Jugendkrisen aus systemischer Sicht David und Gerrit.

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Jugendkrisen aus systemischer Sicht David und Gerrit

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Jugendkrisen aus systemischer Sicht

David und Gerrit

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Aufbau der PräsentationAufbau der Präsentation

1.1. Grundsätze systemischer TherapieGrundsätze systemischer Therapie

2.2. Systemkräfte des familientherapeutischen Prozesses (Stierlin)Systemkräfte des familientherapeutischen Prozesses (Stierlin)

3.3. Allgemeine Grundlagen für Familientherapie (Stierlin)Allgemeine Grundlagen für Familientherapie (Stierlin)

4.4. Die Praxis der systemischen Therapie (von Schlippe)Die Praxis der systemischen Therapie (von Schlippe)

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Grundsätze systemischer Therapie (Thesen)Grundsätze systemischer Therapie (Thesen)

Menschliches Erkennen ist selbstreferentiell rekursiv – es ist strukturdeterminiert

•z.B.: Bilder und Begriffe: Sich zeichnende Hände von Escher – „Betriebsblindheit“

•z.B.: Metaphern: Sich im Kreis drehen – Katze beißt sich in den Schwanz

•z.B.: Paradoxien: Der alte Kreter sagt: „Alle Kreter lügen“

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1. Phänomene werden nicht isoliert, verdinglicht und personalisiertbetrachtet, sondern als Produkt bzw. Folge von Wechselbeziehungen.Individuelle Eigenschaften verflüchtigen sich so zu Elementen einesdynamischen Geschehens.

2. Wenn das Augenmerk auf Wechselbeziehungen gerichtet wird, werden

nicht mehr einseitige, lineare bzw. eindimensionale Ursache-Wirkungsketten konstruiert, sondern das Verständnis konzentriert

sichauf das sich gegenseitig Bedingende, ist zirkulär, rekursiv und

vielseitig.So gerät die wesentliche Eigenschaft lebender Systeme, ihre

Selbstreferenz,in den Blick: Annahmen und Verhalten wirken – oft verstärkend –auf sich selbst zurück. (-> Bateson)

3. Wechselwirkendes menschliches Verhalten hat die Tendenz zu Mustern

zu gerinnen, die nach bestimmten eingeschliffenen Regeln funktionieren.

Diese können nur aus dem Kontext heraus verstanden werden.

4. Der Therapeut setzt zwar bei der Vernetztheit der Systeme an, geht aber

nicht davon aus, dass die Individuen Opfer ihres Systems sind, sondern

setzen Eigenverantwortung und Entscheidungsfähigkeit voraus.

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5. Nicht nur das Verhalten der Systembeteiligten ist von Bedeutung,

sondern auch deren Einstellungen und Meinungen. Je engstirniger,

eindimensionaler diese sind, umso enger werden die Handlungsspielräume.

6. Auch die Ideen von der Realität, von dem, was für wahr gehalten wird,

wirken häufig wie sich selbst erfüllende Prophezeiungen. Sie lösen die

Probleme nicht, sondern verstärken sie weiter.

7. Systeme sind das, was Beobachter als Ganzheit erkennen, Probleme

sind Gefühle des Unbehagens einzelner Personen. Wichtig ist alle

Beteiligten eines Problemsystems zu erfassen und zu beteiligen. (-> Netzwerke)

8. Ziel ist es, im Prozess zwischen Therapeut und beratenem System,

diesem und seinen Mitgliedern neue Wirklichkeiten zu zeigen, zu eröffnen

und dann auch zu erzeugen.

9. In der systemischen Therapie ist die Lösungs- und Zukunftsorientierung

viel stärker ausgeprägt als die Problem- und Vergangenheitsorientierung.10. Das Menschenbild nimmt grundsätzlich von jedem Individuum und

auch von jedem System an, dass es die Möglichkeiten zu einerLösung in sich trägt und diese im Moment aber leider nur noch

nichtnutzen kann.

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Helm Stierlin: Helm Stierlin: Systemkräfte des Systemkräfte des familientherapeutischen familientherapeutischen ProzessesProzesses

horizontale Aspekte: Beziehung zwischen Mitgliedern gleicher Generation

vertikale Aspekte: wie sich eine ungelöste Beziehung an die eigenen Eltern auf die Beziehung zum Ehepartner auswirkt

1.1. Bezogene IndividuationBezogene Individuation

- Individuation ist die Ausbildung einer individuellen Identität und psychischer Grenzen, die im Familiensystem die Differenzierung und Entwicklung von Strukturen und damit eine erhöhte Funktionalität ermöglichen.

- Bei bezogener Individuation geht es um die systemisch-wechselseitige Bedingtheit der Individuation der Familienmitglieder.

- Wenn die notwendige Abgrenzung misslingt:

1. Unterindividuation: die Grenzen sind zu weich, zu brüchig

2. Überindividuation: zu harte, zu dichte Grenzen, Einsamkeit

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2. 2. Die Interaktionsmodi von Bindung und AusstoßungDie Interaktionsmodi von Bindung und Ausstoßung

Prozess der Ablösung im Jugendalter

Vernachlässigung, die fehlendes „moralisches“ bei Kindern mitbedingt

Strikte Loyalitäts-verpflichtung

ÜBER – ICH - Ebene

ICH - Ebene

ES - Ebene

Bindend wirkende Zuschreibungen bestimmter Eigenschaften, wie Schwäche, Bosheit Verrücktheit

Völliges Desinteresse an Gedanken, Gefühlen und Wahrnehmungendes anderen

Verwöhnung durch zu reiche Bedürfnis-befriedigung

Vernachlässigung durch mangelhafte Bedürfnis-befriedigung

Bindung Ausstoßung

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3.3. DelegationDelegation

- Aufträge und Vermächtnisse, die über Generationen hinweg wirksam werden.- Diese Perspektive ermöglicht dem Therapeuten die Symptome nicht nur negativ zu sehen, sondern als positive Leistung für die Familie.- Damit werden Eltern von Angst, Scham und Schuld entlastet.

4.4. Vermächtnis und VerdienstVermächtnis und Verdienst

- Mehrgenerationendynamik wird betrachtet.- Die Großeltern werden miteinbezogen.- Man spricht über widersprüchliche Vermächtnisse und unausgesprochene Verdienstkonten.

5.5. Status der GegenseitigkeitStatus der Gegenseitigkeit

- In manchen Familien finden anheizende Machtkämpfe statt (maligner Clinch).

- Dabei kränken sich die Familienmitglieder untereinander, machen sich hilflos und setzen sich unter Schulddruck.

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Stierlins allgemeine Grundlagen für Stierlins allgemeine Grundlagen für FamilientherapieFamilientherapie

1.1. Allparteilichkeit: Allparteilichkeit: Bemühen und Fähigkeit sich aktiv in die Position eines jeden

Familienmitgliedes einzufühlen.

2.2. Aktivität: Aktivität: Notwendigkeit für häufiges Eingreifen des Therapeuten, da sonst leichtder maligner Clinch verstärkt wird.

3.3. Betonung des Positiven: Betonung des Positiven: Positive Funktionalität der Symptome und deren Beitrag für die Familie wird in Vordergrund gestellt.

4.4. Mobilisierung der Ressourcen der Familie: Mobilisierung der Ressourcen der Familie: Man versucht Ressourcen wie Einsatzbereitschaft, Freudigkeit und Opferbereitschaft zu mobilisieren.

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A. Der Auftrag im KontextA. Der Auftrag im KontextKlärung der oft vielfältigen, widersprüchlichen und meist nichtausgesprochenen Erwartungen zwischen den Kunden und anwesenden oder nicht anwesenden Überweisern steht an ersten Stelle.

1.1.Den Überweisungskontext erfragenDen Überweisungskontext erfragen

-In der systemischen Therapie geht es um den Aufbau von Kooperationsbeziehungen.

-Es werden Fragen gestellt, die insbesondere - die Eigenmotiviertheit oder Fremdmotiviertheit,- spezifisches Eingestimmtsein,- Vorinformation über die systemische Beratung der

Klientenverdeutlichen sollen.

-Die Antworten geben auch Hinweise wie die Beziehung zwischen den Klienten und den Überweisenden ist und welche Dienstleistungen eigentlich wirklich gewünscht werden.

Arist von Schlippe: Arist von Schlippe: Die Praxis der systemischen Die Praxis der systemischen TherapieTherapie

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2. Die Erwartungen der Anwesenden erfragen2. Die Erwartungen der Anwesenden erfragen

• An dieser Stelle rücken die Erwartungen der Anwesenden in den Blick und die Frage, inwieweit diese übereinstimmen.

• Sehr oft liegen die Erwartungen extrem weit auseinander.

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B. Das Problem im KontextB. Das Problem im Kontext

Jetzt wird das eigentliche Problem präsentiert

1.1.Das Problempaket auspackenDas Problempaket auspacken

-Man redet über das bestehende Problem, um es einzugrenzen und leichter bearbeitbar zu machen.

-Dann wird differenziert wem, wo und wann dieses Problemverhalten gezeigt wird.

2. Die Beschreibungen rund um das Problem erfragen2. Die Beschreibungen rund um das Problem erfragen

-Man sucht gemeinsam mit der Familie Unterschiede, wie das Problem von den verschiedenen Personen gesehen wird.

-Es wird Meinung des Klienten über sich selbst gefragt.

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3.3. Den Tanz um das Problem erfragenDen Tanz um das Problem erfragen

- Man erkundet Interaktionskreisläufe, die das Problemverhalten am Laufen halten.

- Am Ende sollte deutlich werden, wie jeder der Beteiligten in diesem Kreislauf ist. ( Wer reagiert heftiger bzw. gar nicht )

- Für Teilnehmer müssen die Konsequenzen ihres Handelns deutlich werden.

4.4. Erklärungen für das Problem erfragenErklärungen für das Problem erfragen

- Wichtig sind die Ideen, mit denen die Teilnehmer sich das Problem erklären.( beschränkt den Raum möglicher Problemlösungen )

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5.5. Bedeutung des Problems für die Beziehungen erfragenBedeutung des Problems für die Beziehungen erfragen

- Durch Fragen wird der Anfang und das Ende des Problems mit Beziehungsveränderungen der Mitglieder in Zusammenhang gebracht.

- Nach systemischen Modell liegen die Symptome in den Übergängen im Lebenszyklus der Familie.

- Man versucht die Veränderungen, die mit bestimmten Ereignissen in Zusammenhang stehen, zu verstehen.

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C. Fragen zur MöglichkeitskonstruktionC. Fragen zur Möglichkeitskonstruktion

AllgemeinAllgemein

- Man versucht mögliche Lösungswege des Problems zu finden, die für die Betroffene noch offen sind.

- Man versucht mit den Fragen Angst vor Veränderungen wegzunehmen, gleichzeitig Alternativen auszuprobieren und nach dem möglichen Sinn von Symptomen fragen.

- Mit den „lösungsorientierten Fragen“ geht man auf die Suche nach Erfahrungen oder Ideen, wie das Problem gelöst werden könnte.

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1.1. Fragen nach Ausnahmen von ProblemenFragen nach Ausnahmen von Problemen

- Man vergleicht Problem-Zeiten mit Nicht-Problem-Zeiten, um die Bedingungen dieser Unterschiede deutlich zu machen.

2.2. Fragen nach RessourcenFragen nach Ressourcen

- Bei Klienten, die alles immer „schrecklich“ erleben

- Man erkundigt sich nach Lebensbereichen, mit denen die Klienten zufrieden waren.

3.3. Die WunderfrageDie Wunderfrage

- Bei Klienten, die keine Ausnahmen mehr berichten können.

- Die Wunderfrage erzeugt zwei Effekte:

- Man kann Veränderungen phantasieren ohne sich gleich schon für

deren Herstellung verantwortlich zu machen.

- Man stellt fest, dass das, was man nach dem Wunder tun würde, nichts Übernatürliches ist.

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D. Problemorientierte FragenD. Problemorientierte Fragen

- Durch diese Fragen wird deutlich, wie Probleme aktiv erzeugt und aufrechterhalten werden.

- Es wird auch deutlich, was man unterlassen könnte, wenn man das Problem loswerden wollte.

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E. Problem- und Lösungs-SzenarienE. Problem- und Lösungs-Szenarien

Wenn im Gespräch Lösungsideen und Ideen zur Problemerzeugung entwickelt wurden, dann kann man beide als Möglichkeiten sehen und damit verschiedene Szenarien durchspielen.

- Man kann mit dem Klienten überlegen, wofür es gut wäre, das Problem noch eine Weile zu behalten.

- Man kann fragen, welche Beziehung er mit seinem Problem weiterführen will.

- Eine therapeutisch besonders wirksame Frage ist die nach einem „absichtlichen Rückfall“ in schon vergangene Problemverhaltensweisen.

- Man kann durch Fragen einen Unterschied zwischen dem Problem selbst und demPräsentieren des Problems konstruieren.

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F. Anfangs- und AbschlussfragenF. Anfangs- und Abschlussfragen

1.1. AnfangsfragenAnfangsfragen

- Zu Beginn eines Gesprächs werden unausgesprochen Weichen gestellt – ob ein Gespräch in eine Sackgasse führen wird oder der gemeinsamen Suche nach Lösungen dient.

2.2. AbschlussfragenAbschlussfragen

- Abschlussfragen dienen dazu, das Ende der Therapie vorzubereiten und die Ideeder Endlichkeit der therapeutischen Beziehung in das Beratungssystem einzuführen.