwasserpass zu investieren, durchaus hoch.

Rund ein Drittel der Bürger würden gemäß der Er-

hebung (n=54) derartige Leistungen trotz des wo-

möglich bekannten Risikos dennoch nur kostenfrei

in Anspruch nehmen wollen (siehe Abbildung 6).

Abbildung 64: Bereitschaft der Befragten Beratungen zu bestimmten Kosten wahrzunehmen (Quelle: HARDEN u. SCHULZE-STEINEN)

Da eine flächendeckende, kostenfreie Expertenbe-

ratung allerdings nicht umsetzbar ist, kann der

Starkregen-Kompass hier zu einem geeigneten Mit-

tel werden, den (potenziell) Betroffenen zunächst

aufzuzeigen, ob und wo es Gefahren für sie gibt und

welche Maßnahmen zur Beseitigung dieser möglich

wären. So könnten sie gegebenenfalls dazu veran-

lasst werden, sich doch eine Expertenmeinung, wie

den Hochwasserpass, einzuholen, bevor unter Um-

ständen teure und umfangreiche Maßnahmen um-

gesetzt werden müssen. Stellt sich dagegen heraus,

dass es keine nennenswerte Gefahr für das eigene

Grundstück gibt, so mussten bis hierher auch keine

Geldmittel aufgewendet werden, was eine entspre-

chend hohe Bereitschaft zur Nutzung des Tools ver-

sprechen sollte.

Neben den ursprünglich vorgesehenen Zielgruppen

im kommunalen und privaten Bereich wurden im

Rahmen der Vorstellung des Starkregen-Kompasses

im Expertenkreis darüber hinaus noch weitere po-

tenzielle Adressaten genannt, für welche das Tool

von Relevanz sein könnte. So wurde der Starkregen-

Kompass von Herrn Walther als potenziell geeigne-

tes Werkzeug benannt, um die von der Stadt ange-

botene Bürgerberatung zum Thema Starkre-

gen/Hochwasser zu unterstützen. Hierbei zeigte er

gleich zwei denkbare Nutzungsszenarien auf. So

könnte das Tool einerseits als Leitfaden bzw. Nut-

zeroberfläche für den Berater im Telefongespräch

mit den Bürgern dienen, deren Angaben direkt hie-

rin eingegeben werden können. Dies ermöglicht

noch am Telefon eine Gefahren-einschätzung und

eine Empfehlung potenzieller Maßnahmen, ohne

dass sich der Berater erst später noch einmal damit

beschäftigen muss. Andererseits könnte der Stark-

regen-Kompass jedoch auch, z.B. in Form einer App

für mobile Endgeräte, im Rahmen der Beratung an

die Bürger geschickt bzw. von diesen auf einer

Website heruntergeladen, ausgefüllt und anschlie-

ßend an den beratenden Mitarbeiter zurückge-

schickt werden, damit dieser eine fachgerechte Aus-

wertung der Eingaben vornehmen und sie dann ent-

sprechend aufbereitet vortragen kann. Beide Nut-

zungsformen, insbesondere jedoch die letztere Va-

riante mit der Umsetzung einer eigenständigen

App, würden allerdings umfangreiche Änderungen

am Starkregen-Kompass nach sich ziehen, um ihn

auf die Bedürfnisse der Bürgerberatung, sowohl auf

Seiten des Beratenden, wie auch des Bürgers, anzu-

passen. Diese Möglichkeit der Nutzung wäre daher

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e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 41

im Rahmen der Weiterentwicklung des Starkregen-

Kompasses zu prüfen.

Als eine weitere potenzielle Zielgruppe für den

Starkregen-Kompass wurden darüber hinaus Bau-

leitplaner und Architekten genannt. Hintergrund

dieser Empfehlung ist dabei die Einschätzung, dass

diese zwar die Verantwortung für die Planungen zur

Umsetzung von Stadtteilen, Quartieren, Straßen,

Neu- und Umbauten besitzen, in ihren Planungen

jedoch oftmals nicht die notwendigen Anpassungen

an die Gefährdungslage durch Starkregen berück-

sichtigen. Dadurch geht viel Potenzial für Schutz-

maßnahmen ungenutzt verloren. Ein Werkzeug wie

der Starkregen-Kompass könnte hier dabei helfen,

diese Zielgruppe mehr für das Thema Starkregen zu

sensibilisieren und sie sowohl auf die potenziellen

Gefahren, wie auch die Möglichkeiten, die sich im

Rahmen der Prävention ergeben, aufmerksam zu

machen, sodass diesen zukünftig möglichst bereits

im Rahmen von vorgreifenden Planungen ausrei-

chend Rechnung getragen wird.

Fazit

In Zeiten vermehrter Starkregenereignisse mit ho-

hen Schadenssummen wird deutlich, dass ein er-

höhter Bedarf an Aufklärung und Schutz vor stark-

regenverursachten Gefahren besteht. Ziel des

Starkregen-Kompasses ist es, diesen Aufgaben zu

begegnen.

Privaten Immobilienbesitzern, die bereits auf die

Gefahren durch Starkregen aufmerksam geworden

sind, kann der Starkregen-Kompass dabei helfen,

zunächst potenzielle Gefahren zu identifizieren und

anschließend die komplexe und zeitraubende Ent-

scheidungsfindung abzukürzen und die Abwägung

unter einer Vielzahl von zur Verfügung stehenden

Maßnahmen zu vereinfachen. Dennoch sollte nach

dieser Selbsteinschätzung auch auf eine Expertise

nicht verzichtet werden, um einen bestmöglichen

Schutz zu erhalten.

Auf der kommunalen Ebene kann der Starkregen-

Kompass als erster Schritt einer umfassenden Über-

flutungsvorsorge zu einer vereinfachten Gefähr-

dungsabschätzung beitragen. Er kann jedoch nicht

die topographischen und hydraulischen Gefähr-

dungsanalysen ersetzen, die für eine präzise Ab-

schätzung zu erwartender Schäden für betroffene

Gebiete notwendig sind. Weitere Limitierungen des

Werkzeugs liegen darüber hinaus sowohl in den

subjektiven Schwellenwerten und Erwägungen zur

Gefahrenklassifizierung und Maßnahmenauswahl,

als auch in dem, nach Expertenmeinung zu großem

Umfang. Dadurch sei eine einfache Sensibilisierung,

gerade der fachfremden privaten Akteure, nur

schwer umzusetzen. Andererseits birgt dieser große

Umfang auch das Potenzial, als unterstützendes

Werkzeug für Bürgerberater zu fungieren oder aber

Architekten und Stadtplaner für die von Starkregen

ausgehenden Gefahren zu sensibilisieren.

Abschließend bleibt daher zu wünschen, dass der

Starkregen-Kompass auch zukünftig weiterentwi-

ckelt werden kann, um so einer bestmögliche Vo-

sorge vor Starkregenereignissen, sowohl für kom-

munale, wie auch private Akteure, ein Stück näher

kommen zu können.

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nehmen. Berlin.

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5. Ecosystem Services of Floodplains: How is the concept

used in German and French Flood Risk Management?

Katrin Hoffmann und Anneke Müller

Keywords: ecosystem services, floodplains, flood risk management

Introduction

Floodplains are among the most valuable, but also

most endangered ecosystems in Europe and they

are hotspots of biodiversity and central elements of

an ecological network (Follner et al., 2010).

Floodplains play an essential role in flood risk ma-

nagement because they operate as natural re-

tention areas with many functions such as e.g. flood

risk reduction (BMU & BfN, 2009). The status of wa-

ter-related ecosystem services and wetlands is due

to loss and degradation at an alarming pace (Russi

et al., 2013). The rapid loss of floodplains has a huge

impact on the run-off behaviour of a river. For in-

stance, the flood wave is higher and there is no na-

tural area stopping it, so the river discharge needs

to flow within continuously narrowing flow profiles

(Grossmann et al., 2010).

Due to these circumstances, the number of floods

increased in the last years and it makes flood risk

management crucial. In the last decades, a para-

digm shift within flood risk management could be

observed. Initiated on a large scale with the EU Wa-

ter Framework Directive (2000/60/EG) and the

Floods Directive (2007/60/EG) the shift from a tech-

nical approach to a nature-compatible one started

(Evers, 2017).

The concept of ecosystem services is able to com-

pare the value of natural services with economical

methods. In flood risk management (technical and

nature-compatible) the approach of Ecosystem Ser-

vices may play an important role. It helps to com-

pare the economic value of e.g. measures like dike

shifting, restoration of floodplains, or polder. This

report investigates the relationship between eco-

system services and flood risk management, orien-

tated on the question how the concept of Ecosys-

tem Services is used in French and German flood risk

management. The comparison of France and Ger-

many is chosen because both countries are member

of the European Union and hence have implemen-

ted the water directives mentioned above in their

national law. The report wants to take a look into

the national flood protection programs, both based

on the EU directives. Furthermore, both countries

Abstract

The concept of Ecosystem Services is able to compare the value of natural services with economical

methods. Due to a paradigm shift within flood risk management from a technical approach to a na-

ture-compatible one, the concept of Ecosystem Services can play a very important role. The report

investigates how much the concept is used in French and German flood risk management with a

focus on the Elbe and Loire river. The investigation is based on the hypothesis that Ecosystem Ser-

vices are only used in an inadequate way. There is further a focus on the question what the reasons

for this are.

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e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 44

have a strong economy and are comparable for fi-

nancial provided measures. The case studies of the

Elbe and Loire river are chosen because the projects

and approaches at both rivers are outstanding in

their countries and in Europe. The report will take a

look into the dike shifting project at Lenzen (Ger-

many) as an example for a nature-compatible ap-

proach, a study by Grossmann et al. (2010) investi-

gating a cost-benefit-analysis for a dike shifting and

the plan Loire grandeur nature as an example for a

broad approach in catchment management.

Based on the question how the concept of Ecosys-

tem Services is used in French and German flood risk

management and regarding the most important in-

struments in the flood risk programmes the hypo-

thesis of the report is "Ecosystem Services are not

used enough." To prove this hypothesis the report

analyses the French and German flood risk manage-

ment by using a literature analysis. The report is ori-

entated on three minor questions (1) Why is the

concept of Ecosystem Services not used enough? (2)

Why is a stronger embeddedness preferable? (3)

What are the differences and similarities of the Ger-

man and French flood risk management?

Ecosystem Services and Floodplains

The approach of ecosystem services can be defined

by many ways. One definition by the European En-

vironmental Agency (EEA, 2016, p. 21) underlines

ecosystem services "as the contributions that eco-

systems make to human well-being" whereas Maes

et al. (2013) stress the providing benefits for hu-

mans and society. Furthermore, Haines-Young and

Potschin (2012) recommend that ecosystem out-

puts are regarded as things fundamentally depen-

dent on living processes, which excludes abiotic out-

puts from nature. The approach of ecosystem ser-

vices became international attention over the last

decade and especially through the Millennium Eco-

system Assessment (Mehl et al., 2013; Blancher et

al., 2011). The concept of ecosystem services is

considered as very useful to describe some of the

ways that humans are linked to nature. Moreover,

it describes how ecosystem services can be mapped

or valued economically (Haines-Young & Potschin,

2012). The Common International Classification of

Ecosystem Services (CICES) classified ecosystem ser-

vices in three different types of services (Haines-Y-

oung & Potschin, 2012): Provisioning service, Regu-

lating service and Cultural Service.

Even if the concept of ecosystem services is accep-

ted and widely used there is some critic. Haines-Y-

oung and Potschin (2012) for example notes that

the concept is challenging due to the complex

connections between people and nature. Moreo-

ver, different specialist groups have a different way

to look at them.

A natural floodplain provides a wide range of ser-

vices like water flow regulation, water retention,

habitat for wildlife, and recreation (EEA, 2016).

Mehl et al. (2013) describes the ecosystem services

in floodplains as the four functions (1) flood re-

tention, (2) nutrient retention, (3) carbon sto-

rage/greenhouse gas emissions and (4) habitat

function. This report will further focus on the regu-

lating service "flood retention" which covers the re-

tention function of floodplains.

Flood retention is one of the regulating services of

floodplains and in many reports described as one of

the most important ecosystem functions (MEA,

2005, Mehl et al., 2013; Acreman et al., 2003). It's

therefore not surprising that the remaining flooding

areas in Europe are part of many flood protection

strategies (Mehl et al., 2013). Depending on local

conditions such as size, vegetation cover and land

use, floodplains take up large amounts of water and

thus reduce the risk of flooding in the settlements.

Flooding peaks are mitigated and the flow rate of

the water is reduced. In addition, the water can be

discharged without damage after the flood event

(MEA, 2005; Mehl et al., 2013; Acreman et al., 2003;

Naturkapital Deutschland, 2016). So, floodplains

can be rightly called natural flood protection areas

(Acreman et al., 2003). This is also reflected in the

calculated asset of German floodplains, which is

around 302 million euros, only regarding the func-

tion of flood retention (Mehl et al., 2013). Intact

floodplains contribute not only to a part of flood

protection, but also, like already mentioned the im-

provement of water quality (nutrient retention) and

climate protection (carbon storage). Further they

are hotspots of biodiversity (Acreman et al., 2003;

BMUB & BfN, 2015). However, these and many

other services can only be provided if the

floodplains are connected to the river system and

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regularly flooded. Despite the great potential, the

European floodplains are in a critical condition.

Status of Europe’s floodplains

The once widely stretched floodplains along the Eu-

ropean rivers are under strong pressure. Today,

large parts up to 80 or even 90% of the floodplains

in Europe are not connected with the river bed or

river channel and do not function as active

floodplains any longer (Tockner & Stanford, 2002;

Tockner et al., 2009). Hence the remaining

floodplains are very often far from being functio-

nally intact and are affected by a multitude of hyd-

raulic measures (EEA, 2016). The drivers for this sta-

tus are various: Economic development, urbanisa-

tion and democratic shift (ca. 50% of the total Euro-

pean human population lives on former

floodplains), infrastructural developments (for exa-

mple roads and power lines), flood control struc-

tures such as dikes, industrial use like hydropower

production and cooling of power plants, and agricu-

lture (EEA, 2016).

Beside the report of the EEA (2016) there exist no

floodplain inventory or systematic assessment of

floodplain status in the EU (EEA, 2016). Exceptions

are Germany, Swiss and Austria who made national

inventories and assessments in the last years. But

the Austrian and Swiss inventories show just the

remaining high-value areas. Only Germany develo-

ped as the first state in the EU a nation-wide inven-

tory that contains information on remaining and

former floodplains of larger rivers (BMU & BfN,

2009; EEA, 2016).

The German inventory, published by BMU and BfN

(2009), provides an efficient overview of the posi-

tion, dimension and status of floodplains at larger

rivers in Germany (Brunotte et al., 2009). The inun-

dated area is defined by remaining active

floodplains and former floodplains, if there were no

man-made dikes (Follner et al., 2010). The German

inventory concludes that the loss of floodplains lays

between 70 to 90% along 10,000 km of 79 larger ri-

vers and the streams of eight river basins (BMU &

BfN, 2009; Brunotte et al., 2009). That means that

the retention function is quite limited (Mehl et al.,

2013). Two-thirds of the morphological floodplain

are lost by dikes. Only 10–20% of the former

floodplains can still be inundated (BMU & BfN,

2009; Follner et al., 2010).

Legal Framework in Europe

Numerous floods have caused major damage in Eu-

rope over the past decades, which led to a changed

in the perception of floods (BMUB, 2017). With the

introduction of the Water Framework Directive

(2000/60/EG) in 2000 and the Floods Directive

(2007/60/ EG) in 2007, there has been a change in

water management and policy in Europe. If the Wa-

ter Framework Directive is mainly concerned with

the protection and sustainable use of water re-

sources, the aim of the Floods Directive is to set a

framework for the assessment and management of

floods and thus minimize the damage caused by it.

The Water Framework Directive includes 107 mea-

sures and a wide range of instruments to implement

them. These include, for example, monitoring pro-

grammes and cost-benefit analyses. The Flood Di-

rective focuses on cross-border flood risk manage-

ment, whereby flood hazard maps, flood risk maps

and flood risk management plans are to serve as im-

plementation tools. Despite different objectives,

there is a close link between the two directives as

they are both part of an integrated river basin ma-

nagement. The implementation also initiated a pa-

radigm shift from technical flood protection to na-

tural flood risk management (Evers, 2017; Albert et

al., 2016; EEA, 2016). Despite the same legal basis,

the directives in the EU Member States are imple-

mented in different ways. This also becomes clear

when considering the flood risk management in

Germany and France.

German and French National Flood Program-

mes

In Germany, legal regulations on flood protection

and flood risk management are laid down in the Wa-

ter law. Responsible for the implementation of

measures are, however, the 16 federal states, the

municipalities and the water associations. This can

be problematic since floods do not adhere to admi-

nistrative boundaries. A cross-border management

at the catchment area is therefore necessary to

keep the consequences of floods in the future as

low as possible. For this reason, the National Flood

Protection Program (Nationales Hochwasserschutz

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Programm) was adopted in 2014, together with the

federal government and the states (BMUB, 2017;

BMUB & Bfn, 2015). Within the framework of the

program, individual projects are to be selected and

combined through a river basin. The aim of the pro-

gram is a natural flood protection, which is to be

achieved by implementing the following measures

(table 1).

1. dike shifting / restoration of natural re-

tention areas

2. controlled flood retention

3. removal of weak points

A total of 20.571 hectares of retention area will be

reclaimed under the program and up to 5,4 million

euros are to be invested. Even though these num-

bers are up to now only based on estimates, the fact

that only the costs of the damage services of the

flood events in the years 2002 and 2003 on the Elbe,

Rhine and Danube rivers amounted up to 20 million

euros shows that investments in the preventive

flood protection are quite reasonable and efficient.

Another goal of the program is the flood manage-

ment at the catchment scale, which seems very dif-

ficult to implement in Germany because of the ad-

ministrative boarders (LAWA & MELUR, 2014). In

addition, the program promotes the so-called soli-

darity principle, which is concerned with the equal-

ity of upstream and downstream residents (BMBU,

2017). In principle, the restoration of floodplains

along German rivers is still at an early stage and

there are only a few major projects. Between 1994

and 2014 only 1% of the German floodplains could

be recovered (BMUB & BfN, 2015; Naturkapital

Deutschland, 2016). Programs like the National

Flood Protection Program are therefore very prom-

ising and could contribute significantly to improve

flood protection and nature conservation in the fu-

ture.

The water management in France is divided into six

watersheds (Loire-Bretagne, Seine-Normandie, Ar-

toirs-Picardie, Rhin-Meuse, Rhône-Méditerranée,

Adour-Garonne). Each watershed has a watershed

agency that brings together all stakeholders like

elected officials, consumers, and representatives of

federal/regional/local governments (Parisi, 2002).

The basin agency is under the umbrella of the mi-

nistry of environment. At a local level, the responsi-

bility for flood protection lies at the mayors of about

36,000 municipalities (Monstadt, 2008). Morel et al.

(2016, p. 3) assess the strategy as an "inclusive nati-

onal outline" with "a tool for each scale". At each

governance level, the National flood risk manage-

ment strategy is represented.

The table 1 compares the main content of the Ger-

man and French national flood programmes.

Ecosystem Services in Flood Risk Manage-

ment

This report investigates the hypothesis how well the

concept of Ecosystem Services is used in German

and French Flood Risk Management. The previous

sections have shown that the legal framework in Eu-

rope and Germany is comprehensive and considers

various measures. In general, the aquatic ecosystem

services are influenced directly and indirectly

through the instruments of the Water Framework

Directive and the Flood Directive (Albert et al.,

2016). According to the EEA (2016, p. 8) "little at-

tention" is paid to ecosystem services during peri-

ods of response and recovery and Sayers et al.

(2015) see for the beneficial relationship between

floods and ecosystem services at planning level "a

rather recent development" despite having recei-

ved attention in research and at local scale. Blan-

cher et al. (2011) point out that the ecosystem ser-

vices approach is used quite widely for biodiversity,

but regarding water this is happening only slowly.

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The Floods Directive is strongly related to the Water

Framework Directive and pushes a paradigm shift

from a technical flood protection to a sustainable

flood risk management. But in both directives the

ecosystem services are not explicit involved, alt-

hough high potentials and innovative approaches

exist (Evers, 2017; Albert et al., 2016). In different

references, the connection between ecosystem ser-

vices and the Water Framework Directive is investi-

gated, but there are less investigations about the

connection with flood protection/flood risk ma-

nagement. The following passage is focused on the

Water Framework Directive but due to the strong

relation between them it can be considered as well

for the analysis about flood retention in floodplains.

Albert et al. (2016) and Evers (2017) point out that

the ecosystem services should and must have a

stronger consideration for the implementation of

the Water Framework Directive. Interactions of the

ecosystems are currently not covered in their enti-

rety nor economically embedded and assessed

within the directive. In addition, Vlachopoulou et al.

(2014) stress that the ecosystem approach is not ex-

plicitly mentioned in the Water Framework Direc-

tive. The concept of ecosystem services appears to

be a promising concept to help the implementation

of the directive, on the basis that there is a connec-

tion between the aims of the directive and the pro-

vision of ecosystem services.

Possible reasons for an inadequate use

Like the passages above have shown there are vari-

ous assessments and studies that come all to the

conclusion that the ecosystem services approach is

not enough used in European flood risk manage-

ment. This section will analyse possible reasons. The

following section focuses either on the larger Euro-

pean scale or on the German flood risk manage-

ment because less references were to find about

the French one. However, the explanatory approa-

ches can be considered as well for France. According

to Kusche et al. (2011) the instruments of the Water

Framework Directive have a deficit in implementa-

tion, practice and further development and are ra-

rely used. In the list of measures to be taken of the

LAWA (German Working Group on water issues of

the Federal States and the Federal Government re-

presented by the Federal Environment Ministry) se-

rious barriers in the implementation of the mea-

sures are determined. The main reasons are (1) dif-

ficulties with the provision of financial and personal

resources, (2) difficulties with the acceptance of the

measures, and (3) difficulties with the provision of

areas (Evers, 2017). These aspects are analysed for

the Water Framework Directive but they can be

used as well for explanations within flood risk ma-

nagement, like mentioned already above. A main

reason that is mentioned in various references is the

missing economic analysis, mostly demanded by a

cost-benefit analysis (Albert et al., 2016; Grossmann

et al., 2010; Kusche et al., 2011). An essential part

of ecosystem services of floodplains is from an eco-

nomic point of view public goods. But the cost and

uses of these services (and especially their changes)

are not equivalently recorded by economic markets

(Grossmann et al., 2010). To record the services in

an economical way Grossmann et al. (2010) see the

economical concept of a public total value as a cru-

cial method to assess the services with a monetary

value and to offer a raster for a systematization. Ku-

sche et al. (2011) demand as well the cost-benefit

analysis as a standard instrument in water-related

planning, especially for flood protection. Because

up to now these kinds of economic analyses are not

part of management plans. The following section

4.2 Case study I: Projects and approaches at the Elbe

river shows an example how a cost-benefit analysis

may look like. According to Albert et al. (2016)

another reason for an inadequate use is a missing

aggregation, coordination, control and overview of

the Water Framework Directive and the Flood Risk

Directive regarding other directives in e.g. agricul-

ture or renewable energies. This demands new chal-

lenges for politics to establish integrative concepts.

The concept of ecosystem services can provide an

indicator-system or an integrative analytic approach

and therefore provide a funding and incentive in-

strument as well. Albert et al. (2016) point out that

the concept of ecosystem services is complex and

abstract and leads to implementation obstacles.

Main problems are indicated like e.g. missing data,

inconsistent indicators, inherent complexity of the

ecosystem, and uncertainty (mainly implementa-

tion obstacles). The authors point out that the con-

cept of ecosystem services can be seen critical be-

cause of a high degree of abstraction, the im-

portance of quantification, difficulty to assess the

effects of measures (Albert et al., 2016).

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Moreover, land availability is mentioned as well as

one reason why measures aiming (direct or indirect)

an implementation of ecosystem services failed.

Moss and Monstadt (2008) investigated restoration

of floodplains for a measure of an indirect imple-

mentation of ecosystem services. Unfavourable

forms of land use and ownership in floodplains is ac-

cording to Moss and Monstadt (2008) an essential

point. If it comes to land use change, many interests

out of agriculture and forestry, settlement and ur-

ban development, nature conservation, navigation

and flood defence come together. In addition, Moss

and Monstadt (2008) see ineffective policy and

planning instruments as well responsible for a slow

development of the restoration of floodplains. For

example, planning regulations have generally failed

in the past to limit urban development on

floodplains and to halt the loss of existing

floodplains. Beside land availability and ineffective

policy and planning a lacking acceptance of the

public leads as well to a slow implementation of

measures aiming ecosystem services in flood risk

management (Moss & Monstadt, 2008; MLU Sach-

sen-Anhalt, 2003). Moss and Monstadt (2008) see

for this a responsibility in the inertia of the traditio-

nal flood defence and river regulation regimes. They

argue that for many decades institutional regimes

for flood defence and river regulation have privile-

ged engineering structures over other strategies.

The ministry of environment of the German state

Saxony points out that due to the bad public accep-

tance of nature-compatible measures like restora-

tion of floodplains or dike shifting their flood pro-

tection concept does not include them. On a local

scale, it says, these measures are discussed in a cri-

tical way because by implementing them changes in

land use or groundwater may occur (MLU Sachsen-

Anhalt, 2003). Kruse (2010) shows as well in examp-

les that the nature-compatible measures are often

ridden with conflicts and for the aims of flood pro-

tection are not seen as very urgent. A study of Haase

et al. (2015) investigates the reasons for a lacking

acceptance in society, whereas their study, held in

Germany, says that 90% of the people support in ge-

neral the idea to renature floodplain for inundation

areas. But when it comes to restoration projects

close to their place of residence less people wel-

come the measures. Haase et al. (2015) mention

that the deficit lays in a lack of communication and

information about the restoration measures.

Another explanation of the poor acceptance in

some parts of society give Moss and Monstadt

(2008) with mentioning that the technical flood pro-

tection has been successful for decades and people

trust them more. The longevity of the material-phy-

sical components of the built infrastructure on

floodplains make a shift difficult to a more nature-

compatible flood protection. Because when "once

dams, dykes and settlements are built, it is compli-

cated, time-consuming and in many cases expensive

to remove or relocate them and, thereby, help res-

tore floodplains" (Moss & Monstadt, 2008).

Case study I: Projects and approaches at the

Elbe river

That the inclusion of ecosystem services in the re-

naturation of floodplains can be very helpful has

clearly been shown in the previous chapters of our

work. Nevertheless, they are not adequately consi-

dered in the numerous directives and also not in-

cluded in the implementation of measures (Evers,

2017). However, there are some projects in Europe

where nature conservation and flood protection

have been successfully linked and ecosystem ser-

vices partially have been included. Two of these pro-

jects are briefly presented in the following chapter.

The Elbe is the second largest river in Germany with

a length of 1,094 km. In its catchment area with a

Figure 1: Catchment of the Elbe river. Source: Ockenfeld et al. 2005.

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size of 148,000 km2 live about 25 million people.

99% of the catchment area is located in Germany

and the Czech Republic only 1% in Austria and Po-

land (Fig. 1) (IKSE, 2015). Although it is considered a

relatively natural river in some sections, natural re-

tention areas are rare. After the major flooding in

2002, a cross-border plan with targets for flood pro-

tection was agreed in October 2003 (IKSE, 2012).

Within the framework of this plan, the development

phase of the nature conservation project "Lenzener

Elbtalaue" began in 2002. The goal of the project

was the restoration of a natural floodplain, which

was characterized by flooding dynamics. At the

same time, flood protection and nature conserva-

tion should be connected. The project was success-

fully completed in the year 2011. During the con-

struction phase between 2005 and 2011, 6.1 km of

dike between Lenzen and Wustrow were relocated

and the old dike was opened in 6 places. In this way

420 hectares of new retention area were created. In

addition, new floodplain forest was planted and

other biotopic measures were implemented (IKSE

2012; Evers, 2017).

The dike shifting lead to a significant reduction in

the water level (about 30 cm) during the flood

events of 2011 and 2013. In addition, some endan-

gered bird species such as Limosa limosa or Galin-

ago galinago could already be observed in the wet-

lands in 2008 (BfN, 2015). By the construction of cy-

cle paths and viewpoints the recreational function

of the floodplain was also considered. The largest

dike shifting project in Germany with international

relevance shows impressively how synergy effects

can be positively used and thus benefits for humans

and the environment can arise.

In order to be able to represent the economic value

of the ecosystem services in a subarea along the

Elbe river (36,000 ha), Grossmann et al. (2010) car-

ried out an extensive cost-benefit analysis. As can

be seen in FIG. 2, Grossmann compared the total

costs of the measures to the economic value of the

four main ecosystem services of floodplains. Ac-

cording to this, the benefits exceed the project costs

by a large number. The total costs amount to 566

million euros, while the value of the ecosystem ser-

vices is estimated at a total of 1748 million euros

(Fig. 2). However, Grossmann assumes that the true

value is significantly higher, since the complexity of

the ecosystems cannot be reflected and calculated

one hundred percent in a model like this (Gross-

mann et al., 2010).

Case study II: Plan Loire grandeur nature

The "Plan Loire grandeur nature" covers the whole

Loire river and its tributaries and is mainly financed

by the State, the EPALA, and the water agency Loire-

Brittany (Monstadt, 2008). It is an interregional pro-

gram that comprises flood protection and nature

conservation by regarding prevention of floods

through technical flood defence, the management

of floodplains, the management of low water levels,

the conservation of the estuary of the Loire, the pro-

tection of migrating fish, and the restoration and

management of the natural heritage (Plan Loire

grandeur nature, n.d.; Monstadt, 2008). The French

government started the initiative in 1994 as a top-

Figure 2: Cost-benefit analysis of a 36,000 ha area after dike shifting. The cost from left to right: Nutrient retention (486 Mio. Euros), flood protection (177 Mio. Euros), protec-tion of biodiversity (926 Mio. Euros), saved upkeep and cost of the project (159 Mio. Euros). In Schäfer & Kowatsch, 2015, after Grossmann.

et al., 2010.

Figure 3: Catchment of the Loire river. Source: Lemarchand et al. 2014.

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Hoffmann, K. and Müller, A. (2017): Ecosystem Services of Floodplains: How is the concept used in German and French Flood Risk Management?

e.Wa Journal – Special Issue: Titel der Ausgabe

e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 50

down approach, but over the 15 years it took to re-

alize it the program developed to a stakeholder in-

cluding integrated management (Plan Loire gran-

deur nature, n.d.). The local implementation take

place through the "Stratégie 2035 pour le bassin de

la Loire". It is distinguished into periods: The first pe-

riod took place from 2007 to 2013 and the current

period is from 2014 to 2020. The strategy of the pe-

riod 2014 to 2020 aims e.g. the reducing of the ne-

gative consequences of floods in the fourteen terri-

tories the catchment is divided into and the

recovery of natural and environmental functions

(Stratégie Plan Loire IV, 2014).

The strategy includes various aspects for the catch-

ment management of the Loire. In this report, just

three points of the strategy will be pointed out. One

of the most important points is the "development

and implementation of territorial strategies and co-

herently flood risk reduction". In each territory, a di-

agnosis will be made. This diagnosis should be

shared with stakeholders in the concerned sectors;

it will be followed by a comparative study of risk re-

duction scenarios, based on actions that take prin-

ciples of the Flood Risk Management Plan into ac-

count (Stratégie Plan Loire IV, 2014). These actions

are for example "culture of flood risk" (better com-

munication, installation of flood markers in high-risk

areas), flood forecasting (forecasting data for the

different ranges of floods need to be transformed

into maps), reduction of vulnerability, limitation of

urbanization, reliability of dikes (if they exist in the

concerned territories), control of flows (this inclu-

des measures such as restoration of flood expansion

fields, management of surges in the vales), and cri-

sis management including the evacuation of the po-

pulation. Another aspect of the strategy is the "de-

finition of a global scheme for the management and

securing of dikes". Most of the dikes are state-ow-

ned and managed by the state; the others are ma-

naged either by local authorities or by trade unions

owners. Despite this distribution, no one feels

responsible for some sections of the dikes. These

dikes constitute a danger and aggravate the damage

of floods. To change this condition a law was passed

including an obligatory competence for the munici-

palities (Stratégie Plan Loire IV, 2014). A third aspect

is the "preserving or recreation of flow areas, room

for mobility, and areas of flood expansion". To reach

this, preserving the flowing capacity of the Loire ri-

ver bed and its tributaries by carrying out routine

maintenance are outlined in the strategy. This will

allow the river to pass high amounts of discharge

and to limit the raising of the water line.

In comparison to the projects at the Elbe catch-

ment, the plan Loire grandeur nature presents a dif-

ferent approach. It is more catchment oriented and

regards it as a whole – whereas the German admi-

nistrative system is working more like an obstacle

through the federal tradition. Moreover, the plan

shows, like the dike shifting in Lenzen, that flood

protection is often easier to implement together

with nature conservation approaches. Regarding

the ecosystem services, the plan does not use the

concept explicitly but they are indirectly re-

presented. Especially approaches of the nature-

compatible flood protection are found in the mea-

sures, like e.g. restoration of floodplains.

Discussion and Conclusion

Floodplains are important ecosystems. They are

habitat of numerous, highly specialized plant and

animal species, contribute to flood protection

through their natural water storage capacity and

serve us as a recreational area (Mehl et al., 2013,

Acreman et al. 2003). However, these ecosystem

services can only be provided by intact floodplains.

But the European floodplains are under great pres-

sure and only 10 -20 % are still connected to a river

system (Tockner & Stanford, 2002; Tockner et al.,

2009). Among other things, measures of technical

flood protection such as the construction of dams

and dikes are infrastructure that prevent and pro-

tect former floodplains from flooding (EEA, 2016;

BMUB & BfN 2015). With the introduction of the

Water Framework Directive in 2000 and the Floods

Directive in 2007 a paradigm shift from technical

flood protection to a natural flood risk management

was triggered (Evers, 2017; Albert et al., 2016). De-

spite numerous national programs and plans, there

are only a few major projects (such as at the Loire

and Elbe river) that have successfully combined

flood protection and nature conservation yet. Fre-

quently there is a lack of suitable areas, funds and

staff. In addition, the acceptance in the population

is sometimes very small and effective cooperation is

therefore only possible with difficulty (Evers, 2017).

Because of these problems, a more intensive in-

volvement of the ecosystem service approach is

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e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 51

called for by many sides. Through the application of

the concept, interactions between ecosystems

could be better understood and presented. This

would contribute to improve the cooperation be-

tween different directives like the birds or agricul-

tural directive. Models such as Grossmann’s, where

costs and benefits of measures are compared, can

help to justify projects and convince the population

of the meaning of them. However, so far, the con-

cept is not anchored in the European Directives

(Evers, 2017, Albert, 2016). The literature cites

some reasons for the inadequate consideration of

the concept, e.g. the complexity of ecosystems and

the lack of data (Albert et al., 2016). However, the

investigations made for this are almost exclusively

based on the Water Framework Directive and not

on the Floods Directive.

In summary, it can be said that our hypothesis that

ecosystem services are not sufficiently used in flood

risk management has been confirmed by our re-

search. In the course of this work we were also able

to answer our sub-questions (1) Why is the concept

of Ecosystem Services not used enough? (2) Why is

a stronger embeddedness preferable? (3) What are

the differences and similarities of the German and

French flood risk management? The comparison be-

tween Germany and France was somewhat difficult,

since we were not able to speak with experts in

France and much less information was available to

the French flood risk management. Nevertheless,

obvious differences in management could be ob-

served. If in Germany nature-compatible flood pro-

tection and the application of concrete measures

are mainly concerned, the focus in France is on re-

construction after a flood event, the increase in

safety standards and the reduction of costs (LAWA

& MELUR, 2014, Morel et al., 2016, Montstadt,

2008). However, no concrete measures are men-

tioned here. The concept of ecosystem services is

not really applied in both countries.

Although ecosystem services are mentioned repeat-

edly in the European directives, there is no real in-

clusion of the concept (ALBERT ET AL. 2016, EEA 2016,

EVERS 2017). This is different in nature conservation.

Here the great potential of ecosystem services was

recognized and applied already a few years ago. It is

a new challenge now to include these in flood risk

management. Although there are many efforts in

Germany to combine flood protection with nature

conservation, the implementation of measures hap-

pens very slow and often only on very small areas

(Naturkapital Deutschland, 2016). A stronger inclu-

sion of the ecosystem service concept could im-

prove this situation in the future. Synergies be-

tween the individual services could be better iden-

tified, appropriate measures more easily defined

and actors more quickly convinced. In principle, it

can be stated that there is great potential for flood

protection in our floodplains. This potential must be

used sensibly in the future, so that the population

and the environment can profit from it. In order to

facilitate the implementation of appropriate

measures, ecosystem services should be involved

more intensively in the flood risk management pro-

cess. First steps in the right direction have already

been made, but the extent to which the concept will

be applied in the future is hard to say, as there are

significant differences in flood risk management

within Europe.

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Fig. 3: Catchment of the Loire: Lemarchand, C., Rosoux, R., Talon, C., & Berny, P. (2014). Flagship Species Conservation and Introduced Species Invasion: Toxic Aspects Along Loire River (France). In Pes-ticides-Toxic Aspects. InTech.

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Anhang A 2.1

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Anhang A 2.2

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Anhang 2.3

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Anhang 2.4

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Anhang 2.5

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Anhang 2.6

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Anhang B 3.1

Abbildung 11: Forschungsübersicht. (Eigene Darstellung) (orange: private Fragen; blau: Fragen zum aktuellen Bewusst-

sein; grün: Fragen zur Zukunft).

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Anhang B 3.2

Abbildung 12: Fragebogen, S. 1-2. (Eigene Darstellung).

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Anhang B 3.3

Abbildung 13: Fragebogen, S. 3. (Eigene Darstellung).

Anhang B 3.4 – B 3.26

Abbildung 14: Alter der Befragten. (Eigene Darstellung). Abbildung 15: Bildungsabschluss der Befragten. (Eigene

Darstellung).

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e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 63

Abbildung 16: Familienstand der Befragten. (Eigene Darstellung). Abbildung 17: Geschlecht der Befragten. (Eigene

Darstellung).

Abbildung 18: Persönliche Gefahreneinschätzung. (Eigene Darstellung). Abbildung 19: Besitz eine Kellers. (Eigene

Darstellung).

Abbildung 20: Mieter/Eigentümer. (Eigene Darstellung). Abbildung 21: Wohnzeitraum. (Eigene Darstellung).

Abbildung 22: Lage des Wohnraumes. (Eigene Darstellung). Abbildung 23: Hochwasserbetroffenheit. (Eigene

Darstellung).

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e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 64

Abbildung 24: Ursprung des Hochwassers. (Eigene Darstellung). Abbildung 25: Informationsquelle aktuelle

Hochwasserlage. (Eigene Darstellung).

Abbildung 26: Beratung vorstellbar. (Eigene Darstellung). Abbildung 27: Beratungskosten. (Eigene Darstellung).

Abbildung 28: Voraussetzung für Bereitschaft zur Durchführung von Maßnahmen. (Eigene Darstellung).

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e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 65

Abbildung 29: Versicherung gegen Abbildung 30: Versicherungstyp. (Eigene Darstellung).

Hochwasserschäden. (Eigene Darstellung).

Abbildung 31: Vorschläge der Befragten zur Verbesserung des eigenen Wissens durch zuständige

Stellen. (Eigene Darstellung).

Abbildung 32: Verteilung Vorschlag zu

Verbesserung/keine Angabe. (Eigene Darstellung).

Abbildung 33: Kreuztabelle Keller * Gefahreneinschätzung.

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e.Wa Journal – Special Issue: Hochwasserrisikomanagement 66

Abbildung 34: Kreuztabelle Gefahreneinschätzung *Wohnzeit.

Abbildung 35: Kreuztabelle Ort der Werbung * Geschlecht. (Eigene Darstellung).

Abbildung 36: Kreuztabelle Maßnahmendurchführung * Versicherung vorhanden. (Eigene Darstellung).

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