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Bettina Wurche: „Jules Verne und die Entdeckung der Meeresforschung“ Text des Vortrags vom 03.03.2010 für den VDI im Technoseum in Mannheim Jules Verne und die Entdeckung der Meeresforschung « Vingt mille lieues sous les mers. » 1869, Paris “20.000 Meilen unter dem Meer” 1 Einleitung Kennen Sie Jules Verne? Haben Sie, zumindest in Kindheit und Jugendzeit seine Romane verschlungen und gebannt die Verfilmungen im Fernsehen geschaut? Wahrscheinlich schon. Aber wer von Ihnen hat sich im Erwachsenenalter noch einmal intensiver mit seinen Romanen beschäftigt und sie vielleicht sogar in Originallänge noch einmal gelesen? Der folgende Vortrag konzentriert sich auf eines von Vernes berühmtesten Werken, den Roman “20000 Meilen unter dem Meer”. 2 Jules Verne (1828-1905), das Meer und „seine“ Epoche Verne über sich selbst: „Ich reise niemals über Paris, lebe tief in meiner Provinz und bin der unbedeutendste aller Menschen“(DEHS, 2005). Die Legendenbildung um Jules Verne begann bereits zu seinen Lebzeiten und scheint ihn genervt zu haben. Viele der Legenden waren frei erfunden oder entstanden durch mangelndes Wissen über die Hintergründe seines Lebens und seines literarischen Werkes. Der o. g. Kommentar ist ein Ausdruck dafür und wurde von Verne gegenüber einem ihn anhimmelnden Bewunderer ausgesprochen. Über sein Privatleben gab er offenbar ungern Auskunft: Zum Ende seines Lebens hin vernichtete er seine umfangreiche Korrespondenz, das Archiv seiner Werke hingegen hütete er und vererbte es seinem Sohn. Eine der wichtigsten Legenden bezeichnet Verne als technischen Visionär, der quasi aus dem Stegreif alles das erfunden haben sollte, was lange nach seinem Tod von saumseligen Ingenieuren dann endlich realisiert wurde (DEHS, 2005). De facto hat Verne in seinen Romanen vor allem über bereits existierende Technologien geschrieben, die er z. B. auf den Weltausstellungen kennen gelernt hatte. Er hat also keine Science Fiction geschrieben, sondern wissenschaftliche Romane. Verne wurde 1828 in Nantes, einer Hafenstadt in der Bretagne, geboren. Über Vernes Leben kann man insgesamt sagen, dass es sympathisch gewöhnlich war, mit Höhen und Tiefen, familiären und zeitweise finanziellen Problemen. In seinen Romanen finden sich natürlich zahlreiche autobiographische Elemente. Seine Kindheit ist von der Hafen- und Handelsstadt Nantes mit ihren zahlreichen Schiffen aus Übersee geprägt. Außerdem las er gern, z. B. J. F. Cooper. Durch Coopers („Lederstrumpf“) Romane soll Verne die Rolle der Natur als eigenständige Akteurin kennengelernt haben, die später auch in seinen „Außergewöhnlichen Reisen“ eine wichtige Rolle spielte. Verne fing schon mit 12 Jahren an zu schreiben; zunächst schrieb er Gedichte, später ging er zu historischen Theaterstücken über. 1848-1851 studierte er in Paris Jura, das Studium war begleitet von Magenproblemen und Geldnöten. Während des Studiums ließ er nicht vom Theater, sondern freundete sich mit Alexandre Dumas junior an, dessen Vater, der Schriftsteller Dumas, in Paris ein eigenes Theater eröffnet hatte. Verne konnte hier einige seiner historischen Dramen auf die Bühne bringen und arbeitete zeitweise im Theater (DEHS, 2005).

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Bettina Wurche: „Jules Verne und die Entdeckung der Meeresforschung“ Text des Vortrags vom 03.03.2010 für den VDI im Technoseum in Mannheim

Jules Verne und die Entdeckung der Meeresforschung « Vingt mille lieues sous les mers. » 1869, Paris “20.000 Meilen unter dem Meer” 1 Einleitung Kennen Sie Jules Verne? Haben Sie, zumindest in Kindheit und Jugendzeit seine Romane verschlungen und gebannt die Verfilmungen im Fernsehen geschaut? Wahrscheinlich schon. Aber wer von Ihnen hat sich im Erwachsenenalter noch einmal intensiver mit seinen Romanen beschäftigt und sie vielleicht sogar in Originallänge noch einmal gelesen? Der folgende Vortrag konzentriert sich auf eines von Vernes berühmtesten Werken, den Roman “20000 Meilen unter dem Meer”. 2 Jules Verne (1828-1905), das Meer und „seine“ Epo che Verne über sich selbst: „Ich reise niemals über Paris, lebe tief in meiner Provinz und bin der unbedeutendste aller Menschen“(DEHS, 2005). Die Legendenbildung um Jules Verne begann bereits zu seinen Lebzeiten und scheint ihn genervt zu haben. Viele der Legenden waren frei erfunden oder entstanden durch mangelndes Wissen über die Hintergründe seines Lebens und seines literarischen Werkes. Der o. g. Kommentar ist ein Ausdruck dafür und wurde von Verne gegenüber einem ihn anhimmelnden Bewunderer ausgesprochen. Über sein Privatleben gab er offenbar ungern Auskunft: Zum Ende seines Lebens hin vernichtete er seine umfangreiche Korrespondenz, das Archiv seiner Werke hingegen hütete er und vererbte es seinem Sohn. Eine der wichtigsten Legenden bezeichnet Verne als technischen Visionär, der quasi aus dem Stegreif alles das erfunden haben sollte, was lange nach seinem Tod von saumseligen Ingenieuren dann endlich realisiert wurde (DEHS, 2005). De facto hat Verne in seinen Romanen vor allem über bereits existierende Technologien geschrieben, die er z. B. auf den Weltausstellungen kennen gelernt hatte. Er hat also keine Science Fiction geschrieben, sondern wissenschaftliche Romane. Verne wurde 1828 in Nantes, einer Hafenstadt in der Bretagne, geboren. Über Vernes Leben kann man insgesamt sagen, dass es sympathisch gewöhnlich war, mit Höhen und Tiefen, familiären und zeitweise finanziellen Problemen. In seinen Romanen finden sich natürlich zahlreiche autobiographische Elemente. Seine Kindheit ist von der Hafen- und Handelsstadt Nantes mit ihren zahlreichen Schiffen aus Übersee geprägt. Außerdem las er gern, z. B. J. F. Cooper. Durch Coopers („Lederstrumpf“) Romane soll Verne die Rolle der Natur als eigenständige Akteurin kennengelernt haben, die später auch in seinen „Außergewöhnlichen Reisen“ eine wichtige Rolle spielte. Verne fing schon mit 12 Jahren an zu schreiben; zunächst schrieb er Gedichte, später ging er zu historischen Theaterstücken über. 1848-1851 studierte er in Paris Jura, das Studium war begleitet von Magenproblemen und Geldnöten. Während des Studiums ließ er nicht vom Theater, sondern freundete sich mit Alexandre Dumas junior an, dessen Vater, der Schriftsteller Dumas, in Paris ein eigenes Theater eröffnet hatte. Verne konnte hier einige seiner historischen Dramen auf die Bühne bringen und arbeitete zeitweise im Theater (DEHS, 2005).

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Schließlich stieg er von den historischen Theaterstücken auf Romane um, er schrieb auch ein äußerst erfolgreiches geographisches Werk. Verne war kein Familienmensch. Er reagierte auf Kinder eher genervt und zog sich zum Schreiben gern auf sein Schiff, das schwimmende Arbeitszimmer, zurück (DEHS, 2005). 1866 entdeckt Verne zwei Leidenschaften neu: die Liebe zum Meer und das Reisen. Beide ziehen sich durch sein literarisches Werk und gehören zu seiner unverwechselbaren „Handschrift“, für die ihn seine Leser lieben.

2.1 Jules Verne in seiner Zeit Jules Verne muss, wie jeder Mensch, vor dem Hintergrund seiner Zeit betrachtet werden. Er lebte in einer Zeit, in der Wissenschaft und Forschung rasante Fortschritte machten und zahlreiche Erfindungen das tägliche Leben der Menschen veränderten und erleichterten. Seit 1851 gab es große Weltausstellungen : die Nationen veranstalteten regelrechte Wettbewerbe und versuchten, sich gegenseitig mit technischen, wissenschaftlichen und architektonischen Sensationen zu überbieten. Triebkraft dieser Ausstellungen waren der technische Pioniergeist und der unbedingte Fortschrittsglaube dieser zeit. Dabei wurden industrielle Errungenschaften als Spektakel in Szene gesetzt, u. a. aufsehenerregende Glas- und Eisenbahnkonstruktionen. Auf der Weltausstellung 1867 in Paris gab es große Aquarien, die erstmals einen Blick in eine bis dahin unbekannte Welt erlaubten (BRUNNER, 2003). Durch ihren ungeheuren Erfolg beim Publikum wurden bald auch in anderen großen Städten Schauaquarien gebaut. Die Aquarien ergänzten die bestehende große Illusionsmaschinerie aus Theatern, Dioramen und Panoramen (DEHS, 2005), die exotische Sehnsüchte bedienten. Vernes Umfeld war das Paris des 19. Jahrhundert, eine Metropole an der Schwelle zur Moderne. Die Stadt war überbevölkert, die hygienischen Verhältnisse katastrophal, es gab extreme Probleme bei der Wasserversorgung und dementsprechend mehrere große Choleraepidemien. Bei der Choleraepidemie von 1849 starben 19.000 Menschen. Verne traute sich aus Angst vor Ansteckung nicht mehr, Wasser zu trinken, sondern trank stattdessen ständig Bier, was ihm nicht behagte (DEHS, 2005). Frankreich war zu dieser Zeit eine Monarchie unter Napoleon III. Durch diese Staatsform war eine brutal und diktatorisch durchgeführte Erneuerung der Stadt möglich: Ganze Straßenzüge der Altstadt wurden abgerissen und größer und prächtiger wieder aufgebaut. Der Abriss der alten Viertel war u. a. eine Maßnahme zur Verhinderung von Aufständen in den armen Bevölkerungsschichten: In dem unübersichtlichen Gewirr von kleinen Straßen und Gassen konnten sich Aufrührer leicht verstecken und verschanzen. Auf den Baustellen wurde Tag und Nacht gearbeitete, die nächtliche Arbeit war durch die Beleuchtung mit riesigen elektrischen Bogenlampen möglich geworden. 1877 wurde eine elektrische Straßenbeleuchtung eingeführt. Diese Nutzung der Elektrizität war auf der Weltausstellung 1851 erstmals vorgestellt worden. Verne war fasziniert von der Elektrizität, im positiven wie im negativen Sinne, er bezeichnete sie sowohl als die „gute Fee“ wie auch als den „Dämon“. Die „gute Fee“ war etwa die Straßenbeleuchtung, der „Dämon“ der elektrische Stuhl (DEHS, 2005).

2.2 Jules Verne und die Seefahrt Verne wurde durch seine Kindheit im Hafen von Nantes maßgeblich geprägt.

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Als 11- jähriger schiffte er sich, natürlich ohne Erlaubnis seiner Eltern, auf einem Kauffahrer ein, um nach Indien zu fahren. Leider wurde er sehr schnell entdeckt und von seinem Vater nach Hause gebracht. Als Begründung für seine Einschiffung gab Verne an, er hätte für seine Cousine Caroline Tronson ein Korallen-Kollier mitbringen wollen. Seine Liebe zur Seefahrt und zu Schiffen zog sich durch sein Leben: 1867 unternahm er mit seinem Bruder Paul eine Spritztour in die Vereinigten Staaten. Dazu schifften sich die beiden auf der Great Eastern ein. Die Great Eastern war ein gewaltiges Schiff: 210 ,9 m lang, 25,3 m breit, der Antrieb erfolgte über Schrauben und Schaufelräder. Das Schiff war gleichzeitig auch eine gewaltige Fehlplanung: der Hersteller ging schon vor dem Stapellauf in Konkurs. Die Great Eastern arbeitete zeitweise als Kabelleger für das berühmte Transatlantikkabel, danach fuhr sie als Passagierschiff. Die Verne-Brüder erlebten das gigantische Schiff als eigenständige Welt und waren tief beeindruckt. Dabei erlebten sie einen Unfall mit mehreren Toten, Jules Verne schloss Bekanntschaft mit dem Konstrukteur des Schiffes und sie sammelten Erfahrungen mit Amerikanern. In New York stiegen sie in einem Hotel auf der Fifth Avenue ab, in dem später auch Prof. Aronnax residieren sollte. Sie machten auch noch einen Abstecher nach Kanada. Verne bediente in seinen späteren Romanen gern das Klischee des wagemutigen aber kulturlosen US-Amerikaners. Verne besaß ein eigenes Boot, die Saint-Michel. Mit seinem ersten Schiff unternahm er ausgedehnte Reisen entlang der Küste. Mit zunehmender Verbesserung seines Einkommens wurden diese Boote bzw. Schiffe zunehmend größer. Die Saint-Michel III, das dritte und letzte seiner Schiffe, war eine zweimastige Dampfyacht von 31 m Länge, mit 10 Mann Besatzung für ihn selbst, bis zu vier Gäste und einen Diener. Mit dieser Dampfyacht unternahm er lange Reisen im Mittelmeer, zu den Britischen Inseln und in der Nordsee. Dabei reiste er gern gemeinsam mit seinem Bruder Paul. Auch bei den technischen Details für die Schiffe in seinen Romanen lässt sich Verne von den Weltausstellungen inspirieren: Für die technische Ausstattung der Dampffregatte Abraham Lincoln in „20.000 Meilen unter den Meeren“ gibt er die Weltausstellung als Quelle sogar direkt an: „Kommandant Farragut hatte sein Schiff mit raffiniertem Fanggerät für die Jagd auf das Monstrum ausgestattet. [….]. Auf der Back war eine moderne Kanone aufgestellt, ein Hinterlader mit äußerst dickem Geschützrohr und sehr kleinem Kaliber, der erst kurz zuvor auf der Weltausstellung präsentiert worden war“. Es folgen beeindruckende technische Details zur Waffe.

2.3 Die Menschen und das Meer In Europa wurde das Meer lange Zeit mit Skepsis betrachtet. Es war der Ort des Düsteren und Unheimlichen. “Die Fluten waren das verdammte Reich der Finsternis, in dem sich Monster von abenteuerlicher Gestalt gegenseitig das Leben zur Hölle machten.” (BRUNNER, 2003). Viele Menschen, die sich auf das Meer wagten, kamen durch das Meer um. Auch das Wohnen am Meer war noch nicht populär, zu groß war die Angst vor Überschwemmungen und Stürmen, auch die Feuchtigkeit und der Wind machten den Menschen noch sehr zu schaffen. Außerdem galt in dieser Zeit Wasser als ungesund: man badete nicht in Süßwasser und schwamm schon gar nicht in Salzwasser, die meisten Menschen konnten gar nicht schwimmen. Im 18. Jahrhundert bildete sich allmählich eine Lust am Meer heraus (BRUNNER, 2003), im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts. entdeckten die Naturforscher das Meer für sich.

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Zunächst erforschte man das Wasser an sich, die Physik und Chemie des Meerwassers, Wellenbildung, Salzgehalt und Strömungen. Ab 1830 begannen Biologen, von Booten aus Meerestiere zu erforschen und begannen mit dem Fang wirbelloser Geschöpfe wie Quallen, Seeanemonen, Schwämmen, Würmern und Krebsen. Deren Körperbau hatte noch im 18. Jahrhundert Rätsel aufgegeben, mittlerweile waren viele dieser Tiere systematisch erfasst worden und es ging an die Erforschung der Entstehung und Verwandtschaftsverhältnisse. Im 19. Jahrhundert kamen nach und nach Aquarien in Gebrauch, so dass Meeresorganismen eine große Bekanntheit bekamen. Da man das Meer jetzt ins Wohnzimmer stellen konnte, wurden viele Menschen mit den seltsamen Tieren und Pflanzen vertrauter. Seit der Weltausstellung 1867 war die Unterwasserwelt regelrecht in Mode gekommen. Auch totes Meeresgetier wurde leidenschaftlich gesammelt: Waren die seltsamen Wesen vorher nur in den Wunderkammern sehr wohlhabender Bürger oder Fürsten zu entdecken (viele unserer Naturkundemuseen sind aus solchen Sammlungen hervorgegangen), legten nun auch viele Privatpersonen kleinere naturkundliche Sammlungen an. Manchmal aus wissenschaftlichem Interesse, manchmal aus eher ästhetischen und modischen Beweggründen. Vor allem Muscheln und Schnecken waren sehr begehrt: ihre Schalen sind gut aufzubewahren, sie sind extrem ästhetisch und auch exotische Muscheln und Schnecken sind aufgrund ihrer Kleinheit und Stabilität aus entfernten Gegenden gut heranzutransportieren. Das Meer war salonfähig geworden! Eine immer breitere Schicht der Bevölkerung beschäftigte sich mit diesem Thema in Büchern, Zeitschriften, Reisen und Freizeitvergnügen wie Aquaristik. Die Anziehungskraft des Meeres ist bis heute ungebrochen: Das Meer wird von uns zur Entspannung genutzt, gilt als dekorativ, es wird intensiv erforscht und Aquarien sind zu allen Zeiten Publikumsmagneten geblieben. In den 1860-er Jahren erschienen Bücher, die die Meeresforschung dem breiten Publikum vorstellen: 1865: Fredols prächtig illustriertes Standardwerk “Le Monde de la Mer” 1861: Jules Michelets “Das Meer” („Das Meer“) 1866: Victor Hugo: „Les Travailleurs du Mer“ (“Die Arbeiter des Meeres”) 1868 veröffentlichte Hetzel zwei Sachbücher über das Meer, in denen z. B. die Entwicklung von U-Booten, Taucherglocken und –anzügen dargestellt wurde: “Le Fond de la Mer” und “Le Monde sous-marin”. Michelets „La Mer“ ist ein besonders umfassendes Werk, das sich sowohl mit der Natur- als auch Kulturgeschichte des Meeres und der Interaktion zwischen Menschen und dem Meer beschäftigt. Seine damaligen Beobachtungen und die Konsequenzen, die er fordert, erscheinen aus heutiger Sicht aktuell, scharfsichtig und prägnant. Michelet sah um 1860 das Handeln der westlichen Industrienationen sehr kritisch und verurteilte die Ausbeutung und Plünderung der Meere durch die Industrialisierung der Fischerei, etwa durch den Einsatz von effektiven Schleppnetzen zum Fischfang oder der Harpunenkanone zum Walfang, scharf. Er sagte bereits 1861 den raschen Niedergang der Kabeljau- und Walbestände voraus!

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Neben der Ausbeutung der Fisch- und Walbestände prangerte er auch das Verhalten der „zivilisierten“ Menschen gegenüber den „edlen Wilden“ an. Anstatt den „Eingeborenen auf Augenhöhe zu begegnen und sich mit ihnen im positiven Sinn auseinanderzusetzen, treibe die Zivilisation sie durch Gewalt, Ausbeutung, Krankheiten und Ausrottung in den Abgrund. Michelet beklagte den Verlust des Wissens der Naturvölker und ihres harmonischen Koexistenz mit der Natur. Er verlangte gesetzliche Regelungen zur Regulierung der Ausbeutung mariner Ressourcen wie Walen und Fischen und rief die führenden Nationen, Frankreich, England und die USA, dazu auf, als Vordenker und Vorbilder tätig zu werden. Auf eine solche gesetzliche Regelung mussten die Meere noch sehr lange warten. Und de facto ist der Schutz der marinen Ressourcen bis heute nicht befriedigend gelöst, so dass wir zurzeit dem Niedergang vieler Fischbestände zusehen, ohne wirklich etwas ändern zu wollen. Ein Schutz und ein sinnvolles Management der Fischbestände haben bis heute nur in Einzelfällen und im kleinen Maße stattgefunden.

2.4 Wie war der damalige Stand der Meeresforschung? Die folgende Auflistung gibt eine Übersicht zur Entwicklung der Meeresforschung und zu ihrem Stand um 1860: 1768-1776: James Cook unternimmt mit der "Endeavour" die erste moderne Expedition der wissenschaftlichen Ozeanerforschung. In mehreren Reisen besegelt er das Weltmeer und ist der Erste, der den antarktischen Wendekreis überquert. Er misst Ozeantemperaturen, Winde, Strömungen, Meerestiefen, kartographiert die pazifischen Inseln und dokumentiert die Korallenriffe. 1769: Benjamin Franklin nutzt Temperaturmessungen und Beobachtung der Wasserfarbe, um den Golfstrom aufzuspüren und liefert eine erste Karte für Nautiker. 1818: Sir John Ross entwickelt einen "Tiefsee-Greifer", um Schlammablagerungen an die Meeresoberfläche zu holen. In diesen Bodenproben kommen Würmer und ein Medusenhaupt zutage und bestätigen das Vorhandensein von Leben am Meeresboden. 1841: Der Engländer Edward Forbes führt den Gebrauch des Boden-Greifers in die Wissenschaft ein und wird zum Vater der Meeresbiologie, indem er die Meere in verschiedene Zonen unterteilt.1843 behauptet er, dass die Zahl der Arten mit der Tiefe abnimmt und unterhalb 600 Metern eine leblose - azoische - Wüste sei. 1855: Der Amerikaner Matthew Maury veröffentlicht das erste Lehrbuch und den Klassiker zur Ozeanographie („The physical Geography of the Sea“). Später veröffentlicht er das erste Tiefendiagramm vom Atlantischen Ozean. 1859: Charles Darwin veröffentlicht sein epochales Werk "Die Entstehung der Arten". Darin erläutert er, dass Spezies über lange Zeiträume unverändert bleiben könnten, wenn sie in einer stabilen Umwelt lebten. Die Tiefsee gilt vielen als ein solcher beständiger Ort. Angestoßen von diesen Ideen, setzt eine intensive Suche nach lebenden Fossilien im Meer ein. 1861: Jules Michelet veröffentlicht „La Mer“, eine unfassende Natur- und Kulturgeschichte des Meeres.

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1864: Der Norweger Svend Foyn lässt seine Erfindung, die Harpunenkanone, patentieren und die moderne Walfangindustrie beginnt. Der Zusammenbruch der Walbestände ist bereits zu diesem Zeitpunkt absehbar, er wird z. B. von Michelet in „La mer“ (1861) vorausgesagt. 1866: Der deutsche Biologe Ernst Haeckel teilt die Meereslebewesen nach ihrem Lebensraum in zwei Gruppen: das Nekton (die Organismen des offenen Ozeans) und das Benthos (die Organismen auf dem Meeresboden). Der deutsche Physiologe Viktor Hensen führt später ein dritte Gruppe ein: das Plankton, die nicht frei schwimmenden sondern schwebenden Organismen. 1870: In seinem Abenteuerroman "20 000 Meilen unter dem Meer" lässt Jules Verne das Tauchboot "Nautilus" bis auf den Ozeangrund in rund 16 Kilometer Tiefe vorstoßen - und beflügelt damit die Phantasie der Menschen bis heute wie kaum ein anderer. Seine technischen Visionen erweisen sich als erstaunlich zutreffend. Mit seinen biologischen Fiktionen liegt der Autor allerdings daneben: Ganz im Sinne der Theorie von einer azoischen Zone findet die "Nautilus"- Besatzung unterhalb einer bestimmten Grenze kein Leben mehr. 1872: Anton Dohrn gründet die erste meeresbiologische Station in Neapel und treibt andere Nationen an, ebenfalls ozeanographische Institute zu gründen (Biologische Anstalt Helgoland,…). 1872-1876: Mit der britischen Expedition der "Challenger" beginnt das Zeitalter der modernen Ozeanographie. Die Expedition unter Leitung von Sir Charles Wyville Thomson besegelt 69 000 Meilen der Weltmeere (außer der Arktis) und nimmt Hunderte Tiefenmessungen, Bodenproben, Meereswasseranalysen und Strömungsmessungen vor. Die Forscher entdecken unterseeische Gebirgsketten und 4717 bislang unbekannte Arten aus Tiefen bis zu 5,5 Kilometer, darunter Seelilien, Riesenwürmer und Radiolarien. Der Expeditionsleiter Wyville Thomson resümiert: "Die Verteilung der Lebensformen hat kein Tiefenlimit". (http://www.deepwave.org/html/ozean/index_ozean_zeit.html) Im Folgenden sollen einige besonders wichtige Wissenschaftler, die die Meeresforschung maßgeblich geprägt und vorangetrieben haben und auf die Jules Verne sich in „20.000 Meilen unter den Meeren“ bezieht, etwas näher vorgestellt werden: Prof. Henri Milne Edwards (1800–1885): Französischer Naturforscher, Schüler des berühmten Baron de Cuvier. Milne-Edwards wurde 1843 zum Professor an der Sorbonne, 1841 zum Professor am Museum für Naturkunde in Paris und 1864 zu dessen Direktor ernannt. Er schrieb bedeutende Arbeiten über Crustaceen (Krebse), Mollusken (Weichtiere), Korallen und veröffentlichte zahlreiche weitere Bücher und Schriften u. a. zur vergleichenden Anatomie. Bereits 1829 präsentierte er eine umfangreiche Arbeit über Crustaceen und kam dadurch früh zu wissenschaftlichem Ruhm. Er war ganz sicher einer der herausragenden französischen Naturwissenschaftler seiner Zeit und hatte einen Schwerpunkt in der Meeresforschung. Der französische Prof. M. Milne-Edwards, wurde von Verne hoch verehrt. Zweifellos ist er eine der Inspirationsquellen für die Figur des Prof. Aronnax gewesen.

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Zitat: „mein berühmter Lehrer, M. Milne-Edwards“ sagt Prof. Aronnax bei der Erklärung der Systematik einiger Meerestiere (S. 214). Charles Darwin 1809 -1882 Darwin, der berühmte britische Biologe, Geologe und Paläontologe, nahm von 1831 bis 1836 als Wissenschaftler an der Britischen Forschungs- Expedition mit der H.M.S. Beagle teil. Während dieser Reise erforschte er unzählige Phänomene, die seine gesamte spätere Arbeit prägen sollten. 1839 veröffentlichte er seine Reisenotizen unter dem Titel „Journal of Researches into the Natural History and Geology of the Countries Visited During the Voyage of H.M.S. Beagle." und in den folgenden Jahrzehnten folgten viele weitere Arbeiten. 1851 und 1854 publizierte er zwei Monographien über Seepocken (Cirripedia) und ihren ungewöhnlichen Lebensablauf. Darwin hatte herausgefunden, dass Seepocken Krebse sind, weil er in seinen Planktonproben ihre Larven fand. 1859 trat Darwin mit seinem Werk “The origin of species” eine regelrechte Lawine in der Biologie los, vor allem in der Evolutionsforschung. Durch Darwins Theorie konnten bereits vorliegende empirische Befunde in einen neuen komplexen Zusammenhang gestellt werden. Die biologische Forschung erlebte einen geradezu revolutionären Aufschwung. Auch die vergleichende Embryologie wurde durch Darwins Theorie grundlegend beeinflusst. In der vergleichenden Embryologie wurden durch Untersuchungen der Keimblätter von Embryonen die Verwandtschaftsbeziehungen zwischen Wirbeltieren und Wirbellosen analysiert. Dabei waren vor allem solche Tiere von Interesse, deren Embryonalentwicklung grundlegend anders verläuft als die der Wirbeltiere: Schwämme (Porifera), Nesseltiere (Cnidaria), Ringelwürmer (Annelida) und Gliederfüßler (Arthropoda). Unter diesen Tieren nehmen die Meerestiere einen großen Anteil an. Durch diese Arbeiten wurden die Stellung der Menschen im Gefüge der Natur und das Verhältnis der Biologie und der Kirche neu diskutiert. Ernst Haeckel (1834-1919) Haeckel war Arzt, der dann auf die Zoologie umschwenkte und Professor für vergleichende Anatomie wurde. Haeckel beschäftigte sich u. a. mit Philosophie, Psychologie, Rassenhygiene und Politik und machte Darwins Arbeiten in Deutschland bekannt. An dieser Stelle sollen seine meeresbiologischen Verdienste hervorgehoben werden: Haeckel sah die Biologie in vielem mit der Kunst verwandt. Seine künstlerische Begabung wurde durch Symmetrien in der Natur stark angesprochen, unter anderem an Einzellern wie Radiolarien. Besondere Berühmtheit erlangten seine Abbildungen von planktischen Organismen und Quallen, die die biologische Welt in eindrucksvoller Schönheit darstellten, z. B. in seiner Arbeit über die Radiolarien von 1862. Besonders populär sind bis heute seine "Kunstformen der Natur", die er 1899-1904 in mehreren Heften veröffentlichte. Seine Darstellungen beeinflussten die Kunst des beginnenden 20. Jahrhunderts. Haeckel arbeitete in Jena und begründete dort das Phyletische Museum. Auch Haeckels Wohnhaus , die Villa Medusa, das heutige Ernst Haeckel-Museum und das von ihm gestiftete Phyletische Museum, führten Kunst und Wissenschaft zusammen, in dem z. B. Ornamente der Fassade und Innenausstattung Ornamente aus Medusen zitieren. Haeckel war unglaublich arbeitsam: er beschrieb allein von der britischen HMS Challenger-Expedition über 3500 neue Radiolarien-Arten. Haeckels Challenger-Report umfasst drei Bände mit 2750 Druckseiten und 140 detailliert gestochenen Tafeln dieser fragilen Organismen.

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Anton Dohrn 1840 -1909 Der deutsche Wissenschaftler Anton Dohrn beschäftigte sich zunächst ebenfalls mit Entwicklungsbiologie, er forschte an Krebsen. 1869 schrieb er an Darwin über die Schwierigkeiten seiner Forschung und seine Idee, eine Forschungsstation mit Aquarium an den europäischen Küsten aufzubauen. Anton Dohrn gründete, mit Darwins Unterstützung, 1872 in Neapel eine der ersten zoologischen Stationen der Welt. Am Mittelmeer folgten vergleichbare Stationen in Triest (1875) und das Laboratoire Arago in Banyuls-sur-mer (1881). In der Ostsee folgte die schwedische Station Kristineberg (1877). 1889 wurde von dem Kieler Wissenschaftler Viktor Hensen der Begriff “Plankton” geprägt (WERNER 1993). Auf der deutschen Nordseeinsel Helgoland wurde bereits seit längerem Meeresforschung betrieben: Der berühmte Biologie Ehrenberg fand 1835 heraus, was das Meeresleuchten verursachte. Hier wurden 1845 Untersuchungen über die Larvalanatomie von Seesternen und Seeigeln durchgeführt, 1846 wurde intensiv an Coelenteraten gearbeitet, das Lanzettfischchen Branchiostoma lanceoloata entdeckt, über Würmer, Seescheiden, Polypen und vieles anderes Meeresgetier geforscht. 1865 untersuchte Haeckel auf Helgoland seine Medusen, gemeinsam mit Anton Dohrn. 1876 wurde erstmals nachdrücklich die Idee einer Biologischen Forschungsstation auf Helgoland verfolgt, 1890 wurde eine Kommission zur Stationsgründung einberufen und 1892 wurde das erste Stationsgebäude erworben: Damit begann die lange und erfolgreiche Geschichte der Königlichen Biologischen Anstalt Helgoland, später nur noch Biologische Anstalt Helgoland (WERNER, 1993). 3 Außergewöhnliche Reisen

3.1 Das Konzept für die „Außergewöhnlichen Reisen“ Pierre-Jules Hetzel war eine der großen Verlegerpersönlichkeiten im Frankreich des 19. Jahrhunderts und eine starke Persönlichkeit. Durch die politischen Unruhen in Frankreich verlor er alles und flüchtete nach England. 1859 durfte er nach Frankreich zurückkehren und musste im Verlagsgeschäft ganz neu anfangen. Dazu suchte er zunächst neue, noch nicht bekannte Autoren. Hetzel hatte stets die Absatzfähigkeit seiner Bücher im Hinterkopf und mischte sich in die Schreibarbeit seiner Autoren nachdrücklich ein: Sie mussten politisch korrekt sein und die Romane durften nicht negativ ausgehen. Hetzel nahm Verne unter Kontrakt. Die Zusammenarbeit entwickelte sich gut. Ab 16. Juli 1866 brachten die beiden gemeinsam die Reihe „Außergewöhnliche Reisen“ auf den Markt. Alle Romane erschienen in einem prächtigen rot-goldenen Einband. 1872 wurde die Reihe von der Académie francaise ausgezeichnet. Diese Bücher wurden dann die beliebtesten Preise bei den schulischen Auszeichnungen der besten Schüler vor den Ferien. Insgesamt erschienen mehr als 60 Titel. Hetzel mischte sich natürlich auch in Vernes Werke ein: die endgültigen Romane sind das Produkt der Zusammenarbeit dieser beiden ideologisch und charakterlich sehr unterschiedlichen Männer. Das Erfolgsrezept der „Außergewöhnlichen Reisen“: 1. einsträngige Handlung (wenig oder keine Rückblenden und Parallelführungen) 2. unpersönlicher Erzähler, der die Handlung manchmal ironisch kommentiert 3. auf das Notwendige reduzierte Hauptpersonen (keine psychologisch glaubwürdigen

Charaktere, sondern „Rollen“)

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4. geschickte Spannungdramaturgie, die in einem unvorhersehbaren oder durch Katastrophen ins Grandiose gesteigerten Schlusseffekt gipfelt

5. Natursymbolik: Stürme, Vulkanausbrüche, Tierinvasionen,… die den Vormachtsanspruch der Menschen gegenüber der Natur einschränken

6. Leichtigkeit im Umgang mit wissenschaftlichen Fakten (DEHS, 2005).

3.2 Vernes Konstruktion der “Außergewöhnlichen Reis en” Die Eckpunkte der Romankonstruktion sind - Raum/Zeit, - Wissenschaft/Technik und - Einbildung/Vorstellung. Weitere tragende Elemente sind - Reisen/Entdeckungsreisen, - Humor/Spott, - Antizipation/Extrapolation. Antizipation: gedankliche Vorwegnahme eines Geschehens Extrapolation: Schließen, hypothetisches Übertragen von Aussagen aus einem Bereich in einen anderen (www.a525g.com/.../ jules-verne.htm). Vernes Spezialität war es, Wissenschaft, Technik und Vorstellungskraft geschickt miteinander zu vermischen. In “20.000 Meilen unter dem Meer” funktioniert die “Nautilus” auf der Basis elektrischer Energie. Die elektrische Energie ist für Verne die Triebfeder der Welt. Der Maschinenraum, die Energieerzeugung für Licht und Antrieb und elektrische Apparate sind detailliert beschrieben und wirken dadurch absolut authentisch. Mit der Reihe „Außergewöhnliche Reisen“ wurde Verne der erfolgreiche Begründer des wissenschaftlichen Romans (DEHS, 2005)

3.3 Illustrationen: Die Reihe “Voyages Extraordinaires” war sehr aufwendig illustriert. Diese Illustrationen unterstrichen die Dramatik und Spannung der Geschichten auf eindrucksvolle Weise. Dupuy, Lionel: Version originale : http://perso.wanadoo.fr/jules-verne/CIEH.htm (2003-10-14). An den einzelnen Romanen waren verschiedene Zeichner beteiligt. Sie schufen insgesamt mehr als viertausend Illustrationen, ca. 60 pro Roman (EVANS, 1998). Die Visualisierung der Fakten durch die aufwendigen Illustrationen unterstützte die didaktische Arbeit perfekt. Verne, Hetzel und die Illustratoren standen in ständiger Korrespondenz, die Illustrationen orientierten sich eng an den Texten. Diese Holzschnitte, Bilder und Karten (http://jv.gilead.org.il/evans/illustr/) prägen die Stimmung und zeitliche Einordnung dieser abenteuerlichen Reisenberichte bis heute. Sie erwecken das Gefühl von Vernes sozio-historischem Milieu und unterstrichen das Exotische und Futuristische (EVANS, 1998). Die Holzschnitte sind so untrennbar mit Vernes Romanen verbunden, dass sie auch in heute erscheinenden Auflagen i. d. R. wiederverwendet werden. Die Illustrationen transportierten und transportieren perfekt den verbalen Inhalt der Romane. Man darf nie vergessen, dass es zur Zeit ihrer Entstehung noch kein Fernsehen gab und solche Unterwasserszenarien nicht einfach für jeden Menschen abrufbar waren. Es gab zwar wissenschaftliche Zeichnungen einzelner Organismen,

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aber erst durch Illustrationen wie in Vernes Romanen wurden die einzelnen Informationen zu Gesamtbildern montiert. Die Illustrationen wirken immer plakativ, oft dramatisch, manchmal theatralisch. Sie sind den aufregenden Abenteuern der Romanhelden absolut angemessen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass die Bilder sehr realistisch aussehen und somit die Glaubwürdigkeit der Texte unterstreichen. Sie erwecken den Anschein einer Dokumentation. Es gibt vier verschiedene Themenkomplexe von Bildern: 1. Die Vorstellung der Protagonisten in Portraits 2. Orte, die die Protagonisten besuchen, in manchmal exotischen und fremdartigen

Panoramabildern 3. Dokumentationen: wie auf Lehrtafeln arrangierte Lebewesen, technische Details der

Nautilus,… Diese Abbildungen hatten vor allem didaktischen Wert. 4. Momentaufnahmen besonders wichtiger oder spannender Ereignisse in der

Geschichte zur Spannungssteigerung. Nach heutigem Maßstab sind das Action-Szenen.

Die Illustratoren waren allerdings weit weniger korrekt bei der Wiedergabe wissenschaftlicher Fakten als Verne selbst. Die Bilder enthalten zahlreiche Fehler bei der lebendigen Wiedergabe einiger Tiere, etwa Vögel, die akut absturzgefährdet aussehen. Die Haie sind mit Flossen mit Flossenstrahlen dargestellt, wie es sie bei Knorpelfischen absolut nicht gibt. Dazu werden mitunter andere Tiere als die im Text genannten abgebildet: Der berühmte Kampf mit dem Riesenkraken. Ein Riesenkrake ist ein Tier mit acht Armen, es wird von Verne korrekt beschrieben. Der Illustrator Neuville bildet zehn Tentakel ab und befördert den Kraken damit zum Kalmar. Die wichtigsten Illustratoren waren Roux und Neuville. Alle Illustratoren der “Voyages Extraordinaires” schufen hervorragende Arbeiten, waren aber (leider) keine wissenschaftlichen Illustratoren (http://jv.gilead.org.il/evans/illustr/, http://jv.gilead.org.il/evans/illustr/). 4 Jules Verne und sein Werk „20.000 Meilen unter de n Meeren“ „20.000 Meilen unter dem Meer“ ist einer von Vernes bekanntesten und meistgelesenen Roman, das Buch wurde erstmals 1869 in Frankreich veröffentlicht. Dieser Roman erzählt aus der Ich-Perspektive des Prof. Aronnax eine submarine Reise zwischen wissenschaftlichen und technischen Fakten, mysteriösen Charakteren und spannenden Vorgängen sowie phantastischen Elementen. Ist „20.000 Meilen unter dem Meer“ nur ein Abenteuerroman für Jugendliche? Nein!!!!!! Er ist vielmehr eine Bestandsaufnahme der Wechselwirkungen zwischen - dem damaligen Stand der Wissenschaft und Technik - Vernes privaten Interessen Dieser Roman ist ein Bekenntnis zur Meeresforschung!

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4.1 Kurzfassung: Im Nordatlantik, zwischen den Vereinigten Staaten und Mitteleuropa, ereignen sich mehrere Schiffsunfälle. Man nimmt an, dass dort ein gigantisches Seeungeheuer sein Unwesen treibt. Der französische Meereskunde-Professor Aronnax und sein Diener Conseil sowie der kanadische Harpunier Ned Land sollen von Bord der Dampffregatte Abraham Lincoln aus die Ursache für die seltsamen Begegnungen untersuchen. Sie finden das Ungeheuer, bei der Verfolgungsjagd fallen Prof. Aronnax, Conseil und Land über Bord. Sie entdecken, dass das vermeintliche Ungeheuer ein Unterseeboot, die Nautilus, ist, das von dem geheimnisvollen Kapitän Nemo kommandiert wird. Auf der Nautilus erleben sie zahlreiche Abenteuer. Ihre phantastische Reiseroute beginnt im Japanischen Meer, führt sie durch den Pazifik, den Indik, das Rote Meer, durch einen submarinen Kanal ins Mittelmeer, in den Atlantik, zum Südpol, die amerikanische Küste entlang nach Norden, quer über den Atlantik nach Osten und endet schließlich vor den Lofoten. „20.000 Meilen unter dem Meer” ist zweifellos ein spannender Abenteuerroman, darüber hinaus handelt es sich um eine leicht lesbare Version eines umfassenden meereskundlichen Lehrbuchs. Verne hat in diesem Roman alle Kapitel der damals bekannten Meeresforschung angerissen, darunter zahlreiche damals brandaktuelle Expeditionsberichte. Die Nautilus reist durch die Weltmeere. Der Leser erfährt auf dieser Reise viele Fakten über das jeweilige Seegebiet und seine Lebewelt. Die Kapitel beschäftigen sich dabei schwerpunktmäßig mit taxonomischen, ozeanographischen oder auch technischen Inhalten. Dadurch wirkt der Roman streckenweise fast wie ein Lehrbuch, in dem die einzelnen Meeresabschnitte und ihre Eigenschaften und Bewohner vorgestellt werden.

4.2 Die Hauptpersonen Es gibt vier Hauptpersonen und wenige Nebenpersonen. Die Nebenpersonen treten sehr zurückhaltend auf, über sie erfährt der Leser nur kleine Bruchstücke, die für die Geschichte in irgendeiner Weise nützlich sind. Für einen so langen Roman sind vier Hauptpersonen wenig. Diese Hauptpersonen werden als Charaktere und Gestalten nicht sehr weit ausgeführt. Sie sind für Verne nur die Überträger seiner Botschaft. Jede der Hauptpersonen hat eine eigene semiotische und didaktische Funktion in der Erzählung (EVANS, 1998). Ihre Charaktere wirken dadurch schematisch. 4.2.1 Wer ist Kapitän Nemo? Ein geheimnisvoller und sehr gebildeter Mensch. Nemo verfügt über eine große Naturkunde-Bibliothek (S. 120). Sein Salon zeigt sorgfältig sortierte Exponate in Vitrinen wie ein Naturkundemuseum und sogar eine Orgel. Er ist ein Forscher, der seine wissenschaftlichen Beobachtungen niederschreibt und Aronnax seine schriftliche Zusammenfassung seiner Meeres-Studien zeigt. Das Forschen ist für ihn “eine Hilfe, eine Ablenkung, eine Schulung“ über dem er alles andere vergisst.” (S. 588). Nemo sieht sich selbst u. a. als Entdecker und Forscher. Er vergleicht sich mit “Dumont d `Urville, dem französischen Pendant zu Captain Cook. O-Ton Nemo zu Aronnax: ”Was Ihr d`Urville auf dem Meer vollbracht hat habe ich unter dem Meervollbracht, nur müheloser und umfassender als er. Die Astrolabe und Zélée konnten nicht leisten, was

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meine Nautilus schafft. Hier habe ich ein richtiges Arbeitszimmer und kann mich inmitten der Fluten heimisch fühlen.” (S. 269). Das Meer ist auch ein Symbol für Freiheit: “Das Meer gehört nicht den Tyrannen”, sagt Nemo (S. 116). So jemand könnte nicht in der Straße nebenan wohnen, ein solcher Sonderling muss auf See, fern anderer Menschen leben. Kapitän Nemo steht in einer Reihe mit literarischen Figuren wie Kapitän Wolf Larsen in Jack Londons “Seewolf” und Kapitän Ahab in Melvilles „Moby Dick“, der den weißen Wal und damit sein Schicksal sucht. Es ist kein Zufall, dass derartig extreme Charaktere, hoch gebildet, freiheitsliebend und exzentrisch, immer wieder im Zusammenhang mit dem Meer beschrieben werden. Ein Kapitän ist der absolute Herrscher in seiner kleinen Welt. Er ist niemandem Rechenschaft schuldig. 4.2.2 Prof. Aronnax, Conseil und Ned Land Prof. Pierre Aronnax ist stellvertretender Professor am Pariser Museum für Naturkunde. Er ist u. a. Experte für Meereskunde und Autor des Buches “Die Geheimnisse der Meerestiefe”. “Seit dieser Veröffentlichung, die vor allem in der Fachwelt viel Anerkennung fand, galt ich als Spezialist auf diesem noch ziemlich unerforschten Gebiet der Naturkunde” (S. 22). Aus diesem Grund wird er zur Identifikation eines mutmaßlichen Meeresungeheuers hinzugezogen (S. 25), das für verschiedene Schiffsunfälle verantwortlich gemacht wird. Als sich die Schiffsunfälle ereignen, ist Aronnax gerade in den Vereinigten Staaten: „[Ich] kehrte von einer sechsmonatigen Forschungsreise durch das raue Nebraska zurück. Ich […] hatte im Auftrag der französischen Regierung an der Expedition teilgenommen. Ende März traf ich mit wertvollen Fundstücken in New York ein. […] Bis dahin wollte ich die Zeit nutzen, um meine mineralogischen, botanischen und zoologischen Schätze zu ordnen […].” Aronnax forschte in einer Zeit, in der Naturwissenschaft noch universell betrieben wurde. Heute haben sich die Naturwissenschaften detailliert aufgesplittet, kein heutiger Wissenschaftler beherrscht Botanik, Zoologie, Mineralogie und Meereskunde gleichzeitig. Durch diese Textpassage wird Aronnax außerdem nicht nur als Gelehrter eingeführt, sondern auch als abenteuerlustiger Feldforscher. Prof. Aronnax fühlt sich auf der Nautilus zunehmend wohl und könnte sich ein Leben auf Forschungsreisen gut vorstellen. Er hat alles, was er zum Leben braucht, u. a. eine umfangreiche Bibliothek, die alle der damaligen Zeit für Naturwissenschaftler wichtigen Standardwerke beinhaltet. An verschiedenen Textpassagen wird deutlich, dass Verne sich mit Prof. Aronnax identifiziert. Conseil: Taxonomiebegeistert und ein wandelndes Lexikon, das beständig Ergänzungen zu Prof. Aronnax Ausführungen macht. Durch Conseil werden Prof. Aronnax wissenschaftliche Ausführungen nicht zu Monologen, sondern zu Dialogen und Disputen. Conseil ist geduldig und immer für seinen Herrn da. Eine solche Dienerfigur, die einem gelehrten Herrn das Gepäck hinterher schleppt und für sein körperliches Wohl sorgt, kommt in mehreren von Vernes Romanen vor.

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Weiterhin „spielt“ der Diener in manchen Szenen die Rolle des „Hanswurst“ und bringt dadurch humorvolle Einlagen in den Roman. Ned Land , der „König der Harpuniere“ Ein kanadischer Harpunier, gewandt, tollkühn und listig zugleich, und ein Vertreter seines gefährlichen Berufes, „wie es ihn nur einmal gab. Er ist eher ein Mann der Tat als des Wortes. “ […] etwa vierzig Jahre alt, von hohem Wuchs – etwa einen Meter achtzig groß – und von kräftiger Statur. Seine Persönlichkeit erregte stets Aufsehen, vor allem der starke Ausdruck seiner Augen, die ihm eine sonderbare Ausstrahlung verliehen.“ Aronnax und Land führen gleich zu Anfang ein kompetentes Streitgespräch über die Natur des Monsters (S. 43), sie sind gegensätzliche Charaktere. Der ruhige Aronnax, überlegend und vergeistigt, gegenüber dem aufbrausenden Land, der aufgrund seiner Erfahrung zu anderen Ergebnissen kommt. Land wird als Kanadier ausgegeben, hat aber die für Verne typische schematische Charakterisierung eines US-Amerikaners: ungeschliffene Manieren, draufgängerisch, nie verzagt, … Ned Land will nach drei Monaten Zwangsaufenthalt auf der “Nautilus” unbedingt an Land zurück, Prof. Aronnax hingegen absolut nicht. 5 Tauchboote und Technik in „20.000 Meilen unter de m Meer“

5.1 Die “Nautilus”, ein technisches Wunderwerk Die Nautilus ist sicherlich eines der berühmtesten Tauchboote weltweit, obwohl sie real nie existiert hat. Zahlreiche Marine-U-Boote und Forschungstauchboote sind nach ihr benannt worden. Namensgeber der Nautilus ist der Nautilus, ein altmodischer Vertreter der Kopffüßer mit einer charakteristischen spiraligen Außenschale. Als Erklärung für die Schiffsunfälle werden zu Beginn des Romans verschiedene Hypothesen aufgeführt (S. 20): 1. es handelt sich um ein Monster mit ungeheurer Kraft 2. es handelt sich um ein „unterseeisches Schiff“ Letztere Hypothese wurde ausgeschlossen, weil ein Privatmann dafür nicht in Frage kam und die Regierungen der großen Seemächte erklärten, dass sie über keine solche Waffe verfügten. Also blieb nur die Hypothese eines Meeresungeheuers übrig. Für dessen Erforschung dann Prof. Aronnax eingesetzt wurde. Bereits durch diese Einführung wird die technische Brillanz und Überlegenheit der Nautilus herausgearbeitet.

5.2 Historische Tauchboote Die Idee der Unterwasserfahrt war nicht ganz neu, es gab tatsächlich zu Vernes Zeiten die ersten Tauchboote. Bereits 1863 konstruierten S. Bourgois and C. Brun das Tauchboot Le Plongeur für die französische Marine. Es wurde um 1867 getestet, aber niemals eingesetzt.

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Julius Kröhl, ein in die USA emigrierter deutscher Ingenieur, baute 1864 das kleine gusseiserne U-Boot Explorer . Es hatte einen zigarrenförmigen Rumpf mit Ausstiegssystem. Bis zur Wiederentdeckung der Explorer waren Experten davon ausgegangen, dass erst die U-Boote des 20. Jahrhunderts ein solches System besessen hätten. Kröhl hatte 1861 das zwölf Meter lange U-Boot der Marine der Union für den Einsatz im Sezessionskrieg angeboten. Doch das Militär der Union hatte kein Interesse an der gewagten Erfindung. Kröhl wollte seine Konstruktion dennoch umsetzen und fand in der Pacific Pearl Company einen zahlungskräftigen Partner. Die Ausstiegsschleuse machte das kleine Boot Explorer zum idealen Werkzeug für Perlentauchmissionen an der Pazifikküste von Panama. Die Kammer konnte mit Druckluft gefüllt werden und erlaubte es so der Mannschaft, das getauchte Boot zu verlassen und am Meeresboden Perlen einzusammeln. Nach Angaben der Scientific Exploration Society wurde die Explorer Kröhl selbst zum Verhängnis. Nach einer Woche mit sehr vielen Tauchgängen in Tiefen von mehr als 30 Metern starb er zusammen mit seiner achtköpfigen Crew an einem mysteriösen „Fieber“. Vermutlich litt die Besatzung an der damals noch unbekannten Taucherkrankheit. 1869 wurde das Tauchboot schließlich vor der Küste Panamas liegen gelassen und dem Verfall preisgegeben - bis Bashford-Snell auf das Relikt stieß (http://de.wikipedia.org/wiki/Sub_Marine_Explorer). Es kommt heute regelmäßig vor der Küste Panamas ans Licht. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Verne von diesen frühen Prototypen von Tauchbooten gehört hat.

5.3 Vernes „Nautilus“ Die „Nautilus“ wird gleich zu Beginn des Romans als überlegen und furchteinflößend dargestellt. Das Tauchboot ist langgestreckt und wird durch eine Schraube am Heck angetrieben (Abb. S. 79). Der Rumpf ist mit Metall gepanzert (S. 76), ein Turm dient als Einstieg und Ausstieg. Der Steuermann steht in einem Glasgehäuse auf der Oberseite des Bootes (S. 169). Die inneren Abmessungen der Nautilus werden zumindest teilweise in metrischen Maßen angegeben: Prof. Aronnax errechnet nach der Besichtigung des vorderen Schiffsteils insgesamt 35 Meter (S. 134). Damit unterscheidet sich die Nautilus gewaltig von heutigen U- und Tauchbooten: Auf ihnen submarinen Schiffen herrscht stets qualvolle Enge. Auf der Nautilus hingegen gibt es Säle und menschenleere Gänge (Bauplan, S. 139). Es ist genügend Platz für einen herrlichen großen Salon mit Bibliothek und Orgel und ein geräumiges Badezimmer. Die technischen Daten der Nautilus (S. 168) werden mit einer Tauchtiefe von 50-60 m und einer Geschwindigkeit von 22 km angegeben. Normalerweise wird Schiffsgeschwindigkeit bis heute in kn (Knoten) angegeben. Das basiert auf einem englischen, nichtmetrischen Maß. Verne als französischer Patriot gibt eine metrische Einheit an. Weiterhin verfügt die Nautilus über ein kleines Beiboot, dessen Positionierung und Zugangsplattform detailliert beschrieben sind und das von Kapitän Nemo für Spazierfahrten und Erkundungen genutzt wird. Die Fernsteuerung des Bootes erfolgt per telegraphischer Anordnung: Die Nautilus und das Rettungsboot sind mit einem dünnen Telegraphendraht miteinander verbunden (S. 135/136).

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Das Tauchboot verfügt über ein beeindruckendes Sortiment von modern anmutenden Navigationsinstrumenten (S. 129): Barometer, Manometer und Thermometer.

5.4 Material und Technik Verschiedene Materialien und Techniken auf der Nautilus werden von Prof. Aronnax, Conseil und Ned Land ehrfürchtig bestaunt. Die Materialien und Techniken sind für uns heute selbstverständlich, vor 150 Jahren waren sie es allerdings absolut nicht. Glas Glas ist für uns heute eine Selbstverständlichkeit. Dieses Material ist seit 6000 Jahren bekannt und wurde bereits in der Antike vielfach verarbeitet, überwiegend zu Schmuck und schmückenden Behältnissen bzw. Gefäßen. Erst viel später wurde es zu industriellen Zwecken in herausragender Qualität hergestellt. Glas ist hitze- und druckbeständig, leicht zu reinigen, beliebig formbar, …. und durchsichtig! Ein ganz besonderer Werkstoff! Glas ist eine Voraussetzung für moderne Instrumente, z. B. zur Navigation. Seit dem 18. Jahrhundert wurden Navigationshilfen wie Teleskope, Binokel, Leuchttürme, Hafenlichter Schiffslaternen,… üblich. Dazu benötigt man Glas in guter Qualität für alle Instrumente, auf denen Skalen abzulesen sind, um die Skalen zu schützen. Außerdem ist Glas die Voraussetzung für elektrisches Licht! Kapitän Nemo streicht gegenüber Prof. Aronnax die hochwertige Glasqualität auf der Nautilus für das Panzerglas vor den Fenstern und Instrumentenabdeckungen heraus. Energieversorgung: Elektrizität: 1878 arbeitete Thomas Edison in seinem Labor bei New York an einem ehrgeizigen Projekt: Er will die Welt erleuchten und elektrisches Licht in alle Haushalte bringen. Es dauert aber noch einige Jahrzehnte, bis es dazu kam. Licht war bis dahin ein Luxusgut. Verne hatte elektrisches Licht auf einer Weltausstellung kennengelernt und fand darin die ideale Beleuchtung für sein geheimnisvolles Tauchboot. Stellvertretend für seine eigene Fasziniertheit lässt er Prof. Aronnax darüber staunen: Prof. Aronnax nimmt beim Betreten der Nautilus ein “grelles, schmerzendes Licht” wahr. “An seiner weißen Farbe und Intensität erkannte ich sofort seine elektrische Natur. “ Er sah „dass das Leuchten aus einer in die Decke eingelassenen Halbkugel aus Milchglas ausging“ (S. 82). Die Elektrizität wird auch zum Kochen und zur Trinkwassererzeugung eingesetzt (S. 136). Elektrizität wird auf der Nautilus auch als Waffe genutzt. Feindlich gesinnte Eingeborene werden am Eindringen ins Schiffsinnere gehindert, indem das Treppengeländer unter Strom gesetzt wird. Dies ist eine Abwehrwaffe, die nicht tötet. Ein weiteres Zeichen Kapitän Nemos moralischer Überlegenheit gegenüber anderen Menschen (S. 270). Prof. Aronnax ist von der Elektrizität und ihren vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten schwer beeindruckt: (S. 274). Die Energiegewinnung erfolgt aus „Seekohle“, die Kapitän Nemo im Innern eines erloschenen Vulkans abbaut (S. 445).

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Über eine exakte Beschreibung des Antriebs der “Nautilus” mogelt sich Verne hinweg. Tauchausrüstung: Die Vorstellung des Tauchens beschäftigt die Menschen schon seit Jahrhunderten. 332 n. Chr. beschreibt Aristoteles eine Taucherglocke, die Alexander der Große bei Tyrus benutzt haben soll. 1500 entwirft Leonardo da Vinci das erste bekannte SCUBA (Self-Contained Underwater Breathing Apparatus). In seinem Codex Atlanticus zeichnet er seine Idee eines geschlossenen Atmungsgeräts für den Einsatz unter Wasser. Dabei kombiniert er Luftversorgung und Auftriebskontrolle in einem einzigen System. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass er dieses Gerät jemals tatsächlich zu bauen versuchte. Vielmehr hat er sich später der Taucherglocke als Tauchgerät zugewandt (http://www.hawaiiscubadiving.com/home/history-of-scuba-diving-4500BC-1691.html). Verschiedene Druckluftapparate und Tauchanzüge wurden erfunden, 1843 eröffnete die Royal Navy die erste Tauchschule. Verne greift auf den von den beiden Franzosen Rouquayrol und Denayrouze entwickelten Rouquayrol-Denayrouze-Apparat zurück (S. 176: ff). 1865 ließen sich Benoit Rouquayrol and Auguste Denayrouse ein Atemgerät für den Einsatz unter Wasser patentieren. Der Apparat bestand aus einem horizontalen, stählernen Druckluft-Tank, der auf dem Rücken getragen wurde, von dort aus wurde der Taucher über ein Mundstück mit Luft versorgt. Der Taucher wurde dabei vorwiegend über einen Schlauch zur Oberfläche von dort aus mit Sauerstoff versorgt, in dem auf dem Rücken getragenen Druckluft-Kanister war nur eine Atemreserve für sehr kurze Zeiträume. De facto konnte sich der Taucher damit aber kurzfristig unabhängig bewegen. http://de.wikipedia.org/wiki/Rouquayrol-Denayrouze Das Gerät wurde vor allem zum Schwammtauchen und bei der französischen Marine eingesetzt und bis 1922 produziert. Die Nautilus verfügt über eine Tauchkammer mit Schleuse, um unter Wasser Taucher absetzen zu können (S. 183). Beleuchtung/Taucherlampe: Rühmkorffscher Apparat: Rühmkorff wurde „bekannt durch seinen Induktionsapparat, den er zuerst auf der Internationalen Industrie-Ausstellung von 1855 in Paris zeigte.“ Die Ruhmkorff-Spule (bei der Produktbezeichnung wurde aus „Rühmkorff“ „Ruhmkorff“), eine Induktionsspule, konnte Funken von bis zu 30 Zentimetern Länge produzieren. Sie wurde u. a. zur Erzeugung von Hochspannung in elektrischen Experimenten genutzt. In Anerkennung seiner Verdienste erhielt Rühmkorff 1864 von der französischen Regierung den Voltapreis in Höhe von 50.000 Franc. Die Erfolge Rühmkorffs und seine öffentlichkeitswirksamen Experimente machten ihn berühmt: Mitte des 19. Jahrhunderts war er, speziell in Frankreich „in aller Munde“. So war es nicht überraschend, dass Verne, der ständig nach technischen Anregungen suchte, bei seinen Recherchen darauf stieß. Die Beschreibungen der Funktionsprinzipien der Rühmkorffscher Entwicklungen initiierten bei Verne die Idee, ein Spektrum praktischer Anwendungsmöglichkeiten zu beschreiben (http://www.j-verne.de/verne_technik01_1.html). Der Unterwasserspaziergang mit SCUBA-Geräten und Taucherlampen ist in seiner opulenten, mitreißenden Schilderung sicherlich eines der Highlights des Romans „20.000 Meilen unter dem Meer“. Verne legt seine ganze Begeisterung und die Ergebnisse seiner umfangreichen Recherchen Prof. Aronnax in den Mund: Der

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Unterwasserspaziergang führt durch einen märchenhaften Tangwald. Prof. Aronnax beschreibt anschaulich die märchenhaften Farben und Lichtspiele im Wasser, die blauen Schattierungen und die Spiegeleffekte des durch die Wellen gebrochenen Wassers. Auch die Erschöpfung, die Taucher nach einem Tauchgang verspüren, war Verne bekannt: Obwohl das Wasser der schweren Tauchausrüstung das Gewicht nimmt haben die Taucher nach ihrer Exkursion ein “übermächtiges Verlangen nach Schlaf”(S. 192). Von dem extremen Durst und dem Bärenhunger nach einem Tauchgang wusste Verne allerdings noch nichts. 6 Schätze des Meeres Kapitän Nemo lebt autark und gewinnt Kleidung und Lebensmittel aus dem Meer. In manchen Fällen greift er auf Materialien, die seit der Antike bekannt sind, zurück. Mit den meisten seiner Ideen ist er aber seiner Zeit weit voraus. Jules Verne lässt die Unterwasserwelt als perfekte Parallelwelt zur Überwasserwelt entstehen. Kapitän Nemo und seiner Mannschaft mangelt es an nichts. Wasser: Die Trinkwassererzeugung erfolgt mit Hilfe der Elektrizität (S. 136). Ernährung: Kapitän Nemo bietet seinen Gästen eine exquisite Speisefolge aus dem Meer an. Diese Speisen sind nach heutigen Maßstäben einteilbar in die Kategorien: - essbar (in Europa oder in Asien) - essbar und theoretisch erlaubt, aber de facto unerreichbar - essbar und aus Gründen des Artenschutzes verboten, - nicht essbar Streifenbarbe (essbar, lecker) Filet der Seeschildkröte (essbar, aber heute verboten) Delphin-Leber-Ragout (essbar, aber heute verboten) Karretschildkrötensuppe (S. 167) (essbar, aber heute verboten) Walmilch-Creme (sicherlich lecker, aber fast unmöglich erreichbar) Walmilch: (S: 487) wird einem sterbenden Wal entnommen und zu Butter und Käse verarbeitet. Verne schreibt der Walmilch ähnliche Eigenschaften wie Kuhmilch zu. Tatsächlich kann Walmilch gar nicht mit Kuhmilch verglichen werden, denn sie ist viel fetter und fester, ihre Konsistenz ähnelt der von Hüttenkäse. Seewalzen (Seegurken) (getrocknete Seegurken werden heute in Asien verzehrt) Zoophyten (Nesseltiere): (nur in Asien gibt es getrocknete Quallen als menschliche Nahrung) Zucker aus Ledertang (eine solche Zuckergewinnung gibt es bis heute nicht) Anemonen-Konfitüre (leider nicht als menschliche Ernährung vorstellbar) (S. 155) Rhodomenia-Likör (nur eine Erfindung von Verne (S. 174)) Zigarren: Aus nikotinhaltigen Meeresalgen lässt Kapitän Nemo Zigarren herstellen (S. 155). Leider gibt keine Alge, die Nikotin enthält. Kleidung: “Stiefel aus Robbenfell”:

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Das hat Verne aufgeschnappt. Stiefel aus Robbenfell halten die Füße warm und sind wasserundurchlässig. Sie sind für Inuit elementar wichtig, etwa bei der Jagd. Leider ist die Handhabung etwas kompliziert: Robbenfellstiefel werden sehr schnell steif. Inuit-Stiefel werden von den Frauen regelmäßig gekaut, um weich zu bleiben. Eine andere Möglichkeit, sie geschmeidig zu halten, ist, sie nachts mit Wasser zu füllen. Dann sind sie natürlich am nächsten Tag feucht. Solche Stiefel hat man an Bord der Nautilus garantiert nicht getragen. Zumal sie auch empfindlich auf festen Boden reagieren, auf Beton z. B. scheuern sie schnell durch. Muschelseide: Die Kleidung besteht aus “Stoff, der aus den Haftfäden verschiedener Muscheln gemacht und mit antikem Purpur gefärbt”. Kleidung aus Muschelseide gab und gibt es tatsächlich. Die Haftfäden der Muscheln sind die sogenannten Byssusfäden, die die Muscheln zum Verankern benutzen (“Bart” der Muschel). Die Steckmuschel des Mittelmeeres, Pinna nobilis, hat die längsten Fäden. Sie sind in der Antike zu durchsichtigen Stoffgespinsten verwoben worden, die extrem kostbar waren. Auch unsere einheimische Miesmuschel hat solche Byssusfäden, sie sind aber niemals kommerziell genutzt worden. Muschelseide war extrem kostbar und rar, für etwas Seide benötigte man viele Muscheln und der Byssus musste sehr aufwendig behandelt werden. Purpur: Das gleiche trifft auf den Purpurfarbstoff zu, der aus der Drüse der Purpurschnecke hergestellt wurde. Es gibt drei verschiedene Meeressschnecken, die Purpur enthalten: Murex brandaris, Murex trunculus sowie Purpura haemastoma. Diese Schnecken sondern in einer Drüse, die in der Decke der Atemhöhle neben dem Mastdarm liegt, einen gelblichen Schleim ab, der im Sonnenlicht erst grün, dann blau, endlich purpurn und scharlachrot wird und dabei einen ekelhaften, lange anhaltenden Geruch erzeugt. Purpur war aufgrund seiner Kostbarkeit für Senatoren und Könige reserviert. Byssus und Purpur waren und sind viel zu kostbar, um daraus serienmäßig Kleidung herzustellen. Matratzen aus Seegras (S. 155) sind durchaus denkbar. Sepia-Tinte zum Schreiben (S. 155) ist gebräuchlich. Perlmutt ausführliche Beschreibung der Entstehung von Perlmutt und Fischsilber, den Handelswert von Perlen und den Ablauf von Perlenfischerei. Kapitän Nemo berichtet voller Abscheu über die Ausbeutung der Perlenfischer, die sich durch ihre gefährliche Arbeit die Gesundheit ruinieren, ja sogar in Lebensgefahr bringen. Daneben erklärt er auch die künstliche Perlenzucht, also die Aquakultur, die ein sehr modernes Thema ist. 7 Geheimnisse des Meeres Der größte Teil des Buches beschäftigt sich mit einer umfassenden Abhandlung des damaligen Stands der Ozeanographie und Ozeanologie. Dabei dozieren Prof. Aronnax, Conseil und Kapitän Nemo abwechselnd über die unterschiedlichen Themen. Da viele Themen kurz gestreift werden, ist das recht abwechslungsreich. Die Didaktik ist allerdings etwas zu kurz gekommen, da die Romanhelden sich oftmals die Fakten einfach “an den Kopf werfen”.

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Die Nautilus unternimmt eine ausgedehnte Reise durch die Weltmeere, dabei ziehen die ozeanologischen und ozeanographischen Fakten an den Helden und am Leser vorbei wie eine Abfolge von Aquarien, während die Betrachter bzw. Leser bequem und trocken sitzen, im Fall von Prof. Aronnax sogar mit einer schmackhaften Zigarre aus Algen versorgt. Ich habe die einzelnen Lektionen sortiert und lade Sie nun zu einem Streifzug durch die Meereskunde ein.

7.1 Ozeanographie Strömungen des Ozeans Kapitän Nemo philosophiert darüber, dass der Ozean sich wie ein Lebewesen benimmt. (S. 203) und doziert dabei über die besonderen Eigenschaften des Wassers: Zitat bringen “Ja, der Ozean besitzt einen echten Kreislauf….” (Monolog von Kapitän Nemo, S. 204). Dieser längere Monolog von Nemo ist eine der wenigen Passagen, in der wissenschaftliche Fakten geradezu poetisch und philosophisch hinterfragt werden. Der Inhalt dieses Vortrags, der zu einer Einteilung der Meere anhand von Meeresströmungen führt, ist für den gesamten Roman von elementarer Bedeutung. Nemo irrt nicht durch den unendlichen Ozean, er kennt sich darauf und darin sehr gut aus und beherrscht die Kartierung dieser scheinbar endlosen Wasserfläche. Der Ozean wird anhand seiner Strömungen und seiner ozeanographischen Parameter kartographisch erfasst. Dadurch ist auch weitab von den Küsten eine Orientierung im Meer möglich. Nemo erfasst den Ozean als dreidimensionalen Raum und beherrscht diese drei Dimensionen, die Tiefe übt keinen Schrecken auf ihn aus. Diese Vorstellung des Ozeans dürfte für viele damalige Leser neu und überraschend gewesen sein, denn Menschen, die zum ersten Mal mit der Weite des Ozeans konfrontiert werden, fühlen sich weitab der Küsten oft verloren und orientierungslos. Auch heute ist es noch kein Allgemeinwissen, dass die Ozean durch Strömungen und unterseeische Gebirge unterteilt sind und dass unterschiedliche Abschnitte von Ozeanen auch verschiedene Eigenschaften (Temperatur, Salinität, Farbe,…) haben. Strömungen sind an ihrer Temperatur und Färbung zu erkennen: „Ebenso wie die Kontinente besitzt das Meer seine Ströme. […] die an ihren Temperaturen und ihrer Färbung erkennbar sind und deren bekanntester der Golfstrom ist.“ Die „Nautilus“ folgt u. a- dem Kuroschio-Strom vor der japanischen Küste und erforscht dessen Verlauf, Eigenschaften und Bewohner. Bathymetrie (Tiefenmessung im Ozean): Kapitän Nemo gibt für den “Nordatlantik eine mittlere Tiefe von 8250 m, für das Mittelmeer nur 2500 m an. Im Südatlantik, um den 35. Breitengrad herum, hat man Tiefen von 11.000, 14.091 und 15149 m festgestellt. “ (S. 206/207). Zu Vernes Zeiten wurde dieser Nachweis noch direkt erbracht, durch Auswerfen eines Lots. Heute hat man akustische Verfahren wie Echolot oder Sonar, bei denen der Meeresgrund ein Schallsignal zurückwirft. Nach meinen heutigen Angaben ist der Puerto-Rico-Graben mit seinem 9.219 m unter NN liegenden Milwaukeetief die tiefste Stelle des Atlantiks. Der Atlantik hat keinesfalls eine mittlere Tiefe von über 8000 m, sondern ist meistens „nur“ 3000 bis 4000 m tief. Die Temperatur in der Tiefsee wird auf 2000 m Tiefe mit 4,25 °C angegeben (S. 207).

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Biogeographie des Meeres: Tieftauchexperiment der “ Nautilus” Die Erforschung der Verteilung der Organismen im Ozean, ihre Biogeographie, steckte zu Vernes Zeiten noch in den Kinderschuhen. Dafür fehlten einfach noch die technischen Grundlagen und die umfassenden Datensätze im fischereibiologischen Bereich. Besiedlung der verschiedenen Tiefenstufen: Licht bis 150 m (moderne Meeresbiologiebücher geben den durchlichteten Bereich bis 200 m an), unterhalb der durchlichteten (=) oberen Zone nehmen auch bei Verne die Meerespflanzen rasch ab, während Tiere noch in großer Anzahl vorhanden sind. S. 464: Kapitän Nemo macht mit der „Nautilus“ einen Vorstoß in die Tiefe des Ozeans: Nemo und Aronnax diskutieren dabei den neuesten Stand der Tiefseeforschung, der zu diesem Zeitpunkt tatsächlich noch sehr gering war. S. 465: Es werden einige Beispiele für Funde von Lebewesen in großer Tiefe angeführt. Aronnax erläutert, dass bis in große Meerestiefen hinab Sauerstoff im Wasser ist, so dass Leben dort möglich ist. Die „Nautilus“ dringt bei diesem aufregenden Tieftauchexperiment bis in 14.000 m Tiefe vor, wo noch einige letzte Lebewesen beobachtet werden (Muscheln, Kalkröhrenwürmer, Seesterne) um dann bis in 16.000 m Tiefe vorzustoßen. In dieser absoluten Tiefe versorgt Kapitän Nemo den begeisterten Prof. Aronnax mit einer besonderen Erinnerung: Er fertigt eine Unterwasser-Photographie an. Der Tiefseeausflug schließt mit einem rekordverdächtigen Auftauchmanöver in nur vier Minuten ab. Beim Eintritt in den Atlantik sinniert Verne über dessen Größe und heutige Bedeutung: „Der Atlantik! Eine riesige Wasserfläche […]. Ein ungemein wichtiges Meer, den antiken Völkern nahezu unbekannt […]. Ein Ozean, eingerahmt von Kontinenten, die wie Schlüssel und Schloss zueinander zu passen scheinen. In den Atlantik münden die größten Ströme der Welt“ (S. 408). Hier irrte Verne. Der größte Strom ist der Nil, der aber 1861 noch nicht in seiner ganzen Länge erforscht war. Danach kommt der Amazonas, danach der Yangtze…Die Geographie hatte einfach noch ein paar spannende Jahre vor sich. Mit dem wie Schlüssel und Schloss zueinander passenden Ost- und Westküsten des Atlantiks nimmt Verne die erst 1915 von Alfred Wegener in dessen Buch Die Entstehung der Kontinente und Ozeane publizierte Theorie der Plattentektonik vorweg. Diese grundlegende Theorie der Geowissenschaften hat unser Bild der Erde maßgeblich verändert. Und zu Vernes Zeiten gab es offenbar bereits die Ahnung, dass darin eine besondere Bedeutung liegen könnte. Bei der Durchquerung des Roten Meeres werden dessen Geographie Organismen detailliert beschrieben, und die Städte an seinen Küsten genannt. Außerdem wird sein Name erläutert: Nach Verne ist es nach der Blutalge Trichodesmium erythareum benannt worden, die das Wasser rot färbt (S. 356). Verbindung zwischen dem Roten Meer und dem Mittelme er Verne beschreibt einen natürlich entstandenen unterirdischen Kanal zwischen dem Mittelmeer und dem Roten Meer und lässt seine Romanhelden die Vorzüge dieser Verbindung ausführlich erläutern. Die Nautilus wird in nur 20 Minuten vom Roten Meer ins Mittelmeer gespült (S. 374, 391, 400). Einen solchen Kanal gibt es in der Realität nicht. Der Wunsch nach einer Verbindung zwischen dem Roten und dem Mittelmeer ist allerdings gerade zu seiner Zeit hoch aktuell gewesen. Verne schrieb seinen Roman, während des Baus des Suezkanals.

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Der Suezkanal war damals ein sehr wichtiges Thema, weil es sich um ein verkehrstechnisches, wirtschaftliches und politisches Jahrhundertbauwerk handelte. Die erste Idee für einen modernen Kanal an dieser Stelle kam unter Napoleon Bonapartes Ägyptenfeldzug auf. Im folgenden Jahrhundert wurde die Idee immer mal wieder verfolgt und aufgegeben, bis schließlich 1859 Ferdinand De Lesseps nahe Port Said tatsächlich mit dem Bau des Kanals begann und 1869 nach großen technischen und finanziellen Schwierigkeiten fertig gestellt wurde (http://touregypt.net/suezcanal.htm). Mit der Nautilus zum Südpol: Die Antarktis war zu Vernes Zeiten längst entdeckt, der Südpol wurde allerdings erst 1911 von Amundsen erreicht. So war zu Vernes Zeit auch noch unbekannt, dass die Antarktis ein Kontinent ist und nicht nur eine schwimmende Eisinsel über offenem Wasser. Darum lässt Verne Kapitän Nemo in einer tollkühnen Unternehmung unter dem Eis zum Südpol hindurchtauchen. Nemo findet hinter einer Eisbarriere offenes Wasser und eine kleine Insel (S. 498). Was bisher über die Antarktis nicht bekannt ist, denkt Verne sich dazu: Seine Antarktis ist eine Zuflucht für viele Zugfische. Ein derartiges Wanderverhalten gibt es zwar bei Bartenwalen bekannt, die sich im antarktischen Sommer am Krill und anderen Organismen satt fressen, nicht jedoch bei Fischen. Bei antarktischen Fischen kommen bei einigen Arten ähnliche Wanderungen vor, allerdings keinesfalls so flächendeckend. Vielmehr leben im Südpolarmeer viele Fische, die sich in einer langen Evolution an die besonderen ökologischen Parameter des Südpolarmeeres angepasst haben und Spezialanpassungen wie Frostschutzmittel ausbildeten. Bei den Robben ist ebenfalls ein kleines Missgeschick passiert: Walrösser kommen in der Antarktis niemals vor, sondern nur in der Arktis. Dafür beschreibt Verne ausführlich die Südlichen See-Elefanten und ihr Verhalten sowie Sturmvögel, Albatrosse und Pinguine. Neben den ganz großen Tieren wie den Walen vergisst Verne auch in der Antarktis die ganz kleinen Tiere nicht: Bei seiner Beschreibung der antarktischen Weichtiere (Mollusken) stehen die eher unscheinbaren Napfschnecken an erster Stelle. Daneben erwähnt er sogar die planktisch lebenden Schnecken Pteropoden (Flügelschnecken) und Heteropoden. Diese sehr kleinen Tiere werden bei der Aufzählung der antarktischen Fauna sonst oft vergessen. Weiterhin lässt er Prof. Aronnax auch Korallenbüsche im seichten Wasser entdecken, die laut Ross` Expeditionsbericht in antarktischen Gewässern bis in 1000 m Tiefe vorkommen sollen. Auch der antarktische Vulkanismus fehlt nicht: Die kleine Insel am Südpol ist vulkanischen Ursprungs und dennoch größtenteils schneebedeckt. Kapitän Nemo und Prof. Aronnax erreichen am 21. März 1868 den Südpol, Nemo nimmt den sechsten Kontinent für sich in Besitz. Die Expedition wird sehr erleichtert durch die Tatsache, dass das Thermometer hier in der Polarnacht nur - 12 °C anzeigt. Verne hat sicherlich Ross´ Memoiren "A Voyage of Discovery and Research in the Southern and Antarctic Regions" von 1847 gelesen. Ross entdeckte u. a. den antarktischen Vulkanismus und die große Eisbarriere. Wie vom Verleger Hetzel in seinen Auflagen für die Bücher der Reihe „Voyages Extraordinaires“ gefordert, findet die Tauchfahrt für Prof. Aronnax, Conseil und Ned

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Land ein unvorhersehbares Ende durch ein spektakuläres Naturereignis: Den Mahlstrom! Der Moskenesstraumen, auch Malstrom oder Mahlstrom genannt, befindet sich zwischen den Lofoten-Inseln Moskenesoya und Vaeroy und ist der gefürchtetste aller Gezeitenströme. Während des Gezeitenwechsels drängen sich dort ungeheuere Wassermassen mit einer Geschwindigkeit von bis zu18 Kilometern in der Stunde durch eine schmale Meerenge. Edgar Allan Poe und Jules Verne haben dem Strom literarische Denkmäler gesetzt. Durch genau diesen Mahlstrom kommen unsere Helden zum Schluss (bewusstlos) wieder an Land (S. 628). Mit der Bewusstlosigkeit seiner Helden nutzt Verne einen schreibtechnischen Kunstgriff, um eine komplexe Situation relativ einfach aus dem Off zu beschreiben.

7.2 Meeresbotanik Die Pflanzen des Meeres werden in vielen Büchern vernachlässigt, neben Haien und Walen erscheinen Pflanzen den meisten Menschen wahrscheinlich als nicht erwähnenswert. Jules Verne hingegen widmet ihnen viele poetische Zeilen und der Spaziergang durch den fremdartigen Tangwald ist sicherlich einer der Höhepunkte des Romans. Algen Die meisten im Meer lebenden Pflanzen sind Algen. Verne gibt detaillierte Schilderungen einiger Algen, vor allem der Rotalgen und Braunalgen (Tange). Der Spaziergang durch einen Tangwald ist realistisch, außerdem hat Verne viele Algen in die Ernährung an Bord des Tauchboots aufgenommen. Verne war Bretone. Kannte er die Tangwälder vor der bretonischen Küste? Auf dem felsigen Untergrund vor der bretonischen Küste wachsen Tange und andere Algen, durch den starken Tidenhub fallen sie regelmäßig trocken und werden für Menschen sichtbar und erreichbar. Durch den starken Tidenhub Traditionell werden Algen in der Bretagne als Nahrungsmittel genutzt. Heute wird dort immer noch sehr viel Tang für die menschliche Ernährung und mittlerweile auch für kostspielige Kosmetika geerntet. Die Algenwälder der Sargasso-See sind legendär, schon die karthagischen Seefahrer setzten die Mär in die Welt, dass sich die Ruder der Schiffe in den Algen verfangen und die Seeleute dann nie wieder da herauskommen. Columbus identifizierte die Sargasso-See sogar fälschlich als Land, weil er die Pflanzen nicht als Meerespflanzen sondern Kräuter u. a. einordnete. Natürlich streift auch die „Nautilus“ die berühmt-berüchtigte Sargasso-See. Die Sargassso-See ist ein nicht abgegrenzter Teil des Nordamerikanischen Beckens südöstlich der Bermudainseln; in ihren Algenwäldern befinden sich die Laichplätze der europäischen und amerikanischen Flussaale. Verne führt für die Existenz dieser “Wiesen” der Sargasso-See zwei Hypothesen an (S. 457): 1. Die hier treibenden Gräser stammen von den Wiesen des alten Kontinents Atlantis. 2. Die Pflanzen, Algen und Ledertange haben sich an europäischen und

amerikanischen Küsten losgerissen und sind vom Golfstrom hierhergetragen worden (“nach Verne eher anzunehmen”)

Wir wissen heute, dass beide Hypothesen nicht zutreffen.

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Die Sargasso-See ist ein riesenhaftes Pflanzenmeer mitten im Atlantik, dreimal so groß wie unser Mittelmeer: Die Sargasso-See besteht sozusagen aus einer Art schwimmender Insel, die nichts als krautiger Seetang ist, (dem Sargassum). Das Wasser der Sargasso-See ist immer 15 Grad warm und vermischt sich nicht mit anderem Meerwasser, wie dem Golfstrom. Wie ein irrwitzig großer langsamer Wasserwirbel dreht sich das Wasser der Sargasso-See immer um sich selbst herum.

7.3 Meereszoologie Mit detaillierten Darstellungen entführt Verne seine Leser in die Welt der fremdartigen Meeresorganismen und ihre Artenfülle (S. 125, 126). Die Verwandtschaftsverhältnisse vieler Organismengruppen waren zu diesem Zeitpunkt schon recht gut untersucht. Über die Lebensweise war oft noch wenig bekannt. Das spiegelt sich natürlich auch in Vernes Roman wieder. Gerade das Verhalten von Lebewesen, Tieren und „Eingeborenen“, wird vom anthropozentrischen Weltbild eines gebildeten Bürgers einer Industrienation der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geprägt. Das erscheint aus unserer heutigen Sicht stellenweise schwer erträglich. Vernes Schilderung von Pottwalen, Orcas oder Haien als reißende Bestien entbehren jeder wissenschaftlichen Grundlage. Zu Vernes Entschuldigung sind zwei Gründe anzuführen: Da Verne weder Lehrbuch noch Dokumentation sondern einen spannenden Roman geschrieben hat, könnte man mutmaßen, dass er durch Polarisierung auch einfach mehr Spannung in die Geschichte bringen wollte. Seine Einteilung in „böse Wale“, Orcas und Pottwale, und „gute Wale“, bringt Kapitän Nemo als Retter der harmlosen Bartenwale in eine heroische Situation. De facto reagieren die meisten Meeresorganismen auf Menschen im Ozean wenig, gerade größere Wale ignorieren Menschen oft vollständig. Auch Haie sind keinesfalls derartige reißende Bestien, die sofort jeden Menschen anfallen. Derartige ignorante Verhaltensweisen waren für einen spannenden Roman sicherlich wenig geeignet. Weiterhin ist davon auszugehen, dass Verne noch keine verhaltensbiologischen Untersuchungen über das tatsächliche Verhalten der Meerestiere zur Verfügung standen, sondern nur die reißerischen Geschichten von Seeleuten, die ihre Erlebnisse zu gewaltigen Abenteuern aufbauschten. Leider werden ausschließlich Trivialnamen genannt, die schnell zu Missverständnissen führen, da sie sich im Laufe der Zeit geändert haben oder teilweise falsch (weil wörtlich) aus dem Französischen übersetzt wurden. Die Bildtafeln zu den Meeresbewohnern zeigen Meereswesen, die wie auf den Bildtafeln eines Bestimmungsbuches arrangiert sind. Im Folgenden sollen exemplarisch nur wenige von Verne vorgestellte Tiergruppen erläutert werden: Zoophyten (direkte Übersetzung: Blumentiere), heutiger Name: Cnidaria (Nesseltiere) Polypen: Korallen und „Seerosen“ (sessile, also fest sitzende, Form der Cnidaria) Korallen sind sie besonders ästhetisch und werden oft als Blumentiere bezeichnet. Sie waren in Vernes Zeit durch Forschungen verschiedener Wissenschaftler wie Darwin oder Haeckel sehr populär. Ihre Einordnung ins Reich der Tiere rief bei vielen Menschen Verblüffung, manchmal sogar Unglauben hervor.

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Darwin hatte auf seiner Reise mit der HMS Beagle das Wachstum von Atollen beobachtet und erstmals eine Theorie zum Wachstum von Korallenriffen entwickelt. Diese Riffbildung der Steinkorallen beschreibt Prof. Aronnax unter Berufung auf Prof. Milne-Edwards, „[…seinen] berühmten Lehrer“, und Darwin. Im Kapitel “Das Korallenreich” beschreibt Verne einen Spaziergang in einem Korallengarten, in dem Prof. Aronnax und Conseil die einzelnen Korallen bestaunen und klassifizieren. Es ist eine geradezu poetische Beschreibung einer großen Korallenansammlung, die Verne als Wald bezeichnet und die darin herum schwimmmenden kleinen bunten Fische als die dazugehörigen Vögel. Diese märchenhafte Unterwasserlandschaft zieht die Besucher (und auch die Leser) in ihren Bann (S. 292). Neben der besonderen Ästhetik der Korallen hebt Verne auch ihren materiellen Wert hervor. In diesem Korallenwald wird ein verstorbener Seemann der Nautilus begraben, denn hier liegt der Friedhof Kapitän Nemos. Mollusca, Weichtiere; Das Sammeln der ästhetischen Muscheln- und Schneckenschalen war zu Vernes Zeit unter der Bezeichnung “Conchylien sammeln” populär, viele Bürger hatten solche Sammlungen. Dementsprechend war die Bekanntheit dieser Weichtiere zu Vernes Zeit schon sehr gut. Durch große wissenschaftliche Sammlungen waren bereits umfangreiche Kenntnisse über die Artenvielfalt vorhanden: Conseil zitiert umfangreiche Artenlisten aus dem Gedächtnis, Prof. Aronnax bestaunt die schönen Ausstellungsstücke in den Vitrinen auf den Nautilus und der Leser liest neidisch mit. Im tropischen Indik werden Schnecken (“eigenartige Molluskengehäuse”) gesammelt: Kapitän Nemo ergattert hier noch einige kostbare Exemplare der Delphinschnecken für seine Sammlung (S. 264, S. 307). Man bekommt den Eindruck, dass es sich bei den Protagonisten um echte Conchylien-Liebhaber handelt. Kalmare Prof. Aronnax beobachtet große Kalmarschwärme, die Heringe und Sardinen jagen (S. 210) und ihren Bewegungsablauf beim Schwimmen mit dem Rückstoß. Er erkennt alle 9 Arten von Kalmaren wieder, die d`Orbigny für den Pazifik beschrieben hat. In dem Moment, in dem Land, Conseil und Aronnax darüber streiten, ob es Riesenkalmare gibt, taucht am Unterwasser-Fenster ein gewaltiger Krake auf (S. 567, 572). Kraken: In Vernes “20.000 Meilen unter dem Meer” wird die Begegnung zwischen Mensch und Krake zu einer echten Show. Die Kraken tauchen in einer ganzen Meute auf und attackieren die Nautilus: Sie blockieren die Schraube. Bei der Befreiung des Schiffes werden die Männer angegriffen, ein Mann wird an Deck getötet, ein anderer wird von den Ungeheuern ins Meer gezogen. Die unheimlichen Eigenschaften der Octopoda, acht Arme, ein Schnabel, Tinte, die scheinbare Unverwundbarkeit gegen den Verlust von Armen und Harpunenstiche,… garantieren eine grausige Schlacht. Der Kampf gegen das Rudel Kraken wird mit antiken Kämpfen gegen eine Hydra verglichen. In den späteren Filmen sind diese Szenen noch stärker in den Vordergrund gerückt worden (S. 567) und tauchten auch auf Filmplakaten auf. Natürlich in Technicolor. Das Papierboot Argonauta, der ungewöhnlichste Krake, wird in “20.000 Meilen unter dem Meer” als Flottille dargestellt.

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Fische: Systematik: (S. 160) Ein Fisch ist ein wasserlebendes Tier mit Kiemen und kaltem Blut. Die Fische werden untergliedert in Knochen- und Knorpelfische. Knochenfische haben Knochen, Knorpelfische haben Knorpel statt Knochen. So, zoologisch und systematisch korrekt, unterteilt Conseil die Fische. Ned Land macht eine Unterteilung in essbare und nicht essbare Fische. Knorpelfische: Haie, Rochen Haie: Die Hai-Illustrationen im Roman sind sehr amüsant, weil die Zeichner ihnen die Flossenstrahlen von Knochenfischen gegeben haben. Diese Zeichner haben garantiert niemals lebende Haie gesehen, sondern vielleicht bestenfalls ihre Zähne. Verne schildert Haie als mörderische Bestien: Blauhaie (S. 200) Zu Vernes Zeiten hatte man schon ganz gute Kenntnisse der Morphologie und Systematik. So gesteht Verne seinen Haien immerhin schon 6 Reihen Zähne zu (S. 343). Tatsächlich haben Haie 7 Reihen Zähne, ein sogenanntes Revolvergebiß. Die Sinnesorgane hingegen waren überhaupt noch nicht erforscht, stattdessen gab Verne ihnen fiktive Sinnesorgane und Eigenschaften: “Aus den Löchern, die um ihre Mäuler herum angeordnet waren, sonderten sie eine phosphoreszierende Substanz ab. […] Unser Glück war es, dass diese Raubtiere nur sehr schlecht sehen. Sie zogen an uns vorüber, ohne uns zu bemerken, wobei sie uns mit ihren bräunlichen Flossen streiften.” Eine derartige Bioluminiszenz gibt es bei Haien nicht. Die Löcher um ihre Mäuler herum sind vielmehr Öffnungen eines hochempfindlichen Sinnesorgans, der Lorenzinischen Ampullen. Diese Organe, die vor allem Elektrorezeptoren sind, liegen bei den Haien an Kopf und Schnauze und sind als kleine Poren sichtbar. Die Lorenzinischen Ampullen erlauben es dem Hai, elektrische Felder wahrzunehmen und dadurch beute aufzuspüren. Weiterhin können Haie ausgezeichnet riechen. Den Gesichtssinnn brauchen sie also wahrhaftig nicht. Echte Haie wären niemals über unsere Helden einfach so hinweggeschwommen. Ned Land behauptet außerdem, Haie seien schwerfällig und müssten sich erst auf den Bauch drehen, um zuzuschnappen (S. 326). Hier irrt er gewaltig, Haie sind absolut nicht schwerfällig. Sie drehen sich beim Zubeißen tatsächlich oftmals um die eigene Achse, um eimergroße Stücke Fleisch aus einem Körper zu reißen, da sie ja nicht abbeißen können. Hundshaie: Hundshaie sind nach Verne besonders gefräßig (S. 462). Dabei handelt es sich garantiert um einen Übersetzungsfehler des französischen in einen deutschen Trivialnamen. Der Hundshai Galeorhinus galeus hält sich in eher küstennahen Gewässern bis maximal 470 m Tiefe auf. Er frisst kleinere Fische wie Heringe, Sardinen und Dorschartige, manchmal auch Krabben und andere Wirbellose, und wird bis maximal 195 cm groß. Damit kann es sich bei unseren Hundshaien Galeorhinus galeus nicht um die bei Verne genannten Tiere handeln, in deren Mägen angeblich ein ganzes Kalb, ein ganzer Matrose oder sogar ein Pferd mit Reiter gefunden worden sein sollen.

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Menschenhaie (S. 462) In einem spektakulären Kampf retten Ned Land und Kapitän Nemo einen indischen Perlentaucher vor einem sog. Menschenhai. Der Hai ist 25 Fuß lang, wobei ein Drittel davon nur auf die Schnauze entfallen. Das wären etwa 6 m Gesamtlänge und ein 2 m langes Maul. Selbst ein Menschenhai Carcharodon hat kein so großes Maul. Grauhaie: (S. 462) (Hexanchus griseus) ist ein ungewöhnlicher Hai. Die meisten Haie haben 7 Kiemenspalten, zwei Rückenflossen und eine Schwanzflosse, der Grauhai hat sechs Kiemenspalten und eine Rückenflosse; der Zeichner schafft auch diesen Hai nicht und macht daraus sieben Kiemenspalten und eine korrekte Rücken- und Schwanzflosse. Verne siedelt den Grauhai ganz richtig in tieferen Bereichen des Meeres an: Dieser Hai kommt meist in Tiefen zwischen 200 und 1000 m vor. Knochenfische: Conseil gibt eine ausführliche Einführung in die Systematik der Fische, wie sie zu der Zeit wissenschaftlich korrekt war. Heute werden die Fische nach anderen Gesichtspunkten unterteilt. Conseil gibt bei einigen dieser faszinierenden Tiere detaillierte Informationen über ihre Morphologie. Leider hat Verne Trivialnamen benutzt, so dass viele der genannten Fische nicht genau zu identifizieren sind. Hier sollen nur exemplarisch zwei Atlantikfische vorgestellt werden: Petermännchen ( Trachinus draco, Tr. vipera ) Vor allem zur Laichzeit (Frühjahr, Sommer) suchen Petermännchen flache Gewässer auf. Sie graben sich in Sand und Schlamm ein, so dass nur die Augen sichtbar sind. Die Färbung ist oft dem Bodengrund angepasst, der Körper langgestreckt (bis max. 50 cm) und seitlich abgeflacht. Augen und Mundspalt sind nach oben gerichtet. Der Kiemendeckel hat je einen nach unten gerichteten Dorn, die vordere Rückenflosse ist kurz und mit fünf bis acht Giftdrüsen enthaltenden Knochenstrahlen versehen, die hintere Rückenflosse ist langgestreckt. Petermännchen gehören zu den gefährlichsten europäischen Gifttieren. Jeder Kontakt mit den giftigen Organen ist zu vermeiden, weil schon geringste Mengen des Giftes schwerwiegende Symptome hervorrufen können. Das Gift der Petermännchen enthält Komponenten, die heftigste Schmerzen und lokale Gewebsreaktionen hervorrufen können. Der Schmerz setzt sofort ein und breitet sich auf benachbarte Körperregionen aus. Meist entwickelt sich eine starke Gewebeschwellung, eventuell bilden sich flüssigkeitsgefüllte Blasen. Nach 24 Stunden erscheint die Wunde oft taub und gefühllos. Allgemeine Symptome wie Brechreiz, Kreislaufkollaps oder Temperaturerhöhung sind selten. In den fischreichen Gebieten vor Neufundland, um die Neufundlandbank herum, stoßen sie auf Kabeljau , einen unserer wichtigsten Speisefische: Die Nautilus bahnt sich einen Weg durch das Gewimmel dieser gigantischen Fischschwärme. Conseil bestaunt diesen spindelförmigen, hübsch gefärbten Fisch, weil er ihn sonst nur von Filets beim Fischhändler kennt. Das hat sich in unserer Zeit nicht geändert: auch bei uns kennt kaum jemand einen lebendigen Kabeljau, er ist als Filet oder Fischstäbchen immer noch ein wichtiger Speisefisch, auch wenn die Bestände mittlerweile in einem katastrophalen Zustand sind. Verne beschreibt auch die die damalige Kabeljaufischerei: das Fanggeschirr waren mit Angelhaken versehene Leinen.

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Der Niedergang der Kabeljau-Bestände durch moderne Fangtechniken war bereits schon zu Vernes Zeiten absehbar. Michelet hatte bereits in seinem 1861 publizierten Buch „La Mer“ von 1861 eindringlich davor gewarnt und, vergeblich, eine Regulierung der Fischerei zum Schutz der Bestände gefordert. Mammalia: Sirenia: Im Roten Meer trifft die Nautilus auf Dugongs oder Lamantins (S. 364). Da ist etwas durcheinandergekommen: Dugongs sind die heute vor Australien und in Südostasien vorkommenden Gabelschwanzseekühe (Südpazifik und Indik), während Manatis oder Lamantins die amerikanischen und westafrikanischen Rundschwanzseekühe (Atlantik) sind. Noch mehr kommt bei der Beschreibung der Dugongs durcheinander: Verne lässt Kapitän Nemo nämlich behaupten, dass Dugongs oder Halichoren ihre Angreifer wild attackieren, äußerst schnell schwimmen und 5000 kg schmackhaftes Fleisch ergeben. Davon stimmt nur, dass sie gut schmecken. Keine rezente oder fossile Seekuh ist jemals schnell geschwommen. Seekühe attackieren keine niemanden, sie sind harmlose Pflanzenfresser. Und die Seekühe zu Vernes Zeiten wurden garantiert nicht 5000 kg schwer. Vor Holländisch-Guayana trifft Prof. Aronnax ein weiteres Mal auf Seekühe: In Holländisch-Guayana stößt die “Nautilus” auf Sirenen, genauer gesagt: Lamantins, also Manatis (S. 560). Manatis werden bis zu 3 m lang und erreichen bis zu 500 kg Gewicht. Vernes Manatis sind mit bis zu 7 m Länge und 4ooo kg Gewicht weit überdimensioniert, er scheint die Ausmaße der längst ausgestorbenen Stellerschen Seekuh zugrunde gelegt zu haben. Seine Beschreibung als schöne, friedfertige und harmlose Geschöpfe hingegen ist zutreffend. Auch ihre Ernährung von Seegraswiesen und ihre ökologische Bedeutung für die Schifffahrt, indem sie Wasserstraßen von zu viel Bewuchs freihalten, war Verne bereits bekannt: Er beschreibt schon die Probleme, die der Schifffahrt aus der Dezimierung des Manati-Bestandes entstehen werden, nämlich das Verkrauten der Wasserstraßen. Cetacea: Verne gibt einen Überblick zur systematischen Darstellung der Ordnung der Waltiere nach dem damaligen Stand des Wissens (S. 63). Walfang: Verne beschreibt die Bedeutung der Wale für die Erforschung der Meere: Ohne den extrem gewinnträchtigen Walfang hätten die Menschen viel weniger Anlass gehabt, sich in so unwirtliche Meeresgebiete wie arktische und antarktische Gewässer vorzuwagen (S. 474). Diese Behauptung steht in Widerspruch zu seiner Kritik am modernen Walfang. Im Jahr 1868 revolutionierte der Norweger Sven Foyn die Walfangindustrie durch die Erfindung der Harpunenkanone, dazu kam die Entwicklung von mit Dampf und Diesel angetriebenen Fabrik- und Fangschiffen. Damit begann der moderne Walfang. Verne war über diese Erfindung und ihre Bedeutung für den Niedergang der Walbestände informiert, möglicherweise hat er sie Michelets „La Mer“ entnommen. Während die Nautilus Kurs auf das Südpolarmeer nimmt und dabei in gewaltige Walherden großer Wale gerät, lässt er Prof. Aronnax Ned Land die Ausrottung ganzer

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Walbestände vorhalten. Land ist natürlich unverbesserlich und wünscht sich nichts sehnlicher als eine Harpune. Dabei entwickelt Verne eine seltsame Art des Walschutzgedankens. Pottwale werden als grässliche Bestien bezeichnet, die nur aus Maul und Zähnen bestehen und andere Wale angreifen und töten. Die Pottwale werden mit großem Kopf und Walrat im Kopf als “ein zutiefst hässliches Ungetüm” (S. 483) beschrieben, aber ihr Verhalten wird offenbar mit dem der Orcas verwechselt. Pottwale attackieren und jagen keine anderen Wale, sondern ernähren sich im Wesentlichen von Tintenfischen. Verne schildert einen Angriff von Pottwalen auf Glattwale und lässt Kapitän Nemo Partei für die unterlegenen Glattwale ergreifen: “Was für eine Schlacht entbrannte vor unseren Augen! […] Die Nautilus war unter der Führung ihres Kapitäns zu einer furchtbaren Waffe geworden. Sie warf sich gegen die Fleischmassen und schnitt sie entzwei, in ihrem Kielwasser nur blutige Hälften zurücklassend. […]“ (S. 485).

7.4 Unterwasserarchäologie Verne lässt seine Protagonisten Unterwasserarchäologie betreiben, lange bevor dieses Wort überhaupt erfunden wurde. Er beschreibt Schiffsfriedhöfe und einen submarinen Ausflug durch einen versteinerten Wald und Ruinen zu submarinen Vulkanen. Dabei gibt es eine ausführliche Beschreibung der Ruinen von Atlantis. Davon können heutige Unterwasserarchäologen nur träumen. 8 Schlussbetrachtung Wie sah Jules Verne selbst sein Werk? „Ich bin kein Erfinder“ sagte er über sich. Jules Verne selbst konnte seine Leistung recht gut einschätzen, wie ein Interview von 1902 zeigt: "Vielleicht werden Sie überrascht sein zu erfahren, dass ich nicht besonders hochmütig geworden bin, über Auto, U-Boot und lenkbares Luftschiff geschrieben zu haben, bevor sie in das Reich der wissenschaftlichen Wirklichkeit eingetreten sind. Als ich in meinen Schriften von ihnen wie von tatsächlichen Dingen gesprochen habe, da waren sie zur Hälfte schon erfunden. Ich habe lediglich eine Fiktion aus dem entwickelt, was in der Folge zur Tatsache werden musste, und so ist meine Absicht mit diesem Verfahren auch nicht das Prophetisieren gewesen, sondern geographisches Wissen unter der Jugend zu verbreiten, indem ich es auf größtmögliche Weise anziehend gestalte." (DEHS, 2005). Verne hat also weder die Mondrakete noch das U-Boot erfunden, sondern über bereits existierende technische Entwicklungen Belletristik geschrieben. Vernes Ziel, das von seinem Verleger Pierre-Jules Hetzel mitgetragen wurde, war, das geographische, geologische, physikalische, astronomische und biologische Wissen seiner Zeit für eine breite Leserschicht aufzuarbeiten. Es ging ganz klar um Volksbildung mit einem hohen didaktischen Anspruch! Verne hat naturwissenschaftliches Wissen unter die Leute gebracht und Generationen von Lesenden für Forschung und Technik begeistert. Mit heutigen Worten würde man ihn als Marketing-Experten für Wissenschaft und Forschung bezeichnen. Über seinen Roman “20.000 Meilen unter dem Meer” sagte Verne: “Noch nie habe ich ein schöneres Thema in der Hand gehabt!”.

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9 Jules Verne in unserer Zeit Jules Verne ist am 24.03.1905 verstorben. Gleichzeitig ist er bis in unsere Zeit quicklebendig geblieben. Gerade in seinem Geburtsland Frankreich wird er bis heute verehrt und insbesondere in der Bretagne gehört er noch zum alltäglichen Leben. So gibt es im Aquarium von St. Malo einen Raum, der Jules Verne und seinem Roman „20.000 Meilen unter dem Meer“ gewidmet ist: Über eine Treppe steigt man hinunter in einen ovalen Saal, der ringsum von einem Aquarium umgeben ist. Der Raum ist möbliert mit einem „Forscher-Schreibtisch“, auf dem meereswissenschaftliche Unterlagen und Geräte verstreut liegen und einem breiten Sofa, von dem aus man das Aquarium betrachten kann. Die Möbel, Bücher und Instrumente entsprechen der Zeit der Entstehung des Romans. In seiner Geburtsstadt Nantes gibt es selbstverständlich ein Jules Verne-Museum. Viele Schiffe, Tauchboote, U-Boote sind nach seiner Nautilus benannt worden: Das US-amerikanische Atom-U-Boot Nautilus war das erste U-Boot, das unter dem Nordpol hindurchtauchte. Die Nautile ist ein modernes französisches Tauchboot von 8 m Länge, das mit 3 Mann Besatzung in bis zu 6000 m Tiefe tauchen kann. Seit seiner Indienststellung 1984 hat die Nautile über 1500 Tauchgänge absolviert, von Arbeiten an Ölpipelines bis zur Suche nach den Flugschreibern von ins Meer gestürzten Flugzeugen.

Das ATV (Automated Transfer Vehicle) Jules Verne der ESA ist ein unbemannter Raumtransporter, der 2008 die ISS, Internationale Raumstation, mit Nahrung, Wasser, und Treibstoff versorgte.

Damit ist die Erinnerung an Jules Verne in den Ozeanen und im Weltraum gesichert! Und es ist ganz bestimmt kein Zufall, dass ausgerechnet in Frankreich heute mehrere große Meeresforschungsinstitute existieren, ein Jacques-Yves Cousteau zum Nationalhelden wurde und Jacques Perrin in 12 Jahren seinen monumentalen Dokumentarfilm „Océans“ erschuf. 10 Literatur BRUNNER, Bernd: “Wie das Meer nach Hause kam”. Transit Buchverlag, Berlin 2003 EVANS, Arthur B.: „The Illustrators of Jules Verne’s Voyages Extraordinaires“,SCIENCE-FICTION STUDIES, XXV:2 (July 1998): 241-70; http://jv.gilead.org.il/evans/illustr/ DEHS, Volker: „Jules Verne. Eine kritische Biographie“. Artemis & Winkler, Düsseldorf 2005 DUPUY, Lionel: Version originale : http://perso.wanadoo.fr/jules-verne/CIEH.htm (2003-10-14) HAECKEL, Ernst: „Kunstformen der Natur“ VERNE, Jules: „20.000 Meilen unter dem Meer“. Fischer, Frankfurt 2003

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(Die Seitenzahlen der Zitate im Vortrag beziehen sich auf diese Ausgabe). WERNER, Petra: „Die Gründung der Königlichen Biologischen Anstalt auf Helgoland und ihre Geschichte bis 1945”. Helgoländer Meeresuntersuchungen, Vol. 47 (Suppl.), 1.182 , 1993 http://touregypt.net/suezcanal.htm