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C Carus Justin Heinrich Knecht Orchesterwerke und Arien Grande Symphonie Sarah Wegener, Sopran Hofkapelle Stuttgart Frieder Bernius

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Justin Heinrich Knecht

Orchesterwerke und ArienGrande Symphonie

Sarah Wegener, Sopran Hofkapelle Stuttgart

Frieder Bernius

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Le Portrait musical de la Nature ou Grande Symphonie �für Orchester (1783)

1. Satz: Allegretto – Andante pastorale – Allegretto – 9:39Villanella grazioso, un poco adagio – Allegretto

2. Satz: Tempo medemo (Allegretto) 3:053. Satz: Allegro molto 5:554. Satz: Tempo medemo (Allegro molto) 2:205. Satz: L’Inno con variazioni. Andantino – Coro: Allegro con brio – Andantino 4:46 25:45

Drei Arien aus „Der Schulz im Dorfe oder Der verliebte Herr Doctor“ �Komische Oper in drei Aufzügen (1788)

1. Aufzug. 1. Aria. Tempo di Minuetto: Seid mir gegrüßt, ihr holden Bäume 1:421. Aufzug. 6. Aria. Larghetto: Ach Vater, ach, erbarmt euch mein 1:271. Aufzug. 15. Aria. Allegro molto: Nein, gewiss, da wird nichts draus 2:128

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Justin Heinrich Knecht (1752–1817)Grande Symphonie

Orchesterwerke und Arien

Sarah Wegener, SopranHofkapelle Stuttgart

Frieder Bernius

� = World premiere recording

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Recorded at the SDR Karlsruhe, Studiosaal, 21 November1997 (Track 1– 5); at the SWR Stuttgart, Funkstudio, 12 February 2011 (6–10) and live at the MusikhochschuleStuttgart, 19/20 April 2008 (11)

Executive Producers: Dagmar Munck, Dr. Marlene Weber-SchäferArtistic director: Andreas Priemer (1–10 recording/mixing, 11 mixing), Roland Kistner (11 recording)Balance engineer: Roland Winger (1–5), Burkhard Pitzer-Landeck (recording)/Herbert Teschner (mixing) (6–11)Digital editing: Antje Schirra (1–5), Irmgard Bauer (6–11)

Cover: M. Ackermann, Frühlicht (1958)© MAA, Bietigheim-Bissingen (ACK 0040)Inlaycard: K. J. B. Neher, J. H. Knecht (Museum Biberach)p. 3: Emil Kaufmann, Justinus Heinrich Knecht,Tübingen 1892Noteneinrichtung (Track 6–11): Karl Michael Waltl

Track 1–10: Produktion: SWR 1997/2011Track 11: Koproduktion: SWR/Musik Podium Stuttgart 2008© SWR, 1997, 2008, 2011Track 1–10 lizenziert durch SWR Media Services GmbH� 2012 by Carus-Verlag, Stuttgart

Ouvertüre zum Prolog auf die Vermählungs-Feierder königlich-württembergischen Prinzessin Katharine mit ihrem französisch-kaiserlichenPrinzen Jérôme (1807) �

Andante sostenuto – Adagio grazioso –Allegro con brio 5:22

Bravour-Aria zur Musikalischen Szene auf des Königs Geburts- (oder auch Namens-)fest gehörigRecomponierte Arie (1807) �

Cantabile 5:14

Ouvertüre aus „Die Aeolsharfe oder Der Triumph der Musik und Liebe“Romantische Oper in vier Akten (1807/1808)

1. Aufzug. Ouvertüre. Larghetto – Allegro vivace 6:03

Total time: 48:18

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Mit Unterstützung derStiftung der Gesellschaft für Heimatpflege, Biberach

Weitere Sponsoren: Deutsche Bank AG, UlmKultur- und Sozialstiftung Weigele, Biberach

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Justin Heinrich Knechts Pastoralsymphonie

Die Pastoralsymphonie des in der Freien ReichsstadtBiberach u. a. als evangelischer Musikdirektor wir-kenden Justin Heinrich Knecht wird in der musikwis-senschaftlichen Literatur immer wieder als wichtigerVorläufer von Beethovens 6. Symphonie genannt.Eine Neuausgabe liegt aber erst seit 1984 vor. DasWerk spielt in der Musikpraxis nach wie vor keineRolle, so dass die vorliegende CD eine echte Lückeschließt. Der die 2. Hälfte des 19. und noch weiteTeile des 20. Jahrhunderts beherrschende Heroen-kult hat zu einer unguten Verengung des musikali-schen Repertoires geführt, dem manchmal selbstvermeintlich nicht erstklassige Werke der großenMeister und erst recht durchaus interessante, fürdas Musikleben der Zeit bezeichnende Werke dersogenannten Kleinmeister zum Opfer fallen. Durchdiese Verengung leidet mithin das Verständnisscheinbar wohlbekannter Kompositionen. Ohne ei-ne ausreichend breite Kenntnis des damaligen Re-pertoires ist aber dem heutigen Hörer weder die sti-listische Einordnung noch die Beurteilung der Indivi-dualität und Originalität eines Meisterwerkes wieBeethovens Pastorale möglich. Die vorliegende Ein-spielung befriedigt also bei weitem nicht nur Neu-gier an regionaler Musikgeschichte.

Die Pastoralsymphonie von Knecht, der vier Jahrevor Mozart geboren wurde und 10 Jahre vor Beet-hoven starb, entstand 1782/1783. Sie sollte ur-sprüng lich offenbar im Eigenverlag erscheinen, dieHerstellung der renommierte Mainzer Verleger undHofmusikstecher Bernhard Schott übernehmen. Dieskann man einer Anzeige vom August 1783 imFrank furter Staats-Ristretto entnehmen, in der zu-dem vermerkt ist, dass das Werk „auch als Quartett

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aufgeführt werden kann“ (d. h. die Bläserstimmenwerden als nicht obligat eingestuft). Es handelt sichdabei allerdings um einen pragmatischen verlegeri-schen Trick zur Ankurbelung des Absatzes. Dabeisind Bläser gerade in einer tonmalerischen Pastoral-musik schon aus klanglichen Gründen unverzicht-bar. Offenbar fanden sich zunächst nicht genügendSubskribenten. Schließlich sicherte sich der SpeyererVerleger Heinrich Philipp Bossler die Verlagsrechte.Er brachte das Werk als 40. Verlagsprodukt heraus.Die Ausgabe trägt das Datum 1784, kam dann aberdoch erst im Januar 1785 auf den Markt. Das etwasumständliche Impressum „Publiée & se vend à Spi-re chés Bossler Conseiller“ bringt noch zum Aus-druck, dass es sich letztendlich doch um ein Verlags-produkt und nicht um eine in Kommission verkauf-te Ausgabe handelt.

Das Werk wurde noch im Erscheinungsjahr u. a. inder in Hamburg erscheinenden MusikzeitschriftMa gazin der Musik beworben, welche die Öffent-lichkeit zwei Jahre zuvor erstmals auf die besonde-ren Talente des 12-jährigen Beethoven hingewiesenhatte. In der Lieferung vom 22. Juni 1785 wurde ei-ne Pränumeration auf Vokalwerke von BeethovensLehrer und Förderer Christian Gottlob Neefe ausge-schrieben. Auf der übernächsten Seite folgt BosslersAnzeige. Neefe hat spätestens da von Knechts Sym-phonie erfahren. Auch seinem Schüler Beethoven,dessen drei frühe Klaviersonaten WoO 47 („Kur-fürsten-Sonaten“) und einige weitere kleinere Wer-ke 1783 und 1784 bei Bossler erschienen waren,blieb Knecht kein Unbekannter. In seinem Nachlassbefand sich ein Exemplar von dessen 1795–1798erschienener Orgelschule.

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Das Titelblatt der Erstausgabe der Pastoralsympho-nie Le Portrait musical de la Nature ou GrandeSimphonie informiert ungewöhnlich ausführlichüber das Programm des Werkes:

La quelle va exprimer par le moyen des sons:1. Une belle Contrée ou le Soleil luit, les doux Zephirsvoltigent, les Ruisseaux traversent le vallon, les oiseauxgazouillent, un torrent tombe du haut en murmurant, leberger siffle, les moutons sautent et la bergere fait en-tendre sa douce voix.2. Le ciel commençe à devenir soudain et sombre, toutle voisinage a de la peine de respirer et l’effraye, les nua-ges noirs montent, les vents se mettent à faire un bruit,le tonnerre gronde de loin et l’orage approche à paslents.3. L’orage accompagné des vents murmurans et des plu-ies battants gronde avec toute la force, les sommets desarbres font un murm et le torrent roule ses eaux avec unbruit épouvantable. 4. L’orage s’appaise peu à peu les nuages se dissipent etle ciel devient clair.5. La nature transportée de la joie élève sa voix vers leciel et rend au createur le plus vives graces par deschants doux et agréables.

Musikalisches Porträt der Natur oder Große Sympho-nie, […] welche mithilfe der Töne folgendes beschrei-ben wird:1. Eine schöne Gegend, in der die Sonne strahlt, diemilden Zephire wehen, die Bächlein durch das Tal rau-schen und die Vögel zwitschern, wo ein Wildbach mur-melnd aus der Höhe stürzt, der Hirte pfeift, die Schafespringen und die Schäferin ihre süße Stimme hören lässt.2. Der Himmel wird mit einem Mal dunkel, der ganzenNatur geht schwer und angstvoll der Atem, schwarzeWolken steigen auf, die Winde beginnen zu heulen, der

Donner grollt von fern und das Gewitter kommt lang-sam näher.3. Das Gewitter bricht mit aller Gewalt los, begleitetvon sausenden Winden und prasselndem Regen, dieGipfel der Bäume rauschen und die Wasser des Wild-bachs schwellen mit großem Getöse.4. Das Gewitter beruhigt sich allmählich, die Wolkenverziehen sich und der Himmel klart auf.5. Die Natur ist voller Freude und erhebt ihre Stimmezum Himmel, um dem Schöpfer innig zu danken durchsüße und angenehme Gesänge.

Knecht hat das Werk dem ihm nur aus dessen musik-theoretischen Schriften bekannten Abbé Georg Jo-seph Vogler gewidmet. Dies war ein geschickterSchachzug. Vogler, der 1776 die Mannheimer Ton-schule gründet hatte, erregte ab 1785 (also nach Er-scheinen von Knechts Pastoralsymphonie) großesAufsehen mit Improvisationskonzerten meist auf derOrgel, auf deren Programm Schöpfungen wie Diedurch ein Donnerwetter unterbrochne Hirtenwonne(Bossler veröffentlichte 1794 Knechts gleich namigeOrgelkomposition, die mit Clustereffekten arbeitet)oder Das jüngste Gericht standen. Die Kompositionist ein Kind ihrer Zeit, auf der Höhe der Zeit und mussaber Originalität durchaus nicht entbehren. DerKomponist knüpfte an die lange Tradition von Pasto-ralmusiken an, von Vivaldi über Telemann, Haydn,Leopold Mozart, Boccherini, Rosetti, die stilbildendeMannheimer Schule mit Christian Cannabich undIgnaz Holzbauer bis hin zum Widmungsträger Vog-ler selbst. Offenkundige Parallelen in BeethovensPastoralsymphonie können sowohl auf der Kenntnisvon Knechts Werk, als auch auf dem Rückgriff aufdieselbe Tradition fußen. Beethoven setzte sich da-von dann aber durch seine Bemerkung „mehr Aus-druck der Empfindung als Malerei“ gleich wieder ab.

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Knechts Literaturkenntnis war beachtlich, obwohler mit lediglich zwei kurzen Unterbrechungen zeit-lebens an seine Heimatstadt gebunden blieb. Erhielt sich mit neuesten Musikalien (mit denen erauch handelte) und Einblicken in die Musikpflegenahe gelegener Klöster auf dem Laufenden. Gleich-zeitig sorgte er in Biberach früh für ein beachtlichausgeprägtes bürgerliches Musikleben. Seine Sym-phonie ist angesiedelt zwischen den zahlreichenWerken, die er für die Möglichkeiten der heimi-schen Laienmusiker schrieb, und jenen, mit denener sich auswärts ein Renommee aufbauen wollte.Zur ersteren Gruppe zählen auch 24 Singspiele undsonstige Bühnenmusiken, die zwischen 1763 und1816 entstanden.

Ausgewählte Vokalwerke und Ouvertüren

Die Auswahl von Arien und Ouvertüren kann dasBild des Komponisten Knecht abrunden. Die „komi-sche Oper“ in drei Aufzügen Der Schulz im Dorfeoder der verliebte Herr Doctor auf einen Text vonChristian Ludwig Dieter, der seit 1781 erster Violi-nist und Hofmusiker in Stuttgart war und das Libret-to 1779 selbst vertont hatte, komponierte Knechtim November 1788, also in zeitlicher Nähe zur Sym-phonie. Acht Gesangssolisten stellten für die Bibe -racher Verhältnisse eine Großbesetzung dar. VierAufführungen im Januar und Februar 1789 sindnachgewiesen. Einen 4. Aufzug fügte Knecht 1800hinzu. Das ergänzte Werk erlebte im Oktober undNovember d. J. wiederum vier Aufführungen durchdie vereinigte katholische und evangelische Co-moedianten-Gesellschaft und zwar zugunsten derVerbesserung und Verschönerung des BiberacherTheaters. Dessen Direktor war einst für kurze ZeitKnechts Förderer Christoph Martin Wieland gewe-

sen, ehe er in Weimar ein neues, wesentlich besserbestelltes Betätigungsfeld fand. Eine Rezension inder Allgemeinen Deutschen Bibliothek des Jahres1790 fand am Libretto wenig Gefallen. Die Musikzu den für die Aufnahme ausgewählten drei Arienaus dem 1. Aufzug verdient dieses Urteil keines-wegs. Die Arien (eigentlich Arietten) der Lotte „Seidmir gegrüßt, ihr holden Bäume“ (Nr. 1) und „Ach,Vater, ach, erbarmt Euch mein“ (Nr. 6) sowie derKundel „Nein, gewiß, da wird nichts draus“ (Nr. 15)erweisen Knecht als vielseitigen Bühnenkomponis-ten, auch wenn die Kirchenmusik sein ureigenstesMetier war. Letztere Arie beschließt den 1. Aufzugdurchaus effektvoll, wenn auch nicht mit einem Ensemblesatz. Eine sehr gute Sopranistin war in Bi-berach damals offenbar vorhanden.

Die Ouvertüre zum Prolog auf die Vermählungs-Feyer der königlich-würtembergischen PrinzessinKatharine mit ihrem französisch-kaiserlichen Prin-zen Jerome entstand wie die Bravour-Arie der Museder Tonkunst „Lispelt nun, ihr Flötentöne“ im Jahre1807. Beiden hört man schon an ihrer Länge, derreichen Besetzung und dem spiel- bzw. gesangs-technischen Anspruch an, dass sie über die Biber-acher Grenzen hinauszielen. (Napoleons Bruder Jé-rôme sollte ein Jahr später als König von Westpha-len Beethoven die Kapellmeisterstelle anbieten.) Diemit reichem Bläserapparat versehene RecomponirteAria zur Musikalischen Scene auf des Königs Ge-burts- (oder Namens-)fest gehörig ersetzte wohl dieArie Nr. 3 jener „Musikalischen Scene“, die Knechtim Oktober des Vor jahres geschrieben hatte, umseine lang ersehnte Anstellung am Stuttgarter Hofvoranzutreiben. Er hatte sich gerade um die Stelleeines „Königlich-Württembergischen Hofcompo-nisten oder Vice Kapellmeisters“ beworben. Der

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Geburtstag König Friedrichs war der 6. November.Knecht hat dieses Werk nach eigener Aussage in-nerhalb von 5 Tagen auf 12 Bogen sehr eng ge-schrieben in Musik gesetzt. Er hoffte, mit einer Auf-führung der neuen Arie am Namenstag des Königsam 5. März 1807 endlich an den Hof berufen zuwerden. Seine skeptischen bis missgünstigen neuenKollegen gaben dem Werk keine guten Noten: „Esist heute vormittag die von dem MusikdirektorKnecht in Biberach componirte Musikalische Sceneprobirt worden; es hat sich aber bei der Probe erge-ben, daß die Composition zwar gut, aber nicht fürden theatralischen oder Opernstil berechnet ist, son -dern sich vielmehr zur Aufführung als Kirchenmusikeignet, und daß deren Aufführung auf dem Theaterweder dem bei der Scene zu Grunde liegenden Plan,noch dem Texte selbst entsprechen dürfte.“ DasWerk war bezeichnenderweise als doppelchörigeKantate angelegt, was allerdings als archaisierendesElement in Kasualkompositionen durch aus ge-bräuch lich war, da damit das Kontinuum, in diesemFalle die unerschütterliche Macht des Herrschersmusikalisch illustriert werden sollte. Trotz aller Wi-derstände wurde Knecht einen Monat später end-lich als „Direktor beim Orchester“ angestellt. SeinStuttgarter Wirken blieb jedoch ein kurzes Inter-mezzo. Immerhin verdanken wir diesem sein be-deutendstes und umfangreichstes Bühnenwerk, dieaufwändig besetzte „grosse romantische“ Oper invier Akten Die Aeolsharfe oder Der Triumph derMusik und Liebe, die ebenfalls Frieder Bernius zuneuem Leben erweckt hat, in diesem Fall sogar erst-mals. Denn erst im Jahre 2008, 200 Jahre nach derEntstehung, kam es zur Uraufführung, von der auchein kompletter Mitschnitt vorliegt (Carus 83.220).

Deren Ouvertüre enthält unüberhörbar Anspielun-gen auf Wolfgang Amadeus Mozarts Ouvertüre zuDie Hochzeit des Figaro und durch das Schlagwerkauch auf Die Entführung aus dem Serail. (Knechthatte 1786/87 selbst eine „Entführung“ vertont.)Sie sind kein Beweis für Knechts Epigonentum, son-dern von seiner Seite ein gezielter Hinweis auf seineKennerschaft. Die Ouvertüre zeigt tatsächlich eineindividuelle Sprache mit origineller Instrumentie-rung. Knecht wollte beweisen, dass er die neuereMusikliteratur kennt und auf sie einzugehen weiß,musikalisch sozusagen ein Mann von Welt ist, ob-wohl er abseits der Musikmetropolen gelebt hat. Beiseiner Bewerbung in Stuttgart hatte er selbstbe-wusst daraufhin gewiesen, als Komponist „eineOper, sie seye heroischen, ernsthaften, tragischen,komischen oder vermischten Inhalts […] in welcherManier – ob in Mozarts, Weigl, Paisiello’s u. dergl.“verfassen zu können.

Michael Ladenburger

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Justin Heinrich Knecht’s Pastoral Symphony

The Pastoral Symphony by Justin Heinrich Knecht,Protestant Director of Music (among other posi-tions) in the free imperial city of Biberach, is repeat-edly mentioned in musicological literature as an im-portant precursor to Beethoven’s 6th Symphony.The work is still practically unknown in terms of per-formance, so that the present CD rectifies a genuineomission. The cult of heroes that has dominated thesecond half of the 19th and a large part of the 20thcentury led to an infelicitous narrowing of the musi-cal repertoire, at times sacrificing even allegedly in-ferior works by the great masters and, particularly,works by the so-called lesser masters which wereperfectly interesting and significant for the musicallife of their time. This narrowing consequently im-pairs the understanding of seemingly well-knowncompositions. Without a sufficiently wide acquain-tance with the repertoire of the period, the listenertoday is unable to either stylistically categorize orjudge the individuality and originality of a master-piece such as Beethoven’s Pastoral Symphony. Thepresent CD thus satisfies far more than just the curi -osity regarding regional music history.

The Pastoral Symphony by Knecht, who was bornfour years before Mozart and died ten years beforeBeethoven, was composed in 1782/1783. HeinrichPhilipp Bossler, publisher in Speyer, secured thepublishing rights. The first edition appeared in Janu-ary 1785. Knecht was not unknown to Beethoven,whose three early piano sonatas WoO 47 (“Kur-fürsten-Sonaten”) and a number of lesser workswere published by Bossler in 1783 and 1784. A copyof Knecht’s organ method, published in 1795–98,was found in Beethoven’s estate.

The title page of the first edition of the PastoralSymphony Le Portrait musical de la Nature ouGrande Simphonie contains an unusually elaboratedescription of the work’s program (see illustration).

The composition is a child of its time, at the heightof its time and not lacking in originality. The com-poser follows in the long tradition of pastoral music,from Vivaldi through Telemann, Haydn, LeopoldMozart, Boccherini, Rosetti, the stylistically defini-tive Mannheim School with Christian Cannabichand Ignaz Holzbauer to the dedicatee, Abbé GeorgJoseph Vogler himself. Obvious parallels to Beet -hoven’s Pastoral Symphony may therefore be basedas much on the latter’s knowledge of Knecht’s workas on the recourse to a shared tradition, from whichBeethoven, however, immediately distances himselfwith the remark “more the expression of feelingthan painting”.

Knecht’s symphony is situated between the numer-ous works which the composer wrote for the capa-bilities of amateur musicians at home and those in-tended to promote his fame abroad. The formergroup includes 24 singspiels and other stage music,composed between 1763 and 1816.

Selected Vocal Works and Ouvertures

A selection of arias serves to round off the portrait ofthe composer Knecht. Der Schulz im Dorfe oder derverliebte Herr Doctor (“Sheriff in the village or Doctor in love”), a “comic opera” in three acts wascomposed in November 1788, not long after thesymphony. Knecht added a fourth act in 1800. Likethe first version, the expanded work was performedfour times by the united Catholic and Protestant

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“Comoedianten-Gesellschaft” and this was to ben-efit the improvement and refurbishment of the the-ater in Biberach. For a short while Knecht’s patron,Christoph Martin Wieland had been director of thetheater before moving on to a new, far better fieldof activity in Weimar. The three arias (or rather, ariettas) sung by Lotte “Seid mir gegrüßt, ihr hol denBäume” (no. 1) and “Ach, Vater, ach, erbarmt Euchmein” (no. 6) and Kundel “Nein, gewiss, da wirdnichts draus” (no. 15 in the first act) show Knecht tobe a thoroughly versatile stage composer even if sa-cred music was his principal field. The last-namedaria forms a very effective finale to the first act, eventhough it is not part of an ensemble piece. TheOverture to the Prolog auf die Vermählungs-Feyerder königlich-würtembergischen Prinzessin Katha-rine mit ihrem französisch-kaiserlichen Prinzen Je-rome, like the bravura aria of the Muse of musicalart “Lispelt nun, ihr Flötentöne,” was composed in1807. It is clear from their length, the rich scoringand the vocal and instrumental difficulties that bothworks were intended for a wider circle beyond theboundaries of Biberach. (One year later, Napoleon’sbrother Jérôme, King of Westphalia, would offerBeetho ven the Kapellmeister position.) The Recom-ponirte Aria zur Musika lischen Scene auf desKönigs Geburts- (oder Namens-)fest ge hö rig waspresumably intended to replace aria no. 3 of the“Musi kalische Scene,” which Knecht had com-posed in October of the previous year for the birth-day of King Friedrich in order to promote his longsought-after appointment at the court in Stuttgart.Knecht hoped that a performance of the new ariaon the King’s name day, 5 March 1807, would final-ly lead to the offer of a court position. In spite ofsome opposition, he was indeed appointed “direc-tor of the orchestra” a month later, but his employ-

ment in Stuttgart remained a short intermezzo. Itdid, however, result in his largest and most signifi-cant stage work, the elaborately cast ‘grand roman-tic’ opera in four acts, Die Aeolsharfe oder Der Tri-umph der Musik und Liebe (“The Aeolian Harp, orThe Triumph of Music and Love”), which was alsorevived by Frieder Bernius, in this case for the firsttime. The premiere of the opera, of which a com-plete recording was made (Carus 83.220) tookplace in the year 2008, 200 years after its creation.

Its overture contains unmistakable references toWolfgang Amadeus Mozart’s overture to The Mar-riage of Figaro and, in the use of percussion, also toDie Entführung aus dem Serail (Knecht himself hadcomposed a “Entführung” in 1786/87). They donot prove Knecht to be an epigone; rather, he delib-erately draws attention to his connoisseurship. In-deed, the overture demonstrates an individual lan-guage with original instrumentation. Knecht want-ed to prove that he was acquainted with the newestmusic repertoire and able to be responsive, in otherwords, that he was musically a “man of the world.”

Michael LadenburgerTranslation (abridged): David Kosviner

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La couverture de la première édition de la Sym-phonie pastorale « Le Portrait musical de la Natureou Grande Sinfonie » informe avec une richesse dedétails inhabituelle sur le programme de l’œuvre(voir illustration et transcription p. 6).

Typique de l’époque, la composition est au sommetde son temps et ne manque pas d’originalité. Lecompositeur renoue avec la longue tradition desmusiques pastorales, de Vivaldi en passant parTelemann, Haydn, Leopold Mozart, Boccherini,Rosetti, l’Ecole de Mannheim au style caractéris-tique avec Christian Cannabich et Ignaz Holzbauerjusqu’au dédicataire, l’Abbé Georg Joseph Voglerlui-même. Des parallèles manifestes dans la Sym-phonie pastorale de Beethoven peuvent donc toutautant reposer sur la connaissance de l‘œuvre deKnecht que sur le recours à cette même tradition.Mais Beethoven ne manqua pas de prendre aus-sitôt ses distances par rapport à celle-ci avec sa re-marque « plus d’expression des sentiments quepeinture ».

La Symphonie de Knecht s’inscrit entre les nom-breuses œuvres qu’il écrivit pour les possibilités desmusiciens amateurs locaux et les œuvres parlesquelles il voulait se constituer une réputation àl’extérieur. Au premier groupe comptent aussi 24singspiels et diverses musiques de scène écrites en-tre 1763 et 1816.

Œuvres vocales et ouvertures choisies

Le choix d’airs peut aider à compléter l’image ducompositeur Knecht. Il composa l’« opéra comique »en trois actes Le maire de village ou le docteuramoureux en novembre 1788, donc à peu près en

La Symphonie pastorale de Justin Heinrich Knecht

La Symphonie pastorale de Justin Heinrich Knecht,e. a. directeur de la musique protestante de la ville li-bre de Biberach est régulièrement mentionnée dansla littérature musicologique comme un précurseurimportant de la Symphonie n° 6 de Beethoven. Lapratique musicale ignore encore et toujours cetteœuvre si bien que ce CD comble une véritable la-cune. Le culte héroïque qui domine la deuxièmemoitié du 19e siècle et encore une grande partie du20e siècle a entraîné un rétrécissement regrettabledu répertoire musical, dont sont parfois victimesdes œuvres supposées secondaires des grandsmaîtres eux-mêmes et très souvent les œuvres toutà fait intéressantes et représentatives de la vie mu-sicale de l’époque des maîtres dits mineurs. Cetterestriction entrave par conséquent la compréhen-sion de compositions soi-disant bien connues. Maissans une connaissance suffisamment large du ré per -toire de l’époque, l’auditeur actuel ne peut ni classerles styles ni juger de l‘individualité et de l’originalitéd’un chef-d’œuvre tel que la Pastorale de Beet -hoven. L’enregistrement présent ne se contentedonc pas et de loin de satisfaire une simple curiositéenvers l’histoire musicale régionale.

La Symphonie pastorale de Knecht, qui est né quatreans avant Mozart et mort 10 ans avant Beethoven,date de 1782/1783. L’éditeur de Spire Heinrich Phi -lipp Bossler s’assura les droits d’édition. La premièreédition parut en janvier 1785. Beethoven, dont lestrois premières sonates pour le piano WoO 47 (« Sonates à l’Électeur ») et quelques autres petitesœuvres étaient parues en 1783 et 1784 chezBossler, connaissait Knecht. On a retrouvé dans sasuccession un exemplaire de la méthode d’orgue dece dernier parue en 1795–98.

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la cour de Stuttgart auquel il aspirait depuis long -temps. En faisant représenter le nouvel air pour lejour de la fête du roi le 5 mars 1807, Knecht es-pérait être enfin appelé à la cour. Malgré quelquesrésistances, il fut effectivement employé un moisplus tard comme « directeur d’orchestre ». Son pas-sage à Stuttgart resta cependant un bref intermède.Nous lui devons quand même son œuvre scéniquela plus significative et la plus volumineuse, La Harped’Éole ou le Triomphe de la musique et de l’amour,« grand opéra romantique » en quatre actes à ladistribution fastueuse, que Frieder Bernius a suégale ment faire renaître, dans ce cas même pour lapremière fois. Car ce n’est qu’en 2008, 200 ansaprès sa genèse, que l’œuvre a fait l’objet d’unecréation dont il existe aussi un enregistrement com-plet (Carus 83.220).

Son ouverture contient des allusions évidentes àl’ouverture de Wolfgang Amadeus Mozart des No-ces de Figaro et les percussions évoquent aussiL’Enlèvement au sérail. (Knecht avait lui-mêmecomposé un « Enlèvement » en 1786/87.) Cecin’est pas la preuve du caractère épigonal de Knechtmais un indice clair de sa culture musicale. L’ouver-ture révèle en effet un idiome individuel servi parune instrumentation originale. Knecht voulait prou -ver qu’il connaissait la littérature musicale récenteet savait la manier, pour ainsi dire en homme dumonde musical.

Michael LadenburgerTraduction (abrégée) : Sylvie Coquillat

même temps que la Symphonie. Knecht ajouta un4e acte en 1800. Comme la première version, l’œu-vre complétée fut donnée à quatre reprises par laSociété des comédiens catholiques et protestantsréunis, et ce au profit de la rénovation et de l’em-bellissement du Théâtre de Biberach. Son directeurChristoph Martin Wieland avait été pour peu detemps le mécène de Knecht avant de trouver àWeimar un nouveau champ d’action beaucoupmieux situé. Les trois airs (en fait ariettes) de Lotte« Seid mir gegrüßt, ihr holden Bäume » (n° 1) et « Ach, Vater, ach, erbarmt Euch mein » (n° 6) et deKundel « Nein, gewiss, da wird nichts draus » (n°15 du 1er acte) révèlent Knecht comme un compo -siteur de scène polyvalent, même si la musiqued’église est son métier le plus personnel. Le n° 15conclut le 1er acte avec beaucoup d’effet, même sice n’est pas sur une composition d’ensemble. L’ou-verture au Prologue sur la cérémonie du mariagede la princesse royale de Wurtemberg Katharineavec son prince français impérial Jérôme date de1807, tout comme l’air de bravoure de la muse del’art musical « Lispelt nun, ihr Flötentöne ». Lalongueur, la riche distribution et les exigences tech-niques du jeu et du chant des deux œuvres mon-trent bien qu’elles visaient à dépasser les frontièresde Biberach. (Le frère de Napoléon, Jérôme, roi deWestphalie, devait proposer le poste de maître dechapelle à Beethoven un an plus tard.)

L’Air recomposé appartenant à la scène musicalepour l’anniversaire (ou la fête) du roi doté d’unriche ensemble d’instruments à vent remplaçaitsans doute l’air n° 3 de cette « Scène musicale » queKnecht avait écrite en octobre de l’année précé-dente pour l’anniversaire du roi Friedrich afin dedonner une impulsion à sa recherche d’un emploi à

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Die Hofkapelle Stuttgart, 2006 von Frieder Berniusin Ergänzung zum Barockorchester Stuttgart ge-gründet, widmet sich auf historischen Instrumentendem Repertoire der ersten Hälfte des 19. Jahrhun-derts. Einen Schwerpunkt bildet die Ausgrabungmusikhistorischer Schätze, besonders aus dem süd-westdeutschen Raum (Kalliwoda, Knecht, Holzbau-er). Hofkapelle und Barockorchester Stuttgart wer-den regelmäßig zu internationalen Festivals (Rom,Salzburg, Göttingen, Dresden) eingeladen. Ihre CD-Produktionen sind vielfach preisgekrönt: Die MissaDei Patris von Jan Dismas Zelenka wurde für denCannes Classical Award nominiert, die Schauspiel-musik zu Shakespeares Ein Sommernachtstraumvon Felix Mendelssohn Bartholdy durch Rondo aus-gezeichnet und mit dem Stern des Monats in derZeitschrift Fono Forum bedacht. Burgmüllers Sinfo-nien Nr. 1 & 2 und Zelenkas Missa votiva erhieltenbeide den Diapason d’Or, das Requiem W. A. Mo-zarts den Diapason d’Or de l’année 2003; BachsOsteroratorium wurde in die Bestenliste des Preisesder Deutschen Schallplattenkritik aufgenommen.Die Einspielung von Bachs h-Moll-Messe war Edi-tor’s choice des Magazins Gramophone. CherubinisRequiem in c wurde mit dem pizzicato SupersonicAward ausgezeichnet.

Sarah Wegener lässt sich stilistisch nicht festlegen.Sie interpretiert genauso gerne Alte Musik in feiner,kammermusikalischer Besetzung mit gerader Ton -gebung wie Romantik mit großem Orchesterappa-rat in ausladender Tongebung, oder Neue Musikmit Mikrointervallen. Nach dem Studium in Stutt-gart (Abschluss mit Auszeichnung), vertiefte SarahWegener ihre Studien mit Cornelis Witthoefft, Dame Gwyneth Jones und Renée Morloc. Inner-halb kurzer Zeit wurde sie zur international gefrag-ten Interpretin verschiedenster Stilrichtungen, z. B.:UA BLUTHAUS, G. F. Haas (Schwetzinger Fest -spiele), Brahms’ Requiem (Konzerthaus Berlin),Kam mermusik Schumann/Brahms/Hindemith (Kon-zert tournee und CD-Einspie lung mit H. Holliger),Virtuose geistliche Alte Musik (Kloster Lorch), OperOrfeo ed Euridice und Tournee mit c-Moll Messe(F. Bernius).

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Sarah Wegener

Geburtstag König Friedrichs war der 6. November.Knecht hat dieses Werk nach eigener Aussage in-nerhalb von 5 Tagen auf 12 Bogen sehr eng ge-schrieben in Musik gesetzt. Er hoffte, mit einer Auf-führung der neuen Arie am Namenstag des Königsam 5. März 1807 endlich an den Hof berufen zuwerden. Seine skeptischen bis missgünstigen neuenKollegen gaben dem Werk keine guten Noten: „Esist heute vormittag die von dem MusikdirektorKnecht in Biberach componirte Musikalische Sceneprobirt worden; es hat sich aber bei der Probe erge-ben, daß die Composition zwar gut, aber nicht fürden theatralischen oder Opernstil berechnet ist, son -dern sich vielmehr zur Aufführung als Kirchenmusikeignet, und daß deren Aufführung auf dem Theaterweder dem bei der Scene zu Grunde liegenden Plan,noch dem Texte selbst entsprechen dürfte.“ DasWerk war bezeichnenderweise als doppelchörigeKantate angelegt, was allerdings als archaisierendesElement in Kasualkompositionen durch aus ge-bräuch lich war, da damit das Kontinuum, in diesemFalle die unerschütterliche Macht des Herrschersmusikalisch illustriert werden sollte. Trotz aller Wi-derstände wurde Knecht einen Monat später end-lich als „Direktor beim Orchester“ angestellt. SeinStuttgarter Wirken blieb jedoch ein kurzes Inter-mezzo. Immerhin verdanken wir diesem sein be-deutendstes und umfangreichstes Bühnenwerk, dieaufwändig besetzte „grosse romantische“ Oper invier Akten Die Aeolsharfe oder Der Triumph derMusik und Liebe, die ebenfalls Frieder Bernius zuneuem Leben erweckt hat, in diesem Fall sogar erst-mals. Denn erst im Jahre 2008, 200 Jahre nach derEntstehung, kam es zur Uraufführung, von der auchein kompletter Mitschnitt vorliegt (Carus 83.220).

Deren Ouvertüre enthält unüberhörbar Anspielun-gen auf Wolfgang Amadeus Mozarts Ouvertüre zuDie Hochzeit des Figaro und durch das Schlagwerkauch auf Die Entführung aus dem Serail. (Knechthatte 1786/87 selbst eine „Entführung“ vertont.)Sie sind kein Beweis für Knechts Epigonentum, son-dern von seiner Seite ein gezielter Hinweis auf seineKennerschaft. Die Ouvertüre zeigt tatsächlich eineindividuelle Sprache mit origineller Instrumentie-rung. Knecht wollte beweisen, dass er die neuereMusikliteratur kennt und auf sie einzugehen weiß,musikalisch sozusagen ein Mann von Welt ist, ob-wohl er abseits der Musikmetropolen gelebt hat. Beiseiner Bewerbung in Stuttgart hatte er selbstbe-wusst daraufhin gewiesen, als Komponist „eineOper, sie seye heroischen, ernsthaften, tragischen,komischen oder vermischten Inhalts […] in welcherManier – ob in Mozarts, Weigl, Paisiello’s u. dergl.“verfassen zu können.

Michael Ladenburger

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Frieder Bernius

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Die Arbeit des Dirigenten Frieder Bernius hat inter-national Anerkennung gefunden. Seine künstleri-schen Partner sind vor allem die von ihm gegründe-ten Ensembles Kammerchor Stuttgart, Barockor-chester Stuttgart, Hofkapelle Stuttgart undKlassische Philharmonie Stuttgart. Größte stilisti-sche Vielseitigkeit zeichnet Frieder Bernius aus: ObVokalwerke von Monteverdi, Bach, Händel, Mo-zart, Beethoven, Fauré und Ligeti, Schauspielmusi-ken von Mendelssohn oder Sinfonien von Haydn,Burgmüller und Schubert: Stets zielt seine Arbeitauf einen am Originalklangideal orientierten, zu-gleich unverwechselbar persönlichen Ton. Wieder-entdeckungen von Opern des 18. Jahrhundertswidmet er sich ebenso wie Uraufführungen zeitge-nössischer Kompositionen. Sein besonderes Inte-resse gilt der südwestdeutschen Musikgeschichte.Konzertreisen führten ihn zu allen wichtigen inter-nationalen Festivals sowie mehrfach nach Fernost,Kanada, Israel, Australien und in die USA. Viermalleitete er bislang den Weltjugendchor, viermal gas-tierte er bei den Weltsymposien für Chormusik. AlsGastdirigent hat er u. a. mit der Deutschen Kam-merphilharmonie Bremen, dem London Philharmo-nic Orchestra und dem Stuttgarter Kammerorches-ter zusammengearbeitet. Seit 1999 ist er der Strei-cherakademie Bozen eng verbunden, erkooperierte mit der Ruhrtriennale und den Ruhr-festspielen. Rund achtzig Einspielungen hat FriederBernius bislang vorgelegt, die mit mehr als 25 inter-nationalen Preisen ausgezeichnet wurden. DieStadt Leipzig hat Frieder Bernius die Bach-Medailleverliehen.

Sarah Wegener studied in Stuttgart with BernhardJaeger-Böhm. After graduating with distinction,she continued her studies in Lieder interpretationwith Cornelis Witthoefft and in 2007, won firstprize at the International Max Reger Competitionfor voice and piano duos in Weiden. She has rapid-ly developed an international career and has al-ready sung with leading conductors and ensem-bles. As well as numerous appearances in leadingconcert halls, several radio productions and CDrecordings document Sarah Wegener’s artisticachievements.

The Hofkapelle Stuttgart, founded in 2006 byFrieder Bernius to complement the BarockorchesterStuttgart, concentrates on repertoire from the 19thcentury performed on authentic instruments. Oneof its main focusses is the rediscovery of musically-historical treasures, particularly works from thesouthwest German region (by composers such asKalliwoda, Knecht and Holzbauer). Both orchestrasregularly perform at international festivals (Rome,Salzburg, Göttingen, Dresden, etc.). CD produc-tions by both groups have received many awards:the Missa Dei Patris by Jan Dismas Zelenka wasnominated for the Cannes Classical Award, and theIncidental Music to Shakespeare’s Ein Sommer-nachtstraum by Mendels sohn Bartholdy was hon-ored by Rondo magazine and awarded the Star ofthe Month prize by Fono Forum magazine. Burg-müllers Sinfonien Nr. 1 & 2 and Zelenkas Missa vo -tiva both received the Diapason d’Or, Mozart’s Re-quiem the Diapason d’or de l’année 2003 andBach’s Easter Oratorio was included in the Quarter-ly Critics’ Choice of the German Record Critics’Award. The group’s recording of Bach’s B MinorMass was Editor’s Choice in Gram ophone maga-

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zine. Cherubinis Requiem in c was awarded thepizzicato Supersonic Award.

The work of Frieder Bernius is internationally ac-claimed around the world. His main artistic partnersare the four ensembles founded by him: the Kam-merchor Stuttgart, Barockor chester Stuttgart, Hof -kapelle Stuttgart and the Klas sische PhilharmonieStuttgart. Frieder Bernius is known for his enormousstylistic versatility. Whether directing vocal works byMonteverdi, Bach, Handel, Mozart, Beethoven, Fau -ré and Ligeti, the stage music of Mendelssohn orsymphonies by Haydn, Burg müller and Schubert, heis always aiming for a musical ideal orientated tooriginal period sound, and at the same time unmis-takably personal. He devotes himself to the rediscov-ery of 18th century operas on the one hand, and firstperformances of contemporary composi tions on theother. He is particularly inter ested in the musical his-tory of southwestern Germany. He has given con-certs at all the major inter national festivals in addi-tion to repeatedly touring in the Far East, Canada, Is-rael, Australia and the USA. He has directed theWorld Youth Choir four times and has also been aguest at four World Choral Music Symposiums. As aguest conductor, he has appeared with such orches-tras as the Deutsche Kammerphilharmonie Bremen,the London Philharmonic Orchestra and the Stutt -garter Kammerorchester. Since 1999 he has main-tained close ties to the Streicherakademie Bozen,and he worked together with the Ruhr Triennale andthe Ruhr Festival. To date Frieder Bernius has madeabout eighty recordings, which have been honoredwith more than 25 international record awards. Thecity of Leipzig awarded Frieder Bernius the BachMedal.

Sarah Wegener a étudié à Stuttgart auprès de Bern-hard Jaeger-Böhm. Après son diplôme avec les féli-citations, elle a poursuivi ses études dans la classe delied de Cornelis Witthoefft et a remporté en 2007 le1er prix du Concours international Max Reger pourduo de lied à Weiden. En très peu de temps, elle estdevenue une interprète demandée sur la scène in-ternationale et a déjà été conviée à travailler avecdes chefs et ensembles renommés. En dehors denombreuses prestations sur des grandes scènes deconcert, le travail artistique de Sarah Wegener estaussi documenté dans des productions radiopho-niques et des enregistrements pour le CD.

La Hofkapelle Stuttgart, créée en 2006 par FriederBernius pour compléter le Barockorchester Stutt gart,se consacre au répertoire du 19ème siècle sur des ins-truments historiques. Un centre de gravité est la re-découverte de trésors de l’histoire de la musique, no-tamment dans la région du sud-ouest de l’Alle-magne (Kalliwoda, Knecht, Holzbauer). Hofkapelleet Barockorchester Stuttgart sont les hôtes réguliersde festivals internationaux (Rome, Salzbourg, Göt-tingen, Dresde). Leurs productions pour le CD sesont vues décerner des prix à plusieurs reprises : laMissa Dei Patris de Jan Dismas Zelenka a été nomi-née pour le Cannes Classical Award, la musique descène du Songe d’une Nuit d’été de Félix Mendels-sohn Bartholdy d’après Shakespeare a été distinguéepar Rondo et a remporté l’Étoile du mois de la revueFono Forum. Les Symphonies n° 1 & 2 de Burgmül-ler et la Missa votiva de Zelenka ont obtenues cha-cune le Diapason d’Or. Le Requiem de W. A. Mozarta obtenu le Diapason d’or de l’année 2003, l’Orato-rio de Pâques de Bach figure dans la liste desmeilleurs enregistrements du prix de la Critique alle-mande du disque. L’enre gistrement de la Messe en si

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mineur de Bach a été editor’s choice de la revue Gra-mophone. Le Requiem en ut mineur de Cherubini aété récompensé du pizzicato Supersonic Award.

Le travail du chef d’orchestre Frieder Bernius est re-connu dans le monde entier. Ses partenaires artis-tiques sont avant tout les ensembles qu’il a créés, leKammerchor Stuttgart, le Barockorchester Stutt-gart, la Hofkapelle Stuttgart et la Klassische Philhar-monie Stuttgart. Une grande polyvalence stylistiquecaractérise Frieder Bernius : que ce soit des œuvresvocales de Monteverdi, Bach, Haendel, Mozart,Beethoven, Fauré et Ligeti, des musiques de théâtrede Mendelssohn ou des symphonies de Haydn,Burgmueller et Schubert – son travail vise toujoursune sonorité proche de l’idéal sonore original, maisen même temps personnelle et unique. Il seconsacre aussi bien à des redécouvertes d’opéras du18ème siècle qu’à des créations d’œuvres contempo-raines. Il s’intéresse particulièrement à l’histoire de lamusique de l’Allemagne du sud-ouest. Ses tournéesde concert l’ont mené à tous les festivals internatio-

naux im portants ainsi qu’à plusieurs reprises en Ex-trême-Orient, au Canada, en Israël, Australie et auxÉtats-Unis. A ce jour, il dirigea quatre fois le ChœurMondial des Jeunes, il se produisit quatre fois auxSymposiums Mondiaux de Musique Chorale. Entant que chef invité, il a notamment travaillé avec laDeutsche Kammerphilharmonie de Brême, le Lon-don Philharmonic Orchestra et le Stuttgarter Kam-merorchester. Depuis 1999, il entre tient une relationprivilégiée avec la Streicheraka demie Bozen. Il a co-opéré avec la Ruhrtriennale et le Festival de la Ruhr.À ce jour, Frieder Bernius a enregistré environ 80disques, distingués par plus de 25 prix internatio-naux du disque. La ville de Leipzig décernait la mé-daille Bach au chef Frieder Bernius.

Photos: p. 13: Sarah Wegener (Simon Wagner)p. 14: Frieder Bernius (Gudrun Bublitz)p. 17: Hofkapelle Stuttgart;

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mineur de Bach a été editor’s choice de la revue Gra-mophone. Le Requiem en ut mineur de Cherubini aété récompensé du pizzicato Supersonic Award.

Le travail du chef d’orchestre Frieder Bernius est re-connu dans le monde entier. Ses partenaires artis-tiques sont avant tout les ensembles qu’il a créés, leKammerchor Stuttgart, le Barockorchester Stutt-gart, la Hofkapelle Stuttgart et la Klassische Philhar-monie Stuttgart. Une grande polyvalence stylistiquecaractérise Frieder Bernius : que ce soit des œuvresvocales de Monteverdi, Bach, Haendel, Mozart,Beethoven, Fauré et Ligeti, des musiques de théâtrede Mendelssohn ou des symphonies de Haydn,Burgmueller et Schubert – son travail vise toujoursune sonorité proche de l’idéal sonore original, maisen même temps personnelle et unique. Il seconsacre aussi bien à des redécouvertes d’opéras du18ème siècle qu’à des créations d’œuvres contempo-raines. Il s’intéresse particulièrement à l’histoire de lamusique de l’Allemagne du sud-ouest. Ses tournéesde concert l’ont mené à tous les festivals internatio-

naux im portants ainsi qu’à plusieurs reprises en Ex-trême-Orient, au Canada, en Israël, Australie et auxÉtats-Unis. A ce jour, il dirigea quatre fois le ChœurMondial des Jeunes, il se produisit quatre fois auxSymposiums Mondiaux de Musique Chorale. Entant que chef invité, il a notamment travaillé avec laDeutsche Kammerphilharmonie de Brême, le Lon-don Philharmonic Orchestra et le Stuttgarter Kam-merorchester. Depuis 1999, il entre tient une relationprivilégiée avec la Streicheraka demie Bozen. Il a co-opéré avec la Ruhrtriennale et le Festival de la Ruhr.À ce jour, Frieder Bernius a enregistré environ 80disques, distingués par plus de 25 prix internatio-naux du disque. La ville de Leipzig décernait la mé-daille Bach au chef Frieder Bernius.

Photos: p. 13: Sarah Wegener (Simon Wagner)p. 14: Frieder Bernius (Gudrun Bublitz)p. 17: Hofkapelle Stuttgart; Digital Booklet

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– Le Portrait musical de la Nature ou Grande Symphonie für Orchester

Drei Arien aus „Der Schulz im Dorfe oder Der verliebte Herr Doctor“Komische Oper in drei Aufzügen

Seid mir gegrüßt, ihr holden Bäume, ihr grünen Linden, seid gegrüßt!Ihr seid oft die schönsten Träume, wenn unter euch, ihr holden Bäume,mein Auge sich mit Tränen schließt.Hier lass ich mich oft traurig nieder, und lüfte mein gepresstes Herz.Die Nachtigall singt ihre Lieder, und Wald und Felder tönen wieder,ich singe meiner Liebe Schmerz.

Ach Vater, ach, erbarmt euch mein, es ist kein Ungehorsam, nein,mein Herz ist nicht mehr hier.Eh’ als es oft ein Mädchen denkt, ist schon ihr zartes Herz verschenkt,was kann ich denn dafür?

Nein, gewiss, da wird nichts draus, nein, der Kerl soll sie nicht haben:Nein, ich hack ihm, wie die Raben, seine beiden Augen aus!Doktor, nein, da wird nichts draus.

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51 Le Portrait musical de la Nature ou Grande Symphoniefor orchestra

Three arias from “Sheriff in the village, or Doctor in love”Comic opera in three acts

Greetings to you lovely trees,you green lime trees, greetings!You often grant the most beautiful dreamswhen beneath you, you lovely trees,my eyes close with tears.Here I often recline sadly, and ease my afflicted heart.The nightingale sings her songs,woodland and fields re-echo,I sing my sad song of love.

Ah, father, pity me,it is not disobedience, no,my heart is no longer here.Often, before a maiden knows,her tender heart is given,what can I do about it?

No, certainly nothing will come of it,no, the wretch shall not have her.No, like a raven I shall hack out both of his eyes!Doctor, no, nothing will come of it.

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Ouvertüre zum Prolog auf die Vermählungs-Feier der königlich-württembergischen Prinzessin Katharine mit ihrem französisch-kaiserlichen Prinzen Jérôme

Bravour-Aria zur Musikalischen Szene auf des Königs Geburts- (oder auch Namens-)fest gehörig

Lispelt nun, ihr Flötentöne, lispelt wie der sanfte West!Denn die feiernde Kamöne1

singt des großen Freundes Fest.Ha! zu still für die Gefühle steigender Begeisterung,mischet auch zum Saitenspiele, und so folget meinem Schwung!Die ihr ringsum mich belauschet, auf, Dryaden2, werdet wach!Ihr vereinten Stimmen lauschet meinem Jubelliede nach.

Ouvertüre aus „Die Aeolsharfe oder Der Triumph der Musik und Liebe“Romantische Oper in vier Akten

1 Camena: römische Göttin, Quellnymphe, Muse2 Baumgeister

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Ouverture to the prolog upon the celebration ofthe wedding of the Royal Princess Katharine ofWürttemberg with the French Imperial PrinceJerome.

Bravura aria for the musical celebration at a festival for the King’s birthday (or name day)

Whisper, you fluted tones, whisper like the gentle west!For the celebrating Camena1

sings of the great feast of friendship.Ha! too calm for rising feelingsof enthusiasm,blend with music of the strings,and so follow my rhythm!You who listen around me,you dryads2, awaken!Your united voices hearkento my jubilant song.

Ouverture from “The Aeolian Harp, or The Triumph of Music and Love”Romantic opera in four acts

1 Roman goddess, naiad, muse2 wood nymphs

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JohannWenzelKalliwoda

Daniel Sepec, ViolinoPierre-André Taillard, ClarinettoHofkapelle Stuttgart

Frieder Bernius

Orchesterwerke Orchestral works

NorbertBurgmüller

Klavierkonzertop. 1

Entr’actes op. 17

Tobias Koch, PianoforteHofkapelle Stuttgart

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