K 5060 1. Juni 2019 IHK Nord Westfalen 7 20 -5!

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IT-STRATEGIE-KONGRESS Allianzen schmieden 60 EMSCHER-LIPPE Wandel braucht Flächen 56 Nord Westfalen Informationen der IHK Nord Westfalen 6| 2019 K 5060 1. Juni 2019

Transcript of K 5060 1. Juni 2019 IHK Nord Westfalen 7 20 -5!

IT-STRATEGIE-KONGRESS

Allianzen schmieden 60EMSCHER-LIPPE

Wandel braucht Flächen 56

Nord WestfalenInformationen derIHK Nord Westfalen

6|2019K 50601. Juni 2019

AusrufeZeichen

Mutig unterwegsNord-Westfalen ist keine Insel: Die Entwicklungen auf dem Weltmarkthaben daher auch Auswirkungen auf die Wirtschaft im Münsterlandund in der Emscher-Lippe-Region. Besonders betroffen sind Industrie-unternehmen, die auf ausländischen Märkten aktiv sind. Die zuneh-mende Verunsicherung in der Weltwirtschaft geht nicht spurlos an ih-nen vorbei. Entsprechend ist laut einer aktuellen IHK-Umfrage ihreBereitschaft, im Ausland zu investieren, gesunken.

Die Betriebe aus Nord-Westfalen sind jedoch weiter-hin mutiger in der Welt unterwegs als der Bundes-durchschnitt: Während deutschlandweit der Anteilder Unternehmen, die im Ausland investieren wol-len, auf 46 Prozent zurückgegangen ist, liegt dieserin der Region bei 52 Prozent. Die überdurchschnitt-liche Risikobereitschaft der regionalen Wirtschaftresultiert nicht zuletzt wohl aus der Summe der vie-len „Hidden Champions“, die in ihren speziellenMarktnischen weltweit eine führende Stellung ein-nehmen. Ihre langfristig orientierte Sichtweise, dieauch in schwierigen Zeiten ein Durchhalten in denfür sie strategisch wichtigen Märkten erlaubt, ja for-dert, hat Bestand.

In dieses Bild passen zwei weitere Umfrageergebnis-se, mit denen die nord-westfälische Industrie vonallgemeinen Trends abweicht und sich gleichzeitig selbst charakteri-siert: Entgegen der bundesweiten Entwicklung ist unter den hiesigenmittelständischen Unternehmen mit bis zu 500 Beschäftigten der An-teil derjenigen, die Auslandsaktivitäten planen, von 35 auf 44 Prozentgestiegen. Zudem hat – anders als im Bundestrend – die Kostenerspar-nis als Investitionsmotiv bei den nord-westfälischen Industrieunter-nehmen kräftig an Bedeutung verloren: Von knapp 30 auf 12 Prozent.Stattdessen stehen Markterschließung und Vertrieb als Motive deutlichim Fokus.

Dies ist ganz nebenbei ein starkes Signal der Treue an den StandortNord-Westfalen. Es unterstreicht aber auch, dass die guten Standort-bedingungen vor Ort umso wichtiger sind für den Erfolg der Unter-nehmen, die mit ihren Aktivitäten über Grenzen gehen und so Wachs-tumsimpulse aus aller Welt nach Nord-Westfalen holen. Das solltebelohnt werden.

wirtschaftsspiegel 6 · 2019 3www.ihk-nordwestfalen.de

Dr. F.-Hans Grandin

Foto: HUESKER

Dr. F.-Hans GrandinVorsitzender im IHK-Außenwirtschaftsausschuss(Geschäftsführer der HUESKER Synthetic GmbH)

14____Viele gute Gründe(r)Warum Nord-Westfalen mehrUnternehmer braucht und wasdie IHK dafür unternimmt

16____Reif für ein UnternehmenVerena Porzelt startet mitAnfang 40 durch – mit Catering,einer Kochschule und ganz vielLeidenschaft

18____„Gründern eine Bühne geben“Interview mit NRW-Wirtschafts-minister Andreas Pinkwart

19____Gespür für den Markt„Gründer haben ein Strahlen inden Augen“, sagt Mehrfach-Unternehmer Sebastian Janus

22____Start-ups als Chance für alleZusammenarbeit von Start-upsund Mittelständlern nutztbeiden

Titelthema34____Notfalls nach Berlin

Neue Allianz für den Ausbau derBahnstrecke Münster-Lünen-Dortmund

36____Mit dem Mut der KaufleuteViele Experteninfos zum Einzel-handel online gab es beim„Smart Store Hub Bocholt“

38____„Die richtige Entscheidung“Studium und Beruf meisterten105 IHK-Absolventen

41____Deutschlands beste TüftlerJugend-forscht-Gewinner aus derRegion beim Bundeswettbewerb

52____Intelligent produzierenWie künstliche Intelligenz denArbeitsalltag verändert

54____Nicht nur NotenJunge Talente über Berufsfeld-erkundung im Betrieb gewinnen

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Themen

56____Kein Platz, und nun?Der Strukturwandel in der Em-scher-Lippe-Region brauchtneue Flächen

60____Neue Allianzen schmiedenBeim IT-Strategie-Kongress war-fen Top-Manager einen Blick indie Zukunft der Digitalisierung

Die IHK zu Dortmund und die IHKNord Westfalen unterstützen dieStädte und Gemeinden, die aufverlässliche Zusagen für den Aus-bau der Bahnstrecke Münster-Lünen-Dortmund dringen..................................................Seite 34

Notfallsnach Berlin

Robotik und künstliche Intelligenzverändern die Produktionsbedin-gungen in Unternehmen. Eine IHK-Veranstaltung zeigt die Chancenfür den Mittelstand..................................................Seite 52

Intelligentproduzieren

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WIRTSCHAFTSSPIEGEL ALS APP

Mehr: www.ihk-nw.de/app

Inhalt

105 Absolventen derIHK-Studiengängeerhielten im Mai ihreBachelorurkunden.Sie sind studiertePraktiker mit glän-zenden Berufsaus-sichten.

.................................................Seite 38

„Die richtigeEntscheidung“

Kein Platz, und nun?Neue Flächen für Unternehmen und Arbeitsplätze werden für denStrukturwandel in der Emscher-Lippe-Region dringend gebraucht.Einige Kommunen wollen die Herausforderung durch aktuelle Projek-te meistern. Bei „gate.ruhr“ in Marl zum Beispiel sollen zahlreicheGrundstücke auch als Industriegelände ausgewiesen werden.......................................................................................Seite 56

350 Geschäftsführer und IT-Experten warfen beimIT-Strategie-Kongress in Münster einen Blick in dieZukunft der Digitalisierung. Mit dabei waren unteranderem Microsoft-Manager Thorsten Herrmann(Foto) und Klaus Bürg von Amazon Web Services.............................................................................. Seite 60

Blick in die Zukunft

Rubriken64____Bildung und Personal

• Kollegen sorgen fürUnterschied

• Kluge Köpfe als wichtigesKapital

• Ungenutztes Potenzial heben• Fachkräfte früh begeistern• Studium mit Ausbildung

72____Bauen und Erhalten• Umnutzung statt Neubau• Moderner Hallenbaumit System

• Attraktive Lichtspiele

VerlagsSpezial

IHK Nord Westfalen0251 7070 (Münster)0209 3880 (Gelsenkirchen)02871 99030 (Bocholt)

TELEFONNUMMERN

80____LebensWert

81____Spezialisten

82____SchlussPunkt

Norbert Jorek istBiologe, Teich- undGartenbauspezialistund Taucher. Auf sei-nem NaturaGart-Ge-lände in Dörenthehat er ein riesiges„Freilandlabor“ mitgroßen Teichen undGärten für viele Be-sucher angelegt............................................................. Seite 81

Spezialisten

Der Wirtschaftsspiegel als E-Paperunter:www.ihk-nw.de/wirtschaftsspiegel

E-PAPER

3____Ausrufezeichen

6____TerminBörse

8____BlickFang

10____Nord-Westfalen

23____KonsumGut

24____IHK-Service

28____Aus- und Weiterbildung

30____Recht

32____Außenwirtschaft

42____BetriebsWirtschaft

62____Neues aus Berlin und Brüssel

63____Steuern

www.ihk-nordwestfalen.de wirtschaftsspiegel 6 · 2019 5

Inhalt

ben. Die Preisverleihungfindet Anfang Dezember beider POOLgroup GmbH inEmsdetten statt.www.innovationspreis-muensterland.de

Jahr: „Höher. Weiter. Den-ken. Münsterland macht In-novation“. Preise werden inden Kategorien „Wirtschaft“,„Wissenschaft trifft Wirt-schaft“, „Start-up“, „DigitaleGeschäftsmodelle“ sowie„Klein und pfiffig“ verge-

Regionalwettbewerb |Der Münsterland e.V. prä-miert regionale Unterneh-men und Hochschulen mitzukunftsweisenden Ideenmit dem InnovationspreisMünsterland. Das Wettbe-werbsmotto lautet in diesem

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Zukunftsdialogauf SchalkeJunge Talente finden und fördern. Wiedas geht, wird auf der Veranstaltung„Emscher-Lippe – eine Region mit vielPotenzial“ auf Schalke diskutiert.

Der FC Schalke 04, die Stif-tungen Schalke hilft undSchalker Markt, die RAG-Stiftung sowie die Bezirks-regierung Münster ladenVertreter von Unternehmen,Verwaltungen und anderenInstitutionen zu einem Dia-log ein, an dem auch NRW-Wirtschaftsminister Prof. Dr.Andreas Pinkwart teilnimmt.Eingeladen sind zudem 900Schülerinnen und Schüler

der Jahrgänge 8 und 9.„Wie finden und fördernUnternehmen zukünftig dasschlummernde Potenzial derjungen Menschen aus derRegion?“ und „Wie machenSchulen junge Talente fitfür die Unternehmen?“ lau-ten die Leitfragen von zweiTalkrunden.

„Münsterland macht Innovationen“

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Emscher-Lippe braucht Talente: Davon hängt die Zukunftsfähigkeit

der Region ab. Foto: Daisy Daisy/Fotolia

TerminBörse

SPRECHTAGE

MentorenIm MentorenNetzder IHK Nord

Westfalen beraten erfahre-ne Führungskräfte Exis-tenzgründer, Jungunterneh-mer und Nachfolger.

19. JuniNRW-Bank in Münsterwww.ihk-nw.de,Nr. 15694985

FinanzierungExperten von IHKNord Westfalen,

NRW.BANK und Bürg-schaftsbank beraten in ver-traulichen Einzelgesprä-chen zu Finanzierung undFördermöglichkeiten bei In-vestitionen, Betriebsüber-nahme oder Sanierungsvor-haben.

19. JuniIHK in Gelsenkirchenwww.ihk-nw.de,Nr. 156120013

Alle Veranstaltungen derIHK Nord Westfalen:www.ihk-nw.de/termineVeranstaltungen der IHKsim Ruhrgebiet:www.ruhr-ihks.de

WEITERE TERMINE

IHK-ADRESSEN:

48151 Münster,Sentmaringer Weg 61

45894 Gelsenkirchen-Buer,Rathausplatz 7

46395 Bocholt,Willy-Brandt-Straße 3

SteuernEin Steuerberaterbeantwortet in

Einzelgesprächen steuerli-che Fragen zur Existenz-gründung.

18. Juni, IHK in Bocholtwww.ihk-nw.de,Nr. 156106010

Bewerbungsschluss: 30. Juni

9. Juli, 18 Uhr,VELTINS-Arena, Gelsenkirchen

� 18. Juni, 18 Uhr:Rund um das Ehrenamt –engagiert in der StadtMünster, IHK-Bildungs-zentrum, Münster

Vera Kalkhoff von der Frei-willigenAgentur Münsterund Martina Kreimann vonKommunale StiftungenMünster stellen die Arbeitihrer Organisationen vor.Sie diskutieren mit denTeilnehmern über Möglich-keiten, wie UnternehmenMitarbeiter bei ihrer frei-willigen Ehrenamtsarbeitunterstützen und sich da-mit gleichzeitig als attrak-tive Arbeitgeber präsentie-ren können.

� 26. Juni, 18 Uhr:Kanupolo, Hafenbecken 2,Münster

Kennenlernen der Vereins-arbeit von Kanupolo Müns-ter e.V, anschließendSchnuppertraining.

� 4. Juli, 18 Uhr:BetriebsbesichtigungPott’s Brauerei, In derGeist 120, Oelde

Begrüßung durch Jörg Pott,anschließend Rundgangdurch die Brauerei mit Net-working und Verkostung.

www.wjnw.de

Demotag | Das Digital Hub Münsterland unddie IHK Nord Westfalen stellen die Start-ups derletzten Runde des Digital Hub Accelerator vor,des Förderprogramms für Start-ups und Gründer-teams. Zudem steht ein Austausch über Digitali-sierungstrends auf dem Programm.www.ihk-nw.de, Nr. 156125463

Bühne für Start-ups

Patentsprechtag | Wie schützt man technischeErfindungen, das Design des Produktes oder einLogo? Antworten auf Fragen rund um gewerbli-che Schutzrechte geben Patentanwälte in derIHK-Erfinderberatung.www.ihk-nw.de, Nr. 156120093

IHK-Erfinderberatung

wirtschaftsspiegel 6 · 2019 7www.ihk-nordwestfalen.de

13. Juni in Dülmen (wfc Wirtschaftsförderung KreisCoesfeld) und in Rheine (EWG Rheine mbH)

TerminBörse

Import für Einsteiger | Ineinem kostenlosen Onlineseminar der IHKAachen lernen Einsteiger, welche Wareneingeführt werden dürfen, wie sie ange-meldet werden und welche Importdoku-mente notwendig sind.www.aachen.ihk.de, Nr. 10112353313. Juni, 11bis11.30 Uhr Foto: Danti/Fotolia

25. Juni, IHK in Gelsenkirchen

4. Juli, IHK in Münster

Nachfolgesprechtag |In Familienunternehmenkommt es immer wieder zuKonflikten während des Ge-nerationenwechsels. Gründedafür gibt es viele. In Ein-zelgesprächen könnenUnternehmer als auchpotenzielle Nachfolger dieProbleme bei der Einleitungund Umsetzung von Nach-folgeregelungen mit Unter-nehmensberater und Wirt-schaftsmediator Frank Kus-mierz sowie IHK-ExperteMichael Meese diskutieren.www.ihk-nw.de,Nr. 156120518

Konfliktelösen

BlickFang

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Beim Ausbau einer Autobahnbrücke ist schweresGeschütz gefragt – so auch auf der Autobahn 43am Kreuz Recklinghausen: Ein 400 Tonnen schwererSpezialkran musste anrollen, um 51 Tonnen schwereStahlteile in die Luft zu stemmen. Der sechsstreifigeAusbau der A 43 zwischen Marl und Witten wirdvoraussichtlich in den 2030er-Jahren fertiggestelltund kostet 800 Millionen Euro.

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BlickFang

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Foto: Straßen.NRW

Gelber KolossGelber Koloss

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Nord-Westfalen

3D-Druck | Die Rehau AG(Velen) arbeitet im ProjektMAT-LAAM Technologie mitdem Institut für Kunststoff-verarbeitung in Industrieund Handwerk an der RWTHAachen zusammen. DiePartner entwickeln Materia-lien für die Produktion vonKunststoffgroßformteiledurch 3D-Druck. Mit 22Millionen Euro fördern EUund NRW das Projekt MAT-LAAM und 13 weitere Pro-jekte im Leitmarktwettbe-werb NeueWerkstoffe.NRW. _

Rehauforscht

Wasserstoffgewinnung |Die PlanET BiogastechnikGmbH (Vreden) erhält Mittelaus dem EU-INTERREG-Pro-gramm für das Projekt Bio-TecH2. Ziel ist die Optimie-rung der Wasserstoffgewin-nung aus Biomasse und Ab-wässern. Eingebunden indas Projekt sind die FHMünster und zwei nieder-ländische Betriebe. PlanETstellt seit 1998 Biogasanla-gen her und hat heute 160Mitarbeiter an mehrerenStandorten weltweit. ________

EU-Mittelfür PlanET

Straßenbau | Das Land Nordrhein-Westfalen fördert indiesem Jahr 144 kommunale Straßenbauvorhaben mit rund154 Millionen Euro. Das sind rund 40 Millionen Euro mehrals im Vorjahr. Dies beruht zum einen auf einer erhöhtenNachfrage der Kommunen nach Fördermitteln, zum anderenauf einer Erhöhung der Fördersätze durch das Verkehrsmi-nisterium. Das Land übernimmt nun mindestens 70 stattbisher 60 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten von Maß-nahmen. 21 Prozent des Gesamtbudgets (32,14 MillionenEuro) gehen an Kommunen im IHK-Bezirk Nord Westfalen. _

40 Millionen Euro mehrFlugverkehr | Von den sechs Verkehrsflughäfen in Nord-rhein-Westfalen flogen im Jahr 2018 rund 21,4 MillionenPassagiere ab. Dies waren 0,9 Prozent mehr Fluggäste alsim Jahr davor. 17,3 Millionen der von den NRW-Flughäfengestarteten Passagiere flogen ins Ausland (+ 2,4 Prozent);das Passagieraufkommen bei Inlandsflügen lag bei über 4,1Millionen Passagieren (− 4,7 Prozent). Bei Flügen ins Aus-land stieg das Passagieraufkommen 2018 an den FlughäfenDortmund (+ 14,5 Prozent), Münster/Osnabrück (+ 8,3 Pro-zent) und Köln/Bonn (+ 8,0 Prozent). _________________________

21,4 Millionen Passagiere

Bremse fürBoom-RegionSeit 2012 wurden im Münsterlandmehr als 13000 Wohnungen zu weniggebaut.

Zu diesem Ergebnis kommtdie Studie „Gut Wohnen imMünsterland“ des auf Woh-nungsmarktforschung spe-zialisierten Pestel-Instituts.In Auftrag gegeben hattendie Studie die „Wohnraum-offensive Münsterland“, eineGemeinschaftsaktion derStadt Münster, der Kreise,

der WohnBau Unterneh-mensgruppe sowie der Spar-kassen der Region.

In Münster und allenLandkreisen stieg die An-zahl der fehlenden Wohnun-gen zwischen 2011 und2017 an. 2017 fehlten in derStadt Münster 3000 Woh-nungen, im Kreis Borken

2700, im Kreis Coesfeld1900, im Kreis Steinfurt4000 und im Kreis Waren-dorf 2170.

Heinrich-Georg Krumme,Vorstandsvorsitzender derSparkasse Westmünsterlandund IHK-Vizepräsident, for-dert deutlich mehr Einsatzim Wohnungsbau: „In dennächsten Jahren muss mehrgebaut werden – für die jet-zige Bevölkerung und fürFachkräfte von außerhalb,die in den Unternehmenschon jetzt fehlen.“ Er be-fürchtet, dass die zu geringeBautätigkeit den Erfolg derBoom-Region Münsterlandgefährdet.

Jährlich müssten lautPestel-Studie rund 10 000Wohnungen in Münster undin den vier Landkreisen ge-baut werden, um der Nach-frage nach Einfamilienhäu-sern, Doppelhaushälften,Wohnungen oder barriere-freien Wohnungen nachzu-kommen. _____________________

13000 Wohnungen fehlen: Im Münsterland wird zu wenig Wohnraum

geschaffen. Foto: Daniel Bujack

Minus 3,5 ProzentNach Berechnungen von ITNRW sind 2018 im Vergleichzum Jahr davor 3,5 Prozentweniger Wohnungen von denBauämtern als fertiggestelltgemeldet worden. Im Landes-durchschnitt kamen 24,5neue Wohnungen auf 10000Einwohner.

12 wirtschaftsspiegel 6 · 2019 www.ihk-nordwestfalen.de

Nord-Westfalen

PERSONALIEN

Ausgezeichnet | Mit demBundesverdienstkreuz amBande ist der HiltruperGünter Zimmermann fürvielfältiges Engagement ge-ehrt worden. Der ehemaligeselbstständige Versiche-rungskaufmann war 25 Jah-re Mitglied im IHK-Regional-ausschuss für die StadtMünster, 23 Jahre Mitgliedim Handelsausschuss undinsgesamt sechs Jahre Mit-glied in der Vollversamm-lung. Für sein Engagementim wirtschaftlichen Bereicherhielt er die silberne IHK-Ehrennadel. ________________________

Verabschiedet | Nach 15Jahren hat Michael Radau,Vorstand der SuperBio-Markt AG (Münster), denVorsitz im HandelsverbandNRW Westfalen-Münster-land abgegeben. Ihm folgtder Dortmunder Rewe-Händler Stefan Gruben-dorfer. Als Präsident desHandelsverbandes NRW undVizepräsident des Handels-verbandes Deutschland ver-tritt Radau, der Vizepräsi-dent der IHK Nord Westfa-len ist, weiterhin die Inte-ressen des Einzelhandels. ___

Bestätigt | Dr. ThomasRobbers, Geschäftsführerder WirtschaftsförderungMünster GmbH, wurde alsVorstandsvorsitzender desDeutschen Verbands derWirtschaftsförderungs- undEntwicklungsgesellschaften(DVWE) e.V. auf der Jahres-tagung der deutschen Wirt-schaftsförderer in Stralsundeinstimmig bestätigt. Seit2002 leitet er den Verband,der die Interessen von 135angeschlossenen Gesell-schaften vertritt.

Im Dialog mitBerliner PolitikZum 25. Mal trat die junge Wirtschaftbeim Know-how-Transfer in den Dialogmit der Bundespolitik. Mit dabei warenauch Unternehmer aus Nord-Westfalen.

Wie sieht der Arbeitsalltagvon Politikern aus? Wieaufgeschlossen sind sie fürdie Interessen der jungenWirtschaft? Das durften 200Wirtschaftsjunioren (WJ)aus ganz Deutschland eineWoche lang erfahren – beimBundes-Know-how-Transfervom 13. bis 17. Mai imBundestag. Das Prinzip: Je-der Teilnehmer begleiteteinen Abgeordneten.

Auch aus Nord-Westfalensind junge Unternehmer undFührungskräfte nach Berlingereist, um den Austauschmit Politikern zu suchen.„Es ist immer wieder span-nend, mit Vertretern unter-schiedlicher Parteien ins Ge-spräch zu kommen. Aberauch die Vernetzung zwi-schen den Wirtschaftsjunio-ren kommt nicht zu kurz“,berichtet Dr. Christoph Bu-delmann, Vorsitzender derWJ Nord Westfalen.

Der Know-how-Transferbietet die Chance, an politi-schen Sitzungen und Dis-kussionen teilzunehmen. In

der Sitzung des Finanzaus-schusses konnten die Wirt-schaftsjunioren beispielswei-se Diskussionen zur gesamt-wirtschaftlichen Entwick-lung oder zur steuerlichen

Forschungsförderung folgen.„Der Know-How-Transferhat mir vor allem die Stär-ken unseres demokratischenSystems verdeutlicht“, er-klärt Wirtschaftsjunior Jo-hannes Mersmann.

Auch Schnittmengen fürden beruflichen Alltag erge-ben sich im Gespräch mitden Politikern. „Einer unse-rer Mitarbeiter ist schwerbe-hindert. Mit dem teilhabe-

politischen Spre-cher der FDP,Jens Beeck, konn-te ich Erfahrun-gen aus der Pra-xis und Informa-tionen zu Förder-programmen aus-tauschen“, erklärtWJ-Landesvorsit-zende JeannineBudelmann ausMünster.

Den Mehrwertdes Formats be-stätigen auch dieParlamentarier.„Von diesem Aus-tausch profitierenbeide Seiten.Während die jun-gen Wirtschafts-vertreter einenEinblick in dieArbeitsweise vonuns Parlamenta-riern bekommen,

lernen wir ihre Ideen undVisionen kennen“, betontder CDU-Bundestagsabge-ordnete Johannes Röringaus Vreden.

TATJANA HETFELD

Profitieren vom Know-how-Transfer: Wirt-

schaftsjunior Johannes Mersmann (l.) und

CDU-Politiker Johannes Röring. Foto: WJ NW

Mehr Ausbildungsstellen als BewerberMünsterland | Im Müns-terland hat es im April mehrAusbildungsplätze als Be-werber gegeben, meldet dieNRW-Regionaldirektion derAgentur für Arbeit. 1,22

Ausbildungsstellen kamenauf einen Bewerber. ZumVergleich: In NRW fielenrechnerisch 0,93 freie Aus-bildungsplätze auf einen Be-werber, im Ruhrgebiet nur

0,78. Im Vergleich zum Vor-jahr nahm die Zahl derLehrstellen in NRW um 3,3Prozent zu, die Bewerber-zahlen in NRW verringertensich um 1,7 Prozent. ________

wirtschaftsspiegel 6 · 2019 13www.ihk-nordwestfalen.de

Nord-Westfalen

Tauschten sich über „Formel 1 in der Schule“ aus: (v. l.) IHK-GeschäftsbereichsleiterJoachim Brendel, die

Schüler Jens Henrötte (Konstruktion), David Waltermann (Management), Dominik Tacke (Design), Timo

Schmidt (Konstruktion), Thomas Schwartze (Forschung) und Christian Kemmeyer (Fertigung), Kilian Leufker

und Dr. Eckhard Göske von der IHK sowie Projektbetreuer Roland Keßelmann. Foto: Baggemann/IHK

Schüler für Technik begeisternWettbewerb | Wie derNachwuchswettbewerb „For-mel 1 in der Schule“ prakti-sche Fähigkeiten und Be-geisterung für technischeBerufe fördert, erklärte dasTeam „Prometheus“ vomKardinal-von-Galen-Gymna-sium (Münster-Hiltrup) beieinem Treffen mit Vertreternder IHK Nord Westfalen. Diesechs Schüler hatten fürLandes- und Bundesmeister-schaften jeweils ein Minia-turauto mit Gaspatronenan-

trieb entworfen, konstruiertund ins Rennen geschickt.Sie entwarfen auch einenBusiness Plan, legten Soci-al-Media-Accounts und eineWebsite an und kontaktier-ten Unternehmen, um sie alsSponsoren zu gewinnen. Fürdie einzigartige Anwendungvon Virtual Reality erhieltensie bei den Bundesmeister-schaften einen Sonderpreis.IHK-HauptgeschäftsführerDr. Fritz Jaeckel zeigte sichbegeistert von der professio-

nellen Präsentation der erst16- und 17-jährigen Schü-ler. Jedes Teammitglied warfür einen Aufgabenbereichverantwortlich und konntesich so weiterentwickeln.Jaeckel sagte dem Teameine nachträgliche Förde-rung zu. Da die Technikbe-geisterung der Schüler dieIHK-Vertreter so beeindruck-te, waren sie sich einig,auch weiterhin MINT-Wett-bewerbe in der Region zuunterstützen. _________________

Hochschulranking | DieFachhochschule (FH) Müns-ter erhält vom Centrum fürHochschulentwicklung (CHE)Spitzenbewertungen für dieFachbereiche Architekturund Bauingenieurwesen.Studiensituation, IT-Infra-struktur, Praxislabore sowieExkursionen werden danachals besonders gut beurteilt.Das CHE befragte für die imDreijahresrhythmus stattfin-dende Studie 150 000 Stu-denten und untersuchtemehr als 300 Fachhochschu-len und Universitäten imdeutschsprachigen Raum.www.che.de ___________________________

Gute Notenfür FH

Energie Jobs.NRW | DieEnergieAgentur.NRW unter-stützt mit der neuen Online-Plattform Energie Jobs.NRWBetriebe im Bereich der Er-neuerbaren Energien bei derSuche nach Fachkräften undAuszubildenden. Unterneh-men können sich dort miteinem Steckbrief vorstellen.www.energieagentur.nrw ______

Fachkräftesichern

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wirtschaftsspiegel 6 · 2019 15www.ihk-nordwestfalen.de

Unternehmerinnen und Unternehmer sind bereit,Chancen zu ergreifen, Risiken einzugehen und

Verantwortung für sich und ihre Beschäftigten zuübernehmen. Nur mit ihnen funktioniert die Wirt-schaftsordnung „Soziale Marktwirtschaft“ seitJahrzehnten.

Doch immer weniger Frauen und Männer sindbereit, ein Unternehmen zu gründen oder die Nach-folge in einem Betrieb anzutreten. Die Gründerquo-te, sprich der Anteil der Gründer und Nachfolger ander Bevölkerung im Alter von 18 bis 64 Jahren, hatsich in den letzten 15 Jahren mehr als halbiert undliegt nur noch knapp über einem Prozent.

Dabei sind Unternehmensgründungen der Motoreiner dynamischen Wirtschaft. Ende 2018 hat daherdas Bundesministerium für Wirtschaft und Energieden Startschuss zu einer neuen Gründungsoffensivegegeben, mit der es die Unternehmenskultur – ob perNeugründung oder in Nachfolge – stärken möchte.Unterstützt wird es dabei durch die vier großendeutschen Unternehmensverbände BDA, BDI, DIHKund ZDH.

Zwei von fünf denken ans Gründen

Das Potenzial ist zweifellos vorhanden. Laut derIHK-NRW-Studie „Projekt Unternehmertum“ habenknapp 40 Prozent der Befragten schon einmal ernst-haft daran gedacht, sich selbstständig zu machen.Aber die meisten wagen den Schritt dann dochnicht. Gründe hierfür gibt es viele: Da ist erstensfehlendes Wissen, zweitens der Mangel an Vorbil-dern im persönlichen Umfeld und drittens die Angstvor dem finanziellen Risiko und dem Scheitern.

Genau hier setzt die IHK Nord Westfalen an. DieFörderung des Unternehmertums ist einer derSchwerpunkte der IHK-Arbeit im Jahr 2019. Das ha-ben die Unternehmerinnen und Unternehmer derIHK-Vollversammlung auf ihrer Sitzung im Novem-ber 2018 beschlossen. Denn eines ist klar: Deutsch-land muss attraktiver werden für Unternehmer,Gründer und Nachfolger. Es muss uns gelingen, wie-der mehr Menschen davon zu überzeugen, dass dieSelbstständigkeit ein lohnenswertes Ziel ist. Dass esSpaß macht, sein eigener Chef zu sein und die eige-nen Ideen umzusetzen. Und wir müssen denen, diesich auf den Weg machen, den Einstieg in die Selbst-ständigkeit so einfach und unbürokratisch wie mög-lich machen.

Die IHK berät umfassend alle, die gründen oderein bestehendes Unternehmen übernehmen wollen,und gibt Tipps für alle notwendigen Schritte. Dazuwird im Juni 2019 bei der IHK Nord Westfalen inMünster ein STARTERCENTER NRW eröffnet.Potenzielle Nachfolger/-innen unterstützt die IHKbei der Vermittlung über ihren eigenen Nachfolger-

Club. Wer keine Unternehmer-Vorbilder impersönlichen Umfeld hat, lässt sich viel-leicht durch die Porträts der Gründerinnenund Gründer im Wirtschaftsspiegel ermuti-gen, die in dieser und den kommenden Aus-gaben veröffentlicht werden. Sie zeigen,dass auf unterschiedlichen Wegen, mitunterschiedlichen beruflichen Vorerfah-rungen und unterschiedlichsten persönli-chen Voraussetzungen das Unternehmer-Dasein gelingen kann. Zur Eröffnung desSTARTERCENTERS bei der IHK in Münsteram 17. Juni werden zudem Gründerinnenund Gründer ihre Unternehmen vorstellen– auch hierzu sind Gründungsinteressiertewillkommen. Der dritte Stolperstein aufdem Weg zum Unternehmer ist die Angstvor dem finanziellen Risiko. Diese Angstkann eine professionelle Beratung zumin-dest etwas mildern. Die IHK bietet regelmä-ßig Sprechtage zur Finanzierung oder speziell fürVenture Capital an.

Zum Erfolg des Unternehmens können aber auchgute Berater beitragen. Zum Beispiel erfahrene Ma-nager aus dem Mentoren-Netzwerk der IHK. Zusätz-lich wird die IHK in diesem Jahr Start-ups zusam-menbringen mit etablierten Unternehmen – etwabeim Demotag am 4. Juli in Münster oder währenddes Jahresempfangs am 5. September. Davon profi-tieren nicht nur die „neuen“, sondern auch die etab-lierten Unternehmen, wie viele Beispiele zeigen.

Unser Ziel ist es, wieder mehr Menschen für dasUnternehmertum zu begeistern, damit sich die nord-westfälische Wirtschaft auch in Zukunft erfolgreichentwickeln kann. Gleichzeitig wollen wir durchunsere Aktivitäten die Anzahl potenzieller Nachfol-ger erhöhen, denn die Fortführung eines Unterneh-mens darf nicht an fehlenden Nachfolgekandidatenscheitern. So gelingt es uns hoffentlich, auch in Zu-kunft die für uns alle so wichtige Fachkraft „Unter-nehmer/in“ zu sichern. SVEN WOLF

Titel | Viele gute Gründe(r)

Sven Wolf ist Leiter des

Bereichs Unternehmens-

förderung bei der IHK

Nord Westfalen.

Foto:Morsey

/IHK

Roadshow „Neue Gründerzeit NRW“Am 17. Juni 2019 stellen fünf Gründer aus demMünsterland ihre Geschäftsidee einer Jury undNRW-Wirtschaftsminister Andreas Pink-wart vor. Das Sieger-Unternehmen fährtzum „Neue Gründerzeit“-Finale in Düssel-dorf. Wer dabei sein möchte, kann sichanmelden unter www.ihk-nw.de/gruenderzeit.nrw.

16 wirtschaftsspiegel 6 · 2019

Titel | Viele gute Gründe(r)

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Reif für dieSelbstständigkeitMit Anfang 40 hängt Verena Porzelt den Beruf an denNagel, um ihrer Berufung zu folgen: Sie startet alsUnternehmerin mit Catering und Kochschule durch.Leidenschaft, Beharrlichkeit und Authentizität stehen ganzoben auf ihrem Erfolgsrezept für die gelungene Gründung.

Kochen ist meine Leidenschaft, wenn ich am Herdstehe, könnte neben mir ein Haus einstürzen, ich

würde einfach weitermachen“, sagt Verena Porzelt.Einfach weitermachen: Mit dieser Einstellung hat diealleinerziehende Mutter ohnehin schon manche He-rausforderung gemeistert. Ihr Traum von der Unter-nehmensgründung beispielsweise schien bereits ge-platzt. Porzelt wollte ein Bistro eröffnen und hattefest mit einem bestimmten Standort in Münster ge-plant. Doch hatte sich diese Option in letzter Minutezerschlagen. Eine Rückkehr in den alten Job – Mer-chandising für den Textileinzelhandel – kam nichtinfrage. Jetzt oder nie Unternehmerin, das war dieDevise. „Ich habe viel Kraft und zugleich viel Lebens-erfahrung, bin also genau im richtigen Alter“, be-gründet Porzelt, warum sie schon wenige Stundennach der Absage die Standortsuche wieder aufge-nommen hat. Der vermeintliche Rückschritt entpupptsich damals nach und nach als Vorteil. Denn der an-gehenden Gastronomin bleibt ein halbes Jahr mehrZeit, ihrem künftigen Kundenkreis zu zeigen, was sieauf der Pfanne hat. Sie modifiziert die Geschäftsideeund steigt ins Catering ein. Erst kocht sie für Freunde.Das Echo ist so gut, dass sie ein Gewerbe anmeldet,um zahlende Gäste zu bewirten. Eine Küche mietet sieim Auftragsfall kurzfristig an.

Von einem Referenten eines Gründungsseminars,an dem sie teilgenommen hatte, erhält sie den Tipp:Eine Kochschule steht zum Verkauf – die großzügigbemessene und ausgestattete Küche natürlich inbe-griffen. Der Standort ist im Wortsinn malerisch: Ne-ben den Künstler-Ateliers, auf dem historischenLandgut Haus Coerde in Münsters Norden, in derNähe der Rieselfelder, ist Platz für Porzelts Pläne.„Als ich auf den Hof fuhr und dann innen die Küchesah, war mir sofort klar, das ist meins“, erinnert sichdie Gründerin. Was ihr aber auch klar ist: Sie wirdzum zweiten Mal einen Business-Plan entwickelnmüssen, um die Hausbank von Projekt und Kredit-vergabe zu überzeugen. Erneut steuert sie die An-sprechpartner ihres Vertrauens an, um Rat einzuho-len: einen guten Freund, der Betriebswirt ist, danndie Wirtschaftsförderung der Stadt Münster und dieIHK. Der Geschäftsplan raubt ihr den Schlaf:„Ich bin oft nachts wachgewordenund habe mich an die Ta-bellen gesetzt“, erzähltPorzelt. Bevor sie das Do-kument der Bank übergibt,legt sie es Christian Seegavor, der bei der IHK NordWestfalen Gründungsberaterist. „Er hat sich sofort Zeit ge-nommen und den Plan stu-diert“, erzählt sie. Seega ziehtein kurzes Fazit: „Machen.“ Nochaber ist die angehende Unterneh-merin nicht am Ziel: Sie muss dieWohngenossenschaft, die das An-wesen erworben und aus dem Dorn-röschenschlaf geweckt hat, von ihremProjekt und von ihrer Person überzeu-gen. „Da saßen neun Frauen, ich vorKopf, dann kamen die Fragen – mal von

STARTERCENTER NRWAb dem 17. Juni unterstützenbei der IHK Nord WestfalenJutta Plötz und Christian Seegaalle, die darüber nachdenken,sich selbstständig zu machen.Telefonhotline: 0251 707-111Fotos: Morsey/IHK

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links, mal von rechts“, schildert Porzelt das ergeb-nisoffene Vorstellungsgespräch. Zwar ist sie sicher,dass sie mit einem guten Konzept im Gepäck ange-reist ist. Nach welchen Kriterien das Gremium aberentscheiden würde, weiß sie nicht. Der Nervositätwill Porzelt in dieser Situation keine Chance geben.Schließlich brennt sie für ihren Zukunftsplan undwill, dass der Funke überspringt auf die Entscheider.Das gelingt ihr mit einem einfachen Rezept: „Ich warich“, erklärt die Gründerin. Mit dieser Einstellungwill sie schließlich auch ins Bankgespräch gehen.Die Erfüllung ihres Traumes hängt nun an diesemTermin.

Stimmiges Konzept

Kochen oder kochen lassen? Die Gäste der Landge-nussWerkstatt können nach Gusto entscheiden: „Ichbiete offene Kochkurse, aber auch Cate-ring an – als Firmen-Event oderals private Veranstaltung“,erklärt Verena Porzelt ihrGeschäftskonzept. Fürein Sommerfest bei-spielsweise bieteder Außenbe-reich des Guts-hofes einenwunderschö-nen Rah-men. Dortwerde danneine langeTafel aufge-baut. Aufden Tischkommt Le-ckeres derSaison und derRegion. BeimWein setzt dieGastronomin vorallem auf Produkteaus der Pfalz: Ihr CousinAndreas Porzelt betreibtdort ein Weingut: „Ich habe oftbei der Weinlese mitgemacht“, er-zählt sie. Porzelt weiß, welcheTropfen sie empfehlen kann – zumBarbecue-Abend, zum Fisch- und Krustentierkursoder zum Streifzug durch die französische Küche.Zudem holt sie für die Kurse, passend zum Themades Tages, spezialisierte Dozenten an Bord – da-runter den Autor eines Grillkochbuches und einenKoch, der sich exzellent auskennt mit Kräutern undGemüse. Ein stimmiges Konzept, so befindet der

Banker, der über die Finanzierung der Landgenuss-Werkstatt entscheidet – zumal die Gründerin auchmit ihrer Kalkulation punkten kann: „Die meistensind bereit ein bisschen mehr zu bezahlen, wenn dieQualität sehr gut und die Herkunft bekannt ist“, er-klärt Porzelt ihre Produkt-und Preisphilosophie. DerBanker gibt erst grünes Licht für die Finanzierung.

Scheitern keine Option

Natürlich hat sie selbst viele Rezepte auf Lager. „Beiuns in der Familie wurde gerne und viel gekocht, dakommt meine Leidenschaft für das Thema her“, sagtPorzelt. Keine Sekunde muss sie überlegen, um dieFrage nach ihrem unternehmerischen Vorbild zu be-antworten: „Das ist mein Vater, er war Unternehmerim Lebensmittelsegment, ihm habe ich viel zu ver-danken.“ Von ihm übernommen hat sie beispiels-

weise die Grundeinstellung, ans Schei-tern gar nicht erst zu denken,

sondern die ganze Kraft da-rauf zu verwenden, ein

Projekt weiter nachvorn zu treiben. Ein

paar Mal, räumtsie ein, habe siesich vor demStart gefragt,ob die Gästewirklichwiederkom-men wer-den. Längsthat sie dieAntwortschwarz aufweiß: Das

Auftragsbuchist so gut ge-

füllt, dass sie inweiteres stilvolles

Interieur investierthat: So erwärmt jetzt

ein Kamin-Backofen,zugleich Produktionsmittel

und Blickfang, das Gästeherz.„In der LandgenussWerkstatt laufendie Fäden meines ganzen Lebenszusammen – meine Leidenschaft für

das Kochen, das Know-how in Sachen Einrichtungund Dekoration aus meiner Tätigkeit im Merchandi-sing sowie die Menschenkenntnis, die ich im Rah-men meiner Führungspositionen gesammelt habe“,sagt Verena Porzelt und ergänzt: „Ich habe einfachgefühlt, dass die Zeit reif ist für die Selbstständig-keit.“ DOMINIK DOPHEIDE

Gründerin Verena Porzelt in

ihrer LandGenussWerkstatt

Foto: Grundmann/IHK

18 wirtschaftsspiegel 6 · 2019

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„Gründern eine Bühne geben“Interview mit NRW-Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart

Herr Minister: Gute Fach- und Füh-rungskräfte erzielen derzeit als Ange-stellte hervorragende Gehälter. Wa-rum sollten sie das Risiko einer Unter-nehmensgründung eingehen?ANDREAS PINKWART: Für vieleMenschen ist ein gutes und sicheresEinkommen nicht der einzige Faktorfür die Zufriedenheit und Berufswahl.Viele wollen sich selbst verwirklichen,ihr eigenes Ding machen, suchen dieHerausforderung und möchten viel-leicht auch ihr Hobby zum Beruf ma-chen und das Verhältnis zwischen

Arbeit und Freizeit flexibel gestalten. All das sindgute Gründe, den Weg in die Selbstständigkeit zuwagen.

Im „Doing Business“-Ranking der Weltbank belegtDeutschland in der Rubrik „Gründung eines Unter-nehmens“ den 114. Platz. Machen wir es Gründungs-willigen hierzulande unnötig schwer?PINKWART: Wir haben das direkt nach der Regie-rungsbildung im Sommer 2017 aufgegriffen undGründerinnen und Gründer in einer Online-Umfra-ge gefragt, was wir konkret verbessern sollten. Vielewertvolle Hinweise aus dieser Umfrage haben wirmit den Entfesselungspaketen bereits umgesetzt. Sokann beispielsweise in NRW ein Gewerbe inzwi-schen jederzeit bequem von zu Hause aus elektro-nisch an-, um- und abgemeldet werden. Jetzt bauenwir das Gewerbe-Service-Portal NRW zu einem um-fassenden Dienstleistungsportal für die Wirtschaftweiter aus. Unser Ziel ist, Gründen einfacher,schneller und digitaler zu machen.

Viele Gründungen sind nicht digital und innovativ,aber dennoch wichtig für den Wirtschaftsstandort.Wie wollen Sie diese „normalen“ Gründungen unter-stützen?PINKWART: Beim Gründerstipendium.NRW ver-folgen wir bereits einen sehr breiten Förderansatz.Aufgerufen sind nicht nur Studenten oder Hoch-schulabsolventen, sondern alle Gründungsinteres-sierten. Zudem ist die Förderung nicht nur auf digi-tale Gründungen bezogen, sondern für alle Innova-tionen geöffnet. Wir haben viele erfolgreiche Be-werbungen aus fast allen Bereichen, wie etwa ausder Kultur oder Geschäftsideen mit sozialen Zielen.Neben der Meistergründungsprämie für das Hand-

werk bieten wir außerdem Unterstützung durch Fi-nanzierungsangebote der NRW.BANK wie etwa dasMikrodarlehen. Auch die hochwertige Beratungdurch die STARTERCENTER NRW stellt eine wichtigeUnterstützungsleistung für diese Gründergruppe dar.

Am17. Juni kommen Siemit der Veranstaltungsreihe„Neue Gründerzeit“ in die IHK nachMünster.Was ver-sprechen Sie sich von dem neuen Format?PINKWART: Eine lebendige Gründerszene lebt vorallem von Vorbildern. Sie schaffen Begeisterungund regen andere Menschen an, ebenfalls denSchritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Mit demGründerpreis NRW würdigen wir bereits den wirt-schaftlichen Erfolg einer Gründung und die besteUmsetzung am Markt. Die hohe mediale Aufmerk-samkeit für die Preisträgerin oder den Preisträgerrückt Gründungen in ein positives Licht und trägtdazu bei, bislang verschlossene Türen zu Kundenund Investoren zu öffnen. Mit der Roadshow NeueGründerzeit NRW wollen wir nun auch den Gründe-rinnen und Gründern von sehr jungen Unterneh-men, die noch in den Kinderschuhen stecken, einesolche Bühne geben. Wichtig ist uns aber auch, diebesondere Beratungsleistung der STARTERCENTERNRW in den Regionen zu zeigen und zu würdigen.

Aus IHK-Sicht sind auch Nachfolger Gründer. Alleineim IHK-Bezirk Nord Westfalen müssen bis 2028 rund35 000 Familienunternehmen einen Nachfolger fin-den.Wie kanndie Landesregierung hier unterstützen?PINKWART: Die demografische Entwicklung wirdzukünftig zu mehr Nachfolgefällen führen. Die guteArbeitsmarktlage für Festanstellungen erschwertdie Suche nach geeigneten Nachfolgern zusätzlich.Trotz dieses Trends will die Landesregierung, dassin NRW auch in Zukunft gute Unternehmen weiter-geführt werden. Hierzu haben wir bereits 2017 dasNetzwerk Unternehmensnachfolge wiederbelebt.Darin arbeiten alle Kammern, die Wirtschaftsförde-rer der Kreise und kreisfreien Städte sowie Vertreterder Banken und Steuerberater zusammen. Über dieBürgschaftsprogramme des Landes bieten wir beider Finanzierung Unterstützung an. Mit dem Bera-tungsprogramm Wirtschaft können Nachfolger beiihrer Planung zusätzlich durch Beratungsgesell-schaften unterstützt werden.

Das Interview führte Guido Krüdewagen ______________________

Andreas Pinkwart

Foto: MWIDE NRW/

F. Wiedemeier

wirtschaftsspiegel 6 · 2019 19

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Herrn Janus’ Gespürfür den MarktUnternehmergeist und Digitalisierung: Wenn beides zusammen-trifft, ist Erfolg oft vorprogrammiert. Sebastian Janus gibt mitseinen Gründungen gute Beispiele.

Bochum im Sommer 1998. Se-bastian Janus legt das

Sportmagazin beiseite, umder Tageszeitung eineChance zu geben. Dochwas er liest, kann ihnnicht überzeugen: zuspröde der Schreibstil,zu trocken die The-men, lautet seinUrteil. Aus heutigerSicht allerdings hätteder damals 13-Jährigeguten Grund, die Aus-gabe einzurahmen undan einem Ehrenplatz aus-zustellen. Denn sie hat ge-weckt, was in ihm steckt: pu-rer Unternehmergeist. „Ich habemich gefragt, warum es keine Zei-tung gibt, die Nachrichten speziell fürjunge Menschen aufbereitet“, erinnerter sich. „Ich mach das einfach“, be-schließt er damals – und meint es ernst. Tagelangtüftelt der Schüler in den Ferien an Kreuzworträt-seln, verfasst Artikel, ringt am PC mit dem Textver-arbeitungsprogramm.

„Ich war immer schon ein Mensch, der aus kei-nem Euro einen oder zwei machen will“, sagt Janus.Zwar fehlen ihm 1998 noch ganze fünf Jahre zur Ge-schäftsfähigkeit. Von seiner Geschäftstüchtigkeitindes ist die gesamte Nachbarschaft bereits über-zeugt. Schließlich hat der kleine Sebastian an jederTür geklingelt, um seine Zeitung zu vertreiben. Ge-nau 15 Exemplare werden gekauft – aus Mitleid,vermutet Janus heute. Schnell merkt er, dass er die-sen Markt nicht aufrollen kann und beendet dasProjekt. Sein Leben als Unternehmer aber hat geradeerst begonnen. Denn statt aufzugeben entwickelt erein anderes Geschäftsmodell: Mit einem CD-Brenn-service für seine Mitschüler bessert er sein Taschen-geld auf. „Die wichtigste Eigenschaft für einen

Unternehmer ist Beharrlichkeit“,sagt der heute 33-Jährige im

Rückblick auf seinen Werde-gang. Seine erste Empfeh-

lung für Gründer undStart-ups: „Es gibt im-mer Gegenwind, esläuft immer etwasschief, aber genaudann kommt es da-rauf an, an seineIdeen zu glauben.“

Eine Idee schneller

Mit der nächsten Idee ister früh genug am richtigen

Ort: im Internet. Auf einergroßen Auktionsplattform bietet

Janus, inzwischen geschäftsfähig,per Sofortkauf Handys an, die er zuvorfür einen geringen Preis ebendort er-steigert hat. Die Digitalisierungswelle

trägt ihn nach oben: „Das Geschäft hat sich sehrschnell sehr gut entwickelt“, berichtet er. Gemein-sam mit einem Freund steigt Janus noch tiefer einins Online-Business, nimmt Textilien und Schmuck-accessoires ins Portfolio. Wäre es nicht besser gewe-sen, eine Ausbildung oder ein Studium zu begin-nen? „Warum?“, entgegnet Janus. Die beiden Jung-

Sebastian Janus

Foto: Grundmann/IHK

MentorenNetzIm MentorenNetz der IHK stellen rund25 ehemalige Führungskräfte ihr unter-nehmerisches Expertenwissen Exis-tenzgründern und Unternehmensnach-folgern ehrenamtlich zur Verfügung.www.ihk-nw.de/mentoren

wirtschaftsspiegel 6 · 2019 21www.ihk-nordwestfalen.de

unternehmer jedenfalls zieht es an den Markt, nichtin den Hörsaal. Eine bessere berufliche Basis, glau-ben sie, könne man ohnehin nicht legen. „Wir woll-ten uns vor dem Studium etwas aufbauen“, erklärtJanus. Der Plan geht auf. Zum einen, weil sie konse-quent auf den stetig weiterwachsenden Onlinehandelsetzen. Ein anderer Faktor ist ihr feines Gespür fürden Markt. „Wir haben Trends früh erkannt“, erklärtJanus. Und sie sofort in Geschäftserfolg umgemünzt,wäre hinzuzufügen. Ein Beispiel: Als David Beckhamin Madrid ein Faible für Rosenkranzketten als Mode-Accessoire zeigt, reagieren die beiden Geschäftsleuteblitzschnell: Sie kaufen Rosenkränze in rauen Men-gen an und können liefern, als der Boom beginnt.„Wenn ich eine Idee habe, will ich sie einen Tag späterumsetzen“, sagt Sebastian Janus. In einem Hörsaalwürde er wohl wirklich nicht glücklich werden.

Erfolg mit Expertenteam

Er selbst bereut den direkten Start von der Schulbankins Unternehmerdasein nicht. „Ich habe keine Aus-bildung, ich habe kein Studium, aber ich habe dieEigenschaft, Autodidakt zu sein“, erklärt er. GenugWissen habe er sich angeeignet, um unternehmeri-sche Entscheidungen zu fällen. Das bedeutet abernicht, dass er seine Start-ups im Alleingang auf denWeg bringt. Im Gegenteil: „Zu meinem Erfolgsrezeptgehört immer ein Expertenteam“, erklärt Janus. Sei-ne Strategie etwa, mit dem eigenen Onlineshop in je-der Preissuchmaschine den ersten Platz zu erobern,wird von ausgewählten Programmierern umgesetzt.

Im nächsten Schritt nehmen Janus und sein Part-ner den Lagerverkauf der damaligen Runners PointGmbH unter ihre Fittiche – mit einem Onlinekon-zept, das die Reichweite des in Recklinghausen an-sässigen Unternehmens über Nacht drastisch erhöht.Schließlich verantworten beide in der eigens ge-gründeten Tredex GmbH das gesamte E-Business derRunners Point GmbH. „Wir waren 28, hatten 30 Mil-lionen Umsatz und circa 150 Mitarbeiter“, blickt Ja-nus zurück. Als die US-Handelskette Foot LockerRunners Point und Tredex 2013 übernimmt, wird erals Chief Financial Officer mit dem E-Commerce-Ge-schäft in Europa betraut. „Ich hatte ein gutes Gehaltund einen tollen Firmenwagen“, erzählt Janus. SeinUnternehmergeist aber fühlt sich eingesperrt in derKomfortzone. „Mit ist die Freiheit, selbst entschei-den zu können, am allerwichtigsten.“ Er hat die Stel-le gekündigt und erstmal gemeinsam mit seiner Frauan sozialen Projekten in Kolumbien und Laos teilge-nommen. In Asien entdecken sie ein Mittel, das ih-nen hilft mit Belastungen umzugehen: Meditation.Gegen Zeitdruck nämlich und die Angst vorm Schei-tern ist auch Sebastian Janus nicht gefeit. „Ich habeauch heute noch schlaflose Nächte“, räumt er ein. Im

Zweifel hält er sich an einenLehrsatz aus Laos: „Meditierejeden Morgen und Abend zehnMinuten, hast du keine Zeit,dann zwei Mal eine Stunde.“

Anlaufstelle IHK

Die beiden Stunden kann Janusschon mal einplanen: Gleich zweiGründungen halten ihn zurzeit aufTrab. Zum einen bringt er die Unterneh-mensberatung Janus Digital auf denWeg. Start-ups, Grow-ups, aber auchetablierte mittelständische Unternehmen will er beider digitalen Transformation des Finanzbereichesunterstützen. Zum anderen stellt er, gemeinsam mitseiner Frau, die Onlineplattform Beautyself auf dieBeine. „Wer Hautpflegeprodukte kaufen will, soll dieCustomer Journey bei Beautyself beginnen“, erklärtJanus. Rund 800 Marken stehen bei der Preissuch-maschine auf der Liste. Eine Idee entwickeln, dieZielgruppen befragen, dann ab auf den Markt: DieseMarschroute empfiehlt er allen, die ein Unterneh-men gründen wollen, um die Chancen der Digitali-sierung zu nutzen. „Heute ist es auch nicht mehr nö-tig, für Software und Website ein Vermögen auszu-geben, es gibt viele kostengünstige Tools, die gutfunktionieren“, weiß der Unternehmer. Natürlichkönne auf dem Markt ein Zwischenstopp bei exter-nen Experten sinnvoll sein. „Die IHK zum Beispielist immer eine gute Adresse, die haben ein ganzesNetzwerk“, sagt Janus, der im Zuge der beiden aktu-ellen Gründungen zum Thema Markenrecht Rat vonder IHK eingeholt hat. „Man kann seine Kompeten-zen nicht überall haben“, sagt er. Antrieb und Lei-denschaft allerdings seien Qualitäten, die in jedemUnternehmerleben gefordert werden. „Gründer ha-ben ein Strahlen in den Augen“, sagt Janus. Ein guterBlick für den Markt, das hat er selbst bewiesen, istauch von Vorteil. DOMINIK DOPHEIDE

IHK-ExpertensprechtageWie kann ich meine Erfindung vorNachahmerprodukten schützen?Wie kann ich eine Unternehmens-nachfolge finanzieren? WelcheSteuern muss ich zahlen? – Solche Fragen stellenGründerinnen und Gründer am besten den Expertenbei den entsprechenden IHK-Sprechtagen.Die nächsten Termine: www.ihk-nw.de, Nr. 3625292

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22 wirtschaftsspiegel 6 · 2019 www.ihk-nordwestfalen.de

Warum Start-upseine Chance sind70 Prozent aller Mittelständler können sich dieZusammenarbeit mit einem Start-up vorstellen –gut so, denn das sichert Innovationsfähigkeit.

Die mittelständisch geprägte Wirtschaft ist be-kannt für ihre Innovationskraft. Dieser Wille

zur ständigen Veränderung sichert die Wettbe-werbsfähigkeit und ermöglicht es kleinen und mitt-leren Unternehmen national wie international inihren jeweiligen Nischen mit den großen Konzernenmitzuhalten. Doch in den letzten Jahren ist die Kon-kurrenz gewachsen und so manch gut laufendes Ge-schäftsmodell ist innerhalb kürzester Zeit unterDruck geraten.

Grund hierfür sind auch junge, innovative undhochflexible Start-ups, die mit ihren unkonventio-nellen Ideen und Arbeitsweisen so manchen Marktaufgemischt haben. Das ist auch der Grund, warumviele Großunternehmen bereits seit Jahren auf dieZusammenarbeit mit Start-ups setzen. Sie nutzenderen Art zu denken und zu arbeiten, um ihr eigenesGeschäftsmodell zukunftssicher aufzustellen undim besten Fall neue Geschäftsideen zu entwickeln.Eine aktuelle Umfrage des Branchenverbandes Bit-kom kommt zu dem Ergebnis, dass sechs von zehnUnternehmen mit mehr als 500 Beschäftigen bereitsin Kontakt mit Start-ups sind. Der Mittelstand tutsich jedoch schwer bei der Zusammenarbeit mit denaufstrebenden jungen Betrieben. Die Studie „Mittel-stand meets Start-ups 2018“ des RKW Kompetenz-zentrums kommt zu dem Ergebnis, dass nur jedes

dritte kleine und mittlereUnternehmen Kooperations-erfahrungen mit einem Start-up gesammelt hat.

Das Gute: Über 95 Prozentder Unternehmen, die schonmal mit Start-ups zusammen-gearbeitet haben, würden diesauch künftig tun. Die Koope-ration zwischen etabliertenMittelständlern und innovati-ven Gründern ist also für KMUein vielversprechendes Er-folgsrezept. Umso erfreuli-cher ist es da, dass über 70Prozent aller befragten Mittelständler angaben, sicheine Zusammenarbeit mit einem Start-up vorstellenzu können.

Die Zusammenarbeit bringt beide Seiten voran:Agilität und neue digitale Technologien treffen aufErfahrung, technisches Know-how und Marktkennt-nisse – eine Win-win-Situation für beide Partner.Auch wenn solche Kooperationen nicht immer ein-fach sind, denn es prallen unterschiedliche Unter-nehmenskulturen aufeinander. Wer erst einmal kleinanfangen möchte, kann dies in zeitlich begrenztenProjekten tun, denn dort ist das Risiko am gerings-ten. In einem zweiten Schritt ist dann der Aufbaulängerfristiger Geschäftsbeziehungen möglich undfür den ein oder anderen Mittelständler könnte dieBeteiligung an einem Start-up durchaus interessantsein, um sich zum Beispiel den Zugang zu neuenMärkten und Technologien zu erschließen. EinigeUnternehmen gehen bereits heute deutlich weiter.Sie rufen eigene Gründer- oder Technologiewettbe-werbe ins Leben, gründen einen Inkubator oder le-gen ein Acceleratorprogramm für Start-ups auf.

Den Kooperationsmöglichkeiten sind also keineGrenzen gesetzt. Nur eines ist wichtig: dass der Mit-telstand die Chancen des digitalen Wandels nutztund an den frischen Ideen wie unkonventionellenArbeitsweisen der Start-ups partizipiert. SVEN WOLF

DemotagDer Digital Hub unddie IHK stellen Start-ups vor. Gründer undInteressierte tauschensich aus zu digitalenTrendthemen.www.ihk-nw.de,Nr. 1561254634. Juli 2019 | Münster

Gründungswerkstatt NRWMit dem Online-Tool bietet die IHKExistenzgründern eine digitale Platt-form zur Umsetzung der eigenenGeschäftsidee. Benutzer könnenBusiness- und Finanzpläneerstellen, mit dem Business Model Canvas arbeitenund sich dabei online von einem Experten begleitenlassen. www.gruendungswerkstatt-nrw.de

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wirtschaftsspiegel 6 · 2019 23www.ihk-nordwestfalen.de

KonsumGut

„Ruhrpottkäff-ken!“ – In der

RecklinghäuserPRIVATRÖSTEREI

EDEL erlebenKaffeeliebhaberbei einer Tassezertifizierten Gourmetkaf-fee die duftende Verwandlungeiner Rohkaffeebohne in eineRöstbohne. „Ker wat lekker!“

www.kaffee-edel.de

Foto:KaffeeRösterei

Edel

eK

Nicht auf dem Holzweg:Der münstersche TischlermeisterKARSTEN SCHILLINGS bietet Unternehmenmaßgeschneiderte Workshops an. BeimSägen, Schleifen und Leimen entstehtnicht nur ein Tisch für das nächsteMeeting, sondern nebenbeiauch Teamspirit.

www.tischlerworkshops.de

Ein edler TropfenHeimat, bitte – Seit fünfGenerationen stellt dieKORNBRENNEREI GERBER-

MANN Münsterländer Tradi-tionstropfen in Everswinkelher. Die neueste Schöpfungist aus Dinkel, einer Ur-form des Weizens.

www.gerbermann.com

Foto:KornbrennereiGerberm

ann

Foto: Schuppich/F

otolia

Nachfolge geklärt!Für die Zeit von Wilsbergs,Thiels und Boernes Ruhe-stand ist vorgesorgt: Im di-gitalisierten und technolo-gisch hochentwickeltenMünster der nahen Zu-kunft ermittelt bereitsHauptkommissar Ivens

im Krimi „TÖDLICHE NEUE WELT“

des Münsteraners Paul Weiler.

www.gmeiner-verlag.de

Foto:Gmeiner

Verlag

Fleißig wie die Bienen:Imkermeister JENS KEINHÖRSTER

wandert mit seinen Bienen von seinemHeimatort Recklinghausen über das Sauerlandund Brandenburg bis Fehmarn, umgeschmackliche Variationendes Bioland-zertifizierten

Honigs anzubieten.

www.imkerei-keinhoerster.de

Foto:Berufsim

kereiKeinhörster

IHK-Service

Karrieremesseim SchlossPremiere für „Jobhub IT“ – zehn Unter-nehmen gingen im münsterschenSchloss auf Fachkräftesuche.

Die Nachfrage der Wirt-schaft nach Absolventenvon Informatik-Studiengän-gen wird immer größer. DasAninstitut für Angewandte

Informatik an der Westfäli-schen Wilhelms-UniversitätMünster (WWU) hat daherin Zusammenarbeit mit derIHK Nord Westfalen und

den Informatik-Instituten ander WWU am 14. Mai erst-malig die Karrieremesse„Jobhub IT“ veranstaltet. ImMünsteraner Schloss stelltensich dabei zehn Firmen inKurzvorträgen den Studie-renden vor. Sie erläutertenihr Profil sowie ihre Ange-bote in Bezug auf Praktika,Tätigkeiten als Werkstudent,Bachelor- und Masterarbei-ten sowie mögliche berufli-che Einstiege.

Parallel dazu konntensich die Studierenden anStänden im Foyer direkt beiden Firmen informieren. DieVeranstaltung sei von allenBeteiligten als Erfolg bewer-tet worden, resümierte Lud-ger Hemker, Geschäftsführerder items GmbH (Münster)und Vorsitzender des För-dervereins der AngewandtenInformatik. Es werde dahereine Wiederholung ange-strebt, zumal einige Unter-nehmen aufgrund der be-schränkten Teilnehmerzahlin der ersten Runde nochnicht berücksichtigt werdenkonnten, ergänzte Prof. Dr.Herbert Kuchen, geschäfts-führender Direktor des An-instituts. _____________________

„Jobhub IT“ im Schloss: Zehn Unternehmen präsentierten sich künftigen

Absolventen der Informatik-Studiengänge. Foto: van Deel/IHK

Broschüre | Start-ups mitihren unkonventionellenIdeen und Arbeitsweisensind interessante Partner fürMittelständler. Gleichzeitighaben viele Unternehmeneinen wertvollen Erfahrungs-vorsprung vor den Start-ups.Wenn beide Seiten aufeinan-der zugehen, können durchdie Kooperation alle gewin-nen. Dabei unterstützen sollder „KooperationsKompassMittelstand & Start-ups“ derIHKs in Nordrhein-Westfa-len. Die Broschüre erläutertKooperationsformen undgibt Anregungen, wie Unter-nehmen geeignete Start-upszur Zusammenarbeit findenkönnen.www.ihk-nrw.de/beitraege/publikation __________________

Kompass fürStart-ups

Sven Wolf

Tel. 02871 990322

[email protected]

IHK-KONTAKT

wirtschaftsspiegel 6 · 2019 25www.ihk-nordwestfalen.de

IHK-Service

Kreativwirtschaft | Das7. IHK-Branchentreffen fürdie NRW-Kreativwirtschaftam 27. Juni im BaseCampBonn steht unter dem Motto„Zukunft erschaffen“. Im Fo-kus stehen die Veränderun-gen durch die Digitalisierungvon Geschäftsprozessen.

Zukunfterschaffen

www.ihk-bonn.de _____________

StimmungeingetrübtDer Fachkräftemangel bereitetGastgewerbe und Tourismuswirtschaftgroße Sorgen.

In einer aktuellen Umfrageder IHK beurteilen dieUnternehmen des Gastge-werbes im Münsterland undin der Emscher-Lippe-Re-gion ihre eigene Geschäfts-lage deutlich verhaltener alsnoch vor einem halben Jahr.

39 Prozent der antworten-den Betriebe bewerten dieeigene Lage mit „befriedi-gend“, lediglich 49 Prozentmit „gut“. Im Herbst desvergangenen Jahres hattennoch 69 Prozent der Betrie-be die geschäftliche Lagemit „gut“ bewertet.

Dabei entwickelte sichder Umsatz im Vergleichzum Vorjahr bei 31 Prozentder Betriebe positiv. Bei 61Prozent blieb dieser gleich,sieben Prozent der Unter-nehmen meldeten einenRückgang. Ein Drittel derBetriebe des Gastgewerbesgaben an, ihre Preise in der

kommenden Saison erhöhenzu wollen. Die größten Risi-ken sehen die Unternehmerim Fachkräftemangel (78Prozent), den steigendenArbeitskosten (55 Prozent)und in der wirtschaftspoliti-schen Entwicklung (50 Pro-

zent). Mehrfach-nennungen warenbei dieser Fragemöglich.

Auch die Rei-sewirtschaft be-wertet die aktuel-le Lage zurück-haltender alsnoch im vergan-genen Herbst: Nur28 Prozent gabender aktuellen Ge-schäftslage ein„gut“, 60 Prozentein „befriedi-gend“, zwölf Pro-

zent beantworteten die Fra-ge mit „schlecht“. 36 Pro-zent der Betriebe aus derReisebranche hatten im ver-gangenen Jahr mit Umsatz-einbußen zu kämpfen, 24Prozent erwarten Umsatz-rückgänge in der kommen-den Saison. 40 Prozent derReiseanbieter planen, ihrePreise zu erhöhen, bei 60Prozent bleiben die Preisevoraussichtlich gleich. Diegrößten Risiken sehen dieReiseveranstalter zu etwagleichen Teilen in der Ent-wicklung der Arbeitskostenund der Inlandsnachfragesowie im Fachkräftemangel.

Mitarbeiter gesucht: Für das Gastgewerbe ist

der Fachkräftemangel das größte Konjunk-

turrisiko. Foto: DWP/Fotolia

Award | Junge Unterneh-mer, egal, ob sie ein neuesUnternehmen gegründetoder einen Betrieb übernom-men haben, können sich fürden Award „Gründen“ derKfW-Bankengruppe bewer-ben. Bewerbungsschluss istder 1. August.www.kfw.de/award __________

KfW suchtVorbilder

26 wirtschaftsspiegel 6 · 2019 www.ihk-nordwestfalen.de

IHK-Service

Mutige Unternehmerin: VdU-Präsidentin Jasmin Arbadian-Vogel (l.)

und DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben gratulieren Heike

Lewedag. Foto: Pedro Becerra/STAGEVIEW.de

MutigeNachfolgerinUnternehmerin Heike Lewedag ausLengerich ist in Berlin mit dem NextGeneration Award geehrt worden.

Der Verband deutscherUnternehmerinnen (VdU)zeichnet mit dem Next Ge-neration Award Frauen inder Wirtschaft aus, die einUnternehmen erfolgreichübernommen haben. Die Ju-ry lobte insbesondere denMut, mit dem Lewedag alsexterne Nachfolgerin die

Übernahme der Kock GmbHrealisiert hat. Die Ibbenbü-renerin war von der IHKNord Westfalen vorgeschla-gen worden. Die IHK hatteüber ihren Nachfolger-ClubAltinhaber Rolf Kock mitseiner späteren NachfolgerinLewedag ins Gespräch ge-bracht und den Übergabe-

prozess begleitet. Kocksuchte 2015 über die IHKeinen Nachfolger für seinUnternehmen, das Fensterund Türen herstellt. Lewe-dag wandte sich wenig spä-ter ebenfalls an die IHK, umein Unternehmen zu suchen,das sie übernehmen konnte.Beide zusammenzubringen,lag für die IHK-Nachfolge-experten Michael Meese undChristian Seega buchstäblichnahe: Die Kock GmbH hatihren Sitz in Lengerich, woHeike Lewedag lebt undwohnt. In einem ersten ver-traulichen Gespräch lerntensich beide Parteien unterModeration von IHK-Refe-rent Seega kennen. Schnellwurde klar, dass die Chemiestimmt, und so konnten dienächsten Schritte eingeleitetwerden. Seit 2017 ist Lewe-dag Inhaberin der KockGmbH.

Im IHK-Nachfolger-Clubbringt die IHK Nord Westfa-len übergabewillige Unter-nehmensinhaber mit geeig-neten Kaufinteressenten zu-sammen. Das Angebot istfür Unternehmen mit bis zu100 Beschäftigten entwickeltworden. Der Pool umfasstrund 150 Nachfolgekandida-ten. Die IHK filtert geeigne-te Kaufinteressenten heraus,indem sie die persönlichenProfile mit den vorliegendenInformationen über dasUnternehmen abgleicht.

www.ihk-nw.de/nachfolge ____

Energieagentur | WieUnternehmen ihre Öffent-lichkeitsarbeit für Projekteder Energiewende verbes-sern können, erläutert dieEnergieAgentur.NRW ineiner neuen Broschüre. Vor-schläge sind beispielsweise,die Öffentlichkeit über Ent-scheidungen während derPlanungsphasen zu infor-mieren sowie Fakten undInformationen anschaulichaufzubereiten. Die zehnTipps für begleitende Öf-fentlichkeitsarbeit sind aufder Internetseite der Agen-tur im Bereich „Service“ ab-rufbar.www.energieagentur.nrw ______

ZehnPR-Tipps

Start-up-Förderung |Mitten im Zentrum vonMünster am Alten Fisch-markt haben der VentureClub Münster und die Tech-Labs ein gemeinsames Quar-tier gefunden. Das „Hive“bietet den beiden studenti-schen Organisationen fürStart-up-Förderung vielPlatz für konzentriertesArbeiten und kreativen Aus-tausch. Ermöglicht hat dasdie Zweitag GmbH. „InMünster bewegt sich geradeenorm viel in der jungen di-gitalen Szene. Da wolltenwir einen sichtbaren Beitragleisten, den Standort attrak-tiver zu machen, um dasKnow-how hier zu halten“,begründet GeschäftsführerJulian Schneider das Spon-soring. Zweitag entwickeltSoftware für digitale Ge-schäftsmodelle. ______________

KreativesQuartier

Ökoprofit geht in die nächste RundeRessourceneffizienz |Betrieblicher Umweltschutzhilft, Ressourcen zu sparenund damit Kosten zu sen-ken. Mit dieser Absicht tra-fen sich am 15. Mai Unter-nehmen aus der Region

Münster/Kreis Warendorfzum Auftakt der elften Auf-lage von Ökoprofit fürMünster und der viertenAuflage für den Kreis Wa-rendorf. Der Energiever-brauch steht diesmal im Fo-

kus. Die Ökoprofit-Betriebestellen in acht Workshopsund in ausführlichen Vor-Ort-Beratungen ihre Ver-bräuche auf den Prüfstand.Das Projekt wird auch vonder IHK unterstützt.__________

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IHK-Service

Vor den Einzelgesprächen präsentierten sich die baltischen IT-Unter-

nehmen. Fotos: Heiner Witte/IHK

Matchmaking: In 30-minütigen Einzelgesprächen wurden erste

Kontakte geknüpft.

Baltische ImpulseMatching | Elf IT-Unter-nehmen aus den baltischenStaaten gingen am 21. Maiin Münster auf die Suchenach Geschäftspartnern.Zum „German-Baltic-Match-making“ hatte die IHK insDigital Hub Münsterlandeingeladen. Unterstützt wur-de es von der Deutsch-Balti-schen Handelskammer, demIT-Forum Nord Westfalenund dem European ResearchCenter for Information Sys-tems. „In vielen anregendenGesprächen wurden Kontak-te geknüpft und schon mitersten Verhandlungen füreine Zusammenarbeit be-gonnen“, zieht Sebastian

van Deel von der IHK einpositives Fazit. Das großeInteresse der regionalenWirtschaft kommt für ihnnicht unerwartet. „Die IT-Branche in Lettland, Litauenund Estland genießt einenexzellenten Ruf“, so vanDeel. Von dort kämen zu-kunftsweisende Lösungenfür die Digitalisierung vonVerwaltung oder Gesund-heitswirtschaft. „Die balti-schen Staaten gelten welt-weit als Vorbilder für dieDigitalisierung von Wirt-schaft und Gesellschaft“,unterstreicht Dr. Lars Gut-heil von der Deutsch-Balti-schen Handelskammer.

28 wirtschaftsspiegel 6 · 2019 www.ihk-nordwestfalen.de

Aus- und Weiterbildung

Organisierenund anpackenJunge Frauen in typischen „Männer-berufen“: Jamila Sivanesan fand beiBEWITAL ihren Traumjob.

Waren annehmen, Aufträgekommissionieren, Staplerfahren und Lieferungen cle-ver planen – das gehört zurLagerlogistik bei BEWITAL.„Ich packe gern mit an undsehe am Ende des Tages,was ich geschafft habe“,sagt Jamila Sivanesan, diegerade ihre Ausbildung zurFachkraft für Lagerlogistikabsolviert.

„Wir bieten gerne dieMöglichkeit, in verschie-denste Berufe zu schnup-pern“, erläutertFriederike Tenna-gen, Assistentinder Betriebslei-tung. Auch Jami-la hatte damalsgemerkt, dass ihrdie Arbeit als In-dustriekauffraunicht gefallenwürde. Im Lagerhatte sie jedochviel Spaß undentschied sich

deshalb für die dreijährigeAusbildung zur Fachkraftfür Lagerlogistik: „MeineArbeit ist sehr abwechs-lungsreich. Ich plane undorganisiere den Versand unddie Annahme von Waren“,erklärt die 21-Jährige. Vo-raussetzung für die Ausbil-dung ist ein guter Haupt-schul- oder Realschulab-schluss. Derzeit arbeitenvier Azubis in der Lagerlo-gistik, davon drei Frauen.„Das war Mund-zu-Mund-

Propaganda,“erklärt Tenna-gen diese Quo-te. Die Azubiswerden wieviele weitereübernommen.Dann möchteJamila an derAbendschulefür die weitereKarriere ihrenBetriebswirtmachen. _______

Azubis gesucht | Fast 400 freie Ausbildungsplätze warenim Angebot der 64 Unternehmen beim IHK-Azubi-Speed-Dating inRecklinghausen. Über 1000 Schüler aus dem Kreis Recklinghau-sen und den Städten Gelsenkirchen und Bottrop hatten jeweilszehn Minuten Zeit, sich bei den Firmen als künftige Auszubilden-de ins Gespräch zu bringen – und umgekehrt. Im Angebot warenAusbildungsstellen für 2020 und auch noch für 2019, viele davonmit einem dualen Studium verbunden. Foto: Kleine-Büning/IHK

Welche Berufe sindbesonders angesagt?Statistik | Die Nachfragein Ausbildungsberufen än-dert sich ständig, ebensowie das Angebot. Grundsind auch neu geschaffeneBerufe, wie etwa der Kauf-mann-/frau im E-Commerce,der bei der IHK Nord West-falen 2018 direkt mit 45Auszubildenden gestartetist. Folge war eine leichteVerdrängung der Ausbil-dung zum Kaufmann/-frauim Großhandel.

Weitere Veränderungen:2013 lernten 74 Auszubil-dende als Anlagenmechani-ker im ersten Ausbildungs-jahr. Fünf Jahre später wa-ren es 18 Jugendliche weni-ger (minus 24 Prozent).Noch deutlicher war die Ab-nahme der Ausbildungsan-fänger im Beruf Industrie-mechaniker/-in. Nach 370

Ausbildungsanfängern 2013waren es 2018 nur noch 256(minus 30,8 Prozent). Beideslässt sich zum Teil auf denWegfall des Bergbaus zu-rückführen. Auch in der Fi-nanzbranche sank in denfünf Jahren die Zahl derAuszubildenden zu Bank-kaufleuten um 36,7 Prozent(minus 156 Ausbildungsan-fänger).

Den deutlichsten Anstiegdagegen erfuhr der Berufder Maschinen- und Anla-genführer: von 43 Ausbil-dungsanfängern 2013 um186 Prozent auf 123 jungeMenschen 2018. Grund: DieBetriebe nahmen auchschwächere Schulabgänger.Zugleich entsprechen dieAusbildungsinhalte gut denAnforderungen am späterenArbeitsplatz. _________________

Gesucht: BesteAusbildungsbetriebeAusbildungs-Ass | Unter-nehmen, Schulen und Initia-tiven können sich ab sofortfür das Ausbildungs-Ass2019 bewerben. Mit demPreis wird das außerge-wöhnliche Engagement vonUnternehmen und Initiati-ven gewürdigt, die beson-

ders innovative Wege in derAusbildung gehen und ihreAzubis überdurchschnittlichfördern. Gesucht werden diebesten Ausbildungsbetriebeund -initiativen Deutsch-lands. Einsendeschluss istder 30. Juni.www.ausbildungsass.de ________

Bald Lagerlogistikerin:

Jamila Sivanesan

Foto:Bew

ital

wirtschaftsspiegel 6 · 2019 29www.ihk-nordwestfalen.de

EINE FRAGE AN DIE IHK

An Schuleanmelden

Frage eines Ausbil-dungsbetriebs ausMünster: Wer meldet

den Azubi in der Schulean?

Die Antwort der IHK: DerAusbildungsbetrieb istgrundsätzlich dafür verant-wortlich, seine Auszubil-denden unmittelbar nachAbschluss eines Vertragesbeim Berufskolleg anzu-melden. Das geht onlineunter www.schueleranmel-dung.de/betriebe. EineÜbersicht der Berufskollegsfinden Sie auf unsererInternetseite. Nach der Re-gistrierung mit Namen undGeburtsdatum des Azubiswählen Sie Ausbildungsbe-ruf und Berufsschule ausund schicken die Anzeigeonline ab. Ihr Azubi findetdanach alle vom Betriebeingegebenen Daten vorund muss diese lediglichergänzen oder bestätigen.Azubis können sich aberauch über www.schueleran-meldung.de direkt zur Be-rufsschule anmelden.Durch den Onlinekontaktmit der berufsbildendenSchule erhalten Sie schnelldie Informationen über Be-rufsschultage und Berufs-schulzeiten – hilfreich beider Dienstplangestaltung.

?

Daniela

Lütke-Verspohl,

0251 707-265

luetke-verspohl@

ihk-nw.de

www.ihk-nw.de, 3567412

Aus- und Weiterbildung

Bei den knapp 6800 IHK-Abschlussprüfungen engagieren sich

wiederum zahlreiche ehrenamtliche Prüfer. Foto: lightpoet/Fotolia

6799 Azubis geprüftViele ehrenamtliche Prüfer sind bei denAus- und Weiterbildungsprüfungen der IHK im Einsatz.

Genau 6799 Auszubildendehaben in den vergangenenWochen ihre schriftlicheAbschlussprüfung vor denPrüfungsausschüssen derIHK Nord Westfalen abge-legt. „Eine erfolgreich abge-schlossene Ausbildung istein hervorragender Karriere-start“, so Carsten Taudt, Lei-ter des IHK-Geschäftsbe-reichs Bildung und Fach-kräftesicherung. „Die Aus-bildungsbetriebe setzen aufden eigenen Fachkräfte-nachwuchs und bietet denAbsolventen vielfältige Kar-riere- und Aufstiegschan-cen.“ Um den IHK-Berufsab-schluss zu erreichen, müssendie Auszubildenden ab An-fang Juni noch mündlicheoder praktische Prüfungenmeistern. Über 3500 ehren-amtliche Prüfer aus den re-gionalen Unternehmen so-wie Lehrer aus den Berufs-schulen unterstützen dieIHK bei den Prüfungen.„Ihrem Einsatz ist es zu ver-danken, dass die Auszubil-denden optimale Prüfungs-bedingungen vorfinden“, soder Bildungsexperte. Dieschriftlichen IHK-Abschluss-prüfungen werden bundes-weit gleichzeitig durchge-führt.

„Das alles ist aber nurmöglich, weil die Betriebenicht nur Prüfungsteilneh-mer, sondern auch Prüferstellen,“ betont Taudt. „Ge-rade bei den Weiterbil-dungsprüfungen sorgen die-se Prüfer aus der berufli-chen Praxis dafür, dassFachwirte und Industrie-

meister nach dem DeutschenQualifikationsrahmen (DQR)Hochschulabschlüssengleichgestellt sind.“

Angesichts des zuneh-menden Fachkräftemangelsempfiehlt Taudt den Unter-nehmen, die jungen Fach-kräfte an den Betrieb zubinden. „Zum Beispiel durchattraktive Weiterbildungs-maßnahmen, die mit Karrie-reperspektiven verbundensind“, so der Bildungsexper-te. IHK-Fortbildungsab-schlüsse wie Betriebswirte,Berufspädagogen und Wirt-schaftsinformatiker stehensogar auf einer Stufe miteinem Hochschulmaster.„Akademische und berufli-che Bildung sind gleichwer-tig“, sagt Taudt. Das habedie Politik in den vergange-nen Jahren deutlich ge-macht: „Es muss aber Schü-lern und Eltern noch stärkerbewusst werden, dass man

nicht studieren muss, umKarriere zu machen.“

Prüfungen in der Aus-und Weiterbildung gehörenzu den Kernaufgaben derIHK Nord Westfalen. JedesJahr stellen sich über 11 000Auszubildende in der Re-gion der IHK-Abschlussprü-fung in über 150 staatlichanerkannten Ausbildungsbe-rufen – vom Automobil-kaufmann über Industrie-kaufleute bis zum Zerspa-nungsmechaniker. Durchge-führt werden die Prüfungenvon den Prüfern, die sich in352 IHK-Prüfungsausschüs-sen ehrenamtlich engagie-ren. Sie sorgen für Praxis-nähe und leisten einenwichtigen Beitrag gegen denFachkräftemangel in der Re-gion. Betriebe, die Prüferstellen wollen, finden Infor-mationen und Ansprech-partner unter:www.ihk-nw.de, Nr. 3558708

30 wirtschaftsspiegel 6 · 2019 www.ihk-nordwestfalen.de

Recht

Kein Anspruch aufnoch mehr UrlaubSonderurlaub | EinArbeitgeber genehmigteeiner Arbeitnehmerinwunschgemäß in der Zeitvom 1. September 2013 biszum 31. August 2015 unbe-zahlten Sonderurlaub. Nachdessen Ende verlangte dieMitarbeiterin die Gewährungdes gesetzlichen Mindest-urlaubs von 20 Arbeitstagenfür das Jahr 2014.

Wie bereits die Vorins-tanzen verneinte das Bun-desarbeitsgericht (BAG)einen derartigen Urlaubsan-spruch. Befindet sich einArbeitnehmer im Urlaubs-jahr ganz oder teilweise im

unbezahlten Sonderurlaub,ist bei der Berechnung derUrlaubsdauer zu berücksich-tigen, dass die Arbeitsver-tragsparteien ihre Hauptleis-tungspflichten durch dieVereinbarung von Sonder-urlaub vorübergehend aus-gesetzt haben. Dies führtdazu, dass einem Arbeitneh-mer für ein Kalenderjahr, indem er sich durchgehend imunbezahlten Sonderurlaubbefindet, mangels einerArbeitspflicht kein Anspruchauf Erholungsurlaub zu-steht. Urteil des BAG vom19. März 2019, 9 AZR315/17 _______________________

Deutliche ProduktinfosOnlineshop | Die Wettbe-werbszentrale hatte bean-standet, dass bei einem aufder Verkaufsplattform Ama-zon zum Kauf angebotenenSonnenschirm außer derAbbildung eines Produkt-fotos nur folgende Angabengemacht wurden: „Sonnen-schirm Rhodos, natur ca.300 x 300 cm, 8-teilig,quadratisch, EUR 328,99“.Dies stelle einen Verstoßgegen die gesetzliche Vor-schrift dar, wonach solcheInformationen dem Verbrau-cher vor einer Bestellungklar und verständlich her-vorgehoben dargestellt wer-den müssen.

Das OberlandesgerichtMünchen gab der Unterlas-sungsklage statt. Der ent-sprechende Paragraf 312jAbs. 2 Bürgerliches Gesetz-buch dient dem Schutz derVerbraucher und ist somiteine Marktverhaltensregelim Sinne des Paragrafen 3ades Gesetzes gegen den un-lauteren Wettbewerb. Infor-mationen müssen auf derInternetseite des Bestellvor-gangs stehen. Informationennur über einen Link oderauf eine vorgeschalteteInternetseite reichen nichtaus. Urteil des Oberlandes-gerichts München vom 31.Januar 2019, 29 U 1582/18

Bekanntmachung

SachverständigeDie öffentliche Bestellung des Sachverständigen Dr. GerdGünther aus Gelsenkirchen ist erloschen.

wirtschaftsspiegel 6 · 2019 31www.ihk-nordwestfalen.de

Recht

Onlineshopsrechtssicher gestaltenHändler eines Onlineshops müssen den Nutzern zahlreicheHinweise leicht erkennbar zur Verfügung stellen.

Onlinehändler müssendie nach dem Teleme-diengesetz vorge-schriebenen Informa-tionen auf ihrer Web-site bereithalten. Dieseso genannte „Anbie-terkennzeichnung“muss leicht erkennbar,unmittelbar erreichbarund ständig verfügbarsein. Sie ist daher ein-deutig als „Anbieter-kennzeichnung“ oder„Impressum“ zu be-zeichnen und muss folgendeInformationen enthalten:� den vollständigen Namen

des Anbieters� bei juristischen Personen

die vollständige Firmaund Angabe der vertre-tungsberechtigten Person

� die ladungsfähige An-schrift sowie Angabenzur schnellen elektroni-schen Kontaktaufnahme

� gegebenenfalls die Anga-be der Aufsichtsbehördesowie die Registereintra-gungVor Vertragsschluss müs-

sen dem Kunden zudem fol-gende Informationen gege-ben werden:� wesentliche Merkmale der

Ware/Dienstleistung,

� die Mindestlaufzeit desVertrags, wenn diesereine dauernde oder regel-mäßig wiederkehrendeLeistung zum Inhalt hat

� der Gesamtpreis der Wareoder der Dienstleistung

� anfallende Versand- undZusatzkosten

� ein Hinweis auf die EU-Online-Streitbelegungs-plattform per LinkDarüber hinaus sind In-

formationen über die Zah-lungsmöglichkeiten, die Lie-ferungsbedingungen, dasWiderrufsrecht sowie eineentsprechende Widerrufsbe-lehrung, Kündigungsfristenund Gewährleistungsbedin-gungen Pflicht. Diese müs-sen klar und verständlichmit dem richtig beschrifte-ten Button zu sehen sein.Zusätzlich muss der Kundesie noch einmal in Textform(zum Beispiel per E-Mail)erhalten.

Zwar besteht aufgrundder Vertragsfreiheit keine

Pflicht zur Verwen-dung von AllgemeinenGeschäftsbedingungen(AGB). Bei Massenver-trägen vereinfachensie jedoch durch dieeinheitliche und de-taillierte Regelung derRechtsbeziehungen denGeschäftsverkehr.

Sollen demnachAGB wirksam in dieGeschäftsabwicklungmiteinbezogen werden,so muss ausdrücklich

auf deren Geltung hingewie-sen und dafür gesorgt wer-den, dass diese „zumutbar“zur Kenntnis genommenwerden können. Darüber hi-naus muss der Kunde mitder Einbeziehung der AGBeinverstanden sein.

Im Onlinehandel werdenzur Geschäftsabwicklung re-gelmäßig personenbezogeneDaten des Kunden verarbei-tet. Darüber muss dieser vorder ersten Erhebung in ge-eigneter Weise unterrichtetwerden. Die Hinweise hin-sichtlich der Datenverarbei-tung müssen Onlinehändlerso anbringen, dass der Kun-de sie üblicherweise leichterkennen kann. Wird dafürein Link verwendet, solltedieser in verständlicher Wei-se als Hinweis auf denDatenschutz erkennbar sein.

Wenn Onlinehändler diebeschriebenen Verpflichtun-gen nicht befolgen, könnensie wettbewerbsrechtlich ab-gemahnt werden. ____________

Eine Abmahnung droht bei nicht rechtssicher

gestalteten Onlineshops. Foto: Wendler/Fotolia

EINE FRAGE AN DIE IHK

Mit Flaggewerben?

Frage eines Unterneh-mens aus Münster:Wir produzieren und

verkaufen Produkte inDeutschland und möchtendiese mit der deutschenFlagge versehen. Ist daszulässig?

Die Antwort der IHK: Dashängt von der Art der Ver-wendung ab. Bei der deut-schen Flagge handelt essich um ein Hoheitszei-chen. Es ist also ein Sym-bol zur Repräsentationeiner Staatshoheit wie zumBeispiel Staatsflaggen,Staatswappen, Landesflag-gen oder der Polizeistern.Grundsätzlich ist es ord-nungswidrig, im geschäftli-chen Verkehr in identischeroder nachgeahmter Formein staatliches Hoheitszei-chen zur Kennzeichnungvon Waren oder Dienstleis-tungen zu nutzen. WennSie die deutsche Flagge aufIhren Produkten wie eineMarke nutzen, ist das alsoeine Ordnungswidrigkeit,die mit einem Bußgeld ge-ahndet werden kann.Zulässig ist es jedoch, dieFlagge als Hinweis auf denUrsprung der Ware anzu-bringen. Ob es sich bei derVerwendung der Flagge aufeinem Produkt tatsächlichum eine geografische Her-kunftsangabe oder dochum eine Kennzeichnunghandelt, lässt sich aller-dings nur im Einzelfallbeurteilen.

?

IHK-KONTAKT

Milana Hinz

Tel. 0251 707-361

[email protected]

www.ihk-nw.de,

Nr. 3616630

www.ihk-nw.de,Nr. 3554574

32 wirtschaftsspiegel 6 · 2019 www.ihk-nordwestfalen.de

Außenwirtschaft

EINE FRAGE AN DIE IHK

Zollpräferenz für JapanFrage eines Kunststoff-produzenten aus demKreis Coesfeld: Wir ex-

portieren nach Japan undmöchten gerne Zollpräferen-zen in Anspruch nehmen unddie erforderliche Erklärungin die Rechnung aufnehmen.Muss das angewandte Ur-sprungskriterium auch beiSendungen unter 6000 Eurobenannt werden?

Die Antwort der IHK: Seitdem 1. Februar können imWarenversand mit Japandurch eine Ursprungserklä-rung auf der Rechnung Zoll-vorteile in Anspruch ge-nommen werden. Im Unter-schied zu anderen Präfe-renzabkommen muss dieseErklärung für Japan unab-hängig von der Wertegrenzeauch Angaben zu den ange-wandten Ursprungsregeln

enthalten: zum Beispiel „A“für vollständig gewonneneoder hergestellte Erzeugnis-se oder „C“ für Erzeugnisse,die unter Verwendung vonVormaterialien ohne Ur-sprungseigenschaft herge-stellt wurden. Für präferen-zielle Sendungen über 6000Euro ist allerdings für EU-Unternehmen zusätzlich eineRegistrierung als „Registrier-ter Ausführer (REX)“ beimzuständigen Hauptzollamterforderlich. Weitere Infor-mationen zum Freihandels-abkommen finden Sie aufder Seite des Zolls unterwww.zoll.de

?

Janna Hütt0251 707 [email protected]

Brückenbauerin SingapurDie IHK Nord Westfalen ist Schwer-punktkammer für Singapur. Seit 15Jahren arbeitet auch die Deutsch-Singapurische Kammer vor Ort.

Der Stadtstaat Singapur isttrotz seiner geringen Größeeiner der wichtigsten Han-delspartner für Deutschlandim ASEAN-Raum. Mehr als1700 deutsche Unternehmensind dort ansässig und nut-zen ihre Niederlassung auchals Drehscheibe, die gesamte

Asien-Pazifik-Region zu be-dienen. Der WarenhandelDeutschlands 2018 betrug13,4 Milliarden Euro.

Als Teil des weltweitenNetzwerks der Auslandshan-delskammern (AHK) unter-stützt auch die Deutsch-Sin-gapurische Kammer (SGC)

aktiv die bilateralen Wirt-schaftsbeziehungen. DasAHK-Netz umfasst inzwi-schen zum 125-jährigen Be-stehen 140 Standorte in 92Ländern. Als Brückenbauerauch für viele Mitgliederaus den Gastländern vernet-zen sie Unternehmen welt-weit.

Die Betriebe können beieiner AHK eine Reihe vonLeistungen und Vergünsti-gungen in Anspruch neh-men. AHKs bieten Unterneh-men eine Plattform, mit de-ren Hilfe sie Kontakte knüp-fen, Informationen austau-schen, Veranstaltungen be-suchen und ein gemeinsa-mes Sprachrohr gegenüberder Politik bilden.www.ahk.de __________________________

Mehr ImportvorschriftenTürkei-Workshop | DieTürkei gehört zu den wich-tigsten Handelspartnern derEU. Warenexporte ausDeutschland machen rund13 Prozent aller türkischenImporte aus. Wesentlich da-zu beigetragen hat die seit1996 bestehende Zollunionzwischen der EU und demLand am Bosporus. Mit Aus-nahme von landwirtschaftli-chen Produkten und be-stimmten Waren der Euro-päischen Gemeinschaft fürKohle und Stahl bestehtseitdem eine bilaterale Zoll-freiheit, die den Warenver-kehr lukrativer machte.

Mittlerweile sind trotzZollunion wieder mehr Vor-schriften beim Import zubeachten. Die IHK NordWestfalen klärt in einemWorkshop am 26. Juni dazuauf. Viele Warengruppensind von den Vorteilen derZollunion ausgenommenworden oder es bestehen be-

sondere Genehmigungs-pflichten. Sei es die Forde-rung nach einer Exporters-Registry-Form, der Nach-weis mittels eines Ur-sprungszeugnisses oder einNachweis zur Produktsicher-heitsverordnung - all diesbelastet den reibungslosenWarenverkehr im deutsch-türkischen Handel. Kennt-nisse über Einfuhrverfahren,zu zahlende Abgaben undmögliche Verbote und Be-schränkungen helfen, Verzö-gerungen an der Grenze unddamit zusätzliche Kosten zuvermeiden. Anmeldung:www.ihk-nw.de, 3621420 _____

IHK-Bericht | Wie wichtigstabile Rahmenbedingungenin Zeiten zunehmender Un-sicherheiten sind, zeigt einBlick in den Außenwirt-schaftsbericht 2018/19 derIHKs in Nordrhein-Westfa-len. Hinsichtlich der Ein-schätzung der Geschäfts-chancen ist das Vertrauen indie Eurozone und den EU-Binnenmarkt am stärkstengewachsen. Ein Fakt, der dieBedeutung der europäischenEinigung und des einheitli-chen Wirtschaftsraumesunterstreicht. Der gesamteBericht unter:https://bit.ly/2WUtm5c _________

Eurozonewichtig

Türkei: Vorschriften trotz Zoll-

union Foto: moonrun/Fotolia

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In ganz Deutschland gibt es laut IHKkeine zwei vergleichbaren Großstädte

mit insgesamt fast einer Million Einwoh-nern, die im Schienenverkehr so schlechtmiteinander verbunden sind wie Münsterund Dortmund. Auf den 42 Kilometernzwischen Münster und Lünen, die im-merhin zur Schienenmagistrale NRW-Hamburg gehören, müssen sich Perso-nennahverkehrszüge und Fernverkehrs-züge wie auch Güterzüge ein Gleis teilen.Die Strecke gilt als Nadelöhr, das Verspä-tungen produziert. Seit Jahren forderndeshalb IHKs und Kommunen entlangder Strecke den Ausbau – auch um mehrFernverkehrszüge und den Rhein-Ruhr-Express (RRX) zu ermöglichen. Nun solldas zweite Gleis kommen. Doch niemandkann sicher sagen, wann und ob in aus-reichender Länge.

„Wir lassen nicht locker!“

Nicht nur Geschäftsreisende und Berufs-pendler sind deshalb genervt. Das zeigtesich bei einem Pressegespräch am 20.Mai in der IHK Nord Westfalen in Müns-ter. Hier übten Spitzenvertreter der be-troffenen Städte und Gemeinden ge-meinsam mit den Hauptgeschäftsführernder IHK zu Dortmund und der IHK NordWestfalen den Schulterschluss. Ihrezentrale Botschaft: „Wir lassen nicht lo-

cker!“ Ihr Motto: „Westfalen brauchtVerbindung! Zweigleisiger Ausbau‚Münster-Lünen‘ jetzt!“ „Wir wollen aufdieser Strecke nach Hamburg moderneICEs und mittelfristig den Halbstunden-takt, so wie er heute bereits auf ver-gleichbaren Metropol-Verbindungen be-steht“, verdeutlichte Dr. Fritz Jaeckel,Hauptgeschäftsführer der IHK NordWestfalen. Dieses Ziel werde - ebenso wieeine stündliche RRX-Verbindung zwi-schen Münster und Dortmund - nur miteiner in weiten Teilen zweigleisig ausge-bauten Strecke erreichbar sein. „Das wirdnicht einfach“, machte Jaeckel klar, dennangesichts begrenzter Mittel konkurrieredas Projekt bundesweit mit den Vorha-ben in anderen Wirtschaftsregionen.Selbst wenn – wie von IHKs und Kommu-nen gefordert – ein weitreichender Aus-bau über insgesamt 27 Kilometer in diePläne aufgenommen würde, bedeute diesnoch nicht, am Ziel zu sein. „Wir dürfenuns nicht zurücklehnen, sondern müssensicherstellen, dass die ersten sechs Kilo-meter schnellstens umgesetzt und paral-lel die Planungen für den weiteren zwei-gleisigen Ausbau von der DB beauftragtwerden.“

Vor allem die Oberbürgermeister vonMünster und Dortmund ließen bei demPressegespräch mächtig Dampf ab.„Stinksauer auf die Bahn AG“ lautete

In einer neuen Allianzunterstützen die IHK zu Dortmundund die IHK Nord Westfalen dieStädte und Gemeinden, die aufverlässliche Zusagen für denzweigleisigen Ausbau derBahnstrecke Münster-Lünen-Dortmund dringen.

NotfallsNotfallsnachBerlinnachBerlin

Schienenverkehr

wirtschaftsspiegel 6 · 2019 35www.ihk-nordwestfalen.de

tags darauf eine Schlagzeile auf der Ti-telseite der Westfälischen Nachrichten.Ullrich Sierau (Dortmund) und MarkusLewe (Münster) kündigten an, notfallsnach Berlin zu fahren, um am PotsdamerPlatz ihren Forderungen Nachdruck zuverleihen. Dort ist der Arbeitsplatz desVorstandsvorsitzenden der DeutschenBahn AG. Ihm hatten sie gemeinsam mitden Amtskollegen aus Ascheberg, Lünen,Nordkirchen und Werne sowie den Land-räten der Kreise Coesfeld und Unna imMärz einen Brief geschrieben.

Reduzierung nicht akzeptabel

Die Gemüter erhitzt haben insbesonderedie noch bis zum Sommer nächsten Jah-res bestehenden Streckensperrungenaufgrund der notwendigen Sanierungdes Bahndamms. Die beiden Städte sinddann über weit mehr als ein Jahr nurnoch alle zwei Stunden miteinander ver-bunden – mit einem Umweg über Hamm.Seit dem 18. Mai fällt in einer für Berufs-pendler besonders wichtigen Zeitlage(17.24 Uhr) ein Zug komplett aus. Danngibt es über vier Stunden keine Zugver-bindung zwischen den benachbartenwestfälischen Großstädten. „Die stündli-chen Fahrten des Fernverkehrs zwischenDortmund und Münster müssen umge-hend wieder hergestellt werden“, forder-

te deshalb Dortmunds OB Ullrich Sieraumit Nachdruck. „Eine weitergehende Re-duzierung des Angebots ist nicht akzep-tabel!“ Auch Nordkirchens Bürgermeis-ter Dietmar Bergmann warnt: „Wir müs-sen aufpassen, dass wir hier nicht ganzabgehängt werden.“ Er vermisse Verläss-lichkeit. Regelrecht zum Kochen ge-

bracht aber hat die Oberbürgermeisteroffensichtlich die Reaktion der Bahn AGauf ihren Brief vom 29. März. Nicht nur,dass sie sich mit den Antworten, die ih-nen der DB-Konzernbevollmächtigte fürdas Land Nordrhein-Westfalen geschrie-ben hatte, nicht zufriedengeben. Dieganze Art und Weise, wie mit den Kom-munen umgegangen werde, sei stillos.Das wollen sie nicht länger hinnehmen:„Wir sind doch keine Frühstücksdirekto-ren“, schimpfte Markus Lewe.

Neben der Wiederherstellung desFernverkehrsangebots zwischen Münsterund Dortmund durch eine Ausweitungder Umleitungsverkehre über Hamm er-wartet die neue Allianz, „dass die demDeutschlandtakt zugrundeliegende Prä-misse eines halbstündlichen Fernver-kehrsangebotes auf den Hauptmagistra-len auch auf der Achse Dortmund–Lünen–Münster–Bremen–Hamburg umgesetztwird“ und die hierfür erforderlichen inf-rastrukturellen Voraussetzungen ge-schaffen werden. Sprich: ein umfassen-der zweigleisiger Ausbau. Zudem fordertdie Allianz, die bestehende stündlicheRegionalbahnverbindung durch einestündliche Weiterführung der RRX-Linie3 von Dortmund nach Münster zu ergän-zen. GUIDO KRÜDEWAGEN

Schienenverkehr

Schulterschluss für den Ausbau der Bahnstrecke Dortmund-Lünen-Münster: (v. l.) Ralf Bülte

(Werne), Bürgermeister Dietmar Bergmann (Nordkirchen), Dr. Fritz Jaeckel (IHK Nord Westfa-

len), Oberbürgermeister Markus Lewe (Münster), Oberbürgermeister Ullrich Sierau (Dortmund),

Stefan Schreiber (IHK Dortmund), Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns (Lünen), Thomas Stohl-

dreier (Ascheberg) und Karl-Friedrich Ostholt (Werne). Foto: Witte/IHK

Foto:iStockphoto

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Mit dem Mutder KaufleutePetra Hungerkamp macht es vor, wie der Einzelhandelden Online-Herausforderungen begegnen kann. ZahlreicheBest-Practice-Beispiele und viele Infos von Profis gab esauch auf der Woche „Smart Store Hub Bocholt“.

Es ist noch gar nicht so lange her, dawusste Petra Hungerkamp mit Be-

griffen wie „Landing-Page“ oder „SEO“wenig oder nichts anzufangen. Plattfor-men wie Facebook waren für die bekann-te Bocholter Einzelhändlerin, die ge-meinsam mit ihrem Vater Dr. Georg Hun-gerkamp das traditionsreiche Haushalts-warengeschäft führt, fremde Sphären.„Dazu hatte ich gar keinen Zugang“, sagtsie. Inzwischen ist die Situation ganz an-ders. Die vor fast hundert Jahren gegrün-dete Aloys Hungerkamp GmbH & Co. KGgilt als regionales Best-Practice-Beispielfür den Umgang des Einzelhandels mitden Herausforderungen, aber auch mitden Chancen der Onlinewelt. Und PetraHungerkamp als eine Kauffrau, die die

Zeichen der Zeit nicht nur erkannt, son-dern für ihr Unternehmen auch die rich-tigen Schlüsse daraus gezogen hat.

Auslöser des Wandels war ein Bran-chentreffen vor vier Jahren in Hamburg.Petra Hungerkamp erlebte zahlreicheKollegen aus ganz Deutschland, die ausAngst vor dem „bösen Internet“ wie ge-lähmt schienen. Auf ihrer Rückfahrtnach Bocholt habe sie für sich den Ent-schluss gefasst, dieser Angst mit dem„Mut der Kaufleute“ zu begegnen.

Mittel zum Zweck

Heute betreibt Hungerkamp einen eige-nen Webshop: Ob Kochtopf oder Aus-beinmesser, Eierpiekser oder Brotkasten,

Grillhandschuhe oder Fondue-Garnitur –jedes verfügbare Produkt ist mit Foto,Preis und Infos präsent und natürlichauch bestellbar. Auch eine niederländi-sche Landing-Page für die vielen Kundenjenseits der nahen Grenze wurde instal-liert. Es gibt QR-Codes an den Schau-fenstern und sogar eine Hungerkamp-App. Regelmäßig postet das GeschäftNews auf Facebook und Petra Hunger-kamp ist momentan dabei, sich „auch inInstagram reinzufuchsen“, wie sie er-zählt.

Wichtig ist der 56-Jährigen, dass derdigitale Auftritt als „virtuelles Schau-fenster“ zu verstehen ist – nicht weniger,aber eben auch nicht mehr. „Er dient alsMittel zum Zweck, wir wollen damitunser stationäres Geschäft stärken“, er-klärt sie. Und das funktioniere immerbesser. „Vor allem jüngere Leute machensich vorab im Internet schlau und kom-men dann zu uns in den Laden, um dieProdukte live zu sehen, in die Hand zunehmen und auch bei uns zu kaufen“, soihre Erfahrung. Im digitalen Shop wer-den nur die Produkte und Preise gezeigt,die auch im Laden gelten.

Natürlich gebe es auch bei Hunger-kamp den berühmt-berüchtigten „Bera-tungsklau“ – also das Informieren im La-den und Bestellen bei der Konkurrenz imInternet. Doch dies ist aus ihrer Sicht zuvernachlässigen. „Und wenn wir beiKunden in unserem Geschäft diese Ver-mutung haben, sprechen wir es freund-lich, aber offen an. Wir heben dann imGespräch unsere Vorzüge hervor“, sagtHungerkamp. Dazu gehöre nicht zuletztdie persönliche Unterstützung, wenn esdoch mal zu Reklamationen kommensollte. „Wir lassen unseren Kunden gera-de dann nicht allein“, so die Botschaft.

Digitale Messe

Um neue Wege im Einzelhandel ging esaktuell auch in einem Ladenlokal in Bo-cholts City. Ende April fand hier unter derÜberschrift „Den Erlebniseinkauf vonmorgen heute testen“ der „Smart StoreHub Bocholt“ statt. Es war eine Art Mes-se, bei der klassische Anbieter und Start-ups aufzeigen konnten, welcher Kunden-service und welche Techniken in einemGeschäft heute und in Zukunft möglich

36 wirtschaftsspiegel 6 · 2019

Smart Store

Petra Hungerkamp machte ihr traditionsreiches Haushaltswarengeschäft in Bocholt fit für den Online-

handel – und stärkt damit ihren stationären Laden. Foto: Betz/IHK

und sinnvoll sind. Neue Kassensysteme,interaktive Verkaufsbildschirme, smarteBonussysteme, Online-Shop-Strategienund Systeme sowie digitale Preisschilderwurden unter anderem vorgestellt. Zu-dem gab es Lösungen zur Optimierungvon Offline-/Onlinekäufen und Beispie-le, wie eine Vernetzung von realer unddigitaler Welt in einem Laden aussehenkann.

Leider sei die Hauptzielgruppe – dieörtlichen Einzelhändler – bei den Besu-chern „eher die Minderheit“ gewesen, soder Veranstalter. Ludger Dieckhues, Ge-schäftsführer der Wirtschaftsförde-rungs- und Stadtmarketing GesellschaftBocholt, zieht somit ein verhaltenes Fa-zit: „Es gab eine Woche lang interessanteInfos rund um die Digitalisierung und esgab kostenlos viel Profiwissen und Pro-jekthilfen. Netzwerken ist die Basis, wieauch Einzelhändler sich den stürmischenZeiten stellen können.“ Vielleicht müsseman den Namen „Einzelhändler“ auchneu definieren: „Vielmehr sind heuteHändlergemeinschaften gefragt, die ihreErfahrungen und Ressourcen sinnvolleinsetzen“, so Dieckhues.

Blockaden im Kopf lösen

Diese Meinung vertritt auch Niko Scha-ten, der beim „Smart Store Hub“ zumThema E-Commerce referierte. „GeheBündnisse ein“ lautet eine seiner viergoldenen Regeln für den zeitgemäßenEinzelhandel. Die drei anderen sind:„Werde ein bisschen so wie Amazon“ (ge-meint ist: Gehe online), „Baue dir eine di-gitale Basis auf“, also ein Softwarefun-dament, auf dem verschiedenste Lösun-gen aufsetzen, und „Liebe deine Stadtund tue etwas für sie“ – etwa in Form vonStadtgutscheinen für die Mitarbeiter.

Niko Schaten ist Marketingverant-wortlicher des auf kleine und mittelstän-

dische Unternehmen spezialisiertenSoftwareunternehmens Tobit aus Ahaus.Sein Motto: „Nicht jammern. Handeln!“Dass sich viele Einzelhändler angesichtsdes rasanten Wandels überfordert füh-len, ist seiner Aussage nach „menschlichvöllig verständlich“. Doch es nützenichts – wer am Markt bestehen wolle,müsse mit der Zeit gehen. Es gelte, „Blo-ckaden im Kopf“ zu lösen. Er möchte denEinzelhändlern Mut machen, in dem erdie Chancen in den Vordergrund stellt.„Ich habe heute deutlich mehr Kanäle alsfrüher, um meine Kunden zu erreichen.Und wir alle sind inzwischen auch Sen-der, statt nur Empfänger.“ Heute brauchees nicht einmal Programmierkenntnisse,um sich mitzuteilen. Lösungen gebe esgenug, man sollte sie nur anwenden. Da-bei müsse einem nicht jedes Medium per-sönlich gefallen. „Wo ich mich privat on-line aufhalte und was ich beruflich nutze,sind doch zwei Paar Schuhe.“

Potenzial erkennen

Unternehmerin Petra Hungerkamp bei-spielsweise postet überhaupt nichts Pri-vates. Geschäftlich möchte sie die Kanälejedoch nicht mehr missen. Ihre neunköp-fige Belegschaft, das Durchschnittsalterliegt bei etwa 45 Jahren, zieht mit am di-gitalen Strang. Ein Mitarbeiter kümmertsich als Hauptverantwortlicher in Sa-chen IT und Online um die Themenberei-che. Hinzu kommt ein lokal ansässigerBerater, der regelmäßig im Unternehmenist. „Wer Online ernst nimmt, muss schon

ein wenig Zeit und Geld investieren“,sagt Petra Hungerkamp.

Dem kann Christian Korte nur vollund ganz zustimmen. Der Handelsrefe-rent bei der IHK Nord Westfalen befasstsich unter anderem mit dem Thema digi-tale Präsenz des Einzelhandels. Und dasei „noch jede Menge Luft nach oben“,betont er. Das belegen auch die soge-nannten City Monitore der IHK, die bis-lang für Ibbenbüren und Lüdinghausenerstellt wurden. Die Erhebungen zeigen ,dass viele Unternehmen in den Innen-städten der beiden Kommunen dasPotenzial von Social Media noch nichterkannt haben. „Im Rahmen des Formats,IHK vor Ort’ führen wir gerne in Koope-ration mit den Werbegemeinschaftenentsprechende Info-Veranstaltungendurch“, so Korte. Allerdings könne manfür das wichtige Thema nur sensibilisie-ren. „Die Umsetzung einer individuellendigitalen Strategie liegt bei den Händlernund Dienstleistern.“ DANIEL BOSS

Smart Store

Goldene Regeln für das E-Commerce

vermittelte Nico Schaten von Tobit. Foto: Tobit

PROJEKTIDEEN FÖRDERN

Die Landesregierung fördert wiederinnovative digitale Projekte im Einzel-handel. Ideen bis 1. August einreichenunter www.digihandel.nrw

www.ihk-nordwestfalen.de

„Die richtigeEntscheidung“105 Absolventen der IHK-Studiengänge erhieltenim Mai ihre Bachelorurkunden. Sie sind studiertePraktiker mit glänzenden Berufsaussichten.

Organisationstalent – das gehörewohl dazu, um dieses Pensum zu

schaffen, bestätigt Felix Wende undblickt zufrieden. Mit seinen 22 Jahrenhat der Hertener bereits vieles erreicht,wovon andere mit Ende 20 noch träu-men: Er hat erfolgreich eine Ausbildungzum Fachinformatiker abgeschlossen,einen Bachelor-Abschluss in Wirt-schaftsinformatik in derTasche, die Prüfung zumIT-Betriebswirt VWA be-standen und sitzt als Soft-wareentwickler bei derGuideCom GmbH in Müns-ter fest im Sattel.

Wende ist einer der 105Absolventen der dualenund berufsbegleitendenStudiengänge, die im Maiihre Bachelor-Urkunde imIHK-Bildungszentrum inMünster entgegennehmenkonnten. 69 von ihnen ha-ben Betriebswirtschafts-lehre (BWL), neun Logistikund zehn Wirtschafts-informatik studiert. 17 be-reits kaufmännisch ausge-bildete Fachkräfte habenberufsbegleitend BWL stu-diert. Die akkreditiertenStudiengänge führt die IHKNord Westfalen in Koope-ration mit der Fachhochschule Münster(Fachrichtung Betriebswirtschaft) undmit der Westfälischen Hochschule Gel-senkirchen-Recklinghausen-Bocholt(Fachrichtung Wirtschaftsinformatik)durch, die die wissenschaftliche Betreu-ung übernehmen.

Sonderurlaub für KlausurenStichwort Organisationstalent – für FelixWende bedeutete dies in den letzten Jah-ren nicht nur sich die Zeit zu nehmen, dasGelernte auch wirklich zu verstehen undzu hinterfragen, sondern auch sich „aktivZeit für Hobbys zu nehmen“. Da er mitder Doppelbelastung aus Studium undVollzeitjob gut zurechtkommt, war es für

ihn keine Frage, dass er seinen im Herbstbeginnenden Master-Studiengang eben-falls dual absolviert: „Gerade der Praxis-bezug hat mir sehr gut gefallen – einVollzeitstudium wäre mir zu trocken.“Sein Arbeitgeber hat Wende hierbeiunterstützt: Vor den Klausuren konnte er

Sonderurlaub nehmen, die Studienge-bühren hat GuideCom übernommen.Kein Wunder, dass Wende bleiben möch-te: „Ich plane mich innerhalb des Unter-nehmens zu entwickeln – ich kann mirvorstellen, künftig als IT-Berater zuarbeiten.“

Nur zu studieren – das reichte der 27-jährigen Ardiana Imeri aus Münster

nicht aus. Nach der Schulefing sie zunächst ein Voll-zeitstudium in Betriebs-wirtschaft an, nach dreiSemestern folgte derWechsel: Während einesPraktikums bei der TellConsulting InternationalGmbH in Emsdetten erhieltsie das Angebot Betriebs-wirtschaft dual bei der IHKzu studieren. Sie zögertenicht lange, hing ihr Voll-zeitstudium an den Nagelund startete das duale Stu-dium bei TCI. „Für michwar das die richtige Ent-scheidung“, sagt sie rück-blickend. Ihr sei es wichtiggewesen, die reale Wirt-schaft zu erleben. Zudemfunktioniere die Kombina-tion für sie gut: „GelernteInhalte verfestigen sichbesser, wenn die Praxis da-

zukommt.“ Ihre Entscheidung hat sichauch karrieretechnisch gelohnt: „Mit je-dem Abschluss habe ich mehr Verant-wortung im Betrieb bekommen.“ Die Be-teiligungscontrollerin will sich auch inZukunft weiterentwickeln – nicht aberauf die Berufspraxis verzichten. Im Sep-

38 wirtschaftsspiegel 6 · 2019

Duales Studium

Schnappschuss für Familie und Freunde: Die 105 Absolventen der IHK-

Studiengänge haben allen Grund stolz zu sein. Fotos: Busch/IHK

Viel erreicht: Felix Wende (r.) erhält von Prof.

Dr. Bernhard Müller-Jundt die Urkunde.

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tember beginnt sie einen berufsbeglei-tenden Masterstudiengang.

Gefragte Digital Natives

Weiterhin an sich zu arbeiten und sichmit dem bisher Erreichten nicht zufrie-den zu geben – das legte auch IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel

den jungen Fachkräften bei der Absol-ventenfeier ans Herz: „Sie müssen weiterbüffeln.“ Zudem wünschte er den Absol-venten „Mut, Ihr Innovationspotenzialauch auszuspielen und Ideen umzuset-zen“. Als „Digital Natives“, für die derUmgang mit Smartphone, Apps und Da-tenclouds selbstverständlich ist, seien sieauf die Herausforderungen der digitalen

Arbeitswelt aberbereits gut vorbe-reitet. Das machesie für die Arbeits-welt „besonderswertvoll“.

Seine Glück-wünsche verbandJaeckel bei der Ab-schlussfeier imIHK-Bildungs-zentrum in Müns-ter angesichts desFachkräfteman-gels mit einem be-

sonderen Wunsch: „Bleiben Sie hier inder Region. Leben Sie hier. Machen Siehier Karriere.“

Paula Lanfer ist auf dem besten Wegdahin: Mit ihren 26 Jahren ist sie bereitsTeamleiterin im Bereich Warenmanage-ment bei der Engbers GmbH & Co. KG inGronau. Ihre abgeschlossene Ausbildungzur Kauffrau für Bürokommunikation

wirtschaftsspiegel 6 · 2019 39

Duales Studium

Schon Teamleiterin bei Engbers: Studienleiter Prof. Dr.

Wolfgang Berens gratuliert Paula Lanfer.

Peilt den Masterabschluss an: Ardiana Imeri mit Prof. Dr.

Holger Pooten, Vorsitzender im Prüfungsausschuss.

www.ihk-nordwestfalen.de40 wirtschaftsspiegel 6 · 2019

reichte ihr nicht aus, sie wollte sich wei-terbilden und entschied sich daher fürden berufsbegleitenden Bachelor Be-triebswirtschaft bei der IHK. Noch wäh-rend ihrer Studienzeit übernahm dieGronauerin die Führungsposition beiEngbers – zweifellos eine Herausforde-rung, wie sie zugibt: „Eine gewisse Ge-lassenheit hat mir in der Zeit mit Job plusStudium geholfen.“ Die neue Positionverlangte ihr viel ab – auch in PunktoArbeitszeit. „Die Bachelorarbeit habe ichbis in die späten Abendstunden geschrie-ben.“ Viel Freizeit blieb da nicht. Ihrenhohen Einsatz bereut Lanfer aber keines-wegs: „Ich habe das duale Studium bei

der IHK schon zwei Kolleginnen weiter-empfohlen.“ Direkt mit einem Masterstu-dium weiterzumachen, sei derzeit keineOption, sagt Lanfer. Aber aus-schließen will sie nichts:„Noch halte ich mir das of-fen.“

Dr. Lisa Silge hat ihr dualesStudium mit einem Masterab-schluss veredelt. 2006 begannihr Berufsweg bei der Westfa-len AG (Münster). Nach drei-einhalb intensiven Lehrjahrenmit Ausbildungsprüfung zurIndustriekauffrau und Bache-lorabschluss hängte sie bei

Westfalen noch eineinhalb Jahre an, umweitere Berufserfahrung im Controllingzu sammeln. Dann stand ihre Entschei-dung für ein Masterstudium fest – dies-mal in Vollzeit, mit einem Auslandsse-mester in Shanghai und anschließenderPromotion. „Ich würde es wieder so ma-chen“, resümiert die heute 32-Jährigeaus Ostbevern. Insbesondere das praxis-orientierte duale Studium mit der kauf-männischen Ausbildung hätte ihr Ver-ständnis für unternehmerische Prozesseverbessert – und auch ihre Karrierechan-cen. Das sagt sie nicht nur, weil sie voreinem guten Jahr beim familiengeführ-ten Weltkonzern Miele in Gütersloh imControlling anheuern konnte. Ihr Fach-wissen war schon als Doktorandin ge-fragt. Während der Promotion unterrich-tete sie dual Studierende, unterstützteIHK-Studienleiter Prof. Dr. Wolfgang Be-

rens bei der Weiterentwick-lung des Curriculums und istauch heute noch beratend alsBeiratsmitglied tätig. Lisa Sil-ge kennt also das duale IHK-Studium aus zwei Perspekti-ven – als Studentin und alsDozentin. Was das Beste da-ran ist, ist für Sie ganz klar:„Theorie und Praxis zu ver-binden, ist für BWLer ein Rie-senvorteil.“

MIRIAM MILBRADT

Duales Studium

Bachelor-Zeugnisse für junge Fachkräfte: Insgesamt 105 Absolventen der IHK-Studiengänge wurden

im IHK-Bildungszentrum in Münster gefeiert. Foto: Busch/IHK

Dr. Lisa Silge

Foto: privat

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Deutschlandsbeste TüftlerJungforscher aus dem Münsterland waren auch beimBundeswettbewerb von „Jugend forscht“ in Chemnitzerfolgreich.

Sieben Nach-wuchsforscher

aus dem Münster-land durften beim54. Bundeswettbe-werb von „Jugendforscht“ in Chem-nitz antreten. Fürdie originellsteArbeit erhieltenAnton Fehnkerund Simon Rasch-ke vom Gymna-sium Mauritz inMünster den vonBundeskanzlerinAngela Merkel gestifteten Bundespreisüber 3000 Euro. Die beiden Tüftler fan-den heraus, wieso sich auf Straßen kleineErhebungen bilden, die sich dann beim

Bremsen unangenehm bemerkbar ma-chen. Für seine flexible Staubsaugerdüseerhielt Felix Röwekämper aus Ibbenbü-ren im Fachbereich Arbeitswelt den von

Bundesminister HubertusHeil gestifteten viertenPreis sowie den „Preisder Heinz und GiselaFriedrichs Stiftung“. Erfreut sich über zweimal1000 Euro.

Ebenfalls 1000 Euro er-hielten Leonard Sondermann,Felix Ulonska und Moritz Kunz vom An-nette-von-Droste-Hülshoff-GymnasiumMünster: Sie haben den Sonderpreis des„Verbandes der Elektrotechnik Elektro-nik Informationstechnik“ gewonnen.Sondermann, Ulonska und Kunz hattenein Ladenetz für Elektroautos entwickelt.Und Meike Terlutter von der Maximilian-Kolbe-Gesamtschule in Saerbeck darfdank eines Sonderpreises in Biologie aneiner internationalen Wildlife ResearchWeek in der Schweiz teilnehmen. Sie hat-te die Libellenbestände im Naturschutz-gebiet Hanfteich im Kreis Steinfurtuntersucht.

Alle Ausgezeichneten hatten zuvor inihrem jeweiligen Forschungsgebiet denIHK-Regionalwettbewerb im Münster-land und auch das NRW-Landesfinalegewonnen. Den Regionalwettbewerbrichtet die IHK Nord Westfalen bereitsseit 33 Jahren aus.

www.jugend-forscht.dewww.jufo-ms.de

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Bundeswettbewerb „Jugend forscht“

3000 Euro für die originellste bundesweite Arbeit erhielten Anton

Fehnker und Simon Raschke. Foto: Jugend forscht

42 wirtschaftsspiegel 6 · 2019 www.ihk-nordwestfalen.de

BetriebsWirtschaft

Neues GeschäftsfeldStrumpfhersteller Atair mit Logistik-Services

Der Strumpfhersteller AtairGroup hat in Wettringen einzweites Logistikzentrum er-öffnet. Das Familienunter-nehmen aus Steinfurt inves-tierte 2,5 Millionen Euro.Auf einer Grundfläche von4000 Quadratmetern bietetdas Lager Stellplätze für5000 Paletten, die Atairgrößtenteils für eigene Be-stände nutzt. Freie Flächenstehen für andere Unterneh-men zur Verfügung.

„Logistische Dienstleis-tungen wollen wir zu einerKernkompetenz unseresPortfolios entwickeln“, er-klärte Geschäftsführer Rei-ner Baumbach. Er begrüßtezur Eröffnung unter ande-rem NRW-ArbeitsministerKarl-Josef Laumann und Dr.Walter Erasmy, Geschäfts-führer des TextilverbandesNRW.

Die Logistik-Aktivitätenwerden in der neuen Gesell-schaft Atair Logistics mitStandorten in Wettringenund Steinfurt gebündelt.

„Unsere Erfahrungen alsLogistiker wollen wir ande-ren Mittelständlern, aberauch Startups zur Verfügungstellen“, erläuterte Ge-schäftsführer BenjaminSiedhoff. Anfragen dazu ge-be es sowohl aus der Regionals auch darüber hinaus.

Insgesamt kann die AtairGruppe auf 7000 Paletten-

stellplätze, 8000 Fachboden-plätze und Value Added Ser-vices auf einer Fläche von7000 Quadratmetern zurück-greifen. Von Wettringen auswerden mit perspektivisch20 Mitarbeitern hauptsäch-lich Großkunden beliefert.Das Lager in Steinfurt wirdfür die Feinkommissionie-rung umfunktioniert. _______

Evonik | Automobil, Ölund Gas, 3-D-Druck undOptik gehören laut Evonikzu den attraktiven Wachs-tumsmärkten für Polyamide.Daher ordnet das Spezial-chemie-Unternehmen seinGeschäft mit Hochleistungs-kunststoffen der Polyamid-Gruppe neu. 400 MillionenEuro investiert der Konzern,um seine Gesamtkapazitätfür Polyamid 12 (PA 12) ummehr als 50 Prozent zu er-höhen. Begonnen wurde be-reits der Bau eines neuenAnlagenkomplexes sowie dieProduktionserweiterung vontransparenten Polyamidenim Chemiepark Marl. ImZuge der Neuordnung wirdsich Evonik aus dem Po-lyphthalamid-Geschäft amStandort Witten vollständigzurückziehen. 300 Mitarbei-ter wechseln nach Marl. ____

Kapazitätsteigern

Sparda-Bank/Koberg& Tente | 2500 Euro habendie Mitarbeiter der Sparda-Bank für die Stiftung Mit-machkinder gespendet. Wei-tere 400 Euro kamen beieiner Versteigerung vonMuster-Bügeln des Brillen-herstellers Koberg & Tenteaus Münster zusammen.Mitbieten konnten die Mit-arbeiter. Mit dem Geld wer-den Kinder aus einkom-mensschwachen Familienin Münster außerhalb derSchule gefördert. Die Stif-tung ermöglicht ihnen ge-sellschaftliche Teilhabe inBereichen wie Bildung,Kultur und Sport. ___________

Kinderfördern

Kunden kaufen AktienDeutsche Bank | DieDeutsche Bank Münster istzufrieden mit dem Jahr2018. Das Geschäftsvolu-men, die Summe aus Kredi-ten, Einlagen und Depotvo-lumen, betrug im Marktge-biet Nord-Westfalen 6,2Milliarden Euro und inMünster 2,4 MilliardenEuro. Das Geldinstitut be-treut in Nord-Westfalen161 000 Kunden, davonrund 39 000 in Münster.Zu diesen Kunden gehören

auch 8100 mittelständischeUnternehmen.

Das Einlagenvolumenkletterte um 9,8 Prozent aufzwei Milliarden Euro imMarktgebiet, davon 900 Mil-lionen Euro in Münster, einPlus von 15,8 Prozent. Ge-fragt gewesen seien immerhäufiger Aktien, vor allemin Form von Fonds. DasKreditvolumen im Marktge-biet betrug 2,7 MilliardenEuro, in Münster lag es bei921 Millionen Euro. _________

KURZMELDUNGEN

Praxisnah | Ausverkauftwar die dritte Veranstaltungder Reihe gdslive des Sas-senberger Unternehmensgds. In Düsseldorf gab espraxisnahe Vorträge rundum die Technische Doku-mentation. Darin ging eszum Beispiel um rechtlicheGrundlagen, Erfahrungsbe-richte von Kunden verschie-dener Branchen sowie umSchulungen für agiles Arbei-ten.

Bei der Eröffnung: Die Geschäftsführer Reiner Baumbach (2.v. l.)

und Benjamin Siedhoff (2.v. r.) mit Bürgermeister Bertold Bültgerds,

Moderatorin Stephanie Heinrich, Minister Karl-Josef Laumann und

Dr. Walter Erasmy (v. l.) vom Textilverband. Foto: Christian Hülsmeier

wirtschaftsspiegel 6 · 2019 43www.ihk-nordwestfalen.de

BetriebsWirtschaft

BabyOne | Die Marke von100 Märkten ist geknackt:BabyOne aus Münster über-nimmt fünf Märkte von Pro-Baby in der Schweiz und istdamit 102-mal im deutsch-sprachigen Raum vertreten.Wie Wilhelm Weischer, Ge-schäftsführer der BabyOneFranchise- und Systemzent-rale mitteilt, wird die Fami-lie Weischer die neuen Ge-schäfte selbst betreiben,ebenso wie insgesamt 48weitere BabyOne-Märkte.Die übrigen Standorte gehö-ren 26 Franchise-Nehmern.

BabyOne will weiterwachsen und peilt 120Märkte an. Darüber hinausinvestiert die Gruppe inihren Onlineshop. Der Um-satz betrug im vergangenenJahr 265 Millionen Euro.Durchschnittlich 2000 Eurogeben junge Eltern beiBabyOne für eine Erstaus-stattung aus – deutlichmehr als im Branchen-schnitt, so Weischer. ________

Mehr als100 Märkte

2G Energy | Um fast elfProzent auf rund 210 Millio-nen Euro steigerte 2G Ener-gy aus Heek 2018 den Um-satz, das EBIT-Ergebnisstieg um über 56 Prozentauf 11,5 Millionen Euro.Aufgrund dieser wirtschaft-lichen Basis will der Her-steller von Kraft-Wärme-Kopplungs(KWK)-Anlagendie Dividende zum drittenMal in Folge erhöhen, undzwar auf 0,45 Euro. Darüberentscheiden wird die Haupt-versammlung am 25. Juni. _

Dividendeerhöht

Wechsel im VorstandAgravis | Einen Umsatzvon 6,6 Milliarden Euro undeinen Konzernjahresüber-schuss von 18,4 MillionenEuro erzielte Agravis 2018.44 Prozent davon erhaltendie 6200 Anteilseigner. DieDividende von 1,02 Europro Aktie entspricht einerRendite von vier Prozent.Außerdem steigert das Ag-rarhandels- und Dienstleis-tungsunternehmen mit Sitzin Münster und Hannover inden kommenden beidenJahren sein Grundkapitalum zwölf Millionen Euround vergibt innerhalb vonfünf Jahren Genussrechte ineinem Gesamtnennbetragvon bis zu 100 MillionenEuro. Damit will Agravisdas Eigenkapital erhöhenund weitere Wachstums-schritte finanzieren.

Neues Vorstandsmitgliedist Hermann Hesseler. Der54-jährige Manager war bis-her als Mitglied der Kon-zernleitung, Prokurist undBereichsleiter Controllingtätig. Er folgt auf Maria-Jo-hanna Schaecher, die sich

neuen be-ruflichenHerausfor-derungenstellt. DerAgravis-Vorstandbesteht da-rüber hinausaus demVorsitzen-den Dr. DirkKöckler und

Finanzvorstand JohannesSchulte-Althoff.

Außerdem stellt Agravisseinen Baustoffhandel neuauf. Die drei bestehendenGesellschaften wurden rück-wirkend zum 1. Januar zurAgravis Baustoffhandel mitSitz in Münster verschmol-zen. Die Geschäftsführungübernehmen Herbert Schmidund Tim Papenfort. Allezehn Standorte, darunterRhede, Münster-Amelsbüren,Lüdinghausen und Dülmen,bleiben erhalten. Ziel sei es,Marktanteile auszubauenund zusätzliche Ergebnis-chancen zu generieren, teiltdas Unternehmen mit. ______

Hermann

Hesseler

Foto: Agravis

KURZMELDUNGEN

Innovator | Zum drittenMal in Folge ist shopwareaus Schöppingen zum „Inno-vator des Jahres“ gekürtworden. Verliehen wurdedie Auszeichnung vom Wirt-schaftsmagazin brand einsund vom Statistikportal Sta-tista. Bestnoten erhielt dasTechnologieunternehmen inder Klasse der kleinen undmittelständischen Firmen imBereich „Internet, Medien &Kommunikation“. _________________

Branchenranking |Nachdem HLB Dr. Schuma-cher & Partner bereits Top-platzierungen in einer Bran-chenumfrage des Hambur-ger Instituts Statista er-reichte, wurde die Wirt-schaftsprüfungs- undSteuerberatungsgesellschaftaus Münster jetzt in einemweiteren Branchenrankingals eine der besten Kanzlei-en Deutschlands ausge-zeichnet. Erstellt hatten dieStudie die Marktforscherder S.W.I Finance aus Ham-burg.

Elternalarm | Den künftigen Ausbildungsbetrieb ihrer Kinder lernten jetzt 40 Mütter undVäter beim fünften „Elternalarm“ von Windmöller & Hölscher kennen. Gemeinsam mit den 23jungen Leuten, die im Sommer ins Arbeitsleben starten, besuchten sie unter anderem die Ausbil-dungswerkstatt und sprachen mit dem Ausbilderteam. Acht verschiedene Berufe bietet W&H inLengerich an, vom Industriemechaniker über Elektroniker und Produktdesigner bis hin zum In-dustriekaufmann. Foto: W&H

44 wirtschaftsspiegel 6 · 2019 www.ihk-nordwestfalen.de

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Nachhaltig engagiertapetito | Auf seiner Home-page stellt apetito sein En-gagement in Sachen Nach-haltigkeit vor. Das Familien-unternehmen aus Rheine in-formiert darüber, wie es sichzu diesem Thema positio-niert, wer zuständig ist und

wie sich das Engagementauf Mitarbeiter, Kunden undLieferanten auswirkt. Seit2010 gehört apetito dem UNGlobal Compacts an, derweltweit größten Initiativefür verantwortungsvolleUnternehmensführung. _____

Dr. Christoph Asmacher (l.) überreichte Peter Wedderhoff (vorne

Mitte) die Jubiläumsurkunde der IHK. Foto: Wedderhoff IT

Wagnis geglücktWedderhoff IT | 25-jähri-ges Jubiläum feiert Wedder-hoff IT. Seit 1994 hat sichdas Software- und Bera-tungsunternehmen aus Met-tingen zu einem führendenAnbieter von ERP-Systemengemausert. Die selbst entwi-ckelte modulare Software-lösung WIAS bildet alleproduktionstechnischen undbetriebswirtschaftlichenKennzahlen zur Steuerungder internen Unternehmens-prozesse ab. Peter Wedder-

hoff ging trotz sicherer Stel-le als IT-Leiter das Wagnisein, sich mit einem Ein-Mann-Unternehmen selbst-ständig zu machen. Heutezählt das Unternehmen 25Mitarbeiter, zum Portfoliogehören neben ERP- auchDokumenten-Management-Systeme und Beratungsleis-tungen für das produzieren-de Gewerbe. Mit Lukas Wed-derhoff steht ein Nachfolgerfür den Unternehmensgrün-der in den Startlöchern. ____

BASF | Lust auf den Berufdes Fahrzeuglackierersweckt der BASF-Unterneh-mensbereich Coatings beiden WorldSkills. Bei derWeltmeisterschaft der nicht-akademischen Berufe istBASF offizieller Sponsor inder Kategorie Fahrzeugla-ckierung. Wenn sich im Au-gust junge Talente in Kasan,Russland, messen, kommenAutoreparaturlackmarkenaus Münster zum Einsatz. __

WM derLackierer

WTG | Die münsterscheUnternehmensgruppe WTGcommunication, Anbietervon IT & Kommunikation,Sicherheitssystemen undLeitstellentechnik, kooperiertmit artec technologies ausDiepholz. WTG übernimmtalle Beratungs-, Implemen-tierungs- und Servicedienst-leistungen rund um diemultifunktionalen Video-überwachungs- und Infor-mationssysteme der artec. __

Portfolioerweitert

wirtschaftsspiegel 6 · 2019 45www.ihk-nordwestfalen.de

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Ladesäulen oft genutztStadtwerke Tecklenbur-ger Land | VergangenenAugust sind die StadtwerkeTecklenburger Land in dieElektromobilität eingestie-gen. Seitdem ermöglichteder Energieversorger mehrals 82 400 Kilometer Mobili-tät ohne klimaschädlicheEmissionen. Aktuell betrei-ben die Stadtwerke acht La-

desäulen mit 16 Ladepunk-ten. Bis Ende des Jahres istdie Erweiterung auf insge-samt 32 Ladesäulen mit 64Ladepunkten geplant. DieLadevorgänge dauern imDurchschnitt 2,9 Stunden.Pro Ladevorgang fließen imSchnitt 13,1 Kilowattstun-den Strom aus regenerativenEnergieträgern. ______________

Gelsen-Net | Das regionaleIT-Systemhaus Gelsen-Netzieht Anfang Juli in denGewerbepark Nordsternparkin Gelsenkirchen um. Wäh-rend eines der Gebäudeteileder ehemaligen Zeche alsBürostandort dient, werdenim zweiten Teil Werkstätten,Labore, IT-Schulungsräumeund Besprechungsräumeuntergebracht. Rund 100Mitarbeiter werden am neu-en Standort tätig sein. ______

Umzug inGewerbepark

Schnupperstunde | Den Chemie-Nachwuchs zu Gasthatte jetzt Wessling in Altenberge. Sechs Schülerinnen und Schü-ler lernten bei einer Berufsfelderkundung die Laborarbeit indem Analytik- und Beratungsunternehmen kennen. Mit Ausbil-derin Simone Sommer (l.) übten sie an den Beispielen gesalzenerErdnüsse und Nüsse mit Schale, was Probenvorbereitung bedeu-tet, wie Füllmengen bestimmt oder sensorische Prüfungendurchgeführt werden. Foto: Wessling

Provinzial | Der ProvinzialNordWest Konzern hat einendigitalen Gewerbeversicherergegründet. Mit „andsafe“will der Versicherer ausMünster Kundengruppen an-sprechen, die auf klassischeArt nur noch schwer zu er-reichen seien. Hauptziel-gruppe sind digitalaffineGewerbekunden aus demBereich der Kleinunterneh-men. Gestartet wird miteiner Betriebshaftpflicht. ___

Digitalversichert

46 wirtschaftsspiegel 6 · 2019

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Spaß am Lesen Verlag |„Lesen lernen mit Zeit-arbeit“ ist der Name einerbislang bundesweit einmali-gen Kooperation. Zusam-mengefunden haben sichder „Spaß am Lesen Verlag“aus Münster, der Bundesver-band Alphabetisierung undder Interessenverband Deut-scher Zeitarbeitsunterneh-men (iGZ). Die Zeitarbeits-branche ist besonders davonbetroffen, dass rund 6,2Millionen Deutsch sprechen-de Erwachsene Schwierig-keiten beim Lesen undSchreiben haben: GeradeHilfskräften, die rund dieHälfte der Zeitarbeitnehmerstellen, mangele es häufigan Kenntnisse in Recht-schreibung und Lesen, sodie iGZ. Gemeinsam sollenFirmen über das Problemaufgeklärt und Betroffeneunterstützt werden. _________

Wenn Lesenschwerfällt

B+K | Mit einem neuenMessekonzept präsentierteBischof + Klein auf derPowtech seine Verpackungs-lösungen aus Kunststoff füranspruchsvolle Füllgüter derBranchen Bau und Haus,Chemie, Agrar und Nah-rungsmittel. Auf der interna-tionalen Leitmesse in Nürn-berg weckte das Unterneh-men aus Lengerich besonde-res Interesse mit Neuheitenin der Serie für Pulververpa-ckungen. B+K stellt einekonfektionierte Alternativezu Papierventilsäcken zurVerfügung, die auf bestehen-den Anlagen einsetzbar ist.

Alternativevorgestellt

nicos | Die Netzwerkexper-ten nicos sind neuer Partnerder 128 Technology. DieMünsteraner, die Lösungenfür sichere Datenkommuni-kation anbieten, nehmen alserste Europäer am Partner-programm des US-Unterneh-mens teil. Geschäftskundenprofitieren durch stabilereAnbindungen, durch welt-weiten Zugang zu weiterenRessourcen sowie durchmehr Service.

Außerdem hat nicos Hen-rik Hasenkamp, CEO vongridscale in Köln, als neuesMitglied in den Aufsichtsratbestellt. ______________________

Partnerin den USA

Stromversorgungwird zuverlässigerRuhr Oel | Eine höhere Zu-verlässigkeit des Stromnet-zes der Gelsenkirchener Raf-finerie wollen Ruhr Oel –BP Gelsenkirchen und Uni-per erreichen. Dazu ertüchti-gen beide Unternehmen füreinen „mittleren zweistelli-gen Millionenbetrag“, wiesie mitteilen, die vorhande-ne Stromversorgungsinfra-struktur zu einer sogenann-ten Doppel-Ringstruktur. Esentstehen zwei voneinanderunabhängige Stromkreise,die jeweils mehrfach mitdem öffentlichen Übertra-gungsnetz verbunden wer-den. Gleichzeitig wird bis

2023 ein großer Teil dervorhandenen Systeme er-neuert. Dazu werden neueKabel verlegt, Schaltanlagenerweitert sowie Transforma-toren ausgetauscht. Damitstärken die Unternehmen diereibungslose Versorgung desgesamten Raffineriestand-ortes mit elektrischer Ener-gie. In den vergangenenJahren gab es mehrmalsStromausfälle. Das aktuelleProjekt ist Teil eines rundzwei Milliarden Euro um-fassenden Modernisierungs-programms, das die Raffine-rie in den kommenden zehnJahren zukunftsfit macht. __

Zentraler UmschlagNosta baut ein neues Logistikzentrum

Der erste Spatenstich ist ge-setzt: Die Nosta Group bautin Ladbergen ein Logistik-zentrum. Auf 14 000 Quad-ratmetern Grundfläche ent-stehen laut Unternehmen„zwei Multi-User-Warehou-ses“. Nahe der A1 und der

A30 wird damit ein zentra-ler Umschlagplatz für Frachtaus dem europaweiten Netz-werk des Logistikunterneh-mens errichtet. 30 000 Palet-tenstellplätze sowie Blockla-ger- und Bereitstellungsflä-chen werden hier entstehen.

Nosta übernimmt zudemstationäre Logistikdienstleis-tungen. Dazu zählen dieEinlagerung, IT-gestützteAuftragsabwicklung, Kom-missionierung, Bereitstel-lung zum Versand sowie Va-lue Added Services. _________

Beim Spatenstich: (v. l.,) Marcus Thoben (Nosta Holding) Björn Schubert (Goldbeck Nord), Thomas Müller

(Nosta Holding) Andrea Gallenkamp (Nosta), Nicolas Gallenkamp (Nosta,) Christian Terwey (Goldbeck Nord)

Andreas Wolke-Hanenkamp (Nosta), Andreas Wermelt (Goldbeck Nord), Henri Eggert (Gemeinde Ladbergen),

Mark Olyschläger (Nosta). Foto: Nosta Group

wirtschaftsspiegel 6 · 2019 47

BetriebsWirtschaft

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Mehr Betten für RheineTaT | 35 Unternehmen ha-ben sich im TaT-Themen-park in Rheine eingemietet– von der Softwareschmiedeund dem Systemlieferantenfür Steuerungselektroniküber Architektur- und Inge-nieurbüros bis hin zur psy-chologischen Beratung. Undauch ein Hotel gehört dazu:Dessen Bettenanzahl wurdenach einjährigem Neu- undUmbau von 48 auf 74 auf-gestockt.

Im Atriumhaus entstan-den 14 ebenerdige Apparte-ments. Die meisten Räumeverfügen über eine Pantry-

Küche. Die bereits bestehen-den Hotelzimmer wurdenunter anderem mit neuenBetten und orthopädischenMatratzen ausgestattet. LautAdnan Yesilbas, Geschäfts-führer des TaT-Themen-parks, locke das Transfer-zentrum Monat für Monattausende Gäste nach Rheine.Attraktiv seien der neu er-richtete Pagodenpark fürMessen und Ausstellungen,die Gewerbeschau RheinerHerbst und auch das Semi-nar- und Kongresszentrummit seiner erneuerten Tech-nik. __________________________

Volleyball in KanadaSK Touristik | Der Reise-veranstalter SK Touristik ausSenden engagiert sich imBeach Volleyball. Der Kana-daspezialist unterstützt dasNachwuchsteam AnikaKrebs und Leonie Welsch.Das passt aus gutem Grund:Das Duo tritt im Juli beieinem Turnier in Edmontonan. Für beide Sportlerinnenist es die erste Reise nachKanada. Deshalb freuen sie

sich darüber, dass SK denTrip organisiert.

Außerdem kooperiert derSendener Reiseveranstaltermit dem fränkischen Out-door-SportartikelherstellerOrtlieb. Drei kanadischeTourismusagenturen sindebenfalls mit im Boot. Ort-lieb kann dadurch seineKollektion wasserdichter Ci-ty- und Outdoortaschen inVancouver in Szene setzen.

Bereit für Kanada: Markus Knüpp und Franziska Middrup (r.) von SK

Touristik unterstützen Leonie Welsch (2.v. r.) und Anika Krebs.

Foto:SK

Touristik

48 wirtschaftsspiegel 6 · 2019

BetriebsWirtschaft

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Winkhaus | Vor 50 Jahrenstartete die Winkhaus Grup-pe aus Telgte mit der Grün-dung einer österreichischenTochter ihre Ausrichtungauf Exportmärkte. Von Grö-dig bei Salzburg aus ver-treibt diese Fenster- undTürtechnik sowie Zutrittsor-ganisation in zahlreicheLändermärkte. Los ging esmit dem Vertrieb patentier-ter Schließzylinder undSchließanlagen.

Ab 1982 wurden auchFensterbeschläge für Hand-werk und Industrie herge-stellt. 2001 verlegte Wink-haus die Fertigung in dieHauptwerke, die österreichi-sche Gesellschaft wurde zumSitz eines von vier Markt-verantwortungsbereichender Firmengruppe. Sie ver-treibt international das ge-samte Winkhaus-Produkt-portfolio. Mehr als 60 Mit-arbeiter und Handelsvertre-ter begleiten Kunden in 15Ländern. _____________________

Ausrichtungauf Export

Die Psyche stärkenSpaleck | Digitalisierungs-prozesse können dieArbeitsbelastung erhöhen.Wie sich die betrieblicheGesundheitsförderung da-rauf einstellt, war Themader Regionalkonferenz Mit-arbeitergesundheit 4.0 inBocholt. Eingeladen hattenSpaleck und die Bertels-mann Stiftung. Die Stiftungzeichnete den Maschinen-

bauer außerdem als Preisträ-ger des Wettbewerbs „Meingutes Beispiel“ für seine in-nerbetriebliche Gesundheits-förderung aus. Spaleck bie-tet ein umfassendes Gesund-heits- und Sportangebot.Dieses wurde aufgrund derzunehmenden Vernetzungder Arbeitswelt um erste Lö-sungen für die Stärkung derPsyche erweitert. ____________

Carsten Sühling (Spaleck), Detlef Hollmann (Bertelsmann Stiftung), Dr.

Maximilian Bunse (AOK Nordwest) und Prof. Dr. Bertolt Meyer (v. l.,

TU Chemnitz) sprachen über betriebliche Gesundheitsförderung in

Zeiten von Industrie 4.0. Foto: Spaleck

KURZMELDUNGEN

Bestätigt | Bernard Ho-mann, geschäftsführenderGesellschafter von HomannImmobilien in Münster, istals Vorstand des Immobi-lienverbands IVD-West fürdie Region Münster/Müns-terland bestätigt worden.Der IVD ist Ansprechpartnerfür Immobilienmakler, Ver-walter und Sachverständigeim Münsterland. Darüber hi-naus ist Homann IVD-Reprä-sentant für Verbraucherund Medien in der Region. __

Kundensieger | Als Son-nenschutzexperte wirdmarkilux wahrgenommen.Dies ergab die Studie„Deutschlands Kundensie-ger“ des Deutschen Institutsfür Service-Qualität (DISQ).Der Markisenhersteller ausEmsdetten landete in derKategorie „Haus und Gar-ten“ im Bereich Sonnen-schutz ganz vorn. An derrepräsentativen Onlinestu-die nahmen rund 63000Befragte teil.

wirtschaftsspiegel 6 · 2019 49

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Kunden warten abtechnotrans | Als gleichermaßen„herausfordernd und erfolgreich“ be-zeichnet Dirk Engel, Vorstandssprechervon technotrans, das Geschäftsjahr2018. 9,7 Millionen Euro beträgt derBilanzgewinn, davon werden 6,1 Mil-lionen Euro an die Aktionäre ausge-schüttet. „Herausfordernd“ werde auchdas aktuelle Geschäftsjahr 2019 blei-ben. Vor allem die automobilnahe

kunststoffverarbeitende Industrie haltesich mit Aufträgen zurück, teilt dasUnternehmen aus Sassenberg mit. Er-wartet wird ein Umsatz in der Größen-ordnung von 218 bis 226 MillionenEuro sowie ein operatives Ergebnis(EBIT) zwischen zwölf und 16 Millio-nen Euro. Mittelfristig strebt der Vor-stand einen Umsatz von 300 MillionenEuro an. _________________________________

LVM | Zum zwölften Mal inFolge meldet die LVM einstärkeres Wachstum als dieVersicherungsbranche. DasVersicherungsunternehmenaus Münster legte 2018 beiden Beiträgen um 3,7 Pro-zent auf 3,6 Milliarden Eurozu. Ein Grund hierfür sei,dass die LVM-Agenturenmehr als eine Million Neu-verträge vermittelten. Zuge-winne in der Kfz-, Sach-,Haftpflicht-, Rechtsschutzund Unfallversicherung wa-ren dafür maßgeblich. „Soli-des Wachstum“ meldet dieLVM auch in den BereichenVorsorge und Finanzdienst-leistungen.

Gekennzeichnet war dasGeschäftsjahr durch einendeutlich höheren Aufwand:Reguliert wurden 912 000Schäden in Höhe von 1,5Milliarden Euro. Allein dasSturmtief „Friederike“schlug mit rund 70 000 be-arbeiteten Schäden und 79Millionen Euro zu Buche.Unterm Strich weist der Ge-schäftsbericht einen Kon-zernjahresüberschuss von192 Millionen Euro aus, dassind etwa 6,3 Prozent weni-ger als im Vorjahr. DasEigenkapital stieg danachauf 2,4 Milliarden Euro. ____

MehrSchäden

Poko-Institut | 33 670 Euro spendete das Poko-Institut an die Kindernothilfe. Das Unternehmenaus Münster, das Weiterbildungen für Arbeitneh-mervertreter anbietet, sammelte den Betrag mit-hilfe der Seminarteilnehmer. Eingesetzt wird erfür das Projekt „Bildung ändert alles“ in Nordin-dien. Dort sind Kinder, die einer Minderheit an-gehören, vom Schulbesuch ausgeschlossen undarbeiten unter ausbeuterischen Bedingungen inZiegelbrennereien. Fünf Förderschulen geben ih-nen die Chance, später qualifizierte Arbeit zufinden. ______________________________________________

Chance aufSchulbesuch

Damit indische Kinder die Schule besuchen können statt

Ziegel zu formen, unterstützt das Poko-Institut die

Kindernothilfe. Foto: Josephine Herschel

50 wirtschaftsspiegel 6 · 2019

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B&F | Die Borkener Dialog-marketing-Agentur B&FBrüggemann & Freunde unddie japanische AgenturSymphony Marketing arbei-ten enger zusammen. Diesvereinbarten B&F-Kreativ-Direktor Marc Schmitt undIchiro Niwayama, CEO beiSymphony Marketing. Wäh-rend B&F die B2B-Spezialis-ten aus Japan in kreativenFragen im europäischenRaum unterstützt, bringtSymphony Marketing tech-nologisches Know-how zuCRM und Customer Journe-ys ein, so B&F. Weit fortge-schritten sind auch Gesprä-che der Borkener mit derBeratungsgesellschaft Kata-lystM in Singapur. Der Spe-zialist für Marketing-Auto-mation betreut Kunden ausder Finanz- und Automobil-Branche sowie Internet-händler in Südostasien. _____

Kreativin Asien

Zimmer Manufaktur-schmuck | Vor drei Jahrenkam Zimmer Manufaktur-schmuck aus Castrop-Rauxelnach Sylt, „um zu schauen,wie unsere eigenen Kreatio-nen hier ankommen“, erklärtInhaber und GeschäftsführerMatthias Zimmer. Jetzt wirddas Unternehmen dauerhaftauf der Nordseeinsel sess-haft: In Kampen wurde einneues Ladenlokal eröffnet.Neben hauseigenenSchmucklinien präsentiertZimmer dort die deutsch-landweit erste Boutique derDiamantmanufaktur Schaff-rath. _________________________

Sesshaftauf Sylt

Eskalation befürchtetGIPT | In der Nähe von HoChi Minh Stadt im SüdenVietnams hat die Group In-tellect Power Technology(GIPT) ihre zweite vietname-sische Betriebsstätte eröff-net. Hergestellt werden hiervor allem interne und exter-ne AC/DC-Netz- und Lade-geräte. Zudem werden Auf-tragsfertigungen für andereUnternehmen übernommen.

GIPT mit Sitz in Hong Kongunterhält ein Vertriebsbüroin Münster.

„Mit dem Werk in Viet-nam begegnen wir derAngst unserer Kunden voreiner Eskalation desHandelskrieges zwischenden USA und China“, erklärtMartin Lütke Notarp, Ge-schäftsführer der deutschenNiederlassung. _______________

KURZMELDUNGEN

Nächste Stufe | Dienächste Stufe ist erreicht:Schneckenbau Prestel ausSendenhorst gehört beimGroßen Preis des Mittel-stands zu den 758 Nomi-nierten. 13 Jurys beratennun darüber, wer als Fina-list, Preisträger oder miteinem Sonderpreis geehrtwerden wird.

Investition im HafenMehr Transporte über Fernleitung und Schiene

BP investiert rund 45 Mil-lionen Euro in die Moderni-sierung des Stadthafens Gel-senkirchen. Bis 2022 entste-hen mit technischer Unter-stützung durch Evonik undweiterer Partner eine neueKesselwagenverladung fürMitteldestillate und Kerosinsowie drei Tanks für Flug-treibstoff. Deren Fassungs-vermögen beträgt jeweils15 000 Kubikmeter. Zusätz-lich werden der Binnen-schiffsanleger ausgebautund eine Fernleitungsanbin-

dung an die benachbarteBP-Raffinerie errichtet.

Der Stadthafen Gelsenkir-chen ist logistischer Dreh-und Angelpunkt für Kraft-stoffe sowie petrochemischeProdukte. Durch die neue,rund anderthalb Kilometerlange Fernleitungsanbin-dung reduziert sich der Bin-nenschiffsverkehr zwischendem Werk Horst und demStadthafen um 1100 Schiffs-bewegungen jährlich.

Durch die neue Kesselwa-genverladung können rund

40 Züge pro Woche über dieGleise rollen. Das ist umsowichtiger, weil der Markt fürKerosin in Nordwesteuropajährlich um zwei bis dreiProzent wächst. Die Raffine-rie Gelsenkirchen wird denFlughafen Düsseldorf künftigvorrangig per Schiene belie-fern, was ab 2022 knapp18500 Fahrten mit Tankwa-gen einspart. Gebaut wirdferner ein Anschluss an dieGleisanlagen der Gelsen-Log.Die Stadtwerke-Tochter in-vestiert acht Millionen Euro.

Im Gelsenkirchener Hafen tut sich was: BP und Gelsen-Log investieren hier erheblich.

Foto: Stadtwerke Gelsenkirchen

wirtschaftsspiegel 6 · 2019 51

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Schlägel & Eisen | Fürnachhaltige Bodensanierunghat die Entwicklungsgesell-schaft Schlägel & Eisen denNRW-Bodenschutzpreis inHöhe von 7000 Euro erhal-ten. Die gemeinsame Gesell-schaft der Stadt Herten undder RAG Montan Immobi-lien spendete den Betrag ansechs soziale Projekte in derKinder- und Jugendarbeitim Kreis Recklinghausen.Schlägel & Eisen repräsen-tiert laut NRW-Umweltmi-nisterium den Wandel voneiner ehemaligen Zeche mitKokerei zu einem qualitativhochwertigen Gewerbegebietmit Modellcharakter, das dieThemen Arbeiten, Natur,Freizeit und Erholung ein-drucksvoll verknüpfe. _______

Zechenbodensaniert

LIS | Eine elektronische La-deliste, die Warenein- und-ausgänge digital abbildet,präsentiert Logistische In-formationssysteme (LIS)vom 4. bis 7. Juni auf derMesse transport logistic inMünchen. Über das Toollassen sich die Prozessebeim Hallenumschlag perHandy oder Tablet erfassenund in Echtzeit an die Dis-position übertragen.

Eine weitere Neuentwick-lung des Grevener IT-Unter-nehmens ist das ETA Center,welches Transporte tracktund Ankunftszeiten prog-nostiziert. Dazu berücksich-tigt das System die Ver-kehrssituation und die ein-zuhaltenden Lenk- und Ru-hezeiten der Fahrer. _________

Ankunfterrechnen

Blumenbecker | InShanghai hat BlumenbeckerAutomation Systems eineneue, 3500 Quadratmetergroße Fertigung eingeweiht.Seit 2004 ist das BeckumerUnternehmen in China ver-treten. Seit 2010 fertigt Blu-menbecker an zwei Standor-ten Schaltanlagen, in denvergangenen drei Jahrenwuchs das Unternehmendort jährlich um 15 Prozent.Mit der Erweiterung stehenin Shanghai und Tianjinnun 6000 Quadratmeter Fer-tigungsfläche zur Verfügung.80 Mitarbeiter arbeiten inChina, der Umsatz beträgtrund 13 Millionen Euro. ____

Wachstumin China

Wirksam gegen GrippeCilian | „Niemand sollte im21. Jahrhundert an Grippesterben“, findet ChristianSchreiner, CEO von Cilian.Dennoch verlief laut RobertKoch-Institut die Viruser-krankung allein in der Saison2017/18 für mehr als 1600Menschen tödlich. Gründedafür seien häufig eineUnterversorgung mit Impf-stoffen, mangelnde Wirksam-keit und eine Reaktion aufumstrittene Verstärkerstoffe,meint Schreiner. Mit einemneuen Impfstoff glaubt dasBiotech-Unternehmen ausMünster, eine Lösung dafürgefunden zu haben.

Gewonnen wird der Impf-stoff aus gewöhnlichen Wim-perntierchen. Dadurch sei das

Mittel schnell und günstig zuproduzieren sowie saubererals der aktuelle Standard.Auch sei es ohne Verstärker-stoffe äußerst wirksam, wieTests belegen. Beteiligt ander Studie eines EU-Konsor-tiums waren Forschungsein-richtungen aus Italien, Eng-land und Frankreich.

Cilian ist im Technologie-park Münster ansässig undexpandiert dort. Seit Ende2018 wuchs die Fläche um500 Quadratmeter, zehnweitere Mitarbeiter wurdeneingestellt. Technisch wurdemit einem neuen Fermenteraufgerüstet, der nun einebiotechnische Produktion imindustriellen Maßstab er-möglicht. ____________________

Flugsaison am Aasee | ZehntausendeArbeitsplätze schafft die LBS West am Aasee inMünster – und zwar für Bienen. Imkerin AndreaThonemann betreut auf der Dachterrasse des Immo-bilienfinanzierers gemeinsam mit LBS-Mitarbeiternvier Bienenvölker. Zur Eröffnung der „Flugsaison“informierten Vorstand Dr. Franz Schlarmann und derVorstandsvorsitzende Jörg Münning (r.) Bundesum-weltministerin Svenja Schulze über den neuen Bau-stein des Nachhaltigkeits-Engagements der Bauspar-kasse. Foto: LBS West

52 wirtschaftsspiegel 6 · 2019 www.ihk-nordwestfalen.de

IntelligentproduzierenRobotik und Künstliche Intelligenz verändern die Art,wie Unternehmen künftig produzieren. Auch demMittelstand bieten neue Technologien Chancen.

Vor gut zehn Jahren trauten Bankender Zukunftsfähigkeit der Robotik

nicht so recht. Als Daniel Bunse sich da-mals mit der Programmierung von Robo-tern selbstständig machen wollte, gab esdafür keinen Kredit. Er gründete trotz-dem Ruhrbotics, auch weil er überzeugtist vom praktischen Nutzen der maschi-nellen Helfer. Ob seine Bank auch heutenoch die Aussichten in der Robotik soskeptisch bewerten würde? 13 Mitarbei-ter zählt Ruhrbotics mittlerweile. Fir-mensitz ist seit 2012 Recklinghausen,noch in diesem Jahr öffnet eine Nieder-lassung in Kunshan bei Shanghai. „Chinainvestiert ein Vielfaches in KünstlicheIntelligenz und Robotik“, stellt der Ge-schäftsführer fest und ergänzt:„Deutschland ruht sich zu sehr auf sei-nem Ruf als Maschinenbau-Nation aus.“Oder, wie es Business-Development-Ma-

nager Hannes Gruschinski auf den Punktbringt: „Es gibt metallverarbeitende Be-triebe mit dem Automatisierungsgradder 1920er-Jahre.“

Das hört sich be-ängstigend für die Zu-kunftsfähigkeit an, istaber nur die eine Seiteder Medaille. Viele Ma-schinenbauer, produ-zierende Mittelständlerund Automobilherstel-ler setzen längst Indust-rieroboter ein. Selbstkleinere Unternehmenlassen zum Beispiel Ro-boter Rohlinge in eineCNC-Maschine legen und das fertigeWerkstück entnehmen. Punktschweißenund Kleben oder das „Bin Picking“, der„Griff in die Kiste“ mit noch unsortierten

Bauteilen, zählen zu weiteren klassi-schen Einsatzfeldern. Für rund 150 Kun-den programmiert Ruhrbotics die Soft-ware dazu.

„Wo die Prozesse immer gleich sind,arbeiten Roboter“, erklärt Bunse. Der Ka-rosseriebau zum Beispiel sei schon zumehr als 90 Prozent automatisiert. DieStärken des Roboters verdeutlicht er amBeispiel von Tankdeckeln für Autos. Diewerden teilweise extra lackiert und erstanschließend auf die Karosserie aufge-steckt. Die Deckel sehen für den Men-schen häufig sehr ähnlich aus, unter-scheiden sich aber von Modell zu Modell.„Ein Roboter mit Kamera erkennt diekleinen Unterschiede problemlos“, versi-chert er. Sogar feinfühlig kann eine Ma-schine sein: Kraftgeführte Entgrat- undPolieranwendungen mit Robotern sindseit Jahren in der Industrie etabliert.

Was den Menschen ermüdet, erledigtdie Technik schneller und zuverlässiger.Entscheidend dabei: Daten, Daten undnochmals Daten. Aus ihnen leitet einSystem zum Beispiel ab, wann der Motoreiner Maschine ausfallen könnte. „Pre-dictive Maintenance“ heißt dies undhilft, eine Anlage rechtzeitig zu wartenund Standzeiten zu vermeiden. Big-Data-Analysen sorgen für eine effizien-tere Produktion: „Dabei filtert das Sys-tem aus komplexen Daten Zusammen-hänge heraus und zieht daraus die pas-senden Schlüsse“, erläutert Bunse.

Ein noch neuer Trend sind Cobots,kollaborative Leichtbauroboter. Hierarbeiten Mensch und Maschine zusam-men. Beide ergänzen sich nicht nur, Co-

bots sparen auch Platz in derWerkhalle und sind dank vie-ler Standardkomponenten re-lativ günstig. Überhaupt sinddie Kosten ein Grund für man-chen Unternehmer, sich beider Anschaffung einer auto-matisierten Anlage zurückzu-halten. „Teuer ist das indivi-duelle Engineering, das Pla-nen, Programmieren und dieInbetriebnahme“, sagt Bunse.

Allerdings tut sich hier ei-niges, um Kosten zu senken. Geforschtwerde aktuell nach einem „Hardware-Baukasten“ mit standardisierten Kompo-nenten für ähnliche Aufgaben. Flexible-

Technologie

Schnell, zuverlässig und sogar feinfühlig arbeiten die Industrieroboter, die Daniel Bunse (r.)

und Hannes Gruschinski von Ruhrbotics in Recklinghausen programmieren. Fotos: Hertel/IHK

„Es gibt metall-verarbeitende Be-triebe mit demAutomatisierungs-grad der 1920er-Jahre.“

HANNES GRUSCHINSKI

wirtschaftsspiegel 6 · 2019 53www.ihk-nordwestfalen.de

„Dadurch lernt die KI, nur auf diewesentlichen Merkmale zu ach-ten“, erklärt Höfle. Das funktio-niert erstaunlich gut: Wird einKorb mit Abfällen unter die Ka-mera gehalten, unterscheidetdas System in kurzer Zeit denKunststoff von der Aluverpa-ckung und meldet das Gewichtder jeweiligen Abfallart. KI lie-fert damit eine Entscheidungs-grundlage, ob sich das Sortierenlohnt oder zu aufwendig ist.Dann wäre die Fahrt in die Müll-verbrennungsanlage sinnvoller.Anhand der Gewichte wird sogarder Heizwert prognostiziert.

Digitalisierung in der Abfall-wirtschaft ist noch eine Nischen-anwendung. „Nutzbar ist dasKonzept aber auch in anderenBranchen, die auf reine Stoff-ströme angewiesen sind“, ist Ge-schäftsführer Tobias Althoffüberzeugt. Gefragt sind dieIdeen auch international: Gera-de erst ist er von Gesprächen inChina zurückgekehrt. Der heimi-

sche Abbruchunternehmer, Lebensmit-telproduzenten, die chemische Industrieund der Logistiker, der Schüttgütertransportiert, könnten künftig ebenfallsdie Qualität der Stoffe mithilfe Künstli-cher Intelligenz zuverlässig bestimmen.

Bleibt die Frage, welche Auswirkun-gen Robotik und Künstliche Intelligenzauf die Arbeitswelt haben. Daniel Bunsebleibt gelassen. Zwar könne irgendwannalles automatisiert werden. Die Frage seiaber, ob sich der Aufwand dafür lohne.Große Jobverluste fürchtet er nicht.Automatisierung sichere Arbeitsplätze,weil sie Unternehmen wettbewerbsfähi-ger mache. TOBIAS HERTEL

re Roboter der Zukunft sollenleichter umzurüsten sein. Da-mit einher geht bei Ruhrboticsder „Software-Baukasten“:Der Betrieb entwickelt wie-derverwendbare, skalierbareApps für Roboter und Auto-matisierungskomponenten.Auch dies spart Zeit und Geld.

Was in einem Unterneh-men machbar und sinnvoll ist,klärt Ruhrbotics im Gesprächmit dem Kunden. Weiter nachalthergebrachtem Muster zuproduzieren, sei oft keine Al-ternative, warnt Gruschinski.Das funktioniere nur so lange,bis Wettbewerber neue Me-thoden einsetzen, mit denensie schneller, günstiger undbesser sind.

Zukunftstreiber schlecht-hin ist für Bunse die Künstli-che Intelligenz. Immer mehrFirmen entdecken für ihreProduktion deren Potenzial,zum Beispiel bei der intelli-genten Qualitätsinspektion.Hier prüfen Kameras und eine antrainier-te KI die Produkte. Muster oder Schäden,die vor Jahren noch mit klassischen Bild-verarbeitungsmethoden den Systemenexplizit einprogrammiert werden muss-ten und keinerlei Variationen zuließen,werden heute durch sogenanntes DeepLearning von den Systemen verinner-licht. Hat so ein System hinreichend vielBildmaterial von Produkttypen oderSchäden „eingelernt“, ist es in der Lage,Variationen auch in ähnlichen Bildern zuerkennen.

Auf diesem Prinzip fußt auch eine An-wendung der circular infinity GmbH. Dienoch junge Ausgründung der Westfäli-schen Hochschule Gelsenkirchen arbeitetim Bereich der Kreislaufwirtschaft. Dassdie Deutschen mit ihren bis zu vier Müll-tonnen vor der Haustür Weltmeister derAbfalltrennung seien, verweist Prof. RalfHolzhauer ins Reich der Legende. Er lei-tet das Zentrum für Recyclingtechnik.Sein Forschungsschwerpunkt sind Wert-schöpfungsketten in der Kreislaufwirt-schaft. Plastik in der braunen Tonne, sostellt er fest, macht immer häufiger denBiomüll unbrauchbar. Die „Fehlwurf-

quote“ in der gelben Tonne beziffert erauf satte 50 Prozent.

Kamera als Waage

Ob und wie solche Abfälle doch nochverwertbar sind, erkennt Künstliche In-telligenz. Dabei kommt eine Kamera zumEinsatz, die nicht nur sehen, sondernquasi auch wiegen kann. „In einem Bildstecken mehr Informationen, als wir se-hen können“, sagt Kevin Höfle. Er kamvom ESM-Institut der Hochschule Mann-heim, die in Sachen KI schon sehr weitist, zu circular infinity.

Wer Abfall sortiert, kommt nicht vor-bei an der „Sächsischen Sortierrichtli-nie“. Diese wird bundesweit angewendetund kennt bis zu 42 Abfallarten. Genausoviele hat das Team von circular infinityseinem schlauen System beigebracht,und zwar in mühevoller Kleinarbeit.Margarineschachteln, Folien, Getränke-dosen, Tüten oder Pappe landeten aufeinem Arbeitstisch, wurden händischsortiert, fotografiert und gewogen. Umdie Datenbasis zu erweitern, wurden dieBilder gedreht, gespiegelt und verzerrt.

Technologie

Was Künstliche Intelligenz in der Abfallwirtschaft leistet, führen

(v. l.) Lutz Baberg, Kevin Höfle, Tobias Althoff und Prof. Ralf Holz-

hauer bei circular infinity in Gelsenkirchen vor.

IHK innovativ Auf der Veranstal-tung „Kollege Roboter“ berichten Refe-renten von Bosch, Siemens, Ruhrboticsund Hochschulen, wie Künstliche Intelli-genz und Robotik den Arbeitsalltag ver-ändern.2. Juli, M44 Meeting Center, Münsterwww.ihk-nw.de, Nr. 156124644

54 wirtschaftsspiegel 6 · 2019 www.ihk-nordwestfalen.de

Nicht nur aufNoten schauenWenn Betriebe Schülern ihre Türen für Berufsfeld-erkundungen öffnen, können sie junge Talente fürsich gewinnen. Eine Erfolgsgeschichte aus Münster.

Szymon Papierowski weiß bereits, woer demnächst im Warenverteilzent-

rum von Brillux in Münster anpackenmuss. Seine Ausbildung beginnt der ge-bürtige Pole erst im August, doch schonjetzt sitzen bei dem 17-Jährigen vieleHandgriffe. Eine Berufsfelderkundung,ein Praktikum und ein Ferienjob gebenihm die nötige Sicherheit. „Er weiß, waser will“, sagt Cornelia Korfmacher. Fürdie Berufsorientierungs-Beraterin an derEdith-Stein-Hauptschule in Senden istSzymon „ein Vorzeigeschüler“.

„Hauptschüler haben den Betriebenetwas anzubieten und können sich aufdem Ausbildungsmarkt behaupten“, istCornelia Korfmacher überzeugt. Deshalb

muss es nach ihrer Erfahrung nicht im-mer ein Realschulabschluss oder dasAbitur sein. Eine Sicht, die viele Firmenteilen: „Unsere Schüler werden umwor-ben“, stellt sie fest. Die Sendener Haupt-schule knüpft deshalb Kontakte mit derWirtschaft. Über das Projekt „Partner-schaft Schule-Betrieb“ der IHK NordWestfalen hat sie zehn Patenschaften mitUnternehmen geschlossen.

In Klasse acht stehen für die Schüle-rinnen und Schüler aus Senden die Be-rufsfelderkundungen an. Sie sind Teil desProgramms „Kein Abschluss ohne An-schluss“ der NRW-Landesregierung.Auch die IHK unterstützt das Projekt, beidem alle Schülerinnen und Schüler an

weiterführenden Schulen drei Berufsfel-der erkunden. Mit diesen Tagespraktikaim Betrieb eröffnen sich auch Haupt-schülern sowie Jugendlichen mit Förder-bedarf besondere Chancen. „Bei Brilluxschauen wir nicht ausschließlich auf No-ten, sondern entwickeln darüber hinauseinen Blick auf die praktischen Potenzia-le“, erklärt Swantje Dämel aus der Perso-nalabteilung. Sie ist dort zuständig fürdie gewerblich-technische Ausbildung.

Eine Hilfestellung brauchte durchausauch Szymon, der erst vor fünf Jahrenaus Polen nach Deutschland kam. „Ichsprach kein Wort deutsch“, erzählt er.Längst verrät allenfalls ein leichter Ak-zent seine Herkunft. Cornelia Korfma-cher ermunterte ihn 2017, sich für eineBerufsfelderkundung bei Brillux zu be-werben. „Damals war er noch sehr unsi-cher und konnte seine Talente nicht rich-tig einschätzen“, blickt sie zurück.

Dieser „Anschubser“ kam für Szymongerade recht. Brillux kannte er als „großeFirma“. Mehr erfuhr er, als er dort mitzwei Mitschülern sechs Stunden im Wa-renverteilzentrum war. „Uns ist es wich-tig, viele praktische Einblicke in dieArbeitsabläufe zu geben“, erklärt TimRobert. „Die Begeisterung steigt enorm,wenn die Teilnehmer mit Datenfunkter-minals, moderner Scannertechnik undFlurförderfahrzeugen umgehen dürfen“,stellt der Ausbilder im Bereich Spedi-tionswesen fest. Sogar einen Bestellvor-gang in der Kommissionierung überneh-men die Jugendlichen.

Wie eine kleine Ausbildung

Begeistert war auch Szymon, der sich fürsein Praktikum in der neunten Klasseebenfalls für Brillux entschied. „Die dreiWochen waren wie eine kleine Ausbil-dung“, erinnert er sich an die vielen Ein-drücke. Anschließend folgte dann ein Fe-rienjob. Ein Lagerlogistiker gab ihm denTipp, sich für eine Ausbildung zu bewer-ben – mit Erfolg. Gelohnt hat sich dasProgramm damit sowohl für den Sende-ner Schüler als auch für das Unterneh-men. „Die Berufsfelderkundung ist füruns eine gute Möglichkeit, um mit poten-ziellen Bewerbern in Kontakt zu kom-men“, zieht Brillux-Mitarbeiterin Dämelein positives Fazit.

Gute Startvoraussetzungen: Ausbilder Tim Robert (l.) hat seinen künftigen Auszubildenden Szymon

Papierowski schon als Praktikanten kennengelernt. Foto: Brillux

Berufsorientierung

wirtschaftsspiegel 6 · 2019 55www.ihk-nordwestfalen.de

Berufsorientierung

Wie Szymon ging es auch anderen. Ei-nige Teilnehmer hätten sich im An-schluss an Berufsfelderkundungen beiBrillux für ein reguläres mehrtägigesPraktikum beworben. Allein 2019 nutz-ten mehr als 40 Achtklässler die Chance,in den Betriebsalltag des Unternehmenseinzutauchen. „In diesem Jahr werdenvoraussichtlich noch 25 wei-tere an einer Berufsfelderkun-dung teilnehmen“, erklärt Dä-mel. Noch sind es für dieSchüler zwei Jahre bis zuihrem Schulabschluss. „Wirsind zuversichtlich, dass sichder eine oder die andere füreine Ausbildung bei Brilluxentscheidet“, meint SwantjeDämel – so wie Szymon es tat.

Der Sendener meisterte denOnline-Einstellungstest eben-so wie das Vorstellungsge-spräch. Dass am Gesprächauch sein künftiger AusbilderRobert teilnahm, den er ausdem Praktikum schon kannte,machte es für ihn einfacher. „Ich warzwar nervös, aber ich konnte zeigen, wasich drauf habe“, berichtet Szymon. Ver-trauen und Geborgenheit im Unterneh-men sind für ihre Schützlinge wichtig,weiß Korfmacher. „Brillux ist ein tollerAusbildungsbetrieb, der sich um die jun-gen Leute kümmert“, unterstreicht sie.

Und Brillux sorgt für einen reibungs-losen Einstieg: Noch bevor Szymon imSommer die Hauptschule mit der Fach-oberschulreife beendet, hat er bei einigenTreffen seine künftigen Mit-Azubis ken-nengelernt. Zur Abschlussfahrt der er-folgreichen Brillux-Auszubildenden ister ebenfalls eingeladen. Er freut sich auf

seine Ausbildung. Als Lager-logistiker kümmert er sichdemnächst um den gesamtenWarenverlauf, von der Einla-gerung bis hin zum Versand.Zudem lernt er viel über mo-derne Kommunikations- undInformationstechniken.

System funktioniert

„Orientieren, Ausprobieren,Schnuppern“ - das Konzeptder Berufsfelderkundungen,habe nicht nur für Szymonbestens funktioniert, unter-streicht Cornelia Korfmacher.45 Schüler schließen im Som-

mer in der Hauptschule Senden die zehn-te Klasse ab, „etwa jeden zweiten vermit-teln wir in eine Ausbildung“, betont sie.Die anderen absolvieren eine Einstiegs-qualifizierung oder setzen ihre Schul-laufbahn fort. „Niemand geht hier rausohne Perspektive.“ Das ist ihr besonderswichtig. TOBIAS HERTEL

Chance fürkleine Betriebe

BERUFSFELDERKUNDUNG

Die Berufsfelderkundung ist ein zent-raler Baustein im Programm „KeinAbschluss ohne Anschluss“ der NRW-Landesregierung. Alle Schülerinnenund Schüler der Jahrgangsstufe 8lernen dabei drei Betriebe und Be-rufsfelder an jeweils einem Prakti-kumstag kennen. Die Berufsfelder-kundungen finden im IHK-Bezirk inder Woche vor den Osterferien statt.Unternehmen können Angebote fürPraktikumsplätze im Buchungsportalwww.kaoa-praxis.de einstellen.

„Fünf Jahre nach Programmstarthaben sich die Berufsfelderkundun-gen in Schulen und Betrieben einge-spielt. Sie erfüllen die Erwartungen,die die Wirtschaft an sie geknüpfthat“, resümiert Carsten Taudt, IHK-Fachbereichsleiter Bildung und Fach-kräftesicherung. „Gerade kleineUnternehmen kommen unkompliziertmit Jugendlichen in Kontakt undkönnen auf der persönlichen Ebeneals Ausbildungsbetrieb überzeugen.“

www.ihk-nw.de/berufsfelderkundung

Cornelia Korfmacher

unterstützt Haupt-

schüler bei der

Berufsorientierung.

Foto: Hertel/IHK

56 wirtschaftsspiegel 6 · 2019

Kein Platz,und nun?Für den Strukturwandel in der Emscher-Lippe-Regionwerden neue Flächen für Unternehmen und Arbeitsplätzedringend gebraucht. Die verschiedenen Nutzungs-ansprüche sind eine Herausforderung, die einigeKommunen mit aktuellen Projekten meistern wollen.

Industrie- und Gewerbeflächen sind fürdie Entwicklung einer Region unent-

behrlich, erst recht wenn tiefgreifendewirtschaftsstrukturelle Veränderungs-prozesse geschultert werden müssen.Wenn traditionelle Industriezweige wieKohle, Stahl, Textil, Chemie und Energie-erzeugung über Jahrzehnte entwederganz verschwinden oder sich massiv an-passen müssen, werden dort wenigerArbeitskräfte benötigt. Damit dasArbeitsplatzangebot im Strukturwandelnicht deutlich sinkt, müssen neue, mo-derne Arbeitsplätze entstehen – auf neuausgewiesenen Flächen.

So lässt sich die Situation in der Em-scher-Lippe-Region, die alle großenStrukturveränderungen in Deutschland

miterleben musste, beschreiben. Nachwie vor werden hier neue Industrie- undGewerbeflächen gebraucht, um Unter-nehmen Raum zu geben. Das bleibt aller-dings eine Herausforderung, denn Woh-nen, Freiraum, Erholungsflächen undBetriebe liegen in Emscher-Lippe engbeieinander. Die Region wirtschafts-strukturell neu aufzustellen ist demnachschwierig. Vor allem neue Ansiedlungs-flächen für Unternehmen sind vielerortsMangelware. Zu konträr und oft unver-einbar sind die Nutzungsansprüche.

In Städten wie Bottrop oder Gladbeckkönnen die Wirtschaftsförderungen heu-te keine nennenswerten Gewerbe- undIndustrieflächen mehr anbieten. In denanderen Städten des nördlichen Ruhrge-

biets ist es ähnlich. Selbst wenn Politikund Verwaltung gewillt sind, neue Ge-werbe- und Industriegebiete zu schaffen,sind die Hürden hoch.

So wundert es nicht, dass ein Missver-hältnis bestehen bleibt: Der Zuwachs anFlächen für die Wirtschaft ist im Ver-gleich zu den Strukturproblemen tat-sächlich zu gering. Längst werden Flä-chenbedarfe „virtuell“ einzelnen Städtenzugerechnet. Diese Bedarfe sind damitzwar anerkannt, werden aber nicht inreale Gewerbe- und Industriegebiete um-gesetzt. Dem nördlichen Teil der RegionRuhr geht offensichtlich die Puste aus,wenn es um die Ansiedlung neuer Unter-nehmen oder die Expansion beziehungs-weise Verlagerung von Bestandsunter-nehmen geht. Anders sieht es vor allembei den Grün- und Erholungsflächen aus.Die nehmen weiterhin zu. Das mag gutfürs Wohnumfeld sein, schafft aber an-dererseits auch wieder potenzielle Kon-flikte zu wirtschaftlichen Nutzungen.

Zu dicht aneinandergerückt

Unternehmen werden mit verschiedenenSchwierigkeiten bei der Standortsuchekonfrontiert. Oft bestehen planungs-rechtliche Einschränkungen. In diesenFällen geht es meist um Immissions-schutz. Gerade Produktions- und Logis-tikbetriebe können häufig nicht expan-dieren oder angesiedelt werden, weil so-genannte „schutzwürdige Funktionen“wie zum Beispiel das Wohnen im Laufeder Zeit zu dicht an die Unternehmens-standorte herangerückt sind. Problememachen oft auch infrastrukturelle Ein-schränkungen. Die betreffen meistUnternehmen, die an ihrem Standort ge-wachsen sind und Lieferverkehre etwadurch benachbarte Wohngebiete führenmüssen. Soll bei wirtschaftlichen Ent-wicklungen noch Freiraum beanspruchtwerden, fehlt meist die Akzeptanz fürneue Gewerbe- und Industriegebiete.

Schließlich sind auch steigendeGrundstückspreise ein zunehmendesProblem für Kommunen und Unterneh-men. Ursächlich ist die höhere Zahlungs-bereitschaft von Investoren bei soge-nannten höherwertigen Nutzungen wieWohnen oder großflächigem Einzelhan-del. Es greifen einfache Marktmechanis-

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Auf den rund 90 Hektar von „gate.ruhr“ in Marl sollen zahlreiche Grundstücke als Industriegelände

ausgewiesen werden. Eine Teilfläche soll bereits ab 2020 vermarktet werden. Foto: Stachelhaus

Flächen Emscher-Lippe

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Flächen Emscher-Lippe

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Anfragen abgelehntDr. Manfred Gehrke von der Wirtschafts- undArbeitsmarktförderung Marl musste Anfragen vonproduzierenden Unternehmen ablehnen, weil nichtgenügend Flächen da waren.

Wie groß ist die Nachfrage nach Industrie-flächen in Marl? Können Sie derzeit inMarl produzierenden Unternehmen Flä-chen anbieten?DR. MANFRED GEHRKE: In Marl undim gesamten nördlichen Ruhrgebiet zwi-schen Emscher und Lippe können derzeitgrößere zusammenhängende Industrie-flächen nicht angeboten werden. DieseSituation erweist sich als besonders be-dauerlich und problematisch in einer Re-gion mit hoher Arbeitslosigkeit undniedriger Beschäftigungsquote, also ineiner Region, in der dringend zusätzlicheArbeitsplätze benötigt werden und durchein geeignetes Flächenangebot mit ent-sprechenden Unternehmensansiedlun-gen auch geschaffen werden könnten.Aktuell wird nämlich im Umfeld positi-ver Rahmenbedingungen für Investitio-nen, wie die Niedrigzinspolitik, eine ver-gleichsweise große Zahl nationaler wieinternationaler Ansiedlungsprojekte mithoher Arbeitsplatzrelevanz gehandelt.So wurden in jüngster Vergangenheitzum Beispiel Gespräche mit Betriebenaus den Segmenten Lebensmittelproduk-tion, Reparatur und Instandsetzung von

Zugmaschinen und Anhängern aus demBahnbereich, Produktion von Kompo-nenten im Bereich Elektromobilität so-wie chemieaffine Produktion und Logis-tik geführt. Alle stellten eine hohe An-zahl neu geschaffener Ausbildungs- undArbeitsplätze in Aussicht, konnten abernicht für den Standort und die Region ge-wonnen werden, weil geeignete Indust-rieflächen in der Größenordnung vonzehn Hektar und mehr in der gesamtenRegion kurzfristig nicht zur Verfügungstehen.

Wie groß sind die Flächen von „gate.ruhr“und was steht davon für die Wirtschaft,insbesondere für die Industrie und soge-nannte störende Gewerbebetriebe zurVerfügung?GERKE: Bei den „gate.ruhr“-Flächenhandelt es sich um ein Areal, das etwa 90Hektar Bruttoflächen umfasst. Hierzuzählen neben der Fläche des stillgelegtenSteinkohlebergwerks Auguste-Victoriaein Hafengelände am Wesel-Datteln-Ka-nal und das Grundstück eines ehemali-gen und bereits vor Jahren abgerissenenBASF-Kraftwerks. Insgesamt werden

nach erfolgter Entwicklung der Gesamt-fläche etwa 45 Hektar nutzbarer Netto-Industriefläche zur Verfügung stehen,die trimodal, also sowohl über den Was-ser- wie auch über den Schienenweg unddie Straße (Autobahn A 52 und A 43) an-gebunden sind. Bewusst wird eine plane-rische Ausweisung von Grundstücken alsIndustriegelände (GI-Fläche) angestrebt,um auch und gerade sogenanntem „stö-renden Gewerbe“ Raum zu bieten. DennProduktionsbetriebe und Unternehmenmit Schicht- beziehungsweise 24-Stun-den-Betrieb benötigen genehmigungs-rechtlich eine Ausweisung von GI. Gera-de solche Unternehmen können einen er-heblichen Beitrag zur Bruttowertschöp-fung an einem Standort und einer Regionleisten, die durch den massiven Verlustindustrieller Arbeitsplätze im Zuge desStrukturwandels der letzten Jahrzehnteerhebliche Einbußen im Bereich derBruttowertschöpfung zu beklagen hat.

Welches wirtschaftliche Entwicklungs-potenzial hat die Fläche grundsätzlich,welche Rolle spielt sie für die Stadt Marl?GEHRKE: Es wird davon ausgegangen,dass durch das Projekt „gate.ruhr“ mitder Entwicklung der Gesamtfläche undder Ansiedlung zukunftsfähiger Unter-nehmen 1000 Ausbildungs- und Arbeits-plätze für Marl und dieEmscher-Lippe-Regiongewonnen werdenkönnen. Vor dem Hin-tergrund ähnlicher Er-fahrungen mit dem be-reits erfolgreich ver-markteten Industrie-park Dorsten/Marl wirderwartet, dass nebenerheblichen Beiträgenzur Diversifizierungder kommunalen undregionalen Wirtschaftsstruktur Folgein-vestitionen in Höhe von etwa 130 Millio-nen Euro generiert, eine Steigerung desverfügbaren Einkommens der privatenHaushalte allein am Standort Marl umrund 16 Millionen Euro und eine Steige-rung der lokalen einzelhandelsrelevan-ten Kaufkraft um circa vier Prozent er-reicht werden.

Das Interview führte Dr. Eckhard Göske______

Das stillge-

legte Berg-

werk Augus-

te-Victoria

gehört zum

Areal von

„gate.ruhr“.

Dr. Manfred Gehrke

Fotos:Metzendorf

58 wirtschaftsspiegel 6 · 2019 www.ihk-nordwestfalen.de

Den Bottroper Süden und den Essener Norden verbindet „Freiheit Emscher“ entlang des Rhein-Herne-

Kanals mit einem wissensbasierten Gewerbequartier an einer Kanalpromenade.

Neues ImageWeniger Industrie als Dienstleistungen und KMU habenPriorität bei „Freiheit Emscher“, erklärt ChristinaKleinheins, Leiterin des Stadtplanungsamtes Bottrop.

Können Sie derzeit in Bottrop produzie-renden Unternehmen Flächen anbieten?CHRISTINA KLEINHEINS: Die Nach-frage nach Gewerbeflächen in Bottrop istüberwiegend kleinteilig strukturiert.Hier können wir noch eini-ge Flächen in Kirchhellenanbieten. Für Ansiedlun-gen von produzierendemGewerbe mit größerem Flä-chenbedarf gibt es in Bot-trop ebenfalls Anfragen,aber keine sofort verfügba-ren Flächen. Insbesonderedie aufgegebenen Berg-bauflächen sehen wir alsgroße Potenziale für dieZukunft.

Wie groß sind die Flächen von „FreiheitEmscher“ und was steht davon für dieWirtschaft, insbesondere für die Indust-rie und sogenannte störende Gewerbebe-triebe, zur Verfügung?KLEINHEINS: „Freiheit Emscher“ um-fasst als interkommunales Projekt einenStadtraum von 1700 Hektar. Hierin sinddie fünf ehemaligen Bergbauflächen aufBottroper und Essener Stadtgebiet mitbrutto 152 Hektar eingebunden. Diestädtebaulichen Entwürfe lassen eineNettobaufläche von 80,5 Hektar zu.

„Freiheit Emscher“ steht für die Neuaus-richtung dieses Stadtraumes und einneues Image. Industrie und sogenanntesstörendes Gewerbe spielen daher in derKonzeption eine untergeordnete Rolle, es

wird vorrangig um Dienst-leistungen, kleine undmittlere Unternehmen undwissensbasierte Betriebegehen. Die vorhandenenIndustriegebiete habenweiterhin Bestand undwerden durch die verbes-serte Erschließung profi-tieren.

Welches wirtschaftlicheEntwicklungspotenzial hat

die Fläche grundsätzlich, welche Rollespielt sie für die Stadt Bottrop?KLEINHEINS: Die Flächenpotenzialegehören für die Bottroper Wirtschafts-statistik zu den letzten größeren Poten-zialen, die in den kommenden Jahren er-schlossen werden können. Es ist aber zukurz gedacht, das Augenmerk nur aufBottrop zu richten. Freiheit Emscher wirdden Bottroper Süden und den EssenerNorden als eine neue Einheit definieren,die somit auch eine neue Wirtschafts-kraft für die Region entwickeln wird.

Das Interview führte Dr. Eckhard Göske

men: Wird Fläche knapp, steigen diePreise. Das klassische Gewerbe stehtdann in direkter Konkurrenz zu denmeist zahlungskräftigeren Mitbewer-bern und deren Nutzungen. Vor allemkleine Unternehmen können so ver-drängt werden.

Einige Städte setzen trotz insge-samt rückläufiger Bevölkerung wiedervermehrt auf neue Wohnbauflächen,obwohl eigentlich die Ansiedlung ge-rade auch kleiner und mittlerer Unter-nehmen notwendig wäre. In den Mit-telzentren der Emscher-Lippe-Regionist diese Konzentration auf Wohnbau-und Grünflächen wegen des andau-ernden Strukturwandels jedoch be-sonders nachteilig. Die Unterneh-mensbasis kann sich so nicht ausrei-chend verbreitern. Das wirkt sich aufdie Beschäftigungsmöglichkeiten aus.Die Arbeitslosenquote lag trotz guterKonjunktur zuletzt in Gelsenkirchenbei 12,7 Prozent und im Kreis Reck-linghausen bei 8,9 Prozent. Nur inBottrop sieht es mit 6,3 Prozent besseraus. Im Bundesdurchschnitt liegt siebei fünf Prozent.

Alte Rezepte reichen nicht aus

Die bisherigen Rezepte, Wirtschafts-flächen für Unternehmen bereitzu-stellen, haben zwar Wirkung gezeigt,reichen aber bei Weitem nicht aus. Daist die Nutzung altindustrieller Flä-chen. Deren Aufbereitung ist kost-spielig und dauert lange. Häufig stehtam Ende nur ein kleiner Teil der aufbe-reiteten Flächen für Unternehmen zurVerfügung. Die so geschaffenenArbeitsplätze sind aber weder vonihrer Anzahl noch von ihrer Art mitden verlorenen Arbeitsplätzen ver-gleichbar. Es gibt keine neuen Indust-riearbeitsplätze auf diesen Flächenund keine Produktionsbetriebe. Des-halb liegt die Zahl der Industriebe-schäftigten in Emscher-Lippe nurnoch bei 15 Prozent und niedriger. Al-te Industrie ist im Strukturwandel ge-gangen, neue kann aus Platzgründennicht nachwachsen.

Eine Ausnahme scheint gate.ruhrin Marl zu werden. Auf der insgesamt90 Hektar großen Fläche des 2015

Flächen Emscher-Lippe

Christina Kleinheins

Fotomontage:StadtBottrop

Foto:privat

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Flächen Emscher-Lippe

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stillgelegten Bergwerks Auguste Victoria3/7 werden die Weichen anders gestellt.Mit dem Chemiepark nebenan und einertrimodalen Verkehrsanbindung überStraße, Schiene und Kanal sind die Vo-raussetzungen für eine industrielle Fol-genutzung gegeben. In der Nähe zuWohnbebauung soll kleinteiliges Gewer-be angesiedelt werden. Im ersten Schrittsollen 14 Hektar für neue Unternehmenhergerichtet werden. Insgesamt könntenfür Gewerbe und Industrie sogar 45 Hek-tar zur Verfügung stehen. Eine derartigeEntwicklung auf Altstandorten ist selten.

Neue Projekte mit Potenzial

Ebenfalls große Hoffnungen sind mit denFlächen „Freiheit Emscher“ in Bottropund Essen verbunden. Auf insgesamt 155Hektar sollen hier fünf Industrie- undGewerbequartiere entstehen. Das istzwar weniger als ein Zehntel des gesam-ten Flächenpotenzials von „Freiheit Em-scher“, aber aktuell die größte Flächenre-serve im Ruhrgebiet. 20 Hektar auf Bot-troper Stadtgebiet werden ab sofort ver-marktet, der Rest ab 2025. Das Nutzungs-konzept sieht emissionsarme Produktio-nen und wissensbasierte Dienstleistun-gen, Labore und Start-ups, innovativesHandwerk und die Digitalwirtschaft vor.Scheinbar wird die alte Grundidee derInternationalen Bauausstellung Em-

scher-Park vom Nebeneinander vonWohnen, Leben und Arbeiten wieder auf-gegriffen. Die damit verbundene Ideeeines neuen urbanen Zentrums ist reiz-voll und vielversprechend, knüpft aberan die Entwicklung anderer Altstandortean: ein attraktives Wohnumfeld undPlatz für nicht störendes Gewerbe.

Sollen neue Industrie- und Gewerbe-flächen geschaffen werden, wäre eineNutzung der Alt- und Brachflächen alsGrünflächen im Tausch mit Freiraumeine Option. Der Flächentausch gehört zuden gängigen planerischen Instrumen-ten, die noch viel stärker eingesetzt wer-den könnten. Auch deshalb, weil in derPraxis immer wieder eine deutliche Dis-krepanz zwischen den in kommunalenPlänen festgelegten Wirtschaftsflächenund der Marktgängigkeit dieser Grund-stücke besteht. Zur Flexibilisierung derFlächenkontingente für die gewerblicheEntwicklung müsste der Tausch plane-risch gesicherter, jedoch mit Entwick-lungshemmnissen belegter Flächen mittatsächlich verfügbaren Flächen in Re-gional- und Flächennutzungsplänenvereinfacht und beschleunigt werden.

In der gegenwärtigen Situation darfunterstellt werden, dass sich mit den we-nigen möglichen Maßnahmen der Flä-chenengpass nicht beseitigen lässt. Inso-fern ist jetzt Kreativität gefragt. In eini-gen deutschen Großstädten kommen be-

reits neue Modelle wie gestapelte Gewer-beflächen zum Einsatz. Dabei werdenBüro-, Produktions-, Lager- und Parkflä-chen auf mehreren Geschossen mitei-nander kombiniert und zum Beispiel mitLastenaufzügen verbunden.

In den boomenden Städten der Nie-derlande, etwa in Rotterdam, geht dieWohnbebauung in die Höhe und nicht indie Breite. Trotz des knappen Baulandskönnen so immer noch Wirtschaftsflä-chen und Beschäftigungsmöglichkeitengeschaffen werden.

Stadt-Umland-Kooperationen

Ein hilfreiches Instrument sind auchStadt-Umland-Kooperationen. Wenn ineiner Stadt nicht genügend Wirtschafts-flächen bereitgestellt werden können,dann sollte es möglich sein, Angebote fürInvestoren im Umland bereitzuhalten. Dain der Emscher-Lippe-Region nicht aus-reichend Wirtschaftsflächen zur Verfü-gung stehen, sodass an manchen Stellenselbst eine Standortsicherung kaummöglich ist, bleibt als vielleicht letzteMöglichkeit, über Kooperationen mitdem Umland nachzudenken. Dies könnteein Weg zu einer alternativen nachhalti-gen Boden- und Flächenpolitik auf kom-munaler und regionaler Ebene sein. Dazubraucht es nur den Willen zur Zusam-menarbeit. DR. ECKHARD GÖSKE

www.ihk-nordwestfalen.de60 wirtschaftsspiegel 6 · 2019

IT-Strategie-Kongress

Neue AllianzenschmiedenDie Digitalisierung stellt Unternehmen nicht nur vor technologischeHerausforderungen. Nötig ist ein ganz neues Denken.

Jedes zweite deutsche Unternehmenhat sich noch nicht mit der Digitali-

sierung auseinandergesetzt. Das war dieeher schlechte Nachricht beim sechstenIT-Strategie-Kongress des IT-ForumsNord Westfalen bei der IHK in Münster.Die gute Nachricht: Firmen, die die He-rausforderung angehen wollen, müssendies nicht allein tun. Dringend empfahlThorsten Herrmann, Geschäftsführer vonMicrosoft Deutschland, „altes Freund-Feind-Denken“ zu überwinden und auchmit Wettbewerbern Allianzen zu schmie-den.

Netzwerken ist notwendig

Das „Netzwerken“ stellte Dr. Fritz Jae-ckel, Hauptgeschäftsführer der IHK NordWestfalen, in den Mittelpunkt des Kon-gresses, zu dem neben IT-Forum und IHKauch das Digital Hub münsterLAND ein-geladen hatte. Mehr als 350 Geschäfts-

führer und IT-Experten wollten im IHK-Bildungszentrum zudem einen „Blick indie Zukunft der Digitalisierung“ werfen,so der Untertitel der Veranstaltung.

Dabei kann das Hier und Jetzt schonoptimistisch stimmen, wie junge Unter-nehmen im „Start-up-Village“ bewiesen.Sie stellen Landwirten Echtzeitdaten be-reit, automatisieren das Customer-Rela-tionship-Management, kurz CRM, ana-lysieren und digitalisieren Dokumenteoder bieten Lösungen zur Kundenkom-munikation.

Noch mehr in der Praxis bewährteBeispiele lieferten die Vorträge der hoch-karätigen Referenten: So erlaubenClouds längst sichereren und einfache-ren Zugriff auf Daten und Tools als großeRechenzentren. Smarte Systeme warnenfrühzeitig vor dem Ausfall einer Maschi-ne. Künstliche Intelligenz führt dankihrer Lernfähigkeit Gespräche mit Kun-den.

Zu wenig Fortschritte„Unfassbar groß“ nannte Klaus Bürg dieChancen der Digitalisierung für die hei-mische Wirtschaft. Der General Managerder Amazon Web Services (AWS), zu-ständig für Deutschland, Österreich unddie Schweiz, sah aber auch, dass es nurlangsam vorangeht. Der Digitalisie-rungsindex des deutschen Mittelstandesstieg von 2017 auf 2018 von 54 auf 55Punkte und verharrt weit weg vom mög-lichen Höchststand 100. Im Münsterlandsieht es nicht besser aus. AllenfallsMünster auf Platz 34 und der Kreis Bor-ken auf Rang 154 machten im bundes-weiten Digitalisierungs-Kompass, demmehrere Studien zugrunde liegen, Bodengut.

„Andere überholen uns links undrechts“, warnte Bürg. Länder mit weitschlechteren Voraussetzungen als der In-dustriestandort Deutschland seien vielweiter in der Digitalisierung. Agile und

Begeisternder Vortrag: Prof. Dr. Gunther Olesch von

Phoenix Contact legte die Digitalisierungsstrategie

eines Hidden Champions offen. Foto: Krüdewagen/IHK

350 Geschäftsführer und IT-Experten warfen beim sechsten IT-Strategie-Kongress des IT-

Forums Nord Westfalen im IHK-Bildungszentrum in Münster einen Blick in die Zukunft der

Digitalisierung. Foto: Buehring

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IT-Strategie-Kongress

schnelle Start-ups setzen mit neuen Ge-schäftsmodellen selbst große Unterneh-men unter Druck – der Manager vonAWS nannte Airbnb und Uber als Bei-spiele. „Digitalisierung produziert ausDaten Mehrwerte“, erläuterte Bürg. DieseMehrwerte zu erkennen und aus Unmen-gen von Daten die richtigen Schlüsse zuziehen, falle vielen Unternehmen schwer.

„Daran scheitern die meisten“, meinteAWS-Manager Bürg.

Verantwortlich dafür sei oft das Top-management, dem es an Visionen fehle.Als weitere Hindernisse für die Digitali-sierung führte er den Ausbaustand desBreitbandnetzes und den Mangel anFachkräften an. „50 000 IT-Stellen sindaktuell unbesetzt“, betonte er. In we-

nigen Jahren werden sogar250 000 Fachleute fehlen: Da-von geht Microsoft-ManagerThorsten Herrmann aus. Zah-len, die bei Dr. Jaeckel Sor-genfalten verursachen. Bil-dung ist für ihn eine der Ant-worten: „Wir brauchen Busi-ness Schools, die gleichzeitigFähigkeiten im Managementund für die Digitalisierungvermitteln“, stellte der IHK-Hauptgeschäftsführer fest.

Die Aufgabe ist komplex,weshalb Herrmann zu „strate-gischen Allianzen“ riet. „Wirmüssen uns vom Gedankenverabschieden, dass einUnternehmen das alleinschafft“, erklärte er. Microsoftkooperiert zum Beispiel mitseinem Wettbewerber SAPoder betreibt mit BMW eine„Open Manufacturing Platt-form“. Lieferanten und Kun-den sollten ebenfalls Teil sol-cher Verbünde sein. „Wir ent-

wickeln heute nicht mehr Software fürden Kunden, sondern mit ihm“, brachteer die neue Philosophie auf den Punkt.„Dies ist keine Frage von großen undkleinen Unternehmen“, stellte Herrmannklar. Auch der Mittelstand müsse seineKräfte bündeln.

Mental freimachen

Digitalisierung ist, das wurde deutlich,nicht allein ein technologisches Thema.Firmen müssten sich „mental freima-chen“ von einem Denken, das wenigerum Kundenbedürfnisse als vielmehr umdas Produkt kreise und das oft zu „fest inder Unternehmens-DNA“ verankert sei,forderte Bürg. Er ermunterte dazu, Fehlerzuzulassen. „Ein Experiment ist keines,wenn das Ergebnis von vornherein fest-steht“, betonte er. „Mehr Risiko und mehrKreativität“ wünschte sich auch Herr-mann. Er sprach zudem ethische Fragenan, über die Gesellschaft und Politik dis-kutieren müssten. „Die Maschine wirdmenschliche Fähigkeiten nur ergänzen,aber niemals ersetzen“, zeigte er sichüberzeugt.

TOBIAS HERTEL

Beim 6. IT-Strategie-Kongress auf dem Podium (v.r.): Uwe Rotermund (IT-Forum), Dr. Sebastian Köffer

(Digital Hub MünsterLand), Udo Braam (IT-Forum), Dr. Fritz Jaeckel (IHK Nord Westfalen), Thomas Herr-

mann (Microsoft), Klaus Bürg (Amazon Web Services), Martin Hornung (IT-Forum) und Prof. Dr. Gunther

Olesch (Phoenix Contact GmbH & Co. KG). Foto: IHK/Krüdewagen

Wenig Fortschritt: Klaus Bürg (Amazon Web

Services) bescheinigt Deutschland in Sachen

Digitalisierung Nachholbedarf. Foto: Buehring

Kräfte bündeln: Microsoft-Manager Thorsten

Herrmann rät dem Mittelstand zu strategi-

schen Allianzen. Foto: Krüdewagen/IHK

62 wirtschaftsspiegel 6 · 2019 www.ihk-nordwestfalen.de

Neues aus Berlin und Brüssel

Deutliches Signal an die Politik

FRÜHJAHRSPROGNOSE

Berlin. Nach Auffassungvon DIHK-Hauptgeschäfts-führer Martin Wansleben istdas Frühjahrsgutachten derWirtschaftsforschungsinsti-tute ein deutliches Signal andie Politik. „Die internatio-nalen Rahmenbedingungenfur Unternehmen habensich in jüngster Zeit rasantverschlechtert. Es ist jetztdringend geboten, dieStandortattraktivitätDeutschlands in den Blickzu nehmen, und zwar für al-le Unternehmen, nicht nurfür große Industriebetrie-

be“, sagte Wansleben. Zu-gleich wies er daraufhin, wasjetzt zu tun ist: „Wir brau-chen Impulse für mehr priva-te Investitionen in unseremLand: etwa die Steuerbelas-tungen für alle Unternehmenzu reduzieren, mit einertechnologieoffenen steuerli-chen ForschungsförderungImpulse für Innovationen zusetzen, mehr in Bildung undDigitalisierung zu investie-ren, den europäischen Marktfur Wagniskapital zu stärkenund eine moderne Wettbe-werbspolitik zu verfolgen.“

Gerade bei der Steuerbelas-tung gäbe es dringendenHandlungsbedarf. Alle G7-Staaten außer Deutschlandhätten Unternehmen vonSteuern entlastet oder diesbereits angekündigt.

„Wenn wir nicht handeln,wird Deutschland in denkommenden Jahren zu denIndustrieländern mit derhöchsten Unternehmens-steuerlast zählen. Damitdürfte der hiesige Standorterheblich an Attraktivitätverlieren“, warnte Wans-leben.

Unterstützung in der Ausbildung Foto: Getty Images

Berlin | Der Regierungsent-wurf des Gesetzes über„Duldung bei Ausbildungund Beschäftigung“ solldemnächst im Bundestagberaten werden. Der Bun-desrat hat dazu im FebruarStellung bezogen und folgtan einigen wesentlichenPunkten der DIHK-Stellung-nahme zu diesem Gesetzent-wurf.

Mit Blick auf die Neure-gelung der Ausbildungsdul-dung soll nach Auffassungdes Bundesrates für dieDauer einer Einstiegsqualifi-zierung ein Anspruch aufDuldung bestehen. Dies hat-te der DIHK gefordert.

Die Bundesregierung teiltdie Position des Bundesratesnicht, daher bleibt nun zuhoffen, dass im parlamenta-rischen Verfahren die Neu-regelung der 3+2-Regelunggenau betrachtet wird. ______

Duldung derAusbildung

Brüssel | Die deutschenIHKs werden von der EU-Kommission nunmehr beider konzeptionellen Ent-wicklung von europäischenExzellenz- und Innovations-zentren für die BeruflicheBildung miteinbezogen: Soberichtete der Geschäftsfüh-rer Bildung der IHK Schwa-ben, Oliver Heckemann, alsVertreter der IHK-Organisa-tion auf der Konferenz derfür Berufliche Bildung zu-ständigen Abteilungsleiterüber die Aktivitäten seinerIHK. Themen waren die Di-gitalisierung, Partnerschaf-ten mit anderen Berufsbil-dungsakteuren bei dualenStudiengängen, die Integra-tion von Flüchtlingen inAusbildung sowie Ausbil-dungsmessen mit Unterneh-men. Die IHK-Organisationgibt der EU-Kommission so-mit Standards für deren lau-fende Überlegungen vor, ab2021 über das EU-Bildungs-programm ERASMUS+ eineuropäisches Netzwerk odereine Plattform von regiona-len „Zentren der beruflichenExzellenz“ aufzubauen. _____

Impulsefür Bildung

Mentoren für AzubisBerlin | Wie lassen sichAusbildungsabbrüche ver-hindern? Ein zielführenderWeg ist das vom Senior Ex-perten Service entwickelteund durchgeführte Mento-renprogramm „VerA“, das inBerlin im Mittelpunkt derFachtagung „Sicher durchdie Ausbildung dank Ehren-amt“ stand. Achim Dercks,DIHK-Vize-Hauptgeschäfts-führer betonte: „Die Mento-ren bei VerA sind deshalbso erfolgreich, weil sie denAzubis ganz praktisch hel-

fen und auf Erfahrungenaus einem langen Berufsle-ben zurückgreifen. Damitsind sie eine hervorragendeErgänzung zu staatlich fi-nanzierten Programmen wieder Assistierten Ausbil-dung.“ Die Veranstalterstellten eine klare Forderungan die Bundesregierung:Angesichts des großen Er-folgs der Initiative VerAmüsse das Programm verste-tigt und über das diskutierteEnde der Förderung 2022hinaus finanziert werden. ___

Berlin | Ein neues verbind-liches Register soll für mehrTransparenz bei Implantatensorgen. Damit soll die Qua-lität der Implantateversor-gung – zum Beispiel mitGelenkendoprothesen – ver-bessert werden. Die Bundes-regierung greift dabei DIHK-Vorschläge auf für klarereRegelungen der Rechtssi-cherheit von Betrieben. _____

Implantateregistrieren

Steuern

Forschung undEntwicklungEine steuerliche Forschungsförderungvon Unternehmen ist in Planung.

Den Gesetzentwurf für diesteuerliche Forschungsförde-rung hat Bundesfinanzmi-nister Olaf Scholz im Aprilvorgelegt. Alle Unterneh-men, die forschen und inDeutschland steuerpflichtigsind, können diese Förde-rung beantragen. Das Gesetzsoll zum 1. Januar 2020 inKraft treten und dessen Wir-kung nach vier Jahren be-wertet werden.

Die Förderhöhe soll 25Prozent der Personalaufwen-

dungen für Forschung undEntwicklung (FuE) betragen,jedoch maximal 500 000 Eu-ro pro Jahr und Unterneh-men. Bei der Auftragsfor-schung soll der Auftragneh-mer gefördert werden. Eineexterne Stelle soll das Vor-liegen eines FuE-Vorhabensbestätigen – mit Bindungs-wirkung für die Finanzver-waltung. Die Förderung sollunbefristet gelten und nichtmehr auf vier Jahre be-schränkt sein. _______________

Höhere Pauschalen beiberuflichem UmzugSteigerung | Für Umzüge,die beruflich veranlasstsind, gilt seit dem 1. April2019 ein höherer Pauschbe-trag. Der Betrag ist für Ver-heiratete auf 1622 Euro undfür Ledige auf 811 Euro ge-stiegen. Die Pauschale sollsonstige Umzugsauslagen,wie beispielsweise die Auf-wendungen für die Ummel-dungen oder Trinkgelder fürMöbelpacker abgelten.

Die Pauschale erhöht sichfür jede weitere in der häus-lichen Gemeinschaft lebendePerson um 357 Euro. Ausge-nommen vom Erhöhungsbe-trag sind der Ehegatte undder Lebenspartner. Die Pau-schale für umzugsbedingteUnterrichtskosten für einKind beträgt seit dem 1. Ap-ril 2045 Euro.

Die neuen pauschalenBeträge für beruflich veran-lasste Umzüge können zu-sätzlich zu den einzelnnachzuweisenden Kostenabgezogen werden. Bei-spielsweise Reisekosten,Transportkosten für das Um-

zugsgut, Maklergebührenoder doppelte Mietzahlun-gen können durch Einzel-nachweise als Werbungskos-ten abgezogen werden. Al-ternativ gibt es die Möglich-keit, dass der Arbeitgeberdie Pauschalen steuerfrei er-stattet.________________________

FuE in Unternehmen wird gefördert. Foto: Arcurs/Fotolia

Für einen beruflich bedingten

Umzug gelten nun höhere

Pauschbeträge. Foto: Steiner/Fotolia

64 wirtschaftsspiegel 6 · 2019

VerlagsSpezial

Kollegen sorgenfür UnterschiedAuf ein gutes Miteinander kommt es imArbeitsleben an: Für fast jeden zweitenDeutschen ist das gute Verhältnis zuKollegen und Vorgesetzten derwichtigste Faktor für ihre Arbeitsmoral.

Fast jeder Dritte möchte sich auch ab-seits der eigentlichen Tätigkeit mit

den Kollegen gut verstehen. Das sind Er-gebnisse der repräsentativen Umfrage„Arbeitsmotivation 2019“, für die 1004Bundesbürger befragt wurden.

82 Prozent der Deutschen geben an,ihre Arbeitsmoral hänge von ihremArbeitsumfeld, Kollegen oder Aufmerk-samkeiten ab. Sie lassen sich durchunterschiedliche Faktoren positiv inihrem Job beeinflussen. Auch wenn dieVorlieben hier verschieden sind, gibt esdoch einige Möglichkeiten, viele Mit-arbeiter zu motivieren. 46 Prozent derdeutschen Arbeitnehmer sagen, ein gutesArbeitsverhältnis zu Kollegen und Vor-gesetzten wirke sich positiv auf ihre Mo-ral aus. An zweiter Stelle der Motiva-tionsfaktoren folgen mit 34 Prozent dieflexiblen Arbeitszeiten wie zum BeispielGleitzeit oder ein Arbeitszeitkonto. 30Prozent ist ein gutes Verhältnis zu Kolle-gen auch über die Arbeit hinaus wichtig.Kostenlose Getränke und guter Kaffee

landen ebenfalls noch in den Top Fünfder Motivationshelfer.

„Der menschliche Faktor ist in derArbeitswelt nicht hoch genug zu bewer-ten“, sagt Frits Scholte, Vorsitzender derGeschäftsführung der ManpowerGroup.„Die meisten Mitarbeiter schätzen es,sich im Job mit anderen auszutauschen.Es spielt zudem eine große Rolle für dieZufriedenheit, dass Vorgesetzte undKollegen die Leistungen anerkennen unddie Arbeit loben. Ein unangenehmesArbeitsklima führt oft zur inneren Kün-digung und großer Wechselbereitschaft.Fachkräfte lassen sich so nicht binden.“

Fühlen sich die Mitarbeiter wohl inihrem Team und stimmt das Betriebskli-ma, sehen sie sogar über weniger Lohnhinweg, besagt die Studie. Nette Kolle-gen und die Inhalte der Tätigkeit über-trumpfen für 64 Prozent der Deutschendas pralle Gehaltskonto. Nicht nur dieKollegen, auch die Art des Berufes solldie Bundesbürger glücklich machen. 77Prozent der Befragten wollen keinen Job

haben, der sie langweilt oder stresst –selbst wenn dieser hervorragend bezahltwird. Zwar suchen die Deutschen inihrem Job zunehmend Erfüllung, dochgleichzeitig wächst die Bedeutung derWork-Life-Balance. 55 Prozent der Be-fragten sagen, sie würden gerne nur vierTage die Woche arbeiten und für diesesPlus an Freizeit finanzielle Einbußenhinnehmen.

Manchmal reichen schon kleineSchritte zu einem besseren Klima imUnternehmen. Während bei vielen Moti-vationsfaktoren die Bedeutung im Ver-gleich zur Vorjahresbefragung leicht ab-genommen hat, steigt die Wichtigkeitanderer Punkte an. Ein schönes Umfeldam Arbeitsplatz ist zunehmend mehrDeutschen wichtig. Pflanzen im Bürofinden beispielsweise 20 Prozent derBundesbürger motivierend. Eine indivi-duelle Schreibtischgestaltung etwa mitBildern der Liebsten stärkt die Arbeits-moral von 16 Prozent. Moderne Büromö-bel schätzen 15 Prozent. OTS

Bildung undPersonal

Das VerlagsSpezial„Bildung und Personal“ist ein Verlagsspezial derAschendorff Medien GmbH& Co. KG.

Redaktion:UnternehmensgruppeAschendorffTelefon 0251 690-908420

Ein schönes Umfeld an ihrem Arbeitsplatz ist zunehmend mehr

Deutschen wichtig.. Foto: AGR/Sedus

VerlagsSpezial Bildung und Personal

Kluge Köpfe alswichtiges KapitalDie Weiterbildung zu Digitalthemen boomt. Von dendigital qualifizierten Mitarbeitern profitieren dieUnternehmen. Die bekommen ihrerseits bessere Jobsund bleiben auch im fortgeschrittenen Alter attraktivfür den Arbeitsmarkt.

Fast zwei Drittel aller Unternehmen(63 Prozent) bilden ihre Mitarbeite-

rinnen und Mitarbeiter zu Digitalthemenweiter. Das hat eine gemeinsame Studiedes TÜV-Verbands und des Digitalver-bands Bitkom ergeben, für die 504 Unter-nehmen ab 10 Mitarbeitern in Deutsch-land befragt wurden. Zum Vergleich: Vorzwei Jahren haben erst 36 Prozent derUnternehmen ihren Mitarbeitern Fortbil-dungen angeboten, damit sie digitaleKompetenzen erwerben und vertiefenkönnen. „Den digitalen Wandel in denUnternehmen müssen die Beschäftigengestalten“, sagt Dr. Michael Fübi, Präsi-dent des TÜV-Verbands (VdTÜV). „DieMitarbeiter brauchen die richtigen Kom-petenzen, um die digitale Transforma-tion voranzutreiben. Eine moderne Wei-terbildungskultur ist dafür der Schlüs-sel.“ Vier von fünf Befragten (78 Prozent)sind der Meinung, dass digitale Kompe-tenzen genauso wichtig werden wiefachliche oder soziale Kompetenzen.Weitere 18 Prozent halten digitale Kom-petenzen in Zukunft sogar für die wich-tigste Fähigkeit von Arbeitnehmern. „Di-gitale Weiterbildung boomt. Eine guteQualifikation und die Bereitschaft zueiner stetigen Weiterqualifizierung si-chern langfristig Chancen auf demArbeitsmarkt und ermöglichen Teilhabein der digitalen Welt“, sagte Bitkom-Prä-sident Achim Berg. „Weiterbildung undlebenslanges Lernen müssen deshalb reinin die unternehmerische Praxis. Digital-kompetenz gehört in den Mittelpunkt.“

Nahezu alle Befragten sind sich einig,dass lebenslanges Lernen im Zusammen-hang mit der Digitalisierung immerwichtiger wird (99 Prozent). Schule, Aus-

bildung und Studium reichen heute nichtmehr für das gesamte Berufsleben ausund müssen durch regelmäßige Fortbil-dungen im Arbeitsalltag ergänzt werden.Dieser Aussage stimmen 95 Prozent derUnternehmen zu. Die betriebliche Reali-tät sieht allerdings anders aus. Im Schnittkönnen Beschäftigte jährlich nur 2,3Arbeitstage für Weiterbildungen allerArt nutzen. Dafür stehen jedem Mitarbei-ter durchschnittlich 709 Euro zur Verfü-gung. Zum Vergleich: Ein Seminartag beieinem externen Anbieter kostet durch-schnittlich 450 bis 500 Euro. „Die Wei-terbildungsbudgets sind in vielen Unter-nehmen knapp bemessen“, sagte Fübi.Besonders problematisch: Jedes fünfteUnternehmen bildet gar nicht weiter.

Mit einem Anteil von 57 Prozent hatdie Mehrheit der Unternehmen keine

Strategie für die Vermittlung digitalerKompetenzen. Zu den Digitalkompeten-zen zählen die individuellen Kompeten-zen der Beschäftigten im Umgang mit di-gitalen Geräten wie Computern, Smart-phones oder Tablets und bei der Nutzungdigitaler Anwendungen wie Softwareoder Apps, aber auch Grundkenntnisseim Programmieren. „Für die Weiterbil-dung zu Digitalthemen ist ein strategi-scher Ansatz sinnvoll und notwendig“,betonte Fübi. „Die Weiterbildungsstrate-gie sollte sich aus einer zentralen Digital-strategie ableiten.“ Daneben sei es not-wendig, digitale Kompetenzen zeitge-mäß zu vermitteln.

Ein geeignetes Mittel dafür sind digi-tale Lernmethoden. Zwar sind acht vonzehn Unternehmen (79 Prozent) gegen-über E-Learning aufgeschlossen. Aller-dings nutzt nur jedes dritte Unternehmen(32 Prozent) auch digitale Lernangebote.Dabei seien digitale Angebote viel leich-ter in den Arbeitsalltag zu integrierenund steigerten zudem Motivation undLernerfolg.

Aus Sicht von Bitkom und TÜV-Ver-band sollten Unternehmen dringend eineWeiterbildungskultur etablieren, umihren Beschäftigten berufliches Lernenlebenslang zu ermöglichen. Grundlagedafür sei eine Weiterbildungsstrategierund um digitale Kompetenzen und dieBereitstellung ausreichender finanziellerMittel. VDTUEV

Die Weiterbildungsbudgets sind in vielen Unternehmen noch knapp bemessen. Doch die

Bereitschaft zur Fortbildung gerade digitaler Kompetenzen wächst. Foto: TüV-Verband

66 wirtschaftsspiegel 6 · 2019

68 wirtschaftsspiegel 6 · 2019

VerlagsSpezial Bildung und Personal

UngenutztesPotenzial hebenMitarbeiter sind beim ThemaWeiterbildung zwar motiviert,wünschen sich jedoch andere Formateals ihnen Unternehmen bieten.

Damit wird wertvollesPotenzial aufs Spiel ge-

setzt, so das Ergebnis der ak-tuellen, repräsentativen Um-frage „Wert der Weiterbil-dung“ der Haufe Akademie.

In einem Punkt sind sichArbeitnehmer und Arbeitge-ber einig: Die beliebtestenWeiterbildungsformate sind

Seminare und Tagungen. Beiallen anderen Angebotenklaffen Wunsch und Wirk-lichkeit weit auseinander: Ameklatantesten zeigt sich diesbei längeren Qualifizierungs-programmen sowie persönli-chem Coaching. Obwohl sichnahezu 80 Prozent der befrag-ten Mitarbeiter diese Formate

wünschen, bekommen nur 34bzw. 21 Prozent die Möglich-keit, an solchen teilzuneh-men. Dabei ist gerade Coa-ching besonders wirksam. DerGrund: Es fokussiert auf dieindividuelle Zielsetzung unddefiniert die Entwicklungs-schritte, die nötig sind, umdieses Ziel zu erreichen.

Die Studie zeigt auch, dassLernen noch nicht ganzheit-lich genug betrachtet wird. Sohalten Mitarbeiter E- undBlended Learnings – eineKombination aus Online-For-maten und Präsenzveranstal-tungen – für am wenigstensinnvoll. Und letzteres wirdauch nur in 13 Prozent derUnternehmen angeboten. Da-bei fördert die gezielte Kom-bination von Analogem undDigitalem ganzheitliche Wei-terbildungsprozesse. DennWissen aus Seminaren undTrainings kann direkt imArbeitsalltag wiederholt undangewendet werden.

Bei wem suchen Mitarbei-ter Rat, um eine geeigneteWeiterbildung zu finden?Laut Studie hören sich die Be-fragten in erster Linie internum: 93 Prozent bei Kollegen

und Vorgesetzten. Die Perso-nalentwicklung folgt mit 84Prozent erst an dritter Stelle.Die Tatsache, dass die Mit-arbeiter Empfehlungen ausihrem beruflichen Umfeldvorziehen, zeigt: HR ist nochnicht in der Beraterrolle ange-kommen und verschenkt da-mit wertvolles Potenzial, umdefinierte Weiterbildungsthe-men und -formate voranzu-treiben und so das Know-howdes Unternehmens in einestimmige Richtung zu lenken.

Um Mitarbeiter stets aufdem aktuellen Wissensstandzu halten, sie besser zu för-dern und langfristig zu bin-den, sollten Unternehmen siein den Auswahlprozess vonMaßnahmen miteinbeziehen.Auch gilt es, den Blickwinkelzu weiten: Coaching ist etwalängst nicht mehr der Ma-nagement-Ebene vorenthal-ten, sondern kann auf allenHierarchiestufen zu strate-gisch relevanter Entwicklungführen. Ähnliches gilt für dieLernformate: Eine gezielteKombination aus Digitalemund Analogem hebt Lernen imUnternehmen auf eine neueEbene. OTS

Mitarbeiter wünschen sich beim Thema Weiterbildung oft andere

Formate als ihnen Unternehmen bieten. Foto: obs-Haufe Akademie

70 wirtschaftsspiegel 6 · 2019

VerlagsSpezial Bildung und Personal

Fachkräfte bereitsfrüh begeisternDeutsche und niederländische Unternehmenpräsentieren sich den Fachkräften von morgen. Nacherfolgreichen Premieren feiern zwei Veranstaltungenin Bocholt eine Neuauflage.

Der Deutsch-Niederländische Tech-niktag war bereits bei der Premiere

2017 ein voller Erfolg. Mehr als 3000Gäste sorgten für einen ansprechendenRahmen und tolle Resonanz. Samstag,21. September, wird eine Neuauflage imBerufskolleg Bocholt-West geben. Von10 bis 16 Uhr präsentieren sich rund 40deutsche und niederländische Unterneh-men den aus der Grenzregion kommen-den Kindern und Jugendlichen – denArbeitnehmern und Ingenieuren vonmorgen. Durch verschiedene „do-it-yourself“-Aktivitäten sollen die jungenMädchen und Jungen im Alter von 8 bis14 Jahren spielerisch dafür begeistertwerden, sich mit Technik/Technologienverschiedener Berufe auseinander zu set-zen und für eine Ausbildung im techni-schen Sektor zu interessieren. Sie kön-nen Leiterplatten löten, Würfel oderWindmühlen aus Stahl herstellen, einHolzschiff bauen, ihren Namen miteinem Plasmaschneider in Metall ver-ewigen, anhand einer Zeichnung eineRohrkonstruktion erstellen, Traversenfür Bühnentechnik errichten, ein Getrie-be bauen, mit modernsten GerätenSchrauben in Beton und Holz drehen,sich in einen Lkw-Fahrsimulator setzen,3D-Druck und Virtual Reality erleben,einen Golfball per App fernsteuern undvieles mehr.

An Studierende richtet sich das Ange-bot der Matchingmesse, die am 10. Okto-ber auf dem Bocholter Campus der West-fälischen Hochschule stattfinden wird.Zwischen 13 und 16 Uhr werden sichüber 30 Unternehmen aus der Regiondies- und jenseits der Grenze mit ihremAngebot präsentieren. Besonders gefragtsein dürften dabei Werkstudententätig-

keiten, Praktikumsplätze für Studieren-de/Absolventen, Traineeprogramme unddie Betreuung von Bachelorarbeiten /Masterarbeiten. Studierende und künfti-ge Absolventen können so bereits früh-zeitig in das Unternehmen eingebundenwerden. NWB

Interessierte Unternehmen an beidenVeranstaltungen können sich noch zurTeilnahme anmelden.Informationen sind erhältlich unterwww.internationales-netzwerkbuero.de

Mit zahlreichen Aktivitäten werden Jugend-

lichen beim Techniktag für Technikberufe

begeistert. Foto: WFB

Bildung und Personal VerlagsSpezial

Studium mitBerufsausbildungJedes Jahr stehen viele Schulabgänger immer wiedervor der gleichen Entscheidung: lieber studieren oderdoch erst eine Berufsausbildung machen?

Perfekt wäre da eine Kombination ausLehre mit einem Studium. Innovative

Fachhochschulen haben diese Lücke ent-deckt und bieten mit dem „Dualen Stu-dium“ eine interessante Alternative an.

„Das duale Studium zeichnet sichdurch die Verbindung von wissenschaft-lichem Studium mit betrieblicher Praxisaus. Es verbindet die beiden LernorteHochschule und Unternehmen über dasStudium hinweg. Während der Hoch-schulphasen setzen sich die Studieren-den mit theoretischen Lerninhalten aus-einander und vertiefen ihr Wissen. In denBetriebsphasen lernen sie ihr Unterneh-men und die betrieblichen Zusammen-hänge von Grund auf kennen“, erläutertProf. Dr.-Ing. Wolfgang Arens-Fischer,Studiendekan und Leiter des Instituts fürDuale Studiengänge am Campus Lingender Hochschule Osnabrück.

Der Unterschied zum herkömmlichenHochschulstudium liegt in dem nochkompakteren und zeitlich angepasstenLehrplan, der es den Studierenden mög-lich macht, Studium und Berufserfah-rung im Unternehmen unter einen Hut zu

bekommen. Dabei wird zwischen berufs-begleitend und –integrierend unter-schieden. Berufsbegleitend bedeutet,dass neben der Arbeit etwa am Abendoder am Wochenende studiert wird. Beieinem berufsintegrierenden Studiumwird nicht neben der Arbeit, sondernauch während der Arbeitszeit studiert, dadie Studierenden durch Fallstudien an-geleitet werden den theoretischen Lern-inhalt in der Praxis anzuwenden.

Das Fächerangebot dualer Studien-gänge verteilt sich schwerpunktmäßigauf die Wirtschafts- und die Ingenieur-wissenschaften sowie auf die Informatik.Andere Fächer spielen im Bereich derdualen Studiengänge nur eine unterge-ordnete Rolle.

Ein Duales Studium verlangt den Stu-dierenden eine hohe Belastbarkeit ab:während die Studiendauer der eines re-gulären Studiums entspricht, müssenTheorie und Praxis in derselben Zeit ab-solviert werden. Außergewöhnliches En-gagement, hohe Belastbarkeit und guteTeamfähigkeit sind Grundvoraussetzun-gen für ein Duales Studium. PD

Beim Dualen Studium werden Berufsausbildung und Studium verbunden. Foto: Oliver Pracht

72 wirtschaftsspiegel 6 · 2019

VerlagsSpezial

Umnutzungstatt NeubauEtwa 70 Prozent aller bestehendenNichtwohngebäude in Deutschlandsind älter als 40 Jahre – und in ihrerursprünglich angedachten Nutzungheute nicht mehr en vogue.

Deshalb stehen Eigentümer ältererBestandsimmobilien in der Bundes-

republik wie auch europaweit oft vor derFrage: Abriss und Neubau, Sanierungoder Re-Development? Die Antwort da-rauf ist in den vergangenen Jahren im-mer häufiger: Re-Development bezie-hungsweise komplette Umnutzung.„Viele Gebäude haben eine architektoni-sche, zeithistorische oder städtebaulicheBedeutung. Nicht zuletzt spielen aberauch ein stärkeres Umweltbewusstseinsowie ökonomische Gründe oft eine gro-ße Rolle bei der Entscheidung gegen Ab-riss und Neubau“, nennt Reiner Nowak,Geschäftsführer der Modal M GmbH, dieGründe für das Umdenken.

Finanzielle Bewertung

Reiner Nowak: „Re-Development ist invielen Fällen sinnvoll. Es kostet nicht nurweniger als Neubau, es verbraucht auchweniger Energie. Am wichtigsten ist je-doch, dass Mieter ihre Flächen flexibel

und zukunftssicher gestalten können,um dem Paradigmenwechsel durch Digi-talisierung und Globalisierung standzu-halten.“

Zwar fallen bei Sanierung oder kom-pletter Umnutzung ebenso wie bei Abrissund Neubau Rückbaukosten an. Aller-dings sparen sich Eigentümer durch dieErhaltung der Bausubstanz die komplet-ten Aushub- sowie Rohbaukosten. Unddie machen laut Modal M gut 25 Prozentder Gesamtbaukosten aus. Je nach Objektlassen sich da schnell mehrere MillionenEuro einsparen.

Auch ihren ökologischen Fußabdruckkönnen Eigentümer älterer Gewerbeim-mobilien kräftig reduzieren. Wer um-statt neu baut, spart durch den Wegfalldes Betonierens einen großen Energie-fresser ein: die CO²-intensive Zementge-winnung.

Eine Fassade architektonisch interes-sant zu überholen und energetisch aufden neuesten Stand zu bringen, ist seltenein Problem. Auch bin ich immer wieder

erstaunt darüber, wie flexibel Gebäude inihren Grundrissen sind und so an aktuel-le Nutzerwünsche angepasst werdenkönnen. Nicht umsonst sind beispiels-weise Gebäude aus den 1960er Jahrenheute wieder cool. Gerade sie eignen sichnach einer cleveren Umgestaltung häufigfür offene, großflächige Bürostrukturen.

Allerdings spielen bei der Objektbe-wertung auch Parameter wie natürlicheBelichtung und Belüftung durch ausrei-chend vorhandene Fenster sowie dieGebäudetiefen eine große Rolle. Zwarkönnten viele Funktionen mechanischneu hergestellt werden, wenn sie in derGebäudestruktur nicht bereits vorhan-den sind. Jedoch bedeutet intensive Er-neuerung der Haustechnik oft hohe In-vestitions- und Betriebskosten.

Nachverdichtungen in die Horizonta-le wie auch in die Vertikale sind ebenfallsoft möglich. Denn um ein bis zwei Stock-werke kann laut Nowak nahezu jedesGebäude nach oben erweitert werden –so es die Kommunen zulassen. OTS

Bauen undErhalten

Das VerlagsSpezial„Bauen und Erhalten“ist ein Verlagsspezial derAschendorff Medien GmbH& Co. KG.

Redaktion:UnternehmensgruppeAschendorffTelefon 0251 690-908420

Mit der Sanierung lässt sich die vorhandene Bausubstanz erhalten und

fit für neue Nutzeranforderungen machen. Foto: OBS/Schwarz Architekten

74 wirtschaftsspiegel 6 · 2019

VerlagsSpezial Bauen und Erhalten

Moderner Hallenbaumit SystemDie Logistikbranche boomt. Deshalb sind möglichstflexibel gestaltbare Hallengebäude mit kurzerBauzeit bei gleichzeitiger Wirtschaftlichkeit aktuellsehr gefragt.

Ein geeignetes Mittel um diesen Anfor-derungen gerecht zu werden ist der Sys-tembau. Wird der Begriff „System“ glo-baler betrachtet, so stammt dieser vom

altgriechischenWort „sýstema“ ab,was so viel bedeu-tet wie „aus mehre-ren Teilen zusam-mengesetztes undgegliedertes Gan-zes“. Nach Mei-nung von AlainProbst, Bereichs-leiter Systembau

NRW beim Bauunternehmen Max Bögl,haben alle Systeme eine Gemeinsamkeit:Sie bringen Struktur in komplexe Vor-gänge, sodass diese vereinfacht, schnel-ler und effizienter ablaufen. Als Experterund um das Thema systematisiertesBauen erklärt Herr Probst im Interviewmit dem Wirtschaftsspiegel der IHK NordWestfalen, was die Systematisierung fürChancen mit sich bringt, wie sich eine

solches Systemgebäude vorzustellen istund wie der Bauprozess abläuft.

Herr Probst, welche Potentiale bietet dieSystematisierung von Gebäuden – insbe-sondere von Hallenbauten?

ALAIN PROBST: Systematisierung undVorfertigung sind in anderen Industrie-zweigen seit Jahren etabliert. In der Bau-branche hingegen ist diese Herangehens-weise noch relativ neu. Durch systemati-sierte Gebäude sollen die Vorteile derSystematisierung auf die Bauindustrieadaptieren und so Mehrwerte für Kundengeschaffen werden. Zudem lassen sichPlanungsprozesse durch die Anwendungvon Systembauteilen optimieren – mitKostensicherheit für beide Partner vonAnfang an.

Wie kann sich eine solche Systemhallevorgestellt werden?PROBST: Sie können sich systematisier-te Hallen abstrakt wie einzelne Spiel-zeugbausteine vorstellen, die immer in-einanderpassen. Konstruktionsteile wie

Ästhetik und System widersprechen sich nicht, wie diese Produktionshalle mit Büroanbau

unter Beweis stellt.

Alain Probst

wirtschaftsspiegel 6 · 2019 75

Stützen oder Träger lassen sich variabelmiteinander kombinieren, wodurch eine5000 m² große Halle genauso effizientund wirtschaftlich gebaut werden kannwie eine Halle mit 150 000 m². Durch die-se Flexibilität eignet sich der Systembausowohl für überschaubarere, repräsenta-tive Produktionshallen als auch für riesi-ge Logistikzentren.

Die Systematisierung endet dabei nichtbei dem Produkt mit seinen einzelnenBauteilen der Konstruktion, sondern be-zieht oft auch Aspekte wie Planung, Fer-tigung oder Projektabwicklung mit ein.Beispielsweise haben wir ein Tool na-mens „maxlandkarte“ entwickelt, dassder Realisation von Gebäuden ab der ers-ten Idee einen roten Faden verleiht undso die Transparenz für alle Projektbetei-ligten zu jeder Phase erhöht.

Welche Meilensteine gibt es im Baupro-zess einer neuen Systemhalle?PROBST: Wenn Kunden aus Logistik, In-dustrie oder sonstigen Wirtschaftszwei-gen eine Halle planen und bauen wollen,dann haben sich hierfür sieben Prozess-schritte etabliert:

1. Bedarfsanalyse: Feststellung der indi-viduellen Kundenanforderungen

2. Entwurfsplanung: Ausarbeitung Erst-entwurf mit Bauablaufdarstellung,Kostenschätzung und Objektvisuali-sierung

3. Detailplanung: Verfeinerung des Pla-nungsstandes mit Kosten- und Bau-zeitoptimierung

4. Angebot: Nachvollziehbares Angebotmit detailliertem Terminplan

5. Vertragsunterzeichnung: Ausführungs-planung nach Auftragserteilung

6. Baustart: Spatenstich und Bemuste-rung mit persönlichem Ansprechpart-ner

7. Fertigstellung: Übergabe der Wunsch-immobilie an den Kunden

Noch ein Blick in die Zukunft: Wie schät-zen Sie die Entwicklung der Systematisie-rung in der Baubranche ein?

PROBST: Ich denke, dass die Systemati-sierung und Vorfertigung weiter Einzugin die Branche halten wird. Fertigungs-weisen werden nach und nach weiter op-

timiert und schließlich mündet die Ent-wicklung – in Verbindung mit der Digita-lisierung – im Bauen 4.0.

Eine Systemhalle für Produktion, Gewerbe, Lager und Logistik. Fotos: Firmengruppe Max Bögl

Bauen und Erhalten VerlagsSpezial

76 wirtschaftsspiegel 6 · 2019

VerlagsSpezial Bauen und Erhalten

AttraktiveLichtspieleTageslicht wirkt positiv auf denMenschen ein und man kann damiteine Menge Energie sparen. Deshalbsind große Fensterflächen heute auchim Gewerbebau sehr beliebt.

Eine besondere Möglich-keit, Licht und Luft in die

Räume zu bekommen, ist da-bei das so genannte „Licht-band“. „Sie sorgen für eineperfekte Ausleuchtung derdahinter oder darunter lie-genden Räume und verleihenGebäuden gleichzeitig das be-sondere Etwas“, so UlrichTschorn, Geschäftsführer desVerbandes Fenster + Fassade(VFF).

Fenster in Form von Licht-bändern gibt es für die Fassa-de und für das Dach. In derFassade können Lichtbänderzum Beispiel quer oder senk-

recht eingebaut werden. Eskann ein Lichtband sein oderes können auch mehrere mit-einander kombiniert werden.Ebenfalls individuell ist dieHöhe des Fassaden-Lichtban-des: Es kann auf Bodenhöheverlaufen, auf Höhe derAugen oder auch im Bereichder Zimmerdecke. „Außerdemkann die Breite und die Höheder für das Lichtband ver-wendeten Fenster individuellangepasst werden“, erklärtTschorn. Ähnlich breit gefä-chert sind die Einsatzmög-lichkeiten des Lichtbandes –neben den normalen Dachflä-

chenfenstern – im Dach. At-traktiv ist ein Lichtband ausFenstern als Lichteinlass imFlachdach, entlang des Dach-firstes oder zum Beispiel auchals bodentiefe Variante, diesenkrecht bis zum Dachfirstund gerne auch auf der ande-ren Seite des Daches wiederherunterläuft. Ähnliches giltfür den Dachgiebel – auchhier sorgen Fenster als Licht-band für viel Tageslicht undein modernes Antlitz von Ge-schäftshäusern und öffentli-chen Gebäuden.

Lichtbänder ermöglicheneinen Lichteintrag, der weit

über das herkömmliche Maßhinausgeht. Gleichzeitig wer-de mit dem Tageslicht auchSonnenwärme transportiertund so Heizkosten gespart.Ein weiterer großer Vorteil desLichtbandes, egal ob in derFassade oder im Dach mon-tiert: Nur selten wird es durchumgebende Gebäude, Bäumeoder andere „Sonnenräuber“verschattet. „Lichtbänder imDach können zum Beispielkombiniert mit einer passen-den Automation auch optimalals Rauch- und Wärmeabzuggenutzt werden“, erklärtTschorn. VFF/DS

Eine attraktive Lichtkuppel. Foto: VFF/RAICO Bautechnik GmbH

wirtschaftsspiegel 6 · 2019 77

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LebensWert

80 wirtschaftsspiegel 6 · 2019 www.ihk-nordwestfalen.de

Darstellende Künsteerobern die StadtTheater, Tanz, Film und Performance – die FLURSTÜCKEbieten ein viertägiges Kunst-Potpourri unter freiem Himmel.

Mit dem viertägigen FestivalFLURSTÜCKE 019 wirdMünster vom 20. bis 23. Ju-ni erneut zum Zentrum

internationaler Perfor-mancekunst, open air undbei freiem Eintritt. Wieschon 2011 und 2015 wird

die Stadt zur Bühne, auf dersich die Kunst den Raum er-obert und das gewohnteBild auf Zeit verändert. Je-der kann, soll und darf da-bei sein. Bei dem Programmsind alle Sparten der dar-stellenden Künste einbezo-gen: Theater, Tanz, Film undPerformance. Besucher derStadt dürfen sich an demWochenende überraschenlassen. Veranstalter des Fes-tivals sind das Theater Tita-nick, das Theater im Pum-penhaus, die FilmwerkstattMünster und die KunsthalleMünster.www.flurstuecke.com ____________

ERLEBEN

Tanz | Ein Doppeltanz-abend aus der Schule derrussischen ChoreografinOlga Ponas zeigt das Pum-penhaus Münster. Das Tän-zerpaar Tatiana und Arty-om Sushchenko beleuchtetseine Gemeinsamkeitenund Differenzen, die gera-de das Bereichernde sind.Das Stück verarbeitet denDostojewski-Satz: „Ich binund ich liebe.“ Tänzer Den-nis Chernishov dagegenumkreist im Solo „Dandeli-ons“ die eigene Vergangen-heit – als Fallschirmjägerbeim russischen Militär.14. und 15. Juni, 20 Uhrwww.pumpenhaus.de ________

Schnee | Auch wenn es indiesem Sommer wiederheiß werden sollte, im al-pincenter Bottrop könnensich Besucher eine Abküh-lung holen. Mit den „CoolSummer Tickets“ gibt es al-les inklusive für einenrundum sorglosen Tag imSchnee mit Ski, Verpfle-gung und Getränken.Tickets nur online, solangeverfügbar.www.alpincenter.com ________

Angezapft | MünstersWissen frisch gezapft!Junge Forscher erzählen ineiner zweiten Auflage desEvents an den Abendenvom 1. bis 3. Juli Neuesaus der Wissenschaft inden Kneipen der Münstera-ner Altstadt. Es geht bei-spielsweise um die Ent-wicklung von Kindern,künstliche Intelligenz, Bat-terieforschung oder Ver-trauen in Debatten überwissenschaftliche Themen.Freier Eintritt.go.wwu.de/wissengezapft

Adam Riese Show | Sei-ner Heimat Ruhrgebiet istAutor und Kabarettist FrankGoosen immer treu geblie-ben, denn „woanders istauch scheiße“. Doch nachMünster kommt er gern.Zum Beispiel am 30. Junizur Adam Riese Show. Dortwerden außerdem erwartet:Das Heavy-Metal-UrgesteinMichael Voss sowie dieBuchautorin, Rechtsmedizi-nerin und Saxofonistin Ju-dith O’Higgins. Jule Balan-dat von den Zucchini Sistazunterstützt die Showband„Markus Paßlick und seineOriginal Pumpernickel“.www.soundlakecity.de __________

Ruhrpottund Rock

Im Juni ist in Münster internationale Performancekunst zu sehen.

Foto:OliverRoeckle

Shakespeares Macbethim KlostergartenTheatererlebnis | DieStimmen der Hexen orakelnes flüsternd durch die laueSommerluft: Der schottischeHeld Macbeth soll Königwerden. Nur der alte Königund sein bester Freund Ban-quo sind ihm noch im Weg.Was soll er tun ... abwartenoder dem Schicksal auf dieSprünge helfen? Macbethentwickelt sich vom Kriegs-helden zum gewissenlosenTyrannen. Das deutsch-nie-derländische EnsembleKing’s Men erweckt Shakes-peares Sprache zum Leben –auf Deutsch, Niederländisch,Englisch. Vier Schauspielerspielen alle Rollen: energie-

geladen, mit viel Humorund virtuosen Rollenwech-seln in einer wunderbarenUmgebung. Das Theater-erlebnis findet in den Gär-ten von Kloster Bentlage inRheine statt. Aufführungenvom 20. bis 23. Juni undvom 27. bis 30. Juni. Ti-ckets: www.eventim.de _________

Gerangel um die Krone

Foto:artflowtheater

wirtschaftsspiegel 6 · 2019 81www.ihk-nordwestfalen.de

TBiologe und Praktiker: Norbert Jorek taucht in seinem großartig angelegten Teichgelände auch gerne selbst unter. Foto: NaturaGart

Serie | Spezialisten

Ein leuchtend blauer Eisvogel schwirrtan der Uferkante, Kormorane trock-

nen ihr Gefieder – die Szenerie beobach-ten einige Gäste aus einer Seekanzel.Diese Wasserwildnis scheint natürlichgewachsen zu ein, doch die dicht über-wucherten Bachläufe und Tümpel sindangelegt. Es ist eines der neuen Projekteim NaturaGart in Ibbenbüren-Dörenthe.Der Biologe Norbert Jorek hat hier einerund 200 000 Quadratmeter große Was-serlandschaft realisiert, ein Mekka fürTeich- und Gartenfreunde. Den Aus-schlag dafür gab ein Buch von Jorek, daser seit 1979 über 200 000 Mal verkaufte:„Beispielhafte Gartenteiche“. „Ich hatteein Redaktionsbüro für biologische The-men und habe mich schon immer für Ge-wässerbiologie interessiert“, erzählt derUnternehmer. „Für den Vertrieb dieserBauanleitung habe ich einen Versand-handel gegründet, über den ich vor allemeigene Bücher verkaufte.“

Und nicht nur das. Dazu lieferte Jorekzahlreiche Produkte wie Teichfolien und

Pumpen für die Selfmade-Gärtner undentwickelte immer mehr eigene Bestand-teile rund um den Teich- und Gartenbau.„Wir haben zum Beispiel mit BASF eineTeichfolie mit langlebigen, ungiftigenWeichmachern entwickelt oder produ-zieren selbst konstruierte Aluprofile fürStege und Brücken“, erläutert Jorek. Na-turaGart war geboren und wuchs enorm.1991 kaufte der Biologe das Gelände inDörenthe und legte dort nach und nachein großes „Freilandlabor für meine Pro-dukte an, in dem die Kunden erleben, wieihr eigener Wassergarten aussehenkann“, beschreibt er sein Konzept.

Ein Blumen- und Pflanzenmeerdurchzieht den Park entlang der Wasser-läufe und Teiche, alles in der eigenenGärtnerei auch für den Verkauf gezogen,im Wildnisgarten leben zahlreiche Vö-gel. Über Wege und Brücken entdeckendie jährlich rund 120 000 Besucher dieverschiedenen Tümpel- und Bachanla-gen. Auch die Unterwasserwelt lässt sichbequem beobachten: Im „größten Teich-

aquarium Deutschlands“, so Jorek,schwimmen zahlreiche Fische wie zumBeispiel seltene Störe.

50 feste und rund 100 Saisonmitarbei-ter kümmern sich um Kunden und Gäste,auch in einer Gastronomie am Seerosen-teich. „Einen starken Anteil haben derVersand und die IT-Abteilung, die dieKonfigurationen für die Garten- undWassergestaltung entwickelt“, sagt Jo-rek, aber wichtig sei-en auch die regelmä-ßigen Teichbausemi-nare vor Ort. Seit ei-niger Zeit zieht esauch Tauchsportleraufs Gelände, die ineinem großen Unter-wasserpark in ein 300 Meter langes Höh-lensystem abtauchen können. „Wir bie-ten hier Internetverkauf eigener Produk-te, Kundenbetreuung, Erlebniseinkaufund Tourismus“, erklärt Jorek. „Daraufhaben wir in 40 Jahren systematisch hin-gearbeitet.“ BRITTA ZURSTRAßEN

Norbert JorekNaturaGartRiesenbecker Str. 63Ibbenbüren

82 wirtschaftsspiegel 6 · 2019

Karikatur: Dirk Meissner

Das Salz in der Buchstabensuppe

www.ihk-nordwestfalen.de

VORSCHAU AUSGABE 7–8/2019

Titel | Berufliche Bildung

Ausbildung oder Studium, Arbeit oder Wei-terbildung – oder geht doch beides nebenei-nander, gleichzeitig und so, dass das einevom anderen profitiert? Der Wirtschafts-spiegel beschäftigt sich mit den Westfäli-schen Bildungsgesprächen 2019 und lässtBildungs- und Weiterbildungsexperten zuWort kommen.

Redaktionsschluss:12. Juni 2019Anzeigenschluss:7. Juni 2019Erscheinungstermin:6. Juli 2019Verlags-Speziale:Versicherungenund FinanzenVerpackungund Lagerung

Ein Redakteur hat’s ganz schön schwör:Kürzen bis der Artikel auf die Seitepasst. Hauptsache sie ist schön gestaltet.

Sonst liest den Text ja eh niemand mehr. Textist Gestaltungsmittel, Blindtext kaum nochheilbar. Egal. In der Kürze liegt die Würze,immer öfter aber auch der Hase im Pfeffer,wenn der Text nur die halbe Wahrheit um-fasst. Gut möglich in Zeiten von Twitter, woVkl ausgelassen werden, um die zulässigeZeichenzahl nicht zu überschreiten. Der Lese-geschwindigkeit schdt so etwas ngblch nicht.Wenn dann inmitten kurzer #Botschaften und

leicht verdaulicher #Informationshäppchenein ganzes Buch nur zu einem einzigen Be-griff erscheint, ist das mehr als ein Zeichender Hoffnung für die Kultur des Lesens: Ja, esist ein Wunder und eben kein Zufall, dass dasBuch zu einer theologischen Schriftenreihegehört: „Die vorliegende Arbeit unternimmteine Analyse des Begriffs ‚ReproduktiveAutonomie‘ und zeigt sein Potenzial auf“,wirbt der Verlag, um Leser zu gewinnen, sichganz auf diesen einen Begriff einzulassen:Auf 248 Seiten – garantiert mit allen Vokalen!

GUIDO KRÜDEWAGEN

Foto: Rodriguez/Fotolia

SchlussPunkt

IMPRESSUM

Amtliches Mitteilungsblatt derIndustrie- und HandelskammerNord Westfalen, 92. Jahrgang1. Juli 2019Druckauflage:48.681 Exemplare 1. Quartal 2019IVW geprüft

Herausgeber und Eigentümer:IHK Nord Westfalen, Postfach 4024,48022 Münster, SentmaringerWeg 61, 48151 Münster,Telefon 0251 707-0,[email protected],[email protected],www.ihk-nordwestfalen.de– zertifiziert durchGermanischer Lloyd CertificationGmbH nach DIN EN ISO 9001:2008 –

Namentlich gekennzeichnete Beiträgegeben nicht unbedingt die Meinungder IHK Nord Westfalen wieder.

Redaktion:Guido Krüdewagen (verantwortlich),Ingrid Haarbeck, Miriam Milbradt,Berthold Stein, Britta ZurstraßenTelefon 0251 707-319,E-Mail: [email protected]: Atelier Oliver Hart-mann; Korrektorat: KorrekturvertriebZweibrücken

Redaktion Verlagsspeziale:Unternehmensgruppe AschendorffTelefon 0251 690-907500Telefax 0251 690-807590E-Mail: [email protected]

Verlag, Druck und Anzeigenservice:Aschendorff Medien GmbH & Co. KG,48135 MünsterAnzeigen: Marc Arne Schümann(verantwortl.)Anzeigenservice/Disposition:Telefon 0251 690-908422Telefax 0251 690-806190Anzeigenverkauf und -beratung:Telefon 0251 690-908421und 690-908422E-Mail: [email protected] ist die Preisliste Nr. 47vom 1. 1. 2019 gültig.

Der Bezug der IHK-Zeitschrift erfolgtim Rahmen der grundsätzlichen Bei-tragspflicht als Mitglied der IHK. Alskostenpflichtiges Abonnement ist erfür jeden erhältlich: Bestellungen zumJahrespreis von 19,80 Euro für zehnAusgaben beim Verlag Aschendorff,Telefon 0251 690-913005, E-Mail:[email protected].

Aus Gründen der besseren Lesbarkeitwird auf die gleichzeitige Verwendungmännlicher und weiblicher Sprachfor-men verzichtet. Sämtliche Personen-bezeichnungen gelten gleichwohl fürbeiderlei Geschlecht.

Nord Westfalen