RHEMA · Jürg Meyer zur Capellen, Daniela Winkelhaus-Elsing, Christine Pielken KUNSTRAUM...

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Folgend finden Sie ausgewählte Seiten aus einem Buchprojekt des Rhema-Verlags, Münster Jürg Meyer zur Capellen, Daniela Winkelhaus-Elsing, Christine Pielken KUNSTRAUM UNIVERSITÄT Kunst an der Universität Münster 2002, 164 Seiten, 3 Beiträge, Katalog, Gesamtverzeichnis, 252 Abbildungen, 3 Karten (100 Seiten vierfarbig) 2002, 164 pages, 3 essays, catalogue, complete list of works, 252 pictures, 3 maps (100 pages in full color) ISBN 3-930454-37-8, Preis/price EUR 14,80 The following are selected pages from a book of the Rhema-Verlag, Münster (Germany) Für weitere Einzelheiten besuchen Sie bitte unsereWebsite: http://www.rhema-verlag.de For further information please visit our website: http://www.rhema-verlag.com RHEMA

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  • Folgend finden Sie ausgewählte Seiten aus einem

    Buchprojekt des Rhema-Verlags, Münster

    Jürg Meyer zur Capellen, Daniela Winkelhaus-Elsing, Christine Pielken

    KUNSTRAUM UNIVERSITÄT

    Kunst an der Universität Münster

    2002, 164 Seiten, 3 Beiträge, Katalog, Gesamtverzeichnis, 252 Abbildungen, 3 Karten (100 Seiten vierfarbig)

    2002, 164 pages, 3 essays, catalogue, complete list of works, 252 pictures, 3 maps (100 pages in full color)

    ISBN 3-930454-37-8, Preis/price EUR 14,80

    The following are selected pages

    from a book of the Rhema-Verlag, Münster (Germany)

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  • KUNSTRAUM UNIVERSITÄTKunst an der Universität Münster

    Ausstellung im Rahmen der UniKunstTage 20026. November 2002 bis 6. Januar 2003

    Senatsausschuss für Kunst und Kultur der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster

    Jürg Meyer zur Capellen · Daniela Winkelhaus-Elsing · Christine Pielken

  • Vorwort

    Kunstraum Universität

    Erfahrung und Bedeutung – Distanz und Nähe. Kunst im Krankenhaus

    Kunst im Schloss. Kunst in der Universität

    KATALOG

    Kunstraum Universität. Eine Auswahl

    ANHANG

    Literaturverzeichnis

    Abbildungsnachweis

    Gesamtverzeichnis der Werke im Kunstraum Universität

    Spaziergang durch den Kunstraum Universität

    Fahrradtour durch den Kunstraum Universität

    Jürgen Schmidt

    Jürg Meyer zur Capellen

    Christian Heeck

    Walter Schurian

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  • Universitäten sind nach ihrem SelbstverständnisEinrichtungen, die Wissen tradieren und erwei-tern, die das kulturelle Erbe bewahren unddurch kritische Überprüfung weiterentwickeln,die den Dialog der Generationen organisierenund Kristallisationspunkte der intellektuellen undkünstlerischen Auseinandersetzung sind. So verstanden ist ‚Universität‘ immer schon Fo-rum kultureller Anstrengung und Vergegenwär-tigung. Zugleich bildet der Kontext von Kunstund Kultur auch eine kritische Instanz zur Befra-gung wissenschaftlicher Leistungen. Er eröffnetMöglichkeiten, die nicht nur kreative Potentialefreizusetzen vermögen; er steht auch für eineumfassendere Wahrnehmung der Wirklichkeit,als sie in den wissenschaftlichen Disziplinen re-gelmäßig verbreitet ist. Nicht zuletzt sind die kul-turellen Angebote und Leistungen der Univer-sitäten zu einem guten Teil prägend für dieLebensqualität der sie umgebenden Stadt undRegion. Ausstellungen, Lesungen, Konzerte undauch Bibliotheken bilden Anknüpfungspunkte fürdas öffentliche Gespräch, für den Diskurs derStadtgesellschaft über sich selbst und die eige-ne Zukunft, aber auch schlicht für Lebensfreude.Die Universität Münster ist weit über die regio-

    nalen Grenzen hinaus bekannt für ihr besonde-res Engagement auf dem Feld von Kunst undKultur. Insbesondere dem Senatsausschuss fürKunst und Kultur ist es zu danken, dass die Aus-einandersetzung mit kulturellen Fragen undkünstlerischen Arbeiten zu einem selbstverständ-lichen Bestandteil des universitären Lebens ge-worden ist. Auch die Initiative zu der vorliegen-den Publikation geht vom Senatsausschuss aus. Der Katalog Kunstraum Universität präsentierterstmalig ein Verzeichnis von Kunstgegenstän-den, die sich im Besitz der Universität Münsterbefinden und/oder im universitären Raumgegenwärtig sind. Darüber hinaus wird eineAuswahl von Kunstobjekten ausführlich in Wortund Bild vorgestellt. Zusammen mit den einlei-tenden Aufsätzen, die ich sehr Ihrer Aufmerk-samkeit empfehlen kann, wird ein weit gespann-tes Feld künstlerischer Arbeit im universitärenRaum eröffnet. Ich möchte Sie ermuntern: Lassen Sie sich zuneuen Perspektiven anregen, richten Sie IhreAufmerksamkeit auf Objekte, die Sie sonst nur‚im Vorbeigehen‘ wahrnehmen, folgen Sie demGang durch einen überaus interessanten Aus-schnitt der Universität Münster.

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    Vorwort

    Prof. Dr. Jürgen Schmidt

    Rektor der Westfälischen Wilhelms-UniversitätMünster

  • an oder in der unmittelbaren Umgebung vonUniversitätsgebäuden platziert wurden. Kunst-werke dieser Art haben sich über einen ver-gleichsweise langen Zeitraum angesammelt undihr Erscheinungsbild ist sehr heterogen, da sie ih-re Anschaffung unterschiedlichen Auftragge-bern bzw. sehr verschiedenen ‚Erwerbssituatio-nen‘ zu verdanken haben – man denke etwa andie Kunst-am-Bau-Verordnung, an Schenkungenoder einfach an die Nutzung von Gebäuden,die zuvor im Besitz anderer gewesen sind undKunstwerke enthielten. Manche dieser Werkesind so gut wie allen Universitätsangehörigen

    Die Westfälische Wilhelms-Universität verfügt –wie die meisten anderen Universitäten auch –über einen nicht unbeträchtlichen Kunstbesitz,doch tritt dieser in seiner Gesamtheit kaum in Er-scheinung. Nur wenige Universitäten haben ei-gene Ausstellungsräume bzw. kleine Museen, indenen zumindest ein Teil dieses Besitzes der Öf-fentlichkeit zugänglich gemacht werden kann.Zudem sind Werke dieses Kunstbesitzes sehrunterschiedlicher Natur und befinden sich anganz verschiedenen Orten – es mögen Gemäl-de sein, die in den Institutsräumen ihren Stand-ort gefunden haben, oder etwa Skulpturen, die

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    Kunstraum Universität

    Jürg Meyer zur Capellen

    Prof. für Kunstgeschichte

    Vorsitzender des Senatsausschuss für

    Kunst und Kultur

    der Westfälischen Wilhelms-Universität

    Münster

  • geläufig, ja sind gelegentlich in fast strapazie-render Weise gegenwärtig, scheinen den Be-trachter nachgerade zu inquisieren.

    Andere wiederum sind ebenso präsent, dochführen sie ein seltsames Eigenleben, werdenvom Passanten kaum als Kunstwerke erkannt.

    Seit der Gründung der Westfälischen Wilhelms-Universität im Jahr 1902 sind viele Werke derKunst in ihren Besitz gelangt oder befinden sichauf ihrem Grund und Boden. Hier liegt eineUnterscheidung zugrunde, die nicht nur für denJuristen von Interesse ist. Kunstwerke, die sich imuniversitären Raum befinden, müssen nicht not-wendigerweise der Universität gehören. Den-noch bestimmen eigener wie fremder Besitzebenso wie Leihgaben im Bereich der Univer-sität auch den Charakter des universitären Am-bientes. Dieser Aspekt ist für Münster von be-sonderer Bedeutung, da der feste Bestand anzeitgenössischen Skulpturen – und um diesewird es nachfolgend in erster Linie gehen – imStadtbild gerade durch die Impulse der Skulptu-renausstellungen von 1977, 1987 und 1997 er-heblich bereichert wurde und sich inzwischenauf einem hohem qualitativen Niveau befindet.Hier überschneiden sich die keineswegs identi-schen Begriffsfelder Kunst im öffentlichen Raumund Kunstraum Universität. Letzteres teilt in man-cher Hinsicht die weitgehend bekannten Proble-me der Kunst im öffentlichen Raum, auf die nach-folgend kurz eingegangen werden soll.

    In Münster waren die Stadt und das Westfäli-sche Landesmuseum für Kunst und Kultur nachden Skulpturenausstellungen verstärkt darumbemüht, möglichst viele qualitätvolle Arbeitenaus den genannten Ausstellungen anzukaufenund damit dem Münsteraner Publikum zu erhal-ten, das heißt nicht nur der Bürgerschaft und

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  • Unverständlichkeit des solcherart Hervorge-brachten für ein wenig geschultes Publikum, istdieses Konzept von frappierender Aktualität.Denn auch die Frage, inwieweit Kunst sich in ei-nen bestimmten Dienst- und Nutzzusammen-hang zu stellen habe, wenn sie denn ihre ange-stammten Terrains (und ihr qua definitionemkunstsinniges Publikum in Museum und Galerie)verlässt, um sich in den öffentlichen Raum4 bzw.in öffentliche Einrichtungen zu begeben, machterst vor dem Hintergrund der Geschichte der Re-zeptionsästhetik Sinn.5

    Denn von welcher Art von Kunst und welcher Artder Präsentation ist die Rede, wenn wir vonKunst im Krankenhaus sprechen? Den Künstlerdrängt es gemeinhin nicht in die oft recht kunst-fremd vorgehaltenen Ausstellungsflure vor Dia-gnostik- und Behandlungsbereichen, vielmehrsind es die Häuser selbst, die sich von Kunst et-was versprechen. Von jeder Kunst? Ist im Kran-kenhaus alles zu zeigen möglich, was auchsonst zur Betrachtung gebracht wird? Das nunwird fast unisono bestritten.6 Brauchen wir alsoeine bestimmte Kunst, vielleicht eine erst noch fürden quasi therapeutischen Kontext zu erstellen-de, oder kann die Kunst sein, wie sie ist, und wirmüssen uns über ihre angemessene VermittlungGedanken machen? Da heißt es Farbe beken-nen, denn die Gretchenfrage führt schnell zurernüchternden Einsicht, dass Kunst im Kranken-haus weniger der Förderung von Wahrneh-mung, ästhetischer Bildung, gar Schulung derdort Tätigen und zur Untätigkeit Gezwungenen

    Ein Jubiläum ist stets Anlass zur Rückbesinnung,insbesondere, wenn es sich um ein Universitäts-jubiläum mit der Absicht einer künstlerischen Be-standsaufnahme handelt. Die ersten ‚Künstler‘der Neuzeit waren die scholares der artes libe-rales, der sieben freien Künste. Die Absolventender so genannten Artistenfakultät waren be-gehrt in der sich neu formierenden Gesellschaftam Ausgang des Mittelalters; erst von ihnen lie-hen sich Maler, Bildhauer und Architekten imLaufe des 14. Jahrhunderts Berufsbezeichnung,Titel und letztendlich Zunftfreiheit, indem sienachzuweisen versuchten, dass sie ihr Tun weni-ger als Handwerk, sondern vielmehr als wissen-schaftliche Arbeit betrachteten vermittels der Be-rücksichtigung von Proportion, Perspektive, jaselbst der Rhetorik in ihren Arbeiten.1 An derSchwelle zur Hochrenaissance wurden die Prin-zipien der Bildqualitäten so umrissen: Der Malersollte sein ein imitatore della natura – Nachah-mer der Natur und ein prospectivo – Perspektivi-ker; die Bilder sollte auszeichnen ihr rilievo – Re-liefwirkung, puro – Reinheit, facilita –Mühelosigkeit, grazia – Anmut, ornato – Glanz,varietà – Mannigfaltigkeit und nicht zuletzt com-positione – Komposition und colorire – die Farb-gebung, um nur die Wichtigsten zu nennen.2Die vom Auftraggeber gewünschte und vomKünstler begründete Forderung nach sprechen-den Bildern (Lesbarkeit) spiegelt sich darin3 undzieht sich weit vor der eigentlichen Ästhetik-De-batte nahezu unbeobachtet durch die Kon-zeption von Kunst. Heute, wo wir die Freiheit deskünstlerischen Ausdrucks synonym setzen mit der

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    Erfahrung undBedeutung –

    Distanz und Nähe

    Kunst im Krankenhaus

    Christian Heeck

    Kulturreferent desUniversitätsklinikums

    Münster

  • nachhaltigen Neuorientierungen und der einge-forderten Evaluationen jeden Zuschnitts, eine In-stitution dieser Art überhaupt mit (bildender)Kunst abgibt, stellt eine Besonderheit dar. Istdoch der konkrete, soziale und auch der ökono-mische Umgang mit der bildenden Kunst, außerdem traditionellen wissenschaftlichen, keine dervorrangigen und keine der anstehenden Aufga-ben einer Universität. Dass sich dieser singulären Aktion – der in demgroßräumigen Eingangsbereich des Universi-

    Dass die Kunst im Schloss, dem Hauptgebäudeder Westfälischen Wilhelms-Universität in Mün-ster, seit mehr als zehn Jahren Wirklichkeit wer-den und dass sie darüber hinaus auch nochunterschiedliche Wirkungen zeitigen konnte, be-deutet eines der interessanteren und schließlichauch eines der unerwarteteren Phänomene ei-ner solchen öffentlichen Institution sowie derKunst an sich der letzten Jahre. Denn bereits derTatbestand, dass sich heute, in einer Zeit der in-tensiven universitären Sparmaßnahmen, der

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    Kunst im Schloss

    Kunst in der Universität

    Walter Schurian

    Prof. für Allgemeine undAngewandte Psychologie

    an der Westfälischen Wilhelms-Universität

    Münster

  • KATALOGKunstraum Universität. Eine Auswahl

  • 50

    Verkürzter Himmel, 1987Katholische Theologie, Johannisstraße 8–10, Aa-Promenade

    Die Skulptur-Projekte der vergangenen dreiJahrzehnte haben nicht nur das Stadtbild Mün-sters entscheidend geprägt, sondern auch eineheute noch anhaltende Diskussion zur aktuellenKunst, insbesondere zur Kunst im öffentlichenRaum angeregt. Als 1977 erstmalig internationa-le zeitgenössische Künstler die Stadt erkundeten,wurden die bis dahin vorhandenen Skulpturenim Außenraum häufig als „gebrauchsfähige De-koration“ eingestuft.1 Heute präsentiert sich deröffentliche Raum Münsters, dank der neuen Im-pulse durch die Skulpturenausstellungen, alsdurchaus abwechslungsreiche und neuen künst-lerischen Strategien gegenüber sehr offeneAusstellungsfläche. Zu den innovativen Beiträgen gehört die Arbeitdes italienischen Objekt- und KonzeptkünstlersGiovanni Anselmo, die hinter dem Institutsge-bäude der Katholischen Theologie am Ufer derAa einen ruhigen und unscheinbaren Standortgefunden hat (L6*). Die Skulptur besteht aus ei-nem industriell gefertigten Stahlbalken, der mitzwei Klammern an einem verzinkten U-Eisen be-festigt wurde. Der 1,40 Meter lange Vierkant-balken ist so an der Eisenstange angebracht,dass er den Boden nicht berührt. Auf der obenliegenden glatten Schnittfläche ist die InschriftVerkürzter Himmel zu lesen, die dem Werk ihrenNamen gibt. Die Wahl des Standortes in direk-ter Nähe zum theologischen Institut kann sicherals hintergründiger Verweis auf das biblischeVerständnis des Himmels verstanden werden.Der in Turin lebende Künstler will mit dieser Ar-beit „das Unendliche menschlicher machen,

    ANSELMO Giovanni (1934–)

  • 51

    denn der Himmel beginnt ja nicht in der Stra-tosphäre, er beginnt hier auf Erden. So habe ichden Himmel um einen Meter verkürzt. Daß sichdie Schrift auf der oberen Schnittfläche befindetund eingraviert ist, hat seine Bedeutung. Ich sa-ge es bewußt bildlich: Der Himmel soll wissen,daß er um einen Meter kürzer ist!“2Der in Borgofranco d‘Ivera geborene Künstlergehört neben Alighiero Boetti, Luciano Fabro,Jannis Kounellis, Mario Merz, Giulio Paolini,Giuseppe Penone und Michelangelo Pistolettozu den Hauptvertretern der Arte Povera. EinSchlüsselerlebnis Mitte der fünfziger Jahre führtedazu, dass sich Anselmo von der Malerei löste,um sich der materiellen Umsetzung allgemeinerNaturgesetzlichkeiten zu widmen. Bei einemnächtlichen Aufstieg zum glühenden Vulkan aufder Insel Stromboli erlebte er für einen kurzenMoment die Schattenlosigkeit seines eigenenKörpers. Durch die nur knapp über dem Hori-zont stehende Sonne wurde sein Schatten un-sichtbar in die Luft projiziert.3 Seitdem ist dasVerhältnis zwischen den sichtbaren und unsicht-baren Phänomenen unserer Welt das Haupt-thema seines künstlerischen Schaffens. In densechziger Jahren befasste er sich mit physikali-schen Grundbegriffen wie ‚Energie‘ und ‚Kraft‘,die anhand verschiedener, oft gegensätzlicherMaterialien visualisiert wurden.4 Schon baldrückten abstrakte Begrifflichkeiten ins Zentrumder künstlerischen Auseinandersetzung. Phäno-mene wie ‚Endlichkeit‘ und ‚Unendlichkeit‘ wur-den nicht mehr einfach nur im Material verge-genständlicht, sondern mit Hilfe von medialen

    Erweiterungen umgesetzt. Licht, Fotographie, Pa-pier und später auch Projektoren wurden als zu-sätzliche künstlerische Mittel bei der Ins-zenierung seiner Werke eingesetzt. Dabeigewann der Einbezug von Raum und Zeit einewesentliche Bedeutung. „Er verschiebt die Wahrnehmung auf eine hinterden sichtbaren Gegenständen liegende Wirk-lichkeit der Welt, die Wirklichkeit der Kräfte undenergetischen Prozesse, die selbst unsichtbarbleiben und nur in ihren Wirkungen oder Effek-ten sichtbar werden.“5 Anselmo macht Unsicht-bares sichtbar und will auch in seinem Ver-kürzten Himmel ein abstraktes Element greifbarmachen. Mit viel Phantasie lenkt er unsere Auf-merksamkeit auf die unbekannten und unfassba-ren Kräfte der Welt.

    * Die angegebenen Koordinaten verweisen auf die Karten im Kataloganhang.

    Literatur1 Bußmann, Klaus / König, Kasper (Hg.): Skulptur. Ausstellung in Münster, Kata-log zur Ausstellung des Westfälischen Landesmuseums für Kunst und Kulturge-schichte Münster, Münster 1977, S. 234. 2 Weirich, Susanne: Giovanni Anselmo, in: Bußmann, Klaus / König, Kasper(Hg.): Skulptur. Projekte in Münster 1987, Katalog zur Ausstellung des Westfäli-schen Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte Münster, Köln 1987, S. 27.3 Herzogenrath, Wulf (Hg.): Eine Kunst-Geschichte in Turin 1965–1983, Köln /Turin 1983, S. 21. 4 Meißner, Günter / Lippert, W.: Anselmo, Giovanni, in : Saur. Allgemeines Künst-lerlexikon. Die bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Bd. 4, München 1992,S. 205f.5 Meinhardt, Johannes: Anzeichen der fließenden Welt. Giovanni Anselmo. In-dizes energetischer Prozesse, in: Goetz, Ingvild (Hg.): Arte Povera. Arbeiten undDokumente aus der Sammlung Goetz 1958 bis heute, Bremen 1997, S. 51.

  • Der österreichische Bildhauer, Maler und Gra-phiker Alfred Hrdlicka ist eine vielseitige und vorallem umstrittene Künstlerpersönlichkeit. „AlleMacht in der Kunst geht vom Fleisch aus“ ist derLeitsatz, den Hrdlicka wörtlich nimmt und in allseinen künstlerischen Äußerungen zum Ausdruckbringt. Der menschliche Körper wird als darstel-lendes Medium instrumentalisiert, wenn er The-men wie Gewalt und Sex, Krieg und Tod, Mordund Unterdrückung künstlerisch gestaltet. DieAbgründe der menschlichen Seele werden wieauf einem Seziertisch freigelegt, wobei dasFleischliche des Körpers über die Maßen betontund jede Botschaft über die Leiblichkeit desMenschen transportiert wird. Hrdlicka entwirftein grausiges Panoptikum der Gesellschaft, dasvon Prostituierten, Massenmördern und Geistes-kranken bevölkert wird. Seine politischen Überzeugungen, die einenausgeprägten Niederschlag in seinen Werkenfinden, werden dergestalt zur Provokation. Politi-sches Engagement zu zeigen und zu seinenÜberzeugungen zu stehen, damit ist der Künstlerseit frühester Kindheit vertraut. Sein Vater gerietals Gewerkschaftsfunktionär mehrmals mit denNationalsozialisten in Konflikt und wurde zweiMal wegen illegaler kommunistischer Tätigkei-ten verhaftet.1 1928 in Wien geboren, wuchs derKünstler in den Wirren des Zweiten Weltkriegesauf. Noch in den letzten beiden Kriegsjahrenabsolvierte der gerade Fünfzehnjährige eineZahntechnikerlehre. Ein Jahr später entschied ersich für das Studium der Malerei an der Akade-mie der Bildenden Künste in Wien bei Albert Pa-

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    Metamorphose der Endlösung, 1974/75, DetailSchloss, Schlossplatz 2, Foyer

    HRDLICKA Alfred (1928–)

  • Unter dem Thema Schnittstellen veranstalteteder Senatsausschuss für Kunst und Kultur derWestfälischen Wilhelms-Universität anlässlichder UniKunstTage 1998 eine Ausstellung, diesich über die Museen der Universität verteilensollte. In Kooperation mit verschiedenen Einrich-tungen – wie der hiesigen Kunstakademie, demKünstlerdorf Schöppingen und der MünsteranerAbteilung der Detmolder Hochschule für Musik –wurden Künstler und Künstlerinnen eingeladen,Werke zu schaffen, die einen Bezug zu denwissenschaftlichen Sammlungen der Museenherstellen. Die Ergebnisse waren erstaunlich vielseitig undpräsentierten ein breites Spektrum der jungenzeitgenössischen Kunst in Münster. Vasen ausvorchristlicher Zeit wurden in der Archäologi-schen Sammlung zu Lampen umfunktioniert. ImBotanischen Garten verirrten sich in den be-pflanzten Beeten die vertonten Frösche vonStephan Froleyks und eine Spurensuche der be-sonderen Art erwartete den Besucher im Mine-ralogischen Museum.1Aus den über zwanzig Arbeiten, die realisiertwerden konnten, stach eine besonders hervor.Die von der Fördergesellschaft der Universitätangekauften Installationen der in Hamburg le-benden Künstlerin Marnie Moldenhauer befin-den sich im Geologisch-Paläontologischen Mu-seum und reihen sich dort in die zahlreichenVitrinen der Westfalensammlung ein. Sowohldie Rekonstruktion eines Plastikballes als auchdie Rekonstruktion einer Laubsägearbeit (M7)werden – wie die geologischen Ausstellungs-

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    Rekonstruktion eines Plastikballes, 1998, DetailGeologisch-Paläontologisches Museum, Pferdegasse 3, Westfalensaal

    MOLDENHAUER Marnie (1966–)

  • Art and Music (M6/7) ist der Titel der zweiteili-gen Skulptur, die Richard Tuttle 1987 für dieSkulptur-Projekte entwickelte. Der Ortsbezugseiner Arbeit ist – wie bei so vielen Projekten imöffentlichen Raum – von zentraler Bedeutung.Tuttle hatte sich eine „Mauer nahe dem Mittel-punkt von Münster ausgesucht, an der die Leutein beiden Richtungen entlang gehen, vomHauptplatz (Domplatz) her und zum Domplatzhin. Diese Mauer stellt eine Situation dar, wieich sie für beide Objekte brauche, für das eineauf der einen, für das andere auf der anderenSeite der Mauer. Außerdem besteht diese Mau-er aus Ziegelsteinen, was genau die Oberflächeergibt, die ich als Hintergrund für die beiden Ar-beiten haben möchte.“1Musik und Kunst werden wie ein Zwillingspaarbehandelt, das räumlich auseinander dividiertwird und durch die Wand dennoch eine engeBindung eingeht. Beide an der Wand befestig-ten Objekte beruhen auf derselben Form; vonvielen als ‚Bassschlüssel‘ oder auch als ‚Komma‘identifiziert. Ob es sich tatsächlich um musikali-sche Notationen oder kalligraphische Zeichenhandelt, wird nicht ganz ersichtlich. Wie der Ti-tel schon vermittelt, handelt es sich um die ma-terielle Manifestation der beiden Künste. Dasses aber auch um sinnliche Erfahrbarkeit gehensoll, kann man den Ausführungen des Künstlersentnehmen. Für ihn besitzt vor allem die Perfek-tion des Äußeren, der Glanz des Materials unddie Schönheit der Form oberste Priorität.Der amerikanische Bildhauer und Maler Tuttlearbeitet seit den sechziger Jahren mit den ein-

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    Art and Music I, 1987Durchgang zwischen Domplatz 23 und Fürstenberghaus, Domplatz 20–22

    TUTTLE Richard (1941–)

  • ANHANG

    LiteraturverzeichnisAbbildungsnachweis

    Gesamtverzeichnis der Werke im Kunstraum UniversitätSpaziergang durch den Kunstraum UniversitätFahrradtour durch den Kunstraum Universität

  • 152

    Dieses Inventar ist ein Verzeichnis der im Rah-men von Kunstraum Universität erschlossenenKunstwerke. Ein derart umfassender Überblickzur Kunst an der Universität Münster wird hiererstmalig geleistet.Die Sammlung erhebt keinerlei Anspruch aufVollständigkeit, sondern möchte vielmehr Anre-gung zur steten Ergänzung und Aktualisierungsein.In dieser Auflistung sind neben den Angabenzum Künstler, Werktitel, Jahr, Medium und Ma-terial auch Werkmaße und Standortverweise zu-sammengestellt. Die Maßangaben beziehensich auf Höhe×Breite×Tiefe; Daten zur Größevon Gemälden, Zeichnungen und Druckgraphi-ken sind ohne Rahmungen erfasst. Die Lebensdaten der Künstler sind im Wesentli-chen den im Literaturverzeichnis angeführtenNachschlagewerken entnommen.Anschließend sind die Kunstwerke aufgelistet,die nicht eindeutig einem Künstler zugeordnetwerden konnten oder deren Verbleib unbekanntist.

    Gesamtverzeichnis

  • 153

    ANSELMO Giovanni (1934–)Verkürzter Himmel; 1987; Skulptur; Eisen, Stahl; 140×10×10cm; Katholische Theologie, Johannisstraße 8–10, Aa-Pro-menade.

    ARMAJANI Siah (1939–)Study Garden (Studiergarten); 1987; Skulptur; Holz, Alumi-nium, Stein; Stellfläche 550×750cm; Tisch 180×130×130cm; Geologisch-Paläontologisches Museum, Pferde-gasse 3, Garten.

    ARTSCHWAGER Richard (1924–)o.T., Fahrradständermodul; 1987; Skulptur; Beton; 282×75×50cm; Kavalierhaus (Asta), Schlossplatz 1.

    BAUR Ludwig (1904–1977)o.T.; o. J.; Glasfenster; o.A.; Fürstenberghaus. Domplatz20–22, Haupttreppenhalle.

    BERTHOLD Joachim (1917–1990)Fischkugel-Brunnen; 1962; Skulptur; Bronze, Stein; Kugel-durchmesser 130cm; Petrikirche, Johannisstraße 5, Vorplatz,Südseite.

    BLUMENTHAL Hermann (1905–1942)Großer Sinnender; 1929; Skulptur; Bronze; 174cm; Fürsten-berghaus, Domplatz 20–22, 1. Stock, Hörsaaltrakt.

    BOLTE Wilhelm (1859–1941)Kreuzweg; 1884; Skulptur (Relief); Sandstein; o.A.; Domi-nikanerkirche/Katholische Universitätskirche, Salzstraße 10.

    BOSCH Florian (verm. 1900–1972)Porträt Prof. Dr. Franz Dölger (1891–1968); 1964; Malerei;Öl; 60×50cm; Byzantinistik, Scharnhorststraße 100.

    BRAUN, H. (k.A.)o.T. (Rathaus zu Münster); o. J.; Graphik; Radierung; o.A.;Biologie, Hindenburgplatz 55, Erdgeschoss, rechter Flur.

    BRECHT George (1925–)VOID-Stone;1987; Skulptur; Granit; 75×150×125cm; äu-ßerer Schlossgarten, Einsteinstraße, Wiesenfläche.

    BREILMANN Rudolf (1929–)o.T. (Bronzetür), 1970; Skulptur (Relief); Bronze; 260×185cm; Petrikirche, Johannisstraße 5, Westseite.

    BROEL Gerhard (k.A.)o.T.; o. J.; Malerei; o.A.; Nachlass Universitäts- und Lan-desbibliothek, Krummer Timpen 3–5.

    BRÜLL Georg Christian (k.A.)Dreifaltigkeit; o. J.; Malerei; o.A.; Dominikanerkirche/Ka-tholische Universitätskirche, Salzstraße 10.Aufnahme Mariens; o. J.; Malerei; o.A.; Dominikanerkir-che/Katholische Universitätskirche, Salzstraße 10.

    BÜCKER, H. (k.A.)Gedenktafel Dr. Bernhard Rottendorff; 1993; Skulptur (Re-lief); Bronze; o.A.; Pharmazeutische Chemie, Hittorfstraße58–62, Foyer.

    DAUBENSPECK Herbert (1929–)o.T.; bis 1957; Skulptur (Relief vierteilig); Anröchter Dolomit;Gesamtfläche 13,0×4,40m; Physiologische Chemie undPathobiochemie, Waldeyerstraße 15, Hörsaalgebäude,Außenwand.

    DETERMEYER Carl (1897–1976)Alt-Münster, Am Jesuitengässchen; 50er Jahre; Malerei;Aquarell; o.A.; Fürstenberghaus, Domplatz 20–22, 2. Stock,Flur.Alt-Münster, Am Jesuitengässchen, 2. Fassung; 50er Jahre;Malerei; Aquarell; 60,5×50,4cm; Schloss, Schlossplatz 2.Altes Komödienhaus; 50er Jahre; Malerei; Aquarell;71,5×54,5cm; Schloss, Schlossplatz 2.Skulptur-Portal in der Wandelhalle; 50er Jahre; Malerei;Aquarell; 68×49cm; Schloss, Schlossplatz 2.Galensche Kurie; 50er Jahre; Malerei; Aquarell;50,5×72,5cm; Schloss, Schlossplatz 2.Innenhof der alten Universität; 50er Jahre; Malerei; Aqua-rell; 52×69,5cm; Schloss, Schlossplatz 2.Botanisches Institut; 50er Jahre; Malerei; Aquarell;50×67cm: Schloss, Schlossplatz 2.Ehem. Jesuitenkolleg (alte Philosophische Fakultät) und Pe-trikirche; 50er Jahre; Malerei; Aquarell; 52×69cm; Schloss,Schlossplatz 2.o.T. (Kollegiengebäude der alten Akademie); 50er Jahre;Malerei; Aquarell; 66,5×48cm; Schloss, Schlossplatz 2.Fürstenberg-Saal in der alten UB; 50er Jahre; Malerei;Aquarell; 52×69,5cm; Universitäts- und Landesbibliothek,Krummer Timpen 3/5.Innenhof der Anglistik; 50er Jahre; Malerei; Aquarell;69,5×49,5cm; Universitäts- und Landesbibliothek, Krum-mer Timpen 3–5.Landsberger Hof; 50er Jahre; Malerei; Aquarell; o.A.;Geophysik, Corrensstraße 24.

    DINNENDAHL Hans (1901–1966)Christus und Thomas; 1949; Skulptur; Bronze; etwa 126cm;Petrikirche, Johannisstraße 5, südliches Seitenschiff.

    Madonna mit Kind; 1957; Skulptur; Bronze; 140cm; Petrikir-che, Johannisstraße 5, nördliches Seitenschiff.Sankt Michael; 1957; Skulptur; Bronze, Blattgold; o.A.; Pe-trikirche, Johannisstraße 5, südliches Seitenschiff, Empore.Wandkreuz; 1946; Skulptur; Bronze; o.A.; Hüfferstiftung,Hüferstraße 27; Eingangsbereich; Bibliothek.

    DINNENDAHL Ludwig (1941–)Standkreuz; o. J.; Skulptur; Metall, Stein; Kreuzbalken66,5×43cm, Korpus: 25×22,5cm; Katholische Theologie,Johannisstraße 8–10.

    EBERT, Klaus (1949–)Ameland; o. J.; Malerei; Öl auf Leinwand; 91×120cm; Kra-meramtshaus, Niederlandestudien, Alter Steinweg 6/7, 1.Stock, Bibliothek.

    EGLAU Otto (1917–1988)Formen am Deich; o. J.; Druckgraphik, Radierung; o.A.; Ma-thematik/Naturwissenschaften, Wilhelm-Klemm-Straße 10.

    EHLERS Hans (k.A.)Freistehender Leuchter; o. J.; o.A.; Ehemalige Observanten-kirche/Evangelische Universitätskirche, Schlaunstraße.

    EICHNER Heinrich (1922–1974)Frosch mit goldener Kugel; 1958, Skulptur, Bronze; 90cm;Bau- und Liegenschaftsbetriebe (u.a. Staatshochbauamt fürUniversitätsbauten), Robert-Koch-Straße 40, Vorplatz (ur-sprünglich Juridicum, Innenhof).

    ELSNER Irmgard (1920–)Galaktische Zellen; 1973; Skulptur (Brunnen); Nickelstahl,Glas; Turmformationen 40cm bis 300cm, Becken 440×480cm; Hautklinik, Von-Esmarch-Straße 56, Innenhof.

    FELD Erich (k.A.)mutans campi 67; 1967; Skulptur (Reliefwand); Keramik, Tonglasiert; 3,20×10,4m; Angewandte Physik, Corrensstraße2–4, Hörsaal.

    FIORONI Pio (1933–)o.T.; 1990; Scherenschnitt; Papier; 34,5×22,5cm; Biologie,Hindenburgplatz 55.Herrn Bernhard Rensch – viel Glück zum 90.; bis 1990;Druckgraphik, 44,5×29,5cm; Neuro- und Verhaltensbiolo-gie, Badestraße 9.

    FLEIGE Heinrich (1840–1890 (92?))Franz Freiherr von Fürstenberg; 1875; Skulptur (Standbild);Bronze, Stein; Figur 260cm, Sockel 100×60×100cm; ne-

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